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Das Tatsumi-Gen

*NEU* Rick & Phil-Special!
von

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Ein neuer Assistent, ein alter Liebhaber und ein Gespräch zwischen Vater und Sohn

Anmerkung: Da das dritte Kapitel doch länger geworden ist als ich dachte, habe ich es aufgeteilt. Es wird also voraussichtlich insgesamt vier Kapitel geben. Leider heißt das auch, daß viele Fragen erst im nächsten Kapitel beantwortet werden. ^_^'''

Irgendwie entwickelt sich die Geschichte immer mehr zu einer Seifenoper, sorry... ^_^'''
 

(Disclaimer, Warnungen etc.: siehe Kapitel 1)
 


 

Vom lauten Klingeln aus dem Schlaf gerissen, tastete Soichi müde nach seinem Handy. „Wer ist da?“

„Junge, wie gefällt sie dir?“

„Vater…“ Er gähnte. „Ah… wie spät ist es?“

„Es ist neun. Hast du etwa noch geschlafen?“

„Allerdings!“

„Jetzt sag schon!“

„Es gibt nichts zu sagen. Ich weiß noch nicht, ob ich das mache.“

„Ja, sicher, so ein Entschluss braucht Zeit. Aber jetzt sag doch mal. Wie ist sie? Habe ich sie nicht gut ausgesucht?“

„Sie ist perfekt. Vielleicht zu perfekt.“

„Sehr begeistert scheinst du nicht zu sein.“

„Ich bin nur müde.“

„Hast du mit ihr über deinen Freund gesprochen? Wie hieß er doch gleich… Sie hat nichts dagegen, wenn du mit ihm zusammenbleibst, nicht wahr?“

„Er ist nicht mein Freund.“

„Und er? Ich meine, er hat bestimmt auch nichts…“

„Hast du nicht gehört? Er ist nicht mein Freund! Und es ist mir egal, ob er was dagegen hat! Es ist nämlich aus!“

„Was soll das denn heißen, aus?“

„Ich habe ihn gestern Abend noch angerufen und ihm von dem Omiai erzählt. Da ist er gleich zickig geworden.“

„Und hat mit dir Schluss gemacht?“

„Nein. Ich habe Schluss gemacht.“

„Ach, Kind, das ist doch albern. Nur, weil er ein bisschen sauer ist, müsst ihr euch doch nicht gleich trennen. Der beruhigt sich auch wieder. So sind die jungen Männer heute eben. Geh zu ihm und rede mit ihm in aller Ruhe darüber. Er wird das schon verstehen.“

„Wieso willst du mich unbedingt mit ihm zusammenbringen? Normale Eltern wären froh, wenn ihr Sohn heiratet und eine Familie gründet, statt nebenher noch mit einem Mann… na ja.“

„Ja, ja. Du frühstückst jetzt erstmal schön, und dann gehst du zu deinem Freund und verträgst dich wieder mit ihm.“

„Halt dich da raus! Und hör auf, mich wie ein Kleinkind zu behandeln!“ Wütend stellte Soichi das Handy aus und stand auf.
 

Etwa zur gleichen Zeit saß Morinaga in der kleinen Küche seiner Studentenwohnung und trank eine Tasse Tee. Ein richtiges Frühstück brachte er an diesem Morgen nicht hinunter. Ihm war schlecht. Seine Augen waren rot und verquollen, und sein Kopf schmerzte. Er hatte fast die ganze Nacht lang wach gelegen und erst gegen Morgen, als es schon hell zu werden begann, ein wenig Schlaf gefunden.

Vor ihm auf dem Küchentisch lag ein Brief, der schon vor ein paar Tagen gekommen war. Er war von seinem Bruder und dessen Verlobter. Die Einladung zu ihrer Hochzeit, die in einigen Wochen war.

Sicher waren sie glücklich, Kunihiro und Sayako. Seit drei Jahren waren sie nun schon verlobt. Sie würden heiraten, Kinder kriegen und gemeinsam alt werden.

Morinaga seufzte und schenkte sich einen zweiten Tee ein. Alle durften sie glücklich sein. Nur auf ihm schien ein Fluch zu lasten. War es nicht damals mit Masaki ähnlich gewesen? Hatte er ihn nicht genauso verlassen wie Soichi jetzt, seine Liebe mit Füßen getreten? Oder war es diesmal seine eigene Schuld? Schließlich hatte Soichi ihm angeboten, alles so zu lassen, wie es war. Und er hatte sich dagegen ausgesprochen. Ja, er selbst war Schuld. Aber so oft er auch darüber nachdachte, er konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, ihn mit jemand anderem zu teilen, und wenn es nur auf dem Papier war, wie Soichi es ausgedrückt hatte.

Sollte er nicht noch einmal mit ihm reden? Versuchen, ihn von dieser Heirat abzubringen? Nein, das würde nicht klappen, Soichi würde nur noch verbockter werden und erst recht auf der Heirat bestehen.

Also, dann blieb nur noch eine Möglichkeit. Sich damit abfinden. Der Geliebte neben der Ehefrau sein. Der Seitensprung. Die Nummer Zwei.

Nein.

Morinaga nahm die Einladung, und las sie erneut durch. Eigentlich hatte er schon abgesagt. Er überlegte. Vielleicht sollte er doch gehen.
 

Als Soichi am Montag um neun Uhr ins Labor kam, war Morinaga nicht da. Dafür begrüßte ihn ein schrecklich nervöser Student mit großen runden Augen, kurzen blondierten Haaren und pickligem Gesicht. Ehrfürchtig sah er zu dem gut einen Kopf größeren Soichi auf.

„Gu-guten Morgen, äh, Senpai“, piepste er stimmbrüchig. „Ich bin Kazemato Yoshitsune. Freut mich, Sie kennen zu lernen!“

„Wo ist Morinaga?“

„Er-er hat sich in eine, äh, andere Abteilung versetzen lassen. Ich bin seine Vertretung, sozusagen, äh…“

„Wo ist er?“

„Das, äh, ich meine, ich weiß es nicht. Professor Suzuki weiß, glaube ich, wo, äh, ja…“

Das reichte. Soichi drehte sich auf der Stelle um und marschierte schnurstracks zum Büro des Professors. Als ihm gerade einfiel, dass er Morinaga ja nur auf seinem Handy anzurufen bräuchte, kam der Professor aus seinem Büro.

„Ach, Tatsumi. Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Professor. Wo ist Morinaga?“

„Er bat mich, in die Abteilung für biogenetische Nanotechnologie versetzt zu werden. Selbstverständlich habe ich schon für eine fachkundige Vertretung gesorgt.“

„Ja, wir hatten bereits das Vergnügen.“

„Nun, er mag nicht so aussehen, aber Kazemato ist ein wahrer Spezialist auf dem Gebiet der Agrarwissenschaften. Er ist zwar erst sechzehn, aber seinem Alter weit voraus. Er hat in der Schule einige Klassen übersprungen.“

„In Ordnung. Danke.“ Soichi wollte gehen.

„Halt, warten Sie bitte noch einen Augenblick.“

„Ja?“

Der Professor zog die Augenbrauen hoch. „Es ist mir etwas unangenehm. Ich glaube, ich habe Sie vor kurzem zu Unrecht beschuldigt. Es ist so, meine Tochter hat sie am Samstag im Restaurant gesehen. Sie hat mit ihrem Verlobten zufällig auch dort gegessen. Sie hatten ein Omiai an dem Abend, nicht wahr? Meine Tochter hat es jedenfalls so interpretiert.“

„Ja, das ist richtig. Ich gedenke zu heiraten. Eventuell.“

„Da gratuliere ich Ihnen und Ihrer Zukünftigen. Sie sind also doch normal. Es tut mir leid, dass ich Sie für homosexuell hielt. So betrachtet, trifft Sie natürlich keine Schuld wegen der Sache damals. Ich werde auch mit meinen Kollegen sprechen und die Sache klarstellen, damit Sie keine weiteren Unannehmlichkeiten haben.“

Soichi war sich nicht sicher, wie er diese Worte auffassen sollte. Für den Professor waren sie eine Entschuldigung, aber in seinen Ohren klangen sie wie eine Beleidigung.

Er verabschiedete sich hastig und lief in den Flügel der Universität, in dem die Abteilung lag, die ihm der Professor genannt hatte.
 

Morinaga saß in einem hell erleuchteten Raum und blickte konzentriert durch ein Mikroskop. Zwischendurch sah er immer wieder auf und schrieb etwas auf einen Zettel, der neben ihm auf dem Tisch lag.

„MORINAGA!!“

Er zuckte gewaltig zusammen, als er auf dem Flur eine wohlbekannte Stimme seinen Namen brüllen hörte. Eine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen und Soichi stürmte auf ihn zu.

„Was fällt dir ein, dich einfach versetzen zu lassen?!“

Morinaga stand auf. „Was soll das? Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ich danach weiter mit dir zusammenarbeiten kann!“

„Ich habe gesagt, wir können Freunde bleiben. Du wolltest ja nicht.“

„Ich würde das nicht aushalten. Wenn ich in deiner Nähe bin, will ich dich in die Arme nehmen, dich küssen…“

„Das kannst du doch alles haben! Ich steig sogar mit dir ins Bett, wenn du das unbedingt willst. Da siehst du mal, was ich alles für dich tue.“

„Du machst es dir zu einfach. Ich tue viel für dich. Ich war drauf und dran, alles zu tun. Aber irgendwann sind auch meine Grenzen erreicht. Du hast mich gefragt, ob keinen Stolz hätte. Doch, ich habe meinen Stolz. Und dieser Stolz lässt es nicht zu, dass ich mich mit einem zweiten Platz zufrieden stelle.“

„Aber ich habe dir gesagt, diese Ehe wäre nur…“

„Ich weiß. Ich kann nicht. Es tut mir leid.“

Bestürzt über die ungewohnte Härte in Morinagas Stimme verschlug es Soichi kurzzeitig die Sprache. Nach eine Weile fragte er: „Also… du bleibst aber wenigstens hier an der Uni?“

„Ja. Bis zum Jahresende. Was danach kommt, weiß ich noch nicht.“

Soichi schwieg. Die Entscheidung lag jetzt bei ihm, das hatte ihm Morinaga deutlich gemacht. Aber hatte er sich nicht schon längst für die Ehe entschieden? Professor Suzuki hatte seine Worte zurückgenommen, als er von seinen Hochzeitsplänen erfahren hatte. Morinaga würde seinetwegen keine langen Entschuldigungen mehr vor den Professoren herunterbeten müssen, weil er Angst vor einem Rausschmiss hatte.

Ja. Es war besser so.

Soichi griff in die Tasche seines Labormantels und zog einen Umschlag hervor. Wortlos reichte er ihn Morinaga.

„Oh, eine Einladung zu eurer Hochzeit?“ fragte er mit beißendem Unterton.

„Nein.“ Soichi schüttelte leicht den Kopf. „Es gehört dir. Ja. Ich gehe dann mal. Ich… würde mich freuen, wenn du es dir noch mal überlegst.“ Und damit verließ er den Raum.

Morinaga machte den Umschlag auf. Mit zitternden Fingern nahm er den Inhalt heraus. Sein Geburtstagsgeschenk, der kleine goldene Ring.
 

„Ah, da sind Sie ja, äh, wieder, Senpai!“ wurde Soichi begrüßt, als er das Labor zum zweiten Mal an diesem Tag betrat. Strahlend zeigte Kazemato auf den Tisch, auf dem jetzt allerhand aufgebaut war. „Ich, äh, habe schon alles vorbereitet. Sie können so loslegen.“

„Hol mir Kaffee.“

„Wa-was?“

„Ist das so schwer zu verstehen? Hol mir Kaffee.“

„A-aber ich bin hier, um Ihnen, äh, im Labor zu assistieren. Da gehört es nicht zu meinen, äh, Aufgaben…“

Soichi trat dicht vor den Jüngeren und kniff drohend die Augen zusammen. „Wenn ich sage: ‚Hol mir Kaffee’, dann holst du mir Kaffee.“

„Ver-verstanden, Senpai!“ Ängstlich rannte der Student aus dem Labor.

Nur eine Minute später war er wieder da. „Hi-hier, Senpai. Äh, ihr Kaffee.“

„Stell da hin“, kommandierte Soichi barsch.

„Ja, sicher. Ist ja noch zu heiß, äh, zum trinken. Wollen wir jetzt anfangen? Hier, äh, in diesem Glas ist…“

„Du redest zu viel. Ich weiß selber, was da drin ist. Das hier ist mein Labor.“

„Ja-ja, natürlich. Sie, äh, könnten aber ruhig etwas freundlicher sein, Senpai“, sagte Kazemato arglos. Das war ein Fehler.

Soichi packte ihn am Kragen. „Hör zu, Kleiner. Ich sage es dir noch einmal, in ganz ruhigem Ton. Das hier ist mein Labor. Ich sage dir, was du zu tun hast. Wie ich es sage, ist meine Sache. Entweder findest du dich damit ab oder du gehst.“

„Äh, ja, ich würde schon gerne bleiben“, winselte der bedauernswerte Kazemato.

Er ließ ihn los. „Gut. Dann haben wir uns ja verstanden. Fangen wir an.“
 

Als Soichi mittags in die Mensa ging, kochte er vor Wut. Dieses fürchterliche Nervenbündel. Er hatte gerade mal knappe zwei Stunden mit ihm zusammengearbeitet, und schon hing ihm dieser Student zum Hals raus.

Den Nachmittag überstand er nur mit allergrößter Anstrengung. Auf dem Nachhauseweg überlegte er sogar, ob es nicht besser wäre, die Ehe abzusagen und Morinaga zurückzuholen, nur, damit er diesen Kazemato los war.
 

Am Dienstagmorgen ging er sofort zu Professor Suzuki und flehte ihn an, ihm doch einen anderen Assistenten zuzuteilen. Aber der Professor zuckte nur mit den Schultern und meinte, er wüsste keinen geeigneten Ersatz und Soichi müsse sich schon mit Kazemato abfinden.
 

Mittwoch, kurz nach dem Mittagessen, eskalierte es schließlich. Kazemato redete und redete, und die Art, wie er es tat, trieb Soichi fast in den Wahnsinn. Alle Wut, aller Ärger, der sich in den letzten Wochen in ihm angestaut hatte, brach aus ihm hervor.

So kam es, dass Kazemato Yoshitsune jämmerlich heulend aus dem Labor lief, nachdem Soichi auf nicht gerade höfliche Weise und mit voller Lautstärke alles an ihm ausgelassen hatte, und zu Professor Suzuki ins Büro flüchtete. Dieser versprach ihm, dass er nie wieder das Labor dieses Furcht einflößenden Cholerikers betreten müsste.

Jetzt war Soichi wirklich allein.
 

Morinaga bekam von alledem nichts mit. An diesem Mittwoch machte er früher Schluss. Auf dem Weg nach hause überkamen ihn wieder einmal Zweifel an seiner Entscheidung. War es wirklich so schlimm, wenn Soichi mit einer Frau verheiratet war, die er nicht liebte und die ihn nicht liebte, die er nie berühren, nie richtig mit ihr zusammen sein würde? Letztendlich würde es, ganz nüchtern betrachtet, nur darauf hinauslaufen, dass Soichi ein paar Samenspenden abgab, um einige Kinder zu zeugen. Das wäre dann auch das einzige, was ihn mit seiner Ehefrau verband.

Vielleicht gab es doch einen Weg, damit fertig zu werden… Als Alternative blieb ihm nur, ihn endgültig zu vergessen. Es war noch nicht einmal eine Woche her, dass Soichi Schluss gemacht hatte. Wenn es jetzt schon so unerträglich für ihn war, von ihm getrennt zu sein, wie würde er sich dann erst in einem Monat fühlen? In einem Jahr? Morinaga schauderte bei der Vorstellung.
 

Zuhause angekommen, fiel sein Blick wieder auf die Einladung seines Bruders, die neben dem Telefon lag. Er hatte viel darüber nachgedacht, ob er gehen sollte oder nicht. Zögernd nahm er den Hörer ab und wählte die Nummer von Kunihiro. Er musste jetzt erstmal auf andere Gedanken kommen, Soichi wenigstens für einen Moment ausblenden.

Am anderen Ende wurde abgehoben. „Hallo?“

„Hallo.“

„Tetsuhiro?“

„Ja. Ich… vielen Dank erstmal für die Einladung. Ähm… ich werde wahrscheinlich doch kommen.“

„Oh, das ist schön. Sayako will dich ja unbedingt kennen lernen. Sie wird sich freuen. Und ich freue mich natürlich auch. Ach, weißt du, wer mich Sonntag angerufen hat? Masaki.“

Beim Klang des Namens wallte das Blut in Morinaga auf.

„Er hat über seine Familie von unserer Hochzeit erfahren. Wir haben fast zwei Stunden miteinander telefoniert.“

„Wie… geht es ihm?“

„Gut, sehr gut. Er war ja damals noch ein paar Monate in der Psychiatrie. Aber nun ist er wieder in Ordnung. Wir haben uns richtig ausgesprochen. Er wird auch zur Hochzeit kommen.“

„Aber…“

„Er sagt, es sei kein Problem für ihn. Er ist über mich hinweg.“

„Ah ja…“

„Tetsuhiro, er möchte dich gerne sehen. Ich habe ihm gesagt, dass du nicht zur Hochzeit kommst, und da meinte er, dass er dich dann mal irgendwann besuchen würde.“

„Weiß er denn, wo ich wohne? Hast du es ihm gesagt?“

„Er hat deine Adresse. Von seinen Eltern oder unseren, ich weiß es nicht genau. Ich habe in den letzten Tagen öfter versucht, dich anzurufen, aber du bist nie rangegangen und bei deinem Handy kam nur der Anrufbeantworter. Dann habe ich dir eine SMS und eine E-Mail geschrieben, aber die hast du wohl auch noch nicht abgerufen.“

„Nein, ich… hatte viel zu tun in letzter Zeit. Tut mir leid. Hat… Masaki gesagt, wann er vorbeikommen wollte?“

„Ja, so wie ich ihn verstanden habe, wollte er es so schnell wie möglich tun. Vielleicht kommt er noch diese Woche. Aber wenn du jetzt doch zur Hochzeit kommst, kann ich ihn ja anrufen und ihm sagen, dass er dich dort sehen kann.“

„Nein, lass nur. Vielleicht ist ganz gut, wenn ich mit ihm vorher noch mal alleine reden kann.“

„Ja, das ist sicher richtig. Er bedauert es wirklich, wie das damals alles gelaufen ist und dass der Kontakt abgebrochen wurde.“

„Ja…“

„Du kannst mich ja anrufen, wenn Masaki da gewesen ist und mir alles erzählen.“

„Okay, werde ich machen. Also, bis dann. Und grüß Sayako von mir.“

„Alles klar. Bis dann.“

Als Morinaga aufgelegt hatte, waren alle Gedanken an Soichi auf einmal vollkommen aus seinem Kopf verschwunden. Masaki hatte sich gemeldet. Und höchstwahrscheinlich würde er vorbeikommen. Masaki, seine erste Liebe…
 

Am nächsten und übernächsten Tag verrichtete Soichi also seine Arbeit im Labor alleine. Einerseits war er froh, nicht mehr diesen pubertären Teenager um sich zu haben, doch andererseits hatte er jetzt niemanden mehr, der ihm half. So kam er zwar langsamer voran, aber immerhin regte er sich weniger auf.

Ganz ohne Aufregung verliefen diese zwei Tage trotzdem nicht. Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend warf Soichi aus lauter Frust über einen misslungenen Versuch zwei Reagenzgläser an die Wand, nur um sich hinterher noch mehr zu ärgern, weil er selber die Scherben wegfegen musste. Für solche Arbeiten war normalerweise Morinaga zuständig. Aber der war ja nicht da…
 

Als er zuhause war, ließ er sich auf sein Bett fallen. Er überlegte. Es war schon lange her, dass er solche Wutanfälle gehabt hatte. Ob das wirklich mit dem Sex zusammenhing, wie Morinaga gesagt hatte? Als sie regelmäßig miteinander geschlafen hatten, war er tatsächlich viel ausgeglichener gewesen.

Das letzte Mal hatte in dem Krankenzimmer stattgefunden, und als besonders schön oder gar romantisch hatte er es nicht in Erinnerung. Und das letzte Mal, dass sie es richtig gemacht hatten? Das war vor drei Wochen gewesen. Verdammt, hatte er es denn wirklich so nötig?

Er schloss die Augen. Kanako war nicht da, er war ganz allein in der Wohnung… Langsam öffnete er den Reißverschluss seiner Hose. Wie lange war es her, dass er dort sich selbst berührt hatte? Wochen? Monate? Er wusste es nicht mehr.

In Gedanken wurde seine Hand zu der Morinagas. Mit der anderen fuhr er unter sein Hemd und streichelte mit den Fingerspitzen seine Brustwarzen. Erst die linke, dann die rechte, in der jetzt kein Ring mehr war, an dem Morinaga lecken und ziehen konnte, bis es schmerzte. In seiner Vorstellung gab er sich Morinaga willig hin, wie er es immer tat, ließ zu, dieser alles mit ihm machte, was er wollte. Er dachte an Morinagas leidenschaftliche Küsse, seinen heißen Atem an seinem Hals, während dieser ihn umarmte und nahm, genau wissend, was ihm gefiel, was er brauchte…

Viel zu schnell war es vorbei. Unzufrieden blieb er noch einen Moment liegen. Nein, es war nicht dasselbe gewesen wie mit Morinaga, bei weitem nicht…
 

Es war Samstagabend. Morinaga war zuhause und hatte gerade eine Kleinigkeit gegessen, als es klingelte. Masaki. Ohne, dass er ihn sah, wusste Morinaga, dass er es sein musste. Er rannte zur Tür und machte auf.

„Hallo, Tetsuhiro.“ Er hatte sich fast gar nicht verändert. Eine zarte Wolke von Parfüm umgab ihn.

„Masaki“, sagte Morinaga nur und schloss ihn in die Arme. Und auch Masaki umarmte ihn.

„Es ist lange her. Du bist erwachsen geworden.“
 

Als auch Soichi mit dem Abendessen fertig war, ging er zielstrebig zum Telefon und wählte. In ihm brannte eine Frage, die ihm in der vergangenen Nacht eingefallen war und ihn den ganzen Tag nicht mehr losgelassen hatte.

„Ja? Hallo?“

„Hallo, Vater.“

„Nanu, Soichi? Du rufst mich an? Das kommt ja selten vor. Was ist passiert?“

„Warum bist du erst jetzt mit der Sprache rausgerückt? Warum hast du mir das alles nicht schon früher erzählt? Das mit deinem Freund und alles andere…“

Soichis Vater seufzte. „Na, weißt du, ich dachte, du merkst schon irgendwann von selbst, dass du schwul bist.“

„Ach so, du hast gedacht, lass den Jungen doch selber damit klarkommen!“

„So kann man das nicht sagen. Ich glaubte, du würdest dann meinen, dass du nur schwul bist, weil ich es auch bin. Du hättest vielleicht versucht, es zu verdrängen, wenn du dich erstmal in einen Jungen verliebt hättest.“

„Aber du hast mir gesagt, dass es bei allen Männern in unserer Familie so ist! Warum hast du nicht mit mir darüber geredet? Warum…“ Soichi schwieg kurz. „Warum hast du mir das bloß nicht schon vor zehn Jahren gesagt?“ fragte er verzweifelt.

„Soichi…“

„Vergiss es. Es ist jetzt sowieso zu spät, um es noch zu ändern. Hast du wenigstens mit Tomoe darüber gesprochen?“

„Nein. Und sag du ihm bitte auch nichts. Er muss es für sich selbst herausfinden. Ich will nicht, dass er denkt, er wäre so, weil wir beide…“

„Du kriegst wohl gar nichts mit, was? Weißt du denn nicht, mit wem er nach Amerika gegangen ist? Mit seinem Freund! Die beiden sind seit fast zwei Jahren zusammen.“

„Echt? Ach so… Ich wusste gar nicht, dass er mit jemandem zusammen ist die USA gegangen ist. Ist ja interessant… Dann weiß er es also schon. Ich muss ihn dort unbedingt mal besuchen. Dann können wir das alles durchsprechen. Bei der Gelegenheit kann ich mir auch gleich diesen Burschen ansehen, den er sich ausgesucht hat. Kennst du ihn? Ist er nett?“

Soichi schnaubte verächtlich. „Mach dir selbst ein Bild von ihm.“ Wieder legte er eine Pause ein. Da war noch etwas anderes, das er wissen musste. „Sag mal…“

„Ja?“

„Hast du deswegen eigentlich mal Schwierigkeiten gekriegt? Im Beruf oder so?“

„Ja, einmal war da was. Mein ehemaliger Chef hat ein paar blöde Bemerkungen über Schwule losgelassen. Da habe ich ihm meine Meinung gesagt. Aber ordentlich. Na ja, da hat er mich gefeuert. Aber kurz darauf bin ich bei einem anderen Verlag untergekommen. Der, der jetzt auch meine beiden neuen Bücher veröffentlicht hat. Es hatte also auch sein Gutes.“

„Aha…“ Soichi musste nicht weiter überlegen. Er hatte sich entschieden. „Vater, ich werde nicht heiraten.“

„Was?“

„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich heirate nicht. Ich werde sie jetzt anrufen und es ihr sagen. Es wäre nicht fair von mir, sie noch länger hinzuhalten.“

„Aber Junge, hast du dir das auch reiflich überlegt? Was ist denn mit unserem guten Namen? Mit unserer Familientradition?“

„Das ist mir alles egal. Ich mache jetzt, was ich will. Wenn du so scharf auf Nachkommen bist, heirate du sie doch.“

„Mein Sohn, die Idee ist gar nicht mal so schlecht.“

„Das war nicht ernst gemeint!“

„Doch, doch. Am Geld soll es nicht liegen, davon habe ich genug. Meine Bücher verkaufen sich immer besser. Und der Verlag meinte erst, die konstruktionsmorphologische Analytik der paläoanthropologischen Quartärpaläontologie wäre kein Thema, das die Leute interessiert. Tja, so kann man sich irren.“

„Tu, was du nicht lassen kannst. Ich rufe sie an und sage ihr, dass es mit mir nichts wird. Und dann gehe ich zu Morinaga und kläre das.“

„Wer ist Morinaga?“

„Mein Freund.“

„Stimmt, so war sein Name.“

„Ja. Merk ihn dir endlich. Bis dann.“
 

„Tetsuhiro, ich habe seit damals keinen anderen mehr angefasst.“

„Das klingt so, als wärst du gekommen, um wieder mit mir zusammen zu sein.“

Die beiden saßen auf dem Sofa in Morinagas Wohnung. Sie hatten über alles, was in den vergangenen Jahren geschehen war, geredet. Auch über Soichi und die Trennung.

„Ich habe oft an dich denken müssen“, sagte Masaki. „Es tut mir leid, dass ich dich früher nie lieben konnte. Es war immer so schön mit dir.“ Er rückte näher, seine Haare streiften Morinagas Gesicht. „Ich bin allein, und du bist es auch. Lass uns die Vergangenheit vergessen. Wir sollten es noch einmal miteinander versuchen und ganz von vorn anfangen…“

„Masaki… nein… es geht nicht.“ Morinaga nahm Abstand. „Ich liebe Soichi. Nur ihn.“

„Aber er hat dich doch verstoßen. Was spricht also dagegen?“ Wieder rückte er näher, und diesmal ließ Morinaga es zu. „Tetsuhiro…“ Masaki legte eine Hand an die Wange des anderen und begann, ihn zu küssen. Zuerst nur auf die Lippen, dann endlich öffnete Morinaga den Mund und ließ ihn mit der Zunge eindringen.
 

Ende von Kapitel 3
 

Fortsetzung ist in Arbeit…
 

Oohohoho! Ein fieses Ende! Aber immerhin ist jetzt klar, dass Soichi Morinaga liebt (oooder?!).

Bleibt unbedingt dran und verpasst auf keinen Fall den (voraussichtlich) letzten Teil der Geschichte, der damit beginnt, dass sich Soichi mit Masaki um Morinaga prügelt! ^_^d



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  silvermoonstini
2007-12-25T02:27:09+00:00 25.12.2007 03:27
oh Gott! da ist ja wieder mal was los! Gefällt mir sehr gut weiter so!*hehe*
Von: abgemeldet
2007-10-31T10:12:48+00:00 31.10.2007 11:12
oh man, du bist ja wirklich fies, obwohl...
*ich ja gleich weiterlesen kann*
Also cih fand das Kapitle irgendwie total schön^^
Soichi ist ausgerastet (wie immer) und hat zum Glück endlich diesen Teenager rausgeworfen
*stolz auf Soichi ist*

Masaki ist wieder da *freu*
♥.♥
endlich! Ich habe ihn so vermisst und er kommt ja auch nur einmal im Buch vor^^
aber dass er sich gleich an Morinaga macht, also echt XD
bin echt schon gespannt, was wohl weiter passieren wird, wahrscheinlich rennt Soichi zu Morinaga und sieht ihn dann mit Masaki *lach*
na das wird mal was xD

Aber Morinaga fand ich auch mal wieder total süß, wie er sich mit seinem Bruder wieder verstanden hat, wenigstens ist das endlich geklärt^^

freu mich schon aufs weiterlesen *knuddel+
du hast einen geilens schreibstil!!!
Von:  Misuzu
2007-09-19T17:31:46+00:00 19.09.2007 19:31
das find ich ja ne frechheit... Morinaga zurückzunehemn nur um den Studenten loszuwerden xD ich musste ja so lachen.. ich les dann aml weiter hoffentlich wird ncoh lustiger in diesem Kapitel
Von: abgemeldet
2007-08-13T20:07:31+00:00 13.08.2007 22:07
morinaga isn trottl
Von:  DonquixoteRosinante
2007-02-10T21:32:31+00:00 10.02.2007 22:32
Fieses Ende, Einsicht der eigenen Gefühle (wenn auch etwas spät)...
Macht Lust auf mehr :)
Von:  Alive
2006-10-16T20:03:16+00:00 16.10.2006 22:03
Ich will auch wissen, wie es weiter geht!!
Aber mach noch eine kleine Yaoi-Szene rein,bittöööö ^-^
Von: abgemeldet
2006-10-15T19:54:07+00:00 15.10.2006 21:54
Super Geschichte. Immer weiter so. Kann das nächste Kapitel kaum abwarten.

PS: Du hast Recht. Der Cut ist wirklich an einer gemeinen Stelle. *grins*
Von:  Tomasu
2006-10-14T07:52:52+00:00 14.10.2006 09:52
Das Will ich sehen. Ich meine einen prügelnden Soichi ist schon eine Geniale Idee
Von:  achikochi
2006-10-13T15:16:19+00:00 13.10.2006 17:16
das nächste chap fängt mit ner prügelei an?
genau mein fall! könntest du masaki dabei bitte richtig alt aussehn lassn?
ich mein: erst belügt er ihn, dann verlässt er ihn und dann will er morinaga zurück? der hat se doch nich mehr alle! anscheinend war die therapie doch nich so erfolgreich!
soichi und tetsuhiro gehörn einfach zusammen!
ich mein, wer außer morinaga erträgt schon soichis... ähm.... individuelle ausdrucksweise und sein... öh... aufbrausendes temperament...
kurz gesagt:
sorg dafür, das masaki eins auf die fresse kriegt und schreib schnell weiter^^
Von:  inulin
2006-10-12T20:13:34+00:00 12.10.2006 22:13
wow...
ich hab heute schon so viele neue kaps, von verschiedenen ffs gelesen... und jedes war besser als der vorgänger!

total schön, dass sich soichi endlich zu was entschlossen hat. ^.^
und vor allem... er hat mehrere male morinaga als seinen freund tituliert! ^.^
das hat mein herz jedes mal zu tiefst berührt! *seufz*
XD

tetsuhiro wird jez aber auch mit gefühlen überhäuft... der weiß doch bestimmt nicht mehr wo ihm der kopf steht! <.<
sein eigenes gefühlschaos, masakis aufglühende gefühle und im nächsten kap kommt ja auch noch senpai dazu! ._.

is schon nen fieses ende gewesen... aber dessen biste dir ja im klaren! *gg*

ich freu mich auf das (wahrscheinlich) letzte kap! ^^


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