Rainy afternoon!!! ( Tayuya x Kimimaro )
„Klasse!“
Tayuyas Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
Sie stand unter dem Vordach des Schulhauses und durfte die Imitation der Niagara-Fälle bewundern, welche sich im Moment auf die Erde ergossen.
Kurz: Es schüttete wie aus Eimern!
Grummelnd stellte die Rothaarige ihren Ranzen auf den Boden, öffnete diesen und begann, nach ihrem Regenschirm zu kramen.
Es war bisher echt ein absoluter Scheißtag gewesen und Besserung schien in weite Ferne zu rücken.
Erst hatte ihr Fahrrad einen Platten gehabt, weshalb sie zu Fuß hatte gehen müssen. Daraufhin war sie 20 Minuten zu spät zur ersten Stunde gekommen und hatte Nachsitzen aufgebrummt bekommen, dicht gefolgt von einer gesalzenen Strafarbeit wegen vergessener Hausaufgaben.
In der dritten Stunde war sie dann mit ihrem frauenfeindlichen Mathelehrer aneinander geraten und hatte dafür die vierte Stunde vor der Tür verbringen dürfen.
Schließlich war sie noch wegen einer Prügelei in der Mittagspause, die sie nicht angefangen hatte, als Verantwortliche zum Direktor geschickt worden.
Und jetzt fand sie diesen sch*** Regenschirm nicht.
Dann jedoch fiel ihr siedendheiß ein, dass sie den am Morgen neben dem Telefon hatte liegen lassen.
„Fuck!“
Nervlich am Ende ließ Tayuya sich auf die Stufe vor dem Haupteingang der Schule, welche noch unter dem Vordach war, fallen und verschränkte ihre Arme trotzig auf ihrem Ranzen, nachdem sie diesen auf ihren Schoß gestellt hatte. Der Regen wollte und wollte einfach nicht schwächer werden.
Fast begann die Oberstufenschülerin daran zu glauben, dass sich heute einfach alles gegen sie verschworen hatte.
„Scheiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiße!!!“
Mit diesem gedehnten Wort verließ nun innerhalb von 5 Minuten bereits der zweite Fluch ihren Mund und da der Regen scheinbar nur noch stärker wurde, bemerkte Tayuya die Person nicht, die im Moment aus dem Schulgebäude trat und mit gehobener Augenbraue die Rothaarige oder eher gesagt, ihren Rücken musterte.
„Du nimmst Dinge in den Mund, die würde ich noch nicht einmal in die Hand nehmen.“
Tayuya schreckte aus ihrer Frustration hoch.
Sie kannte nur einen, der immer so gelangweilt klang und so einen trockenen Humor hatte.
„K-kimimaro?“, fragte sie daraufhin, während sie sich halb zu dem Grauhaarigen umdrehte.
Ja, er war es tatsächlich, Kimimaro Shikabane, der emotionslose Teil ihres Physikkurses mit einem Sarkasmus, der schwärzer war als die tiefste Nacht.
Wieso war der denn noch hier?
„Was ist los, Furûto? Regenschirm vergessen?“, holte Kimimaro Tayuya wieder aus ihren Gedanken, doch sie konterte daraufhin ironisch:
„Ne, aber ich wollte warten, bis der Wasserspiegel noch etwas höher ist, da ich vorhatte nach hause zu schwimmen.“
„Na dann.“
Tayuya traute ihren Ohren nicht.
Da ging doch dieser arrogante Halbtote, wie sie ihn insgeheim bei ihrer ersten Begegnung getauft hatte, tatsächlich einfach gleichgültig mit den Schultern zuckend an ihr vorbei, spannte seinen Regenschirm auf und wollte sie echt einfach so hocken lassen.
„Natürlich hab ich meinen Regenschirm vergessen, du IDIOT!!!“
Tayuya starrte grummelnd finster auf Kimimaros Rücken, bis sie merkte, dass dieser sich nicht weiter entfernte.
Der war ja stehen geblieben.
Wie die Rothaarige kurz darauf feststellte.
Danach herrschte Schweigen.
Tayuya fragte sich, ob Kimimaro jetzt vielleicht mit den Füßen irgendwie festklebte und Kimimaro fragte sich, ob er tatsächlich mal sozial sein sollte.
Schließlich drehte der Grauhaarige sich um und die Rothaarige rechnete fast schon damit, dass sie ihm jetzt helfen sollte, das Kaugummi von den Schuhsohlen abzubekommen, damit er weiter gehen konnte.
„Na dann komm!“
„Hä?“
Kimimaro seufzte, aber was hatte er auch erwartet, Tayuya hatte ja schon bei den Kirchhoffschen Gesetzen Probleme gehabt.
( Hey, ich auch! >.> )
„Du sollst mit unter den Schirm kommen, ich bring dich nach hause!“
„Echt?“
„Ne, unecht.“
„Thanks, Kimi-kun.“
Kimimaro seufzte erneut.
Hatte er sich das gut überlegt?
Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er ja mit Sicherheit nicht ‚Ja’ gesagt, oder?!
Doch ein Rückzieher war jetzt auch nicht mehr möglich, also Augen zu und durch.
„Das ist echt sehr sozial von dir, Kimimaro, hätte ich dir gar nicht zugetraut.“, meinte Tayuya dann, als die beiden gerade das Schultor passierten und grinste den genervt nach vorne blickenden Grauhaarigen fröhlich an.
Der Angesprochene schnaubte daraufhin jedoch nur leise.
Das Trommeln des Regens war monoton wie immer.
Klang wie jedes Mal so sehr gelangweilt, als wäre es eine enorme Mühe für die Tropfen auf die Erde zu fallen. Diesen Weg vom Himmel zum blauen Planeten auf sich zu nehmen.
Dieses Mal jedoch bemerkte Kimimaro es nicht.
Nahm es nicht wahr so wie die vielen anderen Male, die er durch den Regen hatte nachhause gehen müssen, denn diesmal war er nicht allein.
Diesmal war Tayuya bei ihm.
Sie lief fröhlich quasselnd neben ihm her und erzählte ihm Wichtiges und Unwichtiges über Gott und die Welt, stellte ihm Fragen, deren Antworten sie erst gar nicht abwartete . . . Brachte einfach mit einer beneidenswerten Leichtigkeit etwas Lebendiges in diesen grauen Nachmittag.
„Sag mal, Kimimaro, warum bist du eigentlich immer so still und emotionslos?“
Sie hielten an einer Straße und warteten darauf, dass die Ampel auf grün umsprang und ihnen somit erlaubte, den Asphaltstreifen zu überqueren.
„Wie meinst du das? ‚Still’ und ‚Emotionslos’?“
„Naja, du distanzierst dich immer so sehr, dabei habe ich das Gefühl, dass du eigentlich ganz nett sein kannst.“
Die Ampel sprang um auf grün.
Kimimaro rührte sich nicht, drehte nur seinen Kopf langsam zu Tayuya, die ihn frech angrinste und auf seinen verwunderten Gesichtsausdruck hin nur bestätigend nickte.
„Du hast mich schon verstanden, bestimmt bist du in Wirklichkeit ein echt netter Kerl, mein Lieber . . . und jetzt komm, sonst wird die Ampel wieder rot und wir stehen noch morgen hier.“
Mit diesen Worten zog sie den Grauhaarigen mit sanften Druck über die Straße.
Kurz darauf bogen sie in die Straße ein, in welcher die Rothaarige sich eine Dreizimmerwohnung gemietet hatte, von der jedoch ihre Eltern die Miete zahlten.
Den Weg bis zur Haustür hatten sie geschwiegen und jeder hatten seinen Gedanken nachgehangen, bis schließlich Tayuya diese Stille brach.
„Also dann, Kimi-kun, bis morgen, oder? Da haben wir ja wieder Physik.“
„Ja.“
„Okay . . . ach, und noch mal ‚Danke’ fürs heimbringen.“
„Keine Ursache.“
„Ich wusste doch, dass du eigentlich ganz nett bist.“
Mit eine letzten Grinsen schloss Tayuya dann die Tür hinter sich, welche sie während dem kurzen Wortwechsel aufgeschlossen hatte.
Noch eine Weile stand Kimimaro vor der geschlossenen Haustür.
// Ich wusste doch, dass du eigentlich ganz nett bist. //
Der Grauhaarige schüttelte den Kopf, doch schlich sich dabei ein kleines Lächeln auf seine Lippen, dann drehte er sich um und machte sich auf den eigenen Heimweg.
„So . . . und jetzt erst mal duschen.“, murmelte Tayuya auf dem Weg in ihr kleines, aber für sie ausreichend großes Bad.
Dann jedoch hielt sie inne, als sie am Telefon vorbeikam, neben welchem der vorher noch so verzweifelt gesuchte Regenschirm lag. Seufzend nahm sie ihn in die Hand, dann schlich sich jedoch ein Grinsen auf ihr Gesicht und sie verstaute den Regenschirm in einer Schublade des hüfthohen Schränkchens, auf dem ihr Telekommunikationsgerät stand, bevor sie dann im Bad verschwand.
Morgen würde es bestimmt wieder regnen.
