Zum Inhalt der Seite

Dem Mistelzweig sei Dank

Digimon - Taito
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dem Mistelzweig sei Dank

Liebe abgemeldet, zu meiner Verteidigung muss ich anbringen, dass ich noch nie eine richtige Fanfiction geschrieben habe. Es ist also sozusagen eine Premiere. Hoffentlich gefällt dir dieses kurze Stück fluffigen Wahnsinns.
 

Dein Wichtel
 

~~
 

Dem Mistelzweig sei Dank
 

Ich hasse Weihnachten. Ich verabscheue all den Trubel, den Stress, den ich durch dieses sogenannte Fest der Liebe habe.

Jetzt, drei Tage vor dem vierundzwanzigsten Dezember ist das Gedränge am Größten. Gewaltige Menschenmassen schieben sich in der Innenstadt von einem Geschäft zum anderen, verzweifelt auf der Suche nach einem passenden Geschenk. Und ich stecke mittendrin in diesem Gewusel, ebenso verzweifelt wie all die anderen.
 

Es ist zum Verrücktwerden.

Normalerweise entgehe ich dem Weihnachtstrubel klug, indem ich die Geschenke für meine Freunde immer schon Monate vorher besorge. Doch dieses Jahr ist mir einiges dazwischen gekommen. Nein, genauer gesagt ist mir jemand dazwischen gekommen: mein bester Freund Yamato.

Ich werde das perfekte Weihnachtsgeschenk für ihn aussuchen. Und dann, zu Weihnachten, sage ich ihm endlich, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Für irgendwas muss dieses seltsame Fest ja gut sein.
 

Seit wann ich dieses seltsame Gefühl habe, dass da mehr ist als nur Freundschaft, weiß ich nicht mehr.

Vielleicht, seit er bei diesem Fußballmatch war. Ich habe mich in der zweiten Halbzeit verletzt, jemand aus der gegnerischen Mannschaft hatte mich zu Boden gegrätscht. Sofort kam er aufs Feld gelaufen. „Tai! Ist alles in Ordnung?“

Zum Glück war es kein wichtiges Match, sondern ein Freundschaftsspiel. Ein richtiger Schiedsricher hätte sich wohl über einen Nichtspieler auf dem Spielfeld aufgeregt, doch bei Yamato ist es in Ordnung, wenn er so etwas macht. Er wird akzeptiert, denn seit gewisser Zeit ist er immer dabei, um mich bei jedem Spiel anzufeuern. Meine Teamkollegen haben nur gegrinst. „Da kommt deine blonde Prinzessin!“, haben sie gelacht. Yamato lief rot an, etwas, was ich sehr selten zu sehen bekomme. Es steht ihm übrigens ausgezeichnet. „Lass sie doch reden“, habe ich ihm breit zugegrinst und gleichzeitig versucht, mein wie wild klopfendes Herz zu beruhigen, als er sich gefährlich nahe neben mir im Rasen niedergelassen hat, um sich mein Bein anzusehen.
 

Ich denke oft über diese Situation nach. Was war da nur anders als die vielen anderen Male, in denen er sich um mich gesorgt hat? Wieso fühle ich mich so seltsam, wenn er in meiner Nähe ist? Und was zum Teufel hat das Stechen in meiner Brust zu bedeuten, wenn er keine Zeit hat, sich mit mir zu treffen?

Ich will es nicht zugeben. Ich habe keine Lust darauf, jetzt noch nicht. Auch mir selbst gegenüber bin ich zurzeit noch lieber unehrlich, es ist einfach bequemer.

Ich habe keine Lust, ihm triviale, schmalzige Phrasen entgegenzuschmettern, denn dafür ist er viel zu schade. Er hat es nicht verdient, mit so etwas gequält zu werden. Beim bloßen Gedanken an ‚Deine Augen sind so blau wie das Meer, am liebsten würde ich in ihnen versinken’, dreht sich mir der Magen um. Das bekomme ich nicht über die Lippen, ich weiß es. Außerdem fürchte ich, dass ihn so etwas kaum beeindrucken wird, wahrscheinlich wird er mich sogar auslachen. Er ist rhetorisch viel begabter als ich. Zum anderen würde dieser Satz auch gar nicht der Wahrheit entsprechen, zumindest nicht ganz. Ich will ihn einfach nur ganz für mich alleine. Das ist doch noch keine Liebe, oder?
 

Verdammt, jetzt habe ich es doch zugegeben. Okay, vielleicht bin ich verliebt, ein winziges kleines bisschen, und das auch nur eventuell.
 

„Entschuldigung?“, werde ich angesprochen und schrecke aus meinen Gedanken hoch.

Wie muss das für diese süße kleine Verkäuferin wohl aussehen, die da vor mir steht und mich verwirrt anschaut? Ich stehe in ihrem Laden und murmle vor mich hin. Fast muss ich über mich selbst lachen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das Geschäft betreten habe, ich war so sehr in Gedanken versunken.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragt sie mich vorsichtig. Ich schenke ihr mein schönstes, tausendfach erprobtes Fußballerlächeln. „Nein, ich schaue mich nur um.“

Sie errötet entzückend. Frauen sind so einfach gestrickt.

„Wenn Sie mich brauchen, ich bin für Sie da“, haucht sie mir zu. Ich nicke und wende mich dann den Kleidungsstücken zu, die vor mir in einem Regal liegen. Nette Sachen werden hier verkauft, aber irgendwie spricht mich nichts davon an. Kleidung zu schenken ist immer so eine Sache. Vielleicht würde das, was ich ihm schenke, gefallen, aber die Chance, dass er es grauenhaft findet und ich absolut daneben gegriffen habe, ist fast ebenso groß. Lassen wir es lieber, es gibt noch andere Läden hier! Gegenüber ist sowieso noch ein großes Kaufhaus. Wäre doch gelacht, wenn ich da nichts finden würde.
 

Draußen ist es dunkel geworden, obwohl noch realtiv früher Nachmittag ist. Es ist so kalt, dass ich kleine weiße Wölkchen ausstoße, wenn ich atme. Lustig, es sieht fast aus, als ob ich rauchen würde.

Der Winter ist eine seltsame Jahreszeit, am Morgen stehe ich auf, wenn es noch finster ist, am Abend komme ich heim und es ist immer noch dunkel. So etwas macht doch depressiv.

Aber Weihnachten… Weihnachten ist irgendwie anders. Am Weihnachtsabend muss es schwarz draußen sein, sonst stimmt etwas nicht. Wenn ich das Fest schon nicht ausstehen kann, den geschmückten glitzernden Baum und das Zusammensein mit der Familie mag ich. Manchmal kommen später auch noch die anderen vorbei und wir trinken gemeinsam Tee. Mal sehen, wie es dieses Jahr wird.
 

Ich habe aufgegeben. Heute wird es nichts mehr mit meinem tollen Geschenk für Yamato, fürchte ich.

Wütend auf eine seltsame Art und Weise – diese Tagträume sind echte Zeitkiller und Geschenk hab ich auch noch keines! – biege ich in unsere Straße ein. Meine Laune verfinstert sich gleich noch um ein paar Grade, als ich sehe, was passiert ist, seit ich weggegangen bin. Irgendjemand hat bei uns Mistelzweige in jeden verdammten Treppenaufgang gehängt, den er erreichen konnte. Was für eine dumme amerikanische Tradition! Was soll das? Muss ich jetzt jeden küssen, der mir entgegen kommt, nur weil es sich so gehört? Na zum Glück ist noch nicht Weihnachten, denke ich, als mir Sawara-san, die verschrumpelte Alte vom vierten Stock entgegen kommt.
 

Ich laufe die Stiegen hinauf, das mache ich immer. Es ist ist gutes Training für die Oberschenkelmuskeln und für die Kondition an sich. Als ich fast ganz oben bei unserer Wohnung bin, stolpere ich fast über eine zusammengekauerte Gestalt. „Fuck!“, entkommt es mir. „Yamato-kun, was tust du denn hier?“

Verschlafen sieht er mich an. „Ich hab auf dich gewartet, was denn sonst?“, murmelt er müde. Hat er wirklich hier im Treppenhaus gepennt? Das ist doch viel zu kalt!

„Bist du wahnsinnig? Wieso bist du nicht hinaufgegangen und hast geläutet? Hikari oder Mama hätten dich bestimmt hineingelassen.“ Ich habe mich mittlerweile neben ihn auf den kühlen Betonstufen niedergelassen und stelle fest, dass es am Boden noch kälter ist, als ich vermutet habe. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand. Tiefgefroren. Er trägt natürlich keine Handschuhe. Aber geraucht hat er eine ganze Menge, wie ich an den unzähligen Zigarettenstummeln sehe, die überall auf den Stufen verteilt liegen.

Ich greife in die Jackentaschen und ziehe meine Fäustlinge heraus. „Hier, zieh an. Bevor du dich noch vollkommen erkältest.“

Wie zur Bestätigung niest er jetzt kräftig. Ich muss lachen, weil es im Stiegenhaus hallt wie in einer Kathedrale. Gleichzeitig frage ich mich, wieso wir immer noch hier herumsitzen und nicht einfach nach oben gehen. Aber irgendeinen sehr tiefsinnigen Grund wird es schon haben, versuche ich mich zu beruhigen.

„Wie lange wartest du schon?“, frage ich ihn leise, um mich von meinem seltsamen Gedanken abzulenken..

Er lehnt den Kopf an meine Schultern. Seine langen Haare kitzeln mich an der Wange. Er riecht nach Zigaretten. Erst jetzt fällt mir auf, dass er seine Gitarre dabei hat, wahrscheinlich ist er direkt von der Bandprobe hierher gelaufen. „Zu lange“, antwortet er ebenso leise und seufzt. Mir wird warm. Dieses Geräusch… Und dieser Ausspruch ist auch noch so böse doppeldeutig.

Mutig geworden streichle ich ihm vorsichtig über den Rücken. Winterjacken rascheln, als er sich näher an mich schmiegt. Die Situation ist dermaßen skurril, dass ich am liebsten lachen würde. Ich beiße mir stattdessen auf die Lippen. Was, in drei Teufels Namen, tun wir hier überhaupt?

Es ist arschkalt hier.

Yamato kuschelt sich an mich, an MICH!

Und mir gefällt es auch noch. Ich hab ja wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
 

Er greift nach meiner Hand. „Wie schön, dass wir auch mal alleine sind, Taichi“, murmelt er.

Moment. Ist das der Yamato, den ich kenne? Ich werfe ihm einen verwirrten Seitenblick zu. Er lächelt. Mich. An.

Ich versuche zu verstehen, was er mir damit sagen will. In meinem Kopf arbeitet es wie wild, aber ich komme zu keinem vernünftigen Ergebnis, deshalb werfe ich einen Blick nach oben.

Über uns beiden hängt ein Mistelzweig.

Yamato grinst. „Wir sitzen hier aber gut“, bemerkt er überflüssigerweise.

Ich beuge mich lächelnd nach vorne und schmecke Tabak. Ich glaube, ab heute mag ich Weihnachten, dem Mistelzweig sei Dank.
 

~~
 

Kommentare? Kritik?

Ich habe mich bemüht, die Charaktere möglichst originalgetreu darzustellen – soweit das bei Serien, wo es normalerweise kein Shounen-ai gibt, möglich ist. +lach+
 

Vielen Dank fürs Lesen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-18T10:49:49+00:00 18.12.2008 11:49
Die kleine Story fand ich auch sehr nett, ich bin zwar kein Fan von Charas, die iwann rauchen, aber das ist Geschmackssache! Ansonsten fand ich sie schon inchara, besonders Tai ^^ schön locker, wie sonst auch immer!

Lg AniMay

Von:  thelastscrew
2008-12-12T21:47:39+00:00 12.12.2008 22:47
Diese Fic war so eine süsse und fluffige Weihnachtsff!^^
Jetzt bin ich richtig happy!
Dem Mistelzweig sei dank!
Hoffentlich schreibst du bald wieder eine Fic, würde mich jedenfalls sehr freuen!
Von: abgemeldet
2008-10-13T18:03:27+00:00 13.10.2008 20:03
Also, wirklich niedlich. ^^
Ich find die Atmosphäre unglaublich schön, als Tai sein Geschenk sucht und doch nicht ganz bei der Sache ist. Ich liebe ja schöne Liebesgeschichten, aber mit schön mein ich nicht unbedingt kitschig oder malerisch oder wortreich oder rosarot. Darum hat mir diese Geschichte glaub ich so gefallen - sie war schlicht und einfach und doch total aufrichtig und liebevoll. Genau richtig eben. :)
Und die Szene am Ende war so süß... Jetzt bin ich in weihnachtlicher Stimmung.
Also, sehr süße Story. <3
Von: abgemeldet
2008-10-12T19:45:04+00:00 12.10.2008 21:45
waiiii das ist ja sowas von süüüüß!!!!
hach ich liebe es *__*

Von:  MuckSpuck
2008-09-28T18:25:01+00:00 28.09.2008 20:25
niedlich
Von: abgemeldet
2007-07-12T12:17:53+00:00 12.07.2007 14:17
Super niedlich und wirklich gut nachvollziehbar, deine FF ist in meinem Kopf zu einem Film geworden. Ich hab mich richtig drin verloren^^
Dickes Kompliement für den tollen One-shot
lg^^b
bleib Taito
Von:  ReiRei-chan
2007-07-09T23:00:31+00:00 10.07.2007 01:00
Da wollte aber einer seinen Kuss unbedingt haben, oder? *grins*
Aber es ist wirklich süß geworden und eigentlich hatte ich noch wissen wollen ob Tai denn sein "Perfektes Geschenk" findet... *lach* Aber ich glaube schon xD
Wirklich schön geschrieben ^^
Von:  Kuschelkatze
2007-06-16T15:13:51+00:00 16.06.2007 17:13
:DDD
Voll süß geschrieben ^^. Eine nette kleine Fic ;)...
^________~
Von:  Memphis
2007-03-30T01:18:48+00:00 30.03.2007 03:18
XD
wuah, du hast eine Taito geschrieben!
-glückseligkeit-
Ich bin ja erst durch Taito überhaupt auf Shonen-Ai gekommen, wie vermutlich viele... Aber mittlerweile gibt es kaum noch Taitos, geschweige denn welche, bei denen man versucht die Charaktere auch wirklich zu treffen. Hrm... (Jah, jah, früher war ja alles besser -lacht-)

Doch, ich fand die FF wirklich süß und vor allem fand ich es gut, dass Taichi nich in irgendwelche kitschigen Phrasen versunken ist, oder so. Hach...

Äh jah... ich geh jetzt wohl besser schlafen. >.<
Von:  Lizsy
2007-02-25T14:03:39+00:00 25.02.2007 15:03
wie süüüüüüüß =^.^=
ich find die FF toll
sitz der unter nem mistelzweig und friert sich den allerwertesten ab nur um Tai zu küssen
~sweeet~
ja ja weihnachten is schon was tolles ^.~

byyyyye


Zurück