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Ehre und Stärke I: Fortunas Wege

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

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Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel 19
 

Treize zügelte sein Pferd und betrachtete die Karawane aus Reitern, Fußsoldaten und zahlreichen Holzwagen, die durch den Rubicon stampften. Der Rubicon war seit je her die Grenze zwischen dem Kern des römischen Reiches und den Provinzen im Norden. Jeder der Männer wusste, dass jetzt keine Gefahr mehr drohte und die Heimat in greifbare Nähe gerückt war.

Gerade setzte Treizes geschlossener Wagen über, ein wuchtiger Koloss aus dunklem Holz mit zwei kleinen Fenster knapp unterhalb des flachen Daches. Selbst die vier Pferde hatten Mühe das schwere Gefährt durch den Schlamm des Flusses zu ziehen. Treize wartete bis die Räder wieder auf festem Grund standen, dann stieg er ab und übergab dem nächstbesten Reiter die Zügel seines Pferdes.
 

Der Kutscher hatte Treize schon bemerkt und wartete bis dieser die Tür am hinteren Teil des Wagens geöffnet hatte. Mochte das Gefährt von außen eher ungemütlich und wenig einladend aussehen, so war es doch innen mit Teppichen ausgeschlagen und an der rechten Seite ein großes, bequemes Bett aufgebaut. Eher hatte man den Eindruck in ein nobles Zimmer einer Gaststätte in Rom zu treten als sich mitten im Wald zu befinden.

Der Wagen war ein Luxus und Treize nutzte ihn auch nur, wenn er sich nicht unmittelbar auf dem Schlachtfeld befand. Doch zur Zeit hatte sich hier jemand anders einquartiert, nicht nur dass Sally sich auf der linken Seite einen Schlafplatz errichtet hatte, von der Decke hingen zahlreiche Sträuße von Kräutern, die wohl hier drin trocknen sollten.
 

„Den Gestank werden wir wohl nie mehr aus den Teppichen bekommen.“, witzelte Treize und konnte sich gerade noch an der Tür abstützen als das Gefährt durch ein Schlagloch schaukelte.
 

„Wenn du das nächste Mal Hämorriden hast, wirst du dich bei mir bedanken, dass ich auf den Waldböden herumgerutscht bin und das alles gesammelt habe!“ Sally deutete mit nicht gerade wenig Stolz auf die Decke und ihre Beute.
 

„Ich hatte aber noch nie Hämorriden.“
 

„Pah! Auch du, mein Lieber Legat, hast nicht aus dem Jungbrunnen getrunken.“
 

Treize beschloss das Thema nicht weiter zu verfolgen und wandte sich dem prunkvollen Bett an der rechten Seite zu. „Noch immer nichts?“ Er strich die langen blonden Strähnen aus dem schmalen Gesicht. Die Haut war kalt und klamm, doch wahrscheinlich war dies besser als das fiebrige Brennen, das noch Tage zuvor den Körper des Germanen beherrscht hatte. Doch das Gesicht war schmal geworden und eingefallen, die Wangenknochen traten deutlich hervor.
 

„Es ist ein Wunder, dass er so weit gekommen ist. Ich hätte darauf gewettet, dass er es nicht über die Alpen schafft.“
 

„Manchmal wundere ich mich über deine Kaltherzigkeit.“
 

Sally blickte ihn daraufhin scharf von der Seite an doch Treize betrachtete noch immer den schlafenden Mann und konnte sich nicht so recht von dem Anblick losreißen. War es falsch, dass er so viel Mitgefühl mit dem Germanen hatte?

Natürlich war das nicht gerade mit seiner Position als römischer Offizier vereinbar, aber dennoch hoffte er, dass Zechs überleben würde. Nicht nur aus rein taktischen Gründen, wie er seinen Soldaten weismachen wollte, damit Zechs Treize mit militärischen Wissen über die Germanen versorgte.

Doch Treize konnte nicht abstreiten, dass sich in alle jenen Stunden in denen er nachts aufgestanden war um den Germanen in eiskalten Wasser zu baden, sich etwas in ihm verändert hatte. Auch wenn er es sich selbst noch nicht so recht zugestehen wollte.
 

Sally ging nicht weiter auf Treizes Bemerkung ein. „Manchmal wacht er auf und ich kann ihm etwas Brühe einflößen, aber ansonsten...“
 

„Er wacht auf?“ Das war neu.
 

„Ja, aber ich glaube, er nimmt nichts von seiner Umgebung wahr. Er redet wirres Zeug. Vielleicht wird es besser, wenn wir endlich in Rom sind. Er mag schlafen oder nicht, aber so eine Reise ist selbst für einen gesunden Menschen eine Strapaze. Auf jeden Fall muss er mehr essen, sonst wird er zu schwach.“
 

„Aber das Fieber nicht zurückgekehrt?“
 

„Isis sei Dank nicht.“
 

„Gut.“ Treize setzte sich auf den Boden und streckte die Beine aus. Den ganzen Tag schon scheuerte er sich den Hintern auf dem Pferd wund. Bei den Göttern, so langsam reichte es ihm allmählich!
 

Nur zu gerne hätte er sich für die nächsten Wochen in seiner Villa außerhalb Roms verschanzt. Doch gemäß seinem Rang und angesichts der Erfolge, die er in Germanien gefeiert hatte, musste er, einmal in Rom angekommen, den Siegesfeierlichkeiten beiwohnen, den Opferriten für Mars und Jupiter, zahlreichen Empfängen und anderen Verpflichtungen nachkommen. Obwohl, ganz so schlecht war das auch. So konnte er auch in Marcus´ Nähe kommen, der Sohn des jetzigen Kaisers, und sich mit ihm für ein paar Stunden davonstehlen.

Oh ja, genau danach gelüstete es ihn jetzt. Am Abend vor Treizes Abreise hatten sie sich das letzte Mal gesehen und wenig mannhaft hatte sich Marcus die Augen ausgeweint, weil er so lange ohne Treize auskommen musste. Treize hatte nur auf seinem Divan gelegen, schon reichlich angetrunken und den braunen Haarschopf des kaiserlichen Sprösslings gestreichelt und nebenbei gute Ratschläge gegeben, so dass Marcus doch in das Freudenhaus des Griechen Phaidon gehen sollte. Die Knaben dort wären die besten, das war schließlich allgemein bekannt. Doch genau dieser Vorschlag hatte eher zu noch mehr Tränen geführt.

Nun ja, irgendwann hatte sich Marcus dann beruhigt und einige Dinge mit seinem Mund angestellt, bei denen sich Treize fragte, ob er darauf wirklich so lange verzichten konnte.
 

Man musste Treize jedoch seine Gedanken ziemlich deutlich angesehen haben. „Was wirst du tun, wenn du wieder in Rom bist?“ Sally ließ sich auf ihrer Pritsche nieder und zog an seinem Ohrläppchen, so als ob er ein kleiner Junge wäre, der etwas ausgefressen hatte. „Gleich dem erstbesten Jungen hinterherstellen?“
 

„Für blutjunge Knaben hatte ich noch nie etwas übrig.“ Empört rückte Treize zur Seite und brachte so sein Ohr in Sicherheit.
 

„Hm, dann vielleicht Claudius vom Apollotheater?“
 

„Ich glaube kaum, dass er sich noch an mich erinnert.“
 

„Du bist zu bescheiden. Ich glaube, du hast großen, bleibenden Eindruck auf ihn gemacht.“
 

„Hüte deine Zunge.“
 

„Wer dann, wenn nicht Claudius?“
 

Treize schmunzelte und schüttelte nur den Kopf.
 

„Ich komm noch dahinter!“
 

„Nein, das glaube ich nicht.“

Es war ein kleines Spiel zwischen ihnen und Treize musste zugeben, dass Sally dies häufig gewann. Sally hatte aber auch eine große Unterstützung, nämlich Duo, der ebenso ein notorisches Klatschweib war.
 

„Kenne ich ihn?“
 

„Sally!“
 

„Oder ist es dieses Mal eine Frau? Du bist doch Frauen generell nicht abgeneigt, oder?“
 

„Kannst du deine Aufmerksamkeit nicht auf andere Dinge richten?“
 

„Jetzt werd nicht gleich patzig, Junge.“
 

Da musste Treize unwillkürlich lachen und Sally sah ihn überrascht an. „Das hätte auch aus dem Munde meines Vaters stammen können.“ Treize lehnte den Kopf an die Wand des Wagens und schloss die Augen. „Oh, wie oft hat er mich gerügt, weil ich nach draußen gerannt bin zu den Pferden, statt in der Stube zu sitzen und die Philosophen zu lesen.“ Treize öffnete wieder die Augen, aber es schien als ob er nicht den Wagen und Sally vor sich sehen würde, sondern seinen verstorbenen Vater.
 

„Was würde er eigentlich dazu sagen, dass sich sein Sohn so sehr für das eigene Geschlecht interessiert?“
 

Auf diese Frage hin konnte Treize nur wieder laut auflachen.
 

„Was denn? Ich habe gehört, dass es nicht bei allen Familien gern gesehen ist!“, verteidigte sich Sally.
 

„Mein Vater hätte wohl nichts dagegen.“ Treize lächelte. „Man nannte ihn früher Khush, den Schönen. Er hatte viele Verehrer und es gibt zahlreiche Geschichten über die Art wie er sie abgewimmelt hat.“
 

„Oh! Dann liegt es in der Familie. Hätte ich mir ja aber auch denken können.“ Nun lachte auch Sally.
 

„Ich glaube, er hätte dich sehr gemocht.“ Als Sally zu Treize gestoßen war, da waren seine Eltern schon vor geraumer Zeit gestorben gewesen.
 

Sally setzte sich neben Treize auf den Boden und drückte ihm einen Becher mit Wasser in die Hand. „Und ich bin sicher, er wäre stolz auf dich.“
 

„Danke.“



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