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And I´m blinded

von

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Autor: Tsutsumi

Teil:1/1

Disclaimer: Charaktere gehören nicht mir, ich leihe sie mir lediglich aus. Und mein Bafög bessere ich mir damit noch immer nicht auf.

Pairing: ganz sanftes Yûto x Karen

Kommentar: Dies war das Geburtstagsgeschenk an Nyx-chan im Dezember. Auf ihren Wunsch hin jetzt auch auf Animexx erhältlich.
 

And I´m blinded
 

Es war so lustig anzusehen. Im allerwahrsten Sinne des Wortes. Fast so, als würden seine Augen miteinander Pong spielen, dieses uralte Computerspiel. Virtuelles Ping Pong.

Und kaum etwas anderes blieb ihm übrig, war es doch die pure Langeweile, die ihn hier ausfüllte. Er beschäftigte sich mit den bunten und weißen Punkten, die vor seinen wunden Augen hin- und herflimmerten.

Niemand hatte ihm erzählt, was jetzt passieren würde.
 

In dem Tonfall des Oberarztes, der ihm die Augen verbunden und dann seine Hand in eine fremde gelegt hatte, hatte er soviel erkannt wie wenn seine liebsten Sinnesorgane ihm die entsprechende Farbe geliefert hätten. Irgendetwas von `Das geschieht ihm ganz recht!´ hatte mitgeschwungen in der Stimme. Blödmann. Bestimmt war der Typ fett, hatte eine Glatze und war impotent.
 

Yûto war also von einer Schwester, die sich als Nakahara vorgestellt hatte, in irgendein Zimmer geführt und auf eine Liege oder ein Bett verfrachtet worden. Er hätte sie gerne angebaggert, aber da er nicht wusste, wie sie aussah, hatte er es sein lassen.

Und nun saß er da und langweilte sich.
 

Nun, das konnte doch mal passieren, dass Tatsuki, Kotarô und er einem Mädchen nachstellten weil es ihn Lebensgefahr schwebte. Gut, schweben könnte. Nur leider hatte die Dame nicht soviel Verständnis, geschweige denn Bewunderung für seinen Heldenmut aufgebracht und er hatte es wortwörtlich nicht kommen sehen.
 

Er fragte sich in aller Langeweile, wie das Zimmer um ihn herum wohl aussah. Weiße Wände hatte es bestimmt , keine Frage. Und diese furchtbaren Lackkommoden mit den Nierenschalen obendrauf standen hier sicher ebenfalls herum. Nierenschalen zum Reinkotzen.

An der Wand gegenüber hing mit großer Wahrscheinlichkeit ein kitschiger Kalender mit dem Titel „Blume 2006, gestiftet von der Suzuki-Apotheke“ und würde ein grausames Ausmaß von Sonnenblumen und Stiefmütterchen sein. Er hatte zu Anfang auch die nette Dame auf einem Bett neben seinem vermutet, die blaue Strampelhöschen für ihre Enkel strickte. Doch es war totenstill um ihn herum, so dass er hier niemanden vermutete.

Die Liege war hart und der Geruch steril.

Er hasste Krankenhäuser.
 

Dafür würde er Tatsuki den Kopf waschen.
 

Gerade als er begann, Rocksongs zu summen und dazu abwechselnd mit seinen Zehen zu wackeln, fühlte er sich beobachtet. Nicht dass er so tolle Fähigkeiten wie Tatsuki besaß- und mit dem Schwarz-weiß-gepunktetem Augenhintergrund konnte er nicht viel erkennen, doch die Gegenwart eines Lebewesen direkt vor ihm war eindeutig wahrzunehmen. Entweder es handelte sich dabei um einen weiteren Oberarzt oder eine Küchenschabe.
 

„Ist da jemand?“

Es war ätzend, diese Frage zu stellen, und im Hinterkopf stellte Yûto fest, wie grausam der Gedanke daran war, für immer blind zu sein, und nicht nur für einen halben Tag. Halber Tag, das hatte der impotente Doktor gesagt und geschnauft. War aber auch schon zu lange.

Yûto spürte, hörte einen kleinen Schritt, doch keine Antwort.

„Wenn sie eine sexy Schwester im knappen Outfit sind, kommen Sie ruhig näher!“, säuselte er und reckte den Kopf.

„Ich bin ein armer Patient, der pflegebedürftig ist!“
 

Vielleicht war es die Nakahara, und sie sah wirklich gut aus. Obwohl, in diesem Moment konnte ihm das wohl schnurzpiepegal sein.
 

„Du wirst dich niemals ändern, Aufschneider!“ , entgegnete eine Stimme in kühlem Tonfall

Eine Stimme, die ihm verdammt bekannt vorkam und ihn zugleich verwirrte.

Einen Augenblick lang verharrte Yûto und versuchte, die Person dahinter zu erkennen.

Bis ihm plötzlich einfiel, dass es hier weit und breit nur eine Person geben konnte, die ihn Aufschneider nannte.
 

„Karen-Schatz!“, rief er freudig und hob die Arme in das Nichts hinein, auf die Gefahr, damit womöglich gegen irgendetwas zu stoßen. Oder eine Ohrfeige zu kassieren. Glücklicherweise geschah nichts von beidem.

„Was führt dich hierher? Gib´s zu, du hast von meinem unsäglichen Unglück gehört und jetzt kommst du um mich zu pflegen und wieder aufzupäppeln!“

Er grinste breit und hörte wie Karen an einem Stuhl- es musste wohl ein Stuhl sein- herumrückte und sich wahrscheinlich hineinsetzte.

Für einen Augenblick musste er sich vorstellen, wie sie wohl gerade aussah mit ihren streng zurückgekämmten Haaren und diesem hübschen Gesicht, in welchem er so oft nach Ausdruck suchen musste. Doch das machte nichts; schließlich hatte er das Glück, dass er viel mehr sehen konnte als das, was Menschen mit ihren Gesichtern ausdrückten.

Vorrausgesetzt er konnte sehen.
 

„Ich pflege keine Jungs, die Mädchen so lange belästigen bis die zum Pfefferspray greifen.“, entgegnete Karen kaltblütig.

Nun, wo hatte sie das denn nun schon wieder her?

Sie erinnerte Yûto ein bisschen an Tatsuki, der immer so unheimlich allwissend erschien und dann plötzlich immer von irgendeiner Ecke her auftauchte um womöglich den Tag zu retten. Oder voreilige Schlüsse zog aus seinem Kopfkino und seinen Freund und seinen Cousin schließlich auf die falsche Fährte schickte. Argh.

Doch eines stand fest: Im Gegensatz zu Tatsuki redete Karen wenigstens.
 

Ein Kameraklicken holte Yûto aus dem Schreck zurück. Dann hörte er den mechanischen Vorgang des Filmtransports im Fotoapparat und beugte sich etwas vor, als ob er würde er davon mehr mitbekommen;

„Du hast mich doch nicht etwa fotographiert?“

Die Antwort blieb aus, alles was folgte, war Stille.

„Du hast also!“ Er seufzte gespielt frustriert.

„Da sehe ich sonst so gut aus und dann willst du mich nie fotographieren! Und jetzt, wo ich von der Liebe geblendet wurde, musst du mich knipsen!“
 

Irgendwo auf dem Gang rollerte etwas lang, begleitet von einem mühseligen Schlurfen. Vielleicht irgendein Patient, der Freigang hatte und dabei seinen Tropf vor sich herschob.

Yûto stellte fest, dass er sich miserabel fühlte, trotz seiner Witzeleien. Heute morgen hatte er in Physik eine Arbeit versemmelt, dann festgestellt, dass er sein Essen vergessen hatte und schließlich war er nach der Schule mit Pfefferspray gequält worden ohne irgendjemandem etwas Böses zu wollen. Damit nicht genug- jetzt hockte er hier mit der Fotografin seiner Träume und die hatte keinerlei Mitgefühl für ihn.
 

Er erinnerte sich an den Moment, in dem er Karen das erste Mal getroffen hatte. Die Frau, die nur komische Sachen fotographierte. Menschen in Krisen und Ausnahmesituationen, es passte zum spärlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Er hatte sie damals gefragt ob sie ihn auch fotographieren würde und sie war so grausam gewesen, ihren Apparat zu öffnen und das Filmband herauszuziehen.
 

„Keine Sorge.“, sagte Karen im selben Augenblick als Yûto schmerzlich den Stich der Erinnerung verspürte und den Kopf hängenließ.

„Wenn man dir den Verband abnimmt, fotographiere ich dich vielleicht noch mal.“

„Ja!“, empörte er sich, wennauch mit hängendem Haupt.

„Weil meine Augen dann so rot wie nach einer durchzechten Nacht aussehen werden!“
 

Sie antwortete nicht. Das war ziemlich schade, denn insgeheim hatte er wenigstens erwartet, ihr ein Schmunzeln zu entlocken.

Nun, er konnte das nicht sehen, aber ihre Gegenwart fühlte sich noch immer so kaltschnäuzig an.
 

„Wo sind deine Freunde jetzt?“ , fragte sie nach einer Weile und dann raschelte irgendwas.

Yûto drängte sich der Eindruck auf, dass sie sich entspannt im Stuhl zurücklehnte und Kekse aß. Obwohl beides nicht zu der Karen passte, die er kannte.

Es lief also nur darauf hinaus, dass sie ihn interviewte?
 

„Keine Ahnung.“, entgegnete er ehrlich.

„Und was war das Letzte, was sie dir gesagt haben?“

„Also das letzte, was Kotarô sagte, war: `Es tut mir so Leid, Yûto, ich mach es irgendwie wieder gut.´ Und Tatsuki...“

Er verhaarte kurz und konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren.

„...Tatsuki hat wie so oft gar nichts gesagt.“

Nein, er war nicht wütend auf Tatsuki. Sein Freund war lediglich ein extrem unglücklicher Mensch, der sich so gut wie nie auszudrücken wusste.

Nachdem das hübsche Mädchen aus seiner Hello Kitty!-Tasche das Spray gezogen und es Yûto direkt ins Gesicht gefeuert hatte, war Tatsuki im See einer purpurnen Aura vor seinen tränenden Augen verschwunden.

„Karen-Schatz, was isst du da? Gib mir auch was ab, ich hab Hunger!“
 

„Das heißt, du weißt nicht, wo die beiden jetzt sind?“, bohrte die junge Frau nach.

Das Rascheln wurde etwas lauter und plötzlich geschah etwas, womit Yûto nicht gerechnet hätte. Er spürte sie näherkommen.

Wie seltsam es war. Es war ein bisschen so als ob seine fühlenden Sinne geschärft worden wären, seitdem sie hier war. War das immer so, wenn Leute für einige Zeit nicht sehen konnten? Oder lag es an ihr?

Er spürte etwas gegen seine Lippen stupsen, etwas spitz und dünn.

Das war ein Grund, innerlich zu frohlocken. Sie fütterte ihn!

Er öffnete den Mund ein bisschen und schob mit der eigenen Hand nach.

Blind essen, wie spannend!
 

„Richtig.“, sagte er mit dem Stäbchen im Mund. Es hatte in etwa die Größe einer Pommes und war irgendetwas mit Schokolade überzogenes.

„Warum fragst du das? Sind sie in Gefahr?“

„Ich habe sie bei sich zu Hause angetroffen.“

Ihr Ton war beinahe förmlich.
 

Irgendwie liebte er sie. Ihre kühle, stolze Art war es, was ihn reizte.

Er wusste fast nichts von ihr. Wo sie herkam, was sie so tat, wenn sie beide nicht wegen irgendwelchen kriminellen Angelegenheiten aufeinander trafen. Und warum sie nur solche komischen Fotos machte. Er konnte es sich, wenn er genau nachdachte, nicht recht erklären, warum er so auf sie abfuhr.

Vielleicht weil sie in gewisser Hinsicht so ähnlich war wie er selbst?

Einen Augenblick lang musste er daran denken, wie sie für ihn Blut gespendet hatte.
 

Dann riss ihn der Ingwer aus den Gedanken.

„Was ist das denn?“

Jetzt wünschte er sich wirklich eine Nierenschale zum Reinspucken.

„Du isst mit Schokolade überzogene Ingwerstäbchen?!“

Als Antwort hörte er nur raschelndes Papier. In dem Moment wusste Yûto nicht, ob er das toll oder einfach nur seltsam finden sollte.

Ingwer aß man höchstens zu Sushi, nicht aber mit Schokolade, und zum Vergnügen schon gar nicht. Sollte er das als Mordversuch zählen?
 

„Beschwer dich nicht!“ , entgegnete Karen.

„Du wolltest es doch haben. Und selbst wenn, ein Kerl, der Mädchen belästigt, hat nichts anderes verdient!“

„Ich habe doch niemanden belästigt!“

Yûto verspürte große Lust, wimmernde Geräusche von sich zu geben. Schlimm genug, dass der impotente Oberarzt solchen Unsinn von sich gab- aber dass Karen ihn damit und mit furchtbarem Ingwer in Schokolade piesackte, das war der Höhepunkt an Grauen an diesem Tag.
 

Was hatte er dafür gekonnt, dass Kotarô ein falsches Wort ein bisschen falsch betont hatte?

Mädchen neigten leider manchmal dazu, auszuflippen, weil sie vielleicht ängstlich waren. Eine Superfrau wie Karen konnte das vielleicht nicht so ganz nachvollziehen.

Kotarô hatte also nur Pech gehabt und war ins Visier des Mädchens geraten. Und dann hatte bei Yûto irgendetwas ausgesetzt.

Er hatte im Bruchteil einer Sekunde daran gedacht, dass Kotarô morgen ein wichtiges Spiel hatte, dass Tatsuki gerade in einer halben purpurnen Aura steckte, dass Mio sich Sorgen machen würde. Hatte er an all das wirklich gedacht, bevor er sich heldenhaft und mit einem erstaunlichen Elan vor Kotarô geschmissen hatte? Er konnte sich jetzt kaum erinnern.

Alles, was er wusste, war, dass da im nächsten Augenblick ein furchtbar schmerzhaftes Brennen gewesen war.
 

„Ich weiß. Beruhig dich.“

Karen brauchte lediglich diese vier Worte, um ihn wieder runterzubringen.

Jetzt und hier stellte Yûto für sich fest, dass er sie in dem Moment vorhin gerne bei sich gehabt hätte- nein, dass er sie hätte beschützen können um ihr zu zeigen, wie ritterlich und toll er war. Schließlich hatte er so ein bisschen die Ahnung, dass sie davon noch nicht ganz überzeugt war.
 

Sicherlich wusste sie. Sie hatte immerhin, wie es sich anhörte, mit Kotarô und Tatsuki gesprochen. Naja, mit Kotarô wahrscheinlich mehr.

„Aber wenn mit den beiden nichts ist, warum bist du dann hier?“

Die Frage brannte ihm, er musste es sich eingestehen, ein wenig unter den Nägeln.

Es beruhigte ihn zu wissen, dass niemand in Gefahr war oder in irgendeiner Misere steckte (außer er selbst).

Und trotzdem.
 

„Weil du Ingwer hasst.“

Ihre Stimme blieb kühl und ohne Anteilnahme.

„So, und jetzt trink das hier!“
 

Als sie ihm etwas zylinderförmiges in die Hand drückte, was ebenso kühl war wie ihre Stimme, erschreckte er sich ein bisschen. Es musste eine Dose sein. Eine Dose mit Cola darin, wie er nach einem- sehr vorsichtigen- Nippen feststellte.
 

Und er musste sanft lächeln.
 

Das war es also.

Es gab keinen Zweifel.

Die Cola spülte süß und kühl den Geschmack des puren Ingwer hinweg und ließ nur einen zuckrigen Nachgeschmack zurück.

Karen war also freiwillig hergekommen. Weil sie nach ihm sehen wollte, weil sie sich um ihn kümmern wollte.

Inzwischen kannte er sich doch ein wenig, um das einschätzen zu können.

Warum sonst sollte sie mit Cola und einer solch komischen Antwort ankommen?
 

Als er erneut an der Coladose nippte, hatte das Brennen und Jucken in seinen gepeinigten Augen nachgelassen. Es war als hätte ihm jemand einen winzigen Schuss einer Wohlfühldroge ins Blut injiziert. Ganz klammheimlich.
 

„Weißt du“, sagte er und grinste so hinreißend wie er nur konnte.

Ginger Ale wäre mir auch lieb gewesen!“
 

Und er konnte mit einem Mal einen Hauch von rosa vor seinen geschlossenen Augen erkennen.
 

Die Welt konnte so schön sein.
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nyx
2007-01-28T12:51:16+00:00 28.01.2007 13:51
*wedel, froi, jump*
Ich finde diese FF immer noch soooo toll, weil du Yuuto sooooo toll getroffen hast! Und Karen ist auch so niedlich, aber - OMK, du hast Yuuto so gut eingefangen und - ich liebe die beiden!!!
Ich bin imemr noch toal aufgekratrzt, dass du mir eine FF zu meinem Lieblingsheteropairing geschrieben hast! ich liebe diese zwei so abgöttisch! *___*
Und als ich deine FF las, kam mir ein Gedanke, warum Karen gerne solche extremen Fotos knipst: weil sie diese deutlichen, gemischten, krassen Emotionen faszinieren, weil allgemein Emotionsausdruck sie total inetressiert und weil sei selbst sich nie dazu durchringen kann. Sie zeigt selten ihre Gefühle und versteckt sich hinter ihrer strengen Maske und ich glaube, deshalb hat sie so einen Emottionsbilderhang. =)
Gott, ich liiiiiebe die zwei! *_*
Aber Ingwerstäbchen mit Schokolade.... X'D
Ich finde den impotenten Arzt geil! *GGG*
Und- hach, ich finde sie toll!
*anluv* Vielen lieben Dank dass du mir das geschenkt hast!! *----*

nyx


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