Zum Inhalt der Seite

Tajemnica

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gefunden

Hallo!
 

Danke für die Kommentare!

Jetzt folgen nur noch fünf Kapitel + Epilog. Es geht dem Ende zu *sniff*

Und ich muss erstmal mit diesem neuen Fanfiction-System hier auf Animexx klarkommen. ist ja ganz praktisch so, aber trotzdem gewöhnungsbedürftig ^^"
 

Rückblick:

Im letzten Kapitel sind Robert und Kenny aufgetaucht und haben etwas Licht ins Dunkel gebracht: Endlich wissen die Beyblader, wer ihr Gegner ist, nämlich die CBE, die es sich zum Plan gemacht hat, BitBeasts zu materialisieren. Auf Talas Beschluss hin wollen sie jetzt trainieren, um Ian und Nikolai retten zu können.
 


 

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Tatsächlich war Boris noch zu etwas nütze; er hatte als ehemaliger Leiter der Abtei mehr Ahnung von Beyblades, als die meisten anderen. Kenny hatte sich jahrelang um die Beyblades der Bladebreakers gekümmert und auch Michael hatte, obwohl er nicht der Techniker der All Starz gewesen war, viel über den Aufbau von Beyblades gelernt; allein schon deshalb, weil die Technik die stärkste Seite seines Teams gewesen war. Zu dritt bauten sie Blades für die noch verbliebenen BitBeasts.

Tala hatte im stillschweigenden Einverständnis der anderen die Leitung des Trainings übernommen und in nur wenigen Minuten Trainingspläne für die Beyblader mit BitBeasts aufgestellt.

„Ich bin echt froh, dass ich nie in deinem Team war!“, keuchte Michael, als Tala ihn ein weiteres Mal eingeholt hatte. Sie liefen schon seit etwa einer Stunde immer und immer wieder um Kais Villa herum – Tala Ansicht nach ein nettes Training. Michael sah es jedoch ganz anders – im Gegensatz zu Tala hatte er ab einem gewissen Alter aufgehört, sich sportlich zu betätigen. Während Tala jeden Abend ein paar Runden im Park joggte, bewegte sich Michael kaum noch. Er hatte zwar nicht zugenommen, aber leider ziemlich an Muskelmasse verloren.

Tala blickte Michael von der Seite her an und hob eine Augenbraue, so als überlegte er, ob er etwas dazu sagen sollte oder nicht.

„Wie lange noch?“, fragte Michael.

„Bis Draciel repariert ist“, entgegnete Tala und passte sein Tempo dem von Michael an. Nach ihrem letzten Kampf gegeneinander war das Beyblade, in dem Max' BitChip steckte, leicht lädiert gewesen.

„Was regst du dich eigentlich über zwei kleine Kratzer auf?“, fragte Michael und blickte auf die Uhr. Allmählich bekam er Hunger, schließlich war schon Zeit für's Mittagessen. „Immerhin trainieren wir momentan nur.“

„Egal“, war Talas Antwort darauf. Er schaute ebenfalls auf seine Uhr und wurde etwas langsamer. Vor der Haustür hielt er schließlich an und blickte zu Michael, der sich dankbar ins Gras sinken ließ und schwer atmete.

Tala setzte sich neben ihn ins Gras. „Außerdem war ich früher viel schlimmer“, meinte er nüchtern.

„Achja?“ Michael schielte ihn misstrauisch an.

„Klar. Meine Teamkollegen mussten so schnell laufen wie ich. Und wenn ich die so oft hätte überholen können wie dich heute...“ Tala seufzte. „Glücklicherweise konnte ich sie nie überholen.“

Michael nickte leicht. „Du warst wohl mehr Drill-Instructor als Teamleader, hm?“

Sein Gegenüber musste lachen. „So hab ich mich eigentlich noch nie gesehen. Aber vielleicht hast du tatsächlich Recht!“

Michael grinste leicht und blickte sich in dem Garten um. Kais Anwesen war riesig und Alana hatte heute morgen eine knappe Stunde gebraucht, um ihm alles hier zu zeigen.

„Erwarten wir noch jemanden?“, fragte Tala plötzlich und stand auf. Er klopfte sich den Dreck von seiner Trainingshose und beobachtete dabei den Weg.

Michael richtete sich ebenfalls auf und kniff die Augen zusammen. Erst dann sah er zwei Gestalten langsam auf sich zukommen. Eine der beiden Gestalten war groß und kräftig, die andere eher zierlich. „Wir sollten den Anderen Bescheid sagen“, meinte er leise und wollte schon zur Tür gehen, als Tala ihn am Arm packte.

„Warte“, sagte er und kniff ebenfalls die Augen zusammen. „Das könnte Bryans Ex sein.“

„Was?“ Michael starrte konzentriert die näher kommenden Gestalten an. Erst jetzt erkannte er in der schlankeren Person eine dunkelhäutige Frau, die sich unsicher umsah.

„Hey!“, rief Tala und ging auf die beiden zu. Michael folgte ihm eilig.

„Entschuldigen Sie, dass wir hier unerlaubt eingedrungen sind“, sagte der Mann, sobald die vier aufeinander trafen, in korrektem Englisch. „Die Klingel hat nicht funktioniert.“

„Kai hat sie ja auch abgestellt“, meinte Tala abwesend, während er die Frau musterte. Es war tatsächlich Marina; Tala kannte sie von dem Hochzeitsfoto, das Bryan ihm vor Jahren einmal zugeschickt hatte.

„Sie sind also nicht Kai Hiwatari?“, fragte der Mann vorsichtig. „Ich dachte, Sie wären vielleicht...“

„Das ist Tala Ivanov“, unterbrach ihn die Frau und erwiderte Talas Blicke kühl. „Ein alter... Freund von Bryan.“

„Verstehe nicht, dass Bryan wegen der Schlampe so 'nen Aufstand macht“, raunte Michael Tala ins Ohr. Tala grinste ihn leicht an. „Ich auch nicht“, erwiderte er so laut, dass Marina und ihr Freund ihn hören konnten.

„Ist Bryan hier?“, fragte sie in unfreundlichem Tonfall.

„Kommt drauf an, was du von ihm willst“, entgegnete Tala, der bemüht war, noch eine Spur unfreundlicher zu klingen.

„Nur meinen Sohn.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Oh oh“, sagte Michael.
 

„DU VERFLUCHTER MISTKERL!“ Mit zwei Schritten war sie bei Bryan und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine. Kai fing ihre Hand ab, bevor sie ihren Exmann ein weiteres Mal schlagen konnte. Er zog sie von Bryan weg, sodass dieser die Chance hatte, über seine schmerzenden Wangen zu fühlen.

„Lass los!“ Sie stieß mit dem Ellbogen nach Kai, woraufhin er sie losließ und einen Schritt nach hinten ging, wo er sich in Sicherheit wähnte, aber auch bereit stand, um sie aufzuhalten, falls sie ein weiteres Mal auf Bryan losgehen würde. Sie schien Kais Absicht verstanden zu haben, weshalb sie es gar nicht erst versuchte. „Wie kannst du Idiot unseren Sohn entführen lassen?“, rief sie wütend.

Bryan blickte sie hilflos an, weshalb Alana ihm zur Hilfe eilte: „Es war bestimmt keine Absicht.“

„Und was ist das für eine Schlampe?“, fragte Marina aggressiv. „Sag' bloß nicht, du hast mit irgendeinen Flittchen rumgemacht, statt auf Nikolai aufzupassen!“

„Flittchen?“, protestierte Alana.

„Verschwinde“, sagte Kai und winkte sie zur Tür. „Wir sollten das alleine regeln.“ Er setzte sich auf den Tisch, der hinter ihm stand.

„Was ist passiert?“, fragte Marina wütend, während sich die Tür schloss.

Bryan zuckte mit den Schultern, noch immer unfähig, etwas zu sagen.

Kai seufzte lautlos und ging auf Bryan zu. Er stellte sich neben den Mann und blickte Marina abschätzend an. „Ich kann gut verstehen, dass du sauer bist“, sprang er Bryan zur Hilfe. „Aber Bryan kann nichts dafür, dass Nikolai verschwunden ist. Er hat immer gut auf den Kleinen aufgepasst und ihn nie allein gelassen.“ Bryan blickte verwirrt zu Kai auf. Warum half ihm der Leiter der BioVolt plötzlich? „Als Nikolai entführt worden ist, war Bryan in der Besprechung einer wichtigen Angelegenheit. Alana, die junge Frau von gerade eben, war mit Nikolai zusammen. Sie hat versucht, ihm zu helfen und ist dabei bewusstlos geschlagen worden. Niemand hätte damit rechnen können.“

„Oh doch.“ Marina sah ihn berechnend an. „Tala Ivanov ist hier. Das heißt doch schon alles!“

„Ich habe zwar keine Ahnung, was das mit Tala zu tun haben soll“, meinte Kai, „aber ich bin mir sicher, dass du es mir gerne erklären willst.“

„Sehr gerne“, fauchte sie. „Bryan hat mir vor Jahren versprochen, dass er sich nie wieder mit einem aus seinem alten Team treffen wird! Besonders nicht mit Tala!“

„Da auch du ihm gegenüber Versprechen gebrochen und ihn betrogen hast“, beschloss Kai, „solltest du ihm dafür keinen Vorwurf machen. Ihr beide seid kein Paar mehr, also kannst du ihm nicht vorschreiben, mit wem er sich trifft. Das tut er bei dir schließlich auch nicht.“ Er blickte zu Bryan, der den Kopf gesenkt hielt. Kai war dafür geboren, Situationen und Gespräche unter seine Kontrolle zu bringen. Nicht umsonst war er ein so guter Geschäftsmann. Und Bryan tat ihm irgendwie Leid. So wie der Lehrer über seine Frau geredet hatte, war Kai davon ausgegangen, dass sie eine freundliche, junge Frau war, die einfach irgendwann ihren Mann verlassen hatte. Aber jetzt ahnte er, dass nicht Bryan während der Beziehung die Hosen angehabt hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Bryan sich in einer Beziehung dominieren lassen würde, doch Bryans passives Verhalten gegenüber Marina kam ihm ein wenig routiniert vor. Und Kai konnte es überhaupt nicht ausstehen, wenn Frauen ihre Männer herumkommandierten. Vielleicht war er leicht sexistisch, aber seiner Meinung nach gehörten die Männer in die aktive Rolle. Vermutlich war das der Grund dafür, dass er Byan half.

„Ich habe zwar keine Ahnung, wer oder was du bist“, meinte Marina, „aber du hast überhaupt nichts mit der Sache zu tun. Ich will mit Bryan sprechen und nicht mit dir!“

„Da Bryan sich scheinbar nicht mehr traut, etwas zu sagen, wirst du wohl mit mir vorlieb nehmen müssen“, lächelte Kai gekünstelt und ging einen Schritt vor. Er stand nun halb vor Bryan, sodass Marina ihren Exmann nicht mehr direkt ansehen konnte.

„Als Nikolais Mutter habe ich aber das Recht, ihm den Umgang mit Leuten zu verbieten, die mir nicht passen“, meinte Marina. „Und ich weiß ganz eindeutig, dass Tala Ivanov zu diesen Menschen gehört.“

„Warum?“, fragte Kai.

„Ich weiß, was früher mit Bryan los war“, meinte Marina. „Und ich glaube nicht, dass die Typen, mit denen er früher Kontakt hatte, gut für meinen Sohn sind.“

„Darling, das ist wirklich Spencer Petrov!“, verkündete plötzlich eine Stimme aus Richtung Tür. Sascha war in den Raum gekommen und zog Spencer hinter sich her. „Ist das nicht irre? Ich hab mich schon mit ihm fotographieren lassen!“

Bryan warf Spencer einen bitterbösen Blick zu, der grinsend erwiderte wurde.

„Sascha!“, fuhr Marina ihren Freund an. „Lass das gefälligst!“

„Du bist also die Mutter?“, meinte Spencer gespielt überrascht und kam auf sie zu. „Jetzt weiß ich endlich, von wem der Junge seine natürliche Schönheit hat – von Bryan kann die ja nicht kommen.“ Er lachte charmant, was auch Sascha zum Lachen brachte. Marina blickte ihn düster an. „Aber um mal ernst zu bleiben“, meinte Spencer beschwichtigend, „das Kind finden wir, keine Sorge. Ich habe schon genug solcher Fälle gelöst.“

„Siehst du?“, meinte Sascha. „Du musst dich nicht so aufregend, Marina!“

„Sascha“, sagte Marina mit gepresster Stimme. „Er ist Schauspieler. Er hat noch nie ohne Drehbuch irgendwelche Kinder gerettet.“

Spencer kratzte sich verlegen am Kopf. „Ganz richtig ist das nicht“, meinte er vorsichtig und erinnerte sich an den Sohn eines Regisseurs, den er einmal von einem Autodach heruntergeholt hatte.

„Wenn wir alle zusammenhalten“, beschloss Sascha, „dann finden wir Nikolai! Wir haben immerhin Spencer Petrov im Team!“

Kai wusste nicht, ob er Spencer töten oder lieben sollte. Natürlich war es riskant gewesen, aber scheinbar funktionierte es... Zumindest Sascha schien fest davon überzeugt zu sein, dass sie zusammenhalten sollten.

„Wo fangen wir an?“, fragte Sascha interessiert.

Spencer blickte ihn perplex an. „Gute Frage“, meinte er nachdenklich.

Bryan seufzte lautlos. Das einzige, was Spencers Auftritt geschafft hatte, war dass Marina jetzt nicht nur auf ihn, sondern auch noch auf den armen Sascha sauer war.

„Spencer?“ Leo steckte den Kopf in den Raum. „Hier bist du!“ Er schaute verwirrt Marina und Sascha an, ging dann jedoch zu seinem Freund. „Ich hab mal 'ne Fra-“ Bevor er hätte weiterreden können, hatte ihm Spencer schon die Hand auf die Schulter gelegt und ihn zu Marina und Sascha gedreht.

„Das hier sind Marina, Bryans Ex, und ihr neuer Freund Sascha“, stellte Spencer die beiden vor. „Und das hier ist mein Assistent Leo, mit dem ich mich jetzt beraten werde, was wir tun können, um Nikolai zu finden.“

Leo blickte verblüfft zu ihm auf. „Was?“, fragte er.

„Du hast wirklich einen Assistenten?“, fragte Sascha begeistert.

„Wir sind hergekommen, um Nikolai zu holen“, meinte Marina böse. „Nicht um uns von irgendwelchen Schauspielern verarschen zu lassen.“

Leo verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. „Woher wusstet ihr, dass wir hier sind?“, fragte er dann.

„Gute Frage“, meinte Bryan.

„Sehr gute Frage“, fand Spencer und nickte ernst. Eine solche Situation hatte er schon oft gespielt – nur war Leo noch nie der Assistent gewesen. Aber er machte sich in dieser Rolle sehr gut.

Marina blickte Sascha kühl an, so als wolle sie ihm klar machen, dass er für diese Erklärung verantwortlich war. Er räusperte sich. „Naja, Nikolai ist uns schon einmal abgehauen, also hab ich... hab ich...“ Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich habe in sein Handy und in seine Uhr GPS einbauen lassen.“

„Was?“, fragte Bryan verblüfft. „GPS? Ihr überwacht meinen Sohn?“

„GPS“, wiederholte Leo. „Ihr habt also die beiden Signale empfangen und seid hergekommen?“

„Wir haben ein Signal empfangen“, meinte Marina etwas ruhiger. „Nur das vom Handy. Nur leider hat er sein Handy abgeschaltet, genau wie Bryan. Deshalb sind wir hergekommen. Das GPS greift über halb Russland, aber eins der Signale ist nicht mehr hier gewesen. Vorher waren wenigstens beide Signale außer Landes und er hat hin und wieder noch angerufen, aber jetzt...“

„Er hat seine Uhr vermutlich bei sich getragen“, meinte Leo. „Das heißt, wenn wir auf einen größeren Bereich zugreifen können, könnten wir sie eventuell orten. Und dann finden wir, wenn wir Glück haben, Nikolai.“
 

„Ich verstehe immer noch nicht, weshalb die beiden da jetzt auch mitkommen“, meinte Cheng laut zu Ray und blickte Marina und Sascha verwirrt an.

„Das sind die Eltern von Nikolai“, zischte ihm Ray ein wenig beschämt zu. Dass Cheng nicht mit dem Finger auf die beiden deutete, war schon alles. Manchmal hasste er seinen Freund dafür, dass er es ständig schaffte, sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Im negativen Sinne.

„Nein“, herrschte ihn Bryan kühl an. „Das sind die Mutter von Nikolai und ihr Geliebter, du Id-... Ray.“

Ray blickte ihn verwirrt an. Vielleicht war Bryan Versuch, vor ein paar Tagen mit ihm zu reden, doch kein Scherz gewesen. Zumindest war ihm seitdem öfter aufgefallen, dass Bryan sich ihm gegenüber Schimpfwörter verkniff.

„Was ich viel weniger verstehe“, mischte sich Michael ein, „ist, dass der da mitkommen muss.“ Er deutete auf Boris, der so tat, als habe er ihn nicht gehört. „Hätten wir den nicht lieber wieder im Knast abliefern sollen?“

„Vielleicht ist er noch zu was zunütze“, meinte Kai. „Schließlich hat er von uns die beste Kenntnis von Beyblades.“

„Beyblades?“, wiederholte Marina streng. „Habe ich das richtig mitbekommen, Bryan?“

„Ja, hast du“, meinte Bryan entnervt.

„Du bladest also wieder?“, fragte sie.

„Hm“, machte Bryan.

„Und läufst du wieder mit deinem BitBeast Amok?“, wollte sie spitz wissen.

„Nein“, meinte Bryan schnippisch. „Das BitBeast, mit dem ich Amok gelaufen bin, ich leider von denselben Typen geklaut worden, die Nikolai entführt haben.“

„Also hat diese ganze Sache hier wieder was mit diesem Beyblade-Scheiß zu tun“, schlussfolgerte sie. „Warum habe ich mich damals eigentlich in dich verliebt? Du bist nichts als ein verantwortungsloser Spinner.“

„Vielen Dank“, murmelte Bryan.

„Wo genau ist dieses St Andrews nochmal?“, unterbrach Cheng das Gespräch laut.

„Ostküste“, antwortete Johnny, der dankbar für die Unterbrechung des Streits war. Ihm tat Bryan Leid. Er wusste selbst, wie grässlich es war, wenn sich die Frau von einem trennte. Und Marina machte Bryan ja auch im Nachhinein noch fertig.

„Ostküste?“ Cheng drehte den Kopf zu Ray.

„Schottland“, erklärte Ray, der wusste, wie schlecht es um Chengs Erdkundekenntnisse stand. Schließlich hatte sein Freund nie eine Schule besucht. „Liegt in Europa.“

„Oh“, machte Cheng.

Sie flogen nun schon beinahe zwei Stunden in dem privaten Flugzeug auf dem Weg nach Schottland, wo Kais Techniker das Signal aus Nikolais Armbanduhr empfangen hatten.

Tala und Tyson hatte sich ganz nach vorne in die erste Reihe gesetzt und von den anderen abgeschottet. Sie waren zu müde, um über irgendwas anstrengendes zu reden, weshalb sie sich leise über diverse Kollegen im Theater ausließen. Und als sie damit fertig waren, fragte Tala Tyson im Flüsterton seinen Text ab. Sie beiden hatten momentan keine Lust, mit den anderen zu sprechen; schließlich wussten sie, dass das irgendwann wieder im Streit enden und ihnen Kopfschmerzen bereiten würde.

Kenny saß in der Reihe hinter ihnen und starrte aus dem kleinen, runden Fensterchen auf die Erde, die sich unter ihnen erstreckte. Er Er hatte während des gesamten Fluges noch nicht einen einzigen Ton gesagt. Genau wie Robert, der mit Boris zusammen in derselben Reihe saß und den Gefangenen aufmerksam beobachtete.

Sara war längst wieder in Michaels Armen eingeschlafen. Sie hasste es, zu reisen und schlief eigentlich immer ab 20 Minuten Transportzeit. Und Spencer und Leo waren zusammen auf dem Klo verschwunden und wollten partout nicht mehr zurück kommen.

„Ich hab allmählich die Schnauze voll“, murmelte Michael schließlich. „Wo müssen wir noch überall hinfliegen?“

Kai zuckte mit den Schultern. „Mal schauen“, meinte er und schob Alana, die sich im Halbschlaf an ihn kuscheln wollte, von sich, sodass sie gegen die Flugzeugwand lehnte und nicht gegen ihn. Sie blinzelte ihn verärgert an und schien es aufgeben zu wollen, zu schlafen.

„Sieh's doch einfach als kleinen Urlaub“, schlug ihm Robert vor. „Ein Trip durch Europa mit deinen alten Freunden.“

Michael seufzte tief. „Keiner meiner alten Teamkollegen ist hier“, beschwerte er sich. „Ich fühle mich ein wenig übergangen und extrem einsam.“

„Du tust mir aber schrecklich Leid!“, zog ihn Johnny auf, obwohl er selbst eigentlich noch nicht viel von Robert gehabt hatte. Robert hatte sich sofort zu Boris gesetzt und nicht zu ihm. Und auch sonst hatte sein ehemaliger Teamleader noch nicht viel mit ihm geredet.

„Ich muss aufs Klo“, beschwerte sich Alana.

„Dann geh“, stöhnte Kai genervt.

„Aber dann erwische ich die beiden womöglich noch bei... ihr-wisst-schon-was“, befürchtete sie.

„Dann fragst du sie einfach freundlich, ob du mitmachen darfst“, murmelte Kai und ließ ihr Platz, damit sie zu der leider einzigen Toilettenkabine im Flugzeug gehen konnte. Bloß wenige Augenblicke später kamen Spencer und Leo zurück und setzten sich auf ihre Plätze.

„Na, auch wieder da?“, grinste Michael schief.

„Deine Sekretärin ist ganz schön nervös, Kai“, fand Spencer. „Ist alles in Ordnung mit ihr?“

Kai lachte. „Nehmt sie einfach nicht ernst. Sie ist halt blond.“

„Und blauäugig“, ergänzte Johnny.

„Genau“, nickte Kai gespielt ernst. „Blond und blauäugig.“
 

„Die ist nicht nur blond und blauäugig“, murmelte Johnny, „die ist blond, blauäugig und extrem heiß.“ Er beobachtete die junge Frau, die drei Tische von ihnen entfernt saß und in einem Terminkalender blätterte.

Sie saß alleine an einem Tisch in dem gemütlichen Eiscafé, in dem sich auch Johnny, Kai und Bryan niedergelassen hatten. Sie war vermutlich noch keine 30 Jahre alt und hatte eine weibliche Figur, die durch ihren Kleidungsstil noch hervorgehoben wurde: Ihre schlanken Beine wurden unter dem etwa knielangen Rock sichtbar und ihre Taille durch ein enges Top betont. Sie hatte sich eine silberne Spange in die Haare gesteckt, die ihr lang über den Rücken fielen. Ihre eine Hand spielte mit dem Anhänger an ihrer Kette, während sie mit der anderen den Kalender umblätterte und sutdierte. Dann machte sie sich eine kleine Notiz und klappte ihn zu. Sie griff mit der Hand elegant nach ihrem Strohhalm und trank einen Schluck aus dem Milchshake, der vor ihr stand.

„Gesamteindruck?“, fragte Kai.

„Eins plus“, erwiderte Johnny vielsagend. „An der ist gar nichts falsch!“

„Bis auf die Tatsache, dass sie die Uhr meines Sohnes trägt“, meinte Bryan bissig.

„Sobald sie das Cafe verlässt, sprechen wir sie an“, versprach ihm Kai. „Aber hier drin will ich keinen Aufstand provozieren.“

„Mann muss keinen Aufstand provozieren, wenn man eine hübsche Frau anspricht“, beschloss Johnny und stand auf. Er ging auf den Tisch der jungen Frau zu und setzte sich ihr gegenüber. Sie blickte überrascht auf und zog ihren Terminkalender vom Tisch herunter, um ihn in ihre Handtasche zu stecken.

„Was macht der Idiot?“, ärgerte sich Bryan.

Johnny lächelte sein Gegenüber galant an. „Johnny“, stellte er sich dann vor.

Sie hob eine Augenbraue. „Was?“, fragte sie.

„Das ist mein Name“, erklärte er. „Johnny. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du mir deinen Namen nennst, Schönheit.“

Sie verdrehte die Augen. „Ich habe keinen Bock auf schlechte Anmachen“, meinte sie. „Also verpiss' dich, Johnny.“

„Hey, das war keine schlechte Anmache“, protestierte Johnny. „Eine schlechte Anmache wäre gewesen... Deine Beine müssen aus Wasser sein, denn meine Wünschelrute schlägt aus. Oder Dein Vater muss ein Dieb sein; er hat zwei Sterne vom Himmel geklaut und sie dir als Augen eingesetzt.“ Er lächelte sie gewinnend an. „Aber so etwas habe ich nicht gesagt. Nein, ich habe dir bloß freundlich meinen Namen genannt, damit du weißt, wie dein zukünftiger Ehemann heißt.“

Sie blickte ihn einen Moment lang ungläubig an, bevor sie lachen musste. „Du bist echt schräg“, stellte sie fest. „Hat dir das mal jemand gesagt?“

Du hast es mir gesagt“, lächelte er treuherzig.

„Celine“, nannte sie nach einem kurzen Moment, in dem sie überlegt hatte, ob Johnny es wert war oder nicht, ihren Namen. „Zufrieden?“

Er nickte. „Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau.“

Sie lächelte verhalten. „Ich habe dich hier noch nie gesehen“, meinte sie dann. „Wohnst du hier irgendwo?“

„Ich wohne in Aberdeen“, antwortete er wahrheitsgemäß. „Bin geschäftlich hier. Und du?“

„Komme aus England. Wohne aber momentan hier“, antwortete sie. „Ich arbeite hier.“

Er nickte verstehend. „Und was machst du hier?“

„Milchshake trinken.“ Sie verriet ihm durch ein breites Lächeln, dass sie ihn absichtlich falsch verstand.

Er lachte. „Wenn du Staatsanwältin bist, kann ich nicht mehr mit dir reden“, prophezeite er dann. „Denn Staatsanwälte hasse ich.“

„Dann bist du vermutlich entweder Rechtsanwalt oder warst selbst schon öfter im Knast“, riet sie.

„Rechtsanwalt“, erwiderte er. „Und du?“

„Ich forsche“, erwiderte sie. „Ich bin eine der glücklichen Wissenschaftlerinnen, die direkt nach dem Studium abgeworben worden sind und nun ausgebeutet werden.“ Sie ergriff wieder den Anhänger ihrer Kette und spielte damit herum.

„Und an was forschst du?“, fragte er interessiert.
 

Schon zwei Tage später hatten sie ihren Plan: Durch Celine kannten sie die Adresse des CBE-Komplexes. Und als Johnny sie abends nach Hause begleitet und sie ihn in ihre Wohnung gelassen hatte, hatte er den Moment, in dem sie geduscht hatte, genutzt, um einen Plan des Komplexes zu suchen und zu kopieren. Sie alle hatten diesen Plan genau studiert. Und nun standen sie, geschützt von der Nacht, am Ende der Straße und beobachteten die Anlage, die nicht besonders gut geschützt war. Das war vermutlich ein Teil der Geheimhaltung: Die Anlage musste unauffällig aussehen. Die wirklichen Forschungszentren befanden sich sowieso wie in der alten Abtei unter der Erde. Genau wie die Gefängnistrakte.
 

-------
 

Ich freue mich wie immer über Kommentare *knuffl*

Übrigens: Ich lege jetzt auch für Marina und Sascha Charakterbeschreibungen an ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-06-19T13:01:49+00:00 19.06.2007 15:01
Ich hab sie mir anders vorgestellt. Ehrlich.
Als sie sich im Prolog so Unwohl gefühlt hat, da war sie mir irgendwie sympathisch, und ich dachte, Bryan hat sicher irgendwelche Scheiße gebaut, du sagst es nur nicht.
Ich nehm alles dazu gedachte zurück. Ich mag sie nicht.
Sie ist einfach eine dumme Putte, ihr Sascha ist auch nicht mehr ganz dicht und Bryan sollte das alleinige Sorgerecht für Nikolai bekommen.
Klar, das Marina austickt, als ihr Sohn entführt wird, aber wie sie Bryan so fertig macht. Und wie sie Alana als Flittchen beschimpft! Hey, ich mag Alana. Ich mag dumme, kleine blonde Sekretärinnen, die sich von ihrem Boss vögeln lassen. In Geschichten. Also sollen sie in solchen auch nicht beleidigt werden. Punkt. XD~
Was mir außerdem sehr gefallen hat war die Kai/Marina-Sache. Er hat ihr all das gesagt, was ich ihr auch gesagt hätte, nur aus einem anderen Grund. Ich empfinde Kai und Bryan hier fast als Freunde und das mag ich (obwohl ich sie noch lieber als Paar sehe, aber du kannst da ja nix drehen, oder? T_T), darum hoffe ich, dass sie nach der ganzen Sache in Kontakt bleiben, immerhin leben beide in Russland. Und Kai kann Bryan sicher bei den Verhandlungen um das Sorgerecht helfen. Und wenn Bryan mal nicht kann, kann Alana auf Nikolai aufpassen und und und *sich eine Traumwelt spinnt*
Mal zur wirklichen (?) Welt zurück. Nur noch 5 Kapitel und der Prolog. OMG! willst du mich töten??? Ich bin ja jetzt schon traurig.
Naja, ich hoffe, das nächste Kapitel kommt bald
*winkz*
Dari
Von: lunalinn
2007-06-17T13:43:27+00:00 17.06.2007 15:43
ich hasse marina ^^
das muss ich erstmal klar stellen xDD
sie is wirklich ein teufel von einer frau!
der arme bryan tut mir echt leid mit dieser furie gestraft zu sein!
und sascha is son richtiger vollidiot XD
nya immer noch besser als die furie >_____>
das kapi is wieder toll gewesen ^^
und johnny war der oberhammer XDD
nya cucu
bis zum nächsten ^^
Von:  Robino
2007-06-17T13:11:34+00:00 17.06.2007 15:11
Einfach genial das kappi *g*
Mir tut bryan voll leid Ich hatte mit ner recht neten person gerechnet und dann so was *grusel*
Erlich gesagt hoff ich das ray einen freund irgendwann noch mal zum mond schießt *weiter hofft*
Bin mal gespand ob sie in das gebeude so einfach rein kommen und vor allem wieder heile raus kommen.

Schreib schnell weiter *g*
So long! Rob

P.S. Hat mir echt gut gefallen
Von: abgemeldet
2007-06-16T15:52:03+00:00 16.06.2007 17:52
also.. ich mag celine. ._. bist du lieb zu ihr? *anstubbs*

achja und - mach entweder dass chengs hirn aum urlaub zurückkommt oder mach ihn weg xD ich bin mir sicher, dass ray NUR wegen ihm so abgesandelt ist! (und bryan holt ihn jetzt zurück. und dann heiraten sie und finden niko wieder. und... nein, ich versinke nicht in tagträumerein! xD)

achja - und kais 'ansprache' an marina war einfach geil. xDD ich mag ihn wieder. (und marina ist blöd... ._. arme bryan.)

alles in allem: tolles chap, toller handlungsfortschritt, tolles weiter! (xD)
*teh fluff*
Dagada
Von:  -myst3ry-
2007-06-16T14:54:28+00:00 16.06.2007 16:54
Bryan tut mir Leid. Der Arme muss sich viel zu viel gefallen lassen.

Obwohl mir Ray immer noch am meisten Leid tut. Vllt nutzt er die gelegenheit ja auch und ändert sich. (Schmeißt Cheng raus! xDD)
Duschen kann er hier ja wohl ;)

Ich bin gespannt wo das endet. weiter so
_black-feather_ aka -myst3ry-
Von: abgemeldet
2007-06-16T08:52:27+00:00 16.06.2007 10:52
Hi! ^^

Erste!!! *muahahaha*
Tja, was soll ich sagen? Mal wieder ein richtig gutes Kapitel.
Marina ist mir richtig unsympathisch...dumme Ziege... Und dieser Sascha wirkt auf mich so, als würde es ihn nicht stören, dass seine Frau die Hosen an hat. Wohl ein Exemplar, dass sich gut an der Leine halten lässt. ^^"
Kai war natürlich mal wieder genial, wie er so mit MArina geredet hat. Hach...^-^ Aber Tala ist und bleibt mein Liebling in deiner FF. Das Gespräch da mit Michael am Anfang war brillant.
Und jetzt kommt Johnny auch endlich zum Einsatz. Typisch. Ein richtiger Casanova. Aber es scheint ihnen ja sehr viel zu bringen.
Bin schon gespannt, was im nächsten Kapitel passiert, also schreib bitte schnell weiter!

Bussi, Melou xxx


Zurück