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Die Dunkelheit

Eine Altraverse
von

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Decend the shades of night

Der Himmel glich einer pechschwarzen Brühe über den Dächern der Stadt.

Aus ihr tropfte der Regen herab und vernebelte langsam aber sicher die Sicht. Als unbeachteter Gehilfe spülte er den Müll aus den Rinnsteinen in die Kanalisation. Zerknautsche Zigarettenschachteln und Herbstlaub verschwanden in die Dunkelheit unter der Stadt.

Unermüdlich prasselte es derweil auf die Schindeln der Dächer. Es rollte und tropfte über die Ziegel und sammelte sich in angerosteten Regenrinnen. Dort wo der Rost bereits fingergroße Löcher ins Blech gefressen hatte, rieselten kleine Sturzbäche in die Gässchen herab.
 


 

Die Dunkelheit – Eine Altraverse
 

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden.
 

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Kapitel 1 – Decend the shades of night
 

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Descend the shades of night...

Death shines her golden light...

Across a blackend sky...
 

By Machine Head
 

...
 

Es war ein ungemütlicher Wind, der an diesem Tag durch die Straßen blies. So war es kein Wunder, dass es selbst hartgesottene Fußgänger von den Gehwegen in die Bars und Lokalitäten trieb.

Die Neonreklame blinzelte als Funkeln durch den Regenfall, kaum mehr als ein Irrlicht im aufziehenden Dunkel. Auch den Straßenlaternen erging es nicht besser, denn auch ihr Licht reichte nur wenige Meter. Die zugenagelten und – fast wie zum Trotz - dennoch eingeschlagenen Fenster blieben davon gänzlich unberührt.

Durch ein solches Fenster schlichen sich die Böen, rauften an der zerschlissenen Gardine und den vergilbten Abdecktüchern, die vor langer Zeit über das Mobiliar geworfen worden waren. Viel mehr als ein wehmütiges Flattern konnte jedoch selbst der Wind diesen Gemäuern nicht entlocken.

Hier lebte nämlich längst niemand mehr. Das hieß allerdings nicht, dass diese Orte ungenutzt waren. Ganz das Gegenteil war der Fall. Diesem Haus erging es da nämlich nicht anders als den anderen verwahrlosten Gebäuden. Zurückgelassen von ihren Eigentümern harrten sie ihrem Verfall und sahen in der Zwischenzeit zwielichtige Gestalten kommen und gehen.

Clochards gaben sich mit Kleinkriminellen ihr Stelldichein und zu alledem quiekten die Ratten ihr Lied und flatterten ruhelos die Tauben. Diese Orte zogen Gesindel an wie das Licht die Motten.

Hier traf man nicht die Reichen Nerimas an. Jene, die aufgrund von Bestechung und Betrug zu Reichtum gekommen waren, wohnten fernab dieser Ruinen am Randgebiet. Der wirtschaftliche Kollaps, der über Nerima hereingebrochen war, hatte das Stadtbild nachhaltig gezeichnet.

Dort wo früher Familien lebten, Schüler zur Schule gingen und Geschäfte ihre Waren anboten, reihten sich lediglich mehr verlassene Hüllen aus Beton und Stein auf. Straßenzug für Straßenzug war Haus für Haus ausgestorben und wie leergefegt. Jeder, der es sich leisten konnte, war in den Kern des Distrikts umgezogen.

Die Menschen argumentierten damit, dass es dort mehr Kunden gäbe und die Kinder in einem besseren Umfeld aufwachsen würden. Man sprach von einer zunehmenden Zentralisierung, die es ja auch schon anderenorts gegeben hätte. Die Leute waren sich einig, dass es klug war ins Zentrum zu ziehen und beglückwünschten sich gegenseitig für diese ach so weise Entscheidung.

Das ist natürlich völliger Humbug.

Fenstergitter und verrammelte Fenster halten weder die Kälte der Nacht, noch die Klauen der Armut fern. Es ist wohl eher so, dass da etwas anderes im heraufziehenden Abenddunkel lauerte. Dort war irgendetwas, das man nicht rational forterklären konnte.

Eine Sache, ein – Ding.

Daher kontrollierten die Männer und Frauen die Fenster lieber doppelt.

Wer weiß? Es könnte ein Schatten hereinblicken.
 

„Hey, aufwachen.“ Da war eine Stimme. „Aufwachen.“

Da war sie wieder.

Aber warum sollte sie aufwachen? War doch so wunderbar hier. Es war gemütlich und ruhig, was wollte man also mehr? Außerdem wollte sie nur schlafen. Schlafen und vergessen.

Die Wirklichkeit war unnachgiebig.

Und ebenso unnachgiebig zeigte sich der Unbekannte, der sie an der Schulter rüttelte.

Unwillig versuchte sie sich wegzudrehen, es gelang ihr aber nicht. Das Rütteln wurde intensiver und schleuderte sie in die kalte Gegenwart.

Ächzend schlug sie die Augenlider auf, nur um sie sofort wieder zu schließen. Grell fiel ihr das Licht ins Auge und blendete sie. Ein wenig benommen schob sie die Hand dazwischen und verzog angewidert das Gesicht.

Wie gerne hätte sie doch durchgeschlafen.

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und vernahm ein leises Knacken. So was war gar nicht gut, hoffentlich holte sie sich davon keine Genickschmerzen. Davon bekam sie dann immer Kopfschmerzen.

Apropos, wo sie schon mal bei Unannehmlichkeiten war – der Kerl neben ihr wirkte selbst nicht gerade glücklich. Hatte wohl keinen Bock, jemanden wie sie aus dem Traumreich zu schütteln.

Sie maß ihn mit abschätzigem Blick.

Eine verpickelte Visage und ein durch und durch unterentwickelter Körperbau ließ sie ihn auf sechzehn Jahre schätzen. Älter war er auf keinen Fall, eher noch jünger.

Sein Namensschild las: Itomo Tikaso.

Er schenkte ihr ein unsicheres Lächeln, das sie mit Mühe erwiderte. Ihr war schon klar, was er wollte. Der Kleine wollte wahrscheinlich nur noch heim, davor musste jedoch das Restaurant aufgeräumt und geputzt sein.

Da störte sie natürlich.

Ihr Blick heftete sich auf den Lichtkegel draußen, in dessen kränklichem Gelb sich Niederschlag abzeichnete. Sie konnte sich beinahe einbilden das Summen der Straßenlampe zu hören, die es erzeugte. Bald schon würde sie dem Summen nur zu deutlich lauschen können.

Voll falschem Elan rutschte sie vom Barhocker, schwenkte die Hüften und schlenderte zur Tür. Noch war ihr Gang etwas unbeholfen, aber das würde sich gleich geben. Es war noch die Müdigkeit, die ihre Gelenke so steif machte.

Ohne viel Federlesen stieß sie die Glastür auf und trat in die eisige Luft hinaus. Augenblicklich überfiel sie ein Schauder. Den Kopf gesenkt, den Ledermantel enger gezogen, stapfte sie los.

Während sie tapfer die Nacht durchwanderte, jaulte der Wind und zerrte an ihren Kleidern. Gehässig tat der Regen sein Übriges. Er stahl sich in ihren Kragen und glitt als Gänsehaut ihren Rücken herab. Das knappe Top schütze sie da nicht wirklich.

„Na herrlich!“, schnauzte sie und trabte weiter. Ihr blieb auch nicht wirklich etwas anderes übrig. Eine Erkältung konnte sie sich nicht leisten.

Im Gewerbe lief es sowieso nicht so gut. Nachts ließ sich kaum mehr Kundschaft blicken.

Schuld daran war ein Zeitungsartikel, der vor wenigen Tagen in der Zeitung erschienen war. Seither traute sich bei Einbruch der Nacht keiner mehr auf die Straße.

Das Mädchen seufzte.

Welcher Trottel sich den Quatsch wohl wieder ausgedacht hatte?

„Blutleere Leichen in dunkler Gasse gefunden“, intonierte sie spöttelnd. Dabei war ihr überhaupt nicht zum Scherzen zumute.

In nicht mal drei Tagen erwartete ihr Arbeitgeber Erfolge – und er nahm keine Cheques.

Sie musste rasch an Geld kommen, doch ohne Kunden gab’s auch kein Geld.

„Einfach nur herrlich“, murmelte sie verstimmt und zog den Mantel straff. Sie hatte schon genügend Probleme, da brauchte sie keine Zeitungshengste, die ihr die Arbeit erschwerten!

Plötzlich spritze ihr Wasser ans Knie.

Verärgert blieb sie stehen und starrte herab.

Na toll, ganz toll. Da war sie doch glattweg in eine Pfütze getreten und noch dazu mit den Lederstiefeln. Das hieß also Schuheputzen, sobald sie heimkam. Das Leder vertrug schließlich keine Nässe und könnte sonst hart und rissig werden.

Wenn sie Pech hatte, würde ihr Arbeitgeber das vom Lohn abziehen. Sowieso hatte sie schon viel zu wenig Geld und kam mit der Miete kaum hinterher; da konnte sie sich zusätzliche Ausgaben auf keinen Fall leisten.

Plötzlich fuhr das Mädchen aus ihrer Gedankenwelt auf. Der Reflex spielte mit ihr und noch ehe sie sich versah, war sie bereits zurückgewichen. Aus großen Augen, den Magen verkrampft, starrte sie in die Gasse neben sich. Den Regen spürte sie kaum.

Irgendwo dort in der Finsternis der Gasse hatte es gescheppert. Auf jeden Fall hatte es arg metallisch geklungen, so wie ein Mülltonnendeckel vielleicht oder etwas ähnlich Großes. Es war nämlich viel zu laut gewesen, um als Dose durchzugehen.

Sie verharrte und lauschte aufmerksam ins Dunkel hinein. Sie vernahm nichts mehr.

„War wohl nur ne Katze“, beruhigte sie sich selbst und strich nasses Haar aus ihrem Gesicht.

Je weniger sie über so was nachgrübelte, desto geringer die Chance eine Antwort zu erhalten. Entschlossen stapfte sie weiter, die Augen auf das Orangegelb der Straßenlampe fixiert. Beruhigend und zugleich gespenstisch schlug das Licht einen Kreis auf den Boden, in dem immer wieder Regentropfen zerplatzten. Der Anblick besaß etwas Beruhigendes und sie ahnte auch, woran das lag.

Früher noch, in einer längst vergangenen Zeit, war sie mit ihrem Vater oft bei Nacht spazieren gegangen. Sie hatten Familienfreunde besucht oder die Ordnung im Viertel gewahrt. Ihr Vater war nämlich Kampfsportler gewesen, noch einer von der alten Schule. Daher besaß die Wahrung des Friedens einen hohen Stellenwert für ihn und so selbstverständlich auch für sie.

In diesen Nächten auf Patrouille war sie dann von Lichtkreis zu Lichtkreis getrippelt.

Ganz so wie ein Kind der Welt gewahr ist, so spürte sie unter der Funzel doch tatsächlich Wärme und Geborgenheit. Natürlich völliger Quatsch – immerhin reicht das Licht kaum aus, um den Boden unter sich zu beleuchten.
 

Das Mädchen schüttelte den Kopf, um diesen von solchen Flausen klar zu bekommen. Im Augenblick musste sie aufpassen, dass sie sich nicht verlief. Erinnerungen waren schön und gut, doch jetzt musste sie erstmal aus der Kälte heraus.

Daheim würde sie dann ein entspannendes Bad nehmen, ihre Muskeln erwärmen und sich daraufhin in ihr Bett kuscheln.

Zumindest war ihre Schlafstätte genau richtig, nicht zu weich und nicht zu hart. Wenn sie dahingegen öfters mal in fremden Betten aufwachte, fühlte sie sich wie geprügelt und getreten. Gott sei Dank war das ein Umstand, der eher bedingt mit ihrer Kundschaft zu tun hatte.
 

Träge schleppte sich die junge Frau voran, obwohl sie sich am Liebsten gleich jetzt niedergelegt hätte. Aber sie wollte sich ja nicht den Tod holen.

Ihr Kehlkopf hüpfte auf – und ab.

Die Formulierung war jetzt gar nicht mehr so witzig. Hier draußen in Kälte und Dunkelheit, eine Gasse nach der anderen, erhielt der Zeitungsartikel eine beängstigende Aura der Glaubwürdigkeit.

Zaghaft starrte sie über die Schulter zurück zum Kegel der Laterne.

Das Orangegelb durchzog unaufhörlich der Niederschlag und sie musste unbewusst frösteln. Lag es nur am Regen, der Kälte oder aber an etwas anderem?

Hastig setzte sie ihren Marsch fort und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ob wohl wirklich blutleere Leichen gefunden worden waren?

Wo war das noch mal gewesen?

Hier in der Nähe oder doch am anderen Ende des Distrikts?

Das Mädchen schüttelte aufgebracht den Kopf. Was sollten diese Überlegungen anstellen außer sie völlig in Panik zu versetzen? Sie war ohnehin schon ganz paranoid, da brauchte sie das nun wirklich nicht.

Unversehens zuckte sie zusammen.

Warte mal, war da nicht wieder ein Geräusch gewesen?

„Krieg’ dich ein Mädel. Alles super, alles gut“, säuselte sie und spüre ihr Herz wie zum Protest gegen ihre Rippen klopfen.

Wenn sie sich doch nur daran erinnern könnte, wo man die Körper entdeckt hatte. Aber vielleicht wollte sie sich ja auch gar nicht erinnern. Wer weiß, ob man die leblosen Körper nicht in unmittelbarer Nähe zu ihrem Aufenthaltsort angetroffen hatte?

Das Mädchen begann in einen leichten Trab zu verfallen. Hektisch wirbelten ihre Augen umher.

In den vorbeiziehenden Gassen erwachten immer mehr Schatten zum Leben. Spindeldürre Finger legten sich um die Häuserkanten und zogen ihre augenlosen Eigentümer hervor. Die Schrecken trieben wie Moorleichen aus der Dunkelheit ins Licht.

„Verdammt, mach’ dich nicht irre. Bleib’ ruhig, reg’ dich ab. Alles nur Einbildung.“

Ihre Füße schienen das nicht zu glauben.

Inzwischen nämlich rannte sie mit klackenden Absätzen durch den Regen. Höhnisch und verzerrt erwiderten die finsteren Nebenstraßen das Geräusch. Es brauchte nicht wirklich viel Phantasie, um das Echo für eigenständige Schritte zu halten.

Das Mädchen registrierte kaum wie ihre Sicht verschwamm und in warmen Rinnsalen, Tränen aus ihren Augenwinkeln krochen. Ihr Hals war trocken und ihr Herz schlug schnell, doch verlangsamte sie nicht. Ihr Sprint hielt an.

Hinter ihrer Stirn war aus der Vermutung eine Gewissheit geworden. Wie etwas grausiges, das aus einem Kokon schlüpft, so bemächtigte sich die Angst ihrer. Sie traute sich kaum zurückzusehen.

Stattdessen warf sie abgerissene, kurze Blicke in die Abzweigungen, wo der Nebel aus der Kanalisation quoll und die Dunkelheit aus der Ferne drückte. Die Neonreklamen hatte sie längst hinter sich gelassen, denn sie lebte am Rand der Stadt.

Wer nicht viel Geld hatte, konnte nicht wählerisch sein.

Indes ihre Absätze über den rauen Untergrund schliffen, wurde ihr Seitenstechen beständig schlimmer. War es am Anfang noch kaum spürbar, so biss es sie inzwischen schmerzhaft und raubte ihr den Atem.
 

Es klapperte.

In einer der Gassen hatte sich eindeutig etwas geregt - irgendetwas.

Die junge Frau legte noch einen Zahn zu. Dafür würde sie zwar den Rest des Abends über der Schüssel hängen und das Frühstück morgen ausfallen lassen müssen, aber das war es wert. Sie wollte nur noch nach Hause.

Am Liebsten hätte sie sich schon längst umgedreht und ihrem Verfolger die Leviten gelesen. Sie hätte ihn als perversen Stalker bezeichnet, angeschrieen und falls nötig mit einem gezielten Kick kastriert.

Aber ihr fehlte der Mut dazu.

Niemand konnte sie dazu bewegen, sich jetzt umzudrehen, geschweige denn stehen zu bleiben. Für alles Geld der Welt würde sie hier nicht warten. Sie hatte nämlich so eine Ahnung, dass ihr Warten belohnt werden würde. Etwas Fremdes würde sich aus dem Dunkel erheben und langsam auf sie zutorkeln.

Ein unkontrollierter Schrei verließ ihre Lippen, überschlug sich wild und wurde von der Nacht verzehrt.

„Nach Hause, oh Gott bitte, nur nach Hause“, schluchzte sie kehlig und verlor fast das Gleichgewicht. Noch rechtzeitig fing sie sich und stolperte weiter.

Ein Knall neben ihr setzte ihrer Flucht jedoch ein abruptes Ende.

Denn in ihrem Schock kam sie mit dem Fuß von Gehweg ab, strauchelte, ruderte mit den Armen und schlug der Länge nach hin. Ihr Brustkorb prallte auf die Gehwegkante und boxte ihr die Luft aus der Lunge und streute schwarze Flecken in ihr Sichtfeld.

Ihre Stirn lag in einer Pfütze und die Kälte stach wie feine Nadeln in ihr Gehirn. Versehentlich musste sie sich die Unterlippe zerbissen haben, denn sie schmeckte jetzt Eisen auf der Zunge.

Als sie den Versuch unternahm erneut auf die Beine zu kommen, knickte ihr Fußgelenk um und warf sie zu Boden.

„Dreck“, spie sie erbost und hämmerte mit der Faust auf Stein. Der Himmel beäugte dies düster und schickte seinen Regen herab, der sie unbarmherzig bis auf die Knochen durchnässte.

Nochmals stieß sie sich mit ihren Händen einerseits vom gepflasterten Gehweg, andererseits vom Asphalt der Straße ab. Diesmal ließ sie es jedoch langsam angehen und begab sich erstmal in eine kniende Position. Damit schien ihr Körper keine großen Probleme zu haben.

Argwöhnisch schnellten ihre Augen umher.

Außer der tristen Dunkelheit und den fahlen Lichtkegeln der Straßenlaternen war allerdings nicht zu sehen. Nirgendwo rührte sich etwas.

Es herrschte – einmal abgesehen vom Stakkato des Regens – völlige Stille. Da war kein Schatten, der ihr folgte und nach ihr griff. Da war nichts.

„Nichts außer’m Regen“, flüsterte sie und kämmte sich erleichtert das Haar von der Stirn. Alles klebte und war klamm, doch im Moment wollte sie fast laut loslachen.

Sie hatte sich das alles nur eingebildet!

Sie hatte aus der Maus einen Elefanten, aus der Katze ein Monster gemacht!

„Mann, bin ich blöd“, kicherte sie und rieb die Tränen aus den Augen.

Zwar pochte ihr Knöchel, doch augenblicklich fühlte sie sich nochganz betäubt vor Freude. Losgelöst schielte sie zu einem dünnen Rinnsal, der schwach von der Straßenlaterne hinter ihr angeleuchtet wurde. Ruhig plätschernd mäanderte er durch den Rinnstein, riss ein störrisches Blatt mit sich und ließ es im Abflussgitter verschwinden.

Es stürzte in die Dunkelheit.
 

Mit einem Mal war die Beklemmung wieder da und ihr Atem stockte zu weißen Wölkchen, die sich in die Luft erhoben. In ihren Ohren rauschte das Blut und echote das Aufklatschen des Niederschlags. Irgendwo in der Ferne schlug jemand seine Fensterläden zu.

„Ruhig, nur die Ruhe. Da is’ nix“, bekräftigte sie und tatsächlich gehorchte ihr Körper.

Jetzt musste sie nur noch nach Hause.

Das konnten keine zehn Minuten Fußweg mehr sein - wenn sie sich zusammenriss und ein wenig mehr Tempo gab, vielleicht auch nur fünf Minuten. Sie musste für die Dauer des Weges nur den Schmerz ignorieren.

„Okay, na dann mal l - “

Ein atonales Scheppern ließ sie zusammenfahren. Doch als sie die Umgebung sondierte, war da wieder nur Dunkelheit. Eine trügerische Dunkelheit, die ihr vieles vorgaukelte und noch mehr offen ließ.

Entschlossen rappelte sie sich auf und ächzte, als ihr verletzter Fuß aufsetzte. Noch nie zuvor hatte sie ähnliche Qualen gespürt und es war nur dem Adrenalin zu verdanken, dass sie dennoch auf den Beinen blieb.

Hektisch humpelte sie voran, zog den beeinträchtigten Fuß nach und sprang mit dem guten Fuß ab. Etwas war hinter ihr her, sie hatte sich nicht geirrt.

Sie musste fort von hier, irgendwohin wo’s sicher war. Sie musste – zum Licht.

Der Gedanke war einfältig und kindlich, doch umklammerte sie ihn wie einen Rettungsring im offenen Meer. Um sie herum mochten Schatten tanzen, aber im Licht war sie sicher.

Halsbrecherisch stürzte sie auf den gelben Kreis zu und ließ den Regen die Tränen fort waschen.

In ihren hochhakigen Stiefeln glich ihre Geschwindigkeit einer Einladung fürs Unglück. Dieses ließ auch nicht lange auf sich warten, als sie zum zweiten Mal heute die Balance verlor. Diesmal aber war sie schneller und ihre Hände zur Stelle, um ihr Gewicht abzufangen.

„Schei - “, brüllte sie mit einem Mal und rollte sich auf den Rücken.

Ein neuer Stoß Salzwasser zündete in ihren Augen und sprengte die Sicht in tausend Facetten. Zwischen den Tränenschlieren hindurch begutachtete sie ihre Hand und schrie so gequält wie heiser.

Eine große, milchgelbe Scherbe hatte sich in ihren Handteller gebohrt und nun verteilte sich klebrige Hitze über ihren Arm und tropfte ihr ins Gesicht.

„Verdammt, so eine verdammte - “, grunzte sie und zwang sich auf den Bauch. Sie hatte Angst und Schmerzen, doch vor vielen Jahren hatte sie gelernt damit umzugehen. Ihr Vater war ein guter Lehrmeister gewesen.

In ihrem Mund rieben die Zähne aufeinander und unter ihren Armen rieb der eiskalte Boden. Mit verkniffener Miene robbte sie voran und schlief ihren verletzten Fuß hinterher.

Sie musste unter den Schein der Laterne. Es zählte nicht anderes.

Also schleppte sie sich Meter um Meter zum Licht, der kühle Regen gefror ihre Glieder und ihre Handfläche pochte und brannte zugleich. Sie verschob die Sorge darum auf später. Ihre Kleidung war sowieso schon hinüber, warum dann nicht auch ihre Hand?

Der Regen floss ihr in die Augen, doch sie wagte nicht diese trockenzureiben. Wer weiß, was sie als Erstes erblicken würde? Dann schleppte sie sich doch lieber blind in ihr Verderben! Außerdem konnte sie den orangegelben Schimmer auch so erkennen.

Sie würde wissen, wann sie den Lichtkreis erreicht hatte, der sich so trübsinnig auf das Pflaster unterhalb warf. Es konnte nur noch ein halber Meter oder so sein.

Soviel musste sie noch schaffen.

Vor Anstrengung glühte ihr Gesicht und die einzige Wärme spendete ihre blutende Hand. Dennoch zog sie sich ein letztes Mal voran - und letztlich schien die Laterne auch auf sie nieder.

„Ge – Geschafft“, hustete sie und rollte sich um, das Gesicht zum orangegelben Schein. Friedlich erwiderte der Leuchter ihre Musterung und obwohl ihr Regentropfen wie Tränen übers Gesicht glitten, musste sie lächeln.

Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen.

Erleichtert wischte sie ihre Augen trocken und drehte den Kopf.

Außerhalb des Kegels bestand lediglich Dunkelheit und so angestrengt sie auch forsche, dort war nichts anderes.

Nichts deutete darauf hin, was das Scheppern von vorhin erzeugt hatte.

Ihre Augenlider fielen zu. Schwer wie Blei klappten sie nach unten und umhüllten sie mit wunderbarer Schwärze.

„Schande“, röchelte sie und schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht einschlafen!

Widerwillig sperrte sie die Augen wieder auf – und ihre Mimik entgleiste.

Dort im Dunkel bei der Mauer stand etwas. Es war ein Schemen, der sich kaum von den anderen Schatten hervortat. Nur wusste sie trotzdem, dass er sie beäugte. Und sie ahnte, dass ihm gefiel, was er sah.

Sie schlug die Augen nochmals nieder. In einer leisen Stimme begann sie zu zählen.

1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 –

Ihre Hand pochte, ihr Gesicht zwiebelte, ihr Herz schlug schnell. Sie wartete und zählte und die Zeit verging unwirklich langsam.

7 – 8 – 9 – 10.

Das Mädchen wagte einen Blick.

Der Schemen war fort, wenn er jemals dort gewesen war. Konzentriert kniff sie die Augen zusammen und kontrollierte die Mauer, an der sie ihn zuvor erblickt hatte.

Aber nichts war da mehr zu sehen. Niemand versteckte sich im Schatten.

„Mann, bin ich blöd. So was von blöd“, kicherte sie ungehalten und legte sich den heilen Arm über die Augen.

Sie wusste, dass sie bald aufstehen musste, denn eine Erkältung wäre noch das Mindeste, was sie aus dieser Nacht mitnehmen würde. Bei ihrem Glück würde es eher eine Blasen- oder Lungenentzündung sein. Außerdem musste sie die Scherbe entfernen und die Wunde reinigen, ehe sie sich entzündete.

Wie in so vielen anderen Dingen, hatte ihr Vater sie auch in der Hausmedizin unterrichtet. Sobald sie in ihren eigenen vier Wänden war, konnte sie ihr Wissen auch gleich erproben. Allerdings hätte sie auch gut und gern auf den Praxistest verzichten können.
 

Sie lächelte erschöpft und starrte am Leuchter vorbei in den sternenlosen Himmel. Es war ja auch kein Wunder, schließlich war alles bewölkt. Irgendwoher musste der viele Regen ja kommen.

Von einem Moment zum nächsten erstarb ihr Lächeln.

Da war eine Hand, die nicht die ihre war und strich durch ihr langes, nasses Haar. Ihr Körper erstarrte wie Wasser im Winter und wurde reglos. Ihre Pupillen wurden weit.

„Nein, nein, nein“, entkam es ihren Lippen.

Es knackte fast lautlos. Sie zuckte dennoch zusammen und wagte nicht aufzusehen.

„Kleines Vögelchen“, wehte es an ihr Ohr. Nur war der Atem nicht warm, er war kalt.

„Kleines - “, hauchte der fremde Mund über ihren Nacken. Jede Faser ihres Körpers war zum Bersten gespannt und das Blutrauschen verdrängte alle anderen Geräusche; bis auf die Stimme selbst.

„ - Vögelchen“, lachte es leise. Und eine lange, tote Zunge leckte ihren Hals.
 

Ukyos Schrei überschlug sich.
 

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Fragt mich nicht, was ich mir dabei gedacht habe.^^°

Irgendwie gingen gestern Nacht/heute Morgen die Pferde mit mir durch und ich überlegte mir „Warum überarbeitest du eigentlich nicht Die Dunkelheit?“

Eigentlich eine gute Frage – immerhin hatte ich mir im Grunde viel Mühe mit der Geschichte gegeben. Das Problem war nur, ich war so verbissen in die Details gewesen, dass letztlich kein Leser mehr durchstieg.

Betrachtet das hier also als „rewrite“.

Überhaupt muss ich mal sehen, wie lange die Motivation anhält. Immerhin habe ich alle Passagen des 1. Kapitels verbessert, ergänzt und überarbeitet. Es ist quasi eine Rundumerneuerung, die euch Lesern hier zuteil wird. ;-)
 

Ich bin mal gespannt, ob sich das hier noch jemand durchlesen wird – oder nicht. Daran werde ich dann determinieren, ob ich die Korrektur (und die Geschichte) fortführe oder ob sie für immer auf dem Friedhof der erfolglosen FFs zur Ruhe gebettet wird.

Es liegt also an euch.^^
 

Schöne und abendliche Grüße,
 

euer Deepdream.

The shape

Die Angst klebte an ihrem Herzen wie Schimmel und breitete sich kränklich wie ebendieser durch ihren Körper aus. Sie war wie gelähmt vor Panik, als die Zunge immer wieder aufs Neue über ihren Hals leckte. Beinahe neckisch tänzelte die Zungenspitze über die Haut und stupste nach ihrer Halsschlagader.

„Bitte“, krächzte sie.

Der Fremde ließ sich von ihrem Flehen nicht beirren. Stattdessen rieb seine Zunge nur umso hartnäckiger und noch dazu mit beängstigender Zärtlichkeit über ihr nacktes Fleisch. Am ganzen Körper zitterte sie – und das nicht mehr länger vor Kälte.

Sie hatte das Gefühl, dass der Tot selbst sie berührte.

„Werde ich sterben?“, wimmerte sie panisch hervor. Daraufhin lachte der Schemen lediglich und hauchte Grabeskälte über ihren Hals.

Sie verlor fast den Verstand. In Angesicht der Situation wäre das wohl auch eine Gnade gewesen, die ihr anscheinend jedoch nicht zuteil werden würde.

Sie wollte schreien, die Kreatur von sich stoßen und Hals über Kopf flüchten - ihr Körper aber verharrte. Er war steif von der Furcht, die wie eine Decke aus Eis über ihr lag.

Sie war verloren.
 


 

Die Dunkelheit – Eine Altraverse
 

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden.
 

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Kapitel 2 – The shape
 

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I’d give it all away, come take it all away…

You can’t resent the fear...

Somebody tell me how I got here...
 

By Slipknot
 

...
 

Doch selbst jetzt, da ihre Angst am Größten war, scheute ihr Bewusstsein vor der Situation zurück. Ihre Gedanken spielten stattdessen mit dem Regen, dem Licht der Straßenlaterne und - einem eigenartigen Surren.

Absurderweise kam ihr der Vergleich mit einer Wespe in den Sinn oder aber mit dem Summen der Straßenlaternen selbst.

Erst war es noch leise, fast hätte sie es für eine Einbildung gehalten. Innerhalb weniger Augenblicke jedoch wuchs es in seiner Lautstärke und Wildheit an. Was zuvor noch wie eine Wespe klang, nahm jetzt die Ausmaße eines ganzen Stocks an.

Das Monster merkte davon nichts.

Es presste leidlich seine langen, spitzen Zähne gegen ihre weiche Haut. Seine Zunge war verschwunden, doch drückten die erwähnten Zähne jetzt wie Dolche in ihre Haut.

Ukyo machte sich keine Hoffnungen. Bei solchen Zähnen würde ihre Haut nur einen schwachen Schutz abgeben, falls überhaupt. Doch so sehr sie dem Tod jetzt ins Auge blickte – oder es vermied -, so drängte sich ihr das Surren nichtsdestotrotz hartnäckig auf.

Es war allgegenwärtig und ehe sie’s sich versah, war es genau über ihr.

Mit dem Kreischen einer Säge brauste es über sie hinweg, doch erkennen konnte sie nur einen vagen Schemen. Es sah aus – wie eine Scheibe.

Völlig unerwartet traten zwei Dinge in kurzer Abfolge ein. Einerseits endete die widerliche Liebkosung des Wesens und andererseits schloss sich an das bedrohliche Surren ein zweites Geräusch.

Es war ein solches, das man später nie mehr aus dem Kopf kriegt. Egal wie sehr man sich auch bemüht, es bleibt in der Erinnerung eingebrannt wie eine Narbe.
 

Und mit einem Mal war da nicht mehr nur das Geräusch, denn plötzlich stürzte ein Schwall von Wärme über sie hinweg. Es handelte sich um eine klebrigfeuchte Wärme, die ihr auf Hände, Nacken und die rechte Wange spritzte.

Unter einem haarsträubenden Platschen fiel etwas neben ihr in eine Pfütze und der Aufschlag verteilte Wasser in alle Richtungen. Ein wenig davon sprenkelte auch auf sie, was sie am Rand mitbekam und teilnahmslos aufnahm.

Stocksteif lauschte sie ihrem eigenen Atem, der stoßweise ging. In ihren Ohren rauschte das Blut in einem steten Puls und echote das schrille Surren unheilvoll nach.

Allem anderen voraus war es jedoch das Platschen, das ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Dieser hässliche Laut ließ sie nicht mehr los.

Auf der Zunge schmeckte sie Blut und schlug die Augenlider nieder. Die schmutzige Wärme drang bereits durch ihren Ledermantel und kitzelte ihr über Bauch und Brust.

Sie wagte weder aufzusehen, noch sich zu rühren und ganz bestimmt würde sie nicht nach links schielen. Sie wollte gar nicht erst wissen, was da neben ihr in der Wasserlache lag und auch nicht, ob dieses etwas gleichmäßig Wärme verteilte. Es wäre nämlich dieselbe Wärme wie die auf ihrer Haut.

Ein Schluchzen entkam ihrer Kehle.

Denn nicht nur lag links von ihr ein Ding - gleich neben ihr befand sich der Rest. Unschöne Bilder zuckten an ihrem geistigen Auge vorbei und es misslang ihr diese abzuschütteln.

„Fuck! Fuck! Fuck!“, die Worte krochen hochstimmig und zittrig über ihre Lippen.

Was hatte sie nur verbrochen, dass ihr so was widerfuhr?

Widerwillig drehte sie den Kopf nach rechts.

Sei es Panik oder Neugierde, sie hatte dem Drang nichts entgegenzusetzen. Sie musste wissen, was da neben ihr lag. Zuerst würde sie aber das Ding rechts betrachten und wenn’s so übel war wie sie annahm, dann hatte sie zumindest nicht nach links gesehen.

Sie ahnte nämlich, dass dort etwas noch viel Schrecklicheres dahinsiechte.

Unheilvoll mäanderte ein Rinnsal der Wärme von ihrer Wange über die Lippen. Abgelenkt wie sie war, tat sie das natürlichste. Sie leckte es ab.

Der Geschmack glich einer Faust in den Magen. Er war dick und intensiv und sein metallisches Aroma knetete ihre Innereien. Es war zweifelsohne Blut.

„Oh Sch - “

Etwas Dunkles, das ihre nassen Strähnen verbargen, ruhte neben ihr. So wie es dalag, wirkte es völlig leblos und schien mehrere kleine Gliedmassen zu besitzen. Auf den ersten Blick hielt sie es für ein Insekt – wenngleich auch das hässlichste Exemplar, das sie je erblickt hatte -, auf den zweiten Blick jedoch wünschte sie sich, dass es ein Insekt wäre.

Stattdessen war es eine gekrümmte Hand.

Sie kreischte hysterisch auf und wie als könnte sie diesem Anblick entkommen, rutschte sie auf ihrem Hosenboden in die entgegengesetzte Richtung. Dabei stieß sie sich mit beiden Füßen ab, wobei ihr der verletzte linke Fuß Tränen in die Augen trieb.

Es war nur dumm, dass sie in ihrer Panik das zweite Etwas vergessen hatte. Denn gegen ebendieses war sie soeben geprallt und so wich es kurz unter dem Druck ihres Körpergewichts. Gleich darauf rollte es zurück und schmiegte sich wie ein reumütiges Kätzchen an sie.

Aus weiten Augen starrte sie in die Nacht. Um sie herum prasselte der Regen hernieder, der irgendwann zwischen vorher und jetzt zugenommen hatte.

Ihr Herz hämmerte gegen den Brustkorb, ihr Haar hing strähnig und nass wie eine alte Schilfmatte vor den Augen und ein paar der Strähnen hatten sich in ihren Mund verirrt. Sie fand nicht mal die Kraft diese hervorzupullen.
 

Unerwartet knirschte es und sie fuhr zusammen.

Das konnte doch nicht wahr sein! Kaum war einer fort, da kam der Nächste?

Panisch stierte sie in den Tintentopf, der sich Dunkelheit nannte. Der schwere Niederschlag in Verbindung mit der mondlosen Nacht machte es nahezu unmöglich etwas zu erkennen. Trotzdem erfasste sie eine Bewegung – und reagierte.

Ohne Rücksicht auf ihren Fuß zu nehmen, warf sie sich auf den Bauch und robbte los. Die Scherbe in ihrer Handfläche beachtete sie dabei gar nicht weiter und ebenso wenig die dickliche Flüssigkeit, die aus ihrem Haaransatz über ihre Stirn kroch.

„Verdammt, lass’ mich doch in Ruhe! Lass mich!“, quäkte sie und zog ihren ausgekühlten Körper weiter ins Licht.

Oh Gott, ihr war so todübel!

Es knirschte erneut, fast drängend, genau hinter ihr.

„Weg! Hau ab!“, brüllte sie und kniff die Augen zusammen. Sie wollte nicht sehen, was da kam, um sie zu holen. Diese kalte Hand zu erblicken, hatte ihr völlig ausgereicht.

Oh Gott, sie hatte solche Angst!

Das letzte Knirschen ging fast im Stakkato des Regens unter und was sich anschloss, war eine bleierne Stille, die geradezu fühlbar war.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte eine fremde Stimme.

Sie war eindeutig männlich – und klang menschlich

Ihr Herz setzte aus und für ein paar Takte schien es gar nicht mehr schlagen zu wollen. Eine Erleichterung, die sich aus ihrer Fassungslosigkeit schälte, brach über sie hinweg und ein Schluchzen befreite sich aus ihrer Kehle.

Hatte sie es überstanden? Hatte diese schreckliche Nacht wirklich ein Ende?

Jemand kniete sich neben sie, soviel konnte sie aus ihrer Position erkennen. Um ihren Retter besser mustern zu können, versuchte sie vergeblich sich umzudrehen. Ihr Körper war an seine Grenzen gestoßen, ihr fehlte dafür die Kraft.

Der Unbekannte half ihr völlig unerwartet und rollte sie behutsam auf den Rücken. Dankbar nickte sie ihm zu, ihrer Stimme traute sie nicht so recht.

Er hatte sich über sie gebeugt und von hinten strahlte ihn orangegelb der Leuchter an. Dadurch war sein Gesicht für sie so unkenntlich wie in tiefster Nacht und seine Silhouette verschwommen, dennoch – das Licht perforierte ihn wie einen Heiligenschein.

Sie lächelte kümmerlich und fühlte seine Fingerspitzen auf der Stirn, mit denen er ihr einige Strähnen fortkämmte. Erst jetzt fiel ihr auch auf, dass ihr Haar ungewohnt schwer und klebrig war. Ob sie überhaupt wissen wollte, wie das kam?

„Es wird alles gut. Ich habe einen Freund, der kümmert sich um dich“, flüsterte ihr der Fremde zu, während er sie mit seinem Körper vor Regen schützte.

Seine Worte klangen so wunderschön.

Jede Silbe hallte in ihren Ohren als Versprechen wider und so schloss sie die Lider. Aber wer war ihr Retter, war er ein Engel? Sie schluchzte leise und griff linkisch nach ihm.

Eine warme, kräftige Hand umschloss zur Antwort die ihre und drückte sanft zu.

Obwohl ihre Haut brannte und sie selbst bitterlich fror, verspürte sie einen tiefen Frieden und Trost. Das Gelborange wurde peu à peu dunkler und schließlich schwarz.

Sie entschwand in einen tiefen, festen Schlaf.
 

Breite Hände hoch über ihr vollführten die tollsten Bewegungen. Ein glänzendes Ding – ihr Vater nannte es Spathula - zog dabei die ganze Zeit wie der Schweif einer Sternschnuppe hinterher.

Es schabte, kratzte und rieb, außerdem roch es einfach köstlich.

Eine Deckenlampe verteilte großzügig ihren Schein auf die harten Züge eines Mannes. Seine Gestalt war hochgewachsen und muskulös, seine Augen blau und seine Lippen blass.

Freundlich beugte sich der Hüne zu ihr herunter und gab ihr einen feuchten Kuss auf den Kopf. Selbst durch ihr dichtes Haar spürte sie seinen kratzigen Stoppelbart und lachte auf. Der Mann erwiderte das Lachen und betrachtete sie zärtlich.

Der Mann war ihr Vater.

Nach der kleinen Liebkosung wandte er sich erneut dem Backen zu.

Kleine Schweißperlen glitzerten auf seiner Haut und seine Stirn warf Furchen unter dem vollen Haar. Hier und da zeichneten sich schon erste graue Strähnchen ab, weswegen ihr Vater trotzdem noch sehr jung wirkte. Er war zwar vom Leben geprägt, doch hatte er sich in keiner Weise unterkriegen lassen.

In ihren kindlichen Augen war ihr Vater ein wunderbarer Mann – und irgendwann wollte sie genauso werden wie er.

Die Hitze des Grills loderte so heiß, dass sie sogar zu ihr herabreichte. Es war eine richtig dicke Schwüle. Mit ihren kleinen Händen wischte sie den Schweiß aus ihrem Gesicht und pustete eine lästige Strähne von der Nase, die trotzig wieder auf ihre Nasenspitze fiel.

Nichtsdestotrotz wich sie nicht von der Seite ihres Vaters und starrte aus großen Augen zu ihm hoch.

Irgendwann würde sie einmal das Familienrestaurant weiterführen; dafür musste sie alle Tricks und Kniffe kennen.

Das ruhige Atmen ihres Vaters, das Schaben des glänzenden Dings in ihren Ohren, der Geruch von so vielen fremden Gewürzen und des backenden Teigs in der Nase, das Gefühl von warmen Schweiß auf ihrer blassen Haut und der Anblick der graziös huschenden, vom Feuer angeleuchteten Hände über ihr. Diese Hände, die so viel Geschick und zugleich soviel Zärtlichkeit auszudrücken vermochten, waren die ihres Vaters.

Und sie bewunderte sie.

Auf den Zügen ihres Vaters deutete sich ein Lächeln an, während seine große Hand mit dem schönen Ding auf dem Grill tätig war. Ukyo fand es schade, dass sie sich diesen noch nicht angucken durfte. Aber ihr Papa meinte, dass es so sicherer wäre. Er wollte nicht, dass sie sich verbrannte.

„Ich bin doch ein großes Mädchen“, hatte sie mal schmollend gemurmelt, woraufhin ihr Vater lange und laut gelacht hatte.

„Und ob du das bist. Aber du musst noch viel größer werden.“

„Wie groß denn?“, hatte sie nachgehakt und ihn mürrisch gemustert.

„Das wirst du dann schon sehen.“

Damit war das Gespräch beendet gewesen und ihr Vater hatte den gebackenen Teig vom Grill genommen. Auf der Theke, die sie ebenfalls nicht einsehen konnte, war er dann Zuwerke gegangen.

Es dauerte eine Minute, ehe er einen Teigfladen auf ihren weißen Porzellanteller gleiten ließ. Das ausgehende Aroma stach ihr zärtlich in die Nase und füllte ihren Mund mit Speichel. Gierig biss sie hinein und erntete ein Lächeln ihres Vaters.

Sie erwiderte ihrerseits mit einem Lächeln, vollmundig und kindlich.
 

Ein grellweißer Lichtschein schreckte sie auf. Kurz schnellte ihr Herzschlag hoch, doch sie war es schon gewohnt, unruhige Nächte zu haben.

Daher tat sie das, was sie sonst auch tat - sie drehte sich konsequent zur Seite.

Erst als ihr das misslang, registrierte sie die Hand auf ihrer Schulter, die sie davon abhielt.

„Papa?“, murmelte sie schlaftrunken.

Das helle Weiß von vorhin war verschwunden. Ihr Sichtfeld offenbarte ihr eine schmutzigweiße Zimmerdecke aus Rauputz. Mühsam wollte sie den Kopf heben, sackte jedoch kraftlos zurück.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte eine ihr unbekannte Stimme. Sie war hell und beruhigend und erinnerte sie eigenartigerweise an die ihres Vaters. Dabei waren die Stimmen so grundunterschiedlich wie sie nur sein konnten.

„Als hätte ich die schlimmste Nacht meines Lebens hinter mir“, schnaubte sie erschöpft, bevor sie nachhakte. „Wo bin ich hier eigentlich?“

„In meiner Praxis. Verzeihen Sie bitte das helle Licht. Ich wollte nur prüfen, ob ich mit Bewusstlosigkeit oder einem spezielleren Zustand zu rechnen habe“, bemerkte der Mann im scherzhaften Ton. Nichtsdestotrotz könnte Ukyo schwören, dass da eine Nuance Ernsthaftigkeit mitschwang.

Fürs Erste würde sie das zugunsten anderer Fragen ignorieren.

„Fühl’ mich grässlich. Wie bin ich hierher gekommen? War - “, sie zögerte, fasste jedoch Mut - der Regen, die Geräusche, das alles nur Einbildung?“

Irgendwie fürchtete sie die Antwort, zwang sich jedoch zur Ruhe. Jetzt war sie ja in Sicherheit, also bestand kein Grund mehr zur Beunruhigung. Immerhin hoffte sie das.

Der Arzt – sie schätze, dass der Fremde ein solcher war – schwieg für eine Weile. Gerade als sie nochmals nachforschen wollte, räusperte er sich und sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen.

„Nun, wissen Sie. Sie sind nicht die Erste, der so etwas widerfahren ist.“
 

Die Worte sollten wahrscheinlich beruhigend wirken. Das taten sie jedoch nicht.

„Das is’ schon mal passiert?“, flüsterte sie und drehte unter Schmerzen den Kopf. Sie wollte wissen, mit wem sie da sprach.

Ihre Augen fanden eine unscheinbare Gestalt im dunkelbraunen Gi. Dazu trug der Mann eine schmucklose Brille, die seine Augen hinter einem undurchsichtigen Schimmer verbargen. Sein Kopf war kahl und seine verschränkten Arme wirkten unnatürlich schmächtig.

War der Mann krank?

Unangenehm berührt wendete sie den Blick ab und richtete ihn aufs spärliche Mobiliar. Da war einerseits ein schwarzer Holzschrank, der neben einer hellbraunen Tür stand. Er wies einige Schrammen und einen runden, pechschwarzen Türknauf auf.

Sie vermutete, dass er die medizinischen Instrumente oder Medikamente enthielt.

Die Beleuchtung des Raumes stützte sich auf eine einzige nackte Glühbirne, die ärmlich von oben herabhing. Unmerklich pendelte sie, was bedeutete, dass irgendwo außerhalb ihres Sichtfelds ein oder zwei Fenster angekippt sein mussten.

Ein spitzbübisches Grinsen setzte die blassen Lippen des Arztes in Bewegung, während er die Verschränkung seiner Arme lockerte und auf sie zuschlenderte. Er schienen ihre Musterung mitbekommen zu haben.

„Entschuldigen Sie das etwas rustikale Ambiente meiner Räumlichkeiten.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte freundlich. „Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass für Hygiene gesorgt ist.“

Unsicher erwiderte Ukyo sein Lächeln, doch schon im nächsten Moment überkam sie ein Hustenreiz. Ihre Kehle war ganz trocken, denn zuletzt hatte sie in der Bar was getrunken.

„Hier, bitteschön.“

Die zierliche Hand des Mannes reichte ihr einen Plastikbecher, randvoll mit Wasser. Behutsam stützte er sie mit einem Arm und ermöglichte ihr unter Zuhilfenahme ihres rechten Fußes zu einer sitzenden Haltung zu gelangen.

Hastig schluckte sie das angebotene Nass runter und kaum hatte sie den Becher geleert, da drückte sie der Arzt auch schon wieder zurück auf die Matratze. Ukyo ließ ihn gewähren.
 

„Mein Name lautet Tofu, Tofu Ono. Sie dürfen mich natürlich Tofu nennen“, meinte der Mann und lehnte sich erneut an die Raufasertapete. Er schien den Platz zu mögen.

Zaghaft schmunzelte sie.

„Wie die Zutat?“

Der hagere Mann lachte laut auf und kleine Grübchen fraßen sich in seine Wangen.

„Ganz genau so. Tofu, wie die Zutat“, feixte er und streichelte gedankenverloren über seine Glatze. Sie konnte nicht anders, ihre Augen folgten der Geste.

Seine nackte Kopfhaut schimmerte unter der Glühbirne und seine Finger gingen wie Spinnenbeine darüber hinweg. Es war ein sonderbarer Anblick.

Tofu fing ihr Starren auf und hielt inne.

Ertappt schnappte Ukyo nach Luft und fixierte ihre Bettdecke, die mit blauen und gelben Karos übersät war. Nervös knautschte sie den Stoff zwischen ihren Fingern zusammen.

„Ist schon gut“, plauderte Tofu unbekümmert und legte seine Hand auf eine der ihren.

Er war erstaunlich warm und fast augenblicklich vergaß sie das leichte Pochen in ihrer verletzten Hand. Wie viel Betäubungsmittel er ihr wohl gespritzt hatte, damit die Schnittwunde in ihrer Handfläche schwieg?

Sie hatte keinen Bedarf daran das herauszufinden.

„Wissen Sie, viele der Blicke meiner Mitmenschen wandern irgendwann drauf. Ihnen allen erzähle ich dieselbe Geschichte und zwar, dass selbst der Gläubigste sich dem Willen Gottes unterwerfen muss.“ Sein Lächeln blieb unverändert, als er undramatisch ergänzte: „Ich habe seit drei Jahren Krebs.“

„Das tut mir leid, ich…“, Ukyo rang mit Worten.

„Ist schon gut“, erwiderte er kulant und beobachtete sie durchs Brillenglas.

Seine Augen schienen sie genau zu sondieren. Ihr wurde ein wenig mulmig.

„Waren Sie es, der mich - “, stammelte sie unbeholfen.

Wie sollte sie es ausdrücken? Irgendwie klang es ja wie der Stoff aus einem drittklassigen Trivialroman, aber sie musste wissen, ob er ihr Retter war. Wenn ja, dann schuldete sie ihm sogar noch viel mehr als ein Dankeschön.

Tofu schüttelte betont den Kopf.

„Sie hatten großes Glück, dass er zugegen war“, teilte er ihr im ruhigen Tonfall mit.

Also war es nicht der Doktor gewesen, der ihr zur Hilfe gekommen war? Wer aber war es dann gewesen?

„Ryoga hat Ihnen vermutlich das Leben gerettet. Nicht viele haben soviel Glück - “, und mit einem unbestreitbaren Maß an Anerkennung in der Stimme fuhr er fort, „ - und Überlebenswillen. Viele hätten früher aufgegeben und wären - “, er verstummte. Für einige Sekunden schien er nach geeigneten Worten zu suchen, begnügte sich dann jedoch damit sie eindringlich über den Brillenrand hinweg anzulinsen.

Das genügte ihr schon völlig. Mehr Details musste und wollte sie gar nicht wissen.

Doktor Ono wandte sich daraufhin von ihr ab und schritt in Richtung des mannshohen Schranks. Seine wächsernen Hände verschwanden aus ihrem Beobachtungsradius und sie drehte den Kopf zurück in seine Ausgangslage.

So war es weitaus bequemer. Ihr Nacken begann bereits zu schmerzen.

Neben ihr raschelte es, als Papier zerrissen wurde. Schritte näherten sich ihr.

„Wer ist er, dieser Ryoga?“, raunte sie. Zur Antwort drückte sich eine Nadel in ihren Unterarm.

„Schlafen Sie.“

Tofu überging ihre Frage und strich ihr stattdessen sanftmütig eine Strähne von der Nasenspitze.

Die Spritze wirkte beinahe sofort und die Gestalt des Doktors verschwamm zu einem Aquarell aus Farben. Der Braunton seines Gi verschluckte alles andere, bis dieser schließlich selbst immer dunkler wurde.

Das Aufblitzen der Brillengläser war das Letzte, was sie noch bewusst wahrnahm. Danach wurde alles schwarz und ihr Körper erschlaffte. Zu einem Wort reichte es allerdings noch.

„Ryoga“, huschte es über ihre Lippen – dann schlief sie ein.
 

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Erstaunlich.

Jetzt hat die Überarbeitung des 2. Kapitels doch geklappt.^^°

Ehrlich gestanden, hatte ich hier und da meine Zweifel bei der Korrektur. Doch jetzt glaube ich, dass das Kapitel dank der Änderungen besser und übersichtlicher geworden ist.

Sollte noch jemand hierüber stolpern, so wünsche ich ihm oder ihr viel Spaß und Lesegenuss.^^
 

Die neuen Kapitel werde ich dann nach der Korrektur von Kapitel 4 ins Netz stellen. Es kann also noch ein klein wenig dauern.
 

Ich wünsche einen schönen Mittwochmorgen,
 

euer Deepdream.

Believe

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[DARKNESS]
 

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Eine Deepi-Produktion.

Korrigiert mithilfe Kiavalous.

Ohne jedwede Rechte in den Charakteren.
 

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Kapitel 3 - Believe
 

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Reap your life, veiled in shadow…

Recognize, faces of the crucified...

I can hear their screams tonight, ever haunting me...
 

By Disturbed
 

...
 

Noch immer spülte der Regen schwer über die Dächer hinweg; über die Regenrinnen flossen die Wasserströme bereits hinüber und klatschten auf die Gehwege und Straßen darunter. Allmählich kleidete sich der Himmel in sein Tagesgewand, ein schieferfarbenes Grau. So wie sich durch die dicken Wolkenballungen am Horizont die Morgendämmerung erahnen ließ, so glitt Bodennebel schwerfällig durch die verkommenen Gassen, in denen umgestürzte Mülltonnen und anderweitiger Unrat den Boden schmückten. Gleichermaßen zog dieser Nebel über den schwarzen Asphalt, der noch verwaist daliegenden Nebenstraßen, sowie über die Hauptstraßen zu deren Seiten die summenden Laternenpfähle Wache standen.

Trotz des regen Niederschlags herrschte eine gespenstische Stille.

Bis auf die wenigen, aufgescheuchten Katzen ließ sich zu dieser frühen Morgenstunde noch niemand außerhalb der Gebäudefassaden blicken. Der nasse Straßenbelag spiegelte die gigantische dunkle Wolkenwand über ihm.

Einsame Schritte hallten von den hohen Abgrenzungsmauern der besser Situierten wider. Schwere Natursteinmauern wechselten sich mit welchen aus Beton und Ziegelsteinen ab. Obenauf saßen zugespitzte Verjüngungen aus Edelstahl. Sie sollten den Anschein erwecken der Zierde halber dort montiert worden zu sein. Dabei dienten sie jedoch nur dem Schutz. Mauern gegen den tötenden Nebel, die monströsen Schatten und die unheimlichen Geräusche.

Amüsiert schüttelte er den Kopf und wandte seinen Blick davon ab. Es war lächerlich. Erwarteten diese reichen Spinner wirklich, dass sich eine dieser Kreaturen davon abhalten ließe? Glaubten sie es tatsächlich oder wussten sie selbst gut genug, dass sie sich nur belogen? Eigentlich könnte es ihm ja egal sein, was die groß verdienenden Casino- und Nachtclubbesitzer den naiven und lebensmüden Nachtschwärmern aus den Taschen zogen und dem eigentlichen Personal vorenthielten. Das Leben schrieb seine eigenen Regeln. Die Reichen nahmen von den Armen, der Mond nährte sich am Licht der Sonne und die Vampire füllten sich die Mägen mit dem warmen Blut der Sterblichen. Mochte alles ein wenig melodramatisch klingen, was im Grunde eher Tatewakis Sparte war, aber jeder hatte einmal einen verträumten Tag.

Ein schiefes Grinsen schlich auf blassrote Lippen. Schwarzes, üppiges Haar hing schwer wie nass über seinen Augen, fast so wie ein verschlissener Baldachin. Ein spitzer Eckzahn funkelte kurz im Schein einer Straßenlaterne auf. Derweil hing der Mantel aus schwerem Leder knapp über dem rauen Grund. Die Ärmel waren fasrig, doch akkurat abgetrennt worden. Das Kleidungsstück glänzte und war mit Feuchtigkeit vollgesogen.

Schwarze Schnürstiefel traten in Lachen, auf deren Oberfläche sich die auftreffenden Regentropfen abzeichneten und nachtschwarze Stoffhosen klebten an kräftigen Oberschenkeln, während sie in Knöchelhöhe mit Lederriemen befestigt waren. Ein vermeintlich ärmelloses Hemd ohne jedwede Aufdrucke wurde von den offenen Teilen des Mantels umflattert. Weiße lange Narben zogen sich wie Schlangen über seinen rechten Bizeps bis hin zum Unterarm. Regentropfen zitterten auf der Haut wie Tau auf im Wind schwingenden Grashalmen.

Unbekümmert schritt er durch die Regenwände hindurch, ließ seine Arme entspannt parallel zum Torso baumeln und grinste auf seine eigene Art den weißlichen Bodennebel an. Wie viele Menschen hatten wohl schon einen der ihren durch eine dieser Bestien sterben sehen? Verbitterung flammte in seinen Augen auf, doch ehe sie sich zu Zorn wandeln konnte, wurde sie zurückgedrängt. Er hatte viele qualvoll dem Tode erliegen sehen. Grausam verrenkte Glieder, die die Wesen ohne Rücksicht gebrochen oder verdreht hatten, um an das kostbare Lebenselixier zu gelangen. Und noch weitaus schlimmer waren die Fälle, in denen die Opfer noch am Leben waren. Entsetzlich verstümmelt, gebissen und somit dem Tode durch die Hand des Ordens der Morgenröte geweiht. Er war einer ihrer Jäger, ein Akolyth.

Der Klang seiner Schuhe verhallte. Verschwand ohne Echo im Teppich des Nebels und dem Stakkato des Regens. Sein wachsamer Blick lag auf dem übermannshohen Zweiflügeltor vor ihm. Vogelzwitschern wurde durch den Regen verzerrt zu seinen Ohren getragen, kleine und klare Rinnsale gossen wie Miniaturwasserfälle von dem mit dunkelviolettfarbenen Dachziegeln gedeckten Vordach.

„Alles wirkt so friedlich…“, sprach er mit einem dunklen Lächeln „…was für eine hübsche Scharrade.“

Mit einem unbeschwerten Schubs schwang die eine Torseite knarrend auf und gab einen gepflegten Vorgarten frei. Ein kleiner Teich, an dessen Oberfläche sich zwei Zierkarpfen tummelten und dessen hinteres Drittel mit gelben Seerosen gedeckt war, wurde durch einen Gehweg aus hellbläulichen und weißen Natursteinen von einem gewaltigen Kirschbaum separiert. Die knorrigen Äste hingen schwermütig im Regenschleier, während hunderte von Knospen auf den dünneren Zweigen wippten. Wehmütig betrachtete er dieses Abbild der Traurigkeit.

Die Pforte zu seinem Domizil öffnete sich. Es war eine kunstvoll gefertigte Mahagonitür, an der sich Rosenreliefs links wie rechts empor schlangen.

Ein junger Mann mit einem langen Pferdeschwanz stand im Rahmen, die Hände in den weiten Ärmeln einer dunkelbraunen Kutte verborgen. Ein zu langer Ledergürtel hielt sie um die Taille herum enger fixiert und Stiefel, die denen Ryogas sehr ähnlich sahen, kleideten seine Füße.

„Warst ziemlich lange weg“, warf er ihm von der Tür aus entgegen und grinste ihn neckisch an. „Noch jemanden getroffen?“

Unvermittelt lachte der eben Eingekehrte und erwiderte zynisch: „Genau durch den Hals.“

Der Jungendliche mit dem langen Haar fiel in das Gelächter ein und trat unter dem Türbogen hervor. „Bist ja ein richtiger Witzbold. Vielleicht solltest du deine Gegner dazu bringen sich tot zu lachen?“

„Würde viel Arbeit sparen, Mu-Tsu“, grinste derjenige mit dem individualisierten Ledermantel.

„Komm’ erst mal rein. Du holst dir noch den Tod, Ryoga. Unser Shakespeare wartet auch drin, zusammen mit der alten Mumie“, gab Mu-Tsu zwinkernd von sich und trat durch die Tür. Ryoga folgte ihm umgehend, ohne sich nochmals nach dem Sakurabaum mit den hängenden Ästen umzusehen.

Beide flanierten durch einen lang gezogenen Korridor. In die holzgetäfelten Wände waren Lampen eingelassen, die alle paar Meter einen gelbweißen Schein auf den schwarzroten Teppichboden warfen. Weder Bilder noch Gobeline schmückten die Seiten; der Klang der Schritte hallte gespenstisch im Flur. Zwischenzeitlich zeichnete sich die Kontur einer Tür ab, Fenster waren mit dicken Gardinen aus rotem Samt behangen und verdeckt. Die Gestalten der jungen Männer gingen zielsicher auf eine dunkelbraune Tür am Ende des Korridors zu. Zur Linken wie Rechten hingen schlichte Wandleuchter mit je einer weißen Kerze. Die sanften Feuerzünglein brannten ruhig und ungestört. Kleinere Wachsperlen zogen über die glatte Oberfläche und machten ersichtlich, dass die Dochte noch nicht lange loderten.

Mu-Tsu ließ seine rechte Hand aus dem Ärmel gleiten und drückte den bronzenen Türgriff herab. Das stark gemaserte Holz schwang auf und enthüllte ein beeindruckendes Sammelsurium von diversen Schriften, Pamphleten und Folianten. Zweistöckig umarmten die Regale das gewaltige Zimmer wie die Mauern einer Arena. Bücher in allen Größen, Einbänden und Breiten drängten sich dicht aneinander und verschlugen durch ihre reine Masse dem Betrachter die Sprache. Die zwei Akolythen traten unbekümmert ein und auf den imposanten Kamin zu. Trotz seiner leidenschaftlichen, gefährlichen Gestalt war auch ihm nur das mindeste an Platz zugesprochen und so fanden sich zu allen seinen Seiten antiquierte und unmittelbar daneben moderne Schriftwerke. Das blanke Parkett, das den Raum wie ein zweiter, kreisförmiger Rahmen umgab, mündete in einen indigofarbenen Teppich. Ein von Schatten beleckter Schaukelstuhl ruhte auf der weichen Unterlage und einen groben Meter entfernt, hatte jemand davor im Schneidersitz Platz genommen.

„Ihr tumben Narren. Haben sich eure dumpfen Hirne endlich dazu ereifert von der Quelle des Wissens zu kosten oder habt ihr euch auf dem Weg zur Küche schlichtweg verlaufen? Hibiki würde ich dieses Kunststück ja noch zumuten, doch ist das deiner wahrlich würdig, Mu-Tsu?“, Sarkasmus ließ jedes einzelne Wort seine eigene Betonung innehaben. Die Silhouette in der meditativen Pose hatte die beiden Neuankömmlinge angesprochen, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, den Kopf zu wenden.

Die Dramatik der Worte wurde durch den unvermittelten Einschlag eines Stocks auf einen Schädel ins Lächerliche verzogen. Flackernd warf das Feuer seinen Schein auf die runzligen Züge einer alten Frau, wie man nur mehr aus den langen Haaren schließen konnte. Die Falten auf ihrem Gesicht bildeten Täler in denen sich die Schatten sammelten und ihre Augen wirkten übernatürlich groß. Ein Gewand aus langen Stoffstreifen ließ sich im hektischen Zucken der Flammen erkennen, ebenso, dass sie mit dem Eintreffen der jungen Männer alles andere als erfreut zu sein schien.

„Wo seid ihr beiden Dickköpfe nun wieder gewesen“, seufzte sie und besah sich die im Schein des Feuers erhellten Gesichter. Wo die Augen des einen von einem leidenschaftlichen Braun wie dem der weiten Wildnis waren, so zeigten sich die des anderen weiß wie die Schneeflocken.

„Nun werte Mumie…“, ein erstaunlich rasch ausgeführter Hieb aufs Haupt rief ihn zum Anstand, „…Äbtissin, Ryoga und ich waren auf Patrouille gewesen und deswegen nicht anwesend.“

Akolyth Hibiki sah seinen Kollegen mit unverhohlener Überraschung an. Dieser trieb ihm dafür motivierend seinen linken Ellbogen in die Magengrube. Ryoga kapierte.

„Genau so war es.“ Und genau so war es immer wieder erstaunlich zu beobachten, dass einer der erfolgreichsten Jäger in der Geschichte des Ordens unfähig war, auch nur die kleinste Lüge zu formulieren. Er versagte selbst dann, wenn es sich dabei nur um einen einzigen Satz handelte.

Cologne deutete ein enerviertes Kopfschütteln an, was ihre graue Mähne in Bewegung geraten ließ, während sie eine ihrer zerbrechlich wirkenden Hände vor die Augen schob.

„Ihr hättet bereits vor drei Stunden hier sein müssen“, stellte sie mit einem Schnauben fest. „Idioten. Denkt ihr, dass ihr mich so leicht täuschen könnt?“ Reflexartig nickte Ryoga, wurde jedoch abermals vom Ellbogen der Mahnung zurechtgewiesen.

Die Matriarchin versuchte dies bestmöglich zu ignorieren und führte weiter aus. „Ryoga traue ich dieses Verhalten vollauf zu, doch dir Mu-Tsu liegt mehr an Lebenden als an Untoten.“

Ertappt wandte sich das Gesicht des Chinesen dem handgewebten Teppich zu.

„Was soll ich nur mit dir machen? Du bist talentiert, keine Frage, wurdest ja sogar von Dei selbst ausgewählt. Doch wenn du dich eher deinem Vergnügen, ergo meiner Großnichte zuwendest als deiner eigentlichen Aufgabe, so entspricht dein Nutzen in etwa dem einer Waffe ohne Führer. Sie mag prachtvoll aussehen, doch lässt sich durch ihren bloßen Besitz niemand schützen.“

Bekümmert stierten die perlmuttfarbenen Augen hinab und machten dadurch jegliche Erwiderung unnötig.

„Doch genug von dem. Ryoga, was hat dich aufgehalten?“, wandte die Äbtissin sich dem anderen Akolythen zu. Ihr Gesicht, obwohl alt und verschrumpelt, nahm im Tanz des Feuers einen sorgsamen, doch simultan dazu gebieterischen Ausdruck an.

Der soeben Angesprochene legte seine Rechte aufmunternd auf die Schulter seines Kollegen, drückte kurz bekräftigend zu und erstattete sodann, an die Herrin des Ordens gewandt, im ruhigen Tonfall Bericht.

„Ich bin einem der unteren Klasse begegnet. Er hatte ein junges Mädchen durch die Straßen gehetzt und wollte sie anscheinend zu seinem eigenen kleinen Energy-Drink umfunktionieren. Ich bezweifle ernsthaft, dass die Erfrischung jetzt noch seinen Magen erreichen könnte“, gab er, nicht unzufrieden, von sich und gönnte sich ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. Im Flackern des rötlichgelben Feuers wirkte es beinahe wölfisch.

„Ich habe euch drei hierher beordert, weil Xian-Pu einen potentiellen Aufenthaltsort der Seuche gefunden zu haben glaubt. Ein Lagerhaus am Hafen. Rostige Wellblechwände, zugenagelte Fenster und immerwährende Dunkelheit dürften unseren Freunden ein perfektes Ambiente bieten. Ich schlage vor, dass ihr ihnen einen Freundschaftsbesuch abstattet“, verkündete sie ihren Akolythen verschlagen lächelnd.

„Am Hafen?“ fragte Ryoga misstrauisch, während Mu-Tsu die Stirn runzelte und seine Gedanken kundtat. „Klingt nicht gerade wie ein Spaziergang. Düster, viele Schatten und leer stehende Bauten.“

Tatewaki verzichtete auf einen Kommentar und fragte stattdessen in einem kühlen Ton. „Wann schlägt die gedachte Stunde?“ Die Silhouette seines Kopfes war der Äbtissin zugewandt.

„Heute Nacht gegen zweiundzwanzig Uhr brecht ihr von hier auf, Tofu wird euch absetzen und außerhalb des Hafengeländes warten. Aber beeilt euch, wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Haben wir uns klar verstanden?“

Es herrschte kollektives Schweigen und nur das Knistern im Kamin durchbrach die Stille.

„Tatewaki?“

„Mein Versprechen sei euch zugesichert“, antwortete dieser für seine Verhältnisse lakonisch.

„Ryoga?“

„Natürlich“, gab dieser etwas überstürzt seine Affirmation.

„Mu-Tsu?“

Ein dumpfes Nicken signalisierte auch seine Zustimmung.

„Dann seid ihr hiermit entlassen. Ruht euch aus, betet oder trainiert. Aber seid für heute Nacht unbedingt im Vollbesitz eurer Kräfte. Wir wissen nicht mit wie vielen dieser Monster wir zu rechnen haben.“

Langsam erhoben sich die jungen Männer und wandten sich mit raschelnden Kleidern um.

„Kommt mir wohlbehalten wieder zurück“, ergänzte die Matriarchin leise flüsternd.

Die drei verließen ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Tatewaki schloss als Letzter behutsam die Tür, das Einrasten hallte beinahe blasphemisch laut über den Flur, dann fiel er in den Schritt der anderen beiden Akolythen ein.

„Was macht ihr?“, skandierte Mu-Tsu im Plauderton.

„Darüber bin mir im Augenblick noch nicht zur Gänze im Klaren, doch sollte sich deine Wenigkeit anschicken mit dem Eifer eines Gläubigen des Dei seine Kunst zu perfektionieren“, warf Tatewaki ihm sardonisch grinsend hinterher. Der gelblichweiße Schein der Lampen illuminierte ein narbenreiches Gesicht, das ansonsten äußerst adrett gewirkt hätte. Über die linke Wange zog sich ein senkrechter Strich, über die Stirn ein diagonaler und entlang der Lippe ein dritter, dafür kleinerer. Mittellanges, strähniges Haar schwarzer Farbe fiel bis zum Nacken, war vor dem Gesicht jedoch über die Ohren gestrichen worden. Er trug einen dunkelblauen Gehrock, der ihm bis zu den dicken Stiefelkappen reichte und eine schwarze Baumwollweste mit Kapuze, wobei die weiche Kopfbedeckung jedoch augenblicklich nur nutzlos an seinem Rücken herabbaumelte.

„Danke für deinen Kommentar Tachi, ich werde ihn sicherlich beherzigen“, troff der Sarkasmus aus dem Mund Mu-Tsus. „Was wirst du tun, Ryoga?“ Seine blicklosen Augen wandten sich dem anderen Jäger zu. Bei der Kopfbewegung wandelte ein kleines Schattenmeer über sein ebenmäßiges Gesicht.

Der Angesprochene starrte zu Boden und erwiderte kurz angebunden: „Beten.“

Deprimiert ließ der Chinese die Schultern sinken und seufzte theatralisch auf. „Mit euch beiden ist auch nichts los. Dann leiste ich eben unserem Shakespeare Gesellschaft.“

„Zuviel der Ehre“, erwiderte dieser und schritt unbeirrt hintendran. Der hohle Klang der Sohlen auf dem Teppichboden blieb für einige Sekunden das einzige Geräusch. Dann kam Mu-Tsu zum Stehen und blickte über seine Schulter. Tatewaki schloss kurz darauf zu ihm auf und beide traten durch die schmucklose Tür zu ihrer Rechten. Mit einem Knarren fiel sie nach ihnen zu.

Ryoga dagegen ging gedankenverloren weiter. Er hatte heute Nacht ein Menschenleben gerettet, aber wie viele waren derweil um ihr Leben bestohlen worden? Er wollte die Antwort darauf nicht wissen. Einen Moment später blieb er neben einer Tür aus glänzendem Mahagoni stehen. Nach einer neunzig Grad Drehung, ergriff er den metallisch glänzenden Knauf und stieß die Tür unsanft auf. Zwei hellblaue Gardinen, die mit je einem gleichfarbigen Seidenstreifen im unteren Drittel zu Ballen gebunden waren, gaben den Blick auf eine Farbenpracht verschiedenster Blüten wieder. Wie Tupfer mit einem Pinsel waren sie in ein dichtes Jadegrün gesetzt worden. Dazwischen verliefen säuberlich ausgetretene Pfade aus nasser, rötlicher Erde. Der verregnete Hintergrund ließ die Blumenrabatten umso kräftiger erscheinen. Sporadisch spähten glatte Steine adäquater Größe aus dem Farbenmeer wie graublaue Inseln.

Traurig lächelte der junge Akolyth das Panorama an, das sich ihm großzügig auftat. Nur schwach war es in seiner Schönheit durch den dichten Regenfall gemindert.

Er sah sich in dem nur allzu bekannten Zimmer um. Ein ausgebreiteter Futon schloss an der rechten Zimmerwand an, vis-à-vis dazu stand ein edel aussehender Schrein. Unmittelbar darüber sah Jesus gütig von seinem Platz am Kreuz herab. Die zarte Insignie INRI prangte auf einem Bronzeplättchen über der Dornenkrone. Mit zeremonieller Langsamkeit kniete sich Ryoga vor den hölzernen Rahmen, der auf einer kleinen eingearbeiteten Erhöhung ein altes Photo, sowie rechts und links daneben eine rote Kerze beherbergte. Dieser Schrein enthielt, trotz seines spartanischen Aussehens das Wertvollste was Ryoga Hibiki noch besaß. Erinnerungen.

Seine Hand wanderte zum Podest, hielt kurz inne, sodass sich ein merkliches Zittern dieser beobachten ließ und griff dann mit den Fingern in eine Kerbe. Behutsam zog er daran und offenbarte eine in der Erhöhung versteckte Schublade, die sich mit einem melodiösen Quietschen öffnete. Darin lagen ein silbernes Kruzifix, ein fein gearbeiteter Rosenkranz und mehrere unbedruckte Schachteln Streichhölzer. Er entnahm eine der letzteren, zog die Hülle zurück und fasste ein Zündholz zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit einem Ratschen entflammte das dunkelblaue Köpfchen. (Aloha Pingeltante! Mal wieder eine Kleinigkeit – du verwendest aufeinanderfolgend zwei mal „Mit“ als Anfang)

Sein Gesicht nahm einen bedrückten Ausdruck an, als er das Streichholz bedächtig erst zum Docht der linken, dann zu dem der rechten Kerze führte. Die kleinen Flammen tanzten gelb über dem Rot des Wachses. Daraufhin nahm er den Rosenkranz aus dem Schub, berührte eine der kleinen, glatten Perlen und sah aus dem Fenster in den Regen. Seine Augen begannen zu glänzen, woraufhin er sie fest schloss und mit seinem Gebet begann.
 

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme, dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute und

vergib uns unsere Schuld

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

So gib mir Kraft zu richten,

was unrechtmäßig auf Erden wandelt.

So gib mir Glauben zu waschen,

meine Hände rein vom Blute der Toten.

So gib mir Willen zu schützen,

mit all meiner Macht deine Lämmer.

Amen.
 

Eine Träne kullerte verstohlen aus seinem linken Augenwinkel und verlief sich über der Wange zu einer matt glänzenden Spur. In diesem Moment wirkte er zerbrechlich und schwach. So wie seine Feinde ihn nie sehen durften. Denn dies wäre sein Ende. So wie es das seiner Mutter gewesen war. Eine starke Frau, die doch zu zerbrechlich und schwach war, um sich dem Schrecken zu erwehren...
 

Der mondbeschienene Flur lag friedlich vor ihm. Aber wovon war er dann geweckt worden? Verunsichert setzten sich die kleinen, nackten Füße voreinander. In der rechten Hand hielt er seinen braunen Kuschelbären. Seine Mama hatte ihm einmal erzählt, dass dieses Geschenk zu Ryogas drittem Geburtstag per Post von einem unbekannten Absender zugestellt worden war. Sie hatte nichts gesagt, doch vermutete er, dass es von seinem Vater stammte. Seine Mutter, die eine große, schlanke Frau mit geheimnisvollen braunen Augen war, vermied es über ihn zu sprechen. Und wenn er seiner Mama egal war, so konnte er auch ihm egal sein. Sein Weg führte ihn an einer großen, schwarz lackierten Kommode vorbei. Misstrauisch beäugte er das Ungetüm von einem Mobiliar und wahrte die größtmögliche Distanz. Sein Tapsen hallte gespenstisch laut auf dem hellen Parkettboden. Durch die viereckigen Fenster drang in langen Strahlen der Mondschein, während die weißen Gardinen aus chinesischer Seide sich aufbauschten. Hatte seine Mama irgendwo ein Fenster angekippt?

Außer der Berührung seiner nackten Fußsohlen mit dem Holz erklang kein Laut. Oder doch? Ryoga verharrte und lauschte in den Korridor. Da war doch etwas? Ja, da war eine Frauenstimme. Doch sie klang so schwach, so erschöpft. Es dauerte erschreckend lange bis er verstand, dass es die Stimme seiner Mutter war.

Ihm kroch eine Gänsehaut mit der hämischen Bedächtigkeit eines Eiswürfels über den Rücken.

„Mama?“, rief er in den Flur. Die Stimme verlor sich und wurde leiser.

Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, als er weiterging. Schritt für Schritt näherte er sich der großen, hohen Tür hinter der das Schlafzimmer seiner Mutter lag. Vor allem als er noch jünger war, war er oft aus schrecklichen Alpträumen aufgewacht. Alpträume, in denen Menschen in Fontänen aus schillerndem Blut explodierten, das überall hin spritze und sich verteilte. Woraufhin große schwarze Wölfe aus dem Nichts hervorsprangen und sich darin voll wilder, ungezähmter Lust suhlten, es mit kaum unterdrückter Gier aufleckten und ihre rot wie Feuer brennenden Augen sich irre in seine bohrten. Dann setzten sie mit großen Sprüngen auf ihn zu, die gewaltigen Zähne – von denen dünne Speichelfäden wie silbernes Garn herabhingen - gefletscht, um sie blutrünstig in sein Fleisch zu stoßen. Doch dann wurde alles von einer gleißenden Helligkeit überflutet, die sich grell auf die Netzhaut brannte und zugleich unglaublich sanfte Wärme verströmte.

Kreischend und mit salzigen Tränen in den Augenwinkeln war er daraufhin immer aufgewacht. Vier Jahre lang hatten diese Nachtmahre ihn in seinem Bett heimgesucht, woraufhin er jede Nacht mit Bettdecke und Kopfkissen in der einen und seinem Teddy in der anderen Hand ins große, breite Bett seiner Mama geflüchtet war. Dort hatte er Ruhe gefunden.

Nun stand er vor der hohen, mit einem Mal so bedrohlich wirkenden Tür. Wie ein schwarzer Tsunami baute sie sich vor ihm auf und als er versuchte seine kleine Kinderhand zu heben, spürte er einen plötzlichen inneren Widerstand. Erschrocken darüber trat er einen Schritt zurück und konnte den Arm wieder unbeeinträchtigt bewegen. Mit einem Stirnrunzeln bedachten seine großen, dunklen Augen seine widerspenstige Gliedmaße. Erneut versuchte er sich der Messingtürklinke zu näheren. Abermals senkte sich ein irrsinniges Gewicht auf seinen Arm. Doch diesmal wollte er nicht aufgeben. Die für sein Alter erstaunlich ausgeprägten Eckzähne gruben sich in die Unterlippe und die Augenlider pressten sich vor Anstrengung zusammen. Ein kehliges Röcheln entkam seinem Hals, als er die Hand peu à peu in die Höhe hob. Dann endlich hatte er es geschafft und ließ die weiche Haut seiner Handinnenfläche auf das Messing fallen.

Der Schock ließ keinen Schrei zu. Eine unbeschreibliche Angst bemächtigte sich seiner. Der ganze, kleine Körper zitterte wie unter Krämpfen und heißer Schweiß trat aus jeder Pore. Seine Nackenhärchen stellen sich nicht auf, sie schossen geradezu in eine senkrechte Position. Die kleine Hand hielt den Türgriff umklammert und fing ungeachtet vom kleinen Ryoga an, das Messing zum leisen Quietschen zu bringen. Die Furcht, die ihm unter der Haut mit der Übermächtigkeit einer Armee Ameisen kroch, schnürte ihm die Kehle zu und brachte seinen Magen zur Kontraktion. Die zuvor bereits großen Augen waren nun bis zum Äußersten geweitet und spiegelten eine Angst wider, wie sie nur die wenigsten Menschen je kennen lernten.

Es quietsche nochmals, nun deutlich lauter. Auf der kleinen Hand begannen die Arterien und Venen sich wie überlange Würmer abzuzeichnen. Einer der kleinen Eckzähne hatte die dünne Haut der Unterlippe durchbissen. Der kleine Ryoga merkte davon ebenso wenig wie er registrierte, dass seine zerbrechlich wirkende Rechte soeben dabei war den Messingtürgriff zu zerquetschen. Dann brach die Klinke geräuschvoll ab und die entsetzliche Trance fand ein sofortiges Ende. Schwer rasselte sein Atem als er furchtstarr das Holz betrachtete, spürte wie winzige Tränen über seine Backen kullerten und der Messinggriff noch immer in seiner Rechten ruhte. Entsetzt ließ Ryoga das Metall fallen, was unmittelbar darauf mit einem atonalen Scheppern belohnt wurde, das den ganzen Korridor durchwanderte. Mit erstarrten Zügen erwartete er eine Reaktion. Irgendeine.

Der Wind ließ die Gardinen wie Gespenster flattern, während ein leises Heulen über den Flur zog. Die Kommode hinter ihm gab ein verhaltenes Knarren von sich. Aus dem Zimmer vor ihm kam ein kaum hörbares Wimmern.

Verzweiflung siegte über die Angst. Nochmals hob sich seine Rechte, die er für einen winzigen Augenblick musterte, dann packte er den verbliebenen Rest des Türgriffs mit Zeige-, Mittelfinger und Daumen. Diesmal schwieg die grausame Panik, die ihn vorhin erfasst hatte. Die Augen zu Schlitzen verengt, drückte er die verstümmelte Klinke herab und stieß die hohe Tür auf. Das große Schlafzimmerfenster, das den daran anschließenden Balkon von der Schlafstätte seiner Mutter trennte, stand weit offen. Der weiße Stoff der Gardinen war mehrfach gerissen und an einigen Stellen deutlich dunkler. Seine großen Kinderaugen sanken wie in Zeitlupe tiefer. Da war das weiche, weite Bett seiner Mama. Darauf die kuschelige Bettdecke und das extralange Kopfkissen, das sie zu der Zeit gekauft hatte, als der Schrecken der Nacht am schlimmsten bei ihm gewütet und er des nachts nicht mehr als eine Stunde in seinem Kinderbett zugebracht hatte. Darin lag klein und hilflos die gekrümmte Gestalt seiner Mutter und über ihr ein mächtiger, schwarzer Schatten. Beim Knarren der Tür blickte dieser mit tierischer Verschlagenheit auf und Augen von der Röte des Feuers durchbohrten ihn. Die Augen der Wölfe aus seinem Traum.
 

...

Rise

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[DARKNESS]
 

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Eine Deepi-Produktion.

Korrigiert mithilfe Kiavalous.

Ohne jedwede Rechte in den Charakteren.
 

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Kapitel 4 – Rise
 

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Wash away the decay of your life...

Feel the light of your eyes...

Find the way through the darkness tonight...
 

By Disturbed
 

...
 

Ein harter, diagonal ausgeführter Hieb wurde mit einem Klirren pariert. Mit einem schleifenden Geräusch zog die Klinge blitzschnell an einer anderen metallenen Oberfläche entlang, ehe sie aus der Hand ihres Führers hätte gerissen werden können. Schützend verharrte sie vor der Gestalt ihres Anwenders. Regentropfen glitten über die Schnittfläche. Der graue Himmel spiegelte sich darauf.

Ein paar Meter entfernt schwankten drei lange, gebogene Klingen merklich im Regen.

„Ein wahrlicher Invalidenfall. Nicht nur der Erblindung, sondern auch der Arthritis verfallen“, spottete die Gestalt mit dem zwei Ellen messenden Samuraischwert. Vom Schaft aus der Spitze entgegen, ließ sich eine unmerkliche Verjüngung in der Breite feststellen, wenn man die Waffe als Betrachter musterte. Die Spitze selbst fehlte jedoch und machte einer schrägen fünfzig Grad Bruchstelle Platz, die an ihrer Stelle das Schwert zierte.

Ihr Besitzer stand ruhig und kontrolliert im Regen.

Der Verspottete selbst zeigte sich unbeirrt, schnaufte nochmals lautstark und zog die silberne Tigerklaue auf Augenhöhe. Auf diese Weise verharrten die drei Klingen, eine jede davon, eine Elle im Maß, parallel zum Haupt des Besitzers. Der andere Arm zitterte in einer Waagerechte, zu den nassen Gräsern unter ihm, vor der Brust. Die Anspannung auf seinem Gesicht stand im krassen Gegensatz zu der überheblichen Ruhe auf dem des Schwertkämpfers.

„Fühlt man sich imstande das Gefecht fortzuführen?“, spottete letzterer abermals.

Die Gestalt mit den Handgelenksklingen stürzte abermals auf die mit dem glänzenden Schwert zu und attackierte geschickt. Während der Schlag von oben mit der Kralle durch die Klinge effektiv geblockt wurde, traf jedoch der Ellbogen des ungenutzten Armes gegen die ungeschützte Brust des Kontrahenten. Jener keuchte vor Schmerz auf, drehte sich jedoch im selben Atemzug mit Schwung zur Seite, ließ den Ellbogen über die Rippenbögen abgleiten und rammte seinerseits seine Schulter ins Gesicht seines Angreifers. Dieser taumelte getroffen zurück, stabilisierte sich allerdings sofort wieder und warf sich erneut in den Kampf.

Die Dreifach-Klingen schossen vor, so dass sich der Schwertkämpfer augenblicklich in Abwehrhaltung begab, da zuckte der Körper des anderen urplötzlich im Bereich der Taille. Das enorme Vorwärtsmoment wurde brutal ausgenutzt. Während der rechte Stiefel sich in den nassen Erdboden hinein grub, wurde das linke Bein unmenschlich in die Horizontale gehoben, das rechte Knie beugte sich beträchtlich, dann stieß sich der dazugehörige Fuß vom Boden ab. Wassertropfen stoben aus dem morastigen Boden auf als sei ein schwerer Stein auf diese Stelle geworfen worden. In der regenschweren Luft beschrieb das ausgestreckte, linke Bein eine perfekte Diagonale, wodurch der Angreifer Salto und Angriff verband und krachte mit der Ferse auf dem linken Schulterblatt des Schwertkämpfers nieder. Dieser konnte einen erstickten Aufschrei nicht verhindern und ging von der Wucht des modifizierten Axttritts in die Knie. Dabei zog er jedoch sein Schwert von der Kraft des Schmerzes angetrieben vor und rammte das Heft des Schwertes in den Unterschenkel des Angreifers. Das linke Bein, das beim vorherigen Manöver noch wuchtig das Schulterblatt des Schwertführers getroffen hatte, knickte im Kniegelenk ein und die Schwerkraft forderte ihren Tribut. Der waghalsige Angriff endete damit, dass der Aggressor schmerzhaft auf dem Rücken aufschlug. Ihm blieb sichtlich der Atem weg und so musste er, unfähig einen Konterversuch zu unternehmen, mit ansehen wie die Schneide mit einem Zischen auf seine Kehle zusauste. Und unmittelbar davor verharrte.

Leicht vibrierte das geschliffene Metall in der Luft.

Der Besiegte blickte mit einem erschöpften Grinsen auf die Schnittfläche.

Und der Schwertkämpfer stand nicht minder außer Atem über ihm, hielt das Heft umklammert und schwankte unmerklich im prasselnden Niederschlag.

Die jungen Männer betrachteten einander. Es verging ein Augenblick. Dann fingen ihre Lippen an, sich simultan zu einem beidseitigen breiten Grinsen zu formen.

„Vortrefflich, ein ganz phantastischer Angriff“, warf Tatewaki dem am Boden liegenden Mu-Tsu mit gespieltem Pathos entgegen.

Besagter grinste ihn breit an und sprach nicht ohne Stolz: „Na, da hat dir der Invalide aber ins Hinterteil getreten.“

Beide brachen in ein heiteres Gelächter aus, befanden sich unter dem grauen Himmel und spürten ihre Herzen im rasanten Tempo gegen den Brustkorb hämmern. Das Trainingsmatch war zu Ende gegangen.

Die im Regenschleier schimmernde Klinge wurde zurück in die schlichte Lederscheide geschoben, ehe sich Tatewaki herabbeugte und Mu-Tsu seine Hand anbot. Dieser ergriff sie und ließ sich aus dem nassen Gras hochziehen. Akolyth Kuno strich sich mit dem Handrücken über die Stirn, wischte kaltes Regenwasser und heißen Schweiß von der narbigen Haut und warf einen selten bei ihm anzutreffenden, erheiterten Blick auf den großen, von runden Steinen eingekreisten Koi-Teich. Im Moment ließ sich keiner der Zierkarpfen an der vom Regen aufgerauten Oberfläche sehen. Über das unruhige Wasser krümmte sich eine kleine Brücke aus schwarzem Holz. Unbekümmert rann der Regen an beiden Neigungen und mitunter auch an den Seiten herab. Konzentrisch bildeten sich Kreise auf der Wasseroberfläche darunter. Das noch fahle Morgengrau versprühte sich schüchtern darauf und wurde schemenhaft reflektiert.

Tatewaki fühlte wie der Sprühregen an ihm hinunterlief und seine vom warmen Schweiß durchdrungene Kleidung abkühlte.

Hinter ihm knarrte es. Der Schwertführer warf einen knappen Blick über die Schulter zur Eingangstür. Ein vom Schiefergrau des Himmels angeschienenes Stück Stoff verschmolz mit der Dunkelheit; Mu-Tsus Robe. Von einem Moment zum nächsten war auch diese eins mit dem Gebäude und dessen Atmosphäre geworden.

Tatewaki sagte dieser Aphorismus nicht sonderlich zu. Oft wog er den Gedanken ab, gänzlich in diesem Clan aufzugehen, der ihm ein Zuhause und eine Aufgabe bot. Doch sah er sich vornehmlich als eine eigenständige Person, die durchaus fähig war, auf sich selbst Acht zu geben.

Seine Lippen verzogen sich im Anflug einer zynischen Regung.

„Einst war ich dies...“, hauchte es über seine Lippen, ehe er den Mund hätte schließen können. Aber wozu abstreiten? Seine Autonomie hatte er am Tag seiner Alpträume abgelegt. Und so wie er die Vergangenheit hinter sich gelassen hatte, so sollte auch sein ehemaliger Charakter gemeinsam mit dieser verwesen.

„Sich dem Hunger der Würmer hingeben wie...“. Seine Stimme brach und er verfiel ins Schweigen. Erinnerungen wallten in ihm auf.

Währenddessen hatten sich seine Augen auf das nasse Gras unter ihm geheftet. Feucht und ohne Willen starrte es zurück. Hier würde er keine Antworten finden. Nicht, dass er das wollte. Alles wonach ihm der Sinn stand, war zu vergessen. Das wegzufegen, was einst war und auf sauberem Grund seine Zukunft bestreiten. Er nickte unbestimmt und wandte sich vom Anblick des gepflegten Teiches ab. Seine Rechte ballte sich geistesabwesend.
 

Mu-Tsus Schritte verhallten im Korridor als er verharrte. Er befand sich vor einer schmucklosen Tür aus Eiche. Kein Holz konnte kälter wirken. Er musste es wissen. Schließlich kannte er die respektive Besitzerin, wenn schon nicht der Tür, dann zumindest des Mobiliars dahinter. Ob sie wohl schlief? Möglich wäre es, schließlich war sie nach Colognes Informationen erst vor kurzem von der Infiltration zurückgekehrt.

„Soll ich klopfen?“, fragte er in die Stille. Schief grinsend schüttelte er den Kopf. „Bin ich blöd?“ Seine Schultern fielen sichtlich. Und mit einer Mischung aus Resignation und Freude blickte er die Tür an.

„Bin ich wohl.“ Seine zusammengeballte Hand fiel auf das ebenmäßige Holz. Ein lauter, geradezu unheiliger Laut erschallte. Und verlor sich. Keine Reaktion erfolgte. Verwirrt lauschte er in die Ruhe. Da war tatsächlich nichts. Kein Poltern, keine unfreundlichen Ausrufe und auch sonst nicht, was auf Leben schließen ließ. Irritiert zog sich seine Stirn kraus und ohne, dass er es registrierte, fiel seine Faust ein zweites Mal gegen das Holz. Abermals krachte der Laut in der Stille.

Ob sie wohl doch nicht anwesend war? Spätestens jetzt hätte er eine ihrer schweren Waffen spüren müssen. Und zwar im Gesicht.

Aber wo war sie? Für einen knappen Moment wog er ein weiteres Anklopfen ab, unterließ es jedoch. Wenn sie ihn vorhin ignoriert hatte, so würde sie es auch jetzt tun. Mit einem schweren Seufzen und hängenden Schultern wandte er sich von der Tür ab. Missmutig dreinblickend, ließ er daraufhin seine Schuhe über den Teppich schaben. Die Schritte wurden leiser. Solange bis sich auch das Echo schlussendlich verlor, im Korridor verhallte.
 

Eine Lanze aus Licht stach in einem abgedunkelten Raum. Staubflocken tanzten darin wie Irrlichter. Unentwegt flogen sie durcheinander. Der gelbe Strahl hob sich stark von der restlichen Dunkelheit ab. Eine Dunkelheit, die nur das Wahrnehmen von blassen Schemen möglich machte. Einige dieser erinnerten von ihrer Form her an Kisten. Andere waren wiederum überhaupt nicht zu bestimmen. Es raschelte und quietschte in dem Wald aus Silhouetten. Darauf folgte ein atonales Scheppern, das kurzzeitig lauter wurde und dann abrupt abbrach. Danach kehrte Stille ein. Eine unangenehme Stille, die schwer auf der Szenerie wog. Dunkelheit und Lautlosigkeit dominierten diesen Ort. Er war surreal und lud Kindheitsalpträume ein. Es machte den Anschein, als wäre er seit Jahren ohne Verwendung gewesen.

Und doch spürte man stechende Blicke auf sich ruhen. Blicke, denen man nicht den Rücken zudrehen würde. Denn wer weiß schon, was für Hände sich einem auf die Schulter legen könnten. Es raschelte. Dann war es wieder still. Still und dunkel.
 

Die Nacht war bemerkenswert kühl und frisch. Das fahle Licht der Straßenlampen spiegelte sich in den Pfützen; auf der Oberfläche trieben Blätter. Das Wasser war schmutzig und ruhig, der Regen war er vor einigen Stunden abgeklungen. Äußerst widerwillig hatte sich das Stakkato aus Regentropfen in seiner Heftigkeit abgemildert. Erst noch wild und ungestüm hatten die Dachziegel unter der Wucht zu zittern gehabt, doch als der Tag zur Neige ging, plätscherte es nur noch sanft. Fast so, als wollte der Niederschlag seine ehemaligen Opfer wie ein manischer Sadist nach vielen brutalen Stockhieben urplötzlich voller Zärtlichkeit streicheln.

Der Horizont war beunruhigend rot gewesen. Alsbald hatten sich die Schleusen des Himmels zur Gänze geschlossen. Es war Ruhe eingekehrt. Eine trügerische Ruhe, die eine knappe Stunde später von einem Motorgeräusch gebrochen wurde.

Der Laut wirkte so deplatziert auf den verwaisten Straßen, das man ihn leicht als Einbildung hätte abtun können. Denn zu dieser Zeit noch unterwegs zu sein, konnte sehr gefährlich werden. Keiner gestand es ein, aber auch niemand stritt es ab. Vor allem seit dem Vorfall mit den Leichen. Den blutleeren Leichen.

Mit einem unheilvollen Platschen rauschten die Autoreifen über die Schlaglöcher und durch die Pfützen. Der linke Scheinwerfer warf einen weiten Lichtkegel, der rechte glomm dagegen geradezu erbärmlich. Wenn der Wagen unter dem kalten Blick der Laternen passierte, reflektierte sich das schummrige Gelb auf der ausgebeulten Motorhaube. Diese gehörte zu einem heruntergekommenen Pick up. Unscheinbar fuhr er durch die engen Straßen. Vorbei an den hohen Steinmauern. Und den Eisenspitzen obenauf. Seine Lackierung war ein dunkles Grün, das bereits an vielen Stellen abgeplatzt war. Vorwiegend oberhalb der Reifen zeigten sich deshalb bereits Rost und Metall. Das, was das verwahrloste Auto jedoch wirklich seltsam erscheinen ließ, war die schwarze Kunststoffplane. Straff war sie über ein erst später angebrachtes Gestell geschnürt und gespannt worden. Einige Schweißnähte blickten noch unter der Plane hervor. Es war ein einfacher, aber effizienter Weg, die Ladefläche zu verhüllen. Der Subaru Brat rumpelte ungehört in die Dunkelheit hinein. Die wenigen Straßenlaternen blickten ihm kühl hinterher. Irgendwo in der Nacht bellte ein Hund.
 

Der Hafen war ein unbedeutender Rest der ehemaligen Industrie Nerimas. Sein Anblick erinnerte an einen vergessenen Sandkasten, in dem sich Unrat und kaputtes Spielzeug sammelten. Genauso ärmlich war der Anblick der wuchtigen Lagerhäuser. Aus angerostetem, grauen Wellblech und einige andere aus verfaultem Holz. Die Dächer eingebrochen oder eingedellt. Die meisten seit langer Zeit unbenutzt und unbegangenen.

Die letzte Straßenlampe endete drei Meter vor der Umzäunung. Harter, teils verbogener Stacheldraht schützte das Gelände vor nächtlichen Besuchern. Nicht, dass er seiner Funktion gerecht wurde. Etwa achtzehn Meter neben dem eisernen Schiebetor war der Stacheldraht gekappt worden. Saubere und präzise Schnitte, wahrscheinlich mit einem Seitenschneider oder etwas ähnlich geeignetem.

Kalt und rau wehte der Wind über die Straße. Eine Zeitung flatterte lustlos durch die kühle Luft. Der Pick up stand mit brummenden Motor vor dem Eingangstor. Ein hässliches Grün vor einem toten Grau. Die Fahrerkabine war stockdunkel. Niemand hielt sich darin auf. Beide Scheinwerfer waren deaktiviert.

Es ratschte in der Nacht. Dann erzitterte die Kunststoffplane unmerklich. Ein durchdringendes Pfeifen erklang und wurde unmittelbar darauf von einem lauten Knirschen begleitet.

„Ausgesprochen hässlich“, proklamierte ein Unbekannter fröhlich.

Ein brachiales Krachen erklang.

„Vollidiot! Spiel doch gleich die chinesische Hymne!“, schnaubte einer zweiter Schatten aufgebracht.

„Jungs, beruhigt euch. Ihr müsst euch zusammennehmen, dass ist kein Spiel“, mahnte eine dritte Stimme. Sie klang sonor und erwachsen. Stille kehrte widerwillig ein.

„Ihr habt maximal zwei Stunden. Beeilt euch. Und kommt heil zurück.“
 

Bis auf den Mondschein existierte keine Lichtquelle diesseits des Zauns. Taschenlampen waren ein unnötiges Risiko. Die größte Überraschung für einen Feind war es, wenn man scheinbar hilflos in sein Terrain eindrang. Denn dies weckte Überheblichkeit. Und oftmals war es diese Empfindung, die einen Feind zu Fall brachte. Eine wichtige Lektion, die man nie früh genug lernen konnte. Es aber meist erst zu spät tat.

Die Stiefelsohlen knirschten über den Untergrund aus Kies. Jeder Tritt machte ihre Ankunft umso deutlicher. Doch keiner würde mit ihnen rechnen. Das war ihr Vorteil. Wenngleich auch nur ein winziger.

Die drei Schemen waren im wenigen Licht kaum auszumachen. Einer rannte voraus. Unmittelbar hintendran liefen die beiden anderen Unerkannten. Der Vordere blieb abrupt stehen und deutete dann mit seiner Linken in die entsprechende Richtung. Der eine Schemen verschwand in der vollkommenen Dunkelheit. Daraufhin wies der andere Arm nach rechts. Auch der zweite verschmolz mit der Nacht.

Die Figur verharrte einige Momente in der Stille. Seltsamerweise konnte man nicht einmal Wasserrauschen hören. Und das obwohl keine dreißig Meter entfernt Wellen gegen Beton brachen. Es war einfach nur still. Beunruhigend und unwirklich.

Scheinbar unwillkürlich marschierte schließlich auch der letzte der drei los. Seine Gestalt blieb vom Mond angeleuchtet. Dann verschwamm sie im Schatten eines Warenlagers. Und mit einem brutalen Knall wurde die Ruhe gebrochen. Mitsamt der Tür des Warenlagers.

Es konnte losgehen.
 

Das schmale Gässchen zwischen zwei besonders unförmigen Bauten war totenstill. Undeutlich stachen Silhouetten aus der intensiven Dunkelheit. Man konnte Holzpaletten und Tonnen ausmachen. Es konnte aber auch etwas gänzlich anderes sein. Im Schatten wusste man nie. Was wie ein rostiges Stück Müll aussah, konnte einen Moment später lachend seine Zähne in einem vergraben. Bevorzugt im Bereich der Halsschlagader. Weniger Widerstand und eine wunderbare Quelle.

„Immer vorausgesetzt man behält beim Tanken seinen Kopf auf den Schultern“, höhnte eine plötzlich durch die Gasse sprintende Gestalt. Bedenkenlos rannte sie auf die deutlich hervorstechenden Hindernisse zu. Und sprang mit einem gewaltigen Satz darüber. Erstaunlicherweise lautlos berührten die Stiefel den Untergrund.

Die Figur Mu-Tsus bahnte sich ihren Weg überall hindurch. Egal ob umgestürzte Objekte den Durchgang versperrten oder anderweitige sichtbedingte Probleme auftraten. Unbeirrt setzte er seine Füße durch die Dunkelheit. Fast, als wäre er nicht auf Licht angewiesen. Als ob er seine Augen nicht bräuchte.

Das tat er nämlich auch nicht. Für ihn war seine Umwelt eine konturlose weiße Fläche. Hin und wieder zeichneten sich dunklere Kontraste und Linien ab. Aber brachten diese etwas?

Mu-Tsu schon, denn dies war seine Vision, seine Wahrnehmung. Die subtilen Striche im Weiß zeichneten Häuserkanten und die Kontur von Gegenständen ab. Die Kontraste gaben ihm einen Anhaltspunkt über Tiefen und Wölbungen. Es war eine komplexe Struktur aus Tälern und Bergen. Mu-Tsu konnte sie lesen. Und somit sehen. Dies war eine seiner Gaben. Und er danke Dei für seinen Beistand. Denn er war sein Hirte, sein Vater, sein Herr und Beschützer. In seinem Namen riskierte er sein Leben und das anderer. Es war eine Pflicht. Und ein Geschenk.

Es war seine Mission.
 

Eine ungewöhnlich breite Allee aus leer stehenden Lagerhallen. Trotz der guten Geräumigkeit blieb alles sehr dunkel. Hier regierte nicht der Mond, sondern sein Schatten. Zumeist bildeten hohe Tore den Eingang zu den leeren Gebäuden. Wie schwerfällige Ungetüme flankierten sie den breiten Weg.

Weitgehend waren die Torschlösser intakt. Was man von den Fenstern nicht behaupten konnte. Oftmals waren selbst die Quer- und Längsverstrebungen aus Holz herausgebrochen worden. Der Grund dafür blieb unklar.

Das leicht aufgeschobene Tor grüßte mit Dunkelheit. Eine vollkommene Pechschwärze.

Tatewaki bezweifelte, dass eine Taschenlampe diese hätte durchdringen können. Dieses Schwarz war fast stofflich. Es schien gar nicht so abwegig, darüber Vermutungen zu äußern, ob man die Dunkelheit ergreifen könnte.

„Soll ich mein Glück probieren?“, murmelte er amüsiert zu sich. Aufmerksam beobachtete er den Spalt.

Mit einem Kopfschütteln wandte er sich ab und schritt weiter.
 

Ohrenbetäubend klang das Geräusch nach. Ein unangenehmes, aber unvermeidliches Geräusch. Denn wenn er sich schon auf eine Hetzjagd begab, so wollte er doch zumindest den Haupteingang benutzten.

Zuallererst konnte Ryoga nur Schwärze erkennen. Es war eine Dunkelheit, die wahrscheinlich sogar dem Sonnenlicht trotzten konnte. Fest und undurchdringlich. Fast wie Materie.

Ein Grinsen kroch auf seine Lippen. Der Griff um seine Waffe wurde fester. Die Knöchel der Hand traten weiß hervor. Er war bereit.

Mit zielgerichteten Schritten ließ er die Düsternis über sich zusammenschlagen. Seine Atmung war ruhig und ausgeglichen. Sein Brustkorb hob und senkte sich rhythmisch. Die Augen waren fixiert. Dann hörte er es und explodierte in eine Bewegung.

Mit einem gewaltigen Satz sprang er vorwärts, vollführte eine Rolle und schwang sich um 180° herum. Ein Schemen hatte den Platz eingenommen, an dem er sich noch vorhin befunden hatte. Zwei Rubine brannten im Schwarz der Düsternis. Und selbst das Mondlicht kontrastierte die Konturen nur sehr schwach. Ryoga grinste und brachte seine schwere Waffe vor sich. Gerade als der Bambusschirm eine Diagonale zum Betonboden bildete, reagierte das Wesen. Mit einem unmenschlichen Schrei schoss es ihm entgegen, die Hände wie Klauen verformt.

Die Augen glühten wie die eines Wolfes. Eines Wolfes aus seinen Träumen.
 

Hier schien nichts zu sein. Mit einem übertriebenen Schulterzucken verließ die Gestalt ein Lagerhaus. Im Inneren war es dunkel. Dunkel aber unbewohnt. Und eine erstaunliche Wärme schlug der Person entgegen, als sie ins Freie trat.

„Also ein Fehlschlag“, resümierte Mu-Tsu und ließ die Schatten hinter sich.

Er gab es nicht gerne zu, aber er war dennoch froh, wenn er auf keinen von ihnen traf. Es war nicht die Angst vor dem Kampf. Sondern die Angst vor den Besiegten. Vor denen, die er geläutert hatte. Jenen, die durch seine Hand starben.

Aber konnte man es so nennen? Sterben? Waren sie denn nicht schon längst tot? War es nicht das gestohlene Blut, das sie laufen, sprechen und wiederum töten ließ?

Das war eine Frage für Philosophen und sofern er wusste, war er keiner. Vielleicht würde ja Tachi einmal eine Abhandlung darüber schreiben. Vorausgesetzt dieser legte sein Katana einmal aus der Hand.

Mu-Tsu wurde aus seiner Träumerei gerissen. Nur ein Reflex hatte ihn vor der unerwarteten Attacke bewahrt. Der metallische Klang zerstörte die erhoffte Stille. Vom Drall des Angriffs zurücktrieben, distanzierte er sich durch einen Rückwärtssalto und landete geschmeidig mit den Stiefeln auf einer rostigen Tonne. Der milde Protest des Metalls blieb unerhört.

Unterhalb seines Arms glänzte es. Und als der Chinese seine Armbeuge ohne jedwedes Zittern anspannte, offenbarte sich der Blick auf drei lange, scharfe Metallklauen. Die auch der Grund dafür waren, dass er noch lebte. Die grässliche Karikatur einer Frau betrachtete ihn. Ihre Haltung war gebeugt und ihre Finger zu Klauen verformt. Sie wirkte mehr wie ein wildes Tier, denn ein ehemaliger Mensch. Ihre Augen liefen über die Konturen seines Körpers. Er konnte das Prickeln spüren.

Gier lag in ihrem Blick. Ein rein animalischer Wunsch danach zu fressen. Die Zähne in eine Ader hineinzustoßen und zu saugen. Sich an den Schreien des sterbenden Opfers zu weiden. Sich daran zu weiden wie ein entarteter Blutegel.

Brennende Wut erfasste ihn bei diesem Anblick. Dumme Gier starrte zurück. Für sie war er nur ein weiteres mögliches Opfer. Beute. Und wie viele Hilflose waren wohl bereits durch sie qualvoll krepiert? Denn den Tod durch ein solches Monster konnte man kein Sterben mehr nennen.

In seinem Magen zog sich alles zusammen. Die Augen waren zu Schlitzen verengt und trotzdem verharrte er noch. Er wusste, dass es ihm nichts als den Tod bringen würde, geradewegs auf das Wesen zuzustürzen. Er benötigte Kontrolle über jede seiner Handlungen. Er begann vor sich hin zu flüstern. „Ruhe bindet den Zorn. Ruhe lenkt den Zorn. Ruhe entfesselt den Zorn. Ruhe bewahrt den Zorn. Ruhe wird zu Zorn.“ Und fügte nach einem Augenblick an: „Zum richtigen Zeitpunkt.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln.

An die Stelle der Wut trat eine kühle Ruhe. Die Art von Ruhe, die jemand empfindet, wenn er verfolgt, wie ein Auto auf ihn zurast. Und die Sicherheit, die dieser jemand spürt, wenn er die Scheinwerfer sieht und weiß, dass sein Gegenüber bremsen wird. Oder ausweichen. Oder gegen ein Hindernis rasen und dabei selbst umkommen.

Es gab kein ankündigendes Fauchen, noch nicht einmal ein Beugen der Knie. Die Kreatur sprang kopflos auf ihn zu. Die Finger weit gespreizt. Ein zerrissener Faltenrock flatterte um deren Beine. Die Augen glühten rot und die Lippen waren zu einem siegessicheren, manischen Grinsen verzogen.

Der Mond beschien eine mit bloßem Auge kaum wahrnehmbare Bewegung Mu-Tsus. Ein kurzes Zucken des Ärmels. Ein unmerkliches Blitzen im Mondschein. Und mit einem Mal hatte sich die Kreatur ihrer Art des Angriffs angepasst.

Bluttropfen glitzerten in den Mondstrahlen. Die Augen waren ungläubig aufgerissen. Der Körper fiel plump und leblos zu Boden. Erst einen Moment später schlug auch der Kopf mit einem widerwärtigen Geräusch auf dem harten Untergrund auf. Daraufhin segelten die langen, schwarzen Haare lautlos hernieder.

Mu-Tsu sah das Feuer des Unlebens verlöschen. Die Konturen, die vorher noch dunkelrot hinterlegt gewesen waren, verblassten allmählich. Das wilde Feuer erstarb. Wie eine Silhouette bei Nacht, der man Stück für Stück die Schärfe nahm. Solange, bis sie schließlich selbst zu einem Teil der Dunkelheit wurde.

Eine Dunkelheit, die er nur allzu gut kannte.

Mu-Tsu trat unbekümmert vor und ging in die Knie. Seine Robe glitt über den unebenen Grund. Seine Hand griff zielsicher in eine matt schimmernde Pfütze aus Blut. Sorgsam hob er das Wurfmesser auf. Es war durch den Widerstand abgelenkt worden und hatte deutlich an Bewegungsenergie verloren. Außerdem war es eine Sonderanfertigung. Reines, hochprozentiges Silber. Scharf und effizient. Und daher kostbar.

Ungeniert streifte er es an der Innenseite seines linken Ärmels ab und hielt es scherzhaft vor seine weißen Augen. Er erlaubte sich ein spöttisches Grinsen.

Er würde das Silber nie glänzen, die Farbe von Blut oder ein Lächeln sehen können. Er war seit dem ersten Tag seines Lebens blind. Doch auf seine eigene Weise.

Wenngleich die Welt um ihn weiß war, so konnte er doch Körper sehen. Doch waren es für ihn keine Leiber, sondern vielmehr Fackeln in der jeweiligen Form des Lebewesens. Und die Farbe der Fackeln befähigte ihn zum Unterscheiden.

Grün war das Lebendige. Also Tiere, Menschen und zu einem gewissen Teil auch Pflanzen. Nur war deren Lebensenergie nicht so stark ausgeprägt wie das bei den anderen beiden Kategorien der Fall war. Ihr Grün wirkte blässer, ihre Konturen vager.

Und Rot war das Untote. Das, was eigentlich für ihn unsichtbar sein sollte. Für Sterbliche unsichtbar sein sollte. Doch er sah es. So sehr er sich auch manchmal das Gegenteil wünschte.

Mu-Tsu entließ einen Schwall warmer Luft. Und stand auf.
 

„Stacheldraht.“ Tatewaki betrachtete den Zaun abschätzig. Während er der - ihm zugewiesenen - Route gefolgt war, hatte er letztendlich mit dem Begrenzungszaun Bekanntschaft gemacht.

Und stand nun davor.

Der Draht war an vielen Stellen gerostet. Was an den Jahren der Vernachlässigung ebenso hing, wie an der Nähe zum Wasser.

Nicht, dass er es für nötig hielt, nachzusehen. Er wusste, dass sich wenige Meter zu seiner Linken eine gewaltige Wasserfläche erstreckte. Denn er konnte das Platschen der Wellen durchaus hören.

Akolyth Kuno wandte sich uninteressiert ab. Bis jetzt war er noch auf keine dieser Kreaturen getroffen. Ob sie wohl Angst vor ihm hatten?

Mit einem schwachen Grinsen schüttelte er den Kopf. Über diese Kindheitsidiotien war er hinaus. Denn für diese Träumereien hatte er einen teuren Preis bezahlen müssen.

Ein paar Meter von ihm entfernt, ragte eines der Lagerhäuser auf. Die Wände bestanden aus Holz. Einem Holz, das schon bessere Tage gesehen hatte.

Gemächlichen Schrittes näherte sich der junge Jäger dem Eingangstor. Dasselbige war durch ein Vorhängeschloss gesichert. Ein Schloss aus robustem Eisen. Zumindest musste es einmal robust gewesen sein. Denn nun hing es nur noch zur Zierde am Riegel.

Es war aufgebrochen worden. Und zwar mit enormer Kraft.

Tatewakis Lippen formten ein Lächeln. Mit einem schleifenden Geräusch zog er sein Schwert aus der Scheide. Die Metallfläche glänzte im Mondschein.

Behutsam überbrückte er den verbleibenden Meter zur Tür. Dann verharrte und lauschte er.

Nichts.

Zumindest machte es den Anschein. Einen Anschein, der trog und schon viele vor ihm das Leben gekostet hatte. Deswegen entfernte er das Schloss auch mit Mittel- und Ringfinger, während Zeigefinger und Daumen das Heft des Schwertes umschlossen hielten.

Dann warf er die defekte Türsicherung achtlos hinter sich, lockerte den eisernen Riegel und schob die Tür mit einem kräftigen Schwung seiner Rechten auf.

Das Holz scharrte laut über den Boden. Man konnte hören, wie sich Unmengen an Splittern auf dem Untergrund abschabten. Man konnte es sehr gut und sehr laut hören.

Ein Fauchen aus der Dunkelheit des hallenähnlichen Baus genügte als Bestätigung.

„Welch’ rudimentäre Behausung. Du bevorzugst es rustikal, oder?“

Kuno hörte das Knirschen von Steinchen auf Staub. Und er vernahm das Rascheln von Kleidung, noch ehe er die glühenden Kohlen in der Dunkelheit sah.

Mit einer raschen Bewegung vollzog er einen Ausfallschritt und zog sein Schwert in einer gewaltigen Diagonalen von unten nach oben. Und verfehlte.

Die Kreatur, die er selbst jetzt, da sie sich dem Eingang bis auf wenige Schritte genähert hatte, nur schemenhaft wahrnehmen konnte, war behände zurückgewichen. Sie starrte ihn nun aus rot glühenden Augen an wie als wollte sie ihn verspotten. Vielleicht wollte sie das ja auch. Oder sie war einfach nur dämlich und ihr kurioser Blick Zufall.

Gerade noch rechtzeitig duckte sich Tatewaki, um eine Klaue über sich hinwegsausen zu lassen. Knapp verfehlte sie sein Schwert, das noch immer ziellos in die Luft ragte. Dann hieb er mit seinem Schwert herab. Ein widerwärtiges Geräusch erklang. Fast so als hätte jemand in eine überreife Orange gebissen. Ohne die Schale zu entfernen.

Ein unmenschlicher Schrei und brutaler Tritt ließ Kuno zurücktaumeln. Während er seine Balance richtete, fixierte er seinen Kontrahenten. Und spürte einen Schauder über seinen Rücken laufen.

Vor ihm stand mit einem entsetzen Gesichtsausdruck ein Mädchen. Sie war noch jung und ihre Haut unnatürlich blass. Bis auf die Stelle, wo sich vorhin noch ihr linker Arm befunden hatte. Ein bleicher Stumpf, aus dem tiefrotes Blut quoll. Ihren mageren Körper bedeckte eine zerfetzte Schuluniform und ihr schwarzer Rock hing an der einen Hüfte so tief, dass man ihre Scham erahnen konnte. Kuno sah für seinen Geschmack zu viel. Und spürte seit langer Zeit wieder Übelkeit und Ekel.

Der Mond ließ seinen Schein unbarmherzig niederfallen.

„Sie ist so jung wie Kodac...“, wanderte es über seine Lippen; ehe er unterbrochen wurde.

Es zischte einmal und dann ein zweites Mal. Beide Male zuckte Tatewaki zusammen.

Vor ihm stieß das Mädchen ein wütendes Gurgeln aus. Aus ihrem Bauch stürzte das Blut geradezu. Ihre weiße Bluse verfärbte sich unterhalb des Schnitts stark rot. Dann schrie sie abermals, setzte einen weiteren zittrigen Schritt auf ihn zu und starrte ihn wahnsinnig an. Das Glühen in ihren Augen verschwand. Ihr Oberkörper fiel vor ihm mit einem dumpfen Laut zu Boden. Der Griff um sein Schwertheft verkrampfte sich. Eine quälende Sekunde später kippte der Unterkörper rückwärts.

„Tot...“, hauchte der junge Akolyth und sah verständnislos auf die Gestalt vor ihm.

Langes, schwarzes Haar, ungewaschen und ungekämmt. Eine Schuluniform, die in Fetzen ihren Leib bedeckte. Nun wirkte die Gestalt wieder so hilflos wie sie es vielleicht einmal gewesen war. Denn nun war sie tot.
 

Behände wich Ryoga einem auf seinen Kehlkopf abgezielten Klauenschlag aus, ergriff das Handgelenk und zog es mit einem brachialen Ruck zu sich. Es knackste spröde und die Kreatur kam ihm unfreiwillig näher.

Ihr wütendes Fauchen war nur kurzweilig, denn Ryogas Ellbogen rammte sich ihr brutal gegen die Schläfe. Ohne zu stoppen, ließ er das gebrochene Handgelenk los und rammte seinen Schirm in den Brustkorb des Wesens. Abermals knackte es und der Körper wurde fortgeschleudert. Mit einem Poltern kollidierte das Wesen mit einer Holzkiste, die sich für einen kurzen Moment nach innen hin wölbte und dann in Splittern zerbrach.

Die Gestalt schrie erbost und rappelte sich auf. Die zwei glühenden Augen fixierten Ryoga abermals. Doch nun lag in ihnen ein Schimmer des Verstehens. Es hatte verstanden, dass es sich bei seinem Kontrahenten nicht um ein Opfer handelte, sondern um einen Jäger.

Zwar fiel nur wenig Mondlicht in das Lagerhaus, doch konnte Ryoga das irre Grinsen auf den Lippen der Kreatur sehen.

„Komm her du Bastard“, Ryoga brachte seinen Schirm abermals vor sich und wartete ab.

Die Kreatur andererseits entließ ein wahnsinniges Gelächter und bewegte das gebrochene Handgelenk. Für einen kurzen Moment knackte es laut. Dann bewegte sich das Gelenk wieder einwandfrei. Das Biest funkelte ihn an, fast so, als erwartete es sich Applaus.

Ryoga tat ihm nicht den Gefallen und blieb regungslos stehen.

Währenddessen wanderten seine Augen vorsichtig. Behutsam, um die Gestalt seines Gegners jeden Moment im Auge zu haben.

Die Halle war nur mittelgroß. Anhand der vielen kastenförmigen Berge ließ sich leicht erkennen, dass hier einstmals ein großes Depot gewesen sein musste.

Ryoga entschloss sich, nach dem Ableben seines Gegenübers einen kleinen Blick in die Kisten zu werfen. Man konnte schließlich nie wissen, ob sich darin nicht etwas Brauchbares befand.

Aus dem Augenwinkel registrierte er die Bewegung. Es war kaum mehr als ein Zucken. Doch es war hell genug, um auch dieses zu erkennen.

Mit konzentrierter Miene erfasste Ryoga den Angriff. Die Kreatur war schnell. Schneller als üblich. Und sie besaß eine verstärkte Regenerationsrate. Für gewöhnlich benötigten die meisten von ihnen mindestens eine Nacht, um sich von gebrochenen Knochen zu erholen. Dieses Exemplar jedoch hatte das zerstörte Knochengewebe innerhalb weniger Minuten wieder hergestellt gehabt.

„Interessant.“

Dann schlug die Kreatur zu. Und verfehlte.

Geradezu katzenartig hatte sich Ryoga linksseitig abgerollt, war in der Hocke verblieben und hieb nun mit vollem Schwung nach rechts. Diesmal knackste es nicht nur, es krachte vielmehr.

Der Schirm hatte ohne jedwede Mühe die Kniegelenke gebrochen, indem er genau in die beiden Beugen der Beine eingeschlagen hatte. Überrascht fiel die Kreatur nach hinten, während sich deren zerschmetterte Extremitäten geradezu makaber in die Luft hoben und dann dumpf zu Boden fielen.

Der Schock des Wesens war kurzlebig. Denn wenngleich es noch gerade den Verlust seiner Mobilität erstaunte, traf Ryogas geballte Faust auf dessen Kopf. Das Ergebnis war das Geräusch einer splitternden Kokosnuss, gefolgt vom Aufplatschen eines Steins im Sumpf.

Der junge Diener Deis ignorierte beides und verharrte einen Moment. Seine Hand war mit einem Male kalt. So kalt wie das Innere des Körpers, den er soeben ruhig gestellt hatte.

„Schlaf gut.“

Dann erhob er sich und schüttelte seine Rechte angewidert. Vereinzelt tropfte es.

Ohne dem Leichnam vor sich jegliche Beachtung zu schenken, wandte sich Ryoga den schemenhaft illuminierten Kisten zu. Es war zu dunkel, um wirklich etwas auszumachen, aber er glaubte, Schriftzeichen zu erkennen.

Mit einer geübten Bewegung hieb er auf den Deckel einer der Kisten ein und erntete ein sprödes Brechen des Holzes.

Ungeduldig schwenkte er seine Hand, um den aufgewirbelten Staub zu vertreiben und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann blickte er hinein und erstarrte.

Er hätte nicht sagen können, was er sich erwartet hatte, aber mit Sicherheit nicht, was er vorfand. Er kannte sich diesbezüglich nicht sehr gut aus. Aber man musste kein Experte sein, um eine M16 zu erkennen. Das lange Maschinengewehr glänzte im Licht und hatte im ersten Moment wie eine Attrappe oder ein Kinderspielzeug gewirkt. Doch es war weder das eine, noch das andere. Da war er sich sicher. Und es war auch nicht das einzige Objekt in der Kiste. Es hatte nämlich – so wie es schien – auch gleich seine Geschwister mitgebracht. Es war nämlich nicht nur eine M16, sondern dreizehn Stück.

„Waffenhandel“, stellte Ryoga mit einem schiefen Grinsen fest, nur um im nächsten Moment herumzuwirbeln und seinen Besucher zu begrüßen.

„Wenn wir mal nicht eine so tolle Polizei hätten“, drang eine amüsierte Stimme zu ihm.

Die Anspannung des jungen Akolyths löste sich. Und er nahm den schweren Bambusschirm herunter, den er reflexartig zur Abwehr erhoben hatte.

„Könntest du dich das nächste Mal anmelden, Mu-Tsu?“, grollte Ryoga und wandte sich wieder den Waffen zu, die unscheinbar im Mondlicht schimmerten.

„Was denn? Hat mich unser großer Jäger nicht kommen hören?“, Mu-Tsu grinste als er neben seinen verärgerten Kumpanen trat und einen neugierigen Blick in die demolierte Kiste warf.

„Weißt du, wo Kuno ist?“, fragte Ryoga nachdem der eingetroffene Akolyth die oberste M16 aufmerksam mit blinden Blicken bedacht hatte.

„Nein. Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich schlägt er soeben jemandem den Kopf ein.“ Der Langhaarige grinste und strich leicht über die glatte Oberfläche der Handfeuerwaffe.

„Beruhigend zu wissen“, antworte Ryoga und ging vor der Kiste in die Hocke, einen konzentrierten Blick auf das Holz richtend.

„T..., Taka..., Tela..., Teno?“, fragte er in die Stille hinein. Wer sollte dieser Teno sein?

Gedankenverloren strichen seine Fingerkuppen über den Namen. Einmal, zweimal und plötzlich verharrten sie.

„Warte mal.“ Da war eine weitere Rille im Holz. Möglicherweise von einem weiteren Buchstaben, der dort abgedruckt gewesen war. Auf jeden Fall handelte es sich um die westliche Schreibweise. Römisches Alphabet, wenn er sich nicht irrte.

„Lass mich mal.“ Ryoga rückte zur Seite und überließ Mu-Tsu seinen Platz. Dieser legte seine Handfläche auf die Holzoberfläche. Mit geradezu entnervender Gemächlichkeit ließ er sie über das raue Holz gleiten.

„Und?“, drängelte Ryoga und betrachtete seinen Kumpanen eindringlich.

„D“, antworte dieser schlicht.

„Wie bitte?“

„Der Buchstabe, den du suchst, ist ein D. Ergo heißt es nicht Teno, sondern...“, Mu-Tsus Stimme verlor sich und wie um sich seiner Aussage zu vergewissern, fuhr er nochmals über die Oberfläche.

Sein Freund hingegen blickte geradezu erstarrt in die Stille und vernahm das Schaben von Haut auf Holz. Staub kitzelte in seiner Nase.

„Ach du Sch...“, resümierte Mu-Tsu mit belegter Stimme.

Ryoga unterbrach ihn unbewusst und sprach aus, was keiner von beiden glauben wollte.

„Es hieß nicht Teno.“ Für einen kurzen Moment war es aufs Neue still. „Sondern Tendo.“
 

...



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2008-11-16T16:12:26+00:00 16.11.2008 17:12
tag, sehr spannende fic. bin mal gespannt was die tendos mit den m16 machen wollen, sind ja nicht unbedingt waffen für den hausgebrauch. lass die fic nicht sterben is mal was anderes.

greetz illustrious
Von: abgemeldet
2008-11-16T12:40:36+00:00 16.11.2008 13:40
.... ich kann echt nur noch spannung pur sagen ...!!! dein schreibstil wie du alles beschreibst und erklärst, erzählst ist echt super! Dadurch machst du alles viel spannender! die spannung beim lesen was wohl als nächstes passiert bleibt nie weg echt toll wie du das machst :)
alle in der FF kennen sich ryoga, kuno, mu-tsu, kodachi, cologne, dr.tofu und akane wahrscheinlich auch so wie sie auf den namen tendo reagiert haben .... aber ich frag mich wieso ukyo keinen kennt ... und was mit ranma ist .... kommt er auch noch vor? na ja auf jedenfall bin ich echt total gespannt auf das nächste kapitel!
schreib bitte schnell weiter ;)
Liebe Grüße
likethat
PS: wäre nett wenn du mir eine ENS schicken könntest wenns weiter geht ;)
Von: abgemeldet
2006-10-30T13:32:33+00:00 30.10.2006 14:32
Hey Ming-Ling, bist nicht der einzige Fan dieser FF. Ich war erstmal nur zurückhaltend, um zu sehen, wie es weitergeht.

Also ich ... ich finde es zu blöde, bei dieser FF zu schreiben: Ich mag sie! Das passt hier irgendwie nicht so ganz. Also, wie fang ich an?

Erstmal beeindruckt es mich ungemein, wie detailgetreu, wortgewandt und ausdrucksvoll du schreiben kannst. Du kannst mir glauben: Ich hab beim Lesen nicht weniger gefroren als Ukyo in der Gasee! Wirklich war: Ich hab auch angefangen zu frieren!

Nach dem zweiten Kapi bin ich echt neugierig, wie es weiter geht. Kennt sie Ryoga nicht? Wenn das so ist, bin ich gespannt, wie du das alles im Ranma1/2-Universum einbaust!

*beide Daumen hoch* Weiter so!

LG, Flora
Von:  Ming-Ling
2006-10-29T14:02:45+00:00 29.10.2006 15:02
Hi!! Ich finde deine Ff echt super bis jetzt!! Du kannst echt super spannend erzählen!!!
Ich verstehe nur nicht warum nur so wenige deine Arbeit kommentieren!!1
Naja, ich werde es jedenfalls auch weiterhin machen, wenn du weiter schreibst!!!
Liebe Grüße Ming
Von:  Hard-Fi
2006-10-15T13:15:14+00:00 15.10.2006 15:15
Uii schwierige Kapi! Ich hab echt lange gebraucht um sie durchzulesen! Dennoch finde ich es cool wie du es geschafft hast alles zu beschreiben!
Nur weiter so!
Bye, Bye dat Ani! =3


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