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Chrysalis Soul

Oder: Was passiert, wenn sich vier Verzweifelte begegnen... [NEUES KAPPI IS DA! http://animexx.onlinewelten.com/weblog/benutzer.php?weblog=166198#eintrag321219]
von

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Interlude: Slaughter / Rook

-"Schädlich ist es, wenn deine Seele ermüdet, bevor der Leib ermüdet ist."-

(Marcus Aurelius)
 

~~
 

"Fye!"

Fröhliche Stimme. Ihre fröhliche Stimme, die ihn rief.

Sein Kopf ruckte sofort fieberhaft hoch.

"Chi-..."

Sie kam auf ihn zugelaufen und umarmte ihn, obwohl sie sich dafür auf die Zehenspitzen recken musste.

"Bin ich froh, dich zu sehen!"

Er nickte nur und schloss müde die Augen, um ihren warmen, süßen Duft einzuatmen.

Ihr Blick streifte besorgt seine zerschundenen Handflächen, seine blassen, von Metallsplittern zerkratzten Wangen.

"Hat Ashura wieder... ?"

"Das ist doch jetzt egal", gab Fye tonlos zurück. Chi lächelte ein wenig und nahm ihn beim Arm.

"Okay. Komm, wollen wir uns etwas zu essen besorgen? Ich habe für heute keine Kunden mehr!"

Der Blondling schluckte schwer.

Kunden. Allein schon dieses Wort genügte, um in seinem Hals einen schmerzhaften Knoten entstehen zu lassen.

Er hob den Blick und sah in Chis Gesicht. Es fiel ihm nicht schwer, darin die Spuren dessen zu erkennen, was Chi bis eben noch hatte über sich ergehen lassen müssen. Von groben Fingern verwischte Schminke. Zerzaustes, schwitzig glänzendes Haar.

Und ein Bruch, ein Bruch in diesen haselnussbraunen Augen, der einem ins Gesicht sprang wie eine hässliche Narbe.

Wie schmerzhaft musste es sein, so etwas zu tun, und dazu mit jemandem, den man noch nie vorher gesehen hatte?

Chi bemerkte den leeren, aber gleichzeitig bohrenden Blick ihres einzigen Freundes.

Verunsichert sah sie zu ihm hoch.

"Fye... ?"

Dann seufzte sie. "Hey, er-... er war nicht schlimm. Er war nicht brutal oder so. Ich hatte schon schlimmere, ehrlich!"

Als er darauf nicht reagierte, umarmte sie ihn erneut.

"Fye-... hey, ich habe dir doch gesagt, ich komme klar, hmh? Ach, jetzt komm schon..."

"Wie hältst du das nur aus?", stieß Fye als Antwort hervor und krampfte seine Hände um Chis schlanke Schultern, "Wie zum Henker erträgst du einfach, dass man dich so-... dass man so etwas mit dir--"

Er brach verbittert ab. Das Mädchen lächelte traurig.

"Wenn man verzweifelt genug ist, erträgt man mit der Zeit alles. Du müsstest das doch auch wissen, oder?"

"Aber-... !!"

"Es geht mir gut, Fye", sagte Chi ernst, "Ich will, dass du mehr auf dich selbst achtest."

Keine Antwort. Wortlos ließ sich Fye auf die Bank zurücksinken, auf der er schon seit Stunden apathisch herumgesessen war.

"Ein Alptraum", sagte er leise zu niemandem bestimmten, "Wir leben in einem Alptraum."

Chi seufzte schwer. Dann setzte sie sich zu ihm auf die Bank und lehnte sich sanft an seine Schulter.

Fye schloss die Augen, als er ihre weichen, duftenden Finger in dem feinen Haar hinter seinem linken Ohr spürte.

"Glaubst du denn nicht, dass es auch noch ein anderes Leben gibt außer dem, das wir hier führen?"

"Wieso sollte ich? Ein anderes Leben kenne ich nicht."

"Vielleicht kommt eines Tages jemand und bringt dich von hier weg. Dann würdest du ein anderes Leben leben können."

"Wer würde das schon machen", erwiderte Fye tonlos. Das Mädchen lächelte.

"Einen Menschen gibt es sicher, der es zumindest versuchen würde. Einen gibt es ganz bestimmt."

Der Blondling sah sie irritiert an. "Aber-... was wäre das für ein Mensch, der so etwas wagen würde?"

"Der Mensch, der dich liebt. Glaube ich zumindest."

Fye spürte ungläubig, wie sich seine Brust auf diesen Satz schmerzhaft verengte.

"Ein Mensch... der mich liebt? Gibt es so einen Menschen denn für-... für jeden auf der Welt?"

"Ja, so einen Menschen gibt es für jeden auf der Welt", flüsterte Chi leise und zauste mit den Fingern behutsam sein Nackenhaar, "Jemand hat mir mal erzählt, dass der Mensch früher aus zwei Teilen bestanden hat, die auseinandergerissen wurden. Und nun sind die Menschen pausenlos auf der Suche nach ihren früheren Gegenstücken. Sie kommen zusammen, umschlingen einander mit den Armen und suchen gegenseitige Verbundenheit, nur weil sie sich wieder so nahe sein wollen, wie sie es mal gewesen sind."

"Ja, aber-...", stieß Fye hervor, "... Aber du bist doch schon mein Gegenstück! Ich-... wir haben uns doch gefunden!"

Er starrte Chi ausdruckslos an, als diese nur den Kopf schüttelte.

"Nein, Fye. Dieser Mensch bin ich nie für dich gewesen. Und ich werde es auch niemals sein. Ich bin nichts besonderes."

"Ich doch auch nicht!", sagte er wütend.

Diese weichen, nussbraunen Augen musterten ihn so voller Wärme und Hochachtung, dass es ihm elend zumute wurde.

"Sollen wir uns wirklich darüber streiten?", fragte Chi leise.

"Ich-... will aber nicht glauben, dass du es nicht bist", wisperte er kläglich, "Wer sollte es denn sonst sein?"

Seine Freundin lächelte.

"Spätestens im Moment deiner größten Blöße wirst du es erkennen", sagte sie und bettete ihre Hände an sein blasses Gesicht, "Wenn sich deine Seele in ihrer ganzen Nacktheit offenbart. Du wirst Angst haben, Angst, dass die Welt deine Seele entdeckt und zerbricht, wenn sie erst so rein und wehrlos daliegt und sich nicht mehr verstecken kann... aber in diesem Augenblick wird dieser Mensch bei dir sein. Er wird deine Seele sehen. Und er wird sie auf Händen tragen."

Sie streichelte mit beiden Händen sein Gesicht. Etwas Nasses tropfte dabei auf ihre Fingerspitzen.

"So muss es sein, wenn man Gott begegnet."

"Gott gibt es nicht", stammelte Fye schwach und schaffte es einfach nicht, seine Tränen wegzublinzeln.

Chi zuckte die Achseln. "Das ist deine Ansicht. Ich glaube jedenfalls, dass es ihn gibt."

"Aber wo ist er dann?"

"Ich glaube, er ist in den Menschen."

Der Blondling starrte sie ungläubig an. "War Gott denn-... schon einmal für dich in einem Menschen?"

Schweigen. Chi konnte ihr Gegenüber für einige Momente nur verwirrt ansehen, bevor sie mit einem Lächeln den Kopf senkte.

Sie wusste nicht, was sie antworten sollte.

Denn wie sollte man einem Menschen nur erklären, was sich schon vor Jahren im eigenen Herzen verwurzelt hatte?

Wie sollte man ihm erklären, dass man bei dem Anblick seiner sanften, schmerzdurchwobenen Augen nicht mehr wusste, ob man Trauer oder Bewunderung fühlen sollte? Dass einen das Glänzen seiner Haarspitzen, die leise Stimme, mit der er sprach, seine scheuen Handbewegungen, von etwas träumen ließen, das man selbst mit Worten nicht benennen konnte?

Dass man auf einmal wieder an-... an so etwas wie Engel glaubte?

Chi wusste es nicht, doch in ihrer Hilflosigkeit war es ein einzelner Gedanke, der sie ergriff und festhielt- und der für sie die Ungewissheit in Gewissheit umkehrte.

Die Gewissheit, dass das, was sie schon seit Wochen und Monaten wusste, nichts anderes als die Wahrheit sein konnte.

Ich habe Gott in dir gefunden.

"Tja", sagte sie schließlich leise und sah ihm mit einem warmen Blick in die Augen, "Schätze, ja."

Fye lächelte flüchtig. "Dann will ich es auch versuchen."

Er hob verwundert den Blick, als er sah, dass es in Chis Augen verdächtig zu glänzen anfing.

"Chi... ?"

Das Mädchen schüttelte nur lächelnd den Kopf. Dann barg sie sein Gesicht in ihre Hände und streichelte darüber, befühlte und liebkoste seine blassen Wangen, als wären sie das höchste Gut.

"Er hat es so gut", flüsterte sie leise, "Dieser Mensch für dich allein hat es so gut."
 

Dunkelheit.

Das fahle Mondlicht fiel durch die gesplitterten Fenster des Bandenverstecks und tauchte alles in diffuses, schemenhaftes Halbdunkel. Mehr ohnmächtig als bei Sinnen tastete Fye sich durch die Finsternis.

Seine Beine schmerzten immer noch von den Metallsplittern. Die Narbe auf seiner linken Wange brannte.

Lautes, hässliches Geschrei und Gepolter hatten ihn aus einem nervösen Schlaf hochfahren lassen.

Eine halbe Ewigkeit war er mit angehaltenem Atem in dem einzigen Winkel gekauert, in dem er noch halbwegs sicher vor Ashuras Anhängern war, bevor er seine letzten, kläglichen Überbleibsel an Mut zusammengekratzt hatte und aufgestanden war, um zu sehen, was los war- denn der Krach war aus den nördlichen Barracken gekommen.

Den Barracken, in denen auch Chi immer schlief.

"Chi..."

Seine kalten, zerkratzten Füße trugen ihn unsicher stolpernd durch die Dunkelheit.

Fiebrig lauschte er auf das ferne Stimmengewirr, das er hörte- oder zumindest zu hören glaubte, denn für gewöhnlich war das Lager nachts in eine Stille getaucht, die wohl nur noch der eines Friedhofs gleichkam.

Als es plötzlich unvermutet näherkam, hielt er sofort den Atem an.

"... wieso kannst du ihm nicht endlich-..."

"Ach ja? Nenn mir nur einen Grund, warum ich..."

"Er hat genug gelitten! Wie lange willst du ihn noch..."

Fyes Puls schoss schmerzhaft bis in seinen Hals hinauf und hinterließ dort ein Prickeln wie von tausenden Nadelspitzen.

Chi. Es war Chis Stimme, die er da reden hörte. Sie konnte nicht allzu weit weg sein.

Doch-... doch wenn die eine Stimme Chi gehörte, und die andere-... die andere Stimme konnte nur die von-...

NEIN.

Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, rannte Fye los. Angst wurde zu Wirklichkeit.

Seine ganze Umgebung schien unter seinen Füßen zu donnern wie ein Erdbeben, alles verschwamm und verwackelte vor seinen weit aufgerissenen Augen, er rannte und stolperte und strauchelte, so wie damals, so wie damals, als--...

"NEIIIIIIIIIIIIIIIIN!!"

Er zuckte schmerzhaft zusammen, als plötzlich ein schriller Aufschrei die Totenstille durchriss wie Papier.

"CHI!!"

Angst, nackte Angst trieb ihn wie einen Wahnsinnigen, hilflos rannte er weiter, wühlte sich durch einen Stapel alter Kartons, warf einen alten Container zur Seite, schlitterte um die Ecke, und--

"Aahhh. Da bist du ja endlich."

Ashuras Augen funkelten so zwiespältig wie eh und je.

In Fyes Kopf kam alles zum Stillstand. Sein Herz pochte rebellisch gegen seine schmerzenden Rippen.

Eine eiskalte Lähmung kroch langsam seine Kniekehlen empor.

"A-... a-ashu-... ?"

Der junge Mann mit den langen, schwarzen Haaren stand direkt vor ihm.

Bis auf sein Gesicht konnte Fye in der Dunkelheit nichts von ihm erkennen.

Und doch war er sich sicher, dass da noch irgendetwas anderes war.

"W-was hast du mit Chi gemacht?", presste er mit leiser, erbärmlicher Stimme zwischen den Zähnen hervor.

"Du willst wissen, was ich mit deiner Chi gemacht habe? Ich zeig's dir."

Mit diesen Worten trat er einige wenige Schritte vorwärts. Unsicher stolperte Fye zurück.

Ashura trug Chi zwischen seinen Armen. Es sah aus, als würde sie schlafen.

Doch etwas stimmte nicht. Etwas konnte nicht stimmen, etwas störte dieses Bild-...

Alles in dem Blondling verkrampfte sich. Ein plötzlicher Brechreiz kroch seine Kehle empor. Ashura schien dieser Anblick sehr zu amüsieren. Wortlos richtete er das Mädchen in seinen Armen auf, sodass sie nun auf groteske Weise zu stehen schien.

"Pass auf. Ich zeige dir was lustiges."

Während er das sagte, setzte er eine Hand vor Chis Brust.

Eine Weile lang schien gar nichts zu passieren. Bis Fye plötzlich etwas an ihrem Rücken auffiel.

Die Haut ihres Rückens schien sich plötzlich auf bizarre Weise zu-... ja, sie wölbte sich.

Sie wölbte sich nach außen.

Als würde sich irgendetwas in ihrem Körper einen Weg nach außen suchen.

Sie wölbte sich immer weiter, sie dehnte und weitete sich, sodass alles an Farbe aus ihr wich, bis dann--...

Fye zuckte unwillkürlich ein wenig zurück. Seine Augen weiteten sich in nicht zu beschreibendem Grauen.

Denn nun sah er das Blut.

Das Blut, das sich von einem Punkt ausgehend seine Spuren über Chis Gewand suchte.

Es tropfte und rann in dicken Perlen an ihrer Haut herab, durchweichte den Stoff ihres Kleides, bahnte sich seinen Weg nach unten.

Ein grässlich organisches Schmatzen und Knirschen wie von zerreißendem Fleisch und brechenden Knochen erfüllte den schmalen Körper des Mädchens, der immer noch bewegungslos wie eine Puppe zwischen Ashuras Armen hing.

Und dann brach die Wölbung auf.

Sie riss einfach auf wie die Oberfläche eines Vulkankrater. Ganze Bäche aus Blut quollen daraus hervor.

Und inmitten dieses Gewühls aus Blut und Fleisch ragte eine einzelne Messerspitze heraus.

Fyes Herzschlag explodierte in seinem Kopf.

Ein Messer. Er hat ihr ein Messer durch den Rücken getrieben.

Mit einem fassungslosen Kehllaut stolperte er noch weiter zurück, als Ashura Chis Körper wie einen Sack vor seine Füße fallen ließ.

"Ha! Hahaha! Na? Das ist doch lustig, oder nicht?"

Fye hörte es nicht. Er sah auch nichts mehr.

Auf einmal war es ihm, als sei er von Geburt an blind gewesen.

Alles zerfloss unter seinen Füßen zu einem einzigen Strudel aus Rot, Weiß und Schwarz. Sein Inneres löste sich zu einem träge umherwabernden Sumpf aus einzelnen Gedankenfetzen auf. Er bewegte sich in keine bestimmte Richtung mehr. Einzelne Gedanken blitzten immer wieder aus dieser Masse hervor und bohrten sich wie Nadeln in sein Fleisch.

Chi. Tot.

Wie in Zeitlupe ließ er sich auf die Knie sinken.

Seine klammen, krampfhaft zitternden Hände irrten über den blutbenetzten Boden und fanden schließlich, was sie suchten.

Chis Gesicht.

Ohnmächtig strichen seine Finger durch die weichen, elfenbeinfarbenen Haare, schlossen sich um die fahlen, erkalteten Wangen und zogen ihren Kopf nach oben.

Blicklose, nussbraune Augen starrten ihn an. Schön. Friedlich. Tot.

Mit einem kleinen, klumpigen Würglaut presste er den Kopf seiner einzigen Freundin an seine Wange und weinte.

In erbärmlichen, abgehackt keuchenden Stößen sickerte das Winseln und Heulen aus ihm heraus wie die letzten Tropfen aus einem Wasserfass. "Gottloser... Bastard--..."

Ashuras Grinsen sprang ihm entgegen wie die Züge einer Horrormaske.

"Gottlos mag ja stimmen", meinte er und warf ihm das Messer vor die Füße, "Aber der Bastard ist eine andere von uns dreien."

In Fyes Augen flackerte der nackte Irrsinn auf.

"WARUM HAST DU SIE UMGEBRACHT?!!", kreischte er aus vollem Halse. Saurer Speichel tropfte von seinem Kinn.

"Sie hat es selbst provoziert. Wollte, dass ich dir nach fünf Jahren endlich mal die Wahrheit sage."

"WAR DAS EIN GRUND, SIE ZU TÖTEN?!!"

Das Gesicht seines 'Freundes' wurde von einer gehässigen Grimasse überzogen.

Gelassen kniete er sich zu Fyes krampfhaft bebender Gestalt hinab, die sich abwehrend über Chis Leiche zusammenkauerte. Mit einer langsamen Handbewegung zog er einen langen Streifen Blut über diese totenblassen Wangen.

"Ja, war es. Und weißt du auch, warum?"

Fyes Kinn zitterte. Ein Hass, wie er ihn noch nie in seinem Leben gespürt hatte, durchströmte seine Venen wie Gift.

Er krallte seine Finger so fest in Chis erkaltetes Gesicht, dass ihre feinen Wangen völlig verzerrt wurden.

Ashura schien das sehr zu amüsieren. Mit einem Lächeln fasste er den Blondling ins Auge.

"Weil ihr beide nichts seid", flüsterte er leise, "Ihr seid keine Menschen... euch hat man hingekotzt, verstehst du? Ihr seid wie der Staub, der die Straßen bedeckt, ihr seid sogar noch viel weniger... man kann euresgleichen abschlachten, so oft man will, ohne dass sich dadurch etwas verändern würde... fast, als hätte man... Luft durchstochen."

In Fyes Brustkorb fraß sich ein zermalmender Schmerz immer tiefer wie eine Zecke im Fleisch ihres Wirts.

"Nur leider fand die liebe Chi es wohl angebrachter, dir Flausen in den Kopf zu setzen, anstatt dir einfach die reinen Tatsachen vor Augen zu halten... na, wer weiß, vielleicht hat es dir ja sogar auch gefallen, stundenlang Honig ins Ohr geschmiert zu bekommen? Aber ich fürchte, damit ist jetzt Schluss..."

Fye rang entgeistert rasselnd nach Luft, als er als Folge auf diese Worte plötzlich die blutbeschmierte Hand seines 'Freundes' unter seinem schmutzigen Hemd spürte. Seine Finger waren kälter als Eis und bahnten sich über seine Haut wie Schlangen, bevor sie blitzartig nach dem einzigen griffen, was dort noch war--...

"Was haben wir denn da?"

Meine-... er hat meine Bro-...

"GIB SIE MIR WIEDER!!", schrie er augenblicklich, "Das ist meine!!!"

Ashura lachte, als würde er ein kleines Kind auslachen.

"Oooch... ja? Ist das deine?", sagte er und schwenkte den schönen, rot glänzenden Stein vor Fyes Nase langsam hin und her, "Tja, Pech gehabt! Jetzt ist es meine!"

Fyes Rippen fühlten sich an, als würden sie ihm in diesem Moment mit einer Zange einzeln aus dem Körper gerissen werden.

"Gib-... sie mir wieder", krächzte er mit in Wahnsinn weit aufgerissenen Augen, in denen die Tränen schwammen, "Gib sie mir wieder, sonst-... sonst bring ich dich um ... ich--... ich bring dich um, ich bring dich um, ich BRING DICH UM!!!"

Ehe er sich versah, hatten seine bebenden Hände auch schon das Messer gepackt.

Mit einem wilden Satz sprang er auf die Füße und stürzte sich mit seiner ganzen Kraft auf Ashura.

Rang wie von Sinnen mit ihm, versuchte mit hilfloser Gewalt, die Hand seines 'Freundes', in der die Brosche war, zu öffnen.

Er hatte keine Chance.

Sein 'Freund' war es mehr als gewohnt, täglich Leute niederzuringen und zu erstechen.

Ein hässliches Knacken war zu hören, als er den Blondling mühelos am Nacken packte und sofort zudrückte.

"So, wirst du das... ?"

Fye antwortete nicht.

Er konnte nur noch weinen. Er weinte laut und mit offenen Augen.

Ein Tier, das zur Schlachtbank geführt wurde.

Und so konnte er, als eine Stahlstange gegen seinen Hinterkopf geschmettert wurde und er mit einem fassungslosen Kehllaut zu Boden sank, nur noch einen einzigen Gedanken in seinem Kopf festhalten.

Ich werde ihn töten. Diesen einen Menschen werde ich töten.
 

~~
 

Dinng.

"Aah! Der Tee ist fertig!"

Geschäftig vor sich hinsummend erhob sich Giuseppe Pantoliano aus dem üppigen Ledersessel des Konferenzsaales, in dem er bis eben gesessen hatte und machte sich beflissen am Teekocher auf einem der Nebentische zu schaffen.

O'Connor hingegen konnte kaum noch die Augen offenhalten.

"Tee, Joshua? Mit einem Schuss Rum, das weckt die Lebensgeister!"

Der Ministerialrat runzelte die Stirn und sah ein wenig überfragt zu seinem Vorgesetzten hoch.

Also, wenn ihm Pantoliano schon Tee servierte, konnte es nicht mehr lange dauern, bis der ganze Laden hier absaufen würde.

Denn heute nacht hegte er mehr denn je das Gefühl, dass man in diesem Dezernat der Hölle einen Schritt näher war.

Man spürte es. Man sah es. Aber vor allem hörte man es.

"Mr.Pantoliano", sagte er schließlich matt, "Ich... ich halt das nicht mehr aus."

Der Ratspräsident runzelte verständnislos die Stirn. Und während sich die beiden Männer anschwiegen, wurde mit der Zeit auch das hörbar, was O'Connor als so degutant erachtete.

Man wusste nicht, ob es das an Irrsinn grenzende Gebrüll eines Menschen oder ganz einfach das Fauchen und Keifen eines Tiers war. In schaurigen, geisterhaften Intervallen drang es aus den Kerkern wie das dumpfe, ohrenmarternde Heulen einer Bestie über eigens zu diesem Zweck montierten Lautsprechern direkt in den Hörsaal.

Schreien. Krachende Knochen. Keuchen. Stöhnen.

"Ich verstehe Sie ja, mein Junge", meinte Pantoliano achselzuckend, "Für mich ist es genauso wenig amüsant."

"Und warum müssen wir uns dann die ganze Prozedur über Lautsprecher anhören??"

Gelassen stellte der Italiener die Teetasse wieder zur Seite und legte die Fingerspitzen aneinander.

"Das hat einen guten Zweck: Details, mein Lieber. Wissen und Einblick verleihen einem ungeheure Macht. Und je tiefer dieses Wissen geht, desto wehrloser wird uns zum Schluss das zu Füßen liegen, was wir noch in ihm brechen müssen."

Ein schleichendes Unbehagen kroch langsam in O'Connors Kehle empor, als hätte er einen Tausendfüßler verschluckt.

Eine kleine Stimme, die immer noch in Frage stellen wollte, was er hier tat, wisperte im hintersten Winkel seines Kopfes.

Ist es richtig, einen unschuldigen Mann zu foltern, bis er zu einem gedankenlosen Killer wird?

"Und was ist, wenn er sich rächt?", wandte er mit matter Stimme ein, "Was ist, wenn alles aus dem Ruder läuft?"

Pantoliano seufzte. "Joshua, Sie scheinen denn Sinn, der hinter dieser ganzen Prozedur steht, nicht zu verstehen. Ein Tier rächt sich nicht. Es bleibt brav an der Leine, tut, was man ihm sagt und beißt nur dann zu, wenn wir es so wünschen. Für seinen neuen Job wird unser Kurogane-chan kein menschliches Denken mehr brauchen. Und ich will nur ihn für diesen Job."

Als O'Connor statt einer Antwort nur beklommen seine Tasse musterte, klatschte der Italiener unternehmungslustig in die Hände.

"Also schön, wissen Sie was? Wenn Sie Ihre Zweifel nicht ablegen können, dann gehen wir jetzt nach unten und sehen uns die Fortschritte an. Nach einer Woche dürften die sich so langsam auch mal einstellen, was?"

Der Ministerialrat verschluckte sich gehörig und rang mit sich, um den Tee nicht quer über den Tisch zu spucken.

"Was?!! Mr.Pantoliano, bei allem Respekt-... Sie wollen im Ernst da runter gehen? In-... Kerker siebzehn?"

Sein Vorgesetzter gab keine Antwort, sondern griff nach dem Telefonhörer.

"... Roy? Ja, ich bin's. Sagen Sie Ihren Jungs, sie sollen doch mal für einen Moment innehalten. Joshua und ich wollen unserem Kurogane-chan eine kleine Stippvisite abstatten. ... Natürlich ist das mein Ernst. Ja, jetzt gleich."

Langsam breitete sich auf dem Gesicht des Ratspräsidenten ein Grinsen aus.

"Ausgezeichnet."
 

Pitsch. Pitsch. Pitsch.

Das Geräusch von Blut, das in einem monotonen Rhytmus von seiner Haut herabtropfte, hallte von den betonenen Wänden des Kerkers wider.

Der stockdunkle, enge Raum stank nach Schweiß, Blut und Erbrochenem.

Das Blut rann in zahllosen, schmutzigen Rinnseln aus den tiefen Reißwunden seines beschmutzten, schweißüberströmten Körpers.

Bewegungslos hing Kurogane in einer Ganzkörperaufhängung, deren Schellringe bereits ausnahmslos von Blut benetzt waren, von der Decke herab.

Arme und Hände waren ihm verbunden worden, an seinen Handgelenken glänzten zwei breite Streifen aus zerrissener Haut.

Sein gesamter Oberkörper war ein Schlachtfeld aus Spuren von Schlagringen, glühenden Eisen und Stahlscheren, sein Atem kaum mehr als ein schwach gehendes, rasselndes Pfeifen.

Ein Paar flammend roter Augen starrte O'Connor und Pantoliano aus der Dunkelheit heraus an.

Ein Biest. Ein Biest in Ketten.

Dem Ministerialrat wurde es vor Angst und Aufregung schlecht, während Pantoliano nur sichtlich befriedigt lächeln konnte.

"Sehen Sie, Joshua?", fragte er laut über seinen Rücken, "Ich sagte doch, wir kommen voran. Gentlemen?", wandte er sich jovial an die drei Männer im Kerkereingang, deren Aufgabe es schon seit einer knappen Woche gewesen war, ihren ehemaligen führenden Einsatzleiter über Stunden hinweg zu foltern, "Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns drei allein zu lassen?"

Gehorsam, will heißen wortlos, trollten sich die drei Privates auf den Gang und schlossen die Tür hinter sich.

Mit einem gehässigen Funkeln in den Augen wandte sich der Ratspräsident Kurogane zu.

"Tja, Kurogane. So sehen wir uns wieder, nicht wahr? Joshua und ich haben uns gelangweilt und dachten, wir schauen mal wieder bei Ihnen rein. Gemütlich haben Sie's hier!"

Keine Antwort. Man konnte meinen, hinter diesen gläsernen Augen begann das Nichts. Ein einzelner Blutstropfen bahnte sich aus Kuroganes Haaransätzen einen Weg über seine linke Wange und tropfte sein Kinn hinab.

"Sie wollen also immer noch nicht reden?"

Wieder keine Antwort. In den ausdruckslosen Gesichtszügen des jungen Mannes war keinerlei Regung zu beobachten.

Der Italiener seufzte missbilligend.

"Mein Junge, Sie haben wohl immer noch nichts begriffen!", meinte er bedauernd, während er begann, um sein kopfüber hängendes Gegenüber herumzulaufen wie ein Geier, der darauf wartete, dass seine potenzielle Beute endlich vor Erschöpfung zusammenbrach, "Was mich betrifft, so könnte ich noch monatelang weiterwarten. Ihre Verstocktheit stellt für mich nur einen Umstand der Zeit dar. Derjenige, dem Ihr Schweigen am meisten Schaden bringen wird, sind eindeutig Sie selbst."

Keinerlei Reaktion. Es war, als würde er gegen eine schwarze Wand reden. O'Connor schluckte schwer.

Pantoliano hielt in seinen Spazierbahnen inne und fixierte sein Opfer nun von nahem.

"Immer noch nichts, nein?", fragte er leise. "Nun ja, ansatzweise kann ich Sie auch verstehen. 'Was bildet sich dieser Idiot eigentlich ein, schleift mich einfach in diesen Kerker und lässt das Blut tropfenweise aus mir rauspressen?' Man kann es Ihnen förmlich von der Stirn ablesen. Ich an Ihrer Stelle würde mich allerdings freuen, nicht jedem in diesem Dezernat ist es vergönnt, seinen Tag nur mit Rumhängen zu verbringen. Hahahaha! Sie verstehen?"

Der Ratspräsident lachte laut und herzlich. In den flammend roten Augen flackerte es als Antwort jäh auf, und das gefiel ihm schon wesentlich besser.

Auch der dickste Panzer hat seine wunden Stellen. Zeit, diesen Umstand zu nutzen.

"Mein Junge", sagte er, während sich seine Mundwinkel zu einem sadistischen Grinsen verzerrten, "Überlegen Sie doch erst mal, bevor Sie sich einfach dafür entscheiden, mich zu hassen. Das wäre lediglich der Weg des geringsten Widerstandes, und Ihres Kalibers eindeutig nicht würdig. Bedenken Sie lieber zuerst, was sich für Sie mit der neuen Rolle, die Sie in diesem Schachspiel einnehmen werden, alles ändern könnte. Zum Guten ändern könnte."

Als der Schwarzhaarige immer noch stoisch in seiner Haltung verharrte, schob Pantoliano sein Gesicht so nahe an das seines jüngeren Gegenübers heran, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.

"Sie wundern sich? Nun, vielleicht habe ich Ihnen es verschwiegen- aber Politik ist tatsächlich nicht mehr als ein Schachspiel. In diesem Falle bin ich eindeutig der König- die wichtigste Figur, die geschützt werden muss. Er wird flankiert von der Königin- seiner engsten Verbündeten-, den Läufern- seinen Untergebenen- und dem Turm."

Diese roten Augen schienen so gläsern, dass er sich darin spiegeln konnte. Leer, leer, leer.

"Und hier kommen Sie ins Spiel. Der Turm steht ganz am Rande des Spielbretts- stoisch, und scheinbar unbeteiligt an dem ganzen Treiben. Doch sobald der Ruf des Königs ihn erreicht, schießt er aus seinem toten Winkel hervor und beseitigt alles, was für seinen König eine Gefahr darstellen könnte, mit einem einzigen wohl durchdachten Manöver, bevor er wieder- nahezu unbeobachtet- wieder an den Rand verschwindet. Und nun, mein Junge, wird Ihnen die Chance gegeben, ein Dasein als einfache Figur, die gleich in den ersten Spielzügen ihr Leben lässt, hinter sich zu lassen, und eine Schlüsselposition einzunehmen. Eine Schlüsselposition, die Ihnen alles verschaffen könnte."

Das Tropfen des Bluts mischte sich unter die leise, eindringliche Stimme des Mannes wie der Rhytmus einer monotonen Musik.

"Natürlich geht das nicht ohne Entbehrungen einher", räumte der Italiener ein, "Denn der König kann es sich in seiner Position nicht leisten, sich von jedem x-beliebigen Turm beschützen zu lassen. Ein wirkungsvoller Turm ist ein loyaler Turm. Sie müssen mir Ihr volles Maß an Loyalität erbringen, wenn Sie diese Schlüsselposition einnehmen und somit sich selbst schützen wollen. Und so müssen Sie alles hinter sich lassen, was Sie als Mensch ausmacht."

Er tippte ihm leicht auf die blut- und schweißüberströmte Stirn. Seine Stimme wurde seidenweich.

Verführerisch. Und grausam.

"Da drin ist so vieles, was Sie nicht brauchen", sagte er leise, "Denken bringt Verzweiflung. Wissen bringt Gefahr. Sie brauchen es nicht. Werfen Sie's weg, denn es wird sich lohnen. Ihre schmutzige, bedeutungslose Existenz würde diesem Land zu einem höheren Zweck dienen... ist das kein aufregender Gedanke? Sie könnten jemand sein, Kurogane, jemand inmitten dieser namenlosen Masse Mensch. Und vor allem würden Sie endlich erreichen können, wonach Sie schon seit Jahren so verbissen streben. Der einzige Grund, warum Sie sich noch nicht für den Strang oder Gift entschieden haben, nicht wahr?"

Bei diesen Worten schien etwas in diesen roten Iriden schmerzhaft zu erzittern.

"Oh, Sie wissen, wovon ich spreche? Das ist erfreulich. Und noch viel mehr werden sich Ihre lieben Eltern über Ihre glückliche Entscheidung freuen, mein Turm zu werden", sagte Pantoliano, die Stimme gesenkt zu einem gehässigen Schnurren, "Ich habe in Ihrer Akte gelesen, dass sich die beiden in einem Schrein außerhalb der Stadt abgesetzt haben? Haben also einfach ihren Sohn alleine gelassen, allein in der großen bösen Welt? Als ob er ein wertloser Bastard wäre? Gütiger Gott, was fällt denen bloß ein?"

Der geschundene Körper des schwarzhaarigen Riesen erbebte, sodass die Ketten klirrten.

"Oh?", erstaunte der Ratspräsident, "Soll ich dieser Reaktion etwa entnehmen, dass Sie die beiden immer noch lieb haben, trotz des traurigen Umstandes, dass sie sich lieber in einem Schrein ihrer Ruhe erfreuen, anstatt für ihren Sohn da zu sein? Nein... im Ernst? Was für eine rührende Tatsache! Ach, es gibt eben doch nichts schöneres als Mutter und Vater, ist es nicht so? Mama und Papa. Und Kurogane-chan. Eine kleine, glückliche Familie."

Die Kinnmuskeln des jungen Mannes traten hart hervor, als er die Zähne fletschte.

Ein Hass flammte in diesen Augen auf, den O'Connor noch nie in seinem Leben beobachtet hatte.

Ein Hass, der an den Wahnsinn grenzte. Ein Ausdruck der Bestie.

Er hat keine Chance, dachte er mit angehaltenem Atem, Er wird unter Pantoliano zerbrechen.

"Also hören Sie gut auf das, was ich Ihnen nun rate, mein Junge", sagte Pantoliano, während seine Gesichtszüge noch weiter von diesem Grinsen verzerrt wurden, "Sie werden mein Turm. Sie unterwerfen mir Ihren Willen. Und Sie werden alles beseitigen, was für das Dezernat- also für mich- eine Gefahr darstellen könnte. Töten für das Wohlergehen dieses Landes, war es nicht das, was Sie schon immer taten... und schon immer tun wollten? Abschlachten, um Leben zu retten?"

Die Lippen des Schwarzhaarigen bebten, als wolle er Pantoliano anspucken in dem Hass, den er verspürte.

Er tat es jedoch nicht.

"Ach so... Sie fragen sich, wessen Leben auf diese Weise gerettet werden kann? Nun... wie wäre es beispielsweise mit dem Ihrer Eltern? Falls man das, was die beiden führen, überhaupt noch Leben nennen kann, versteht sich."

Der Ratspräsident richtete sich wieder auf und wischte sich die Finger, mit denen er Kuroganes Gesicht berührt hatte, an den Bügelfalten seiner Satinhose ab.

"Lassen Sie mich es ganz simpel ausdrücken: Sie akzeptieren meine Forderungen und lassen den Rest Ihrer Menschlichkeit für Ihre neue Rolle fallen, oder ich sehe mich gezwungen, Ihren Eltern einen kleinen Besuch abstatten zu lassen. Und dann, fürchte ich, wird nichts mehr von den beiden übrig sein, das Sie noch... rächen könnten."

Der Pfeil saß.

Und er riss eine Wunde in Kurogane, die ihm durch Mark und Bein ging. Man musste kein großer Verhaltensforscher sein, um das zu erkennen. Pantoliano sah es, und wusste, dass er seine Trumpfkarte wirkungsvoll eingesetzt hatte.

Es war eben doch nur ein Spiel.

"Also denken Sie gut darüber nach, mein Junge", sagte er leise, "Entweder lassen Sie für die Sicherheit Ihres Königs Ihr Inneres sterben, oder Ihr König wird Ihre lieben Eltern endgültig sterben lassen. Und das kann schneller gehen als ein einziger Schachzug, wenn Sie verstehen..."

Zwei Wortwitze an einem Tag.

Wieder lachte Pantoliano, bevor er sich schließlich wieder O'Connor zuwandte, der mittlerweile weiß wie ein Gespenst immer noch an der gegenüberliegenden Kerkerwand stand.

Ohne ein weiteres Wort verließen sie den Kerker. Draußen warteten schon die Privates.

"Dean?"

"Sir?"

"Machen Sie weiter."

Gehorsam, will heißen wie üblich wortlos, begaben sich die drei Folterknechte wieder in den Kerker.

Krachend fiel die Tür ins Schloss.

O'Connor zuckte unbehaglich zusammen, als das Geschrei wieder begann.

"Sir?", fragte er dennoch ergeben, als sein Vorgesetzter ihn ins Auge fasste.

"Joshua, Sie machen nun beim Rat Meldung und beantragen in meinem Namen eine Sitzung unter Höchstpriorität. Es ist erforderlich zu wissen, was in Zukunft eine Gefahr für den König darstellen könnte, damit unser neuer Turm sie rechtzeitig tilgen kann."

"Sie glauben also allen Ernstes, dass er--... ?!!"

Der Ministerialrat starrte ihn ungläubig an. Er war sich sicher, selten so einen gehässigen Gesichtsausdruck gesehen zu haben.

"Allerdings. Ich habe den Trumpf ausgespielt, und er hat ihn im Ganzen verschluckt."

Der Ratspräsident senkte vertraulich die Stimme.

"Heute, spätestens morgen, wird dieser Mann nichts mehr weiter sein als ein Tier. Willenlos, seelenlos, und vor allem bedingungslos loyal, denn das wird er sein müssen, um seine Eltern zu schützen. Die perfekte Zwickmühle. Sie werden sehen, was uns dieser neue Turm an Vorteilen auf dem Spielbrett verschaffen wird."

Für einige wenige Augenblicke herrschte Totenstille zwischen den beiden Männern.

Bis sich O'Connor endlich dazu überreden konnte, sich in Trab zu setzen. Er hielt jedoch wieder an, als er hörte, dass ihm Pantoliano im Davongehen noch etwas über die Schulter zurief.

"Ach und, Joshua?"

"Sir?"

"Bevor Sie die Sitzung beantragen, gehen Sie noch ins Lager und holen sein Schwert. Er wird es brauchen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Bito
2008-10-02T17:17:38+00:00 02.10.2008 19:17
OMG.
Das ist echt hart.
Ashura kann ich in deiner FF immer weniger leide.
òÓ
*grummel*
Und diesen italienischen Futzi auch nicht.

Aber es war wieder grandios geschrieben.

*____________________*
Von: abgemeldet
2008-09-21T19:22:39+00:00 21.09.2008 21:22
Ashura hat einen wirklich...ähm seltsam anmutenden Sinn für Humor. Um's mal so auszudrücken^^° Arme Chi! Obwohl- eher glückliche Chi; schließlich muss diesen Mistkerl nicht mehr ertragen. Ich hoff nur, sie ist schnell gestorben...

Und zu Kuros Boss sag ich besser nix mehr- sonst krieg ich echt noch ernsthafte Mordgedanken.

Du bist aber wirklich grausam! *Notiz bei meinem schlechten Gewissen hinterleg* Und ich hab noch nicht mal große Probleme damit^^°

Grüssle, Ildi
Von:  BabyTunNinjaDrac
2007-08-19T15:03:18+00:00 19.08.2007 17:03
Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wer von den beiden mir mehr leid tut oder welcher Gegenspieler das größere Arschloch ist ;____________; Der arme Fai... muss mit ansehen, wie Chi ermordet wird ;__; Ich hab echt fast angefangen zu weinen ;__; Wir kann man dem Armen das nur antun? Ich bin mir sicher, dass er Ashura umbringen wird... so sauer, wie Fai zurzeit ist!
Und Pantiliano ist ja wohl auch der Hund ever! Der arme Kuro ;__; Liebt seine Eltern immer noch ;__;
Mah *wainz*
Ein tolles, aber SUPERTRAURIGES Kapitel ;__;
Hab dich lieb!
Von:  Lady_Ocean
2007-08-17T11:20:11+00:00 17.08.2007 13:20
Aso, kann ich 'ne ENS bekommen, wenn es weitergeht? Nicht, dass ich den Upload eines neuen Kapitels verpasse i_i.
Von:  Lady_Ocean
2007-08-17T11:18:38+00:00 17.08.2007 13:18
... Ach, ich lass doch einen Kommi da *eigenltich erst keine Lust hatte ^^v*

Erst mal: Ich finde deine FF einfach klasse. Die ist absolut wunderbar! Und besonders in deinen Schreibstil habe ich mich wohl richtig verliebt ^-^.
Es ist schon erstaunlich, die ganze Geschichte wirkt auf mich wie eine einzige, große Antithese. Du schreibst so düster - und gleichzeitig so hell, dass beides in einer echt einzigartigen Mischung aufeinander prallt und sich in einem ständigen Fließen abwechselt. Zum einen diese erdrückenden, nackten Tatsachen - sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart - die eigentlich gar keinen freudigen Gedanken zulassen, zum anderen dieser einmalig humorvolle, bis weilen sarkastische Stil, der einen echt an den unmöglichsten (und möglichsten) Stellen laut auflachen lässt. Ich habe gestern Abend (na ja...gestern Nacht) einen Großteil der FF lesen können und da hat das natürlich umso besser gewirkt. Ehrlich, ich hab bisweilen in meinem Stuhl gehangen und Tränen gelacht. Gut, dass ich allein daheim bin ^^v. Die Wortwitze sind einfach herrlich. Geniale Retourkutschen (>>"Und was sagt dein Arzt dazu?" "Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß." "Dann muss er aber sehr frieren."<<) und Wortspiele ("gemordtötet" hab ich ja echt noch nie gehört! und "Anti-Idiotika" sind auch genial^^). Dass man bei alldem, was passiert, noch so viel als Leser mitlachen kann, weckt gleichzeitig großen Respekt vor den Charakteren in mir, dass sie so viel innere Stärke besitzen, ihrem Schicksal immer noch frech ins Gesicht grinsen zu können. Und wenns ihnen schlecht geht, möchte man sie am liebsten alle nehmen und tröstend durchnkuddeln. Geht mir zumindest so. Ach, ich fieber da immer so mit...
Dass Fye früher oder später zur Zielscheibe von Kuroganes Auftraggebern wird, war irgendwie von vornherein klar. Das war sowas von unausweichlich... Fragt sich bloß, wie das endet. Bei der Macht, die die haben, wirds nicht einfach, ihn zu beschützen. Und wenn sie ihn erst einmal haben, dann glaube ich, dass wirklich nur noch ein Wunder die beiden heil da rausbringen kann.
Dass man immer mal wieder Stücken aus der Vergangenheit von Fye und Kurogane erfährt, finde ich auch sehr schön. Man fragt sich ja doch die ganze Zeit über: Was ist da bloß passiert? Und wenn man immer mal einen Brocken hingeworfen bekommt, wird der Appetit daran aufrecht erhalten, obwohl der Hunger trotzdem nicht gestillt wird. Ich mag diese Art der Erzählung. Das gefiel mir auch an "Unterland" von Hohlbein sehr gut. Aber das ist 'ne andere Geschichte.
Was ich mich dabei auch immer wieder frage: Ob Fye irgendwann Fragmente aus seiner Vergangenheit wieder einfallen, die vor seiner Begegnung mit Ashura liegt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass diese verdrängte Vergangenheit zu Fyes Schlafproblemen einen gehörigen Teil beiträgt, dass er deswegen wohl oft Alpträume hat und mitten in der Nacht aufschreckt und sich danach kaum noch daran erinnern kann, was eigentlich los war. Oder was nun mit Kuroganes Eltern ist - oder wird. Wenn sie noch am Leben sind, bringt er sie in ganz schöne Gefahr, wenn er sich von Pantoliano lossagt. Andererseits kann er da nicht bleiben, das geht einfach nicht. Außerdem habe ich das Gefühl nicht los, dass dieser Herr Eishaki mit auf der Liste der sechs Leute steht, die Kurogane als nächstes ermorden soll. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass er das noch gern macht (das letzte Gespräch mit Pantoliano hat es ja schon gezeigt). Und dann auch noch dieser zuvorkommende Mann, der ihm um alles in der Welt helfen möchte? Da wird Kurogane in einer ganz schönen Zwickmühle stecken...

Lg
Lady_Ocean
Von: abgemeldet
2007-08-10T20:43:56+00:00 10.08.2007 22:43
woah **
was für eine tolle FF >/////<
find sie wirklich spannend und lustig und traurig und so **
wirklich sehr gelungen *w*
bin zwar noch nicht lange hier ,aber diese ff gefiel mir sofort x3
Von:  Loveless
2007-08-07T10:18:19+00:00 07.08.2007 12:18
*zitter*
Was für ein neues Kapitel! Mal wieder eine Glanzleistung ohne Gleichen!
Deine Story gewinnt immer mehr an Tiefe. Ich bin wirklich gespannt, was noch alles kommt.
Vorallem, was Kurorins und Fays Vergangenheit betrifft. Da ist noch so vieles offen. O-O
Ich hoffe du schreibst schnell weiter und folterst deine treuen Leser nicht allzu sehr mit einer -meiner Ansicht nach- unendlich langen Wartezeit! ^_~
Lieben Gruß
Loveless
Von:  CptJH
2007-08-07T05:06:06+00:00 07.08.2007 07:06
Tja.
*anderen Kommis anschau*
Wie gesagt. Ich mags~ ^_^
Auch (Gerade weil?) es so grausam ist~

Von: abgemeldet
2007-08-06T23:31:36+00:00 07.08.2007 01:31
oh mein gott wie traurig Q_____Q *wasserfall heul*
aber der satz: "Diesen einen Menschen werde ich töten" erinnert mich irgendwie an Subaru aus Tokyo Babylon, da hat er das gleiche gesagt..*noch mehr heulz*
Das Kapitel ist zwar sehr sehr traurig, aber schreib trotzdem weiter *tränenpfütze steigz*
Nach dem traurigen Kapitel muss einfach wieder was lustiges kommen ^^''
Von: abgemeldet
2007-08-06T22:14:46+00:00 07.08.2007 00:14
OMG ein neues Kappi!!!!!!!!!!!!!!!!!!
*heul* Du hast mich echt zum Weinen gebracht damit....;______; wie grausam!! Der arme Fay! Und Kuro-chan!!! TT____________TT
Aber du schreibst so toll, dass einen das total mitnimmt...Bitte schreib schnell weiter (toll dass es diesmal so schnell ging ^___^)
Wah, hoffentlich ist Kuro-chan Fay's Mensch für ihn allein....die Armen brauchen aber ein Happy-end!!! *Tränen wegwisch* *nochmal alles les*


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