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Das Tatsumi-Gen

*NEU* Rick & Phil-Special!
von

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BONUS-KAPITEL 1: Soichis merkwürdiger Katzenminze-Trip

Autor: DJ Vierauge

Titel: „SOICHIS MERKWÜRDIGER KATZENMINZE-TRIP“ (Bonus-Story zu „Das Tatsumi-Gen“)

Serie: Fanfiction zur Serie „Verliebter Tyrann“ von Hinako Takanaga

Pairing: Soichi x Morinaga (!)

Genre/Warnungen: Shounen-ai/Yaoi, Romantik/Waff/Fluff, Lime, Silly, Humor, OC, OOC (Soichi)

Rating: ab 16 Jahren

Disclaimer: Alle Personen sind das Eigentum von Hinako Takanaga, mit Ausnahme von Wang und der Studentin, die ich dazu erfunden habe. Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte

Anmerkungen: Der Kapiteltitel ist vom Titel einer Simpsons-Folge abgeleitet („Homers merkwürdiger Chili-Trip“). Es ist zwar jetzt im Oktober noch etwas früh für eine Weihnachtsgeschichte, aber „überall“ im Fernsehen (Teleshopping!) usw. ist Weihnachtsstimmung, da habe ich mich anstecken lassen. XD Mit dieser Geschichte soll kein Drogenkonsum verherrlicht werden (betrifft auch die Kapitel davor, da wurde nämlich auch schon ordentlich geraucht und gebechert)!
 

INHALT: Es ist Weihnachten. Und unser lieber Soichi hat sich ausgerechnet an diesem Tag erkältet. Da tut bestimmt ein schöner Kräutertee gut, meint er. Doch nachdem er ihn getrunken hat, benimmt er sich irgendwie seltsam…
 


 

„Ja, so ist es gut. Stoß dich seitlich mit einem Fuß ab. Genau, prima!“

„Halt mich bloß fest! Und du auch, Kanako!“ Soichi hielt sich mit Mühe auf den schmalen Kufen. Morinaga stand rechts von ihm und stützte ihn sicher. Mit dem linken Arm lehnte er sich auf seine kleine Schwester. Die drei befanden sich in der Mitte einer großen Eislaufhalle, die vor einigen Monaten eröffnet hatte. „Das ist total schwer! Wieso könnt ihr das so gut?“

„Kunihiro und ich sind als Kinder oft Schlittschuh gelaufen.“

„Und ich gehe öfter mal mit meinen Freundinnen hierher. Weißt du doch“, sagte Kanako.

„Ein bisschen Übung noch, und du kannst das genau so gut wie wir“, meinte Morinaga aufmunternd. „Willst du es jetzt mal alleine versuchen?“

„Nein! Nicht loslassen!“

„Okay, ich halte dich.“

„Oh, da sind ein paar aus meiner Klasse!“ rief Kanako auf einmal. „Ich bin dann mal bei denen, ja? Kommt ihr ohne mich klar?“

„Ich denke schon. Was meinst du, Soichi?“

„Ja, ja.“

Sie nahm elegant Kurs auf einige Mädchen, die sie fröhlich empfingen.

„Ich will nicht mehr“, maulte Soichi.

„Ach, wir haben doch gerade erst angefangen. Komm, ich helfe dir. Guck zu, wie ich es mache, und dann mach es nach.“

„Das sagst du so einfach!“

„Wenn du es erstmal kannst, ist es ganz leicht. Ich lade dich auch nachher zu einem Kaffee ein.“

„Also gut. Meinetwegen.“

Stockend bewegten sie sich vorwärts, und nach zehn Minuten schaffte es Soichi tatsächlich, einigermaßen gerade auf dem Eis zu stehen.

„Siehst du, das klappt doch super. Wie ich es dir gesagt habe. Lass mal meinen Arm los, und nimm nur meine Hand. Bleib stehen und beweg dich nicht. Ich ziehe dich mit mir.“ Morinaga tat, wie er gesagt hatte, und Soichi musste wohl oder übel mit.

„Waaah!! Nicht so schnell!!“

„Gut so! Und jetzt lauf selber. Keine Angst, ich halte dich.“

„Das… geht nicht! Aah!“

„Ja, richtig! Du kannst es!“

In ruhigem, gleich bleibendem Tempo liefen sie nahe der Bande über die glatte Eisbahn. Zwar tat Soichi sich noch reichlich schwer, aber nachdem sie eine ganze Runde geschafft hatten, wurde er langsam sicherer. Nach der zweiten ließ er sogar einmal kurz Morinagas Hand los, aber nur, um sie gleich darauf wieder zu fassen.

„Hey!“ rief Kanako und kam ihnen entgegen. „Das sieht ja spitze aus!“

„Ich kann nicht mehr. Ich brauche eine Pause“, flehte Soichi und klammerte sich an die Bande. „Mann, ist das anstrengend.“

„Wollen wir dann zusammen laufen?“ fragte sie Morinaga.

„Ja, gerne. Du hast doch nichts dagegen, Soichi?“

„Nein, macht mal. Ich ruhe mich hier etwas aus.“

„Bis gleich!“ rief Kanako lief mit Morinaga los. Soich sah zu, wie die beiden gemeinsam abzogen, als ihn jemand von außerhalb der Eislaufbahn ansprach.

„Ich möchte in einer halben Stunde losfahren, weil ich deinem Vater versprochen habe, ihn vom Flughafen abzuholen.“ Es war Wang, der Freund seines Vaters. In seiner Hand hielt er einen Becher dampfende heiße Schokolade.

„Ist gut. Wir werden bis dahin fertig sein. Kommt er eigentlich direkt von Frankreich hierher oder macht er noch einen Zwischenstopp?“

„Nein, er fliegt nicht von Frankreich aus. Da ist schon Donnerstag fertig gewesen. Er ist dann nach Moskau weiter, um beim Archäologischen Generalkonsulat vorzusprechen. Die Funde aus der Camargue sollen ja zusammen mit denen aus Sibirien in Tokyo ausgestellt werden, und dafür musste er bei der Vertragsunterzeichnung persönlich anwesend sein. Aber er fliegt jetzt von Moskau aus direkt zurück.“

„Davon hat er mir natürlich wieder nichts erzählt. Typisch!“

„Wahrscheinlich hat er nur vergessen. Sag mal, ist dir kalt?“

„Etwas.“

Wang hielt ihm den Pappbecher hin. „Hier. Das heizt gleich durch.“

Soichi nahm die Schokolade entgegen. „Danke.“ Er trank ein bisschen, und da kamen auch schon sein Freund und seine Schwester zurück.

„Das hat Spaß gemacht!“ rief Kanako.

„Komm, Soichi, jetzt wieder wir beide“, sagte Morinaga und nahm Soichis Hand. Dieser gab Wang den halbleeren Becher zurück und ließ sich von Morinaga mitziehen.

„Du machst das echt gut“, lobte Morinaga ihn.

„Wang will in einen halben Stunde los.“

„Okay. Ach, guck mal! Da ist ja Hiroto! HEY!! HIROTO!!“ schrie er quer durch die Eislaufhalle.

Der Angesprochene winkte ihnen zu und näherte sich mit graziösen Schritten. „Huhu, Engelchen! Hallöchen, Tatsumi! Oh, wisst ihr, dass das total süß aussieht, wie ihr hier Hand in Hand über das Eis lauft? Man sieht euch richtig an, dass ihr frisch verliebt seid. Hach!“

‚Wie ist der denn wieder drauf?’ dachte Soichi kopfschüttelnd.

„Ich wünschte, ich hätte auch so einen tollen Mann. Aber ich habe leider kein Glück in der Liebe. Da muss ich morgen wieder ganz einsam Weihnachten feiern… Engelchen, wohnst du jetzt ganz bei Tatsumi?“

„Ja. Im Moment sieht es zugegebenermaßen noch etwas kahl in der Wohnung aus, weil Soichis Vater die meisten Möbel mitgenommen hat.“

„Die gefielen mir sowieso nicht mehr. Wir werden uns neue kaufen. Mein Vater bezahlt alles.“

„Sofa und Sessel fürs Wohnzimmer haben wir vorige Woche gekauft, und wenn wir in den nächsten Tagen dazu kommen, wollen wir neue Tapeten, Gardinen und so weiter aussuchen.“

„Oh, soll ich mitkommen? Ich kann euch beraten. Gratis natürlich.“

„Wieso beraten?“ fragte Soichi.

„Hiroto ist ausgebildeter Feng Shui-Meister“, erklärte Morinaga.

„Ruf mich einfach an, wenn ihr losfahrt, und ich bin gleich bei euch.“

„Vielen Dank, wir werden darauf zurückkommen. Was sagst du, Soichi?“

„Ja, klar. Gute Idee.“ Seiner Stimme war nicht anzumerken, ob er das auch wirklich so meinte.

Hiroto hatte Wang erblickt. „Wow, wer ist denn der heiße Feger? Genau mein Typ! Scheint alleine hier zu sein… Da muss ich doch gleich mal…“

„Das ist der Freund meines Vaters.“

„Ach, nein, wirklich?“ Hiroto verdrehte theatralisch die Augen. „Es ist eine Schande. Die besten Männer sind entweder vergeben oder verheiratet. Ich werde ihn trotzdem mal anquatschen. Bye-bye, ihr zwei Hübschen!“

„Bye-bye“, verabschiedete sich Morinaga.

„Tschüß“, kam es von Soichi.

Die beiden liefen weiter.

„Feng Shui. Alles abergläubischer Unsinn, wenn du mich fragst.“

„Du, er versteht wirklich was davon. Seine eigene Wohnung ist super eingerichtet. Man fühlt sich da gleich wohl. Ist alles im traditionellen japanischen Stil gehalten.“

Soichi bremste leicht ab. „Wann warst du denn bei ihm in der Wohnung?“

„Ist schon länger her. Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein.“

„Bin ich ja gar nicht.“

„Du hast auch keinen Grund dazu. Er ist nur ein Freund.“

„Hattet… ihr eigentlich mal was miteinander?“

„Nein.“

„Jetzt guck dir das an!“

„Was?“

„Da vorne.“ Soichi zeigte zur Bande. „Der ist tatsächlich bei Wang und schmeißt sich an ihn ran. Unmöglich.“

„Tja…“

„Ich möchte bloß wissen, was der an dem findet. Wang ist doch doppelt so alt wie er.

„Hiroto steht eben auf ältere.“

„Ich denke, er steht auf dich? Und du bist genau so alt wie er.“

„Keine Ahnung. Ist doch auch egal. Das ist nicht unsere Sache. Hm? Was gibt Wang ihm denn da? Ist das eine Visitenkarte?“

„Ja, sieht so aus. Aber wieso…“

„Und Hiroto gibt ihm auch eine. Wie es scheint, nimmt es unser guter Wang mit der Treue nicht allzu ernst.“

„Meinst du?“

Morinaga zuckte mit den Schultern.

„Und mein Vater ahnt nichts davon. Na, dem werde ich was…“

„Woher willst du wissen, dass er nichts davon ahnt? Wenn Wang ihn heimlich betrügen würde, würde er doch nicht vor unseren Augen mit einem anderen flirten. Vielleicht weiß dein Vater ja Bescheid.“

„Du tust so, als wäre das ganz normal. Findest du das etwa in Ordnung?“

„Na ja, wenn es für beide okay ist, warum nicht?“

Soichi blieb stehen. „Würdest du das auch machen? Mit einem irgendeinem dahergelaufenen Typen ist Bett gehen, obwohl du mit mir zusammen bist?“

„Natürlich nicht! Das weißt du doch.“

„Ich würde so was auch nie machen!“

Morinaga lächelte. „Du bist süß.“

„Ach…“ Soichis setzte sich wieder in Bewegung. „Ich hab keine Lust mehr. Lass uns jetzt einen Kaffee trinken.“

„Na gut.“
 

Wenig später saßen sie alle vier im Cafe der Eislaufhalle. Soichi und Morinaga tranken Kaffee, Kanako und Wang hatten sich heiße Schokolade bestellt.

„Du, Wang“, sagte Soichi, als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, „können wir draußen mal kurz alleine sprechen?“

„Klar.“ Wang erhob sich und folgte Soichi vor das Cafe.

„Was war das da eben mit Hiroto?“

„Du kennst ihn?“

„Ja. Er ist ein Freund von Tetsuhiro. Weiß mein Vater, dass du nebenher noch andere Geschichten laufen hast?“

„Hoho, mal langsam! Du glaubst, ich will mit Hiroto was anfangen?“

„Was war das denn sonst? Ihr habt gleich eure Visitenkarten ausgetauscht. Offensichtlicher ging’s ja wohl nicht mehr!“

Auf Wangs Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Du weiß doch, dass ich gebürtiger Chinese bin. Hiroto hat mir erzählt, das er Feng Shui-Meister ist. Das ist mein Bruder auch. Er ist einer von Chinas besten Meistern. Hiroto will mal mit ihm Kontakt aufnehmen. Darum habe ich ihm meine Karte gegeben.“

„Oh…“

„Aber abgesehen davon, ist der Junge wirklich ganz niedlich. Gefällt mir.“

„Also betrügst du meinen Vater doch!“

„Nein, betrügen ist das falsche Wort. Wenn uns danach ist, holen dein Vater und ich uns gerne mal einen Dritten dazu.“

„Aber ich dachte, ihr liebt euch…“

„Natürlich tun wir das. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

„Ich würde Tetsuhiro nie… betrügen. Und ihm will ich das auch nicht geraten haben!!“

„Ha, ha, ha, Junge! Wie es aussieht, kommst du in der Hinsicht mehr nach deinem Großvater.“

„Wieso?“

„Der ist schon sein ganzes Leben lang mit ein und demselben Mann zusammen, und die einzigen Menschen, die er sonst noch notgedrungen angefasst hat, waren deine Großmutter und seine erste Frau. Davon abgesehen waren sie sich immer treu. Soichi, wenn du deinem Freund keinen Grund gibst, sich nach einem anderen umzusehen, warum sollte er dich dann betrügen? Und selbst, wenn es mal passiert. Dann vertragt ihr euch einfach wieder, und alles ist in Ordnung.“

„Das könnte ich nicht!“

„Na, wenn du immer lieb zu ihm bist und ihn ab und zu ein bisschen verwöhnst – du weißt, was ich meine – dann wird er dir schon treu bleiben.“

„Wie-wie, verwöhnen?! Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst!!“

Wang seufzte auf. War der Junge wirklich so schwer von Begriff? „Du hast sehr schöne volle Lippen. Damit kann man auch noch mehr machen, als nur zu küssen. Muss ich noch deutlicher werden?“

Soichis Gesicht wurde knallrot. „Das… meinst du doch wohl nicht im Ernst?! Das ist widerlich!! So was würde ich nie machen!!“

„Ha, ha, ha, ha!“ Wang wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Ja, ja, die Jugend heutzutage… Komm, wir gehen wieder zurück. Ich möchte gleich losfahren. Ich setze dich und Tetsuhiro bei euch zuhause ab und fahre dann mit Kanako weiter zum Flughafen.“
 

Am nächsten Tag in der Uni.

Es war kurz nach drei, und Soichi und Morinaga befanden sich, wie immer um diese Zeit in der Woche, in ihrem Labor.

Morinaga sah besorgt zu seinem Freund hinüber, der ein wenig abwesend wirkte. „Wenn du dich nicht gut fühlst, geh lieber nach hause. Ich mache den Rest hier fertig und komme dann nach.“

„Nein, nein. So schlimm ist es nicht. Ich habe mich gestern wohl nur ein bisschen erkältet.“

„Ja, so wird’s sein. Als Wang und du zurück ins Cafe gekommen seid, hast du schon so fiebrig ausgesehen.“

„Das…“

„Was? Hey… du bist ja schon wieder ganz rot.“

„Das ist nur, weil hier so eine stickige Luft drin ist! Ich lüfte mal.“ Er kippte das Fenster.

„Ist ganz schön kalt geworden.“ Morinaga stellte sich neben Soichi und sah in den Himmel hinauf. „Das gibt bestimmt noch Schnee. Angesagt haben sie es ja. Hattest du mit Wang gestern eigentlich noch über Hiroto gesprochen?“

„Ich glaube, du hast Recht“, sagte Soichi schnell. „Ich sollte wirklich nach hause gehen.“

„Okay.“ Morinaga schloss ihn sanft in die Arme. „Und wenn ich bei dir bin, genießen wir gemeinsam den Abend, ja? Nur wir beide...“

„Ja…“ Soichi neigte den Kopf ein wenig und ließ sich von seinem Freund einen zärtlichen Abschiedskuss geben.
 

Auf einem der langen Flure kam ihm eine junge Studentin entgegen.

„Doktor Tatsumi! Hallo!“

„Hm? Ach, du bist das. Geh weg. Ich habe dir schon mal gesagt, ich will mit eurem komischen Verein nichts zu tun haben!“

Sie lief ihm nach und wedelte mit ein paar Seiten Papier. „Aber das hat gar nichts mit einem Verein zu tun! Hier, lesen Sie sich das doch bitte nur mal kurz durch!“

Soichi riss ihr im Gehen ein Blatt aus der Hand. „Was ist das?“

„Eine Petition für eine Gesetzesänderung. Wir wollen erreichen, dass die gleichgeschlechtliche Ehe in Japan erlaubt wird. Am nächsten Wochenende demonstrieren wir in der Stadt.“

„Ich hab keinen Bock auf so einen Mist. Ich lass mich doch nicht von allen Leuten blöd begaffen. Geh alleine da hin.“

Die Studentin hatte Mühe, mit Soichis Tempo mitzuhalten. „Dann unterschreiben Sie bitte wenigstens die Petition. Bitte!“

Soichi zog einen Stift aus seinem Labormantel. „Damit du Ruhe gibst.“ Er wollte unterschreiben, hielt aber inne, als er den Namen Morinaga Tetsuhiro auf der Liste sah. Wieso stand sein Name da? Hatte er aus einem bestimmten Grund unterschrieben? Er plante doch wohl nicht etwas in der Art? Immerhin hatte er am Ende der Hochzeitsfeier so was angedeutet… Eilig setzte er seine Unterschrift auf das Blatt und gab es der Studentin zurück.

„Vielen Dank, Doktor Tatsumi!“ rief sie überschwänglich.
 

Der Weg nach hause war zwar nicht weit, aber Soichi hatte einen kräftigen Muskelkater vom Vortag, und der machte sich jetzt bemerkbar. Fröstelnd zog er die dicke Jacke dichter an den Körper. In den Gärten der Häuser war hier und da bunte Weihnachtsdekoration mit blinkenden Lichtern aufgebaut. Der Winterhimmel wurde von Minute zu Minute dunkler, und bald schwebten vereinzelte weiße Flocken auf ihn herunter.

‚Hoffentlich ist Tetsuhiro zuhause, bevor es richtig losgeht’, dachte er, als er an ihrer Wohnung angekommen war. ‚Ich brauche jetzt erstmal einen heißen Tee oder so was.’ Er schüttelte den Schnee ab und trat ein. „Na, du?“ sagte er, als ihm die kleine weiße Katze, die Sayako ihnen nach der Hochzeit mitgegeben hatte, zur Begrüßung miauend um die Beine streifte. Er stellte der Katze etwas zu fressen hin und ging in die Küche. ‚Wo hat er den Tee?’ überlegte er und öffnete einige Schränke. Bis auf ein paar große Kaffeebecher fand er aber nichts. Er nahm einen heraus. Sein Blick fiel auf die Fensterbank, auf die Morinaga einige Töpfe mit Küchenkräutern gestellt hatte. Prüfend rieb er nacheinander an den Blättern der verschiedenen Pflanzen und roch daran. „Ah, Pfefferminze“, sagte er, als er beim letzten Topf angelangt war. Großzügig rupfte er ein paar Zweige ab und tat sie in den Becher. Er füllte ihn bis zum Rand mit Wasser und stellte das Ganze in die Mikrowelle. ‚Wie geht das?’ Soichi besah sich die Knöpfe an dem Gerät und kam zu dem Schluss, dass der große rote der richtige sein musste. Er drückte drauf. Ja, es funktionierte, die Mikrowelle war an. ‚Na bitte. Ich weiß gar nicht, warum sich Tetsuhiro so anstellt. Kochen ist doch ganz einfach.’
 

Als Morinaga eine Stunde später die Wohnungstür aufschloss, fiel ihm gleich der ungewöhnliche Geruch auf, der ihm entgegenströmte. Hatte Soichi eine Duftkerze angezündet? Nein, das passte nicht zu ihm. Hiroto wäre schon eher der Typ dafür. Aber was… „Soichi?“ fragte er.

„Ich bin im Wohnzimmer.“

Morinaga stellte in der Küche zwei voll bepackte Tüten auf dem Tisch ab. „Das ist vielleicht ein Wetter! Ich war noch schnell einkaufen auf dem Rückweg. Ich hab uns frischen Tintenfisch vom Markt mitgebracht. Den magst du doch so gerne. Ich brate ihn uns heute Abend.“

„Oh ja…“, kam es aus dem Wohnzimmer.

Nanu? Wie redete er denn? So ganz anders als sonst… „Du, wonach riecht es denn hier?“

„Hm? Ich hab mir einen Tee gemacht“, flötete Soichi.

„Hast du der Katze was zu fressen gegeben?“

„Ja…“

„Gut.“ Morinagas sah hinüber zur Fensterbank. Na, von dem Strauch Katzenminze war ja schon die Hälfte weg. Scheinbar hatte die Katze Gefallen an der Pflanze gefunden. Zufrieden ging er ins Wohnzimmer.

Soichi saß, in eine riesige dunkelgraue Wolldecke gehüllt, auf dem Sofa, und nur sein Kopf war zu sehen. Den Zopf hatte er aufgelöst, und seine silbrigen Haare hingen ihm in langen Strähnen an den Seiten herunter. Der Anblick erinnerte Morinaga an den Fujiyama, wie er sich mächtig und grau gegen den Himmel erhob mit seiner schneebedeckten Spitze. Auch die Katze steckte den Kopf aus dem Wolldeckenberg und rieb sich an Soichis Hals. „Mir ist kalt…“, jammerte er. „Ich hab mir schon die Katze geholt, aber das nützt nicht viel.“

„Soll ich dir… äh… eine Wärmflasche machen?“ fragte Morinaga. Sein Freund verwirrte ihn mit seinem Benehmen völlig.

„Nein… Kommst du her? Ich will mit dir kuscheln…“

„Ah… ja.“ Er setzte sich neben ihn, und Soichi legte die Decke auch um ihn. Beleidigt wegen der plötzlichen Störung sprang die Katze vom Sofa und lief in ein anderes Zimmer.

„Das ist schön…“

„Hauch mich mal an.“

„Hm?“

„Hauch mich an. Du hast Alkohol getrunken, oder?“

„Ich… will dich nicht anhauchen… ich will...“ Und ohne Vorwarnung packte er Morinaga und begann, ihn wild zu küssen. Morinaga, der jetzt vollends verblüfft war, stimmte nach dem ersten Schrecken in den Kuss mit ein. Soichi leckte gierig durch seinen Mund, spielte mit der Zunge des anderen, es war einfach unbeschreiblich! So küsste er selbst ihn oft, aber noch nie war Soichi derart forsch rangegangen. Nach Alkohol schmeckte sein Kuss zwar nicht, aber dafür war da irgendetwas anderes, unbekanntes…

Soichi lehnte sich zurück und lächelte ihn selig an. „Findest du eigentlich, dass ich lieb zu dir bin?“

„Öhm… ja, du bist sehr lieb.“

„Willst du mich heiraten?“

„Was?!“

„Du hast doch die Petition unterschrieben.“

„Ach, das meinst du.“

„Ja. Hast du das gemacht, weil du mich heiraten willst?“

„Also… ich habe das gemacht, weil ich für dieses Gesetz bin.“

„Oooch…“ Soichi kuschelte sich wieder an ihn. „Und ich habe gedacht, du willst…“

„Sag mal, was ist los mit dir?“

Mit großen Augen sah Soichi ihn an. Seine Pupillen waren seltsam geweitet. „Gar nichts…“

„Hast du Drogen genommen?“

„Nein…“ Soichi schob eine Hand unter Morinagas Pullover und fingerte an einer seiner Brustwarzen herum.

„Aah…“

„Duuu? Ich will auch mal das machen, was du immer machst“, säuselte Soichi verträumt.

Morinaga ahnte Böses. „Was… ich immer mache?“

„Ja… du weißt schon…“ Lasziv leckte er sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. Er warf die Decke beiseite und drückte Morinaga runter aufs Sofa. Auf allen vieren hockte er über ihm und schob seinem Freund den Pullover hoch. Fest biss er ihm in die Brustwarze.

„Aua!! Nicht so doll!“

„Entschuldigung… Hab ich dir wehgetan?“

„Ja. Aber, Soichi, ich will nicht, dass du es machst. Okay?“

„Warum denn nicht?“ fragte er enttäuscht. „Das findest du bestimmt toll. Ich mag das auch immer, wenn du das bei mir machst…“

Morinaga streichelte ihm über den Kopf. „Ja, du magst das. Aber ich nicht. Komm, wir gehen ins Bett, und dann mache ich…“

„Liegen bleiben!“ Soichi drückte ihn entschlossen zurück. „Ich will das jetzt aber machen!“ Er wandte sich wieder der Brustwarze zu und zog nebenher den Reißverschluss von Morinagas Jeans auf. Seine Zunge wanderte tiefer, umkreiste den Bauchnabel. Noch tiefer… und augenblicklich wurde Morinaga klar, was Soichi wirklich mit ihm vorhatte.

„Aaaah…!“ stöhnte er laut auf, als Soichi sein Ziel erreicht hatte. Seine weichen, sinnlichen Lippen und seine warme Zunge, dazu die Berührungen seiner geschickten Hände, das alles zusammen war einfach zu schön, um wahr zu sein. Für einen kurzen Moment kam Morinaga der Gedanke, ihn davon abzuhalten, denn ganz offensichtlich war er nicht Herr seiner Sinne. Doch dieser Gedanke war so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. „Aaah… gut so… jaaa…!“ Auch seine eigenen Hände fassten nach unten und streichelten über Soichis Haare. „Jetzt… hör auf, sonst…“, warnte er ihn, aber Soichi achtete nicht auf seine Worte und machte unbeirrt weiter. „Soichi, nicht… gleich… haaah!“ Sein ganzer Körper zuckte zusammen. „Soichi…“ Benommen griff er nach einer Packung Papiertücher, die neben dem Sofa lag und hielt sie seinem Freund hin. „Hier.“

Soichi schüttelte den Kopf. „Brauch ich nicht.“

„Ah… okay…“ Er ließ die Tücher fallen.

Soichi legte sich wieder auf ihn. „Hm… das schmeckt komisch… Hier oben schmeckst du besser.“ Erneut drückte er Morinagas Lippen auseinander und schob seine Zunge hinein, woraufhin ein weiterer intensiver Kuss folgte. „Hat dir das gefallen?“

„Was für eine Frage. Natürlich.“

„Und du wolltest erst nicht…“

„Ich hatte erst an etwas anderes gedacht.“

„An was denn?“

„Ach, ist doch egal.“

„Okay… Duuu, Tetsuhiro?“

Morinaga legte seine Arme um ihn. „Ja?“

„Jetzt darfst du mich aber auch nie betrügen!“

„Wieso sollte ich dich betrügen? Du weißt doch, dass ich das nie tun würde.“

„Ja…“ Soichi gähnte und schloss die Augen. „Ich liebe dich…“

„Ich liebe dich auch.“ Aber das hörte Soichi schon nicht mehr, denn er war eingeschlafen.

Behutsam erhob sich Morinaga und ließ Soichi auf dem Sofa liegen. Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, legte er die Wolldecke wieder über ihn. Ihm kam das gerade erlebte wie ein Traum vor. Was war nur in Soichi gefahren, das ihn das hatte tun lassen?

Morinaga ging in die Küche. So, wie er Soichi kannte, würde er in ein paar Stunden wieder wach sein. Sicher hatte er dann Hunger. Also würde er sich schon mal daran machen, das Abendessen vorzubereiten. Neben dem Herd entdeckte er den leeren Becher und die dünnen Zweige und Blätter darin. Er roch an dem, was vom Tee übrig geblieben war, sah zur Fensterbank hinüber, dann wieder in den Becher. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Oh, Soichi…“
 

Zwei Stunden später wurde Soichi vom Duft des Essens geweckt. Er streckte sich genüsslich, der Schlaf war sehr erholsam gewesen. Wie? Er lag auf dem Sofa? Aber warum… Langsam und glasklar kam die Erinnerung zurück. Sein Herz begann zu rasen. Soichi hörte Schritte, Morinaga kam ins Wohnzimmer. Er zog die Decke über den Kopf. Nein, jetzt in diesem Moment würde er ihm nicht in die Augen blicken können. Was hatte er nur getan?

„Hallo, mein Schatz!“

Soichi tat, als hätte er nichts gehört.

Morinaga setzte sich zu ihm aufs Sofa. „Na, wach?“ Er zog die Decke von seinem Kopf.

„Sieh mich nicht an!!“

„Ah…“ Morinaga streichelte über seine Wange. „Es braucht dir nicht peinlich zu sein.“

„Ist es aber!!“ Er setzte sich auf. „Ich weiß auch gar nicht, warum ich das gemacht habe!!“

„Aber ich.“

„Ja?! Hast du mir wieder irgendwelche Drogen gegeben, damit ich das mache?!“

„Nicht direkt. Es war der Kräutertee, den du dir aufgebrüht hast.“

„Wieso?! Das war ganz normaler Pfefferminztee!!“

„Das war Katzenminze. Du warst richtig high.“

„Du…! Das hast du extra gemacht!!“

„Wie bitte?“

„Du hast mich gestern in diese Eishalle geschleppt, damit ich mich erkälte…“

„Kanako hatte die Idee. Dass wir zum Eislaufen gehen, meine ich.“

„… und dann hast du diese Drogenpflanze gekauft und auf die Fensterbank gestellt, weil du wusstest, dass ich mir daraus einen Tee machen würde!!“

„Das war nun wirklich nicht vorauszusehen.“

„Ich hasse dich!!“

Morinaga drückte ihm liebevoll einen Kuss auf den Mund. „Nein, du hasst mich nicht.“

„Warum hast mich nicht zurückgehalten?“

„Du warst so in Fahrt, da hatte ich keine Chance. Was hättest du denn in meiner Situation getan?“

Soichi drehte den Kopf zur Seite.

„Steh schon auf. Du hast doch bestimmt Hunger. Es gibt gebratenen Tintenfisch.“ Er seufzte leise und legte die Arme um seinen Freund. „Das war das schönste Geschenk, das du mir machen konntest. Ich liebe dich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr.“

„Sei doch endlich still.“

Morinaga nickte ergeben. „Nur eins noch. Fröhliche Weihnachten, Soichi.“

Es dauerte einen Moment, bis sich Soichi überwand und auch seine Arme um ihn legte. „Fröhliche Weihnachten, Tetsuhiro.“
 

Ende
 

Bonus-Kapitel 2 ist in Arbeit…
 

Ist doch länger geworden, als ich dachte. ^_^ Wah, der reinste Schnuffi-Fluff!

Puh, da ist Morinaga ja noch mal davongekommen! Und er dachte schon, dass Soichi… nein, was für eine Vorstellung! Ob das nächste Kapitel auch so glimpflich für ihn ausgeht? XD

Hey, sooo OOC war Soichi in diesem Kapitel eigentlich gar nicht… vom Rausch mal abgesehen. XD Ach, Soichi ist doch am besten, wenn er richtig zickig ist! XD

Ich habe im 5. Kapitel angekündigt, dass dieses Bonus-Kapitel hier unrealistisch wird. Aber ich habe mich inzwischen im Internet schlau gemacht und gelesen, dass Katzenminze auch beim Menschen euphorisierend wirken kann. Also ist das Kapitel hier doch nicht so unrealistisch. Ich habe selber mal ein Blatt probiert. Schmeckt wie Gras (ich meine nicht Haschisch, sondern richtigen Rasen XD). Hatte aber keine Wirkung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

Kommentar schreiben
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Von: abgemeldet
2008-02-26T14:53:29+00:00 26.02.2008 15:53
Schön geschrieben. Wurde ja im Grunde alles schon gesagt, also ... mir gefällt die bisherige Entwicklung. Werde brav weiterlesen ^^
Von:  silvermoonstini
2007-12-26T12:12:51+00:00 26.12.2007 13:12
Das war echt genial!!oh Morinaga hatte solche Angst *hihi*das gefällt mir irgendwiehoffe dass die beiden nochmal "richtig" die Rollen tauschen lese aber auch weiter wenn sie's nicht tun!!
Von: abgemeldet
2007-11-01T08:42:22+00:00 01.11.2007 09:42
na da bin ich ja froh, dass du keinen Haschisch genommen hast XD
naja also cih fand das Kapitel wirklich sehr schön und ich freue mich schon auf das nächste, obwohl die ja alle so lang sind o-o
Von: abgemeldet
2007-08-15T14:29:31+00:00 15.08.2007 16:29
einfach nur geil ^^
voll lustig
aber auch irgendwie eklig xDDDDDD
Von: abgemeldet
2006-11-12T12:11:13+00:00 12.11.2006 13:11
Wow. Ich hab mich gekringelt vor lachen. Katzenminze ... hm ... XD Wirklich süüüüß!!
Das Bonuskapi ist wirklich spitze geworden!! Die Story hat mir sehr gut gefallen!! ^^
Vorallem Soichi, der hier mal etwas ´aktiver´ war, als sonst! ^-^

lG Biena^^
Von:  Tomasu
2006-10-31T18:30:11+00:00 31.10.2006 19:30
He die Bonus-Story ist gut geworden. Freue mich schon wenn weitergeht.
Also Wang steht auf dreier???
Von:  achikochi
2006-10-26T08:43:59+00:00 26.10.2006 10:43
war mal wieder echt genial!
ich liebe die beiden, wenn sie sich mal wieder mehr oder weniger streiten...
und das mit der katzen-minze... soichi is echt...
freu mich schon aufs nächste chap! ^^
Von:  Reian
2006-10-25T14:09:46+00:00 25.10.2006 16:09
Oh man, das ist soo toll! Du hast echt geniale Einfälle! Ab jetzt werde ich unsere Katzenminze nie mehr so sehen wie früher. *fg* Ich freu mich schon ganz arg auf die weiteren Bonuskapitel!
Von:  inulin
2006-10-25T10:05:12+00:00 25.10.2006 12:05
geil! XD
ich musste irgendwie über die döfsten stellen lachen... *gg*
also soichi is echt einfach nur klasse! ^^
ich weiß gar nicht, wie ich jez nen gescheiten und produktiven kommi dalassen soll...
ich kann dir nur sagen, dass ich das bonuskapitel total klasse fand!!
naja und nen kleinen schritt in die andere "rolle" hatte soichi hier ja auch gemacht...
da bin ich nur umso mehr auf das nächste gespannt!! *gg*
wie toll XD
ich glaube ich wiederhole mich ^^'
schreib fix weiter, ja?
und danke fürs bescheid sagen!
*kekes dalass*


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