Sorgen
Schweigend betrachtete Sakura die vorbeiziehende Landschaft aus dem, von Regentropfen benetzten, Autofenster.
Singapur verschmolz im roten Licht der untergehenden Sonne zu einem Lichtermeer, welches sie viel zu schnell über die Autobahn hinter sich liesen.
Die graue Betonwüste wich zart grünen Feldern in deren Umfeld vereinzelt ärmliche Bauernhütten standen. Schon komisch, nur wenige Meilen
von der glitzerden Metropole Singapur entfernt, diese ländliche beinahe unberührte Gegend sehen zu können. Eine Reise vom 21. Jahrhundert ins MIttelalter.
Wunderschön, faszinierend und doch bizzar. Sie fühlte wie ihre Glieder schwer wurden und der Drang zu Schlafen in ihr hochstieg.
Kakashi musterte das zierliche Mädchen neben sich. Sie wirkte so zerbrechlich. Wie sie so da saß erinnerte sie ihn an das kleine Mädchen, das er vom Krankenhaus
zur Akademie brachte. Inzwischen war es dunkel geworden. In der Ferne tauchte eine einzeln stehende Villa auf. Die Außenbeleuchtung ging bereits flackernd an,
als der schwarze Wagen langsam über den knirschenden Kies der Auffahrt rollte. Vorsichtig stellte er den Motor ab und stieg aus um die Beifahrertür zu öffnen.
Gähnend streckte Sakura ihre knackenden Gelenke. Saublöde Idee im Auto einzuschlafen. Die kühle Abendluft war angenehm erfrischend. Langsam kletterte sie aus dem Wagen und schulterte ihren, von Kakashi dargebotenen, Rucksack. Geräuschlos schloss er die Wagentür und schritt auf die Eingangstür zu.
Seufzend folgte ihm Sakura. Die chinesische Unterkunft der Akademie war ihr schon immer verhasst gewesen. Die Stille hier war gerade zu erdrückend.
Das Gebäude wurde nur selten genutzt und diente auch mehr als Unterkunft für zwischen durch, dem entschprechend war es auch nicht mehr in bestem Zustand.
Zumindest was die Fassade anging.
Müde betrat sie ihr Zimmer, schmiss Kappe, Jacke und Rucksack in eine Ecke und warf sich auf ihr Bett. Es war erst kurz nach 19 Uhr und dennoch war sie schon dermaßen erledigt, dass sie nie wieder aufstehen wollte.
Sakura hatte nie verstanden wie man sich auf das Scharfschützengewerbe spezialisieren konnte. Man musste ewig an den unmöglichsten Plätzen warten, bis sich das Ziel bequemte auch mal aufzukreuzen, dann diese verflucht schweren
Snipergewehre, die einem fast die Schulter beim Rückschlag ausrenkten und schließlich bekam sie ständig diese höllischen Kopfschmerzen
wenn sie einen Job erledigt hatte. Es strengte ihre Augen einfach zu sehr an. Eigentlich sollte sie sich jetzt duschen und dann zum Extratraining.
Mit Tsunade. Ausgerechnet. Eine endlos lange Predigt über Pünktlichkeit und Gehorsam würde sie erwarten. Na besten Dank auch. Die Direktorin brauchte dringend ein Hobby und zwar eines das nicht beinhaltete sie, Sakura mit zusätzlichen Trainingseinheiten nach einem miesen Tag und einem noch mieseren Auftrag zu nerven. Sollte sie sich doch um Hinata oder Shikamaru
kümmern. Die Beiden konnten ein bisschen Bewegung gebrauchen. Außerdem war die kleine Hyuuga immer noch ein reines Nervenbündel sobald es hieß sie müsse einen Auftrag übernehmen. Seltsamerweise hatte sie aber kein Problem damit Leichen zu sezieren und ihre neuesten Gifte an deren Organen zu testen. Frustriert fuhr sie sich mit mit der Hand über ihr Gesicht. Vielleicht sollte sie sich ein bisschen um Hinata kümmern. Es ging einfach nicht an, dass ein Mitglied ihres Teams jedes Mal fast einen Nervenzusammenbruch erlitt nur weil sie den verdammten Abzug betätigen sollte. Entweder das änderte sich oder... Sie musste in den Innendienst versetzt werden.
Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Kopf als sie sich aufsetzen wollte. Wenn sie nicht aufpasste würde das noch zu einer handfesten Migräne ausarten.
So was konnte sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen. "Kuso." Was solls, nahm sie eben noch einen dieser Aspirinhammer. Anders würde sie diesen
Tag sowieso nicht überstehen ohne entweder sich oder den Nächstbesten umzubringen. Genervt erhob sie sich und versuchte die nächste Explusion in ihrem Gehirn zu ignorieren. Uuh. Sie schwankte bedrohlich und stützte sich am Türpfosten ab. »Das ist doch alles nicht wahr. Wieso immer ich?! «
Verbissen kniff sie die Augen zu und versuchte sich zu entspannen. Das metallische Klicken ihres Türschlosses verhinderte jedoch, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt wurden. Entnervt drehte sie sich um und legte sich wieder auf ihr Bett.
" Wer auch immer das ist, wenn er kein Aspirin oder einen verflucht starken Kaffee dabei hat, kann gleich wieder abziehen. "
Als keine Reaktion zu vernehmen war öffnete Sakura vorsichtig ihre Augenlieder. Bei ihrem Glück hatte sie vermutlich gerade auch noch Tsunade angezickt.
Plötzlich spürte sie eine leichte Erschütterung neben ihr. Verwirrt blickte sie zur Seite. Als sie die dreiste Person erkannte, breitete sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen aus. Ausdruckslos sahen zwei tiefschwarze Augen in ihre und eine dampfende Tasse wurde ihr entgegen gehalten. Ein betörender Duft stieg ihr in die Nase und berrauschte förmlich ihre Sinne. "Du hast nicht zufällig auch ein oder zwei Aspirin dabei? " Gelangweilt griff er in seine Hosentasche und schnippte ihr eine Tablette an den Kopf. Überrumpelt verschüttete sie die Hälfte des Kaffees auf ihr weiße Bettwäsche und über ihr Handgelenk. Zu ihrem Leidwesen war der Kaffee wirklich heiß gewesen und brannte fürchterlich auf ihrer Haut.
Sauer sah sie ihn an. "Ich glaub du... hat dir der Regen bei den Briten das Hirn aufgeweicht oder was soll das Uchiha?! "
Amüsiert grinste Sasuke sie an. Wobei zu beachten ist, dass ungefähr 90% der weiblichen Rekruten dafür morden würden um so von ihm angelächelt zu werden.
Oder angegrinst. Sakura hingegen hätte ihm im Moment lieber die Gurgel rumgedreht. "Selbst Schuld, du weißt doch wie du reagierst wenn du als Scharfschützin arbeitest. " "Unsere beiden Sniperkoriphäen waren leider außer Haus, weißt du? Hätte ich vielleicht Naruto auf dieses bescheuerte Dach hetzen sollen? " Angwiedert verzog der Uchiha sein Gesicht. " Darüber macht man noch nicht Mal Scherze Sakura. Allein der Gedanke, der Bombenleger und ein Prezisionsgewehr. Erinnere dich was das letzte Mal passiert ist. Am Ende hätte er das Ziel wieder damit beworfen und erschlagen. " Während des letzten Satzes machte er Narutos Gesicht nach, wenn dieser angestrengt über einem Sudoku brütete und ums verrecken nicht weiter kam. Sie musste lachen.
"Iregndwann findest du unter Garantie eine Briefbombe in deinem Zimmer. Außerdem ist das nur einmal während des Trainings passiert. " Jetzt musste auch er lächeln. Sein ehrliches Lächeln und nicht sein spöttisch abwertendes oder sarkastisches. Ein sehr süßes Lächeln, welches sie so an ihm liebte. Ein leichter Rotschimmer überzog ihre Wangen. Ruckartig stand sie auf und murmelte etwas von wegen sie müsse sich den Kaffee abwaschen. Im Badezimmer klatschte sie sich erstmal Händeweise kaltes Wasser auf ihre brennenden Wangen. » Ganz klasse Sakura, behersch dich Mädel! Ihr seit befreundet. Er ist dein bester Freund. Dein Freuheund ! Es gibt keinen,überhaupt keinen Grund so auszuticken.«
Einigermaßen gefasst ging sie zurück ins Schlafzimmer und setzte sich mit beträchtlichem Abstand von ihm wieder hin. Forschend sah er sie an.
Nervös strich sie sich einige Haarstänen hinter die Ohren. "Was ist mit dir los? " Schwer schluckend bemühte sie sich möglichst locker zu wirken.
"Na ja... Es ist eigentlich nichts, aber Hinata, sie macht Probleme. " Schweigend sahen sie aus dem Fenster. Sakura und er hatten dieses Thema schon oft durchgekaut. Die Hyuuga war talentiert und sehr intelligent nur ihre Skrupel behinderten sie immer noch. Anders als sie, die keine Erinnerungen an ihr Leben vor der Akademie hatten, wusste Hinata noch was eine richtige Familie und ein normales Leben war. Und genau das war der Knackpunkt bei der ganzen Geschichte. Mit der Ausbildung eines Rekruten nach dessen fünften Lebensjahr zu beginnen war riskant. Die meisten dieser Kinder endeten im Innendienst, weil sie einfach nichts taugten bei realen Einsätzen. Allerdings kümmerte Sakura das wenig. Hier ging es schlicht und einfach darum, dass im Falle eines Ausscheidens
von Hinata sie eine neue Partnerin brauchte. Sicher die meisten Aufträge erledigte sie meistens eh alleine oder wie heute eben mit einem Profiler als Hilfe. Nur manche Sachen konnte man eben nur zu Zweit bearbeiten und im Moment war niemand vefügbar als Ersatz. Sasuke arbeitete mit seinem Bruder,
Naruto mit Shikamaru, wobei sie sich fragte wie die Beiden es überhaupt fertig brachten nicht während der Arbeit einzuschlafen, Neji und Ten Ten waren
längst ein eingespieltes Team und Lee, nun Lee ging ohne Gai nicht mal auf die Toilette. Kakashi kam sowieso nicht in Fragen. Er war lediglich ihr
Sensei oder Fahrer. Zu dem wusste keiner so genau was dieser Perverse den ganzen Tag so trieb. »Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich das auch gar nicht wissen will. « Angestrengt musterte sie ihre Steppdecke. Die Kopfschmerzen waren wieder da, sie machte sich einfach zu viele Gedanken um die Sache. "Hey, ich rede mit dir. " Eine schmale, weiße Hand legte sich auf ihre. Erschrocken sah sie auf. "Oh sorry, ich war grad in Gedanken. Also wie war England? Du meintest ihr seid früher fertig geworden. " Er verzog abwertend sein Gesicht. "Ja könnte man sagen. Wobei du das ihr durch ein du ersetzen darfst. " "Ah. Der Eroberer der Nacht hat also auch in London sein unwesen getrieben. Wie viele waren es denn diesmal? " Sasuke verdrehte demonstrativ die Augen. "Ich hab aufgehört zu zählen, als wir im Hotel angekommen sind. Er meinte,das dieser Job so einfach sei, dass ich ihn auch alleine hinkriege." Egal was für ein begnadeter Killer dieser Typ auch war, Frauen zu verführen wird wohl immer seine Passion bleiben. Nicht das er sich dafür besonders anstrengen musste, die holde Weiblichkeit belagerte die Uchihas sowieso wie die Bienen einen riesigen Marmeladentopf. "Und wo ist deine bessere Hälfte jetzt? " "Schläft seinen Jetleg aus. Wie ein Baby. " Sie schmunzelte. Gleichgültig wie trocken oder abfallend sich Sasuke über seinen großen Bruder äußerte, hing er doch sehr an ihm. Itachi war es ja auch der ihm das meiste
beigebracht hatte. "Was ich dir noch sagen wollte, Tsunade wartet auf dich. " Entgeistert starrte sie ihren besten Freund an. "Das sagst du mir erst jetzt?!!"
Eilig schluckte sie ihre Tablette mit dem Rest Kaffee runter und rannte zum Büro ihrer Vorgesetzten. (Das solte man besser nicht nach machen ^^). Und machte sich schon mal auf eine gewaltige Standpauke bereit.
Seit einer geschlagenen Stunde nun, musste sie sich die Schimpftirade einer wirklich, wirklich angepissten Tsunade anhören und ein Ende war nicht in Sicht.
» Wird die Frau denn niemals Müde? Eine Stunde schreit sie mich schon an ohne Luft holen oder trinken. Hm? Letzter Auftrag fast verbockt... tja schlimme Sache, Hinata... beinahe Nervenzusammenbruch, ja das war Pech, ständig zu spät kommen?...das war außnahmsweise mal nicht meine Schuld,... Wetten ist unmoralisch, ach Gottchen man könnte es auch unmoralisch nennen Kinder zu Killern auszubilden. «
Schwer atmend lies sich Tsunde auf ihren Sessel fallen. Es sah nicht so aus als ob ihr ihre Schülerin wirklich zugehört hatte. Welch Überraschung.
"Wie dem auch sei, dein Flug geht noch heute Abend. Das Ticket liegt da drüben auf dem Tisch. Du darfst gehen. " Sakura erwachte aus ihrer Starre und griff verwirrt nach dem Ticket. "Singapur-Tokio, erste Klasse, 23.30 Uhr Abflug- Ankunft 6.55 Uhr ", murmelte sie. Mit einem kurzen Nicken bedeutete ihr Tsunade sich zu entfernen. »Wenn sie mich jetzt schon zurück schickt, steht schon wieder der nächste Job an. Oh Freude, nicht einen Tag hat man seine Ruhe in diesem Irrenhaus.«
"Na dann kann ich ja froh sein, dass ich noch nicht ausgepackt habe was? "
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War jetzt blos ein Filler. Im nächsten Kapitel wirds spannender. Da darf dann Hinata mit Saku einen Auftrag übernehmen *fiesgrins*
Über ein paar Kommis würd ich mich natürlich freuen ^^
hel hana
