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Andys Jugendsünden II

In äußerst kreativer Zusammenarbeit mit BlackLightning. Der Kuchen und die jeweils zwei Cocktails im Wassermann waren schuld an dem, was ab Kapitel sechs passiert. XD Zum Glück
von

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Familienbande

Kapitel 1

Familienbande

16.September 2006
 

Wieder war es ein Tag im Winter, an dem Andy nichts mit sich anzufangen wusste, und somit hing er seinen mehr als deprimierenden Gedanken hinterher, welche sich, wie so oft, nur um seine Mutter drehten. Immer dieselben Fragen, auf die er nie eine Antwort bekommen hatte und finden würde.

Wieso hatte sie ihn weggegeben? Wieso war er im Internat gelandet, obwohl ihm das wohl das Leben gerettet hatte, wenn er bedachte, wen er dort getroffen hatte.

Tobs, einen jungen Mann aus der Schwarzen Szene. Ein unglaublich kindliches und dennoch erwachsenes Wesen, zeichneten ihn aus. Eine wunderschöne Stimme, weder zu tief, noch hoch. Ein himmlischer Körper, der ihn immer wieder verzauberte. Hände, die ihn immer wieder in den Wahnsinn trieben. Lippen, die ihn alles vergessen ließen. Und Tobs´ Eigenschaften als Mensch.

Liebevoll, verständnisvoll, liebenswürdig, aufgeschlossen. Alles gepaart mit einer guten Mischung aus kindischen und erwachsenen Zügen.

Allerdings war eben dieser junge Mann nicht in seiner Nähe. Tobs war in der Uni. Studierte Sprachwissenschaften und war relativ wenig in der kleinen WG anzutreffen, welche sie sich mit ihren beiden besten Freundinnen, Krissy und Cynthia, teilten.

Andy vermisste ihn. Die sanften, warmen, smaragdartigen Augen und die Haare. Ja, die Haare. Zum Undercut geschnitten. Eine Hälfte knallrot, die andere schwarz gefärbt. Seit Jahren trug er seine Mähne in dieser Art und Weise, doch das waren eben sein Markenzeichen, ebenso die Nieten, oder aber die Schellen, die an seinem Körper hafteten. Oder die Piericings an Unterlippe, Brustwarze und Genital, oder die beiden Tattoos, zwischen den Schulterblättern und dem Oberarm.

Er liebte einfach alles an ihm und in diesem Moment, in dem Andy selbst auf der kleinen Couch saß, nach draußen in das Schneegestöber starrte und nachdachte, wie die letzten paar Wochen, wünschte er sich nichts sehnlicher, als das sein Leben neben ihm sitzen und ihn in den Arm nehmen würde. Einfach ein wenig aufbauen, ihn aus diesen tristen, traurigen Gedanken holen.

Der Schwarzhaarige wusste selbst, dass es egoistisch war, wenn er sagte, es wäre ihm lieber, Tobs würde nicht studieren, doch er hielt es eben nicht ohne ihn aus. Ebenso wie er diese nachlassende körperliche Nähe vermisste. Früher, als sie noch zur Schule gingen, hatten sie sich überhaupt nicht zurückhalten können, wenn der jeweils andere in der Nähe war und nun? Sein Freund war, wenn er von der Uni oder der Arbeit kam, todmüde. Schlappte nur in die Dusche und schlief dann im Bett ein, ohne großartig viele Worte zu sagen, noch Andy an sich heran zu lassen. Also war ihm eben nichts anderes übrig geblieben, als selbst Hand an zu legen, obwohl er diese Art des ´Sex´´ nicht unbedingt gut hieß. Aber wenn er nun einmal heiß lief, konnte er seinen Kumpel ja auch nicht einfach ignorieren, schon gar nicht wenn Tobs nackt durch die Wohnung tapste und genau so auch im Bett lag.
 

Seine mehr oder weniger schönen Gedanken wurden durch das klacken eines Schlosses unterbrochen. Er hörte, wie ein schwerer Schlüsselbund auf dem Küchentisch landete, ein lautes Gähnen und schon die schlurfenden Schritte seines Freundes, welche sich ihm näherten.

„Hey…“ Tobs hatte nur leise gesprochen. Seine Stimme hörte sich sehr heiser an. Vielleicht hatte er wieder zu viel geraucht, wundern würde es Andy nicht sonderlich. „Wie war dein Tag?“ Der junge Mann ließ sich neben dem Schwarzhaarigen nieder, wollte ihm einen Kuss geben, doch Andy schob seinen Verlobten von sich.

„Du solltest aufhören so viel zu rauchen.“, meinte er ein wenig brummelig. Er hatte absolut schlechte Laune. „Und mein Tag war genauso beschissen wie die letzten.“ Ein kurzes Fauchen und er ging in die Küche. Kaffee, ja er brauchte jetzt einen Kaffee. Zur Beruhigung, oder einfach um aus Tobs´ Nähe zu kommen? Er wollte keinen Streit vom Zaun brechen und bei seiner schlechten Laune würde das schneller passieren als ihm lieb war.

Tobs kam ihm langsam hinterher. Stellte sich an die Spüle und seufzte kurz auf. „Wieso genauso beschissen wie die letzten Tage? Andy, was ist los mit dir? Du bist seit Tagen so grummelig drauf. Was ist passiert?“ Der junge Mann machte sich Sorgen. Andy war sonst immer die Lebendigkeit in Person gewesen und nun? Die letzten Wochen ließ er sich gehen, war nicht gut drauf und schien irgendetwas auf dem Herzen zu haben.

„Was passiert ist?“ Etwas ungläubig blickte Andy drein. Er glaubte nicht recht, das Tobs es wirklich nicht ahnte. „Okay ich sage dir was passiert ist. Ich sitze hier zu Hause, alleine und versinke in den sumpfigsten Gedanken, die mich nicht mehr loslassen. Du studierst und hast absolut keine Zeit mehr für uns beide. Rauchst wie ein Schlot und…“ Er unterbrach sich selbst. Ließ den Satz unbeendet und starrte den jungen Rot-schwarzhaarigen vor sich an.

„Und weiter?“ Tobs blickte mehr oder weniger emotionslos auf seinen Freund. Hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Eine typische Abwehrhaltung, die Andy fast schon auf die Palme brachte.

Der Angesprochene stand am Küchentisch. Diese eisige Stimmung zwischen ihnen machte ihn nur noch anfälliger für düstere Gedanken. Er hasste es eigentlich, sich mit Tobs in die Haare zu kriegen, doch nun war es eben so weit, da konnte keiner etwas dagegen machen. „Und ich habe es satt, mit meinen eigenen Händen vorlieb nehmen zu müssen. Mir geht diese körperliche Nähe einfach verdammt ab.“

„Andy, ich studiere da…“

„Das ist es ja gerade!“ Er hatte ihm das Wort mitten drin abgeschnitten. „Du hast für nichts mehr Zeit! Weder für mich, noch für uns noch für irgendetwas anderes! Es kotzt mich an, nur noch neben dir her zu leben! Ich bin da, du siehst mich an und scheinst mich noch nicht mal wahr zu nehmen, geschweige denn zu checken, dass ich schon dermaßen geil bin, dass ich sogar nen Vibrator benutzen würde, würde es gar nicht anders gehen! Tobs ich hab keinen Bock nur noch zweitrangig in deinem Leben zu sein!“ Jetzt war es aus Andy heraus geplatzt. Die ganze aufgestaute Wut war draußen, doch das war noch lange nicht alles, was in ihm brodelte.

In Tobs´ Augen blitzte es angriffslustig auf. Auch wenn er müde war, das würde er jetzt durchstehen, dafür was diese ´Diskussion´ einfach zu wichtig. „Das hört sich doch glatt so an, als sollte ich mich in deinen Augen entscheiden. Entweder für dich oder das Studium. Was für ein Scheiß, ganz ehrlich. Wie in einer alten Ehe, wo der Mann sich mehr um seinen Benz kümmert als um die Belange der eigenen Frau. Meine Güte Andy. Wir sind keine alten Knacker und mir ist dieses Studium verdammt wichtig, nicht umsonst mache ich das. Aber du bist mir genauso wichtig, schreib dir das mal hinter die Ohren. Und was die körperliche Nähe, angeht, wie du es nennst. Hör mir mal zu. Ich sitze Stunden in irgendwelchen Lesungen, hocke in Bibliotheken und versuche, mir irgendwelche Dinge in den Kopf zu pressen. Komme stink müde nach Hause und du verlangst allen Ernstes, dass ich mich mit einem Elan auf dich stürze, dass uns schwindlig wird? Herr Gott, hab du mal einen Tag, wo du nur am pauken bist und an gar nichts anderes mehr denken darfst! Du brauchst deine Diplomarbeit ja nicht schreiben! Versetz dich doch mal in meine Lage!“

Jetzt war auch der junge Mann lauter geworden als beabsichtigt. Sah seinen Freund betrübt, aber dennoch auf gewisse Weise wütend an. Fuhr sich fahrig über das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. „Schatz, du bist nicht zweitrangig in meinem Leben, du bist das Wichtigste überhaupt. Aber was soll ich machen? Sag mir was ich machen soll? Ausdauertraining, damit ich dich gescheit durchvögeln kann bis du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst? Das geht einfach nicht. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie dermaßen anstrengend das ist und es tut mir leid, dass das alles irgendwie auf der Strecke bleibt nur ich kann daran nichts ändern.“ Seine Stimme war versöhnlich. Ihm tat es ja wirklich leid, aber Andy musste auch irgendwie Verständnis für seine Situation zeigen.

„Honey, das mit dem pauken kurz vor unserem Abi hast du auch auf die Reihe bekommen. Und ich kann mir nicht gerade vorstellen, dass Lesungen anstrengend sein sollen. Wie auch immer. Ich verlange nicht, dass du dich entscheidest, aber ich komme mir wirklich beschissen vor. Ich vermisse dich, alles an dir und das seit Wochen.“ Andy zog seinen Verlobten langsam in seine Arme. Seufzte nur kurz auf und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. „Ich wollte nicht laut werden. Ich versuche schon die ganze Zeit mich in deine Lage zu versetzen, aber es klappt nicht. Ich kann das alles nicht nachvollziehen. Ich wünschte einfach, es wäre wie damals in der Schule. Viel Zeit, schöne Stunden zu zweit und relativ wenig Stress.“

Tobs entfloh ebenfalls ein Seufzen. Schloss die Umarmung langsam. Seine Lider klappten nach unten und die Last auf seinen Schultern wurde langsam weniger. Dieses Gespräch hatten sie beide gebraucht. Es hatte ihnen zu viel auf der Seele gelegen. „Honey ich vermisse dich auch. Jeden Zentimeter, glaub mir.“ Ein kurzes Lächeln, welches schnell wieder verblasste. „Lesungen sind verdammt anstrengend, du musst so schnell mitschreiben, dass deine Finger zu rauchen anfangen. Ach Schatz, ich würde unendlich viel dafür geben, ein paar gemütliche Stunden mit dir zu verbringen.“

„Dann lass uns jetzt damit anfangen. Es ist Freitag, du musst das Wochenende über nicht zur Uni und die beiden Mädels sind auch irgendwo, nur nicht hier.“ Andy hatte leise geflüstert. War ein paar Schritte nach vorne gegangen und hatte seinen Liebsten ein wenig nach hinten gedrückt. Ihn aber fest im Griff. „Dass du müde bist gilt nicht als Ausrede.“ Er grinste kurz.

Tobs gähnte tatsächlich leise auf. „Du willst mich jetzt noch flachlegen?“ Etwas gejammert, kamen diese Worte aus der Lunge des jungen Mannes.

„Nein. Aber ich glaube, dass uns beiden ein schönes, heißes Bad ganz gut tut, oder? Und danach ins Bett und schlafen, hm?“ Andy schmunzelte. „Außerdem hört sich das so an, als wäre das sooo schrecklich, würde ich mit dir schlafen wollen.“ Er zog eine kleine Schnute und wurde unter einem kleinen Lachen in das Badezimmer gezogen. Ja, so gefiel ihm die ganze Sache schon viel besser.

„Nein, es ist absolut nicht schrecklich, sonst hätte ich längst das Handtuch geworfen.“ Tobs kicherte kurz auf. Spürte diese sanften, dennoch leicht rauen Hände unter seinem Pulli auf dem Rücken. Seufzte wohlig. Ja, das hatte er wirklich vermisst. Umarmungen, sanfte Liebkosungen, auch wenn es nur ein leichtes Streicheln war, wie im Moment über seine Wange. Diese sanftmütigen Augen. Oh Gott, er hatte fast vergessen gehabt, wie schön diese Momente immer wieder für ihn, beziehungsweise für sie, war. „Schlafen hört sich herrlich an. Ich hoffe nur, nicht in der Wanne.“

Auch Andy genoss eben diesen Augenblick mehr als alles andere zuvor. Hier mit Tobs zu stehen. Ihn einfach nur halten zu können, zu dürfen, das bedeutete ihm schon die Welt. Er war froh, dass sie dieses Gespräch geführt hatten. Auch wenn es lauter geworden war. Das konnte man manchmal einfach nicht vermeiden, aber vielleicht würde sich ja nun endlich etwas ändern. Wer konnte das jetzt schon voraussagen? Er hoffte es zumindest.
 

Mit luftigen, zärtlichen Berührungen entfernten sich langsam aber sicher die Klamotten der beiden Gothics, während die Wanne mit warmen, fast schon heißem Wasser voll lief und sie sich kurz darauf hineingleiten ließen. Aneinander gelehnt und genießend.

Tobs hatte sich mit dem Rücken an seinem Verlobten geschmiegt. Ihre Hände miteinander verflochten und die Augen geschlossen. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er seinen Gedanken aussprach. „Hast du echt nen Vibrator benutzt?“ Seine Stimme hörte sich leicht belustigt an. Er hätte keine Probleme damit, würde sich Andy somit Erleichterung verschaffen. Abgeneigt gegenüber einer Benutzung zu zweit war er keinesfalls. Er wollte alles irgendwann einmal ausprobieren.

Die Röte in dem Gesicht des Schwarzhaarigen rührte sicherlich nicht nur von der Wärme des Wassers her. „Ähm… du hast mir keine andere Wahl gelassen.“, murmelte er leise. Vergrub sein Antlitz leicht in Tobs´ Halsbeuge. „Ich mein… das waren fast zwei Wochen ohne Sex. Es soll ja nicht so aussehen, als wäre ich notgeil oder sexgeil, aber ich mein… Ohne kann ich auch nicht und wenn… na ja…“ Er führte seinen Satz gar nicht zu Ende. Es war ihm so schon peinlich genug. Andy hatte ja gehofft, dass es nie soweit kommen würde, aber nun konnte und wollte er es auch nicht wieder rückgängig machen. Es hatte sich dafür einfach zu genial angefühlt.

„Hmh… wenn ich nicht herhalten kann, muss halt etwas anderes her. Versteh ich.“ Tobs grinste wieder. Wandte sich etwas um und sah in das Gesicht seines Lieblings. Hob es sanft an, küsste ihn flüchtig auf die Lippen und zwinkerte. „Wir sind jung, Honey. Wir können so viel ausprobieren.“ Ein geschmunzeltes Schnurren. „Wir können ja mal im Spexter vorbeischauen.“ Sein Lachen war durch den ganzen Raum zu hören, als er das erschrockene ´wie bitte´ vernommen hatte. „Wieso nicht? Ist nicht weit von uns entfernt und na ja, danach machen wir noch einen kleinen Abstecher ins Bug´s und danach…“ Nun wurde sein Grinsen wirklich breit. Es zog sich über beide Ohren und es wurde nur noch weiter, als er das knallrote Gesicht seines Schatzes sah. „Und danach in den Ochsengarten, was sagst du?“

„Spexter okay, Bug´s auch, aber was zum Teufel willst du im Ochsengarten?!“ Seine Augen waren groß. Das warme Lächeln war einem erschrockenen Ausdruck gewichen. Nein, das fand er alles andere als lustig.

Der Ochsengarten in München. Einer der nicht gerade wenigen Leder-Schuppen in München. Fast direkt gegenüber einer Schwulen-Sauna, einem Schwulen Restaurant. Eben im Glockenbachviertel der Hauptstadt. Das Schwulenviertel von München, welches sich doch ziemlich weit ausbreitete. In der Stadtmitte.

Tobs lachte leise auf. Küsste Andy abermals sanft und schüttelte versöhnlich den Kopf. „Das war ein Joke. Ich würde da nicht reingehen. Zumindest nicht jetzt. Mir ist das nicht geheuer und auf Darkrooms steh ich im Moment auch nicht unbedingt.“ Es schüttelte ihn leicht. Er schmiegte sich fester in die Arme seines Verlobten. „Aber das mit dem Spexter… wir können doch morgen hingehen, oder? Wir haben eh nichts vor.“ Spexter. Dieser Laden war ihm erst aufgefallen, als er irgendwann einmal aus dem Bug´s, einem Laden für Gothics, gesehen und dann die Regenbogenflaggen entdeckt hatte. Er war neugierig geworden und hatte sich einfach mal das Schaufenster angesehen. Auf den ersten Blick hätte es ihn beinahe umgehauen. Dildos in allen Größen, Gleitgels, Kondome, Ledermasken, Chaps. Ja, das war eben das typische Schaufenster eines Schwulen-Sexladens. Aber dennoch, einen gewissen Reiz hatte es in ihm schon ausgebreitet. Vor allem, diese ganzen Läden lagen alle auf dem Weg zu seinem Job im Rainbow. Alles auf dem Weg. Buchläden, Sexshops an jeder zweiten oder dritten Ecke, Bars, Cafés, Discos. Eben ein Viertel, wo er sich richtig wohl fühlte. Und man traf nette Leute, gackernde Mädls, wenn man Arm in Arm durch die Straßen zog.

„Man. Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein. Wir können gerne irgendwo in eine dieser Dissen gehen, aber bitte nicht in den Ochsengarten. Darauf kann ich wirklich verzichten. Und einen Darkroom können wir uns selbst auch noch machen.“ Er grinste kurz neckisch auf.

„Außerdem, die Homepage vom Spexter ist ziemlich genial. Ich glaub ich bestell mir da mal was“, überlegte der junge Mann laut vor sich her. „Chaps oder so. Sind geile Teile nur teuer.“ Er seufzte leise auf.

Andy schüttelte daraufhin nur den Kopf. Kraulte seinem Liebsten leicht über die Brust und lächelte. „Da brauchst du dir nur den Arsch und den Schritt von deiner Lederhose raus schneiden, gescheit vernähen und du hast deine Chaps. Da brauchst du dann keine 160€ für ausgeben. Obwohl, dann brauchst du eine neue Lederhose und die sind auch nicht gerade billig.“

Tobs lachte nur leise auf. „Nein, das ist mir zu teuer. Aber…“ Seine Augen fingen zu glänzen an. Er kuschelte sich kichernd ein wenig weiter in Andys Arme. Hatte wieder dieses Grinsen im Gesicht.

„Aber was?“ Andy ahnte nichts Gutes. Piekte seinen Liebsten leicht in den Bauch. „Untersteh dich auch nur an Masken oder an Slings zu denken.“

Tobs drehte sich nun vollständig zu seinem Schatz um. Zog eine Augenbraue nach oben und grinste. „Du kennst dich aus.“ Er zwinkerte flüchtig. „Nein… weder Masken noch Slings…“ Ein flüchtiger Kuss gegen Andys Lippen und das Funkeln in seinen Augen wurde stärker. „Jocks.“ Der Rothaarige biss sich kurz auf die Lippen. „Aus Leder… Oder essbar.“ Er lachte leise auf. Sah zu seinem Verlobten und erkannte nur ein fragendes Gesicht. „Wie der Tiefschutz bei Eishockeyspielern. Nur aus Stoff und ohne Einsatz.“ Sein Grinsen war das eines kleinen Jungen. Wieder nur ein Schulterzucken. „Schnell-Fick-Unterwäsche.“, half er ihm auf die Sprünge.

„Ach so… jetzt. Okay.“ Andy lachte leise auf. Kraulte seinem Süßen wieder leicht über den Bauch. „Müsste man ausprobieren.“ Ein Gähnen drang an seine Ohren. Ein warmes Lächeln wurde in seinem Gesicht sichtbar. „Müde?“, fragte er sanft an Tobs´ Ohr. Spürte ein leichtes Nicken an seiner Schulter. „Dann lass uns raus gehen und ich massier dir noch den Rücken, hm?“

Grüne, müde Augen blickten in die blauen Andys. Wieder nur ein Gähnen und ein Nicken und Tobs erhob sich langsam aus der Wanne. Wickelte sich nur in einen Bademantel und schlappte schon mal in ihr Schlafzimmer. Plumpste auf ihr neu errungenes Fotoun und wäre beinahe eingeschlafen, hätte er nicht das Gewicht seines Liebsten auf seinem Hintern gespürt.

„Du solltest dir wirklich überlegen, ob du noch weiter im Rainbow arbeiten willst. Das macht dich noch vollkommen mürbe mit der Uni noch dazu.“, meinte der Schwarzhaarige leise, während er Tobs´ Rücken entblößte und seine Finger mit einem gewissen Druck darüber gleiten ließ. Kleine Kreise zog und ein paar härtere Stellen etwas fester massierte.

„Hmm… und die Miete? Die werde ich von dem bisschen Bafög nicht bezahlen können. Außerdem brauche ich den Ausgleich zur Uni einfach.“ Ein tonloses Brummeln war aus seiner Kehle gedrungen. Ein wohliges Seufzen folgte, als er die sanften Hände spürte.

„Die könnte ich übernehmen. Das wäre kein Problem, ich will nur nicht, dass du noch wegen dem ganzen Stress einen Kollaps bekommst.“ Andy hauchte seinem Süßen einen kurzen Kuss gegen die Wange.

„Wovon?“ Tobs lachte kurz freudlos auf. Andy hatte genauso wenig Geld wie er selbst, würde er nicht nebenher arbeiten gehen.

Ein flüchtiges Grinsen war auf seinem Gesicht erschienen. „Ich hab immer noch was von dem damaligen Shooting und Terry hat eh gefragt, ob ich nicht mal wieder Lust hätte. Und es ist gutes Geld.“ Er hatte ziemlich leise gesprochen.

Tobs drehte sich mit einem Ruck zu seinem Schatz um. Funkelte ihn an und schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du dir damit deinen Unterhalt verdienst. Ich finde es immer noch genauso billig wie damals und du hast weitaus mehr auf dem Kasten, als dich nackt irgendwo vor eine Kamera zu stellen, nur damit dich irgendwelche notgeilen Affen begaffen können.“ Ein Fauchen war ihm entflohen. Er seufzte kurz auf und schüttelte den Kopf. Drehte sich wieder auf den Bauch, schloss seine Augen und gähnte abermals leise auf. „Ich will jetzt nicht darüber diskutieren Honey.“

„Ach. Es billig finden aber selbst mitmachen. Das ist eine Mischung, die ich nicht ganz verstehe.“ Auch Andy hatte kurz gefaucht. Legte sich neben Tobs und zog ihn in seine Arme. „Sei mir nicht böse, okay? Es war nur eine Überlegung, was nicht heißt, dass ich es auch machen werde. Ich werde schon einen Weg finden an Geld zu kommen und wenn ich für dich hinter die Bar gehe, wäre es mir auch recht.“ Er küsste ihn flüchtig auf die Lippen. Legte die kuschelige Decke über sie beide und schloss nun ebenfalls die Augen.

„Ich hoffe, dass es auch nur bei einer Überlegung bleibt.“, seufzte der junge Mann kurz auf. Schmiegte sich in die warmen Arme und warf kurzerhand seinen Bademantel aus dem Bett. „Unbequem.“, grinste er, als er Andys hochgezogene Augenbrauen sah.

„Und da soll ich widerstehen können? Du bist echt gut.“ Allein als er den nackten Körper in der Wanne an seinem gespürt hatte, war ihm das Blut schon wieder in die südlicheren Regionen geschossen und jetzt war es so weit, dass es sich anstaute und das war mehr als unangenehm, wenn man keine Erleichterung bekam. „Ich bin kurz im Bad.“, meinte er kurz angebunden, wollte gerade aufstehen, als ihn Tobs zurückhielt.

Kurz grinste und dann unter der Decke verschwand.

„Tobs… Scheiße… Tobs hör auf.“, fluchte er laut auf. Verkrallte sich im Laken und schüttelte den Kopf. Das war vom einen Moment auf den anderen zu viel des Guten. Er konnte ihm doch nicht einfach einen blasen und das nach zwei Wochen Abstinenz. Das ging einfach nicht. Er würde das nicht durchhalten. Und so war es auch. Es dauerte noch nicht einmal eine Minute, da lag er mit leicht geöffnetem Mund da, hatte immer noch ein leises Stöhnen auf den Lippen und sah nur das grinsende Antlitz seines Verlobten über sich. „Wie fies kann man sein, wenn man müde ist.“ Er lachte kurz auf. Küsste ihn flüchtig und zog ihn wieder auf sich.

„Sehr fies. Aber Andy… ich will jetzt wirklich schlafen.“, murmelte er leise gegen seine Brust. Hörte den langsam abflauenden Herzschlag, bis er wieder regelmäßig ging. Ihm entfloh abermals ein Gähnen und keinen Moment später wurde er von dem sanften Kraulen seines Schatzes ins Land der Träume geschickt.
 

Eine Woche später wurde diese ganze Streiterei, zwar nicht von neuem gestartet, aber doch um einiges hitziger und tiefgehender. Allerdings war weder Tobs noch Andy daran schuld, sondern eine Person, die Zweitiger am liebsten aus seinem Leben verbannt hätte.

Es war kurz vor Weihnachten, als es am späten Nachmittag an der Türe klingelte. Andy war gerade vollkommen dösig mit Tobs im Bett gelegen. An nichts weiter als an sie denkend und urplötzlich holte sie jemand aus den schönsten Streicheleinheiten. Mit einem gegähnten ´komme gleich´, rappelte er sich auf. Tobs ihm hinterher und sie traten an die Türe. Öffneten.

„Scheiße…“, murmelte Andy nur leise. Ging einen Schritt zurück und schüttelte fast schon ungläubig den Kopf. „Das ist nicht wahr.“ Als hätte er eben einen Geist gesehen, stand er da. Große, starre Augen. Ein leicht geöffneter Mund. Doch so schnell dieses Entsetzen und Erschrecken in seinem Antlitz aufgetaucht war, verblasste es und verwandelte sich in reinste Wut. „Verschwinde! Verschwinde aus meinem Leben!“, brüllte der junge Mann durch den Hausflur.

Mit einem letzten Blick auf die Schwarzhaarige in der Türe stürmte er, hellwach, zurück in ihr Schlafzimmer. Schlug den Eingang dessen mit einem lauten Knall zu und plumpste mit Tränen der Wut in den Augen, auf das breite Bett. Sein Gesicht lag in den Händen. Sein Herz pumpte so schnell wie lange nicht mehr. Was seine Mutter ihm noch nachrief, es hatte sich wie ´wie redest du mit deiner Mutter´ angehört, hatte er kaum mitbekommen. Er stellte die leise dudelnde Musik in dem Raum auf vollste Lautstärke. Legte sich quer über das Fotoun. Starrte an die Decke bis die Türe aufging und sein Verlobter mit einem leicht ärgerlichen Ausdruck im Gesicht darin stand.

Der Rothaarige stellte erst einmal die Musik aus. Machte die Türe zu und setzte sich mit fast vorwurfsvollen Augen neben seinen Schatz. „Was sollte das denn?“, fragte er entrüstet. „Du kannst sie doch nicht einfach so anschreien.“

„Wieso nicht?“ Andy klang eher gelangweilt, als sonst etwas anderes. Er wollte nicht über diese Frau sprechen, die nach zig Jahren wieder aufgetaucht war und er wusste noch nicht einmal wie sie herausgefunden hatte, wo sie wohnten.

„Sie ist deine Mutter.“ Tobs sah ihn immer noch etwas erschrocken an. Er hatte Andy selten so aus der Fassung geraten gesehen. Der junge Mann hatte zwar von Andys Vergangenheit gewusst, aber dass er so schlecht auf seine Mutter zu sprechen war, das hätte er nicht gedacht.

Andy erhob sich langsam. Fuhr sich über das Gesicht und sah nach draußen in das Schneegestöber. „Das ist es ja!“ Er drehte sich mit einer schnellen Bewegung um. „Sie taucht hier auf, als wäre nie etwas gewesen! 14 verdammte Jahre hat sie nichts von sich hören lassen!“ Er schrie wieder. Ja, er hatte seine Stimme erhoben, stand mit vor Zorn verzogenem Gesicht im Raum und starrte seinen Freund wütend an, obwohl nicht er das Ziel dieser Wut war. Und schon jetzt tat es ihm leid, dass er seinen Frust an ihm ausließ.

Nur langsam erhob sich der Rothaarige. Ging auf seinen Liebling zu und streichelte ihm, mit traurigen Augen, durch die leicht zerzausten Haare. Sah ihn einfach nur an und es vergingen einige Sekunden, bis er ihn dann in seine Arme zog. Ihn sanft an sich zog. „Honey, bist du wirklich so wütend? Ich finde es traurig. Traurig für euch beide. Einmal für dich, dass du so lang hattest auf deine Mutter verzichten müssen. Und für deine Mom, dass sie dich erst jetzt wieder sieht und auf ziemlich viel Widerstand trifft.“, flüsterte er leise. Versuchte irgendwie, seinen Freund dazu zu bewegen mit seiner Mutter, welche in der Küche alleine und verlassen saß, zu reden. Ihn auch zu beruhigen, denn noch immer strahlte Andy eine ziemlich zornige Aura aus.

Tobs spürte, wie sein Gegenüber die sanfte Umarmung schloss. Sich ein wenig entspannte. „Ich kann ihr das nicht verzeihen, Tobs.“ Seine Stimme war brüchig. Leise und sehr rau. „Es waren 14 Jahre zu viel. Würdest du da deinen Widerstand von jetzt auf heute fallen lassen?“ Er ließ ihn langsam los. Küsste ihn zärtlich auf die Stirn, ehe er sich wieder auf das Bett legte. Mit dem Rücken zum Fenster. Die schlanken Beine an den Körper zog und den Schrank anstarrte, statt der Decke.

Ein leises Seufzen war im Raum zu hören. Die Matratze drückte sich noch ein wenig weiter nach unten und die beiden Schwarzen lagen aneinandergeschmiegt da. „Ich habe ihn fallen lassen, wenn du dich an unser Abschlussjahr erinnerst.“ Tobs´ Finger der Rechten streichelten wieder die weichen Haare seines Schatzes. „14 Jahre sind eine lange Zeit. Trotzdem, deine Mom hat es nicht verdient, so behandelt zu werden. Genauso wenig wie du es verdient hattest, ohne sie aufzuwachsen. Aber Honey…“ Tobs schloss leicht seine Augen. Sprach sanft weiter und zog den jungen Mann vor ihm fester an sich. „Das ist wohl die beste Gelegenheit, diesen Zorn, die ganze Wut auf Glatteis zu legen. Das Kriegsbeil zu begraben. Sich auszusprechen. Und du erhältst die Chance, eine Mutter zu haben, ebenso wie sie einen Sohn.“

Ein leises Wimmern ließ den Erwachsenen erzittern. Andys Herz schnürte sich immer weiter zusammen. Natürlich hatte Tobs Recht und das wusste er auch. Er konnte seiner Mutter nicht böse sein. Das bisschen Wut, was in ihm herrschte war nichts im Gegensatz zu der Leere die er die ganzen Jahre über gefühlt hatte. Die Traurigkeit zu wissen, dass er seine Mutter vielleicht nie mehr sehen würde. Aber genau diese Gelegenheit war ihm jetzt gegeben worden. Und er hatte sie nicht wahrgenommen. Er könnte sich selbst dafür schlagen, doch er hatte nicht gewusst, wie er anders hätte reagieren sollen, als er seiner Mutter gegenüber gestanden war. „14 Jahre… 14 scheiß verdammte Jahre.“ Andys Stimme war nicht mehr als ein verletztes Flüstern gewesen. „Ich könnte alles sein. Wütend, stocksauer alles Mögliche… aber ich bin’s nicht.“ Nur langsam drehte sich der Schwarzhaarige um. Hatte die genässten Augen geschlossen und drückte sich fest gegen seinen Verlobten. „Ich kann’s nicht. Ich kann ihr nicht böse sein.“ Er fragte sich selbst wieso. Eine Antwort konnte er, wie so oft, nicht finden, aber er schätzte, dass es deshalb war, dass sie einfach da war. Dass sie anwesend und bei ihm war.

„Ich weiß.“ Tobs lächelte leise. Küsste die kleinen Tränen in Andys Augenwinkeln weg. Streichelte ihm sanft weiter durch die Haare und schüttelte fast ungläubig den Kopf. Zuerst war er so sauer und jetzt lag er zusammengekauert da. Wie ein Häufchen Elend. „Geh zu ihr, Honey. Es ist wirklich an der Zeit, dass ihr euch aussprecht und euch… kennen lernt.“ Ein kurzer, zärtlicher Kuss entbrannte zwischen den beiden, ehe sie sich langsam aufsetzten.

Andy fuhr sich mit zittrigen Händen über das Gesicht. Seine Wangen waren genässt und seine Augen waren wahrscheinlich ziemlich rot. Aber das scherte ihn im Moment überhaupt nicht. Eher fragte er sich, wie er zu ihr gehen sollte, wenn er noch nicht einmal wusste, wo sie war. Vielleicht war seine Mutter ja über die ganzen Jahre umgezogen? „Wie soll ich das machen? Ich hab keine Ahnung wo sie hin ist.“ Wieder dieser betrübte Ton. Leise Bitterkeit in der Stimme und Tobs konnte dabei nur sanft lächeln.

Er kniete sich vor ihn auf den Boden. Trocknete mit seinen Fingern die letzten Tränenspuren. „Sie sitzt in der Küche.“, flüsterte er sanft. Erhob sich vollends und streckte seine Hände aus, um Andy in die Höhe zu ziehen.

„Wie in der Küche?“ Er verstand gar nichts mehr. Er hatte gedacht, dass Tobs sie nicht hineingelassen hätte. „Sie sitzt jetzt in der Küche?“ Vollkommen erstaunt und verdattert blickte er in die warm strahlenden Augen seines Verlobten.

„Jetzt geh schon.“ Ein leises Lachen und die beiden gingen, Andy mit ziemlich wackeligen Knien, in genanntes Zimmer.
 

Die gleichen schwarzen Haare wie er. Warme Augen und leichte Fältchen an Augen und um den Mund. Sie war eben nicht mehr die Jüngste. Für Andy war die Zeit gerade jetzt stehen geblieben. Er stand einfach im Türrahmen und sah auf den Tisch. Sah das traurige Lächeln auf den schmalen Lippen seiner Mutter und ihm kamen fast schon die Tränen. Vor Rührung, Trauer und irgendwo doch ein wenig aus Wut, obwohl das nur ein minimaler Anteil seiner augenblicklichen Emotionen war.

„Honey ich mach Kaffee, ja?“ Tobs hatte er nur wie durch einen dicken Nebelschleier gehört.

„Ja… ja ist gut.“ Langsam, äußerst langsam ließ er sich seiner Mutter gegenüber auf einen der Stühle sinken. Wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Sein Herz raste schon wieder und schlug ihm in der Kehle. Bildete einen Kloß, der ihm das Schlucken erschwerte.

Es vergingen ein paar Minuten. Grausames Schweigen in der Küche. Nur die Kaffeemaschine gluckerte ungehalten der eisigen Stimmung in dem kleinen Raum.

„Du hast einen sehr netten Mitbewohner.“, meinte die Schwarzhaarige Frau etwas verschüchtert. Sie fragte sich, warum dieser Rot-schwarzhaarige ihren Sohn mit ´Honey´ ansprach. War das wieder ein neuer Trend der heutigen Jugend geworden? Wirklich vorstellen konnte sie es sich nicht, da sie selbst Tag täglich mit diesen jungen Leuten zu tun hatte. In einer der Münchner Realschulen war ihr Arbeitsplatz als Deutsch- und Religionslehrerin.

Andy blinzelte für einen kleinen Moment. Zog eine Augenbraue nach oben und schüttelte den Kopf. Sah kurz zu Tobs. Musste lächelnd. „Er ist nicht nur mein Mitbewohner.“, meinte er langsam. Ob er seiner Mutter erzählen sollte, dass sie verlobt waren? Dass sie seit sehr langer Zeit schon eine Beziehung führten?

Der Rothaarige musste wohl Andys Unentschlossenheit gespürt haben, denn er legte ihm zaghaft seine Hände auf die Schultern. Man sah ihre Ringe, da Andy seine Linke mit der Tobs´ verhakt hatte. Dieselben am linken Ringfinger, eigentlich musste das doch zu verstehen sein, oder?

„Wir sind…“ Andy blickte zu seinem Schatz. Ein lächelndes Nicken war zu sehen gewesen. „Wir sind verlobt.“ Er hatte leise gesprochen. War immer noch etwas über den Haufen gerannt und auch ein klein wenig unsicher.

Der junge Mann sah das Gesicht seiner Mutter entgleisen. Er hatte es schon fast befürchtet, aber gehofft, dass sie das so hinnehmen würde. Wieso sollte sie das nach 14 Jahren auch interessieren? Ihr konnte es doch egal sein. Er war erwachsen, er führte sein langem schon sein eigenes Leben und dieses Leben war mehr als nur schön!

Die Schwarzhaarige erhob sich. Ihre Hände zitterten und ihre Augen hatten sich zu einem Schlitz verengt. „Du hast… Du hast ihn Schwul gemacht!“, brüllte sie los und wäre Tobs beinahe an den Hals gesprungen, wäre Andy nicht rechtzeitig aufgestanden und hätte sich vor ihn gestellt. Nun hing seine Mutter ihm selbst am Kragen. Schüttelte ihn und sprühte nur so vor Wut.

„Was fällt dir eigentlich ein ihn anzugreifen!“ Er schrie. Hielt die Hände seiner Mutter fest. „Du tauchst hier auf! Nach 14 Jahren! Und dann willst du mir auch noch vorschreiben mit wem ich zusammen zu sein habe! Nur weil er ein Mann ist! Sei doch froh, dass ich überhaupt jemanden in den letzten Jahren gehabt habe, an den ich mich hatte lehnen können!“ Er spießte die Frau vor sich beinahe mit seinen Augen auf. Diesmal war es wirklich die Wut, die aus ihm herausplatzte. Seine Mutter konnte das alles überhaupt nicht nachvollziehen. Wollte sich in ihr Leben einmischen! Aber das konnte sie gleich vergessen. „Wenn du nur hier bist um mir vorzuschreiben, wie ich zu leben habe. Um mir in MEIN Leben hinein zu pfuschen, dann verpiss dich. Verpiss dich und lass dich hier nicht mehr blicken. Zudem… ich hab Tobs den Antrag gemacht, falls du es wissen willst.“ Seine Augen, seine gesamte Präsenz sprühte nur so vor Wut. Und ihm war in diesem Moment mehr als egal, was er seiner Mutter an den Kopf warf. Nur langsam ließ er die Hände der schwarzhaarigen Frau los. Schüttelte den Kopf und seufzte kurz auf.

„Andreas… verzeih mir.“, kam es leise von ihr. Die Augen seiner Mutter waren glasig und sie zeigte Reue. In ihrer Art zu sprechen. „Ich… natürlich, ich habe nicht das Recht mich einzumischen. Tobs, so heißen Sie?“ Der Angesprochene nickte nur langsam. „Es tut mir leid. Das war nicht rechtens.“ Sie streckte ihm vorsichtig eine Hand entgegen. Man konnte in ihrem Gesicht beinahe lesen, wie ihr die Last von den Schultern fiel, als Tobs die Entschuldigung angenommen hatte.

„Der Kaffee ist fertig.“ Tobs wandte sich langsam um, stellte drei große Tassen auf den Küchentisch. Der Schock saß immer noch in ihm. Er hatte sich schon ziemlich in Andys Mutter geirrt. Hatte gedacht, dass sie das tolerieren würde. Aber wahrscheinlich war das nur der erste Schock. Er hoffte es zumindest. „Milch Zucker?“, fragte er an die Schwarzhaarige gewandt.

„Milch, bitte.“ Sie lächelte ein warmes, freundliches Lächeln. Sah sich neugierig in dem Raum um. Nickte anerkennend. „Schön habt ihr es hier.“

Andy fuhr sich leicht durch die Haare. Sie waren immer noch ziemlich verstrubbelt, allerdings hatte nicht vor das jetzt noch zu ändern. „Was willst du hier? Und, woher wusstest du, das wir hier sind?“ Der junge Mann wollte endlich Antworten. Wollte wissen, wieso sie ausgerechnet jetzt, so kurz vor Weihnachten, in ihr Leben platzte.

„Natürlich.“ Rosemarie, wie Andys Mutter mit richtigem Namen hieß, sprach leise. Ein wenig traurig. Der leicht bayrische Akzent in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Aber es passte zu ihr. „Ich habe deinen Onkel angerufen. Habe ihn gebeten mir zu sagen wo du bist. Ich wusste nicht, wo er dich hin gesteckt hatte und auch nicht, ob du dort überhaupt noch warst. Es war gar nicht so einfach deiner Rektorin klar zu machen, dass ich nichts böses von euch wollen würde und sie mir bitte eure Adresse geben sollte.“ Ein kurzes Lachen hallte von den Kacheln wider. „Was ich nur nicht verstehe… eigentlich haben Rektoren doch gar nicht die Adressen von Schulabgängern.“

Andy lächelte nun ebenfalls. Traurig. „Weißt du, Frau Misleuf war für mich mehr eine Mutter in den ganzen Jahren die ich dort gelebt habe. Und ich bin ihr wirklich dankbar für das, was sie für mich getan hat und deshalb haben wir uns entschieden gehabt ihr die Adresse zu geben. Aber das beantwortet immer noch nicht die Frage, wieso du mich unbedingt sehen wolltest. Was ist passiert, dass du so plötzlich auftauchst?“

„Das würde mich ehrlich gesagt auch interessieren.“, meinte Tobs. Ließ sich neben seinem Verlobten nieder, stellte noch Milch auf den Küchentisch und nahm Andy Hand leicht in die seinige.

Rosemarie schwieg für einen Moment. Als müsste sie überlegen, was sie nun darauf antworten sollte. „Tobs, es ist schlimm für eine Mutter, ihren Sohn so lange Zeit nicht zu sehen. Ich kann es mir selbst nicht verzeihen.“ Die Frau blickte ihrem Sohn in die Augen. „Ich möchte dich um Verzeihung bitten. Deshalb bin ich hier. Wegen nichts anderem. Andreas, du musst mich an deinem Leben nicht teilnehmen lassen, aber…“

„Eine Entschuldigung, damit dein Gewissen bereinigt ist und du in Ruhe leben kannst, meinst du das?“ Andy lachte herzlos auf. Schüttelte ungläubig den Kopf. So dreist war seine Mutter? Das hätte er wirklich nicht gedacht. Aber vielleicht war es wirklich das Beste diese Entschuldigung einfach anzunehmen, und so weiter zu leben, wie vorher. Es würde sich, in seinen Augen, absolut nichts ändern.

„Nein, so war das nicht gemeint. Aber wenn du es so sehen möchtest. Es tut mir wirklich unglaublich leid. Was ich getan habe, ist nicht zu verzeihen, das weiß ich, aber gib mir eine Chance. Gib mir die Chance eine bessere Mutter als vorher zu sein.“ In ihren Augen glitzerten kleine Tränen. Ihr ging es wirklich sehr nahe, dass ihr Sohn einen solchen Widerstand aufgebaut hatte.

Abermals mischte sich Tobs ein. Drückte Andys Hand leicht, welche ein wenig zu zittern angefangen hatte. „Darf ich fragen, wieso sie Andy damals weggegeben haben?“ Ihn interessierten die Gründe genauso wie seinen Verlobten. Aber sein Schatz würde im Augenblick wohl nicht in der Lage sein, vernünftig mit seiner Mutter zu reden.

„Hat er dir erzählt, wie alt ich war? Nicht? Ich war 17, als ich Andreas bekommen habe. Ungewollt, aber ich habe mich unglaublich gefreut, als ich den kleinen Knirps auf dem Arm gehalten habe.“ Sie lächelte mit einem leichten Rotschimmer, als wäre sie wieder in dieser Zeit. „Nur das Problem an der ganzen Sache war. Ich hab die zwei Monate Schule noch fertig gemacht und dann stand ich da. Mit einem Baby, mit einer Miniwohnung und einem Erzeuger, der mir bei jeder Gelegenheit die Hölle heiß gemacht hat. Der Typ ist nach einem halben Jahr gegangen, ich hatte keine Kohle, keinen Job. Ich hab mich die sechs Jahre irgendwie durchhangeln können, nur dann ging es nicht mehr. Andreas, hätte ich die Möglichkeit gehabt, hätte ich dich niemals weggegeben. Hätte ich das Geld für eine Wohnung gehabt, hätte ich es nie getan. Gott, wie soll man mit 23 überleben, wenn einem die eigenen Eltern noch nicht einmal aushelfen oder besser gesagt aushelfen können.“ Sie fuhr sich etwas durch die Haare. Hatte immer noch glasige Augen.

„Das… das wusste ich nicht.“, gab Andy kleinlaut zu.

„Natürlich wusstest du es nicht. Wie auch? Du hast von all dem kaum etwas mitbekommen. Glaub mir, ich wollte nur das Beste für dich. Ich hätte es sonst nie getan. Es ist unverzeihlich, ich weiß. Andreas, ich habe mich nach dir gesehnt. Du glaubst nicht, was für Vorwürfe ich mir die ganzen Jahre über gemacht habe. Was für Sorgen. Ich hab mich immer gefragt wie es dir gehen mag. Wie es in der Schule läuft, was eine Mutter eben fragt, würde das eigene Kind von der Schule nach Hause kommen. Ich wünschte mir wirklich, dass es vollkommen anders mit uns beiden gelaufen wäre. Geld, ein zu Hause.“ Sie seufzte betrübt auf. Sah ihren Sohn aus traurigen Augen an. „Aber wie ich sehe, hast du die Jahre gut überstanden.“ Rosi schenkte Tobs ein kleines Lächeln, als wolle sie Danke dafür sagen, dass er bei Andy war.

Eben dieser erhob sich langsam. Ging zu der schwarzhaarigen Frau um den Tisch und ließ sich vor ihr langsam in die Hocke sinken. Nahm ihre zitternden Hände in seine eigenen. „Mom, ich hatte wirklich keine Ahnung, was du durchmachen musstest. Oder eher, was wir damals durchmachen mussten. Ich bin schlauer als vorher und…“ Er stockte für einen Moment. „Ich nehme die Entschuldigung gerne an. Weißt du, ich hab mich immer wieder gefragt, wieso das alles so passiert ist. Wieso du mich weggegeben hast, aber im Nachhinein… weißt du, wäre ich von dem Arsch von Onkel, entschuldige bitte, nicht in das Internat gesteckt worden, hätte ich Tobs nie kennen gelernt. Ich bin euch in diesem Sinne eigentlich dankbar.“ Es würde seine Zeit dauern, bis sie vollkommen vertraut miteinander umgehen könnten. Aber diese Zeit hatten sie ja nun. Und das mehr als genug.

„Ich kann wirklich nur beteuern, wie leid mir das alles tut. Und vorher. Ich wollte euch nicht angreifen.“ Eine kleine Träne perlte über ihre rosigen Wangen. „Ich war erschrocken. Selbst darüber hab ich mir in der ganzen Zeit Gedanken gemacht. Und so plötzlich zu erfahren, dass du mit einem jungen Mann verlobt und glücklich bist… Es ist ungewohnt. Obwohl in vielen Schulen derartige Aufklärung betrieben wird… wenn es einen dann selbst betrifft, oder indirekt betrifft, ist es alles andere als einfach. Aber ich freue mich.“ Und das meinte sie ernst. Natürlich freute sie sich, wenn ihr Sohn glücklich war. Und das sah man den beiden an. Von welchem Geschlecht war ihr egal. Nur es war der erste Schock gewesen, der sie so hatte handeln lassen.

„Die Aufklärung in den Schulen reicht nur oft nicht aus. Wir zwei haben es am eigenen Leib erfahren müssen.“, meinte Andy traurig. Erhob sich langsam, während er die Hände seiner Mutter los ließ. Sie kurz umarmte und sich dann wieder neben Tobs niederließ, welcher das Ganze ruhig beobachtet hatte. Nun ein kleines Lächeln auf den Lippen trug und seinen Freund flüchtig auf die Stirn küsste, als er sich wieder setzte. Nahm langsam seine Hand, welche auf dem Tisch lag.

Tobs nickte nur leicht. Er konnte sich nur noch zu gut an die Sprüche erinnern, die sie oft zu hören bekommen hatten oder die Sache damals mit Marco und Arim. Er hätte sie am liebsten irgendwo aufgehängt. Oder blutrünstigen Löwen zum Fraß vorgeworfen. Allerdings war er sehr froh, dass sie das mit der Zeit hatten verarbeiten können. Schneller als er gedacht hätte, obwohl er ganz genau wusste, dass Andy diese Geschehnisse nie vollkommen aus seinem Kopf bekommen hatte.

„Nein, die Aufklärung reicht wirklich nicht immer aus, nur mehr als zu versuchen, den jungen Menschen diese Toleranz und Akzeptanz zu vermitteln, können wir Lehrer nicht. Da müssen auch die Eltern mitspielen, sonst geht das zum einen Ohr rein und beim anderen wieder hinaus. Nur viele der Lehrer, ob nun im Fach Biologie oder Religion, können selbst nichts damit anfangen, kennen sich zu wenig aus oder es ist ihnen einfach zu peinlich darüber zu reden und das mit kichernden Jugendlichen zwischen 12 und 16. Selbst mir ist es damals, als wieder in den Medien von einem jungen Schwulen berichtet wurde, der wegen der ewigen Fopperei Selbstmord begangen hatte, nicht leicht gefallen, das Thema in meinem Unterricht auf zu greifen, allerdings sehe ich jetzt, wie wichtig das eigentlich erst ist, allein weil mein eigener Sohn davon betroffen ist.“ Die Schwarzhaarige lächelte dieses mütterliche Lächeln, was Andy warm ums Herz werden ließ, obwohl er doch zuvor noch so wütend gewesen war, dass er seine Mutter am liebsten mit einem Arschtritt zur Türe hinauskatapultiert hätte.

Andy schmunzelte einen kurzen Augenblick. Sah Tobs an und grinste dann breit. Er hatte da so eine kleine Idee im Hinterkopf. „Das stimmt, die Eltern spielen da schon eine entscheidende Rolle. Man bekommt die Haltung von ihnen mit und macht sie sich zu Eigen. Nicht immer die schlaueste Methode. Aber Kinder können gar nicht anders.“

„Was grinst du so?“ Tobs legte den Kopf leicht schief. Er verstand es nicht so recht, schon gar nicht bei einem derart wichtigen Thema. „Den Blick kenne ich, was hast du jetzt wieder vor?“ Zu seiner Schwiegermutter in Spe gewandt, meinte er. „Seine Augen funkeln immer so, wenn er irgendetwas ausheckt. Ob das nun gut oder schlecht ist bleibt dahin gestellt.“ Er lachte kurz auf.

„Ich hab nur eine Idee. Das ist wie mit den Zeitzeugen der Nazizeit. Die waren bei uns ja damals auch in der Schule, also, wie wäre es, wenn man ihnen nicht einfach nur Filmchen zeigt, oder Reportagen oder irgendwelche langweiligen Blätter darüber aushändigt, sondern Szeneleute in die Klassen steckt und die einfach mal erzählen lässt?“ Der junge Mann blickte in die sehr kleine Runde. Strahlte seine Mutter an, die einen mehr als nachdenklichen Blick aufgesetzt hatte, und Tobs, der eine Augenbraue nach oben gezogen hatte. „Ich mein jetzt nicht, was so im Bett abgeht sondern von dem ganzen Drum herum. Die wirklich Ahnung haben, auch von Früher, was die KZs angeht. Was die Gesetze angeht und wie sich die Szene von Jahrzehnt zu Jahrzehnt geändert hat. Ich mein von ´alt´ bis ´jung´. Ich fände so was als Schüler interessant. Das ist dann wenigstens nicht so schal und langweilig, sondern man bekommt wirklich was davon mit. Und wer Fragen hat, soll fragen.“

Tobs zog wieder nur eine Augenbraue nach oben. Andys Mutter blickte ihren Sohn etwas unschlüssig an. Wurde dann nachdenklich. Nickte dann nach ein paar Minuten des Schweigens. „Weißt du was, ich halte das für eine ausgezeichnete Idee.“ Sie nickte und spielte wie eine Jugendliche mit einer ihrer schwarzen Haarsträhnen herum. „Oh oh… ich werde das gleich unserem Rektor sagen.“ Sie lachte leise auf.
 

Andy war jetzt schon gespannt, was aus dem Ganzen werden sollte. Er hatte doch ein wenig Bammel, obwohl. Es diente zur Aufklärung junger Menschen und zu Förderung von Toleranz und Akzeptanz. Also, zu befürchten hatte er nichts. Allein deshalb, weil er die Menschen nicht kannte. Er würde sich überraschen lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-01-08T21:48:21+00:00 08.01.2007 22:48
Oh weh, da haben sich die beiden ja mal wieder mächtig in die Haare bekommen. Tja wie heißt es so schön, was sich liebt das neckt sich.
*breit grins* du hast doch tatsächlich den Ochsengarten und die Schwulensauna mit reingebracht. *sich das mit den zwei mal bildlich Vorstell* *lach* Jaja und der gute alte spexter *g* Jetzt fehlen nur noch die Hankys und dann möchte ich das Gesicht deiner Protagonisten sehn.
Ich muss sagen das ich es wirklich schön finde das dein Kapi so lang geworden ist, da sollten sich andere Autoren mal ein Beispiel nehmen. Ich freu mich schon auf das nächste.


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