Die Verabredung
Das Kojiro, wie er sagte „es probieren will“, gab Taro neuen Mut und eine geballte Ladung Selbstsicherheit. Obwohl es ihm schwer fiel sein Glücksgefühl nicht in vollen Zügen auszuleben, versuchte er so gut es ging sich in Kojiros Nähe zu beherrschen, damit er seine Anwesenheit nicht wieder als „lästig“ empfindet. Ihr Frühstück aßen sie zwar an getrennten Tischen, aber beim morgendlichen Training hatten sie einige Gelegenheiten miteinander zu reden und keins dieser Gespräche deutete darauf, dass Kojiro es sich anders überlegt hat. Als das Trainingsspiel zu ende ging, verkündete Herr Mikami, dass die Spieler den Rest des Tages freihaben. Gleich nachdem diese Worte fielen, warf Taro einen schüchternen Blick zu Kojiro. Wird er Lust haben den Tag mit ihm zu verbringen? Die Fußballer verließen in kleinen Gruppen das Feld. Hyuga wandte sich zu Ken und Takeshi. Misaki starrte ununterbrochen in seine Richtung und versuchte sich zu ermutigen zu ihm rüberzugehen und ihn zu fragen. Aber was, wenn er „nein“ sagt? Was, wenn er sauer wird? Moment – warum sollte er denn sauer werden? Dazu gab es doch keinen Grund. Also doch: rübergehen und fragen! Aber was, wenn er „nein“ sagt?
Taro hätte wohl noch eine ganze Weile mit sich gekämpft, wenn das Problem sich nicht von selbst gelöst hätte. Wakashimazu und Sawada gingen alleine zum Umkleideraum. Hyuga sah ihnen einen Augenblick nach, drehte sich dann zu Taro um und ging zu ihm rüber.
„Und? Hast du schon Pläne für den freien Nachmittag?“
„Ja. Ich meine: nein! Ich meine... ich hab mich gefragt, ob du nicht...“
„Ich hab mir schon gedacht, dass das kommt. Wir können uns in einer Stunde im Park treffen, selbe Stelle wie gestern.“
Taros Antwort war ein breites Lächeln. Er stand da, sah Kojiro in die Augen und versuchte wieder Herr über seine Gefühle zu werden, aber er fand keine Möglichkeit diese unglaubliche Vorfreude zu ersticken. Ein ganzer Tag mit Kojiro...
„Wirst du mich jetzt eine Stunde lang anglotzen, bis es soweit ist? Geh dich endlich umziehen, ich komm später nach.“
„Sicher Kojiro! Bis bald!“
Misaki rannte los, um sich vorzubereiten. Er nahm eine Dusche und flitzte in sein Zimmer, um sich für seine Verabredung etwas angemessenes anzuziehen. Das Problem war nur, dass er keine Ahnung hatte, was das sein könnte. Er machte seinen Schrank auf und sah unzufrieden auf die paar Klamotten, die er mitgenommen hatte. Eine große Auswahl konnte man das nicht nennen... Sein Blick wanderte zu Tsubasas Schrank. Hätte er was dagegen, wenn Taro mal da reinschaut? Ach nein, bestimmt nicht! Sofort machte Misaki den Schrank auf und musterte seinen Inhalt.
„Nanu?“
Taro zog interessiert eine kurze Jeanshose heraus. Die hatte er noch nie bei Tsubasa gesehen. Hat er die überhaupt mal getragen? Taro kannte ihn schon ziemlich lange, aber er hat ihn noch nie darin gesehen. Schnell zog er sie an. Sie passte perfekt, auch wenn der Junge nicht unbedingt an solche engen Hosen gewöhnt war. Dazu kramte er aus seinen eigenen Sachen noch ein ärmelloses schwarzes Shirt heraus. Perfekt! So wird er auf Kojiro bestimmt Eindruck machen. Schnell kritzelte er noch auf einem Zettel: „Hab mir deine Hose geborgt, war Notfall, muss weg, erklär dir alles später“, legte ihn auf Tsubasas Bett und machte sich gutgelaunt auf den Weg.
Schon von weitem erkannte Taro, dass Kojiro bereits am Teich saß und lief auf ihn zu. Als er seinen Namen rief, blickte Hyuga verwundert in seine Richtung.
„Hast dich ja richtig herausgeputzt“ stellte er fest, als Misaki vor ihm stand. „Ich hab dich noch nie in so nem Aufzug gesehen. Ist die Hose nicht ein bisschen eng?“
„Gefällt sie dir?“
Er sah Kojiro verdutzt an, als der anfing zu lachen.
„Du machst mir Spaß!“ stellte er amüsiert fest und zog Misaki zu sich runter.
„Warum lachst du?“ fragte Taro beleidigt.
„Weil mir danach ist du Dummkopf“ entgegnete Hyuga und küsste ihn. Taro legte ihm seine Arme um den Hals und erwiderte den Kuss. Kojiros Hand kraulte ihm über den Rücken. „Hast du dich extra für mich so angezogen?“
„Für wen den sonst?“
Wieder küssten sie sich. Hyugas Hand bewegte sich immer mehr nach unten, bis sie Taro über den Hintern fuhr.
„Sie ist wirklich schön eng...“ flüsterte er mit einem verspielten Lächeln. Misaki wurde rot.
„Hör doch auf Kojiro.“
Er nahm Kojiros Hand von sich runter und küsste sie.
„Womit soll ich aufhören?“
„Mit diesen Spielchen. Du... du machst mich ganz verlegen...“
„Das ist ja der Sinn der Sache.“ Hyuga legte Daumen und Zeigefinger an Misakis Kinn. „Du bist richtig süß, wenn du verlegen wirst.“
Taro lächelte schüchtern. Kojiro packte ihn am Hals und zog ihn zu sich um ihn erneut zu küssen.
Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen. Abends machten sie noch einen Spaziergang durch den Park, nachdem sie sich auf eine Bank setzten. Hyuga legte seinen Arm um Misaki.
„Du zitterst ja.“
„Mir ist... ein wenig kalt.“
„Kein Wunder bei dem was du anhast.“
Taro setzte sich auf Kojiros Schoß und lies sich von ihm umarmen.
„Jetzt ist mir wieder warm.“
„Wir sollten zurück ins Hotel gehen.“
„Nein, noch nicht. Ich will mit dir noch ein bisschen kuscheln...“
Hyuga setzte wieder sein rätselhaftes Grinsen auf.
„Du willst mit mir kuscheln? Das lässt sich machen.“ Er schupste Taro von sich runter und stand auf. „Komm morgen nach dem Training zu mir in mein Zimmer. Und jetzt lass uns gehen.“
