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Eien ni furu yuki ga aru nara…

If there were an eternally falling snow…
von

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Warten auf Jemanden

Wie versprochen, hier etwas von meinem Akira-chan! ^^ Danke für eure Kommis Youwel und HiddenLeaf ^^y (Das ist das erste Mal, dass ich zeit hab alle meine Kommischreiber beim Namen zu nennen XP) Ich hoffe das hier gefällt euch genauso gut! ^-^

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Kapitel 2 „Warten auf Jemanden“
 

„Ich warte ungeduldig auf den Tag, an dem du dich mir erschließen wirst, als der Dichter sich nach der ersten Nachtigall sehnt.“ <Akira> (Murasaki, Shikibu: Die Geschichte vom Prinzen Genji, S. 202, Z. 32-34)
 

Unweit von Hikaru entfernt wartete ein junger Mann.
 

Er saß in einem unbeleuchteten Raum mit traditionellen Shoji-Wänden durch deren vereinzelte Fenster bereits ein wenig strahlendes Sonnenlicht fiel. Viele Sitzkissen, Teetassen und Gobans waren nahtlos in einem regelmäßigen Muster in ihm aufgestellt und füllten sich mit Spielern noch während er zusah.
 

Und noch einmal, das dritte Mal in den letzten zehn Minuten, sah der schlanke, junge Mann mit den dunkelgrünen Haaren auf seine Uhr. Und wieder versuchte er das ungeduldige Ausatmen nicht laut zu machen, dass sich seiner Lippen bemächtigen wollte, und das so ganz untypisch für ihn gewesen wäre.
 

Der wartende Mann war natürlich niemand anderes als Touya Akira. Und der, auf den er wartete, natürlich niemand anderes als Shindou Hikaru, 4. Dan.
 

Und Touya Akira- 5. Dan- konnte sich nur innerlich jetzt selbst leicht zurechtweisen als er schon wieder auf die Uhr sah, während alle anderen Plätze im Raum sich die letzen verstreichenden 10 Minuten konstant und beharrlich gefüllt hatten.
 

Wenn er nun eines, nach drei Jahren, von Shindou Hikaru wissen sollte, dann war es, dass der Schwarzhaarige Teen mit den blonden Strähnen, Pünktlichkeit und diverse andere Dinge der Höflichkeit nicht so ernst nahm wie er es eigentlich in Akiras Meinung tun sollte.
 

Sie differenzierten in wenigen Dingen wenn es Go und Spieltaktiken betraf, doch Hikaru Shindou war an sich, eine Unberechenbarkeit für sich, wie der 5. Dan eigentlich schon immer gewusst hatte. Völlig untypisch für diese Go-Welt und genauso unberechenbar-einzigartig war auch sein Spiel, dass der junge Dan manchmal wirklich des Nachts noch Stunden lang wach gelegen hatte und die vergangene Partie des Tages, mit Shindou, noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ.
 

Partien mit Hikaru Shindou hinterließen eine innere Aufregung in dem jungen Touya, wie es keine andere Partie je mit einem anderen Gegner vermocht hatte. Und er bemerkte, er fieberte diesen Partien bereits entgegen, bevor sie überhaupt stattgefunden hatten, mit einer Antizipation, die er noch nie, nie in all den Jahren die er nun schon Go spielte, jemals kennen gelernt hatte.
 

Shindous Züge waren so unberechenbar, so einzigartig, und so tief, dass er ihre wirkliche Bedeutung meist erst ganz am Schluss des Spiels wirklich erkannte, wenn das ganze gesamte Ergebnis von mehreren Stunden Konzentration, in all seiner Komplexität ausgebreitet vor ihren Füßen lag.
 

Hikaru Shindou war sein ewiger Rivale.
 

Akira spürte es deutlich, mit jeder Faser seines Seins.
 

Und eben dieser Blondschopf, war nun drauf und dran, mächtig zu spät zu kommen.
 

Eigentlich sollte das den jungen Dan nicht sorgen, er hatte oft genug gesehen wie sein ewiger aber sorgloser Rivale in der letzten Sekunde ins Zimmer gestolpert gekommen war, eine kurze hastige Entschuldigung zum Ansager gemurmelt hatte, den er in mitten in den Eröffnungsworten unterbrochen hatte, und war dann ohne Umschweife auch schon auf dem leeren, noch einzig freien Platz gegenüber seines heutigen Gegners gesunken und hatte sich zum bekannten „Onegaishimasu.“ verbeugt, wenn auch unmerklich leicht außer Atem und verlegen grinsend.
 

Jetzt jedoch hatte er das seltsame Gefühl, dass es heute nicht das sein würde...
 

Der junge, berühmte Dan mit den dunkelgrünen, schulterlangen Haaren blieb weiterhin still. Seine Beine gefaltet in der traditionellen Lotus-Postion und mit leicht gesenktem Kopf.
 

Der junge Dan schaltete in eine Welt ab, in der er fähig war jegliche Geräusche um ihn herum völlig zu vergessen, völlig abzuschalten. Eine Fähigkeit, die Go bereits in seiner frühen Kindheit mit sich gebracht hatte. Es war eine Entspannungsfähigkeit, die ihm schon immer ermöglicht hatte, selbst vor den unüberwindbarsten Aufgaben eine unerschütterliche, äußere wie innere Ruhe zu behalten und nichts von seinen wirklichen Gefühlen preis zu geben. Er hatte das bereits sehr früh gelernt. Es war fast wie eine Maske für ihn geworden, und sie war ihm auch jetzt wieder hilfreich, denn sie versteckte die Gefühle des 17-jährigen Mannes- perfekt.
 

Jedes Mal wenn das passierte, wenn Shindo zu spät kam, fühlte sich das junge, stoische Go-Genie Japans unwillkürlich an den Monat erinnert, kurz nachdem Shindo Hikaru Profi geworden war.
 

Ein Monat in dem er nicht zu seinen Dan-Spielen erschienen war, die eigentlich seinen Aufstieg hatten bedeuten sollen.
 

Auch jetzt noch schloss Akira Touya die Augen bei der Erinnerung.
 

Eines der wenigen Male in seinem Leben in welchem er komplett seine Beherrschung verloren hatte… Er hatte Shindo zur Rede gestellt, so völlig gegen seinen eigenen Charakter gehandelt und ihn angefahren. Er wollte ihn mit allen Mitteln zur Rede stellen, doch es hatte nichts gebracht.
 

Er hatte nie erfahren warum er gefehlt hatte, und er hatte auch nie wieder gefragt.
 

Von Hikarus Freunden aus der Insei-Zeit hatte er schließlich durch Zufall mitbekommen, dass er scheinbar in eine Art Verzweiflung, eine Art völlige Depression verfallen war, und ernsthaft vorgehabt hatte, nie wieder Go zu spielen.
 

Das junge aufsteigende Go-Genie, und Sohn von Touya Mejin, hätte alles glauben können und alles verstehen können, alles… bloß nicht das…
 

Und er konnte sich bis heut nicht erklären, was seinen Rivalen nur so weit gebracht haben konnte, Go dafür für immer aufgeben zu wollen.
 

Akira musste zugeben, das, auch wenn sie über jede Partie im Nachhinein streiten würden als wenn es keinen Morgen gäbe, Hikaru Shindo das naheste zu einem Freund für ihn geworden war, den er jemals gehabt hatte.
 

Noch jetzt fand er es merkwürdig wenn er darüber nachdachte, dass er den lauten Dan tatsächlich als seinen Freund bezeichnete… Doch es war zugegebenermaßen eine Tatsache, die sich langsam nicht mehr ignorieren ließ, auch wenn er sehr zögerlich gewesen wäre, es auch wirklich jemals zuzugeben.
 

Doch es war wahr, und Akira gab es sich selbst zu.
 

Nie hatte es je jemandem in seiner eigenen Altersklasse gegeben, der ihm so Paroli in seinem Spiel hatte geben können wie er. Nicht in seinem Alter und selten nicht einmal über seinem Alter… Nie jemand vor Shindo. Gegner waren gekommen und gegangen, doch niemals hatte er sie wirklich gesehen. Zu schwach, zu hohl, zu wenig wert seiner Zeit…
 

Vom ersten Augenblick an, an dem er Shindo Hikaru begegnet war, wusste er, dass das Schicksal ihn als seinen Rivalen bestimmt hatte. Er hatte ihn angesehen…
 

Und mittlerweile glaubte Akira, den 4. Dan besser zu kennen als jeder andere. Unfreiwillig zwar, aber immerhin...
 

Und als solches konnte er eines mit äußerster Gewissheit sagen:
 

Der energetisch Schwarzhaarige mit den blond gefärbten Strähnen liebte Go mindestens genauso sehr wie er.
 

Es löste noch jetzt ein seltsames Gefühl in dem schlanken, dunkelhaarigen Dan aus, dass er so etwas mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit von einem Menschen sagen konnte. Etwas was er noch niemals gefühlt hatte, da er noch nie eine Person so intensiv und so lange gekannt hatte wie seinen ewigen Rivalen.
 

Doch es stimmte.
 

Es war langsam gekommen und ohne sein Einverständnis, doch nach und nach war ihm jede Eigenart des energetischen Blonden vertraut geworden. Jede Miene erkennbar und jede Geste bekannt, als wenn es seine eigene wäre. Und er wusste, dass es Hikaru genauso erging, wenn er jeden seiner Sätze schon im voraus erahnen konnte.
 

Er hatte Hikaru Shindo kennen gelernt, die Person die er war, und nicht der Go-Spieler…wie auch unmittelbar seinen Charakter.
 

Er hatte Schwächen und Stärken bemerkt, sie gesehen, aufgedeckt und hatte seltsamerweise gelernt, sie zu schätzen und sie zu achten- in einer ganz anderen Art, die keines Gos und keines Gobans bedarf, und weit darüber hinausging.
 

Es war merkwürdig wenn Akira nun darüber nachdachte, wie sehr sich der 4. Dan bereits in seinem täglichen Leben integriert hatte.
 

Angefangen von Go-Spielen, die sie fast instinktiv mindestens ein Mal in der Woche gemeinsam suchten, bis hin zu deren Enden, wenn sie sich wieder einmal gehörig angeschrieen hatten und es wieder einmal spät geworden war, sie schließend noch gemeinsam ein Stück zusammen gehen würden, und schließlich am Lieblings-Nudelsuppenstand des Blonden stoppen würden, nur um noch schnell eine Schüssel Ramen zusammen zu essen.
 

Und es war genau dieses Gefühl, dass Hikaru Shindo seltsamerweise als mehr als nur einen Rivalen akzeptiert hatte, dass ihm gerade sagte, dass der Besagte heute nicht kommen würde…
 

Wieder sah er auf seine Uhr, und nun schlug die leichte Ungeduld des berühmten Dans in leichte Frustration um.
 

Was dachte sich Shindo… Das hier waren Dan-Matches!
 

Es war bereits die zweite Woche. Und noch dazu waren es sie beide selbst, die heute gegeneinander antreten sollten. Er kannte Hikaru… Ihre Matches gegeneinander waren alles andere als schwer aufzählbar, doch Shindou war mindestens genauso stur wie er, wenn nicht sogar noch sturer. Und ein Titelmatch zählte in ihrer Bedeutung sehr viel mehr als nur ein einfaches Übungsmatch...
 

So etwas würde Hikaru niemals verpassen...
 

Doch irgendetwas stimmte nicht.
 

Der junge Dan konnte es ganz genau spüren.
 

Irgendetwas sagte ihm, dass Hikaru nicht auftauchen würde.
 

Und ohne dass er wusste warum, ließ er seinen Blick schweifen. Er sah neben sich zur Wand, in der ein kleines Fenster eingelassen war. Strahlendes Morgenlicht fiel dadurch hinein, doch er stutzte, als er einen dünnen Kalender bemerkte, der direkt links daneben aufgehangen worden war, und den das Licht nun leicht in den Schatten legte.
 

Ein Angestellter war scheinbar besonders aufmerksam, denn auf der Papieroberfläche war ganz deutlich mit rot schon das heutige Datum eingekreist.
 

Es war nicht, dass das Datum besonders auffällig war. Nein… es war nur dass es den 5. Dan plötzlich an etwas erinnerte.
 

Genau an diesem Tag vor einem Jahr hatte er in einem Zug nach Osaka gesessen um seinen Vater zu vertreten, der eine weitere Reise nach China unternommen hatte.
 

Akira hatte bemerkt, dass das sein Vater öfters in den letzten drei Jahren zu tun schien. Der Rückzug in den Ruhestand hatte ihn keinesfalls abgestumpft, ganz im Gegenteil. Viele sagten, dass das Go des Meijins nach der einen, verheißungsvollen Partie im Internet, wieder jung geworden war.
 

Sein Vater hatte es jedoch zu diesem Treffen nicht mehr rechtzeitig schaffen können, da er in Peking durch ein paar technische Schwierigkeiten und Komplikationen aufgehalten worden war. Und so hatte man ihn gebeten zu gehen. Eine Bitte des japanischen Go-Bundes und schließlich auch seines Vaters, die er unmöglich hatte abgeschlagen können.
 

Also war er noch mitten in seinen Dan-Spielen verreist und sie waren verlegt worden. Doch zufälligerweise hatte dieser Tag genau mit dem Tag zusammen gelegen, als Hikaru sich wieder einmal geweigert hatte zu seinen eigenen Dan-Spielen zu erscheinen.
 

Von allen Mysterien die Hikaru Shindou umgaben, war das wahrscheinlich das kleinste von ihnen. Angefangen von brillanten Partien die völlig unmöglich waren, bis hin zur Tatsache, dass dieser Junge ihn, Touya Akira, geschlagen hatte als sie gerade mal 12 gewesen waren, war alles außergewöhnlich an diesem Jungen gewesen, der anscheinend keine Ahnung hatte wie man überhaupt einen Go-Stein richtig in der Hand hielt.
 

Von allen diesen, war dieses Mysterium wahrlich eher unbedeutend, doch es war das einzigste, das jemals öffentlich geworden war.
 

Und auch Akira hatte nie umhinkommen können zu bemerken, dass Shindou Hikaru ein Mal im Jahr aus einem unerklärlichen Grund für eine Woche in den Reihen der Profis fehlte, ohne, dass jemand wusste wo er war, oder warum er nicht zu seinen eigenen Spielen kam.
 

Nichts konnte es erklären.
 

Wenn Hikaru krank wäre dann hätte er anrufen können und seine Matches wären verschoben worden. Weder er, noch Hikaru hatten das zum ersten Mal getan. Und der Blondschopf hatte es eindeutig demonstriert, als er sich im letzten Winter schniefend und schnupfend krank gemeldet hatte, als er sich eine schwere Grippe zugezogen hatte.
 

Bis jetzt hatte er niemals eine Verbindung gesehen.
 

Er hatte auch nie gefragt, so sehr es ihn auch frustriert hatte, da es nicht nur die Dan-Spiele selbst zu betreffen schien, sondern auch ihre Übungsmatches. Es war nicht seine Angelegenheit gewesen…
 

Doch jetzt fiel ihm eine Verbindung auf, die er unmöglich ignorieren konnte.
 

Denn Shindou Hikaru fehlte genau am gleichen Tag wie letztes Jahr…
 

Oder… sogar nicht nur letztes Jahr…?
 

Dieser Gedanke ließ den jungen Dan unvermittelt innehalten und der grünhaarige Mann in seinem dunkelblauen T-Shirt dachte plötzlich angestrengt nach, mit leicht zu Boden geneigtem Gesicht und wachsamen Augen.
 

Der junge Dan versuchte mit einer Erinnerung aufzukommen, mit irgendeinem Detail, mit etwas, dass ihn umstimmen könnte, dass diese Tage auch einmal im Winter hatten gewesen sein können… mit irgendetwas…
 

Doch so sehr er suchte… er konnte mit keinem eindeutigen Widerspruch auf seine Theorie aufkommen. Und noch während er über sie nachdachte, nahm sie mehr und mehr in seinem Kop konkrete Gestalt an...
 

Hikaru Shindos Depressionen folgten einem konkreten Muster… War das ein Zufall?
 

Und wenn, konnte es ein Zufall sein…?
 

Der junge Dan mit dem durchdringenden Blick verengte nun leicht seine türkisfarbenen Augen.
 

Nein…
 

Und noch während er das dachte fuhr Touya Akira einmal mit seiner rechten Hand fahrig durch sein dunkles, schulterlanges Haar und atmete ein Mal tief durch um die steigende Frustration zu unterdrücken die unvermittelt bei diesem Gedanken in ihm aufgestiegen war.
 

Shindou Hikaru zu ergründen, war als versuchte man Wasser in der hohlen Hand zu halten. Es war unmöglich…
 

Und dann war da auch noch Shindou Hikarus anderes Geheimnis… Sein GRÖßTES Geheimnis…das ihm begegnete, wann immer er gegen den Blonden spielte. Etwas dass er jedoch in all den vergangen Jahren erfolgreich geschafft hatte zu verdrängen.
 

Nämlich dass seine Züge dem des Go-Genies ähnelten, der vor nunmehr nicht einmal vier Jahren für eine kurze Zeit im Internet aufgetaucht war und führende Profis aus der ganzen Welt geschlagen hatte, inklusive des japanischen Meijins, seinen eigenen Vater...
 

Sai.
 

Es hatte keinen Sinn, sich nach der Verbindung zu fragen. Das Bild war undurchsichtig, wie ein Stück mattes, abgestumpftes Glas... Und nie war ein Wort über Shindous Lippen gekommen.
 

Doch warum dann…? Was hielt Shindou davon ab zu seinen Spielen zu kommen…
 

Noch einmal sah Akira auf die große Uhr die genau am anderen Ende des Zimmers hing.
 

Shindou hatte nur noch knapp eine Minute, und Akira war plötzlich mit einer Situation konfrontiert die eine schnelle Entscheidung verlangte, und die ihn plötzlich nur ganz leicht unruhig machte…
 

…sollte er es tun…?
 

Einerseits hatte es sich Shindou ganz eindeutig selbst zuzuschreiben, wenn er nicht kam und dadurch alle seine Spiele automatisch verlor. Es wurde gewertet wie einfaches, simples Nichterscheinen. In dieser Regel hin, war es gerechtfertigt.
 

Doch andererseits war Shindou gar nicht krank, jedenfalls nicht das er wusste, und der blonde Dan hatte die Möglichkeit zu kommen, tat es aber einfach nicht… aus einem Grund dem niemanden bekannt war.
 

Akira Touya seufzte, selten für ihn gesehen, einmal kurz tief auf, bevor er sich mit einem schnellen Blick versicherte, dass die Zeit noch nicht abgelaufen war, und dann aufstand.
 

Wenn Shindou jetzt wirklich krank war, würde er ihn für seine Blödheit umbringen…
 

Still und leise ging er an den vielen Paaren vorbei die schon an den Gobans saßen, ohne sich umzudrehen oder einen Blick auf sie zu werfen, und mit nur leicht erhöhtem Schritttempo. Und tatsächlich entdeckte einen Mann der an der Frontseite des Raumes zur Tür saß, der das ganze Spiel überwachen würde.
 

Dieser hob jetzt erstaunte beide Augenbrauen als er ihn herannahen sah, und Akira verbeugte sich hastig, in einer schnellen Bewegung jahrelang eingefleischten Respekts.
 

„Touya-san? Ist etwas passiert? Geht es ihnen nicht gut?“ fragte der ältere Mann besorgt.
 

Akira schüttelte nur stumm den Kopf. „Iie. Mir geht es gut.“ Antwortete er sofort.
 

Unbewusst für den Mann, fühlte sich der junge Dan vor ihm gerade ziemlich unwohl. Jedoch aus einem ganz anderen Grund als der Mann vor ihm vermutet hatte.
 

Ano…“ Der junge Touya lächelte leicht im Versuch seine eigene, plötzlich aufgetauchte Nervosität etwas zu unterdrücken, als er etwas tat was er noch nie gemacht hatte. Noch nie in den ganzen vergangenen 17 Jahren seines Lebens…
 

„Ich habe gestern noch mit Shindou Hikaru gesprochen und er sah meiner Meinung nach, ein wenig krank aus... Ich dachte, vielleicht sollte er für dieses eine Match entschuldigt werden.“
 

Touya Akira erzählte eine glatte Lüge.
 

Der Mann vor ihm betrachtete ihn kurz mit einem forschenden, nachdenklichen Blick bevor er die weiße Liste rechts neben sich zur Hand nahm und sie kurz studierte.
 

„Ihr heutiger Gegner ist Shindou Hikaru?“ erkundigte er sich.
 

Hai.“ Akiras Herz hämmerte so laut in seinem Brustkorb, er dachte, dass es unmöglich sein konnte, dass der Mann vor ihm es nicht hörte.
 

Ganz eindeutig. Er würde Shindou für diese Sache umbringen wenn er ihn das nächste Mal sah...
 

Touya Akira war sich plötzlich mit erschreckender Klarheit sicher, dass er der schlechteste Lügner ganz Japans war.
 

Er holte nicht ein einziges Mal Luft, die ganze Zeit während der Mann weiter vor ihm auf die Liste sah. Und sie verließ ihn schließlich wie durch ein Ventil, als der ältere Mann schließlich aufsah und leicht nickte, genau in der Sekunde als die Uhr, 9 Uhr schlug und ein einheitlicher Chorus von „Onegaishimasu“’s durch den Raum hallte.
 

Der ältere, schwarzhaarige Mann lächelte leicht als er noch einmal nickte.
 

„Das geht in Ordnung, Touya-san. Ich werde bescheid sagen, dass Shindou Hikarus Partien auf unbestimmte Zeit verschoben werden sollen. Nur bitte sagen sie ihm, wenn sie ihn das nächste Mal sehen, dass verpasste Partien aus Krankheitsgründen angesagt werden müssen, da sie sonst wie eine Niederlage durch Nichterscheinen gewertet werden.“
 

Die Stimme des älteren Mannes vor ihm hatte plötzlich einen leicht stählernen Ton angenommen, und Akira nickte folgsam, mit einer tiefen Verbeugung, da er sehr wohl bemerkt hatte, dass er Hikaru nicht nur für diesen, sondern auch für die nächsten Tage freigestellt hatte ohne für sein Unwohlsein auch nur einen Beweis zu erwarten.
 

Domo Arigato.“ Sagte er aufrichtig, mit einer erneuten tiefen Verbeugung.
 

Es fügte noch ein weiteres, kleines Gewicht auf sein Gewissen hinzu, dass der Mann ihm wohl ohne einen zweiten Gedanken vertraut hatte, doch wie Shindou in dieser Situation sagen würde:
 

`Der Zweck heiligt manchmal eben einfach die Mittel´
 

Und auch wenn Akira fast selbst, bei dieser rauen Wortwahl, in seinem Inneren zusammenzuckte, konnte er nicht abstreiten, dass er gerade genau das getan hatte...
 

Die ersten Klänge, von auf Goban platzierten Steinen, klangen bereits durch den Raum, als Akira sich schließlich leise sein dunkelgraues Jackett von den goldenen Haken der Garderobe nahm und schließlich leise aus dem Zimmer verschwand.
 

Dort draußen angekommen atmete der sonst so stoische 5. Dan erst einmal tief durch.
 

Es war nicht seine Art zu lügen. Und er nahm sich jetzt schon vor, dass er es nie wieder tun würde, selbst wenn Shindo irgendwann mit einer lebenslangen Grippe im Bett liegen sollte.
 

Er hoffte nur, dass er das richtige getan hatte…
 

Doch kurz auf diesen Gedanken schüttelte der 5. Dan er den Kopf.
 

Iie.“ Seufzte er leise während er nun abwesend anfing loszugehen und das Gebäude zu verlassen, nun da es eh kein Spiel für ihn geben würde.
 

Noch jetzt spürte er, wie die innere Anspannung langsam wieder in ihm wich die die Spannung auf ein kommendes Go-Spiel schon immer mit sich gezogen hatte, und die essenziell für jeden Go-Spieler und seine Konzentration war.
 

Die kleine Präsenz in seinem Kopf verschwand, die ihn auf ein Spiel mit Shindou Hikaru vorbereitet hatte, und er atmete ein Mal tief ein, um auch seine Gedanken davon zu klären, die sich bereits alle auf ein Spiel mit Shindo Hikaru eingestellt hatten.
 

Kaum draußen, streifte sich der grünhaarige Mann sein graues Jackett auch schon über und schloss mit geschickten Fingern alle Knöpfe während er fast abwesend dabei weiterging. Und er atmete gleichzeitig die leichte, frische Luft ein, die der kühle Frühling noch mit sich brachte.
 

Egal was es war, was Shindo ein Mal im Jahr davon abhielt an diesen Tagen an seinen Spielen teilzunehmen, Akira wusste in seinem Inneren, dass es dafür einen guten Grund geben musste.
 

Ihm blieb nichts anderes übrig als Shindo in dieser Sache zu vertrauen.
 

Und zu der stillen Verblüffung des 5. Dans, der nun ruhig die schon leicht von Menschen schwärmenden Straßen entlangging, fiel ihm das nicht einmal so schwer wie er eigentlich gedacht hatte…
 


 


 

***

~Japanisches Wörterbuch~

Ano…: Ähm…/Uhm…

Iie: Nein

Hai: Ja (gehorsam)

Domo Arigato: Danke (höflich)
 

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Und? Wie war das!? ^-^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-09-16T20:27:15+00:00 16.09.2006 22:27
Deine ff wird immer besser ^_________^
Dein Schreibstil gefällt mir auch sehr^^
Ich könnte so nicht schreiben.. u____u'
Mach schnell weiter ^___^
*freut sich schon*
Von: abgemeldet
2006-09-16T07:48:28+00:00 16.09.2006 09:48
Also, diese Revalität zwischen Akira und Hikaru erinnert mich an Sasuke und Naruto findest du nicht auch? Also ich mein hier ist Naruto Hikaru und Sasuke Akira, da Sasuke fiel mehr Klasse hat, so wie Akira. Und Hikaru hat heir etwas von Kakashi (also, das mit dem zu spät kommen, hab ich aber auch.^^) Dein Schreibstil ist wie immer toll, ich frag mich, wie lange du brauchst, um ein Kapitel zu schreiben.>< Ich brauch Tage und das nur für vllt 1000 Wörter im Schnitt^^° Aber ich bin ja auch ein Faulpelz...
Zurück zun Kap: Ich hoffe, das es bals weitergeht, freue mich schon auf die Fortsetzung^________^

HiddenLeaf


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