Zum Inhalt der Seite

Tajemnica

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erwischt

Hallo!
 

Danke für eure Kommentare! ich habe mich wie immer sehr darüber gefreut!

So, jetzt kommen noch zwei Kapitel und ein Epilog. Den Epilog habe ich schon fertig geschrieben, genau wie ein paar Teile aus dem letzten Kapitel. Das nächste Kapitel muss ich noch komplett schreiben, aber ich denke, das werde ich im Laufe der nächsten paar Tage schaffen. Das heißt so viel wie: Ende Januar wird die FF hier wohl abgeschlossen sein. Ich lasse euch nämlich jetzt nicht mehr lange warten, weil ich endlich an der Fortsetzung schreiben will.

@Robino: Die Fortsetzung wird sehr bald folgen. Sie heißt Spisek und greift die Fragen auf, die nach dieser FF noch offen bleiben. Es tauchen ein paar neue Charaktere auf und... Naja, ich will jetzt nicht zu viel verraten...

@Melou: Du wolltest ja wissen, warum ich ausgerechnet aus Ray so einen Versager gemacht habe. Das ist ganz einfach: Man erwartet, dass aus Ray etwas besonderes wird, einfach weil er in der Serie so toll ist. Allerdings war er dem Leistungsdruck, unter den er gestellt wurde, nicht gewachsen und hat irgendwann alles abgebrochen. Da kommen noch ein paar andere Faktoren hinzu, aber das wird in Spisek alles etwas genauer erklärt.

@Moorhenne: Klinisches Interesse? *lach* Du bist ja wieder nett. Kannst du dir nicht vorstellen, dass Kai sich wirklich Sorgen macht? Und wieso glaubst du, dass nur einer der beiden gefunden wird? ^^
 

Viel Spaß beim Lesen des Kapitels!
 

Rückblick:

In den letzten Kapiteln haben die ehemaligen Beyblader herausgefunden, was auch Ian und Max gewusst haben: Die CBE sammelt BitBeasts, die sie durch eine neue Technik materialisieren und zum Kampf einsetzen kann. Nun mischen auch Bryans Exfrau und Nikolais Mutter Marina und deren neuer Freund Sascha mit, mit deren Hilfe der Ort, an dem Nikolai gefangen gehalten wird, gefunden wird – das Hauptquartier der CBE.

Nachdem Johnny eine der Forscherinnen dort kennengelernt und ihr Lagepläne des Hauptquartiers entwendet hat, ist die Gruppe dort eingebrochen und hat sich in mehrere Untergruppen geteilt, um Ian, Nikolai und die alten Bitbeasts zu finden...
 


 

„Hier ist Ian auch nicht“, sagte Tala resignierend und schloss die letzte Zellentür. „Das heißt wohl, er muss ganz unten im Hochsicherheitstrakt sein.“

„Wie überraschend“, sagte Spencer trocken, verkniff sich jedoch ein überhebliches Grinsen. Er hatte schon von ihrem Einbruch in das Hauptquartier der CBE davon geredet, dass Ian im Hochsicherheitstrakt sein musste, aber Tala hatte darauf bestanden, systematisch von oben nach unten zu suchen.

„Halt die Fresse“, murmelte Tala und wollte gerade dazu ansetzen, noch etwas zu sagen, als plötzlich ein lautes Klacken ertönte. Entsetzt blickte Tala in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

„Da kommt jemand“, flüsterte Leo fassungslos. „Die werden uns hier finden!“

„Wenn es nur ein oder zwei Leute sind, könnten wir“, begann Spencer ebenfalls im Flüsterton, wurde jedoch von Tyson unterbrochen: „In die Zelle, los!“

Tyson zwängte sich durch die halboffene Zellentür, die er vor einer halben Minute noch hatte schließen wollen. Und tatsächlich erklangen Schritte, die den Gang entlang liefen, direkt auf sie zu. Es mussten mehrere Leute sein, mindestens drei. Tyson zog Tala zu sich in die Zelle und schließlich folgten auch Spencer und Leo. „Mach' zu“, flüsterte Tala Spencer zu, doch der Blondschopf reagierte nicht darauf. „Mach' die verdammte Tür zu! Die sehen uns noch“, flüsterte Tala hektisch.

„Wenn ich sie zumache, hören sie uns aber“, flüsterte Spencer zurück. „Und jetzt halt' endlich dein verdammtes Maul!“

„Das ist doch totaler Schwachsinn“, sagte eine laute Männerstimme aus dem Flur. „Die müssen irgendetwas falsch gemacht haben. Die Formel ist korrekt.“

„Ist sie nicht“, stöhnte eine Frau entnervt. „Ich habe es doch selbst gesehen. Es zerfällt nach einer Weile. Einfach so. Da ist nichts zu machen.“

„Aber uns wurde garantiert...“, entgegnete der Mann gereizt, atmete dann jedoch tief ein und schwieg einen Moment lang, bevor er sagte: „Der Zwerg behauptet also, es würde stimmen, oder?“

„Ja, das behauptet er“, antwortete eine andere, dunklere Männerstimme.

Tala blickte fassungslos Spencer an. Meinten die etwa Ian? Redeten die gerade wirklich von Ian? Spencer blickte etwas unschlüssig, nickte dann jedoch leicht. Offensichtlich sprachen diese Leute tatsächlich von ihrem Freund.

„Und ihr seid euch sicher, dass er nicht lügt?“, meinte der erste Mann lachend. „An seiner Stelle würde ich auch lügen!“

„Er behauptet, zu wissen, wie man diesen Zerfall aufhalten kann“, sagte die Frau. „Aber er sagt es uns nicht.“

„Dann presst es eben aus ihm heraus!“, verlangte der Mann. „Ich werde hier noch wahnsinnig unter diesen ganzen Dilettanten!“

„Meinst du, das wäre so einfach?“, fragte der andere Mann. „Wir haben echt alles versucht. Wir hätten seinen süßen, blonden Freund nicht umbringen sollen, dann hätten wir jetzt wenigstens ein Druckmittel.“

Tala hörte nur, wie Tyson laut einatmete, dann plötzlich stürzte er zur Tür. Im letzten Moment konnten Spencer und Tala ihn erfassen und daran hindern, zu den drei Angestellten der CBE zu laufen und ihnen etwas anzutun. „Sie haben Max getötet“, zischte Tyson wütend und versuchte, sich loszureißen. „Diese dreckigen Mistkerle haben...“ Weiter kam er nicht, da Tala ihm die Hand vor den Mund geschoben hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Das nächste, was er spürte, waren Tysons Zähne, die sich in seiner Hand festbissen.

Tala atmete tief ein, um einen lauten Schmerzensruf auszustoßen und begnügte sich schließlich mit einem geflüsterten: „Verdammte Scheiße, was soll das?“ Ihm waren vor Schreck Tränen in die Augen geschossen, weshalb er nur verschwommen wahrnehmen konnte, dass seine Hand wenigstens nicht blutete.

„Die sind zu dritt“, flüsterte Tyson eindrinlgich, „während wir zu viert sind. Wir könnten sie überraschen und zusammen schlagen und...“ - „Vorher von ihnen erschossen werden?“, ergänzte Spencer verächtlich. „Wenn die Typen bewaffnet sind, sind wir tot, bevor wir bei ihnen angekommen sind.“

„Das heißt also, wir bleiben hier und hören zu, wie sie über Max reden?“, fragte Tyson mit Tränen in den Augen.

„Und über Ian“, fügte Tala leise hinzu.
 

„Nikolai!“ Marina schossen Tränen in die Augen, als sie ihren Sohn aus dem kleinen Raum zog und ihn in ihre Arme schloss. Sie drückte ihn an sich, als habe sie Angst, er könne ihr wieder weggenommen werden.

Bryan spürte, wie ihm ein erleichtertes Lachen entwich. Sein Sohn war hier! Er lebte und es schien ihm zumindest körperlich gut zu gehen!

„Du zerdrückst mich“, meinte Nikolai irgendwann gedämpft, weshalb Marina ihn losließ.

„Paps!“, sagte Nikolai erfreut und sprang auf. Er war mit zwei Schritten bei Bryan, der in die Knie ging, um sein Kind ebenfalls in die Arme zu schließen.

„Wie geht es dir?“, fragte Marina, die noch immer auf dem Boden hockte, mit zittriger Stimme. Sie nahm das Taschentuch, das Sascha ihr reichte, entgegen und tupfte sich damit die Tränen aus dem Gesicht. „Haben sie dir weh getan?“

„Nein“, sagte Nikolai und löste sich von Bryan. „Es war nicht so schlimm wie in den Filmen, die ich gesehen habe.“ Nun lief er noch zu Sascha, um diesen ebenfalls zu umarmen. Doch von seinem Stiefvater löste er sich schneller, wie Bryan mit Genugtuung feststellte. „Die haben mich nicht festgekettet und mir auch nicht weh getan. Ich durfte den ganzen Tag über Fernsehen gucken und habe Pommes gekriegt!“ Er schien kein besonderes Trauma von der Entführung bekommen zu haben, sonst hätte er nicht so munter reden können. „Aber die wollten, dass ich ihnen zeige, wie ich beyblade. Ich glaube, die waren voll sauer, weil ich das nicht kann.“

Marina warf Bryan einen strengen Blick zu, den dieser mit einem leichten Seufzen erwiderte. „Nikolai“, sagte er sanft und zog seinen Sohn wieder in seine Arme. „Wir bringen dich nach Hause.“

„Bringst du mir bei, wie man richtig bladet?“, fragte Nikolai plötzlich.

„Ich kann das doch auch nicht richtig“, murmelte Bryan und schaute Marina hilflos an. Sie hatten eigentlich bei Nikolais Geburt vereinbart, dass Bryan sein altes Hobby nicht an seinen Sohn weitergeben würde.

„Natürlich kannst du das“, protestierte Nikolai. „Warum lügst du denn?“

Bryan schluckte leicht. Was sollte er denn jetzt machen? „Ich habe das schon ewig nicht mehr gemacht“, murmelte er.

„Du hast für die Weltmeisterschaft gebladet“, empörte sich Nikolai. „Das haben mir die Leute hier gesagt! Du kannst doch nicht alles verlernt haben!“

„Wir reden später darüber“, meinte Marina streng und stand wieder auf. Sie nahm ihren Sohn an die Hand. „Jetzt bringen wir dich erst einmal hier raus, Spatz.“

„Nenn' mich nicht so“, murrte Nikolai, ließ sich aber von ihr den Flur entlang ziehen.

Bryan und Sascha folgten in knappem Abstand. „Wusste gar nicht, dass du mal in etwas so gut warst“, meinte Sascha anerkennend und blickte Bryan von der Seite her abschätzend an. „Weltmeister?“

„Zweiter Platz“, murrte Bryan.

„Keinen Schritt weiter“, sagte eine fremde Stimme.

Am Ende des Korridors standen drei Männer in Uniformen, die wie Sicherheitspersonal wirkten. Einer von ihnen hielt ein Funkgerät in der Hand, in welches er leise sprach, während die anderen beiden Elektroschocker gezückt hatten.

Bryan wollte sich Nikolai schnappen, doch Sascha war schneller. Er packte das Kind und hob es auf seinen Arm. „LAUFT!“, brüllte er und lief, flankiert von Nikolais Eltern, los.
 

„Ich wachse hier noch fest“, grummelte Michael. „Wann kommen die Idioten endlich?“

„Die Idioten will ich mal überhört haben“, erklang Johnnys Stimme vom anderen Ende des Ganges. Endlich stieß er wie vereinbart zu ihnen, die Chipkarte und einen Schlüsselbund in der Hand haltend. „Wir haben den Kram.“

„Und ihr seid zwanzig Minuten zu spät“, schimpfte Michael. „Was soll das?“

„Johnny hat vergessen, die Sachen zu besorgen“, schwärzte Alana, die ihm mit Mariah folgte, den Rothaarigen an. „Wir mussten das Weib überwältigen, weil er damit beschäftigt war, Süßholz zu raspeln!“ Sie entriss Johnny die Chipkarte und steckte sie kurzerhand in den Schlitz am Türrahmen. Die Tür glitt auf. „Und jetzt kommt endlich.“

Kommt endlich?“, wiederholte Michael spitz. „Wer zwanzig Minuten zu spät kommt, sollte solche Kommandos lieber nicht aussprechen.“ Dennoch folgte er ihr in den großen Saal, in welchem etliche Computer standen.

„Hm“, machte Robert. „Sieht ja nett aus.“ Er blickte sich um. „Das sind bestimmt um die fünfzig Computer. Müssen wir jeden einzelnen hacken?“

„Wird nicht nötig sein“, erwiderte Kenny und zog eine Diskette heraus. „Ich wette, die sind alle miteinander verbunden. Ich werde einen Virus einschleusen, der den Server zersetzt.“ Er ging zu dem nächstbesten Computer und schaltete ihn ein.

„Komm'.“ Michael zog Sara zu einem anderen Computer und schaltete diesen ebenfalls ein. „Schauen wir mal, was wir hier haben...“ Er setzte sich auf einen Stuhl und wartete geduldig. Sara setzte sich ebenfalls und blickte etwas nervös auf die Uhr.

„Tetris haben die da bestimmt nicht drauf“, bemerkte Robert scherzhaft.

„Doch, haben sie“, stellte Michael überrascht fest. „Guck'.“ Er klickte das Spiel an. „Ist ja witzig.“

„Wolltest du nicht nachsehen, ob da irgendwelche Daten gespeichert sind, die uns nützlich sein könnten?“, fragte Mariah und knabberte etwas nervös an ihrem Daumennagel herum. Es wollte ihr gar nicht gefallen, dass sie hier eingebrochen war. Natürlich hatte sie ja kaum eine andere Wahl, wenn sie verhindern wollte, dass die CBE BitBeasts materialisierte, aber... Sie mochte es nicht, illegale Dinge zu tun.

„Ist fast alles passwortgeschützt“, sagte Michael, der sich durch die Dateien klickte. „Hier sind irgendwelche chemischen Formelsammlungen, aber das kapiere ich alles nicht. Versteht ihr das?“

„Vermutlich brauchen die bestimmte Chemikalien, um die BitBeasts zu materialisieren“, argwöhnte Mariah. „Aber das nützt uns wenig. Steht da irgendwo, wie man dagegen kämpfen kann?“

Michael schüttelte den Kopf. „Lauter Zahlen... Und jetzt ist alles schwarz.“

Tatsächlich hatte der Bildschirm geflackert und war das abgestürzt.

„Klar“, sagte Kenny. „Der Virus. Die PCs hier sind nicht mehr zu gebrauchen.“ Er stand von seinem Stuhl auf. „Können wir jetzt abhauen?“ Er steckte seine Diskette wieder ein.

„Das heißt, die Forschungsergebnisse der CBE sind jetzt gelöscht?“, fragte Michael vorsichtig nach.

„Ja, sind sie“, sagte Kenny ungeduldig. „Gehen wir jetzt?“

„Ist ja gut“, murmelte Johnny abwesend und drehte sich wieder zur Tür. „Wo ist eigentlich Boris hin?“

„Boris?“ Verwirrt schaute sich Michael um. „Steht er noch im Flur?“, fragte er mit einem Anflug von Panik. Sie konnten doch nicht... Hatten sie Boris wirklich aus den Augen gelassen? So ein verdammter Mist!

„Nein“, sagte Alana und lächelte ein wenig hilflos. „Er ist weg.“
 

„Kommt ihr jetzt endlich?“, fragte Kai entnervt. Er drehte sich um und blickte in den Flur, wo Cheng und Ray langsam in seine Richtung schlenderten. Die beiden redeten seit dem Streit vor etwa zwanzig Minuten nicht mehr mit Kai und reagierten auch nicht darauf, wenn er etwas zu ihnen sagte. Sie ließen sich beim Gehen unglaublich viel Zeit und Kai war versucht, einfach weiterzugehen und die beiden hier zu lassen. Dann wiederum fiel ihm Max ein, der ermordet worden war. Tot wollte er Ray auch nicht sehen... Also musste er sich damit abfinden, auf die beiden zu warten. Und zu warten. Und nicht auszurasten. Und zu warten.

Ray und Cheng gingen einfach an ihm vorbei in den Gang hinein, in den Kai zeigte. Kai seufzte schwer und ging ihnen hinterher. „Halt“, sagte er schließlich. „Jetzt rechts.“

Die beiden antworteten nicht, sondern bogen schweigend nach rechts ab.

Kai schüttelte resignierend den Kopf und folgte ihnen. „Ray, jetzt warte doch mal“, sagte er. „Würdest du mir bitte mal einen kleinen Moment lang zuhören?“ Es fiel ihm nicht schwer, die beiden einzuholen, doch Ray blickte stur geradeaus, ohne auf Kais Anliegen zu antworten. „Okay, ich gebe zu: Ich hätte das nicht sagen sollen“, räumte Kai ein, doch sein ehemaliger Teamkollege schien ihm gar nicht zuzuhören.

„Sind wir jetzt da?“, fragte Cheng, als sie vor einer großen Tür stehen geblieben waren.

„Ja.“ Kai ging zu der Tür und erstarrte. Ein Schlitz für eine Chipkarte, natürlich. Er hatte schon öfter daran gedacht, dass die Lagerhalle des Labors vermutlich geschützt war, aber bisher hatte versucht, optimistisch zu sein. Nur leider half erzwungener Optimismus ihm jetzt nicht weiter.

Cheng drückte gegen die Tür. „Klappt nicht“, sagte er und ging zu dem Schlitz für die Karte. „Vielleicht kann man da ja irgendwas anderes reinstecken“, sagte er.

„Das klappt nicht“, seufzte Kai.

„Eine Telefonkarte“, sagte Cheng und zückte eine Karte.

„Lass' das lieber“, meinte Ray ein wenig nervös, doch es war zu spät: Cheng hatte die Karte in den Türschlitz gesteckt.

Sofort leuchtete ein rotes Licht auf und ein dumpfer Alarm ertönte.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Kai. „Lauft!“

Sie kamen nicht weit; bloß zwei Korridore weiter begegneten sie den ersten Wachleuten, die sofort das Feuer eröffneten.
 

Boris blieb einen Moment lang stehen und lauschte in die Stille hinein. Die Gruppe, die ihn mitgenommen hatte, war nicht mehr in Hörweite. Er hatte es endlich geschafft, abzuhauen. Jetzt musste er nur noch einen Weg hier heraus finden. Und dann wäre er endlich wieder ein freier Mann.

Kein Gefängnis, keine Handschellen und keine Demütigungen mehr.

Er würde endlich wieder richtig leben.

Während er durch den leeren Gang schritt, malte er sich aus, was er mit seiner neugewonnenen Freiheit anfangen würde. Er glaubte nicht, dass er nach Russland zurückkehren würde. Weshalb sollte er auch? Er hatte sich in dem Moment mit seinen Gedanken von seiner Heimat getrennt, als er unter Talas eiskalten Blicken in der Krankenstation der alten Abtei aufgewacht war.

Es gab dort nichts mehr, was ihn noch hielt.

Sein komplettes Lebenswerk war zerstört: Seine Forschungsergebnisse vernichtet und die Kinder, in die er so viel Arbeit und Hoffnung gesteckt hatte, erwachsen. Und sie hatten ihn ausnahmslos enttäuscht.

Bryan hatte seinen introvertierten Charakter abgelegt und war von einem ruhigen, berechnenden Jungen zu einem langweiligen, verweichlichten Versager geworden. Er ließ sich einfach so die Frau ausspannen und den Sohn wegnehmen. Und statt seinem Rivalen die Fresse zu polieren, wie er es als Kind mit Sicherheit getan hätte, jammerte er bloß und bemitleidete sich selbst. Wie tief konnte man sinken?

Und Spencer war beinahe noch schlimmer. Bryan hatte seinen Charakter wenigstens komplett geändert, während sich Spencer immer noch einbildete, cool und unverwundbar zu sein. Aber Spencers Einstellung war bei weitem nicht das schlimmste: Am meisten störte Boris dieser bescheuerte Typ, mit dem Spencer scheinbar jetzt zusammen war. Oder vielleicht allein schon die Vorstellung daran, dass der große, starke Spencer schwul sein sollte. Es war unerträglich für Boris, daran zu denken.

Aber die für ihn größte Enttäuschung war Tala. Boris hatte immer geglaubt, dass aus Tala etwas ganz besonderes werden würde. Tala hatte schon als Kind über eine außergewöhnliche Intelligenz verfügt. Er war charmant, attraktiv, sportlich, klug... Wie viele Menschen gab es, die sämtliche dieser wichtigen Bereiche abdeckten? Alleine mit den Fähigkeiten, die man Tala in die Wiege gelegt hatte, hätte er doch etwas großartiges werden müssen. Er hätte Medizin studieren können! Er hätte Boris' Forschungen weiterführen können! Wer hätte sich dafür mehr geeignet als Tala?

Boris ging langsam weiter. Er war längst nicht mehr für die Gruppe, der er entkommen war, erreichbar. Er sah sich im Gang um. Dieser Teil der Etage war längst nicht so modern wie der Labortrakt. Die Türen lagen dicht beieinander, was die Räume unglaublich schmal machen musste. Und sie waren aus schwerem Eisen. Boris zögerte kurz und zog dann seine Kopie des Lageplans heraus. Er war mit den anderen bei dem Labor gewesen... In derselben Etage lag auch der Hochsicherheitstrakt. Er warf einen Blick hinter sich. Es gab mehrere Orte, wo sich Zellen befanden. Und er war alleine hier, was wohl bedeuten musste, dass die Gruppe, die Ian suchte, nicht hier war. Vielleicht hatte er Glück. Vielleicht war Ian so wichtig, dass er hier unten gefangen gehalten wurde.

Plötzlich lächelte Boris.

Er hatte Ian ganz vergessen. Vielleicht war wenigstens das letzte Mitglied des alten Teams noch er selbst. Was, wenn er doch nicht versagt hatte?

Die Türen waren allesamt mit schweren Riegeln versehen. Sie gingen nach außen auf. Hastig legte Boris die Riegel der ersten Tür hinunter und öffnete die schwere Tür. Doch der Raum war leer. Er ging zu der Tür auf der anderen Seite und öffnete auch die. Auch hier war niemand in der Zelle.

Nach und nach öffnete er sämtliche Türen. Doch nirgendwo waren Gefangene.

Noch drei Türen, dann würde er von hier verschwinden müssen.

Als die nächste Tür leise knarrend aufging, erstarrte Boris.

Vielleicht lag es daran, dass Ian seit seiner Kindheit nicht mehr gewachsen war, vielleicht daran, dass er in sich zusammengesunken auf dem Boden kauerte und zitterte. Doch als Boris auf ihn herab sah, hatte er nicht das Gefühl, einen erwachsenen Mann vor sich liegen zu sehen, sondern das Kind, das er damals großgezogen hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-01-27T15:53:59+00:00 27.01.2008 16:53
Hi!
Aaaaaah! X___X ich hab das Kapitel schon vor Ewigkeiten gelesen. Aber irgendwie muss ich es wohl verpennt haben, auch einen Kommentar dazulassen. ^^" Hiermit entschuldige ich mich für meine seltendämliche Schusseligkeit und hole Vergessenes natürlich sofort nach:
Danke, dass du das mit Ray für mich aufgeklärt hast. da hast du schon irgendwie recht. Jeder hätte gedacht, dass Ray Erfolg hat, egal mit was. So war das natürlich ein Sprung ins kalte Wasser. Ich finde es aber trotzdem gut. Überraschungs-Effekt etc. ^^;
Zu diesem Kapitel: Mal wieder genial. Wie gesagt, habs vor fast nem Monat gelesen, deshalb erinnere ich mich nicht an jedes Detail. Aber ich fand es wirklich gut und spannend. Nur wieder kurz, obwohl ich da eigentlich nicht aufmucken sollte.
Ach ja, ich fand die Unterredung von Boris und Tala genial. Diesen Einblick in Boris' Seelenleben hast du wirklich perfekt hinbekommen. Sehr authentisch.
Ich hoffe es geht bald weiter!
Muchos Besos, Melou xxx
Von: abgemeldet
2007-12-23T19:37:43+00:00 23.12.2007 20:37
*rubbelt sich die stirn* spinn ich, oder warum hab ich grad den impuls boris irgendwie... knuffig zu finden? O.Ô mensch mädl, du bringst meine schlimmsten seiten ans tageslicht T_T

warum ich geglaubt hab, dass sie nur einen finden... weiß nicht. xD wahrscheinlich einfach dieser fatalistische wesenszug den ich inzwischen (AUCH nur wegen dir und deinen horrorstories wo alle sterben ;D) hab. *g*

ansonsten... ach, blödsinn! hätt ich fast vergessen. *zieht cheng mit dem keks-back-blech eins über* trottel.

ALSO: ansonsten halt merry christmas, danke für das vorweihnachtliche guzi und: bitte erschieß cheng. der depp hats verdient. X.x

hugs 'n kisses,
dagada
Von:  Robino
2007-12-22T15:24:54+00:00 22.12.2007 16:24
Lieber spät als nie aber ich kommentiere auch noch XDD

Also das kappi hat mir soweit echt gut gefallen.
An sich foind ich es gut das sie Ian endlich gefunden haben jedoch auch ein wneig erschreckend.

Bin mal gespand wie es weiter geht.
So long! Rob

P.S. Frohe weihnachten und ein guten rutsch ins neue jahr *g*
Von:  Mondlichtfalter
2007-12-20T18:54:55+00:00 20.12.2007 19:54
hui =) das nächste kappi =) *freu*
da bin ich ja mal richtig gespannt, wie du die Lieben da alle wieder geschickt herausmanövrieren willst^^ oder gibt es für einige vll ein nicht ganz so schönes Ende???
hab mich erst gefragt, ob es denn da nirgends videokammeras zur Überwachung gibt... aber die Meisten haben es ja eh geschafft in eine brenzlige Situation zu kommen
und das Boris nach all den Jahren immer noch an seinem Traum hängt perfekte Blader mit perfekten Bit Beasts zu erschaffen - eigentlich zwar nicht gut... aber irgendwie finde ich es trotzdem furchtbar süß^^ und er hatte Tala als seinen Nachfolger angsehen =) Tjaaa.. das er da enttäuscht ist kann ich mir gut vorstellen, aber wenn er sich traut Boris zusammenzuschlagen, ist sein altes Ich vll doch noch irgendwo in ihm drin^^ Das er Jan nun als Ersatz sieht find ich nicht gut... Armer Jan - wer weiß, ob er da jetzt nicht nur von dem Regen in die Traufe kommt. Aber er wird ja sicher gerettet... ich vertrau dir da einfach mal^.~
alsoooooo... freu mich, wenn es weiter geht!!
lg
Von:  Webwolf_Hanna
2007-12-18T12:02:59+00:00 18.12.2007 13:02
Danke für das verfrühte Weihnachtsgeschenk.


Zurück