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Feuerproben und Fesselspiele

Zutara
von

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Saunastimmung

Kapitel 4: Saunastimmung

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Was bisher geschah: Um Geld zu verdienen, heuert Katara in einem ‘Restaurant’ als Tagelöhnerin an. Prinz Zuko sieht sich zur gleichen Zeit dazu gezwungen, seinen verhassten Geburtstag zu zelebrieren. Der Schreck sitzt tief, als er feststellt, dass Onkel Iroh dafür ausgerechnet ein Bordell auswählt - ist aber nichts im Vergleich zu dem Schock, den die zwei Erzfeinde erfahren, als sie sich plötzlich als Gast und Kellnerin gegenüberstehen… .
 

Anmerkung der Autorin:
 

Dieses Kapitel ist meiner schärfsten und zugleich hilfreichsten Kritikerin gewidmet: ‘Beelze’. Kein Kilometer war ihr zu lang gewesen, um mich ausreichend zu koffeinieren, mich mit guten Tipps und dem sprichwörtlichen Tritt in den Hintern zu versorgen :-)
 

* Ich weise noch mal darauf hin, dass die Geschichte nach der 16. Folge spielt und Kataras Fähigkeiten im Nahkampf nur auf zwei Bilder einer Schriftrolle basieren und einer Handvoll Begegnungen mit dem Feind.
 

***
 

Auf das Unerwartete konnte man sich nicht vorbereiten - das galt ganz besonders für böse Überraschungen. Und an Zukos siebzehnten Geburtstag schien es mehr unangenehme Zwischenfälle zu geben als an jedem anderen Tag zuvor.
 

Er hatte es geahnt.
 

Er hatte es erahnt in dem Moment, als Iroh in aller Herrgottfrühe in Morgenmantel und Kuscheltierpuschen an sein Bett herangestürmt kam, bewaffnet mit Tee und Törtchen und an seiner Bettdecke gezupft hatte; da hatte Zuko gewusst, dass er den Kopf lieber in die Kissen vergraben und versuchen sollte, erst am nächsten Morgen wieder aufzuwachen.
 

Nun, einen halben Tag später, hatte Zuko die absolute Gewissheit darüber erlangt, dass Unglücksraben weite Kreise über seinen Kopf zogen. Eine Handvoll Stunden hatte den schwarzen Pechbiestern genügt, um aus dem einst ‘nur’ ehrlosen Prinzen obendrein noch einen schiffslosen Kapitän und eine gejagte Jungfrau zu machen.
 

Zuko schniefte. Von seinem Onkel in ein Nest der ruchlosen Liebe geschleppt.

Im Begriff, zu der traumatischsten Feuerprobe seines Lebens gezwungen zu werden. Plus heißer Tee auf seinem Schoß. Verdammt. Wer auch immer für die Welt verantwortlich war, hatte sich ganz offensichtlich den Tag frei genommen und lag nun lachend auf dem Bauch und sah zu, wie der Rest der Welt sich gegen den jungen Prinzen verschworen hatte.
 

Lediglich ein winziger Hoffnungsschimmer glitzerte am Ende dieses verfluchten Unheiltunnels, und Zukos bernsteinfarbene Augen formten sich zu dünnen Schlitzen, als er beobachtete, wie dieser Hoffnungsschimmer in Gestalt einer Wasserbändigerin hinter der Flügeltür verschwand.
 

„Du hast nicht zufälligerweise noch eine Zwillingsschwester hier rumzulaufen, Alana?“, fragte er seine Gesellschafterin auf Nummer sicher gehend.
 

Er wollte sich schließlich nicht schon wieder wie ein Depp ins Bockshorn jagen lassen.
 

Das letzte Mal, als er geglaubt hatte, Katara zu erspähen, endete er auf einem rosa Kissen neben einem Mädel, das ihn ganz dringend unbedingt flachlegen wollte.
 

Zuko bekam einen Hustenanfall.
 

Welch Schande.
 

War anscheinend nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe dieser Sündenpfuhl der Schlechtigkeiten auf ihn abfärbte. Allein für diese unsittliche Bemerkung hätte seine Mutter ihn wohl eine Woche mit einem Eimer Wasser auf dem Haupt in der Ecke stehen und Buße tun lassen.
 

Dass er moralisch verkam, war ganz allein Irohs Schuld.
 

Zuko würde ihn liebend gerne statt seiner in der Ecke stehen sehen, darum bettelnd, endlich aufs Klo gehen zu dürfen, zumindest aber den Eimer Wasser abstellen zu dürfen.
 

Man stelle sich das bildlich vor: Der große Drache des Westens, mit einem Blechpott auf der Glatze, wässrigen Augen und beide Beine zusammengekniffen.
 

Es heiterte Zukos Tag irgendwie auf. Jedoch nicht so sehr, wie Alanas Antwort.
 

Als das verdutzte Mädchen seine Frage verneinte, explodierte der kleine Hoffnungsschimmer zu einer blendenden Lichtkugel und ließ den Prinzen schlagartig auf die Füße springen - und das viel zu schnell und unkoordiniert für jemanden, der zusammen mit seinem Onkel zuvor den halben Vorrat eine Sakedestille vernichtet hatte.
 

Der Erdboden verschob sich. Zukos Knie wackelten und er griff mit der Hand haltsuchend nach dem Stützpfahl des Pavillons. ’Oh verdammt!’, grummelte er innerlich. Ausgerechnet das hatte ihm noch zu seinem GLÜCK gefehlt!
 

*Pechvogel*, die vierte Szene, Klappe und Action!
 

Zuko war - gelinde ausgedrückt - leicht beschwipst und sein Gleichgewichtssinn brauchte Sekunden, um den Unterschied zwischen Sitzen und Stehen zu verarbeiten.
 

Zuko stöhnte. Wenn das nicht der heißeste Anwärter auf den Titel ‘Witz des Jahres’ war. Da verschwendete er den halben Tag damit, in einem Puff Trübsal zu blasen und ‘Fang den Avatar’-Pläne zu schmieden, und ausgerechnet *hier* tauchte das Wasserweib auf - die wohl beste Gelegenheit seit Wochen - und es scheiterte daran, weil er sich erinnern musste, wie man einen Fuß vor dem anderen setzt, ohne dabei umzufallen.
 

Nach ungefähr fünftausend Jahren bewegte er sich dann doch endlich vorwärts. Eine religiöse Erfahrung, gleich einem alten Manne, der plötzlich seine Krücken wegschmeißt und anfängt zu hüpfen wie ein junges Reh.
 

Jaah, Zuko konnte gehen.
 

Es erforderte nur mehr Anstrengung als üblich.
 

Mit zusammengekniffenen Augen und die Stirn in größter Konzentration zerfurcht, durchquerte der junge Prinz den Garten und hechtete seiner Beute hinterher.
 

Warmes Blut rauschte dabei in Zukos Adern. Feinste kleine rosa Tröpfchen rasten durch seine Blutbahnen, und mit jedem Schritt, jedem Atemzug, jedem Augenzwinkern durchfloss die wundersame Flüssigkeit seinen Körper, drang in winzige Nervenzellen und ließ seine Fingerspitzen kribbeln.
 

Eine Bombe, die in seinem Körper zu ticken begann.
 

Zu dem Zeitpunkt, als Zuko in dem halbdunklen Korridor trat und die Tür hinter sich geschlossen hatte, bemerkte er die schleichende Veränderung.

Unruhe packte ihn. Und der Urinstinkt, sich auf die Brust trommeln zu wollen; aber das stand ja wohl außer Frage. Ihm war, als hätte er eine ganze Wagenladung Brausepulver verdrückt und nun fand in seinem Körper eine Blubberparty statt; und ein schwacher Windhauch, der durch den Korridor streifte, strich über seinen Nacken und ließ an der Stelle hundert Brausebläschen zerspringen.
 

Zuko schauderte.
 

Er konnte nicht wirklich den Finger drauflegen, *was* ihm plötzlich so seltsam vorkam, doch das kühle raue Holz unter seiner Haut und der intensive Geruch von Bambus und Olivenöl ließ ihn merkwürdig überrascht innehalten und die Tür anstarren, als hatte er noch nie in seinem ganzen Leben zuvor eine Tür gesehen.
 

Und nicht nur die Tür verwirrte ihn.
 

Der dunkle Holzboden schnupperte nach Ginseng und Rosenholz. Auf den Panelen lag der süße Mief von unzähligen Frauen, die mit ihren parfümierten Kleidern darüber gewandelt waren. Ölige Lotionen, feiner Puderstaub und menschliche Ausdünstungen hingen plötzlich wie ein neongrelles Reklameschild in der Luft, das Zuko einmal mehr daran erinnerte, wozu die Menschen hierher kamen und was sie hinter den verschlossenen Türen taten.
 

Zuko würgte.
 

Diese Gerüche waren abstoßend und ließen ihm den Magen umkrempeln.
 

Penetrante Ergüsse von Schweiß und anderen Körpersäften und der widerliche Gestank von ungewaschenen Körperregionen krabbelten in seine Nase.
 

Es war, als hätte jemand einen Schalter in Zukos Gehirn umgelegt, und seine Sinne nahmen die Gerüche intensiver und aufmerksamer wahr, als er es je getan hatte.
 

Einfach zum Kotzen.
 

Er versuchte, sich auf die angenehm kühle, raue Oberfläche des Türholzes zu konzentrieren. Das kehlige Lachen von Frauen drang von draußen an sein Ohr.

Irgendwo im Haus quietschte in verdächtig rhythmischen Abständen Holz.

Alkohol floss in großen Mengen und verflog an der Luft.
 

Der Geruch von Essen mischte sich mit dem von Schweiß, obendrein gepaart mit einer salzigen, leicht fischigen Note.
 

Zuko stieß säuerlich auf und presste angewidert die Hand vor Mund und Nase.
 

Es gab wohl keine bessere Lehrmethode, um einem jungen Mann davon zu überzeugen, die Finger von Alkohol und Frauen zu lassen.
 

Zuko fühlte sich im Moment extrem angeekelt.
 

Es war furchtbar.
 

Selbst wenn er nie wieder über die zwischenmenschliche Liebe nachdachte, würde das immer noch zu früh sein. Wer brauchte schon einen Nachfolger für den Thron? Sollte sich doch Azula um die Fortsetzung ihrer Blutlinie kümmern. Sie war ja schon immer die Frau fürs Grobe gewesen.
 

*Er* würde so eine Frau auf Garantie nicht anfassen. Nicht einmal mit der Keifzange.
 

Zuko zwang seinen Ideenstrom in geordnete Bahnen. Ekeln konnte er sich noch später, jetzt galt es, die Wassergöre zu finden.
 

Der Gedanke an Katara holte hin wieder auf den Boden der Tatsachen. Oder auch nicht. Denn im Moment fragte er sich, wie weit er seinem betrunkenen Körper über den Weg trauen konnte. Unter all den unappetitlichen Gerüchen konnte er einen einzelnen - andersartigen -lokalisieren. Sein Herzschlag legte den nächsten Gang ein.
 

Er duftete nach einer frischen Meeresbrise.
 

Nach jungen lebendigen Bäumen, die von einem klaren Gebirgsfluss genährt waren.

Nach etwas Natürlichem.

Erfrischendem.
 

Zuko zog die Augenbrauen scharf zusammen.
 

Wasser.
 

Es war der Geruch von reinem, sauberem Wasser. Und er haftete an seiner Hand.
 

Er konnte sie riechen. Er konnte die Wasserbändigerin riechen.
 

Ein gerissenes Lächeln verzog seine Lippen.
 

Er wankte den Korridor entlang. Vielleicht wurde sein Geburtstag ja doch nicht zu einem kompletten Reinfall.
 

***
 

„Kein Krieg in meinem Haus!“
 

Ma-Li griff nach einer wertvollen Vase und zerdepperte sie an der nächsten Wand.

Sie war wütend. Sie war frustriert. Und sie war hilflos in Anbetracht der Umstände, die sich in ihrem Haus entwickelten.
 

„Es gibt kein Krieg in meinem Haus… „“, protestierte sie schwach und ließ sich in den Sessel hinter ihrem Schreibtisch fallen.
 

Natürlich hatte sie das Schauspiel beobachtet. Die kleine Göre, die unbeholfen zum Pavillon getapst war und die heiße Teetasse statt auf dem Tisch auf Zukos Schoss serviert hatte.
 

Zuko. *Prinz* Zuko. Ma-Li war eine enge Vertraute der königlichen Familie und sie kannte sehr wohl die Geschichte des verbannten Prinzen.
 

Nicht, dass sie deswegen Mitleid mit ihm hatte. Es gehörte zu den Grundpfeilern der royalen Erziehung, den Thronanwärter, sofern er denn Mist gebaut hatte, in die Welt hinauszuschicken, um den Avatar zu suchen. Ozai hatte nach ihm suchen müssen, genauso wie Iroh und Lu-Ten.

Früher oder später, nachdem sie sich die Hörner in fernen Ländern abgestoßen hatten, wurden die jungen Männer zum Palast zurückgerufen. Es war eine altbewährte pädagogische Maßnahme.
 

Nur war dummerweise Zuko etwas passiert, was den Königen in spe zuvor noch nie passiert war: er fand den Avatar. Und der Palast konnte ihn nicht mehr begnadigen wegen der Aussichtslosigkeit seines Unternehmens, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Der Avatar war ganz plötzlich wieder auf der Bildfläche aufgetaucht, und Zuko würde nichts anderes übrig bleiben, als ihn vor seinem Daddy auf einem silbernen Tablett zu präsentieren.
 

Ein dummer Streich des Schicksals.
 

Ihre Schwester Li-Ma glaubte darin, ein gutes Zeichen zu sehen. Der jüngste Avatar-Jäger aller Zeiten und der jüngste Avatar aller Zeiten. Das musste doch einfach ein gutes Omen sein.
 

Ma-Li sah das pessimistischer. Sie sah zwei Teenager, die noch weitere sechzig Jahre brauchen würden, um Weisheit und Vernunft anzunehmen. Der endgültige Frieden war in ihren Augen ganz weit weggerückt, und die Tatsache, dass der Krieg in diesen Sekunden Einzug in ihr Haus hielt, bestärkte sie darin.
 

Katara vom südlichen Wasserstamm. Es hatte ein Weilchen gedauert, aber Ma-Li hatte den Steckbrief in ihrem Büro gefunden. Er lag vor ihr auf dem Schreibtisch und sie starrte mit blutleeren Lippen darauf. Das Mädchen war nicht ohne. Sie wurde wegen etlicher Vergehen gegen die Feuernation gesucht. Auf einer Gefängnisinsel hatte sie 200 Erdbändiger zu einer Revolte angestimmt. Und sie war die Gefährtin vom Avatar.
 

Na wunderbar, des Avatars beste Freundin und sein Erzfeind! Unter ihrem Dach! Zusammen!
 

Ma-Li sank in ihrem Stuhl hinein. Unter dem dicken Make-up verblasste sie zu einer leblosen Puppe.
 

Sollte heute tatsächlich der Tag gekommen sein, an dem ihre geniale Strategie den Bach herunterging?
 

Konnte sie denn rein gar nichts unternehmen?
 

Natürlich konnte sie. Sie hatte es schon einmal getan. Vor zwanzig Jahren, als Ozai und Bumi gleichzeitig Gast in ihrem Haus gewesen waren.

Doch das waren lendengesteuerte Männer gewesen. Nun hatte sie es mit zwei Teenagern zu tun, die noch Ideale in ihrem Leben hatten. Und ein gewisses Maß an Ehrgefühl.
 

Ehrgefühl.
 

Ma-Li setzte sich plötzlich auf.
 

Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
 

***
 

Die Luft knisterte vor geladener Spannung und die Besenkammer schien auf die Größe eines kleinen Weinfasses geschrumpft zu sein.
 

Kataras Herz raste, als galt es, hundert Windmühlen in einem Orkan einzuholen. Ihre Haut kribbelte, und einen Moment lang befürchtete Katara, sie wolle abhauen und sich ins nächste Loch verkrümeln.
 

Sie konnte es ihrer Haut nicht verübeln. Es wäre glatt gelogen, zu behaupten, sie stehe furchtlos dem Feind gegenüber, zucke mit keiner Wimper, und würde cool darauf warten, dass er den ersten Schritt machte, um ihm dann oberlässig zu zeigen, wo der Spatz die Waden hatte.
 

Das klappte nur bei Aang. Sie hingegen hatte butterweiche Knie. Sie schaffte es nicht einmal, das Zittern ihrer Faust zu verbergen, die sie ihm mutig entgegenreckte.
 

Zuko war stark. Unglaublich stark. An dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln. Aang bekam immer tiefe Grübelfalten, wenn sie über ihren hartnäckigen Verfolger am Lagerfeuer sprachen. Ihre Konfrontationen mit ihm waren ausnahmslos haarscharfe Angelegenheiten gewesen und sie konnten diesem besessenen Feuerbändiger bisher nur entkommen, weil sie zusammengehalten hatten.
 

Weil sie zu dritt waren.
 

Ein Team.
 

Jetzt war sie allein.
 

Und er war sich dieser Überlegenheit mit jeder Faser seines Körpers bewusst.
 

Zuko stieß sich vom Türrahmen ab - und Katara war entsetzt, dass er kurz wankte und das Gleichgewicht verlor, er aber äußerlich ungerührt von der Tatsache schien, dass er angetrunken in einen Kampf stolperte. Konnte es sein?
 

Fühlte er sich ihr so überlegen, dass sie nicht in einmal in seinem Zustand eine Gefahr für ihn darstellte?
 

Zumindest glaubte er das. Um Zukos Mund kräuselte sich ein gefährliches Lächeln. „In letzter Zeit den Avatar gesehen?“
 

Kataras Lunge krampfte zusammen. Und tief unter der dicken emotionalen Schicht aus Schreck, Angst und Hilflosigkeit begann etwas anderes in ihr zu brodeln: Wut.
 

Wut über ihr zerstörtes Dorf. Wut über den sinnlosen Verlust ihrer Mutter. Wut über diesen widerlichen Krieg, der nur Hass und Tod säte. Und vor ihr stand einer der Verantwortlichen, mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht und dazu bereit, ihr das wenige zu nehmen, das ihr noch geblieben war: Aang.
 

Ihre Fingernägel krallten sich ins Fleisch, als sie ihre Faust heftiger zusammenballte und das Zittern verschwand. „Geh woanders hin und fall tot um!“
 

Zuko blieb unbeeindruckt. Es war ja nicht so, dass der Sohn des Feuerlords so was nicht jeden Tag zu hören bekam. Zumal es furchtbar lächerlich aussah, wie das Mädchen dort auf ihrer Tonne stand und ihm die Faust wie ein Gossenboxer entgegenstreckte.
 

Zukos böses Lächeln wurde breiter. Erstaunlicherweise machte sie das noch wütender und sie stellte sich herausfordernd in einer stabilen Kampfposition auf.
 

Zuko hob eine Augenbraue - und steckte die Hände demonstrativ in die Hosentaschen. „Lass den Unsinn.“, befahl er im berühmten Zuko-Kommandoton. „Ich kämpfe nicht mit einem kleinen Kind.“
 

Auch er hatte seine moralischen Grenzen - ganz egal, was der Familienkodex in diesem Punkt sagte. Es war einfach unehrenhaft.
 

Sie entführen und erpressen. Okay.
 

Sich mit ihnen prügeln, nicht okay.
 

Katara sprang von ihrer Tonne und landete weich wie eine Katze auf dem Boden. „Schön für dich. Nur interessiert es mich nicht die Bohne, was du willst oder was du nicht willst.“, warf sie zornig zurück. Präzise wie eine Ballerina schwang sie ihre Arme und Zuko musste kein Hellseher sein, um zu wissen was sie vorhatte.
 

Trotzdem blieb er ruhig wie ein Hai im Karpfenteich „Gut. Reden wir darüber, was *du* willst.“
 

Katara lachte boshaft. „Nur deinen Kopf auf einem Teller. Das wäre alles.“
 

„Ich mag meinen Kopf - auf den Schultern. So was nennt man wohl einen Interessenkonflikt.“, stellte Zuko fest. Seine Augen blitzten. „Du willst also nicht, dass dein Dorf Amnestie erhält und zukünftig vor weiteren Angriffen der Feuernation geschützt ist?“
 

Etwas explodierte in Kataras Bauch. Ein vages Bild von GranGran huschte über ihr geistiges Auge. „Du lügst doch, wenn du nur den Mund aufmachst!“
 

Zuko zuckte mit den Schultern. Eine Bewegung, die das Zimmer kurzweilig in Schieflage rückte. „Die Möglichkeit besteht natürlich. Es könnte aber auch sein, dass ich als zweithöchster Vertreter meines Landes die Wahrheit sage.“ Er sah ihre wütenden arktisblauen Augen flackern wie ein nächtliches Feuerwerk, und er wusste, dass eine leise Chance bestand, dass sein Plan funktionierte. „Meine schützende Hand könnte deinem Dorf eine Menge Ärger ersparen. Du und dein Bruder könnten für den Rest eures Lebens glücklich und in Frieden leben. Ist es nicht das, was du willst, Katara? Frieden?“
 

Katara benötigte ein paar Minuten, um zu begreifen, dass das ihr Name war, und es daher eine durchaus angemessene Sache, sie so zu nennen – so unpassend es auch von seinen Lippen klang. Sie schnaufte verächtlich. „Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Glaubst du ich weiß nicht, dass dein ach so tolles Angebot einen Haken hat?“
 

Zukos Stirn kräuselte sich. „Selbstverständlich hat es einen Haken. Ich bin ja nicht die Wohlfahrt.“
 

Katara lachte auf - laut und wütend. „Lass mich raten: grenzenlose Unterwürfigkeit und Gehorsam bis in den Tod?“
 

Zuko antwortete nicht sofort. „Ich dachte eigentlich daran, dass du mich zu dem Avatar führst.“ Sein kalter Blick ruhte auf ihrem zornigen Gesicht. „Aber wenn ich mir das genau überlege, dein Vorschlag ist auch nicht von der Hand zu weisen.“
 

„Warte noch fünf Minuten, dann unterbreite ich dir einen anderen Vorschlag.“, schnappte sie zurück. „Nämlich dann, wenn meine Freunde eingetroffen sind. Sie müssten gleich hier sein.“, erklärte sie ihm hochmütig.
 

Ein Bluff hatte schließlich noch niemals geschadet.
 

Zuko lächelte anzüglich. „Du meinst, der Avatar ist auf dem Weg hierher?“ Er sah sich müßig in der Besenkammer um. Whoa. Eine Bewegung, die nicht weiter zu empfehlen war. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Der Wächter über Moral und Ethik lässt zu, dass seine Freundin in einem Bordell arbeitet?“ Ein raues Lachen entfuhr seiner Kehle. „Das kannst du deinen Puppen und Plüschtieren erzählen, für mich musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.“
 

Katara biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, der Schuss ging nach hinten los.
 

„Was kommt als nächstes?“, höhnte er. „Sind Mummy und Daddy auf dem Weg, um dem bösen Feuerbändiger eins auszuwischen?“
 

Das war es. Die unsichtbare Grenze, der er überschritten hatte, indem er ihre Eltern ins Spiel brachte. Der Wind schlug um und Katara griff wutgetrieben an. Kataras rechte Hand schnellte vor und Zuko bereitete sich vor. Ihre Wasserpeitschen waren nicht zu unterschätzen. In Erwartung einer scharfen Wasserfontaine mit einschlagender Wirkung erkannte er erst in letzter Sekunde ihre wahre Absicht.
 

‚Verdammt!‘
 

Die Wasserpeitsche war nur eine Ablenkung und stattdessen kam der heiße Teekrug von unten auf ihn zugeflogen. Zum Ausweichen war es zu spät und er verfluchte den Alkohol, weil er sich von dem ältesten Trick der Welt hinters Licht führen ließ.
 

‚Gerissenes Biest!‘
 

Der heiße Tee prallte auf eine glühende Feuerwand und verdampfte zischend. Kleinste Teetröpfchen flogen in der Besenkammer irr umher, landeten auf Regalen, auf dem Fußboden, und weil sie in unmittelbarer Nähe standen, hauptsächlich auf Katara und Zuko.
 

Und plötzlich wurde es ziemlich warm in diesem kleinen Raum.
 

Katara wischte sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah die Personifizierung des Bösen mit zornessprühenden Augen an. „Wag es ja nicht… wag es ja nicht, den ehrenvollen Namen meiner Eltern mit deiner skrupellosen Zunge zu besudeln! Du hast kein Recht dazu, überhaupt an so etwas Edles wie sie zu denken!“, schrie sie.
 

Zuko sah sie von oben herab an. Es war doch immer gut zu wissen, wo der Gegner seinen Schwachpunkt hatte. Dieses Mädchen musste noch viel lernen - und so wie es aussah, wollte sie ihre nächste Lektion unbedingt von ihm erteilt bekommen. Er leckte einen Tropfen Tee von seinen Lippen. „War das etwa alles, was du zu bieten hast?“, fragte er mit schneidender Stimme und einen abschätzigen Blick auf den zerbrochenen Teekrug.
 

Ja, schluckte sie hart. „Nein, ich wärme mich grad auf.“, erwiderte sie trotzig.
 

Zuko ließ spöttisch eine kleine Feuerflamme in seiner Hand tänzeln. „Gib mir eine Minute, ich bin sicher, dass ich dir dabei behilflich sein kann.“
 

Katara stieß schockiert etwas Luft aus. Verdammt! Sie war noch lange nicht bereit, sich so einem Kampf zu stellen. Alles, was sie wusste, stammte von einer alten zerkratzen Schriftrolle!
 

Und dann wiederum, hatte sie überhaupt eine andere Wahl?
 

Seine Augen durchbohrten sie. „Es ist ganz einfach“, erklärte er ihr ungehalten. „Sag mir, was ich wissen will, und dieser Alptraum hier ist schneller vorbei als du zwinkern könntest.“
 

„Alptraum?“, blanker Hass glänzte in ihren arktisblauen Augen, als sie seine Worte wiederholte. „Der größte Alptraum ist es, in eine Welt zu leben, in der es keine Hoffnung gibt.“ Sie hob ihre Arme in Deckungsstellung. „Und ich werde nicht zulassen, dass du mir diese eine Hoffnung nimmst.“
 

Er wandte ihr die Schulter zu, um ihr eine möglichst kleine Angriffsoberfläche entgegenzusetzen. „Überlege dir genau, was du tust.“
 

Katara ließ eine Wasserfontaine in ihrer Hand ungeduldig tanzen.
 

Mit mildem Spott schüttelte Zuko den Kopf. „Du strapazierst meine Geduld, Mädchen! Lass dir mein Angebot durch den Kopf gehen, bevor du etwas machst, das du noch bereuen wirst.“
 

Die Wut in Kataras Augen loderte mit dämonischer Kraft. „Du glaubst wirklich, ich bin eine dumme Gans vom Land, nicht wahr? Die Masche hat schon beim ersten Mal nicht funktioniert, warum sollte sie es ausgerechnet jetzt tun?“
 

Betont gelangweilt sah er zu dem Mädchen herab. „Weil du jetzt allein bist.“
 

Seine Überlegenheit spornte ihr eigenes Selbstbewusstsein an - das, und die Tatsache, dass sie es langsam satt hatte, von jedem - aber auch von jedem- wie ein kleines Mädchen behandelt zu werden. Kataras Gesichtszüge wurden entschlossener und gaben der Wasserbändigerin ein fast schon wildkatzenähnliches Aussehen. „Du aber auch.“, sagte sie und dann griff sie wieder an.
 

Zugegeben, Zuko war überrascht, als nicht die Peitsche sondern ein halber Ozean betonschwer auf ihn niederstürzte.
 

Woher in Gottes Namen hatte sie auf einmal so viel Wasser?
 

Und warum stand er schon wieder wie ein begossener Pudel mit dem Rücken zur Wand?
 

Langsam kochte auch die Wut in ihm hoch und er befreite sich von diesem drückenden atemluftraubenden Nass mit einem gewaltigen Feuerkegel, der das Wasser zischend und auf einem Schlag verdampfen ließ - und das Bodenholz dort schwarz zurückließ, wo seine heiße Wut es versengte.
 

Die Temperatur in diesem Raum stieg rapide an und die Luftfeuchtigkeit tendierte zu 100Prozent. Kondenswasser begann von der Decke zu tropfen, von den Regalen und sammelte sich zu kleinen Pfützen auf dem Boden.
 

Katara wischte sich Schweißperlen von der Stirn und atmete flach. Ihre ohnehin viel zu enge Dienstbotenkleidung klebte nun klamm und einschnürend an ihrem Körper. Wassertropfen standen auf ihren Unterarmen, rannen ihr den Rücken herunter und zogen feuchten Bahnen zwischen ihren Brüsten. Es hatte etwas Tröstendes. Im Kampf mit einem Feuerbändiger konnte man nie genug Wasser auf der Haut haben, denn ‚Was auch immer jetzt passieren mag, es wird unangenehm.‘
 

Der Wasserdampf legte sich und gab den Blick frei auf einen Feuerbändiger, der sie kalt taxierte.
 

Zeit, ihr zu zeigen, was ein *richtiger* Bändiger auf dem Kasten hatte.
 

Vorsichtshalber trat sie einen Schritt zurück.
 

Mit einer scharfen Bewegung riss Zuko seine Hand hoch - und erstarrte plötzlich mit schafsähnlichem Gesichtsausdruck.
 

Katara bändigte soviel Wasser wie möglich vom Boden, und zog einen eisharten Schutzwall um sich herum hoch.
 

Mit zusammengekniffenen Augen wartete sie seinen feurigen Angriff ab.
 

Was nicht geschah.
 

Es blieb verdächtig ruhig auf seiner Seite.
 

Sie duckte sich hinter ihrem Eiswall und führte ein intensives Zwiegespräch mit sich selbst. ‘Neugier oder Falle? Neugier oder Falle? Neugier?‘
 

Katara warf einen mutigen Blick über ihren Eiswall - und legte fragend ihre Stirn in Falten.
 

Der Feuerbändiger stand da - und hielt sich mit eisernem Griff an einem Regal fest. So fest, dass die Fingerknöchel weiß hervorstachen. Er schien furchtbar fasziniert von seinen Stiefeln zu sein. Außerdem schien er kurz davor, einen epileptischen Anfall zu erleiden.
 

Tatsächlich konnte Zuko seinen Körper kaum noch unter Kontrolle halten. Ihm war, als würden seine Muskeln ein erschreckendes Eigenleben entwickeln und seinem Verstand nicht mehr gehorchen wollen. Seine Knie sackten kaum spürbar unter ihm zusammen und ein extrem merkwürdiges Prickeln packte ihn am ganzen Körper.
 

Er würde doch wohl am Ende nicht…
 

… krank werden?
 

Zuko haderte mit sich selbst.
 

Der Pechvogel hatte sich den beschissensten Moment ausgesucht, um wieder zuzuschlagen.
 

Einmal, nur einmal in seinem verdammten Leben wollte Zuko, dass alles nach Plan lief, und eben nicht unplanmäßig den Back runterlief.
 

Besaß die olle Pute denn überhaupt kein Schamgefühl mit so schmutzigen Waffen gegen ihn zu kämpfen? Was sollte er tun? Es gab kein Entrinnen. Er stand beschämt da. Er hatte das Gefühl, als wäre er von oben bis unten mit verschiedenen Schichten Schweiß bedeckt, und er stellte sich vor, dass der Boden unter seinen Füßen lichterloh fackelte, so heiß war ihm plötzlich.
 

‚Reiß dich zusammen, Soldat!‘, brüllte er sich selbst an. ‚Sie ist doch nur ein verdammter Bauer auf einem großen Schachbrett!‘
 

‚Ja, aber ein verdammt nackter Bauer.‘, höhnte er.
 

In einem irrsinnigen Anflug von Selbstüberschätzung und Wahnsinn ließ Katara ihren Eiswall zu Boden gleiten und baute sich rechthaberisch vor ihm auf. Sie erinnerte sich an Ma-Lis Bemerkung, der Prinz habe schon eine ganze Menge Alkohol getrunken und sie begann, ihre Chancen wesentlich realistischer einzuschätzen.
 

„Es ist wohl doch nicht so einfach, die kleine Wasserbändigerin in ihre Schranken zu weisen, hm?“, zickte sie übermütig.
 

Zukos Faust bebte. Er schien mit sich zu kämpfen und hielt seinen Blick weiter gesenkt wie ein reuiger Welpe. Es war komplizierter, als die blöde Ziege dachte. Ein lästiges Ding namens ‘Erziehung‘, eingebläut von seiner ehrenwerten Mutter, knallte wie ein Rohrstock auf seine zuckenden Fingern.
 

Kataras Selbstbewusstsein erlitt einen traumatischen Höhenflug, angetrieben von Endorphinen, die nicht nur von der plötzlichen Action in ihrem Leben herrührten.
 

Ihr inneres Ich war vollauf damit beschäftigt, mit einem Besen seltsame Gedanken aus ihrem Denkapparat zu kehren, die versuchten ihr einzureden, sie könne den männlichen Geruch ihres Kontrahenten bis hierher wahrnehmen. Tz, so ein ausgemachter Unfug!
 

„Wie willst du jemals den Avatar fangen, wenn du es nicht einmal schaffst, an mir vorbeizukommen?!“, fauchte sie.
 

Ha, die Achilles Ferse! Sie traf den wunden Punkt seines Lebens.
 

Zukos Kopf ruckte nun doch auf und er sah ihr mit teuflischem Blick in die Augen - und nur in die Augen. Sein Blick war gewillt, zwei Etagen tiefer zu rutschen, doch der Wille war stärker. Noch. „Du willst dich also wirklich mit mir anlegen, kleine Anfängerin?“
 

Sie sah seine Faust beben. Sie hob eine Augebraue. Was war los mit ihm? Hatte er plötzlich die Hosen voll? Machte ihm die Feuchtigkeit zu schaffen? Kataras Mundwinkel glitt nach oben. Was auch immer es war, sie würde es zu ihrem Vorteil ausnutzen. „Wir könnten es zumindest auf einen Versuch drauf ankommen lassen, kleines Prinzchen.“
 

Katara versuchte erstaunt, ihren eigenen Mund anzuschauen. War das wirklich sie, die da so große Töne spuckte? Oder das Baldrian?
 

Zuko verzog das Gesicht zu einer grimmigen Grimasse. „Verdammt! Fang endlich an, nachzudenken, du dumme Göre! Was meinst du wie das hier ausgeht!? Ich bin viel stärker als du!“ Er schien am Rande seiner Selbstkontrolle. „Ich habe dreizehn Jahre unter Aufsicht der talentiertesten Feuerbändiger trainiert. Du hast noch nicht einmal einen Lehrer aus der Nähe gesehen!“
 

Warum in aller Welt bemühte er sich, sie von der Sinnlosigkeit ihrer Herausforderung zu überzeugen? Einfach reinhauen und aus die Maus.
 

Weiß der Geier, welcher Dämon gerade von Katara Besitz ergriffen hatte, doch das Adrenalin rauschte in Kataras Adern und sie fühlte sich ihm ganz plötzlich ebenbürtig. „Mag schon sein. Aber für dich reicht es allemal.“
 

Zukos Mundwinkel zuckte. Er hatte sie gewarnt. „Fein. Bringen wir‘s hinter uns.“
 

Und der Feuerbändiger tat etwas, das Katara in höchstes Erstaunen versetzte.
 

Er begann, an dem Kragenverschluss seines Hemdes zu fummeln.
 

Kataras Augen weiteten sich auf ein ungewöhnliches Maß. „W-was…?“
 

Er zog sein Hemd aus und warf es ihr im hohen Bogen zu.
 

Reflexartig fing sie das feuchte Stück Stoff auf. Mit offenem Mund starrte sie ihren Todfeind an, der mit nacktem Oberkörper um ein Vielfaches bedrohlicher aussah als angezogen. Es war offensichtlich, dass er viel Zeit mit Trainieren verbrachte.
 

Kataras Augen wurden grimmig. ‚Und wenn schon!‘, sagte sie sich selbst. Sie trainierte schließlich mit dem Avatar. Sollte er doch ruhig mit seinen Muskeln angeben.
 

Wahre Kraft kam schließlich von innen.
 

Ihr Gegenüber blieb gelassen. Nur der Blick in seinen Augen hatte sich verändert. Seine Arroganz ließ ihn spöttisch lächelnd nieder blicken. „Ich hab dir das nicht zum Spaß überlassen.“, sagte er und wies mit gebieterischem Kinn auf das Hemd in ihren Händen.
 

Katara schürzte die Lippen und krallte ihre Finger in das nasse Männerhemd.
 

Sie hatte verdammt viel Lust aus dem Stoff eine Voodoo-Puppe zu schneidern und es mit Nadeln zu Tode zu quälen. „Drück dich gefälligst genauer aus.“, biss sie zurück.
 

Zuko ließ seine Nackenmuskulatur knacken. „Versteh mich nicht falsch, ich bin dafür, dass im Nahkampf alles erlaubt sein sollte, aber sollten wir nicht zumindest versuchen, den Anschein von Fairness zu wahren?“
 

Katara stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. „Was zum Teufel ist dein Problem, man!?“ Ihre Stimme schraubte sich dabei in ungeahnte Höhen.
 

Zukos Augenbrauen zogen sich scharf zusammen. „Mein Problem ist, dass weiße Seide sich nicht mit Wasser verträgt.“, sagte er, aber nicht, ohne sich im gleichen Moment dabei wie ein kompletter Idiot zu fühlen.
 

Aha.
 

Hatte sich das wirklich so dämlich angehört, wie es sich anfühlte?
 

Kataras Kinnlade klappte herunter. Offensichtlich hatte es das. „Was du nicht sagst.“, keuchte sie ungläubig. „Und mein Problem ist, dass mein Rucksack farblich nicht zu meinen Schuhen passt. Und? Mache ich deshalb einen solchen Aufstand?“
 

Eine Ader begann energisch in Zukos Schläfe zu pochen. Diese Wasserbändigerin kostete ihm große Willenskraft - besonders um nicht dort hinzustarren, was der Grund darstellte, der seinen gut gezielten Feuerball in der Hand wie nichts verpuffen ließ.
 

Statt zu antworten, starrte er eindringlich in ihre arktisblauen Augen und versuchte, das Unaussprechliche telepatisch zu übermitteln.
 

Sie blinzelte unwissend.
 

Er ließ die Augen rollen und ließ dann seinen Blick bedeutungsvoll über ihren Körper wandern.
 

Katara runzelte die Stirn. Sie folgte seinem Blick - und stierte mit weit aufgerissenen Augen auf den real gewordenen Alptraum einer jeden jungen Frau auf diesem gottverdammten Planeten.
 

Die weiße feuchte Seide auf ihrer Haut gab ihrem Todfeind einen 1a-Logenblick auf etwas frei, das kein Mann bisher sehen durfte.
 

Entsetzt sprang sie auf und hielt sein Hemd in Todesgriff vor ihrem Busen. Ihr Gesicht lief knallrot an. Das war mehr als nur peinlich.
 

Eine leichte Schamesröte legte sich auch auf das Gesicht des Feuerbändigers und er hüstelte etwas verlegen - und starrte angestrengt auf die Spinnweben unter dem Deckenbalken. Es war ein ungeheurer Kraftakt gewesen, nicht auf die ihm dargebotene Pracht zu glotzen.
 

Und es kostete noch mal so viel Energie, die sich daraufhin entwickelnde Phantasie aus seinem Oberstübchen zu scheuchen. Es war der verdammte Sake, grummelte er, der aufgeputschte Sake, der seine Gedanken in ein Gelände abdriften ließ, das er vorher nicht einmal mit einem schützenden Schild aus Metall und Stacheldraht betreten hätte.
 

Wie zum Teufel sollte man(n) sich da auf einen Kampf konzentrieren?
 

Die Erde drehte sich weiter, während zwei Teenager ziemlich unschlüssig in der Besenkammer dastanden, jeder in seiner eigenen Peinlichkeit berührt und weit davon entfernt, den Krieg der Nationen auszufechten.
 

Vielleicht nicht den Krieg der Nationen, aber zumindest den Krieg der Geschlechter.
 

„Du Spanner!“, kreischte Katara hysterisch.
 

Zuko verschluckte sich an seiner eigenen Spucke. „Ich hab nicht hingesehen!“
 

‚Das ist unter mir als ein Mitglied der königlichen Familie!‘, sagte er sich selbst voller Würde. ‘Wir mögen erobern, plündern, kämpfen und töten, aber wir sind keine Spanner!
 

‚Wir spannen insbesondere nicht bei halbnackten Wasserbändigerinnen!‘, fügte er eine Spur entsetzter hinzu.
 

Allein, dass sie überhaupt auf die Idee kam, ausgerechnet *ihm* so ein Verhalten anzudichten, war schon Grund genug, sie unter die Erde zu bringen.
 

Bei der nervtötenden Stimmlage würde ihm der Avatar wahrscheinlich sogar noch zu seiner Tat beglückwünschen und einen Dankesbrief schreiben.
 

Katara mimte das Gesicht einer abgebrühten Lehrerin, die ihrem Schüler nicht abkaufte, der Hund habe die Hausaufgaben gefressen.
 

Der rosa Schimmer auf Zukos Wangen vertiefte sich in glühende Nuancen.
 

Na ja, vielleicht hatte er ein kleines bisschen hingesehen, und der gute Zuko-Engel auf seiner Schulter hielt die Daumen -und Zeigefinger einen Spaltbreit offen; während der böse Zuko-Teufel ganz ungeniert das Gedächtnis auf die Kinoleinwand projektierte und die Standbildtaste drückte.
 

Zuko hatte das Prickeln verflucht, das seinen Körper vorhin so unkontrollierbar erbeben ließ, jetzt wünschte er sich das Prickeln wieder zurück, denn jetzt fühlte er sich kaum noch in der Lage, sich zu bewegen, ohne dabei …
 

… ja was eigentlich?
 

Dem Kitzeln der tausend Insekten, die unter seiner Haut entlang krochen, den Gar auszumachen, in dem er sich wie ein Trottel auf dem Boden wälzte?
 

Warum nur? Warum nur mussten solche Sachen immer nur ihm passieren?
 

‚Warum nur?‘, heulte Katara innerlich. ‘Warum ausgerechnet vor *ihm*?!
 

Beide Teenager studierten blamiert bis auf die Knochen und mit größtmöglichem empörtem Schnauben die jeweils andere Ecke der Besenkammer hingebungsvoll.
 

(Master Jeong Jeong hebt warnend den Finger: Drehe niemals dem Feind den Rücken zu!)
 

Ein Wettbewerb der Schamesröte bahnte sich an, und es war unklar, welche Nation dabei vorne lag. Bis Zuko einfiel, *wo* er war und dass er sich vielleicht doch nicht schuldig im Sinne der Anklage fühlen musste. Er verschränkte die Arme vor der nackten Brust und fand zu alter Form zurück. „Es ist ja nicht gerade so, dass du dich vor mir versteckt hättest. Und außerdem, in Anbetracht der Umstände hier…“
 

Katara beäugte ihn argwöhnisch, als er aus seiner Hosentasche etwas hervorfischte.
 

„… bin ich bereit, für die Unkosten deiner Freizügigkeit aufzukommen.“ Hämisch grinsend warf er ihr etwas Blitzendes zu.
 

Aus einem Reflex heraus fing Katara das kleine funkelnde etwas mit einer Hand auf - und schalt sich dafür, dass sie endlich aufhören musste, Dinge aufzufangen, die ihr der Todfeind zuwarf.
 

Ihre Augen weiteten sich in schierer Ungläubigkeit.
 

Eine goldene Münze lag auf ihrer feuchten Handfläche.
 

„Das ist k e i n Ausdruck meines Wohlgefallens an deiner kleinen Showeinlage…“, fuhr er boshaft fort, obwohl er zugeben musste, dass diese Show bei weitem mehr Unterhaltungspotential hatte als die der drahtigen Wie-war-ihr-Name-gleich-noch-mal?‘, „… nur ein kleines Zugeständnis meinerseits.“, beendete er seinen Satz hochtrabend, um die Gefährtin des Avatars vor Schamgefühl in den Boden sinken zu sehen.
 

Sollte sie gefälligst auch. Ihr fassungsloses Gesicht war eine kleine Entschädigung für das, was er heute durchmachen musste. Im Grunde genommen war alles ihre Schuld!
 

Katara klappte den Mund mehrmals auf und zu, ehe die Tragweite seiner ganzen Worte ihr Gehirn erreichte. Glaubte er etwa, sie… würde Geld nehmen für … ? Das sie… tun würde… für…?
 

Geologen haben Seismographen, die ihnen verraten, wann ein Vulkan innerlich brodelt und droht zu explodieren. Zukos Hobbygeologe ‚Iroh‘ hätte längst Alarm geschlagen, als seismische Beben Katara erschütterten, rot glühende Wut in ihren Augen aufstieg und das Wasser auf dem Boden vor ihr anfing zu blubbern.
 

Aber Iroh war nicht da, und Zuko hob nur ahnungslos eine Augenbraue.
 

Und dann brach der Vulkan aus. Ohrenbetäubend und mit einer Wucht, die die kleine Besenkammer in ihren Grundfesten erschütterte.
 

Katara explodierte. „Du bist fällig! Du bist so was von ÜBERFÄLLIG!! Das war das letzte Mal, das du aus deiner Kehle ein Wort herausbekommen hast! Ich werde dir den Hals umdrehen! Ich werde dich kaltstellen! Ich werde dich so was von tief frosten und Gefrierbrand wird das letzte sein, mit das sich dein verkümmertes Hirn beschäftigen darf! WIE KANNST DU ES WAGEN!!! WIE KANNST DU ES WAGEN, SO EINEN GEDANKEN ÜBERHAUPT AUSZUSPRECHEN???“
 

Jedes ihrer letzten Worte schickte sie eine Salve messerspitzer Eiszapfen nach, die wie kleine Torpedos die Luft durchschnitten und nur ein Ziel hatten: Zukos Kopf.
 

„Whoa!“
 

Zuko, der ‚Lieber Tod als Rückzug‘-Soldat, wich nach hinten aus, kam heftig ins Straucheln und parierte die Torpedos notgedrungen mit einem gigantischen Flammenwerfer, den er aus einer geschickten Drehung heraus über seine Schulter abfeuerte. Hundert kleine Eiszapfen verdampften zischend in der Hitze. Einer nicht. Und verletzte Zukos Unterarm mit einem tiefen Kratzer.
 

Blut spritzte. Der Prinz der Feuernation verzog schmerzverzerrt das Gesicht.
 

Katara feuerte weiter wie ein irres tollwütiges Maschinengewehr.
 

Zuko, in Defensivmanöver verstrickt, fragte sich, wann in Gottes Namen sie es geschafft hatte, sein Hemd wie ein Handtuch um ihren Körper zu wickeln. Aber so eine Frage konnte wahrscheinlich eh nur eine Frau beantworten.
 

Ein zweiter Eiszapfen flog haarscharf an seiner Nasenspitze vorbei, und er hatte es auf einmal endgültig satt, sich von einer kleinen dummen Göre vorführen zu lassen. Scheiß drauf, dass sie ein Mädchen war, scheiß drauf, dass sie unerfahren war. Wenn sich ein Eisblock durch sein Herz rammt, würde ihm seine Ehre auch nicht Blut spenden.
 

Und dann griff er an.
 

Er griff an mit der Erfahrung eines Soldaten. Eines Soldaten, der schon einen Sterne-Admiral in die Knie gezwungen hatte.
 

Fein, er war vielleicht nicht ganz Herr seiner Sinne, und eine Krankheit ausbrüten tat er wahrscheinlich auch, aber vor ihm stand die riesige Chance, den Avatar zu fangen, und er würde verdammt sein, wenn er sich die Chance durch die Lappen gehen ließe.
 

Katara schrie auf, als gierige Flammenzungen ihr Wasser verpuffen ließen und an ihrer Haut leckten. Sie schrie auf, als eine Feuerwand drohte sie zu verschlingen und sie schmerzhaft gegen ein Regal presste. Sie schrie auf, als sie sich nur noch ducken konnte, um einer Hitzebrunst auszuweichen.
 

Er ließ nicht nach. Er trieb sie in die Enge. Trieb sie dazu, jeden noch so kleinen Wassertropfen für ihre Verteidigung zu opfern. Das Adrenalin pumpte in seinem Körper und gewann die Oberhand über die vielen sinnesvernebelnden Stoffe.
 

Wie ein verwundetes Tier scheuchte er sie von einer Ecke des Raumes zur nächsten und wieder zurück. Rußgeschwärzte Wände und brennende Holzregale hinterließen eine Schneise der Zerstörung. Katara rang um Luft. Beißender Rauch verbiss sich in ihren Lungen, und die unerträgliche Hitze ließ sie mit jeder Aktion kurzatmiger und erschöpfter werden. Der scharfe Geruch von verschütteten Reinigungsmittel vermischte sich mit feiner Asche und mit einem kräfteraubenden Satz zur Seite um einem Flammensturm auszuweichen, kam sie ins Stolpern, knickte um und fiel mit einem aufbäumenden Schrei gegen die Wand und fiel zu Boden.
 

Heiße Tränen kämpften gegen ihren Willen und kämpften sich in ihre großen Augen, die die Offenbarung widerspiegelten, dass er sie niedergerungen hatte. Frustrierte Seufzer entfuhren ihrer Kehle und wütend ballte sie die Fäuste und presste sie hart auf den Boden.
 

Die großen mandelförmigen Augen sahen zögernd zu dem Feind auf, der schwer atmend über ihr stand und die Hand geradlinig auf sie gerichtet ausgestreckt hielt.

Er zitterte. Die feinen Schweißperlen, die in den wenigen Strahlen der Nachmittagssonne auf seiner elfenbeinfarbenen Haut unter seinen gespannten Muskeln tanzten, verrieten die Anstrengung, der er aufwenden musste.
 

Und in Anbetracht der plötzlichen Ruhe in diesem kleinen Raum, wo nur noch das schwere Atmen zweier Menschen in einer drückenden Hitze zu hören war, ließ die Adrenalinausschüttung in seinem Körper nach - und ließ die Wirkung von Alkohol und Aphrodisiakum in zweifacher Geschwindigkeit wie ein Gummiband zurückschnellen.
 

Zuko hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich hinsetzen zu müssen - tat es aber nicht.
 

Zuko hatte sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen auf dem Boden festgenagelt. Die Konzentration, die ihn dieses Duell abverlangt hatte, ließ ihn von Kopf bis Fuß in Spannung verharren. Sie war flink wie ein Wiesel gewesen und seine Trefferquote war verschwindend gering. Die Weise, wie sie auf dem Boden hockte, keuchend und am Rande ihrer Kräfte, aber nur mit sehr wenigen Rußflecken bedeckt, zeigte, wie schnell und geschickt sie gewesen war.
 

Er hatte sie nicht getroffen. Er hatte sie lediglich bis zur Erschöpfung gejagt - und das nagte unterschwellig an ihm.
 

Sie gab einen hilflosen Laut von sich.
 

Sein Mundwinkel zuckte.
 

Er spielte mit dem Gedanken, sie gefangen zu nehmen und sie als Druckmittel, zumindest aber als Lockmittel für den Avatar zu benutzen. Spöttisch grinsend gab er seine tödlich drohende Kampfposition auf und sah sich nach etwas in dem Raum um, womit er die Wasserbändigerin fesseln könnte.
 

Als ob sie seinen Gedanken erraten hätte, bäumte Katara sich auf, nutzte die Chance seiner Unachtsamkeit und ließ eine gewaltige Wasserdusche in sein Rückgrat krachen.
 

Er schoss wie ein Raubtier zur Seite und sah mit bösem Blick zu, wie die Fontaine ein Holzregal krachend zerlegte. Das hätten auch seine Wirbel sein können.
 

Zuko fluchte. Das war das letzte Mal, dass er die Wasserbändigerin unterschätzte.
 

Er setzte zum endgültigen Gegenangriff an, als - das Unterwartete geschah.
 

Es war der denkbar ungünstigste Augenblick für Ma-Li, die Tür zur Besenkammer zwischen den beiden Todfeinden aufzustoßen. Zuerst stürzte eine eiskalte Wasserflut auf sie herab, nur um eine Millisekunde später von einem Feuersturm turbo trocken geföhnt zu werden.
 

Beide, Katara und Zuko, blinzelten in größter Überraschung, als die goldene Ma-Li mit neu gestylter Dauerwellenfrisur Marke Afro und einem verlaufenen Make-up und angesengten - noch rauchenden - Wimpern zwischen ihnen stand.
 

Eines musste man ihr lassen, Ma-Li stand äußerst gefasst im Türrahmen, als sie die Worte ausspuckte, die sie hatte sagen wollen, bevor sie tiefgefroren und schockgegrillt wurde: „Kein Bändigen in diesem Haus.“, kroch über ihre Lippen.
 

Zuko sah ein bisschen ungläubig aus. Sie hätte auch ‘Fröhliche Weihnachten‘ sagen können und es hätte ihn kein bisschen mehr umgehauen.
 

Katara klatschte die Hand an die Stirn. Nichtsdestotrotz nutzte sie die willkommene Unterbrechung und baute sich erneut auf, um Kräfte zu sammeln - und stellte mit einer schnellen Bewegung sicher, dass das Hemd noch sicher an seinem Platz saß.
 

Zuko, immer ein wachsames Auge auf die Wasserbändigerin, raffte sich zu einer Frage auf. „Wie war das?“
 

Ma-Li drückte in ernster Sorge um ihr Make-up den Ringfinger in ihren rechten Augenwinkel. „Ich sagte, das Bändigen ist in diesem Haus verboten. Per Gesetz.“
 

„Aha.“, sagte Zuko. Er glaubte ihr genauso wenig wie an dem Weihnachtsmann.
 

Katara, Schutzpatronin aller Schwachen und Leidenden, warf sich schützend vor ihr. „Machen Sie, dass Sie hier wegkommen und bringen Sie die Leute in Sicherheit! Ich versuche ihn aufzuhalten!“
 

Zuko hob eine Augenbraue. Das war ein Witz, oder?
 

Ma-Li war für den Bruchteil einer Sekunde gewillt, der Wasserbändigerin zu gehorchen, denn die Besenkammer war nur ein Aschehäufchen seiner selbst und es sah ganz danach aus, als war ein Inferno über sie hereingebrochen. Doch das war nicht der Grund, weshalb es die Bordellbesitzerin hierher verschlagen hatte.
 

Ihr Blick wanderte weiter und blieb an dem zerbrochen Teekrug am Boden hängen.
 

Dessen Inhalt schien der Saunastimmung zum Opfer gefallen zu sein. Ma-Li stutzte. Es gab ihres Wissens nach drei effektive Möglichkeiten, das Aphrodisiakum aufzunehmen. Oral, am besten im Tee untergemischt, über die Haut, dem Massageöl untergejubelt oder als Saunaaufguss. Ma-Li versuchte sich an die Menge im Tee zu erinnern, rechnete die vielen Tropfen auf den Krug auf, berücksichtigte die Tatsache, dass die Haut schneller Wirkstoffe aufnahm als der Magen, und sie kam zu dem Schluss, dass in der Luft der Besenkammer genügend libidoreizende Pheromone herumschwirrten, um eine ganze Elefantenherde von einer Orgie mit hässlichen Flugechsen zu überzeugen.
 

Ma-Li trat dezent aus dem Türrahmen heraus und wich einen Schritt zurück in den kühleren Korridor. Dann fiel ihr Blick auf den scheuen aber halbnackten Prinzen und ihr Blick wanderte weiter zur der Wasserbändigerin, die zwar vollständig angezogen war, aber die Art und Weise wie sie sich an ihr Hemd klammerte legte die Vermutung nahe, dass sie zumindest befürchtete, gleich nackt dazustehen.
 

Ma-Li verwarf den Gedanken an eine schnelle Evakuierung und schmunzelte in sich hinein.
 

Zumindest taten sich hier ganz neue Möglichkeiten auf.
 

Sie steckte sich ein Zigarillo an und schob ihn zwischen den Lippen. „Danke für deine Aufopferungsbereitschaft, Katara, aber ein Kampf wird nicht mehr nötig sein. In diesem Haus ist es nämlich gesetzlich verboten, zu Bändigen.“, wiederholte sie mit eindringlicherer Stimme. „Und das ist der Beweis.“

Die Bordellbesitzerin ließ überlegen zwei Schriftrollen in jeder Hand auseinander gleiten. Es war eine stumme Aufforderung an die beiden Kontrahenten, heranzutreten.
 

Zuko weigerte sich.
 

Katara warf einen unsicheren Blick auf Zuko, und weigerte sich dann ebenso.
 

Frei nach dem Motto, wenn er nicht geht, gehe ich auch nicht.
 

Ma-Li stöhnte entnervt. „Kinder…. Gut, dann lasst es mich euch erklären. Das ist etwas, mit den ich nicht hausieren gehe aus Rücksicht auf die Königshäuser, doch ich denke, in diesem Fall hier“, und sie deutete auf ein Regal, das munter weiter fackelte, „werde ich eine Ausnahme machen. Prinz Zuko, erkennt Ihr dieses Siegel dort?“
 

Nun wurde er aber doch neugierig und der Prinz der Feuernation warf widerwillig ein Auge auf das kreisrunde Emblem. Ein gewaltiger Ruck ging durch seinen Körper und ein dunkler Schatten legte sich auf das vernarbte Gesicht. Mit der unbewussten Grazie eines gesunden Raubtieres, das Lunte gerochen hat, bewegte er sich rasch auf die Bordellbesitzerin zu.
 

Katara hielt den Atem an.
 

Der mit Abstand lächerlichste, absurdeste und abstoßendste Gedanke ihrer fünfzehnjährigen Lebenszeit kroch durch ihre Gehirnwindungen, verursachte eine Synapsenfehlverknüpfung, ließ sie den Kopf schief legen, langsam mit den Augenliedern flattern und den Mund wie ein kleiner Goldfisch öffnen.
 

Zuko bewegte sich und das schwache Nachmittagslicht beleuchtete ihn aus einem anderen Winkel, so dass Schatten und Betonungen entstanden, und so das Spiel zwischen heller Haut, feinen Schweißtröpfchen und angespannten Muskeln faszinierend in Szene setzte.
 

Er war … schön.
 

Dieser haarsträubende Gedanke trieb die vernünftige Katara zur Weißglut.
 

Sie nahm ihr inneres Selbst und würgte es so lange, bis es keuchend zur Vernunft kam und den Namen Zuko ausspuckte. Das war Zuko, der Feuerbändiger.
 

Und Feuerbändiger waren nicht schön. Ein unausgesprochenes Naturgesetz.
 

Das in diesem Haus scheinbar keine Geltung besaß.
 

Während Zuko die Schriftrolle eingehend studierte, ließ die Bordellbesitzerin ihren Blick ungeniert über den jungen straffen Körper vor ihr wandern - und ihre Augen malten sich aus, was sie mit diesem Körper alles anstellen konnte.
 

‚Igitt!‘, erschauderte Katara. ‘Ich muss mich gleich übergeben!‘
 

Zuko schien von all den anrüchigen Gedanken nichts mitzubekommen, denn seine Augenbrauen zogen sich mit jedem Schriftzeichen, das er las, energischer zusammen. Es war ein Vertrag. Unterzeichnet von seinem Vater und beglaubigt mit dem königlichen Siegel.
 

Zuko runzelte ungläubig die Stirn. “Mein Vater hat Amnestie auf dieses Haus erlassen?“, seine Stimme schaffte den Balanceakt zwischen totaler Überwältigung und kalter Ernüchterung.
 

Ma-Li nickte. „Nicht nur das. Er hat mit seinem Namen dafür gebürgt, dass kein Bürger der Feuernation jemals in diesem Haus Gebrauch von seinen Bändigungsfähigkeiten macht. Jedenfalls … nicht ungesühnt.“
 

Zuko schnaubte. „Und was kommt als nächstes? Wollen Sie mir weismachen, der Avatar hätte persönlich die Betten gesegnet?“
 

Katara verschluckte sich aufs heftigste. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Aang von Zimmer zu Zimmer flitzen und auf jedem Bett mit Räucherstäbchen einen Anti-Baby-Fluch beschwören.
 

Zukos Blick jagte zurück zu der verlegen hustenden Wasserbändigerin. Ihre von der Hitze geröteten Wangen färbten sich dunkler und feine Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, klebten an ihrem Gesicht und ihrem Nacken. Zuko zwang seine Augen zurück auf die alte Bordellbesitzerin, deren Gesicht mit Falten und verlaufener Schminke weniger gefährliches Gelände war und von der Tatsache ablenkte, dass zwischen seinem Hemd und dem Körper der Wasserbändigerin nur ein unbedeutendes durchsichtiges Stück Seide war.
 

„Mein Vater würde nie im Leben so einen Wisch unterzeichnen!“, sagte er unwirsch.
 

Ma-Li zog an ihrem Zigarillo und blies den Rauch langsam und provozierend in sein schönes wütendes Gesicht „Da mögt Ihr durchaus Recht haben, Prinz Zuko. Unter normalen Umständen hatte sich der Feuerlord mit so etwas nicht lange befasst. Wie gesagt, unter normalen Umständen … .“
 

„Wovon zur Hölle sprechen Sie eigentlich?“, zischte Zuko, der völlig im Dunkeln tappte.
 

Zum Glück war da noch Katara im Zimmer. Ihr Gehirn arbeitete ein bisschen schneller. „Ihr habt den Feuerlord im … Schlafzimmer… erpresst?“, stotterte sie und wurde, als sie Zukos entsetzte Blicke auf sich spürte, dunkelrot.
 

Ma-Li kräuselte die Lippen. „Manche Männer würden in … bestimmten Situation … eben einfach alles unterschreiben.“
 

Zuko atmete zischend aus. Langsam aber sicher gewann die Option, das Haus abzufackeln und dem Erdboden gleichzumachen, an Charisma. Sein Vater würde ihm unendlich dankbar sein, diesen dunklen entwürdigenden Fleck in der Familienchronik ausgelöscht zu haben.
 

Nur, warum hatte er es nicht schon längst selbst getan? Es wäre doch viel einfacher, diese Gegend von der Landkarte auszuradieren, statt umständlich Amnestie zu erlassen.
 

Zuko erschrak ein wenig angesichts seiner eigenen kühlen Kalkulationen.
 

Die Bordellbesitzerin blies kleine Rauchkringel in die Luft. „Da Ihr von diesem doch sehr speziellen Vertrag nichts wusstet, Prinz Zuko, sehe ich Eurer kleinen Raserei nach. Doch solltet Ihr es wagen, noch einmal in diesem Haus zu bändigen, werde ich dafür sorgen, dass Eurer Vater auf schnellstem Wege davon erfährt, dass Ihr auf seinem Namen gespuckt habt. Die Rückkehr an dem heimischen Herd dürfte Euch mit dieser Respektlosigkeit und Ehrenverletzung damit wohl für die nächsten Jahrzehnte versperrt bleiben.“
 

Sie zog an dem Zigarillo und brachte das Endstück vor seiner Nase zum Glühen. Eine Sekunde lang sah sie mit schreckgeweiteten Augen zu, wie das Endstück gleißend aufbegehrte.
 

Es war eine gefährliche Aktion, einen so unberechenbaren jungen Mann wie Zuko mit dem Rücken zur Wand zu drängen. Alles konnte passieren. Und Ma-Li drückte ihr Zigarillo an der steinernen Wand neben ihr aus, während ihr Tun von ein paar zornesfunkelnden Augen begleitet wurde.
 

„Nun zu dir, kleine Wasserbändigerin.“ Katara, die einfach nur gebannt dem Schlagabtausch zugesehen und insgeheim Wetten darauf abgeschlossen hatte, wann der Feuerbändiger seine Kontrolle verlieren würde, ruckte auf.
 

„Was? Ich?“, wunderte sie. „Was soll mit mir sein?“
 

Ma-Li schüttelte auffordernd die zweite Schriftrolle. Katara kräuselte die Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass sie es nicht mögen würde, was die Bordellbesitzerin zu sagen gedachte.
 

„Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, du seiest auf dem Weg zum Nordpol, um dort nach einem geeignetem Lehrer zu suchen.“, stellte Ma-Li fest.
 

Katara blinzelte verblüfft. Woher in Gottes Namen …? Und warum in aller Welt musste sie das ausgerechnet vor *ihm* preisgeben???
 

Ihre Gesichtsentgleisung zeigte Ma-Li, dass sie den Nagel ins Schwarze getroffen hatte. „Nun, dann lass dir gesagt sein, dass auch Oberhäuptling Arnook vom Nordpol bei seinem letzten Besuch diesem ähm Standardvertrag sein Siegel untergesetzt hat. Auch er verbürgte sich mit seinem Namen, dass kein Wasserbändiger in diesem Haus Gebrauch von seinen Kräften macht. Ich denke, Häuptling Arnooks Gastfreundschaft wird für dich und dem Avatar erheblich rudimentärer ausfallen, sollte er erfahren, dass Katara vom Schwesterstamm des Südpols seinen Vertrag nicht respektierte.“
 

Zuko schnaufte sich durch drei Oktaven und stierte seine Todfeindin an. „Arnook ist nicht einmal dein Häuptling. Warum solltest du dich an dieses beschämende Gebot halten wollen?“
 

Katara blitzte zurück. „Und dein König hat dich verstoßen! Warum solltest du so etwas tun?“
 

Ma-Li wickelte mit langsamer Präzision die Verträge wieder zusammen. „Warum solltet ihr, nicht wahr? Es ist doch letztendlich nur eine Frage der Ehre.“ Ihr Blick legte sich auf das Mädchen, dass es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Welt zu retten. Und ihr Blick wanderte weiter zu dem Prinzen, der ‘Bordell‘ nicht einmal aussprechen konnte, ohne dabei rote Ohren zu kriegen. Kein Zweifel, beide hatten ein ausgesprochen großes Ehrgefühl.
 

„Kinder, seid so lieb, und räumt das Chaos hier wieder auf.“, sagte Ma-Li, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Auf ihren Lippen legte sich ein wissendes Lächeln.
 

***
 

Sollte Zuko es erneut riskieren, die Ehre seine Vaters zu beschmutzen?
 

Konnte Katara ihre einzige Chance einem Lehrer zu begegnen, aufs Spiel setzen?
 

Zuko brodelte. Er war fiel zu sehr mit seinen wirren Gedanken beschäftigt, um den Fußtritt zu sehen, der auf ihn zuflog.
 

Kataras Fußtritt war bei weitem nicht so heftig wie der eines Mannes, aber er schlug an der richtigen Stelle ein. Er krachte in Zukos Kniescheibe, so dass der Prinz unter schmerzvollem Ächzen zur Seite kippte und sich an einem Regal festhalten musste.
 

„Sieht so aus, als würden dir deine dreizehn Jahre Training hier drin rein gar nichts nützen.“, höhnte sie.
 

Das Schicksal konnte es gar nicht besser mit ihr meinen. Der Prinz war ihr als Feuerbändiger haltlos überlegen, aber unter diesem neuen Gesichtspunkt sahen ihre Chancen bedeutend rosiger aus. Es wurde Zeit, dass sie den Spieß umdrehte und zur Abwechslung ihn jagte. Wer wusste schon, welche Informationen sie am Ende aus ihm herausholen konnte?
 

Zuko richtete sich ächzend auf. Sein schmerzverzerrtes Gesicht auf die angriffslustige Wasserbändigerin gerichtet. Ihm dämmerte, dass sie den Kampf trotz allem fortsetzen wollte, oder vielleicht auch gerade deswegen.
 

Ein Boxkampf mit einem Mädchen, der Herr stehe ihm bei! Er war sich sicher, sollte er jemals in den Himmel kommen, seine Mutter würde ihm eine Gardinenpredigt halten, die nicht kürzer war als hundert Jahre.
 

Zuko blieb nicht einmal genügend Zeit, um sich von dem Tritt zu erholen, da griff die Wasserbändigerin wieder an. Doch dieses Mal war er vorbereitet.
 

Worauf er allerdings nicht vorbereitet war, war die Flut an Reizen, die ihn plötzlich bei diesem unerwünschten Körperkontakt überwältigte.
 

***
 

Puh, ist noch irgendjemand wach da draußen? Hat es überhaupt einer über die Ziellinie geschafft?? Wenn ja, lasst es mich wissen :-)
 

Liebe Grüße, NewJade



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Kommentare zu diesem Kapitel (56)
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Von: abgemeldet
2010-05-02T22:15:52+00:00 03.05.2010 00:15
Zuko ließ seine Nackenmuskulatur knacken. „Versteh mich nicht falsch, ich bin dafür, dass im Nahkampf alles erlaubt sein sollte, aber sollten wir nicht zumindest versuchen, den Anschein von Fairness zu wahren?“

Gnaaaah ich weiß nicht warum, aber dieser Satz lässt Zuko unglaublich sexy wirken *-* Was natürlich nichts im Vergleich zu der Vorstellung von Zuko oben ohne, schweißüberströmt und mit jedem Muskel einzeln angespannt ist... harrr xqx
Maaah der letzte Satz lässt mein Bäuchlein kribbeln :3 *sich schon auf nächstes Kappi freut*
Von:  ChocolatoCakey
2007-08-06T14:58:25+00:00 06.08.2007 16:58
hammermäßiges kappi!! ^^
ich muss auch sofort weiter lesen, sonst bekomme ich eine heftige kriese!!!
deswegen wird das kommi auch etwas kürzer (sorry -.-)
aber soviel sei gesagt: ich liiiiiiiiiiiiiiebe deine FF einfach!!!!
*knuffel*
chika-chan
Von: abgemeldet
2007-07-31T09:15:13+00:00 31.07.2007 11:15
Ich habe eben erst diese Ff soweit fertig gelesen und ich fand sie einfach super witzig. Ein großes Lob von mir. Ich bin inzwischen ein richtiger Avatar-Fan geworden, obwohl man die Zahl der Folgen, die ich bereits gesehen habe, wohl an einer Hand abzählen kann (ich musste mich im Internet schlau machen, jetzt wo Nickolodeon die Sendung abgesetzt hat -_-). Auf jedenfall ist deine Ff wirklich der Hammer. Ein paar Rechtschreibfehler hier und da, aber nichts was wirklich stört. Dein Schreibstil gefällt mir wirklich gut und ich hoffe es geht bald weiter. Bis zum nächsten Kapitel (von dem ich hoffe, dass es kein Adult wird, denn sonst kann ich es nicht lesen ^^).
Von:  Yayoiko-chan
2007-07-29T15:34:51+00:00 29.07.2007 17:34
Das Kappi is echt der wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich muss sagen so etwas witziges habe ich schon lange nicht mehr gelesen!
Schreib bitte schnell weiter,denn stellenweise wär ich fast vom stuhl gekippt vor lachen!!!!!! ^_^
Wie kommst du auf die Idee dass deine Kappis zu lang sind? Wenn du die so
weiterschreibst wie bisher is das voll ok! Du schreibst nämlich klasse,so dass es einem nie langweillig wird!
Ich würde mich freuen wenn du dich bemühst dass deine nächsten Kappis kein
adult werden!
LG kakashi_girl
Von: abgemeldet
2007-07-24T15:19:23+00:00 24.07.2007 17:19
mir ist noch was bei der Chara-Beschreibung aufgefallen: Ich bin mir sicher, dass Zuko den Avatar "dingfest" und nicht "dingest" machen will.
Wahrscheinlich nur ein Tippfehler aber trotzdem ^^

lG
Cappu
Von: abgemeldet
2007-07-23T13:13:28+00:00 23.07.2007 15:13
das kappi ist super gut!! insgesamt finde ich deine FF genial ^^8, mach schnell weiter
cya
mirror_8
Von:  Neanoria
2007-07-15T22:24:37+00:00 16.07.2007 00:24
*total beeindruckt bin*
Ich arme sau hab nix böses ahnend angefangen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören °___°
Und dann hörst du auch noch so fies auf! Schreib bitte bitte bitte gaaaaaanz schnell weiter!
Dein stil is echt super komisch. *unbedingt mehr lesen will*
Beide Daumen hoch! =^^=
Von: abgemeldet
2007-07-14T18:34:55+00:00 14.07.2007 20:34
Weida! >////<
Von: abgemeldet
2007-07-14T17:47:26+00:00 14.07.2007 19:47
applaus, applaus! Ein hammergeiles Kapitel. Ich bin schon total verwöhnt, ich erwarte gar nicht anderes mehr von dir außer dieses hohe Level. Witzig, spannend und überraschend - wie ein Kinder-Überraschungsei.
Ich bin gespannt, auf das nächste Kapitel. xxx

Von: abgemeldet
2007-07-13T19:23:44+00:00 13.07.2007 21:23
Das ist eine der wenigen Geschichten hier auf animexx, die man sich gerne mehr als einmal durchliest.


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