Lips Of An Angel

Lips Of An Angel

Es war ein relativ warmer, sonniger Tag, als Camui Gackt im Park Tokyos auf einer Bank saß. Getarnt mit einer Sonnenbrille wartete er auf seinen Engel...

Eben dieser Engel - mit schwarzem, schulterlangem Haar, einer Haut so weich wie Samt und Augen, die einen einfach nur gefangen nahmen, wenn man hineinblickte - kam gerade auf ihn zu. "Ga-chan!", mit diesen Worten und einer stürmischen Umarmung wurde Gackt begrüßt. Dieser lächelte und legte sofort die Arme um seinen Liebsten. "Haido... na endlich, ich warte schon ewig auf dich!", nuschelte er und sah dabei in diese braunen, dunklen und geheimnisvollen Augen.

Hyde sah seinen Gegenüber verwirrt an. "Wieso? Ich.. komm doch nicht zu spät, oder? Ich meine... wir waren doch erst für 16 Uhr verabredet, oder irre ich mich da? Und.. ich bin pünktlich!", erwiderte er.

Wieder lächelte Gackt. "Hai... natürlich bist du pünktlich..", antwortete er und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. "Nur sitze ich schon seit zwei Stunden hier und warte auf dich..."

Hyde weitete erst ungläubig die Augen, dann begann er aber zu lachen. Der Jüngere blickte bedröppelt drein, senkte den Kopf ein wenig. "Ga-chan~ du bist so niedlich, wirklich!", meinte der Kleinere, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. "Als kleine Entschädigung bekommst du auch was...", damit näherte er sich verdächtig nahe den Lippen des anderen. "Haido, ich..", begann Gackt, doch wurde er unterbrochen, seine Lippen mit denen des Älteren verschlossen. Sofort vergaß er, was er eigentlich hatte sagen wollen und erwiderte den Kuss, zog seinen Engel weiter an sich. Dass sie in einem Park standen, interessierte ihn nicht!

Erst als sie sich lösten und einander in die Augen blickten, wusste Gackt wieder, was er seinem Ein und Alles erneut hatte gestehen wollen. Er grinste wieder einmal leicht, strich dem anderen über die Wange. "Ich liebe dich...", hauchte er dann voller Gefühl. Hyde lächelte daraufhin nur. "Ich..."
 

Ein Piepen! Ein nervtötendes Piepen!
 

Noch im Halbschlaf tastete Gackt nach der Quelle dieses Geräusches. Als er den Wecker endlich gefunden hatte, schlug er darauf, stellte somit das Gepiepe ab. Er seufzte. "Wieder dieser Traum...", murmelte er und starrte an die Decke. Schon seit mehreren Wochen 'quälte' ihn dieser Traum und immer wieder hörte er an der selben Stelle auf. Wie albern es war, sich so viele Gedanken um einen Traum zu machen... Aber es ging nun mal nicht anders. Warum auch immer... es regte ihn auf, dass dieser Traum immer wieder an genau dieser Stelle endete, an der er eine Antwort von Hyde bekam.

You hatte Recht gehabt, als Gackt ihm davon erzählt hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto verwirrter war er...

Dieser Traum... er konnte in so vielen Situationen spielen...
 

Anfangs sah es für Gackt ja so aus, als wären er und Hyde schon Ewigkeiten zusammen, das würde natürlich auch bedeuten, Hyde würde mit einem "Ich dich auch!" antworten...

Doch mittlerweile gab es noch mehr verrückte Theorien.

Hyde und er - nur beste Freunde - hätten sich lange nicht mehr gesehen, hätten sich deswegen so stürmisch begrüßt und Hyde hätte ihn wirklich nur als 'Entschädigung' für das lange Warten geküsst, sich nachher noch über sich selbst gewundert, es vielleicht auch gar nicht gewollt...

Oder... der Ältere konnte seine - Gackts - Gefühle vielleicht erahnen, wollte ihm vielleicht nur eins auswischen, da Gackt in seiner Anwesenheit immer so aufdringlich war...
 

Er wusste es doch nicht! Genauso wenig wusste er, ob er Hyde wirklich liebte... Ja, der Kleinere ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, er liebte Hydes Nähe, sein Lächeln, seine Art... kurz: Er liebte ALLES an dem anderen! Also musste das doch auch bedeuten, dass er den Älteren an sich wirklich liebte, oder? Hier widersprach sich alles! Er liebte Hydes Art, aber ihn selbst nicht? Das passte doch gar nicht zusammen...

Konnte ihm dann mal ein normal-denkender Mensch verraten, wieso er sogar nach Tokyo gezogen war, obwohl er hier eigentlich nichts besonders fand? Er kannte nur einen Grund und der hieß wiederum Hyde! Er wollte den anderen sooft wie möglich sehen... und das funktionierte eben besser, wenn sie beide in der gleichen Stadt wohnten und nicht einer in Kyoto und der andere hier... Hyde hier...

Hyde, Hyde, Hyde... Gab es denn nichts anderes mehr, was ihn beschäftigte? Anscheinend nicht!
 

Um endlich auf andere Gedanken zu kommen stand Gackt auf, begab sich ins Bad und stieg unter die Dusche, stellte diese auf kalt und ließ das Wasser über sich laufen. Das war für ihn die beste Methode, einen klaren Kopf zu bekommen und gleichzeitig auch noch richtig wach zu werden.

Wieso hatte er eigentlich den Wecker gestellt? Oh Shit! Wieder eine klare Antwort... Konnte man sie schon erraten? Richtig! Hyde! Er war mit ihm zum Frühstück verabredet...

Nach dieser Erkenntnis beeilte er sich umso mehr. Kurze Zeit später war er auch schon dabei, sich abzutrocknen und stand darauf schon vor dem Spiegel, woraufhin ihm ein "Mensch, siehst du scheiße aus..." entfuhr.

Eine geschlagene halbe Stunden verbrachte er noch im Bad, bis er einigermaßen mit seinem Aussehen zufrieden war. Dann kam der nächste Teil, für den er sicher nochmal MINDESTENS genauso lange brauchte... Die passenden Klamotten... Genervt wühlte er in seinem Kleiderschrank. Er konnte sich einfach nicht entscheiden... Er konnte Hyde doch nicht wie der letzte Volltrottel gegenübertreten, aber wenn er ZU auffällig gekleidet war, passte das auch wieder nicht... Gackt seufzte, schloss dann einfach die Augen und griff ziellos in den Schrank, zog eine Hose und ein Oberteil heraus. //Na also... sieht noch nicht mal schlecht aus...//, dachte er, während er seine 'Wahl' betrachtete. Eine schwarze – von ihm über alles geliebte – Lederhose und ein schwarzes enges Hemd. Wie immer eigentlich... aber darin fühlte er sich eben wohl...
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch genau 20 Minuten Zeit hatte, zu Hyde zu fahren. Super Aussichten... er brauchte vorneweg 30 Minuten und das auch nur, wenn er gut durch kam. Aber was sollte es? Hyde sollte es mittlerweile gewohnt sein, dass Gackt immer zu spät kam. Er hatte es bis jetzt noch NIE geschafft, pünktlich zu einem Treffen zu erscheinen... woran das wohl lag..?

Aber das waren jetzt unnütze Gedanken, die er nachher noch zu Ende denken konnte - auch wenn es nichts brachte!

Schnell zog sich der Sänger Jacke und Schuhe an, schnappte sich Handy und Schlüssel und öffnete die Tür. Doch er trat nochmal zurück, sah in den Spiegel, der neben der Garderobe hing und zupfte sich nochmals die Haare zurecht. Zufrieden grinste er, eilte dann aber nach draußen in sein Auto und fuhr los.

Warum auch immer... aber er war schon wieder so verdammt nervös – wie jedes mal, wenn er zu Hyde fuhr.
 

Aber er schaffte es... 45 geschlagene Minuten später stand er endlich vor Hydes Haus und drückte zaghaft auf die Klingel. Er war völlig am Ende – nervlich...

Diese blöden Autofahrer da draußen... wie hatten die alle nur den Führerschein bekommen? Die fuhren alle, als hätten sie 20 Flaschen Wodka intus. Aber er war da... wenn auch mal wieder zu spät, er war da...
 

Die Tür wurde geöffnet und ein grinsender Hyde stand ihm gegenüber. „Hey Ga-chan... ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen...“, meinte der Kleinere - wie immer, wenn Gackt zu spät kam. Dieser kratzte sich leicht verlegen am Kopf. „Gomen nasai, Haido! Aber der Verkehr...“, versuchte er zu erklären. „Schon klar... der Verkehr...“, wiederholte Hyde, „..meinst du nicht, dass eher dein Styling wieder so lange gedauert hat und du dabei völlig die Zeit aus den Augen verloren hast..?“

Ertappt blickte Gackt drein. „Weißt du...“, begann er, doch Hyde unterbrach ihn: „Lass gut sein, Ga-chan... ich bin es doch gewöhnt... es ist doch okay... aber jetzt komm rein!“ Damit zog der Kleinere Gackt am Ärmel ins Haus, schloss die Tür hinter ihm. Seufzend zog Gackt Schuhe und Jacke aus. //Er kennt mich einfach...//, musste er sich in Gedanken eingestehen und folgte 'seinem Engel' in die Küche. „Du willst bestimmt Tee, oder..?“, fragte Hyde und lächelte Gackt an. Dieser nickte nur, nahm am Tisch platz. Der Ältere stellte Gackt daraufhin eine Tasse Tee hin, blieb vor ihm stehen. „Sag mal, schämst du dich eigentlich nicht..?“, fragte er plötzlich. Gackt sah auf. „Wieso..?“, wollte er wissen. „Du hast was vergessen...“, nuschelte der Schwarzhaarige und zog einen Schmollmund. Verwirrt blinzelte der Größere. „Nani? Was.. habe ich denn vergessen?“ „Na mich!“, murrte Hyde und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie... dich..?“, hakte der andere nach. Er verstand gerade gar nichts. Hyde seufzte. „Wie hast du mich begrüßt..?“, fragte er, versuchte Gackt so auf die Sprünge zu helfen. Das klappte auch, bei dem Braunhaarigen fiel der Groschen. Er stand auf, umarmte Hyde sogleich. „Entschuldige...“, hauchte er. Hatte er doch tatsächlich vergessen, Hyde zu umarmen. Wie verpeilt war er heute eigentlich..?

Zufrieden erwiderte Hyde die Umarmung und lächelte. „Nicht schlimm... aber wenn du das nochmal vergisst, dann... dann...“, meinte der Kleinere, hielt aber inne. //Okay... was dann, Haido? Hm? Was tust du dann – mal abgesehen davon, dass du Ga-chan so oder so nie irgendwie schaden könntest..? Genau~ du setzt ihn auf Haido-Entzug und dich damit auf Gackt-Entzug? Ist das klug..? Nein!//, gedanklich führte Hyde nun Selbstgespräche, vergaß so, fortzusetzen. „Was dann, Haido?“, fragte Gackt – ohne sich auch nur im Ansatz von dem anderen zu lösen. Dieser schwieg noch eine ganze Weile lang, fand aber keine bessere Antwort und sagte deshalb: „Dann vergesse ich absichtlich deinen Geburtstag!“

Der Größere lachte leise, sah Hyde dann an. „Tust du das..? Du.. würdest mich an meinem Geburtstag ganz alleine in meiner großen Wohnung im Dunkeln sitzen lassen..? Du würdest es zulassen, dass ich mich so dermaßen zulaufen lasse? Dass ich in Depressionen versinke, weil keiner bei mir sein will? UND du würdest zulassen, dass ich den ganzen Abend nur an dich denken würde, weil ich dich so schrecklich vermissen würde? Ja? Also wenn du DAS alles verantworten kannst, dass ich dann nachher ein kleines Häufchen Elend bin... dann vergiss meinen Geburtstag eben...“

Damit traf er voll ins Schwarze. Hyde sah ihn an, jedoch konnte er den Blick des Kleineren nicht deuten. Doch schon seufzte der Ältere, schlug Gackt leicht auf den Hinterkopf. „Baka!“, murrte er, „Als ob ich der einzigste Mensch in deinem Leben wäre... Du hast noch andere Freunde, schon vergessen..? Kommt dir zufällig der Name 'You' bekannt vor? Muss ich dich daran erinnern, dass er dein bester Freund ist? Versuch erst gar nicht, mir ein schlechtes Gewissen einzureden! Wenn du unsere Begrüßung in Zukunft nicht wieder so... mager ausfallen lässt, dann gratuliere ich dir ja wenigstens! Du weißt, dass ich an deinem Geburtstag leider nicht in Japan bin... aber wir feiern ihn nach, versprochen!“

Gackt seufzte. „Hai... du bist nicht da...“, murmelte er, „Das hatte ich absichtlich verdrängt...“ „Ach komm schon! So~ schlimm ist das doch nun auch wieder nicht! Deine Jungs feiern doch sicher mit dir, oder nicht? Jetzt blas kein Trübsal... frühstücken wir lieber, dafür bist du schließlich hergekommen..“, damit trennte sich Hyde nun endgültig von Gackt, setzte sich an den gedeckten Tisch.

//Ich bin wegen dir hergekommen, nicht wegen dem Frühstück...//, dachte Gackt, setzte sich aber ebenfalls wieder und begann zu essen, Hyde tat es ihm gleich....
 

Nach dem Frühstück half Gackt dem Kleineren beim Abwasch. „Was.. machen wir jetzt..?“, fragte Hyde und sah den anderen an. „Wie, was machen wir jetzt?“, wollte dieser wissen. „Oh... ach so..“, nuschelte der Ältere nur und sah enttäuscht weg. „Es ist nur.. ich dachte, wir unternehmen was gemeinsam... aber wenn du noch was anderes vorhast, dann hat sich das ja erledigt!“

Gackt brauchte erst mal einen Moment, um das Ganze hier zu verstehen. „Ich.. Nein! Ich habe nichts vor! Es hat mich nur gewundert, weil du mich ja nur... zum Frühstück eingeladen hast.. Aber wenn du möchtest, dann machen wir noch was zusammen... sehr gerne sogar!“, sagte er und lächelte den anderen an.

„Okay!“, meinte Hyde und lächelte sofort wieder, „Dann gehen wir jetzt ins Schwimmbad!“ Gackt stutzte. „Ins... Schwimmbad?“, fragte er ungläubig. „Das... ist nicht dein Ernst, oder?“ Der Kleinere legte den Kopf schief. „Natürlich ist das mein Ernst!“, murmelte er. „Willst du denn nicht... mit mir ins Schwimmbad gehen?“, damit setzte er seinen Dackelblick auf und hing plötzlich wie eine Klette an Gackt. „Bitte, bitte, bitte Ga-chan~“

Gackt seufzte. Dieser Anblick war einfach ZU niedlich. Wie ein kleines Kind...

„Ist ja gut~“, murrte er, „Wir gehen ins Schwimmbad! Geh und pack deine Sachen!“

Hyde grinste bis über beide Ohren, hauchte Gackt einen Kuss auf die Wange und verschwand im Schlafzimmer, kam dann auch sofort wieder zurück. „Erledigt!“

Wieder fing sich der Ältere einen skeptischen Blick von Gackt ein. „Das war alles geplant!“, meinte er und stemmte seine Hände in die Hüfte. „Du mieser, kleiner Schuft! Du wolltest von Anfang an, dass ich mit dir weggehe!“ Schuldbewusst blickte der andere drein. „Ach Ga-chan~ nun sei doch nicht so...“, meinte er und setzte erneut seinen Dackelblick auf. „Ich.. ja gut~ ich wollte, dass du mit mir weggehst, aber doch nur, weil ich übermorgen nach Amerika fliege und du doch in fünf Tagen Geburtstag hast! Ich wollte noch was Witziges mit dir unternehmen... nur mit dir... aber wenn du keine Lust hast, versteh ich das! Es ist okay... Gomen nasai...“

Enttäuscht seufzte Hyde auf, drehte sich um und wollte die Tasche zurück ein sein Zimmer bringen. „Haido~“, meinte Gackt darauf, zog den anderen zu sich in seine Arme. „So war das nun auch nicht gemeint. Ich unternehme doch gern was mit dir... meinetwegen gehen wir ins Schwimmbad... wenn es denn dein Wunsch ist... ich war nur ewig nicht mehr weg. Vor Allem nicht mit dir... Also... dann lass uns gehen... ich muss nur noch nach Hause und meine Sachen holen...“, Gackt nickte, ließ den Kleineren los und ging zur Tür. Dort zog er sich Schuhe und Jacke an, wartete auf den mittlerweile wieder grinsenden Hyde und fuhr dann mit diesem zu sich nach Hause. Dort schnappte er sich seine Badehose, ein Handtuch und war auch schon wieder im Auto. „Du brauchst auch für alles ewig...“, nuschelte Hyde nur, sah aus dem Fenster. „Wirf mir noch ein bisschen mehr vor und du kannst alleine gehen... ich brauch nun mal Zeit... ich bin oft genug im Stress, dann musst du mich nicht auch noch hetzen... oder?“, damit sah Gackt den anderen an. „Ga-chan... kann es sein, dass du zur Zeit doch ein wenig... ich betone das WENIG extra mal... gereizt bist..?“, fragte Hyde vorsichtig. Gackt seufzte schwer. „Anou... hai, vielleicht hast du Recht... entschuldige... es ist nur... der Stress in den letzten Wochen... und...“, er brach ab, sah wieder auf die Straße. Hyde zog eine Augenbraue hoch. „Und was..?“, fragte er nach. //Und ich hab dich vermisst... ich wollte bei dir sein...//, dachte Gackt, schüttelte aber nur den Kopf. „Ga-chan...“, Hyde seufzte, „Nun sag doch einfach, was los ist und gut ist. Also..?“

Gackt schwieg. „Nichts ist... streich dieses 'und'... es ist mir nur so.. rausgerutscht!“, nuschelte er dann nach etwa drei Minuten des Schweigens. „Aha... dafür, dass es dir nur 'rausgerutscht' ist... hast du aber ziemlich lange für eine Ausrede gebraucht. Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst...“

Auf diese Aussage Hydes nickte Gackt. „Ich weiß, Haido... und ich bin dir auch sehr dankbar dafür... aber es ist wirklich nichts... Wenn, dann würde ich es dir schon sagen, keine Sorge.“

Hyde musterte den Jüngeren noch eine Weile skeptisch, gab dann aber leise seufzend auf.
 

„GA-CHAN! VERDAMMT NOCH MAL, WIE LANGE BRAUCHST DU, UM DICH ZU 'ENTKLEIDEN' UND EINE BADEHOSE ANZUZIEHEN??“, Hyde hämmerte wie verrückt gegen die Umkleide, in der sein Freund sich 'umzog'.

„Ja doch... ich bin ja gleich fertig...“, sagte Gackt und verdrehte die Augen, kam wenig später aus der Umkleidekabine und sah in das hochrote Gesicht Hydes.

„Anou... was hast du denn? Bist du jetzt so rot, weil du dich aufgeregt hast, oder hab ich was verpasst..?“, fragte er und legte den Kopf schief. Hyde schluckte leicht, sah den Größeren dann an. „Ich.. nein.. uhm doch... ich meine...“, er atmete tief durch, „Ich... was ich sagen wollte... BAKA!!!“

Stirnrunzelnd sah Gackt dem anderen hinterher, der erst an ihm vorbeistapfte und sich schließlich auf eine Liege in der Halle schmiss. Langsam folgte er ihm, setzte sich auf die Liege neben Hydes. „Uhm... ist.. alles okay?“

Hyde schnaubte, drehte den Kopf auf die Seite. „Haido..? Anou... ich will ja nichts sagen, aber... uhm... na ja... du... benimmst dich gerade, wie ein sechsjähriges Kind...“ Darauf musste der andere doch jetzt reagieren... und Gackt behielt Recht.

„Nani..? Wie ein sechsjähriges Kind?? Entschuldige mal, aber ich brauch wenigstens keine fünf Stunden um mich auszuziehen und dann in eine einfache Badehose zu schlüpfen! Was hast du so lang da drin gemacht? Dein Spiegelbild angesabbert? Dir einen runtergeholt?“, Hyde setzte sich auf, sah Gackt an. Diesem war die Kinnlade runtergeklappt. „I-Iie!! Natürlich nicht!“, verteidigte er sich. „Ich... ich hab nur... Ach! Du weißt doch, dass ich auf mein Aussehen achte... Gomen nasai...“

Der Ältere schüttelte nur verständnislos den Kopf. „Du wirst eh gleich nass... und dann ist deine Frisur im Arsch.. also bringt das gar nichts....“, murmelte er. „Hai hai hai~ ich weiß ja... ich sagte doch, es tut mir Leid...“, meinte Gackt und senkte den Kopf. „Egal~ nun komm schon...“, Hyde stand auf, lächelte den Jüngeren an. Dieser nickte, lächelte ebenfalls leicht und stand auf. Zusammen gingen sie in das nächste Becken. „Schon seltsam... dass hier kaum jemand ist...“, meinte Gackt und sah sich um. „Uhm... das liegt daran, dass hier in der Nähe ein neues aufgemacht hat... und da werden die alle wohl jetzt hinstürmen...“, erklärte Hyde, „Warum glaubst du, wollte ich mit dir her, hm?“

„Sag... wie lange hast du das schon geplant? Also... die Idee dazu wird dir ja nicht die letzte Nacht im Traum gekommen sein, oder?“, fragte Gackt und zog eine Augenbraue hoch. „Anou... weißt du... ich.. hab das schon letzte Woche 'geplant'. Also das heißt... als ich in der Zeitung davon gelesen habe, dass dieses Schwimmbad aufmacht... da hab ich gedacht, dass hier sicher weniger Leute hinkommen und... na ja... ich wollte doch noch was mit dir unternehmen, bevor ich nach Amerika gehe und... ich meine... Essen gehen wäre langweilig gewesen, weil wir das schon sooft gemacht haben.. aber ich bin so unkreativ und ich weiß nicht, was wir sonst hätten tun können... sollte ich dich etwa wieder in eine Bar schleifen? Oder sollte ich dich zu mir einladen, damit wir uns einen gemütlichen Abend Zuhause machen? Ga-chan, es ist immer das Gleiche und das wollte ich nicht... ich wollte, dass das heute was besonderes wird... frag mich nicht, warum... es ist einfach so.“ Hyde sah den anderen unsicher an, lächelte leicht schüchtern. Diese Seite an dem Älteren kannte Gackt noch gar nicht so gut. Okay... Hyde war in den letzten Monaten – wenn sie sich denn mal gesehen hatten – auch anders gewesen als sonst. Irgendwie war er ruhiger, schüchterner, zurückhaltender... auf jeden Fall anders! Musste Gackt sich darüber jetzt wirklich den Kopf zerbrechen? Hyde war so oder so niedlich, ob er Gackt nun zusammenschrie oder verlegen drein blickte. Zugegeben... diese... leicht verschüchterte Seite an Hyde... die war... unvergleichlich. Sie brachte Gackt zum dahinschmelzen. Dieses schüchterne Lächeln, dieser unsichere Blick von unten herauf und die einzelnen, schwarzen Haarsträhnen, die dem Kleineren dann ins Gesicht hingen. Völlig in Gedanken seufzte der Blonde auf. „Es ist doch... eine tolle Idee...“, sagte er leise und lächelte ebenfalls. Etwas verdutzt sah sein Gegenüber auf. Er hatte mit gar keiner Antwort mehr gerechnet, nachdem Gackt so lange geschwiegen hatte. „Findest du wirklich?“, wollte er leicht unsicher wissen. „Ich meine... eigentlich ist es ja nichts Besonderes obwohl ich das doch wollte und d-...“ „Haido! Es ist wirklich eine schöne Idee...“, unterbrach der Jüngere den anderen, „Du hast ja Recht... wir haben immer das Gleiche gemacht und... das ist mal was anderes... und jeder Tag mit dir ist was Besonderes für mich. Ob wir nun nur irgendwo rumsitzen und reden... oder ob wir was unternehmen... es gibt keinen einzigen Tag, an dem ich mich je mit dir gelangweilt habe.“

Hyde war sprachlos. Gut... es stimmte... er hatte nie das Gefühl gehabt, dass Gackt sich in seiner Anwesenheit gelangweilt hatte, aber trotzdem... die Worte des Jüngeren kamen schon etwas... überraschend. „Ich... danke...“, nuschelte Hyde, verringerte den Abstand zwischen ihm und dem Blonden und legte die Arme um diesen, um ihn fest zu umarmen. „Wofür bedankst du dich?“, fragte der Größere leise, erwiderte die Umarmung aber und schloss für einen Moment die Augen. „Einfach so...“, kam die Antwort des Kleineren, der sich mehr an Gackt schmiegte. Daraufhin schwiegen Beide, standen einfach nur so da...
 

„IIE~!!!“, schrie Hyde und versuchte, sich verzweifelt gegen Gackts Griff zu wehren. „Ach komm schon Haido... das ist nicht so schlimm, wie es aussieht...“, meinte dieser grinsend und zerrte den Kleineren weiter mit sich. „Ga-chan... bitte, das kannst du mir doch nicht antun... was habe ich dir denn getan? Ich war immer ganz lieb zu dir... dass ich dich vorhin 'Baka' genannt habe, tut mir Leid~ Bitte... nicht...“ Hyde flehte nun schon. Er wollte das nicht. Absolut nicht. „Das sind doch nur fünf Meter... Jetzt stell dich mal nicht so an, ich bin doch bei dir... und bevor du ersäufst, hol ich dich aus dem Wasser und wenn es gar nicht anders geht, dann mach ich eben Mund zu Mund-Beatmung.“

Da standen sie also vor dem 5-Meter-Turm. Gackt hielt den anderen immer noch fest und forderte diesen nun auf, hochzuklettern. „Ich mag nicht!“, protestierte dieser und zog einen Schmollmund. Gackt seufzte. „Nun komm schon... was ist daran denn so schlimm, hm? Das ist harmlos, ich verspreche es dir und wenn es dann doch schlimm gewesen sein sollte, dann darfst du mich beißen oder schlagen oder anschreien oder alles zusammen... was du willst.“ „Ich bring dich höchstens um!!“, fauchte der Kleinere. „Hai hai hai... tu was du willst... aber hör mal... Engel können doch fliegen, oder? Also solltest du damit keine Probleme haben...“, meinte Gackt und lächelte. Der Schwarzhaarige weitete kaum merklich die Augen. „E-Engel..?“, fragte er ungläubig und ein leichter Rotschimmer zierte seine Wangen. Der andere nickte. „Hai... du bist doch ein Engel... also müsstest du doch auch fliegen können und nun da hoch mit dir!!“

Widerwillig stieg Hyde die Leiter hoch, dicht gefolgt von Gackt. „Anou... Ga-chan... ich.. bitte, ich will nicht da runter springen....“, wimmerte der Kleinere und klammerte sich krampfhaft an den Größeren. „Haido... hast du wirklich solche Angst davor?“, fragte Gackt leise. Ein Nicken war die Antwort. „Vertraust du mir?“, fragte er weiter. Wieder ein Nicken. „Dann springst du jetzt zusammen mit mir da runter, okay? Wir beide springen gleichzeitig... du kannst dich an mir festhalten... aber spring mit mir zusammen....“

Hyde sah den Größeren eine Weile lang nur stumm an. „Ich weiß, dass es kindisch ist... aber ich will nicht, Ga-chan... wirklich nicht... bitte zwing mich nicht dazu...“, nuschelte er.

Gackt streichelte dem anderen sachte über die Wange, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Natürlich... entschuldige...“, murmelte er, „Ich... will ja nicht, dass du dich unwohl fühlst...“

„Bist du jetzt... sauer?“, fragte Hyde vorsichtig. „Iie... bin ich nicht... es war einfach nur dumm von mir...“, antwortete der Blonde. „Aber... jetzt hab ich alles verdorben, hab ich Recht? Jetzt... hab ich mich wieder blöd angestellt und du findest das kindisch und albern und doof und-...“ „..und vollkommen in Ordnung!“, unterbracht Gackt ihn wieder. „Haido... jeder hat vor irgendetwas Angst. Ich hätte dich gar nicht erst hier hochschleifen sollen... Es tut mir Leid... du hast nichts verdorben! Es ist einfach... blöd gewesen... wenn du nicht springen willst, dann musst du das natürlich nicht.“

Nun schwiegen beide, sahen sich nur an. Erst Minuten später schloss Hyde die Augen, atmete tief durch. Dann griff er nach Gackts Hand, ging mit ihm weiter nach vorn. „Haido... du musst das nicht tun, es ist wirk-...“ „Halt die Klappe!“, unterbrach diesmal Hyde den anderen, „Ich WILL das jetzt tun... und du hast Recht... ich vertraue dir und wegen so... ein paar Metern – es sind ja nur kleine fünf - ...da... mach ich ein Theater wie ein kleines Baby, das seinen Brei nicht essen will. Wir springen da jetzt runter, aber SOLLTE mir was passieren, dann gebe ich DIR die Schuld daran!“

Gackt grinste, nickte: „Ich werde mir mein Leben lang Vorwürfe machen...“ „Gut so...“, kam die Antwort. Der Ältere sah nach unten, schluckte. „Bei drei...“, murmelte er, schloss die Augen und seufzte. „Eins.....zwei.....drei!“, damit sprangen die beiden Sänger, hielten sich immer noch aneinander fest.
 

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nichts dafür kann?“, fragte Gackt, der gerade vor Hyde kniete. „Ich hab dir gesagt, dass du Schuld bist, wenn mir was passiert und... ITAI!! Das tut doch weh...“, murrte der Kleinere. Gackt nahm Hydes Fuß vorsichtiger in die Hand, betrachtete ihn. „Dann bring ich dich eben zum Arzt...“, sagte er und sah den anderen an. „Iie~ das geht schon... tut nur ein wenig weh...“, Hyde stand auf, setzte sich aber sofort wieder hin. „Okay... kein Arzt.. dann bring ich dich eben zu mir nach Hause und kümmere mich um dich. Du kannst ja noch nicht mal alleine laufen. Aber wenn es bis morgen nicht besser ist, dann musst du zum Arzt. Du kannst so nicht nach Amerika und dort rumhumpeln!“, erwiderte Gackt und an seiner Tonlage konnte man vernehmen, dass er keinen Widerspruch duldete. Hyde murrte nur, sagte aber nichts weiter. Nur er konnte so doof sein und falsch mit dem Fuß aufkommen. Wer sonst? Er hatte ja gewusst, warum er nicht springen wollte. Aber nein, er wollte sich und Gackt ja unbedingt was beweisen... Das hatte er nun davon...

„Also... dann ziehst du dich jetzt um... dann fahren wir zu mir nach Hause und dort 'verarzte' ich dich anständig... und... ja...“, meinte Gackt und nickte. „Aber Ga-chan... ich.. wollte doch, dass das ein besonderer Tag wird.. ich wollte das nicht verderben.“, gab Hyde kläglich von sich. „Das weiß ich doch, Haido. Und es ist doch okay... dann machen wir es uns bei mir gemütlich und gut ist! Dagegen hab ich auch nichts. Hauptsache ist doch nur, dass wir den Tag GEMEINSAM verbringen...“ Gackt lächelte. Damit war das Thema dann auch gegessen. Das war doch die Wahrheit und Gackt hatte Recht. Hauptsache, sie verbrachten den letzten Tag, den sie für die nächsten paar Wochen – vielleicht Monate – hatten zusammen. Es war doch egal, wie... Jeder Tag war was besonderes... jeder einzelne...
 

„Anou... also weißt du... ich finde das ja alles lieb von dir... aber... uhm... du hättest mich nicht die ganze Zeit herumtragen müssen und... na ja... ich komm mir so nur wie ein kleines Kind vor...“, nuschelte Hyde, der soeben von Gackt auf dem Sofa abgesetzt wurde. „Haido!“, meinte dieser seufzend, „Ich mach das gerne, okay? Außerdem kannst du sowieso nicht auftreten und dann kann ich dich doch auch tragen... und jetzt ist es sowieso zu spät!“

Gackt ging eiligst die Treppen hoch, verschwand dort im Badezimmer um alles Nötige zu holen. Mit Salbe und Verbandsmaterial kam er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich neben Hyde auf das Sofa und drückte diesen sachte ins Liegen. Vorsichtig verband er dem Kleineren den Fuß, sah ihn dann fragend an: „Geht es so?“

Hyde nickte. „Hai... arigatô!“, sagte er leise und lächelte, „Gomen nasai, dass ich dir so viele Umstände mache... das.. war nicht meine Absicht!“ „Das tust du doch gar nicht...“, antwortete Gackt und strich dem Älteren kurz über die Wange, „Ich mach Tee... brauchst du sonst noch irgendwas?“ Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf, woraufhin Gackt ihn nur noch zudeckte und dann in die Küche ging um Tee zu kochen. //Ein seltsamer Tag...//, dachte er, //Irgendwie... werde ich das Gefühl nicht los, dass das alles nicht ohne Hintergrund passiert ist... als ob es... Schicksal wäre...// Ein lächerlicher Gedanke, wie Gackt fand... aber er war nun mal da... da konnte er nichts dran ändern.

Mit zwei Tassen Tee kam er schließlich wieder ins Wohnzimmer zurück. Dort setzte er sich in den Sessel, sah den anderen nur an. „Uhm... hast du was gegen mich? Oder... wieso sitzt du so weit weg? Komm doch... zu mir...“, nuschelte Hyde und legte fragend und lieb dreinblickend den Kopf schief. Daraufhin biss sich Gackt leicht grinsend auf die Unterlippe, stand auf und setzte sich neben den Kleineren. „Schon besser...“, nuschelte dieser, setzte sich auf und lehnte seinen Kopf an die Schulter des Blonden, schloss leise seufzend die Augen.

Stille folgte... Stille, in der beide unbewusst genossen alleine mit dem anderen zu sein... aber irgendwie war diese Stille bedrückend. Doch keiner der Beiden wusste, wie er sie hätte unterbrechen können. Keiner... hatte ein Thema...
 

Gackt legte einen Arm um den Kleineren, legte seinen Kopf auf den des anderen. Auch er schloss die Augen, zog Hyde ein Stück weiter an sich. Das war die Gelegenheit für Hyde, seinen Arm um den Oberkörper des Größeren zu schlingen, sich weiter an diesen zu kuscheln. „Ich.. werde dich vermissen...“, murmelte Hyde nach einer ganzen Weile. Gackt öffnete die Augen wieder, sah den anderen fragend an. Dieser erwiderte den Blick, nickte schwach. „Ich werde dich wochenlang nicht sehen... das wird die reinste Folter. Ich meine... wir haben uns so schon kaum gesehen... aber dann zu wissen, auch noch an deinem Geburtstag nicht hier sein zu können...“, er seufzte schwer. „Es ist doch... nur mein Geburtstag, nichts Besonderes... also.. Es ist ein Tag, wie jeder andere auch...“, sagte Gackt leise, „Mach dir doch deswegen nicht so einen Kopf. Klar finde ich es auch blöd, dass wir uns jetzt in nächster Zeit nicht sehen... aber.. wenn du wieder da bist, machen wir eben öfter was zusammen... du weißt, dass ich gerne mit dir zusammen bin...“ „Hai.. ich weiß, dass du deinen Geburtstag nie als etwas Besonderes ansiehst... aber ich wäre trotzdem gern.. bei dir.. um ihn.. zu etwas Besonderem zu machen...“ Gegen Ende wurde Hyde immer leiser. „Wie... meinst du das..?“, hakte Gackt nach, „Um ihn zu etwas Besonderem zu machen? Wie.. würdest du das denn anstellen?“

Hyde zuckte mit den Schultern, seufzte. „Mir würde schon was einfallen..“, meinte er und nickte, „Mach dir da mal keinen Kopf... aber sag mal... gilt das Angebot, dass du mich.. zum Flughafen fährst immer noch?“ Er legte den Kopf schief, sah Gackt fragend an. Dieser nickte sofort. „Hai.. ich habe dir doch gesagt, dass ich dich gerne abhole und dich zum Flughafen bringe. Du weißt.. ich halte meine Versprechen immer, oder? Also werde ich auch dieses halten.“ Auf diese Worte hin, sah er Hyde nur strahlen und spürte schließlich dessen Lippen auf seiner Wange. Etwas verdutzt sah Gackt den Kleineren an, lächelte dann aber. „Das ist lieb von dir, Ga-chan...“ „Ich tu das gerne. Immerhin will ich jede Sekunde nutzen, bis du weg fliegst. Wie gesagt... ich bin gerne mit dir zusammen und ich denke, wir sollten.. in Zukunft wirklich mehr machen..“, erwiderte der Jüngere sofort, worauf Hyde nur seufzte. „Hai... das werden wir auch. Wir werden wieder ganz oft bei einem von uns beiden sein und es uns gemütlich machen, wir werden auch ganz oft im Restaurant sitzen und wir werden in irgendeiner Bar hocken und du wirst dich wieder köstlich darüber amüsieren, wie wenig ich vertrage und was für einen Schwachsinn ich dann von mir gebe...“ Der Schwarzhaarige grinste. „Also weißt du... manchmal würde ich mir wünschen, du würdest nicht so viel Alkohol vertragen. Ich habe dich bis jetzt nur ein einziges Mal angetrunken erlebt und da war ich selbst dicht. Das ist doch nicht fair! Ga-chan, versprich mir... wenn wir deinen Geburtstag nachfeiern.. nur wir beide alleine... dann trink dir die Birne weg, okay? Ich will dich betrunken erleben... ich bleib dann nüchtern und-“ „..und beschwerst dich am nächsten Tag darüber, was ich alles mit dir machen wollte!“, unterbrach Gackt ihn. „Haido.. honto ni.. glaub mir.. du willst mich nicht betrunken sehen. Und ich will das nicht zulassen, weil ich mir ganz sicher bin, dass ich Dinge tun würde, die ich später bereue...“

Hyde schwieg einen Moment, runzelte dann die Stirn. „Wie meinst du das... bereuen..? Was denn?“, fragte er interessiert und legte den Kopf schief. Nun war es an Gackt zu seufzen. „Vieles..“

„Was zum Beispiel?“

„Dinge, die ich dir nicht sagen werde, da du mich dann schon im Voraus dafür hassen würdest...“

„Ga-chan~ ich könnte dich niemals hassen... Kami-sama.. ich denk jetzt daran, dass du Tetsu umbringen willst...“

„Nani? Bist du irre? Ich würde ja vieles tun.. aber jemanden umbringen?“

„Das war ein Scherz...“

„Kein besonders Guter...“

„Lenk nicht vom Thema ab!“

„Welchem Thema?“

„GA-CHAAAAAAAN~“

„Gib´s auf, Haido... du könntest mich hier noch Stunden weiter fragen und ich würde dir keine Antwort geben...“

„Okay~ dann denk ich mir meinen Teil jetzt, hai..?“

„Hai! Tu das...“

„Gut... uhm.. dann denke ich... dass du mir zuerst mal.. ziemlich auf die Pelle rücken würdest.. dann würdest du mir deine Zunge in den Hals schieben und an mir rumfummeln... schließlich würdest du mich auf das Sofa drücken, dich an meinem Ohr und meinem Hals vergnügen und mit deinen Händen sehr viel weiter nach unten wandern. Und irgendwann... liegen wir dann nackt hier rum und du fällst über mich her wie ein wildes Tier...“

Schweigen...

Gackt sah Hyde fast schon geschockt an, schluckte, schloss dann die Augen und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken, zuckte aber gewaltig zusammen, als Hyde ein „ERWISCHT!“ rief. Verwirrt blinzelte er den Älteren an. Dieser lachte lauthals los, drückte sich ein Kissen ins Gesicht um sich wieder zu beruhigen. Das gelang aber erst nach einer ganzen Weile. „Kami-sama.. dein Gesicht! Du solltest dich sehen, Ga-chan..“, meinte er breit grinsend. „Als ob ich sowas von dir denken würde... mal ehrlich... ich traue dir ja viel zu... aber sicher nicht, dass du auch noch über mich herfällst, wenn du betrunken bist. Ich glaube eher, du würdest dann auf mir einschlafen, bevor auch nur sowas wie ein Kuss Zustande kommen würde...“

Der Blonde sagte einen Moment lang nichts, lächelte dann aber leicht. „Hai... sowas.. würde ich nie tun...“, nuschelte er und nickte.

//Sicher würde ich das.. und genau deswegen werde ich mich nicht betrinken, wenn du in meiner Nähe bist. Ich muss mich so schon beherrschen... Du glaubst gar nicht, wie gern ich ein einziges Mal deine wunderschönen Lippen auf meinen spüren würde... Aber ich würde es nicht einmal ausnutzen, wenn du betrunken bist. Ich will, dass du es mitbekommst.. dass du es willst.. dass du es nicht bereust.. dass du dich daran erinnern kannst und vielleicht sogar in Betracht ziehst, es zu wiederholen. Hai, das will ich. Aber es wird ein Wunsch bleiben... Ein Wunsch, den du mir nie erfüllen wirst, habe ich Recht? Niemals. Onegai, Haido... Ich will dir nicht sagen, was ich fühle... ich will es dich spüren lassen. Aber dazu wirst du mir nie die Gelegenheit geben. Du wirst mich nie so nahe an dich heran lassen. Ich bin ein Freund für dich. Ein Freund, der Andeutungen macht und es nicht ernst meint, stimmt´s? Wenn du nur wüsstest... Tenshi...//
 

„Ga-chan, was ist los?“, fragte Hyde und klang dabei richtig genervt. „Nichts, was soll schon sein?“, kam die Gegenfrage. „Ach komm schon~ Ich bin nicht blöd, okay? Du bist seit heute Mittag so seltsam. Du hast kein einziges Mal mehr gelächelt, du hast mich nicht angemacht, du hast kaum geredet - und wenn dann war es völlig sinnlos und lustlos. Du hast mich keine tausendmal gefragt, wie es mir geht, du hast nur vor dich hergestarrt, du hast so um die einhundert mal geseufzt, du hast dir auf der Lippe rumgekaut - was du sonst nur tust, wenn dich etwas beschäftigt - du hast mir nicht richtig zugehört, du hast stocksteif da gesessen. Habe ich vielleicht was Falsches gesagt? Hab ich dich verletzt?“

Gackt schüttelte den Kopf, setzte sich auf das Bett, auf dem er den Kleineren eben abgelegt hatte. „Nein.. hast du nicht. Ich weiß doch selbst nicht.. was los ist.“ „Aha...“ Hyde schien alles andere als überzeugt. „Hai... ist so.. Ich denke... ich vermisse dich jetzt einfach schon...“, nuschelte Gackt, „Ich meine.. du weißt nicht, wie lange du wegbleibst und...“ Er seufzte. „..und ich werde deine blöden Sprüche einfach in der Zeit nicht mehr hören...“

Hyde runzelte die Stirn. „Anou~“, begann er dann. So ganz glaubte er dem anderen immer noch nicht. „Dafür gibt es Telefon.. ich werde dich jeden Tag anrufen und dir mindestens einen blöden Spruch liefern, okay? Meinetwegen sag ich dir auch ganz oft, dass ich dich vermisse und bald wiederkomme. Nur.. jetzt hast du mich doch noch hier... also.. guck nicht so, hai? Dein Lächeln ist viel schöner...“

Der Blonde nickte nur. „Hai, ist ja gut... nur werde ich dich auch nicht mehr lang haben, weil wir schon zehn Uhr haben und du sicher müde bist. Deswegen liegst du schließlich in meinem Bett, denn mir ist nicht entgangen, dass du halb eingeschlafen bist. Du hast sogar das Essen gekaut wie ein alter Mann Mitte neunzig und außerdem hast du gequängelt wie ein Blöder!“, sagte er leicht grinsend. „Also schlaf auch. Du wirst morgen noch genug zutun haben.“

Hyde blinzelte ein paar mal. „Willst du mich loswerden?“, fragte er ganz direkt und legte den Kopf schief. „Was? Nein.. aber dir fallen doch fast die Augen zu...“ „..aber ich hab doch nur noch heute Zeit für dich...“ „..und die hast du auch toll genutzt..“ „..aber sie war nicht besonders aufregend..“ „..sie war toll..“ Nun gab Hyde auf, schob die Unterlippe vor. „Nun guck nicht so...“, murrte Gackt und lächelte dann aber leicht, „Ich bleib auch hier sitzen...“ Der Schwarzhaarige seufzte. „Nein.. du wirst dich zu mir legen.. und auch schlafen...“, meinte er bestimmt und hob die Decke an, rückte ein Stück zur Seite um Platz für Gackt zu machen. Dieser zögerte einen Moment, grummelte dann aber ergeben und legte sich neben Hyde. „Baka!“, murmelte der andere und schmiegte sich an den Jüngeren, legte seinen Kopf auf dessen Brust. „Hast du Berührungsängste oder was? Ich beiße nicht... und wenn ich schon so wenig bei dir sein kann.. dann will ich wenigstens einmal so bei dir liegen. Einmal.. neben dir einschlafen und neben dir aufwachen...“
 

Gackt erschauderte schon alleine von diesen Worten. Das.. war auch einer seiner Wünsche gewesen. Oft lag er hier im Bett, starrte an die Decke und dachte daran, wie es wohl wäre, wenn der andere so bei ihm lag.. eine ganze Nacht lang.. in seinen Armen...

Lächelnd streichelte er Hyde über den Rücken. „Arigatô..“, wisperte er und hauchte dem anderen einen Kuss auf die Stirn. „Oyasumi nasai.. Haido-chan... schlaf schön...“ Kurz sah Hyde auf, nickte schwach. „Oyasumi nasai...“ Das brachte er noch heraus, ehe ihm erschöpft die Augen zufielen.

//Siehst du.. ich sagte doch, dass du müde bist. Kaum hast du es ein wenig bequem, bist du schon im Land der Träume... was du wohl immer träumst? Ich wüsste es gerne... doch viel lieber wäre ich Teil deiner Träume. Ich würde gern.. in deinen Träumen vorkommen, dich glücklich machen und zum Lächeln bringen. Ich würde dich gerne im Schlaf beschützen, meine Arme um dich legen und nie wieder loslassen. Wenn ich es so schon nicht kann... dann wenigstens in deinen Träumen. Ich will Dein sein! Doch dafür... müsstest du mich erst einmal wollen...//
 

Am nächsten Morgen wachte Gackt vor dem anderen auf. Langsam öffnete er die Augen, blinzelte ein paar mal und sah dann sofort schon das schlafende Gesicht Hydes vor sich. Bei diesem Anblick lächelte der Blonde. Jetzt hatte er die Bestätigung dafür, dass der Kleinere wirklich ein Engel war. Okay.. das hatte er schon zur Zeit des Moon Child-Drehs festgestellt, aber... das hier war einfach zu niedlich.

Hyde lag mit leicht geöffnetem Mund da, einige Haarsträhnen hingen ihm ins Gesicht... Alles in Allem sah er einfach nur friedlich und überaus glücklich aus. Viel zu schön für diese Welt, wie Gackt fand. Er musste sich ziemlich zusammenreißen, den anderen jetzt nicht einfach zu küssen. Und das war schwer... Hyde war einfach unwiderstehlich...

Leise seufzend strich Gackt dem Älteren die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die diesem ins Gesicht hingen. Bei der Gelegenheit konnte er ihm auch gleich über die Wange streicheln. Dann aber vernahm er ein leises Murren von Hyde und eine kleine Regung. Der Kleinere schien wach zu werden.

Lächelnd beobachtete Gackt, wie Hyde die Augen aufschlug, sie sich müde rieb und dann herzhaft gähnte, sich weiter an den Blonden kuschelte und die Augen mit einem leisen Seufzen wieder schloss. Der Jüngere grinste, hauchte ein „Ohayou~“ und fuhr Hyde durch die Haare. Daraufhin öffnete dieser die Augen doch wieder, lächelte Gackt leicht an. „Ohayou... Ga-chan...“, nuschelte er. „Gut geschlafen?“, fragte Gackt, woraufhin der andere nickte. Mehr war auch gar nicht nötig um ihn glücklich zu machen. Ein Nicken. Das bedeutete schließlich ja.. und wenn Hyde gut bei ihm geschlafen hatte, dann würde er es ja vielleicht öfter tun und das würde heißen, dass Gackt ihm ganz oft einfach nur nahe sein konnte...

„Was guckst du mich so an? Seh ich so schlimm aus, wenn ich gerade aufwache?“, fragte Hyde auf einmal. Der andere brauchte erstmal einen Moment um die Worte zu verstehen, schüttelte dann den Kopf. „Nein.. im Gegenteil... du bist richtig süß, wenn du gerade aufwachst. Natürlich bist du das so auch, aber jetzt gerade.. würde ich dich am liebsten vernaschen...“

Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich. „Du? Mich? Vernaschen? Jetzt?“ Gackt wollte schon nicken, da wurde ihm klar, was genau Hyde da verstanden hatte. „A-Anou..“, begann er leise. „Ich.. ich meinte das jetzt nicht so, wie du sicher denkst, dass ich es gemeint habe... also ich denke mal, dass du denkst, dass ich denke, dass ich-“ „Ga-chan~ lass gut sein!“, meinte Hyde grinsend. „Ich bin noch nicht wach genug dafür... und ich weiß ja, wie du das gemeint hast.. ich denke schon nichts Falsches, mach dir da mal keinen Kopf!“

Gackt nickte, schob den Kleineren dann von sich und stand auf, streckte sich. „Uhm.. ich mach Frühstück.. du gehst duschen und dann fahr ich dich nach Hause, okay? Und morgen früh hol ich dich dann ab und... bring dich zum Flughafen...“ Damit verschwand der Blonde, ging in die Küche und tat das eben Gesagte.
 

„Wir sehen uns dann morgen?“, fragte Hyde vorsichtshalber noch einmal nach. Sie standen vor seiner Tür. Gackt nickte. „Hai... ich hol dich um sieben ab, okay?“ „Hai.. ist gut... arigatô, Ga-chan!“, damit umarmte der Kleinere Gackt. „Und auch danke.. für die gute Pflege. Ich meine.. mein Fuß... Tut gar nicht mehr weh... also bis dann...“ Nach diesen Worten verschwand Hyde in seiner Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
 

Gackt seufzte. Das war´s also... Jetzt würde er Hyde morgen noch einmal für vielleicht eine Stunde sehen und dann eine ganze Weile nicht mehr...

Dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht, trotzdem ging er zurück zum Auto, setzte sich in dieses und fuhr wieder zurück zu sich nach Hause. Und jetzt? Was sollte er jetzt machen? Den ganzen Tag lang rumsitzen und nichts tun? Tolle Beschäftigung...

Also mal überlegen.. was macht ein berühmter, japanischer Sänger, wenn er nichts mit sich anzufangen weiß? Richtig! Er setzt sich an sein Klavier und schreibt neue Songs.

Genau so verbrachte Gackt den Tag, ging am Abend aber früh ins Bett, damit er nicht verschlief. Denn würde er diesmal zu spät kommen, würde er Hyde enttäuschen und ihn dann vielleicht gar nicht mehr sehen...
 

Da stand er also... ÜBERPÜNKTLICH!! Zufrieden darüber, dass er zwei Stunden früher aufgestanden war. So hatte er Styling und alles perfekt hinbekommen, war früher aus dem Haus gegangen und war genau dreizehn Minuten zu früh vor Hydes Haustüre, drückte auf die Klingel. Erst Minuten später wurde ihm geöffnet und ein ziemlich verwirrter Hyde stand ihm gegenüber. „Eto... bist du krank?“, fragte er und legte den Kopf schief. Gackt schüttelte den Kopf, umarmte den Kleineren dann. „Iie... nicht krank... nur wollte ich, dass du noch ein Wunder erlebst, bevor du gehst... das schulde ich dir, findest du nicht?“ Hyde lächelte. „Hai... das ist wirklich... ein Wunder. Aber wir sollten gehen...“ Seufzend trennten sie sich voneinander und Gackt nahm sich die Tasche von dem anderen, schmiss sie in den Kofferraum. Dann stieg er ein, wartete auf Hyde. Dieser stieg keine zwei Minuten später auf der Beifahrerseite ein, schwieg aber die ganze Fahrt über und sah aus dem Fenster...
 

„Da.. wären wir also...“, nuschelte Gackt und stellte Hydes Tasche neben diesem ab. „Wir haben noch ganze zehn Minuten...“ Hyde nickte, kaute sich leicht auf der Unterlippe herum. „Ist alles okay, Haido?“, Gackt sah den anderen besorgt an. „Hm? Hai.. hai, alles in Ordnung...“, kam nur die knappe Antwort.

So hatte er sich das ehrlich gesagt nicht vorgestellt. Sie hatten nur noch knappe zehn Minuten und Hyde schwieg. Er sah ihn noch nicht einmal an. Was sollte das?

Doch bevor Gackt auch noch weiter darüber nachdenken konnte, ging Hyde in die Hocke und holte eine kleine Schachtel aus seiner Reisetasche. Damit richtete er sich wieder auf, sah den Blonden nun doch an. „Ich.. hab hier was für dich... als kleines.. Geburtstagsgeschenk. Nein, sag jetzt bitte nichts, okay? Ich.. will dir was schenken! Ich weiß, dass du nichts erwartest hast und du auch nichts willst und doch... will ich, dass du das annimmst, hai? Es ist nur.. eine Kleinigkeit. Ich habe nur eine Bitte... öffne es erst an deinem Geburtstag.. keine Sekunde früher. Mehr will ich gar nicht...“

Gackt hatte den Mund immer noch offen stehen, hatte er Hyde doch gleich sagen wollen, dass er das nicht wollte... Aber anscheinend war es dem anderen sehr wichtig, deswegen nahm er die Schachtel entgegen, umarmte Hyde. „Arigatô... honto ni arigatô, Haido-chan...“, flüsterte er und lächelte. „Und ich bin mir sicher – ich weiß, dass du das gleich sagen wolltest – es wird mir gefallen! Egal, was es ist... es kommt von dir und deswegen kann es nur schön sein...“

Der Schwarzhaarige nickte, wollte Gackt nicht widersprechen. „Dann... wünsch ich dir ein paar schöne Haido-freie Wochen... ich ruf dich an, hai?“ Der Jüngere seufzte, ließ Hyde dann aber los. „Sie werden ganz sicher nicht besonders schön.. aber ich werde das Beste daraus machen, versprochen!“

Wieder nickte Hyde, schnappte sich seine Tasche und ging, drehte sich dann aber nochmal kurz um. „Und denk dran... erst an deinem Geburtstag aufmachen!!“, zwinkerte er dem anderen zu, hob dann kurz die Hand und war kurz darauf in der Menschenmasse verschwunden.

„Werde ich nicht...“, meinte Gackt leise, sah dann auf die Schachtel in seiner Hand und lächelte. Dann machte auch er sich wieder auf den Weg nach Hause...
 

Nun waren schon zwei Tage vergangen... Morgen wäre 'sein' Tag. Sicher würde er sich vielleicht irgendwie darüber freuen.. doch war Hyde nicht hier und er hatte sich auch nicht gemeldet. Nicht, als er in Amerika angekommen war und auch nicht mal so zwischendurch. Hyde hatte ihn vergessen. Nein, Gackt glaubte nicht, dass der andere einfach nur im Stress war. Er fand schließlich auch immer Zeit um mal einen seiner Freunde anzurufen. Auch wenn es nur fünf Minuten gewesen wären, so hätten ihn diese glücklich gemacht. Fünf Minuten Hydes Stimme zu hören reichte ihm schon. Aber nein... das schien wohl zu viel verlangt.

Und wenn man jetzt mal von Hyde absah... You hatte sich auch nicht bei ihm gemeldet. Das hieß.. Gackt hatte ihn angerufen, doch dieser zog einen Besuch bei seiner Freundin vor. Verständlich... Dagegen kam Gackt natürlich nicht an... Er war ja 'nur' Yous bester Freund und nicht sein Geliebter – nicht, dass der Blonde das überhaupt wollte...

Und sonst? Sonst hatte er keinen erreicht. Niemand hatte Zeit für ihn, wo er einfach nur aus dieser Einsamkeit heraus wollte. Ja, Gackt war deprimiert...
 

Genau in diesem Moment ertönte ein leises Piepen. Gackt sah auf den Wecker, lächelte matt. „Happy Birthday...“, nuschelte er und sah auf die leuchtend blauen Zahlen, die ihm ein Null Uhr entgegen leuchteten. Er hatte gar nicht gemerkt, dass es schon dunkel geworden war. Aber das war nun auch unwichtig. Er hatte Geburtstag.. war doch toll... Er hatte einen ganzen Tag lang nur für sich... niemand, der ihn störte... nur er alleine...

Fast schon automatisch glitt sein Blick zu seinem Handy. Bis jetzt hatte es jedes Jahr um die gleiche Uhrzeit geklingelt und ihm wurde ein Glückwunsch nach dem anderen ausgesprochen. Und heute? Heute schien ihn alle Welt zu ignorieren.. oder wirklich vergessen zu haben...

Normalerweise wäre es Gackt lieb gewesen, wenn niemand an diesen Tag gedacht hätte... doch unter diesen Umständen wünschte er sich einfach nur, irgendjemand würde ihm zeigen, dass er nicht alleine war...
 

Genervt seufzte der Blonde auf, ging dann aus dem Schlafzimmer und begab sich ins Wohnzimmer. Dort fiel sein Blick auf den Tisch, auf dem die kleine Schachtel stand, die Hyde ihm am Flughafen in die Hand gedrückt hatte. 'Und denk dran... erst an deinem Geburtstag aufmachen!!'... das waren doch die Worte des Schwarzhaarigen gewesen, oder? Und.. er hatte doch jetzt Geburtstag... Also nahm Gackt die Schachtel vom Tisch, setzte sich auf die Fensterbank. Er wollte kein Licht anmachen. Es war Vollmond und das Licht reichte ihm vollkommen. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, bevor er die große Schleife um die herum Schachtel löste und diese öffnete. Darin war ein kleineres Kästchen und ein Briefumschlag. Diesen nahm er zuerst heraus, entnahm das Papier darin und entfaltete es.
 

Happy Birthday, Ga-chan!!!
 

So wie ich dich kenne, sitzt du kurz nach Mitternacht irgendwo in der Dunkelheit rum und liest das hier, oder irre ich mich da? Aber selbst wenn, dann hast du wenigstens gewartet und deswegen... hast du meine Bitte berücksichtigt.

Es tut mir Leid, dass ich nicht bei dir sein kann und dass ich dich auch nicht anrufe. Aber den Grund werde ich dir bei Gelegenheit nennen. Ich habe dich nicht vergessen, falls du das denkst. Wie könnte ich auch? Du bist ein sehr guter Freund und ich finde es schon schade, dass ich hier am anderen Ende der Welt bin, während du diese Zeilen hier liest. Obwohl.. eigentlich hätte ich mir das hier auch sparen können...

Weißt du.. als ich mir vorgenommen habe, dir wenigstens einen Brief zu schreiben, dachte ich, dass das ein paar ganz besondere Worte werden... aber auch wenn ich Songs schreibe.. so merke ich gerade, dass ich in Sachen Briefe schreiben wohl eine richtige Niete bin. Aber du kennst das doch von mir, nicht wahr?

Jedenfalls.. um zu deinem Geburtstag zurück zu kommen... Es wird sicher ein schöner Tag, glaub mir. Und wenn nicht, dann sorge ich höchstpersönlich dafür, dass der Tag, an dem wir deinen Geburtstag nachfeiern der Schönste in deinem ganzen Leben wird. Gut, ich neige schon wieder zur Übertreibung... auf jeden Fall würde ich dafür sorgen, dass er dir gefällt und du ihn nie vergisst...

Und jetzt wünsche ich dir noch eine gute Nacht und angenehme Träume... einen wunderschönen Tag und ganz viele Geschenke... apropos... Ich hoffe, meines gefällt dir und.. ich mache dir damit eine kleine Freunde...
 

Bis dann...
 

Haido
 

Gackt lächelte. Hyde hatte ihn also nicht vergessen... es gab einen Grund, wieso er sich nicht gemeldet hatte...

Und dieser Brief... das war wirklich typisch Hyde. Jeder andere hätte stumpfe Glückwünsche aufgeschrieben, aber Hyde... der brachte einfach wieder seinen Charakter da mit rein. Er wich immer vom eigentlichen Thema ab, aber gab seine 'Fehler' beziehungsweise 'Missgeschicke' selbst zu.. eigentlich machte er selbst erst darauf aufmerksam... Aber war ja auch egal...
 

Gackt las sich den Brief noch um die zehn mal, konnte ihn danach aber auch auswendig und legte ihn in die Schachtel zurück. Dafür nahm er das kleine Kästchen heraus, betrachtete es. Irgendwie machte sich ein seltsames Gefühl in ihm breit. Er konnte es nicht einordnen, doch als er das Kästchen aufmachte, stockte ihm für einen Moment der Atem. Er hätte ja vieles erwartet... aber.. das..?

Vorsichtig nahm er das silberne Armband in seine Hand, betrachtete sich dann den Anhänger daran genauer. Das war... ein Engel...

Wieso.. schenkte gerade Hyde ihm ein Armband mit einem Engel? Wieso... ein Engel?

In seinem Kopf drehte sich gerade alles um diese Fragen, ehe sein Blick aber auf ein kleinen zusammengefalteten Zettel fiel. Schnell entfaltete er das Stück Papier.
 

Damit du immer etwas bei dir hast, dass dich an mich erinnert... ^.~
 

Nun grinste der Blonde leicht, schüttelte den Kopf. //Hai... ich habe jetzt etwas, das mich an dich erinnert... wenn du wüsstest.. WIE Recht du damit hast.. Tenshi...//

Eine Weile lang betrachtete Gackt das Armband noch, ehe er es in das Kästchen zurücklegte. Das würde er ab sofort immer tragen.. außer, er ging ins Bett und genau das hatte er jetzt vor. Er wusste zwar nicht, was er heute Mittag und Abend tun würde, aber vielleicht fand er ja noch eine Beschäftigung...

Also ging Gackt ins Schlafzimmer zurück, zog sich dort bis auf die Shorts aus, krabbelte ins Bett und kuschelte sich in die Decke. Wenigstens.. hatte ihn Hydes Brief ein wenig aufbauen können. Ansonsten wäre wohl die nächste Depressionsphase bevor gestanden. Doch davor hatte ihn sein kleiner Engel bewahrt...

//Ai shiteru...//
 

Jetzt war es schon weit nach drei Uhr mittags und Gackt lag immer noch im Bett. Nicht, dass er noch schlief, nein... Er war schon geschlagene drei Stunden wach. Er hatte ausnahmsweise mal lang geschlafen. Das kam wirklich selten vor. Aber man konnte es ihm nicht verdenken, oder? Ständig arbeitete er und wenn er einmal schlafen konnte, dann hinderten ihn Gedanken an gewisse Personen daran...

Nun lag er also da und betrachtete schon ewig den kleinen Engel an seinem Armband, das er sich sofort umgelegt hatte, als er die Augen geöffnet hatte. So schön dieser Anhänger auch war... es gab etwas, das viel schöner war... es gab etwas, das wohl alles in Sachen Schönheit übertraf. Es gab jemanden... Jemanden, der Gackt jede Sekunde lang in seinen Gedanken verfolgte.
 

Spätestens jetzt wurde Gackt klar, wie sehr er Hyde eigentlich liebte. Aber es gab etwas.. das den Blonden Sänger stutzen ließ. Heute war der erste Tag seit Wochen, an dem Gackt nicht geträumt hatte. Um es deutlicher zu machen.. er hatte nicht DIESEN Traum gehabt. Den, in dem Hyde ihn küsste.. in dem er dem Schwarzhaarigen seine Liebe gestand.. in dem er eine Antwort erwartete...

Hatte das vielleicht etwas zu bedeuten? Dass er.. gerade heute nicht davon träumte? Schon seit er diesen Anhänger betrachtete, stellte er sich genau diese Frage, aber er konnte es sich einfach nicht erklären.

Um auf andere Gedanken zu kommen, stand Gackt nun doch auf, begab sich auch sofort ins Bad und stieg unter die Dusche, ließ das warme Wasser über seinen Körper prasseln.
 

Eine halbe Stunde später lag er auch schon wieder auf seinem Bett. Nackt. Wieso sollte er sich anziehen? Es war niemand hier und er erwartete keinen.. Außerdem war er zu faul, jetzt aufzustehen und er rannte ja öfters mal nackt durch seine Wohnung..

Er hatte sich auch nicht abgetrocknet.. Warum auch? Er wünschte sich irgendwie, er wäre jetzt am Nordpol und würde genau so im Schnee liegen. Wenn er nicht erfror, würden sich sich vielleicht ein paar hungrige Killer-Robben über ihn hermachen. Hai.. diese kleinen normalerweise recht niedlichen Tierchen... sie würden ihn sehen.. und dann würden sie sich auf ihn stürzen. Sie würden mit ihren Flossen seinen von der Kälte betäubten Körper schlagen und dann langsam sein Leben beenden. Oder ein Eisbär würde ihn finden. Ein kleiner kuscheliger Eisbär... und dann kam Mama und Papa und machten Gackt den Gar aus...
 

Langsam hielt er sich für irre. Okay.. kurz: Er wollte sterben. Aber konnte er da nicht wie jeder normale andere Mensch auch an.. Autos, Klippen, Messer oder Seile denken? Musste er selbst seinen Tod noch Aufsehen erregen lassen..?

Gackt seufzte. //Kami-sama.. du bist doch nicht mehr ganz dicht... Killer-Robben.. Eisbären... der Nordpol... Kälte... okay.. wenn Haido dabei wäre, könnte er dich ja wärmen... er könnte sich an dich schmiegen und dich küssen, dann mehr von dir verlangen und...//

Bei dem Gedanken keuchte Gackt auf. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte energisch den Kopf. Das war... ganz und gar nicht gut gewesen!

Langsam sah er an sich runter. „Shit...“ Er biss sich auf die Unterlippe, gab einen verzweifelten Laut von sich. Zugegeben, das war nicht das erste Mal, dass Gackt ein kleines Problem bekam, wenn er an Hyde dachte. Nein, auch seine Träume waren gelegentlich etwas 'feucht' ausgefallen... aber.. er hatte das Problem nie selbst beseitigt. Er hatte kalt geduscht oder was anderes gemacht... aber jetzt wollte er nicht noch einmal duschen... aber sich selbst anfassen wollte er auch nicht. Sicher.. er verspürte gerade den Drang dazu, aber er wollte Hyde nicht beschmutzen. Er könnte seinem Engel nie wieder in die Augen blicken.. nie wieder...
 

Abwartend lag Gackt also weiter da, dachte an etwas Neutrales. Bücherregale, Blumen, Gras...

Auch wenn es seltsam klang.. aber würde er jetzt auch nur an ein Sofa denken, würde er die Kontrolle über sich verlieren... So gut kannte er sich mittlerweile...

Nach einer ganzen Weile seufzte er schließlich erleichtert auf, erhob sich aus dem Bett und zog sich was bequemes an. Und jetzt?

Wieder stellte sich diese Frage und wieder fand er keine Antwort darauf. Das war doch zum Haare raufen. Also schleppte er sich – in der Hoffnung eine Beschäftigung zu finden – ins Wohnzimmer zurück und sein Blick fiel sofort auf den Fernseher. Er seufzte. Gut, dann würde er eben fernsehen.. aber.. er hatte keine Lust auf Talkshows oder Animes... das war doch sowieso nur ständig das Gleiche..

Also ging er vor dem Schrank, in dem er sämtliche DVDs verstaut hatte und betrachtete die mehr als nur große Auswahl. Er kannte alle Filme auswendig, doch was sollte er denn sonst machen? Er wusste nichts...
 

Seufzend schloss Gackt die Augen und griff dann einfach in den Schrank und zog eine DVD raus und besah sich dieser. Sofort bereute der Blonde seine Entscheidung. Moon Child... Er schüttelte den Kopf, betrachtete die Hülle eine Weile lang, ging dann aber langsam zum DVD-Player und legte den Film ein, schnappte sich eine Decke und legte sich diese um, machte es sich auf dem Sofa bequem.

Dann begann der Film. Der Film, den er mit Hyde gedreht hatte... bei dem er gemerkt hatte, dass er lieben konnte. Das hätte er vorher nie für möglich gehalten. Er hatte immer nur gedacht, er könnte nicht mehr wie Freundschaft für jemanden empfinden, da ihm die 'große Liebe' noch nie über den Weg gelaufen war.. bis dahin. Das alles hatte sich in Hydes Anwesenheit geändert und Gackt wusste noch genau, wann es ihm das erste Mal richtig bewusst geworden war.

Er und Hyde waren zusammen am Strand gewesen und hatten sich gerade den Sonnenuntergang angesehen, da hatte Hyde gesagt, er wäre froh, dass Gackt in diesem Moment bei ihm war... Wieso wusste der Blonde bis heute noch nicht. Aber als Hyde das zu ihm gesagt hatte.. hatte er ihn angesehen und er hatte einen ganz besonderen Glanz in den Augen gehabt. Den Ausdruck hatte Gackt vorher noch nie bei dem anderen gesehen... und auch danach nie wieder...

Er fragte sich oft, ob er sich das einfach nur eingebildet hatte, aber das bezweifelte er. Wieso sollte er auch? Er wollte sich gar keine Hoffnungen machen und erst durch diesen Blick seitens Hyde war sie überhaupt nur entstanden...

Die Augen sind der Spiegel der Seele... so heißt es doch... Man kann viele Emotionen und Gedanken aus ihnen lesen... Auch Gackt konnte fast jeden Blick seiner Mitmenschen deuten.. doch bei dem Schwarzhaarigen war das in letzter Zeit fast schon unmöglich gewesen. Irgendwie hatte der Sänger das Gefühl, Hyde würde sich ihm gegenüber verschließen... Als hätte er Angst, der Blonde könnte ihn verletzen...
 

Gackt seufzte genervt auf. Er dachte eindeutig zu viel nach. Deswegen versuchte er, sich auf den Film zu konzentrieren. Er war mittlerweile an der Stelle, in der er – das hieß.. Shô – weinte.

//Du bist ein verdammtes Monster! DU.. nicht Kei! Du, Haido... Du weißt gar nicht, wie sehr du mich quälst. Mit jedem Lächeln, das nicht mir gilt.. jedem netten Wort, das nicht an mich gerichtet ist.. Mit jeder Berührungen, die ich nicht zu spüren bekomme.. Du behandelst alle nett! Aber zu mir sagst du, ich wäre etwas Besonderes für dich... Wenn dem denn so ist.. wieso behandelst du mich dann nicht so? Wieso lächelst du mich an, wie alle anderen auch? Wieso redest du mit mir, wie mit allen? Und wieso schenkst du mir keine Berührung, die nur ich so erfahren darf? Wieso tust du mir das an? Es interessiert dich nicht, dass ich daneben stehe... Nein, du merkst nicht, wie sehr ich leide... Wie sehr ich mir wünsche, du würdest mir zeigen, dass ich dir wichtiger bin, wie vieles andere.... Ich stelle eigentlich keine Ansprüche.. ich erwarte gar nichts... nur sag nicht, dass ich anders bin und behandle mich doch wieder wie alle anderen auch... Du denkst, ich würde kein einziges Wort ernst meinen, das meine Lippen verlässt, wenn es einem Kompliment gleicht. Du denkst, es ist Spaß... hast du denn jemals so viel über mich nachgedacht wie ich es in einer Stunde tue? Ich denke jede Sekunde an dich... aber das ist dir egal... Ich liebe dich... lass es mich zeigen... Ich erwarte nicht, dass du meine Gefühle erwiderst.. aber vielleicht würdest du dann einsehen, was du mir all die Zeit über angetan hast. All die Schmerzen... durch eigentlich unbedeutende Worte bringst du mich zum Weinen. Ich will keine einzige Träne mehr wegen dir vergießen nur weil ich Angst habe, dich irgendwann an jemand besseren zu verlieren, wo ich dich noch nicht einmal mein Eigen nennen darf. Du bist ein Bastard! Ein Monster! In Sachen Gefühle denkst du immer nur an dich... du verdammter Egoist.. aber ich liebe dich trotzdem.. mehr als alles andere... honto ni.. ai shiteru...//
 

„Camui!! Hey! Wach auf!“

Gackt murrte leise, blinzelte dann aber und schlug die Augen auf, blickte in das grinsende Gesicht Yous. „Alles Gute zum Geburtstag...“, sagte dieser leise, wartete bis der perplexe Sänger sich aufgerichtete hatte und schloss ihn in die Arme. „HAPPY BIRTHDAY!!“, riefen dann auf einmal zwei andere Stimmen hinter You. Immer noch nicht ganz da, sah Gackt auf und erblickte Ren und Masa, die bis über beide Ohren grinsten. „N-Nani? Ihr..? Was..?“, stammelte der Blonde und griff sich erst einmal an den Kopf. „Du glaubst doch nicht im Ernst, wir hätten dich vergessen, oder?“, fragte Masa und ließ sich neben You aufs Sofa fallen. „Also ehrlich.. wie könnten wir? Du würdest ihn vergessen, wenn nicht alle in deiner Umgebung ständig darüber reden würden, stimmt´s? Aber wir nicht! Wir sind schließlich deine Freunde und wir können ja nicht zulassen, dass du an deinem Geburtstag hier alleine vergammelst. Also haben wir gedacht, wir kommen dich besuchen...“, meinte Ren und setzte sich auf die Sofalehne. „Hai, genau so und nicht anders ist es. Tut mir Leid, dass ich dich hab sitzen lassen und tut mir auch Leid, dass ich dich heute Nacht nicht angerufen habe wie sonst immer...“, gab You von sich.

Gackt brauchte erstmal einen Moment, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte. „I-Iie... es ist.. okay, arigatô! Ihr seid hier und... ihr glaubt gar nicht, wie froh ich darüber bin!“, nuschelte er und kaute sich leicht auf der Unterlippe herum. „Du schienst ja auch ziemlich verzweifelt, hm? Siehst dir Moon Child an und schläfst heulend ein.. was bist du denn für einer? War der Film so rührend..?“ Masa seufzte, grinste aber wieder. „Na auch egal... nur.. ich muss dir was gestehen, Gaku.. Ich hab kein Geschenk für dich. Du sagst immer, du bist glücklich mit dem was du hast und ich hatte nach drei Wochen immer noch keine Idee. Aber wenn du dir was wünscht, dann sagst du´s mir und dann besorge ich es..“ „Anou~ bei der Gelegenheit... ich bin leider auch ohne Geschenk da...“, gab Ren dann auch gleich kleinlaut zu.

Wieder schüttelte Gackt den Kopf. „Ich... ich will gar keine Geschenke... es ist mir Geschenk genug, dass ihr bei mir seid.. dass ich euch habe...“, meinte er und seufzte leise. „Damit bin ich schon zufrieden...“ You räusperte sich. „Uhm.. dann.. sag ich mal, dass ich eine Kleinigkeit organisiert habe. Wirklich nichts Großes... aber ich denke, du wirst dich darüber freuen. Also nein.. ich drücke mich hier mehr als nur falsch aus. Ich meinte... ich habe eine Kleinigkeit für ein Geschenk getan... aber der größte Teil.. hat jemand anderes übernommen. Ich war praktisch nur.. eine kleine Hilfe...“ Der Violinist grinste leicht, wuschelte Gackt aber durch die Haare. „Okay.. wir haben acht... das heißt... du ziehst dich jetzt um und legst heute wieder SEHR viel Wert auf dein Aussehen... und dann stoßen wir an. Danach müssen wir beide allerdings schon los.. da wartet nämlich eine kleine Überraschung auf dich....“
 

Gackt legte den Kopf schief. „Eine.. Überraschung?“, fragte er nach und sah seine drei Freunde nur breit grinsend nicken. „A-Anou.. okay.. dann werde ich mich wohl mal... stylen, hm? Ich hoffe, ihr habt genug Zeit mitgebracht...“ Er grinste nun ebenfalls, stand dann aber auf und verschwand ins Schlafzimmer. Er sollte also heute SEHR viel auf sein Aussehen legen? Das tat er immer.. aber wenn You sowas sagte, dann.. hieß das, dass er irgendwas SEHR Besonderes mit ihm vorhatte und Gackt dabei wirklich glänzen musste.

Also ging die große Suche nach dem passenden Outfit – wofür auch immer – los. Schließlich landete doch wieder eine Lederhose auf seinem Bett. Diese war aber so ziemlich die Engste, die er besaß. Er trug sie eigentlich nur recht selten und hoffte einfach, dass es okay war. Und jetzt..? Jetzt blieb wieder die Frage nach dem Oberteil...

Seufzend durchwühlte er den Schrank. „Camui? Ich habe was vergessen!“, ertönte plötzlich Yous Stimme vor der Tür. „Hm? Komm doch rein, You-chan..“, nuschelte Gackt und sah weiter auf seinen Haufen von Klamotten.

„Da! Ein ganz ganz kleines und unbedeutendes Geschenk!“, sagte der Violinist schließlich und hielt dem Blonden ein schwarzes, enges Hemd hin, das einige weiße Verzierungen hatte. Gackt blinzelte ein paar mal, sah von dem Hemd zu You und wieder zurück, fiel dem Größeren dann aber um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Du kennst mich eben...“, gab er zu und grinste. „Hai.. ich hoffe mal, dass es passt...“

Gackt nickte, streifte sich aber auch sofort das Hemd über und betrachtete sich im Spiegel. „Das.. das ist geradezu perfekt! Arigatô, You!!“ Dieser nickte nur. „Ich warte im Wohnzimmer, okay? Lass dir ruhig Zeit...“ Damit verschwand der Braunhaarige auch schon wieder aus Gackts Schlafzimmer.

Der Sänger sah noch einen Moment auf die geschlossene Tür, griff dann aber nach seiner Hose, die er sich rausgesucht hatte und schlüpfte in diese, betrachtete sein Outfit dann im Spiegel und lächelte zufrieden. Jetzt musste nur noch die Frisur richtig sitzen. Dafür verschwand er ins Bad und blieb auch vorneweg zwanzig Minuten in diesem, bis er einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf und dann ins Wohnzimmer ging, wo ihn die anderen schon erwarteten. „Wow..“, entkam es Masa gleich, woraufhin er sich verlegen am Kopf kratzte. „Arigatô..“, nuschelte Gackt nur und sah You fragend an. „Geht das so, ja?“ Der Violinist lächelte. „Hai... perfekt... dann.. los..“ Damit stand er auf und zog ein Tuch aus seiner Hosentasche. „Die Augen bleiben jetzt mindestens eine halbe Stunde zu.. also gewöhn dich dran...“, meinte er, während er dem Blonden das Tuch um die Augen band. „You~ was soll das?“, murrte dieser nur, ließ aber auch schnell wieder gut sein.
 

Schon seltsam.. vorhin war er noch richtig deprimiert gewesen und kaum war You bei ihm und sagte ihm, dass er ihn nicht vergessen hatte, war alles okay. Gut, zugeben... Gackt war einfach zu neugierig. Normalerweise hasste er Überraschungen ja.. Aber wenn sie von You kamen, waren sie immer.. interessant.
 

Ohne ein Wort ließ er sich von Masa und Ren umarmen, die sich somit verabschiedeten. Aha.. You würde also alleine mit ihm weggehen.. das war doch schon einmal schön.. Viel zu lange hatten sie nichts mehr miteinander unternommen...

Gackt hätte auch gern noch weiter gedacht, doch You verhinderte dies, indem er dem Blonden die Schuhe und die Jacke anzog und ihn dann in das Auto des Violinisten verfrachtete, ihn anschnallte und los fuhr.

„Wo fahren wir hin, You-chan..?“, fragte Gackt und krallte seine Finger leicht in seine Jacke ein, lehnte sich zurück. „Das wirst du gleich sehen...“, gab der andere nur als Antwort zurück. „Es wird dir gefallen.. also hab ein wenig Geduld...“

„Was macht dich da so sicher? Du weißt, dass ich Überraschungen nicht mag und du weißt auch, dass i-..“ „Ich weiß es einfach!“, unterbrach You den Jüngeren. Damit musste sich Gackt wohl geschlagen geben... mit You zu diskutieren kam nie gut...
 

„Da sind wir...“, meinte der Braunhaarige nach einer ganzen Weile Schweigen und parkte ein. „Wo?“, versuchte es Gackt nochmal, doch bekam er wieder keine Antwort.

Er wurde nur wenig später aus dem Auto geholt und spürte You dann hinter sich, der ihn ein paar Treppen hinaufführte und auf einmal wurde es warm und es.. roch anders... es roch.. nach etwas Gackt nur viel zu Vertrautem. Oder bildete er sich wieder nur etwas ein?

Wieso sollte You ihn schon in Hydes Wohnung schleifen? Wie sollte er da reinkommen?

Plötzlich aber roch es gewaltig nach Essen. Essen und Kerzen... und.. Rosen..? Hatte You ihn etwa zu sich geschleift und wollte ihn jetzt verführen? Nein, das konnte nicht sein. So ein Unsinn! You war sein bester Freund.. mehr nicht. Sie waren nur sehr gute Freunde...
 

„Viel Spaß... und hab noch einen schönen Geburtstag...“, hauchte You ihm dann plötzlich ins Ohr und ließ ihn erschaudern. Er merkte nur, wie der andere ihm die Augenbinde abnahm und dann verschwand. Was sollte das denn jetzt? „You..?“, fragte er leise und öffnete die Augen, blinzelte ein paar mal und zuckte fast schon zusammen. „Haido?!?!“

„Happy Birthday, Ga-chan...“ Hyde saß an einem Tisch. Nein, er saß an SEINEM Tisch. Gackt war hier tatsächlich in Hydes Wohnung – in seiner Küche. Und er hatte sich auch nicht geirrt, als er gedacht hatte, es würde nach Essen, Kerzen und Rosen riechen. Überall und vor allem auf dem Tisch standen Kerzen. Drumherum lagen vereinzelt Rosenblätter und eine einzelne Rose stand mitten auf dem Tisch in einer Vase auf der weißen Tischdecke. Gackts Herz schlug dreimal so schnell und als der Schwarzhaarige auch noch auf ihn zukam um ihn zu umarmen, glaubte der Sänger, er würde sein Herz nicht mehr sehr lange besitzen.
 

„Was..? Was tust du hier? Ich dachte du.. wärst in Amerika und-..“ Hyde hielt dem Blonden den Mund zu, führte ihm zum Tisch und drückte ihn auf einen Stuhl, setzte sich ihm gegenüber. „Ich habe dich vermisst...“, antwortete Hyde dann leise und lächelte Gackt an. „Das war mir schon klar, als mein Manager meinte, ich würde nach Amerika müssen... und deswegen habe ich ihm genau zwei Tage gegeben. Ich war nur für ein paar Interviews und Auftritte da drüben...“

Gackt legte den Kopf schief. „Du.. wusstest.. genau, dass du heute hier bist?“, fragte er. Der Ältere nickte. „Hai... ich wollte unbedingt bei dir sein... heute.. an deinem Geburtstag... Deswegen konnte ich dich auch nicht anrufen... Ich war die ganze Zeit im Stress und heute um Null Uhr war ich bereits... auf dem Rückflug. Es tut mir Leid...“

Der Blonde schüttelte den Kopf, senkte diesen dann leicht. „Wofür... entschuldigst du dich? Es.. gibt nichts zu entschuldigen... das ist wohl das... schönste Geburtstagsgeschenk, das man mir hätte machen können... Arigatô, Haido... honto ni arigatô...“, hauchte er und sah wieder auf. Hyde lächelte nur, nickte knapp. „Lass uns essen... You hat mir beim Kochen geholfen...“, sagte er statt dessen, schenkte sich und Gackt aber vorher etwas Rotwein in die Gläser und hielt seines ein wenig hoch, prostete Gackt zu. „Auf deinen Geburtstag... auf dass er etwas... ganz Besonderes wird...“

Gackt schluckte leicht, nippte dann aber an dem Wein und stellte das Glas wieder ab. Das hier... konnte doch nur ein Traum sein, oder? Er war bei Hyde... heute... jetzt, wo er ihn so dringend brauchte... wo er niemanden lieber bei sich haben wollte als ihn... Das war unglaublich. Einfach zu schön um wahr zu sein...
 

Schweigend aßen die Sänger, warfen sich dabei gelegentlich Blicke zu, von denen sie hofften, der jeweils andere würde sie nicht bemerken.

„Das war.. lecker...“, sagte Gackt leise und lächelte wieder. Hyde nickte. „Gefällt es dir?“, fragte er dann und legte den Kopf schief, sah auf Gackts Handgelenk und hatte einen ganz besonderen Ausdruck des Glückes in seinen Augen. Der Jüngere folgte seinem Blick, sah dann auf das Armband, dass der andere ihm geschenkt hatte. „Hai..“, hauchte er. „Es ist wunderschön...“ „So wie du...“, gab der Schwarzhaarige dann leise von sich. Daraufhin legte sich ein leichter Rotschimmer auf Gackts Wangen. Er war noch nie in Hydes Gegenwart rot geworden.. noch nie... und genau das veranlasste diesen, leise zu lachen. „So bist du sogar noch niedlicher...“, bemerkte er und trank den Rest Wein aus.

„Haido... onegai... sag sowas nicht...“, murmelte Gackt und sah zur Seite. „Ich kann... mit solchen Komplimenten nicht umgehen...“ „Aber ich soll es können, ja?“, fragte der andere, lächelte aber weiterhin.
 

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Hyde einfach aufstand und nach Gackts Hand griff, ihn mit sich ins Wohnzimmer zog, wo es genauso aussah wie in der Küche. Alles voller Kerzen und Rosenblätter. „Du hast dir... sehr viel Mühe gegeben, hm?“ Fragend sah der Jüngere zu Hyde, setzte sich dann aber auf das Sofa, woraufhin der andere neben ihm platz nahm. „Hai.. aber für dich würde ich mir noch viel mehr Mühe geben, wäre es denn nötig...“

Damit fing sich Hyde einen mehr als nur überraschten Blick seitens Gackt ein. Hatte er das gerade richtig verstanden? Hyde würde noch viel mehr tun? Für ihn? NUR für ihn?

„Was siehst du mich so an, Ga-chan? Das ist die Wahrheit...“, wisperte Hyde und streichelte dem Jüngeren über die Wange. „Ich würde vieles für dich tun... du kannst dir das wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was?“

Gackt schüttelte den Kopf, schloss einen Moment lang die Augen und lehnte sich an die warme, sanfte Hand des anderen. Somit genoss jeder den Augenblick, den Hyde irgendwann wieder unterbrach. „Ich... würde dir gern ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk machen... eines, wovon du nur zu Träumen gewagt hast... Verrate mir... deinen sehnlichsten Wunsch, Ga-chan. Ich werde ihn dir erfüllen. Egal wie er lautet... ich werde mein Bestes tun um ihn wahr zu machen. Nur bitte.. sag nicht, dass du wunschlos glücklich bist. Jeder Mensch hat Wünsche... Nenn mir den, von dem du glaubst, dass er für immer unerfüllt bleiben wird... scheu dich nicht... du kannst mir vertrauen...“
 

Gackt Augen weiteten sich augenblicklich. Hatte er da gerade richtig gehört? Hyde würde ihm jeden Wunsch erfüllen? Egal, welcher es wäre? Er sollte ihm den Wunsch nennen, von dem er glaubte, er würde immer unerfüllt bleiben? Konnte er das wirklich tun..?

Sicher.. er wusste, was er sich sehnlichst wünschte... aber Hyde darum bitten..? Aber es wäre ein Geschenk für ihn... ein ganz besonderes... und er hatte die einmalige Gelegenheit dazu... Wieso also nicht?

„Ich...“, begann er sehr leise, rückte dabei näher an Hyde an und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sah in die tiefen, dunklen und geheimnisvollen Augen...

„Ich... würde gerne... ein einziges Mal deine Lippen mit meinen berühren dürfen. Ich.. würde mich gerne davon überzeugen, dass sie so weich und sanft sind, wie sie aussehen... Das ist mein sehnlichster Wunsch, Haido. Ich wünsche mir, dass du mir einen Kuss schenkst...“

//Ich wünsche mir, dass ich dir zeigen kann, wie sehr ich dich liebe... Mein sehnlichster Wunsch ist es... dass du meine Gefühle erkennst.. du musst sie nicht erwidern... aber erkennen... Ich will es dich spüren lassen... meine ganze Liebe...//
 

Hyde sah Gackt tief in die Augen, kam ihm entgegen und schloss dann die Augen. Darauf hatte der Größere nur gewartet, denn nun konnte er unbesorgt seine eigenen schließen. Schon spürte er Hydes Lippen auf seinen. Es durchzuckte ihn wie ein Blitz, jagte ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Diese Lippen... sie waren noch viel weicher und sanfter, als es sich Gackt hätte je träumen lassen... sie waren so... unglaublich. So unglaublich, wie Hyde selbst. Langsam begann der Blonde damit, seine Lippen zu bewegen, spürte nur, wie der andere den leichten Druck erwiderte und lächelte leicht in den Kuss.

Erst nach einer ganzen Weile traute sich Gackt, noch einen Schritt weiterzugehen und leckte vorsichtig über die Lippen des anderen, bat somit still um Einlass, der ihm auch sofort gewährt wurde. Also drang er langsam mit seiner Zunge in den Mund des Kleineren ein, seufzte augenblicklich auf, als er dessen Zunge an seiner spürte. Das war gleich noch viel angenehmer und Gackt konnte all sein Gefühl, all seine Liebe in diesen Kuss stecken...

//Ai shiteru...//
 

Sie ließen den Kuss noch einen Moment andauern, lösten sich dann aber langsam voneinander und blickten sich gegenüber in die Augen und lächelten leicht. „Ga-chan...“, wisperte Hyde schließlich und legte dem anderen nochmals für einige Sekunden die Lippen auf. „Damit hast du mir einen Wunsch erfüllt.. bist du sicher, dass es deiner war?“

Wieder weiteten sich die Augen des Blonden. „Du.. hast dir gewünscht.. mich zu küssen?“, brachte er fassungslos heraus und starrte den anderen an. Dieser nickte nur zaghaft. „Haido.. aber... wieso?“

Nun schwieg Hyde. Das ließ Gackt unsicher werden. Aber irgendwie hatte er es gerade im Gefühl, dass er dem Älteren noch zusätzlich sagen musste, was er fühlte... Deswegen griff er nach einer Hand Hydes, streichelte über den Handrücken und ließ seinen Blick auf diesem ruhen.

„Weißt du...“, begann er wieder leise. „Es gibt nichts, was ich mir seit Monaten mehr wünsche, als dich ständig bei mir zu haben, dich im Arm halten zu dürfen und dich zu küssen... Du hast mir mein Herz gestohlen und du willst es mir anscheinend auch nie wieder zurückgeben... Ich weiß nicht, wie lange ich genau schon solche Gefühle für dich habe... wie lange ich sie unterdrückt habe und verdrängen wollte... doch mit jedem Lächeln von dir wurde es schwieriger. Jedes mal, wenn du mich berührst, mich anlächelst, dann habe ich das Gefühl, kleine Stromstöße würden meinen Körper durchfahren. Du löst Gefühle in mir aus, von denen ich nicht wusste, dass ich sie je empfinden könnte... Du bist der erste und einzige, der mir Tag für Tag den Schlaf raubt, der jede Sekunde in meinen Gedanken ist... Du bist.. alles für mich. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde und... es gibt nichts schlimmeres für mich, als dich länger als einen Tag nicht zu sehen, denn dann... geh ich in Sehnsucht auf. Ich bin einfach nur glücklich, wenn du bei mir bist... Und du bist der einzige, der nicht einmal ein Wort oder eine Tat braucht. Du musst mir nur gegenüberstehen und ich habe das Gefühl, mein Herz würde jeden Moment aus meinem Brustkorb springen. Meine größte Angst ist es, dich zu verletzen und damit zu verlieren. Würdest du mir ins Gesicht sagen, dass du mich hasst, würde ich daran zugrunde gehen... du hast eine solche Macht über mich, Haido. Du könntest mich drei Worten unglaublich glücklich machen... und mich mit drei anderen Worden zerstören.... Ich liebe dich... schon so lange... und ich könnte es nicht ertragen, von dir allein gelassen zu werden....“

Eine einzelne Träne lief über Gackts Wange, tropfte auf Hydes Hand und verlieh seinen Worten noch einmal mehr Ausdruck.
 

Lange schwieg der Schwarzhaarige und Gackt hatte schon das Gefühl, nun wirklich alles kaputt gemacht zu haben und wollte deswegen zu einer Entschuldigung ansetzen, da hob Hyde sein Kinn an, lächelte und küsste ihm sanft die Träne weg.

„Ich habe es gespürt...“, flüsterte er. „Die ganze Zeit über... ich habe es geahnt.. ich hatte das Gefühl, dass ich dir mehr bedeute, aber ich hatte Angst davor, mich zu täuschen... Auch eben habe ich es gefühlt... du hast all deine Liebe in diesen Kuss gesteckt, nicht wahr? Ga-chan, ich... du glaubst gar nicht, wie oft ich davon geträumt habe, solche Worte aus deinem Mund zu hören, dich küssen zu dürfen. Ich wollte mich dir gegenüber verschließen, wollte meine Gefühle ignorieren.. doch das kann ich nicht... Ich liebe dich auch... und ich würde dich nie im Leben allein lassen wollen...“
 

Gleich nachdem Gackt das 'Ich liebe dich auch..' gehört hatte, hatten sich seine Augen wieder mit Tränen gefüllt. Das konnte gar nicht wahr sein! Hyde sollte ihn lieben? IHN? Er konnte es nicht fassen. All seine Gefühle brachte er mit seinen Tränen zum Ausdruck. All die Liebe, die Erleichterung, das Glück...

Hyde hasste ihn nicht... nein, er liebte ihn... und er wollte bei ihm bleiben... Er wies ihn nicht ab.. er ließ ihn nicht alleine... er.. würde Gackt von nun an immer zur Seite stehen.
 

Kurz schluchzte der Blonde auf, ehe Hyde ihn aber auch schon in seine Arme zog und er seinen Kopf in der Halsbeuge des Schwarzhaarigen vergrub. „Shhht... Ga-chan...“, wisperte er in das Ohr des Jüngeren, drückte ihn dabei mehr an sich. „Ich lass dich nicht alleine, hörst du? Ich bleibe bei dir... für immer.... nicht weinen... onegai... nicht weinen... nicht wegen mir...“

Gackt schüttelte schwach den Kopf, klammerte sich fast schon verzweifelt an den anderen, ließ zu, dass dieser ihm über den Hinterkopf und seinen Rücken streichelte. Er wollte ja nicht weinen... nicht hier, nicht jetzt, nicht vor Hyde... aber er konnte einfach nicht mehr aufhören. Er war einfach nur überglücklich...
 

Minuten vergingen, in denen sie einfach nur so dasaßen. Dann aber hatte sich Gackt soweit unter Kontrolle und sah zu Hyde auf, lächelte. Dieser erwiderte das Lächeln und küsste ihm wieder die Tränen weg. „Ai shiteru....“ Der Blonde seufzte glücklich auf, legte dem Schwarzhaarigen dann eine Hand in den Nacken und zog ihn weiter zu sich. „Ai shiteru mo...“, hauchte er gegen die sanften Lippen, ehe er diese mit seinen verschloss und damit den Anfang für die erste gemeinsame Nacht machte....