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Schicksalskinder

Mein erster WB-Beitrag
von

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Hatshepson, der Seelenräuber

Hallo.

Hier ist Nummer 4.

Keine Ahnung, ob das Pittel gut oder schlecht ist. Der WB ist ja nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe, aber das liegt einfach daran, dass ich unterschätzt habe, wie schwer es ist, Ideen von anderen weiterzuentwickeln.

Werd nun nach und nach alles hochladen und dann ist das hier auch abgeschlossen.

VLG
 

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Unter der Erde herrschte nicht völlige Finsternis, wie Seth es zuerst erwartet hatte, als ihn Rabshan die tiefen Tunnel hinab führte. Rabshan..... Ein wirklich komischer Name für ein Mädchen...fand Seth zumindest. Aber andererseits passte es in diese unterirdische Welt. Über ihm an der Steindecke lag eine glänzende lichtspendende Spur aus Kristallen, die Seth noch nie gesehen hatte. Wenn er nicht so ein mulmiges Gefühl im Magen gehabt hätte, wäre es sogar sehr schön gewesen. Die Kristalle leuchteten zwar, aber was von ihnen ausging war kein Licht, wie die Sonne es hergab, sondern eher ein milchiges Schimmern.

Rabshan hatte ihm gesagt, ohne dass er gefragt hätte, dass es sich bei dem Licht um eingefangene Seelen handelte und die Kristalle an der Decke Schattensteine seien. Mit diesen neuen Informationen konnte Seth jedoch nichts anfangen. Auch vom Reich der Schatten, das man dem Jungen, der nun in der Wüste begraben lag, angedroht hatte, wusste Seth nichts. Deshalb jagte ihm alles nur bedingt Angst ein. Wie sollte er sich auch vor Dingen fürchten, die er gar nicht kannte?

Das war, als hätte man vor seinem eigenen Schatten Angst.

„Wir sind gleich da. Es wird dir hier sicher gefallen.....Seth.“ Das hasste er so an dem Mädchen. Diese bedeutungsschwangere Pause zwischen ihren Worten und seinem Namen. Das störte ihn einfach, auch weil er nicht abschätzen konnte, warum sie das tat.

„Der Meister hat mir schon viel von dir erzählt. Sicher weißt du nicht einmal die Hälfte davon selbst.“, meinte sie dann kichernd und trat aus dem Steingang in eine große ebenso steinige Halle.

/ Was kann ein Verbannter über mich wissen, den ich nicht mal kenne? /

Aber Seth blieb keine Zeit sich mehr Gedanken zu machen, denn er wurde von dem Eindruck vor sich fast erschlagen.

Hier in dieser Halle war die Decke so hoch, dass drei erwachsene Männer sich hätten übereinander auf die Schultern stellen können. Doch was Seth mehr erstaunte, war das unglaubliche Loch im Boden, dass wie eine Wendeltreppe nach unten führte. Dort zwischen den leuchtenden Kristallen huschten unentwegt Schatten an den Wänden entlang. Man hörte ein ständiges Kratzen, Schaben, Klopfen und Klappern.

„Was ist das?“, brach es aus Seth heraus und das Mädchen lachte belustigt.

„Sieh an, du kannst ja doch reden.“ Sie deutete auf zwei Schatten, die man noch annährend sehen konnte. „Siehst du das? Das sind Kinder. Genau wie du und ich. Sie arbeiten hier. Sie schürfen Schattenkristalle für den Meister.“

Seth konnte es nicht glauben. Dies war ein riesiges Gefangenlager für Kinder. Wusste dieser Mistkerl von Pharao davon? Wieso half er diesen Kindern nicht? Oder waren das alles verstoßene Sklaven?

Seth packte die Wut. Deshalb hatte der kleine Junge also sterben müssen. Für ein paar mickrige Schattenkristalle, die eigentlich nur dazu da waren, andere zu quälen, wenn es stimmte, was Rabshan sagte.

„Sie sind Kinder, die niemand mehr haben wollte. Sie arbeiten freiwillig für den Meister.“

Seth glaubte ihr kein Wort.

„Komm, hier entlang.“ Rabshan winkte ihn von der Treppe nach unten weg in einen weiteren Gang. Seth folgte ihr erst nach einer Weile, in der er seine Wut zu zügeln versuchte. Wenn er je wieder hier raus kam und das würde er, hatte der Pharao einen weiteren Feind. Das schwor er sich im Stillen.

Rabshan schwieg während sie den restlichen Weg fortsetzten und Seth versuchte sich krampfhaft einzuprägen, welche Abzweigungen sie nahmen, aber irgendwann verlor er doch die Orientierung. Die unterirdischen Steingänge waren ein nie endendes Labyrinth, aus dem es kein Entkommen zu geben schien, außer wenn man sich auskannte, so wie Rabshan.

Seth hatte noch ein anderes Problem. Wenn nicht gerade die Kristalle an der Decke den Weg beleuchteten, konnte er kaum erkennen, wo er hinlief und so stolperte er öfters über unsichtbare Steine, als ihm lieb sein konnte. Trotzdem folgte er dem Mädchen mit den schwarzen Haaren weiter in die Erde hinein. Es war eigentlich kaum möglich, dass mitten in der Wüste solch ein Ort existierte, aber wie die Geschichten ja sagten, hatten die Götter diesen Ort mit Absicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten.

Seth sah nachdenklich zu Rabshan vor sich. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er geglaubt, dass sie ab und zu komplett mit der Dunkelheit verschmolz und so aus seinem Blickfeld verschwand. Aber das war natürlich Unsinn. Er rieb sich kurz über die bereits ziemlich trockenen Augen. Das bildete er sich sicher nur ein.

Plötzlich blieb das Mädchen vor einem roten zerschlissenen Tuch stehen, das von der Decke hinabhing und den Weg versperrte.

„Meister Hatshepson, er ist jetzt hier.“, teilte sie dem Vorhang mit, ohne ihn zur Seite zu schieben.

„Bring ihn herein.“, gab eine ziemlich raue Stimme zurück. Hatshepson musste demnach schon sehr alt sein. Als Seth den Raum betrat, wusste er, dass er im Irrtum war.

Hatshepson war nicht einfach nur alt, er hätte gar nicht mehr leben dürfen. Seine Haut war bereits grau, als würde er jeden Moment auseinanderfallen. Sein Gesicht war voller Falten und ganz wächsern. Nur die kleinen roten Augen zeigten unglaublich viel Leben und auch Kraft. Der Rest seines Körpers kam einem eher, wie etwas Unwirkliches vor, so als wäre er nur ein Trugbild.

Rabshan ließ sich sofort auf die Knie nieder, als sie vor ihren Meister trat. Seth dagegen rührte sich nicht von der Stelle. Der Mann vor ihm war ihm nicht geheuer.

„Ah.“ Hatshepson rückte sich auf dem steinernen thronähnlichem Gebilde zurecht, auf dem er saß. Es gab keinerlei Kissen oder sonstigen Komfort. Stattdessen waren rund um den Sitzplatz diese seltsamen Kristalle aufgestellt. Seth sah sich genauer um und zu seinem Entsetzen, entdeckte er ein kleines blasses Mädchen, dass in der Ecke neben dem Thron saß. Es sah aus, als sei sie sein Schoßhündchen. Seth starrte den Mann hasserfüllt an. Was ging hier nur vor? Und wenn alle es so genau wussten, wieso taten sie nichts dagegen?

Plötzlich fing Hatshepson an zu lachen, was sich wie ein heißeres Kollern aus seiner Kehle herausrollte.

„Du hast mich gerade erst kennen gelernt und schon hasst du mich?!“ Er hörte auf zu lachen und musterte Seth interessiert. So wie man ein seltenes Tier musterte, dass zum Verkauf stand.

„So ähnlich bist du also deinem Schöpfer........“, flüsterte der Mann leise und besah sich den nichts ahnenden Seth noch genauer. „Seth. Welch ein passender Name für einen wie dich.“

Was sollte das heißen? Einen wie ihn?

„Ich sehe schon..... Du hast keine Ahnung wovon ich rede. Rabshan hat dir also nichts berichtet...“ Der Mann fuhr sich über das gräuliche Gesicht und schob ein paar hellgraue Haarsträhnen aus den Augen. Sein Kopf war schon fast gänzlich kahl bis auf diese wenigen Strähnen.

Seth musterte den Hexenmeister vor sich mit unverhohlener Neugier. Was bitte sollte an diesem harmlosen alten Mann so gefährlich sein? Es hätte den jungen Ägypter schwer gewundert, wenn der Mann vor ihm überhaupt richtig laufen konnte. Jemand, der aussah, als könne er jeden Moment auseinanderfallen, kam ihm nicht sonderlich gefährlich vor. Andererseits..... Seth erinnerte sich nur all zu gut an den toten Jungen, den er kurz zuvor getroffen hatte. Vorsicht war wohl besser als Nachsicht.

Hatshepson sah ihn indes an, als könnte er ihm bis hinter die Stirn gucken. Auch nicht gerade beruhigend.

/ Ob er solche Fähigkeiten, wie dieser Hohepriester Sengal hat? /

„Sag mir, mein Junge, wer war es denn, der dich hier hergeschickt hat?“, wollte der alte Mann plötzlich wissen.

Seth überlegte, ob er den Pharao erwähnen sollte, aber Rabshan nahm ihm die Entscheidung gerne ab. „Der Pharao hat ihn höchstpersönlich herbringen lassen.“

„Ach sieh an....der Pharao....Aknankanons Sohn...Atemu, nicht wahr?“ Seth hatte keine Ahnung, weshalb der andere diese ganzen Informationen runterbetete, aber sie schienen nicht ihm zu gelten. Ob alle alten Leute anfingen mit sich selbst zu reden, wenn sie ein gewisses Alter überschritten hatten? Überschritten hatte Hatshepson es wahrscheinlich schon über 100 Jahre.

Nun ja. Rabshan nickte jedenfalls zustimmend.

„.....und es hatte niemand etwas dagegen einzuwenden?“, fragte Hatshepson an das schwarzhaarige Mädchen gewandt. „Nein, Meister.“

Seth fragte sich ernsthaft, wie sie das wissen konnte. Schließlich war sie doch nicht dabei gewesen. Konnte sie vielleicht tatsächlich in seinen Kopf gucken?

Hatshepson schüttelte amüsiert den Kopf.

„Welch törichte Narren nun die Geschicke des Reiches lenken. Zu meiner Zeit wäre es nie zu solch einem Fehltritt gekommen.“ Der alte Mann lachte selbstsicher. „Oh nein. Damals kannte man noch Recht und Unrecht.“

„Natürlich Meister.“, meinte Rabshan freundlich und reichte ihm ein Glas mit einer silbrig schimmernden Flüssigkeit, weil der Alte in einen unangenehmen Husten verfallen war. Die Flüssigkeit erinnerte Seth an etwas, aber er konnte nicht sagen was.

Nachdem der Mann ausgetrunken hatte, reichte er Rabshan das Glas mit einer Geste zu Seth zurück. Rabshan gehorchte sofort und ging zu Seth hinüber um ihm das Glas zu geben.

Seth nahm es an sich, beäugte es aber misstrauisch. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl dabei.

„Trink nur. Das ist unvergleichbare Seelenenergie, aus frischen jungen Kinderseelen gewonnen. Probier ruhig.“

Seth ließ vor Schreck das Glas fallen und es zerbarst krachend in Stücke. Doch dann hüllte sich die schimmernde Flüssigkeit um die Scherben und das Gefäß entstand wieder, als wäre es nie kaputt gewesen.

„Praktisch nicht wahr? Ist trotzdem schade um die gute Energie..... Welch eine Verschwendung für ein einziges dummes Glas, so viele Seelen zu opfern.“ Hatshepson erhob sich aus seinem Stuhl und Seth wisch schnell zurück. Doch schon stand Rabshan hinter ihm und nun sah sie gar nicht mehr so unschuldig und freundlich aus. Auch der alte Mann veränderte sich im Schnellgang. Zuerst waberte ein helles Licht um ihn und dann wurde er ständig jünger.

„Aber wir haben ja genügend Potential zur Verfügung. So ist es doch, oder Seth?“

Seth versuchte an Rabshan vorbeizukommen, aber als er sie einfach beiseite stoßen wollte, war es, als hätte er einen Felsbrocken von der Stelle zu bewegen versucht. Er konnte sie nicht fortstoßen. Er war einfach nicht stark genug.

„Die Kraft deiner Seele wird sicher ein unvergessliches Festmahl für uns.....“, gab Hatshepson von sich und Seth versuchte durch diese unheimlichen Worte angetrieben, zu entkommen.

Da hatte ihn der alte Mann aber schon eingeholt und baute sich neben ihm zur vollen Größe eines Mannes auf, der mittlerweile wieder in seinen besten Jahren war.

„Wo soll es denn hingehen? Angst?“

Natürlich hatte er Angst. Man sollte schließlich nicht jeden Tag seine Seele geraubt kriegen. Aber er versuchte trotzdem ruhig zu bleiben, was ihm nicht sehr überzeugend gelang.

Hatshepson grinste breit und packte den Jungen an den Oberarmen. „Da wird sich unser Seelenfresser sicher freuen.“

Seth trat und strampelte, aber es nützte nichts. Egal was er auch versuchte, es prallte alles an Hatshepson ab, so als wäre sein Körper aus Stahl oder gegen Schmerzen immun.

„Lass mich los!“, versuchte er es stattdessen, bekam aber nur ein teuflisches Lachen zur Antwort. Der Hexenmeister schleifte ihn wortlos hinter sich her und Seth versuchte sich mit den Füßen in den Boden zu stemmen. Dabei tat er sich zwar größtenteils selbst weh, aber zumindest gab er nicht auf.

Schließlich wurde es Hatshepson zu dumm und er hob Seth einfach vom Boden hoch und warf sich den zeternden Jungen ohne große Anstrengung über die Schulter.

Seth hörte schon bald auf zu zappeln, als er merkte, dass es ihm nichts bringen würde. Er versuchte die Umgebung im Auge zu behalten, was kopfüber gar nicht so einfach war. Rabshan ging hinter ihrem Meister und grinste ihn hämisch an, sobald er einen Blick auf sie warf.

„So. Da wären wir ja schon. War doch gar nicht so schlimm.“, meinte der Alte und klatschte Seth kurz auf den Allerwertesten. Dann setzte er ihn auf dem Boden ab, ohne ihn richtig los zu lassen.

Was passierte jetzt wohl?

Hatshepson hatte vor einer großen Klappe im Loch angehalten und entriegelte sie gerade. Sollte Seth etwa hier runter?

Der Mann zog die Klappe hoch und sah einen Moment hinein. Von unten drang absolute Stille zu ihnen hinauf und es war stockduster in dem Loch.

„Scheint zu schlafen.....“ Hatshepson packte Seth fester und streckte die Hand nach seinen Kleidern aus. Seth bekam Panik und versuchte sich aus dem stahlharten Griff zu befreien, aber es gelang ihm einfach nicht. Mit einem Ruck hatte der Mann Seths Kleider gepackt und riss sie entzwei. Blaue und weiße Fetzen fielen lautlos in die Tiefe neben ihnen. Seth wussten nicht, was er machen sollte. Er wollte nicht in dieses Loch.

Voller Angst dort runterzumüssen, hielt er sich an Hatshepsons Arm fest und biss zu. Ein ekliger Geschmack von vermoderndem Fleisch breitete sich in seinem Mund aus, aber der Blauäugige ließ nicht los. Hatshepson schrie auf vor Schmerz, versengte seine freie Hand in Seths braunem Schopf und versuchte ihn loszureißen. Seth gab nicht auf, auch wenn seine Haare sich zu verabschieden drohten.

„Lass los! LASS LOS!“, brüllte Hatshepson wütend und knallte Seth ohne Vorwarnung zu Boden. Stöhnend musste Seth sein Vorhaben aufgeben und noch ehe er reagieren konnte, hatte der Hexenmeister ihn am Bein gepackt und warf ihn wie ein Stück Fleisch in die Höhle des Löwen

.......oder des Seelenfressers.
 

„Meister Akunadin. Endlich ihr seid zurück.“ Shada ging erleichtert auf ihn zu. Der Bruder des ehemaligen Pharaos und Atemus Onkel war der einzige, der es manchmal schaffte, den jungen Pharao zur Vernunft zu bringen.

„Lasst mich raten. Eure Erleichterung kann ich nur so deuten, dass Atemu wieder übereilte Entscheidungen getroffen hat....“ Shada nickte besorgt.

„Kommt, Meister Akunadin. Ich berichte euch, während ihr einen angenehm kühlen Wein zu euch nehmt...“ Shada wartete geduldig auf eine Antwort und Akunadin nickte gütig. „Aber selbstverständlich, mein lieber Shada.“, meinte der Hohepriester aalglatt. „Es dürstet mich schon nach den neusten Klatschgeschichten des Palastes.“

Shada schwieg. Er wusste, dass Akunadin von ihnen allen, am enttäuschtesten über die Entwicklung seines Neffen war und er deshalb kein Blatt vor den Mund nahm. Aber trotzdem waren die Äußerungen alles andere als gottesfürchtig.

„Shada!“ Karim kam um die Ecke und war ebenso erleichtert, als er Shada in Begleitung des Hohepriesters Akunadin wiederfand. „Meister Akunadin. Ihr seid zurück. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Reise.“

„Ich kann nicht klagen, mein lieber Karim. Trotzdem ist es zu Hause doch am schönsten, nicht wahr?“

„Da sprecht ihr ein wahres Wort, obwohl ich ein paar Tage Abwechslung durchaus gebrauchen könnte.“ Karim schritt neben den beiden her und keiner bemerkte, das hinterhältige Grinsen unter dem Millenniumsauge.

„Wart ihr nicht erst vor einigen Monden vom Palast fort?“, fragte Akunadin scheinheilig und auch Shada schien sichtlich sauer nach dieser Äußerung.

„Meister Akunadin hat recht, Karim. Wenn hier jemand Abwechslung brauch, dann ich.“

Karim schwieg gekränkt. Sie alle wussten doch, weshalb man lieber wo anders sein wollte, als im Palast. Da war es doch nicht nötig noch darauf rumzuhacken. Akunadin besah sich die angespannte Stimmung der Wächter mit Freuden.

/ So ist es gut. Zerfleischt euch nur gegenseitig. Schon bald werdet ihr euch auf einen neuen Pharao freuen und völlig vergessen, dass es Atemu je gegeben hat. /
 

Seth schlug nicht auf hartem Steinboden auf, wie er es erwartet hätte, sondern landete in einer schleimigen Masse, die sich über dem Stein angesammelt hatte. Um ihn herum herrschte völlige Finsternis. Er stemmte sich auf Hände und Knie hoch, um dem ekligen Zeug unter ihm zu entgehen, aber die Masse blieb an seinem Körper haften, als wolle sie sich an ihm festhalten. Krampfhaft versuchte der Braunhaarige den Schleim abzureiben, aber es klappte nicht. Er verursachte damit nur, dass immer mehr Klibbermasse seinen Körper befiel. Wie ein glitschiger Kokon schlang sie sich um seinen nackten Körper und fing an ihn langsam auszukühlen.

Seth ließ die Hände sinken und versuchte stattdessen aufzustehen. Aber seine Beine gehorchten ihm einfach nicht. Sie fühlten sich vor Kälte wie gelähmt an. Panisch tastete er seine Oberschenkel runter und musste feststellen, dass sich immer mehr dieser Masse darum schlang und ihn festhielt.

/ Was ist das? Ich krieg es nicht ab...... /

Aber das Zeug sollte noch sein kleinstes Problem sein.

Etwas bewegte sich in der Dunkelheit. Ein leises Klatschen war zu hören, als würde jemand durch Wasser wahrten. Kurze schnelle Bewegungen zuckten an der Wand entlang und obwohl es dunkel war, konnte Seth etwas in der Finsternis um ihn herumeilen fühlen.

Er war nicht allein.

Ein heißer Atemstoß glitt plötzlich über seinen Nacken und ließ ihm die Härchen dort zu Berge stehen. Eine Gänsehaut breitete sich wie ein Lauffeuer auf seinem Körper aus und er musste sich zusammenreißen um nicht laut aufzuschreien.

Stocksteif saß er da, um ja keine schnellen Bewegungen zu verursachen. Vielleicht ließ ihn das unbekannte Ding dann in Ruhe......

Ein kalter langer Finger legte sich federleicht auf sein linkes Schulterblatt und strich sachte darüber. Auf und ab..... Ganz langsam...... so als würde derjenige hinter ihm etwas suchen oder auch untersuchen.

Seth versuchte indes ruhig zu bleiben. Er wusste nicht was hinter ihm war und wie es reagieren würde, wenn er sich zu ruckartig bewegte.

Kalter Angstschweiß brach ihm nun aus, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte.

/ Ganz ruhig. Du darfst jetzt nicht...... /

Seth zuckte erschrocken zusammen, als der Atem über sein rechtes Ohrläppchen strich. Eine raue lange Zunge leckte sich sachte an seinem Ohr tiefer und bohrte sich schließlich in sein Ohrmuschel. Ein widerliches Gefühl gepaart mit einem ebenso unerträglichen Geräusch.

Seth drehte den Kopf weg, so schnell er konnte, aber die fremde Zunge folgte seiner Bewegung.

Vorsichtig suchte sich der Fremde hinter ihm seinen Weg über das Ohr, den Hals entlang...

Seth hörte kurze schnelle Schritte durch die Masse am Boden.

Nun war es vor ihm.

Er war sich ganz sicher. Angst machte sich immer mehr in ihm breit. Was war das für ein Ding vor ihm....und was würde es mit ihm tun?

Er dachte an Hatshepsons Worte. Seelenfresser hatte er das Wesen in der Tiefe genannt und das schien kein Witz gewesen zu sein.

Die Zunge zog sich zurück und ein kurzes Schnaufen erklang, welches Seth einige Haarstränen zur Seite fegte. Kurz wagte er es durchzuatmen, blieb aber immer noch völlig reglos.

Seth versuchte seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, als sich eine Hand mit vier Fingern auf sein wild klopfendes Herz legte. Plötzlich spürte er eine Art Druck gegen seinen Brustkorb und dann konnte er geschockt feststellen, dass sich Nägel in sein Fleisch bohrten. Seth konnte einen kurzen Aufschrei nicht länger unterdrücken. Es schmerzte, so als würde sich etwas in seine Brust brennen.

Plötzlich zog das Wesen die Finger blitzartig zurück. Seth verschnaufte erleichtert und legte seine Hand auf die schmerzende Stelle. Er konnte etwas Warmes dort spüren, wo die Finger ihn berührt hatten.

/ Blut. /

Der Braunhaarige ließ die Hand sinken und versuchte mit aller Kraft seine Beine hochzuheben, aber er konnte nicht aufstehen.

/ Komm schon! Steh auf! Bitte! /

Aber die Anstrengungen machten sich schneller bemerkbar, als ihm lieb war. Er hatte einen Fluchtversuch, eine Wüstenreise und eine Begegnung mit einem Hexenmeister hinter sich und zwar ohne etwas zu essen oder zu trinken. Das forderte eben seinen Tribut und er fühlte wie seine Kräfte ihn mehr und mehr verließen.

Allein die Angst sorgte dafür, dass er nicht ohnmächtig zusammenbrach.

Das Wesen hielt sich bisher zurück. Doch Seth konnte es hören......

......wie es atmete.

......wie es sich katzengleich über, neben, vor und hinter ihm bewegte.

......wie es schnüffelte und nach ihm gierte.

Allein seine Augen konnte Seth nicht sehen. Vielleicht hatte es so dunkle Augen, wie dieses Loch, in dem es hauste.

Seth zog und zerrte an seinen Gliedern, aber er machte es nur schlimmer als besser. Die Masse unter ihm schien auf jede seiner Bewegungen zu reagieren und zog sich immer enger um seinen schmalen Körper.

Verzweifelt stahl sich eine Träne aus dem Blau seiner Augen und rollte dem Jungen über die Wange.

/ Ich kann nicht mehr. /

Seth hörte auf zu zerren und keuchte geschafft. Das war es. Er würde Mokeptah nicht wiedersehen und er würde als Lebenselixier für den alten Tattergreis enden.

Er würde weder dem Pharao noch sonst jemandem eine Lektion erteilen können.

Zitternd schlang er die Arme um seine nackten Schultern.

Mit einem leisen Plopp fielen vereinzelte Tränen auf die Masse unter ihm und machten es für den blauäugigen Jungen leichter. Sein Schicksal würde wohl hier in diesem Nichts ein Ende finden.

Aber noch war er nicht gefressen. Das Wesen kam leise wieder herbei und streckte die Finger neugierig nach dem Gesicht des Jungen aus. Kälte legte sich auf Seths Wangen und er fühlte wie sein Kopf angehoben wurde.

/ Nun wird er mich fressen.../

Seth ergab sich in sein Schicksal und schloss sehnsüchtig die Augen. Nun würde er endlich frei sein und sich nicht länger Sorgen machen müssen.

...........................

...........................

+ + + Komm mit mir...... Hilf mir........... + + +

Was war das? Bildete er sich diese Stimme nur ein?

Seth lauschte angestrengt, aber die Worte wiederholten sich nicht.

Also wartete er. Das Monster stand immer noch da und hielt sein Gesicht in Händen.

...........................

Nach einer Weile jedoch, in der absolut gar nichts geschehen war, außer dass seine Wangen sich mit einem Mal warm anfühlten, wagte es Seth die Augen wieder zu öffnen.

Es war immer noch dunkel, kalt und es klebte immer noch dieses Zeug an ihm, aber er lebte.... Dafür spürte er, wie dicht ihm der andere war, wie nah er vor ihm saß und seine Nase fast mit der des Wesens zusammenstieß. Der fremde Atem blies ihm wärmend ins Gesicht. Hatte man einen ekelerregenden Geruch erwartet, so wurde man enttäuscht. Der Seelenfresser roch nach nichts, genau wie die Masse unter Seth. Vorsichtig streckte Seth seine Hand nach dem Gesicht des Wesens aus, doch gerade als er ihn berühren wollte, verschwand es.

Seth zog sich ebenfalls so weit wie möglich zurück, als er ein drohendes Knurren aus der Dunkelheit hörte. Hatte er ihn erzürnt?

Plötzlich ertasteten seine Finger etwas rundes in der Masse, irgendwo links neben seinen Knien.

/ Was ist das?/ Seths klamme Finger fuhren neugierig über die ziemlich glatte, gerundete Oberfläche des Objektes. Etwas weiter unten war ein Rand zu spüren...... Sehr dünn und mit ein paar scharfen Kanten. Seth fuhr weiter daran entlang und nahm auch die zweite Hand hinzu. Jetzt konnte er es mit beiden Händen bequem greifen und anheben. Es war nach obenhin rund, wie ein Ball, aber nach unten verlief es auf der einen Seite spitzer, während sich auf der anderen Seite nichts zu befinden schien. Drehte man es um, war es wie eine Schale.... Obwohl es da zwei kreisrunde Löcher zu geben schien und......

Seth ließ das Ding vor Schreck fallen.

/ Nein. Das ist doch nicht etwa..../

Seth hob das gefundene Etwas zitternd wieder auf. Kein Zweifel. Diese kleinen aneinandergereihten glatten Steinchen.....

/ Zähne. /

Seth legte den Kinderschädel zitternd in die Masse zurück. Das Monster fraß nicht einfach nur die Seelen, sondern auch die Körper der Kinder. Er war verloren. Vielleicht trieb es noch vorher seine Spielchen mit ihm oder schlimmeres.

Den Braunhaarigen packte die Wut.

„DANN KOMM DOCH UND FRISS MICH! ICH HAB KEINE ANGST VOR DIR!“

Ein wütendes Kreischen, ein Anspannen von vielen Muskeln und ein Sprung direkt auf den Jungen zu.....
 

........und mitten in der Wüste gleißte ein helles goldenes Leuchten am Gürtel eines Reiters auf, während sein Pferd vor Schreck scheute und ihn beinahe abzuwerfen drohte.

Sengal zog seinen Stab aus dem Gürtel. Besorgt sah er auf das strahlende Gold hinab. Er wusste nicht, wie viel Gaben man Seth in die Wiege gelegt hatte, aber er hoffte, dass es reichte, bis er bei ihm war.

„HÜYA!“

Noch einmal trieb er sein Pferd zur Eile an.
 

Helles Licht erfüllte die Dunkelheit im Innern der Erde und langsam verschwand das Millenniumssymbol wieder von Seths Stirn. Das Monster, das ihn hatte angreifen wollen, hatte solche Schmerzen verspürt, dass es ein Loch in die Wand geschlagen hatte und geflohen war.

Erschöpft fiel der ausgelaugte Kinderkörper vornüber und Seth schaffte es noch sein Gesicht so zu drehen, dass er nicht in der schleimigen Masse erstickte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er klappte ohnmächtig zusammen.
 

Isis schreckte im Palast aus ihrem Schlaf hoch. Sie hatte sich nur einen Moment hinlegen wollen und war dann wohl eingeschlafen. Sie hatte geträumt, aber was hatte es zu bedeuten, dass sie von dem verbannten Sklaven in der Dunkelheit träumte und von plötzlichem hellen Licht?

Konnte sie wieder sehen?

Hatte die Macht der Kette sie doch nicht verlassen?
 

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Das war's.

Würd mich freuen, wenn es jemand liest.

Es muss auch keiner Kommis hinterlassen.

Ich will die FF auf jedenfall für mich komplett hochladen. Es ist sicher nicht meine beste, aber sie hat auch ne Menge Arbeit gemacht.

Nächstes Kapi, dann demnächst.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  night-blue-dragon
2007-11-04T16:50:16+00:00 04.11.2007 17:50
Was für ein Glück das ich nicht warten muss
bis es weitergeht, sondern gleich weiterlesen
kann. Sonst wäre es die reinste Folter auf das
nächtse Kapi zu warten. Echt super

Gruß
night-blue-dragon


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