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Dragon's Curse

SetoxYami BakuraxRyou
von

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Dragon graves

10. Dragon graves
 

Zufrieden legte Seto das Fieberthermometer beiseite. Das Fieber war endlich völlig abgeklungen. Er schob die Decke enger um Yamis Körper und lauschte seinem ruhigen Atem.

Es fiel ihm schwer sich um den Jungen zu kümmern, da Yugi ihm so ähnlich sah und ständig hatte er dessen Bild vor Augen, weshalb er auch kaum geschlafen hatte. Ständig hatte er das Gefühl, als würde Yami und nicht sein Bruder in diesem dunklen Zimmer liegen und mit dem Tod kämpfen.

Doch wenn er von der Seite des Violettäugigen wich plagte ihn ein schlechtes Gewissen. /Drei Tage noch. Nur noch drei Tage. Verdammt, reiß dich endlich zusammen./ Unruhig fuhr er sich durch die Haare, als sich Yami zu regen schien.

„Na? Ausgeschlafen?“

Yami sah in die blauen Augen, ehe er die seinen wieder schloss. „Hast du mich wieder zu dir geschleppt?“

/Er scheint ja nicht sehr erfreut zu sein. Aber verübeln kann ich es ihm nicht./ „Hätte ich dich mit dem Fieber etwa dort lassen sollen?“

„Tu doch nicht so, als ob dir an mir etwas liegen würde.“ Er machte sich klein und verschwand fast völlig unter der Bettdecke.

„Tut es aber. Schließ nicht von deinem Bruder auf dich.“

Das bisschen Körper, dass von Yami noch zu sehen war begann zu zittern. „Ich brauche deine Hilfe nicht. Lass mich endlich in Ruhe.“

Seto griff unter die Decke und zog den Jungen hervor. Dann schlang er seine Arme um ihn und wischte ihm die Tränen fort. „Wein doch nicht, Yami-chan. Es tut mir Leid für dich, aber ich kann deinem Bruder nicht helfen.“

„Dann sag mir doch endlich warum! Wenn du einen Grund dafür hast dann sag ihn mir!“

„Nur damit du dann Mitleid mit mir hast? Dafür habe ich dich nicht zu mir geholt.“

„Wofür dann? Etwa nur um dir die Bettzeit zu vertreiben?!“ Ohne Unterlassen flossen die Tränen aus den Amethysten, doch Yami war es egal.

Setos blaue Augen fixierten die Tränen und rührten etwas in ihm. „Anfangs ja, aber wie ich es dir bereits gesagt habe, mittlerweile mag ich dich.“

„Und was ist, wenn ich gar nicht will, dass du mich magst?“

„Glaub mir, dass willst du. Außerdem magst du mich doch auch, oder?“

„Warum sollte ich den mögen, der meinen Bruder sterben lässt?“

Der Braunhaarige seufzte. Erneut versuchte er den Tränenfluss zu stoppen, doch wollte es ihm nicht gelingen. „Denk doch nicht immer an deinen Bruder. Wenn dein Bruder nicht wäre würdest du mich dann trotzdem hassen?“

Am liebten hätte Yami ja gesagt, auch wenn ihm klar war, dass er dann lügen würde. Außerdem würde auch Seto es merken. „Ich weiß es nicht. Woher soll ich denn wissen, wie ich mich dir gegenüber verhalten würde, wenn Yugi nicht wäre?“

Der Drache hob das Kinn des Violettäugigen an und verhinderte so, dass er seinen Augen ausweichen konnte. „Du bist wirklich schön, selbst wenn du weinst. Aber deine Tränen stechen wie Messer auf mich ein. Darum hör bitte auf zu weinen, Yami-chan.“ Er beugte sich vor und fing die weichen Lippen seines Gegenübers ein.

Yami wehrte sich nicht, doch dafür konnte er den Tränenfluss nicht stoppen. Setos Finger strichen über seine Wange und versuchten ihn zu beruhigen. Nur langsam ließen die Tränen nach.

Als sie sich aus Luftmangel wieder voneinander lösten schmiegte Yami sich an den Drachen. Warum er das tat wusste er nicht wirklich. So sehr er auch an seinem Hass festhielt, mehr und mehr wurde er vertrieben und von etwas ersetzt, was mit Hass so gut wie gar nichts zu tun hatte.

„Kannst du mir etwas über euch erzählen?“ fragte Yami nach einer Weile, ohne sich jedoch von Seto zu lösen.

„Du willst etwas über die Drachen wissen?“

Er nickte. „Ich weiß warum ihr gejagt wurdet und auch ungefähr warum ihr die Menschen hasst. Das ihr ein tödliches Gift besitzt und auch heilen könnt. Wahrscheinlich könnt ihr auch Jahrhunderte alt werden, aber ich weiß kaum etwas über euer Wesen.“

„Drachen sind eigentlich sehr hilfsbereite und vertrauensselige Wesen. Deshalb standen wir auch den Menschen immer mit Rat und Tat zur Seite. Als Lebensraum bevorzugten wir höher gelegene Orte, verlassene Täler oder auch Wälder.

Es waren also nicht wir, die die Nähe zu den Menschen suchten, sondern umgekehrt. Aber wir halfen ihnen gerne und genossen ihre Gesellschaft.“

„Du hast gesagt, dass du weiter von ihnen entfernt wohntest. Mochtest du die Menschen nicht?“

„Nein, aber es lebten noch eine Menge anderer Drachen in der Nähe. Eigentlich sind wir Einzelgänger und treffen nur zur Paarungszeit aufeinander. Daher hat jeder Drache sein eigenes Revier. Meines zog sich über die Gebirgskette hinweg.

Deshalb konnte ich auch überleben. Wir können die Anwesendheit unserer Artgenossen über größere Distanzen spüren und plötzlich verschwanden ihre Auren eine nach der anderen. Einige Drachen hörte man schreien, wenn sie starben und ständig lag der Geruch nach verbrannten Fleisch in der Luft.“

„Aber wenn ihr so vertrauensselig seit, hast du dann nicht versucht mit den Menschen zu reden?“

„Hierbei reagieren wir wie alle anderen Tiere auch. Schlechte Erinnerungen bohren sich tief ins Gedächtnis und verdrängen alle guten Erinnerungen. Verliert man das Vertrauen eines Drachen, hat man es für immer verloren.“ Seto schwieg eine Weile, ehe er weiter sprach. „Wenn du willst, dann kann ich dir eines unserer Geheimnisse zeigen.“

Yami hob seinen Kopf. „Aber warum? Warum mir?“

„Du wolltest doch etwas über uns erfahren. Außerdem will ich dir zeigen können, dass du mir nicht egal bist. Und ich denke besser, als dir mein Vertrauen zu zeigen, kann ich es nicht.“

„Wirst du es nicht bereuen?“

Seto lächelte „Vielleicht. Aber man braucht jemanden, dem man vertrauen kann, sonst geht man kaputt.“

„Dann...will ich dir auch vertrauen.“ Yami senkte den Blick und sah dadurch Setos verwunderten Blick nicht. „Vertrauen beruht doch auf Gegenseitigkeit oder? Also will ich dir glauben, wenn du sagst, dass du einen guten Grund hast, wenn du Yugi nicht helfen willst.“

Der Braunhaarige lachte kurz auf. /Wenn du wüsstest wie schwer es mir fällt dir meine Hilfe zu verweigern./ „Dann komm und zieh dich warm an. Du sollst schließlich nicht schon wieder Fieber bekommen.“

„Es ist Sommer! Außerdem müssten wir dann zu mir, damit ich mich umziehen kann.“

„Nicht nötig. Ich habe all deine Sachen mitgenommen.“

„Was hast du?!“

„Du bist doch sowieso ständig bei mir, wieso sollte deine Sachen dann nicht auch hier sein?“ Yami verkniff es sich ihm zu antworten und stieg langsam aus dem Bett, für den Fall, dass ihm wieder schwindelig werden sollte.
 

Nach einer guten Stunde kamen sie endlich an ihrem Ziel an. Diesmal hatte sie nicht die Limousine, sondern den Jaguar genommen. Anscheinend, damit auch keiner seiner Angestellten von diesen Ort erfuhr.

„Ab hier müssen wir zu Fuß weiter,“ sagte der Braunhaarige, als er den Wagen am Rand eines Waldes parkte. Brav stieg Yami aus und sah sich um, konnte jedoch nichts entdecken, was ihm darüber informiert hätte, warum sie hier waren. Auf seine Frage, was er ihm denn zeigen wollte, hatte Seto nicht geantwortet.

Nun folgte er ihm durch den Wald und dem Jungen wurde allmählich unwohl. /Ob hier auch Drachen leben?/ Seine Nervosität steigerte sich nur noch, als der Braunhaarige plötzlich den Weg verließ und quer durch den Wald ging. „Weißt du auch wo du lang musst?“ fragte er und blieb so nah hinter dem Drachen, wie möglich.

„Ja. Aber du solltest ihn schnellstmöglich wieder vergessen.“

„Weil ich eigentlich nicht dort hin dürfte?“

„Ganz genau. Also komm und stell keine Fragen mehr. Ich werde es dir erklären, wenn wir da sind.“

Nach einer Weile des Umherirrens kamen sie an einer Wand aus Efeu an. Yami hielt es für eine Sackgasse, doch Seto ging zielstrebig auf die grünen Vorhänge zu und schob sie beiseite. Dahinter befand sich ein schwarzes Loch, so groß, dass ein Drache bequem hindurch passte.

Seto ergriff die Hand Yamis und führte ihn so durch die Schwärze der Höhle. Ein leises Tropfen begleitete ihre Schritte, zusammen mit einem gelegentlichen Platschen, wenn sich das Wasser zu einer Pfütze angesammelt hatte.

Dem Violettäugigen war es ein Rätsel, wie Seto sehen konnte, wo sie langgingen. Unbewusst drängte er sich näher an den Drachen, damit er ihn nicht verlor. Diese ständige Dunkelheit, ohne irgendein Licht machte ihn allmählich wahnsinnig.

Nach einer Ewigkeit, so kam es ihm vor hielt Seto an und schien einen weiteren Efeuvorhang zur Seite zu schieben, denn plötzlich schlug ihnen grelles Licht entgegen und es dauerte, bis sich Yami daran gewöhnt hatte.

„Wir sind da,“ sagte Seto kühl und trat ins Licht. Langsam folgte ihm Yami und sah sich um. Noch nie war er an so einem seltsamen Ort gewesen. Es schien so, als stände er auf einer Lichtung, nur anstatt von Bäumen, war sie von hohen Felswänden umgeben. Wahrscheinlich lag es daher auch meistens im Halbdunkeln und nur, wenn wie jetzt, die Sonne im Zenit stand ausgeleuchtet wurde.

Der Boden war völlig mit Moos überwachsen und ab und zu stachen rundliche Steine daraus hervor, die ebenfalls mit Moos überwachen waren. „Wo sind wir hier?“ fragte Yami und sah sich noch immer staunend um.

„Das hier ist ein Drachenfriedhof. Einer von wenigen. Wenn es für uns Drachen an der Zeit ist zu sterben kommen wir hier her. Er ist aus der Luft und für die, die nicht mehr fliegen können, vom Boden erreichbar. Das hier ist einer der wenigen, die noch einigermaßen erhalten ist. Die meisten wurden zerstört, als die Drachen gejagt wurden, oder man lauerte ihnen hier auf.“

„Woher wussten sie von den Friedhöfen?“

„Siehst du die runden Erhebungen? Das sind Grabsteine. Die meisten Drachen kamen mit einem hier her. Sollten Menschen diesen Ort finden sollten sie wissen, um wen sie hier trauerten. Wahrscheinlich folgte man ihren Spuren bis hier her.“

„Aber dieser Friedhof ist nicht zerstört.“

„Nur einzelne Gräber. Ich kann dir nicht sagen, warum sie ihn nicht auch niedergebrannt haben. Ich hielt mich von diesen Orten fern, damit man mich nicht auch noch enttarnte. Damals konnten die meisten auch noch die Drachenaugen erkennen, daher war es besonders gefährlich.“

Yami ging einige Schritte über das Moos, welches unter seinen Füßen sanft federte, wie ein weicher Teppich. Langsam ging er durch die Gräber und blieb schließlich vor einem stehen, da es unter dem Moos rot funkelte.

Stirnrunzelnd beugte er sich hinunter und entfernte das Grün von dem grauen Stein. Drei rote Steine kamen darunter zum Vorschein. „Das sind ja, Rubine!“

„Rubine?“ Seto kam näher und betrachtete das Grab. Seine Augen weiteten sich. Konnte es etwa sein, dass... „Dann ist dies das Grab von Slifer.“

„Slifer?“ Yami drehte sich zu dem Drachen um, der sich nun zu ihm hockte.

Setos Hand strich über den Stein. „Ja. Siehst du das Muster am Rand? Das sind Hieroglyphen. Das muss sein Grab sein, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass es so weit weg von Ägypten ist.“

„Was war er für ein Drache? Kanntest du ihn?“

„Nein, nur aus den Erzählungen. Vor 3000Jahren war er der Beschützer des Pharaos, zusammen mit zwei weiteren Drachen; Obelisk und Ra. Angeblich hatten sie ihn verjagt, da er seine Pflichten wegen einer Menschenfrau vernachlässigt hatte.“

„Was willst du damit sagen?“

„Man sagt, dass er sich in einen Menschen verliebt habe. Für sie nahm er menschliche Gestalt an und hat angeblich auch Nachkommen gezeugt.“

„Wie sehen solche Nachkommen dann aus? Wie Drachen oder wie Menschen?“

„Du bist ja sehr daran interessiert. Sie sehen aus wie Menschen. Drachen können nur geboren werden, wenn sich auch zwei Drachen paaren. Daher sterben wir aus. Meistens kann man sie jedoch an einem Merkmal unterscheiden, zum Beispiel einer außergewöhnlichen Haar-, Augen- oder Hautfarbe. Aber solche Kinder kamen nie oft vor. Doch wenn, wird ihr Merkmal ewig weitervererbt.“

„Hast du deshalb letztens diese Anmerkung gemacht? Weil ich violette Augen habe?!“

„Es hat mich einfach nur interessiert. Wäre doch ein toller Zufall, wenn ich auf ein Drachenkind treffe.“

Doch Yami wurde unsicher. Bei jeder Generation aus seiner Familie war diese Augenfarbe bisher vorgekommen und er hatte Verwandte in Ägypten. /Könnte es sein, dass..../ Nervös huschten seine Augen über den Stein und blieben schließlich an den Hieroglyphen hängen, die er als einzigste lesen konnte.

Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, als seine Finger über die Symbole glitten. Sie standen für seinen Nachnamen, Atemu. Er ließ seine Hand wieder sinken und starrte den Grabstein an. /Ich....bin der Nachfahre eines Drachen?/

„Seto? Haben diese Drachenkinder auch irgendwelche Drachenkräfte?“

„Nein.“ Der Braunhaarige stand vor einem anderen Grab und betrachtete es lange. Man hatte den Namen des Drachen ausgehauen und statt dessen einen anderen Satz drunter geschrieben: ‚Tod dem Monster. Auf das es ewig in der Hölle schmort.’ Stand nun dort und ließ Wut in Seto hochkommen.

/Sie haben auch hier die Gräber geschändet. Aber warum nur einige? Warum sind die anderen unversehrt geblieben?/

Er zuckte zusammen, als ihm Yami die Hand auf die Schulter legte. „Was hast du?“ der Junge klang besorgt.

„Nichts.“ /Diese verdammten Menschen! Diese Feiglinge! Sie sind die Monster, die die Hölle verdienen!/ Er zwang sich den Blick vom Grab abzuwenden und ihn statt dessen auf die Amethyste zu heften. „Aber was ist mit dir?“

„Gar nichts.“ Yami wich den blauen Augen aus.

„Lüg mich nicht an. Du beleidigst alle Drachen, die hier liegen, wenn du dich jetzt wie alle anderen Menschen benimmst.“

„Ich sage es dir schon noch. Aber nicht jetzt. Ich muss das erstmal selbst begreifen.“

Seto griff nach Yamis Kinn und zog dessen Gesicht somit wieder in seine Richtung. „Dann werde ich mich gedulden, aber du wirst es mir sagen. Wenigstens du sollst wieder lernen, dass Drachen sehr hilfsbereit sind.“

Fast hätte Yami wieder auf seinen Bruder übergegriffen, doch er hielt sich zurück. /Wenn das alles stimmt, was er sagt, dann wird er seine Gründe haben. Es werden Gründe sein, die ich verstehen kann und dann wird es mir Leid tun, dass ich ihn so angegriffen habe./

Zögerlich beugte sich der Violettäugige vor und küsste kurz die Lippen des Konzernchefs. „Aber dann wirst du mir auch irgendwann sagen, warum deine Hilfsbereitschaft bei Yugi versagt.“

Seto wandte seine Blick wieder von ihm ab und richtete ihn gen Himmel. „Yugi sieht dir zum verwechseln ähnlich.“

„Ich weiß. Dabei bin ich einen ganzen Kopf größer als er. Trotzdem verwechselt man uns ständig.“

/Oh ja./ Überrascht wandte er sich wieder Yami zu, als dieser sein Gesicht an Setos Brustkorb drückte. Wütend biss er sich auf die Unterlippe, als er das Schlucksen vernahm. „Hab ich dir nicht gesagt du sollst aufhören zu weinen?“ /Was ist nur los mit mir? Vor einigen Tagen noch haben mich seine Tränen doch auch nicht gekümmert. Warum werde ich dann jetzt ständig schwach, wenn er weint?/ „Yami.“

„Tut mir Leid, aber....ich...“ er krallte seine Finger in Setos Hemd. „Wenn ich daran denke, dass Yugi bald tot sein wird dann...“

„Hängst du denn so sehr an ihm?“ Er legte seine Arme um Yami. Der Violettäugige nickte. „Vielleicht helfen dir ja die Drachen die hier liegen. Wenn du zu ihnen betest.“

„Wie sollen sie mir helfen können?“

„Keine Ahnung. Aber vielleicht bin ich ja nicht der einzige Drache, der schwach wird, wenn du weinst.“

Die Amethyste verfinsterten sich. „Was soll das? Sonst war es dir völlig egal, ob ich geweint habe oder nicht!“

„Ist es verboten seine Meinung zu ändern? Außerdem glaube ich kaum, dass du dich darüber beschweren kannst.“ Seto schob den Jungen von sich und entfernte sich einige Schritte von ihm, dann richtete sich sein Blick wieder der Sonne entgegen. /Was soll ich tun, ihr Drachen? Soll ich es riskieren? Für einen Menschen? Oder soll ich weiterhin durchhalten? Und mich dann um einen unglücklichen Jungen kümmern?/

Er war sich nicht sicher, ob seine Vorfahren ihn hören konnten. Oder ob sie ihm ein Antwort geben würden.

Yami wandte seinen Blick von dem Drachen ab und richtete ihn auf einen Grabstein, der in der Mitte zerbrochen war. So wie es aussah hatte man einen Stein auf ihn geschleudert. Vorsichtig versuchte er das Monument wieder zusammen zu schieben.

Er konnte das kleine Bildnis eines Drachen erkennen, welches in den Stein gehauen war. Auch konnte er Schriftzeichen erkennen, doch konnte er sie nicht lesen. Nachdem er das Grab einigermaßen gerichtet hatte zog er hastig seine Finger zurück. Der Stein war plötzlich warm geworden.

Unsicher streckte er seine Hand wieder danach aus und berührte den Stein. Er war tatsächlich warm und die Wärme kroch seinen Arm hinauf und legte sich um ihn. /Bedankt sich der Drache bei mir?/ Wie als hätte er ihn verstanden wurde es wärmer und erneut zuckte Yami zurück.

Hastig stolperte er einige Schritte rückwärts. /Das geht doch nicht. Auch wenn es Drachen sind, Tote können nicht mit mir sprechen./ Ein warmer Wind kam auf und spielte mit dem Haar des Jungen. Auch das Moos erwärmte sich und Yami stolperte erneut zurück. /Was wollt ihr?/ Sein Atem beschleunigte sich, als es plötzlich dunkler wurde, so als hätten sich Wolken vor die Sonne geschoben. Seine Augen weiteten sich, als sich aus dem Grabstein heraus eine Gestalt bildete. Ein gelber schlangenförmiger Drache schwebte plötzlich in der Luft, oder besser sein Geist!

„Was willst du von mir?“ seine Atmung wurde unregelmäßig und der Drache gab ein besorgtes Brummen von sich. Erneut umgab Yami die Wärme und der Drache kam näher.

Unsicher hob der Junge seine Hand und berührte damit die gelblichen Schuppen, doch sie glitt hindurch. Er schien also wirklich nur ein Geist zu sein. Sanft sahen ihn die roten Augen an. „Du brauchst mir nicht zu danken. Man hat euch Unrecht getan und das kann ich auch nicht wieder gut machen.“

Erneut gab der Drache ein sanftes Brummen von sich und öffnete dann sein Maul. Zwischen seinen Zähnen hing eine silberne Ketten, dessen Anhänger aus dem Maul baumelte. Auffordernd hielt er Yami sein Maul entgegen.

Zögernd griff dieser nach der Kette. Wenn der Drache ein Geist war dann galt das doch auch für die Kette, oder? Doch kurz darauf schlossen sich seine Finger um das kühle Metall und der Drache schüttelte seinen Kopf, um den Vorgang zu beschleunigen.

Plötzlich wurde er wie aus dem Nichts zur Seite geschleudert, seine Umgebung verschwamm und er hörte Seto fluchen, als sich das Bild wieder klärte saß er auf dem Beifahrersitz des dunkelblauen Wagens und der Konzernchef drückte auf die Bremse.

Die Reifen quietschten und verhinderten nur knapp den Auffahrunfall. Seto grummelte noch immer etwas vor sich hin, doch Yami bekam davon gar nichts mit. Hatte er sich den Drachen nur eingebildet?

„Bist du endlich wieder wach?“ kam es von der Seite und Seto nahm kurz den Blick von der Straße. „Ich hätte vielleicht doch nicht schon heute mit dir hier herkommen sollen, du hättest dich noch einen Tag ausruhen müssen.“

„Bin ich wieder umgekippt?“

„Du hast vor diesem Grabstein gehockt und bist plötzlich zur Seite gefallen.“

„Und sonst war nichts? Ist dir nichts aufgefallen oder so?“

„Aufgefallen?! Hast du schon wieder Fieber?!“

„Nein, ich glaube nicht.“ Yami sah aus dem Fenster. Er hatte noch nie Wahnvorstellungen gehabt, wenn er krank war. Und es hatte alles so echt gewirkt. Die Wärme und die kühle des Metalls. /Hab ich mir das wirklich nur alles eingebildet?/
 

Noch immer in Gedanken vertieft bekam er erst mit, dass sie wieder vor der Villa standen, als Seto ihn anstieß. Besorgt musterten ihn die blauen Augen. „Ich sollte vielleicht doch meinen Arzt rufen. Du bist ja noch immer völlig durch den Wind.“

„Ach was. Ich bin nur in Gedanken.“

Der Konzernchef sah ihn zwar noch immer kritisch an, beließ es dann jedoch dabei. „Herr Kaiba!“ rief Roland und lief den beiden entgegen. „Ein dringender Anruf aus ihrer Firma.“

Sofort kehrte der kalte Blick zurück. „Stellen sie ihn in die Empfangshalle durch und sorgen sie dafür, dass Yami ins Bett geht und sich ausruht. Und ich will keine Beschwerden von ihm hören!“ sagte er drohend und betrat die Villa.

„Wenn ich sie bitten dürfte mir zu folgen, Herr Atemu.“ Yami starrte noch immer vor sich hin. „Herr Atemu?!“

„Hm? Oh, tut mir Leid.“ Hastig folgte er Roland, der ihn in Setos Zimmer führte. Unterwegs schien er etwas über seinen ‚Knopf im Ohr’ (ich habe keine Ahnung, wie die Dinger heißen) erfahren zu haben, denn als sie angekommen waren hatte er noch etwas zu verkünden.

„Herr Kaiba ist nochmals in seine Firma gefahren und wird erst spät zurückkehren. Ich werde ihnen ihr Abendessen aufs Zimmer bringen. Wünschen sie noch etwas?“

„Nein, ich komm schon klar.“

„Wie sie wünschen. Wenn sie etwas brauchen rufen sie nach mir.“ Er verbeugte sich und verließ das Zimmer.

/So ein Arschkriecher! Wenn ich daran denke, wie er mich vorher behandelt hat./ Brav ging er zum Bett, auf dem ein sauberer Pyjama lag und begann sich auszuziehen. Als er die Hose auf den Stuhl neben dem Bett legen wollte fiel plötzlich etwas aus seiner Hosentasche und landete klimpernd auf dem Boden.

Fragend wandten sich die Augen dem Gegenstand zu. /Aber das.../ auf dem dunklen Teppich lag ein silberne Kette mit Anhänger. Die Kette, die ihm der Drache gegeben hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-08-23T10:09:00+00:00 23.08.2013 12:09
Hey ^_^

ein Geheimnis? was war daran so „Geheimnisvoll“ das Seto auf den Friedhof mit Yami gegangen ist, oder ist das danach geschehen, als Yami umgekippt war?! Das Seto etwas getan oder gehört hat. Auch die Sache mit dem Grabstein und das Yami einen anderen Drachen gespürt hat, hast du schön beschrieben. Ob Seto es gewußt hat, das Yami mit Slifer verwandt ist? – Cool!

CuCu Jyorie

Von:  HerzAs
2007-10-19T19:38:21+00:00 19.10.2007 21:38
aaahhh
da ist die Kette ja, ich dachte schon er hätte sich nicht XD

Ich glaube diese Teile nehnt man auch Headsets oder??

Ich mag diese Geschichte wirklich sehr, die Idee mit dem Drachenfriedhof ist klasse, das konnte ich mir sehr gut vorstellen, ein sehr schöner Ort um zu sterben und das mit dem Gräbern....*schwärm*
so friedlich...

Das einzige was etwas langatmig ist, ist das hin und her zwischen Yami und Seto, das ist fast immer gleich, obwohl das ja eigentlich ja auch richtig ist, es liest sich nur los lang, was mich nicht von weiterlesen abhällt
Von:  kianna
2007-06-08T15:44:02+00:00 08.06.2007 17:44
Hallo ^^
hab die FF gerade entdeckt und gleich sämtliche Kapitel durch gelesen *g*
Mir gefällt die Story wirklich gut, vorallem finde ich die Idee, das Seto ein Drache ist, wirklich passend. *lol*

Hab die FF auch gleich auf meine Favoritenliste gesetzt und warte jetzt gespannt auf den nächsten Teil. ^^

lg Kianna


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