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The Nightmare before Halloween

The Nightmare before Christmas Ⅲ
von

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Was ist los mit Jack Skellington?

Schreie… Nichts als Schreie hallte in seinem Schädel wider. Immer wieder nur Schreie, Kreischen…

Jack öffnete die Augen. Nach anfänglicher Verwirrung fand er sich in seinem Zimmer wieder; sein Kopf lehnte an der zersplitterten Scheibe des Spiegels. Das also war der harte Gegenstand gewesen, mit dem Sally ihn niedergeschlagen hatte! Alles war bloß ein Traum gewesen! Er musste gestern eingeschlafen sein und sich dabei den Kopf am Spiegel gestoßen haben. Seltsam… Schreckliche Alpträume waren für ihn ja etwas Alltägliches, aber dieser hier war nicht schön, sondern äußerst bösartig gewesen.

Jetzt erkannte er in den Schreien auch seine Klingel wieder. Irgendjemand musste wohl ein wahrlich dringendes Anliegen haben, wenn er die Klingel auf diese Weise malträtierte. Wahrscheinlich war es der Bürgermeister, wie immer.

Jack stand auf und streckte sich. Zero lag noch in seinem Korb, und ein flüchtiger Blick durch das Fenster verriet ihm, dass alles wieder in Ordnung war – bis auf den Spiegel und seinen Schädel natürlich. Auf dem Weg in die untere Etage band sich Jack die Fledermausfliege fest um den Hals; im Rest seines Anzuges hatte er ja geschlafen, jedoch sollte er dies nicht zur Gewohnheit werden lassen.

Tatsächlich wartete der Bürgermeister vor der Tür. Jack war erleichtert, ihn so gesund und munter anzutreffen. „Wurde auch Zeit, dass du aufmachst – ich habe mir schon Sorgen gemacht! Was lässt du mich denn so lange warten? Wir müssen doch noch…! Jack?!“ Sein Gesicht wechselte zum erschrockenen. „Bei meinem Amt, wie siehst du denn aus? So blass! Was ist passiert, Junge?“ Die kleine, kegelförmige Gestalt trippelte nervös im Kreis herum. „Oh nein, sag’s nicht! Du bist doch nicht etwa krank?! Nein, Jack – nicht jetzt! Nicht neun Tage vor Halloween, neeeeein!“ Gänzlich außer sich hopste der Bürgermeister die lange Treppe hinunter und wieder hinauf. „Das ist das Ende! Ein Halloween ohne den Kürbiskönig ist vollkommen inakzeptabel! Was sollen wir bloß tun?! Abscheuliche Mitbürger, eine Tragööödie!“

„So beruhigen Sie sich doch bitte!“

„Nein, Jack, spare deine Kräfte, sonst wirst du sterben!“

„Aber ich bin doch schon tot!“

„Das beruhigt mich nicht gerade!“

„Es geht mir doch gut!“, rief Jack, fast jedes Wort betonend.

„Ja, das sagen sie immer, und im nächsten Moment sind sie…! Wie bitte?“ Der Bürgermeister brauchte einen Augenblick, um das zu realisieren, was er gerade vernommen hatte. Sein Gesicht tauschte wieder. „Du lieber Zylinder, warum sagst du das denn nicht gleich?“ Er drängte den Festtagsvorsitzenden die Treppe zum Turm hoch. „Wir müssen nämlich noch etliches besprechen! Wie viele Lampen an den Lichterketten kaputt sein sollen, zum Beispiel! Außerdem wissen die Gehängten noch immer nicht, was sie anziehen sollen. Hallo, Zero!“

Zero, mittlerweile wach, bellte fidel und schwebte um den Bauch des Bürgermeisters her.

„Dasselbe wie jedes Mal: Nichts!“, antwortete Jack.

Natürlich entdeckte sein hastiger Gast den demolierten Spiegel und warf seinem Freund einen fragenden Blick zu.

„Äh… Da ist mir… wohl ein Schneeball aus der Hand gerutscht?“, entschuldigte der sich leidlich und zuckte mit den sehr schmalen Schultern.

Zum Glück schellte in dieser Sekunde die Klingel.

„Nanu?“, wunderte sich Jack. „Wer kann denn das jetzt noch sein?“

Er ging hinunter und öffnete die Tür. Es war der Clown mit dem Abreißgesicht. Aufgeregt schwankte er auf seinem Einrad und redete noch schneller als üblich: „Jack! Die neue Erfindung des Doktors spielt verrückt! Sie hat ihn entführt und wird ihm bestimmt etwas antun, wenn du nicht eingreifst!“

„Wo ist sie jetzt?“, fragte Jack entschlossen.

„H-hinter der Säureanlage, beim Kraftwerk!“

„Ich mache mich sofort auf den Weg! Zero? Hol mir den Seelenfänger!“

Samt diesem um sein Handgelenk und mit großen Schritten sprintete das Skelett über den Fallbeil-Platz, zur besagten Säureanlage, an welche das Kraftwerk des Laborturms schloss. Kaum angekommen, machte Jack bereits die Monstermenge aus, die sich staunend rings um die gefährliche Erfindung, von der der Clown gesprochen haben musste, versammelt hatte. Wie ein Roboter mit einem zu großen Kopf auf dem blanken Stahlgerippe sah sie aus – groß und zischend, surrend, pfeifend. In einer der vier langen, spitzen Klauen an agilen Armen: Dr. Finkelstein! Er zappelte wild herum und rief schrill um Hilfe. Zumindest schimpfte er darum: „Was steht ihr so blöd da, ihr hirnamputierten Popanze?! Helft mir gefälligst!“

Doch niemand rührte sich.

„Aha! Das sind also wahre Freunde, ja? Sind vor Schreck erstarrt! Ihr solltet mal darüber nachdenken, falls ihr dazu überhaupt in der Lage seid, dass die Stadt mit mir 90 Prozent ihres IQs verliert!“

„Halten Sie auuuuus, Doktoooor!“, rief da jemand.

„Jack?!“

Etwas langes Grünes klatschte gegen jene Metallplatte, die die Stirn des eisernen Ungetüms darstellte, und daran zog sich Jack Skellington über den dichten Zuschauerkreis. Er landete auf dem Kopf der Maschine, die taumelte, als würde sie zu der kakophonischen Komposition ihrer selbst produzierten Geräusche tanzen. Fast rutschte Jack ab. Die drei noch freien Klauen fuchtelten etwas linkisch nach dem spindeldürren Störenfried, welcher sie mittels der grünen Peitsche wieder und wieder auf Abstand hielt.

„Seine Schwachstelle ist die Energiequelle im rechten Auge!“, krähte Dr. Finkelstein ihm zu.

Erst jetzt schenkte der Kürbiskönig dem roten Glühen in der einen Augenhöhle Aufmerksamkeit. Er wirbelte den Seelenfänger im Kreis, um ihm Schwung zu geben, schleuderte ihn dann in die Richtung des schmalen Schlitzes, traf jedoch nicht die Öffnung. Abrupt warf der Roboter seinen Kopf herum, um ihn abzuschütteln, und tatsächlich verlor er die Balance! Doch bevor er abstürzte, sprang er wie ein Frosch von seinen langen Beinen hoch empor und versuchte es erneut. Volltreffer! Der Seelenfänger erwischte das rote Glühen innerhalb des Auges, und kaum hatte Jack wieder Boden unter den Füßen, zerrte er so kräftig daran, dass der Generator, der hinter jenem Glühen steckte, fast aus dem technischen Organismus gerissen wurde. Die Maschine schien nun völlig durchzudrehen: Ihre Klauen öffneten sich, und Dr. Finkelstein wäre beinahe auf den harten Boden aufgeschlagen, hätte nicht einer der Vampirbrüder in der ersten Reihe gestanden, der ihm unter ungewolltem Einsatz des eigenen Lebens das seine rettete, indem er ihm als weicher Landeplatz diente.

Jack hingegen war noch nicht fertig mit der Maschine – oder soll ich sagen: Sie mit ihm? Denn der Seelenfänger hielt dem enormen Zug, der auf ihn wirkte, nicht länger stand, seine Farbe wechselte von Grün zu Gelb und von Gelb zu Rot, bevor er nachgab und vom Generator abließ! Der unerwartete Rückstoß schmiss Jack nieder. Gerade wollte sein riesiger Gegner diese einmalige Chance nutzen und zuschlagen, doch endlich mischten sich auch die anderen Bewohner Halloween Towns ein: Die Hexenschwestern sausten auf ihren Besen um den Kopf des Roboters, der vergeblich versuchte, sie zu fangen, während Werwolf und Behemoth, der zu diesem Zweck die Axt, die sonst immer in seinem Kopf steckte, benutzte, auf die Eisenfüße einschlugen, was zwar wenig half, aber immerhin nett gemeint war.

Jack wusste, dass er den Generator entfernen musste, um dieses Monstrum zu besiegen. Er wollte sich aufrappeln, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Sein Sichtfeld überzog ein eigenartiger, roter Film, als hätte jemand Blut über seinen Augen ausgekippt. Wie durch eine gefärbte Brille erkannte er den unverwechselbaren Umriss des Bürgermeisters, der auf ihn zutapste, aber sprechen hörte er ihn nicht. Alle seine Knochen begannen zu schmerzen. Was ging hier vor sich? So doll konnte der Sturz ihn doch nicht verletzt haben, dachte er und schüttelte den Schädel, um die wachsende Benommenheit zu vertreiben…
 

„Jack! Jaahaack! Nun sag doch etwas!“ Besorgt blickte der Bürgermeister auf das Skelett hinab.

„Gehen… Sie…“, erwiderte dieses leise.

„Wie bitte? Wo soll ich denn jetzt hin?“

Sally, die Jack natürlich die ganze Zeit über beobachtet hatte, stolperte aus der Menge und zog den Bürgermeister zurück – eine Sekunde später stemmte sich Jack auf die Beine. Aber etwas war merkwürdig: Er hob den Schädel nicht; sein Blick blieb auf den Boden gerichtet. Allmählich interessierten sich auch wieder die übrigen Bürger für ihn – doch sie vermochten kaum zu fassen, was sich vor ihren Augen abspielte: Hinter seinem Rücken kamen zwei sich weitende, eindrucksvolle Flügel zum Vorschein, bestehend aus kalkweißen Knochen und bespannt mit einer dünnen, rissigen Haut. Was ihnen aber am meisten Angst einjagte, war seine nicht länger elegante, fließende, sondern nun angespannte und schon animalische Art sich zu bewegen. Die Entschlossenheit, welche sie eben noch in seinen Augenhöhlen gesehen hatten, war einer kalten Feindseligkeit gewichen. Selbst der Seelenfänger schien die böse Aura zu spüren, denn er flutschte von seinem Arm und fiel leblos zu Boden. Jack – oder was auch immer das nun war – gab einen kehligen Ton von sich, dann schlug er mit den Flügeln, um zu fliegen, doch es gelang ihm nicht. Stattdessen richtete er sie nun gegen Dr. Finkelsteins Maschine und fügte dieser – als bestünde sie bloß aus Knete – lange, tiefe Schrammen zu. Anschließend sprang die geflügelte Gestalt auf das Auge des Metallmonstrums, riss die schützenden Platten ab und langte hinein, um den heißen Generator mit der bloßen Kralle zu zerquetschen!

Die Bürger Halloween Towns beobachteten das Spektakel mit weit aufstehenden Mündern. Entweder hatte ihr Kürbiskönig heute einfach nur einen schlechten Tag oder sie alle doch ein wirklich ernstes Problem!
 

Eine Grabesstille hatte sich wie ein Leichentuch auf den Tag gesenkt. Etwas lag in der Luft – und dabei handelte es sich nicht allein um den Duft der Kürbisse, die auf dem Feld heranreiften; auch nicht um die knisternden Blätter, die der Herbstwind von den Bäumen gepflückt hatte.

Ein großer Kreis aus den Bewohnern von Halloween Town war entstanden. Alle teilten dieselbe entschlussunfreudige Mischung aus Neugier und Furcht. Mit wenigen Schlägen hatte dieses geflügelte Wesen in ihrer Mitte Dr. Finkelsteins Erfindung auseinandergenommen. Und jetzt traute sich niemand, etwas zu sagen.

War das ihr Jack Skellington? Wieso hatte er ihnen niemals von dieser Fähigkeit erzählt? Wusste er selbst nichts davon? Und: Würde er von nun an immer in dieser Gestalt bleiben? Würde er auch sie attackieren?

Der Bürgermeister bemerkte das aufkommende Tuscheln verärgert. Mochte auch irgendetwas mit Jack nicht stimmen, so war er nichtsdestotrotz ihr Kürbiskönig und Freund! Er war der Erste, der einen Schritt auf das wie erstarrt wirkende Wesen zusetzte. Das scharfe und erstaunte Einatmen seines Volkes jedoch raubte ihm seine Risikobereitschaft, und sofort trat er wieder zurück. „Ähem! …Jack?“

Keine Antwort.

„Jahaack?“

Keine Antwort.

Jack!

Der Angesprochene riss seinen Schädel herum, und sofort stolperten alle kreischend rückwärts. „Bürgermeister und Politiker zueeeerst!“, schrie der Bürgermeister und versuchte sich durch die beiden, die hinter ihm standen, zu zwängen. Er war anscheinend der Einzige, der die Flucht ergreifen wollte, denn die anderen waren zwar zurückgewichen, nicht jedoch bereit, den Platz zu verlassen.

Sally war hinter dem Rollstuhl ihres Schöpfers hervorgetreten und schlurfte auf ihren Freund zu. Das war immer noch Jack, auch wenn er vielleicht etwas anders aussah. Er würde sie schon nicht angreifen. Immerhin hatte er sie vor der Maschine gerettet, oder etwa nicht? So oder so ähnlich waren ihre Gedanken. Jeder verfolgte ihren schwankenden Gang wie einen mitreißenden Horrorfilm. Allein Sallys unrhythmische Schritte waren noch zu vernehmen – sowie ein leises Knurren von Jack. Längst hatte er bemerkt, dass die Lumpenpuppe auf ihn zusteuerte. Niemand vermochte sich dem Vorgang zu entziehen, als sie ihn erreicht hatte und sich zu ihm niederkniete.

Sie zitterte. Eben wähnte sie sich mutig – jetzt fühlte sie sich etwas hilflos. Gerne stünde sie wieder bei den anderen, wo sie sicherer war…

Ach, was dachte sie denn da! Die anderen zählten auf sie, und Jack brauchte ihre Unterstützung. Sally fasste ihren Mut noch einmal zusammen und beugte sich vor – da merkte sie, dass auch Jack zitterte. Hatte er etwa genauso viel Angst wie sie? Die Erkenntnis, dass er zu solch einem Gefühl noch fähig war, schenkte ihr die Kraft, die sie benötigte: Bebend, aber sanft legte sie ihre Hand auf seine Schulter. Alles, was noch Atem hatte, hielt diesen jetzt an.

Nichts geschah.

Sally lächelte über ihren Erfolg. Wie dumm von ihr anzunehmen, dass Jack ihr gefährlich werden würde! Ihr Jack, der sie stets rettete, wenn sie in Gefahr war, der bei ihr war, wenn sie ihn brauchte, der sie wie ein großer Bruder behütete und doch so viel mehr war…

„Sally, pass auf!“, hörte sie Dr. Finkelstein rufen. Ihr Tagtraum zerplatzte wie eine Seifenblase, und sie sah sich Jacks hasserfüllten Blick gegenüber, ehe er sie mit einer seiner mächtigen Krallen zur Seite schlug. Mit aufgerissenen Augen kam sie zum Liegen; der überraschende Angriff hatte ihr zwei Gliedmaßen vom Rumpf getrennt. Alle liefen wild durcheinander und brüllten, nur Dr. Finkelstein schien die Ruhe zu bewahren. Sein Rollstuhl hielt vor ihr an, und mühsam hob er sie hinauf. Hinter ihm spielte sich Entsetzliches ab: Zwei kräftige Monster griffen nach Jacks Armen und hielten ihn fest. Er setzte sich zur Wehr, konnte sich allerdings nicht befreien und sank schließlich auf die Knie. Nicht so! Sally wollte schreien. Tut ihm nicht weh! Sie nahm zur Kenntnis, dass Jacks Körper wieder normal war: Die Flügel waren verschwunden und die Krallen hatten sich zurückgebildet. Bemerkten die anderen es denn nicht? Jemand näherte sich ihm, eine Eisenstange in den Händen. Was dann passierte, konnte Sally nicht mehr sehen, denn Dr. Finkelstein hatte die von Schluchzern geschüttelte Puppe fest an sich gedrückt…
 

„So. Das müsste genügen.“ Konzentriert betrachtete der Doktor die frischen Nähte und legte die Werkzeuge beiseite. Er löste die Schnallen, doch die nun wieder zusammengesetzte Sally blieb liegen.

„Wo haben sie ihn hingebracht?“, fragte sie heiser.

„Wen? Jack?“

Sie nickte.

„Vermutlich irgendwo untergebracht. Was interessiert der dich überhaupt noch?“

„Er ist mein Freund!“, protestierte sie.

„Er hat dich angegriffen!“, erwiderte er sauer und fuhr zum Tisch, auf dem einige Reagenzgläser mit verschiedenen Mixturen standen. „Ich habe dir doch schon immer gesagt: Lass dich nicht mit ihm ein!“

Sie setzte sich auf. „Was werden sie mit ihm machen?“

„Sie halten gerade eine Bürgerversammlung ab und werden sich darüber noch beraten.“

„Werden sie ihn…?“

„Eliminieren?“, unterbrach er sie und machte ein abwertendes Geräusch. „Das glaube ich nicht. Sie sind zwar alle zerebrale Grobmotoriker, aber so roh sind sie nicht – jedenfalls nicht gegenüber ihrem Kürbiskönig.“

„Was werden sie dann tun?“

„Ihn verbannen… einsperren… Ich weiß es nicht, und eigentlich ist es mir auch egal. Sein ewiger Optimismus ging mir sowieso auf die Nerven…“, murmelte er, während er sich an den Glasbehältern zu schaffen machte.

Sally schob sich von der Liege und stemmte die Hände in die Hüfte. „Das ist wieder einmal typisch für euch! Ihr versucht eure Probleme zu lösen, indem ihr sie einfach ignoriert! Jack ist unser Freund! Er braucht uns!“

Wütend torkelte sie zur Tür und – begleitet von einem „Bitte nicht die Tür knallen“ von Dr. Finkelstein – knallte sie die Tür hinter sich so fest zu, dass er fast aus dem Stuhl fiel.
 

Zur selben Zeit hatten sich die Bürger im Rathaus eingefunden und warteten quasselnd auf den Bürgermeister. Als der auf die Bühne tapste und dort auf einen langbeinigen Stuhl kletterte, der hinter dem Rednerpult aufgestellt war, wurde es ruhig.

Er räusperte sich. „Schreckliche Bürger von Halloween Town! Das, was heute Morgen geschehen ist, hat uns alle bis ins Mark erschüttert!“

Das Flüstern untereinander fing wieder an.

„Ruhe, bitte! Ich weiß, dass euch das alles sehr beschäftigt! Mir geht es auch nahe.“

„Immerhin ist Jack unser Kürbiskönig!“, tönte es schrill aus der dritten Reihe.

„Aber was ist bloß los mit ihm?“, wollte jemand anderes wissen.

„Ja – was?“

Auch die Vampirbrüder fragten sich das:
 

„Was ist los mit Jack?

Was ist los mit Jack?

Ist der Kürbiskönig jetzt für immer weg?“
 

„Er war so brutal

Seine Tat fatal“
 

„Flügel hatte er“

„Schockte uns zu sehr“
 

„Was ist los mit Jack?

Was ist los mit Jack?“
 

Der Bürgermeister hüpfte vom Stuhl und fiel hin, stand rasch wieder auf und ließ sein sorgenvolles Gesicht über die Menge fahren.
 

„Meine Freunde, hört mir jetzt gut zu:

So wie Euch lässt Jack mir keine Ruh’

Trifft es mich auch tief, was heut’ geschah

Etwas muss passier’n – das ist mir klar!

Aber was nur, das weiß ich noch nicht

Eine Antwort ist noch nicht in Sicht
 

Wie er war, von Zorn besessen, kann ich einfach nicht vergessen

Leute, was soll’n wir bloß tun?“

„Sperr’n wir ihn ein!“ – „Für immer, ja!“

„Das kann’s nicht sein, das kann’s nicht sein!“,
 

unterbrach der Bürgermeister sie und gab zu bedenken:
 

„Er ist unser Kürbiskönig und das hat er nicht verdient

Ja: Unberechenbar war er, doch diese Strafe ist zu schwer“
 

„Doch sind wir zu gut zu ihm, dann müssen wir bald vor ihm flieh’n

Bürgermeister, seh’n Sie’s ein:

Nichts wird, wie es einmal war

Es droht Gefahr, es droht Gefahr!“
 

Er seufzte und ließ die Arme hängen.
 

„Das ist mir klar…
 

Ich weiß durchaus, was Ihr von mir verlangt

Doch denkt auch daran, was Ihr Jack verdankt

Ich bitte Euch darum, gebt ihm noch Zeit

Für alles sonst ist es noch nicht soweit

Ach, wüsste unser froher Knochenheld

Wie man gegen ihn sich hier g’rad’ stellt“
 

„Wir versteh’n, was Sie bewegt, ja, damit sind Sie nicht allein

Aber Strafe muss nun sein

Niemand denkt hier gleich an Mord“

„Schicken wir ihn doch weit fort!“
 

„Ihn? Weit fort?“,
 

echoten alle und blickten überrascht auf die einäugige Mumie.
 

„Ja, der Gedanke ist nicht dumm und bringt Jack Skellington nicht um

Aber uns in Sicherheit

Eine Strafe, nicht zu schwer

Und nicht zu leicht – das ist fair!
 

Und kommt er irgendwann zurück, ist wieder er, so hat er Glück

Wir lassen ihn bei uns einzieh’n und feiern wieder Halloween!“

„Ein toller Plan!“ – „Und wie!“ – „Genau!“ – „Gut ausgedacht!“ – „Mann, sind wir schlau!“

„Noch eine Sache: Kehrt er dann heim, was tun wir, ist er noch gemein?

Ich sag’s Euch: Greift er uns doch an, ist Skellington endgültig dran!“
 

("Jacks Dilemma")
 

So war es also entschieden. Der Bürgermeister zweifelte an dem Plan des Volkes, enthielt sich jedoch seiner Meinung. Er fand nicht den Mut dazu, der Mehrheit zu widersprechen, und hoffte heimlich auf das Beste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2014-03-04T12:07:24+00:00 04.03.2014 13:07
~ Kommentarfieber ~

Guten Tag!
Ja, Sally wäre doch nie auf Jack losgegangen, wie hatte ich das nur für einen Moment annehmen können? ;)
Jetzt erkannte er in den Schreien auch seine Klingel wieder.
Wunderbar, die Vorstellung an eine schreiende Klingel - ich kenn ja nervige Wecker, da sagt man sowas ja auch gern. Wie dem auch sei, Jack ist offenkundig orientierungslos und aus einem Alptraum erwacht. Unser Kürbiskönig. Ich bin direkt wieder in Halloween Town gelandet. Sehr schön.

Der nervöse Bürgermeister und der gelassene Jack. Immer eine amüsante Kombination. Den Bürgermeister finde ich echt gut getroffen. :)
Ich find's ganz cool, dass ausgerechnet die Vampire auch hier wieder den Anfang machen!

Da sind wir dann wieder: Tolles Kapitel, gut geschrieben, IC und neugierig bin ich weiterhin. Das war's dann schon wieder. XD

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet
Von:  SweeneyLestrange
2008-12-24T17:28:27+00:00 24.12.2008 18:28
Wow das Kapitel gefiel mir echt gut.
Besonders die Szene, wo Sally sich Jack nähert, hast du wirklich fesselnd beschrieben!
Werde so bald wie möglich weiterlesen^^
lg -Hakura
Von:  SweeneyLestrange
2008-12-23T22:52:07+00:00 23.12.2008 23:52
Der Anfang ist einfach fantastisch. Du schaffts es wirklich wunderbar, den Bürgermeister darzustellen in seiner ganzen Art!
Auch den Kampf hat du ziemlich gut und detailliert beschrieben, sodass man sich das alles schön vorstellen konnte.
Was da aber mit Jack passiert ist, ist wirklich ... überraschend oder auch erschreckend.
Ich bin mal gespannt, was für diese Verwandlung des armen Kerls verantwortlich ist. Ich werde deshalb versuchen, sobald wie möglich weiterzulesen!
lg -Hakura
Von:  Krylia
2008-06-14T19:10:38+00:00 14.06.2008 21:10
Tja ja, was ist los mit Jack?
Mal sehen, äh, lesen.
Von:  Krylia
2008-06-14T18:58:03+00:00 14.06.2008 20:58
Einen schlechten Tag, so nennt man das also in Halloween Town?
Sehr aktionsgeladenes Kapitel.
Von:  Veilchen
2007-12-14T15:27:12+00:00 14.12.2007 16:27
hi^^
wieder mal ein tolles kapitl^^
Von:  Oogie-Boogie
2007-04-07T16:08:23+00:00 07.04.2007 18:08
Das ist gut...
Sogar sehr gut!
Besser als ich auf ein paar bestimmten Stellen...
Argh.
Ich glaube sogar SIE sind besser als ICH!
Viel besser...
Oder nicht. Zumindest können sie besser Situationen ernst beschreiben, wenn sie es auch sind.
Rein Geschichtlich gefällt es mir, und auch der Erzähl-Stil.
Nur sollten sie die Charaktere auch ein wenig im Aussehen beschreiben. Nicht zu viel, aber das wirkt etwas proffesioneller.
Das wäre aber auch alles schlechtes.
Sehr solide Geschichte.^^
Ich nehme diese Fanfic in meine Favoritenliste auf.
Sie haben einfach sehr viel Talent Mister Fynrir.

gez. Mr.Oogie-Boogie


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