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School of life

von

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1.1 I dreamed a long time of you

Erstes Unterkapitel von der ersten Story. Schon in diesem Kapitel fing das mit den Mutationen an und ich hatte mir schon alles durcheinander bringen lassen.

Erste Vorstellung von Hizumi XD Ich hab ihn doch glatt zum Raucher gemacht und hier sieht man schon, dass ich mich nicht wirklich an ihre Charaktere halte. Ich veränder ohne es zu merken einfach alles.
 

Damit ich keinen Ärger bekomme: Keiner der Charaktere gehört mir, das ist alles ausgedacht und ich verdiene keinerlei Geld damit.
 

Warnung für alle dies noch nicht mitbekommen haben: Shonen Ai!
 


 

~~~1.1~~~I dreamed a long time of you~~~1.1~~~
 


 

Hizumi stand an seinem Lieblingsplatz. Wieder. Gestern erst war er wieder nach Hause gekommen, nachdem er seine Familie besucht hatte. Sein kleiner Bruder Shizumi, ja, ihre Eltern hatten das mit den Namen lustig gefunden, hatte seinen 17. Geburtstag gehabt und da Shizumi die Person war, mit welcher er in seiner Familie noch am ehesten zurechtkam, war er extra für diesen Anlass angereist. Er war so verdammt froh, dass er wieder Abstand zu seiner Vergangenheit nehmen konnte und trotzdem stand er nun wieder hier.

Er nahm einen tiefen Zug von seiner Kippe (bei mir raucht er xD) und fixierte nun wieder mit aufmerksamen Blick die Plakatwand auf der anderen Straßenseite. Er lehnte lässig an der Wand, die Kippe locker in der rechten Hand. Seitdem dieses Plakat hier hing, war dieser Platz zu seinem Stresshahn geworden. An schlechten Tagen kam er hier hin und starrte, in genau der selben Position, rauchend das Plakat an. Nur heute, eigentlich ein guter Tag, war es aus einem anderen Grund als sonst.

Shizumi, von welchem man nie genau wusste, wo man ihn einordnen sollte, hatte ihn von neuem überrascht.

Sie hatten einen Abend zusammen ferngesehen und garade dieses eine Mal musste ein Spot mit ihm in der Werbung kommen und sofort hatte Shizumi ihn in seinem stummen Angehimmle unterbrochen und aufgeschrien: „Ah! Das ist der große Bruder von Uruha!“

Hizumis Gesichtsausdruck musste sensationell gewesen sein. Jedenfalls schien er Shizumi aufgefallen zu sein, so dass er ihm schnell erklärte, dass einer seiner Freunde, Hiroki, einen Bruder hatte, Hide-Zou, der mit Uruha arbeitete und daher auch Ruiza, so hieß er nämlich, kannte.

Erst hatte Hizumi Shizu nur verwirrt angestarrt, weil ihm das sehr wirr vorkam, aber nachdem Shizumi ihn nur überzeugt anschaute und keine Anzeichen machte loszulachen über den gelungenen Witz, hatte er seinen Blick wieder dem Fernseher zugewandt und den Namen tief in seinem Langzeitgedächtnis gespeichert.

Kaum war er zu Hause angekommen, hatte er im Internet nach einem japanischen, männlichen Model mit dem Namen „Ruiza“ gesucht und tatsächlich ihn gefunden. Erst 21 Jahre alt war er und er hatte direkt nach seinem Schulabschluss angefangen hauptberuflich zu modeln. Vorher hatte er anscheinend nur kleinere Jobs angenommen.

Hizumi musste schmunzeln, wenn er daran dachte, wie er zum ersten Mal auf seinen Ruiza, so nannte er ihn schon in Gedanken, aufmerksam geworden war. Durch sein Studium hatte er Werbebilder eines jungen Designers gesehen, auf denen ein Mädchen mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung zu sehen war. Jedenfalls hatte er gedacht es sei ein Mädchen.

Vom ersten Moment an wollte er sie haben. Nämlich für seine nächste Arbeit. Hizumi studierte Design und ab und zu wurden ihre Arbeiten realisiert und vorgestellt. Und dieses Mal wollte er dieses Mädchen, damit sie seine entworfene Kleidung trug. Aber egal wie er sich auch bemühte, egal wo er auch nachfragte, niemand kannte „sie“.

Als er nun herausfand, dass sie in Wirklichkeit ein er war, verstand er auch endlich wieso.
 

Anfangs hatte er ihn bloß für seine Entwürfe gewollt. Doch nach und nach musste er feststellen, dass es inzwischen mehr war. Jedes Bild, dass er von ihm fand, wurde fein säuberlich ausgeschnitten und immer mehr fand er.

Dass dies auch teilweise damit zu tun hatte, dass Ruiza inzwischen hauptberuflich modelte, wusste er noch nicht, genausowenig wie er bemerkte, dass ‚sie’ eigentlich ein ‚er’ war.

Dies war nur noch verwunderlicher, wenn man beachtete, wie viele Bilder er von ihm gesehen hatte. Tausende von kleinen Bilderchen, Bilder die sonst wahrscheinlich kein Mensch gesehen oder entdeckt hätte, hatte er gesehen und zwar nur, weil er drauf zu sehen war. Schon weil ihm langsam klar wurde, dass er schon fast besessen von, für ihn damals noch ihr war, konnte er sich nicht eingestehen, dass er eigentlich besessen von einem anderen Mann war.

Zwar einem wunderschönen, weiblich wirkenden Mann, aber immer noch ein Mann! In seinen Augen war das unmöglich und so musste ‚sie’ eine Sie bleiben und die Idee, sie könne ein Mann sein, wurde ausgeblendet.

Sogar als er die Plakatwand entdeckte, sah jeder, dass das Model auf dem Bild ganz bestimmt Männerkleidung modelte, außer er selbst natürlich.

Hizumi sah immer noch eine Frau.

Doch dieses Trugbild seiner Schönheit, konnte sein Bruder in nicht mal einer kleinen Minute zerstören.

Hizumi schnaubte auf und zog noch einmal an seiner Zigarette, bevor er sie wegschnippste. Wenn er an sein Verhalten zurück dachte, musste er fast über sich lachen. Er warf noch einen letzten Blick auf das schöne Gesicht mit den sanften Gesichtszügen, bevor er sich auf den Weg zur Uni machte. Was sollte er hier weiterhin das Bild eines Mannes anstarren?

Eine Frau, schön und gut, da hätte er wenigstens den Hauch einer Chance gehabt und selbst die wäre bei einem Model schon beängstigend klein gewesen. Aber bei einem Mann? Das war doch alles Unsinn. Da brauchte er sich keine Hoffnungen machen. Abgesehen davon, dass es eh eine Ausnahme war.

Hizumi hatte sich noch nie angezogen von einen Mann gefühlt. Dies war das erste Mal und es rührte höchst wahrscheinlich auch bloß daher, dass Ruiza so weiblich aussah.

Obwohl seine Gedankengänge nicht schlecht waren, schaffte er es nicht, sich selber von Ruiza abzulenken und er wusste mit Sicherheit, dass er auf dem Rückweg von der Uni wieder anhalten würde, um die Plakatwand anzuschauen. Und das würde so weitergehen, Tag für Tag, bis das Plakat eines schönen Tages abgenommen wurde und selbst dann, dachte er, würde es noch irgendwo irgendwas geben, wo er ihn anstarren konnte.

Er hatte keine Ahnung, was er gegen seine Besessenheit tun sollte und wenn er ehrlich war, dann wusste er auch nicht genau, ob er denn überhaupt etwas dagegen tun wollte!

Vielleicht war er halt schwul. Tja, sowas sollte es doch geben. Er hatte jedenfalls schon etwas davon gehört.

Das einzige Problem bestand nur daraus, dass er nicht wusste ob Ruiza auch schwul war. Und selbst wenn er es war und die Chance dass, war sehr gering, wie wollte er ihn kennenlernen?

Vielleicht sollte er nochmals versuchen, Ruiza für seine Kleidung zu bekommen. Seine nächste Benotung, für die er seine Entwürfe vom Papier in die Welt setzen und von einem Model vorstellen lassen sollte, war nicht mehr lange hin und ein Versuch war es doch wert.

Ruiza hatte doch schon für junge Designer gemodelt. Darüber hatte er ihn doch kennengelernt... oder besser gesagt zum ersten Mal gesehen.

Warum sollte er dann nicht auch für einen Designer im Studium modeln? Außerdem hatte er doch Verbindungen zu Ruiza. Über ein paar Ecken, aber vielleicht konnte Shizumi ihm ja helfen.

Fast ein wenig nervös bei der Vorstellung Ruiza zu treffen, setzte sich Hizumi in der Uni auf einen Platz weiter hinten. Die „Vorlesungen“ für Design liefen immer sehr locker ab und Hizumi nutzte die Zeit, um an seinen Entwürfen weiterzuarbeiten. Er hatte bei den Zeichnungen die ganze Zeit Ruiza im Hinterkopf gehabt und er war sich sicher, wenn er Ruiza dafür gewinnen würde, dann bekäme er eine Eins für diese Arbeit.

Er lächelte leicht und kürzte den Saum des linken Ärmels mit einem leichten Bleistiftstrich noch einmal und radierte die vorige Länge weg.

Vertieft in seine Arbeit, schaute er nichtmal auf, als ein Handy zu klingeln anfing und dachte sich nur, dass irgendein Idiot mal wieder vergessen hatte, sein Handy aus oder wenigstens den Ton weg zu schalten. Dass er dieser Idiot war, bemerkte er erst, als er unsanft von seiner Tischnachbarin in die Seite gestoßen wurde.

Nach einer Schrecksekunde erkannte er seinen Klingelton, schnappte sein Handy und schaltete es ohne einen Blick auf den Display zu werfen aus. Kleinlaut murmelte er eine Entschuldigung, packte seine Entwürfe weg und passte als Wiedergutmachung danach in der Vorlesung auf.

Etwas gelangweilt und mit noch nicht fertigen Entwürfen wurde er aus der Aula entlassen und ließ sich im Hof der Uni unter einem Baum nieder.

Er hatte schon wieder seine Sachen ausgepackt, um weiter zu arbeiten, als ihm der Anruf wieder einfiel und leicht neugierig, wer ihn den anrief, denn normalerweise nutze er sein Handy nicht viel, zog er sein Handy aus der Hosentasche und machte es wieder an.

Als er unter verpasste Anrufe nur Ruka fand, war er schon leicht enttäuscht. Er fuhr sich durchs Haar und wählte kurzum einfach Ruka an, um zu erfahren was dieser von ihm wollte. Vielleicht hatte Ruka ja doch größere Neuigkeiten, als er dachte. Es war eh idiotisch enttäuscht zu sein. Ruka war einer der einzigen, der seine Nummer hatte und diese auch benutzte und damit auch einer der einzigen, der ihn anrufen würde und könnte. Viel mehr Highlights, als Ruka an der Strippe zu haben, würde er nicht bekommen.
 

Als der Andere nicht abnahm, legte Hizumi nach kurzer Zeit gleichgültig wieder auf und widmete sich seinen Entwürfen. Aber als sein Handy kurz darauf wieder klingelte, war er wenigstens darauf vorbereitet gewesen und wusste auch schon, ohne auf den Display zu schauen, dass es Ruka war.

Ruka hatte ein breites Grinsen im Gesicht kleben, als er abnahm. Jedenfalls stellte sich das Hizumi sofort vor, als er Rukas Stimme hörte. Das war seine Grinse-Stimme.

„Huuui~ du hast zurück gerufen! Wie immer ein geniales Timing, dass du genau dann anrufst, wenn ich aufs Klo gehe. Wobei hab ich denn überhaupt vorhin gestört? Hast du jemand hübsches bei dir gehabt?“ Flötete Ruka also als Begrüßung in den Hörer und sein Lachen, das von der Genialität des Klanges nicht zu schlagen war, schallte direkt hinterher, sodass Hizumi die Augen verdrehte.

„Ich war in der Uni, falls du es wissen willst. Das einzige Hübsche bei mir war mein Entwurf und den hab ich nicht beenden können, da du die Harmonie zwischen mir und meiner Professorin gestört hast. Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“

Hizumis Stimme klang nicht so entnervt, wie sie eigentlich sollte, auch weil er unweigerlich immer schmunzeln musste, wenn er Rukas Lache hörte.

„Ich bring dir morgen eine Riesen Packung Melitta Kaffee mit, damit du die Harmonie wieder herstellen kannst?“

Wieder schallte Rukas Lachen aus dem Handy und um keinen Hörsturz zu bekommen, hielt Hizumi dieses ein wenig auf Sicherheitsabstand.

„Ach, du willst mich morgen besuchen kommen? Hält dich Shizumi nicht mehr aus? Und ich dachte ihr wärt beste Freunde….na wenigstens rufst du vorher an….“

„Nee~…hab kein Geld, um zu dir zu kommen. Alles letztens drauf gegangen, frag nicht wofür. Shizumi erträgt mich auch noch etwas, wir haben uns lieb wie eh und je.“

Wieder eine Welle Lachens und Hizumi verzog das Gesicht, nicht aber ohne leicht grinsen zu müssen. Dann erst sprach Ruka weiter.

„Das ist auch nicht der Grund, warum ich dich anrufe. Wollte mich nur mal erkundigen, wie es dir so geht und soo~.“ Rukas Grinse-Stimme hatte sich in seine Dreckige-Grinse-Stimme verwandelt und Hizumi blinzelte leicht verwirrt darüber.

„Was machst du gerade? Schaust du 'nen Porno? Du klingst irgendwie so…“

„Nei~n! Ich warte auf Information, Idiot!“

Nun war Hizumi vollends verwirrt. Information?

Er kannte Ruka schon lange. Shizumi und Ruka waren beste Freunde und seit ihrer Kindheit nicht trennbar, so war es unvermeidbar gewesen Ruka kennen und lieben zu lernen. Er war schon sowas wie der zweite kleine Bruder.

Trotzdem schien im Ruka ihm Moment wie ein großes Rätsel und er musste zugeben, dass er gerade keine Ahnung hatte, wovon Ruka sprach. Also gab er es zu:

„Ruka…ich versteh kein Wort. Wenn du mir etwas mitteilen willst, dann drück dich bitte für jedermann verständlich aus und bitte, sprich in einer anderen Tonlage. Langsam fühl ich mich verarscht.“

Hizumi hörte, wie Ruka am anderen Ende tief durchatmete und neu ansetzte um es diesmal auch für Dumme verständlich zu machen.

„Na ja. Dein kleiner Bruder, auch bekannt unter dem Namen Shizumi, ich kenn ihn übrigens schon sehr lange, wir sind gut befreundet, hat mir erzählt, dass sein großer Bruder, du bist damit gemeint, der gerade Design studiert und nicht mehr zu Hause wohnt, letztens zu Besuch gewesen war, weil Shizumi, dein kleiner Bruder...“

Hizumi seufzte und rollte die Augen. Würde er jetzt bei Ruka sein, wäre es vielleicht ganz lustig Rukas Handbewegungen beim Erklären zu beobachten, aber jetzt wollte er einfach nur gerne wissen, was Sache war.

„Komm auf den Punkt und lass die Albernheiten…“ Unterbrach er Ruka also, der immer noch dabei war zu erklären wer Shizumi und er selbst waren.

„Ist ja gut. Reg dich nicht auf. Was ist dir denn heute über die Leber gelaufen?“

Hizumi setzte schon zu einer Antwort an, als Ruka ihm dazwischen kam.

„Schon gut, ich will es gar nicht wissen. Jedenfalls, ich hab angerufen, um dir zu gratulieren, dass du endlich zu den Schwulen übergegangen bist!“

Da war sie wieder. Die Dreckige-Grinse-Stimme.

„B-bitte waaas?“

Von Hizumi war nur noch ein erschrockendes Keuchen als Unterstützung zu seiner Frage zu hören. Fast wäre ihm das Handy aus der Hand gefallen, nur indem er mit der anderen Hand noch schnell hinzu griff, konnte er sein Handy vorm sicheren Fall bewahren.

Woher wusste Ruka das? Er selber wusste das doch erst seit gestern…nicht mal. Er wusste es ja immer noch nicht sicher. Er wusste momentan gar nichts. Er war nicht schwul. Nicht wirklich jedenfalls. Oder doch?

Er schüttelte den Kopf und unterbrach damit seine Gedanken um Ruka zuzuhören.

„Shizumi hat es mir gesagt. Keine Angst. Er meinte du wärst in den großen Bruder von Uruha verliebt. Der ist ja auch bestimmt nicht schlecht. Ist ja ein Model. Ich hab sogar schon Bilder von ihm gesehen. Wirklich kein schlechter Fang.“

Ruka kümmerte es anscheinend überhaupt nicht, dass Hizumi nur stumm blieb und plapperte munter weiter.

„Aber meine Güte, du hast ja Mut, es mit dem zu versuchen. Und das direkt am Anfang, ohne Erfahrung! Ich meine, er ist der Bruder von Uruha. Uruha!!! Verstehst du? Ich meine, wenn man davon ausgeht, wie Uruha ist, dann wird sein Bruder bestimmt eine harte Nuss...“

Hizumi fasste sich an den Kopf und versuchte erstmal die ganze Information zu ordnen. Harte Nuss…guter Fang…ohne Erfahrung…Mut…

„Moment mal…woher willst du denn wissen, dass ich gar keine Erfahrung habe?“ Maulte er schließlich leicht beleidigt ins Telefon und vernahm schon wieder die Lache von Ruka, als Antwort. Diesmal hatte sie eher die Wirkung, dass er sich ziemlich ausgelacht vorkam und ungeduldig wartete er auf die Antwort.

„Du weißt doch, dass Shizumi, selbst wenn man es ihm nicht anmerkt, alles weiß.“

Grinse-Stimme wie sie leibt und lebt.

„Auch die dreckigen Details…“

Und so schnell konnte die Grinse-Stimme zur Dreckige-Grinse-Stimme werden.

Hizumi seufzte und nickte, obwohl Ruka das nicht sehen konnte. Er hatte halt Recht. Er wusste nicht wie sein kleiner Bruder das machte, aber er hatte seine Augen und Ohren überall. Als Hizumis erste Liebe, ein Mädchen aus der Parallelklasse, zusagte mit Hizumi zu gehen, hatte Shizumi ihm schon gratuliert, bevor Hizumi es selber gewusst hatte, so wunderte ihn gar nichts mehr bei seinem Bruder. Der wusste halt alles und wenn man eine Privatsphäre wollte, zog man halt aus. So wie Hizumi. Leider hatte das anscheinend in diesem Fall auch nichts gebracht. Shizumi hatte ihn wieder durchschaut.

„Okay….ich stimme weder zu, noch dagegen, ja? Wahrscheinlich liegt Shi wie immer richtig, aber ich lasse mich nicht von ihm beeinflussen!“ Fauchte er also schließlich ins Telefon und bevor Ruka was sagen konnte, sprach er auch schon weiter.

„Ich bin mir nicht sicher, okay? Ich will aber auf jedenfall, dass er für mich modelt! Und jetzt sag mir, was denn mit diesem Uruha ist und warum Ruiza deswegen so eine harte Nuss sein soll?“

Er wusste jetzt schon wieder, dass Ruka grinste. Okay, seine Neugierde hatte gesiegt und natürlich klang das jetzt nur noch mehr wie eine Bestätigung, aber er würde trotzdem auf dem beharren was er vorhin gesagt hatte. Er war sich nicht sicher und bevor er sich nicht sicher war, würde er auch nicht von sich selber behaupten, dass er schwul war.

„Ah…stimmt ja. Du kennst die Einteilung in unserer Schule nicht. Bist ja schon ne ganze Weile hier raus. Die Leutchen hier kennst du ja auch nicht mehr. Uruha ist zwar gerade erst 16 aber trotzdem…“

Ruka pfiff durch die Zähne und Hizumi verstand auf Anhieb, was er sagen wollte, ohne das Ruka es noch genauer erklärte, was er aber trotzdem tat.

„…heiß! Wir haben ne Menge heiße Typen hier, muss man aber dazu sagen. Du würdest dich hier Pudelwohl fühlen. Nein! Halt jetzt den Mund. Ich weiß du bist dir noch nicht sicher, ob du schwul bist! Lass mich ausreden…. Jedenfalls gibt es hier so eine Einteilung. Wir haben unsere „Bösen“, unsere „Lieben.“, unseren „Einzelgänger“, unsere „niemand kennt sie“, unsere „Versauten“, unsere „Normalos“ uuund zu guter letzt unsere „High Society“! Und Uruha gehört in keine andere, als in die letzte Gruppe. Er und noch zwei verwöhnte Gören. Die große Frage ist jetzt natürlich: Wie wird man eingeteilt? Die größte Gruppe ist die der „Normalos“. Ich muss leider zugeben, dass ich ein Normalo bin.“

Hizumi hörte ein schwaches Schniefen vom anderen Ende der Leitung und lauschte auf die Forsetzung.

„Unsere Einteilung ist leicht. Erstmal muss man immer mit den anderen Gruppenmitgliedern auskommen und akzeptiert werden...außer vielleicht bei den Einzelgängern. Wer sich mit den Lehrern und den Regeln anlegt, gehört zu den „Bösen“. Wir haben nur drei und einen halben. Die „Lieben“ sind halt lieb. Böse Zungen nennen sie auch Streber. Unsere „Einzelgänger“ können wir, dank unserer Kontaktfreudigkeit, auf einen einzigen Einzelgänger beschränken, der diese Gruppe formt. Dann kommt die mystische Gruppe „niemand kennt sie“. Untereinander kommen sie super klar, aber sie sind nicht wirklich durchschaubar. Shizumi würde da, unter uns gesagt, super reinpassen. Dann bleiben noch die „Versauten“, meine Zielgruppe und die „Normalos“, von denen wir überflutet werden. Wer in die „High Society“ will, muss bestimmte Voraussetzungen mitbringen:

1. Er muss mit Uruha auskommen.

2. Er muss reiche Eltern haben.

3. Er muss weiblicher wirken, als die meisten und

4. Er muss wissen wie er damit umzugehen hat.
 

Unsere Machthaber an der Schule geben sich nicht mit jedem ab, mir beispielsweise wurde noch nicht mal die Ehre eines einzelnen Blickes zuteil.

Demnach kannst du darauf wetten, dass Uruha total eingebildet und verwöhnt von seinen saureichen Eltern ist! Da Ruiza, als sein Bruder, höchstwahrscheinlich die selben Eltern hat und auch noch Model ist, von denen ja jeder die Gerüchte kennt, mach dich auf einiges gefasst!“

Er hörte wie Ruka nach dieser Erklärung erstmal tief durchatmete und grinste leicht.

„Ha! Von wegen du hast kein Geld! Anstatt dir das Geld hier auf meinem Handy abzutelefonieren, hättest du mich auch ruhig besuchen kommen können!“

Hizumi lachte auf, als er ein erschrockendes Keuchen vom Anderen hörte und ihm dann nur noch ein Tuten signalisierte, dass sein Gesprächspartner aufgelegt hatte.

Lächelnd klickte also auch er das Gespräch weg und verstaute sein Handy wieder in seine Hosentasche. Sein Blick fiel auf seine Entwürfe und mit einem Stirnrunzeln fuhr er vorsichtig mit der Hand darüber.

Ruiza stammte also aus einer reichen Familie. War er auch so eingebildet, wie sein Bruder es anscheinend war? Er hoffte das nicht. Eingebildete Leute regten ihn auf und er wollte Ruiza mögen. Ihm wurde erstmals richtig klar, wie dumm es war, sich in eine Person zu verlieben, die man bloß von Bildern kannte. Er hatte noch nie mit Ruiza gesprochen und so wusste er natürlich auch nichts von seinem Charakter. Vielleicht würde er ihn schon nach ihrem ersten Gespräch so sehr verabscheuen, dass er niemals mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte.

Obwohl diese Aussichten nicht sehr schön waren, bestärkten sie Hizumi nur darin, dass er Ruiza kennenlernen wollte. Er hatte zwar nun noch mehr Schiss davor, aber er war neugierig auf den Charakter geworden, der sich hinter dem engelsgleichen Äußeren versteckte.
 

Er seufzte und packte seine Sachen zusammen. Er wollte in ein Café gehen und mit 'nem Liter Koffein sicherstellen, dass er nach einer schlaflosen Nacht den restlichen Tag überstand. Schließlich wollte er seine Zeit nutzen, um endlich mit den Entwürfen fertig zu werden.

Er würde sich darum bemühen Ruiza als Model zu bekommen und das würde bestimmt nicht leicht werden. Also sollte er wenigstens schonmal etwas zum Vorzeigen haben und halbe Sachen kamen da sicher nicht so gut an.

Das Gespräch mit Ruka war zwar in mancher Hinsicht recht informativ gewesen, anderseits hatte er auch vieles erzählt bekommen, was ihn überhaupt nicht scherte, aber er hatte es doch tatsächlich verpasst, Ruka zu bitten mal zu schauen, ob er ihm ein paar Nummern besorgen konnte. Jetzt war es zu spät und bevor er sich darum kümmerte, sollte er wirklich erstmal eine Sache beenden.

Er war schon fast fertig, zwar noch nicht zufrieden, aber es nahm langsam Formen an, mit denen man arbeiten konnte, als sein Handy wieder anfing zu piepsen und ihm dieses plötzliche Interesse an seiner Person von seiner Umwelt langsam unheimlich wurde. Sein Handy, welches normalerweise den lieben langen Tag in irgendeiner Tasche vor sich hingammelte und sich alle drei Tage über fast leerem Akku beschwerte, war heute schon zum vierten Mal im Einsatz. Normal war das nicht mehr.

Er zog es also schon ein wenig misstrauisch hervor und schielte auf den Display. Er hatte, wie er nach dem kurzen Piepsen schon erwartet hatte, eine Sms bekommen. Shizumi und Ruka schienen sich wohl schon wieder gegenseitig ausgetauscht zu haben und Ruka hatte Shi auf den neusten Stand gebracht, so dass Shi genug Zeit gehabt hatte, um zu kombinieren und dann seinem großen Bruder eine Freude zu machen:
 

‚Oi Bruderherz,

Ruka hat mir vom Telefonat erzählt. Du hättest ihn ruhig früher daran erinnern können, dass er kein Geld mehr hat. Jetzt muss er wieder Geld anschaffen gehen und ich darf mir dann anhören, wie müde er vom Arbeiten ist. Jedenfalls hat er das Wichtigste vergessen. Klug wie ich bin, hab ich mir gedacht, dass du wiedermal keine Ahnung hast wie du an deinen Schatz (Ruiza) rankommen sollst. Ist ja wahrscheinlich auch nicht so leicht. Deswegen habe ich meine Beziehungen für dich ausgespielt. Danken kannst du mir später. *gg*

Hier sind alle Nummern die ich auftreiben konne:


 

Und Hizumi freute sich tatsächlich über diese Sms. Shi konnte tatsächlich Uruhas Festnetz- und Handynummer auftreiben und, weiß Gott (oder Adri) wie er das gemacht hat, er war sogar an die Handynummer von Ruiza gekommen, selbst wenn er nicht genau wusste, ob die so zuverlässig war, da Ruka ihm beim Beschaffen geholfen hatte.

Hizumi lächelte über seinen kleinen Bruder und fragte sich, wie der eigentlich auf die Idee gekommen war, ihm dabei zu helfen schwul zu werden. Zwar hatte er schon lange aufgegeben, zu versuchen Shi zu durchschauen, aber manchmal, wenn ihm Shis Handeln zu seltsam vorkam, dann überlegte er doch mal, wieso dieser das überhaupt tat.

Leider kam Hizumi kaum zu möglichen Lösungen und so blieb dieses Geheimnis von Shizumi erhalten.
 

~~~tbc~~~

1.2

Da ich mit dem Schreiben der Kapitel schon weiter bin, als mit dem Hochladen, kommt schon das zweite Kapitel. Diesmal, falls man das nicht bemerkt, aus Ruizas Sicht geschrieben. Meine Kapitel werden nicht abwechselnd sein. Ich schreibe immer aus dessen Sicht, die besser passt und es tut mir Leid, wenn dann einer vernachlässigt wird. (Guest Stars update gibt es erst nachdem ich aus den Ferien wiederkomme, weil ich leider gerade nicht mehr die Zeit dazu habe. *jeden moment losfährt*)

Das Kapitel ist etwas länger und hier hatte ich meine ersten Probleme aus der FF, weil ich nicht wusste wie ich mich ausdrücken sollte, aber ich hoffe man bemerkt das nicht allzusehr XD
 

Disclaimer: Immer noch der selbe wie beim ersten Kapitel.
 


 

~~~1.2~~~I dreamed a long time of you~~~1.2~~~
 


 

Nun stand er hier und wusste nicht mal so genau, was er machen sollte. Er schaute auf seine Uhr. Er war etwas zu früh hier. Zeitgefühl hatte er noch nie besessen, aber das brauchte er auch nicht wirklich. Seine Managerin sorgte schon dafür, dass er rechtzeitig zu jedem seiner Jobs kam. So würde er zwar nie lernen selbstständig zu sein, aber wenn er ehrlich war, interessierte ihn dies auch reichlich wenig.

Wieder kreisten seine Gedanken um die selbe Sache. Wieso war er überhaupt hier? Das sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich und langsam fühlte er sich hier sehr fehl am Platz. Ihm kam es vor, als würde jeder vorbeigehender Student wissen, dass er hier nicht hingehörte. Dass er nicht studierte. Dass er sich lieber sein Geld ohne Studium, mit seinem Aussehen verdiente.

Dabei war das Unsinn. Keiner der Studenten konnte das wissen. Die Uni war groß und dass er so bekannt war, dass ihn jeder, total ungeschminkt und in seiner eigenen Kleidung, erkennen würde, war höchst unwahrscheinlich.

Aber genau das machte ihn noch Gedanken. Woher wusste er denn, nach wem er suchte? Klar, er hatte einmal die Stimme gehört, aber sonst wusste er gar nichts. Er wusste, dass er gerade in dieser Designvorlesung saß…oder höchstwahrscheinlich drin saß, wenn er nicht schwänzte. Aber er wusste auch, dass da gleich noch sehr viele andere eifrige Studenten rausströmen würden. Zwar würden die meisten bei diesem Fach weiblich sein, aber mehr als einen männlichen Designstudenten würde es ja wohl geben, sonst hatte er sich da ja einen total Freak geangelt.

Ruiza seufzte entnervt und fuhr sich durchs Haar. Seine Haare glänzten und fielen ihm seidig über die Schultern. Trotzdem dachte er daran, dass er mal wieder eine Haarkur brauchte. Natürlich dachte er so. Sein Aussehen war sein Kapital, sein Mittel zum Geld. Mit Spliss und spröden Haar konnte er sich den nächsten Auftrag abschminken und dann durfte er nur noch für unbekannte Designer modeln, die wahrscheinlich noch im Studium waren, wie dieser Typ auf den er gerade wartete. Schlimmstenfalls würde er nur noch irgendwelche Werbungen für Waschmittel machen dürfen. Also benutze er lieber eine Haarkur.

Aber genau für diese Gefahr wäre ein Studium nicht schlecht gewesen. Ein Studium wäre noch ein Halt, wenn er irgendwann nicht mehr gefragt war. Wenn er vielleicht irgendwie entstellt wurde, war alles vorbei. Dann müsste er auf Knien zu seinen Eltern zurückkehren und sie um Geld bitten. Er schluckte schwer und schüttelte den Kopf. Das war wirklich das letzte, was er wollte.

Vielleicht hatte er sich deswegen dazu entschlossen, heute her zu kommen. Er wollte sehen, was er verpasste. Er wollte sehen, was er aufgegeben hatte, um Model zu werden. Natürlich, er liebte seinen Job, sonst hätte er auch studiert, aber sein Job war Zeit bedingt und das war ihm klar. Seine einzige Absicherung war, dass er einen Schulabschluss hatte, sogar einen recht guten und dass seine Eltern ihn eigentlich für den Rest seines Lebens durchfüttern könnten, obwohl das bestimmt seine letzte Wahl sein würde.

Aber der eigentlich Grund weswegen er hier war, war dieses Telefonat, dass er gestern mit diesem Typen geführt hatte.

Wie hieß der doch gleich? Hiroshi? Nein…Hizushi… na ja…irgendwas in diese Richtung. Das Gespräch hatte ihn verwirrt. Noch niemals hatte er ein so seltsames Telefonat geführt. Aber es kam ja auch nicht oft vor, dass wildfremde Leute ihn auf seinem Handy anriefen.
 

~.~.~.~.~Flashback:
 

Ruizas Handy wollte einfach nicht aufhören zu klingeln. Normalweise hätten die meisten Leute schon wieder aufgelegt. Seine Eltern versuchten ihn ab und zu so zu erreichen, aber Ruiza hatte die Methode entwickelt, das Handy einfach zu ignorieren und es funktionierte sensationell. Wenn seine Managerin was von ihm wollte, dann piepste sie ihn eh auf seinem Piepser an, den er ja schließlich nur für die Arbeit hatte.

Aber dieser jemand, der ihn heute anrief, schien wohl besonders hartnäckig zu sein. Vielleicht war es ja Uruha, sein kleiner Bruder, der einen ziemlich Dickkopf besaß und ihm in dieser Beziehung gar nicht mal so unähnlich war. Er gab schließlich auf und quälte sich aus seinem Bett, in dem er vorher gefaullenzt hatte. Als er dann schließlich mit leicht gereizter Stimme ein „Hai?“ in den Hörer maulte, herrschte an der anderen Seite Stille. Als er nach kurzem Warten immer noch keine Antwort bekam, wurde er langsam wütend, dass ihn jemand beim Schlafen gestört hatte und dann nichts rausbekam, geschweigedenn einen guten Grund zum Anrufen hatte. Also schnautzte er diesmal noch kaltschnäuziger in den Hörer:

„Wenn du nicht langsam die Zähne auseinander bekommst, leg ich wieder auf!“

Als er dann schon wieder keine Antwort bekam, war er schon fast bereit aufzulegen, wurde aber dann von seinem Gesprächspartner genau im richtigen Moment doch davon abgehalten.

„Ah….Hi-hizumi desu….“

Ruiza zog eine Augenbraue hoch und stemmte eine Hand in die Seite. Soweit er wusste, kannte er keinen Hi-hizumi. Oder sollte er diesen etwa vergessen haben? Schien wohl so, denn er wusste nicht woher ein Fremder sonst seine Nummer haben sollte. Na ja, wahrscheinlich verwählt.

„Du hast dich verwählt…“

Und deswegen war er aufgestanden. Seine Stimmung wurde langsam aber sicher immer schlechter. Schon wieder schaffte Hizumi es erst ihm letzten Moment Ruiza vom Auflegen abzuhalten.

„I-iie…Tut mir Leid. I-ich war gerade nur was erstaunt, dass tatsächlich abgenommen wurde. D-du kennst mich nicht, aber wenn du Ruiza bist, dann hab ich mich nicht verwählt.“

Ruiza runzelte die Stirn. Was für ein seltsames Gespräch. Irgendein Fremder rief ihn an und wusste seinen Namen, während er noch niemals den Namen des anderen gehört hatte.

„Ich bin Ruiza…“ antwortete er schließlich etwas unsicher.

Er war sich ziemlich sicher, dass er vom anderen Ende der Leitung ein erleichtertes Aufatmen gehört hatte, bevor der Unbekannte fortfuhr.

„I-ich…“

Er stockte wieder. Selbst in seinem verwirrten Zustand fand Ruiza dieses Gestottere schon nervig. Wenn der Andere so weitermachte, würde er gleich die Nerven verlieren und unfreundlich werden. Noch unfreundlicher als er sowieso schon war.

„Ich habe deine Nummer von meinem kleinen Bruder bekommen. Nein, den kennst du auch nicht, aber er geht mit deinem Bruder auf die selbe Schule und hat mir über Freunde deine Nummer besorgen können.“

Anscheinend hatte der andere sich etwas beruhigt und es geschafft das nervige Stottern zu kontrollieren.

Warum er aber unbedingt Ruizas Nummer hatte haben wollen, blieb ihm immer noch ein Rätsel, also antwortete er nur mit einem teilnahmslosen: „Ahaaa…“

Die Antwort klang zwar ziemlich gelangweilt, versteckte dadurch aber nur umso besser Ruizas wachsendes Interesse.

Der Andere dafür schien nur noch verunsicherter und fing wieder an zu stottern, als er fortfuhr:

„I-i-ich habe Bilder von dir gesehen. Al-also a-als Model und d-da ich Design stu…studiere, wollte ich di-ich gerne für meine nächste Arbeit haben.“

Ruiza verstand endlich woher der Wind wehte und schwieg einen kurzen Moment leicht enttäuscht. Wenn schon mal sowas außergewöhnliches passierte, hätte es ja auch ruhig mal etwas aufregender sein können und nicht nur mit seiner Arbeit zu tun haben. Er seufzte schließlich und antwortete dem Stotterer.

„Ich geb dir die Nummer von meiner Agentin. Dann kannst du das mit der besprechen.“

Seine Stimme hatte genau den selben gelangweilten Ton wie sein ‚Ahaaa…’ und Hizumi bei sich zu Hause schluckte schwer enttäuscht. Ruiza gab nur noch die Nummer durch und legte dann, ohne ein Wort des Abschiedes, einfach auf.

Das Handy wurde in eine Ecke geschmissen und Ruiza verschwand wieder ins Bett, mit dem Vorsatz seinen freien Tag nochmal so richtig zu genießen.
 

Flashback Ende ~.~.~.~
 

Ja. Und nun, nach diesem seltsamen Telefonat, stand Ruiza hier vor einer Designvorlesung und wartete auf seinen Stotterer. Dieser hatte tatsächlich mit Ruizas Agentin telefoniert und so hatte Ruiza kurz darauf ein paar Einzelheiten über den Stotterer erfahren. Wie zum Beispiel nochmal den Namen, aber den hatte er wieder vergessen. Aber dass er studierte, auf der Todai (kann man da Design studieren? XD ich hab keine ahnung... vielleicht ist die idee ja lächerlich, aber ich muss zugeben, ich kenn keine andere uni da ^^°), das hatte er nicht vergessen. Okay, und er war versessen darauf Ruiza als Model zu engagieren. Ruiza war sogar gewillt zuzusagen, denn er musste zugeben, dass der Stotterer es wirklich geschafft hatte, ihn irgendwie zu beeindrucken. Wieso auch immer, denn beeindruckend im herkömmlichen Sinne, war das Gestottere gestern ja nicht gewesen.

Jedenfalls hatte Ruiza seinen Vorsatz, nach dem Gespräch seinen freien Tag noch zu genießen, nicht mehr umsetzen können, da seine Gedanken immer wieder an dieser Unterhaltung hängen geblieben waren und er sich widerwillig stark damit beschäftigt hatte. Wie oft bekam man schon so einen Anruf? fragte er sich selber um sich zu erklären, warum ihn das so beschäftigte. Und damit hatte er auch Recht. Dieser Anruf war wirklich einer der seltsamen Art gewesen und er hatte tatsächlich Ruizas Neugierde geweckt, ob der Besitzer dieser Stimme genauso verrückt war, wie er geklungen hatte. Vielleicht sah er auch so verrückt aus, schließlich studierte er doch Design. Diese Typen sollten doch eh etwas seltsam sein.

Seine Agentin hatte ihn sehr schief angeschaut, als er dann nachfragte ob ein Student bei ihr angerufen hätte, der ihn engagieren wollte. Sie hatte dann zwar mit Ja geantwortet, aber dazu gemeint, dass er sowas nicht mehr machen brauchte. Er würde bessere Jobs bekommen.

Ruiza hatte kurz gezögert, dann aber die Nase in die Luft gereckt und gesagt, er würde machen, wozu er Lust hätte und wenn er Lust zu diesem Job hatte, dann würde er ihn auch machen.

Damit hatte er sich dann die Informationen geholt und heute stand er hier und wartetete darauf, dass diese verdammt langen Vorlesungen endlich mal zu Ende gingen.

Endlich ging irgendwann die Tür zum Saal auf und die ersten, meist sehr ungewöhnlich gekleideten Studenten kamen heraus. Ja, das war eindeutig eine Vorlesung für Design gewesen. Wenigstens war er hier richtig.

Nochmehr als die Outfits der angehenden Designer, schien Ruiza selber aufzufallen. Zwar sah er Recht normal, hübsch aber normal, aus, aber niemand war es gewöhnt, dass ein junger Mann vor dem Saal wartete und alle die rauskamen mit einem prüfenden, leicht arroganten Blick musterte. Und Ruiza ließ wirklich niemanden aus.

Zwar beschloss er bei einigen, beispielsweise den Frauen, schneller, dass es sich nicht um den Stotterer handeln konnte, aber manche musterte er so eingehend, dass er damit wirklich auffiel.

Für ihn war das aber mehr enttäuschend. Dass er auffiel interessierte ihn nicht sonderlich, schließlich war er es gewöhnt. Aber er musste feststellen, dass einfach keiner von denen ihn irgendwie zu erkennen schien. Entweder war der Stotterer nicht hier, oder er hatte ihn total falsch eingeschätzt und wenn das der Fall war, dann verplemperte er hier seine Zeit.

Er hatte erwartet, dass der Stotterer ihn wenigstens erkennen würde, aber dass tat er wohl nicht. Wie sollte er ihn denn dann ausfindig machen? Er wusste doch nicht wie der aussah. Von wegen er hatte Fotos von ihm gesehen. Wenn er ihn nichtmal erkannte, wenn er genau vor ihm stand, dann konnte er ja nicht sonderlich gut hingeschaut haben und dann würde er auch nicht wirklich so stark daran interessiert sein, dass Ruiza sein Model war.

Dass er sich dann dafür solche Mühe gemacht hatte, machte den Stotterer in Ruizas Augen nur noch mehr zu einem Freak.

Er zuckte mit den Schultern und wandte sich um. Es kam niemand mehr aus dem Saal und Ruiza nahm an, damit hatte sich die Sache erledigt, als er plötzlich hinter sich eine Stimme hörte.

Es war eine ziemlich tiefe, aber sehr angenehme Stimme und obwohl er nicht stotterte, war er sich ziemlich sicher, dass es sein Stotterer sein musste. Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich auf dem Absatz wieder um und sah einen jungen, schlanken Mann der mit seiner Professorin diskutierend den Saal verließ.

„Ich weiß, dass der Termin schon lange feststeht, aber ich hab noch kein Model und bis ich das nicht habe, kann ich nicht mit dem Nähen anfangen. Bitte~…ein klein wenig mehr Zeit.“

Ruiza schmunzelte bei dem was der Stotterer, zwar stotterfrei, seiner Professorin erzählte oder sie geradezu anbettelte. Anscheinend hatten seine Agentin und er so abweisend gewirkt, dass der Stotterer seine Hoffnung aufgegeben hatte, dass Ruiza für ihn modeln würde und versuchte mehr Zeit rauszuschlagen, damit er sich ein neues Model besorgen konnte.

Ruiza hörte die Antwort gar nicht mehr, sondern betrachtete den Stotterer genauer.

Er sah interessant aus, allerdings nicht so verrückt wie Ruiza es gedacht hatte. Mit den schwarzen Haaren, den dunklen Augen und der sehr weißen Haut, wirkte er sehr japanisch. Auch vom Körperbau her. Er war nicht sonderlich groß oder breit. Ruiza hätte ihn aber auch nicht als zierlich beschrieben. Er machte einen leicht verwegenen und bösen Eindruck von der Art her, wie er sich stylte und das gefiel Ruiza.

Die Augen waren dick, dunkel umrandet und die Haare waren ziemlich durcheinander und ob das nun beabsichtigt oder zufällig war, konnte Ruiza beim besten Willen nicht sagen. Die Kleidung war ebenfalls dunkel, aber lässig. Sie schlug Falten, aber trotzdem ging er nicht darin unter.

Ruiza lächelte. Der Stotterer hatte Stil. Mit Sicherheit einen eigenwilligen, aber das hieß ja nicht, dass er nicht gut war. Ein Designer mit Stil. Das waren gute Vorraussetzungen.

Ruiza wartete noch, dass die Professorin ging und näherte sich dann um einige Schritte dem Stotterer. Dieser aber wühlte noch in seiner Tasche rum und beachtete ihn gar nicht.

Ganz ruhig bleiben, dachte Ruiza nur, da er es hasste wie die Pest, wenn man ihn ignorierte. Er räusperte sich kurz und beobachtete dann, wie der Stotterer betont langsam den Kopf hob. Vielleicht kam ihm das auch nur so vor, dass es so langsam war. Aber es ging ihm jedenfalls auf den Keks.

Als sein Blick endlich auf Ruiza fiel, konnte dieser in einer Zeitspanne von 3 Sekunden eine ziemlich große Vielzahl an seltsamen Gesichtsausdrücken zählen:

Teilnahmslosigkeit, Verwirrung, Erkennen, Entsetzen, Eile.

Die Eile hatte er am wenigsten erwartet. Ohne irgendwie weiter auf Ruiza zu reagieren, fing er wieder an, in seiner Tasche rumzuwühlen und ignorierte den eh schon angepissten Ruiza munter weiter. Dieser hatte nun wirklich Probleme damit, den Anderen nicht einfach anzufahren. Aber bevor er sich nicht mehr zurückhalten konnte, hob der Stotterer wieder den Kopf und drückte Ruiza einige Blätter in die Hand. Diese hatte er gerade aus einer seiner vielen Blöcke, die in seiner Tasche verstaut waren, gezogen.

„Das müsstest du anziehen, wenn du dich bereit erklärst, für mich zu modeln natürlich vorrausgesetzt. Die Stoffe hab ich schon bestellt. Ich brauche dann nur die Maße und dann würde ich mit dem Groben anfangen. Später muss ich dass dann nochmal nachstecken und überprüfen, blablabla. Ich denke das kennst du schon…“

Er sah Ruiza auffordernd an, aber diesmal wurde er ignoriert. Ruiza würgte ihn nur mit einem entnervten Nicken und Augenrollen ab und besah sich dann in Ruhe die Skizzen.

Meine Güte. Der Stotterer war verdammt gut. Die Skizzen sahen Klasse aus. Jetzt verstand er, warum er anscheinend so darauf aus war, dass Ruiza für ihn modelte. Diese Sachen sahen wie für ihn geschaffen aus.

Er blätterte alle Zeichnungen durch und ohne dass er es wollte hauchte er kurz darauf:

„Das ist perfekt….“
 

Er hob den Kopf an und gab dem Stotterer mit ausdrucksloser Miene die Zeichnungen zurück. Als der diese wieder verstaut hatte, hielt er ihm die Hand hin und sagte:

„Ich bin Ruiza. Nett dich kennenzulernen. Auf gute Zusammenarbeit.“ Und mit sich selber zufrieden beobachtete er, wie der Stotterer seine Hand ergriff und sich dabei auf seinem Gesicht ein breites Grinsen ausbreitete.

„Hizumi desu. Auf gute Zusammenarbeit.“

Aha…Hizumi also. Er wusste doch, dass es irgendwas in diese Richtung war. Nun brauchte er ihn wenigstens nicht mehr den Stotterer nennen.

Ruiza nickte und befreite sich von Hizumis Hand, da dieser keine Anstalten machte, Ruizas in absehbarer Zeit wieder loszulassen.

Einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, aber dieser Moment wurde von dem Piepser Ruizas verkürzt.

Ruiza zuckte zurück, zog den Piepser aus der Tasche und stellte mit einem kurzen Blick auf den Display fest, dass seine Managerin sich langsam Sorgen um ihn machte. Ein Blick auf seine Uhr erklärte dann auch wieso. Er sollte inzwischen schon bei seinem nächsten Job sein, aber er stand immer noch hier und verplemperte seine Zeit.

„Ich muss jetzt weg. Ruf einfach meine Agentin an und mach 'nen Termin aus, okay?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte Ruiza sich um und suchte das Weite.
 

Er kam erst spät von seinem Shooting nach Hause und als er dann endlich da war, war er total erschöpft und müde. Er hatte mehr von dem Shooting erwartet. Seine Managerin hatte ihm vorher viel über den Designer erzählt und in ihm die Hoffnung erweckt, dass es etwas interessanter werden würde. Aber so war es natürlich nicht gewesen. Es war ein stinknormales Shooting gewesen. Tausende von Leuten hatten ihn betascht. An seinen Haaren, an seiner Kleidung, überhaupt an ihm rumgefummelt. Als er noch jünger gewesen war, hatte ihn das immer unglaublich aufgeregt, wenn von allen Seiten die Hände auf ihn zuschossen, ihn nochmal nachschminkten, seine Kleidung zurecht zupften oder an den Haaren rumzogen, wenn er dann mal wieder in die eine oder andere Richtung geschubst wurde und alle rumschrien. Shootings waren Stress. Besonders wenn man nur ein junges Model war. Er wusste, weil er schonmal mit Älteren gearbeitet hatte, dass die sehr viel höflicher und vorsichtiger behandelt wurden. Bei ihm hatte sich das auch nach und nach verbessert. Inzwischen versuchten die Leute ihm die Atmosphäre auch schon so zu gestalten, dass sie ihm gefiel, so dass sie es sich nicht mit ihm versauten. Es war nicht mehr so hektisch und die Leute redeten sogar manchmal mit ihm, anstatt immer nur über seinen Kopf hinweg zu schreien, dass sie hier dringend Hilfe brauchten. Es erinnerte ihn fast an seine Zeit als Kindermodel. Kindermodels und erfolgreiche Models wurden am besten behandelt. Kindermodels, weil Kinder, wenn ihnen die Umgebung nicht gefiel, nicht gut auf den Bildern wirkten, da sie sich unwohl fühlten und gute Models wurden gut behandelt, weil die jederzeit aussteigen konnten, wenn es ihnen nicht gefiel und sie man sie wegen ihrem Bekanntheitsgrad nicht verlieren wollte.

Er war kein Kind mehr, aber leider war er noch nicht so erfolgreich, dass er sich alles erlauben konnte. Sicher, inzwischen wurde er schon öfters auf der Straße erkannt. Er hatte sogar schon einige Autogramme geben müssen, aber als ein „Supermodel“ konnte man ihn noch nicht bezeichnen.

Aber wegen diesem Umgang bei Shootings tickte er auch nicht mehr regelmäßig aus, wenn wieder jemand einfach an ihm rumfummelte. Er hatte sich einfach daran gewöhnt. Wenn sowas passierte, schaltete er einfach ab und dachte über etwas anderes nach.

Dieses Shooting aber hätte was besonderes sein sollen.

Der Designer war für seine Extravaganz bekannt und er hatte extra nach einem männlichen Model gesucht, dass etwas weiblicher wirkte. Dabei war er auf Ruiza gestoßen und nach einem Treffen hatte er den Job gehabt.

Die neue Kollektion schien in zwei Gruppen eingeteilt zu sein. Für die eine brauchten sie Ruiza, für die Andere hatten sie ein normales Model genommen. Es war alles Männerkleidung, aber trotzdem spielte der Designer hier mit den Geschlechtern.

Ruiza hatte die Haare extra wegen diesem Job wachsen lassen, sodass sie ihm weit in den Rücken fielen. Als er dann noch sehr weiblich, aber dezent, geschminkt wurde und die Kleidung, zwar männlich, aber auf eine gewisse Art und Weise doch an die Kleidung einer Frau erinnerte, hatte er doch mehr von dem Shooting erwartet.

Er hatte aber trotzdem sehr normal posieren müssen und alles war sehr hektisch gewesen, da nach ihm noch das Shooting mit dem anderen Model dran war. Diesen hatte er garnicht gesehen.

Er war leicht entnervt gewesen, da er es trotz allem noch nicht ausstehen konnte, wenn alles so angespannt und hektisch war und hatte sich so schnell nach Hause verzogen.

Noch weniger erfreulich war, dass er demnächst noch ein Shooting bei dem Designer hatte. Denn er musste noch die Fotos zusammen mit dem anderen Model machen. Mit den Einzelfotos heute war es noch nicht getan und Fotos mit anderen Models waren immer anstrengend. Seine Managerin hatte ihm gesagt, dass der andere ein ziemlich bekanntes Model war und wenigstens das war eine gute Nachricht. Wenn das so war, dann war er professionell und sie konnten das ganze schnell hinter sich bringen.

„Wenigstens war die Kleidung schön…“ Murmelte er während er in sein Badezimmer tappste.

Er betrachte sich kurz im Spiegel und fuhr sich durch das aufgehellte Haar, das anstatt in dem natürlich Tiefschwarz, in einem dunklen Blond glänzte.

Dann nahm er sich schließlich ein Abschminktuch und entfernte das Make-up aus seinem Gesicht. Endlich wieder ganz er selbst, ging er ins Wohnzimmer und schalltete den AB ein, um seine Nachrichten abzhören. Er konnte das Blinken der roten Lampe einfach nicht ausstehen und so konnte man sicher sein, dass er ihn immer sehr schnell abhörte.

‚Hey Rui-chan~

Ich bins Kyo. Wie geht’s dir? Ich hab lange nichts mehr von dir gehört, deswegen dachte ich mir, dass ich vielleicht mal anrufe und frage wie es dir geht.’

Ruiza musste schmunzeln. Kyo war seltsam in jeder Hinsicht. Wenn man ihn so sah in seinem Umfeld, dann wirkte er eher immer etwas grummelig und schwierig, deswegen war Ruiza nie scharf darauf gewesen ihn kennenzulernen. Aber irgendwie war es dann doch dazu gekommen. Kyo hatte ihn angesprochen und war auch danach immer hartnäckig geblieben, so dass sie sich irgendwann angefreundet hatten. Kyo war zwar schon kurz darauf von der Schule geschmissen worden und ging jetzt, so weit er wusste, auf die selbe Schule wie sein kleiner Bruder, aber der Kontakt war nie abgebrochen, obwohl das weniger Ruizas Verdienst war.

Kyo meldete sich regelmäßig bei ihm. Manchmal trafen sie sich dann, manchmal plauderten sie nur am Telefon. Und auch dieses Mal war es Kyo, der sich wieder bei ihm meldete. Wer hätte gedacht, dass Kyo so hartnäckig war, wenn es um ihre Freundschaft ging.

‚Jedenfalls, da du nicht da bist. Ruf mich wenigstens zurück, hai? Ich vermiss dich, also tu mir den Gefallen und überwinde deinen Telefonhass.’

Er konnte Kyo im Hintergrund lachen hören und kicherte leise mit. Kyo wusste, wie sehr Ruiza es hasste zu telefonieren. Er mochte es nicht, sich mit Leuten zu unterhalten und diesen dabei nicht ins Gesicht schauen zu können.

‚Ich hoffe deine Arbeit läuft gut. Ich hab letztens einen Werbespot mir dir gesehen. Hat mir sehr gut gefallen. Außerdem kann man überall Plakate von dir sehen im Moment. Ich denke, das sind gute Zeichen.

Gut, dann leg ich mal auf, bevor meine Zeit zu Ende ist. Ruf zurück!’

Erst wollte Ruiza gar nicht sofort zurückrufen. Es würde Kyo schon nicht umbringen, wenn er nicht sofort zurückrief und er hatte keine Luft jetzt auch noch zu telefonieren. Er war eh schon in schlechter Stimmung.

Aber dann fiel ihm ein, dass Kyo ja auf die selbe Schule ging wie sein Bruder. Das hieß, er ging auch auf die selbe Schule wie der kleine Bruder von dem Stotterer, wie hieß der nochmal? Ach ja…Hizumi. Er sollte sich den Namen vielleicht irgendwo aufschreiben.

Jedenfalls, wenn er auf die selbe Schule ging wie der Bruder von… Hizumi!, dann könnte er diesen vielleicht kennen und es wäre geklärt wie Hizumi an die Handynummer von Ruiza gekommen wäre, denn Kyo hatte seine Handynummer.

Von Uruha konnte er sie nämlich nicht haben, der gab die Handynummer von Ruiza nämlich nicht aus, weil es einmal passiert war, dass ein Mädchen, dass in Ruiza verliebt gewesen war, von Uruha Ruizas Nummer bekommen hatte und diesen dann Tag und Nacht angerufen hatte.

Seitdem war Uruha damit sparsam.

Die einzige Erklärung dafür war also noch Kyo. Ruiza setzte sich auf und angelte nach dem Telefon, dass neben dem Sofa auf einem kleinen Tisch lag. Er wählte die Nummer Kyos und wartete, dass dieser abnahm. Genau wie er es erwartet hatte, dauerte das etwas länger. Kyo war nie schnell am Telefon.

„Kyo desu!“ Keifte schließlich Kyo mit einer sehr entnervten und wütenden Stimme ins Telefon. Wenn man immer so nett begrüßt wurde, dann machte das Telefonieren schon viel mehr Spaß. Ruiza seufzte und setzte zu einer Antwort an, wobei er nicht verhindern konnte, dass man seiner Stimme eindeutig anhörte, dass er ebenfalls nicht sonderlich guter Stimmung war.

„Hey, Ruiza desu. Ich dachte ich sollte zurück rufen, aber anscheinend stör’ ich gerade.“

Es enstand eine kurze Pause, bevor Kyos Stimme wieder erklang, diesmal aber total freundlich und mit einem freudigen Unterton.

„Rui! Ich hatte nicht so früh damit gerechnet, dass du zurück rufst, weißt du? Normalerweise lässt du ja immer etwas auf dich warten.“

Nach diesem sanften Wink mit dem Zaunpfahl verzog Ruiza leicht gequält das Gesicht.

„Ja, ich weiß. Gomen… du weißt ja, die Arbeit. Aber langsam geht’s aufwärts. Meine Honorar steigt und ich bekomme mehr Angebote.“

In seiner Stimme schwang eindeutig Stolz mit und ein zufriedenes Lächeln legte sich über seine Lippen. Nur gut, dass Kyo ihn nicht sehen konnte. Zum ersten Mal lobte er sich diese Eigenschaft des Telefonierens.

Denn Kyo liebte es, wenn Ruiza lächelte und sagte ihm das auch öfters. Dieser aber mochte es nicht, wenn Kyo ihm soetwas sagte, da ihm das peinlich war und er außerdem immer das Gefühl hatte, der Freundlichkeit wegen auch etwas vergleichbares sagen zu müssen, ihm aber beim besten Willen nicht wirklich einfiel, was er denn sagen konnte.

„Hmm… dachte ich mir schon.“

Leichte Enttäuschung meinte Ruiza aus Kyos Stimme rauszuhören und leicht betroffen darüber, schaute er auf seine Knie.

„Etoo…sag mal Kyo, kennst du einen Hizumi?“

Kein sonderlich eleganter Themenwechsel, aber er erfüllte seinen Zweck.

Kyo dagegen, schien noch weniger erfreut als zuvor schon. Seine Stimme klang etwas misstrauisch und vielleicht sogar leicht beleidigt als er nachfragte:

„Hizumi? Was meinst du? Wieso?“

„Na ja… Dieser Hizumi hat mich gestern angerufen und versucht mich für seine Kleidung als Model zu bekommen. Er studiert anscheinend Design. Er sagte halt, dass er die Nummer von mir über seinen kleinen Bruder bekommen hat und dieser scheint auf die selbe Schule wie du zu gehen.“

Es herrschte wieder Stille in der Leitung und Ruiza wartete gespannt auf eine Antwort. Er würde gerne mehr über Hizumi erfahren und Kyo war wohl seine einzige Informationsquelle.

„Dafür hat Toshiya also deine Nummer gewollt.“ Murrte seine Quelle schließlich ins Telefon und schien ernsthaft verstimmt.

„Nein, einen Hizumi kenn ich nicht. Aber ich hab letztens deine Nummer an einen Freund von mir weitergegeben, Toshiya, der diese für einen anderen Freund haben wollte. Er hat auch was über Fotos oder so gesagt, deswegen habe ich sie überhaupt erst weitergegeben, weil ich dachte, wenn du einen Job bekommst, wäre das sicher nicht schlecht.“

Ruiza war enttäuscht. Kyo wusste nichts. Seine Handynummer war von Hand zu Hand weitergegeben worden und Kyo kannte weder Hizumi, noch dessen kleinen Bruder.

Aber vielleicht gab es ja noch eine Möglichkeit…er wollte noch nicht aufgeben.

„Kyo-chaaan?“

Er wusste, wenn er so mit Kyo sprach, dann konnte dieser nicht anders und würde alles tun, was er von ihm wollte.

„Könntest du versuchen etwas über Hizumi herauszufinden? Sein kleiner Bruder geht mindestens auf deine Schule. Du kannst ja vielleicht über deinen Freund daran kommen? Hai? Du würdest mir ein große Freude machen.“

Er konnte praktisch hören, wie Kyo mit sich selbst rang, aber bald darauf, fällte dieser eine Entscheidung und sagte zu.

Endlich hatte Ruiza mal ein Telefonat geführt, dass ihm gefiel. Er hatte ziemlich viel erreicht. Kyo würde für ihn was über Hizumi herausfinden.

Er wusste zwar noch nicht, was er sich davon erhoffte, aber das würde er ja noch sehen. Erstmal hatte er das, was er wollte und das war im Moment das wichtigste.
 


 

~~~tbc~~~

1.3

Also, das dritte Kapitel und es ist ziemlich lang geworden, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich mehrere Kapitel zusammengefasst habe und zu einem Kapitel gemacht hab, da ich Schiss hatte, dass es zu viele Kapitel werden.

Dieses Kapitel war...teilweise hart zu schreiben, weil ich Sachen erkläre von denen ich keinen Schimmer habe xD wenn es also jemand besser weiß, kann ers mir ruhig sagen (ich mein hauptsächlich Ruizas Arbeit, aber wenn wem sonst noch was auffällt.) ^^°

Der letzte Teil gefällt mir am besten. Ich liiiiiiiiiiebe Hizumis Familie. Vielleicht fällt jemanden ja auf, dass seine Ma und sein Dad zwar erwähnt werden, aber nicht in den Guest Stars auftauchen. Das liegt daran, dass sie nicht benannt werden. Es gibt sie zwar, aber sie bekommen später kein eigenes Kapitel und sie haben keinen Namen, etc... Wenn ich die Personen einteilen müsste, dann kämen sie nicht zu den Nebencharaktere, sie sind noch eine Stufe darunter. Daher tauchen sie in der Liste nicht auf.

In einem Kommentar wurde ich darum gebeten, dass nochmehr Nightmaremembers auftauchen sollten und falls sich sonst noch wer fragt, warum diese FF auf den ganzen verdammte Themen-seiten auftaucht, beispielsweise bei Alice Nine, obwohl kein Member von Alice Nine dabei ist: Die ganze FF wird am Ende 29 Charaktere haben und da sind einige Bands noch drunter, von denen bisher noch kein Member aufgetaucht ist. Ich bitte also um etwas Geduld. Es ist erst eine Hand voll Charas aufgetaucht, aber der Rest wird noch kommen. ^^

Sooo~ das wars mit vorrede, liest sich wahrscheinlich ja eh niemand durch XDDD
 


 


 

~~~1.3~~~I dreamed a long time of you~~~1.3~~~
 


 

Perfekt! Er hatte seine Entwürfe perfekt gefunden. Immer wieder strich Hizumi über die Blätter, die auf seinen Knien lagen. Momentan waren dies die einzigen Blätter, die ihn interessierten und das obwohl er in mitten tausend anderer Blätter saß. Blätter mit den ursprünglichen Skizzen, Blätter mit unzähligen Telefonnummern, auf irgendeinem Blatt hier standen auch Ruizas Maße, die er sich von der Agentin gleich mit dem Termin besorgt hatte, aber all diese Blätter interessierten ihn nicht im Geringsten.

Ruiza hatte ihm die größte Freude bereitet, die er ihm je hätte bereiten können und das schon bei ihrem ersten Treffen. Wenn das mal nicht gute Vorzeichen waren. Hizumi hatte solche Angstzustände ausgestanden, als er Ruiza, mit seinen Entwürfen in der Hand, beobachtet hatte. Hätten sie Ruiza nicht gefallen, dann wäre wahrscheinlich alles vorbei gewesen. Dann wäre seine allerletzte Chance auch versaut gewesen.

Er hatte schon vorher gedacht, dass alles vorbei wäre, aber dann stand auf einmal Ruiza dort. In der Uni und wartete auf ihn.

Wieso war er dorthin gekommen? Wegen ihm? Wegen diesem verrückten Telefonat? Hizumi konnte sich das nicht so wirklich vorstellen, aber ihm fielen auch keine anderen Beweggründe ein, die Ruiza dazu hätten bringen können, ihn aufzusuchen.

Seine Agentin hatte ihn bestimmt nicht dazu gebracht, denn die hatte ja am Telefon, sowohl beim ersten Mal als auch beim Zweiten, nicht unbedingt den Eindruck vermittelt, als würde sie von der Idee begeistert sein.

Ruiza hatte aber auch nicht den Eindruck erweckt und trotzdem war er gekommen um ihn zu treffen. Und auch bei diesem Treffen, hatte Hizumi nicht den Eindruck gehabt, dass Ruiza besonders enthusiastisch bei der Sache war, aber er hatte trotzdem die Zusage Ruizas bekommen und inzwischen einen Termin und Ruizas Maße. Und dies alles nur dank seiner Entwürfe. Weil seine Entwürfe perfekt waren!

Er legte vorsichtig seine Zeichnungen beiseite und erhob sich von dem Sofa. Er ging zu der Anprobepuppe, an der er schon an den Kleidern nähte und betrachtete sie. Er war Gott sei dank ein guter und schneller Näher, sonst hätte er sich noch irgendwie Hilfe beschaffen müssen. Aber er kam gut voran und er war sich ziemlich sicher, dass er bis zum nächsten Mittwoch den Rohbau fertig hätte.

Am Mittwoch war nämlich sein Treffen mit Ruiza. Ruiza würde die Sachen anziehen, damit Hizumi sie dann exakt abstecken und alles überprüfen konnte. Er würde ihn berühren.

Er konnte nichts dagegen machen, dass ihn die Gedanken an dieses Treffen nervös werden ließen. Er würde wahrscheinlich allein mit ihm in einem Raum sein. Ruiza würde sich umziehen und wenn er absteckte, dann würde es nicht zu verhindern sein, dass er ihn berührte.

Außerdem war das Letzte was er wollte, zu verhindern ihn zu berühren.

Obwohl er ja eindeutig gesehen hatte, dass Ruiza wirklich nicht leicht zu Hand haben war, so wie Ruka es schon prophezeit hatte, war er sich nach dem Treffen nur noch sicherer, dass er ihn wollte.

Er hatte so perfekt ausgesehen. Noch viel perfekter als auf den Fotos. Es hatte ihn nicht gestört, dass seine Haare nicht gestylt waren und er nicht im geringsten geschminkt gewesen war. Jeder kleine Hinweis auf das Ruiza genauso menschlich war, wie er und kein gottähnliches Wesen, wie er auf den Bildern wirkte, hatte ihn für Hizumi nur noch schöner gemacht.

In seinen Augen war Ruiza der schönste Mensch auf der Welt gewesen.

Die langen Beine, der schmale Körperbau, die dunklen Augen, das helle Haar…einfach alles war wunderschön. Er hatte zum ersten Mal sehen können, dass Ruiza sich mit einer gewissen, natürlichen Anmut bewegte und dass er sich mehr unter Kontrolle hatte, als jeder andere Mensch, den er bisher gesehen hatte.

Ruiza schien die ganze Zeit über ruhig und gefasst, aber Hizumi hatte bemerkt, dass er es nicht war. Ruiza hatte gesagt das seine Zeichnungen perfekt waren. Das war der große Fehler Ruizas. Sicher, der Fehler, der Hizumi über alles glücklich gemacht hatte, aber dieser kurze Satz, hatte nicht im geringsten zu dem gepasst, wie Ruiza sich den Rest des Treffens über verhalten hatte.

Ruiza hatte sich verplappert und das konnte nur passieren, wenn man etwas geheim hielt, wenn man sich verstellte. Hizumi konnte also davon ausgehen, dass Ruiza nervöser gewesen war, als man es auf den ersten Blick, vielleicht auch auf den zweiten, sehen konnte.

Und das machte ihn sehr zufrieden. Ruiza war in der Lage sich zu kontrollieren, aber Hizumi war in der Lage, dies zu durchschauen und diese Herausforderung genau das zu tun, reizte ihn nur noch mehr. Er wollte Ruiza für sich gewinnen und er würde nicht mehr aufgeben.

Er würde ihn kennenlernen, er würde verstehen wieso der andere sich so benahm und er würde lernen damit umzugehen. Das war sein Ziel und wenn Hizumi ein Ziel hatte, dann verfolgte er dieses auch.

Dass er nicht der erste war, der genau dies mit Ruiza vorhatte, konnte er nicht ahnen und überhaupt gab es vielleicht gerade mal zwei Personen, die dies wussten und auch nur zwei Personen, wenn Shizumi Ruizas ersten Verehrer kannte, weil in diesem Fall hätte Shizumi schon längst durchschaut gehabt, was dieser vorhatte.

Sonst gab es nur eine Person, die wusste wer noch hinter Ruiza her war, aber so würde das bestimmt nicht lange bleiben.
 

Hizumi hatte sich wieder von der Puppe weggedreht und ein Blatt vom Boden aufgesammelt. Es war sowas wie ein „Aufgabenblatt“. Um bei dieser Benotung vorne mitzuspielen, musste er einige Bedingungen erfüllen. Im Grunde kein Problem, nur Hizumi hatte leider nicht das geringste Talent fürs Fotografieren. Jedesmal ärgerte er sich darüber, dass sie auch Bilder abgeben mussten. Sie mussten die Kleidung an ihren Models nicht nur vor der ganzen Klasse vorstellen, sondern sie mussten sie auch fotografieren.

Natürlich, das war alles eine gute Vorbereitung. Ein Designer musste Fotos von seinen Kollektionen machen lassen und ein Designer machte auch Modeschauen. Das waren alles Sachen, die er später brauchen könnte, aber wie kam sein Prof denn auf die Idee, dass er fotografieren konnte oder wenigstens das Geld dafür hatte, jemanden zu beauftragen, die Fotos zu machen. Das Geld hatte er nämlich eindeutig nicht und so müsste er sich mit einem totalen Idioten in Beziehungen Fotos zufrieden geben: sich selber.

Niemand würde für einen Hungerlohn fotografieren und mehr als diesen konnte er einfach nicht bezahlen.

So würde Ruiza wahrscheinlich verwackelt sein, verwischt, mit roten Augen, überbelichtet, ohne Kopf oder sonst wie verunstaltet auf den Fotos zu sehen sein und sein unglaubliches Talent würde ihm zum Verhängnis werden. Er freute sich jetzt schon.

Hizumi schüttelte den Kopf. Er hatte das perfekte Model und die perfekten Entwürfe. Jetzt würde er nicht aufgeben. Irgendwie würde er noch den perfekten Fotografen bekommen und dann würde er endlich wieder Ruhe haben und könnte mit Gelassenheit weiter an der Kleidung nähen.

Im Moment konnte er sich nämlich leider überhaupt nicht aufs Nähen konzentrieren. Er war einfach zu abgelenkt von diesem Problem. Anscheinend war er schon zu versessen darauf, eine Eins zu bekommen.

Er steckte sich eine Zigarette an und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er jetzt vor der Plakatwand stehen würde. Dort konnte er besser nachdenken und er hatte die Befürchtung, dass er ohne dieses Bild von Ruiza zu keinem vernünftigen Schluss kommen würde.

Er versuchte sich zu erinnern, was er denn normalerweise gemacht hatte, bevor er diese Plakat entdeckt hatte, wenn er Hilfe gebraucht hatte. Da gab es nicht viel.

Zu seinen Eltern gehen, konnte er nämlich vergessen. Seine Familie war durch und durch verrückt. Er fragte sich oft, wie es kommen konnte, dass er so anders geworden war. Er war sehr viel ruhiger und bestimmter. Seine Mutter war leicht hyperaktiv und verbrachte Tag ein Tag aus damit irgendwas an dem Haus in dem sie wohnten zu verändern.

Viele Leute freuten sich ja, dass wenn sie nach Hause kamen alles beim Alten war. Hizumi würde das niemals behaupten können. Seine Mutter stellte fast täglich die Möbel um, hängte neue Bilder auf, tauschte Teppiche und Gardinen aus. Wie sie es auch noch schaffte, dass ganze Haus vor Sauberkeit glänzen zu lassen, war Hizumi immer ein Rätsel gewesen und würde es wohl auch ewig bleiben.

Aber er hatte die Vermutung, dass sie die Zeit die andere Mütter zum Kochen und Wäsche machen nutzten, darauf verwendete.

In seiner Familie war es nämlich normal, dass jeder für seine Mahlzeiten und die Wäsche selbstständig sorgte, da seine Mutter dafür keine Zeit und, wie er vermutete, auch keine Lust hatte.

Die Ticks seiner Mutter hatten ihn immer sehr aufgeregt. Er hatte es nicht leiden können, dass er nie Sachen wiederfand, da sie sich von Tag zu Tag an einem anderen Platz befanden und dass seine Mutter selbst in seinem Zimmer alles regelmäßig umräumte. Auch verschwanden so immer wieder Sachen, wie Poster von der Lieblingsband auf misteriöse Weise, weil seine Mutter fand, dass es Zeit für Abwechslung wurde und das Poster also von der Wand nahm, damit Hizumi ein Neues aufhing.

Shizumi und Hizumis Vater dagegen nahmen das ganze mit großzügiger Gelassenheit. Eigentlich hätte Hizumi es ja wie die beiden gewöhnt sein müssen, aber sein Charakter war einfach zu gegensätzlich. Hizumi mochte es nicht ewig nach seinen Sachen zu suchen. Er mochte es nicht wenn jemand in seiner Privatssphäre schnüffelte und er mochte es nicht, dass er sich bei sich zu Hause nie zu Hause fühlen konnte, da er fast täglich an einen anderen Ort zurückkehrte.

Wenn er nun, nachdem er ausgezogen war, nach Hause kam, fand er das Haus jedesmal mit einem neuen Anstrich vor und wenn er reinging, dann musste er immer erst nachfragen, wo das Telefon oder sogar dieses oder jenes Zimmer war.

Aber seine Mutter war nicht die einzige mit solchen Ticks. Shizumi wie gesagt, hatte ihre Neigung, sich in anderer Leute Privatsspähre zu drängen, leider angenommen und darin ein unglaubliches Talent zu Tag gelegt. Zwar wusste Hizumi nicht genau, wie sein kleiner Bruder das anstellte, aber nahm einfach an, dass dieser verdammt gut darin war, das Verhalten anderer Leute zu deuten, so dass er schnell alles über diese herausfand.

Shizumi hatte dafür aber gelernt, damit einigermaßen umzugehen. Er wusste wann er etwas über sein Wissen sagen durfte und wann nicht und meistens nahm er auf die Gefühle seiner Mitmenschen Rücksicht. Er wusste wahrscheinlich mehr, als er manchmal wissen wollte und darum tat er Hizumi schon fast Leid.

Hizumis Vater…ja, der wirkte auf den ersten Blick wie ein ruhiger, verständnissvoller Familienvater. Wenn man ihn dann kennenlernte, bemerkte man schnell, dass er zu ruhig war.

Hizumis Vater sprach nie. Hizumi wusste, wenn er ehrlich war, nicht mal wie die Stimme seines Vaters klang und meistens war es Shizumi der die Kommunikation zwischen ihrem Vater und den Rest der Menschheit herstellte.

Hizumi wusste beim besten Willen nicht, wie sein Vater das auf der Arbeit machte, aber anscheinend funktionierte es, denn sein Vater hatte eigentlich einen ziemlich guten Job. Dass sie trotzdem immer ziemlich wenig Geld hatten, lag wohl daran, dass ihre Mutter das Geld immer sofort für irgendeine neue Sache ausgab. War es nun für den Garten, der dringend neu bepflanzt werden musste, oder war es für das Haus. Irgendwas neues fand sie immer und ihr Mann protestierte eh nie.

Einmal hatte Hizumi seinen Bruder gefragt, ob ihre Eltern eigentlich glücklich waren.

Er hatte es sich einfach nicht vorstellen können, dass ihre hyperaktive Mutter gut mit dem stummen Vater auskam. Oder warum sein Vater niemals genervt von seiner Frau war.

Aber Shizumi hatte nur ehrlich gelächelt und gesagt: „Findest du sie wirken unglücklich?“

Daraufhin hatte sich Hizumi seine Eltern nochmal angeschaut. Wenn sie zusammen waren, dann wurde ihre Mutter ruhiger und ihr Vater offener (nicht lauter XD) und ihm fiel zum ersten Mal auf, dass ihre Mutter Shizumi nicht zur Kommunikation mit ihrem Ehemann brauchte, sondern das die beiden sich ohne Worte verstanden.

Er kam also aus einer glücklich Familie. Das konnte er wirklich behaupten. Doch lieber wäre es ihm gewesen, wenn er genauso verrückt wie sie gewesen wäre. Aber er passte einfach nicht ins Schema.

An ihn waren nur die normalen Eigenarten ihrer Eltern weitergegeben worden. Er war eher ruhig, wie sein Vater und wie seine Mutter war er immer auf der Suche nach neuem, versuchte die Mode zu dirigieren. Auch wenn er das anders auslebte.

Ihre Charaktereigenschaften waren durchaus auf ihn übergegangen, aber sehr abgeschwächt.

Er liebte seine Eltern, aber er verstand sie nicht. Er wusste nie was sein Vater dachte oder was er mit seinen Blicken sagen wollte. Er hatte seinen Vater einmal reden hören. Am Telefon.

Er hatte fasziniert im Türrahmen gestanden und sich nicht vom Fleck bewegt, bis sein Vater aufgelegt hatte.

Weil er sich einfach niemals so richtig mit seiner Familie verbunden gefühlt hatte und sich, seitdem er alleine lebte, nur noch weiter von ihnen entfernte, konnte er sie nicht um Rat bitten.

Sein Vater war eh keine Hilfe, da er die Antwort nicht verstehen würde und seine Mutter, war immer mit anderen Sachen beschäftigt, so dass er sich in einem Gespräch mit ihr immer genötigt fühlte, schnell zu sprechen, um sie nicht länger zu stören.

Er würde eine andere Art finden müssen um seine Probleme zu lösen. Er seufzte. Ihm blieb also wieder nichts anderes übrig. Er musste Shizumi fragen. Seine Abhängigkeit von seinem kleinen Bruder, so seltsam dieser auch sein mochte, fand er schrecklich, besonders weil er Shizumi nie treffen konnte, ohne entweder auch auf seine Eltern oder Ruka zu treffen. Abgesehen davon war er schließlich der Ältere und eigentlich sollte Shizumi zu ihm kommen und Rat suchen. Aber das war wahrscheinlich schon viel zu viel verlangt.

Er konnte Shizumi auch einfach anrufen, aber er kannte Shizumis Eigenart an Telefonen in Rätseln zu sprechen, so dass Hizumi ihn nie verstand und schließlich doch vorbei kam, um ihn persöhnlich zu sprechen.
 


 


 

Ruiza quälte sich mit schrecklichen Augenringen aus dem Bett. Wieso nur hatte er die ganze Nacht nicht einschlafen können?

Mit einem müdem Gesichtsausdruck blinzelte er zum Wecker rüber um festzustellen, dass es inzwischen 3 Uhr war. Okay, er hatte die nicht geschlafene Nacht am Tag nachgeholt, aber trotzdem fühlte er sich scheiße.

Er stand auf und tappste mit schwankenden Bewegungen ins Badezimmer wo eine kalte Dusche auf ihn wartete. Es war höchste Zeit, dass er aufstand, das hatte jedenfalls sein Piepser vor einer halben Stunde gesagt und während Ruiza sich das T-Shirt, in dem er immer schlief, vom Kopf zog, hörte er wie sein Pieper wieder schrill anfing ihn zu wecken.

Er grinste leicht und stieg unter die Dusche.

"Ich bin schon längst aufgestanden, meine Liebe….“

Seine Stimme klang ironisch und er stellte das Wasser an und schloss kurz darauf genießerisch die Augen, als das kalte Nass auf seine warme Haut prasselte. Er hielt still, als alles um ihn anfing sich zu drehen. Er war längst gewöhnt, dass er solche Schwindelanfänge bekam, besonders nachdem er aufgestanden war und inzwischen gab er dem also keine große Bedeutung mehr. Nachdem er wieder einigermaßen klar sehen konnte, fing er endlich an sich zu waschen und dachte nach, was er heute zu tun hatte.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als ihm beim Nachdenken einfiel, dass er am Mittwoch einen Termin mit dem Stott…nein, mit Hizumi hatte und leicht enttäuscht, dass es nicht schon heute war, stellte er das Wasser aus und stieg aus der Dusche.

Sich noch das Haar trocken reibend, lief er zurück ins Schlafzimmer, wo er sogleich wieder von seinem Piepser begrüßt wurde.

„Meine Güte…was ist den los?“

Sein Blick fiel wieder auf die Uhr und von einem Moment auf den anderen fing er hektisch an seine Sachen zusammenzusuchen. Er hatte viel zu lange unter der Dusche gebraucht und inzwischen war das kein Weckruf mehr, sondern inzwischen wartete schon der Wagen seiner Managerin vor der Tür, um ihn zu seinem Shooting zu fahren.

„Verdammt, verdammt, verdammt! Ich war letztes Mal schon zu spät… das ist nicht gut…das ist gar nicht guuut! Ruiza, du bist so ein Idiot!“

Laut fluchend zog Ruiza sich an, setzte sich letztendlich noch eine Sonnebrille auf, hinter denen er seine verquollenen Augen versteckte und band sich die Haare hoch, damit sie ihm nicht alles volltropften. Dann lief er in Windeseile nach unten vors Wohnhaus und stieg in den Wagen.

Den missbilligenden Blick seiner Managerin ignorierte er gekonnt, schlug die Beine übereinander und schaute aus dem Fenster. Endlich…nachdem er die Einzelbinder gemacht hatte, würde er heute mit dem anderen Model zusammen fotografiert werden.

Das letzte Shooting für diesen Designer hatte ihm zwar nicht so gefallen, aber heute war seine schlechte Laune, die er nach dem letzten Shooting gehabt hatte, gänzlich verschwunden und er freute sich sogar auf seinen Job.

Zufriedend lächelnd stieg er aus dem Wagen, der vor dem Studio hielt und ließ sich brav von seiner Managerin den Weg weisen. Es war das selbe Studio wie das letzte Mal und er hatte hier sogar schon einige Male gearbeitet, trotzdem hätte Ruiza alleine niemals den Weg gefunden.

Sein Orientierungssinn war genauso schlecht wie sein Zeitgefühl, aber da er von seiner Managerin so umsorgt wurde, bemerkte er das kaum und stören tat es ihn auch nicht besonders.

Als er in den Raum kam, sah er direkt, dass das andere Model schon da war. Es liefen nämlich schon alle in heller Aufregung durcheinander. Wenn die Models noch nicht angekommen waren, waren noch nicht alle in dieser Aufregung und ein guter Teil, nämlich Leute die ohne die Models noch nicht arbeiten konnten, wie Stylisten, etc, saß einfach noch irgendwo rum und tranken einen Kaffee.

Während er in der Tür stand und wartete, dass seine Managerin jemanden besorgte, der sich um ihn kümmerte, sah er sich um. Die Kulissen waren immer noch die selben wie das letzte Mal. Eigentlich war alles gleich. Nur, dass er dieses Mal nicht alleine arbeiten würde und das war gut so. Er mochte es sehr, alleine vor der Kamera zu stehen. Er war gerne im Mittelpunkt, aber er hatte das letzte Mal bemerkt, dass die Fotos hier zu zweit einfach mehr Eindruck machen würden. Die Fotos die man das letzte Mal gemacht hatten, würde ohne diese Fotos nicht zur Geltung kommen und schon damit er das letzte Mal nicht umsonst posiert hatte, würden diese Fotos wichtig sein.

Nebenbei mochte er es, dass er jemanden hatte, mit dem er zwischendurch reden konnte und Shootings mit zwei Models waren meistens noch entspannter.

Er wurde ruckartig aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, wie sich zwei Arme um seine Hüften legten und sein Körper gegen einen anderen gedrückt wurde.

„Wie lieb das du hier auf mich wartest.“ Er spürte einem Luftzug nah an seinem Ohr und bevor der Andere weiter reden konnte, hatte sich Ruiza, der sich vorher vor Schreck kaum bewegen konnte, aus der Umarmung befreit und musterte seinen Gegenüber nun mit einem kühlen Blick, welcher allerdings unbemerkt blieb durch die Sonnenbrille.

Nachdem er durch die Aufmachung des anderen den Schluss zog, dass es sich um das andere Model handeln musste, war seine Managerin wieder gekommen.

„Rui? Kommst du mit? Du kannst jetzt zu den Stylisten…“

Ruiza nickte und wandte sich ohne einen weiteren Blick zu dem Anderen zum gehen.

„Ich heiße übrigens Tasuki!“ Rief der Größere ihm noch nach, aber Ruiza reagierte schon nicht mehr drauf und ließ sich zu den Stylisten führen.

Mit solch einem Lüstling als Partner konnte das ja noch lustig werden, dachte er sich und verzog leicht das Gesicht. Er kannte es, wenn man ihn betatschte, aber wenn dazu noch blöde Kommentare kamen, dann würde der andere etwas zu hören bekommen.

Ruiza seufzte, als er fertig angezogen, geschminkt und frisiert war. Er besah sich gründlich im Spiegel und stellte erleichtert fest, dass niemand mehr die Spuren der letzten Nacht sehen konnte. Alles war perfekt überschminkt, seine Haare waren mit wenig Haarspray fixiert und fielen ihm sonst einfach frei über die Schultern.

Er stand auf und ging zurück zu der Kulisse die eigentlich nur aus einem ziemlich normalen Schlafzimmer und einem Wohnzimmer bestand. Auf einer Couch räkelte sich schon sein Kollege, dessen Namen er teilweise schon wieder vergessen, teilweise aber auch verdrängt hatte.

Er seufzte leicht und sah an sich runter.

„Wenn der meinen Aufzug und die Umgebung jetzt überbewertet, dann kann er sich darauf gefasst machen, dass er nicht mehr viele Kinder zeugen wird…“ Murrte er leise während er sich näherte und erntete dafür ein breites Grinsen von einem der Stylisten, der neben ihn gelaufen war und dafür sorgen sollte, dass Ruiza den Weg fand.
 


 

Diesmal war es also grün. Ein schreckliches grün dazu. Aber was hatte er anderes erwartet? Alle anderen Farben waren schließlich schon durch. Aber diese lila Umrandungen um die Fenster und die Tür hätten sie doch besser weglassen sollen.

Das fand jedenfalls Hizumi und er näherte sich langsam seinem Elternhaus. Gerade erst hatte er von hier fliehen können und nun war er doch schon wieder hier. Er zuckte mit den Schultern. So schlimm war es nun auch wieder nicht, dachte er sich und schmiss seinen Zigarettenstummel weg.

Er war vor der Tür angekommen und zögerte noch etwas bevor er schließlich doch klingelte. Während er wartete, dass jemand zur Tür kam, sah er sich draußen um. Er war vor vier Tagen hier gewesen und inzwischen hatte seine Mutter es tatsächlich geschafft, das ganze Haus neu zu streichen, den Briefkasten auszuwechseln, gegen einen Orangen mit blauen Kringeln drauf, und irgendwo eine riesige Palme mit Kokusnüssen aufzutreiben, die jetzt stolz neben der Haustür stand.

Während er diese noch mit einem Stirnrunzeln betrachtete, hatte sein Vater die Tür geöffnet und sah ihn, mit einen für Hizumi nicht deutbaren Gesichtsausdruck, an. Kurz darauf hörte ein Hizumi ein Klirren aus dem Inneren des Hauses und die Stimme seiner Mutter:

„Wer ist gekommen?“ Rief sie, als würde sie tatsächlich eine Antwort erwarten und gegen Hizumis Erwartungen bekam sie sogar eine Antwort. Nur nicht von seinem Vater.

„Ist nur Hizumi Mum!“ Rief diesmal Shizumi aus irgendeinen Raum, bevor Hizumi überhaupt einen Laut von sich gegeben hatte und kurz darauf öffnete sich die Tür eines Zimmers am Ende des Flures und ein grinsender Shizumi trat raus.

Ein Klirren ließ Hizumi zusammenzucken, während Shizumi unbeeindruckt blieb und sein Vater geräuschlos in Richtung Wohnzimmer verschwand, jedenfalls nahm Hizumi an, dass dort das Wohnzimmer war.

„Schön das du wiedermal vorbeischaust, Schatz!“ Schrie seine Mutter aus irgendeinem Raum, ließ sich aber nicht blicken, was Hizumi aber nicht sonderlich wunderte, da dank dem Klirren nicht schwer zu erraten war, dass seine Mutter gerade beschäftigt war.

„Das ist nicht das Wohnzimmer, sondern das Arbeitszimmer…“ Meldete sich schließlich Shizumi zu Wort, während er zu ihm getreten war und hinter Hizumi die Tür schloss.

„Ich komm gerade aus dem Wohnzimmer.“

Er deutete auf den Raum am Ende des Flures und sah dann Hizumi an.

„Geh auf das Klo oben oder auf das Plumpsklo im Garten.“ Sagte er nach einer kurzen Pause schließlich nüchtern. Woraufhin Hizumi nur verwundert eine Augenbraue hochzog. Er war nicht verwundert, dass Shizumi sofort bemerkt hatte, dass er aufs Klo musste, sondern mehr, warum er nicht auf das Klo unten gehen konnte.

„Das Klo hier unten wird gerade renoviert.“

Ein Klirren und Fiepen seiner Mutter. Diese Geräuschskulisse machte nun endlich einen Sinn.

„Und sie macht das selber?“ Fragte er bevor Shizumi es geschafft hatte, schon zur Antwort anzusetzen.

„Sie fand das Handwerker das nie so hinbekommen, wie sie es gerne will.“

Hizumi schüttelte leicht lächelnd den Kopf.

„Und warum haben wir ein Plumpsklo im Garten?“

Das Teil war schließlich auch nicht normal für sie, obwohl bei ihren Verhältnissen der Trennungsgrad zwischen normal und nicht normal sehr weit nach oben geschoben war.

„Für die Handwerker….“

Hizumi folgte Shizumi in ihr neues Wohnzimmer und setzte sich neben ihn aufs Sofa.

Shizumi schaltete den Fernseher aus, während Hizumi ihn leicht ärgerlich musterte.

„Ich dachte, sie will es selber machen?!“

„Die Handwerker machen ja auch nicht das Bad.“

„Und was machen sie dann?“

„Na den Balkon…“

Hizumi atmete tief durch und musste sich schwer beherrschen seinen Bruder nicht an die Gurgel zu gehen. Shizumi liebte es ihn auf die Palme zu bringen, indem er sich jedes Wort aus der Nase ziehen ließ und Hizumi hatte während der Unterhaltung beobachten können, wie sich ein breites Grinsen nach und nach auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte.

„Welchen Balkon?“

Er hatte es geschafft sich wieder zu beruhigen und ignorierte das Schmunzeln Shizumis darüber.

„Den neuen Balkon, der vor Mamas und Papas Schlafzimmer kommt.“

Endlich mal eine Information mit der er wirklich was anfangen konnte.

„Wir haben aber wirklich lange gebraucht, bis wir sie dazu überredet hatten, das nicht selber zu machen und lieber Handwerker damit zu beauftragen.“

Hizumi konnte sich das nicht so wirklich vorstellen. Dass Shizumi seine Mutter überzeugte, ja. Aber sein Vater? Der hatte wahrscheinlich mit einem seiner Gesichtsausdrücke daneben gestanden. Aber anscheinend war er eh der einzige in der Familie der nicht verstand was sein Vater mit diesen Gesichtern sagen wollte und daher konnte er halt nicht nachvollziehen, wie es funktionieren sollte, wenn sein Vater versuchte seine Mutter zu irgendwas zu überreden.

„Geh lieber jetzt aufs Klo…“

Murrte schließlich Shizumi neben ihm und Hizumi nickte und stand auf.

Er zögerte kurz, entschied sich dann aber schnell, dass er lieber auf die Toilette im ersten Stock gehen wollte, als auf das Plumpsklo im Garten und Shizumi nickte zustimmend.
 

Während Hizumi hoch in den ersten Stock stieg und Shizumi unten im ehemaligen Arbeitszimmer, alias neuem Wohnzimmer blieb, konnte er natürlich nicht sehen, wie sich auf Shizumis Gesicht, kaum hatte er das Zimmer verlassen ein sehr ausladenes Grinsen breit gemacht hatte. Aber kaum war er oben im Flur angekommen, konnte er sich das schon vorstellen.

Er ließ den Blick noch einmal an der knallgelben Wand entlang wandern und stellte fest, dass die Tür zum Badezimmer tatsächlich verschwunden war.

Er holte tief Luft und rief dann aus vollem Halse:

„Shizuuuuuuuuuuuumiii!“

Ein ruhiges: „Ja?“ kam vom Fuße der Treppe und Hizumi drehte sich um und schaute zu Shizumi runter, welcher ihm anscheinend bis zu dieser gefolgt war, um das Schauspiel aus nächster Nähe mitverfolgen zu können.

„Die Tür ist weg.“

„Ich weiß…“

„Uuuund?“

„Und was?“

„Komm schooon Shi, du weißt was ich will!“

„Woher soll ich das denn wissen?“

Shizumi ausladenes Grinsen hatte doch tatsächlich schon einen leicht sadistischen Touch und Hizumi fühlte sich mehr und mehr verarscht.

Wieso konnte er sich einfach nicht daran gewöhnen, dass es bei ihm zu Hause nunmal so ablief?

„Wie komm ich ohne Tür ins Badezimmer?“

„Durch die neue Tür?“

Ganz ruhig bleiben. Einatmen und ausatmen, ermahnte sich Hizumi innerlich und nachdem er diesen Rat befolgt hatte, wagte er es erst wieder mit seinem Bruder zu sprechen.

„Und wo soll die sich bitte befinden?“

Er musterte noch einmal die gelbe Wand an der zwar viele Bilder und andere Dekorationen hingen, aber nichts von einer Tür zu sehen war. Keine schlechte Arbeit hatte seine Mutter da beim Mauern geleistet.

Vielleicht sollte er ja mal eine dieser Bilder verschieben oder so. Könnte ja sein, dass sich dann ein Geheimgang öffnete.

„Geh in mein Zimmer…“

Hörte er Shizumi antworten. Er runzelte die Stirn und setzte an, um zu widersprechen, aber Shizumi war schneller:

„Mach einfach, was ich dir sage!“

Also zuckte er bloß die Schultern und bewegte sich auf den Raum zu, der am Ende des Flures lag. Das erste Zimmer auf der linken Seite dieses knallgelben Ganges, hätte das Bad sein müssen, dessen Tür ja anscheinend zugemauert wurde, jedenfalls soweit er sich entsann, und das Zimmer direkt dahinter, war immer Shizumis Raum gewesen.

Drinnen angekommen drehte er sich einmal im Kreis und seufzte enttäuscht auf. Zwar alles verändert, aber verstand nicht wieso er hier reingehen sollte. Er konnte jedenfalls kein Klo sehen. Aber hatte Shi nicht etwas von einer ‚neuen Tür’ gesagt?

Er sah sich nocheinmal um. Wo sollte hier eine Tür sein? Shizumis Zimmer gehörte nicht unbedingt zu den größten, besonders nachdem es nocheinmal verkleinert wurde, weil seine Mutter das Zimmer von Hizumi, das auf der anderen Seite lag, hatte vergrößern wollen. Die ganzen Wände waren zugestellt und auch in der Mitte fand man nicht mehr viel Platz.

Plötzlich blieb Hizumis Blick an einem Poster hängen, dass an der Wand, an der Shizumis Bett stand, hing.

„Shit happens?“ Las er vor und betrachtete die Wand darum genauer.

Ungläubig klappte er den Mund auf. Eine Tür. Versperrt durch Shizumis Bett, war in dieser Wand eine Tür! Wessen Idee war das denn gewesen? Okay, doofe Frage, die seiner Mutter mit 100%er Sicherheit.

Er hatte die Tür erst nicht gesehen, weil sie in der selben Farbe wie der Rest des Zimmers gestrichen und halb verdeckt vom Bett war. Außerdem hing noch dieses Poster dran.

Shizumi war gut, musste er zugegeben. Es erstens so schnell zu schaffen so ein Poster aufzutreiben und überhaupt erst auf diese Idee zu kommen.

Er schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte noch einmal:

„Shit happens…“

Dann tappste er mit Socken auf Shizumis Bett, ging zu der Wand, öffnete die Tür, stieg vom Bett runter ins Badezimmer, schloß die Tür wieder hinter sich, schloß ab und fand sich tatsächlich im Badezimmer wieder.

Ihm war fast zum Lachen zu Mute.

„Ich werde sie nie verstehen!“ Murmelte er und blickte sich um. Auch hier im Bad hatte sich einiges verändert, aber er konnte trotzdem ohne größere Probleme das Klo ausmachen und war ehrleichtert, dass er endlich angekommen war.

„Vielleicht wäre das Plumpsklo doch einfacherer gewesen.“
 

Endlich um einiges erleichtert, klettert er wieder aus dem Badezimmer und kehrte zu Shizumi zurück, der geduldig im Wohnzimmer auf ihn gewartet hatte.

„Shit happens, Hizu.“

Shizumi lachte leise auf und Hizumi stellte nach wie vor fest, dass Shizumi einfach die perfekte Bösewicht-Lache hatte.

Er setzte sich neben den Jüngeren und seufzte einmal. Er wusste nicht, wie er Anfangen sollte, aber er fand so langsam sollte er zur Sache kommen.

„Ich brauch deine Hilfe.“

Eigentlich eine unnötige Aussage. Immer wenn er mit Shizumi sprach, wurde ihm wieder von neuem klar, dass es eigentlich überhaupt keiner Worte bedurfte. Wahrscheinlich wusste der andere jetzt schon, was Hizumi von ihm wollte und doch würde er ihn reden lassen. Wahrscheinlich wusste er auch, dass Hizumi gerade dies dachte und trotzdem sagte er kein Wort, sondern wartete einfach geduldig, dass der andere weitersprach.

„Ruiza hat zugesagt. Er wird für mich modeln. Mein Problem ist eigentlich nur, dass ich, wie du ja weißt, nicht fotografieren kann und ich auch Fotos abgeben muss. Ich kann keinen Fotografen bezahlen…u-und ich weiß nicht was ich machen soll…“

Hizumi lehnte sich zurück und fuhr sich durchs Haar.

Shizumi neben ihn nickte verstehend und stand dann auf. Hizumi beobachtete gebannt, wie schnell Shizumi das Telefon gefunden hatte und eine Nummer eingab.

Er hätte erst einmal das ganze Haus durchsuchen müssen, bis er das Telefon fand.

Erstaunt stellte er aber fest, dass Shizumi nach ein paar Mal klingeln lassen wieder auflegte.

„Er ist nicht da…“ Murmelte er und nahm sich einen Zettel auf welchen er anfing rumzukritzeln.

Beeindruckend wie schnell er Zettel und Stift aufgetrieben hatte!

„Ich geb dir die Adresse eines Mitschülers. Er interessiert sich sehr für Fotografie und würde das bestimmt gerne für dich machen. Ich hab seine Nummer nicht, ich kenn ihn nicht gut und ein Freund, der vielleicht die Nummer gehabt hätte…“

Shizumi deutete aufs Telefon.

„…ist nicht zu Hause. Also gehst du vielleicht mal am besten selber vorbei. Keine Angst, er ist sehr freundlich.“

Shi streckte Hizumi den Zettel hin, welcher ihn dann leicht unsicher annahm. Er sollte einfach so bei dem vorbeigehen, klingeln und fragen ob er für ihn ein Model fotografieren würde?

Er blinzelte und zuckte dann die Schultern.

Wieso auch nicht? Ein Versuch war es wert.

Er stand auf und steckte den Zettel in seine Gesäßstasche.

„Gut…dann werde ich das versuchen…“

Er lächelte und nickte seinen Bruder zu.

„Arigatou. Ich wusste, du würdest mir helfen.“

„Deswegen bist du ja auch vorbei gekommen, nicht? Und weil du wusstest, dass du übers Telefon nicht weiterkommen würdest!“

Shizumi lachte und sah äußerst zufrieden mit sich aus und in Hizumi entstand die Vermutung, dass sein Bruder dieses Desinformativität am Telefon nur durchzog, um ihn dazu zu bringen, ab und zu Mal zu Hause vorbei zu kommen.

Er verabschiedete sich kurz von seinem Vater mit einem Lächeln, klopfte an die Tür des Badezimmer, in welchem es verdächtig klirrte und machte sich dann auf dem Weg zu dem sogenannten… Nani?

Hizumi runzelte die Stirn und versuchte verzweifelt die Schrift Shis zu entziffern. Was stand da?

Na ja…er machte sich dann halt auf dem Weg zum Foto-freak.
 

(Immer diese dummen Spitznamen XD)
 

Wenigstens die Adresse hatte Hizumi ohne Probleme entziffern können und da der Foto-freak sogar ziemlich in der Nähe wohnte, wusste er auch ungefähr wo er hinmusste.

Schließlich stand er also vor einem…na ja…ziemlich heruntergekommenen, kleinen Haus, dass aber eindeutig der Adresse entsprach.

Er ging also zu Haustür und betägigte den Klingelknopf.

Während er darauf wartete, dass jemand öffnete versuchte er mit größter Mühe die Schrift zu entziffern. Wahrscheinlich hatte Shi selbst nicht gewusst, wie der Foto-freak genau hieß und deswegen absichtlich zu undeutlich geschrieben.

Die Tür wurde geöffnet und Hizumi hob schnell den Kopf und blickte erstmal ins Leere. Obwohl ins Leere nicht ganz richtig war, ein paar Büschel schwarzes Haar sah er und etwas verwirrt senkte er schließlich den Blick und erblickte eine etwas finstere Gestalt.

Hui…der Foto-freak war wirklich ein Freak.

„Ka…“

Er stoppte und schaute nochmal auf den Zettel. Ne…könnte auch jeder andere beliebige Name sein. Also ließ er das lieber mal mit dem Namen.

„Ähm…Ich heiße Hizumi. Mein kleiner Bruder geht mit dir zur Schule und er meint, du würdest dich für Fotografie interessieren?“

Erwartungsvoll sah Hizumi den Anderen an, wessen Gesichtsausdruck nur noch böser wurde, bevor er dann die Tür einfach vor Hizus Nase zuschlug.

Überrascht von dieser Reaktion blieb Hizumi erstmal verblüfft auf der Stelle stehen und besah sich perplex die zugeschlagene Tür.

Hatte Shizumi nicht gesagt er sei nett? War das ein dummer Scherz gewesen? Er blinzelte, als auf einmal hinter der Tür ein Lärm losging und kurz darauf die Tür wieder aufgerissen wurde und anstatt der kleine Schwarzhaarige ein größerer Pinkhaariger in Hizumis Gesicht sah.

„Entschuldige bitte, dass er die Tür einfach so vor deiner Nase zugeschlagen hat.“ Sagte dieser und warf dem Kleinen hinter sich einen bösen Blick zu.

„Ich bin Kaoru. Du wolltest zu mir?“

Hizumi zog verwirrt seinen Zettel hervor und versuchte erneut das Schriftzeichen zu entziffern.

„Etoo…ich weiß nicht. Ehrlich gesagt..ich kann die Schrift meines Bruders nicht lesen.“

Er sah wie sein Gegenüber mit der ungewöhnlichen Haarfarbe schmunzelte und ihn dann einfach den Zettel abnahm und das Schriftzeichen betrachtete.

„Hmm…kann gut sein, dass das mein Name sein soll. Die Adresse stimmt jedenfalls. Und ich nehme nicht an, dass du zu meinen Eltern willst oder?“

Hizumi schüttelte den Kopf.

„Nein…mein Bruder hat von einem Mitschüler geredet…aber was ist mit dem?“

Kaoru folgte Hizumis Kopfnicken mit den Augen und schüttelte bestimmt den Kopf.

„Der wohnt hier nicht. Kyo ist nur zu Besuch, um mich in den Wahnsinn zu treiben.“

Für diese Aussage kassierte Kaoru von dem Kleineren einen harten Rückenstoß, welcher aber gekonnt ignoriert wurde und Kaoru bittete Hizumi dafür freundlich rein.
 

Hizumi fühlte sich alles andere als wohl in dem Zimmer von Kaoru, wo er unter den bösen Blicken Kyos zu leiden hatte und er fragte sich, was er verbrochen hatte, dass dieser so böse auf ihn war.

Nachdem er Kaoru erklärt hatte, wieso er ihn aufsuchte, war dieser sofort Feuer und Flamme. Wie Shizumi schon gesagt hatte, war Kaoru wirklich sehr an Fotografie interessiert und hätte sogar Hizumi dafür bezahlt, dass er mal mit einem richtigen Model arbeiten durfte.

„Aber von wem wusstest du, dass ich mich so dafür interessiere. So weit ich weiß, weiß keiner meiner Mitschüler, dass ich Fotografie mag“

Hizumi lächelte wissend.

„Von meinem Bruder. Vielleicht kennst du ihn. Er heißt Shizumi. Ihr geht zur selben Schule.“

Es dauerte einen Moment bis Kaoru sich erinnerte.

„Doch, ich glaube ich weiß wer das ist. Aber ich kenn ihn nur flüchtig. Woher weiß er das?“

„Mein Bruder wäre im alten Griechenland genial als Orakel verwendbar gewesen.“

Hizumi grinste, als er die verwirrten Gesichtsausdrücke von Kaoru und, ja, auch von Kyo sah.

„Er weiß alles. Ich kann euch nicht sagen, wie er das macht. Aber es ist total unmöglich irgendetwas vor ihm geheim zu halten. Das war schon immer so. Anscheinend hat er irgendwann mal was gesehen, was ihn darauf schließen ließ, dass du ein Foto-freak bist und sich das gemerkt.“

Hizumi grinste und stellte die Tasse Tee zur Seite. Er war unendlich zufrieden. Kaoru war wirklich sehr nett. Sie hatten noch keinen Termin ausgemacht, weil er nicht wusste, wann die Kleidung ungefähr fertig war und wann Ruiza Zeit hatte, aber er hatte die Nummer von Kaoru und konnte ihn jederzeit anrufen.
 

~~~tbc~~~
 

Naaa, wer ist denn da aufgetaucht XDD Na, wenn kyo und Totchi schon da sind. Wars nur ne Frage der Zeit bis ich Kao bringe. Und nun ist er ein Fotofreak. So schnell kanns gehen. ^^° Ich lass die halt alle gerne mutieren.

Ich danke für alle bisherigen Kommis und hoffe das es euch weiterhin gefallen hat >.< Trotz diesem laaaaangen mühseligen Kapitel. *fiep*

Wenn jemand benachrichtig werden will, wenn neue Kapitel hochgeladen werden, soll er einfach bescheid sagen. Dann schreib ich einfach schnell Rundens.

Danke fürs Lesen. ^^

1.4

Gut, ich habs diesmal verpasst allen eine Ens zu schicken und dort auf die Kommentare zu antworten, also mach ich das mal kurz hier.

Es tut mir auch schrecklich leid, dass es mit dem Kapitel so lange gedauert hat. Meine Beta war ziemlich krank. >.< Also hier die etwas längere vorrede... *drop*werd mich wahrscheinlich wieder auf ens verlegen*
 

@DaRk_tEaRs: Daaanke für den lieben Kommentar. An das schnell weiterschreiben, hab ich mich ja eigentlich gehalten, nur mit dem hochladen bin ich nicht so hinterher gekommen. Aber ich werde versuchen mich zu bessern. Damit die Wartezeit nicht mehr so lange ist. *es sich fest vornimmt*
 

@Rinaiyoko: Ja, es ist wie gesagt länger geworden und das mit dem aneinander gereihtem muss ich auch bestätigen und wie gesagt, ist dies nur der Fall, weil ich Angst hatte das es zu viele Kapitel werden und einige Kapitel im 3. zusammengefasst habe. Ich hoffe es hat nicht allzusehr gestört.
 

@DeathAngel: Jap, das mit dem Bescheidsagen mach ich gerne. Was du inzwischen wahrscheinlich schon gesehn hast, da meine ens wahrscheinlich ankommen wird, bevor das Kapitel von mexx freigeschaltet wird, logischerweise XD Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.
 

@Nica-Shin: Ahh, dir hat das mit der Tür gefallen. Ich liebe diese Stelle ^.^ Da konnte ich mal wieder meine Verrücktheiten einbauen. Das freut mich immer sehr. Und zu Ni~ya: Ich muss leider sagen, dass er später vorkommen wird, als ursprünglich geplant. Er wird vorkommen und auch eine, so finde ich, sehr schöne, wichtige Rolle haben, aber es dauert noch ein wenig.
 


 

~~~1.4~~~I dreamed a long time of you~~~1.4~~~
 


 

Ruiza überprüfte zum zwanzigsten Mal, ob er hier richtig war. Er hatte sich einfach nicht vorstellen können, dass Hizumi an solch einem Ort lebte.

Die Gegend war so ziemlich das Letzte und er selber wäre niemals auf die Idee gekommen, an so einen Ort zu ziehen. Aber er musste hier richtig sein, denn seine Managerin hatte ihn hingefahren und sie irrte sich nie.

Den Zettel, auf welchem mit ordentlicher Schrift stand, welches Stockwerk und welche Wohnung die richtige war, hatte sie ihm noch zur Sicherheit in die Hand gedrückt und noch einmal schaute Ruiza unsicher auf diesen, um die Richtigkeit zu überprüfen.

Alles richtig. Er sah sich um und rümpfte leicht die Nase, als sein Blick auf die abblätternde Farbe der Wände im Hausflur viel.

Der Fahrstuhl war kaputt gewesen und Ruiza hatte die 10 Stockwerke hochlaufen müssen. Nicht unbedingt gut für seinen Kreislauf und kaum war er oben angekommen, hatte er sich erstmal setzen müssen, um nicht umzukippen. Inzwischen hatte er sich wieder erholt und Hizumis Wohnung anscheinend gefunden.

Er seufzte und drückte letztendlich doch auf den Klingelknopf, aber nicht ohne sich danach die Hand an einem Taschentuch abzuwischen.

Es dauerte nicht lange, bis Hizumi die Tür geöffnet hatte.

Ruiza beachtete den strahlenden Älteren nicht sonderlich, sondern blickte neugierig an diesem vorbei in die Wohnung.

Klein. Sehr klein. Er hatte aus irgendeinem absurden Grund erwartet, dass Hizumi eine größere Wohnung bewohnte.

Als Ruiza auch auf das wiederholte Räuspern Hizumis nicht reagierte, machte dieser sich schon so einige Sorgen um die schlanke Gestalt vor sich, obwohl der aufmerksame, neugierige Blick eindeutig zeigte, dass er allem Anschein nach einfach ignoriert wurde und von kürzlichen Ereignissen geschult, schloss Hizumi die Tür ohne ein Wimpernzucken wieder, ohne Ruiza vorher reinzulassen. Wenn der ander ihn nicht beachten wollte, dann sollte er es halt lassen.

Er wartete einen kurzen Augenblick vor der verschlossenen Tür und hatte schon fast Angst, dass der andere wieder gegangen war. Aber nach ein paar Sekunden verblüffter Stille, betätigte Ruiza draußen noch einmal den Klingelknopf. Leicht verärgert hatte er auch tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, jetzt einfach wieder das Weite zu suchen, aber er musste diesen Job durchziehen. So schwer es auch werden mochte.

Er hatte sich gegen seine Agentin gestellt und den Job angenommen und jetzt würde er diesen auch zu Ende führen.

Als die Tür ein zweites Mal für ihn geöffnet wurde, unterdrückte er die Verlockung Hizumi ein weiteres Mal zu ignorieren und einfach einzutreten und sah dem anderen dafür direkt in die Augen.

Sein Blick wurde erwiedert und ein leichtes Lächeln legte sich über Ruizas Lippen. Hizumi hatte doch tatsächlich den Mut gehabt, ihm die Tür einfach vor der Nase wieder zuzuknallen und sah ihm jetzt mit festem Blick in die Augen. Das Ganze wurde von Minute zu Minute interessanter. Er hätte nicht erwartet, dass ausgerechnet der Stotterer sich traute so mit ihm umzuspringen, besonders weil er sonst immer alles bekam und erreichte was er wollte und die Leute ihm immer alles durchgehen ließen.

Von dem Lächeln seines Angebetenen besänftigt trat Hizumi zur Seite und ließ diesen in seine Wohnung. Er war schon fast im Delirium, weil Ruiza ihm einen Blick geschenkt und dann sogar noch gelächelt hatte. Wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn Ruiza ihn weiter ignoriert hätte. Wenn das nämlich so weiterging, würde er sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren können.

Hizumi beobachtete Ruiza dabei, wie dieser in seine Wohnung ging, sich die Schuhe und die Jacke auszog und beides zur Seite räumte. Er ertappte sich dabei, wie er fasziniert jede Bewegung des Blonden in sich aufsog und wenn er die Beherrschung total verloren hätte, dann hätte er bestimmt angefangen zu sabbern.

Er schloß die Tür zu und ermahnte sich innerlich dazu Haltung zu bewahren. Er würde sich hier nicht vor Ruiza zum Affen machen und vor allem ging es hier nicht nur um seinen Eindruck bei dem Anderen, sondern auch um sein Studium und das würde er sich nicht durch seinen Hormonspiegel zerstören lassen.

Er seufzte und warf nocheinmal einen sehnsüchtigen Blick zu dem Anderen und zuckte sofort zurück, als er dessen Blick streifte.

„Du hast eine…“

Ruiza sah sich wieder in der Wohnung um und suchte nach Worten. Er wollte nicht, dass der Stotterer ihn falsch verstand. Vielleicht sollte er doch besser gar nichts über die Wohnung sagen. Gewiss, Hizumi besaß eine Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, Küche und Balkon, aber in Ruizas Augen, der ganz andere Größenordnungen gewöhnt war, wirkte die ganze Wohnung wie Liliput.

Hizumi nickte stolz wie Oskar, nicht bemerkend, worauf Ruizas Aussage sich genau bezog.

„Ja, ich bin ziemlich froh, dass ich so viel Platz habe. Ich könnte das aber nicht bezahlen, wenn meine Großeltern mich nicht unterstützen würden.“

Er wollte schon ansetzen um etwas von diesen zu erzählen, hielt sich dann aber noch im letzten Moment zurück. Er wollte Ruiza nicht sofort mit seiner verrückten Familie schocken. Wenn es denn tatsächlich so kommen würde, dann würde er sie noch früh genug kennenlernen. Und zwar wirklich früh genug.

Ruiza blinzelte verwirrt und sah sich noch einmal um. Fand Hizumi die Wohnung groß? Wieso? Er wollte nicht abfällig wirken, aber die ganze Wohnung hier war ein Witz im Gegensatz zu seiner.

Sie war zwar sehr hübsch und geschmackvoll eingerichtet und Hizumi schien sehr viel ordentlicher zu sein als Ruiza, aber Ruiza fühlte sich hier drin ziemlich eingesperrt.

Sein Blick fiel schließlich auf eine Puppe, ähnlich einer Schaufensterpuppe. Er hatte solche Puppen schon öfters gesehen, aber er kannte keinen Begriff für sie. Er wusste das Designer teilweise an ihnen nähten und mehr nun auch nicht.

Er besah sich die Kleidung, die diese Puppe trug genauer und lächelte zufrieden. Hizumi wusste anscheinend wie man nähte. Die Kleidung gefiel ihm so in 3D noch besser, als auf dem Blatt.

„Das soll ich also anziehen?“

Er sah aus den Augenwinkeln wie Hizumi, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, nickte.

Er hatte schon mitbekommen, dass die Augen des Schwarzhaarigen die ganze Zeit auf ihm geruht hatten, aber er wusste nicht genau was er davon halten sollte, also hatte er einfach nicht reagiert.

Hizumi trat zu ihm und löste einige Nadeln, die die Kleidung an der Puppe hielten. Nach ein paar gequetschten Sekunden hielt er die Sachen in den Händen und gab sie Ruiza.

Er deutete auf sein Badezimmer.

„Da kannst du dich umziehen.“

Wieder verfolgte er Ruiza mit den Augen, als dieser zum Bad ging um sich umzuziehen und ließ sich zum Warten auf das Sofa nieder. Er hatte erst mit dem Gedanken gespielt, Ruiza vorzuschlagen, dass er sich hier umziehen könnte, aber die Idee war nahezu lächerlich. Der Blonde würde niemals darauf eingehen und Hizumi wollte Ruizas Reaktion darauf lieber gar nicht erst genau wissen.

Heute würde er nochmal alles genau abstecken und dann bis zur nächsten Woche fertig nähen. Dann würden sie sich wiedertreffen und er würde nocheinmal überprüfen, ob alles richtig saß.

Wenn das der Fall war, musste er nur noch einen Termin mit Kaoru ausmachen und sie würden die Fotos machen. Danach würde er die Kleidung von Ruiza der Klasse vorstellen lassen und damit wäre die Sache gegessen.

Hizumi seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Das hörte sich nach einer so verdammt kurzen Zeit an. Er würde Ruiza in ein paar Wochen vielleicht nie wieder sehen. Dann hatte er seine Eins, aber alles andere hatte sich in Luft aufgelöst.

Wenn er das ganze irgendwie herauszögern könnte, dann würde er es tun, obwohl er Ruiza immer noch nicht kannte. Oder gerade deshalb?

Er wusste das der Andere sich seltsam benahm. Okay, sie waren sich so ziemlich fremd und wusste gar nichts über Ruiza. Aber das konnte man ändern.

Er erinnerte sich selber an seinen Plan, Ruiza für sich zu gewinnen und stand auf, als er hörte wie dieser wieder die Tür aufschloß und schließlich aus dem Bad kam.

Hizumi schluckte schwer und drehte sich widerwillig um, um nach seinen Nadeln zu greifen.

Er hatte gewusst das Ruiza die Sachen stehen würden und er hatte gewusst, dass die Sachen an manchen Stellen Haut zeigten, aber das seinen Blick schon jetzt, bevor die Kleidung fertig war, nicht abwenden konnte, hätte er nicht erwartet.

Er drehte sich wieder zu dem Wartenden um und näherte sich ihm mit hämmernden Herzen.

„Halt einfach still, okay?“

Er hatte noch nie so Probleme gehabt, sich beim Arbeiten zu konzentrieren. Er musste sich mit aller Macht zurück halten, Ruiza nicht mehr als nötig zu berühren, genoss dafür aber jedesmal, wenn seine Hände kurzzeitig auf Ruizas nackter Haut auflagen oder wenn er ihn überhaupt richtig berühren durfte.

Dieser ließ alles ruhig über sich ergehen und wagte kaum sich zu bewegen. So gut es aus seiner Position aus ging, beobachtete er Hizumi und biss sich jedesmal auf die Unterlippe, wenn die kalten Hände über seine warme Haut strichen.

Entweder hatte er inzwischen schon Halluzinationen oder der Andere ließ seine Hände von Mal zu Mal länger an den Stellen liegen, wo sie seine Haut strichen. Widerwillig biss er sich auf die Unterlippe.

Er hasste das Gefühl, dass Hizumi gerade in ihm auslöste und er wäre am liebsten sofort aus der Wohnung geflohen. Seine letzte Beziehung war noch in der Schule gewesen, aber nachdem er seinen Abschluss gemacht hatte, war Schluss gewesen und seitdem hatte er keinen Gedanken mehr an eine feste Beziehung verschwendet.

Ruiza seufzte und fing an mit Hizumi zu reden. Er brauchte eine Ablenkung und da er sich nicht großartig bewegen konnte, fiel ihm nichts anderes ein.

„Wunderst du dich?“

Hizumi schielte verwirrt zu dem Anderen hoch und steckte die Länge des unterem Saumes ab.

„Worüber soll ich mich wundern?“

„Dass die Kleidung, schon bevor sie fertig ist, so wirkt?“

Ruiza lächelte zufrieden, als er sah wie Hizumi nickte. Aber wider der Erwartungen Hizumis sagte Ruiza dazu nichts mehr, sondern sah nur sehr zufrieden mit sich aus.

Er zuckte mit den Schultern und fuhr mit seiner Arbeit fort.

„Wenn die Kleidung fertig ist, was muss ich dann genau machen?“

„Du lässt dich fotografieren und musst die Kleidung meinem Kurs vorstellen.“

Ruiza nickte leicht. Das waren keine schwierigen Aufgaben. Fotoshootings waren für ihn der Alltag und er war auch schon oft genug auf dem Laufsteg gewesen.

Ruiza war erleichtert, als Hizumi ihm sagte, dass er sich wieder umziehen konnte. Von Minute zu Minute hatte er sich beobachteter von dem Anderen gefühlt und ihm wurden immer mehr die Berührungen bewusst.

Er fragte sich ob ab jetzt jedes ihrer Treffen so ablaufen würden und die Vorstellung machte ihm Angst. Das war anders als das was er gewohnt war. Normalerweise konnte er völlig unberührt da stehen und das Ende abwarten, aber bei Hizumi hatte er darauf gehofft, dass dieser endlich fertig werden würde und ihn entlasse.

Und umso länger er darauf gewartet hatte, desto länger schien Hizumi zu brauchen. Seine Bewegungen wurden immer langsamer und selbst wenn er sich das wirklich nur einbildete, ihm schien als würde Hizumi es ausnutzen ihn zu berühren.

Hizumis Gesichtsausdruck war Gold wert gewesen, als er erfuhr, dass Ruiza von seiner Managerin abgeholt wurde. Hizumi kam es seltsam vor, dass ein Erwachsener Mensch wie Ruiza nirgendwo alleine hingehen konnte, denn soweit er das mitbekam, ging Ruiza tatsächlich nirgendwo alleine hin.

Er bekam sogar bei ihrem nächsten Treffen, während er arbeitete und Ruiza still hielt, heraus, dass Ruizas Managerin alles für ihn organisierte. Ruiza bekam Lebensmittel geliefert, hatte eine Putzhilfe, einen Pieper, der dafür sorgte, dass Ruiza immer mitbekam, wenn er wegmusste und ihm wurden die Finanzen organisiert.

Im Grunde musste Ruiza sich um gar nichts anderes kümmern, als ums gute Aussehen und wenn Hizumi solch ein Leben leben müsste, wäre er mit Sicherheit sehr unglücklich gewesen. In seinen Augen musste er mindestens ein wenig Anteil an seinem eigenen Leben haben und sich nicht alles von Anderen organisieren lassen.

Er wollte sich nicht jeden Schritt und Tritt von Anderen vorkauen lassen und er fragte sich ernsthaft, was für ein Mensch Ruiza denn war, dass er damit zufrieden war.

Er musterte Ruiza von oben und unten, wie er mit ausgestreckten Armen vor ihm stand.

Okay, ein verdammt gut aussehender Mensch. Mit einem perfektem Körper noch dazu. Er hatte zwischendurch gedacht, dass die Treffen mit Ruiza, wenn er ihn ganz aus der Nähe betrachten konnte, ihm klar machen würden, dass dieser doch gar nicht so perfekt war, wie er auf all den Fotos immer wirkte.

Aber diese Treffen hatten nichts an seiner Meinung in der Beziehung verändert. Außer vielleicht, dass er feststellte, dass Ruizas Charakter sehr anders war.

Vorher hatte er immer erwartet, dass der Andere ruhig wäre, vielleicht etwas zurückhaltend. Vorallem hatte er ihn sehr freundlich und sanft eingeschätzt. Natürlich war er darauf vorbereitet gewesen, dass all das auch nicht zutreffen könnte, aber Ruiza hatte auf den Bildern einfach so gewirkt.

Er seufzte und packte alle seine Nadeln zusammen.

Jetzt, nach ihrem zweiten Treffen war endlich alles fertig. Er musste zu guter Letzt nicht mehr bis spät abends aufbleiben und nähen.

Er freute sich sehr darauf, dass er endlich mal durchschlafen konnte.

Er sah Ruiza an und grinste schief.

„Wir sind fertig. Du kannst dich umziehen gehen und dich abholen lassen.“

Ruiza runzelte die Stirn und sah ihn fragend an. Anscheinend hatte Hizumi unabsichtlich verächtlich geklungen, als davon gesprochen hatte, dass er sich abholen lassen konnte, denn Ruiza sah verärgert aus und klang auch eindeutig so, als er zurückfragte:

„Wie meinst du das?“

„Na ja…du lässt dich doch immer abholen und rumkutschieren, oder hab ich das falsch verstanden?“

Hizumis Stimme klang eigentlich ziemlich ruhig, während er das sagte, doch im selben Moment als die Worte seinen Mund verließen, hätte er es am liebsten wieder rückgängig gemacht.

Diesmal war sogar seine Wortwahl ins Abfällige gerutscht und er sah schon wie Ruizas Gesicht sich verdunkelte und die dunklen Augen gefährlich blitzten.

„Lass es nicht an mir aus, dass du kein Geld dafür hast und überall zu Fuß hin musst!“

„Kein Geld? Als wenn das an deinem Geld liegen würde…Pah! Du wirst so verhätschelt, weil du gut aussiehst und aus keinem anderen Grund, mein Lieber.“

„Du solltest besser den Mund halten, wenn es um mein Aussehen geht. Denn offensichtlich, scheinst du mich ja nicht gerade hässlich zu finden, denn normal ist dieses Begrapschen beim Abstecken nicht!“

Ruizas Stimme war eindeutig lauter geworden und er hatte die Arme in die Seiten gestämmt. Er funkelte Hizumi, der inzwischen genau vor ihm stand, wütend und leicht triumphierend an. Er hatte seinen Trumpf ausgespielt und wartete nun nur auf eine Antwort, bereit dem Anderen danach wieder irgendwas vorzuwerfen, war es noch so unsinnig.

In seiner Wut darüber, dass der Andere sich über ihn und sein Leben lustig gemacht hatte, dachte er weniger darüber nach wieviel Sinn hinter dem steckte was er sagte und was er damit verursachte.

Das Selbe galt allerdings auch für Hizumi. Der Schwarzhaarige fühlte sich ertappt und suchte nach irgendeinem Weg wieder von sich abzulenken. Er musste irgendwas sagen, sonst würde das der Beweis sein, dass Ruiza Recht hatte und das konnte er nicht zulassen.

„Ach, hat dir das auch deine Managerin eingebläut? Denn alleine bist du da doch sicher nicht drauf gekommen! Mal im Ernst, wie kann man nur so unselbstständig sein wie du? Gibt es überhaupt etwas, was du machst? Irgendwas, was deine Managerin dir nicht schon so vorbereitet hat, dass du kaum noch was zu tun hast? Ich wette, dass nicht! Im Grunde brauchst du überhaupt nichts selber zu machen und wahrscheinlich kannst du das auch gar nicht. Du kannst also überhaupt nich abfällig über mich reden, denn ich stehe über dir! Ich erledige meine Angelegenheiten selber!“

Hizumi holte tief Luft und sah direkt in die dunkel blitzenden Augen Ruizas. Der Andere stand genau vor ihm und einen Moment dachte Hizumi, er würde gleich ausholen und ihn schlagen, aber es passierte nichts.

Sie standen nur ruhig genau vor einander, von dem Streit noch aufgewühlt. Wenn jemand mit einem Lineal hingegangen wäre und den Abstand zwischen ihren Nasenspitzen gemessen hätte, dann wären es wahrscheinlich höchstens 2cm gewesen.

Es herrschte eine angespannte Stille im Raum und jeder hörte nur den Atem des jeweils anderen.

Egal wie Ruiza sich anstrengte, er schaffte es nicht seinen Blick zu befreien. Er sah genau in die Augen seines Gegenübers, aber er konnte seinen Blick nicht abwenden. Erst als Hizumi seinen Blick abwand und über Ruizas Gesicht gleiten ließ, konnte er auch endlich woanders hin schauen. Er betrachtete die feinen Gesichtszüge, sein Haar, seine Lippen.

Den Entschluss, den letzten Raum zwischen ihnen zu überbrücken, fällten sie beide gleichzeitig und nachdem sie sich einige Sekunden noch wütend von dem Streit gegenübergestanden hatten, hatten sie nun einen anderen Weg gefunden ihre Wut abzubauen.

Kaum hatten ihre Lippen sich berührt, schlang Ruiza auch schon die Arme um Hizumi und schloß die Augen. Er wusste nicht von wem der Kuss eigentlich ausging, da er von beiden Seiten aktiv beeinflusst wurde. Ruiza spürte die Hände Hizumis die über seinen Körper fuhren, als würde er ihn zum ersten Mal berühren. Wahrscheinlich war es auch wie ein erstes Mal, da Hizumi dies erstmalig mit gutem Gewissen tun konnte.

Er wurde an den Anderen gedrückt und der Kuss, welcher sowieso schon von Anfang an fast als wild bezeichnet werden konnte, wurde noch verinnigt.

Ruiza drängte seine Zunge zwischen Hizumis Lippen und spürte kurz darauf, wie sich diese freiwillig weiter öffneten und die andere Zunge ihm entgegenkam.

Keiner der beiden wollte bei diesem Kuss den Kürzeren ziehen und der Kuss schien noch eindeutig von dem vorgehenden Streit geprägt zu sein. Er wirkte mehr wie eine Fortsetzung des Streites, als wie ein Austausch von Zärtlichkeit.

Ihre Körper waren fest gegeneinander gepresst, genauso ihre Münder. Jeder versuchte die Übermacht über den anderen zu bekommen und so schafften sie es sogar aus einem Kuss, einen kleinen Streit zu machen.

Weder Ruiza noch Hizumi wollten nachgeben, weil damit dann auch eindeutig schon festgelegt wurde, wer von ihnen den aktiveren Part übernahm und keiner wollte unterliegen.

Schließlich gab aber doch derjenige der beiden nach, der es schon gewohnt war, dass er zurückstecken musste: Ruiza.

Hizumi, der bisher nur Beziehungen mit dem anderen Geschlecht hatte, war es nicht gewohnt, dass ihm jemand seinen Platz streitig machen wollte in der Beziehung und auch nicht gewillt, mal den anderen Part auszuprobieren.

Das Nachgeben des Blonden bemerkend, drängte Hizumi diesen gegen die nächstbeste Wand. Seine Hände waren endlich zur Ruhe gekommen und lagen auf der bloßen Haut Ruizas. Er wusste das Ruiza, nah wie sie sich nunmal gerade waren, spüren konnte, dass er erregt war, aber da der Anderen ihn auch bisher noch nicht weggestoßen hatte, fühlte er sich sicher und als sich der Druck in seinen Nacken, verursacht von Ruizas Hand, noch verstärkte, erst recht.

Er hatte erst das Klingeln des Telefons ignoriert und wollte damit fortfahren, über die blasse, weiche Haut zu streicheln, aber da das Klingeln einfach nicht aufhören wollte, löste Hizumi schließlich widerwillig den Kuss und entließ Ruiza aus seinem Griff.

Leicht außer Atem ging er zum Telefon und nahm ab.

Im Hintergrund lehnte Ruiza noch an der Wand. Er legte den Kopf in den Nacken, schloß kurz die Augen und seufzte.

Oh mein Gott… er hatte den Stotterer geküsst. Und nicht irgendwie geküsst. Nicht so ein kleines Küsschen auf den Mund und das wars. Er sah sich verzweifelt um und blieb an Hizumi mit dem Blick hängen. Dieser hatte ihm den Rücken zu gedreht und diskutierte mit irgendwem am Telefon. Er schien ziemlich aufgebracht. Weswegen wohl?

Weil sie gestört wurden? Er hatte natürlich bemerkt, wie Hizumis Beule in der Hose immer weiter angeschwollen war und hätten sie so weiter gemacht, konnte er nicht versichern, dass er ungerührt geblieben wäre.

Er war es ja jetzt schon nicht. Er fasste sich an seine glühenden Wangen. Wenn sie so weiter gemacht hätten, dann wären sie mit Sicherheit gleich im Bett gelandet, wenn Hizumi ihn nicht gleich …

Ruiza schüttelte bestimmt den Kopf. Das war Unsinn. Sie kannten sich gerade erst und er schlief bestimmt nicht mit jedem Nächstbesten.

Er stieß sich von der Wand ab, schnappte sich in Windeseile seine eigenen Klamotten und zog sich so schnell um, wie er nur konnte.

Als er fertig war, war Hizumi immer noch sehr aufgebracht mit jemanden am Telefon am reden. Ruiza widerstand der Versuchung Hizumis Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und verließ ohne ein weiteres Wort zu Hizumi dessen Wohnung.
 

„Aber meine Narbe schmerzt!“

„Ich weiß, es wird morgen regnen…“

„Sag das nicht in diesem Ton mein Sohn! Du weißt das trifft immer zu. Ahja und vergiss nicht, dass es kalt wird.“

„Das auch noch? Im Sommer?“

„Es hat in meinem kleinen Finger gezogen!“

„Aber es ist Sommer, Opa!“

„Mein kleiner Finger ist sehr zuverlässig!“

„Entschuldige…du hast natürlich Recht…“

„Das du auch immer so misstrauisch sein musst. Alle anderen aus der Familie stellen sich auf das Wetter ein, nur du nicht, Hizumi. Wieso willst du immer nass werden?“

„Ich steh auf Erkältungen….“

Hizumi wollte noch weiterreden, wurde aber von einem Türkrachen unterbrochen.

Er hielt inne und sah sich um. Kein Ruiza. Er sah seine Kleidung feinsäuberlich über den Stuhl gelegt. Alle anderen Hinweise, dass der Jüngere hier gewesen war, hatte dieser mit sich genommen.

Hizumi sah an sich runter, okay, nicht alle Beweise.

„War das ein Donnern da bei dir? Ich wusste doch, dass es heute Gewitter geben würde! Gestern hat nämlich meine Nase gejuckt!“
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Joa, damit wäre das Kapitel auch wieder abgeschlossen. Und nächstes mal kommt dann mein Megakapitel XD. Das längste das ich bisher geschrieben hab, obwohl das vorletzte Kapitel nah dran kommt *lol*.

Für alle die eine Orientierung haben wollen, wieviel Unterkapitel es noch geben wird:

Ich habe inzwischen das neunte Kapitel abgeschlossen und bin jetzt dabei das letzte zu schreiben. Jedenfalls hoffe ich, dass ich den rest in das letzte reinbekomme. Es gibt also insgesamt 10 unterkapitel, höchstens 11 und dann werde ich Kapitel 2 anfangen. ^^

1.5

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

1.5 light version

Soooo, weil animexx mein fünftes Kapitel adult gesetzt hat, obwohl ich der festen Überzeugung gewesen bin, dass es gar nicht so schlimm ist, kommt hier jetzt eine version für alle unter 18 *klein mach*selber erst 17 ist*

XD

Nyaaa...für alle die sich geärgert haben: Tut mir Leid! Das war keine Absicht mit dem adult. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet T____T

Hier ist das kapitel auf jedenfall und so verpasst ihr nichts ^^
 


 

~~~1.5~~~I dreamed a long time of you~~~1.5~~~
 


 

Hizumi sah aus dem Fenster des Buses und betrachtete den Regen. Er seufzte schwer und zupfte nachdenklich an seinem Pulli rum. Es war heute kalt und es regnete. Genau wie sein Großvater es prophezeit hatte. Das Wetter passte nicht nur genau zu den Gliedmaßschmerzen des Vaters seiner Mutter, sondern auch zu seiner Laune.

Er war wiedermal auf dem Weg zu seiner Familie und diese Tatsache reichte schon aus, um seine Laune wieder sinken zu lassen. Obwohl ‚sinken’ nicht der richtige Ausdruck war. Seit gestern war seine Laune eh schon auf ihrem Tiefstpunkt angelangt und hatte deswegen gar nicht mehr weiter sinken können. Wenn sie einmal in der untersten Etage war, konnte es nur noch aufwärts gehen, aber das dies sobald geschehen würden, bezweifelte er stark.

Und wer war Schuld an dieser unglaublichen Stimmung? Richtig, nicht seine Familie. Oder, wenn man es genau betrachtete, dann doch ein wenig. Schließlich hatte der Anruf seines Großvaters ihn abgelenkt und so Ruiza die Chance gegeben zu fliehen.

Aber eigentlich war es genau die Tatsache, dass Ruiza dies getan hatte das Schlimme, was seine Laune so zerstört hatte. Sie hatten sich gegenseitig geküsst! Nicht er Ruiza und nicht Ruiza ihn. Es war wie ein Einverständnis gewesen und Ruiza hatte es zerstört, indem er danach einfach abgehauen war. Keine Nachricht, keine Abschiedsworte. Er war einfach gegangen. Als hätte Hizumi ihn dazu genötigt, als hätte der Andere diesen Kuss gar nicht gewollt und dann diese glückbringende Chance genutzt und haute ab. Nein! Das ließ er sich nicht auf die Nase binden. Ruiza hatte diesen Kuss genauso gewollt wie er. Das hatte er gefüllt und er würde sich das von Niemanden kaputt machen lassen. Auch nicht von dem Blonden selber! Der Kuss war einmalig gewesen. Nie hatte er jemanden so geküsst. Bei keiner seiner Freundinnen hatte er solche Gefühle in einen Kuss gelegt. Okay, mit denen hatte er sich auch nie vorher gestritten.

Er lächelte leicht versonnen, bei der Erinnerung wie sich Ruizas Körper unter seinen Händen angefühlt hatte. Er hatte ihn richtig berührt, nicht so flüchtig und leicht beschähmt, wie vorher beim Abstecken. Diesmal hatte er eine indirekte Erlaubnis dafür gehabt und die hatte er ausgenutzt.

Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass er zu spät kommen würde. Na ja, sie würden es überleben Kaffee und Kuchen ohne ihn anzufangen. Machte eh nur fett. Er war leider Gottes auf dem Weg zum monatlichen Familientreffen. Wessen Idee war das wieder gewesen? Seine bestimmt nicht. Aber seine Familie bestand halt darauf, dass sie sich alle einmal im Monat bei irgendwem trafen und zusammen plauderten. Schnell hatte es sich dann eingebürgert, dass man sich immer bei Hizumis Eltern traf, denn dem Rest der Familie gefiel es, die Veränderungen am Haus zu betrachten und so kamen alle mit Freuden und Neugierde zusammen. Außer Hizumi. Er mochte sich nicht mit der ganzen verrückten Familie zusammen setzen. Es endete immer in einem heillosen Durcheinander. Die eine Großmutter würde alte Kriegsgeschichten erzählen, obwohl sie niemals was von der Französischen Revolution mitbekommen hatte, die andere würde in der Küche mit allerlei Kräuter Heilsalben herstellen und die dann zu ‚niedrigen’ Preisen an alle anderen Anwesenden verkaufen. Sein Großvater würde alle dazu zwingen sich seine Wettervorhersagen für die nächsten drei Monate aufzuschreiben und so weiter.

Shizumi und er würden mit einem Stück Torte, von welcher er lieber nicht wissen wollte was drinnen war, denn seine Tante würde sie, wie es nunmal Tradition war, gebacken haben, in der Ecke sitzen und dem Treiben zuschauen.

Er total desilusioniert, dass er jemals eine normale Familie haben würde, mit einem Zettel in der Tasche, wonach er die nächsten Monate immer wusste, wann er einen Schirm mitnehmen musste und Shizumi würde mutig seine Torte mampfen und lächeln.

Nicht zu vergessen Ruka, der wahrscheinlich auch da sein und sich königlich über diese geile Familie amüsieren würde.

Er seufzte und beobachtete die Tropfen die die Scheiben runterronnen.

„Na, da ist jemand aber sehr guter Laune.“

Nachdem Hizumi kapiert hatte, dass er anscheinend angesprochen war, drehte er den Kopf zur Seite und sah auf dem Platz neben sich Kaoru sitzen.

„Oh…hey.“

Er lächelte leicht, bevor er ansetzte um sich zu erklären.

„Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie und das dürfte dann auch schon als Erklärung reichen.“

Kaoru schmunzelte und klopfte ihn auf die Schulter.

„Immer schön locker bleiben. Ist deine Familie denn so schlimm? Nervt dich dein Orakel-Bruder?“

Kaoru hatte den Vergleich von Shizumi zu einem Orakel anscheinend noch nicht vergessen und lachte leise.

„Shizumi ist noch der erträglichste in meiner Familie…“ Murmelte Hizumi und als er Kaorus Blick auffing, fuhr er fort:

„Du willst es lieber gar nicht wissen. Es reicht schon, dass in meiner Familie einer verrückter als der Andere ist.“

Kaoru lächelte leicht und nickte.

„Sag mal, wie stehts mit deinem Dingsbums da? Wann soll ich kommen und die Fotos machen?“

Ohne es zu wissen, versetzte Kaoru Hizumi einen Hieb. Er konnte natürlich nicht wissen, dass dieses Thema sich gerade nicht sehr gut auf Hizumis Stimmung auswirkte, aber Hizumi reagierte trotzdem erstmal nicht.

Erst nach ein paar Sekunden sammeln, antwortete er:

„Ist alles fertig genäht und so…Ich muss nur noch einen Termin mit Ruiza ausmachen. Ich ruf dich dann an, okay?“

Er lächelte leicht gequält bei dem Gedanken und sah Kaoru abwartend an.

„Ist okay…oh- ich muss hier aussteigen. Wir sehen uns!“

Kaoru stand auf und hechtete in letzter Minute aus dem Bus, der schon fast weiterfahren wollte. Hizumi beobachtete aus dem Fenster, wie Kaoru hinter einem Schwarz- und einem Blauhaarigen herlief und langsam vom Regen durchnässt wurde.

Er seufzte und wünschte er dürfte hier im Bus rauchen. Aber so musste er wohl oder übel warten, bis er bei seiner Station angekommen war.

Kaum aus dem Bus daußen steckte er sich tatsächlich eine Kippe an und machte sich auf dem Weg zu sich nach Hause. Wie schon so oft, hatte er seinem Großvater nicht viel Glauben geschenkt und dementsprechend keinen Regenschirm dabei. Selbst den Pulli trug er nur, weil es schon den ganzen Tag kälter war. Aber am Morgen hatte es keine Anzeichen auf Regen gegeben und daher hatte Hizumi nicht daran gedacht einen Schirm mitzunehmen. Nun, da es aus Eimern schüttete, ärgerte er sich darüber, dass er es eigentlich hätte besser wissen müssen.

Endlich kam er unter dem Unterstand vor ihrem Haus an, welchen er sofort erstmal abschätzig musterte und seufzte. Ein Unterstand….wieder etwas neues. Dafür war aber die Palme verschwunden.

Das Haus strahlte nun in einem freundlichen, hellen Gelb und schien die Sonne zu sein, die momentan eigentlich von dicken Wolken verdeckt wurde. Kleine grüne Zeichen auf den Mauern erzählten eine Geschichte, aber Hizumi war zu faul sie sich durchzulesen. Der Briefkasten miaute ihn an als er an der Tür an kam und als er die Klingel drückte, erklang sofort ein freundliches Glockenspiel. Er war allen Anschein nach wieder zu Hause. Hizumi ließ seine Kippe fallen und trat sie aus.

Die Tür wurde aufgerissen und ein wohlbekannte Stimme erklang:

„Der verlorene Sohn kehrt nach Hause zurück.“

„Hey Ruka…“

Hizumi lächelte leicht und trat an dem breit grinsenden Wesen vor sich vorbei ins Haus.

„Uhh…was tröpfelst du denn so? Hat dich dein Großvater nicht angerufen und dir Bescheid gesagt, dass es regnen wird? Seltsam. Mir hat er Bescheid gesagt.“

Hizumi schmunzelte und nahm das Handtuch entgegen, dass Shizumi ihn mitgebracht hatte. Typisch, Ruka gehörte eigentlich schon zur Familie. Er hielt sich so oft es ging bei ihnen zu Hause auf und alle Familienmitglieder kannten und mochten ihn.

Er bedankte sich fürs Handtuch und begrüßten seinen Bruder bei der Gelegenheit auch gleich, bevor er anfing sich das Haar trocken zu rubeln.

„Ich hab dir trockene Sachen ins Badezimmer gelegt.“

Shizumi smilete ihn breit an, während Ruka Shi auf den Kopf patschte und breit grinsend verkündete:

„Ist er nicht lieb, unser kleiner Shi-chan?“

Hizumi antwortete nur mit einem Nicken während er ins Badezimmer verschwand um sich umzuziehen. Er hörte nur noch, wie Shizumi ihm hinterrief, dass er sich beeilen solle, da alle schon im Wohnzimmer saßen und Torte von ihrer Tante aßen.

Er seufzte und dachte nur, dass es ja auch nicht anders hätte sein können.

Endlich in trockener Kleidung, gesellte er sich zu seiner Familie ins Wohnzimmer, dass aber nicht mehr das Wohnzimmer war, sondern nun das Esszimmer.

Er zuckte mit den Schultern und ließ sich, nachdem er erstmal alle Familienmitglieder begrüßt hatte, neben Shizumi auf einen freien Stuhl nieder.

„Wir können froh sein, dass wir so viel zu essen haben. Damals, noch in Frankreich während der Revolution, da hatte ich nicht mal trockenes Brot!“

„Das ist interessant. Moment…das schreibe ich mir auf. Wie waren damals die Verhältnisse?“

Hizumi sah erstaunt auf und beobachtete, wie Ruka sich mit seiner Großmutter über die französische Revolution unterhielt und sich dazu Notizen machte.

„Er wird nächste Woche in Geschichte ein Referat halten…“

Kommentierte Shizumi neben ihn und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem Stück Torte und schaffte es tatsächlich den Bissen, welchen er sich gerade in den Mund geschoben hatte, ohne einen Hustanfall runterzuwürgen.

„Was hat sie da nur wieder reingetan?“ Murmelte Hizumi und stocherte mit leicht angewiderten Blick in seinem schon seltsam riechenden Stück rum.

„Mich würde es nicht wundern, wenn es radioaktiv wäre…“

Nachdem sie mit viel Einfallsreichtum die Torte verfüttert hatte und es dem Hund ihrer Tante dafür nun sehr viel schlechter ging, beobachteten Shizumi und Hizumi Ruka mit Interesse bei seinem Gespräch über die Revolution und wie er sich ohne Probleme schon das vierte Stück Torte reinschauffelte.

„Er ist halt ein Naturwunder.“

Shizumi nickte zustimmend.

„Wir sollten ihn zur Forschung freigeben.“

„Gar keine so schlechte Idee Shizumi, Respekt.“

Hizumi sah sich um und stellte erleichtert fest, dass der größte Teil der Familie schon in die Küche verschwunden war und an der Auktion von Großmutters Wunderheilmittel teilnahm.

Auch Ruka beendete seine Recherchen und verschwand kurz in die Küche, tauchte aber bald mit einer Dose Creme neben den beiden Brüdern wieder auf, die sich inzwischen in Shizumis Zimmer verzogen hatte und sich dort auf dem Sofa lümmelten.

„So… ab jetzt bin ich unwiderstehlich!“

Ruka grinste und hielt seine Creme hoch. Shizumi verdrehte nur die Augen.

„Ich könnte das ja an deinem Freund ausprobieren.“

Wider Hizumis Erwartung lag Rukas Blick genau auf ihm und er runzelte verwirrt die Stirn.

„Wie meinen?“

„Na ja…ich wusste ja, dass er heiß ist. Aber so… Ich muss schon sagen, du hast Geschmack Hizu!“

Hizumi verstand immer noch Bahnhof und schaute hilfesuchend zu Shizumi. Was hatte denn Rukas Meinung über Ruiza, er glaubte jedenfalls Ruiza sei gemeint, geändert.

„Er hat Bilder von ihm gesehen.“ Half Shizumi nach und beobachtete wie Ruka in seiner Tasche wühlte.

„Sehr gut kombiniert Watson! Ich hatte ja schon vorher mal Bilder von ihm gesehen. Aber diese hier toppen es. Die sind einfach sexy, glaub mir.“

Endlich zog Ruka eine Zeitschrift aus seiner Tasche und drückte sie Hizumi in die Hand. Dieser warf neugierig seinen Blick auf die Titelseite und noch bevor er feststellte, dass es sich um eine gute Modezeitschrift handelte, klappte er den Mund auf und seine Augen konnte man als Tellerrund bezeichnen.

Es hätte schon gereicht, wenn auf diesem Bild nur Ruiza zu sehen gewesen wäre, aber dieser andere Typ auch noch mit drauf war, machte die ganze Sache nur noch anzüglicher.

SEIN Ruiza saß auf dem Schoß irgendeines gut gebauten, großen Models und sah mit einem leicht laziven Gesichtsausdruck in die Kamera und die Hände des Anderen an seinem Hintern und Oberschenkel schienen ihn überhaupt nicht zu stören.

Bei dem Outfit, mit der sehr kurzen Hose, der zerissenen Strumpfhose und dieser leichten Bluse, hätte es wirklich, wirklich gereicht, wenn er alleine so auf diesem Bild gewesen wäre, also warum musste der Andere noch dazu?

„Huh…was für Beine…“

Hörte er Shizumi murmeln, der über seine Schulter geschaut hatte und leicht wütend blätterte er weiter, um die anderen Bilder in der Zeitschrift zu sehen.

Ja, Ruiza hatte tolle Beine. Aber diese Beine gingen niemanden was an, außer ihn und überhaupt niemand sollte sie berühren außer er! Und dieses verfickte Model dort, hatte Ruiza auch an ganz anderen Stellen berührt. Die Bestätigung dazu fand sich nur noch auf den darauf folgenden Bildern und Hizumi atmete erleichtert aus, als er zu den Bildern kam, auf denen nur Ruiza zu sehen war. Die Bilder auf denen nur das andere Model war, hatte er mit größtem Desinteresse überblättert.

Leicht wütend klappte er das Magazin wieder zusammen. Das ungesunde Geräusch, das es dabei von sich gab, ließ Ruka aufschaun.

„Eh…pass auf. Das will ich behalten!“

Aber Hizumi hörte gar nicht auf ihn, sondern packte das Magazin ohne weitere Umwege zu seinen Sachen. Die Bilder würde er Ruka nicht überlassen. Der sollte sich gefälligst was anderes suchen, an dem er sich aufgeilen konnte.

„Dir ist schon klar, dass Ruka sich jetzt einfach ein neues Magazin kaufen könnte, dass noch tausende andere Leute sich diese Bilder anschauen und dass du nun niemanden mehr weiß machen kannst, dass du nicht schwul seist!“

Shizumi hatte sich aufgesetzt und sah Hizumi mit einem leichten Lächeln an. Er wirkte dabei beängstigend zufrieden. Schon seltsam, dass es ihn immer noch so sehr befriedigte wenn er Recht behielt, denn schließlich hatte er immer Recht. Aber wenigstens konnte man dann von ihm sagen, dass er ein sehr zufriedener Mensch sein musste.

Und Tatsache war nunmal, dass er wieder Recht hatte, wie Hizumi mit einem leisen Seufzen feststellte.

„Ich weiß…“ Antworte er schließlich leicht zerknirscht.

„Aber dass ich schwul bin, also wirklich schwul, dass weiß ich schon länger.“ Hizumi grinste leicht und sah in die Gesichter von Ruka und Shizumi.

Shizumi sah nicht sonderlich überrascht aus, eher so, als hätte er das schon gewusst, aber wer hätte was anderes erwartet, und Ruka, der schaute leicht ungläubig aus der Wäsche.

„So schnell bekennst du dich zu den Tunten? So schnell lässt du dich verweichlichen und in Rosa stecken? Ich bin beeindruckt.“

Shizumi patschte sich die Hand ins Gesicht und seufzte frustirert auf. Egal wie sehr man auch versuchte Ruka ein klein wenig zu erziehen und ihm Sensibilität beizubringen, es war einfach umsonst!

„Also was hat dich dazu bewegt die Seiten zu wechseln und nun nur noch pinke Kleidung zu entwerfen?“

„Er hat ihn geküsst…“

„Nein! Das glaub ich jetzt nicht! Ehrlich? Wie war es?“

Ruka sah Shizumi riesigen Augen neugierig an.

„Gut!“

„Und was ist dann passiert?“

Hizumi verschrenkte die Arme und unterbrach die beiden, bevor Shizumi Ruka antworten konnte:

„Moment mal! Wenn es darum geht, dass ICH wen geküsst habe, solltest du immernoch mich fragen, wie ich es gefunden habe, Ruka! Und Shizumi, woher willst du denn wissen, wie es gewesen ist?“

Shizumi und Ruka sahen sich an und nach einem kurzen stummen Streit, durfte tatsächlich Shizumi reden.

„Na ja, du hättest dir dein Schwulendasein niemals wirklich eingestanden, wenn der erste Kuss mit einem Mann nicht gut gewesen wäre.Wäre er nämlich schlecht gewesen, dann hättest du dich niemals dazu bekannt, sonder eher einen Rückzieher gemacht und dass ihr über einen Kuss hinausgekommen seit, hab ich nicht angenommen und alles was unter einem Kuss gewesen wäre, hätte dich wahrscheinlich nicht hundertprozentig überzeugt.“

Hizumi blinzelte. Okay, so schwierig war es nicht darauf zu kommen, musste er zugeben. Jetzt verstand er endlich einigermaßen wie sein Bruder es machte.

„Was ich aber überraschend finde, ist, dass du das alles so locker nimmst.“ Shizumi runzelte leicht die Stirn, musterte seinen großen Bruder, bevor er dann weitersprach.

„Ich meine, du hast noch niemals etwas mit einem anderen Mann gehabt!“

„Ja und?“ Aus Hizumi sprach offensichtliche Verwirrtheit. Er verstand nicht wo da das Problem war. So viel anders konnte das ja nicht sein, oder? Der Kuss hatte schließlich auch gut funktioniert und er hätte auch keine Probleme damit irgendwann mal weiterzugehen.

„Das Loch werde ich schon finden!“ Versuchte er zu scherzen, sah aber dann an Shizumis Blick, dass es diesem wohl nicht darum geht.

„Ich weiß ja nicht, aber was denkst du was Ruiza davon hält, wenn er dein Versuchskaninchen spielen darf?“

Hizumi erstarrte. Moment. Shizumi hatte Recht. Er war davon ausgegangen, dass Ruiza selber auch unsicher war und das sie beide rumexperimentieren würden. Aber was war, wenn Ruiza schon Erfahrungen hatte?

Sein Blick fiel auf das Magazin und er erbleichte. Wenn er so über Ruizas Benehmen nachdachte, dann schien es eindeutig, dass der Andere schon Erfahrungen mit dem selben Geschlecht gemacht hatte.

Sein Blick wanderte unruhig durchs Zimmer und landete schließlich bei Shizumi, welcher den hilflosen Blick sofort deutete und vorsichtig lächelte.

„Ja, ich denke auch, dass er sicher schon Erfahrungen hat. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da ich ihn nie getroffen habe, aber nachdem was ich erfahren habe…“

„Hör aufsch Shischummi und mach disch einfach schonmal druff gefascht…“ Schmatzte Ruka mit vollem Mund aus einer Ecke, aber Hizumi hielt sich nicht lange damit auf, erfahren zu wollen, wo Ruka denn aufeinmal die beiden Muffins aufgetrieben hatte.

„Wie wärs wenn du dich einfach nach unten legst?“

Ruka hatte anscheinend seinen Mund geleert und öffnete eine Tüte Gummibärchen, die er kurz darauf auch schon Shi zuwarf.

Hizumi fuhr sich durchs Haar und seufzte schwer. Das hatte er sich schon vermasselt. Er hatte darauf bestanden, dass er nach oben kam. Er hatte das im ersten Kuss sofort beansprucht und hart dafür gekämpft und wenn er jetzt darüber nachdachte, wie es denn mal in der anderen Position, beziehungsweise unten, wäre, dann kam ihm das immernoch etwas seltsam vor.

Er schüttelte also langsam den Kopf. Ihm gefiel die Vorstellung nicht.

„Das bringts nicht. Wenn ich schon schwul werde, muss ich nicht auch noch gleich zur Uke werden.“ Maulte er also schließlich und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick von Ruka und auch Shizumi.

„Sei nicht so engstirnig!“ Schon hatte er ein grünes Gummibärchen gegen den Kopf geworfen bekommen. Er klaubte es vom Boden auf und warf es zurück zu Ruka, welcher allerdings schneller war und zur Abwehr ein Kissen hochhielt.

Shizumi saß daneben und runzelte die Stirn. Er ließ die anderen Beiden lieber weiter rumalbern, während er nachdachte und unterbrach sie erst, als er eine Lösung hatte, zu welcher er Hizumi wahrscheinlich erstmal überreden musste.

„Und wie wäre es, wenn du vorher übst?“ Ein leicht dreckiges Grinsen lag auf seinem Gesicht und Hizumi hielt im Wurf inne und musterte seinen Bruder misstrauisch.

„Üben? Wie meinst du das? Soll ich mir nen Stricher suchen, oder was schlägst du vor?“ Er verzog leicht das Gesicht dabei und beobachtete immernoch misstrauisch wie Shizumis Grinsen immer breiter wurde. Inzwischen kam es ihm sogar schon unnatürlich breit vor und auch Ruka musterte seinen besten Freund ein wenig irritiert.

„Du meinst doch nicht etwa…?“ Ruka brach überrascht ab, als Shizumi grinste und nickte. Dieser wendete sich daraufhin wieder an Hizumi und sprach weiter:

“Wenn ich dir verspreche, dass es dir helfen wird und das es nichts mit Prostitution zu tun hat, würdest du es dann machen?“

Hizumi starrte seinen Bruder an, unsicher ob dieser was Gutes im Sinne hatte und ließ seinen Blick dann runter zu den Magazin wandern, wo Ruiza immernoch auf dem Schoß eines Anderen saß. Er biss sich auf die Lippe. Vielleicht war das ja alles gar nicht nötig. Konnte doch sein, dass Ruiza noch niemals etwas mit einem Mann gehabt hatte. Anderseits war sich Shizumi auch nicht sicher gewesen. Trotzdem…könnte doch sein, dass Ruiza ja nichts gegen anfängliche Ungeschicktheit hatte.

Hizumi seufzte. Andere Möglichkeit war immernoch, dass Ruiza einmal mit ihm schlief und dann nie wieder, weil es ihm nicht gefallen hatte, da Hizumi sehr unsicher gewesen war.

Überhaupt, was dachte er hier darüber nach, wie Ruiza über den Sex mit ihm urteilte, wenn sie gerade mal zu einem einzigen Kuss gekommen waren und er Ruiza danach nicht mal mehr gesehen, geschweigedenn mit ihm gesprochen hatte. Er sollte sich vielmehr überlegen, wie er wieder Kontakt mit dem Blonden aufnehmen konnte und nicht wie er ihn dazu brachte gerne mit ihm zu schlafen!

Anderseits, wenn sein Großvater gestern nicht angerufen hätte, dann konnte er nicht abstreiten, dass er sich zurückhalten hätte können und ob sie dann nicht doch im Bett gelandet wären…

Hizumi raufte sich die Haare und sah wieder zu seinem Bruder.

„Und es ist keine Prostitution? Willst du mir eine Puppe mit einem Loch am Hintern besorgen?“

„Wenigstens weißt du, wo du dieses zu suchen hast!“ Rief Ruka dazwischen und beobachtete wie Shizumi sich ein paar Gummibärchen von seinem Schoß zupfte und aufstand.

„Also, let’s go!“

Ruka stand nun auch voller Tatendrang auf und mit rief seiner Dreckige-Grinse-Stimme:

„Auf zu Miyavi!“

„Wer ist Miyavi?“ Wollte Hizumi sofort wissen, bekam aber nur sein Magazin in die Hand gedrückt und folgte dann resegnierend den beiden runter in den Flur wo sie sich allesamt Schuhe und Jacken anzogen, wobei Hizumi eine Jacke von Shizumi bekam, und sie zusammen dann unter einem riesigen Schirm, welcher in allen Regenbogenfarben strahlte, das Haus verließen.

Die Tatsache, dass seine Fragen einfach ignoriert wurden, inzwischend akzeptierend, folgte Hizumi den beiden Anderen, die sich fröhlich untereinander unterhielten. Da er sich selbst nicht so für all diese Leute von denen sie sprachen interessierte, schon weil er keinen der Namen kannte, hörte er weniger zu und besah sich einfach die Gegend. Dieser Miyavi schien genau wie sie, in einem Mittelmäßigen Viertel zu leben. Also auch nicht weit weg von ihnen. Sie waren nämlich immernoch von Häusern umgeben. Zwar keine riesigen Villen, aber durchaus akzeptabel. Auch waren sie nicht in den Hochhausvierteln gelandet, mit den kleinen, verdreckten Wohnungen, wo man an den Wänden kaum noch die Risse zählen konnte.

Sie lebten tatsächlich in einer Gegend, wo all diese verschiedenen Gesellschaftsgruppen nah beieinander waren und doch, so kam es ihm oft vor, sehr weit von einander weg. In wenigen Minuten zu Fuß konnte man sich den Unterschied zwischen arm und reich bildlich vors Auge führen lassen und auch in der Schule sah man diese Unterschiede.

Es gab eine angesehene, öffentliche Schule hier in der Gegend und die meisten Kinder gingen dort hin. Die Schule war bekannt für engagierte Lehrer, strenge Regeln und Chancengleichheit für alle Schüler und das schätzten alle Eltern, so dass sich auf dieser Schule alle Gruppen trafen und sich dann möglichst gut wieder aus dem Weg gingen. Es rauften sich immer die zusammen, die möglichst ähnliche Verhältnisse bei sich zu Hause hatten.

Wenigstens hatte er diese Schule hinter sich gelassen, dachte sich Hizumi, als sie endlich vor einem Haus stehen geblieben waren und die drei geduldig warteten, dass ihnen jemand die Tür öffnete.

Bald darauf öffnete eine älterter Mann, mit gräulichen Haar und lächelte Ruka und Shizumi an.

„Ah, ihr kommt wieder Miyavi besuchen? Da wird er sich freuen. Er hat schon Besuch, aber das macht sicherlich nichts. Er ist so gesellig!“

Hizumi runzelte die Stirn und musterte den Mann. Er kam ihm nicht wie der Vater des eben genannten vor.Wohl eher wie der Großvater, der stolz auf seinen Enkel war. Na ja…konnte ja sein, dass Miyavi bei seinen Großeltern wohnte.

Er folgte Shizumi und Ruka rein, entpackte sich und ging dann wieder hinter den beiden her, die sich anscheinend auskannten.

Auf dem Weg zu Miyavis Zimmer kam ihnen ein kleiner Junge mit blonden Haaren entgegen, welcher Hizumi allein schon wegen dem seeligen Grinsen auffiel. Dieser nickte nur kurz Shizumi und Ruka zu und verschwand dann in die entgegengesetzte Richtung.

Hizumi wäre fast in Shizumi reingelaufen, als dieser plötzlich stoppte und an eine Tür klopfte.

„Komm herein wenn du dich traust!“ Rief jemand von innen und Hizumi bemerkte mit einem Stirnrunzeln, wie Ruka grinste.

In dem Zimmer angekommen, sah Hizumi sich erstmal um und erkannte, dass es sich wohl um ein kleines Wohnzimmer handelte. Jedenfalls fehlte das Bett und der Schrank des Besitzers und er vermutete, dass diese sich hinter einer weiteren Tür befanden.

Auf dem Sofa, was in einer Ecke stand, saßen zwei Personen. Die eine zierlich und eher klein, die andere groß und eigentlich auch zierlich vom Körperbau. Der Große, Hizumi hatte erst auf dem zweiten Blick erkannt, dass es sich wirklich um einen Mann handelte, hatte pechschwarze Haare, die das schmale Gesicht, in welchem eindeutig der Schelm saß, umrahmten und spielte mit einer Katze auf seinem Schoß. Als er Shizumi und Ruka sah, grinste er sofort und fragte:

„Ich hab schon gedacht ihr würdet gar nicht mehr kommen wollen.“

Erst dann fiel sein Blick auf Hizumi und er pfiff leise durch die Zähne.

„Und wen habt ihr mir da mitgebracht?“

Bevor Hizumi dazu einen bissigen Kommentar abgeben konnte, war Shizumi auf den Anderen zugegangen, besprach leise etwas mit ihm und beide verschwanden ins andere Zimmer.

Ruka schaute ihnen hinterher und sah dann erst wieder zu Hizumi.

„Das war Miyavi!“ Er grinste und ließ sich neben den Kleinen auf das Sofa fallen. Dieser hatte inzwischen die Katze auf dem Schoß und schien Ruka völlig zu ignorieren.

„Setz dich, solange wir warten. Das ist übrigens Hiroto.“ Er deutete auf den schweigsamen Kleinen, der nun mit der Katze, die vorher auf Miyavis Schoß gesessen hatte, spielte.

Hizumi beobachtete ihn dabei und setzte sich auf das Sofa. Genau wie Hiroto ging er schnell dazu über Ruka zu ignorieren, welcher einfach nicht still werden konnte und ständig irgendwas erzählte. Nach kurzer Zeit hatte Ruka sich aber dann ganz Hiroto gewidmet, da er diesen wohl interessanter fand als Hizumi, so dass dieser wieder dazu überging den Blonden mit der Katze auf dem Schoß zu beobachten.

Hiroto hat eine seltsame Aura um sich. So ungefähr würde Hizumi das beschreiben. Er saß dort und reagierte auf nichts was Ruka machte. Er spielte bloß mit der Katze, aber nicht mal ein kleines Lächeln konnte man in seinem Gesicht entdecken. Er hätte nur zu gerne gewusst, warum der Kleine so war.

Er war so auf den anderen fixiert, dass er unglaublich zusammen schrack, als dieser plötzlich, gleichzeitig mit der Katze den Kopf hob und er von zwei braunen Augenpaaren gemustert wurde.

Kurz darauf öffnete sich die Tür und Shizumi kam wieder zu ihnen, mit einem schrecklich zufriedenen Gesichtsausdruck.

„Geh rein, er wartet auf dich.“

Hizumi musterte seinen Bruder misstrauisch. Gut, der Große wartete auf ihn. Inzwischen wusste er ja auch schon, dass er Miyavi war, die Person zu der sie ursprünglich wollten und Hizumi fühlte wie er bei dem Gedanken, leicht nervös wurde. Wenn er da reinging, was würde dann passieren? Er hatte ein leichte Ahnung, aber er wollte sie nicht wahrhaben. Ihm kam das Ganze zu verrückt vor. Warum sollte der Andere auch so etwas machen. Das war unsinnig.

Zögerlich stand er auf und sah sich kurz darauf auch schon gezwungen entweder reinzugehen oder sich einen neuen Platz zu suchen, da Shizumi sich geschickt an ihn vorbeigedrückt hatte und inzwischen schon seinen ehemaligen Platz besetzte.

Reingehen würde ihn schon nicht umbringen, entschloss er schließlich während er den Türrahmen musterte. Ja, durchpassen würde er da auch.

Ein Schritt. Im Notfall könnte er immer noch abhauen. Hoffte er jedenfalls. Vielleicht hatten Shizumi und Miyavi ja schon Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Er spürte den Blick von den drei Anderen im Rücken.

Noch ein Schritt. Er stellte sich hier wirklich an wie ein Kleinkind. So schlimm würde es schon nicht werden.

Hizumi seufzte und schüttelte den Kopf. Er hielt kurz inne, nahm seinen Mut zusammen und verschwand in dem Zimmer.

„Jetzt schuldest du mir Geld!“ Hörte er noch Shizumi zu Ruka sagen, der daraufhin anfing zu maulen, dass er immer er verlor.

Er schloss die Tür hinter sich. Wenn er das hier schon machte, dann wollte er dabei wenigstens nicht von einem Lüstling, also Ruka, beobachtet werden und erst Recht nicht zum psychologischen Versuchsobjekt von Shizumi werden. Dass Hiroto sich sonderlich dafür interessiert hätte, bezweifelte er, denn er hatte irgendwie den Eindruck gewonnen, dass der Kleine sich für gar nichts sonderlich interessiert. Mehr, als wäre ihm seine Umgebung gleichgültig.

Hizumi sah sich im Zimmer um und stellte erleichtert fest, dass er sich in einem ziemlich normalen Zimmer befand. Ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch. Er sah Schulsachen, Poster, ´nen Teppich. Im allgemeinen nur Sachen, die er auch von sich kannte. Wenigstens etwas. Wofür da noch dieses andere Zimmer war, verstand er nicht wirklich, aber ihm sollte es recht sein, war ja nicht seine Sache.

Während er seinen Blick wandern ließ, kam ihm erst sehr spät der Gedanke, dass auch irgendwo hier Miyavi sein musste und als dieser dann aufeinmal genau vor ihm stand, sprang Hizumi erstmal einen Meter zurück auf Abstand.

Miyavi schüttelte sich einige dunkle Haarsträhnen aus dem Gesicht, legte den Kopf schief und musterte ihn.

„Was schaust du denn so erschrocken? Es tut dir doch niemand was…“

Aus irgendeinem Grund wollte Hizumi ihm einfach nicht glauben, setzte sich aber trotzdem aufs Bett, als Miyavi ihn dazu aufforderte. Der Andere setzte sich neben ihn und begann ein Gespräch mit ihm.

„Du bist also der große Bruder von Shizumi? Er hat mir das Wichtigste erzählt, du musst mir also nichts erklären.“

Das Wichtigste? Ja…schön! Was war denn das Wichtigste? Das wusste Hizumi beim besten Willen nicht. Was wusste Miyavi und was nicht? Was hatte er denn vor, dass er etwas wissen musste und vor allem, was musste er denn dafür unbedingt wissen?

Er fuhr sich verwirrt durchs Haar.

„Wie meinst du das? Was hat dir Shi denn erzählt? Ich..a-aaahh…w-was machst du?“

Hizumi war augenblicklich aufgesprungen, als Miyavi angefangen hatte, ihm die Hose zu öffnen und ihn nun mit einem sehr unschuldigen Blick von unten her musterte.

„Ich hab dir über den Schritt gestreichelt und dann angefangen dich auszuziehen.“

„What the fuck?“

Hizumi schnappte nach Luft. Der Höhepunkt an dem Ganzen war in seinen Augen ja, dass Miyavi nicht mal versuchte, sein Verhalten irgendwie zu rechtfertigen, sondern es ihm einfach mit einer ruhigen Stimme und einem Bambiblick erklärte.

„Keine Angst, ich erwarte gar nichts von dir und wir sind hier sicher ungestört.“

Miyavi kniete nun vor ihm und war wieder mit Hizumis Hose beschäftigte, welcher nun endlich verstand wofür Miyavi diese zwei Zimmer benötigte. In einem Zimmer musste er ungestört sein!

„Oh mein Gott…wohin hat mich Shizumi denn hier gebracht?“

Hizumi schlug sich die Hände vors Gesicht und ignorierte Miyavi, der inzwischen schon den Hosenknopf und -stall geöffnet hatte.

„Zu mir nach Hause. Meine Güte, der Hellste bist du aber nicht gerade!“

Hizumi blinkte zwischen den Fingern zu Miyavi runter, welcher ihn unschuldig anblickte, aber gleichzeitig die Hand ausstreckte und Hizumi einen Stoß gab, so das dieser sich liegend auf dem Bett wieder fand. Miyavi krabbelte arglos über ihn und zog Hizumi die Hose runter.

Er hatte doch Recht gehabt mit seiner Vermutung.

„Shi-zumi meinte doch…ah…nimm die Finger da weg!...dass es keine Prostitution wäre!“

Miyavi kicherte und sah ihn an.

„Ist es doch auch nicht! Ich nehme kein Geld dafür und ich mache es auch nicht mit jedem und auch nicht immer. Nur wenn ich gerade Bock habe. Bei dir hat mich halt Shizumi drum gebeten und ich habe mir gedacht, dass es vielleicht spaßig werden würde.“

Spaßig? Wovon redete der da denn bitte? Er fand das hier spaßig? Hizumi biss sich auf die Lippe. Er fand das ganze überhaupt nicht spaßig. Miyavis Hände an seinem Körper störten ihn gewaltig und selbst wenn es nicht gegen Bezahlung war, so fand er das nicht normal!

Miyavi allerdings ließ sich überhaupt nicht von Hizumis Haltung beeinträchtigen und fuhr mit den Händen unter sein Shirt.

„Ich sagte du sollst deine Finger da wegnehmen!“ Fauchte ihn sofort Hizumi wieder, woraufhin der Größere sich aufsetzte und Hizumi durchdringend musterte.

„Okay… deine Situation ist diese: Du bist in einen Typen verliebt, der Erfahrung im Bett hat und du hast keine und da du wahrscheinlich unten durch bist, wenn du so bei ihm ankommst, musst du vorher üben. Du magst zu keinem Stricher gehen, an ner Puppe ist das üben ja wohl lächerlich und den Anderen da machen zu lassen, willst du auch nicht. Wenn ich das richtig sehe, dann bleibt dir nicht mehr viel anderes übrig, als mein Angebot anzunehmen und ich sehe auch gar nicht ein, warum das so schlimm sein soll. Vor einige Jahrzehnten wurde Sex vielleicht noch anders gehandelt, aber inzwischen schlafen längst nicht mehr nur Leute miteinander die sich wirklich lieben und wenn beide es wollen, wo ist das denn schlimm? Ich habe sogar ein Kondom hier, darum brauchst du dich also auch nicht zu sorgen, wenn dich das stört. Mit anderen Worten: Hier kannst du wenigstens einmal vorher ausprobieren, ohne dafür zu bezahlen. Mir macht es wirklich nichts aus. Also ist nur noch die Frage, willst du die Chance nutzen oder nicht?“

Miyavi hatte eine Hand in seinen Schritt gelegt und sah ihm in die Augen. Er selber schaute nur leicht überrumpelt zurück und musste sich schwer einen Aufkeucher verkneifen.

„Du kannst dir auch vorstellen, dass du es mit ihm machst. Das stört mich nicht. Außerdem, behaupte nicht, dass würde dich nicht anmachen!“
 

...(nun käme der adult teil *hust* Da ich möchte, dass ihr das ende lesen könnt, kommt jetzt noch ein Absatz. Das ist zwar nicht sonderlich wichtig für den weiteren verlauf, aber ich finde, dass es Hizumis Handeln irgendwie besser erklärt. *nodnod* Daher lass ich euch den einen Absatz, den ich sonst noch mit rausgenommen hätte, damit das ganze nicht so auseinander gerissen wäre.)
 

Hizumi ließ sich neben den Anderen aufs Bett gleiten und als er den Blick zur Seite wandern ließ, sah er nicht mehr Ruiza, wie er es sich, auf Miyavis Vorschlag hin, die ganze Zeit vorgestellt hatte, sondern wieder Miyavi, welcher nach Atem ringend neben ihm lag.

Er hatte sein erstes Mal mit einem Mann, in seinem Kopf, mit Ruiza gehabt und trotzdem war dieser gar nicht anwesend gewesen.
 


 

~~~~~~~~~
 


 

Ruiza saß mit einem bösen Blick auf den Boden und betrachtete sein Telefon was dort vor ihm stand. Er hatte die Arme und auch die Beine verschrenkt, oder besser gesagt, er saß im Schneidersitz und er hätte beim besten Willen das Telefon mit keinem böserem Gesichtsausdruck mustern können.

Es hatte heute schon viermal geklingelt und mit jedem Anruf war er wütender geworden.Erst hatte ihn sein Friseur angerufen und da er natürlich nicht abgenommen hatte, hatte er ihn auf dem Ab die Nachricht hinterlassen, dass er heute keinen Termin mehr bekam. Dann hatte seine Mutter angerufen und ihn zum Abendessen bei ihnen zu Hause eingeladen, da seine Eltern anscheinend etwas mit ihm zu bereden hatten. Der darauffolgende Anruf kam von Kyo, dieser hinterließ wie er es gewohnt war, schnell seine Nachricht und forderte Ruiza nur auf ihn zurückzurufen.

Nach diesen drei Anrufen hatte Ruiza die Hoffnung schon aufgegeben gehabt und war schon bereit gewesen, sein Telefon abzustellen. Er hatte sogar das Blinken seines Abs ignoriert, auf welchem noch die drei Nachrichten gespeichert war, die er natürlich noch nicht abgehört hatte, da er sie direkt bei der Aufnahme mitgehört hatte.

Aber als er gerade das Telefon abmurksen wollte, hatte es wieder geklingelt und leicht freudig und aufgeregt, was er sich aber niemals eingestehen würde, hatte er gutgläubig abgenommen.

Da die schlimmsten Anrufe ja schon eingekommen waren, hatte er keinen mehr von diesen erwartet und gehofft das nun endlich der entscheidene Anruf kommen würde.

Als sich dann aber wieder seine Mutter am anderen Ende gemeldet hatte, wäre er am liebsten aus dem Fenster gesprungen.

Sie hatte seine Termine mit seiner Managerin besprochen und gesehen, dass er heute Abend ja nichts vorhatte und kurzerhand das Abendessen schon auf heute Abend gelegt.

Sie war sehr ehrleichtert gewesen, dass sie ihn persöhnlich sprechen konnte, da er ja vorhin nicht da gewesen war und wenn sie auf seinen Ab sprach, bekam sie normalerweise gar keinen Rückruf, oder immer viel zu spät.

„Ich kill dich!“ Zischte nun Ruiza seinem Telefon entgegen, ließ sich dann aber kraftlos nach hinten fallen. Die Aufregung tat ihm nicht gut. Er wartete einen Augenblick, bis das Zimmer aufhörte sich zu drehen und setzte sich erst dann wieder auf.

Hätte er dieses Telefonat bloß nicht angenommen. Jetzt musste er heute Abend seine Eltern wiedersehen. Es gab keinen Weg drumherum. Am Telefon hatte er gegen seine Mutter nämlich keine Chance. Am Telefon war sie die bestimmteste Person auf diesem ganzen verdammten Planeten und Ruiza hatte es noch niemals geschafft, sich gegen sie zu wehren, während er mit ihr telefonierte.

Das war auch einer der Gründe, warum er telefonieren so sehr hasste und warum er niemals abnahm, wenn ihn jemand anrief. Wenn er nämlich abnahm lief er dauernd Gefahr in die Fänge seiner Familie zu geraten, genau wie es heute wieder passiert war.

Das Ganze wurde sogar noch dadurch verschlimmert, dass er heute Abend dort antanzen musste und vorher nicht mehr zum Friseur konnte. Es nahm immer schrecklichere Ausmaße an, umso mehr er darüber nachdachte. Er würde also leicht zerrupft in sein Elternhaus zurückkehren und sie würden wieder versuchen ihn nach Hause zu bekommen.

Aber dort hatte er dann einen Vorteil: Er würde nicht telefonieren.

Wenn er vor seinen Eltern stand, ihnen ins Gesicht sah während er mit ihnen redete, dann waren seine Chancen auf einen Erfolg größer als die ihren und das würde er ausnutzen, so wie er es bisher immer getan hatte.

Er verstand nicht, wieso sie immer noch dagegen waren, dass er modelte.So wie er von seiner Mutter erzogen worden war, hätte man annehmen können, dass sie stolz auf ihn wäre. Aber nein, das war sie nunmal nicht.

Ganz im Gegenteil. Sie versuchten ihn regelmäßig mit irgendwas zu ködern. Sie versuchten ihn wieder nach Hause zu bekommen und ihn zum studieren zu bekommen. Das ging inzwischen schon seit Jahren so. Schon als er noch zur Schule gegangen war, hatte er den Entschluß gefasst nach seinem Abschluß nicht zu studieren, sondern ein profesionnelles Model zu werden. Als seine Eltern das erfahren hatten, hatte es einen riesigen Streit gegeben.

Nicht nur zwischen ihm und seinen Eltern, sondern auch unter seinen Eltern selber. Auch sein kleiner Bruder wurde dort hineingezogen.

Sein Vater hatte seiner Frau vorgeworfen, dass sie seine Söhne falsch erzogen hätte und das diese ganze Entwicklung bloß ihre Schuld wäre. Seitdem versuchte sie nur noch, all das wieder gut zu machen, aber Ruiza weigerte sich.

Sie konnte ihn nicht erst so erziehen und dann erwarten, dass er sich von einen Tag auf den anderen wieder änderte.

So ging das nunmal nicht und er war glücklich mit seinem Leben so wie es nun war. Wenn sein Vater nun Probleme damit hatte einen Nachfolger für sich zu finden, der seine Firma übernehmen konnte, dann sollte das sein Problem sein. Ruiza würde auf keinen Fall nachgeben und die Fußstapfen seines Vaters treten.

Ruiza warf noch einen bösen Blick auf das Telefon, bevor er aufstand und ins Bad ging. Wenn er schon nach Hause ging, dann würde er die Gelegenheit auch nutzen und seinen Vater ärgern.

Er schnappte sich ein Täschchen mit allerlei Nagellackfläschchen und eine Nagelfeile. Er seufzte leise, während er anfing seine Fingernägel zu feilen.

Früher hätte es seine Mutter gefreut, wenn er sich extra für einen Besuch bei ihnen so herausgeputzt hätte.

Sie hätte ihn gelobt, wie hübsch er aussehe und wäre furchtbar stolz auf ihn gewesen. Sie hatte sich halt immer Töchter gewünscht. Doch als sie dann nur einen Jungen bekommen hatte, war zwar ihr Mann sehr glücklich gewesen, sie selber aber nicht. Dafür hatte sie dann ihren Sohn erzogen wie ein Mädchen.

Als Ruiza klein gewesen war, hatte er kaum Kleidung für Jungen gehabt. Sein ganzer Schrank war voll gewesen mit Kleidern, Röcken und hübschen Blusen und ihm hatte das überhaupt nichts ausgemacht. Er hatte schwarze, lange Haare gehabt und obwohl er im Kindergarten immer von den Anderen dafür gehänselt worden war, hatte es ihm nichts ausgemacht.

Schon damals hatten ihn die Meinungen anderer nicht viel interessiert. Er stand da halt drüber.

Als er fünf geworden war, hatte er einen kleinen Bruder bekommen und wieder war seine Mutter enttäuscht gewesen, dass sie nicht das so lang ersehnte Mädchen bekommen hatte.

Um ihre Enttäuschung zu verarbeiten, geschah mit ihrem zweiten Sohn genau das selbe wie mit ihrem ersten.

Sie brachte beiden bei sich richtig zu benehmen und wie man sich richtig bewegte. Keiner der beiden Brüder war jemals mit einem aufgeschlagenen Knie nach Hause zurückgekehrt, oder dreckig vom spielen mit den Nachbarskindern. Keiner kletterte jemals auf einen Baum oder spielte Fußball auf der Straße.

Sie hatten beide perfekte Manieren und spielten meistens mit Mädchen. Sie trugen lange Haare und Kleider und überhaupt hätten alle Aussenstehende sie für Mädchen gehalten.

Seine Mutter, die früher selber ein Model gewesen war, hatte dies alles mit Wohlwollen betrachtet. Sie hatte zwar zwei Jungen zur Welt gebracht, aber zwei der hübschesten Jungen die es überhaupt geben konnte. Die junge Frau, die, seit ihrer Heirat mit dem erfolgreichen Firmenboss, nicht mehr arbeitete, sondern in einem riesigen Haus lebte und nur noch Angestellte rumscheuchen konnte, fühlte sich wie in einem goldenen Käfig und hätte sie nicht ihre beiden Kinder gehabt, wäre diese Ehe wahrscheinlich schnell in die Brüche gegangen. Sie vermisste ihre Arbeit und so kam es, dass sie sich öfters aus ihrem Gefängnis befreite und alte Arbeitskollegen besuchen ging und ihnen bei der Arbeit zusah, selbst wenn sie wusste, dass dies ihre Sehnsucht nach ihrer Arbeit nur weiter schüren würde.

Einmal hatte sie ihren älteren Sohn dabei, der gerade kurz vor seiner Einschulung war und kaum hatte sie mit ihm den Raum betreten, waren alle Anwesenden entzückt von dem hübschen, kleinen Mädchen. Als sie dann nach einem kurzem Moment unverholenem Stolzes das Missverständnis aufgeklärt hatte, dass Ruiza kein Mädchen sondern ein Junge war, hatte dies die Begeisterung keinesfalls getrübt, sondern alle waren nur noch mehr Feuer und Flamme. Ein Junge der so hübsch und zierlich war, so gepflegt und manierlich und sich außerdem noch mit solch einer Geschicklichkeit bewegte, das sah man nicht oft.

Nach einige Dikussionen mit ihrem Mann, hatte sie ihn dazu überredet, dass Ruiza für einige Kinderkollektionen modeln durfte. Sie war sehr stolz auf Ruiza gewesen und hatte selber die Stellung als Ruizas Managerin eingenommen.

Sie sorgte dafür, dass er nicht zu viel Arbeit hatte und pickte die besten Aufträge raus. Sie fuhr mit ihm zu jedem Shooting und erledigte allerhand Anrufe. Ihr kleiner Sohn wurde zu einem der gefragtesten Kindermodels Japans und kaum einer der Leute, die die Bilder sahen ahnten, dass es sich auf diesen Bildern nicht um ein Mädchen handelte, sondern um einen Jungen. Die stolze Mutter stand daneben, befreit aus ihrer kleinen Welt und endlich wieder in dort, wo sie sich so lange hingesehnt hatte. Zwar nun nicht mehr in der selben Position wie einst, aber sie konnte letztendlich alles was ihrem Sohn in ihrer Welt passierte, beobachten und miterleben und das war genug Ausgleich um sie glücklich zu machen.

Aus den paar Aufträgen die sie ihrem Mann einst versprochen hatte, wurden immer mehr und so kam es, dass Ruiza seit seiner Einschulung bis zur High School regelmäßig modelte.

Sein Vater hatte dies immer mit wachsendem Misstrauen beobachtet und streng verboten, dass sein anderer Sohn auch modeln durfte und als sich nun die Gelegenheit bat, entschloss er, dass Ruiza genügend unter dem Einfluss seiner Frau gelebt hatte und nun mehr in eine männliche Umgebung kommen sollte, um von dieser etwas männlicher geprägt zu werden. Da dies aber schwer möglich war, da seine Frau keineswegs gewillt war, sich von ihrem Sohn fern zu halten, verständlicher Weise, beschloß er, seinen Sohn auf ein Internat zu schicken. Ein teures Jungeninternat, mit einem sehr guten Ruf.

Dass er sich damit in sein eigenes Tor geschossen hatte, ahnte er nicht, sondern war stolz einen Weg gefunden zu haben, wie Ruiza nicht drumherum kam mit anderen Jungen seines Alters zusammen zu sein und gezwungen war sich auch mit Jungen anzufreunden, weil dieser das bis zu diesem Zeitpunkt vermieden hatte und sein Freundeskreis nur aus Mädchen bestand.

Erst schien alles wie geplant zu laufen, Ruiza schien sich gut eingelebt zu haben, obwohl er anfangs versucht hatte sich zu weigern. Als sein Sohn dann aber eines Tages mit seinem ersten festen Freund nach Hause kam, wurde ihm klar, dass sein hübscher, eher etwas weiblich wirkender Sohn in einem reinen Jungeninternat schnell Anklang gefunden haben musste.

Tatsächlich hatte Ruizas Erscheinungsbild von seinem ersten Tag an in der Schule für große Aufregung gesorgt. Der schmale Junge, mit dem hübschen Gesicht und den langen, schwarzen und seidigen Haar und der natürlichen Eleganz war vom ersten Moment an der Schwarm der ganzen Klasse gewesen. Ruiza selber hatte dies natürlich erst gar nicht verstanden, war ihm halt gänzlich fremd wie Jungen dachten. Doch nach und nach hatte er dazu gelernt und verstanden, dass er mit seinem Aussehen in dieser Schule noch viel erreichen konnte und hatte bald auch angefangen es geziehlt einzusetzen.

So kam es schnell, dass Ruiza ab seinem zweiten Schuljahr dort, die klügsten Schüler als Freund gehabt hatte und sich um seinen schulischen Werdegang keine Sorgen mehr machen musste.

Nachdem er seinen ersten Freund einmal mit nach Hause gebracht hatte, musste er aber schnell feststellen, dass all dies überhaupt nicht im Sinne seines Vaters war und nachdem er einige hitzige Gespräche mit seinen Eltern geführt hatte, entschied er sich zur Rebellion.

Wenn sein Vater keinen schwulen Sohn haben wollte, war das nicht sein Problem. Seiner Meinung nach, war es allein die Schuld seines Vaters, dass es überhaupt dazu gekommen war und dieser sollte nun mit den Konsequenzen leben.

Er führte ein etwas entspannteres Gespräch mit seiner Mutter und überredete sie dazu, dass er wieder anfangen durfte zu modeln und dass er das Geld zusätzlich zu seinem Taschengeld, behalten durfte.

Anstatt das Geld aber auszugeben, sparte er seine gesamten Einkünfte bis zu seinem Schulabschluss, machte mit seinem Freund Schluss, ließ sich von seiner Managerin, die schon lange nicht mehr seine Mutter war, eine Wohnung besorgen und teilte seinen Eltern mit, dass er nicht nach Hause zurückkehren würde und auch nicht studieren wollte, sondern dass er alleine leben würde und als Model arbeite.

Seine Eltern waren nicht einverstanden, schafften es aber auch auf keine Weise Ruiza wieder nach Hause zu bekommen und nachdem Ruiza tatsächlich Erfolg mit seinem Plan zu haben schien und nach seinem 20. Geburtstag, er also volljährig war, mussten sie sich Wege suchen ihn irgendwie nach Hause zu bekommen. Leider schien Ruiza nicht gewillt nachzugeben oder gar nebenbei zu studieren, aber sie gaben nicht auf.

Alles zusammen löste dann den größten Streit aus, den es jemals in ihrer Familie gegeben hatte. Der Vater, wütend über sich selbst und der Entwicklung, beschuldigte seine Frau, Ruiza zu weiblich erzogen und ans modeln gebracht zu haben. Das war besonders schlimm, weil er so seinen Nachfolger verlor.

Außerdem schien es bei dem jüngeren Sohn auch nicht besser zu laufen, da dieser auch schon viel zu weiblich wirkte, sich schminkte, Röcke trug, etc…

Wieder versuchte sein Vater all das persöhnlich wieder zu korrigieren, was diesmal dazu führte das seinem Jüngsten eingebläut wurde, dass er der einzige Erbe war und ihn nicht enttäuschen durfte.

Ruiza hatte Mitleid mit Uruha, der nun die ganzen Erwartungen seines Vaters erfüllen musste und dafür hart arbeitete, da er seinen Vater nicht enttäuschen wollte.

Es war gewiss nicht leicht mit dieser Last zu leben, aber Uruha machte Ruiza niemals einen Vorwurf, obwohl all dies nicht passiert wäre, wenn Ruiza sich nicht den Einfluss seiner Eltern entzogen hätte. Sein kleiner Bruder freute sich sogar immer sehr, wenn Ruiza zu Besuch kam.

Ruiza lächelte mitleidig und besah sich dann prüfend seine Fingernägel. Er hatte sie schwarz lackiert ohne es zu bemerken.

Wahrscheinlich hatte er automatisch die Farbe genommen, die momentan am besten zu seiner Stimmung passte.

Er stand langsam auf, damit ihm nicht wieder schwindelig wurde und stellte seine Sachen zurück. Er betrachtete sich einen kurzen Moment im Spiegel, bevor er das Bad verließ und ins Schlafzimmer ging.

Er öffnete den Schrank und ging hinein. Er lächelte, als er daran dachte, dass früher all seine Klamotten in einen einfachen Schrank gepasst hatten. Inzwischen wurde ein ganzes Zimmer als Schrank geopfert und selbst dieses Zimmer war schon ziemlich voll.

Er wählte einen hübschen, blutroten Frauenkimono aus, der eine Maßscheiderung war. Er war voller schöner, kunstvoller Bestickungen und war nur für ein Fotoshooting angefertigt worden. Er hatte ihn behalten dürfen, weil man eh danach keine Verwendung mehr für ihn gehabt hätte.

Sein Vater würde ein entsetztes Gesicht machen, wenn Ruiza mit einem Frauenkimono auftauchen würde und genau deswegen hatte Ruiza diesen ausgewählt. Er freute sich jetzt schon wie Blöde bei dem Gedanken daran.

Den Kimono über seinen Arm gelegt, verließ er wieder seinen Schrank und breitete ihn auf dem Bett aus.

Bevor er sich umzog musste er noch duschen, dann würde er sich anziehen, seine Haare machen, sich schminken und dann würde er in einen Bus steigen und zu sich nach Hause fahren.

Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken, dass er mit dem Bus fahren sollte. Er könnte natürlich auch seine Managerin bitten ihm ein Taxi zu bestellen, aber er wollte das selber in die Hand nehmen und da er sogar schon wusste, welchen Bus er nehmen musste und dafür nicht, wie er sich ein Taxi rufen konnte, würde er mit dem Bus fahren.

Uruha war ihn einmal besuchen gekommen und Ruiza hatte ihn später zur Busstation gebracht und daher wusste er, mit welchem dieser Busse er fahren musste. Dass er tatsächlich dieses Detail behalten hatte, wunderte ihn selber, aber würde sich deswegen bestimmt nicht beschweren und selstamerweise war er sich sogar sicher was den Bus anging.

Als er fertig angezogen und gestylet war, betrachtete er sich noch einmal abschätzend im Spiegel, bevor er dann seine Wohnung verließ, nicht ohne vorher seinem Telefon noch einen bitterbösen Blick zuzuwerfen. Es hatte doch die ganze restliche Zeit tatsächlich kein einziges Mal mehr geklingelt.

Ruiza zwang sich an etwas anderes zu denken und lief auf direktem Wege zu der Bushaltestelle, einen großen schwarzen Schirm über sich aufgespannt, der ihn vor dem heutigen Dauerregen retten sollte. Wenn er sich nicht irrte, dann müsste jeden Moment ein Bus kommen und das war gut so, denn er hatte nicht die geringste Lust zu warten. Ob er zu spät kam oder nicht interessierte ihn nicht, denn selbst wenn er diesen Bus erwischte, würde er noch später kommen, als seine Mutter ihn gebeten hatte. Das hatte er extra so eingeplant.

Er spürte alle Blicke die auf ihm lagen und lächelte zufrieden vor sich hin. Wie immer stand er im Mittelpunkt. Er mochte es, wenn er auffiel und er wusste wie er sich zu verhalten hatte, damit er den Leuten auch etwas bot.

Er wusste wie er gehen musste, damit ihm die Männer nachsahen, genauso wie er es auch schaffte, dass die Frauen ihn attraktiv fanden.

Jedes gute Model wusste das. Man musste für jede Zielgruppe anziehend wirken und Männer sprachen ganz andere Sachen an, als Frauen.

Normalerweise reizte es ihn mehr, den Männern zu gefallen, weil er dies als Mann, als eine größere Herausforderung empfand. Als hübscher, gutgebauter, junger Mann den Frauen aufzufallen, war nicht schwer. Aber einen Mann dazu zu bringen, einen anderen Mann auf den Arsch zu starren, war durchaus kniffliger.

Aber das beherrschte er inzwischen auch.

Heute aber, konzentrierte er sich auf die Frauen. Er wirkte selber heute sehr weiblich und so köderte er eh automatisch die Männer.

Nebenbei wollte er unversehrt ankommen und wenn er Männer in diesem Outfit auch noch provozierte, so war ihm das nicht wirklich geheuer. Er war schließlich seit Ewigkeiten das einzige Mal alleine unterwegs.

Ruiza setzte sich an der Bushalte stelle und zupfte vorsichtig seinen Kimono zurecht. Sein Vater würde durchdrehen wenn er ihn so sah. Er lächelte leicht süffisant und fing einen verträumten Blick von einem jungen Schulmädchen auf, dass auf der anderen Straßenseite stand.

Er unterdrückte ein Grinsen und zwinkerte ihr zu. Kaum war sie rot geworden und schnell weitergelaufen, hielt der Bus vor ihm und er stand anmutig auf und stieg in den Bus.

Er ignorierte gekonnt das Gaffen des Busfahrers und kaufte sich sein Ticket.

Die Busfahrt war unerwartet lange, so dass ihm wieder mal klar wurde, wie sehr er sich damals bemüht hatte besonders weit von seiner Familie zu fliehen.

Als er bei sich zu Hause ankam, war die Sonne schon untergegangen, aber es regnete unaufhörlich weiter. Auch war es an diesem Tag ziemlich kalt, aber Ruiza hatte sich gegen eine Jacke entschieden, da keine seiner Jacken zu diesem Kimono passten.

Die Tür wurde ihm sofort von einem Hausmädchen geöffnet, von dem er schwören könnte, dass er sie noch nie gesehen hatte. Ohne ein Wort zu ihr zu sagen, betrat er das Haus drückte ihr seinen Schirm in die Hand und ließ sich von einem weiterem Hausmädchen zu seiner Familie bringen, die inzwischen wohl schon seit fast einer halben Stunde auf ihn wartete.

Als er den Salon betrat waren nur seine Eltern anwesend und unterhielten sich leicht ungehalten miteinander. Kaum hatte Ruiza das Zimmer betreten, brachen sie das Gespräch ab und seine Mutter kam auf ihn zugeeilt.

„Ruiza! Schatz, wie schön dich zu sehen.“ Er sah ihren bewundernden Blick, als sie sein Erscheinungsbild musterte, aber sie versteckte ihn schnell wieder. Schließlich war ihr Mann anwesend.

Sie umarmte ihn mütterlich und strich über seine Haare. Sie sagte nichts zu ihnen, aber er wusste, dass sie bemerkt hatte, dass er zum Friseur musste. Inzwischen war sein Vater auch zu ihm getreten. Von ihm bekam er keine Umarmung und auch sonst keine Geste, die vermuten ließ, dass er seinen Sohn vermisst hatte.

Auch der missbilligende Blick und das Kopfschütteln über Ruizas Auftreten war nicht übersehbar, doch zu Ruizas Verwunderung, sagte er nichts.

Sie setzten sich alle auf eines der teuren Sofas und bekamen von einer weiteren Bediensteten ein Getränk, während seine Mutter nach Uruha schickte.

Ruiza musterte seine Mutter verstohlen aus den Augenwinkeln. Er hatte sie immer als junge dynamische Frau in Erinnerung gehabt, da sie sehr früh geheiratet und Kinder bekommen hatte.

Tatsächlich hatte sie gerade Mal mit 19 Ruiza bekommen und mit 24 Uruha. Inwischen war sie also erst 40 Jahre alt. Aber sie sah älter aus. Sie hatte Falten bekommen und wirkte müde. Sein Vater dagegen, der sowieso 8 Jahre älter als seine Frau war, sah genauso streng und missmütig aus, wie er ihn in Erinnerung hatte.

„Du hast deine Haare gebleicht.“

Diese Feststellung seines Vaters durchbrach die unangenehme Stille, die sich über den Raum gelegt hatte. Ruiza fasste sich unwillkürlich ins Haar und zupfte leicht an einer Strähne. Er hatte vergessen, dass sie das noch nicht wussten. Die Haare hatte er nun schon fast sein fünf Monaten so.

Er war verwundert, dass er es tatsächlich so lange geschafft hatte, alle Anrufe seiner Mutter zu ignorieren.

Er seufzte leise. Seine Glückssträhne war also vorbei. Dass er hier saß, war der eindeutige Beweis. Ab jetzt ging es also abwärts. Immer weiter auf die Hölle, mit anderen Worten sein Elternhaus, zu.

„Ja, aber schon länger. Meine Agentin meinte, dass würde mir sicher gut stehen und ich würde damit reifer wirken.“

Es wäre unhöflich gewesen, nicht zu antworten, aber er bezweifelte, dass sein Vater überhaupt richtig zugehört hatte.

Kaum hatte er den Mund wieder geschlossen, ging eine Tür auf und Uruha betrat den Raum. Ruiza lächelte erleichtert darüber, dass er nicht mehr alleine mit seinen Eltern hier eingesperrt war und stand auf um seinen kleinen Bruder zu begrüssen.

„Waaah~ Die Haare sind geil Rui!“ Uruha war zu ihm getreten, hatte ihn kurz umarmt und friemelte jetzt begeistert an Ruizas Haaren rum.

Im Gegensatz zu seinen Eltern, hatte Uruha gewusst, dass Ruiza sich die Haare gebleicht hatte, da sie regelmäßig miteinander telefonierten.

Ruiza fühlte sich schuldig, dass Uruha nun doppelt unter ihren Eltern zu leiden hatte und fühlte sich auch verpflichtet, ihn wenigstens nicht ganz alleine damit zu lassen.

Uruha hätte wahrscheinlich noch ewig lange Ruizas Haare begutachtet, aber sein Vater zog rasch einen Schlußstrich, indem er Uruha barsch anfuhr, dass er sich setzen solle.

Dem Älteren der beiden Brüder entging nicht, dass Uruha zusammenzuckte, bevor er aprupt verstummte, einen Schritt zurück wich und sich setzte. Trotzdem lächelte er.

„Warum bist du denn davon so begeistert? Du hast deine Haare doch seit Ewigkeiten schon gebleicht!“

Ruiza versuchte die Stimmung um Uruhas Willen etwas aufzulockern, aber es schien nicht ganz klappen zu wollen und Uruha lächelte nur schwach zu diesem Satz und nickte leicht.

Also warteten alle Anwesenden nur darauf, dass die Zeit rasch vorbei ging und ein Hausmädchen ihnen mitteilen würde, dass das Essen serviert wäre und sie alle zu Tisch gehen könnten.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

So, damit haben wir dann wohl das große Geheimnis um Ruiza gelüftet XD Seine familie ist in meinen augen noch schlimmer als die von Hizumi, weil Hizumis Familie ist es auf eine liebenswerte art... >.<

Ich hoffe wirklich es hat euch gefallen.
 

Preisfrage: Wer weiß, wer der blonde, kleine, seelig grinsende Junge ist? *grien* Ich wüsste gerne ob jemand das herausfindet. Überhaupt...es gab noch zwei Charas, die ihr kennen müsstet, aber vielleicht nicht bemerkt habt, weil sie nur nebenbei und nicht namentlich erwähnt wurden. Wenn sie jemand findet, würde ich mich sehr freuen ^.~ (so nebenbei, bisher war keiner der einen tipp abgegeben hat richtig und nein, tasuki, das model, welches mit Ruiza arbeitete, gehört nicht dazu. Der wird nicht mehr vorkommen ^^)

1.6

Ich wollte dieses Kapitel eigentlich früher hochladen, aber dann hab ich doch erst die light version vom fünften hochgeladen und blablabla, dafür kann ich jetzt garantieren, dass dies keine light version benötigen wird, weil wirklich nichts passiert, was man adult setzen müsste. Niemand wird gewalttätig oder sexuell anzüglich ^___^ Ich hab ein gaaaaanz braves Kapitel geschrieben, welches mir aber trotzdem sehr gut gefällt. Aber letztendlich müsst ihr ja darüber bestimmen, ob es gut ist, oder nicht, also halte ich jetzt besser wieder die Klappe. XD

Hmm...es ist lang und in zwei Teile aufzuteilen. Endlich stellt Hizumi wirklich mal unter beweis, dass er ein verliebter Trottel ist, wie ich es doch so nett

in seiner Charakterbeschreibung erklärt habe.

Viel Spaß mit dem 6. Kapitel. ^^
 


 

~~~1.6~~~I dreamed a long time of you~~~1.6~~~
 


 

Als Hizumi am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich schlimmer als je zuvor. Er drehte sich auf die Seite, auf der Suche nach einer angenehmen Position, fand aber keine.

Dies war eigentlich auch kein Wunder, denn wer schlief schon gut auf einer Isomatte? Wahrscheinlich nur irgendwelche Yogaidioten oder ein Fakir. Er jedenfalls verfluchte diese verdammt harte Isomatte, als er Shizumis Schrank zur Seite schob, um ins Bad zu gelangen. Sein Rücken schmerzte höllisch und er spürte Muskeln, von welchen er noch nicht mal gewusst hatte, dass er sie besaß.

Obwohl Shizumi sich sonst immer so toll zurecht fand bei ihnen zu Hause, hatte er im ganzen Haus keine Matraze auftreiben können und da Hizumis altes Zimmer inzwischen schon zum Bonsaigarten umgestaltet war, hatte er nunmal in Shizumis Zimmer schlafen müssen.

Erst hatte er vorgehabt unten im Wohnzimmer auf dem Sofa zu schlafen, aber seine Mutter hatte ihn vorher gewarnt, dass heute um sieben Uhr in der Früh Arbeiter anrücken würden, um einen neuen Pakettboden zu legen.

Also hatte Hizumi nachgegeben und zugestimmt in Shizumis Zimmer zu schlafen, in der Hoffnung, dass er eine Matraze bekommen würde, denn er war sich seiner Erinnerungen an eine Matraze sicher gewesen.

Er hatte sich mit Shizumi und Ruka im Schlepptau also auf die Suche gemacht, aber irgendwann dann aufgegeben und versucht sich mit der Isomatte aus Shizumis Zimmer anzufreunden.

Ruka hatte ihm auf die Schulter geklopft und gesagt, dass man sich auf ihr ganz gut läge, denn er würde auch immer mit ihr Vorlieb nehmen, wenn er bei Shizumi übernachtete.

Nun, diese Isomatte schien eindeutig etwas gegen Hizumi zu haben, denn er hatte nichts davon bemerkt, dass man gut auf ihre läge.

Er verfluchte noch einmal Ruka und die Matte, während er runter ging zum frühstücken.

Er hörte Gepolter aus dem Wohnzimmer, als er daran vorbei ging und als er in die Küche trat, saß Shizumi schon am Küchentisch und las Zeitung. Sein Vater, der neben Shizumi las, hob den Kopf, schenkte ihm einen Blick und trank weiter seinen Kaffee.

Seine Mutter konnte Hizumi nirgends entdecken, aber er vermutete, dass sie die Arbeiten im Wohnzimmer überwachte, immernoch wütend darüber, dass sie es nicht selber machen durfte.

Er setzte sich neben Shizumi an den Tisch, welcher nur leise ‚Morgen’ nuschelte und in sein Toast biss. Anscheinend standen interessante Sachen in der Zeitung.

Hizumi schüttete sich Kaffee ein und nahm sich ebenfalls einen Toast. Es war wahrscheinlich sinnlos zu versuchen ein Gespräch anzufangen, was ihm auch ein zustimmendes Nicken von Shizumi bestätigte.

Shizumi schien vollends zufrieden mit seiner Zeitung und dem Toast, welches leblos zwischen seinen Zähnen hing und nach Aufmerksamkeit bettelte. Shizumi war anscheinend sogar zu abgelenkt um zu kauen.

Sein Vater, selbst wenn er nicht wirklich beschäftigt war, würde eh nicht antworten, sondern ihm nur einen Blick zu werfen, welchen sein Sohn nicht deuten konnte.

Also musste Hizumi sich wohl oder übel selber beschäftigen. Er kaute leicht lustlos auf seinem Frühstück und kramte sein Handy aus der Tasche.

Er war enttäuscht, als er feststellen musste, dass er keine Anrufe bekommen hatte.

„Hat er nicht angerufen?“

Er hob leicht verwirrt den Kopf und schaute fragend zu Shizumi, der ihm gerade seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Irgendwas schien Shizumi wohl auf ihn aufmerksam gemacht zu haben.

Hizumi blickte nochmal auf sein Handy und schüttelte dann den Kopf. Nein, kein einziger Anruf. Er war abgehauen und hatte sich danach nicht mehr bei ihm gemeldet.

Fast hätte Hizumi sich darüber aufgeregt, dass Ruiza sowas doch nicht mit ihm machen konnte, nachdem sie miteinander geschlafen haben, aber er verwarf den Gedanken schnell wieder.

Er sollte sich wirklich langsam klar machen, dass zwischen ihm und Ruiza nichts dergleichen gelaufen ist.

Er hatte mit Miyavi geschlafen und Ruiza hatte er bloß geküsst. Nichts weiter!

Trotzdem, er hatte gehofft, dass Ruiza sich melden würde. Irgendeine Nachricht, warum er so plötzlich verschwunden war. Irgendwas wenigstens.

„Vielleicht wartet er genauso auf einen Anruf von dir.“

Wieder sah Hizumi erstaunt auf, als sein kleiner Bruder das sagte und runzelte die Stirn. Natürlich, dass konnte sein. Solche Missverständnisse waren ja nicht gerade unüblich. Obwohl er natürlich fand, dass es eindeutig an Ruiza war sich zu melden. Schließlich war dieser einfach abgehauen und nicht Hizumi.

Aber vielleicht hatte Ruiza ja auch bei Hizumi zu Hause angerufen und hatte ihm eine Nachricht auf dem Ab hinterlassen und wartete nun auf einen Rückruf?

Schon war er wieder Feuer und Flamme. Er würde Ruiza anrufen, ihm sagen, dass er nicht zu Hause gewesen war und dann würden sie die Sache klären.

Schnell würgte er sein Toast herunter und schüttete den Kaffee hinterher, bevor er seine Tasse wegräumte. Wenigstens hatte er sich heute das Frühstück nicht mehr selbst machen müssen. Okay, der Toast, den er sich geschnappt hatte, war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht für ihn bestimmt gewesen, aber er war schon dankbar dafür, dass Shizumi Kaffee für mehrere Personen gekocht hatte.

Hizumi suchte schon Ruizas Nummer raus, während er nach einem stillen Ort suchte, wo er telefonieren konnte, ohne von Arbeitern oder irgendwem anderen belauscht zu werden.

Schließlich ging er vor die Haustür und lehnte sich an diese, durch den Unterstand vorm Haus vor dem Regen geschützt.

Er seufzte frustriert auf, als nur Ruizas Ab ansprang und er die Ansage hörte, auf welcher dieser mit leicht entnervter Stimme ansagte, dass die, die es nötig hätten, ´ne Nachricht hinterlassen sollten, er würde dann vielleicht zurückrufen.

Schön, wenn Ruiza auf dem Anrufbeantworter schon prophezeite, dass sein Rückruf nicht garantiert war, sondern nur vielleicht erfolgen würde, dann schien es sich ja sehr zu lohnen, eine Nachricht zu hinterlassen.

Das Piepen erklang und Hizumi fühlte sich genötigt irgendwas zu sagen.

Erst bekam er keinen Ton heraus, traute sich aber nicht wirklich wieder aufzulegen, da er nicht so eine Psychonachricht hinterlassen wollte, wo nur sein Atem drauf zu hören war.

Also fing er rumzudrucksen, während er noch nachdachte, was er denn nun sagen wollte.

„Ah…ich..also.. ahm… ja~. Hier ist Hizumi.“ Brachte er schließlich hervor und lobte sich innerlich selbst dafür. Wahrscheinlich hatte das Ruiza vorher eh schon an der Stimme erkannt und an dem Rumgedruckse, welches ja stark an ihr erstes Telefonat erinnerte.

„Ich…jedenfalls…wollte dir nur sagen, dass ich gerade nicht zu Hause bin, du mich aber jederzeit auf dem Handy erreichen kannst. Wäre gut wenn du zurückrufst, wir müssen nämlich noch besprechen, wann wir die Fotos machen, weißt du?“

Sollte er noch irgendwas sagen? Er fühlte sich immer noch leicht überfordert, nachdem er dies ziemlich schnell in den Hörer gehaspelt hatte.

„Gut, dann…ruf zurück. Bye.“

Er legte erleichtert auf und atmete durch. Gut, so ging es doch.

Er rutschte mit dem Rücken an der Tür hinunter und starrte sein Handy an, als erwarte er, dass Ruiza jeden Moment zurück rufen würde.

Seine Gedanken wirbelte umher und überdachten nocheinmal seine Nachricht. Er hatte nicht wirklich alles gesagt, was er hatte sagen wollen.

Hmm…nein. Hatte er nicht.

. . .

Eigentlich hatte er nichts von dem gesagt was er sagen wollte. Aber es würde seinen Zweck erfüllen.

Ruiza würde ihn zurückrufen und dann konnten sie alles klären. Über ihren Kuss sprechen, ein Treffen ausmachen und beschließen, wann sie die Fotos machen konnten.

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn.

Tatsächlich hatte er den Kuss mit keinem Wort erwähnt. Dabei wollte er doch besonders wegen diesem Kuss mit dem Anderen sprechen. Natürlich auch weswegen Ruiza nach dem Kuss so fluchtartig die Wohnung verlassen hatte, aber darauf würden sie ja dann automatisch zu sprechen kommen.

Jedenfalls hoffte er das. Konnte ja auch sein, dass Ruiza nun dachte, Hizumi wollte sich über dieses Thema ausschweigen. Vielleicht dachte er ja, dass Hizumi das Ganze peinlich war und es für einen Fehler hielt, wenn er diese Nachricht hörte.

Vielleicht kam der Blonde ja sogar auf die Idee, dass Hizumi sich nur dafür interessierte, wann seine Arbeiten fertig wurden und das wars, dass er nichts von ihm wollte und dass sie die ganze Sache am besten vergaßen.

Möglicherweise war Ruiza dann wütend auf ihn, weil er mehr für Hizumi empfand und rief ihn dann gar nicht erst zurück, oder er rief zurück und wich diesem Thema aus?

Hizumi raufte sich verzweifelt das Haar, während er auf seinem Handy schon wieder Ruizas Nummer raussuchte.

Und zum zweiten Mal sprang nur Ruizas Ab an und zum zweiten Mal musste Hizumi drauf sprechen.

„Ja…etoou…Ich bins nochmal, Hizumi. Tut mir leid, wenn ich dir das ganze Band vollspreche…“

Ein leicht nervöses Lachen folgte und Hizumi hielt sich den Kopf. Was sollte er nun bloß sagen? Argh…schon wenn er darüber nachdachte, wurde er nervös. Am besten einfach drauf loslegen, so wie vorhin. Wenn er darauf achtete, dass er diesmal das Richtige sagte, dann würde es schon klappen.

„Vorhin hab ich wohl das Wichtigste vergessen. Also, weswegen ich eigentlich anrufe ist…na ja…weißt du, du bist letztens so schnell verschwunden. Ich hab mich deswegen nur gewundert. Na ja, könnte ja sein, dass etwas passiert ist, oder so. Dir geht es doch gut, nicht? Weil du hast dich nicht gemeldet. Ich hab mir etwas Sorgen gemacht und du gehst ja jetzt auch nicht ans Telefon. Jedenfalls würde ich gerne mit dir darüber sprechen…du weißt schon…über den Kuss. Ruf zurück, hai?“

Hizumi legte halb verzweifelt auf. Solche Nachrichten zu hinterlassen gehörte eindeutig nicht zu seinen Stärken. Es erinnerte ihn fast daran Selbstgespräche zu führen und das praktizierte er zwar manchmal, aber nicht in diesem Ausmaß.

Aber nun, da er so darüber nachdachte: Was wenn tatsächlich etwas passiert war?

Er hatte das vorhin nur gesagt, weil er sich irgendwie rausreden wollte. Die Sorgen hatten da gut reingepasst. Aber es machte eigentlich Sinn.

Ruiza trug doch immer einen Piepser bei sich. Was wenn ihn jemand angepiepst hatte, Ruiza gesehen hatte, dass es ein Notfall sein musste und deswegen so schnell abgehauen war?

Es konnte doch sein, dass der Jüngere gerade in einem Krankenhaus war und einem Freund die Hand hielt. Oder er war selber auf dem Weg ins Krankenhaus verletzt worden. Er hatte andere Sorgen oder war nicht in der Lage Hizumi zurückzurufen. Vielleicht war er auch noch gar nicht nach Hause gekommen, weil er jemanden aus der Patsche helfen musste und steckte nun selber bis zum Hals in Probleme.

Konnte ja sein, dass er versucht hatte Hizumi zu erreichen, es aber verzweifelt aufgegeben hatte, als dieser nicht ranging.

Diesmal suchte Hizumi nicht mehr die Nummer von Ruizas Wohnung raus, sondern dessen Handynummer.

Aber auch hier sprang nur die Mailbox ran. Langsam bekam er wirklich Übung darin auf soetwas zu sprechen.

„Hizumi desu. Ruiza, ich mach mir langsam wirklich Sorgen. Ist dir was passiert? Hast du Probleme? Melde dich doch bitte! Ich möchte nur Gewissheit haben, dass es dir gut geht. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Melde dich!“

Er legte auf und seufzte. Drei Anrufe innerhalb von 10 Minuten an ein und die selbe Person. Er konnte mit Fug und Recht behaupten, dass das wirklich sein persönlicher Rekord war.

Wie hypnotisiert starrte er auf sein Handydisplay und wartete, dass sich dort irgendwas regte. Als sein Bildschirmschoner dran ging, wäre er fast aufgeregt aufgesprungen und hätte ein Gespräch angenommen, das es natürlich nicht gab.

Stattdessen sank er nur wieder in seine alte Position und starrte weiter. Wenn nicht irgendwann die Tür, an die er angelehnt war, aufgegangen wäre, hätte er wohl noch den restlichen Tag in dieser Position verbracht. Aber so lag er nun auf den Rücken und schaute nach oben in das Gesicht Shizumis, welcher neben seinem Vater stand und auf ihn runter schaute.

Sein Vater verließ kurz darauf ohne einen Kommentar das Haus und Shizumi musterte Hizumi.

„Okay…wie oft hast du ihn schon angerufen? Du bist einer der verzweifelsten Menschen, den ich je gesehen habe. Lass mich raten…mindestens drei mal, nicht?“

Hizumi rappelte sich auf und warf seinem Bruder ein Blick zu, der zum Töten bestimmt war.

„Ich hab also ins Schwarze getroffen!“

„Hast du was anderes erwartet?“

„Nein!“

Shizumi freute sich wie ein kleines Kind, von einem Ohr zum Anderen grinsend und löste Hizumis verkrampften Griff ums Handy.

„Wenn er bis jetzt noch nicht zurück gerufen hat, kannst du bestimmt noch ein wenig länger auf den Anruf warten. Nutz deine Zeit lieber und lass dich nicht so hängen, dass ist ja erbärmlich.“

Damit legte er Hizumis Handy auf einer Komode ab, die Hizumi erst in diesem Moment bemerkte und sich ziemlich sicher war, dass die vorhin, als er vor die Tür gegangen war, noch nicht dort gestanden hatte, und verließ seinen großen Bruder.
 

(Ich hab 30.240 Wörter geschrieben *fiep*)
 

Hizumi wartete kurz bis Shizumi verschwunden war, trat dann schnell an die Komode und nahm wieder sein Handy in die Hand. Ein kurzer, überflüssiger Blick auf dem Display und er ließ es in seine Gesäßtasche verschwinden.

Shizumi hatte ja Recht. Er würde das Klingeln seines Handys schon hören, wenn Ruiza ihn anrief und was machte es schon für einen Unterschied ob er es vorher anstarrte oder nicht?

Am besten er beschäftigte sich in der Zwischenzeit mit etwas anderem. Er suchte all sein Zeugs aus dem Haus zusammen, verabschiedete sich von Shizumi und seiner Mutter, obwohl sie nicht wirklich zuhörte, sondern einen Arbeiter zusammenschiss, und verließ das Haus mit dem regenbogenfarbenden Schirm, von welchem er sich erinnerte, dass der sowieso mal ihm gehört hatte. Seine Mutter hatte ihm den Schirm mal zum Geburtstag geschenkt.

An der Bushaltestelle angekommen, musste er leider feststellen, dass der nächste Bus erst in einer knappen Stunde fahren würde.

„Tja, den Bus hast du um eine Haaresbreite verpasst.“

Hizumi wirbelte herum und musterte die Person die hinter ihm stand. Dass er nicht erkannte, um wen es sich handelte, war kein Wunder, denn eine Regenjacke mit Kapuze vereitelte die Sicht.

„Ahm…kennen wir uns?“

„Na ja…nicht wirklich. Ich bin ein Freund von Shizumi. Wir haben uns nur ein paar Mal flüchtig gesehen.“

Sein Gegenüber zog die Kapuze so weit zurück, dass Hizumi nun sein Gesicht erkennen konnte. Ein jugendliches Gesicht strahlte ihm entgegen und bald darauf machte es auch bei Hizumi klick.

„Ahh…du bist Hiroki, nicht wahr?“

Sein Gegenüber nickte und sah sich leicht unbehaglich um.

„Etou… ich weiß ja nicht, wie es mit dir ist, aber ich steh nicht gerne im Regen rum und ich muss meinem Bruder noch was bringen.“

Er nickte rüber zu einem Café, bevor er ihn dann fragte, ob er nicht mitkommen wollte. Hizumi erfuhr, dass Hirokis Bruder in diesem Café einen Job hatte und mit der Aussicht ins Trockene zu kommen, stimmte er zu und folgte Hiroki in das Café, welches sich als ziemlich gemütlich herausstellte.

Während Hiroki sich noch seiner Jacke entledigte, setzte sich Hizumi an einen Tisch und besah sich die Karte. Wenn die hier Tee hatten, würde er sich einen bestellen.

Er sah auf, als Hiroki sich zu ihm setztend, den Blick suchend durch das Café schweifen ließ.

„Ist er nicht hier?“

Hiroki schüttelte abwesend den Kopf, lächelte dann und winkte einen Jungen mit Schürze zu ihnen, der auch prompt auf sie zu kam.

Hizumi hatte sich schon sein Bild gemacht, welches daraus bestand, dass dies wohl Hirokis Bruder sein musste, aber dieses Bild wurde schnell zerstört.

„Hey Uruha.“ Begrüßte Hiroki den Jungen mit dem blondierten Haar, bevor er weitersprach, den entsetzten Blick Hizumis einfach ignorierend.

„Ist Hide nicht hier? Ich muss ihm was geben.“

Uruha lächelte leicht und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Er ist kurz hinten, ich hol ihn gleich. Wollt ihr was bestellen?“

Hizumi schluckte und lenkte seinen Blick krampfhaft auf die Karte, als Uruha seinen Blick zu ihm hatte rübergleiten lassen.

Verdammt. Das hatte Ruka also gemeint, als er Uruha mit heiß beschrieben hatte.

Uruha sah wirklich nicht aus wie ein 16jähriger. Er sah reifer aus und genau wie Ruiza hatte er ein besondere Ausstrahlung, so dass er ohne Probleme aus der Menge rausstach. Er war etwas kleiner als Ruiza und hatte deswegen als Model wahrscheinlich keine großen Chancen.

Hizumi bestellte sich einen grünen Tee und beobachtete dann, wie Uruha in die Hinterräume des Cafés verschwand und dann hinter der Theke seinen Tee zubereitete.

Es war faszinierend. Anscheinend lag diese Art sich zu bewegen in der Familie. Genau wie bei Ruiza wirkte jede Bewegung von Uruha perfekt. Es erinnerte ihn fast an die Art einer Geisha, nur das sowohl Uruha als auch Ruiza dabei nicht im geringsten schüchtern oder zurückhaltend wirkten, sondern sogar provozierend.

Es muss an ihrer Erziehung liegen, dachte er sich und nippte an dem Tee den Uruha ihm inzwischen gebracht hatte. Sonst würde es bei ihnen nicht so sebstverständlich und normal aussehen, sondern eher aufgesetzt.

Er wand seinen Blick wieder Hiroki zu, welcher seine Cola bekommen hatte und nun wie verrückt in seiner Hosentasche kramte.

„Was suchst du?“

Hirokis Bruder war zu ihnen getreten und musterte seinen kleinen Bruder, wie er in seinen Taschen kramte. Erstaunlich wie viele Taschen sich an einer einzigen Hose befinden konnten.

„Ma hat mir das für dich gegeben. Du sollst nachher einkaufen gehen.“

Hiroki drückte dem Größeren einen Zettel und etwas Geld in die Hand, bevor er ihn auf Hizumi aufmerksam machte.

„Hizumi, das ist mein Bruder Hide-Zou. Hide, das ist Hizumi. Er ist der große Bruder von Shizumi.“

Hizumi nickte Hide leicht zu und erntete ein freundliches Lächeln.

„Ich hab ihn vorhin an der Bushaltestelle aufgegabelt.“

Hide runzelte leicht die Stirn, bevor er dann anfing zu grinsen.

„Sag mal, wie kamen eure Eltern auf diese Namen? Ich meine ihren ersten Sohn nennen sie Hizumi und kaum kommt der Jüngere bekommt er den Namen Shizumi?“

„Na ja…ich würde sagen sie waren sehr einfallsreich.“

Seufzte Hizumi und zuckte mit den Schultern, als er ergänzte:

„Ich hab die Theorie, dass es ihnen Spaß gemacht hat. Mein Bruder meinte, dass sie es gemacht hätten, damit wir beide uns mehr miteinander verbunden fühlen. Sie haben wohl befürchtet, da wir so weit auseinander sind vom Alter her, würden wir nicht viel miteinander spielen. Wir sind schließlich sieben Jahre auseinander.“

Hide nickte verstehend.

„Ja, das klingt irgendwie nachvollziehbar.“

Er lächelte und verabschiedete sich dann von beiden, mit dem Argument, dass er noch arbeiten müsste und verschwand auch gleich an einen anderen Tisch, um dort eine Bestellung aufzunehmen.

„Gut, ich muss dann auch jetzt gehen. Dein Bus kommt genau um Fünfundfünzig. Bis dann…“

Hiroki zwinkerte ihm zu und trank seine Cola aus. Er winkte nocheinmal Uruha und Hide zu und ging dann, wieder tief in seine Regenjacke vergraben, aus dem Café.

Hizumi seufzte und rührte in seinem Tee rum. Er hatte noch viel Zeit, bevor er zur Bushaltestelle musste und er konnte hier nicht wirklich viel machen, außer seinen Tee zu trinken und vielleicht noch Leute zu beobachten.

Das machte er also auch. Er sah Uruha und Hide beim Arbeiten zu, betrachtete die Leute im Café genauer und langweilte sich trotzdem tödlich.

Wie jedesmal, wenn die Tür des Cafés aufging und einer neuer Gast eintrat, blickte Hizumi sofort zur Tür, denn wenn man sich tödlich langweilte, war man an allem was passierte interessiert.

Die Welt war nunmal klein. Sehr klein! Jedenfalls dachte sich das Hizumi, kaum hatte er den schwarzen Haarschopf, der durch die Tür getreten war, wiedererkannt. Okay, es war nicht verwunderlich, dass er hierher kam, schließlich wohnte er wahrscheinlich hier in der Nähe, aber Hizumi konnte sich sicherlich angenehmere Zeitgenossen vorstellen.

Durch die Tür war niemand anderes getreten als Kyo. 160cm groß, schwarzes, wuscheliges Haar und genau so ein böser Gesichtsausdruck, wie Hizumi ihn in Erinnerung hatte.

Auch Uruha hatte Kyo entdeckt und Hizumi beobachtete mit Genugtun, dass anscheinend nicht nur er dieses schreckliche Gemüt des Kleinen nicht ausstehen konnte. Auch Uruha schien davon nicht allzu begeistert und verschwand sofort hinter die Theke.

Kyo setzte sich provokant an diese und grinste Uruha herausfordernd an.

Nun ja. Hizumi musste zugeben, dass seine Langeweile langsam verschwand und er beobachtete leicht amüsiert die Szene, die sich ihm bot. Wenn er Ruka richtig verstanden hatte, und davon ging er aus, dann hatte Uruha durchaus Charakter und würde entsprechend auf Kyos Verhalten antworten.

Er beobachtete amüsiert, wie Kyo fünf Minuten lang versuchte Uruha auf sich aufmerksam zu machen, um etwas bestellen zu können, aber daran scheiterte, dass Uruha jeder Aufgabe nachging, es aber mit großer Geschicklichkeit vermied in Kyos Richtung zu schauen. Auch Hide schien eingeweiht zu sein, jedenfalls schenkte er Kyo keine Beachtung.

Richtig amüsant wurde es, als Uruha nicht mehr an den Tischen beschäftigt war, sondern hinter der Theke aufräumte und Kyo dies als seine Chance ansah und immer wieder versuchte Uruhas Blick aufzufangen.

Hizumi prustete leise los, als Uruha wieder einmal im letzten Moment einfach an die Decke sah, während er ein Glas polierte.

Irgendwie schienen die beiden einen privaten Kleinkrieg zu führen und Hizumi fand das persönlich sehr interessant und beschloss sich noch ein Wasser zu bestellen, damit er beim Beobachten etwas zu tun hatte.

Er hatte jedenfalls nicht so große Probleme wie Kyo, Uruhas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn kaum hatte er die Hand gehoben, eilte Uruha auch schon hinter der Theke hervor, anscheinend erleichtert, vor dem kleinen Schwarzhaarigen flüchten zu können.

Hizumi bestellte schmunzelnd sein Wasser und Uruha nahm schonmal seine leere Tasse mit. Hizumi sah ihm nach in der Hoffnung, noch mehr von diesem Krieg miterleben zu können, musste aber leider feststellen, dass sich Kyos Zielperson geändert hat.

Der bitterböse Blick des Kleineren lag nun eindeutig auf Hizumi und dieser schluckte schwer, als Kyo sich auch noch erhob und zu ihm ging.

Vielleicht hätte er sich doch nichts mehr bestellen sollen, dann hätte Kyo vielleicht nie bemerkt, dass er hier war. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass die Atmosphäre zwischen ihm und dem Anderen leicht angespannt war, als dieser sich ihm Gegenüber niederließ und er schon fast darauf schwören könnte, dass Knochenknacksen und Zähneknirschen aus Kyos Richtung kam.

Er seufzte. Er sollte nicht so unhöflich sein und Kyo bloß anstarren. Besonders nicht, wenn er dadurch den Anschein erweckte, dass er Angst hatte. Vielleicht war ihm zugegeben etwas unwohl. Aber das war doch nun wirklich nicht verwunderlich, wenn man mit solchen durchdringenden Augen angestarrt wurden, die aussahen als würden sie in Höhlen liegen. Wenn er sich mit ihm besser verstehen würde, hätte er ihn wohl gefragt, wie er das mit der Schminke machte, dass die Augen so wirkten, aber er fand das momentan nicht sonderlich passend.

Jetzt wurde ihm erst klar, was für eine Leistung Uruha vollbracht hatte, den Anderen zu ignorieren und dabei so gelassen zu wirken, denn ihm gruselte es schon ein wenig unter diesem Blick.

„Ahm….hey Kyo.“ Er biss sich auf die Lippe, um keinen dummen Witz loszulassen, der ihn gerade auf der Zunge lag. Er laberte gerne dummes Zeugs, wenn er sich unwohl fühlte.

Also sagte er nicht zu Kyo ‚Na, was verschlägt dich denn in diese Gegend, ähähähähääää~ und das am hellichten Tag.’, sondern schwieg. (Ich hoffe irgendjemand kapiert das T.T)[Kommentar von Beta: ‚xD lol’ «~ sie hats wohl verstanden]

„Du hast ja Nerven, hier aufzutauchen!“

Wahrscheinlich hätte er doch seinen dummen Witz loslassen können. Kyo schien eh schon so schlechter Laune zu sein, dass er das nicht mehr viel hätte verschlimmern können.

Bevor er etwas antworten konnte, wurde er auch schon wieder angefaucht.

„Erst schmeißt du dich an Ruiza ran und jetzt kommst du auch noch hier her! Willst dich wohl ein bisschen über ihn informieren, was? Seine Familie aushorchen, um besser an ihn ranzukommen. Aber ich sag dir eins Turnbeutelvergesser, du hast nicht den Hauch einer Chance! Er gibt sich nicht mit jedem ab. Du hattest bloß Glück, dass er zugesagt hat für dich zu modeln, aber mehr Glück wirst du nicht haben. Bald ist das Ganze vorbei und er wird sich nicht mal mehr an deinen Namen erinnern können! Ruiza gehört mir, ist das klar? Ich kenn ihn schon viel länger als du und viel besser, als du ihn jemals kennen wirst. Ich werde ihn nicht kampflos aufgeben und wenn er sich zwischen uns entscheiden muss, wird er sich für mich entscheiden, denn er mag mich. Er ruft mich sogar an! Hat er dich schonmal angerufen? Ich wette um 100.000 Yen, dass er es nicht hat. Und jetzt entschuldige mich, ich bin noch mit ihm verabredet!!“

Kyo war aufgestanden und hielt mitten in der Bewegung inne, als Uruha an Hizumis Tisch trat, diesem ein kleines Lächeln schenkte und ihm sein Wasser hinstellte.

„Ich hätte gerne die Rechnung.“

„Oh… schon okay, das geht aufs Haus. Du bist schließlich ein Freund von Hiroki, oder?“

Hizumi nickte einfach leicht verblüfft und bedankte sich leise bei Uruha, welcher langsam wieder hinter die Theke verschwand, ohne Kyo auch nur einen Blick zu würdigen.

Dieser starrte Uruha bloß hinterher, schien vollends in seiner Bewegung erstarrt zu sein.

Dann sammelte er sich wieder, warf erst Hizumi, dann Uruha einen bösen Blick zu und verließ das Café.

Hizumi seufzte und trank von seinem Wasser. Das waren ganz neue Erkenntnisse. Kyo liebte Ruiza. Er hatte nicht mal gewusst, dass die beiden sich kannten. Aber das taten sie anscheinend.

Hui~ und dabei musste Kyo sehr viel jünger sein als Ruiza, aber wirklich! Anscheinend waren die beiden sogar befreundet. Aber wenn er das so betrachtete, dann musste er zugeben, dass der Altersunterschied zwischen ihm und Ruiza wahrscheinlich ähnlich war.

Hizumi fasste kurz in seine Hosentasche und strich über sein Handy. Es hatte nicht vibriert und er hatte auch kein Piepsen wahrgenommen. Ruiza hatte nicht angerufen und auch keine Sms geschickt. Wieso hatte Kyo gesagt, dass er ihn ’sogar’ anrief. War Ruiza ein Telefonmuffel, oder was? Rief er nur Leute an, die er mochte?

Hieß das dann, dass er Hizumi nicht mochte, wenn er ihn nicht anrief?

Hizumi spürte einen Stechen in der Brust und ließ entmutigt seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
 


 

Der Krieg war noch nicht vorbei und er würde bestimmt nicht sobald aufhören. Es war eindeutig zu weit gegangen. Die Grenzen waren überschritten und nun hieß es auf der Hut sein vor weiteren Angriffen.

Ruiza lag auf seinem Bett und knetete seine Hände. Seine Haare waren zerstrubelt und er war immer noch nicht angezogen. Inzwischen war es zwar schon 2 Uhr, aber das brauchte ihn nicht zu interessieren. Es war Sonntag und sogar er hatte heute frei.

Zwar würde Kyo in einer viertel Stunde vorbeikommen, aber er hatte ja noch reichlich Zeit, sich vorher etwas anzuziehen und besonders zurecht machen brauchte er sich ja nicht extra für Kyo.

Er nutzte die Zeit lieber und starrte sein Telefon an. Es stand in der Aufladestation und daneben blinkte unaufhörlich sein Anrufbeantworter. Es waren 5 Nachrichten drauf, die er alle mitgehört hatte, gleich als sie draufgesprochen wurden und er verspürte nicht die geringste Lust nun aufzustehen um sie nochmal zu hören.

Er seufzte, rollte sich auf den Rücken und schlug sich verzweifelt die Hände vors Gesicht. Okay…er gab es ja zu. Es juckte ihn in den Fingern. Er musste sich sehr beherrschen, um nicht auf den Knopf zu drücken.

Aber das lag nur daran, dass ihm dieses verdammte Blinken auf den Geist ging. Im Moment ging ihm alles auf dem Geist. Dass es so hell in diesem Zimmer war, dass er nicht mehr schlafen konnte, dass seine Haare verstrubelt waren und er dringend zum Friseur musste, dass er demnächst aufstehen sollte, weil Kyo kommt, dass Hizumi ihn angerufen hatte, dass er nicht zurück rufen wollte, dass der Abend mit seinen Eltern gestern eine totale Katastrophe war, dass, dass, dass….

Er würde nicht rübergehen, beschloss er schließlich.

Er war schließlich im Krieg und das hieß, er musste das Telefon meiden. Er würde niemanden anrufen. Nicht Hizumi, nicht seinen Friseur und auch wenn ihm gerade niemand anderes mehr einfiel, den er anrufen könnte, diesen jemand würde er auch nicht anrufen.

Er verstand eh nicht, was er denn mit Hizumi besprechen sollte. Dieser Kuss war ein Ausrutscher gewesen. Sowas würde nie wieder passieren. Ihm würde sowas eh nicht passieren, normalerweise. Nicht wenn er es nicht vorher geplant hatte.

Früher war das alles immer sehr viel geordneter abgelaufen. Er hatte sich jemanden ausgeguckt, von dem er dachte, dass eine Beziehung mit ihm vorteilhaft wäre und dann hatte er sich einfach öfters in seiner Nähe aufgehalten. Nach kurzer Zeit hatte er ihn dann so weit gehabt. Alles schön vorgeplant und geordnet.

Aber dieses Mal hatte er nichts dergleichen vorher geplant. Warum auch? Wenn er was mit Hizumi anfing, würde ihm das nichts bringen. Er hätte einen Freund. Oh, toll! Das war dann aber wirklich ein Erfolg.

Ruiza schnaubte und streckte alle Viere von sich, während er die Decke anstarrte.

Er musste zugeben, dass ihm der Kuss gefallen hatte. Er hatte ihm wirklich gefallen. Es war anders gewesen als sonst. Er war nicht drauf vorbereitet gewesen und vielleicht hatte das ja den Unterschied gemacht.

Also war das Thema auch erledigt. Der nächste Kuss konnte nicht mehr so werden. Der nächste Kuss wäre nur noch der Zweite. Er wäre also nicht mehr so überraschend und damit auch nicht mehr so anders.

Die ganze Aufregung war umsonst. Dieser eine Kuss war vielleicht toll gewesen, aber wenn er ihn nocheinmal küssen würde, wäre das schon wieder verflogen.

Diese Mühe brauchte er sich also gar nicht erst machen und damit hatte er keinen Grund mehr Hizumi anzurufen.

Okay, vielleicht sollten sie Mal besprechen, wann sie die Fotos machen sollten, aber das hatte Zeit. Hizumi sollte sich mal nicht so anstellen. Wenn Ruiza das richtig mitbekommen hatte, dann hatten sie noch eine ganze Woche dafür und er würde bis nächsten Donnerstag sowieso keine Zeit haben. Morgen früh ging sein Flug, dann würde er hier erstmal wegkommen und Zeit haben Abstand zu gewinnen.

Abstand, um erstmal wieder den Überblick zu gewinnen. Ihm gefiel nicht, dass alles aus den Fugen geriet. Er saß hier und musste sich mit Mühe davon zurückhalten wie ein kleines Mädchen zum Telefon zu hüpfen, um die Nachrichten ihres Schwarmes zum fünften Mal abzuhören. Okay, es wäre das erste Mal, dass er sie abhörte, aber das war jetzt nicht so wichtig.

Eigentlich hätte er auf Hizumi wütend sein müssen.Verdammt wütend! Der Andere hatte sich über Ruizas Leben lustig gemacht, es runter gemacht. Er hatte abfällig von all dem geredet, was Ruiza sich aufgebaut hatte. Ruiza war ja mal gespannt, ob Hizumi mit 21 auch schon von zu Hause ausgezogen war und alleine lebte. Hizumi wusste wahrscheinlich noch nicht mal wie es war, jeden Tag arbeiten gehen zu müssen, damit man sich seine Wohnung leisten konnte. Damit man was zu essen bekam und nicht wieder zu den Eltern zurück musste.

Er wusste, dass er nicht so selbstständig war wie Hizumi es vielleicht schon war. Aber er war auch drei Jahre jünger und lebte noch nicht so lange alleine. Dafür brauchte Hizumi Unterstützung von seinen Großeltern um sich seine Miniwohnung leisten zu können und Ruiza konnte sich ein viel schönere und größere Wohnung leisten und das, obwohl er noch ganz am Anfang seiner Karriere stand.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es klingelte.

Erschrocken flog sein Blick zu seiner Uhr und musste festellen, dass die 15 Minuten vorbei waren und dass nun Kyo, pünktlich wie immer, vor seiner Tür stand.

Er krabbelte ächzend aus seinem Bett und zur Tür, stand dort erst Mal auf und öffnete Kyo entschuldigend lächelnd die Tür.

„Ohayou… tut mir leid, ich war noch im Bett. Komm rein.“

Er trat einen Schritt zur Seite um Kyo hereinzulassen, welcher ihn eindringlich musterte. Es schien ihm als wäre Kyo wegen irgendwas aufgebracht, aber war sich nicht sicher ob es klug war nachzufragen.

„Was heiß hier ’Ohayou’? Es ist 2.15 Uhr! Es ist Mittags. Du bist wirklich total verpennt.“

Er hatte sich wohl geirrt. Kyo hatte fröhlich wie immer geantwortet, als er eingetreten war und ein breites Grinsen schmückte sein Gesicht, was wahrscheinlich auch daher rührte, dass Ruiza bloß Boxer trug und sonst vollkommen unbedeckt war.

„Etou…hai. Ich geh mir was anziehen. Kannst dich ja schonmal ins Wohnzimmer oder so setzen…“

Er fuhr sich leicht verlegen durchs Haar und verschwand dann schnell mit seinen Klamotten ins Badezimmer, um auch gleich seine Haare wieder unter Kontrolle zu bringen.

Endlich fertig angezogen betrat Ruiza sein Wohnzimmer, ließ fragend seinen Blick kreisen und rief dann leicht verwirrt nach Kyo.

Dieser steckte seinen Kopf aus dem Schlafzimmer und wieder hatte Ruiza den Eindruck, dass der Kleine irgendwie sauer war.

„Du hattst doch ‚ins Wohnzimmer oder so’ gesagt. Gilt das Schlafzimmer nicht als ‚oder so’?“

Ruiza antwortete nicht, sondern trat einfach zu Kyo in das Zimmer. Er verstand nicht wirklich, was Kyo hier wollte, aber der Ton, den der Andere drauf hatte, war ihm nicht geheuer. Auch verfolgte ihn nun Kyos Augen mit einem düsteren Blick und er hatte keinen blassen Schimmer, was er denn verbrochen hatte.

Er ließ seinen Blick schweifen und wollte Kyo schon wieder vorschlagen, sie sollten doch ins Wohnzimmer gehen, als er bemerkte, dass das Lämpchen an seinem Ab nicht mehr blinkte.

Fragend sah er zu Kyo, welcher ihn böse von unten her ansah.

„Hast du..?“ Begann er, wurde aber von Kyo unterbrochen.

„Von welchem Kuss hat Hizumi gesprochen?“

Ruiza blinzelte, sah von Kyo zum Ab und wieder zurück. Er hatte sich also tatsächlich die Nachrichten angehört. Er spürte wie Wut in ihm hochloderte.

„Wie kannst du es wagen, dir meine Nachrichten anzuhören? Das ist privat! Sowas macht man nicht!“

„Das Lämpchen hat geblinkt! Du hasst es, wenn es blinkt! Ich wusste, da muss irgendwas besonderes drauf sein, wenn du es blinken lässt! Also beantworte meine Frage!“

Ruiza schnaubte empört und verließ das Schlafzimmer. Kyo benahm sich ja schon fast so, wie ein eifersüchtiger Freund, der herausbekommen hatte, dass Ruiza ihn betrogen hatte.

„Das ist doch lächerlich. Was geht dich das denn an?“

Fauchte er zurück und ließ sich mit verschränkten Armen auf seinem Sofa nieder. Schon hörte er, wie Kyo ihm folgte. Das wütende Stampfen des Anderen war nicht wirklich zu überhören.

„Habt ihr euch geküsst?“

Wieso bestand er nur so darauf, dass er ihm das sagte? Wenn er jetzt ‚Ja’ sagte, was würde das für einen Unterschied machen?

„Sag jetzt bitte, ob du ihn geküsst hast!“

Ruiza sah auf und funkelte Kyo an.

„Aaah~, auf einmal haben nicht mehr ‚wir uns geküsst’, sondern nun hab ‚ich ihn geküsst’, was? Jetzt wird mir die Schuld in die Schuhe geschoben! Überhaupt wüsste ich gerne, wieso es hier einen Schuldigen gibt und wieso du so verdammt wütend bist!? Wen ich küsse, ist doch ganz allein meine Sache. Außerdem solltest nicht DU auf MICH wütend sein, sondern genau andesrum. Schließlich habe ich nichts Falsches gemacht, im Gegensatz zu dir. Du bist schließlich einfach so in mein Schlafzimmer gelatscht, siehst an meinem Ab ein Lämpchen blinken und denkst dir dann ‚ach, hören wir mal Ruizas Nachrichten ab. Mal schauen, wer ihn so anruft!’ und dann machst du das auch noch! Ich finde, das sieht ganz so aus, als wärst du hier der Übeltäter und nicht ich!“

Immernoch aufgebracht bemerkte Ruiza, wie eine Veränderung in Kyos Gesicht vorging. Seine Gesichtszüge wurden weicher und er sah aufeinmal schon fast beschähmt aus.

Nun gut, wenigstens sah er ein, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ruiza atmete tief durch und Kyo setzte sich neben ihn, nicht sicher, ob er etwas sagen durfte.

„Ich….ich fühlte mich nur so übergangen. Ich hab gedacht, du würdest mir sowas sagen.“ Murmelte Kyo schließlich leicht kleinlaut neben ihm und senkte betroffen den Kopf.

Ruiza schüttelte ungläubig den Kopf. Und das war alles? Der Aufruhr nur, weil Kyo gedacht hatte, sie wären sowas wie naja…Busenfreundinnen im übertragendem Sinne.

Okay, ihm machte es nichts aus, Kyo sowas zu erzählen. Er vertraute ihm im Großen und Ganzen und es würde sicherlich nicht schaden, wenn er ihm erzählte was vorgegangen war. Nur wenn er einfach in Ruizas Privatsphäre rumschnüffelte und dann auch noch Ruiza Vorwürfe machte, dann ging das zu weit.

„Geh nie wieder an meinem Ab! Ließ niemals einfach so meine Post und überhaupt schnüffel nicht in meinen Sachen rum, ist das klar?“

Kyo schrumpfte merklich immer weiter zusammen unter Ruizas Blick und nickte.

Wow, so kleinlaut hatte er Kyo, so weit er wusste, noch nie erlebt. Er lächelte leicht, als er fortfuhr.

„Dann… hm~ hai. Wir haben uns geküsst. Und dazu muss ich sagen, dass nicht ich ihn geküsst habe und nicht er mich, sondern, dass wir uns geküsst haben.“

Neben ihm zuckte Kyo heftig zusammen und er sah aus den Augenwinkeln, wie Kyo langsam wieder auf normale Größe wuchs und auf seiner Unterlippe knabberte.

Kyo schien vor seine Antwort gründlich nachzudenken und fragte schließlich langsam:

„Wie meinst du das? Von einem musste es doch ausgehen.“

„Nein, eben nicht. Wir haben uns anscheinend gleichzeitig dazu entschlossen.“

Kyo sah irgendwie enttäuscht aus, dachte kurz nach und fragte dann hofnungsvoll weiter.

„Aber, du hast den Kuss früher abgebrochen, oder?“

Ruiza legte leicht den Kopf schief und schüttelte ihn dann.

„Argh….verdammt! Würdest du mir das jetzt bitte mal in allen Einzelheiten erklären, ja? Ich möchte dir nicht alles aus der Nase ziehen. Das ist ja schrecklich mit dir.“ Maulte Kyo schließlich los und verzog leicht verärgert das Gesicht.

Ruiza lächelte amüsiert und zuckte mit den Achseln.

„Konnte ich ahnen, dass dich das so interessiert? Überhaupt, du hattest mir doch versprochen, etwas über ihn herauszufinden. Was weißt du?“

„Du wechselst das Thema! Weich mir gefälligst nicht aus! Wenn du mir erzählst wie das genau ablief, dann erzähl ich dir dafür, was ich herausgefunden habe.“

Okay, mit dieser Abmachung konnte er leben. Wenn Kyo so scharf darauf war, was genau zwischen ihnen abgelaufen war, sollte es ihn nicht stören. War nicht wirklich was so großartiges passiert.

Also erzählte Ruiza Kyo in allen Einzelheiten was zwischen ihm und Hizumi abgelaufen war, selbst wenn er nicht wirklich verstand, wieso der Kleinere das wissen wollte.

Kyo hörte zwar geduldig zu und ließ ihn reden, schien aber eher nicht so, als fände er toll was er da hörte. Es machte fast den Eindruck, als gefiele ihm das Alles überhaupt nicht.

„Was ziehst du so ein Gesicht?“ Fragte Ruiza also schließlich, nachdem er geendet hatte und Kyo ihm mit einem niedergeschlagenen Gesichtsausdruck gegenübersaß.

„Du wolltest doch, dass ich es dir erzähle.“

“Hai~… ich kann Hizumi nur nicht ausstehen.“ Murrte Kyo als Antwort und verzog wie zur Bestätigung das Gesicht.

Aha. Daher wehte also der Wind. Kyo mochte Hizumi nicht und war deswegen so überhaupt nicht davon begeistert, dass Ruiza ihn geküsst hatte. Wenn er ehrlich war, dann konnte Ruiza damit leben, dass Kyo Hizumi nicht mochte. Das hatte schließlich nicht wirklich großartige Auswirkungen auf ihn und Hizumi. Er war zwar mit Kyo befreundet, aber er war nicht darauf angewiesen, dass Kyo seine Freunde mochte.

Überhaupt hatte er ja sowieso schon beschlossen, dass zwischen ihm und Hizumi nichts weiter laufen würde und daher musste er sich in keinerlei Beziehung Sorgen machen.

Weil er trotzdem neugierig war, fragte er nach:

„Wieso kannst du ihn denn nicht leiden?“

Kyo zögerte bevor er antwortete, zuckte dann aber bloß mit den Schultern und nuschelte etwas von ‚unsympatisch’.

Das war ja sehr mysteriös. Hizumi war Kyo also unsympatisch. Wie konnte Kyo jemand unsympatisch sein, den er nicht kannte? Jedenfalls hatte er doch letztens am Telefon behauptet, dass er Hizumi nicht kannte.

„Du meintest doch, du kennst ihn nicht. Wie kann dir jemand unsympatisch sein, den du nicht kennst?“

“Na ja, im Volksmund nennt man sowas Vorurteile.“

Ruiza hob eine Augenbraue. Kyo patzige Art ihm zu antworten, gefiel ihm nicht und vor allem zeigte sie ihm, dass Kyo nicht wirklich ehrlich war. Er sah Kyo leicht ungeduldig an, bis dieser dem stummen Wink folgte und seufzend nachgab.

„Ja~ ist ja gut. Ich habe ihn getroffen. Inzwischen sogar schon zwei Mal. Er brauchte einen Fotografen für seine Vorstellung mit dir da. Und mein bester Freund macht sowas manchmal. Tja, ich war zufällig an dem Tag zu Besuch, als Hizumi vorbeikam um ihn anzuflehen, die Fotos zu machen.“

Kyo klang genervt. Wirklich sehr genervt. Anscheinend schien er Hizumi wirklich nicht ausstehen zu können und Ruiza wunderte sich langsam wirklich wieso. Schließlich schien Hizumi ja nichts sonderlich schlimmes gemacht zu haben.

Er hatte anscheinend bloß den besten Freund von Kyo gefragt, ob er die Fotos machen wollte und das konnte ja kein großes Verbrechen sein.

„Und was daran war so schlimm, dass du ihn nicht magst?“

Kyo grummelte leise vor sich hin, anscheinend nicht sicher, was er auf diese Frage antworten sollte.

„Hast du ihn schonmal angerufen?“

Kyo sah Ruiza mit ernstem Blick an, welcher nur verblüfft blinzelte. Der Themenwechsel war ihm eindeutig zu schnell gewesen.

Was war das denn für eine Frage? Ob er ihn schonmal angerufen hatte?

„Nein. Wieso fragst du?“

„Nur so…hätte sein können, dass ich eine Wette verloren habe.“

„Du wettest doch nicht ernsthaft darum, wen ich anrufe und wen nicht?“

„Und wenn doch?“

Kyo grinste ihn breit an und Ruiza stellte erleichtert fest, dass sich aus irgendeinem Grund Kyos Laune wieder gebessert hatte.

„Egal. Jedenfalls, du meintest doch, dass du ihn inzwischen schon zweimal getroffen hättest. Du hast aber bisher nur ein Mal erwähnt. Wann war denn das zweite Mal?“

„Heute. Bevor ich zu dir gekommen bin. Ich hab ihn in dem Café getroffen in der Uruha arbeitet.“

„Uruha? Woher kennst du Uruha?“

Jetzt war Ruiza wirklich überrascht. Kyo kannte seinen kleinen Bruder und wusste sogar, dass er in einem Café arbeitete.

„Hallo? Wir gehen auf die selbe Schule und wohnen auch nicht so weit voneinander entfernt? Ist doch logisch, dass ich ihn kenne. Aber wolltest du nicht über Hizumi reden?“

Aus irgendeinem Grund kam es Ruiza so vor, als hätte Kyo absichtlich das Thema wieder auf Hizumi gelenkt. Wieso war es ihm unangenehm über Uruha zu sprechen? Mochte er Uruha etwa auch nicht?

Es würde ihn nicht wundern. Er hatte schon früher beobachtet, dass Kyo sich die Leute, die er mochte mit großer Sorgfalt aussuchte und war deswegen auch sehr erstaunt gewesen, dass Kyo ihn damals anscheinend auch ausgewählt hatte. Schließlich war er in seiner Schulzeit im ganzen Internat dafür bekannt gewesen, dass er schwierig war. Aber Kyo war auch nicht unbedingt leicht. Nein, sogar alles andere. Zwar verstanden sie beide sich wirklich gut, aber mit Lehrern hatte Kyo es beispielsweise nie sonderlich gehabt und es auf dem Internat schnell so weit getrieben, dass man ihn von der Schule geschmissen hatte.

Langsam schien es ihm einleuchtend, warum Kyo und Uruha sich nicht verstanden. Uruha war unter dem Druck seiner Eltern dazu gezwungen gut, in der Schule zu sein und nahm das auch alles ziemlich ernst, im Gegensatz zu Kyo, welcher wahrscheinlich einfach bloß hoffte, dass die Schule bald zuende war.

„Ja…klar. Dann halt dich doch mal an deine Abmachung und sag mir, was du über ihn herausgefunden hast.“

Ein leichtes Lächeln schlich sich über Kyos Züge, als er anfing zu erzählen.

„Der Typ stammt aus der verrücktesten Familie von der ich je gehört habe. Fangen wir mit seinem kleinen Bruder an. Der ist, was weiß ich, was der ist, aber normal auf jedenfall nicht. Anscheinend weiß der einfach alles. Man kann nichts vor ihm verheimlichen. Fast schon wieder unheimlich. Die Eltern scheinen auch nicht normal zu sein. Merkt man ja schon, wenn man sich die Namen der Beiden anschaut. Hizumi und Shizumi. Was sind das für Eltern die ihre beiden Söhne so nennen? Ich hab herausgefunden, wo das Elternhaus ist und war total überrascht, dass es das verrückte Haus ist.“

Ruiza riss die Augen auf. Das verrückte Haus. Klar, dass kannte jeder in ihrer Nachbarschaft. Schließlich wechselte es fast jede Woche die Farbe und man sah immer wieder neue Sachen dort. Als er klein war, war er öfters hingegangen um zu schauen, was sich diesmal verändert hatte und in seiner Grundschule hatte es das Gerücht gegeben, dass dort eine Hexe lebte.

Anscheinend lebte keine Hexe in diesem Haus, sondern Hizumis Familie. Obwohl ja eigentlich das Eine das Andere nicht ausschloß.

In diesem Haus war Hizumi jedenfalls aufgewachsen. Der Stotterer kommt aus dem verrückten Haus.

Kyo hatte seinen Blick aufgefangen und nickte nun bestätigend.

„Jaa, genau. Ich hab seine Eltern noch nie gesehen, aber als ich letztens dran vorbeigegangen bin, kam eine Frau mit einem Hund raus, der stark torkelte und sie trug allerlei Dosen und Tuben mit sich rum. Kann ja sein, dass das die Mutter war. Jedenfalls denke ich, wenn der aus so einer Familie stammt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wissen, was Hizumi für einen Tick hat. Wenn der nichts abnormales geerbt hat, dann fress ich nen Besen!“

Ruiza nickte leicht. Sicher, wahrscheinlich konnte Hizumi gar nicht normal sein, wenn er so aufgewachsen war. Aber er hatte nicht den Eindruck, dass er irgendwie verrückt war. Selbst wenn er aus dem verrückten Haus kam. Außerdem, was war schon normal?

Er selbst war wahrscheinlich nicht normal. Kyo war auch nicht normal und wenn er an seine Familie dachte, dann war sie bestimmt nicht normal. Eine normale Familie war mit Sicherheit nicht so kaputt.

Wieder erwischte er sich dabei, wie er innerlich Hizumi verteidigte. Er suchte nach Ausreden, weswegen all das, was Kyo ihm gerade mitgeteilt hatte, an Gewicht verlor. Natürlich hatte ihm Kyo nicht erzählt, dass Hizumi wegen Drogenhandels im Knast gesessen hatte, aber es wäre ein leichtes für ihn gewesen, nun schlechter über Hizumi zu denken, weil er diese Familie hatte. Er hätte ihn als verrückt abstempeln können und das als Argument nehmen können, um den Kontakt zu Hizumi abzubrechen.

Stattdessen aber, überlegte er sich, dass Hizumi wahrscheinlich nicht wirklich verrückt war und selbst wenn, er und seine Familie auch ein wenig verrückt waren.

Manchmal spinnte er wirklich.

Er sah auf die Uhr. Es war noch nicht wirklich spät, aber langsam bekam er Hunger.

„Willst du was essen, Kyo?“

Kyo sah Ruiza fragend an und als dieser mit einem Hundeblick auf seinen Magen deutete und ihm somit klarmachte, dass er Hunger hatte, lachte er leise.

„Hey, wenn du dich noch ein wenig geduldest, dann lad ich dich zum Abendessen ein, okay?“

Nun strahlte Ruiza wieder und nickte brav. Erstaunlich wie schnell man ihn manchmal zufrieden stellen konnte, aber Kyo sollte es recht sein, denn ein quengeliger Ruiza war wirklich nicht auszuhalten.

Sie erzählten noch eine Weile von ihren Plänen und Ruiza erzählte Kyo, dass er am nächsten Morgen früh nach Europa flog, weil er einen großen Job bekommen hatte. Er schmunzelte leicht und sagte mit einem Grinsen im Gesicht:

„Manchmal lohnt es sich echt, auch Sachen zu machen, die etwas unangenehmer sind.“

Kyo, welcher immer gut informiert über Ruizas Jobs war, wusste schon, dass Ruiza auf ein bestimmtes Fotoshooting anspielte. Die Bilder die darauf enstanden waren, hatte für sehr viel Aufruhr gesorgt und das nicht nur in Japan.

Tatsächlich war der Designer, der Ruiza für diesen einen Job mit dem anderen Model engagiert hatte, Ausländer und so waren die Bilder nicht nur in Japan erschienen, sondern quasi überall auf der Welt. Und nun, nach diesem Erfolg, wurde Ruiza für ein weiteres Shooting, diesmal aber alleine, nach Europa geflogen.

Er lächelte zufrieden bei dem Gedanken. Dieser Designer bezahlte verdammt gut und wenn Fotos von ihm auch im Ausland erschienen, würde das sein Honorar auf jeden Fall anheben.

Und bestimmt nicht um wenig.

Dafür hatte er zwar diesen Tasuki ertragen müssen, aber anscheinend hatte er es mit Bravour gemeistert, denn nicht Tasuki war wieder engagiert worden, sondern er. Das war eine Tatsache, die ihn zutiefst befriedigt, hatte er inzwischen nämlich schon eine Gefühl aufrichtiger Abneigung gegen seinen Shootingpartner entwickelt.

Er ließ sich nunmal nicht gerne betatschen. Besonders nicht so! Aber so lange man dies nicht auf den Fotos sah, und man sah es wirklich nicht, war er profesionell und darauf kam es nunmal an.

Ruiza war schließlich ein Profi. Er machte diesen Job seit Jahren und wenn es darum ging vor der Kamera perfekt zu wirken, dann machte er keine halben Sachen.

Als Ruiza nach seinem bestellten Abendessen mit Kyo aufgeräumt hatte, war er schon ziemlich müde. Trotzdem raffte er sich nocheinmal auf und packte seine Koffer. Am nächsten Tag würde er dafür bestimmt keine Zeit mehr haben, denn sein Taxi kam um 6 Uhr morgens.

Tatsächlich hatte er sich das Taxi selber bestellt und seiner Managerin lange versichern müssen, dass er rechtzeitig am Flughafen sein würde. Nachdem er am Tag zuvor nämlich den Bus verpasst hatte, der ihn nach dem Essen mit seinen Eltern nach Hause bringen sollte, kannte er die Nummer um sich ein Taxi zu rufen.

Er hatte nämlich das Hausmädchen beobachtet, welches seine Mutter beauftragt hatte das Taxi zu rufen und sich schnell die Nummer gemerkt.

Kaum war zu Hause angekommen, hatte er sich ein Taxi für den Tag seiner Abreise bestellt und seine Managerin angerufen, dass sie ihn nicht abholen brauchte und war dann erschöpft ins Bett gefallen.

Genauso wie er es jetzt auch tat, nachdem er seinen Koffer gepackt, aber noch offen, neben seinem Bett abgestellt hatte.

Morgen musste er früh aufstehen, aber dafür würde er dann im Flugzeug schlafen können, tröstete er sich und schloß erschöpft die Augen und hatte schon ganz vergessen, ein wenig auch verdrängt, dass immernoch Hizumis Nachrichten auf seinem Ab-Band gespeichert waren und das Hizumi noch auf seinen Anruf wartete.

Schließlich war nun auch endlich dieses nervige Blinken verschwunden.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Keine Guest Stars in diesem Kapitel, ist das zu fassen? Naja, wir lernen Hide-Zou, Hiroki und Uru etwas näher kennen, aber die tauchten ja auch vorher schon ein wenig auf. Kyo bleibt auch hartnäckig in der FF und nyaaa, mehr neue Leute gibt es dann erst im nächsten Kapitel. ^^

So lange müsst ihr euch mit denen die es bisher gibt zufrieden geben.
 

Ich bin ja schrecklich enttäuscht, dass niemand meine eingeschmuggelten Charaktere bemerkt hat. *seufz* Aber einige haben sich bemüht. Leider ist es nicht Yomi, welcher als blonder, seelig grinsende Junge auf die anderen zukommt. Aber das wäre ...ja, auch eine möglichkeit. Ich wills aber nicht verraten. wenn ihr selber drauf kommt, wer es ist, dann verrat ich euch obs richtig ist, aber sooo~ lass ich euch lieber im dunkeln tapsen. Vielleicht kommt noch wer drauf.

EIn Tipp: Am Anfang des Fünften Kapitels tauchen noch zwei Charaktere auf, die nicht benannt worden sind, später aber noch ne größere Rolle bekommen ^.~

1.7

Soo~, das nächste kapitel.

So langsam wied Hizumi immer verrückter und Ruiza immer gemeiner. Mit tut Hizu ziemlich Leid, aber was solls. Es gibt wieder interessante Einblicke in seine Familie und ja....

weiß nich was ich noch großatiges sagen soll über das chap...

Jedenfalls tut es mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat. Wir hatten ewigkeiten kein internet und kein telefon und dann mussten wir uns sogar die leitung mit wem teilen, der dauernd anrufe von irgendwelcehen frauen bekommen hat und es hat durchgehend das telefon geklingelt, aber wir konnten nie abnehmen, weil der immer schneller war. Ich bin der festen überzeugung, dass der immer neben dem telefon saß um schneller dran zu sein >.> Jedenfalls konnten wir seine gespräche sogar abhören, wenn wir wollten, da hab ich dann ja auch herausgefunden, dass immer frauen anrufen... *drop*

Okay, was ich damit sagen wollte: Das war alles etwas kompliziert und hier ist jetzt jedenfalls das Kapitel:
 


 

~~~1.7~~~I dreamed a long time of you~~~1.7~~~
 


 

Gott, wie er diese verdammte, unfaire Welt hasste! Er hasste sie wirklich. Diese Welt in der Kippen fast täglich teurer wurden, er ständig nass wurde, weil er keinen Regenschirm dabei hatte, eine Welt in der er immer auf Leute traf, die ihn nicht mochten und in der Ruiza ihn einfach nicht zurück rief!

Hizumi schmiss wütend seinen aufgerauchten Zigarettenstummel von sich und zündete sich eine neue an. Er seufzte und starrte an die andere Straßenseite. Ruizas Plakat war abgenommen worden. Zwar hing nun ein neues Bild von ihm da, aber dieses gefiel ihm nicht so gut. Nun strahlte ihn nicht mehr das engelsgleiche Gesicht an, sondern nun räkelte sich Ruiza mit einem großen, gut gebauten Model auf diesem Riesenplakat und alle die vorbeigingen warfen mindestens einen Blick auf das Plakat und machten danach große Augen. Verdammt, ihn regte das auf und jedesmal, wenn jemand anhielt um sich das Bild genauer anzusehen, hatte er das Verlangen diese Person anzuschnauzen oder sie sonst wie fertig zu machen.

Warum rief er nicht zurück? Hä? Wieso nicht? Was hatte er ihm denn getan? Er machte sich inzwischen keine Sorgen mehr. Das Gespräch gestern mit Kyo hatte ihn um einiges klüger gemacht. Dieses eine ‚sogar’ aus Kyos Mund hatte ihm signalisiert, dass er auch ein ‚sogar’ brauchte. Aber er hatte es nicht.

Wieso konnte Kyo sagen, dass Ruiza ihn ‚sogar’ anrief und er nicht?

Wieso rief Ruiza Kyo ‚sogar’ an und ihn nicht? Er wollte dieses scheiß, verfickte ‚sogar’ haben, denn anscheinend war es ja wichtig!

Er war vielleicht ein Turnbeutelvergesser, aber war das ein Grund ihm das ‚sogar’ vorzuenthalten?

Er seufzte und schüttelte den Kopf. Er sollte sich nicht über ein kleines Wort aufregen, das gerade mal aus fünf Buchstaben bestand. Wahrscheinlich hatte es nicht mal eine so große Bedeutung. Er wollte bloß endlich, dass Ruiza ihn zurück rief.

Er wollte endlich mit ihm reden. Noch viel lieber wollte er ihn treffen, aber wie sollte er das hinbekommen, wenn er es nichtmal schaffte mit ihm zu reden?

Er hatte doch gewusst, dass es zu früh war, schon darüber nachzudenken, wie Ruiza darauf reagieren würde, wie er im Bett war.

Hizumi schnaubte verächtlich. Alles umsonst. Denn so wie es aussah, würde er Ruiza niemals mehr sehen, niemals mehr sprechen und damit auch niemals mehr küssen oder überhaupt berühren.

Es war zerschmetternd, wie fertig ihn dieser Gedanke machte. Wenn er könnte, würde er sofort dahin fahren wo auch Ruiza war, aber er wusste nicht wo das war. Er war schon zu Ruiza gefahren. Heute morgen, direkt nachdem er aufgestanden war.

Er stand um 7.39 Uhr vor Ruizas Haustür und hatte sturmgeklingelt, aber niemand hatte ihm geöffnet und er hatte auch keinen dieser kack Nachbarn gesehen, die ihm vielleicht hätten sagen können wo Ruiza war.

Tja, was sollte er machen, wenn er nicht mehr weiter wusste? Er hatte das gemacht, was er immer machte. Shizumi angerufen.

Nein, Scherz. Er war nicht in der Stimmung gewesen mit jemanden zu reden, also hatte er angefangen zu rauchen und war zu seinem Lieblingsplatz gegangen, nur um festzustellen, dass sie das Bild ausgetauscht hatten und nun dieser andere Typ und Ruiza ihn vor dort oben verhöhnten.

Inzwischen war fast seine ganze Packung aufgebraucht und er brauchte langsam wirklich einen anderen Plan.

So würde er nicht weiterkommen. Wenn er Ruiza nicht verlieren wollte - bevor er ihn überhaupt gehabt hatte - dann musste er was unternehmen und zwar schnell!

Er hatte so oft der Versuchung widerstanden nochmal bei Ruiza anzurufen und inzwischen schon viermal versagt.

Zwei weitere Nachrichten auf Ruizas Ab und zwei auf seiner Mailbox. Doch keine Antwort war zurück gekommen. Nicht einmal ein Zeichen, dass es ihm gut ging oder dass er die Nachrichten bekommen hatte.

Einfach nichts.

Hatte er sein Handy nicht dabei? Er war sich ziemlich sicher, dass doch. So wie er es bisher beobachten hatte können, hatte Ruiza sein Handy immer dabei, selbst wenn er in Hizumis Gegenwart noch nie drangegangen war, obwohl es schon öfters währenddessen geklingelt hatte.

Und damit war die einzige Möglichkeit, dass Ruiza sich nicht melden wollte.

Immer wieder fragte er sich, was er verbrochen hatte, dass Ruiza so wütend auf ihn war. Wieso bestrafte er ihn so? Er musste doch inzwischen bemerkt haben, dass Hizumi unbedingt mit ihm reden wollte, also warum ignorierte er Hizumis Versuche mit ihm Kontakt aufzunehmen? Dieser Streit zwischen ihnen konnte doch nicht der Grund sein, schließlich war der doch in Hintergrund geraten. Wenn er jedenfalls an ihre letzte Begegnung zurück dachte, dann viel ihm nicht ein, wie sie gestritten hatten, sondern dann dachte er daran wie der Kuss geschmeckt hatte, oder wie sich Ruizas Lippen auf seinen angefühlt hatte.

Er erwischte sich dabei, wie er wieder das Handy aus der Tasche zog und es anstarrte. Das wurde anscheinend schon zur Gewohnheit. Seitdem er Ruiza kannte, benutzte er sein Handy überhaupt sehr viel mehr. Er wollte gar nicht erst wissen, wieviel er schon mit seinen ganzen Anrufen ausgegeben hatte.

Aber eigentlich konnte er das Handy auch genausogut wieder einstecken. Ein weiterer Anruf bei Ruiza würde bestimmt nichts ausmachen. Vorher hatte er immer noch gedacht, dass es ja noch Hoffnung gab, dass Ruiza vielleicht nur testen wollte, ob es ihm ernst war, so abwegig das auch klang. Aber inzwischen müsste dem Anderen wohl klar sein, dass es ihm wirklich, wirklich ernst war und trotzdem hatte er noch keine Antwort erhalten.

Also was sollte er jetzt tun? Er konnte eigentlich nur hoffen, dass Ruiza sich irgendwann bei ihm meldete. Bloß wenn er das nicht tat, was dann?

In Gedanken versunken und mit einer furchtbar verbitterten Miene, drückte er auf den Tasten seines Handys herum. Vielleicht würde ihn das ja wenigstens ablenken.

Er landete in seinem Telefonbuch. Na gut. Ihm sollte es recht sein. Gelangweilt, mit den Gedanken sowieso nicht bei der Sache, durchsuchte er sein Telefonbuch und las mit halber Aufmerksamkeit die Namen der Leute, derer Nummern er gespeichert hatte.

Mit den Meisten hier hatte er sowieso keinen Kontakt mehr. Den größten Teil der Nummern konnte er löschen. Er sollte hier mal aufräumen. Wer brauchte zum Beispiel die Nummer von einer Freundin seiner Ex? Oder die Nummer von Rukas Nachhilfelehrer? Auch die Nummer von Ruizas Agentin war doch eigentlich überflüssig. Als wenn er diese unfreundliche Person freiwillig nochmal anrufen würde.

Er war inwischen schon bei der Nummer eines Pizzalieferantens gelandet, welcher wegen drogierten Pizzen verklagt wurde und nun geschlossen hatte, als ihm etwas auffiel.

Was interessierte ihn ‚Happy Pizza’, wenn er die Nummer von Ruizas Agentin hatte? Der Laden war ja eh zu und egal wie unfreundlich diese Frau auch sein mochte, sie wusste auf jedenfall Ruizas Termine und wo dieser sich momentan aufhielt.

Wenn er sie anrief, dann konnte sie ihm sagen, wo Ruiza war und dann konnte er hinfahren und dann musste Ruiza mit ihm sprechen. Er würde nicht drumherum kommen und wenn Hizumi ihn fesseln musste, damit er ihm zuhörte.

In der Hoffnung endlich wieder Kontakt mit Ruiza aufnehmen zu können, wählte Hizumi die Nummer von der unfreundlichen Agentin an.

Er musste nicht lange warten, bis abgenommen wurde und er wiedermal feststellen durfte, dass diese Frau wirklich nicht sonderlich begeistert davon war, dass Hizumi sie anrief.

„Tut mir Leid, sie müssen ihre Arbeit wohl aufschieben, bis Ruiza-san wieder aus Europa zurückkehrt. Er ist heute erst in London angekommen und ich befürchte er wird momentan keine Zeit für sie haben.“

Mit ein wenig Bestechung bekam Hizumi wenigstens raus, in welchem Hotel Ruiza war, bevor er sich verabschiedete, sein Handy wieder einsteckte und nach Hause ging.

Gut. Ruiza war also in London. Kein Wunder, dass er zu Hause nicht abgenommen hatte. Allerdings war er auch erst seit heute dort, hieß, dass er die anderen Nachrichten hätte sehen müssen und dass er immernoch die Nachrichten auf seiner Mailbox hatte.

Er konnte ja nun noch im Hotel anrufen, aber ihn würde es nicht wundern, wenn es nicht mal dort möglich war, Ruiza zu erreichen.

Das brachte ihn wieder zurück dahin, dass es wahrscheinlich nötig war Ruiza zu fesseln, damit er ihm zuhörte.

„Also erst geh ich Handschellen kaufen und dann werd ich Onkel Yoshi anrufen…“ Nuschelte er, während sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Endlich wusste er, wie er an Ruiza rankam. In seinem Kopf nahm ein Plan langsam Form an und er würde ihn noch heute durchführen. Umso früher er das regelte, desto besser, denn er hatte die Vermutung, dass Ruizas Aufenthalt in London nicht lange sein würde. Daher musste er schnell handeln.
 

Zuhause angekommen legte er die Einkaufstüte auf den Tisch und schnappte sich ein Telefon. Er sollte aufhören all seine Anrufe mit dem Handy zu erledigen. Das wurde langsam zu teuer. Und da er nicht wusste, wo sich die Person die er anrufen wollte gerade befand, war es am besten sie auf dem Handy anzurufen. Er hoffte bloß, dass sein Onkel nicht das Handy ausgeschaltet hatte.

Er hatte Glück. Kurz nachdem zwanzigsten Mal klingeln nahm sein Onkel ab.

„Moshimoshi?“

Er klang etwas verschlafen, wenn Hizumi ehrlich war.

„Etou~ Hizumi desu. Sag mal, befindest du dich momentan in einer anderen Zeitzone Onkel Yoshiki?“
 

(Tut mir Leiiiid! Irgendwie hab ich vorhin beschlossen ihn einzubauen, aber er wird keine größere Rolle haben. Wahrscheinlich wird er nie wieder auftreten XD Eigentlich sollte der Onkel nicht mal einen Namen haben *seufz* Alles gerät aus den Fugen! *wimmer*)
 

Ein Gähnen und ein genuscheltes „Hai…“ war die Bestätigung und normalerweise hätte Hizumi ihn jetzt weiterschlafen lassen, aber er brauchte jetzt seine Hilfe und nicht morgen oder heute mitten in der Nacht, wenn sein Onkel ausgeschlafen hatte.

„Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich brauche dringend deine Hilfe. Es ist eine Herzensangelegenheit.“

Das dürfte helfen. Wenn es um die Liebe ging, dann würde sein Onkel im helfen. So wie eigentlich alle Personen in seiner Familie war sein Onkel verrückt. Seine Jobwahl war idiotisch und auch nur erfolgt, weil er seine große Liebe verloren hatte und seitdem hatte er es nebenbei zu seiner Lebensaufgabe gemacht, andere Leute von ihrem Herzschmerz zu erlösen.

Hizumi konnte praktisch hören, wie sein Onkel an der anderen Leitung urplötzlich wach wurde.

„Nein. Ist schon okay. Wenn es um die Familie und die Liebe geht, dann gibt es keine falsche Uhrzeit um anzurufen!“

Der Enthusiasmus seines Onkels war kaum zu überhören und Hizumi verkniff sich ein Grinsen, obwohl Yoshiki das ja eh nicht hätte sehen können.

„Du bist doch Getränkeschubse…äääh, ich mein du bist doch Flugbegleiter, nicht wahr? Könntest du mir nicht einen Flug nach London besorgen? Heute noch? So früh wie möglich! Meine große Liebe ist nämlich momentan dort und ich habe schon sieben Nachrichten hinterlassen, aber keinen Rückruf erhalten und ich muss sie unbedingt persönlich sprechen, bevor alles zu spät ist und ich sie verliere!“

Es herrschte einen Moment Stille, bevor sein Onkel antwortete.

„Das wird nicht leicht, aber ich habe einen sehr guten Freund, der ist Pilot für Langstrecken, ich rufe ihn sofort an und der kann dir vielleicht helfen.“

Hizumi lächelte zufrieden. Er hatte gewusst, dass er auf seinen Onkel zählen konnte, wenn es um Liebe und fliegen ging.

Erleichtert, dass er nun bald mit Ruiza reden konnte, plauderte er noch etwas mit seinen Onkel.

„Ich hab gehört du hast schon fast gar keine Flugangst mehr. Das ist ja beeindruckend!“

„Ja und jetzt halt dich fest, Hizumi. Ich hab letztens aus dem Fenster geschaut beim fliegen ohne umzukippen und mein Psychater sagt, dass es auch mit meiner Höhenangst voran geht.“

Hizumi lächelte als er sich nach einiger Zeit verabschiedet hatte und legte auf. Er hatte vorsichtshalber nicht erwähnt, dass seine „große Liebe“ ein Mann war, da er sich nicht sicher gewesen war, wie sein Onkel darauf reagiert hätte und er nichts riskieren wollte. Also hatte er einfach die ganze Zeit neutral von dieser „großen Liebe“ gesprochen und seinen Onkel einfach bei dem Geschlecht raten lassen. Sein Onkel würde nun das glauben, was er glauben wollte und so war es am besten. Man konnte jedenfalls nicht behaupten, dass er gelogen hatte.
 

Hizumi kam völlig neben der Spur in Ruizas Hotel an. Sein Onkel hatte ihn noch einen Flug besorgen können, aber Hizumi, welcher in seinem ganzen Leben noch nie in einem Flugzeug gesessen hatte, da in seiner Familie Geld niemals für Urlaub ausgegeben wurde, besonders Urlaub für welchen man fliegen musste, war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass er so lange fliegen musste. Natürlich hatte er gewusst, dass ein Flug von Japan nach London lang war, aber hatte er ahnen können, dass er die ganze Zeit sitzen musste und das es solche Toiletten gab? Er hatte nichts zum lesen oder überhaupt eine Beschäftigung gehabt und so hätte er vielleicht die Zeit am besten damit verbracht zu schlafen, was aber nicht sonderlich klappen wollte, da er ziemlich aufgeregt war.

Er war nicht aufgeregt gewesen weil er zum ersten Mal in seinem Leben flog, sondern viel mehr weil ihm klar geworden war, dass er nun Ruiza wiedersehen würde und mit ihm sprechen könnte. Er hatte sich vorher nicht sonderlich viele Gedanken darüber gemacht, wie ein Gespräch zwischen ihnen aussehen würde und er machte sich langsam Sorgen, wie er Ruiza überhaupt dazu bekommen sollte, mit ihm zu sprechen. Schließlich schien es ja so, als wollte der Jüngere gar nicht mit ihm sprechen, sonst hätte er ja zurück gerufen. Ruiza würde ihn also folglich auch nicht mit offenen Armen und Sekt empfangen und wenn er nicht mit ihm sprechen wollte, konnte er ihn schlecht kidnappen und dazu zwingen. Also konnte es der Fall sein, dass er diesen ganzen verdammten Flug auf sich genommen hatte und nun hier mitten in der Pampa, besser gesagt London, stand und nicht wusste wohin und was er machen sollte. Sein Rückflug stand noch nicht fest und Yoshiki hatte gesagt, er solle ihn einfach anrufen, wenn er alles mit seiner „großen Liebe“ geklärt hatte und er würde sich dann um den Rückflug kümmern.

Nun gut, er könnte natürlich sofort wieder bei Yoshiki anrufen, ihm mitteilen alles wäre geklärt und seinen Rückflug nach Japan antreten, aber dann wäre dieser ganze Weg umsonst gewesen und das wäre erstens ziemlich idiotisch gewesen und zweitens wollte er nicht so schnell aufgeben.

Vor ein paar Stunden war er sich seiner Sache noch sehr sicher gewesen und hatte sich nicht sehnlicher gewünscht, als das er mit Ruiza sprechen konnte und nun wo er die Chance dazu hatte, würde er bestimmt nicht einfach den Schwanz einziehen und abhauen. Nein, er würde mit Ruiza sprechen und sie würden das klären.

Mit neuem Mut erfüllt schlurfte Hizumi zur Rezeption, immer noch benebelt von dem langen Flug und wünschte sich eigentlich nichts mehr als endlich irgendwo schlafen zu können, hatte aber im Hinterkopf eine Stimme die ihm einbläute er solle sich kein Zimmer besorgen, sondern erst mit Ruiza besprechen. Eine super Stimme wie er kurz darauf feststellen durfte, denn kaum hatte er in gebrochenem Englisch nach Ruizas Zimmer gefragt, oder wenigstens gehofft, dass er nach Ruizas Zimmer gefragt hatte, denn sein Englisch war nicht nur gebrochen sondern eigentlich total verkrüppelt, wurde ihm auch schon die Zimmernummer gesagt und ihm wurde mit einem Fingerdeut gezeigt wo sich die Aufzüge befanden.

Von dieser Hilfsbereichtschaft überrascht begab sich Hizumi erst zögerlich zu den Aufzügen. Er hatte mehr erwartet. Klar, Ruiza war hier kein Supermodel und er war es auch nicht in Japan, aber er war schließlich extra wegen diesen Job eingeflogen worden und da fragte man einfach nach seinem Zimmer und schwupps konnte man da hin.

Wahrscheinlich hatte er den Eindruck hinterlassen, dass er Ruiza wirklich kannte, denn ein Japaner, der in London nach einem anderen Japaner fragte und kaum Englisch konnte, erschien den Hotelangestellten anscheinend als sicher durchzulassen.

„Ja. Das ist seine Tür…“

Hizumi war vor der Tür mit der ihm mitgeteilten Nummer stehen geblieben und hoffte nun auch, dass sein Zahlenverständnis im Englischen so weit ging, dass er richtig übersetzt hatte und ihm nun nicht irgendein miesgrämiger Engländer öffnete, welchem er dann erklären durfte, dass er sich in der Tür geirrt hatte und eigentlich zu einem japanischen Model wollte.

Er klopfte also ziemlich unsicher an und wartete ungeduldig, mit zunehmend schneller werdenden Herzschlag, dass ihm jemand, hoffentlich Ruiza, öffnete.

Als die Tür tatsächlich aufging und Ruiza ihn mit einem solch entsetzten Gesichtsausdruck musterte, wünschte er sich dann doch lieber den miesgrämigen Engländer.

Es herrschte einige Sekunden, die Hizumi mehr als Minuten, oder vielleicht auch Stunden, empfand, Stille.

Dann erst räusperte Hizumi sich und wagte die Stille zu durchbrechen.

„Hi…“

Sehr geistreicht, bemerkte er innerlich, ließ sich aber nichts anmerken und wartete einfach auf eine Antwort, welche etwas auf sich warten ließ.

„Was…was machst du hier?“

Ruiza schien wirklich verblüfft, hatte er auch so spät am Abend keinen Besuch mehr erwartet. Besonders nicht von der Person die nun vor der Tür stand und ihn mit einem einfachen ‚Hi’ begrüßte, als wäre es das normalste auf der Welt ihn in London im Hotel aufzusuchen.

Okay, so spät am Abend war es noch nicht. Aber nach dem Flug am Morgen, direkt danach arbeiten, die Zeitverschiebung und dem damit verbundenen Jetlag war er sehr erschöpft und hatte sich nun auf eine ruhige Nacht gefreut, doch nun stand Hizumi vor seiner Tür und schien mit ihm plaudern zu wollen.

„Na ja, ich habe so meine Verbindungen, durch die ich hierher kommen konnte und da jemand, ich möchte keine Namen nennen, einfach nicht zurück ruft, musste ich meine Taktik nunmal ändern. Oder meinst du, dass noch ein Anruf bei dir etwas gebracht hätte? Im übrigend bin ich total erschöpft, da ich gerade über die halbe Welt geflogen bin und das nebenbei bemerkt mein erster Flug überhaupt war und ich seit Ewigkeiten versuche dich zu erreichen, du das aber total ignorierst und ich langsam wirklich ungeduldig werde.“

Hizumi hatte sich in Rage geredet. Er stand vor Ruiza und der Andere sagte nichts anderes als ‚Was machst du hier?’. Dafür war er also um die ganze Welt geflogen. Um sich das anzuhören. Nicht auf den entsetzten Gesichtsausdruck der Blonden achtend, fuhr er fort:

“Überhaupt könntest du mich ruhig mal reinbitten, nicht wahr? Das bist du mir wenigstens schuldig, nachdem ich wegen dir sowas durchgemacht habe. Hättest du mich nämlich einfach mal zurückgerufen, wäre das alles nicht passiert. Oder du hättest auch abnehmen können, mir doch egal. Aber mich nach sieben Anrufen einfach zu ignorieren ist brutal! Du weißt gar nicht was ich mir für Sorgen gemacht habe und dann faucht mich ein kleiner Sturkopf an, dass ich ein Turnbeutelvergesser wäre und du dich eh für ihn entscheiden würdest, wenn du zwischen uns wählen müsstest, da du ihn ‚sogar’ anrufen würdest. Und was hat es mit diesem ‚sogar’ auf sich? Rufst du nur Leute an die du magst? Magst du ihn? Du kannst dieses unfreundliche Teil doch nicht wirklich mögen. Wusstest du, dass er mir die Tür vor der Nase zugeknallt hat, als wir uns das erste Mal getroffen haben und dass er mich beim zweiten Treffen in aller Öffentlichkeit beschimpft hat? Und den rufst du ‚sogar’ an? Wieso bekomme ich dann kein ‚sogar’ von dir? Ich verstehe nicht was ich falsch gemacht habe. War es dieser Kuss? Wenn es dich gestört hätte, dann hättest du mich ja zurückstoßen können, aber da du nichts dergleichen gemacht hast, kannst du mir eigentlich auch keinen Vorwurf machen. Ich versteh also nicht was das Ganze hier überhaupt soll. Ein Anruf kann doch nicht so schwer sein! Und jetzt steh da nicht so unbeteidigt! Du könntest mir ruhig mal antworten!“

Hizumi schnappte nach Luft. So hatte er das überhaupt nicht geplant. Eigentlich hatte er ja überhaupt nichts geplant, aber wenn er was geplant hätte, dann hätte das bestimmt nicht so ausgesehen. Nur als er einmal angefangen hatte zu reden, hatte er nicht mehr stoppen können und nun hatte er vieles gesagt, was er eigentlich nicht hatte sagen wollen.

Ruiza stand ihm immer noch gegenüber, aber sein Gesichtsausdruck war nicht mehr so entgeistert. Er war viel ruhiger geworden.

„Du hast mich nicht zu Wort kommen lassen, folglich hatte ich auch keine Zeit dir zu antworten.“

Der Jüngere trat zur Seite und deutete seinem Gegenüber an, einzutreten. Normalerweise hätte er Hizumi nun geantwortet. Hätte zurück geschrien und ihn rausgeschmissen, ungeachtet der Tatsache, dass Hizumi wahrscheinlich nicht wusste wo er hingehen sollte, denn schließlich hatte dieser nicht das Recht ihn so zu überfallen und dann auch noch Gastfreundlichkeit zu erwarten.

Aber im Moment war er so erledigt, dass ihm das alles schnurzpiep egal war. Er wollte nur ins Bett und schlafen und wenn er somit Punkte in ihrem Wettstreit ‚Wer hat die besseren Argumente und sticht den anderen damit aus’ verlor, so nahm er das durchaus in Kauf.

„Kannst auf dem Sofa pennen, du meintest doch, dass du erledigt wärst.“

Mit diesen Worten schlurfte Ruiza gähnend zu seinem Bett, ließ sich darauf fallen, rollte sich zusammen, schloß die Augen und schien augenblicklich ins Reich der Träume einzutauchen.

Hizumi hatte ihn fasziniert beobachtet und war wirklich beeindruckt angesichts Ruizas Fähigkeiten innerhalb von einer halben Sekunde einzuschlafen.

Auch hatte er nun gerade erst bemerkt, dass Ruiza schon seine Schlafsachen trug und er fragte sich ernsthaft, wie er das vorher übersehen hatte können.

Er sah sich in dem Raum um. Das billigste Zimmer im Hotel hatte Ruiza wirklich nicht bekommen. Bestimmt war es auch die nicht beste Suite des Hauses, aber Ruiza hatte hier reichlich Platz. Ein Bad, ein großes Doppelbett, in welchem Hizumi mit Leichtigkeit auch noch Platz gefunden hätte, wie er schnell feststellte, und sogar eine Couch mit Fernseher befanden sich hier. Er seufzte und besah sich die Couch. Nun ja, er würde darauf schlafen können. Sie war wahrscheinlich sogar besser als die Killer-Isomatte, aber wenn er es sich hätte aussuchen können, dann hätte er natürlich viel lieber neben Ruiza in dessen Bett geschlafen.

Er wechselte seine Kleidung gegen ein weites Shirt, welches er aus seinem Koffer hervorzauberte und erlaubte es sich Ruizas Bad zu benutzen, bevor er sich dann auf dem Sofa niederließ.

Als er wieder aufwachte, war es in dem ganzen Zimmer schon taghell und ein kurzer Blick auf die Zimmeruhr bestätigte ihm seine Vermutung, dass es erst sechs Uhr morgens war. Obwohl er schrecklich müde gewesen war und am abend noch unter Schwur versichert hätte, dass er zwei Tage durchschlafen würde, war er doch wieder früh aufgewacht. Allerdings für seine Verhältnisse noch spät. Normalerweise wachte er so gegen fünf auf, stellte fest, dass er noch Zeit hatte bis er aufstehen musste und blieb noch liegen bis höchstens halb sieben. Danach konnte er nicht mehr liegen bleiben und war somit gezwungen aufzustehen.

Heute war es dasselbe.

Er war nunmal ein Frühaufsteher und das war wiederrum eine Eigenschaft, die er von seiner Mutter geerbt hatte. Sie war nunmal eine schrecklich aktive Frau, manche würden sie vielleicht auch als hyperaktiv bezeichnen, aber so weit wollte er nicht gehen. Während sein Bruder bis in die Puppen schlafen konnte, war er mit dem Frühaufstehersyndrom bestraft und wachte jeden morgen in aller Herrgottsfrühe auf und konnte einfach nicht mehr einschlafen.

Dies also auch diesen Morgen und putzmunter wie es bei einem Frühaufsteher nunmal war, setzte Hizumi sich auf und blickte sich im Raum um.

Er musste schmunzeln, als er Ruiza auf den Bett erblickte. Er lag auf den Rücken, die Arme in einer seltsamen Position über dem Kopf auf dem Kissen liegend und die Decke schon weit von sich gestrampelt. Er schien keinen sonderlich ruhigen Schlaf zu besitzen, wenn man sich das zerrupfte Bett besah, aber vielleicht hatte Ruiza heute auch einfach schlecht geschlafen, oder war eigentlich immer noch dabei, denn er schien noch tief und fest zu pennen.

Fast automatisch schienen Hizumis Beine sich zu bewegen und kurz darauf fand er sich neben Ruiza auf dessen Bett sitzend wieder. Er sah runter auf die schlafende Gestalt und seufzte leise, betrübt über diese Schönheit, die er anscheinend einfach nicht für sich haben durfte.

Im Schlaf war Ruizas Gesicht viel sanfter als tagsüber, wenn er Hizumi mit einem strengen Blick bedachte, oder mit was für einen Blick sonst, aber so sanft wie sein Gesicht nun war, war er sonst nicht. Er würde sonst was geben um solch einen Gesichtsausdruck mal bei Ruiza zu sehen und dabei zu wissen, dass er ihm galt. Aber das war wohl unmöglich. Er wüsste zu gerne, wovon Ruiza gerade träumte, dass er so zufrieden aussah.

Seine Hand hatte sich einen Weg zu Ruizas Wange gesucht und strich langsam, ohne dass er es eigentlich aktiv wahrnahm über diese. Fast hätte er sie wieder erschrocken zurückgezogen, als Ruiza leise im Schlaf murrte, aber dann breitete sich eine sanftes und zugleich wunderschönes Lächeln über seinem Gesicht aus und Hizumi ließ nahezu benebelt seine Hand liegen.

Er biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, er durfte das nicht tun. Nicht gegen Ruizas Willen. Aber dies war vielleicht seine letzte Gelegenheit dazu und es war so verführerisch. Er müsste sich nur zu Ruiza hinunterbeugen…

Aber es war nicht richtig. Er würde es ausnutzen, dass Ruiza sich momentan nicht wehren konnte, da er schlief und wenn Ruiza dabei aufwachen würde, dann würde er schrecklich wütend auf ihn werden und dann hatte er erst recht verspielt. Wenn das passierte, dann konnte er sich alles abschminken.

Also, demnach musste er nur darauf achten, dass der Andere nicht aufwachte, während er ihn küsste. Wenn er ihn also nur gaaaaanz kurz küssen würde, dann konnte doch eigentlich nichts passieren.

Hizumi malträtierte immer noch seine Unterlippe mit seinen Zähnen und ließ gleichzeitig seinen Blick prüfend über die schlafende Person wandern.

Ruizas Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig und sein Atem ging flach. Sein Gesicht war ruhig und entspannt und wirklich alles deutete daraufhin, dass er noch schlief. Er musste nur darauf hoffen, dass Ruiza einen so festen Schlaf hatte, dass er nicht wach wurde, wenn er ihn küsste. Er wollte diesen Kuss.

Wenigstens einen Kuss noch, bevor Ruiza ihn wieder auf Abstand hielt. Er war so voller Hoffnungen hierher geflogen, dann hatte er Schiss bekommen und das zu Recht, denn nun wollte Ruiza ihn anscheinend abservieren und er würde, ohne irgendwas erreicht zu haben, nach Japan zurückkehren.

Bevor das passierte, wollte er ihn noch einmal küssen. Wenigstens einen einzigen Kuss wollte er noch haben, wenn er schon nicht mehr bekommen konnte.

„Tut mir Leid.“ Flüsterte Hizumi also leise, bevor er sich herunterbeugte und vorsichtig seine Lippen auf Ruizas legte. Er musterte noch kurz Ruizas entspanntes Gesicht, bevor er seine Augen schloß. Seine Hand, die immer noch auf Ruizas Wange gelegen hatte, streichelte zur Seite und vergrub sich in dem weichen Haar.

Vorsichtig liebkoste er die weichen Lippen, leckte sanft drüber und war schon fast enttäuscht darüber, dass nicht erwiedert wurde, obwohl ihm das natürlich von Anfang an klar gewesen war.

Leise seufzend, löste er den Kuss und strich mit nur leicht offenen Augen mit den Lippen über Ruizas Wange zu seinem Ohr. Sein einstigtes Vorhaben Ruiza nur kurz zu küssen, war inzwischen schon völlig in Vergessenheit geraten, als er sanft an dem Ohrläppchen knabbert. Erst dann fiel ihm wieder siedendheiß ein, dass er ursprünglich nur einen kleinen Kuss gewollt hatte und das was er gerade machte unter Umständen gefährlich werden konnte, also öffnete er vollends die Augen und ließ seinen Blick zu Ruiza wandern, welcher ihn mit einem ausdruckslosen Blick musterte.

Ruiza war offensichtlich aufgewacht und lag nun unverändert an der selben Stelle und sah ihn einfach nur an. Kein Vorwurf, keine Zustimmung.

Unsicher was er nun machen sollte, zögerte Hizumi einen Moment lang. Ruiza war aufgewacht, während er an seinem Ohr geknabbert hatte, oder vielleicht sogar noch früher, was das ganze auch nicht besser machte. Demnach war sowieso alles verloren.

Ohne eine Miene zu verziehen, erwiederte er den Blick Ruizas und nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte, leckte schließlich mit aller Ruhe über die Ohrmuschel des Blonden.

Erleichtert stellte er fest, dass immernoch kein Protest von dem Jüngeren kam. Eigentlich kam überhaupt keine Reaktion und er wusste nicht genau ob das nun ein Grund zur Beunruhigung oder zum Jubeln war. Vielleicht war es ja auch nichts von beidem.

Ruizas Blick lag immer noch auf ihm und keine seiner Regungen zeigte, ob er nun wütend auf Hizumi war oder nicht.

Vorsichtig, nicht sicher ob er das Richtige tat, beugte sich Hizumi wieder über ihn, sah ihm einen Moment lang in die braunen Augen, bevor er dann zum zweiten Mal am diesen Tag Ruizas Lippen mit den eigenen verschloß. Hoffnungsvoll bewegte er sanft seine Lippen gegen die Anderen und wollte kurz darauf schon aufgeben und den Kuss wieder lösen, als doch noch die gehoffte Reaktion erfolgte und er spürte wie Ruiza den Kuss erwiederte.

Zärtlich knabberte er vorsichtig an der Unterlippe, bevor er mit seiner Zunge um Einlass in die andere Mundhöhle bettelte, den er auch genehmigt bekam.

Irgendwann waren seine Hände zu Ruizas schmaler Hüfte gewanderte, auf welcher sie nun lagen und er spürte, wie schlanke Finger im Nacken mit seinem Haar spielten.

Doch Ruiza zuckte zusammen, als plötzlich ein schrecklich nervtötendes Piepsen den Raum erfüllte und löste erschrocken den Kuss. Er und Hizumi hatten inzwischen wohl schon 10 Minuten damit verbracht auf dem Bett zu liegen und sich zu küssen. Er wusste es nicht genau. Vielleicht auch nur fünf Minuten, oder sogar noch weniger. Sie hatten sich geküsst und nicht auf die Zeit geachtet. Inzwischen hatte Hizumi sich auch neben ihn gelegt, anstatt sich über ihn zu beugen. Wer dachte in so einer Situation schon über die Zeit nach? Ruiza jedenfalls nicht und nun hatte er den Salat. Es war Zeit zum aufstehen. Er musste in einer halben Stunde unten in der Lobby sein.

Entschlossen drückte er den Älteren von sich weg, da dieser nicht so schnell aufgeben wollte und Ruiza in der Hoffnung auf eine Fortführung des Kusses, wieder näher zu sich gezogen hatte. Dieser aber löste sich von Hizumi, setzte sich auf und schob die Hände des Schwarzhaarigen von seiner Hüfte, bevor er aufstand und das schrill piepsende Handy auf seinem Nachttisch ausstellte.

„Ich muss arbeiten….“ Murmelte er, bevor er zu seinem Koffer trat, welchen er nicht ausgepackt hatte, und Kleidung raussuchte. Ruiza spürte den stechenden Blick von Hizumi im Rücken, hatte aber nicht die Absicht, sich wieder zu ihm zu drehen, um irgendwas zu erklären. Er verstand nicht, wieso der Andere so scharf auf Erklärungen war und nicht einfach die Sachen so nahm, wie sie kamen. Er hatte doch bekommen was er wollte, warum wollte er jetzt noch unbedingt mit ihm darüber reden?

Zwar hatte Hizumi seinen Wunsch mit Ruiza über das gerade Geschehene zu sprechen, noch nicht geäußert, aber Ruiza nahm einfach an, dass er es wollte, denn über den ersten Kuss, hatte Hizumi ja auch unbedingt sprechen wollen, wovon er selber allerdings nicht besonders begeistert war.

Nachdem er seinen ganzen Koffer nach den Klamotten die er anziehen wollte durchsucht hatte, verschwand er ins Badezimmer. Vielleicht wäre ja ein klärendes Gespräch zwischen ihnen gar nicht schlecht, dann würde er wenigstens herausfinden, was genau Hizumi hier wollte, denn dass ihm jemand bis nach Europa folgte, war er wirklich nicht gewöhnt und er rätselte immer noch rum, wie Hizumi überhaupt davon erfahren hatte, dass er überhaupt in Europa war und in welchem Hotel.

Er konnte sich schon vorstellen wie Hizumi nun auf dem Bett lag und die Badezimmertür anstarrte. Ruiza seufzte und zog sich aus. Er sollte sich beeilen. Er hatte nicht viel Zeit, bis sein Taxi kam und er musste noch duschen. Er hatte also keine Zeit über Hizumi nachzudenken und obwohl er sich sehr anstrengte seine Gedanken bei dem zu behalten, was er noch erledigen musste und dass er keine Zeit hatte, landeten sie doch wieder bei Hizumi.

Anscheinend hatte er sich wirklich schrecklich darüber aufgeregt, dass er nicht zurückgerufen hatte. Er wollte ein ‚sogar’ von ihm haben, was auch immer das bedeutete.

Ruiza schmunzelte und stieg unter die Dusche. Dieses Treffen von Kyo und Hizumi hatte also auch bei Hizumi schlechte Erinnerungen hinterlassen. Das war interessant. Die beiden kamen augenscheinlich überhaupt nicht mit dem jeweils anderen aus und Ruiza wunderte sich, warum Kyo denn so wütend auf Hizumi war und wieso er Hizumi als Turnbeutelvergesser, so lustig das auch sein mochte, bezeichnet hatte und ihm dann auch noch an den Kopf warf, dass Ruiza sich für ihn entscheiden würden.

Mitten in einem Schwindelanfall, der wie immer über ihn kam, kaum hatte das kalte Wasser seinen Körper berührt, lehnte Ruiza sich an die Wand und schloss erschöpft die Augen. Das ergab alles keinen Sinn.

Er wusste nicht was er tun und was er sagen sollte. Er benahm sich dumm. Er hätte Hizumi nicht reinlassen sollen.

Er hätte gestern die Tür vor Hizumi zuknallen und dann in Ruhe ins Bett gehen sollen. Aber nein, er hatte ihn ja reinbitten und ihm die Couch anbieten müssen.

Wenn Hizumi ihm schon hinterher reiste, dann hätte er sich auch ein eigenes Zimmer leisten können, oder war ihm Ruiza nicht mal so viel wert, dass er das Geld für ein Zimmer ausgab? Allerdings ahnte Ruiza, dass es um Hizumi finanziell bestimmt nicht so gut stand wie um ihn und er musste sein Zimmer ja nicht mal selbst bezahlen. Umso erstaunlicher war es, dass Hizumi die Kosten eines Fluges über Kontinente nicht gescheut hatte. Das musste doch verdammt teuer gewesen sein.

Ruiza wusch das Shampoo aus dem Haar und verweilte noch einen kurzen Moment regungslos unter der Dusche. Er hatte nicht viel Zeit, aber dieses Gefühl wollte er noch kurz genießen. Automatisch hob er seine Hand und fuhr sich mit den Fingern sachte über die Lippen.

Ihr zweiter Kuss. Er hatte immer wieder gedacht, dass der Zweite nur ein billiger Abklatsch vom Ersten sein würde, aber er hatte sich geirrt. Diese beiden Küsse standen jeder für sich alleine. Der erste hatte einen ganz anderen Charakter gehabt.

Nach dem ersten Kuss wären sie im Bett gelandet, wenn sie nicht gestört worden wären. Bei diesem Kuss waren sie schon im Bett gewesen und trotzdem hatte er nicht das Gefühl gehabt, sie wären bei einer Fortführung übereinander hergefallen.

Es war viel mehr reine Zärtlichkeit gewesen. Sie hatten sich einfach geküsst und die Nähe des jeweils Anderen genossen. Im Gegensatz zum ersten, feurigen Kuss war dieser Kuss sanft gewesen. Sanft und Liebevoll und das hatte er nicht im Entferntesten erwartet.

Das schmiss ihm nun alles durcheinander und er wusste nicht wie er darauf reagieren sollte.

Er konnte zu Hizumi gehen und mit ihm darüber sprechen, aber was sollte er ihm denn erzählen? Das ihre Küsse Fehler waren? Denn das waren sie im Prinzip. Aber sie waren unglaublich aufregende Fehler und…

Ruiza schüttelte den Kopf. Er war inzwischen aus der Dusche gestiegen und hatte sich abgetrocknet. Er schloss seinen Hosenknopf und seufzte leise.

Er hätte diesen Kuss nicht zulassen dürfen. Das machte alles nur noch komplizierter. Als er die Lippen auf seiner Wange gespürt hatte und Hizumis Atem auf seiner Haut, hätte er sofort reagieren und Hizumi wegstoßen sollen. Aber stattdessen hatte er bloß langsam die Augen geöffnet und aus den Augenwinkeln den Älteren beobachtet.

Er hatte nicht nachgedacht, er hatte einfach geschaut und abgewartet was nun passierte und als DAS dann passiert war, da war er erst einfach überfordert gewesen. Hatte nicht gewusst, was er machen sollte.

Und nun ja, wenn man nicht weiß was man machen soll, dann gibt es zwei einfache Möglichkeiten:

1. Still halten oder

2. einfach mitmachen
 

Vielleicht hätte er einfach bei dem Ersten bleiben sollen. Dann säße er jetzt nicht im Schlamassel. Aber vielleicht war das alles schneller wieder vorbei, als er dachte. Hizumi wusste, dass er hierher musste wegen Fotos, aber er wusste wahrscheinlich nicht, dass er heute mittag einen Flug nach Paris hatte, wo dann die nächsten Fotos gemacht wurden und somit hatte er auch keinen Flug nach Paris und Ruiza bezweifelte, dass Hizumi solchen so schnell auftreiben konnte.

Er lächelte leicht und warf einen Blick in den Spiegel. Er brauchte sich nicht die Haare machen oder sich schminken. Das würde die Stylisten fürs Shooting sowieso innerhalb ein paar Sekunden wieder zerstören und die Arbeit wäre umsonst.

Er war gespannt wie Hizumi auf die Nachricht mit Paris reagieren würde. Vielleicht fing er ja wieder an rumzuschreien.

Ruiza verließ das Badezimmer und fand Hizumi schon angezogen vor.

„Ich muss nur noch kurz ins Bad, dann bin ich fertig. Ich werde dich zur Arbeit begleiten.“

Ruiza riss die Augen auf und starrte Hizumi hinterher, der schon ins Bad verschwunden war.

Er hoffte inständig, dass er sich gerade verhört hatte. Hizumi konnte nicht mitkommen. Wenn er ihm zusah, dann würde er Ruiza stören. Der Jüngere war sich dessen hundertprozentig sicher und wenn er diesen Job mit vollem Einsatz beenden wollte, dann musste er Hizumi daran hindern mitzukommen. Er hatte nicht den Hauch einer Vorstellung wie er Hizumi dazu bringen sollte nicht mitzukommen, aber er würde das hinbekommen.

Ungeduldig von einem Bein aufs Andere tretend, stand er also vor der Badezimmertür, abwartend, dass sie sich wieder öffnete und bereit den Anderen, sobald er den Raum verließ, davon zu überzeugen, dass er doch eigentlich gar nicht mitkommen wollte.

Hizumi war Gott sei dank schnell im Bad, stellte Ruiza fest, als Hizu kurz darauf wieder das Badezimmer verließ und Ruiza mit einem fragenden Blick bedachte, wegen der Badezimmer-belager-Aktion.

„Musst du noch mal rein?“

Ruiza stand leicht in Gedanken da, hatte zwar mitbekommen, dass Hizumi schon wieder aus dem Bad gekommen war, war aber noch am grübeln, wie er ihn davon abhalten sollte mitzukommen. Es fiel ihm schwer, weil seine Gedanken abschwirrten und er sich nicht so ganz kontrollieren konnte.

Dass er schnell im Badezimmer war, war ein Pluspunkt. Dann hatte er mehr Zeit ins Bad zu gehen, wenn sie zusammenzogen, bemerkte Ruiza in Gedanken und schlug sich kurz darauf auch schon die Hände vors Gesicht, entsetzt darüber was er dachte.

Wenn sie zusammenzogen? Halloooooo? Was zum Teufel dachte er sich dabei, so etwas zu denken? Kami-sama, er war wirklich reif für den Psychater.

Er blinzelte verlegen zwischen seinen Fingern hindurch und schaute direkt in das Gesicht eines besorgten Hizumis, welcher immer noch vor ihm stand und auf eine Antwort wartete und reichlich überascht von Ruizas Reaktion gewesen war.

Ruiza räusperte sich leicht und ließ die Hände sinken.

„Das Fotoshooting wird bestimmt langweilig. Du kannst da nicht viel machen!“

Themensprung wie er im Buche stand, aber Hizumi ließ sich nichts anmerken. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich und er meinte zu verstehen, was in Ruiza gerade vorging. Wenigstens einmal verstand er, welche Absichten der Jüngere verfolgte, denn normalerweise hatte er nicht den Hauch einer Ahnung.

Aber nun, gerade, konnte er mit Sicherheit sagen, dass Ruiza versuchte ihm vom Shooting fernzuhalten, da es ihm anscheinend nicht gefiel, wenn Hizumi mitkam. Störte es ihn, oder war es ihm vielleicht sogar peinlich?

Hizumi grinste leicht und sag Ruiza herausfordernd an.

„Meinst du? Das macht aber nichts. Ich bin ganz gut darin mich selbst zu beschäftigen und die Modebranche interessiert mich sehr, was denkst du, warum ich Design studiere, also glaub ich, wird mir das da schon gefallen. Und sonst konzentrier ich mich einfach auf dich.“

Man konnte praktisch sehen, wie Ruiza gedankenlich Hizumi verfluchte, obwohl er sich alle Mühe gab, nach außen hin ruhig zu wirken. Aber das war nunmal nicht so leicht und dieses gehässige Grinsen, wie er es interpretierte, welches sich dort auf Hizumis Gesicht breit gemacht hatte, ging ihn mehr als auf den Sack.

Er wollte ihn nicht dabei haben und damit Basta.

„Ich werde aber keine Zeit für dich haben. Bis heute Mittag müssen wir fertig sein und ich kann mir keine Fehler oder sogar Pausen erlauben.“

Er stellte zufrieden fest, dass das anscheinend gewirkt hatte. Hizumis Grinsen schwand aus seinem Gesicht und ein nachdenklicher Gesichtsausdruck nahm den Platz ein.

„Nani? Wieso bis heute mittag? Ich dachte, du würdest bis Donnerstag hier bleiben?“

Genau auf diese Frage hatte Ruiza gewartet. Irgendwie freute er sich auf den Gesichtsausdruck des Anderen, wenn er ihm die große Nachricht mitteilte und mit ein wenig fieser Vorfreude, lächelte er Hizumi süß an, während er antwortete:

„Da hast du was falsch verstanden. Ich bleibe bis Donnerstag in Europa und nicht in London. Heute mittag hab ich einen Flug nach Paris. Dort werden die nächsten Fotos gemacht.“

Er deutete auf seine Koffer und noch immer zierte ein Lächeln sein Gesicht, das kein Wässerchen trüben konnte.

„Deswegen hab ich auch nicht ausgepackt. Meine Koffer werden jetzt gleich schon abgeholt.“

Entsetzen machte sich in Hizumis Miene breit und er wusste nicht, was er Ruiza damit für eine Freude bereitete.
 


 


 

Er hatte tatsächlich gehofft, dass er es schwerer haben würde. Als Ruiza Hizumi von dem Flug nach Paris erzählt hatte, da hatte er gleichzeitig mit zutiefster Erschütterung oder wenigstens einem Wutausbruch gerechnet. Stattdessen hatte Hizumi nur einen kurzen Moment gebraucht um sich zu sammeln und dann darum gebeten, dass man seine Tasche mit Ruizas Sachen abholen könnte.

Leicht verwundert darüber, hatte Ruiza zugesagt und sie beiden waren runter in die Lobby gegangen, wo schon seine Managerin auf ihn gewartet hatte, die dann mit ihm und Hizumi, nachdem sie Hizu erstmal kritisch gemustert hatte, zur Location fuhr.

Inzwischen stand er zwischen einem Haufen aufgeregter Europäer, die an ihm rumzupften und sich in einer seltsamen Sprache (Englisch XD) untereinander unterhielten.

Er wollte gar nicht wissen, was sie alles über ihn sagten, also hörte er nicht wirklich zu. Wenn er ihnen seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte, dann hätte er wahrscheinlich verstanden, was sie erzählten, aber er war sich sicher, dass es sowohl für sie als auch für ihn besser war, wenn er nicht verstand, da bestimmt nicht nur die nettesten Kommentare daruter waren und so beschäftigte er sich die erste Zeit damit, dass er Hizumi beobachtete, wie dieser mit dem Handy in der Hand auf und ab lief und mit jemanden telefonierte.

Kurz darauf, als Hizumi aufgelegt hatte, schien es Ruiza, als hätte der Andere einen ungewöhnlich zufriedenen Gesichtsausdruck und beleidigt darüber, dass bei Hizumi anscheinend alles glatt lief, weichte er sofort Hizumis Blick aus, der einen Augenblick später zu ihm glitt.

Er konnte sich nicht ganz erklären, warum er gehofft hatte, dass Hizumi Probleme bekam. Er machte sich manchmal einen Spaß daraus, zu beobachten wie die Leute verzweifelten, sich die Haare rauften und total die Beherschung verloren, er fand das amüsant, aber in diesem Fall glaubte er nicht, dass er deswegen gehofft hatte, dass Hizumi Probleme bekam.

Zwar wäre ein Wutausbruch a là Hizumi bestimmt amüsant gewesen, aber wenn er darüber nachdachte, dann war es nicht das selbe Gefühl, wie sonst, wenn er sich darüber freute, jemanden in solch einer Situation sehen zu können.

Er knurrte ärgerlich, als eine junge Frau zu sehr an seinen Haaren zog, so dass seine Kopfhaut schmerzte und musste sich zurückhalten sie nicht anzufahren, dass an den Haaren auch noch ein Kopf hing.

Er sollte hier nicht zu frech werden. Das war seine Chance, abgesehen davon, dass die Frau ihn sowieso nicht verstanden hätte, wenn er sie auf Japanisch anfuhr, was er mit Sicherheit getan hätte, denn wegen der wechselte er doch nicht auf Englisch um, so gut war er in der Sprache nicht, dass er darin schimpfte und wenn er dies täte, würde sie wahrscheinlich mitbekommen, dass er wütend war.

Er wollte sich das hier nicht vermasseln, also sollte er sich beherrschen und wenn er dadurch einen Haarbüschel weniger hatte, dann musste er das wohl akzeptieren, bemerkte er gedankenlich und knirschte mit den Zähnen.

Wahrscheinlich reagierte er sowieso über. Er spürte schon, wie angespannt er war. Er würde ja gerne behaupten, weil er wegen diesem Job so aufgeregt war, aber eigentlich war es nur, weil er ständig und in ausnahmslos jeder Sekunde Hizumis Blick auf sich spürte.

Es kam ihm vor, als würde der Ältere nicht mal blinzeln. Nur noch eine Frage der Zeit bis ihm die Augen rausfielen.

Er war heilfroh, wenn er endlich mit den Fotos anfangen konnte und er das Ganze hinter sich bringen konnte. Er hoffte er konnte sich während dem Shooting konzentrieren, wenn er diesen Stierhals im Nacken hatte, aber vielleicht funktionierte das dann ja besser, weil er dann endlich etwas hatte vorauf er sich konzentrieren konnte.

Momentan konnte er nämlich nichts machen, als abwarten, dass man ihn fertig gestylt hatte und krampfhaft vermeiden in die Richtung zu schauen, aus der er diese starren Blicke spürte. Mit anderen Worten, er schaute dumm durch die Gegend und versuchte einfach still zu halten und an nichts zu denken.

Das fiel ihm schon schwer genug. Am liebsten hätte er reisaus genommen, aber das konnte er ja nicht allen ernstes tun und so blieb er brav stehen und wartete.
 

Endlich bekam er das ok und er wurde an irgendeinen Ort geschoben, wobei er unweigerlich seinen Blick über Hizumi schweifen ließ und mit erstaunen stellte er fest, dass dieser ihn nicht mehr beobachtete, sondern sich mit zwei Stylistinnen unterhielt. Verächtlich schnaubte er und wandte seinen Blick eingeschnappt wieder ab. Nun gut, ihm sollte es Recht sein. Schließlich hatte er so endlich seine Ruhe und konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren.
 

„I didn’t know that he is that nice.“

“Me neither. But well, he doesn’t talk a lot.”

Die zweite Stylistin mit dem Namen Jane wandte sich an Hizumi und sah ihn fragend an.

„Are you two friends?“

Hizumi brauchte einen Moment, bis er übersetzt und den Sinn der Frage verstanden hatte und erst dann lächelte er sie an und nickte. Was sollte er auch sonst tun? Ihr sagen, dass er es nicht genau wusste und dass er nur hier war um Ruiza auf einen Kuss anzusprechen? Er hielt das nicht für klug und so bezeichnete er sich lieber als einen Freund von Ruiza.

„I heard that he’s a difficult person, which gets easily angry. But since I know him, he was very quiet and he smiled very cute at me, when I asked him if he wants to drink something.”

Nun redete Nathalie, die andere Stylistin und sie sah Hizumi an, als erwartete sie Beteidigung an dem Gespräch von ihm. Also kratzte er seine ganzen Englisch Kenntnisse zusammen.

„He has a weird way to think and the most of the time I don’t know why he acts in the way he does, but he is very nice. I don’t like, that he can’t do anything on his own. Everything he does, is organised from his manager.”

Jane fing an zu nicken und sah glücklich aus, dass sie etwas über Ruiza wusste, was Nathalie anscheinend nicht wusste.

„Oh yes, I heard that too. He’s really famous for not being independent. But I expected more. I heard he woudn’t go a metre without his manager, but he went on his own.”

Jane schien enttäuscht als Nathalie zustimmend nickte und hinzufügte, dass sie ähnlich Anti-Selbstständigkeits-Geschichten von Ruiza gehört hatte und die beiden fingen an sich angeregt darüber zu unterhalten und Hizumi schien schon fast vergessen.

Er schnappte noch ein „Maybe he wants to change…“, auf und gab es dann auf, etwas verstehen zu wollen. So schnell wie die beiden einen englischen Wortwechsel führten, konnte er nicht übersetzen und außerdem waren seine Gedanken eh nicht mehr ganz auf der selben Ebene.

Er sah zu Ruiza, welcher vor der Kamera posierte und dachte an das ‚Maybe he wants to change’. Seine Gedanken wanderten weiter zu dem Handy am morgen. Er hatte sich nicht von seiner Managerin sagen lassen, dass er bald los musste. Es war nicht wie immer wenn Ruiza weg musste das Piepsen seines Piepser ertönt, sondern der Wecker seines Handys. Ruiza hatte selber dafür gesorgt, dass er rechtzeitig unten in der Lobby war. Natürlich war er nicht alleine zur Location gefahren, denn er kannte sich nicht London aus, aber er hatte sich, kaum waren sie aus dem Wagen gestiegen, von seiner Managerin getrennt und war allein durch die Gegend geirrt, bis er seine Stylisten gefunden hatte, oder besser sie ihn.

Er hatte wirklich keinen Orientierungssinn, aber er versuchte es.

Hizumi lächelte sanft. Vor ein paar Tagen konnte Ruiza noch nirgends alleine hingehen, inzwischen konnte er es immer noch nicht, aber was zählte war seine Bereitschaft dazu. Er versuchte selbstständig zu werden und das nur, wenn Hizumi sich nicht irrte, wegen ihm. Weil er Ruiza vorgeworfen hatte, dass er nicht die geringstete Selbstständigkeit besaß, versuchte er sich zu ändern und das freute Hizumi ziemlich.

Seine Worte zu Ruiza hatten einen Effekt auf den Jüngeren gehabt. Er konnte ihm demnach also nicht gleichgültig sein, denn wenn er das wäre, dann hätte Ruiza seine Worte einfach ignoriert. Irgendeine Bedeutung musste er für ihn haben und wenn es nur das war, dass er auf Hizumi hörte, dann war es immer noch mehr als Gleichgültigkeit.

Hizumi wollte sogar lieber, dass Ruiza auf ihn wütend war, als dass er ihm gleichgültig war. Irgendwas wollte er Ruiza bedeuten und nun hatte er endlich den Beweis, dass er das tat. Vielleicht war es ja nur Trotz. Er konnte sich vorstellen, dass Ruiza bloß aus Trotz versuchte selbstständiger zu werden, ihm nur versuchte zu beweisen, dass er auch alleine zurecht kam.

Aber er hatte trotzdem die Hoffnung, dass es mehr war.

Hizumis Augen fixierten Ruiza, sogen jede Bewegung auf und ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen. Sein Herz raste bei der Vorstellung, dass Ruiza eventuell mehr für ihn empfinden könnte. Mehr als er gehofft hatte. Dass er ihn vielleicht sogar lieben könnte.

Es sprach schließlich einiges dafür. Sie hatten sich schon zweimal geküsst. Zwar waren beide Küssen ziemlich dumm beendet worden, mehr abgebrochen als beendet, aber sie waren trotzdem Küsse gewesen, die er nicht so schnell wieder vergessen würde.

Keinen Kuss in seinem bisherigen (Liebes-)Leben hatte sich so eingeprägt wie diese beiden und Hizumi war sich sicher, dass das etwas zu bedeuten hatte.

Er war verdammt noch mal schwul geworden wegen Ruiza. Wegen ihm war er zum ersten Mal in ein Flugzeug gestiegen und war von Japan bis nach England geflogen und würde in ein paar Stunden weiter nach Frankreich fliegen.

Ja, er hatte es geschafft seinen Onkel zu überzeugen, dass der eine Flug noch nicht ausreichend war um sein Liebesleben und somit sein ganzes zukünftiges Glück zu retten und das er also noch einen Flug brauchte. Gut, hatte sein Onkel nach einer 20 minütigen, verzweifelten ich-verlier-meine-große-Liebe-Arie von Hizumi gesagt und versprochen den Flug zu besorgen.

Hizumi verließ sich drauf, dass sein Onkel das hinbekam. Wenn es um die Liebe anderer Leute ging, die es zu retten galt, dann konnte sein Onkel Berge versetzen. Außerdem war ein Flug von London nach Paris sicherlich leichter zu besorgen, als einer von Tokyo nach London und selbst den hatte Yoshiki innerhalb kürzester Zeit besorgen können.
 

Missmütig saß Ruiza auf seinem Platz im Flugzeug, die Beine übergeschlagen, einen Arm angewinkelt auf der Armlehne, so dass er seinen Kopf in die Hand stützen konnte. Sie flogen inzwischen seit einer guten halben Stunde und seit einer guten halben Stunde, versuchte er um alles in der Welt nicht nach hinten zu schauen.

Genau eine Reihe hinter ihm saß Hizumi, welcher anscheinend sehr viel besserer Stimmung war. Ruiza war verwirrt. Verwirrt und wütend. Verwirrt war er, weil erst Hizumi ihn von Tokyo nach London folgte und es von da aus zu Stande brachte ihm weiter nach Paris zu folgen, obwohl er von diesem Europatrip nichts gewusst hatte. Und dann auch noch im selben Flieger.

Wütend war er, weil er die Probleme ahnte, die das mit sich brachte. Hizumi schien es darauf anzulegen. Worauf genau, konnte er nicht sagen, aber es schien ihm wichtig zu sein und Ruiza hatte das ungute Gefühl, dass es mit ihm zu tun hatte und wenn er genau darüber nachdachte, dann viel ihm bloß eine Sache ein, die es sein konnte:

Hizumi war in ihn verliebt!

Ruiza schnaubte in seine Hand. Naiver Junge! Er dachte tatsächlich, Ruiza würde etwas für ihn empfinden können.

Eine Beziehung mit Hizumi wäre für ihn ohne jeden Vorteil. Es war lachhaft! Darauf würde er sich nicht einlassen. Es gab keinen Grund, dass er Hizumi seine Liebe vorgaukelte.

Obwohl…

Wieder hatte er dem starken Drang zu widerstehen, den Kopf nicht einfach nach hinten zu drehen und um ihn standzuhalten, biss Ruiza sich mit aller Kraft in die Hand, in die er seinen Kopf gestützt hatte.

Erschrocken fiepte er auf. Der Drang war größer gewesen als er gedacht hatte und somit auch der Schmerz in seiner Hand.

Er musste wohl korrigieren. Er war nicht wütend. Er war verwirrt oder vielleicht auch ängstlich. Es war nicht seine Art, Sachen zu tun, die er nicht geplant hatte. Sachen die keinen Nutzen mit sich brachten und nun tauchte Hizumi auf und brachte ihm das alles durcheinander. Er wollte das Hizumi wieder aus seinem Leben verschwand, dass er so weiter leben konnte wie bisher. Ohne diese seltsamen Gefühle und alles was Hizumi noch so mit sich gebracht hatte.

Es machte ihm Angst, dass er nicht wusste was als nächstes geschah und was Hizumi machen würde, oder was er selber machen würde.

Jedesmal wenn er mit Hizumi zusammen war, dann hatte er irgendetwas gemacht oder zugelassen, was er normalerweise sofort im Keim erstickt hätte. Er wollte Hizumi lieber weit weg von sich habe, nicht immer der Gefahr ausgesetzt sein, dass er irgendetwas unüberlegtes machte. Er fühlte, dass er sich veränderte wenn er bei Hizumi war, er wusste nicht, ob das gut war und er wollte es auch nicht ausprobieren.

Er würde Hizumi irgendwie loswerden. Wenn er sich nicht alles, was er sich aufgebaut hatte, kaputt machen lassen wollte, dann musste er ihn loswerden.

An diesem Abend würden sie sich sicherlich wieder ein Zimmer teilen und er würde Hizumi an diesem Abend loswerden.

Ruiza grinste in seine Hand, während er einen Plan ausheckte mit dem er Hizumi loswerden konnte. Irgendwie würde das möglich sein und er würde das hinbekommen.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Sooo~ ich hoffe es hat euch gefallen. Verrücktheiten, etwas ernstes, ENGLISCH! Was will man mehr? ICh hätte eigentlich nie freiwillig was in englisch geschrieben, habs dann aber doch gemacht XD Tja, so kanns gehen. Ich hoffe, es ist nicht zu falsch XDD wenn ja, stellt es euch einfach richtig vor.

Wie man sieht brauch ich die FF um mich auszutoben *rofl*

Gut,

an der stelle einen riesen dank an alle, dieso fleißig kommentare schreiben. Denn ich freue mich jedesmal darüber ^^ *verbeugz*
 

Und jaa~ Toshiya war der eine Blauhaarige den ich im zusammenhang mit Kaoru mal erwähnt habe. Sehr gut erraten. Aber auf den schwathaarigen wird wahrscheinlich niemand kommen, da die haarfarbe ja nicht sonderlich eindeutig ist XD

1.8

So, endlich das 8. Unterkapitel. Ich muss sagen wir bewegen uns langsam aufs Ende zu *weinz* nyaaa... ich hab es endlich geschafft ein kurzes Kapitel zu schreiben! Ist das zu fassen? Nur ca. 2000 Wörter *weiß die genaue zahl jetzt nüt* Hach ja...das ist natürlich ein starker kontrast zu meinen anderen kapiteln, aber ich konnte einfach danach weiter schreiben, weil da einfach ein schlussstrich hinter gehörte ^^ Tja, also isses da zu ende. Das kürzeste Unterkapitel das es in diesem Kapitel geben wird. *nodnod*

Die anderen werden wieder länger... aber es fehlen ja nich mehr viele *beruhig*
 

So, im letzten kapitel schien Yoshiki der Hit gewesen zu sein XD Der taucht diesmal nur kurz auf, aber es hat mich gefreut, dass er so gut aufgenommen wurde XD Ich hab ihn nämlich nicht eingeplant gehabt und plötzlich ist er aufgetaucht. *seufz* Das ist typisch, die hälfte von dem was ich schreibe entsteht spontan, so dass ich die ganze geschichte immer wieder mal abändern muss *sich immer alles kaputt machen lässt* V.V
 

Egal, das wärs mit der langen Vorrede, hier ist das Chap:
 


 

~~~1.8~~~I dreamed a long time of you~~~1.8~~~
 


 

Er beobachtete wie Ruiza ins Bad verschwand und ließ sich auf das große Bett fallen. Das Hotel hier gefiel ihm besser als das in London. Es war etwas größer und er hatte es ohne Probleme schnell hinbekommen, dass Ruizas Buchung verändert wurde, so dass er mit ihm ein Doppelzimmer bekam. Er hatte nicht erst abgewartet ob Ruiza das tat. Er war einfach an der Rezeption Ruiza zuvorgekommen und hatte diesen angeblichen ‚Fehler’ behoben, so dass er nun hier wartete, dass Ruiza wieder aus dem Bad kam.

Selbst wenn er verstand, dass Ruiza sehr müde war, diesmal würde er sich nicht wieder auf die Couch verfrachten lassen und das Gespräch unter den Teppich kehren. Diesmal würde er, komme was wolle, mit Ruiza reden.

Er konnte sich vorstellen, dass Ruiza wahrscheinlich nichts anderes wollte, als ins Bett zu gehen und ein Gespräch mit Sicherheit nicht, denn Ruiza war kaum aus dem Flugzeug gestiegen, als er schon zum nächsten Shooting musste. Er war also noch bevor sie wirklich in Paris angekommen waren zum Shooting gefahren, wo Hizumi Ruiza erstmal zugesehen hatte.

Er hatte feststellen dürfen, dass Ruiza sehr profesionell war. Obwohl er den ganzen Tag schon auf den Beinen war und schon ein Shooting und einen Flug hinter sich gebracht hatte, konnte man ihm davon nichts anmerken, kaum stand er vor der Kamera.

Aber Hizumi hatte nacher, davor und dazwischen sehen können, dass Ruiza sehr wohl erschöpft war und selbst wenn es ihm Leid tat, Ruiza nun nicht den, wahrscheinlich stark ersehnten Schlaf zu gönnen, er musste mit ihm reden.

Umso weiter sie es herauszögerten, desto unsicherer wurde er. Noch hatte er den Mut dazu und er wollte es hinter sich bringen, so lange er sich traute.

Hizumi hatte in seine Gedanken versunken auf dem Bett gesessen und blickte erst auf, als er das Badezimmerschloss hörte.

Ruiza stand im Rahmen und betrachtete ihn. Er war leicht nervös und wusste nicht wie er anfangen sollte. Obwohl er am liebsten jetzt einfach Hizumi vom Bett jagen und sich dort drin vergraben würde, war ihm klar, dass das nicht ging. Er musste das ganze jetzt beenden, selbst wenn er Angst davor hatte.

„Eine Beziehung mit dir ist für mich undenkbar. Ich denke, das sollte ich mal klarstellen.“

Ruiza stellte erleichtert fest, dass seine Stimme fest klang und beobachtete wie Hizumis Gesichtszüge entgleisten. Damit hatte der Ältere wohl tatsächlich nicht gerechnet, besonders nicht, da er gedacht hatte, dass er das Thema ansprechen müsste und das hörte man auch in seiner Antwort.

„W-was?“

Und der Stotterer ist wieder im Einsatz, dachte sich Ruiza und musste leicht schmunzeln.

„Eine Beziehung mit dir kommt für mich nicht in Frage. Sie bringt mir keinen Vorteil!“

Anscheinend hatte Ruiza damit etwas entscheidendes gesagt, denn Hizumi stand auf und ging auf ihn zu.

„Das wars? Sie bringt dir keinen Vorteil? Entscheidest du immer danach, was dir einen Vorteil bringt und was nicht?“

Ungläubig starrte er Ruiza an, der leicht perplex, immer noch in der Tür vom Badezimmer, stand und dann nickte, als sei es das natürlichste der Welt, so seine Entscheidungen zu treffen.

„Was ist mit Kyo? Bist du mit ihm befreundet, weil er dir einen Vorteil bringt? Dann bin ich gespannt, was so ein kleiner, vorlauter Staubwedel für Vorteile mit sich bringt. Vielleicht schaff ich mir dann ja auch einen an!“

Ruiza blinzelte verwirrt. Der Andere hatte schon auf irgendeine Art und Weise Recht. Kyos und seine Freundschaft brachte ihm rein gar keinen Vorteil. Er war bloß mit ihm befreundet, weil Kyo einfach nicht hatte aufgeben wollen. Weil er ihn immer und immer wieder angesprochen hatte und Ruiza sich irgendwann gedacht hatte, was soll’s, der ist schließlich recht freundlich.

„Er hat nur nie aufgegeben und deswegen sind wir befreundet.“ Murmelte er also schließlich kleinlaut und wich einen Schritt zurück, als Hizumi weiter auf ihn zukam.

„Jetzt komm doch endlich aus dem Badezimmer raus!“

Hizumi schnappte sich Ruizas Handgelenk und zog ihn aus dem Zimmer, den verdatterten Blick einfach ignorierend. Es machte ihn verrückt, wenn Ruiza so vor ihn zurückwich. Er schloß einen Arm um den schmalen Körper Ruizas und zog ihn an sich.

„Das heißt also, ich muss einfach hartnäckig bleiben und dann änderst du deine Meinung?“

Ruiza schüttelte den Kopf und versuchte sich aus dem Griff zu befreien, aber Hizumi hielt ihn fest. So schnell wollte er nicht aufgeben. Seine Blick fing den von Ruiza, welcher augenblicklich aufhörte sich zu wehren und ihn unsicher anstarrte.

„Erzähl mir nicht, du würdest nichts empfinden, wenn ich die berühre.“

Ruiza stand starr in den Armen Hizumis und verfolgte jede Bewegung des Älteren mit den Augen.

Er hatte alles falsch gemacht. Sein Plan war gewesen, Hizumi mit klaren Worten einfach so vor den Kopf zu stoßen, dass dieser aufgab und sich verzog. Mit solch einer Gegenaktion hatte er nicht gerechnet. Einen Protest, wenn er ihm sagte, er wolle keine Beziehung mit ihm, hatte er nicht im Entferntesten erwartet. Er hatte gedacht, dass Hizumi nach diesen Worten niedergeschlagen sei und nicht, dass er auf die Barrikaden ging.

„So viel zu meinem Plan….“ Schlich sich über seine Lippen und ließ Hizumi die Stirn runzeln, da dieser noch immer auf eine Antwort gewartet hatte.

Der Schwarzhaarige lächelte und strich über die Wange des Jüngeren. Er war sich sicher, dass er den Widerstand gebrochen hatte, nun galt es nur noch zu erfahren, was Ruizas ehrliche Meinung zu dem Ganzen war.

„Plan? Man muss nicht alles vorplanen, Ruiza. Sei doch mal spontan. Tu einfach das, was du genau in diesem Moment gerne tun würdest.“

Ruizas Mund öffnete sich um zu protestieren, schließlich war er mit seinen Plänen immer sehr erfolgreich gewesen. Dadurch hatte er einen 1,4 Durchschnitt bei seinem Abschluss bekommen. Jede Universität hätte ihn mit Kusshand genommen, weil er wusste wie man richtig plant. Er hatte immer alles so organisiert, dass er zeitlich hingekommen war.

Ruiza war nicht so klug, dass er wenig lernen musste um gute Noten zu bekommen. Er war zwar auch nicht dumm, aber so klug wie beispielsweise sein kleiner Bruder, war er bei weitem nicht! Er hatte einfach nur gewusst, zu wem er nett sein musste und zu wem nicht und gut durchgeplant, wen er wann um den Finger wickeln musste.

Seine guten Noten waren bestimmt nicht allein sein Verdienst gewesen, sondern größten Teils derer, die sich mit ihm jederzeit hingesetzt hatten und erklärten und halfen, wenn sie dafür halt ein klein wenig Aufmerksamkeit von ihm bekamen.

Für Spontanitäten war da nie viel Platz gewesen. Trotzdem sagte Ruiza nichts, schloss seinen Mund wieder und kaute stattdessen auf seiner Unterlippe, was er aber auch sofort wieder abbrach, als er es bemerkte, aus Sorge um seine Lippen.

Vielleicht hatte Hizumi Recht. Nun brauchte er nicht mehr alles planen. Er war schon an seinem Ziel. Na ja, noch nicht ganz. Etwas erfolgreicher könnte er schon sein. Aber er war auf dem besten Weg. Nachdem er sein ganzes Leben immer nur danach gehandelt hatte, was sein Kopf gesagt hatte, konnte er doch nun mal endlich tun, was er eigentlich tun wollte. Nicht nur das tun, was von Vorteil für ihn war, sondern einfach gänzlich frei handeln.

„…das tun, was ich momentan tun will…“ Wiederholte Ruiza also leise und hob wieder seinen Blick, der während seiner Gedanken gen Boden gewandert war.

Hizumi blinzelte überrascht, also er in Ruizas Augen blickte, die ein gewisses Funkeln in sich hatten.

Einen kurzen Moment sahen sie sich einfach nur an, bevor Ruiza dann handelte. Verblüfft riss Hizumi seine Augen auf, als sich Ruizas Arme um seinen Nacken schlangen und sich der schlanke Körper gegen ihn drängte.

„Okay…“ Hauchte Ruiza ihm entgegen, bevor er seine Augen schloss und den letzten Abstand zwischen ihnen überbrückte.

Der Ältere seufzte zufrieden auf, als er Ruizas weiche Lippen auf seinen fühlte und schloss seine Augen, schlang seine Arme zeitgleich enger um Ruiza. Dieser Kuss war ihm Antwort genug für den Abend.

Die Hände an der schmalen Taille gelegt, dirigierte Hizumi ihn langsam in Richtung Bett, auf welches er ihn letztendlich auch niederdrückte. Ihre Küsse waren sanft und hitzig zugleich. Die perfekte Mischung aus ihren ersten beiden Küssen.

Hizumi, welcher den aktiveren Part übernahm, ließ seine Hände den - inzwischen nicht mehr ganz so - fremden Körper erkunden und genoss es, die Reaktionen des Jüngeren auf seine Berührungen hin zu beobachten.

Ruizas Verhaltenweise hatte sich geändert. Er lag nicht mehr einfach so da und beobachtete, was Hizumi tat, sondern er selber wurde aktiv und sorgte mit gezielten Berührungen des anderen Körpers dafür, dass es in Hizumis Hose so langsam richtig eng wurde.

Nicht nur Ruiza sah, dass das Hizumi das wahrscheinlich nicht mehr lange aushielt, sondern Hizumi bemerkte das natürlich auch, so dass er kurzerhand anfing Ruizas Körper aus den Hüllen zu schälen, wobei er jeden Zentimeter freigelegte Haut mir den Lippen liebkoste.

Der Sex mit Miyavi war anscheinend überflüssig gewesen, musste Hizumi feststellen. Vorher hatte er nicht gewusst, wie sein Verhalten in solch einer Situation wie sie es gerade war sein würde und nun, da er es wusste, konnte er mit Fug und Recht sagen, dass er sich umsonst Sorgen gemacht hatte.

Vorher hatte er befürchtet, dass er, da er ja ohne jegliche Erfahrung war, unsicher sein würde. Vielleicht sogar nervös werden würde und dass Ruiza darauf wahrscheinlich nicht gut reagieren würde. Aber dem war nicht so.

Er dachte an nichts der gleichen. Hizumi dachte nicht darüber nach, was er alles falsch machen könnte und ob Ruiza bemerken würde, dass er viel weniger Erfahrung mit Männern hatte. Das Einzige woran er dachte war, dass Ruiza dort unter ihm lag, nur für ihn allein und alles Andere interessierte ihn einen scheiß Dreck.

Er wollte nur sehen, schmecken, fühlen, vielleicht auch hören. Mehr brauchte er in diesen Moment nicht und alle vorher ach so schlimmen Sorgen waren aus seinem Kopf gefegt worden.

Er glaubte also kaum, dass dies anders wäre, wenn er nicht mit Miyavi geschlafen hätte. Es war eine Erfahrung gewesen, aber er hätte sich das auch sparen können.

Aber hinterher war man bekanntlich immer klüger.

Ruiza lag ausgestreckt in der Mitte des Bettes, ein Bein angewinkelt, Hizumi über sich und spürte wie eine Hand stätig weiter seinen Oberschenkel hochglitt.

Seine Kleidung war schon längst in alle Himmelsrichtungen verteilt und die Hizumis auch, woran er nicht ganz unschuldig war.

Seine eigenen Hände lagen auf den Rücken Hizumis, den Hals hatte er leicht gestreckt um dem eben genannten mehr Raum zu bieten, da dieser gerade Küsse auf seinen Hals verteilte.

„Ich fliege morgen mittag nach Griechenland.“

Seine Stimme durchbrach die bisherige Geräuschskulisse, in der vorher nicht einer ein einziges Wort gesprochen hatte.

Er unterdrückte ein entäuschtes Aufseufzen, als Hizumi in seiner Tätigkeit innehielt und langsam den Kopf hob, um ihn daraufhin erstmal leicht entsetzt anzusehen.

Hizumi konnte es nicht fassen.

1. Sagte Ruiza ihm so etwas, in solch einer Situation. Ihm musste doch bewusst sein, dass das jetzt gerade nicht passend war und 2. Warum flog er schon wieder weiter? Reichte es nicht, dass er gerade erst von London nach Paris geflogen war? Musste er jetzt auch noch nach Griechenland?

„Athen…“

Hauchte Ruiza und sah Hizumi regunglos an. Als dieser aber keine Anzeichen machte, demnächst nochmal zu antworten krabbelte Ruiza kurzentschlossen unter Hizumi hervor und zog die Decke über sich.

„Und jetzt würde ich gerne schlafen. Ich habe morgen wieder einen anstrengenden Tag und möchte dann wenigstens ausgeschlafen sein.“

Er rollte sich auf die Seite, bettete seinen Kopf auf einem Kissen, sah Hizumi nocheinmal prüfend an und schloss dann die Augen, mit dem festen Vorsatz genau jetzt einzuschlafen und wenn Ruiza sich etwas vornahm, dann klappte das meistens auch.

Kaum war Hizumi aus seinem Wach-Koma wieder aufgewacht, sprang er aus dem Bett, nachdem er natürlich erstmal festgestellt hatte, dass Ruiza tatsächlich eingeschlafen war und schnappte sich sein Handy.

Das wäre ja gelacht, wenn er von Tokyo nach London kam und von London nach Paris, aber dann keinen Flug mehr nach Athen bekam, abgesehen davon, dass dies mit Sicherheit der Letzte sein musste, denn noch einer kam zeitlich nicht mehr hin, da Ruiza ja Donnerstag wieder nach Tokyo zurückkehren sollte.

Dieses kleine Hinderniss würde ihn jetzt nicht mehr aufhalten, außerdem hatte er jetzt Yoshiki sogar schon große Fortschritte zu berichten. Wenn sein Onkel hörte, dass die Weltweite-Rettet-Hizumis-Liebesleben-Hilfsorganisation, kurz genannt WRHLH, erfolgreich war und alle Spenden sinnvoll eingesetzt wurden, dann würde er den einen Flug nach Athen bestimmt nicht scheuen.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Joa, das wärs. Das Mini-Chap!!

Ich hoffe es hat euch gefallen *nodnod*
 

Ich wurde gefragt, wie lang die Haare des Schwarzhaarigen denn sind und meine Güte, dass ist ehrlich ne schwere Frage. Ich hab wirklich lange darüber nachgedacht, wie man das beantworten kann und bin zu dem Schluss gekommen:

Sowas darf man eigentlich bei den Haaren eines modernen Visus nicht fragen XD Die ändern sich doch ständig, doch ihr könnt trotzdem gaaaanz lang und gaaaanz kurz ausschließen. Und wenn ihr denoch nich drauf kommt: Im Kapitel 2.2. wird es aufgelöst *schon am schreiben ist*

Sagen wirs so, die Haare sind Mittellang und stufig und wuuunderschön. *mag seine haare sehr* ich hab ihn überhaupt sehr lieb Ö,Ö

Tja...bis zum nächsten Kapitel dann XD ^^y

1.9

Das Vorletzte Unterkapitel kommt!! Oder ist eigentlich schon da (jedenfalls wenn ihr das hier lest XD) Heißt, es fehl eindeutig nicht mehr viel, wa? Ich selbst bin schon fleißig am 2. Kapitel am schreiben und na ja, mal schaun, wie lange es dauert bis ich es beendet habe. Für das erste apitel hab ich nämlich ganze 10 Monate gebraucht. Beim zweiten bin ich bisher schneller dran, hoffe also, dass ich weniger als 10 Monate brauch *seufz*
 

Hmmm, ja, was kann ich über dieses Kapitel sagen? *seufz* Ruiza leidet. Endlich leidet mal nicht nur Hizumi, sondern nun ist Ruiza dran.

Joa, außerdem gibt es einen enormen Zeitsprung, aber das werdet ihr schon merken *nodnod*
 

Viel spaß beim lesen:
 


 

~~~1.9~~~I dreamed a long time of you~~~1.9~~~
 


 


 

Das Bett war kalt. Ruiza grummelte unzufrieden, kniff die Augen zusammen und zog die Decke über seinen nackten Körper. Unzufrieden stellte er noch mit geschlossenen Augen fest, dass ein Fenster auf sein musste, denn er spürte wie die kalte Luft über ihn hinweg zog und als er dann im Hintergrund eine leise Stimme hörte, wusste er auch, wer das Fenster aufgemacht hatte.

Er öffnete langsam seine Augen und blinzelte gegen die im ersten Moment schreckliche Helligkeit an, bevor er dann seinen Blick zu seinem Radiowecker wandern ließ.

Gut, die Uhrzeit war eingestellt, leider hatte er aber noch nicht herausgefunden, wie er sich damit wecken lassen konnte.

Vielleicht sollte er sich mal die Bedienungsanleitung durchlesen. Ein Versuch war es jedenfalls wert, wenn er sich nicht weiterhin immer von seinem Handy wecken lassen wollte.

Es war 8.00 Uhr morgens. Vielleicht brauchte er ja weder Handy noch Wecker, wenn das jetzt jeden Morgen so ablief. Er blinzelte zu Hizumi, der wie bisher jeden Morgen schon lange auf war, wenn Ruiza noch schlief.

Hizumi saß auf einem Stuhl und telefonierte mit irgendjemanden, ihn dabei ignorierend. Verstimmt drehte sich Ruiza auf den Bauch, vergrub das Gesicht im Kissen und maulte leise, was ihm aber auch keinerlei Aufmerksamkeit brachte.

Eigentlich wollte er nichts weiter, als dass er nun einfach weiter schlafen konnte. Acht Uhr war keine Uhrzeit um aufzustehen. Besonders nicht an einem Samstag. Er hatte dieses Wochenende frei. Keine Shootings, keine Castings für irgendwelche Designer. Nichts.

Er konnte liegen bleiben solange er wollte und er hatte das auch fest vorgehabt. Doch nun saß Hizumi in seinem Apartment, in seinem Schlafzimmer auf einem Stuhl und telefonierte mit irgendjemanden. Er machte bloß seine Telefonrechnung teuer und was das Wichtigste war, er ignorierte ihn dabei.

Wenn Ruiza neben dem telefonieren noch irgenwas hasste wie die Pest, dann war es wenn ihn jemand ignorierte. Er liebte es im Mittelpunkt zu stehen, die Aufmerksamkeit aller auf sich zu haben, doch selber ignorierte er dafür Leute aufs Übelste.

Eigentlich hatte Ruiza noch nicht einmal darüber nachgedacht, dass er niemanden dafür verurteilen dürfte ihn zu ignorieren, wo er dies doch selber tat. Besonders Hizumi war in letzter Zeit oft zum Opfer geworden.

Seit sie aus Europa zuzurückgekommen waren, waren inzwischen etwas mehr als zwei Wochen vergangen und sie trafen sich relativ regelmäßig. Wenn Ruiza Zeit und Lust hatte Hizumi zu sehen, dann trafen sie sich manchmal und wenn nicht, tja, dann wurden Hizumis Anrufe, und jegliche Versuche Kontakt mit ihm aufzunehmen, ignoriert.

Er hätte sich nicht weiterhin mit Hizumi getroffen, nachdem sie ja schon lange Hizumis Arbeit beendet und abgegeben hatten, wenn Hizumi nicht darauf bestanden, jedenfalls dachte er das.

Darin ähnelte Hizumi Kyo. Genau wie Kyo hatte er sich niemals von Ruizas Launen abschrecken lassen und selbst wenn er ihn auf schlimmste ignorierte, hatte er nicht aufgegeben. Es war beeindruckend, wenn man bedachte, dass sich dies bisher nur diese zwei Menschen getraut hatten.

Alle Anderen mit denen Ruiza sich angefreundet hatte, waren von Vorteil für ihn gewesen, so dass er seine Freundschaft freiwillig gegeben hatte, allerdings nur so lange wie er sie brauchte. Kaum verwunderlich also, dass er zu keinem von diesen Freunden noch Kontakt hatte, jetzt wo er sie nicht mehr brauchte.

Die einzige Freundschaft, die nun schon mehrere Jahre überstanden hatte, war die mit Kyo und dabei war es die mit dem holprigsten Start gewesen und er verstand bis heute nicht, wieso Kyo sich unbedingt mit ihm hatte anfreunden wollen.

Aber auch wenn er immer dachte, dass die Freundschaft nur noch im Stande war, weil Kyo sich darum kümmerte, so bedeutete sie ihm doch mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten würde.

Kyo war sein einziger Freund und somit auch sein Bester. Wenn er irgendwann mal jemanden brauchte um sich anzuvertrauen, dann würde er zu Kyo gehen. Nicht zu Hizumi, nicht zu Uruha und erst recht nicht zu seinen Eltern.

Die einzige Person in seinem Leben, der er ein so großes Vertrauen zukommen ließ, dass er ihr seine Probleme anvertrauen würde, war Kyo.

Er war der einzige Freund, der augenscheinlich keinen Nutzen für ihn hatte, aber wenn man genau hinsah, dann gab Kyo Ruiza Kraft und Sicherheit, dass jemand für ihn da war, wenn er jemanden brauchte.

Egal wie stark und eiskalt man nach außen wirkt, jeder braucht irgendeinen Platz an den er sich flüchten kann. Einen Platz an dem jemand auf einen wartet.

Er bezweifelte, dass Hizumi jemals diese Position in seinem Leben einnehmen konnte und er wollte dies auch gar nicht, denn Hizumi wollte nicht sein bester Freund werden, sondern sein fester Freund. Klingt ähnlich, ist aber was ganz anderes. (Wah, ich werde noch zum Peter Lustig von mexx >.>)

Ruiza streckte sich und beobachtete weiter Hizumi, welcher davon nicht im geringsten Kenntnis nahm und zufrieden weiter in den Hörer plapperte. Langsam fragte der Blonde sich wirklich, mit wem Hizumi da redete, dass er ihm keinerlei Beachtung schenkte. Denn er war schließlich nackt!

Jeder andere Typ wäre schon längst wieder angetrabt gekommen. Ruiza schnaubte und zupfte an der Decke rum. Einerseits war Hizumi scharf auf ihn, aber die besten Gelegenheiten bemerkte er nicht mal. Jeden Morgen wenn er aufwachte, war die Hälfte des Bettes neben ihm kalt. Nicht nur die Morgene nach den Nächten ohne Hizumi, auch nach den anderen.

Immer wenn er aufwachte, war Hizumi längst aufgestanden und machte irgendwas anderes, wenn er nicht schon zur Uni gegangen war und nur nen Zettel auf dem Wecker hinterlassen hatte. Wenigstens hatte Hizumi schon eine Verwendung für den neuen Wecker gefunden, wenn er sich schon nicht davon wecken lassen konnte. Er hasste es.

Hizumi hatte doch bekommen was er wollte. Ruiza verbrachte Zeit mit ihm, sie küssten sich und schliefen miteinander. Jetzt wollte er dafür aber auch bekommen was, er wollte. Er wollte einmal aufwachen und Hizumi neben sich liegen sehen und er wollte sich dafür nicht den Wecker um Sechs Uhr morgens stellen, um dann zu sehen, dass Hizumi neben ihm lag und wieder einschlafen. Er wollte morgens einfach normal aufwachen und ihn dort liegen sehen, ob Hizumi dann schon wach war oder nicht, interessierte ihn einen scheiß Dreck. Er wollte dann nur nicht immer alleine im Bett liegen.

Aber anscheinend schien das Hizumi überhaupt nicht zu interessieren, denn er schien nicht mal auf die Idee zu kommen, neben ihm liegen zu bleiben, bis er aufwachte.

Er beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Hizumi sich von dem Stuhl erhob und anfing mit dem Telefon in der Hand durchs Zimmer zu laufen. Seit Ruiza wach war, hatte er ihm nicht einen einzigen Blick zugeworfen und umso länger dieser Zustand anhielt, desto stinkiger wurde Ruiza.

Wütend kniff er die Lippen zusammen und schlug die Decke zurück. Er würde sich nun Aufmerksamkeit holen. So leicht würde er nicht aufgeben.

Da Hizumi auch nicht reagierte wo der Jüngere nun nackt und völlig unbedeckt auf dem Bett lag, es wahrscheinlich auch gar nicht bemerkt hatte, da bisher ja noch kein einziges Mal Hizumis Augen in seine Richtung geblickt hatten, beschloss er weiter zu gehen.

Langsam, ohne irgendein Geräusch zu machen, rutschte er von dem großen Bett, stand auf und näherte sich dem Anderen, welcher ihm inzwischen den Rücken zugedreht hatte und davon folglich nichts mitbekam.
 

„Wie meinst du das?“

„…wenn die geliebte Person einem dem Sex verweigert, obwohl man zusammen ist, dann …“

Hizumi schwieg während Kaoru an der anderen Leitung erklärte. Kaoru und er hatten entdeckt, dass sie auf der selben Wellenänge waren, als sie an seiner Hausarbeit für die Uni gearbeitet hatten und seitdem konnte man sie sogar als eine Art von Freunden bezeichnen. Zwar weigerte sich Hizumi strikt über Kyo zu sprechen, da er, umso länger er mit Ruiza zusammen war, sich immer mehr Sorgen darum machte, wie Ruiza darauf reagieren würde, dass Kyo ihn liebte.

Selbst wenn er und Ruiza…ja, vielleicht sowas wie ein Paar waren, Kyo und Ruiza kannten sich schon viel länger und er hatte inzwischen auch verstanden, dass Kyo Ruizas bester Freund zu sein schien. Tatsächlich hatte er Angst, dass sich Kyos Vorhersage erfüllen würde und Ruiza ihm Kyo vorziehen könnte.

Daher blendete er das Thema Kyo so weit es ging aus, jedenfalls so lange er noch keine Gewissheit hatte. Und die hatte er sicherlich noch nicht.

Viele Leute würden vielleicht sagen, dass er und Ruiza ein Paar waren. Aber tatsächlich hatte keiner der beiden die heiligen drei Wörter bisher in den Mund genommen. Noch nicht mal ein „Ich mag dich.“, also eine stark abgeschwächte Version, war bisher über ihre Lippen gekommen.

Er wollte nicht nur mit ihm schlafen. Er wollte eine RICHTIGE Beziehung mit ihm führen. Er wollte, dass er ihm erzählte, was ihm auf dem Herzen lag, oder vielleicht auch ganz belanglose Dinge. Er wollte manchmal einfach nur in seiner Nähe sein, oder ihn völlig grundlos nur im Arm halten. Er wollte wissen, wie seine Gefühle waren, was er den Tag noch so machte, wie es bei der Arbeit lief und wie er das Wetter fand vielleicht auch.

Er wollte nicht nur mit ihm schlafen, ihn küssen, nur eine körperliche Beziehung. Ihm fehlte der ganze Rest der dazu gehörte.

Er machte sich Sorgen, dass Ruiza dies nicht wollte, dass das alles für ihn nur ein großes Spiel war und wenn es ihm langweilig wurde, ihre Beziehung ein plötzliches Ende nahm.

Deswegen hatte er sich etwas überlegt, nämlich einen todsicheren Weg herauszufinden, wie es um Ruizas Gefühle für ihn stand.

„…wird man erstens schrecklich nervös in dessen Gegenwart und zweitens auch unsicher, verstehst du?“

„Wenn du mir das erzählst, heißt das, sie hat dich immer noch nicht rangelassen?“

An der anderen Seite der Leitung herrschte erstmal Stille, bevor Kaoru furchtbar zufrieden antwortete:

„Doch…gestern. Ich wollte dir nur mal erzählen was das für Gefühle sind, damit du weißt, dass dein Problem nichts dagegen ist.“

„Du weißt dafür sicher, dass sie dich liebt. Sie wollte bloß nichts überstürzen. Ich dagegen, weiß nicht ob ich bloß eine Affäre bin. Es könnte sein, dass er mich morgen abserviert! Nachdem ihr jetzt schon zwei Monate zusammen seit, glaube ich nicht, dass sie dich nun abserviert. Schließlich scheint sie ja gerade beschlossen zu haben, dass eure Beziehung was ernstes zu sein scheint, andernfalls hätte sie wohl nicht mit dir geschlafen, oder?“

Er hörte Kaoru seufzen und lächelte leicht. Er wusste das er Recht hatte. Seit er Kaoru kannte, war dieser niedergeschlagen gewesen, weil er das Gefühl hatte, dass es in seiner Beziehung nicht richtig lief und immer nur darüber gelacht, wenn Hizumi ihm gesagt hatte, dass er sich Sorgen um seine Beziehung machte, gerade weil er Sex hatte, da sein Problem genau das Gegenteil war.

„Gut, du hast ja Recht. Für mich scheint es sich also gerade zum Guten zu wenden, für dich bestimmt auch…“

„Und was soll ich bitte machen? Vermeiden mit ihm zu schlafen? So lange ich in seiner Gegenwart bin, ist das so gut wie unmöglich…du weißt ja gar nicht wie schwer es für mich ist, nicht…“

Hizumi hielt erschrocken im Satz inne und schnappte nach Luft, als eine Hand von hinten über seinen Rücken und die Schulter nach vorne strich. Er spürte wie sich Ruizas Körper von hinten gegen ihn drückte und den warmen Atem an seinem Ohr.

„Fuck me, I’m famous…“ Hauchte Ruiza in gedämpfter Lautstärke, aber noch so laut, dass Hizumi sich nicht sicher war ob Kaoru das nun gehört hatte oder nicht.

Ruiza strich um ihn herum wie eine Katze, bis er vor Hizumi stand und ihm mit einem süßen Lächeln das Telefon aus der Hand nahm. Sein Opfer musste schwer schlucken, als es feststellte, dass Ruiza rein gar nichts anhatte und traute sich aus Schock gar nicht zu bewegen.

Ruiza schmunzelte, hob das Telefon ans Ohr, teilte Kaoru ruhig mit:

„Er ruft zurück.“ und legte auf.

Bevor Hizumi noch weiter reagieren konnte, hatte Ruiza ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen gehaucht, ihm mit der Hand über den Schritt gestrichen und war ins Badezimmer verschwunden, wo er die Tür hinter sich schloss und den Schlüssel umdrehte.

Zurück blieb ein verwirrtert Schwarzhaariger, die Hand immer noch gehoben, als hielte er weiterhin das Telefon und auf die Badezimmertür starrend, hinter der gerade Ruizas perfekter Körper verschwunden war.

Langsam ließ er die Hand sinken, schloss den Mund und sah auf das Telefon, welches vor ihm auf dem Tisch lag.

Das Gespräch war anscheinend beendet und Ruiza hatte mit einem äußerst lebendigen Beispiel gezeigt, was er Kaoru eigentlich gerade hatte sagen wollen. Er sah an sich runter, seufzte auf und ließ sich auf das Sofa fallen.

Diese Aktion gerade war genau Ruiza-like gewesen. Er hatte inzwischen bemerkt, dass Ruiza, wenn er sich vernachlässigt fühlte, quengelig wurde. Nicht so, dass er anfing rumzujammern, eher so, dass er versuchte Hizumi eins auszuwischen und da er natürlich mitbekommen hatte, wie er auf den Älteren wirkte, war seine Lieblinsgmethode Hizumi zappeln zu lassen geworden.

Wahrscheinlich würde Ruiza erst wieder das Badezimmer verlassen, wenn er sich sicher sein konnte, dass Hizumi sich wieder abgeregt hatte und dann würde das Ganze in absehbarer Zeit wieder von vorne beginnen, wieder ohne überhaupt zur Sache zu kommen. Gerade wenn er den Älteren an der Leine hatte, würde Ruiza ihn wieder stehen lassen und ihn ignorieren. In Ruizas Augen die gerechte Strafe dafür, dass man ihn ignoriert hatte.

Wenn man die ganzen Methoden Ruizas betrachtete, jeden dazu zu bringen, das zu tun was er wollte, dann konnte man sich wirklich darüber wundern, dass Hizumi immer noch festentschlossen war, mit Ruiza zusammen zu sein und zu bleiben. Er liebte ihn nunmal, mit diesen ganzen Macken und würde ihn niemals aufgeben.

„Da hat sich wohl jemand vernachlässigt gefühlt…“ Murmelte er also leise, während er sich eine Zigarette ansteckte und auf den Balkon trat.

Dabei hatte er sich solche Mühe gegeben, den Jüngeren nicht zu beachten, wie er hinter ihm nackt auf dem Bett gelegen hatte. Er hatte versucht sich auf Kaoru zu konzentrieren und hatte es mit äußerster Sorgfalt vermieden mit dem Blick über das Bett zu streichen, genau wissend, dass, wenn er ihn da liegen sähe, seine Beherrschung sich sowieso verabschieden würde.

Klar, dass war nicht, weil er dauergeil war, sondern weil Ruiza es darauf anlegte. Er legte sich absichtlich so hin, dass Hizumi ihn anziehend fand. Er wusste wie man sowas machte, das war schließlich Teil seines Berufes. Und alles nur dafür, damit er Beachtung bekam.

Hizumi bließ den blau-grauen Rauch in die kühle Luft und seufzte leise. Warum brauchte Ruiza so dringend seine Aufmerksamkeit? Er verstand nicht, wieso der Jüngere sofort stinkig wurde, wenn Hizumi sich nicht mit ihm beschäftigte.

Klar, es gefiel, dass er so reagierte. Auf eine gewisse Art und Weise freute Hizumi sich darüber, dass der Andere so sehr von ihm beachtet werden wollte, aber so richtig normal war das nicht.

Vielleicht sollte er mal mit Ruiza darüber sprechen. Das würde zwar eine hartes Stück werden, aber versuchen sollte er es mindestens. Ruiza mochte niemals mit ihm sprechen.

Allen Gesprächen, die Hizumi versuchte mit ihm zu führen, wich er mehr oder weniger elegant aus.

Noch ein Grund, warum Hizumi das Gefühl hatte, dass sie Beide keine wirkliche Beziehung führten. In einer Beziehung sprach man schließlich miteinander. Aber die einzige Konversation die zwischen ihnen stattfand war vielleicht, dass Ruiza es nicht ausstehen konnte, wenn Hizumi in seiner Wohnung rauchte und ihn dann mit herrischer Stimme entweder sofort ganz rausschmiss, oder ihn bloß auf den Balkon verwies.

Dass er ihn ganz rausgeschmissen hatte, war sogar tatsächlich schon passiert, so dass der Ältere sich das ganz schnell abgewöhnt hatte und seitdem immer brav auf den Balkon ging, wenn sich seine Sucht bei ihm meldete.

Ein schrilles Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken und mit einen schnellen Blick in Ruizas Wohnung stellte er fest, dass Ruiza anscheinend fand, dass die Zeit, um wieder feindliche Gebiete zu betreten, noch nicht gekommen war.

So drückte er also seufzend seine Zigarette aus und machte sich auf den Weg zur Wohnungstür, wohl wissend, dass Ruiza erst Recht nicht wegen ein wenig läppischen Besuch die heilige Stätte verlassen würde.

Wenigstens war Ruizas Besuch geduldiger, als die eben genannte Person selber, denn wenn Ruiza vor der Tür stände, hätte er inzwischen schon wieder drei mal den Klingelknopf gedrückt und leise geflucht, wie lange jemand denn brauchen konnte um zur Tür zu kommen. So allerdings blieb es in der Wohnung still, während Hizumi langsam und lustlos zur Tür schlenderte, die er dann schließlich öffnete.

Kurz darauf wünschte er sich, sie nicht geöffnet zu haben. Von all den Menschen die davor hätten stehen können, hatte er diese am aller wenigstens erhofft.

Kyo schien dafür aber auch nicht sonderlich erfreut, dass nicht Ruiza ihm öffnete, stoß den Größeren zur Seite und stampfte in die Wohnung. Man konnte förmlich sehen, wie er vor Wut rauchte.

„Ruiza?“

Hizumi seufzte und ließ den Kleinen erstmal schreien, während er die Wohnungstür wieder schloss.

„Er ist im Bad.“

Kyo wurde augenblicklich still, trampelte zur Badezimmertür, wollte daran klopfen, hielt wieder inne und seufzte dann.

„Er duscht. So schnell kommt er da nicht wieder raus.“ Murmelte also der Kleinere, ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen, als wäre es das Normalste der Welt.

Hizumi folgte ihm mit einem misstrauischen Blick, nicht sicher ob er sich nicht doch lieber wieder auf den Balkon verziehen sollte um dem Angriffsfeuer Kyos entkommen zu können, entschloss sich aber dagegen, da es ihm nicht behagte Kyo alleine in Ruizas Wohnung zu lassen und ihm einfiel, dass der Balkon sehr gefährlich werden könnte, wenn Kyo Mordpläne gegen ihn schmiedete.

Also setzte er sich auf den Platz im Wohnzimmer, der am weitesten von Kyo entfernt war und hoffte, dass Ruiza sich beeilte und sie die Zeit des Wartens schweigend verbringen konnten.

Erst schien es so, als sollte sein Wunsch erfüllt werden, aber nach einigen Minuten des Schweigens, konnte Kyo nicht mehr an sich halten, setzte sich auf, musterte Hizumi mit funkelnden Augen und brach die Stille.

„Du fühlst dich vielleicht momentan wie der Größte, weil du ihn ins Bett bekommen hast, aber wenn du ihn kennen würdest, dann wüsstest du, dass das nichts, rein gar nichts, zu bedeuten hat. Ruiza sucht sich genau aus, wem er sich anvertraut und genauso sehr sucht er sich aus, wem er sein Herz schenkt! Du hast nicht den Hauch einer Chance. Du hast dir wahrscheinlich Hoffnungen gemacht, weil er etwas Zeit mit dir verbringt und weil ihr einander behandelt wie es normerweise in einem Liebespaar üblich ist, aber…“

Kyo lehnte sich weiter vor und grinste Hizumis boshaft an.

„…ich kenne ihn nun seit Jahren und ich habe beobachten können, wie er laufend seinen Freunden den Laufpass gab, während sie zurück blieben und sich fragten, was sie falsch gemacht hatten. Keiner seiner Freunde hat je wahrgenommen, dass er sie nicht wirklich liebte, oder sie wollten es sich bloß nicht eingestehen.

Auf dem Internat auf das er ging, und ich eine Zeit lang auch, war er beliebt, konnte sich aussuchen mit wem er gehen wollte, aber keiner derer die er sich ausgesucht hat, wollte er aus Liebe.

Zu 99% Sicherheit kann ich dir sagen, dass es bei dir das Selbe ist. Du kannst natürlich weiterhin in dem Glauben leben, dass er dich liebt und umschwärmt, dass es ihm genauso geht wie dir, aber dann wird die Enttäuschung nur noch größer.

Du kennst ihn nicht genügend. Ich dafür kenne ihn. Ich weiß, wann er wirklich glücklich ist, ich weiß, was er mag und was nicht, ich kenn ihn in- und auswendig. Ich kann ihn glücklich machen, du nicht!

Also rate ich dir, dass du das ganze jetzt beendest, bevor du dir wehtust. Denn gegen mich hast du keine Chance! Ich liebe ihn, seitdem ich ihn das erste Mal in der Schule gesehen hab. Seitdem beobachte ich ihn und ich erlaube nicht, dass du dich zwischen uns stellst, nachdem es mir so viel Zeit und Mühe gekostet hat, mich mit ihm anzufreunden! Ich-…“

Kyo brach ab. Sein Blick, der vorher Hizumi gefesselt hatte, war an Hizumi vorbeigeglitten und starrte nun hinter ihn.

Vorsichtig drehte Hizumi sich um und sah hinter sich Ruiza stehen. Die Haare nass, nur ein Handtuch um die Hüften. Wie lange stand er schon dort?

Sein Blick war kalt. Wanderte erst von Kyo zu Hizumi und dann wieder zurück. Dann räusperte er sich, verschränkte die Arme und holte tief Luft. Innerlich freute sich Hizumi schon auf das Donnerwetter, dass sich Kyo nun anhören durfte.

Aber es kam anders als erwartet.

„Geh!“

Hizumi zuckte zusammen und blickte Ruiza verwirrt an. Wieso lag dieser eisige Blick auf ihm? Er hatte doch nichts unrechtes getan oder gesagt! Warum wurde nicht Kyo sondern er weggeschickt? Verwirrt und auch ein wenig trotzig blieb er sitzen und blickte Ruiza fragend an, doch dieser schien seine Meinung nicht mehr ändern zu wollen.

„Ich sagte geh! Hast du was an den Ohren? Da vorne ist die Tür!“ Fauchte der Jüngere ungehalten und deutete mit einer barschen Handbewegung gen Haustür.

Hizumi spürte die triumphierenden Blicke Kyos, als er langsam aufstand. Es kostete ihn viel Mühe sich zu beherrschen und Ruiza nun nicht anzufahren.

Er verstand nicht, was das nun sollte, aber er war in Ruiza Wohnung und wenn dieser ihn rausschmiss, dann blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig als zu gehen, besonders da die Vorstellung von Ruiza verklagt zu werden wegen Hausfriedensbruch oder ähnlichem, nicht sonderlich schön war und so etwas wirklich zu dem Anderen passen würde.

Viel schlimmer als Kyos Blick aber war, dass Ruiza ihm nicht die Ehre eines einzigen weiteren Blickes zu kommen ließ. Er wartete einfach, dass Hizumi seine Sachen zusammen getragen hatte und die Wohnung verließ.

Wütend, mit einer Zigarette zwische die Lippen geklemmt, stampfte Hizumi zu seiner Wohnung zurück. Er fluchte leise mit sich selber, so dass er allerhand ängstliche Blicke zugeworfen bekam und die Leute auf der Straße ihm lieber freiwillig aus dem Weg gingen.

Fluchend schloss er seine Wohnungstür auf, donnerte seine Tasche in eine Ecke und stand einige Sekunden einfach in der Mitte seiner Wohnung, nicht wissend, was er denn nun tun sollte.

Gut, Fakten klären, war eine gute Idee. Er musste dringend in seinem Kopf aufräumen, denn momentan flogen die Gedanken nur so durcheinander, dass ihm der Kopf wehtat. Er hatte ihn rausgeschmissen. Ihm machte das einzig und allein daher so viel aus, da Kyo es ihm vorher, Sekunden vorher, prophezeit hatte.

Er hätte Kyo keinen Glauben geschenkt, wenn das nicht passiert wäre. Kyo war eifersüchtig. Das war ihm klar. Es war natürlich, dass Kyo so reagierte und versuchte ihn und Ruiza auseinander zu bringen. Aber das Ruiza darauf einging, sprach eindeutig nicht dafür, dass er Liebe für ihn empfand.

Wenn er davon ausging, dass Ruiza Kyos letzten Worte mitbekommen hatte, also nun wusste, dass Kyo etwas für ihn empfand und ihn daraufhin rausgeschmissen hatte, dann sprach das alles dafür, dass es für ihn wirklich an der Zeit war aufzugeben. Ruiza hatte die Wahl gehabt. Kyo oder Hizumi und hatte sich für Kyo entschieden. Es gab keinen Grund mehr, jetzt weiter zu kämpfen. Er hatte sich bemüht, nicht nachgegeben, aber es hatte nicht gereicht.

Hizumi seufzte. Man konnte sich halt nicht aussuchen wohin die Liebe fiel und dass er sich unbedingt in Ruiza verlieben musste, war nunmal Pech gewesen und dass Ruiza anscheinend keinerlei Liebe für ihn empfand, tja, das war dann anscheinend doppeltes Pech.

Mehr tun, als nun würdevoll aufzugeben, konnte er nicht.

Er blinzelte stark, als er spürte wie seine Augen zu brennen begannen. Nein, er würde jetzt nicht weinen, beschloss er und schlurfte lustlos zu einer Schublade. Aus der Schublade zog er einen Ordner und ließ sich mitten im Wohnzimmer auf dem Teppich nieder.

Bilder. Tausende von Bilder. Werbeanzeigen mit Ruiza, aus Modezeitschriften ausgeschnitten, im Internet gefunden und ausgedruckt, von Plakatwänden abfotografiert. Alles was er über ihn gefunden hatte, hatte er hier gehortet. Teilweise waren die Bilder nicht mal so hoch, wie sein Daumen es war, aber trotzdem hatte er sie sorgfältig ausgeschnitten und aufbewahrt.

Langsam befreite er alle Bilder aus den Schutzfolien in die sie gepackt waren und nach kurzer Zeit saß er in Mitten von kleinen Bildern. Um ihn herum lag wahrscheinlich die größte Bildersammlung von Ruiza auf der Welt.

Die Bilder erstreckte sich in einem Radius von vielleicht 2 Metern um ihn herum. Egal in welche Richtung er blickte, irgendwo strahlten ihn das geliebte Augenpaar entgegen.

Er sollte diese Bilder wegschmeißen. Das wäre der erste Schritt zum Vergessen.

Er fuhr mit dem Finger über einen großen Ausschnitt aus einer Modezeitschrift. Sein erstes Bild. Ruiza trug die Haare damals ebenso lang wie sie inzwischen wieder waren, denn zwischenzeitig hatte er sie kürzer gehabt. Aber auf diesem Bild jedenfalls, waren sie lang und sogar noch pechschwarz.

Mit diesem Bild hatte er sich verliebt. Als er dieses Bild das erste Mal gesehen hatte, hatte er sofort gedacht, dass dieses Mädchen was besonderes war. Kein anderes Model hatte jemals so seine Aufmerksamkeit erregt.

Er stand auf, das Bild in den Händen. Vorsichtig, darauf bedacht auf keines der Bilder zu treten, suchte er sich seinen Weg zum Sofa, ließ sich darauf nieder und betrachtete das Bild.

Vergessen. Das war leicht gesagt, aber so weit war er bei weitem noch nicht.

„So weit gekommen und am Ende stößt du mich nur noch härter von dir.“ Flüsterte und spürte, wie langsam doch die Tränen in ihm hochkamen.

Hizumi hörte nicht mehr, wie die Tür in seiner Wohnung aufgeschlossen wurde und jemand hineintrat, da er zu diesem Zeitpunkt schon, mit leicht geröteten Augen und das Bild umklammernd, eingeschlafen war.

Ruiza schloss die Tür hinter sich und legte den Zweitschlüssel auf eine Komode.

Eigentlich hatte er klingeln wollen, sich aber dann dagegen entschieden, bezweifelnd, dass Hizumi ihm geöffnet hätte.

Da er einmal hatte beobachten können, wo Hizumi seinen Ersatzschlüssel versteckte, hatte er ihn einfach aus dem Versteck hervorgeholt und die Wohnungstür geöffnet.

Nun stand er im Wohnzimmer, da diese Wohnung keinen Flur besaß und man so direkt in dem Wohnzimmer ankam, wenn man sie betrat. Schmuddelig wie eh und je. Es war ja nicht so, dass Hizumi besonders unordentlich war, eher im Gegenteil. Aber Ruiza gefiel diese Wohnung einfach nicht. Sie war klein und alt und egal wie schön man sie einrichtete, man sah es ihr auch an.

Aber heute war noch ein Faktor dazugekommen. Heute schien Ruiza die Wohnung erstaunlich unordentlich. Normalerweise lag nichts auf den Boden, jedenfalls wenn Ruiza kam und heute…

Er sah sich stirnrunzelnd um. Drumherum war es ordentlich. Nur an dieser einen Stelle im Wohnzimmer waren unkoordiniert Bilder ausgeteilt.

Langsam trat er näher, in den Kreis rein, dort wo vorher Hizumi auf den Boden gesässen hatte, als er die Bilder betrachtete.

Er kannte die Bilder. Natürlich kannte er sie. Jedes dieser Bilder stellte die selbe Person dar. Nämlich ihn selber. Er hockte sich hin und betrachtete wortlos diese unglaubliche Sammlung.

Er musste feststellen, dass Hizumi keine Kinderbilder von ihm hatte. Er hatte anscheinend nicht bemerkt, dass er schon seit der Einschulung modelte.

Aber das hatte er ausgeglichen, indem er die unwichtigste Anzeige mit Ruiza ausgeschnitten hatte.

„Er ist verrückt…“ Murmelte Ruiza tonlos und erhob sich vom Boden, blickte zu Hizumi der immer noch auf dem Sofa lag und schlief.

Sein Blick fiel auf den Magazinsausschnitt, um welchen sich Hizumis Hände klammerten. Leise, hoffend, dass er Hizumi nicht weckte, kam er näher zu ihm, löste Hizumis Griff um das Bild und nahm es ihm aus der Hand.

Ein altes Bild. Er hatte noch schwarze Haare, wirkte relativ weiblich. Es war ein Auftrag gewesen, für den er wenig Geld bekommen hatte. Der Designer war nicht so bekannt gewesen. Er seufzte leise.

Sein Blick fiel wieder auf Hizumi, auf die gerötete Augen.

„Du hast geweint… Du bist wirklich verrückt.“ Stellte er leise fest, hockte sich neben das Sofa, legte den Ausschnitt zu Boden und betrachtete Hizumi. Wartete einfach bis dieser aufwachte.

Lange musste er nicht warten. Anscheinend schien Hizumi das Bild zum Klammern zu fehlen, denn nach kurzer Zeit öffnete er seine Augen, sah sich suchend um und erstarrte beim Anblick von Ruiza.

Er hatte sich zwar erhofft ihn zu sehen. Allerdings aber auf einem Bild und nicht real. Nicht jetzt. Er konnte sich jetzt nicht mit ihm konfrontieren. Das war ihm zu hart. Er war dafür noch nicht bereit. Er wollte noch nicht wissen, dass Ruiza nun mit Kyo zusammen war und dass das mit ihm nur ein Spaß gewesen war.

„Wie kommst du hier rein?“ Wisperte er schließlich nach einigen Sekunden der Stille und blickte Ruiza kurz unsicher an, bevor er seinen Blick wieder senkte.

„Ich weiß wo dein Zweitschlüssel ist.“

Ruiza stand auf und strich seine Kleidung glatt.

„Du wolltest mit mir heute doch irgendwo hin! Also los, ich hab heute frei.“

Ungläubig blickte Hizumi zu Ruiza auf. Er hatte zwar mit Ruiza weggewollt, seinen todsicheren Plan durchführen, aber nun brauchte er das doch nicht mehr. Allerdings verhielt sich Ruiza fast so, als hätte sich nichts zwischen ihnen geändert.

„Was ist mit Kyo?“

„Was soll mit ihm sein? Ich war nicht mit ihm verabredet. Wir haben das geklärt und jetzt gehen wir nun dahin, worauf du gestern noch bestanden hast, oder nicht? Wenn nämlich nicht, dann such ich mir andere Pläne für heute!“

Ruiza klang ziemlich entnervt und unterstützte diesen Eindruck nur noch damit, dass er die Arme vor der Brust verschränkte und Hizumi mit einem auffordernden, drängelnden Blick anschaute.

Hizumi war verwirrt. Dies war keine eindeutige Antwort. Er schwieg einen Augenblick, musterte Ruiza dann forschend und schüttelte dann leicht den Kopf. Er war sich sicher, dass Ruiza dem Thema auswich. Das war pure Absicht. Ruiza wusste genau, dass er wissen wollte, wie es nun um sie stand, aber er wollte ihm nicht antworten.

Nun, wenn er es ihm nicht sagte, dann würde er sich wo anders die Antwort suchen und da Ruiza anscheinend ja auch so darauf bestand, dass er ihn zu diesem Ort brachte, dann sollte er seinen Willen bekommen.

So waren sie dann letztendlich beide glücklich.

„Gut. Du brauchst nichts mitzunehmen. Ich geh mich kurz fertig machen und dann können wir los.“ Murmelte er schließlich und erntete einen dankbaren Blick von Ruiza, bevor er aufstand und ins Bad ging um sich fertig zu machen.

Ruiza wusste noch nicht, was ihn erwartete und so sollte es auch möglichst lange noch bleiben.

Hizumi lächelte zufrieden bei dem Gedanken, dass er bald Hundertprozentig wusste, ob Ruiza ihn liebte.

Während Hizumi im Bad beschäftigt war, blieb Ruiza ihm Wohnzimmer. Still saß er auf dem Sofa, ließ seinen Blick schweifen.

Diese Mengen an Bildern. Das war unglaublich. Es waren teilweise sogar schon ältere Bilder. Wie lange war Hizumi denn schon in ihn verliebt? Diese Bilder führten ihm erstmal richtig vor Augen, wie ernst es dem Anderen war.

Auch die verheulten Augen, waren ein Zeichen dafür, dass es Hizumi sehr schwer aufnehmen würde, wenn er ihn abservierte.

Ruiza schluckte und sah aus dem Fenster. Er wollte ihm nicht wehtun, aber was sollte er machen? Er war sich seiner Gefühle nicht sicher, dann war da noch die Sache mit Kyo und überhaupt, konnte er eine richtige Beziehung führen?

Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er noch nie eine Beziehung geführt, in der es um Liebe ging. Hizumi war anders als seine bisherigen Freunde, denn er erwartete mehr als bloß körperlichen Kontakt und er wusste nicht, ob er ihm so etwas geben konnte.

Er musterte noch einmal das Bild was sich dort vor ihm auf den Boden bot und atmete tief durch. Entweder war Hizumi verrückt, die Wahrscheinlichkeit, dass er es war, war sehr hoch aufgrund seiner Familie, oder er war einfach hoffnungslos in ihn verliebt.

Er hatte gehört, dass Liebe schwer wäre, aber nun durfte er es am eigenen Leibe mit erleben. Zwar nicht auf dem üblichen Weg, nämlich das man jemanden liebte, aber nicht wusste wie es um die Gefühle des Anderen stand, sondern andersrum. Er wusste wie es in Hizumi aussah, aber nicht wie in ihm selber und das fand er viel beängstigender.

„Wir können los.“

Ruiza blickte zu dem Anderen, welcher gerade wieder den Raum betreten hatte, und nickte zustimmend.

„Okay…“

Er stand auf, strich wieder aus Gewohnheit seine Kleidung glatt und folgte Hizumi aus der Wohnung. Er wusste nicht wohin Hizumi ihn führte, aber das war ihm auch egal, denn bei seinem Orientierungssinn, war es nicht verwunderlich, wenn nicht wusste wo er hinlief.

Aber es hatte sich gebessert. Seitdem er versuchte selbstständiger zu leben, selber Sachen besorgen ging und alleine zu seinen Terminen kam, erkannte er manchmal sogar Orte wieder. Es war also nicht so, dass er ein Hoffnungsloser Fall war. Wahrscheinlich hatte er, wo er es schließlich nie benötigt hatte, diese Funktion einfach ausgestellt und vergessen und sich dafür immer auf andere Sachen zum Ausgleich konzentriert.

Nun musste er das nur wieder erlernen, aber so schwer konnte das ja nicht sein. Schließlich gab es sogar Grundschüler die morgens alleine zur Schule fanden und nachmittags wieder zurück, dann sollte er das auch hinbekommen.

Ruiza sah sich um. Inzwischen saßen er und Hizumi nebeneinander in einem Linienbus. Zwischen ihnen herrschte eine bedrückende Stille. Hizumi saß mit einem zufrieden, grimmigen Grinsen neben ihm und er wusste nicht so Recht, ob es jetzt klug von ihm wäre ihn anzusprechen.

Aus irgendeinem Grund hatte sich Hizumis Stimmung geändert. Er schien irgendwie zufrieden, aber auch nervös. Seitdem sie losgegangen waren, hatte Hizumi nicht ein Wort zu ihm gesagt und normalerweise legte er es doch immer so auf Unterhaltungen an.

Dadurch das Hizumi nichts sagte, hatte Ruiza natürlich auch seinen Mund gehalten, auch aufgrund Hizumis seltsamen Gesichtsausdrucks.

Vielleicht wollte er ihm ja einen besonderen Ort zeigen, dachte Ruiza sich und blickte aus dem Fenster des Busses.

Tatsächlich kam ihm die Umgebung bekannt vor, aber er wusste nicht genau wo er es einordnen sollte.

Wenn Hizumi also einen zufriedenen Gesichtsausdruck hatte und dieser dadurch entstanden war, dass sie zusammen wohin gingen, dann musste es wohl mit dem Ort zu dem sie fuhren zu tun haben, denn vorhin war Hizumi ja noch am Boden zerstört gewesen.

Eventuell wollte er ihm ja irgendeinen bedeutenden Platz zeigen. Vielleicht dort, wo sie sich das erste Mal getroffen hatten?

Ruiza schnaubte und schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf.

Das wäre ja auch zu kitschig. Wenn Hizumi wirklich so etwas vorhatte, dann würde er in dieser Situation wahrscheinlich nicht mehr an sich halten können und laut loslachen.

Hizumi riss ihn aus den Gedanken, indem er aufstand und ihm erklärte, dass sie die nächste Station raus mussten.

Neugierig wo wie sich befanden, blickte er wieder aus dem Fenster, um entsetzt festzustellen, dass sie in seinem Geburtsort waren.

Hier war er aufgewachsen, von hier war er geflohen.

Verwirrt blickte er zu Hizumi, aber dieser schien den Blick nicht zu bemerken, sondern drückte stattdessen nur auf den Stopp-Knopf des Busses.

Jetzt machte es auch einen Sinn, wieso er die Umgebung auf dem Weg hierher gekannt hatte. Diese Linie war er schon einmal gefahren, nämlich als er seine Eltern besucht hatte.

Er hatte es nur nicht bemerkt, weil sie diesmal an einer anderen Station in den Bus gestiegen waren, als er das letzte Mal und er auch nicht drauf geachtet hatte, welche Buslinie es war.

Zusammen mit Hizumi stieg er aus und sah sich draußen um. Wenigstens war es nicht sein Viertel.

Hier in der Nähe sollte das Cafe sein, in welchem Uruha arbeitete. Glaubt er jedenfalls. Er war niemals dort gewesen. Uruha hatte ihm nur beschrieben wo es war und nach dieser Beschreibung müsste es hier irgendwo sein.

Sein Elternhaus war ungefähr 10 Minuten Fußmarsch von hier, was ihn ein wenig beruhigte, denn er wollte nicht wirklich seiner Mutter oder gar seinem Vater über den Weg laufen.

Er folgte dem Älteren durch die Straßen, die ihm zwar bekannt vorkamen, aber er wusste nicht genau wo sie hinliefen. Was ebenfalls nicht wirklich verwunderlich war. Er war sehr lange nicht mehr hier gewesen.

Alle Besuche dieser Gegend waren so ausgefallen, dass er so kurz wie er es hinbekam bei seinen Eltern gewesen war und dann wieder zurück fuhr. Für die Umgebung hatte er da nie sonderlich viel Zeit gehabt, auch kein Interesse dran.

Seine Schulzeit hatte er auch nie hier verbracht und als kleines Kind war er auch nicht der Typ gewesen, der mit Freunden draußen gespielt hatte.

Ein paar Puppen und sein Zimmer hatten auch gereicht.

So kam es, dass er sich hier gerade mal im engsten Radius um sein Elternhaus auskannte und nun nur ungefähr raten konnte, wohin sie gingen und in Richtung seines alten Gefängnisses war es sicherlich nicht.

Erst als sie vor einem rosarotem Haus mit türkisen Blümchen hielten, wusste er wo sie waren. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch und blickte zu Hizumi, welcher neben ihn stand.

„Du stellst mich deinen Eltern vor? Wie niedlich…“

Seine Stimme strotzte nur so vor Ironie, doch Hizumi ignorierte dies und wartete einfach, dass ihnen jemand die Tür öffnete.

Sein Vater öffnete, musterte sie beide leicht misstrauisch und ließ sie dann stehen, erwartete einfach, dass sie der stummen Aufforderung folgen würden und das Haus betraten.

Verwirrt starrte Ruiza dem stummen Mann hinterher und warf Hizumi einen fragenden Blick zu, natürlich nicht im Bilde über Hizumis genaueren Familienumstände.

Aber auch das ignorierte Hizumi, wohl wissend, dass er Ruiza damit aufregte und betrat das Haus. Brav zog er seine Schuhe aus und tauschte sie gegen Hausschuhe, hing seine Jacke auf und wartete, dass Ruiza es ihm gleich tat.

Ein Trampeln auf der Treppe kündigte seine Mutter an, die in gewohnter Manier durchs Haus hetzte.

„Hallo Schatz, was machst du hier? Willst du Shizumi besuchen? Er ist oben in seinem Zimmer.“

Kaum hatte sie den Satz beendet, war sie schon wieder verschwunden und in Ruizas Augen zeichnete sich immer mehr Ungläubigkeit ab.

Doch das war leider noch nicht genügend Familienschock für Ruiza. Einige Sekunden später, also nicht mal genügend Zeit für ihn um das gerade Gesehene zu verarbeiten, tauchte Shizumi am oberen Fuß der Treppe auf, als hätte er von ihrem Dasein gewusst und sah zu ihnen nieder, eine Augenbraue gehoben, auf eine Erklärung wartend.

„Ahm…hi Shizumi. Das ist Ruiza.“

Hizumi deutet auf den Jüngeren neben sich und erntete ein seichtes Nicken seitens Shizumi. Kurz bevor er noch was sagen konnte, seufzte Shizumi auf und winkte ab.

„Schon okay, wie du willst. Ich halte das zwar für idiotisch. Aber wie ich sehe kann ich dir deinen Plan eh nicht ausreden. Komm hoch!“

Der letzte Satz war an Ruiza gerichtet, welcher mit einem imaginären, hüpfenden, neongelben Fragezeichen über dem Kopf neben Hizumi stand.

Da weder Hizumi noch dessen Bruder sich anschickte ihm was zu erklären, fügte sich Ruiza seinem ungewissen Schicksal und folgte der Aufforderung, stieg also zu Shizumi die Treppe hoch.

Hizumi blieb und stehen, sah ihm nach, bevor er dann das Wohnzimmer suchen ging. Er wollte die beiden alleine lassen. Ihnen genügend Zeit lassen, sich ein wenig zu unterhalten und Shizumi die Gelegenheit herauszufinden, was Ruiza ihm verschwieg. Herauszufinden, wie Ruizas Gefühle für ihn waren. Er konnte nicht mehr warten.

Dieses Spiel welches Ruiza mit ihm trieb gefiel ihm nicht und er wollte nun endlich Gewissheit haben. Es war sicherlich unfair es auf diesen Weg zu machen, aber die Zeit hatte ja gezeigt, dass es auf die natürliche Art nicht funktionierte. Also musste er zu härteren Mitteln greifen.
 

Oben bei Shizumi angekommen, folgte Ruiza diesem erstmal wortlos. Dieses Haus war verblüffend. Von außen wie von innen. Und es wurde von Minute zu Minute unglaublicher. Erst hatte ihnen ein stummer Mann die Tür geöffnet. Er hatte die Tür geöffnet sie angestarrt, vielleicht einige Augenblicke nachgedacht ob sie Zeugen Jehovas waren und ob er sie reinlassen durfte, dann offenbar beschlossen, dass das eine zu schwere Entscheidung für ihn war, aufgegeben und war einfach weggegangen.

Er hatte ihnen die Entscheidung überlassen, ob sie nun mit ihm über Gott und die Welt sprechen wollten oder nicht.

Hizumi war allerdings der Meinung gewesen, es wäre normal, denn er hatte darauf nicht besonders reagiert. Kaum war der eine Stumme verschwunden, kam ein Elefant von Frau runtergestürmt. Na ja, Elefant von Frau stimmte nicht wirklich. Sie war klein, schlank und hübsch, allerdings auch energisch und laut gewesen.

Der Hut voller bunter Federn auf ihrem Kopf und Hammer und Türklinke in ihrer Hand hatten sie noch zusätzlich seltsam wirken lassen. So schnell wie sie erschienen war, war sie auch wieder verschwunden.

Zu guter Letzt war der kleine Bruder Hizumis oben erschienen, nicht im geringsten überrascht über ihr erscheinen, obwohl sie doch spontan vorbei gekommen waren.

Doch das Beunruhigenste überhaupt an allem war eigentlich das Innere des Hauses. Gerade eben war er mit Shizumi durch einen Flur gegangen, an dessen Wände schwarz-weiße Kringel gepinselt waren, die irgendwie hypnotisieren wirkten und hatte eine Brücke über einen Goldfischteich überquert, welcher in den Boden des Flures im ersten Stock eingelassen war. Wie das zu Stande gekommen war, wollte er gar nicht erst wissen.

Er wollte auch nicht wirklich wissen, wie es im Rest des Hauses aussah, denn umso mehr er sah, desto suspekter wurde ihm alles.

Nun saß er mit Shizumi in dessen Zimmer und sie unterhielten. Er hatte erleichter festgestellt, dass Shizumis Zimmer relativ normal war, bis auf Pendeltreppe in der Ecke vielleicht, die zu sowas wie einer Falltür in der Decke und angeblich zum Klo führte, wie Shizumi ihm erklärt hatte. Diese Treppe war so seltsam, da er von außen feststellen hatte können, dass das Haus keinen weiteren Stock mehr besaß und er nun nicht ganz sicher war, wie dort oben denn das Klo sein konnte.

Aber wenn er an seine bisherigen Erkenntnisse dachte, dann konnte er sich vorstellen, dass oben auf dem Dach einsam und verlassen ein Klo stand auf welches Shizumi dann ging, wenn er dringend mal musste und Ruiza beschloss, dass er hier nicht auf Klo gehen würde, egal wie stark die Natur nunmal riefe. Das konnte warten. Er würde sich jedenfalls nicht dort oben hinhocken.

„Du weißt nicht wieso er dich hierher geschleppt hat.“

Ruiza blickte auf und sah Shizumi fragend an. Er wusste nicht genau, ob er darauf antworten sollte, denn eigentlich hatte es sich bei diesem Satz seitens Shizumi mehr um eine Feststellung gehandelt, als um eine Frage.

„Du brauchst nicht antworten, ich weiß eh, dass du es nicht weißt.“

Shizumi grinste selbstzufrieden und sah Ruiza gleichzeitig mitleidig an.

„Du weißt es nicht und hältst das alles für ein großen Witz. Bisher jedenfalls.“

Shizumi setzte sich Ruiza gegenüber und lehnte sich zurück, bevor er weitersprach.

„Also sag ich es dir.“

Shizumi ignorierte vollkommen den leicht sarkatischen Gesichtsausdruck Ruizas, welcher sich gerade fragte ob Shizumi überhaupt mitbekommen hatte, dass er inzwischen noch kein Wort gesagt hatte und dass das Gespräch eigentlich bloß von Shizumi alleine bestritten wurde.

„Er will, dass ich für ihn herausfinde, ob du in ihn verliebt bist.“

Ruiza zog eine Augenbraue hoch, während Shizumi aufgestanden war und in einer Schublade suchte.

„Gummibärchen?“ Shizumi streckte Ruiza die Tüte hin und pickte sich selber schnell all die roten Bärchen raus.

Ruiza schüttelte den Kopf.

„Nein, danke. Du sollst herausfinden, ob ich ihn liebe?“

Er lachte leise und beobachtete misstrauisch, wie Shizumi sich wieder setzte und sich rote Gummibärchen in den Mund schob.

„Wieso denkt er, dass ich es dir erzählen würde, wenn ich es nichtmal ihm sage? Besonders, wo ich dir leider mitteilen muss, dass deine Taktik nicht besonders intelligent ist.“

Er lächelte süffisant, doch Shizumi zeigte sich unbeeindruckt und fischte sich inzwischen die gelben Gummibärchen aus der Tüte.

„Er denkt nicht, dass du mir was erzählen würdest. Du hast mir nicht richtig zugehört. Ich habe gesagt, dass er will, dass ich es herausfinde. Nicht, dass du mir das einfach so erzählst. Das ist etwas völlig anderes.“

Shizumi warf einen enttäuschten Blick in die Gummibärchentüte, musste feststellen, dass es keine gelben und roten Gummibärchen mehr gab und legte die Tüte zur Seite. Erst dann ließ er seinen Blick wieder zu Ruiza schweifen, welcher ihn mit einem schrecklich ungläubigen Blick bedachte.

„Gut, wenn du das jetzt nochmal so erklärst, dass auch ich es verstehe, dann wären wir schon mal sehr viel weiter. Schließlich willst du doch wissen wie es um meine Gefühle steht und wenn du mich restlos verwirrst, dann wird daraus wahrscheinlich nichts.“

Keine Reaktion von Shizumi. Die Selbstsicherheit des Jüngeren verwirrte Ruiza von Minute zu Minute mehr. Er hatte nun irgendeine Reaktion von ihm erwartet.

Ein Seufzen, Aufsetzen und dann der Ansatz ihm zu erklären was er meinte beispielsweise. Aber Shizumi saß ihm bloß gegenüber, sah ihn an und schien sich nicht sicher zu sein, ob er nun antworten sollte oder nicht.

Als Ruiza für Shizumi deutlich sichtbar ungeduldig wurde, rang er sich doch dazu durch etwas zu sagen.

„Dass dann daraus wahrscheinlich nichts wird, ist gut.“

Shizumi schmunzelte.

„Ich weiß schließlich schon alles was ich wissen sollte. Daher…möchtest du noch was mit mir plaudern oder sollen wir diese Sitzung sofort beenden?“

Ruiza schwieg. Er wusste nicht, was er nun darauf antworten sollte.

Diese dünne Person die dort vor ihm saß, behauptete, dass sie wisse wie es in seiner Gefühlswelt aussah und schien sich dessen auch noch noch total sicher zu sein.

„Das ist ein Scherz, oder?“ Murmelte er also etwas später und schüttelte nochmals den Kopf, als Shizumi ihm die übrig gebliebenen grünen Gummibärchen anbot.

Shizumi schüttelte ebenfalls bloß den Kopf um auf die Frage zu antworten und legte die Tüte zur Seite.

„Die heb ich dann mal für Ruka auf. Da freut er sich.“

Darauf ging der Ältere nicht ein, überhörte den Kommentar sogar völlig, denn mit seinen Gedanken war er momentan sowieso ganz wo anders.

Shizumi dachte also, dass er seine Gefühle verstand. Er war zwar der Ansicht, dass es kein Scherz war, aber das bedeutete ja trotzdem nicht, dass er tatsächlich wusste ob Ruiza Hizumi nun liebte oder nicht.

Denn erstens war Ruiza der Meinung, dass es völlig unmöglich wäre, dass Shizumi wusste wie er fühlte. Woher denn auch? Sie hatten ja kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sie hatten sich nicht unterhalten, sich sogar erst einige Minuten vorher kennengelernt.

Und selbst wenn sie sich unterhalten hätten oder sich schon etwas länger kannten, konnte Shizumi immer noch nicht in seinen Kopf oder besser in sein Herz schauen, so dass es völlig ausgeschlossen war, dass er es jemals herausfand.

Zwar hatte Kyo ja behauptet, dass man nichts vor Shizumi geheim hallten konnte und er alles wisse, aber das war lächerlich.

Shizumi war nunmal ein Mensch und wenn Ruiza das richtig mitbekommen hatte, dann konnten Menschen weder Gedanken lesen, noch sonst irgendwie in das Innere anderer schauen. Von Röntgen und ähnlichen ärztlichen Mitteln mal abgesehen.

Und zweitens konnte er es schon gar nicht wissen, weil um das herauszufinden hätte er ja wissen müssen, wie Ruiza darüber dachte und da Ruiza dies selber nicht wusste, konnte ihm auch niemand diese Information abluchsen.

Tatsächlich, wenn man Ruiza gefragt hätte, ob er Hizumi liebte und er ehrlich geantwortet hätte, und die Chance, dass er so etwas tun würde, war sehr gering, dann hätte er jedenfalls zugeben müssen, dass er es nicht wusste.

Momentan fühlte er sich eher von Hizumi unter Druck gesetzt und wenn das so weiterging, dann befürchtete er, dass er es niemals herausfinden konnte. Wahrscheinlich, so dachte er, war er sogar unfähig jemanden zu lieben.

Ruiza schreckte zurück, als er plötzlich das schmale Gesicht von Shizumi direkt vor sich sah.

Shizumi lächelte und legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter.

„Keine Angst. Du wirst es bald herausfinden.“

Ruiza wischte sich die Hand von der Schulter, setzte sich gerade auf und reckte das Kinn in die Höhe. Er brauchte keine Bevormundung von einem, ja…wie alt war Shizumi wohl? Ruiza sah ihn abschätzend an. Jedenfalls brauchte er keine Bevormundung von einem eindeutig Jüngeren.

„Ja, spätestens wenn du es ihm sagst, nicht wahr?“

Shizumi schien die spitze Bemerkung nichts auszumachen, sondern zuckte nur mit den Schultern, während er sanft lächelte.
 

Hizumi saß auf dem Sofa. Er hatte das Wohnzimmer gefunden. Na ja, eigentlich hatte nicht wirklich er es gefunden. Nachdem er hilflos einige Zimmer abgeklappert hatte, im Bad, der Küche, Abstellkammer und dem neuen Wintergarten gelandet war, hatte er einen beschäftigt wirkenden Handwerker angehalten und sich den Weg auf ein Stück Papier zeichnen lassen. Mit dieser Karte hatte er dann das Wohnzimmer gefunden und mit diesem auch seinen Vater, welcher auf dem Sofa saß, Zeitung las und vor sich hinschwieg.

Ein normaler Zustand also. Hizumi hatte sich neben ihn gesetzt, eine Zigarette gezückt, woraufhin sein Vater stumm auf ein Schild über den Sofa gedeutete hatte, auf welchem eine Zigarette abgebildet war, durch welche sich unverschähmterweise ein roter Strich zog und ihm so signalisiert, dass Rauchen seit neustem in ihrem Haus verboten war.

Wenn Shizumi und Ruiza fertig waren, sollte er Shizumi mal fragen, wieso sie hier nicht mehr rauchen durfte. Irgendeinen absurden Grund hatte das sicherlich, denn so wie er seine Familie kannte, war es bestimmt nicht weil Rauchen ungesund war, oder weil der Rauch irgendjemanden störte.

Ja, das würde er Shizumi fragen müssen, direkt nachdem er wusste ob Ruiza ihn liebte oder nicht. Zufrieden steckte Hizu seine Kippen wieder in die Tasche.

Wenn er solche Aussichten hatte, dann verzichte er gerne darauf den grauen Rauch zu inhalieren. Selbst wenn sich langsam wirklich wieder seine Sucht meldete. Einfach an Ruiza denken, dann würde er die Zeit hier überstehen ohne heftige Entzugserscheinungen.

So saßen Vater und Sohn stillschweigend nebeneinander. Das einzige Geräusch das ab und zu in dem Zimmer zu hören war, rührte daher, dass Hizumis Vater die Zeitung umblätterte und das sonst so leise Geräusch schien in der Stille des Raumes unglaublich laut.

Leicht gelangweilt wackelte Hizumi mit den Zehen, spielte mit den Fingern, kaute auf seiner Unterlippe, malte auf seine Wegbeschreibung, schielte in die Zeitung seines Vaters und erfuhr, dass ein Hamster vermisst wurde und der, der ihn finde 1 Millionen Yen Finderlohn erwartete und dachte an die Massen von Hamstern die nun wahrscheinlich zu der angegeben Adresse gebracht wurden.

Irgendwas musste er nun tun. Er saß wahrscheinlich gerade mal eine Minute hier und er war schon die Unruhe in Person. Er konnte nicht einfach so untätig hier rumsitzen, während Shizumi gerade herausfand, ob die Person die er anbetete, von ganzem Herzen begehrte, ebenso für ihn empfand.

Er schielte zu seinem Vater, welcher neben ihm saß. Es war wahrscheinlich eine dumme Idee, aber wenn Ruiza ihn liebte, dann würden sie es eh bald herausfinden. Warum also nicht schon hinter sich bringen? Besser erstmal die Reaktion seines Vaters beobachten, bevor er seine Mutter damit konfrontierte. Denn deren Reaktion würde sicherlich sehr viel lauter werden, als die seinen Vaters, da leiser sein als er, nicht wirklich möglich war.

„Papa? Ich bin schwul.“

Gespannt beobachtete Hizumi seinen Vater, der noch seelenruhig die Seite zuende las, dann die Zeitung zur Seite legte, langsam den Kopf hob und ihn dann abwartend ansah.

Gott, wenn Hizumi bloß wüsste, was dieser Blick nun aussagen sollte. Glaubte er ihm nicht? Wollte er vielleicht eine Erklärung? Oder auch mehr Details?

„…der junge Mann, den ich mitgebracht habe. Ich liebe ihn…“ Erklärte er also weiterhin.

Erstaunlich wie fest seine Stimme war. Er fühlte sich auch nicht sonderlich unsicher. Ok, es war etwas rätselhaft ob sein Vater ihn wirklich verstanden hatte, denn es kam natürlich wieder keine Reaktion die Hizumi verstand, aber das hatte er auch nicht erwartet. Jedenfalls nicht, wenn sein Vater keine große Abneigung dagegen hatte.

Er wusste wenn sein Vater wütend oder aufgebracht war. Die einzigen Gesichtsausdrücke seines Vater, die er wirklich deuten konnte. Also konnte er wenigst mit Sicherheit behaupten, dass sein Vater es wenigstens zu akzeptieren schien.

Ob es ihm nun gleichgültig war, er sich für ihn freute oder was auch immer, dass konnte er nicht wirklich sagen.

Noch etwas, was er Shizumi fragen sollte.

Da wären sie schon bei zwei Sachen. Shizumi nach dem Rauchverbot und Vaters Meinung fragen.

„Er heißt Ruiza und ist Model.“ Fuhr er fort. Wenn sein Vater nicht reagierte, konnte er ja weiter erzählen, es schien ihm ja nichts auszumachen. Außerdem konnte er darauf vertrauen, dass sein Vater nichts rumerzählen würde. Eine Tratschtante war er nun wirklich nicht.

„Ich weiß noch nicht, ob er mich auch liebt. Aber…“

Hizumi lächelte bei dem Gedanken.

„…in ein paar Minuten werde ich es wissen. Gott sei Dank, ich weiß nicht, ob das noch viel länger ausgehalten hätte, in der Ungewissheit zu leben.“

Zufrieden lehnte sich Hizumi zurück und bekam nur aus den Augenwinkeln mit, wie sein Vater sich gerade aufsetzte und ihn musterte.

„Du hast Shizumi gebeten, für dich herauszufinden, ob Ruiza dich liebt?“

Hizumi lehnte zufrieden im Sessel. Lächelte und träumte vor sich hin.

Es dauerte einen Moment bis Hizumi begriff, dass außer ihm und seinem Vater niemand im Raum war und da er nicht gesprochen hatte, dass eben gesagt von seinem Vater stammen musste.

Erschrocken japste Hizumi und sprang in die Höhe. Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf seinen Vater nieder, der immer noch auf der Couch saß.

Das war eine Halluzination. Eine andere Erklärung gab es dafür nicht. Sein Vater sprach nicht. Er hatte während seines ganzen Lebens seinen Vater einmal reden hören und das war am Telefon gewesen und nicht mal mit ihm. Sein Vater hatte, so weit er sich entsinnen konnte, noch niemals mit ihm geredet.

Also, es war beschlossene Sache. Ab heute passte er in seine Familie. Er hatte Halluzinationen. Er war verrückt.

„Ich hätte dich nicht für so rücksichtslos gehalten, Hizumi! Du musste Ruiza die Chance geben seine Gefühle freiwillig preiszugeben. Über deinen Bruder herauszufinden, ob er dich liebt oder nicht, ist unfair Ruiza gegenüber. Du weißt, dass Ruiza bei Shizumi keine Chance hat es ihm zu verheimlichen. Seine Gefühle werden also gegen seinen Willen offenbart, was für ihn bestimmt sehr verletzend ist. Die Gefühle einer jeden Person sind kostbar und man sollte nicht so mit ihnen spielen.“

Perplex starrte Hizumi seinen Vater an, direkt in dessen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, die ihn vorwurfsvoll musterten.

Erst nachdem er verdaut hatte, was hier gerade passierte und er den Sinn der Wörter erfasst hatte, war er im Stande zu antworten.

Auch erst dann baute sich Wut in ihn an.

„Und was ist mit meinen Gefühlen? Mit denen darf man also spielen? Seit Wochen spielt Ruiza mit mir, weiß um meine Gefühle, sagt mir aber nicht. wie es mit ihm ist. Wenn ich ihn gerade aufgegeben habe, dann kommt er wieder und macht mir Hoffnung. Weißt du wie weh mir das tut? Ich halte das nicht mehr aus. Ich will jetzt endlich wissen, ob er mich liebt oder nicht. Es gibt keinen anderen Weg es herauszufinden. Glaub mir, ich habe es versucht. Jedem Gespräch, das ich versuche mit ihm anzufangen, weicht er aus. Ich glaube die Sätze die wir seit dem Beginn unserer „Beziehung“, wenn man das so nennen kann, miteinander gesprochen haben, kann man an einer Hand abzählen. Und deren Inhalt war meistens bloß der Art, dass er mich auf den Balkon geschickt hat, wenn ich rauchen wollte!“

Aufgebracht hatte er es tatsächlich geschafft all dies in einem Atemzug zu sagen. Aber nachdem er wieder auf das Rauchen gekommen war, meldete sich sogleich wieder seine Sucht, natürlich auch teilweise deswegen, da er gerade aufgebracht war und Rauchen ihm half sich zu beruhigen.

Hizumi atmete tief durch um sich zu beruhigen, wartete einen Moment auf eine Antwort von Seiten seines Vater und musste feststellen, dass dieser ihn nur mit einem ernsten Blick musterte.

Obwohl Hizumi sonst nie sagen konnte, was seines Vaters Blicke bedeuten sollte, hatte er dieses Mal die Aussage auf den Punkt genau erfasst. Dieser ernste Blick sollte wohl einfach heißen, dass er seine Meinung geäußert hatte und trotz Hizumis Argumente noch immer hinter ihr stand.

Er wollte ihm damit sagen, dass egal was Hizumi auch sagte, sein Handeln falsch gewesen sei.

Verärgert holte Hizumi wieder Luft um seinen Standpunkt zu verteidigen, doch genau in diesem Moment öffnete sich dir Tür und Shizumi trat ohne Ruiza im Schlepptau herein.

Hizumi fuhr herum und starrte ihn an, während sein Vater einfach wieder die Zeitung in die Hand nahm, diese aufschlug und erleichtert wieder anfing zu lesen.

„Wow. Du hast das Wohnzimmer gefunden.“

Hizumi nickte zur Bestätigung. Er bekam nicht wirklich ein Wort heraus. Kaum hatte Shizumi das Zimmer betreten, klopfte ihm das Herz bis zum Hals.

Zu guter Letzt würde er erfahren, was Ruiza für ihn empfand. Egal, was sein Vater sagte, er musste es jetzt wissen.

„Und? Was hast du herausgefunden?“

Ungeduldig sah Hizumi seinen kleinen Bruder an, welcher mit dem Blick ihren Vater fixierte und die Stirn gerunzelt hatte.

„Seltsam…“ Kommentierte Shizumi die Entdeckung, welche er gerade gemacht hatte und schenkte erst danach Hizumi seine Aufmerksamkeit.

Dieser war schon total verzweifelt von der ersten Aussage, da er nicht mitbekommen hatte, dass sie nicht an ihn gerichtet war.

„Seltsam? Was ist seltsam?“ Fragte er also noch einmal hibbelig nach, während er seine Finger ineinander krallte.

Shizumi seufzte schwer und brachte Hizumi damit schon fast ins Grab. Der Ältere, gespannt auf jede Information, deutete das Seufzen sofort als sein persönliches Unglück, welches seinem Bruder so schwer fiel ihm mitzuteilen: Ruiza liebte ihn nicht. Er würde bald mit ihm Schluss machen. Das Leben konnte so schrecklich sein.

Hizumi war schon dabei sich gedankenlich auszumalen, in was für einer schrecklichen und ungerechten Welt sie lebten und das vor allem er, die Unschuld in Person am schlimmsten behandelt wurde, wo er doch nur ein armes wehrloses Opfer war, als Shizumi energisch seine Gedankengänge unterbrach:

„Würdest du bitte mal aufhören in Selbstmitleid zu zerfließen?! Ich hab doch noch gar nichts gesagt.“

Augenblicklich flackerte erneut Hoffnung in den dunklen Augen des älteren Bruders auf, als er Shizumi ansah und wartete auf die so lange gehoffte Information.

„Hizumi, es tut mir leid, aber…“

Shizumi warf einen Blick zu ihrem Vater.

„…ich kann es dir leider nicht sagen. Er hat ein Recht darauf es dir selber mitzuteilen.“

Er musste wohl noch länger warten.

Entgeistert starrte Hizumi seinen Bruder an. Das war ja wohl ein abgekartetes Spiel! Erst fing sein Vater mit sowas an und dann auch noch Shizumi.

Ein schlechter Scherz. Genau, das musste ein schlechter Scherz sein. Er hatte doch nicht Ruiza extra hierher geschleppt, um danach genauso ahnungslos wie vorher dazustehen.Warum wollte ihm partout nicht einer helfen?

Hizumi spürte wie wieder Wut in ihm hochloderte, aber bevor er dazu kam, Shizumi zur Schnecke zu machen, betrat Ruiza den Raum.

Shizumi ignorierte Hizumi prompt und drehte sich zu ihm um.

„Und hast du das Bad gefunden?“

Die Natur hatte also doch nicht mehr warten können.

Ruiza nickte, den Blick auf den aufgebrachten Hizumi gerichtet. Dieser schluckte die ungerechten Worte für Shizumi wieder runter und warf diesem dafür nur noch einen Blick zu, welcher äußerst tödlich hätte sein können.

„Ich denke, wir haben hier alles erledigt, Rui. Lass gehen.“ Knurrte Hizumi wie ein Hund, dem man seinen Lieblingsknochen weggenommen hatte und verließ auch schon ohne eine Antwort abzuwarten den Raum.

Ruiza blieb noch einen kleinen Moment lang bei Shizumi stehen und musterte diesen mit einem misstrauischen Blick.

„Du hast mitgehört, nicht wahr?“

Shizumi lächelte und sah Ruiza mit einem unheimlich vergnügten Blick an.

„Warum hast du es ihm nicht einfach gesagt?“

Ruiza verstand es nicht. Shizumi hatte die Chance gehabt, Hizumi zu sagen, ob er ihn liebte oder nicht und hatte es nicht getan. Er hatte lieber Hizumis Gefühle verletzt, als Ruizas.

Obwohl Hizumi sein Bruder war und Ruiza nur ein Fremder.

Shizumi lächelte immer noch als er antwortete:

„Ich hätte es ihm gesagt, wenn ich ihm dadurch spätere Schmerzen hätte ersparen können.“
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Sooo, freut euch auf das letzte Kapitel!

Es kommt bald! ^^

1.10

Endlich das letzte Kapitel.

*zu tränen gerührt desu* Vor einem Jahr hab ich mit der FF angefangen und endlich, ist das erste Kapitel abgeschlossen und hochgeladen T___T

Irgendwie auch etwas deprimierend, aber es ist ja noch net vorbei XD *ist immer noch fleißig am schreiben*

Ich hoffe jedenfalls, dass euch das letzte Kapitel gefällt!!!
 


 

~~~1.10~~~I dreamed a long time of you~~~1.10~~~
 


 

Wie erstarrt stand Ruiza vor der Haustür seiner Eltern. Wie lange stand er nun schon so dort? Er konnte es nicht sagen. Er hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei der Sache gehabt. Aber man hatte ihm dieses Abendessen ja mal wieder aufgeschwatzt. Natürlich. Denn freiwillig wäre er hier sowieso niemals hingekommen.

„Gehen wir jetzt rein?“

Ruiza reagierte nicht auf Hizumis Frage, welcher neben ihm stand. Er war nicht wirklich gut auf Hizumi zu sprechen. Schließlich war dieser an allem Schuld. Unzufrieden schnaubte Ruiza und starrte weiterhin die schwere Edelholztür an.

Wenn Hizumi ihn gar nicht erst zu sich nach Hause mitgenommen hätte, dann hätten sie sich schon viel Ärger ersparen können. Es war sowieso unverschämt von Hizumi gewesen, seine Gefühle mit einem Trick erfahren zu wollen, selbst wenn es im Endeffekt nicht geklappt hatte.

Aber das Schlimmste an der ganzen Sache war ja, dass sie auf dem Rückweg seine Mutter getroffen hatten. Nicht Hizumis Mum, nein, das wäre ja nicht so schlimm gewesen. Sie hatten seine eigene Mutter getroffen. Jene Mutter, die keine Möglichkeit ausließ, ihren Sohn wieder zu sich nach Hause zu bekommen. Jene Mutter, die, kaum hatte sie die beiden entdeckt, auf sie zugesprintet kam wie ein Hundermeterläufer und ihnen keine Fluchtmöglichkeit mehr gelassen hatte.

Ruiza war fest entschlossen gewesen, es ihr diesmal nicht durchgehen zu lassen. Diesmal wollte er hart bleiben und nicht wieder einen schrecklichen Abend bei seiner Familie verbringen. Doch er hatte die Rechnung ohne Hizumi gemacht.

Denn der schien davon überhaupt nichts zu halten. Wütend darüber, dass ihm keiner sein Glück gönnte und er nach wie vor im Dunkeln tappste, fing er an sich mit Ruizas Mutter zu unterhalten und ließ auch bald beiläufig in der Unterhaltung fallen, dass zwischen ihm und ihrem Sohn, mehr als bloß eine freundschaftliche Beziehung bestand.

Im Hintergrund schlug sich Ruiza die Hände vors Gesicht, während Hizumi und Ruiza Mutter den Termin zum Abendessen für den nächsten Tag ausmachten.

Und nun stand Ruiza hier, mit dem innigen Wunsch Hizumi den Kopf abzuschlagen und das Weite zu suchen.

„Ich klingel jetzt, in Ordnung? Das ist ja nicht auszuhalten, wie du dich anstellst. Du tust geradezu so, als würdest du zu deiner Hinrichtung gehen.“ Murmelte Hizumi kleinlaut neben Ruiza und drückte auf den Klingelknopf.

Er fühlte sich leicht schuldig, weil er Ruiza in diese Situation gebracht hatte. Gestern war er noch schrecklich wütend gewesen, weil er inzwischen seit mehr als zwei Wochen von Ruiza hingehalten wurde und endlich eine Chance hatte herauszufinden was Sache war und dann wurde ihm das wieder vereitelt.

Er war wütend gewesen, weil nicht nur Ruiza sich gegen ihn stellte, sondern auch noch seine eigenen Familie. Er hatte nicht verstehen können, was er falsch gemacht hatte, dass man ihn so leiden ließ und als er die Möglichkeit gesehen hatte, Ruiza eins auszuwischen, da hatte er einfach gehandelt.

Es war so offensichtlich gewesen, dass Ruiza nicht mit seiner Mutter reden wollte, also hatte es bei Hizumi klick gemacht und mit einer wunderbar gespielten Freundlichkeit, denn nach dem gerade Erlebten stand ihm eigentlich nicht der Sinn danach, plauderte er mit Ruizas Mutter und schwupps waren er und Ruiza zum Abendessen für den nächsten Tag eingeladen.

Die restliche Zeit bis zu dieser Verabredung hatte er beobachten können, wie sich Ruizas Laune im Sekundentakt verschlechterte. Ruiza hatte auf dem Bett gelegen, vor sich hingestarrt und ab und zu ziemlich abartige Schimpfwörte zwischen den Zähnen hervorgestoßen. Die Blicke die er dann immer wieder zu Hizumi geworfen hatte, waren auch nicht von schlechten Eltern gewesen und Hizumi kam nicht drumherum zu denken, dass Kyo wohl in Ruiza seinen Meister gefunden hatte.

Die Erkenntnis, dass Ruiza nicht so gut auf seine Eltern zu sprechen war und dass er dieses Abendessen nicht allzu toll fand, war damit also letztendlich bestätigt.

Zu beobachten wie Ruiza unter der Vorstellung litt, dass er zu seinen Eltern gehen musste, berührte Hizumi.

Er hatte immer gedacht, dass er mit seiner Familie gestraft sei, doch seine Abneigung zu sich nach Hause zu gehen, war nicht im geringsten mit der Ruizas zu vergleichen.

Nun stand er hier neben einem vor Wut kochenden Ruiza, nicht sicher ob er überhaupt den Mund öffnen durfte, ohne das Ruiza Mary Poppins-like eine Sense aus seiner Handtasche hervorzauberte und ihm den Kopf abschlug. Ja, Ruiza trug tatsächlich eine Handtasche.

Noch eine Sache die Hizumi aufgefallen war. Normalerweise, so hatte er beobachten können, kleidete sich Ruiza in seiner Freizeit normal. Zwar sorgfältig ausgewählte Kleidung, aber trotzdem war Ruiza bisher noch niemals mit einer Handtasche aus dem Haus gegangen.

Hizumi blickte neben sich und musterte Ruiza. Die Handtasche war ja noch nicht mal die Krönung an diesem Aufzug. Er wünschte er würde verstehen was sein Angebeteter damit bezweckte. Ruiza trug einen schwarzen, kurzen Rock, welcher viel Bein in Netzstrumpfhosen zeigte. Ein leichtes Top, mit einer schwarzen fast durchsichtigen Bluse kompletierten das Bild und Ruiza konnte von jeder Frau um sein Aussehen beneidet werden. Hizumi würde seine ganzen Ersparnisse darauf verwetten, dass keiner der Leute die sie heute auf auf ihrem Weg hierher gesehen hatten, bemerkt hatten, dass es sich bei Ruiza nicht um eine Frau handelte, sondern um einen Mann. Besonders auch da Ruiza auf dem ganzen Weg nicht den Mund aufgemacht hatte. Nicht ein Ton war aus seinem Mund gekommen und so war Hizumi auch nicht zu dem Vergnügen gekommen zu erfahren, warum Ruiza sich so gekleidet hatte.

Die Tür wurde geöffnet und man konnte ein leicht enttäuschtes Aufseufzen von Ruiza vernehmen.

Sie traten in die Halle und Hizumi ließ sich seine Jacke von dem Hausmädchen abnehmen, während Ruiza darauf bestand, alles, auch seine Handtasche, bei sich zu behalten.

Widerrum ein anderes Hausmädchen führten sie in den Salon, wo schon Ruizas Eltern auf sie warteten.

Hizumi schluckte. Langsam dämmerte ihm, wieso Ruiza hier nicht hinwollte. Die Stimmung war, um es milde auszudrücken, frostig. Ruiza und seine Eltern begrüssten sich knapp, es gab einen kurzen bissigen Kommentar von Ruizas Vater über dessen Auftreten, welchen der Sohn ohne jeden Mucks über sich ergehen ließ und dann wurde Hizumi vorgestellt. Hizumi ernete einen Abschätzenden Blick und fühlte sich sofort um einen halben Meter kleiner unter den dunklen, durchdringenden Augen von Ruizas Vater. Ruiza hatte seine Augen eindeutig vom Vater geerbt.

„Uruha wird gleich kommen.“

Die Stimme des Vaters klang hart und emotionslos und ohne jedes weiteres Wort ließ sich die versammelte Gesellschaft auf die samtbezogenen Sofas nieder und warteten händeringend auf die Ankunft Uruhas.

Einige Minuten in vollkommener Stille vergingen. Ruiza war nicht gewillt irgendetwas sagen und Hizumi traute sich, zugegeben, einfach nicht. Die Stille die in dem Raum herrschte war so drückend und undurchbrechbar, dass Hizumi sich nach Freiheit sehnte. Er füllte sich fast klaustophobisch in diesem Raum, bestellt mit den schönsten und teuersten Möbeln. In diesem Raum in dem jeder etwas lautere Atemzug aufgefallen wäre wie ein Pistolenschuss, konnte man nicht anders als sich beobachtet fühlen.

Umso erschrockener zuckte Hizumi zusammen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Uruha eintrat. Von der manierlichen Atmosphäre geprägt stand Hizumi reflexartig auf bei Uruhas Erscheinen um diesen zu begrüssen.

Ein kleines Lächeln schlich sich sowohl über Uruhas als auch Ruizas Gesicht und um Hizumi nicht wie einen Trottel aussehen zu lassen, stand auch Ruiza auf.

„Hey, tut mir Leid das es so lange gedauert hat. Ich war noch am lernen.“

Uruha trat auf sie zu und verbeugte sich höflich vor ihnen. Er schien nicht im mindesten überrascht Hizumi an der Seite von Ruiza zu sehen, doch Ruiza stellte sie einander vor, da er ja nicht ahnen konnte, dass die beiden sich schon einmal getroffen hatten.

„Das ist mein kleiner Bruder Uruha, Uruha das ist Hizumi.“ Klärte Ruiza sie also auf, wobei Hizumi nicht entgang, dass er ihn zwar mit Namen vorgestellt hatte, aber nicht mit Erklärung. Es hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, dass Ruiza nur gesagt hatte ‚Hizumi’. Nicht vielleicht ‚Hizumi, mein Freund’. Oder er hätte ja wenigstens ‚Hizumi, ein Freund’ sagen können. Das wäre jedenfalls noch besser gewesen, als das ‚Hizumi’ einfach so in dem Raum stehen zu lassen.

Er seufzte leise und widmete seine Aufmerksamkeit dann Ruizas Mutter, welche sie gerade alle zum Tisch bat.

Als letzter, hinter Ruiza, folgte er in den Esssal, welcher traditionell japanisch eingerichtet war, im Kontrast zum restlich Haus, das mehr westlich wirkte.

Alle ließen sich in einen angedeuteten Seiza an den niedrigen Tisch nieder, während einige Hausmädchen das Essen auftrugen.

Hizumi war erleichtert, dass man ihn neben Ruiza situiert hatte. Ihnen gegenüber saß alleine Uruha und an den Tischenden saßen die Eltern von Ruiza und Uruha. (traditionell japanische Tischordnung? - no idea XD mein vorstellung von dem essen war einfach nur immer, wie sie alle an diesen niedrigen Tisch saßen, ruhig und formell, im Seiza und aßen. Deswegen dieses Esszimmer ^^)

Nachdem die Vorspeise abgetragen wurde, durchbrach der Herr des Hauses zum ersten Mal die Stille. Er musterte Hizumi scharf, bevor er das Wort erhob:

„Erzählen sie doch mal, Hizumi-san. Was machen sie beruflich?“

Hizumi blinzelte. Ruizas Vater hatte ihn erstmal mit Vornamen angesprochen und auch noch ein -san drangehangen.

„Ich arbeite nicht. Ich bin mitten in meinem Studium und werde finanziell von meiner Familie unterstützt.“

Er sah den älteren Mann nicken, bevor dieser mit der selben Unhöflichkeit weiter fragte:

„Und was studieren sie?“

„Design.“

Eine Augenbraue wanderte schnell nach oben und ein verächtlicher Blick traf Hizumi. Ruizas Vater warf einen scharfen Blick zu seiner Frau, welche still am anderen Tischende saß und völlig gleichgültig zu der Unterhaltung zu sein schien.

„Also sind sie in der gleichen Branche wie mein Sohn.“

Der Blick wanderte von seiner Frau zu Ruiza, wessen Miene sich sofort verdüsterte.

Hizumi zwang sich zu antworten. Diese, nicht sonderlich gut versteckten, Angriffe gegen ihn, machten ihn zu schaffen. Erst hatte er nur gedacht, er würde nur Ruizas eins mit diesem Abendessen auswischen und selbst das hatte ihm ja inzwischen Leid getan, doch nun musste er erkennen, dass sich auch für ihn dieses Abendessen als eine Strafe herausstellte.

„Darüber haben wir uns kennengelernt.“

„Interessant. Sie denken also, dass sie sich irgendwann ihr Geld damit verdienen können, Mode zu entwerfen?“

Verächtlichkeit, Schärfe, Ironie. Hizumi wusste nicht, was ihn am meisten in diesem Tonfall störte. Vielleicht nicht mal der Ton. Noch besser der Blick.

Doch auf jedenfall am meisten störte ihn, dass niemand darauf einging. Ruizas Mutter saß still am Tischende, mit einem formvollendeten sympatischen Lächeln auf den Lippen. Uruha saß ihm gegenüber. Den Blick auf den Tisch gelenkt, so dass man keinerlei Regung bei ihm erkennen konnte.

Und Ruiza?

Hizumi wandte den Blick zur Seite. Neben ihm saß Ruiza, ebenfall den Blick gesenkt. Die Lippen aufeinander gepresst, das Gesicht versteinert. Die Hände lagen zu Fäusten geballt auf seinen Knien.

„…j-ja…Ich hoffe doch.“ Antwortete Hizumi schließlich leise. Den Blick noch fest auf Ruiza gerichtet.

Viele Gefühlsregungen hatte er inzwischen schon bei diesem beobachten können. Aber noch niemals diese. Es war fast so, als würde er jede spitze Bemerkung gegen Hizumi gegen sich selbst gerichtet aufnehmen. Er wirkte einfach nur tief verletzt, als würden gleich die ersten Tränen über die blassen Wangen rinnen.

Doch keiner am Tisch außer Hizumi schien dies zu bemerken. Ruizas Vater zog weiter über Hizumi her, doch Hizumi hörte nicht mehr zu. Er beobachtete nur noch, wie Ruiza bei jeder Äußerung unmerklich zusammenzuckte und seine Haltung sich mehr und mehr versteifte.

„Haben sie mir überhaupt zugehört?“

Hizumi blickte von Ruiza auf und genau in diesem Moment, schien es diesem auch zu reichen. Er schlug auf den Tisch und richtete sich schnell auf, wobei er sein Glas umkippte.

Sein Wasser breitete sich über den Tisch aus und tropfte langsam gen Boden.

Ruiza stand mit einem furiosen Blick gegen seinen Vater im Raum.

Bevor Ruiza etwas sagen konnte, erhob sein Vater wieder die Stimme.

„Setz dich hin!“

Hizumi konnte sehen wie es in Ruizas Augen blitzte und er die Zähne aufeinander biss.

„Es reicht.“ Ein leises Zischen.

Hizumi schaute faszininiert zu Ruiza auf. Es war wahrscheinlich nicht der richtige Moment dafür, aber war es normal, dass er so verdammt sexy ist, wenn er wütend war?

Sein Vater öffnete den Mund um etwas zu erwiedern, doch Ruiza brachte ihn mit einem scharfen Blick zum Schweigen.

„Ist dir klar, dass du Schuld bist, dass ich mein Leben lang keine richtige Beziehung hab führen können? Dass ich alle meine Freunde nach dir ausgesucht habe? Nicht danach, was dir gefallen würde, sondern danach was dir NICHT gefallen würde. Ich wäre niemals schwul geworden, wenn du nicht dagegen gewesen wärst. Ich war dem zwar niemals abgeneigt, aber deine Ablehnung hat mich erst letztendlich wirklich dazu gebracht. Ich wollte es dir heimzahlen. Dir heimzahlen, dass du mich nicht so akzeptiert hast, wie ich war, dass ich zu Hause nicht mehr erwünscht war und du mich einfach weggeschickt hast. Und da kam mir das ganz gelegen.“

Gebannt starrte Hizumi auf Ruiza. Er überlegte sich einen Moment lang, ob es nun vielleicht nötig war sich bei Ruizas Vater zu bedanken, denn anscheinend wäre Ruiza nun hetero, wenn sein Vater damals anders gehandelt hätte.

„Ich hab dich während meiner ganzen Schulzeit so sehr gehasst, dass ich alles danach geplant habe um dir den größtmöglichen Schaden zuzufügen. Dafür musste ich nach der Schule ohne euch auskommen. Also habe ich mir die klügsten Schüler des Internats als Freund gesucht. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich habe dich verärgert, weil ich mit einem Jungen ging und mich gleichzeitig darauf vorbereitet ohne eure Hilfe auskommen zu können.“

„Du kannst aber nicht behaupten, dass ich daran Schuld wäre!“ Wurde er herrisch unterbrochen.

Ruizas Hände bebten und er musterte seinen Vater mit einem gehässigen Blick.

„Du hast mich von zu Hause weggeschickt, weil ich nicht deinen Vorstellungen vom idealen Sohn entsprochen habe. Du wolltest dich auch nicht persönlich damit auseinandersetzen. So wichtig war ich dir ja nicht! Du hast mich einfach ins Internat gegeben, von wegen da würden die sich schon um mich kümmern und wieder zu Recht biegen. Ja, stell dir vor, ich hab mitbekommen, warum ich ins Internat musste. Es war schon immer schrecklich genug für mich zu wissen, dass ich nicht gewollt war…“

Ein erschrockenes Aufkeuchen vom anderen Ende des Tisches signalisierte erstmals wieder, dass Ruizas Mutter dem Gespräch lauschte.

„…aber dass ich euch so wenig bedeute, war mir niemals so klar gewesen, wie an dem Tag als ihr mir eröffnet habt, dass ich ab nun im Internat weit weg von zu Hause leben würde und in den Ferien mal vorbei kommen dürfte! An dem Tag hab ich beschlossen, dass ich das nicht mit mir machen lassen. Ich habe mit 15 Jahren aufgehört die Dinge zu tun, die mir Spaß machten und nur noch Sachen gemacht, die mir für später nützten! An keinem meiner Freunde hatte ich wirkliches Interesse! Ich brauchte sie einfach und damit basta. Ich hab gar nicht gelernt, was es bedeutet jemanden wirklich zu mögen oder sogar zu lieben. Dieses Gefühl war mir nicht von nutzen, also hab ich es einfach ausgeblendet. Und jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Freund, nicht weil ich dich damit ärgern wollte, nicht weil er mich irgendwie weiter bringt. Wenn du nun auf ihm rumhackst, dann ändert sich das. Wenn du ihn nicht ausstehen kannst, dann wird ich mit ihm zusammenbleiben um dich zu verärgern und das will ich nicht. Nicht mehr. Ich will endlich eine Entscheidung aus freien Willen fällen. Du hast bisher indirekt meinen freien Willen eingegrenzt, aber das hört nun auf. Du wirst kein Wort mehr zu ihm sagen, ist das klar?“

Ruiza hielt damit das Gespräch anscheinend für beendet und wollte sich gerade wieder hinsetzen, als eine leise Stimme das Wort ergriff.

„Du warst gewollt, Ruiza.“

Der Angesprochene hielt in seiner Bewegung inne, richtete sich wieder zur vollen Größe auf, was nicht gerade wenig war, und blickte zu seiner Mutter.

„Oh bitte! Ich hab mich sogar als kleines Kind immer gefragt, wieso meine Eltern so anders waren als die Anderen. Irgendwann hab ich dann mitbekommen, dass ihr zerstritten ward. Ich konnte ja nur nicht ahnen, dass ich daran Schuld war. Zu wissen, dass die Eltern sich immerzu streiten, ist für ein Kind schrecklich. Schließlich sind die Eltern einem jeden Kind die liebsten Menschen auf der Welt. Ich wäre niemals selbst auf die Idee gekommen, dass ich der Grund für euren Streit war und das wäre wahrscheinlich auch so geblieben, wenn Großvater und Großmutter nicht einmal darüber geredet und vergessen hätten, die Tür zu schließen. Ich stand vor jener Tür und hab alles mitgehört. Es war das Weihnachten als ich 10 war. Ich kann euch ja eigentlich Nichts vorwerfen, ich bin schließlich das Unfallkind…“

Uruha saß Ruiza mit fassungslosen Blick gegenüber, ein Blick der eindeutig signalisierte, dass er davon keine Ahnung gehabt hatte und man sah, dass dem jüngeren Bruder so langsam einiges klar wurde.

„Unfallkind?“ Fragte Uruha trotzdem nochmal leise nach.

„Ja. Die beiden waren noch nicht verheiratet oder wenigstens verlobt, als Mama mit mir schwanger wurde und da die Familientradition ziemlich streng ist und ja eigentlich besagt, kein Sex vor der Ehe, musste das vertuscht werden und die Beiden waren gezwungen zu heiraten. Das taten sie dann auch, leider lief das alles nicht so wie geplant. Sie stritten sich ständig und hatten auch noch ein kleines schreiendes Baby am Hals, was auch nicht wirklich half. Ich kann dir sogar sagen, wann sie sich erst wieder langsam vertragen haben! Kurz vor deiner Zeugung. Umd die fünf Jahre lang Streit, nicht schlecht, was?“

In Ruizas dunkeln Augen hatten sich Tränen angesammelt und Hizumi wollte seine Hand ergreifen um ihn zu trösten, doch Ruiza zog sie weg.

„Wir haben dich trotzdem geliebt, Ruiza.“ Flüsterte seine Mutter kleinlaut, den Blick auf ihren älteren Sohn gerichtet.

„Ja, sicher. Ihr habt mich so sehr geliebt, dass ihr mich erst so erzogen habt, wie ich nun bin, euch dann aufgefallen ist, dass euch das doch nicht gefällt und ihr mich daraufhin einfach ins Internat geschickt habt. Als euch das, was dann rauskam auch nicht passte, habt ihr angefangen mich von vorne bis hinten zu kritisieren. Wisst ihr, dass ich mich an kein einziges Mal erinnere, wo ich mich für irgendwas gelobt habt? Ihr müsst mich ja wirklich schrecklich lieben. Ihr liebt mich so sehr, dass ihr mit allen Mitteln verhindern wollt, dass ich glücklich bin und das ich mit der Person die ich liebe zusammen sein kann. Was ist so schlimm daran, dass ich einen Mann liebe?“

Ruiza schnaubte und schüttelte den Kopf. Hizumi konnte sehen wie inzwischen tatsächlich eine kleine, einsame Träne über Ruizas Wange ronn und auch Ruiza schien es zu bemerken, denn er senkte den Kopf.

Ruiza atmete tief durch. Seine Wange waren nass, in ihm brodelte es inzwischen gefährlich. Er hatte noch niemals so mit seinen Eltern geredet. All dies, was er gerade gesagt hatte, hatte sich in seinem Inneren angesammelte, aber hatte es immer unterdrücken können. Heute war es einfach zu viel gewesen. Er spürte die Blicke von allen Versammelten auf sich und ahnte, dass sie alle seine Tränen sahen.

Verzweifelt schluchzte er auf und drückte seine Hände schützend vor sein Gesicht. Er wollte nicht vor seinen Eltern weinen, auch nicht vor Hizumi, aber er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Der Ärger und die Trauer von 6 Jahren brach aus ihm heraus und einmal der Damm gebrochen, ließ er sich nicht wieder reparieren.

Bevor irgendjemand irgendwas sagen konnte, hatte er auch schon die Flucht ergriffen. Er musste einfach hier raus. Weg von seinen Eltern, weg von Hizumi, welcher überhaupt an Allem Schuld war. Wenn er nicht ging, dann würde er sich nicht beruhigen können und das war nun dringend nötig.

Erleichtert atmete er die kühle Luft ein, als er endlich aus dem Raum und aus dem Haus geflohen war. Er stand vor der Haustür. Ohne Tasche, etc. Er hatte alles drinnen gelassen. Aber wen interessierte es? Er war müde. Ihm taten die Augen weh. Eine Träne nach der anderen floss über die inzwischen schon rötlichen Wangen und auch die Augenränder hatten diese Farbe angenommen.

Langsam ließ er sich gen Boden sinken, zog die Knie an und legte seinen Kopf darauf. Bevor er irgendwas machte, wollte er sich einfach nur beruhigen. Ein Schluchzer nach dem Anderen ließ seinen schmalen Körper erzittern und egal wie sehr er versuchte es zu unterdrücken, er konnte es nicht verhindern.

Erst als er leise Schritte hinter sich hörte, schaffte er es langsam die Anzahl der Schluchzer zu reduzieren. Zwar nur mit größter Mühe, doch er wollte nicht noch tiefer in den Augen von wem auch immer sinken.

Einige Zeit sagte keiner der beiden Anwesenden ein Wort und nur ab und zu durchbrachen Ruizas Schluchzer die Stille.

„Liebst du mich?“

Ruiza hob den Kopf, empört darüber, dass dies das einzige war, was Hizumi in diesem Moment interessierte.

Wütend sprang er auf und drehte sich zu Hizumi um, welcher ihn völlig ernst und gefasst anblickte.

„Das fragst du mich? Nach all dem was du gerade mit angehört hast, fragst du mich nichts anderes? Nicht mal ob es mir gut geht? Wie ich mich fühle? Du willst nur meine verdammten Gefühle für dich wissen?“

Hizumi trat ein Schritt vor und nickte.

„Ja. Bitte, sag mir einfach was du fühlst. Was ist mit Kyo…?“

Ruiza schnaubte und sah zur Seite. Er verstand nicht wie Hizumi in dieser Situation an nichts anderes denken konnte.

„Ich meine, dass es dir nicht gut geht ist offensichtlich Ruiza. Erwartest du von mir, dass ich dich tröste? Ja, es tut mir Leid, was zwischen dir und deiner Familie passiert ist. Aber es geht mich nichts an. Du musst das mit ihnen klären, nicht ich. Ich weiß nicht was alles zwischen euch vorgefallen ist. Ich bin nicht mehr als ein Aussenstehender und dies größtenteils, weil du mich nie wie jemand anderes behandelt hast. Ich kann dir weder ein Rat geben, noch dich richtig trösten, weil ich einfach nicht genügend weiß. Ich kenn deine Eltern nicht richtig, deinen Bruder nicht, nicht mal dich! Ich..“

„Du willst also wissen, was mit Kyo ist?“ Unterbrach Ruiza Hizumi und fuhr auch schon fort, bevor dieser antworten konnte.

„Nichts ist mit Kyo! Rein gar nichts. Ich hab ihm gesagt, dass es mir Leid tut, ich ihn aber nicht liebe und auch niemals lieben werde, er mir als Freund aber sehr wichtig ist. Wir haben dann noch ein wenig miteinander geredet und dann ist er gegangen. Er war zwar nicht besonders glücklich darüber, aber ich glaube nicht, dass er sich von einem Hochhaus stürzt. Zufrieden?“

Irritiert nahm Ruiza ein Lächeln, das um Hizumis Lippen spielte, zur Kenntnis.

„Das heißt dann, du liebst mich…“

Hizumi machte einen weiteren Schritt auf Ruiza zu, während dieser syncron einen Schritt zurückwich.

„Nani?“

Hizumi lächelte.

„Ich zitiere: ‚Was ist so schlimm daran, dass ich einen Mann liebe?’ Wenn du nicht Kyo gemeint hast und auch nicht mich, wen dann?“

Ruiza erstarrte. Mit großen Augen sah er Hizumi an. Stimmt, das hatte er gesagt. Er hatte das gar nicht wirklich mitbekommen. Ja, wen hatte er denn damit gemeint? Kyo mit Sicherheit nicht.

Unsicher ließ er seinen Blick gegen Boden wandern. Liebte er tatsächlich Hizumi? Er hatte das anscheinend in seiner Wut vorhin unwillkürlich gesagt.

Eine warme Hand legte sich auf Ruizas Wange und hob seinen Kopf mit sanften Druck an, so dass er gezwungen war Hizumi anzusehen.

„Bitte, sag mir ob du mich liebst.“ Flüsterte der Ältere sanft und streichelte mit dem Daumen die feuchten Tränenspuren von der Haut.

„Ich halte es nicht mehr aus, Ruiza. Ich möchte doch bloß, dass du mir sagst, was du fühlst. Selbst wenn du mich nicht liebst, ist das immer noch besser, als diese Ungewissheit.“

Ruiza starrte Hizumi an. Noch niemals hatte er jemanden gesehen, der so verletzt aussah. Nichtmal Kyo als er ihm gesagt hatte, dass er ihn nicht liebt. Keiner seiner Freunde, wenn er mit ihnen Schluss gemacht hatte.

Er wollte nicht, dass Hizumi so verletzt war wegen ihm. Er sollte lachen oder auch wütend sein, aber nicht so unglücklich. Wieso war jemand so traurig, wegen ihm? Das war nicht gerecht. Das Glück eines Menschens durfte nicht so von einer anderen Person abhängig sein. Er war nicht in der Lage ihn glücklich zu machen.

Ängstlich wich der Jüngere zurück vor der Berührung des Anderen.

„Ich .. ich kann nicht. Ich halte es nicht aus, wenn du unglücklich bist, aber ich werde dich immer wieder unglücklich machen und mich selbst immer weiter verletzen .. ich will einfach nicht, dass du traurig bist .. oder verletzt .. oder enttäuscht .. nicht wegen mir. Ich will nicht an deinem Unglück Schuld sein .. nicht an noch einem. Ich würde es nicht ertragen, wenn du wegen mir leiden musst, weil ich dich dafür viel zu sehr lie..“ Erschrocken schlug er sich die Hand vor den Mund und realisierte dabei, dass er schon wieder weinte.

Diesmal wich er nicht wieder zurück, als Hizumi ihn in seine Arme und zog und ihn vorsichtig an sich drückte. Sein Herz klopfte so laut, dass er das Gefühl hatte, dass selbst seine Eltern drinnen im Haus es hören müssten. Unsicher durch diese ungewohnte Situation ließ er sich in die warme Umarmung sinken.

Er liebte ihn. Auf einmal fühlte er es, wusste es, konnte nicht verstehen wieso er das nicht vorher hatte sagen können.

„Ich liebe dich und du machst mich nicht unglücklich. Ich weiß, dass du deine Ticks hast und ich wusste das schon vorher und nahm sie in Kauf. Das tu ich immer noch. Ich will dich und niemanden sonst. Wenn du nicht willst, dass ich leide, dann bitte ich dich einfach, dass du mich nicht allein lässt.“

Hizumi streichelte durch das helle, weiche Haar. Er hatte die Augen fest geschlossen, wartete sehnlichst auf eine Antwort. Er fühlte sich wie betäubt oder auch drogiert. Ein Glücksgefühl schien von seinen Zehenspitzen bis unter die Haarwurzeln zu strömen und ihn in eine andere Dimension zu versetzen, vergaß dabei aber, dass Ruiza noch nicht zugesagt hatte bei ihm zu bleiben.

Aber er liebte ihn. Er sagte, er liebte ihn. Wollte es zu mindest sagen.

„…kannst du es denn überhaupt mit mir aushalten?“ Murmelte Ruiza leise in Hizumis Hemd, woraufhin dieser erleichtert auflachte und Ruiza sanft von sich wegdrückte, um ihn ansehen zu können.

„Mit niemanden sonst würde ich es aushalten, wenn er sich so schrecklich benehmen würde, wie du es manchmal tust, aber mit dir jederzeit.“

Ruiza zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. Na, das fing ja gut an. Er fand sein Benehmen also schrecklich und ziemlich unaushaltbar.

„Wie nett…“

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, Schatz.“

Ruiza horchte auf. Er nannte ihn ‚Schatz’? Vorsichtig lächelte er über die Bezeichnung.

„Wir überspringen den Part der anfänglichen Freude und fangen direkt beim Ehestreit an…“

Hizumi beugte sich zu seinem Freund.

„Nur zwei Personen, die sich nahe stehen, können richtig miteinander streiten.“

Einen Moment lang blickte sie sich bloß in die Augen, bevor sie langsam in Einverständnis die Augen schlossen und sich ihre Lippen fanden.
 


 


 

Warm.

Langsam öffnete Ruiza seine Augen und blinzelte erstmal erschrocken, als er direkt in ein hellwaches Augenpaar blickte.

Hizumi schien schon länger wach zu sein, hatte aber neben ihm ausgeharrt, während er noch geschlafen hatte. Zum ersten Mal wachte er nicht in einem kalten Bett auf. Zum ersten Mal befand er sich morgens nicht alleine im Bett, egal ob er nun am Abend mit jemanden hineingestiegen war oder nicht. Er lächelte.

„Guten Morgen…“ Nuschelte Ruiza verschlafen und schmiegte sich wärmesuchend näher an den Älteren.

„Guten Mittag, meinst du.“

Hizumi beobachtete wie Ruiza zufrieden lächelnd in seinen Armen lag, die Augen schon wieder geschlossen. Er hatte sich lange gewünscht einmal Ruiza so glücklich zu sehen und war so oft enttäuscht worden.

Das Telefon läutete, aber keiner der Beiden hatte Lust und genügend Motivation um aufzustehen und abzuheben, wobei man das von Ruiza eh niemals erwartet hätte und das diesmal sowieso Hizumis Telefon war.

Also sprang nach kurzer Zeit der Anrufbeantworter an und Shizumis Stimme meldete sich:

„Hey großer Bruder. Ein toller Tag, nicht wahr? Du liegst wahrscheinlich noch im Bett, aber wenn ich dir einen Tipp geben darf: Lass ihm nicht zu viel durchgehen, sonst wird er nur zu verwöhnt. Ist wie bei einer Katze.“

Mit einer leicht verwuschelten Frisur setzte Ruiza sich auf und blickte zu dem Anrufbeantworter. Worüber sprach Hizumis Bruder da gerade bitte? Er warf einen fragenden Blick zu Hizumi, musste aber feststellen, dass dieser sich nicht besonders über diese Nachricht wunderte.

„Jedenfalls, was ich eigentlich sagen wollte: Herzlichen Glückwunsch. Endlich hast du deinen Traumtypen und ich bin mir sicher, ihr werdet sehr, sehr glücklich. Na? Hatte ich Recht, hatte ich Recht? Es war doch besser, darauf zu warten, dass er es dir mitteilt! Hat das Ganze doch auch viel romantischer gemacht. An Ruiza: Willkommen in der Familie.“

Hizumi grinste zufrieden und stimmte seinem Bruder leicht nickend zu, während Ruiza zwischen Hizumi und dem Anrufbeantworter hin und her sah.

„Hast du ihm schon eine Nachricht geschickt, dass wir jetzt zusammen sind?“

„Nein…“

Hizumi musste unweigerlich über den verwirrten Gesichtsausdruck von Ruiza schmunzeln und zog diesen sanft zu sich runter in seine Arme.

„Er weiß nunmal alles, Schatz. Finde dich damit ab.“

Ruiza grummelte nur leise und vergrub sein Gesicht im Kissen.

„Hast du gehört? Wir werden sehr glücklich miteinander sein.“

Hizumi stuppste den Blonden sanft an und brachte diesen damit dazu, ihn wieder anzusehen. Vorsichtig kraulte er Ruiza ihm Nacken, woraufhin dieser die Arme um ihn schloss. Glücklich wollte Hizumi Ruizas Lippen mit den seinen versiegeln, als dieser leider wieder die Idylle zerstörte und mit einem trotzigen Unterton fragte:

„Aber woher weiß er das?“
 


 


 

~~~Owari I dreamed a long time of you~~~
 

~~~tbc School of life~~~
 


 

Joooa, hiermit wäre dann I dreamed a long time of you abgeschlossen *nodnod*

Eigentlich wollte ich es schon gestern hochladen, aber na ja, ich war mir nicht sicher...
 

Etooou, bis ich anfange das zweite Kapitel hochzuladen, müsst ihr euch etwas gedulden, denn ich habe noch keines der Kapitel zur Beta gegeben.

Ich werde wieder etwas vorschreiben und dann lade ich hoch. Ich werde mich aber beeilen, dass verspreche ich!

2.1 If two lives crash

Ja~ das erste Kapitel vom zweiten Kapitel. Es hat länger gedauert, als ich gehofft hatte und ich entschuldige mich dafür an dieser Stelle demütig.

*sniff*sich verbeugt*

Ich hoffe es gibt noch Leser, die mich noch nicht aufgegeben hatten und weiterlesen und vielleicht auch ein paar neue xD Alle sind willkommen.

*lol*

Ich werde es weiterhin so belassen, dass ich allen die zum letzten hochgeladenen Kapitel einen Kommentar geschrieben haben, eine Ens schicke, wenn ich hochlade. *nodda*

Das war das formelle. Zu dem Kapitel.

Als ich es geschrieben hab, fand ichs besser als jetzt >.> *seufzt* Aber die nachkommenden find ich eigentlich besser. Na ja, ich hoffe ihr sagt mir dazu eure Meinung (aber macht mich bitte nicht zu sehr fertig...bin doch zart besaitete xD)

Okay~ keine Vorrede mehr, (wobei sich das doch eh kaum wer durchliest) viel spaß mit dem Kapitel.
 


 

~~~2.1~~~If two lives crash~~~2.1~~~
 


 

5.30 Uhr.

Laute Musik drang aus den Boxen seiner Anlage und versuchte hartnäckig ihn aus dem Bett zu treiben. Eine Minute, zwei, drei.

Dann hatte er die Nase voll und seine Zeit schon fast überschritten. Er zog erst die Decke von dem Kissen über seinem Kopf, kickte dieses dann zur Seite und kroch aus seinem großen, weichen, warmen Bett. Wie gerne würde er jetzt liegen bleiben. Aber gut. Er hatte keine andere Wahl. Es war ein Schultag und er musste aufstehen. So war das Leben. So war sein Leben.

Langsam schluffte er in Richtung seines Badezimmers, die Musik tönte immer noch laut durch die Räume.

Er störte niemanden damit. Dieses Stockwerk gehörte allein ihm. Seine Eltern waren ein Stockwerk unter ihm und außerdem hatten sie das Schlafzimmer auf der ganz anderen Seite des Hauses. Sie würden nichts davon mitbekommen.

Um wach zu werden, stieg er erst mal unter die Dusche und stellte das Wasser auf kalt. Langsam bekam der 16jährige klare Gedanken und während er sich die Haare wusch, dachte er darüber nach, was ihn diesen Tag noch erwartete.

Erstmal natürlich 9 Stunden Schule, in welchen er ein Examen und einen Test zu schreiben hatte. Machbar.

Danach würde er zur Arbeit gehen. Er arbeitete in einem kleinen Café nahe der Schule. Er würde also erst am Abend nach Hause kommen.

Uruha stieg aus der Dusche, schnappte sich ein Handtuch und fing an sich abzutrocknen. Das Handtuch um die Hüfte tappte er zurück in sein Zimmer, fing an sich anzuziehen und gleichzeitig lateinische Vokabeln durchzugehen.

Nacheinander murmelte er sie aus dem Gedächtnis vor sich hin, bis es Zeit war sich zu schminken. Wenn er sich um sein Make-up kümmerte, lernte er nie Latein. Da war Französisch an der Reihe.

Gekonnt legte er sich Lidschatten auf und konjugierte ohne zu zögern savoir in allen Zeiten runter.

Fertig angezogen und geschminkt betrachtete er sich abschätzend vor dem Spiegel, nickte einmal zustimmend und warf einen Blick auf die Uhr.

6.03 Uhr. Er hatte also noch genau 2 Minuten, dann würde er sich um sein Frühstück kümmern müssen. Uruha fing an seine Schulsachen zu packen und nach - auf die Sekunde genau - 2 Minuten verließ er sein Zimmer mit seiner Tasche und ging runter in die Küche.

Er mochte es, wenn das Haus morgens noch so leer war. Er war immer schon auf, bevor das erste Hausmädchen aufstand.

Er liebte es, dass er sich frei bewegen konnte und unbeobachtet war. Ein Grund, warum er jeden Morgen schon so früh aufstand. Aber bloß ein Grund, wie gesagt.

In der Küche, stellte er erstmal seine Tasche zur Seite und bewegte sich dann zum Kühlschrank um sein Frühstück herauszuholen.

In der Küche frühstücken. Ein Privileg, das ihm nur zukam, wenn er so früh aufstand. Sonst würden seine Eltern darauf bestehen, dass er sich, mit oder ohne ihnen – wohl auch eher ohne ihnen -, ins Esszimmer setze. Und noch ein Grund.

Er holte die Milch aus dem Kühlschrank, griff gleichzeitig mit der anderen Hand nach einer Schüssel und füllte die Milch ein. Ein paar Cornflakes kompletierten das Bild und mit einem Löffel und der Schüssel bewaffnet ließ er sich am Tisch nieder.

Noch ein Blick auf die Uhr.

6.09 Uhr. Gut, er hatte 6 Minuten, dann würden die ersten Angstellten aufstehen und bald darauf hier auftauchen.

Bis dahin wollte er aus dem Haus sein. Er fing an etwas schneller zu essen.

Um genau 6.14 Uhr war er fertig, vernichtete alle Beweise dafür, dass er hier gewesen war, schnappte sich seine Tasche und machte sich auf den Weg.

Auf dem Schulweg holte er seine Mathematiknotizen raus und fing an alles noch einmal durchzugehen.

Er hätte sich natürlich auch fahren lassen können. Sein Vater hatte es mehr als einmal angeboten, dass ihn der Chauffeur zur Schule bringen könnte, aber dann müsste Uruha warten. Das war keine gute Idee.

Er musste so früh aus dem Haus. Andernfalls war das Risiko zu hoch. Er hatte genaustens ausgerechnet, wieviel Zeit er für alles brauchte und um wieviel Uhr er spätestens aufstehen musste, wenn er wollte, dass ihn niemand sah, wenn er morgens das Haus verließ. Und 5.30 Uhr war die perfekte Uhrzeit.

Nachdem er genau die Hälfte der Wegstrecke zurück gelegt hatte, steckte er seine Notizen wieder weg, blieb stehen und holte seinen Spiegel heraus. Er seufzte. Leicht konnte man unter der Schminke seine Augenringe durchschimmern sehen. Aber was sollte er machen? Er bekam nicht genügend Schlaf, das wusste er. Es war nicht gesund, bis spät in die Nacht an den Hausaufgaben zu sitzen und ein paar Stunden später schon wieder aufzustehen. Aber anders ging es nunmal nicht.

Er war alle Möglichkeiten durchgegangen und so wie es momentan lief, war es am besten.

Er ging noch ein paar Meter, ließ sich auf die Bank nieder und fing an den Countdown zu zählen.

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

-1

-2

-3

Keuchend ließ sich Sakito neben ihm auf der Bank nieder.

„Du kommst zu spät…3 Sekunden.“

Sakito lächelte gequält und strich sich eine seidige Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Tut mir Leid. Ich hab verschlafen.“

Uruha musterte seinen besten Freund einen Moment lang prüfend. Er musste zugeben, Sakito sah heute ein wenig zerrauft aus. Seine Haare waren zwar gebürstet und glänzend, doch sie lagen etwas ungeordneter als sonst. Außerdem war Sakito außer Atem, war also gerannt, um doch noch pünktlich zu erscheinen. Selbst wenn er das im Endeffekt nicht erreicht hatte, so war Uruha dennoch gewillt ihm dies zu vergeben, nickte also vergebend und stand auf.

„Okay, lass gehen.“

Fragend zog Sakito eine Augenbraue hoch und blieb sitzen.

„Was ist mit Aki?“

Sakitos Blick scannte suchend die Umgebung ab. Kein Hinweis auf den Dritten des Gespanns.

„Ich wette er kommt erst zur Zweiten. Er kommt nie unpünktlich, also schwänzt er. Außerdem wollte er doch gestern ‚einen drauf machen’, wie er das so nett ausdrückt.“

Erklärte Uruha und setzte sich, ohne weiter auf den Anderen zu warten, in Bewegung.

Schnell schickte sich Sakito an, Uruha zu folgen. Schließlich war Uruha Uruha und Uruha ließ man nicht warten.

Auf dem Weg zur Schule unterhielten sie sich über dies und das: Uruha erklärte Sakito Chemie und überprüfte seine Hausaufgaben.

Vor dem Schultor angekommen, blieben sie stehen. Uruha steckte alle Schulsachen zurück in die Tasche, zupfte seine Kleidung zurecht, fuhr sich einmal durch die Haare und warf dann einen Blick zu Sakito.

Es war Standartprozedur. Man hatte schließlich einen Ruf zu bewahren, selbst wenn meistens die Schule noch leer war, wenn sie kamen.

Kurz darauf schritten sie durchs Tor, Uruha ein klein wenig vor Sakito, welcher sich aus Gewohnheit schon leicht hinter diesem hielt. Mit schwebendem Schritt gingen sie auf das Schulhaus zu und ignorierten die Blicke der beiden niedrigeren Kreaturen, die sich rauchend vor der Schulhaus lümmelten.

Uruha zückte seinen Schlüssel und beide betraten die Halle der Schule. Als Vertrauensschüler und Stolz der Schule und Lehrer hatte er es geschafft einen Schlüssel für die Räumlichkeiten zu erhalten, da er diesen brauchte um auch nachmittags noch die Fachräume benutzen zu können.

Uruha besaß das Vertrauen aller Lehrkräfte und so konnte er an der Schule tun und lassen, was er wollte.

Hinter sich schloß er die Tür und erst dann warf er Sakito einen fragenden Blick zu.

„Wer sind die beiden?“

Eigentlich hätten sie die Ersten sein müssen, so wie immer.

„Ich glaube die sind neu. Beide. Sie sind am selben Tag gekommen und man sieht sie immer zusammen. Sie sind irgendwie mysteriös. Der eine sagt nie einen Ton, dafür labert der Andere wie ein Wasserfall, sagt aber nie wirklich sinnvolle Sachen. Sie sind aber schon seitdem sie hier sind in der Gruppe der ‚Bösen’.“

Uruha nickte. Das hatte Sinn. Deswegen waren die ihm nie aufgefallen.

„Sehen ungewöhnlich gut aus…“ Stellte er nach einer Weile fest.

Sakito beeilte sich zustimmend zu nicken und antwortete hastig:

„Ja, ich glaube der eine heißt Toshiya. Das ist der, der soviel redet. Der Name von dem Stummen weiß ich nicht.“

„Dann expandiert die Gruppe der ‚Bösen’ also. Von einer Person auf drei. Das nenn ich Fortschritt.“

Damit war für Uruha die Unterhaltung abgeschlossen und mit sicherem Schritt lief er in Richtung Treppen, Sakito ihm auf den Fersen.

„Hattest du gestern wieder ein Essen?“

Uruha schnaubte leise auf Sakitos Frage hin und nickte. Oh ja, er hatte wieder ein Essen gehabt und es war ja so lächerlich gewesen, dass er es selber kaum hatte fassen können.

„War deine Traumfrau dabei?“

Uruha brauchte Sakito nicht anzusehen um zu wissen, dass dessen Gesicht von einem Lächeln geziert wurde, welches eindeutig die Funktion hatte, die Ironie der Aussage zu unterstreichen.

Sie beiden waren in dem Klassenzimmer angekommen und ließen sich auf ihre Plätze nieder.

Uruha schaute auf die Uhr.

6.43Uhr.

„Wir waren schneller als sonst.“ Stellte er fest. Sie hätten eigentlich erst in zwei Minuten hier sein sollen.

Er zog sich die Jacke aus und hing sie über seine Stuhllehne, bevor er dann die Biologiehausaufgaben Sakitos überprüfte und beiläufig den vorigen Abend erläuterte:

“Meine Eltern hatten mich in einen schwarzen Anzug eingekleidet und meine Haare glatt gekämmt. Ich sollte männlich erscheinen. Keine Schminke, etc. Um 8.03 kam meine ‚zukünftige Ehefrau’ dann an. Eigentlich waren sie für 8.00 Uhr angekündigt gewesen, aber okay.“

Uruha seufzte, zog einen Stift heraus und berichtigte einige kleine Sachen.

„Pass auf, du vergisst immer, dass bei der molekularen Genetik die Schreibweise leicht abgeändert ist. Um 8.13 haben wir uns dann zu Tisch gesetzt. Ich durfte ihr gegenüber sitzen. Sie war miserabel geschminkt, aber hatte einen außergewöhnlich hervorragenden Lipgloss. Darauf hab ich sie angesprochen und habe uns damit zu einem beiden einigermaßen ansprechenden Gesprächsthema verholfen. Meinen Lebensspendern schien dies allerdings nicht sonderlich zu behagen, was ich daraus schließe, dass sie mir alle Einkünfte, die ich von ihnen beziehe, gestrichen haben.“

„Na ja,…“

Sakito zuckte mit den Schultern.

„…dann hast du ja immer noch dein Gehalt aus dem Café.“

Uruha nickte nur und klappte Sakitos Block zu und gab ihn an den rechtmäßigen Besitzer zurück.

„Ich denke du machst sichtlich Fortschritte. Allerdings solltest du darauf achten, dass du die Menge an Flüchtigkeitsfehlern reduzierst und durch Ausführlich- und Genauigkeit keinerlei Lücken oder Fragen lässt. Und genau aus diesem Grund, habe ich mir die Beschäftigung im Café gesucht.“ Erklärte Uruha weiter.

„Erstens, weil mir bewusst ist, dass alle meine finanziellen Möglichkeiten von ihnen kontrolliert wurden, so dass sie mich damit von ihnen abhängig machten und zweitens, weil ich das Bedürfnis hatte, ausnahmsweise einige Nachmittage in der Woche nicht unter Beobachtung zu stehen.“

Ein kurzer Blick auf die Uhr (6.51) und es herrschte Stille.

Bis zum Beginn der ersten Stunde, dauerte es noch genau 1 Stunde und 9 Minuten und da sie alle Themen zu genüge durchgekaut hatten, zog Uruha seine Englischunterlagen aus der Tasche und ging nochmal alles durch.

„Mein Durchschnitt hat sich verbessert. Bisher dürfte ich um 0,4 besser sein, als letztes Jahr.“ Erzählte Sakito im Hintergrund.

Uruha war einer der Männer, der tatsächlich Multitaskingfähig war, sich also gleichzeitig auf zwei oder mehr Sachen konzentrieren konnte. Sakito selber war dazu nicht in der Lage und bewunderte seinen besten Freund dafür. Und nicht nur dafür. Uruha war das strahlende Vorbild, für ihn und für den Rest der Schule. Alle Jüngeren und auch Älteren hatten Respekt vor dem 16jährigen, welcher in jedem, ausnahmslos jeden Examen 15 Punkte erhielt(15 Punkte ist eine 1+, für alle die kein Punktesystem haben. Jedenfalls ist es auf meiner Schule soXD).

Sakito war selber kein schlechter Schüler, aber seine guten Noten konnte er nur halten, weil er Uruha zum besten Freund hatte. Den 2,1 Durchschnitt auf dem letzten Zeugnis, würde er dieses Jahr mit Sicherheit übertrumpfen, durch Uruhas Einsatz.

Uruha überprüfte alle seiner Hausaufgaben, setzte sich mit ihm hin und erklärte alles noch einmal, wenn er es nicht verstanden hatte. Vor Examen arbeitete Uruha jedesmal ein Lernblatt für Sakito aus, wo er alles nochmal zusammenfasste und einige Übungsaufgaben gab.

Diese Sonderbehandlung bekam aber auch nur Sakito zuteil. Wenn Aki, der Einzige der sonst noch zu ihrem Freundeskreis gehörte, wollte, dann würde Uruha ihm auch helfen.

Aber Aki wollte das alleine schaffen, während Sakito sich freute, dass Uruha sich die Zeit nahm und ihm half.

Es war ja auch seine Entscheidung gewesen. Von alleine hätte Uruha das niemals getan. Es war bekannt, dass er der beste Schüler der Schule war und doch keine Nachhilfe gab. Immer wieder bekam er Nachfragen und bei Extremfällen, baten ihn sogar Lehrer darum, aber immer sagte Uruha ab.

Als Uruhas bester Freund, verstand er wieso. Er wusste wie Uruhas Tagesablauf aussah. Uruha arbeitete von früh bis spät und dabei müsste er das nicht. Er wusste, dass Uruha nicht so viel lernen bräuchte, wie er es tatsächlich tat. Es wäre ausreichend, wenn er sich vor den Arbeiten alles nochmal ansah, vielleicht nicht mal das, aber Uruha verließ sich nicht auf seine Intelligenz, denn darauf wollte und konnte er sich nicht verlassen.

Von ihm wurde mehr erwartet. Mehr, als von jedem anderen Schüler und ein Versagen, wäre bei ihm nicht verzeihlich.

Die Angst zu versagen, dass ihm ein Ausrutscher passierte, saß tief in seinen Knochen und um dies auf jeden Fall zu vermeiden, lernte, lernte, lernte Uruha täglich. Und auch nächtlich.
 

Ein einziges Mal. Ein einziges Mal hatte Uruha einem anderen Schüler Nachhilfte gegeben. Einem Schüler, der zwei Klassen über ihnen war und einen Durchschnitt von 1,3 hatte. Es war tatsächlich so, dass Uruha selbst den Stoff aus den höheren Klassen ohne weiteres verstand, doch auf die Angebote zu überspringen, oder sofort seinen Abschluss zu machen, reagierte er immer nur mit einem sanften Lächeln und einem freundlichen:

„Nein, danke.“

Bis heute war es allen ein Rätsel, wieso Uruha gerade dieser Nachhilfe zugesagt hatte. Nichtmal Sakito und Aki, als Uruhas beste und einzige Freunde, wussten wieso.

Seitdem war der Blonde bei allen verschrien, zwar war er noch beliebt, aber hatte obgleich den Ruf wegbekommen, sich nur mit sehr guten Schülern abzugeben und dass er alle Nachhilfen ablehnte, weil ihm die Schüler zu dumm wären.

Doch die Nachhilfe war vorbei. Sein Ex-Schüler stand nun auf 1,1, reichte also immer noch nicht an Uruha heran, aber anscheinend schien er weitere Nachhilfe nicht mehr für notwendig zu halten.

Sakito seufzte und warf einen Seitenblick auf den Blonden, welcher in seine Notizen vertieft war.

Uruha führte ihm immer wieder vor Augen, dass sein Leben viel zu glatt lief und er sich mehr anstrengen müsste, damit er es auch meistern könnte, wenn tatsächlich mal Probleme aufträten.

Noch eine ganze Zeit waren sie die einzigen, dann traten die beiden niederen Kreaturen in den Klassenraum und Uruha blickte tatsächlich auf, als dies geschah. Es war schon eine Ehre, von Uruha bemerkt zu werden, doch weder der mit den blauen, noch der mit den schwarzen Haare, schien davon sonderlich begeistert zu sein. Es war sogar fraglich, ob sie das überhaupt bemerkten. Sie sagten kein Wort zu Sakito und Uruha, während sie sich auf ihre Plätze in der letzten Reihe begaben.

Nach und nach trudelte auch der Rest der Schüler ein und bald war das Klassenzimmer gefüllt von Schülern, von welchen sich ein großer Teil um Uruha scharte, obwohl dieser immer noch mit seinen Notizen beschäftigt war und an den Gesprächen nicht teilnahm.

Er hatte besseres zu tun. Wenn die Leute sich um ihn scharen wollten, so durften sie dies gerne tun, aber von ihm zu erwarten, dass er deswegen aufhörte zu lernen, war zu viel des Guten.

Er schaltete einfach ab, ignorierte die Tatsache, dass Ohren eigentlich nicht verschließbar sind und tat es trotzdem. Es war ein Tag wie jeder andere. Gleich würde der Lehrer eintreten, diese ganzen nervigen Schleimer auf ihre Plätze schicken und den Unterricht beginnen. Bis dahin würde er diesen Lärm durchhalten.

Mit solchen Gedanken vertröstete Uruha sich jedesmal, wenn er umzingelt wurde. Manchmal wünschte er sich schon fast, genau wie dieser Toshiya und sein stummer Freund zu den Bösen der Schule zu gehören, denn diesen Beiden saßen hinten alleine auf ihren Stühlen und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme untereinander.

Andererseits mochte er seine Stellung auch. Er war nunmal nicht der Typ Mensch, der gerne von allen gemieden wurde. Er mochte es, dass man ihn bewunderte und er mochte, dass sie ihm alles hinterher trugen, wenn er es so wollte.

Hier, in dieser Schule, hatte er das Sagen. Die Lehrer und die Mehrheit der Schüler standen hinter ihm und es war ein gutes Gefühl, etwas zu sagen zu haben, sich nicht immer unterbuttern zu lassen.

Trotzdem war Uruha erleichtert, als um 8.12 Uhr ihr Lehrer das Zimmer betrat und dem regen Treiben ein Ende bereitete.

Der Unterricht war ihm lieber. Unterricht war für Uruha sowas, was für andere Fernsehen war. Entspannung, ab und zu etwas idiotisch und peinlich und in den seltensten Momenten wirklich interessant. Und trotzdem tat man es immer wieder und stellte den Fernseher ein. Nur, dass er auch keine andere Wahl hatte. Schließlich gab es so etwas wie Schulpflicht und darüber hinaus, zwangen Uruha nach seinem 16. Geburtstag immer noch andere Verordnungen außer die Schulpflicht in die Schule.

Eigentlich konnte er sich auch nicht darüber beschweren. Er mochte die Schule eigentlich. Sie war für ihn bloß eine weitere Möglichkeit, er selbst zu sein. Hier konnte er auftreten, wie es ihm gefiel und ebendies tat er auch.

Solange er zur Schule ging, war sein Leben noch erträglich. Seine einzigen Sorgen galten der Zeit jenseits seines Schulabschlusses.

„Uruha, würdest du bitte kurz zu mir kommen?“

Uruhas Lehrer hatte gerade den Unterricht beendet und lächelte seinem Schüler nun freundlich entgegen und wartete, dass er sich näherte.

Ohne sich sonderlich zu beeilen, packte Uruha seine Tasche, bevor er schließlich vorne an das Lehrerpult trat.

„Ja?“

“Ich weiß, dass du normalerweise dem abgeneigt bist, aber ich habe wirklich einen Problemfall, eine Stufe über dir. Er bräuchte Nachhilfe in so gut wie jedem Fach, wenn er nicht sitzen bleiben soll, und daher wollte ich ihm empfehlen, dass er sich an dich wenden soll, da es sonst keinen Schüler gibt, der ihm überall helfen kann. Außer Shou, aber der hat keine Zeit mehr. Also, würdest du es dir bitte durch den Kopf gehen lassen, bevor er dich aufsucht?“

Uruha seufzte und nickte nachgibig.

„Natürlich.“

Damit trat er einen Schritt zurück und verließ das Klassenzimmer, Sakito im Schlepptau.

„Du willst ihm wirklich Nachhilfe geben?“

„Nein.“

„Aber du sagtest doch gerade, dass…“

„Ich sagte, dass ich es mir natürlich durch den Kopf gehen lasse. Allerdings werde ich wie immer sonst auch zu dem Schluss kommen, dass ich keine Zeit habe, irgendwem Nachhilfe zu geben.“

Damit war für Uruha die Angelegenheit erledigt, während er zum nächsten Kursraum ging, wo Aki schon auf sie wartete, welcher, wie vorher prophezeit, die erste Stunde geschwänzt hatte.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Ja, das wars. Wie hat es euch gefallen? xD

2.2

Irgendwo hab ich mal fallen lassen, dass ich eventuell zu Weihnachten neu hochlade und dann haben sich ein paar bei mir gemeldet: Am 24. gehts ja weiter.

>.>

So war das nicht gemeint, aber ich machs trotzdem ^^°

Also das neue Kapitel.
 


 

~~~2.2~~~If two lives crash~~~2.2~~~
 


 

Es war Montag, doch trotzdem wurde Kyo nicht wach, als sein Wecker klingelte. Er blieb liegen und ignorierte das nervige Gepiepse, bis der alte Radiowecker aufgab und wieder Ruhe gab. Den Trick hatte Kyo voll raus. Er musste sich ja auch niemand anderem widersetzen außer seinem Wecker. Andere Schüler hatten noch mit ihren Eltern zu kämpfen, er nicht.

Erst einige Stunden später entschloss er sich aufzustehen und sich demnächst mal in der Schule blicken zu lassen. Konnte ja nicht schaden. Vielleicht lernte er ja etwas, was ihm in seinem weiteren Leben helfen konnte.

Kyo schnaubte ironisch, während er sich gemütlich fertig machte. Oh ja, er war kein guter Schüler und hatte es auch nie darauf angelegt. Warum auch? Sein Vater war..wie sollte man es am besten ausdrücken…ein zu reicher Schnösel, der sich nicht dafür interessierte, was sein Sohn anstellte. Mit großzügigen Geldspenden, konnte man schon sicherstellen, dass er nicht von der Schule geschmissen wurde und bisher hatte das sogar sehr gut geklappt. Obwohl er bekanntlich schreckliche Noten bekam, musste er noch nicht mal eine Klasse wiederholen, also wofür sollte er sich anstrengen?

Ihm war das auch egal. Wenn sein Vater das so machen wollte, würde er ihn bestimmt nicht davon abhalten. Er hatte wahrlich besseres zu tun und die Vorstellung lernen zu müssen, reizte ihn wenig bis gar nicht.

Er frühstückte in Ruhe zu Ende, ließ alles stehen und machte sich gemütlich schlendernd auf den Weg zur Schule.

Er würde wahrscheinlich der letzte Schüler sein, der heute dort ankam. Er ging auch nur aus Langeweile hin. Wenn er nicht ginge, hätte er den ganzen Tag nichts zu tun. In der Schule tat er zwar auch nichts, aber er konnte sich mit Freunden unterhalten.

Diese waren schließlich alle so scharf drauf, zur Schule zu gehen. Na ja, wirklich scharf drauf war nur sein bester Freund, Kaoru. Bei dem Rest hatte Kyo auch den Eindruck, dass sie mehr mussten als wollten.

Kyo war einer der ‚Bösen’ der Schule, mehr oder weniger. Er war stolz darauf, irgendwie dazu zu gehören. Es war schwer, bei den Bösen akzeptiert zu werden, noch schwieriger, als bei der High Society aufgenommen zu werden, aber so ganz dazu gehörte er nicht wirklich. Wie gesagt, er war ein Halbböser. Die andere Hälfte war Normalo und diese Bezeichnung gefiel ihm gar nicht. Wenn man ihn also Fragen würde, dann würde er diesem Jemand bestenfalls den Stinkefinger zeigen oder besser noch, gar nichts sagen und einfach gehen, was sowas wie ein Synonym für die Gruppe der ‚Bösen’ darstellte.

Es war schwer für ihn, zu den Bösen zu gehören, weil diese Gruppe sich gesellschaftlich nicht aus seinem Stand zusammensetzte. Nein, bestimmt nicht.

Lasst mal sehen, wer war noch in der Gruppe. Daisuke, grimmiger Fiesling, welcher mit seiner Familie in einer viel zu kleinen Wohnung in einem brüchigen Hochhaus wohnte. Toshiya, hübsch, fröhlich, aber vor allen Dingen mysteriös. Er war neu an der Schule, hatte im Gegensatz zu Kyo allerdings kein einziges Problem gehabt von Daisuke, dem Stammbösen, aufgenommen zu werden. Dies lies darauf schließen, dass seine Familie kein Geld hatte.

Zu guter Letzt war da noch Yuuichi: Bester Freund von Toshiya, auch neu, ebenfalls hübsch, aber nicht im geringsten fröhlich. Sagte nie ein Wort, hielt sich von allen fern und war überhaupt noch viel mysteriöser als Toshiya.

Toshiya und Yuuichi kamen immer zusammen und gingen zusammen, überhaupt war es so, dass dort wo Toshiya war, auch Yuuichi vorzufinden war und so war es von Anfang an klar gewesen, dass mit Toshiyas Aufnahme in die Gruppe, auch Yuuichi dazu gehörte.

Und damit war die Gruppe schon komplett.

Bevor Yuuichi und Toshiya an die Schule gekommen waren, war Daisuke folglich alleine gewesen. Immer alleine in den Pausen, vor der Schule, danach, halt im generellen. Nur Kyo war ab und zu mal vorbeigekommen. Damit hatte er sich seinen Titel als Halbböser verdient. Er konnte nicht behaupten, dass Daisuke und er gut befreundet waren. Er wusste kaum was über den Anderen und legte es auch nicht darauf an, mehr zu erfahren.

Daisuke war nicht der Typ Mensch, mit dem man sich gerne abgab, doch Kyo brauchte ab und an einfach die Atmosphere, die in seiner Gegenwart immer entstand und er fühlte sich bei ihm wohler, als bei den Normalos, denn mit denen hatte er so gar nichts gemeinsam.

Klar, er hätte sich auch an die High Society ranschmeissen können, rein finanziell hatte er mit denen mehr am Hut, aber nein danke, dass musste nicht wirklich sein. So weit er wusste, herrschte bei denen eine klare Rangordnung und ganz oben stand das Schulgenie.

Er hatte diesen Typen nie gesehen. Angeblich war er ja ein Augenschmaus, aber darauf vertraute Kyo nicht.

Normalerweise war es ja immer der Fall, dass man die beliebten Leute für hübscher verschrie, als sie es eigentlich waren.

Es war außerdem nicht leicht, ihn zu Gesicht zu bekommen. Er war eine Stufe unter ihm und blieb die Pausen immer im Schulgebäude. Das war für Kyo nichts als Raucher.

Die Pausen ging er raus und förderte seine Sucht.

Im Grunde wollte Kyo ja auch nicht wirklich die Gruppe wechseln. Sein bester Freund Kaoru war ein Normalo und damit gab er sich zufrieden. Kaoru kam gelegentlich in den Pausen mit Kyo zu den Bösen und hielt dort wacker durch.

Besuche von den Normalos waren nicht gerne gesehen und nur Kyo wurde eigentlich geduldet, so dass Kaoru ziemlich ignoriert wurde, wenn er denn mal mitkam.

Die Bösen hatten eine Ecke für sich auf dem Schulgelände. Die Treppe zum Schuldach, welches für alle verboten war. Niemand durfte hoch und niemand wollte hoch, denn dafür müssten man ja auch an Daisuke und Co vorbei, welche sich jede Pause dort auf der Treppe lümmelten und rauchten.

Genau an dieser Treppe ging Kyo nun auf dem Weg zum Schulgebäude vorbei. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass die vierte Stunde schon begonnen hatte und ohne sich besonders zu beeilen, machte er sich auf den Weg zu seiner Klasse. Er war kein großer Fan von Hektik und Aufregung, außer es war Aufregung, die ihm gefiel.

Gähnend öffnete er die Tür zu seiner Klasse, hob kurz die Hand zum Gruß an seinen Lehrer und schlenderte zu seinem Platz in der letzten Reihe zwischen Daisuke und Kaoru.

„Morgen.“

Kyo ließ sich auf seinen Platz sinken und legte seine Tasche auf den Tisch.

„Morgen, es wurde angeblich ein Nachhilfelehrer für dich gefunden.“

Kaoru grinste, während er Kyo die Neuigkeiten berichtete und wartete gespannt auf die Antwort.

„Was? Jetzt ehrlich? Es gibt doch keinen, der mir in jedem Fach helfen kann!“

„Anscheinend schon.“

Kaoru grinste noch breiter und nickte nach vorne zum Lehrer.

„Er will nach der Stunde mit dir darüber reden. Was hast du vor?“

Kyo lehnte sich nachdenklich zurück. Er wollte keine Nachhilfe. Er brauchte keine Hilfe in der Schule. Oder vielleicht brauchte er sie schon, wollte sie aber nicht. Seine Noten hatten schließlich einen guten Grund.

„Hast du eine Ahnung, wer es sein könnte?“

„Du bist gut. Eine Ahnung? Ich weiß es ziemlich sicher. Es gibt bloß zwei Schüler auf dieser Schule, die dir in jedem Fach helfen könnten. Uruha oder Shou. Einer von beiden hat sich bereit erklärt, dir zu helfen. Aber da Uruha niemals Schüler annimmt, bis auf ein einziges Mal bisher, tipp ich mit ziemlich großer Sicherheit auf Shou.“

Der Pinkhaarige lachte und strich sich durch seine geliebten Haare. Für diese Frisur hatte er viel Ärger bekommen, aber er hatte es durchgehalten und durfte sie letztendlich behalten und darauf war er stolz.

„Ich sprech mit dem Lehrer, bedank mich und regel den Rest dann mit Shou. Der soll doch so ein Streber sein, mit dem werde ich schon fertig.“

Kyo war zufrieden mit dem Plan. Shou war nicht bekannt für Courage. Jedenfalls dachte Kyo sich das. Er konnte nicht wirklich behaupten, dass er diesen Shou gut kannte. Ehrlich gesagt wüsste er jetzt nicht mal so aus dem Gedächtnis, wie Shou aussah. Aber er wusste, dass er der Schulstreber sein musste und das reichte schon als Erklärung.

Er holte seinen mp4 raus und steckte sich die Hörer in die Ohren. Mathe interessierte ihn sowieso nicht. Einigermaßen rechnen konnte er schließlich. Mehr brauchte er nicht.

Mit ein wenig guter Musik ging selbst eine Mathestunde schnell vorbei, obwohl bei denen sich die Zeit eigentlich zäh wie altes Kaugummi hinzog.

Nachdem es dann jedenfalls geklingelt hatte, schnappte Kyo sich seine Tasche, die ja noch gänzlich unausgepackt war, Schulsachen nahm er eh nie mit in die Schule, und ging zu dem Lehrertisch, wo schon der entnervte Mathelehrer auf ihn wartete und Kyos Ohrstöpsel mit einem missbilligenden Blick musterte.

„Ich hab einen Nachhilfelehrer für dich gefunden.“

Kyo nickte, so weit hatte man ihn schon informiert.

„Ich bitte dich, sei freundlich zu ihm und er wird dir in jedem Fach so weit helfen können, dass du es ohne Weiteres ins nächste Schuljahr schaffst.“

Das war ja sooo naiv. Dieser Lehrer glaubte allen ernstes, dass Kyo sitzen bleiben könnte. Er war sich nicht sicher, ob er ihn darüber aufklären sollte, dass er niemals sitzen bliebe, solange sein Vater mit dem Geld noch flüssig war, aber er entschied sich dagegen.

Was hatte er davon, wenn er diesem armen Kerl sein Weltbild zerstörte?

„Er heißt Uruha und ist eine Stufe unter dir, okay? Geh in der Pause in den 3. Stock, da müsstest du ihn treffen können, um mit ihm alles auszumachen. Sei bitte nett, er war noch nicht fest entschlossen dir zu helfen.“

Uruha?

Kyo blinzelte. Mooooment, hieß es nicht, dass Uruha keine Schüler annahm? Was war mit Shou passiert? Verwirrt verließ er den Raum.

Was sollte das denn bitte? Wieso drehten die ihm denn jetzt Uruha an? Der gab doch gar keine Nachhilfe. So wichtig war diesem Lehrer also seine Schulausbildung. Er gab ihm einen Nachhilfelehrer, der keine Nachhilfe gab.

Kyo fuhr sich kurz durchs Haar, knabberte auf seiner Lippe rum und grinste dann zufrieden, während er sich auf den Weg in den 3. Stock machte.

Er hatte gerade festgestellt, dass das ja noch viel besser war. So musste er nicht mal Shou verschrecken, um seinem Nachhilfeunterricht zu entkommen. Er ging zu Uruha, war unfreundlich zu diesem und schon musste er die Nachhilfe nicht machen.

Der Lehrer hatte sich so bemüht einen zu finden und ihn so gebeten freundlich zu sein, aber was solls, er brauchte keine Nachhilfe.

Im dritten Stock sah er sich um.

Eigentlich alle Schüler gingen in den Pausen auf den Hof, daher wusste er auch nicht wirklich, welcher dieser drei Typen er ansprechen sollte, denn er hatte keinen von den dreien jemals gesehen und wusste demnach auch nicht, wer wer war.

Sie waren am Ende des Ganges, einer saß auf der Heizung, die anderen Beiden standen daneben. Alle drei unterhielten sich, während der Sitzende noch in einem Heft blätterte.

Kyo musterte sie interessiert.

Ganz eindeutig. Das war also die High Society. Man hätte sie alle mit Mädchen verwechseln können. Einer mit pechschwarzen Haaren und einer großen Menge an Piercings, bemerkte Kyo als erstes und bedeutete dem Anderen stehenden, dass sie Besuch bekommen hatten.

Dieser, erst mit dem Rücken zu Kyo, drehte sich um und zeigte Kyo deutlich, wieso man ihn aufgenommen hatte. Femenine Gesichtzüge, schmaler Körperbau, gekrönt durch einen treudoofen Gesichtsausdruck gemischt mit Überraschung, als er Kyo sah.

Der Dritte schien sich nicht für Kyo zu interessieren und las weiter.

„Uruha?“

Kyo war näher zu den Dreien getreten und musterte nun den Metallischen. Den mit dem treudoofen Gesicht konnte er sich nicht als Uruha vorstellen.

Der Metallische grinste frech und machte einen Fingerdeut zur Seite um klarzustellen, dass nicht er der Erfragte war, sondern der Sitzende. Dieser schaute immer noch nicht auf.

„Ah…jetzt weiß ich was du falsch gemacht hast.“

Uruha hob den Kopf und fing an irgendwelche komplizierten mathematischen Dinge zu erklären, von denen Kyo keinerlei Ahnung hatte und das, obwohl es sich um Stoff aus der vorigen Klasse handeln musste.

Uruha hatte anscheinend Aufgaben von dem Treudoofen kontrolliert oder so, jedenfalls nickte dieser und bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln.

Kyo stand daneben und starrte Uruha mit einem wahrscheinlich noch dümmeren Ausdruck an.

Wie hatte er jemals denken können, dass jemand der Beliebtheit wegen bei dem Aussehen übertrieb?

Ihm gegenüber saß das hübscheste Wesen, dass er jemals in seinem Leben gesehen hatte.

Uruha hatte große, aufmerksame Augen, einen perfekten Schmollmund, feine Gesichtszüge und seidiges Haar. Sein Stimme war sanft und seine Bewegungen war elegant. Es reichte Kyo schon zu sehen, wie Uruha das Heft zurück gab, um das festzustellen.

„Ahm…geht’s dir nicht gut?“ Der Metallische fuchtelte mit einer Hand vor Kyos Augen herum und grinste dabei übers ganze Gesicht.

„Aki, lass das. Der Arme scheint gerade hingerissen.“ Der Treudoofe fing leise an zu kichern und Aki setzte mit ein, hörte nebenbei auch mit dem Gefuchtel auf.

Kyo blinzelte, fasste sich wieder und sah Uruha an, welcher ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte.

„Ja?“

„Bist du Uruha?“

Ein Nicken.

„Ich bin Kyo. Du sollst mir Nachhilfe geben.“

„Ahja, genau. Ich bedaure, doch ich habe keine Zeit.“

Bitte was? Kyo blinzelte. Er hatte sich doch verhört, oder? Hieß es nicht, Uruha wäre noch unentschlossen? Das gerade hatte sich verdammt entschlossen angehört.

„Was? Du sagst einfach so nein? Heißt das, ich verzichte hier gerade auf meine lang ersehnte Kippe und steige in den verdammten dritten Stock, damit du mir einfach so absagst? Vergiss es! Ich kriege jetzt Nachhilfe von dir, also sag an welchem Tag es dir Recht ist.“

Pah, hübsch hin oder her. So blöd abservieren ließ er, Kyo der Große, sich von niemandem.

N-I-E-M-A-N-D-E-M.

Nun war es an Uruha verblüfft zu Blinzeln.

„Bitte? Was nimmst du dir heraus, du Zwerg?“

Uruha stand auf, so dass Kyo seinen Kopf ein ziemliches Stück nach oben heben musste, um ihm weiterhin ins Gesicht sehen zu können.

„Ich kann immer noch selber entscheiden, wem ich Nachhilfe gebe und wem nicht, Bastard!“

„Nenn mich nicht Bastard, Transe!“

„Im biologischen Sinne ist Bastard nicht einmal ein Schimpfwort.“

Uruha blickte auf den ‚Zwerg’ nieder und schüttelte bloß einmal den Kopf, bis er sich dann wieder auf die Heizung setzte und die Beine übereinander schlug.

Kyo verstand dieses Zeichen. Es sagte eindeutig: ‚Geh, bevor ich meine Bodyguards rufe.’, wobei er sich wunderte, ob in diesem Fall die Bodyguards die beiden dünnen Persönchen neben Uruha waren.

Trotzdem drehte er um und stampfte davon. Nun gut, er wollte ihm keine Nachhilfe geben? Ha! Soweit kams noch, dass ihm jemand davon abhielt Nachhilfe zu bekommen, wenn er sie wollte.

Sonst hatte sie immer versucht ihm welche anzudrehen, doch dass man sie ihm nicht geben wollte, war das erste Mal und Uruha würde schon sehen, wie Kyo an seine Nachhilfe kam. Jawohl!

Kaum hatte er das Schulgebäude verlassen, steckte er sich eine Kippe zwischen die Lippen, immer noch leise vor sich hinfluchend. Während er sein Feuerzeug bediente, trat Kaoru zu ihm und musterte ihn mit einem fragenden Blick.

„Und? Hast du Shou die Nachhilfe ausreden können?“

Kyo schnaubte.

„Shou….von wegen Shou! Uruha sollte mir Nachhilfe geben und der will nicht mal! Ich fasse es nicht. Dieser verdammte Pauker hat mich dahin geschickt, damit ich mich vor dem vollkommensten Mensch zum Affen mache.“

Kaoru fielen bei den Worten fast die Augen aus ihren Höhlen.

„…dem vollkommensten Menschen?“ Wiederholte er sprachlos. Er konnte es nicht fassen. Natürlich, Uruha war hübsch, sehr hübsch und verdammt klug noch dazu, aber trotzdem! Er hatte Kyo bis zum heutigen Tage nur von einem einzigen Menschen so reden hören und das war bestimmt nicht Uruha.

Kyo ignorierte Kaorus verblüffte Frage und regte sich weiterhin auf.

„Argh… Ich hab mich ja so verarscht gefühlt. Aber die können was erleben! So lass ich nicht mit mir umspringen. Ich werde diese Nachhilfe von Uruha bekommen, koste es was es wolle. Ich lass mich nicht so schnell abservieren!“

„Kyo….einen Moment mal, ja? DU warst doch gegen die Nachhilfe! DU wolltest eigentlich persönlich dafür sorgen, dass du sie nicht bekommst. Freu dich doch, dass du sie gar nicht nehmen brauchst.“

„Nein!“

Kaoru fuhr sich durch die pinken Haare und musterte seinen besten Freund hilflos.

„Was ist los? Hast du dich etwa in ihn verknallt? Das kannst du gleich vergessen, Uruha ist…“

„Sag mal spinnst du?“ Unterbrach ihn Kyo zischend.

„Ich liebe Ruiza! RUIZA! Das sollte dir inzwischen klar sein. Also verzapf nicht so einen Mist.“

Kyo zog entnervt an seiner Kippe und lehnte sich gegen die Wand.

„Na ja, im Moment hört sich das allerdings nicht so an. Du kommst von deinem ersten Treffen mit Uruha und redest schon von ihm als den vollkommensten Menschen…“

„Das hab ich nie gesagt!“

„Doch, hast du, mein Lieber. Ich befürchte da hat sich gerade jemand von Uruha blenden lassen.“

„Du bist doch verrückt. Ich liebe Ruiza inzwischen seit Jahren. Seitdem ich ihn das erste Mal gesehen habe, ist mir klar, dass er perfekt ist. Dass es sonst keinen Menschen gibt, der so schön sein kann. Ich werde mich niemals in wen anderen verlieben.“

„Du wirst noch dein blaues Wunder erleben Kyo, wenn du dich so auf ihn versteifst, denn ich denke, dass du auf dem besten Wege bist, dich in Uruha zu verknallen. Im übrigen wäre das gar nicht mal so schlecht, weil Ruiza ja offensichtlich kein Interesse an dir hat und Uruha ist doch hübsch, wieso nicht?“

„Wieso nicht? Hast du schon vergessen, wer Uruha genau ist?“

Kyo schüttelte den Kopf. In diese arrogante Person würde er sich bestimmt nicht verlieben. Nein, er würde Ruiza treu bleiben und bald würde auch dieser erkennen, dass er der Richtige für ihn war.

„Nein, aber wenn du nicht in ihn verliebt bist, dann erklär mir doch mal, warum du unbedingt die Nachhilfe mit ihm machen willst?“

„Ganz einfach, du Blitzchecker. Er hat mich abserviert, als wäre ich ein Niemand. Er hat mir nicht mal die Chance gegeben Nachhilfe zu kriegen, er wollte mich gar nicht als Schüler. Das lasse ich nunmal nicht auf mir sitzen. Und damit basta. Nicht mehr und nicht weniger. Verstanden?“

Kaoru nickte, war aber nicht wirklich überzeugt. In seinen Augen war Kyos Äußerung über Uruha als der vollkommenste Mensch zu automatisch gewesen. Sie war nicht beabsichtigt gewesen und das machte sie umso glaubwürdiger.

„Und was hast du nun vor? Wie willst du ihn dazu zwingen, dir Nachhife zu geben?“

Ein grimmiges Lächeln schlich sich über Kyos Gesichtszüge und er ließ die Kippe runterfallen. Während er sie austrat, machte er sich schon auf dem Weg zu der Treppe vom Schuldach.

Es wurde wohl Zeit Daisuke einen Besuch abzustatten.

Kaoru hinter ihm zog scharf die Luft ein, folgte ihm aber obgleich böser Vorahnung zum Stammplatz der Bösen.

Daisuke musterte Kyo schon von weitem, als wüsste er, dass der Klassenkamerad zu ihm wollte und machte Toshiya, welcher neben ihm saß, darauf aufmerksam.

Kyo wurde mit einem misstrauischen „Hey“ begrüsst und ein Blick zu Kaoru zeigte schnell, dass Daisuke über dessen Anwesenheit noch weniger erfreut war.

Kyo ließ sich neben Toshiya auf die Stufen fallen.

Er wollte nicht wirklich neben Daisuke sitzen, denn dessen Laune hatte sich gerade extrem verschlechtert, kaum hatte Toshiya sie nur begrüsst. Einige Stufen weiter oben saß Yuuichi, hatte eine leise Begrüssung gemurmelt und verfolgte nun das Geschehen weiterhin in Schweigen.

Toshiya, das Sonnenscheinchen der Gruppe, welcher einfach deswegen schon unweigerlich auffiel, smilete Kyo fröhlich an und patschte ihm ohne weiteres eine Hand auf die Schulter.

„Na, was ist los? Du guckst so bedrückt. Noch einen Schritt weiter und du bist tot!“

Toshiyas Gesichtsausdruck hatte sich bei seinem letzten Satz radikal verändert. Das Strahlen hatte sein Gesicht verlassen und an seine Stelle war ein death glare der Eliteklasse getreten, mit welchem er nun Kaoru musterte, der eine Stufe weiter hoch gegangen war, um sich dort niederzulassen.

Erschrocken über diesen Ausbruch musterte Kaoru Toshiya mit großen Augen und Daisukes Gesicht zierte ein fieses, irgendwie zufriedenes, Lächeln.

Kyo schnappte schnell nach Kaos Hand und zog ihn wieder zu sich nach unten.

Deswegen war es nicht gut Kaoru mitzunehmen. Kaoru war zwar geduldet so lange er bloß Kyo begleitete, aber auch nicht mehr und daher war er auch nicht über die Regeln aufgeklärt.

Kyo hatte auch feststellen müssen, dass mit Toshiya nicht gut Kirschen essen war, wenn es jemand wagte, sich Yuuichi zu nähern.

Der Abstand den sogar Daisuke erfürchtig zu Yuuichi hielt, war oberstes Gebot für alle, wenn nicht sogar mehr. Bloß Toshiya durfte näher dran, tat dies aber meistens nie, wenn Dai dabei war, weil er diesen nicht alleine lassen wollte.

Kyo wusste nicht wieso dies so war, wollte es aber auch nicht wissen.

Jedenfalls schien Kaoru diese Regel noch nicht gekannt zu haben, oder er hatte sie vergessen.

Der Kleinste (Kyo xD) räusperte sich um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen.

„Ich bräuchte mal eure Hilfe.“

Während er mit ruhiger Stimme erklärte, stahl sich auf sein Gesicht jenes grimmiges Grinsen. Daisuke würde ihm helfen, denn das war ganz nach dessen Geschmack. Wenn es darum ging, irgendwie Ärger zu machen, dann war er schnell dafür zu begeistern.

Kyo wusste zwar noch nicht, wie sie das anstellen sollten, doch das war ja auch nicht sein Fachgebiet, sondern das des Mitschülers, der ihm nun mit einem aufmerksamen Blick zuhörte.

„Also, wenn ich das richtig verstehe, brauchst du einen Weg, Uruha zu erpressen?“

Kyo nickte Daisuke bestätigend zu.

„Hm…gar nicht so leicht, denn auf einen Ausrutscher von Uruha brauchst du gar nicht erst warten, dann sind wir bis zum Abschluss noch nicht einen Schritt weiter. Aber ich glaube ich hab eine Idee.“

Daisuke lächelte selbstzufrieden und blickte zu dem Blauhaarigen neben sich.

„Doch dafür brauchen wir Totchi.“

Toshiya und Kyo blinzelten syncron verwirrt, sahen sich dann fragend an und zuckten die Schultern.

„Von mir aus, was soll ich machen?“

Toshiya beugte sich gespannt nach vorne und auch Kyo und Kaoru, taten es ihm gleich, denn auch sie wollten erfahren, was Daisuke sich überlegt hatte.
 


 

Es klingelte und die gesamte Schülerschaft atmete erleichtert aus, fing gleichzeitig an hastig Bücher in die jeweiligen Taschen zu stopfen, um so schnell wie möglich das Schulgebäude zu verlassen. Ausnahmsweise gehörte auch Kyo dazu.

Er, Kaoru und Daisuke waren mit Toshiya vor der Schule verabredet und machten sich schnell auf den Weg vor das Gebäude.

Vor der Schule lümmelte der Jüngere mit den blauen Haaren schon auf einer Bank und neben Kyo steckte sich Kaoru nervös eine Kippe an.

„Oh, kann ich eine haben?“ Toshiya übte an Kaoru seinen Augenaufschlag und deutete auf Kaorus Zigarettenschachtel. Kaoru starrten den Jüngeren einen Moment lang an und hielt ihm dann wortlos die Schachtel hin.

Daisuke drängten sich an ihm vorbei und ließ sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck neben Toshiya nieder, welcher gerade zufrieden mit seinem Feuerzeug spielte.

„Bist du bereit?“

Toshiya nickte Daisuke zuversichtlich zu und lehnte sich zurück.

„Klar, sobald er das Gebäude verlässt, geht es los.“

Kyo sah sich um.

„Wo ist Yuuichi?“

Toshiya winkte ab.

„Schon weg.“ Ohne irgendwas weiter zu erklären, richtete Toshiya seinen Blick auf die Schultür und wartete, dass Uruha kam.

Daisukes, Kaorus und Kyos Blicke folgten.

Langsam kamen immer weniger Schüler heraus. Die meisten waren schon gegangen und die Kippen zwischen ihren Fingern wurden immer kleiner.

Dann endlich trat der Metallische aus der Schultür.

„Da kommt Aki!“ sagte Daisuke und setzte sich auf.

„Wenn Aki kommt, dann wird Uruha nicht mehr lange auf sich warten lassen.“

Toshiya ließ seine Kippe zu Boden fallen, stand auf und strich sich einmal durch die Haare. Im selben Moment kamen Uruha und der Treudoofe aus dem Gebäude.

Toshiya legte leicht den Kopf schief und schmunzelte dann:

„Hey, der ist ja in meiner Klasse!“

Verblüfft starrte Kyo ihn an.

„Und das hast du erst jetzt bemerkt?“

Wie konnte man Uruha kennen und nicht bemerken, dass er Uruha war? Schließlich war Uruha einfach…

Kyo brachte seine Gedanken nicht zu Ende, da Toshiya sich in Gang gesetzt hatte und nun auf Uruha zu ging, wobei er plötzlich anders wirkte als sonst.

Ihm war noch nie aufgefallen, dass Toshiya so lange Beine besaß und so einen Hintern! Neben ihm sah Daisuke sehr selbstzufrieden aus.

„Uruha! Kann ich mal mit dir sprechen?“

Toshiya lächelte süß und zwinkerte dem Blonden ein paar Mal zu, während er noch auf ihn zuging.

Verblüfft sah dieser ihn an, wusste nicht, was er davon halten sollte, dass ihn jemand wie Toshiya ansprach, denn schließlich gehörte Toshiya zu den Bösen und diese Gruppe und die High Society konnte man normalerweise nicht unbedingt als die besten Freunde bezeichnen.

Schließlich nickte er, musste aber feststellen, dass Toshiya anscheinend eh kein ‚Nein’ hätte gelten lassen, denn er war schon längst nah vor ihm stehen geblieben und hatte anzüglich eine Hand auf Uruhas Schulter platziert.

Mit der anderen Hand strich ihm der Blauhaarige nun durch die gebleichten Haare und streifte dabei seine Wange.

„Hmm~, du bist wirklich hübsch…sehr hübsch.“

Erstarrt zu Salzsäure vernahm Uruha Toshiyas Stimme nahe bei seinem Ohr und spürte kühlen Finger auf seiner Wange.

„Was…?“

Ein langer Finger seines Gegenübers legte sich auf Uruhas Lippen und das schöne Augenpaar schaute direkt in Uruhas aufgerissene Augen.

„Sei ruhig!“

Gebannt beobachteten die anderen Dreien das Geschehen mit sicherem Abstand von der Bank aus. Kyo zog scharf an seiner Kippe und bließ den Rauch durch die Nasenlöcher in die Luft.

Irgendwie gefiel ihm dieser Anblick nicht, aber es war nunmal notwendig.

„Wieso stößt er ihn denn gar nicht weg?“ fragte Kaoru neben ihm und starrte auf Toshiya und Uruha.

„Will er etwa was von ihm?“

Daisuke schaubte empört und winkte ab.

„Ach Quatsch. Natürlich will Uruha nichts von Toshiya, das wäre ja noch schöner. Nur, würdest du Toshiya wegstoßen? Sei mal ehrlich, niemand würde ihn wegstoßen, wenn er sowas mit einem macht. In dem Moment ist man einfach zu fasziniert von ihm, als dass man das machen würde. Dafür ist er einfach zu schön. Warte einen Moment, wenn Uruha es geschafft hat, seine Beherrschung wieder zu bekommen und sich von dem Anblick loszureißen, dann wird er ihn wegstoßen.“

Kaum hatte Daisuke Kaoru dies erklärt, stieß in der Nähe jemand einen gellenden Schrei aus.

„ICH FASS ES NICHT!“

Einige Meter von ihnen entfernt stand niemand geringeres als Miyavi und zeigte mit ausgestreckten Arm auf Toshiya und Uruha.

„Ich fass es nicht!“ Wiederholte er und ging auf die Beiden zu, wobei er Uruha böse musterte.

„Den lässt du ran, aber mich nicht? Das ist ja…“

„Halt die Klappe Miyavi, Uruha weiß halt was gut ist!“ Zwitscherte Toshiya mit einem breiten Grinsen im Gesicht und warf Miyavi einen Blick zu, der diesen schnell verstummen ließ.

Misstrauisch betrachtete Miyavi Toshiya und Uruha, zögerte einen Moment, schien sich dann umzuentscheiden und zog mit einem stark enttäuschten Gesichtsausdruck von dannen.

Durch die Unterbrechung allerdings schien Uruha sich wieder gesammelt zu haben und stieß nun Toshiya kräftig von sich.

„Fass mich nicht an, du Widerling.“

Toshiya grinste und hob abwehrend eine Hand.

„Schon gut, ich hab was ich wollte.“

Damit drehte er sich um und schritt mit langen Beinen zurück zur Bank.

„Hier Kyo.“

Er drückte Kyo ein schwarzes Portemonnaie in die Hand. Dann ließ er sich auf die Bank fallen, schnappte sich die Kippe aus Daisukes Mund und zog mit einem zufriedenen Lächeln an dieser.

Uruha, der Toshiya mit den Augen verfolgt hatte, starrte nun geschockt auf sein Eigentum in Kyos Händen und fing kurz darauf an seine Tasche zu durchsuchen.

Weg! Sein Geld war nicht mehr da. Das, was sich dort in Kyos Händen befand, gehörte tatsächlich ihm!

Er war so erstarrt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass die eine Hand Toshiyas nicht die ganze Zeit auf seiner Schulter verharrt hatte, sondern vorsichtig in seine Tasche geglitten war und dort schnell sein Portemonnaie ausfindig gemacht hatte.

Kyo dafür war überhaupt nicht schockiert. Ganz im Gegenteil. Er musste sich schwer beherrschen nicht ein unnatürliches Strahlen über seine Züge kommen zu lassen und betrachtete Uruhas Gut in seinen Händen wie ein Heiligtum, so davon abgelenkt, dass er nicht mal mitbekam, wie sich Daisuke von ihm und den Anderen verabschiedete, so dass nur noch Toshiya und Kaoru bei ihm waren.

Das, was er nun in diesem Moment in seinen Händen hielt, war sein Weg zur Nachhilfe mit Uruha. Sein Weg zu dem, was ihm gebührte!

Kyo schreckte auf, als sich Uruha genau vor ihm räusperte und schloss schnell beide Hände um die kostbare „Geisel“.

„Ich denke, du hast da etwas, was mir gehört.“

Uruha schenkte Kyo einen herablassenden Blick und streckte eine Hand aus, um sein Portemonnaie wiederzuerhalten.

Kyo lachte auf. Was war das niedlich! Uruha stellte sich vor ihn und verlangte es einfach so wieder zurück. Was dachte er, warum sie das Ganze durchgezogen hatten? Um es dann einfach so wieder rauszurücken? Ganz bestimmt nicht!

Uruha zog eine Augenbraue hoch. Okay, er wollte es ihm anscheinend nicht wiedergeben.

„Du kannst es nicht ewig behalten.“

Wenn Kyo es ihm nicht zurückgeben wollte, dann würde er schon andere Wege finden um es wiederzubekommen.

„Ziehst du jetzt etwa schon eine Anzeige in Betracht? Mein Gott, kommst du armseliger Streber nicht mal mit ein paar heruntergekommenen Idioten zurecht?“

Kyo war aufgestanden, umklammerte immer noch Uruhas Eigentum, so dass dieser es sich nicht einfach so wiederholen konnte, denn für stärker als Uruha hielt er sich mit Sicherheit. Der Andere war ja schließlich nicht gerade ein Muskelpaket, wie es im Buche steht.

„Keine Angst, du bekommst es wieder. Ich habe nicht vor es dir bis in alle Ewigkeiten vorzuenthalten. Du musst mir dafür allerdings Nachhilfe geben. Welcher Tag ist dir Recht? Sag auch besser gleich um wieviel Uhr, damit ich mich darauf einstellen kann.“

Ein unschuldiges Lächeln umspielte Kyos Lippen und der Kleinere musterte vergnügt, wie es in seinem Gegenüber zu brodeln anfing.

Uruha stämmte die Arme in seine Seiten. Hatte er sich geirrt? Er hatte eigentlich immer die Meinung gehabt, dass solche Leute wie Kyo absichtlich schlecht in der Schule waren. Warum wollte Kyo also Nachhilfe?

Er würde ihn ja fragen, wenn er nicht der festen Überzeugung wäre, dass er keine vernünftige Antwort bekäme.

„Ich bekomme es zurück, wenn ich die Bedingung erfülle und dir Nachhilfe gebe?“

Uruha musterte Kyo genau, dieser nickte.

„Am Ende der ersten Stunde, kannst du es wieder Dein nennen.“

Uruha zögerte einen Moment, erschien es ihm doch schon wieder zu einfach, zuckte dann jedoch die Schultern.

„Morgen Nachmittag um 5.00 Uhr bei mir. Sei pünktlich! Ich gebe dir genau eine Stunde Unterricht. Von 5.00 bis 6.00, wenn du zu spät kommst oder zwischen durch mal aufs Klo musst, ist mir das egal!“

Uruha drehte sich um und ging, seine Gefolge hinter ihm.

Kyo sah ihm hinterher und schmunzelte.

Höchstzufrieden mit dem Ergebnis drehte er sich zu Kaoru und Toshiya um.

„Danke für die Hilfe.“

Toshiya lächelte leicht und zuckte die Schultern.

„Klar, war ganz lustig. Sag Bescheid, wenn ich sowas wieder machen soll.“

Damit verließ Kyo Toshiya und Kaoru und machte sich auf den Weg nach Hause. Er hatte noch etwas wichtiges zu erledigen, wenn alles so laufen sollte, wie er es geplant hatte.
 

Zur gleichen Zeit war Uruha auf den Weg zur Arbeit, wo er seinem Kollegen erstmal brühwarm erzählte, was passiert war. Schließlich musste er auch irgendwie sein zu spät kommen erklären, denn dass er zu spät kam, war seitdem sie sich kannten, nicht vorgekommen.

„Das heißt, du gibst ihm jetzt Nachhilfe?“

Uruha stellte das Glas auf der Theke ab und nahm das Geld entgegen.

„Morgen schon. Aber danach hab ich mein Portemonnaie wieder und dann…“

Er grinste.

„…dann hat er nichts mehr, um mich zu erpressen.“
 

Während er das sagte, hatte Kyo schon längst bei sich zu Hause Uruhas Brieftasche ausgeleert und hielt nun triumphierend den, in jener gefundenen, Gegenstand in die Höhe.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch.

2.3

Jaa, das neue Kapitel.

Ich weiß, ich bin lahm und ich bemühe mich auch. Aber ich brauche einfach meine Zeit um zu schreiben und wenn ich hetze funktioniert gar nichts. Tut mir Leid T.T

Ich werde natürlich weiter versuchen schneller zu schreiben, aber ich kann einfach nichts versprechen. ^^° Außer, dass das nächste Kapitel auf jedenfall kommt!

*nodda*

Also, ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch *smile*
 


 

~~~2.3~~~If two lives crash~~~2.3~~~
 


 

„Scheiß Wetter!“

Uruha schmiss seine Schultasche mit Wucht in die nächste Ecke und zog seine Vorhänge zu, so dass er sich nicht länger den wunderschönen, blauen Himmel anschauen musste, von welchem die Sonne mit einem unglaublich hellen Strahlen die ganze Stadt erhellte.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass bald sein „Schützling“ zur Nachhilfe antreten würde und mit einem unzufriedenen Seufzer, beruhigte er sich abermals, dass er nach diesem Nachmittag die Nachhilfe wieder lassen konnte.

Noch besaß Kyo sein Portemonnaie und hielt es ihm vor, was besonders deswegen fatal war, weil Uruha seinen Ausweis darin mit sich trug, doch Kyo hatte versprochen es ihm zurückzugeben, nachdem sie die erste Stunde absolviert hatten.

Und wenn er es nicht getan hätte, wäre Uruha eh gezwungen gewesen, sich sein Eigentum auf einem anderen Wege wiederzubeschaffen, denn ohne seinen Ausweis konnte er nicht lange auskommen.

Doch da er mit einer Stunde Nachhilfe davon kam, brauchte er sich wohl weiterhin keine Sorgen zu machen.

Uruha stellte sich vor seinen Spiegel und zupfte seine Haare zurecht.

Er hatte alle seine Sensoren alarmbereit und wartete nur darauf, dass es klingelte. Es war nun genau 4.59 Uhr.

Er behielt ein Auge auf der Uhr.

„Noch 15 Sekunden…“

Sein Blick verdüsterte sich sofort, als der Sekundenzeiger von der Zwölf sprang und somit Kyo eindeutig zu spät kam.

Er wartete noch ein paar Sekunden, doch dann übermannte ihn seine Ungeduld und er sprang auf, um schon einmal zur Tür zu gehen.

Er war schon am oberen Ende der Haupttreppe, welche runter zur Halle führte, als er die Klingel hörte.

Schnelle Schritte von einem Hausmädchen auf dem Marmorboden hallten durch den Raum und Uruha entschied sich, lieber stehen zu bleiben und abzuwarten.

„Ahm….Ich bin mit Uruha verabredet.“, hörte er kurz darauf Kyo erklären.

Seine Stimme klang ziemlich verwirrt und zeigte, dass er anscheinend nicht mit solch einer offensichtlichen Darbietung des Vermögens gerechnet hatte.

Uruha verkniff sich ein Grummeln, nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte, denn Kyo war schon 1 Minute und 11 Sekunden zu spät. Erst dann ging er die Treppe runter, genau auf Kyo zu, welcher ihn auch erst in diesem Moment bemerkte und ihn mit großen Augen beobachtete.

„Du bist zu spät!“

Keine Begrüßung. Kyo blinzelte und blickte auf seine Uhr. Wie bitte? Er war zu spät? Er hatte sich doch wirklich extra bemüht pünktlich zu kommen und das war normalerweise nicht sein Ding. Aber heute war er doch wirklich pünktlich gekommen! Hatte er sich verhört? Es hieß doch um 5.00 Uhr?

Das Hausmädchen verzog sich kleinlaut ohne ein weiteres Wort und wieder lauschte Uruha den Schritten, die mit der Entfernung immer leiser wurden, bis sie gänzlich verstummten.

„Aber du sagtest doch 5.00 Uhr!“

„Genau! 5.00 Uhr sagte ich. Wenn ich wollte, dass du um 5.01.11 kommst, dann hätte ich das auch gesagt, also stell dich nicht so dumm.“ Fauchte der Größere zurück und strich die Haare aus seinem Gesicht.

„Ich hab wirklich besseres zu tun, als auf dich zu warten!“

Uruha drehte sich um, deutete Kyo an ihm zu folgen und machte sich mit seinem Verfolger auf den Weg in sein Stockwerk.

Er konnte sich selbst nicht erklären, weswegen er so gereizt reagierte. Es war zwar durchaus normal für ihn, dass er Verspätungen nicht leiden konnte, wenn es genau Zeitangaben gab, doch wusste er auch, dass 1 Minute und 11 Sekunden schnell passierten und es auch möglich wäre, dass einfach Kyos Uhr etwas nachging.

Wahrscheinlich, dachte er sich, lag es bloß daran, dass dieses Treffen erzwungen war und er auch nicht die geringste Lust verspürte seinem Erpresser irgendwie schulisch weiter zu helfen.

Sie kamen in sein Arbeitszimmer und Uruha ließ sich an dem Tisch nieder.

„Dann zeig her.“

Kyo schloss aus Gewohnheit die Tür hinter ihnen und setzte sich dann zu Uruha an den Tisch, doch bevor Kyo dem Anderen seine Sachen zeigen konnte, war dieser wieder aufgestanden, zur Tür gegangen, um diese wieder einen Spalt zu öffnen.

Ohne Kyo irgendwas zu erklären, setzte sich Uruha wieder und besah sich dann die Unterlagen, die Kyo aus seiner Tasche geholt hatte.

„Kann es sein, dass du in keinem Fach gut bist?“

Mit dieser Feststellung legte Uruha alles wieder zur Seite. Es war unglaublich. Kyo hatte Bücher zu jedem Fach dabei.

„Wo sind deine Notizen?“

Hoffnungsvoll sah er Kyo an, er brauchte wenigstens irgendeinen Anhaltspunkt, doch der Kleinere zuckte nur mit den Schultern.

„Hab keine.“

Uruha seufzte und sah auf, als er gedämpfte Schritte hörte. Anscheinend näherte sich gerade jemand über den Perserteppich im Flur und tatsächlich steckte einen Augenblick später Uruhas Mutter den Kopf durch die Tür.

„Da seid ihr ja. Ich hab gehört, dass du Besuch bekommen hast, Schatz. Ist das ein Freund von dir?“

Ihr Blick fiel auf die Bücher.

„Oh, lernt ihr gerade? Dann will ich nicht länger stören!“

Und mit diesen Worten verschwand der Kopf im Türspalt so schnell wieder, wie er gekommen war.

Uruha beugte sich über die Unterlagen, deren Besitzer weiterhin stirnrunzelnd zur Tür starrte.

„In welchem Fach hast du das letzte Mal bloß einen Punkt geschrieben?“

„Es wäre leichter, wenn ich dir sage, in welchem Fach nicht.“

Unzufrieden drehte sich Uruha zu Kyo.

„Warum willst du Nachhilfe?“

“Ist das nicht offensichtlich? Ich schreibe in so gut wie jedem Fach bloß einen Punkt!“

„Du bist doch nicht dumm! Das glaube ich nicht! Wenn du wolltest, würdest du bessere Noten schreiben, aber du willst nicht. Das ist dein Problem. Als Nachhilfelehrer bin ich nicht dazu verpflichtet dir Spaß am Lernen zu bereiten. Du musst wollen, verstehst du? Sonst hat das ganze eh keinen Sinn.“

Kyo schmunzelte und beugte sich vor. Okay, er gab es ja zu: Er gefiel ihm. Uruha war schön, besonders wenn er sich aufregte, so wie jetzt. Sein Mund war der perfekte Schmollmund, die dunklen Augen funkelten, eine schmale Augenbraue war angehoben und alles in einem würde er ihn jetzt zu gerne küssen.

Das hieß ja noch nicht gleich, dass er ihn liebte! Nein, sicher nicht. Er liebte Ruiza, aber wenn ihm schon mal jemand über den Weg lief, der so hübsch war, warum sollte er sich dann nicht vergnügen? Nur weil er in jemand anderen verliebt war, musste er doch nicht gleich wie ein Mönch leben, fand er.

„Hmm… du könntest mir trotzdem Spaß am Lernen bereiten.“

Kyo grinste als er beobachtete wie Uruhas Gesichtszüge entgleisten.

„Ich wüsste da schon wie…“

Mit diesen Worten beugte Kyo sich zu Uruhas Gesicht, doch kam er nicht besonders weit, da dieser darauf vorbereitet gewesen war und ihn bestimmt wieder wegdrückte und kaum war dies geschehen, erschien wieder der Kopf im Türspalt und Uruhas Mutter lächelte ihnen breit entgegen.

„Ich habe euch Kekse gebracht. Ich dachte, es lässt sich leichter lernen, wenn man was zu knabbern hat.“

Schon wurde die Tür aufgestoßen, sie trat ein und stellte ein Tablett auf dem Tisch ab.

Uruha bedankte sich höflich bei seiner Mutter und wartete bis sie den Raum wieder verlassen hatte.

Erst dann drehte er sich zu Kyo und sah diesen mit dem bösesten Blick aus seinem Reportoir an.

„Wag das nicht noch mal! Wir fangen mit Mathe an!“

Uruha schlug, immer noch diesen bösen Blick im Gesicht, das Buch auf und vertiefte sich darin.

Kyo zuckte die Schultern und schnappte sich leicht beleidigt einen Keks. Einen Versuch war es wert gewesen.

Während Uruha sich informierte, was Kyo lernen musste, krümelte der Ältere lustlos mit seinem Keks rum und beobachtete den Anderen aus den Augenwinkeln.

Was hatte er sich eigentlich von dieser Stunde versprochen? Uruha schien tatsächlich der Auffassung zu sein, dass man in einer Nachhilfestunde Nachhilfe gab, mit anderen Worten, dass man lernte! Wenn Kyo ehrlich war, dann hatte er sich darunter etwas ganz anderes vorgestellt. Wieder schielte er zu dem hübschen Jungen neben sich.

Uruha hatte die blonden Haare hinter die Ohren gestrichen, die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen und die Lippen einen kleinen Spalt geöffnet.

„Du bist wunderschön.“

Kyo schlug sich innerlich K.O., kaum hatte er den Mund wieder geschlossen. Was hatte er da gesagt? Wie kam er denn bitte auf diese blöde Idee, einfach das zu sagen, was er dachte? Außerdem, wieso dachte er überhaupt so ein Zeug?

… weil es wahr war, vielleicht.

Uruha hatte den Blick vom Buch gehoben und sah Kyo einen Augenblick regungslos an. Dann:

„Dein Stichwort ist Kurvendiskussion!“

„Was?“

Kurven-hä? Wovon sprach Uruha denn gerade? Verwirrt folgte Kyo Uruhas Fingerdeut auf das Mathebuch.

„Kurvendiskussion!“

Langsam machte es bei Kyo Klick. Wenn er sich nicht irrte und „Kurvendiskussion“ war keine neologistische Wortschöpfung mit der Bedeutung ‚Danke’ oder vielleicht auch, kommt ganz auf Uruha an, ‚Halt die Fresse, ich bin dein Lehrer und du der dumme Schüler’, dann hatte dieses Wort, welches er, so würde er unter allen Umständen auf Eid schwören, noch niemals in seinem Leben gehört hatte, irgendwas mit der rätselhaften Kunst der Mathematik zu tun.

„Du liest dir das jetzt in höchstens fünf Minuten durch und danach erklärst du mir, was du gelesen hast!“

Uruha schob Kyo das Mathebuch hin und lehnte sich dann zurück. Er beobachtete den Kleineren aus den Augenwinkeln. Was für ein Bastard, und diesmal meinte er dieses Wort wirklich als Schimpfwort! Erst versuchte er ihn zu küssen und dann nannte er ihn wunderschön. Natürlich hatte er das mitbekommen. Er war schließlich nicht taub. Aber was hätte er denn erwidern sollen? ‚Danke, du auch.’? Lächerlich! Wollte Kyo nachher die Nachhilfe mit ihm nur, um sich an ihn ranzumachen? Wenn ja, würde er bald verstehen – hoffentlich - dass er sich keine Hoffnungen machen brauchte, denn Uruha würde sich niemals, wirklich niemals, auf irgendeine Ebene zu ihm hingezogen fühlen. Dieser freche Zwerg, um es mal deutlich auszudrücken, nervte ihn auf eine solch starke Weise, dass er im Moment nichts sehnlichster erwartete als Punkt 6 Uhr, also Ende ihrer Stunde, wenn er seine Brieftasche wieder hatte und Kyo nie wieder sehen musste. Uruha warf einen Blick auf seine Uhr und seufzte erneut. Das dauerte leider noch was.

Kyo, welcher fertig gelesen hatte, hob den Kopf und wäre fast vom Stuhl gefallen vor Schreck, da genau in diesem Moment wieder ein wohlbekanntes Gesicht im Türspalt erschien.

„Mir ist eingefallen, dass man Kekse nicht ohne was zu trinken essen sollte! Viel zu trocken.“

Die Tür wurde aufgestoßen und Uruhas Mutter brachte zwei Gläser Wasser in das Zimmer.

“Oder wollt ihr was anderes trinken?“

Kyo schüttelte bloß leicht perplex seinen Kopf und nuschelte etwas undeutlich: „Milch ist klasse…“

Woraufhin ihn Uruhas Mutter wiederum erstaunt ansah und dann feststellte: „Der Kleine hat Recht. Milch braucht man zu Keksen! MILCH!“

Und schon verließ sie, verfolgt von bösartigen Blicken seitens Kyo, wieder das Zimmer.

Sie hatte es tatsächlich gewagt, ihn, Kyo den Großen, klein zu nennen! Er war nicht klein, nur um das mal klar zu stellen. Die Anderen waren nun mal einfach zu groß!

Als sie das nächste Mal rein kam, betrachte er sie demnach mit einem entsprechend bösem Gesichtsausdruck. Auch die Milch rührte er nicht an. Ebenso wenig wie die Nüsse, die sie daraufhin brachte und die beim folgenden Besuch gebrachten Mikadostäbchen verschmähte er auch. Bei den Chips konnte er sich nicht wirklich zurückhalten, denn die liebte er und da er von ihnen Durst bekam trank er dann auch etwas von der Cola die sie danach brachte.

Da es ihr wohl etwas zu voll geworden war, fing sie danach an in den andauernden Besuchen die Sachen langsam wieder mit zurück zu nehmen, während Kyo dies nun mit einem Blick auf seine Uhr verfolgte.

Wenn er sich nicht irrte, dann schaute diese Verrückte hier alle fünf Minuten vorbei. Hatte das einen bestimmten Zweck oder fühlte Uruhas Mutter sich einfach bloß schrecklich einsam? Ebenfalls auffällig fand er, dass die Tür immer offen stand, mindestens ein kleiner Spalt, und dass Uruha sich davon überhaupt nicht stören ließ. Teilweise schaute der Jüngere nicht mal auf, wenn seine Mutter nach fünf Minuten schon wieder im Türrahmen erschien.

Wenn Kyos Mutter so etwas tun würde, dann wäre er ihr spätestens beim dritten Besuch an die Gurgel gesprungen. Aber Uruha blieb ruhig, als wäre dies das normalste auf der Welt und das obwohl seine Mutter seit Kyos Ankunft alle fünf Minuten hereinplatzte und Kyos Zeit war schon fast vorbei. Hieß, er war bald eine Stunde hier und Uruhas Mutter war also schon fast 12 Mal im Zimmer erschienen, die ganz genaue Anzahl wusste Kyo nicht, da er nicht mitgezählt hatte. Aber so an die 12 Mal mussten es tatsächlich gewesen sein, da sie sich ziemlich genau an den 5 Minuten Takt hielt.

Uruha schob alle Bücher wieder zusammen und stand auf.

„Deine Zeit ist vorbei.“

In dem Moment, in welchem Uruha den Mund geöffnet hatte, war der Sekundenzeiger auf die zwölf gesprungen und der Minutenzeiger gleich hinterher und um ja nicht als unpünktlich zu gelten, erschien auch Uruhas Mutter wieder im Türrahmen.

Kyo schmunzelte leicht, als er den zufriedenen Gesichtsausdruck seines Gegenübers sah und musterte kurz die Mutter, welche ungemein erleichtert aussah.

Langsam wurde ihm so einiges klar. Gut, dass er vorgesorgt hatte.

Noch während er aufstand, glitt seine rechte Hand in die Hosentasche und fingerte dort nach einem schmalen Gegenstand, welchen er sich an seinen Ringfinger schob. Dann grinste er Uruha zufrieden zu und nahm seine Bücher.

„Das ist ein sehr hübscher Ring. Die sind gerade bei euch in Mode, nicht wahr? Ich habe vor kurzem bei Uruha auch einen gesehen.“

Uruhas Mutter nahm gerade die Chipsschüssel hoch und warf dabei einen Blick auf Kyos Hände.

„Hattest du den vorhin auch schon an?“

Weder Kyo noch Uruha entging der misstrauische Blick, welchen die vergleichsweise junge Frau ihrem Sohn zuwarf und Uruha seufzte und ließ seinem Blick auch kurz auf Kyos Hand gleiten, um seiner Mutter dann versichern zu können, dass Kyo den Ring schon, seitdem er durch die Haustür getreten war, trug, doch kaum hatte er das Schmuckstück an Kyos Hand erblickt, blieben ihm die Worte im Hals stecken.

Erbleichend blickte er in Kyos vergnügtes Gesicht.

„Klar, den hab ich mir gestern besorgt. Ist hübsch nicht wahr?“

Uruhas Mutter gab sich mit der Antwort zufrieden und verließ das Zimmer, Uruha dagegen stand Kyo wie eine Salzsäure gegenüber.

„Hier, dein Portemonnaie. Ich find alleine raus, danke. Bis nächste Woche dann, um fünf Uhr.“

Mit diesen Worten hob Kyo, wohlgemerkt, seine rechte Hand zum Abschied und winkte Uruha kurz zu, bevor er sich umdrehte und ging.

Einige Sekunden starrte Uruha nur vor sich hin, bevor er dann sein Portemonnaie in die Hände nahm und es öffnete. Alles war noch drin. Das bisschen Geld, sein Ausweis, Busfahrkarte. Doch eine Sache fehlte: Ein kleiner, silberner Ring.

„Scheiße.“

Der Blonde ließ sich auf seinen Stuhl gleiten und dachte an die kleine Kröte, die ihn gerade so wütend machte, wie es bisher noch kein anderes Lebewesen geschafft hatte.
 

Draußen vor der Tür stand Kyo, grinste in sich hinein, fingerte ein wenig an dem Ring herum und war der festen Überzeugung, dass diese ganze Geschichte noch eine amüsante Wendung bekommen hatte, die er weiter verfolgen wollte, immer noch der engstirnigen Annahme, dass Uruha für ihn bloß eine Herausforderung war. Nicht mehr und nicht weniger.

Obwohl es schon verwunderlich war, dass er so plötzlich Interesse an einer anderen Person fand, denn bis vor kurzem galt diese einzig und allein Ruiza.

Ruiza, welcher so wunderschön und zart war, aber in sich eine solch ausgeprägte und einzigartige Persönlichkeit trug, die Kyo so sehr faszinierte.

Doch wenn Kyo gewusste hätte, mit wem er es da zu tun hatte, wenn er sich wenigstens Uruhas Nachnamen genauer angesehen hätte, oder gewusst hätte, dass dies sowohl Uruhas als auch Ruizas Elternhaus war, dann hätte er vielleicht anders gedacht und dann wäre er auch nicht mit dem breitesten Grinsen, welches sogar dem des Rotschopfs, welcher Uruha am nächsten Tag so unverschämt anstarren würde, Konkurrenz machen konnte, Tags darauf in die Schule gegangen, diesmal sogar vor dem ersten Klingeln.

Er hatte nicht beobachten können, wie Uruha ins Schulgebäude trat, denn dieser war anscheinend schon dort, oder kam gar nicht erst zur Schule, was unwahrscheinlich war.

Also hatte er bei Toshiya und Yuuichi gesessen, welche beide schon da waren und rauchten, wohlbedacht darauf, Yuuichi nicht zu nahe zu kommen.

„Was machst du so früh hier?“

Toshiya wippte mit einem Bein, band sich die seidig glänzenden, blau-schwarzen Haare locker zu einem Zopf und sah Kyo mit großen Bambiaugen fragend an, die diesen unschuldigen Blick so mühelos beherrschten, dass der Jüngere damit nicht im geringsten albern aussah, sondern einfach nur so niedlich, dass selbst Kyo verstehen konnte, warum Toshiya von so vielen ständig angestarrt wurde.

Bestimmt starrten ihn nicht so viele an wie Uruha, aber das lag vielleicht auch an deren beider Positionen in der Schule und der Gruppenwahl.

Denn selbst wenn Uruha als der Schönste der Schule verbreitet wurde, liefen auf der Schule noch viele andere Gestalten rum, die nicht zu verachten waren. Darunter auch Toshiya. Wenn das noch nicht reichte, dann brauchte man nur auf den schmalen, blassen Jungen schauen, der hinter Toshiya ein paar Stufen weiter oben saß.

Yuuichi hielt zwar immer den Blick gesenkt und war weniger auffallend mit seinem nicht gebleichten und gefärbten, einfach naturschwarzem Haar, aber eben dieses umrandete das hübsche Gesicht wunderbar und bildete einen starken Kontrast zu der weißen Haut, so dass er umso zerbrechlicher und zierlicher wirkte, als wäre er eine Porzellanpuppe mit großen, schwarzen, misstrauischen Augen, und die groteskerweise einen Piercing auf der rechten Seite der Unterlippe und in der Augenbraue trug.

Dann gab es natürlich noch die Begleiter von Uruha, der Metallische und der Treudoofe, alias Aki und Sakito. Beide waren ausgesprochen hübsch, mit langen Beinen, auf welchen sie exzellent hinter Uruha herstolzieren konnten.

„Nur so…wollte mal sehen, was ihr hier so vor der Schule treibt.“

Kyo ließ den Blick über die Schülermenge gleiten. Bald würde es klingeln und dementsprechend viele Mitschüler waren schon an der Schule angekommen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass es hier vor dem Klingeln so voll ist.“ Murmelte Kyo, welcher sich nur noch dunkel an die Zeiten erinnern konnte, als er noch vor dem Beginn der ersten Stunde in der Schule gewesen war.

Toshiya nickte und winkte ab.

„Komm ne halbe Stunde früher, da ist es viel leerer.“

Toshiyas Stimme hatte einen leicht spöttischen Unterton angenommen, welcher nur noch mal verdeutlichte, dass er kaum annahm, dass Kyo tatsächlich eine ganze halbe Stunde vor dem Klingeln an der Schule auftauchen würde. Es war ja schon verwunderlich, dass Kyo überhaupt vor der ersten Stunde da war. Diese Meinung teilte Toshiya anscheinend mit Kaoru, welcher nun vor Kyo stand und diesen mit einem entsetz-perplexen Gesichtsausdruck musterte.

„Was machst du hier?“

„Schon wieder diese Frage…lasst euch doch mal was Neues einfallen.“

Toshiya schmunzelte und zog an seiner Kippe.

„Angeblich wollte er nur mal sehen, was wir hier vor der Schule treiben. Aber irgendwie wirkt das verdächtig.“

„Allerdings…“ Stimmte Kaoru zu und ließ sich neben Kyo nieder. Dieser fühlte sich zunehmend unwohl unter den prüfenden Blicken seines besten Freundes, entschloss aber nicht darauf einzugehend und ignorierte sie gekonnt.

Doch das hielt Kaoru nicht davon ab, zu sagen was er dachte:

„Ich hätte dir sagen können, dass Uruha immer schon Ewigkeiten vor Schulbeginn hier ankommt und würdest du dich auch nur ein kleines bisschen mit anderen abgeben, dann hättest du das auch von alleine irgendwo aufgeschnappt. Uruha scheint ein Frühaufsteher zu sein. Also das krasse Gegenteil von dir. Im Übrigen, er ist der erste Typ der dich so früh aus dem Bett bekommt!“

„Tut er nicht.“

„Oh, sorry. Ich wusste nicht, dass ich halluziniere und du eigentlich noch im Bett liegst. Mein Fehler.“

Neben ihnen kicherte Toshiya und ließ Kaoru eine Zigarette bei sich schnorren. Kyo schnaubte unzufrieden.

„Ich bin aufgestanden, weil ich gestern früh ins Bett bin und heute Morgen nicht mehr schlafen konnte.“

„Ich würde dir das ja gerne glauben, aber mal ehrlich, du kannst doch ohne Probleme 24 Stunden am Stück schlafen und die hattest du bestimmt noch nicht voll.“

„Ach vergiss es…“

„Keine faule Ausrede mehr auf Lager? Ich bin enttäuscht von dir.“

Zufrieden grinsend lehnte Kaoru sich zurück und beobachtete, wie sein kleiner Freund unzufrieden mit sich an seinem Lippenpiercing knabberte und normalerweise hätte er ihm sogar zur Beruhigung die Kippe in den Mund gesteckt, doch heute wollte er diese eine hier lieber für sich behalten und so beließ er es dabei.

Es klingelte und Kyo schnappte sich ohne ein weiteres Wort zu den Anderen seine Tasche und verließ die kleine Gruppe auf den Treppen, um sich in die Klasse zu begeben.

Das brauchte er sicherlich nicht! Diese blöden Kommentare seitens Kaoru. Er wusste selber immerhin noch am besten, in wen er verknallt war und in wen nicht und Kaoru konnte so viele Andeutungen machen wie er wollte, an der Tatsache, dass er Ruiza über alle Maße liebte, würde sich nichts ändern. Gar nichts!

Warum war Kaoru bloß so versessen darauf, ihm einzureden, dass er ihn Uruha verliebt war? Schließlich ging ihn das einen Scheißdreck an. Er warf einen Blick zurück zu seinem besten Freund, welcher immer noch neben Toshiya auf der Stufe saß und rauchte.

Mutig, mutig. Wenn Daisuke kam und sah, dass Kaoru es wagte sich ohne Kyos Schutz bei seiner Gruppe aufzuhalten, dann würde er Kao bestimmt um einen Kopf kürzer machen. Na wenigstens war er dann auf gleicher Größe mit ihm, wenn nicht sogar kleiner, dachte sich Kyo und grinste leicht, während er in seine Klasse stampfte.

Wenn man das so sah, dann könnte er ja auch einfach völlig unbegründet behaupten, dass Kaoru in Toshiya verliebt war. Schließlich saßen die beiden gerade nebeneinander. Das wäre genau so eine tolle Begründung wie die Kaorus.

Er musste nicht lange auf seinem Stuhl rumgammeln und ausdruckslos durch die Gegend starren, damit ihn ja niemand ansprach, denn er wurde gerade gemustert wie ein seltsames Tier - mein Gott, war es denn so seltsam, dass er mal zur ersten Stunde kam? -, da betrat auch Kaoru wieder, ein breites Grinsen im Gesicht klebend, das Klassenzimmer und setzte sich auf seinen Platz neben Kyo.

„Du bist in Toshiya verliebt!“

„W-was?“

Fast wäre der Pinkhaarige von seinem Stuhl gekippt und musste sich zu seiner eigenen Rettung an dem Tisch festhalten.

„Was erzählst du für Mist?“

Kaoru beugte sich runter zu seiner Tasche, so dass die Haare sein Gesicht verdeckten und zog seine Schulsachen aus der Tasche.

„Du erzählst ebenso einen Mist, wenn du behauptest, ich wäre in Uruha verliebt!“ Maulte Kyo und verschränkte beleidigt die Arme, während sein Sitznachbar erleichtert anfing zu lachen.

„Ahso…darum geht es also schon wieder.“

„Ja! Wenn du behauptest, dass ich Uruha liebe, dann behaupte ich halt, dass du Toshiya liebst.“

„Gut, dann tu das. Was soll’s, ist mir im Grunde egal, was du behauptest.“ Murmelte Kaoru und schlug sein Buch auf.

„Du wirst dann in der ganzen Schule als schwul abgestempelt!“

„Und?“

Verwirrt betrachtete Kyo seinen Freund. Wieso interessierte das Kaoru überhaupt nicht? Trotz Kaorus pinken Haaren, war Kyo immer der festen Überzeugung gewesen, dass Kaoru hetero war. Kaoru hatte schließlich schon ein paar Freundinnen gehabt und schien nebenbei auch nie das Bedürfnis gehabt zu haben, sich an dem anderen Geschlecht zu probieren. Außerdem hatte er auch noch nie gesehen, dass Kaoru einem anderen Typen nachsah, was schließlich ein eindeutiger Hinweis gewesen wäre.

„Du bist schwul?“

„Jetzt schau doch nicht so entsetzt….“

„Seit wann?“

„Kyo, schau dich um. Meinst du an unserer Schule würde es überhaupt wen kümmern, wenn ich als schwul geoutet werde? Die meisten denken das wahrscheinlich eh schon von mir, also hat das keinen großen Effekt mehr. Im Übrigen, wenn du das behauptest, bekommen davon nicht mehr Leute was mit, als vielleicht Daisuke, Toshiya, Yuuichi und ich. Von der ganzen Schule kann also kaum die Rede sein. Selber Schuld, wenn du dich so absonderst.“

„Also bist du nicht schwul?“

„Das beschäftigt dich jetzt echt, was?“

„Sag schon! Bist du’s oder bist du’s nicht?“

Der Lehrer kam rein und Kaoru winkte nur noch einmal mit einem Lächeln ab, bevor er sich dann dem Unterricht widmete.

„Du kriegst nie wieder ne Freundin, wenn alle Mädchen denken, dass du schwul bist.“ Versuchte Kyo noch mal, Kaorus Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch dieser blieb hartnäckig und ignorierte Kyo einfach.

Auch alle weiteren Versuche, irgendwas aus Kaoru herauszubekommen, blieben erfolglos und so gab Kyo seufzend auf. Leicht gelangweilt, denn er hatte doch allen ernstes seinen mp4 zu Hause liegen lassen, hörte er also eine Weile dem sichtlich irritierten Lehrer zu und musste gestehen: Er wusste, wovon der Kerl da vorne sprach! Uruha hatte es in einer Stunde geschafft ihn so weit zu bringen, dass er wusste, welches Thema sie gerade behandelten und wenn er jetzt aufpassen würde, dann könnte er vielleicht sogar von alleine noch mehr verstehen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch trotzdem schien es funktioniert zu haben.

Also führte Kyo die von der Situation erforderten Maßnahmen aus: Er fing an etwas auf seinem Tisch zu kritzeln, selbst wenn das ein wenig pubertär war, und hörte auf zuzuhören.

Wenn er jetzt tatsächlich anfing den Unterricht zu verstehen, bräuchte er nachher allen Ernstes keine Nachhilfe mehr und soweit durfte er es nicht kommen lassen, dachte sich Kyo mit einem grimmigen Grinsen, während er eine Blume auf den Tisch malte. Nein, so leicht würde er Uruha nicht davon kommen lassen!

„Ich will dich ja nicht in einer kreativen Phase stören oder so…“

Ertönte eine Stimme neben Kyo und der Sprecher warf einen besorgten Blick auf den Malenden und die Blume, um die jetzt schon eine ganze Wiese entstanden war.

„…aber es hat geklingelt und ich wollte gerne raus gehen. Kommst du mit oder malst du weiter an deinen Blümchen?“

„Hmmm….“

„Was heißt das?“

„..gleich…“

Kyo malte noch einen Blumenstängel, dann betrachtete er sein Werk und grinste hämisch.

„Gut, wir können!“

„Du wirst mit jedem Tag schräger.“

„Ich weiß.“

„Mit was hab ich mich da angefreundet? Wieso hat mir nicht früher jemand was davon gesagt?“

Kaoru kramte kopfschüttelnd in seiner Tasche, murmelte leise fassungslos ‚Er hat eine Blumenwiese gemalt!’, zog dann seine Kamera heraus, die er immer mit sich rum trug, und machte ein Foto von Kyos Tisch.

„Damit mir das auch jemand glaubt…“

Kyo lachte leise und folgte Kaoru auf den Flur. Draußen konnte er nicht anders, er musste sich einfach nach Uruha umsehen. Er wusste zwar, dass dieser sicherlich wieder innerhalb des Schulgebäudes, nämlich im Flur des dritten Stockes, war, aber es hätte ja der Hauch einer Chance bestehen können, dass der Andere vielleicht ausnahmsweise mal in der Pause über den Schulhof schwebte.

Na ja, das tat er nicht, dafür wäre Kyo fast weniger elegant eine Stufe ‚runtergeschwebt’, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn plötzlich jemand am Handgelenk festhielt.

Er schaffte es noch gerade so sein Gleichgewicht wieder zu finden und drehte sich fassungslos zu dem zukunftslosen Idioten um, welcher es gewagt hatte, ihn am Handgelenk festzuhalten.

Erstaunt zog er eine Augenbraue hoch.

„Etouuu~…. Du bist doch der Streber… oder?“

Ja, doch, sicher! Das musste er sein. Dieses ordentliche Hemd und die Hose mit Bügelfalte verrieten ihn. War ja alles schön und gut, aber wie kam ausgerechnet dieser Typ dazu, es zu wagen, ihn am Handgelenk zu packen? Und selbst jetzt ließ er noch nicht locker.

„Du heißt doch…“

„Shou.“ Half Kaoru aus dem Hintergrund nach, schien aber nicht minder erstaunt über dieses Verhalten.

„Genau, meint ich ja. Hast du ein Problem? … Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? … Hey? Erde an Shou!? … Starr nicht wie aphatisch meine Hand an, was ist da denn so toll…“

Kyo hatte bei seinem letzten Satz seinen Blick über seine Hand gleiten lassen und nun verstand er auch, was Shou mit diesem entsetzten Gesichtsausdruck gemustert hatte.

„Lass meine Hand los, Wichser!“ Fuhr er den anderen erbost an und versuchte mit aller Gewalt sein Handgelenk aus dem festen Griff des Anderen zu befreien.

„Woher hast du den?“

“Geht dich einen feuchten Dreck an, also lass los!“

„Ich hab dir eine Frage gestellt und nun antwortest du mir gefälligst, sonst mach ich dich Zwerg gleich noch ein wenig kleiner als du sowieso schon bist.“

Überrascht starrten nicht Kyo und Kaoru Shou an, sogar alle anderen Umstehenden gleich mit. Shou war, einfach ausgedrückt, ein Streber. Er schrieb nur gute Noten, sein Kleiderschrank entsprach etwa dem eines Buchhalters und da er nicht sonderlich beliebt war, verhielt er sich seinen Mitschülern gegenüber eher verschlossen und überhöflich. Dieser Ausbruch war das untypischste, was man je von ihm erlebt hatte.

„Hast du Probleme im Kopf, oder was ist los? Du hast mir überhaupt nicht zu drohen, du Schuhputzmittelschnüffler! Du willst mich noch kleiner machen? Dass ich nicht lache! Du schaffst es ja nicht mal meinem Goldfisch Angst zu machen. Bist du eifersüchtig, weil dir niemand einen Ring schenkt und mir schon? Tja, schau mal in den Spiegel, dann siehst du gleich wieso ich einen habe und du nicht!“

Damit war Kyo anscheinend zu weit gegangen, denn eine Millisekunde später holte Shous freie Hand, zur Faust geballt, auch schon aus, um wenig später mit Kyos Wange zu kollidieren. Doch soweit kam es nie, denn eine andere Hand schoss aus dem unendlichen Nichts der Schule hervor und umschloss Shous Handgelenk, zog es von Kyos Wange weg.

„Seit ihr von allen guten Geistern verlassen? Prügelt euch wenigstens außerhalb der Schule! Ist ja nicht zu fassen, ihr seit solche Primaten!“

Mit diesen Worten schnappte sich Uruha auch Kyos Handgelenk und zog sie beide daran mit einer erstaunlichen Kraft hinaus auf den Schulhof.

„Was machst du hier unten?“

Shou starrte den Blonden mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck an und Kyo verzog prompt sein Gesicht.

„Ich hab nächste Stunde in einem Fachraum im ersten Stock, falls es genehm ist. So, hier könnt ihr weiter streiten…“

Uruha schüttelte seinen hübschen Kopf und war drauf und dran wieder ins Schulgebäude zu verschwinden, nachdem er ihre Handgelenke freigegeben hatte, doch Shou schien die Lust am Prügeln verloren zu haben.

„Warte! Ich muss mit dir reden…“

Kyo beobachtete die beiden mit zunehmend mieser Laune. Shou und Uruha redeten miteinander, als wären sie beste Freunde. Doch das waren sie nicht! Glaubte er jedenfalls… wenn er das richtig mitbekommen hatte, aber darauf sollte man sich nicht wirklich verlassen, denn sein soziales Interesse war gleich Null. Dennoch gab Uruha sich ausschließlich mit der High Society ab und Shou gehörte sicher nicht zu dieser. Er war nämlich einer der Lieben und zwar ein extrem Lieber! So lieb, dass man schon fast das Würgen bekam.

„Er hat ihm mal Nachhilfe gegeben.“

Kaoru war urplötzlich wieder genau neben ihm aufgetaucht und beobachtete mit ihm, wie sich Uruha und Shou, in der Schultür stehend und diese somit versperrend, unterhielten und sich vor und hinter der Tür so langsam ein richtiger Stau bildete, sich aber niemand traute Uruha zu sagen, er sollte Platz machen.

„Wer von den beiden wem?“

„Uruha Shou.“

„Shou ist älter als Uruha, oder etwa nicht?“

„Doch, aber das heißt ja nichts. Du bist auch älter als Uruha und er gibt dir Nachhilfe.“

„Aber ich bin wahrscheinlich schulisch auf der Leistung eines 9.Klässlers, höchstens, und Shou ist der Streber schlechthin mit super Noten!“

„Trotzdem, an Uruha kommt er nicht ran.“

„Niemand kommt an Uruha ran…“

„Tatsache…“

Kyo sah zu dem Anderen auf.

„Und was willst du mir jetzt damit sagen? Ich hatte nichts der gleichen gefragt…“

„Ja, aber du hast dich innerlich gefragt, wieso Uruha mit ihm anders umgeht als mit dir und wieso sie so vertraut zusammen aussehen. Gib’s auf, Kyo. Ich kenn dich.“

Kyo wollte erst schnauben, entschied sich dann aber dagegen, da er den Eindruck hatte, dass er dies in den letzten Tagen schon so einige Male gemacht hatte und er es lieber nicht zur Gewohnheit werden lassen wollte.

„Du irrst dich, Pinky…“

Mit diesen Worten schnorrte sich Kyo eine von Kaorus, alias Pinkys, Kippen und machte sich mit jener zwischen den Lippen von dannen. War ja zu lachen, was Pinky da heute von sich gab. Kyo schüttelte seine schwarze Mähne, die wohlgemerkt so gekonnt durch Drei-Wetter-Taft fixiert wurde, dass nach dem Schütteln jedes Haar wieder perfekt und formvollendet an seinen Platz fand. Jahrelange Erfahrung im Haarestylen halt.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Fragen, Wünsche, Kommis, Heiratsanträge und Morddrohungen alle an mich *schuldig desu*

Ich hoffe es hat euch gefallen >.<

2.4

Soo~

ich halte meine Versprechen!

Heute um 9.30 hatte ich meine mündliche Abiprüfung, vor ner stunde war ich circa wieder zu Hause und jetzt lade ich hoch. *smile*

Freigeschaltet wirdz nach angaben von animexx vielleicht in ein paar Tagen oder Wochen O.o (das max. was ich bisher warten musste warem 2 Tage glaub ich), aber an mir lags nicht, versprochen!

Und ich geb gleich mein nächstes Versprechen. Wenn ich mindestens 14 Punkte habe, lade ich am Freitag nächste Woche noch ein Kapitel hoch und das wird dann ein "Special" (!!) sein xD

Also drückt mir die Daumen xP (die prüfung lief gut, also wer weiß)

Zum chap: Ich mag es eigentlich gerne, weil man viel über die Umstände erfährt, in denen die beiden leben. Nun gut, mal schaun, was ihr dazu sagt.

Viel spaß
 


 

~~~2.4~~~If two lives crash~~~2.4~~~
 


 


 

Uruha stand am Fenster und starrte hinaus. Bedrückender Sonnenschein. Er war so schlecht gelaunt, es war fast unmöglich, das in Worte zu fassen. Er blickte auf ihre Hauseinfahrt und beobachtete, wie der kleine Penner gerade zufrieden durch ihre Tore schritt, immer noch mit seinem Ring.

Er hätte sich eigentlich damit trösten können, dass er die Nachhilfe heute erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Jedenfalls soweit erfolgreich, dass Kyo noch seinen Kopf besaß.

Er selbst hatte den Ring zugegeben nie am Finger stecken gehabt, aber er bedeutete ihm trotzdem etwas und fast noch schlimmer war, dass Shou ihn an Kyo gesehen hatte.

Sich die Haare raufend und leise fluchend, mit einem für seine Verhältnisse unglaublich vulgären Vokabular, wandte sich Uruha vom Fenster ab und fing an sein Zimmer aufzuräumen.

Bräuchte er eigentlich nicht machen und es war im Grunde auch ziemlich ordentlich, doch es würde ihn ablenken und Ablenkung konnte er momentan wirklich gut gebrauchen.

Als Kyo gesagt hatte, er wolle Nachhilfe haben, hatte Uruha sich gewundert. Kyo war einfach nicht der Typ, der Nachhilfe nahm und er hatte immer noch nicht das Gefühl, dass der Andere wirklich Nachhilfe wollte.

Beide hatten eine eindeutig gegensätzliche Auffassung von Nachhilfe. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass Kyo lieber mit ihm flirtete als lernte, aber darauf wollte er sich gar nicht erst einlassen.

Sein Handy klingelte und obwohl Uruha eigentlich gar keine Lust hatte, mit irgendwem zu sprechen, nahm er es in die Hand und blickte auf den Display.

‚Shou’ stand da und ein schwerer Seufzer entwich seinen Lippen.

Einen Moment zögerte er, ob er das Gespräch wirklich annehmen sollte, denn er ahnte, dass es kein gemütliches Pläuschchen werden würde, doch letztendlich entschloss er sich doch dafür, denn umso länger er es herauszögerte, desto schlimmer würde es werden.

„Hmm...“

Zu einer enthusiastischeren Begrüßung konnte er sich trotz aller guten Vorsätzen nicht durchringen.

„Er trägt nun schon seit knapp drei Wochen deinen Ring. Du sagtest, du würdest das klären, Uru.“

Shou klang wütend. Verdammt wütend und Uruha spürte, wie die Ungeduld und Wut selber in ihm hochstieg.

War es, weil Shou ihn nun ständig damit nervte, Kyo ihm auf den Sack ging oder er einfach wütend auf sich selber war, weil er nicht hatte verhindern können, dass es so weit gekommen war?

„Das weiß ich selber...“

„Und? Was gedenkst du dagegen zu unternehmen?“

„Shou!“ keifte er wütend den Namen seines Gesprächspartners ins Telefon. Er starrte an die weiße Wand des Zimmers, als würde der Andere dort stehen und schüttelte fassungslos seinen Kopf über solch eine Begriffsstutzigkeit.

„Ich dachte, ich hätte dir erklärt, wo das Problem liegt!? Er erpresst mich! Außerdem behütet er den Ring wie seinen Augapfel. Wenn er hier ist, dann hat er ihn nie am Finger. Was soll ich machen? Diese Nacht bei ihm einbrechen und ihm den Ring klauen?“

Es war wahr. Kyo war nicht so leichtsinnig und kam mit dem Ring zu Uruha. Er trug ihn tatsächlich nur noch, wenn er in der Schule war. Vielleicht um Uruha zu provozieren, doch Uruha hatte den Verdacht, dass der Kleinere nicht ihn damit provozieren wollte, sondern jemand anderen.

Dieser jemand erhob jetzt wieder die Stimme und Uruha konnte sich lebhaft vorstellen, wie Shou angespannt in seinem Zimmer saß, die Lippen immer fest aufeinander gepresst, wenn er nicht gerade sprach, die Augen funkelnd und die Haare in alle Richtungen abstehend.

Shou war anders, wenn er nicht in der Schule war und nicht mal Uruha hatte ganz herausgefunden, wieso. Er hatte ihm immer wieder gesagt, dass er auch weiterhin gute Noten schreiben könnte, wenn er sich nicht so streberhaft geben würde. Doch Shou wollte nichts an seinem Auftreten verändern.

Der Jüngere hatte das nicht nachvollziehen können, doch irgendwann hatte er aufgehört, Shou darauf hinzuweisen. So wie er sich in seiner Rolle als Schulikone wohlfühlte, konnte Shou sich ja ebenso in seiner Rolle als Schulstreber wohlfühlen. Und es war bei weitem nicht die schlimmste Rolle, die man an ihrer Schule haben konnte.

Miyavi als Schulschlampe war, in seinen Augen, weit aus schlimmer dran, selbst wenn Miyavi sich das wirklich selber zu verdanken hatte.

Shou war außerdem nicht dumm. Er war eher alles andere als dumm. Wenn er tatsächlich etwas an seiner Gruppenzugehörigkeit ändern wollte, dann würde er das auch ohne Uruhas Rat bewerkstelligen können.

„Ist mir scheiß egal, ob er dich erpresst. Dieser Ring war ein Geschenk von mir, an dich! Nicht an ihn. Diesen...“

Uruha wartete geduldig, bis Shou die richtigen Worte gefunden hatte.

„..weißt du überhaupt, was das für einer ist?“

Die er anscheinend nicht fand.

„Er wird als einziger von Daisuke akzeptiert. Mit so jemanden lässt man sich nicht ein!“

„Du vergisst die beiden Neuen. Toshiya und Yuuichi. Die werden auch akzeptiert.“

Uruha hatte inzwischen herausgefunden, dass der andere Neue Yuuichi hieß. Aki hatte ihm diese Information übermittelt und überhaupt, wenn er es wirklich hätte wissen wollen, dann hätte er auch einfach Kyo fragen können.

„Die interessieren mich nicht. Der war vor denen da. Uruha! Halt dich von ihm fern!“

Der Angesprochene hob eine Augenbraue in die Höhe.

„’Halt dich von ihm fern?’ Das klingt ja fast so, als wäre ich sein Freund und nicht sein Nachhilfelehrer. Was willst du mir da unterstellen, Shou? ICH hab ihm den Ring nicht gegeben. Er hat ihn mir geklaut, verstanden? Geklaut!“

„Du hast dir aber anscheinend nicht wirklich Mühe gegeben den Ring wieder zurückzubekommen! Außerdem sieht ja ein Blinder, dass er auf dich steht und...“

“Und? Und was?“ Unterbrach Uruha den Älteren aufgebracht.

Er wusste worauf das Gespräch hinauslief. Nun kam die Eifersuchtsmasche.

„Weißt du was? Selbst wenn er auf mich stände und selbst wenn mir das gefiele, selbst dann, ginge dich das immer noch einen Scheiß an! Wir sind seit einer Ewigkeit kein Paar mehr, hast du das vergessen? Wir haben Schluss gemacht! Zur Erinnerung: Vor vier Monaten. Ich bin über dich hinweg und du solltest langsam auch mal über mich hinweg kommen. Das mit dem Ring gefällt mir ebenso wenig wie dir, aber wenn du mir das nicht glaubst, dann musst du wohl damit leben, dass ich meinem neuen Liebhaber den Ring geschenkt habe, den du mir damals gegeben hast. Was für eine Tragödie! Nun entschuldige mich, ich habe ihm versprochen, dass ich ihn noch heute Abend anrufen werde. Du weißt schon, wir beteuern uns gegenseitig unsere Liebe und am Ende streiten wir uns, natürlich ganz liebevoll, darum, wer als erster auflegt: ‚Du zu erst, Kyo-Schatzi. – Nein, das würde ich nicht übers Herz bringen, Uru-Schnäuzelchen. Leg du zuerst auf.’ Hier fällt mir das Gott sei dank leichter. Ich leg auf!“

Und das tat Uruha dann auch. Ohne ein weiteres Wort, drückte er das Gespräch weg und schnaubte wütend.

Als wenn er sich jemals in Kyo verlieben würde. Das war lächerlich, wenn man sich allein schon den Größenunterschied ansah. Und Kyo würde wahrscheinlich nicht mehr wachsen! Uruha selber hatte durchaus noch Chancen einen Wachstumsschub zu bekommen. Was sollte das dann für eine Beziehung werden? Er ging immer in die Knie, wenn er Kyo küssen wollte? Wie gesagt: Lächerlich!

„Mit wem hast du gerade telefoniert?“

Uruha drehte sich zu seiner Zimmertür und sah seine Mutter an, die anscheinend die Tür geöffnet hatte und nun im Rahmen stand. Einen Moment lang fragte Uruha sich, wieso er sie nicht bemerkt hatte und im nächsten, wie lange sie da schon stand.

„Mit Sakito. Er wollte was wegen der Schule wissen!“

Er hatte seine Chancen berechnet, dass sie ihnen reden gehört, aber nichts von dem Inhalt des Gesprächs verstanden hatte und hoffte nun, dass dies auch der Fall war.

Erleichtert atmete er aus, als sie tatsächlich leicht nickte.

„Und....“

Uruha wartete bis sie ausgesprochen hatte, obwohl er schon ahnte, was sie sagen wollte. Ihr Zögern hatte sie verraten.

„...hast du in letzter Zeit mal was von deinem Bruder gehört?“

Enttäuscht senkte sie ihren Kopf, als Uruha seicht den Kopf schüttelte und verließ den Raum.

Uruha seufzte und lehnte sich an die Wand.

Normalerweise konnte er nicht behaupten, dass er viel Mitgefühl für seine Eltern hegte, doch er wusste, wie sehr seine Mutter darunter litt, dass ihr älterer Sohn den Kontakt zu der Familie so weit wie möglich abgebrochen hatte.

Nur zu Uruha hatte er noch Kontakt und deswegen fragte seine Mutter jeden Tag nach, ob er etwas von Ruiza gehört hatte.

Meistens verneinte er. Entweder, weil Ruiza ihn darum gebeten hatte, oder weil er tatsächlich nichts von ihm gehört hatte.

Es fiel ihm immer wieder von neuem schwer, sie anzulügen, doch genausowenig, wollte er Ruiza enttäuschen. Seine Mutter hatte es nicht verdient, dass man sie anlog. Sie war, zugegeben, voll unter der Fittiche seines Vaters und sie schreckte vor vielen Dingen nicht zurück, die Uruha verabscheute, doch sie liebte ihre Söhne und wollte nur das Beste für sie. Uruha mochte seine Mutter um einiges mehr, als seinen Vater, was aber auch daran lag, dass er sie mehr zu sehen bekam.

Sein Vater arbeitete von morgens bis abends und selbst wenn er denn mal Feierabend hatte, war er immer beschäftigt. Sein Handy immer an, jeder Anruf wurde beantwortet. Wie ein Arzt in Bereitschaft. Tja, der Firmenchef halt.

Dies erwartete auch Uruha in Zukunft. Seitdem Ruiza den Kontakt abgebrochen hatte, wurde ihm tagtäglich, sobald irgendwie die Möglichkeit dazu bestand, eingetrichtert, dass er das Familienunternehmen übernehmen würde, sobald er alt genug war.

Die Frage ob er das wollte oder nicht, war dabei ganz aus dem Bewusstsein verbannt worden. Er hatte diese Pflicht zu erfüllen und wenn er es auch nur wagte einen Fehltritt zu machen, dann wusste er schon was ihn erwartete.

Seine ganze Familie setzte all ihre Hoffnungen nur in ihn. Sie fingen ja jetzt schon an, nach der passenden Ehefrau für ihn zu suchen, denn da konnte man sich schließlich nicht auf den Zufall verlassen.

Ihm war zwar klar, dass die ganze Situation anders wäre, wenn Ruiza sich nicht geweigert hätte, seine Pflicht als ältester Sohn zu erfüllen, denn eigentlich hatte ihm diese Aufgabe zukommen sollen, doch trotzdem war er ihm nicht böse.

Er wusste nicht genau, was zwischen Ruiza und seinen Eltern passiert war, aber er wusste, dass der Ältere seine Gründe gehabt haben musste.

Ruiza war nicht so egoistisch, hochnäsig, eingebildet und was man noch über ihn sagte, wie es oft den Anschein machte. Uruha zählte sich zu einen der paar Menschen, die wussten wie Ruiza tatsächlich war, obgleich er es nicht wagte, zu behaupten, dass er seinen Bruder vollends verstand. Aber er glaubte auch, dass es auf der ganzen Welt nicht eine Person gab, die seinen Bruder mit all seinen Eigenschaften und Geheimnissen verstand.

Ruiza war schwer zu beschreiben. Er war nicht sonderlich mitteilig und er hatte einige Abneigungen für Dinge entwickelt, die für andere Leute die natürlichsten Sachen auf der Welt waren. Er war eigenbrödlerisch und, auf dem ersten Blick, sehr auf sich selbst fixiert. Aber halt nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick merkte man, dass ein so egoistischer Mensch wie Ruiza nicht den Kontakt zu seinem Bruder aufrecht erhalten würde, wenn er doch eigentlich telefonieren hasste und dadurch schließlich regelmäßig ans Telefon gezwungen wurde.

Ruiza rief ihn regelmäßig an und nur, weil er ihn nicht ganz alleine lassen wollte mit der Last, die im Prinzip er seinem Bruder auferlegt hatte, in der Hoffnung ihm wenigstens etwas beistehen zu können.

Egal wie sehr er es eine Zeit lang versucht hatte, er konnte Ruiza daher nicht wütend sein und würde es auch nie. Sein Bruder hatte seine Gründe und Uruha würde seinen Aufgaben nachkommen.

Er hatte sich vorgenommen, seine Eltern nicht zu enttäuschen und wenn das bedeutete, dass er seine eigenen Wünsche etwas zurückstecken musste, dann nahm er das durchaus billigend in Kauf.

Ein Sohn, der seinen Eltern Sorgen bereitete, reichte voll aus und Uruha wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass seine Eltern am Grund des Sees der Verzweiflung ankamen.

Außerdem war es ja nicht so, dass es gar keine Möglichkeit gab, es seinen Eltern und sich selbst recht zu machen.

Zugegeben, es war nicht leicht. Nach Ruizas „Absturz“ waren alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden:

Wenn er Besuch hatte, kam seine Mutter alle fünf Minuten vorbei, um zu überprüfen, was er machte, er durfte keine Röcke tragen, im Grunde gar keine Kleidung, die zu weiblich aussah, er hatte natürlich auch strengstes Modelverbot, obwohl er daran eh nicht interessiert war und Schule hatte oberste Priorität.

Eigentlich hätte er sich keine Sorgen darum machen müssen, ob er das letzte Gebot erfüllen konnte, denn selbst bevor die Regeln verschärft worden waren, hatte er immer die Bestnoten, in allem was er anfing, geerntet, doch wenn Uruha nur daran dachte, dass er vielleicht weniger als 15 Punkte in einem Test bekommen könnte, schnürte sich in ihm alles zu.

Es war seine Horrorvision, dass er an dem, was ihm am leichtesten fiel, scheitern konnte, weil er sich hatte hängen lassen.

Für alles andere hatte er einen Plan ausgearbeitet. Er ging aus dem Haus, bevor seine Eltern wach waren, so dass sie nicht sahen, wie er gekleidet war, nämlich nach ihren Regeln viel zu weiblich, und er kam meistens zurück, wenn seine Mutter Mittagsschlaf hielt und seine Vater noch arbeitete. Sie bekamen ihn nie in seiner Schulkleidung zu sehen und die Hausmädchen verrieten ihn nicht, halfen ihm teilweise auch, wieder unbemerkt zurück ins Haus zu gelangen.

Er arbeitete in dem Café, damit er auch mal nachmittags ihrer Beobachtung entrinnen konnte, denn sonst wäre er schon längst völlig wahnsinnig geworden. Wenn Sakito oder Aki zu Besuch kamen, waren sie angewiesen sich so männlich wie nur möglich zu kleiden.

Natürlich konnte er nicht von ihnen verlangen, etwas an ihren Frisuren zu ändern und auch seine Frisur war einer der Dinge, über die er sich regelmäßig mit seinem Vater stritt, besonders seitdem er sich seine Haare hatte bleichen lassen und er nun dunkelblond war.

Der einizige Schandfleck in seinem Ablauf war nun ein kleiner Schwarzhaariger, der sich natürlich nicht an die Kleiderregel hielt und viele Blicke auf sich zog, wenn er zu seinen Nachhilfestunden zu Uruha kam.

Er hatte zwar schon einmal Nachhilfe gegeben, aber er wusste, dass seine Mutter wusste, dass er normalerweise keine Nachhilfe gab. Sie schien auch schon misstrauisch geworden zu sein, denn sie schlich sich ungewohnt leise an, wenn sie in ihrem gewohnten Fünf-Minuten-Rhythmus vorbeisah. Wahrscheinlich mit der Absicht, ihnen so keine Chance zu geben, irgendwas vor ihr zu verheimlichen.

Uruha seufzte leise und holte seine Schulsachen hervor. Warum waren alle so überzeugt davon, dass Kyo und er etwas miteinander haben könnten? Das war total hirnrissig. Er hatte eigentlich gehofft, dass man ihm einen besseren Geschmack zutrauen würde.

Nachdenklich schlug er das Buch auf und starrte auf seine Hausaufgaben. Shou.

War Shou denn so viel besser aussehend als Kyo?

Nein, er sollte sich nun wirklich auf Mathe konzentrieren. Wenn er nicht so abwesend wäre, dann hätte er mindestens die Hälfte der Aufgabe schon gelöst.

Er schrieb die Aufgabenstellung ab, setzte das Datum an den Rand des Blattes und fing an zu rechnen.

Eigentlich nicht. Wenn er ehrlich war, dann würde er sagen müssen, dass er Kyo besser aussehend fand als Shou – Rechnen!

Wenn das so weiterging, dann brauchte er noch einen Taschenrechner... aber warum war er nochmal mit Shou zusammengewesen? Sogar eine gewisse Zeit lang, selbst wenn sie es niemals irgendwem gesagt hatten. Uruha hatte darauf bestanden und Shou war einverstanden gewesen. Es war halt leichter zu verheimlichen, dass man schwul war, wenn niemand einen Beweis dafür hatte.

Er glaubte zwar nicht, dass sein Vater sich besonders dafür interessierte, was er in der Schule machte, er hatte ja auch nie mitbekommen, dass Uruha gegen die auferlegte Kleiderordnung verstieß, dennoch wollte er bei diesem heiklem Thema, und das war in seiner Familie wirklich heikel, nachdem Ruiza schon schwul war, sicher gehen und hatte daher darauf bestanden, dass Shou und er ihre Beziehung geheim hielten.

Wenn niemand etwas wusste, dann konnte auch nichts durchsickern. Nichtmal Sakito und Aki hatten irgendwas davon mitbekommen.

Na ja, selbst wenn Shou nicht so gut aussah wie Kyo, nach seinem aktuellen Geschmack, hatte das ja noch nicht gleich zu bedeuten, dass er mit ihm gehen wollte. Sein Geschmack hatte sich nunmal verändert. Dass er Shou nicht mehr so anziehend fand, war schließlich auch ganz logisch, sonst wären sie wohl noch ein Paar. Geschmäcker verändern sich nunmal.

Uruha seufzte, schüttelte leicht seinen Kopf, als wolle er seine Gedanken wie eine lästig Fliege verscheuchen. Diesmal schien es auch zu klappen, denn er hatte fortwährend keine Probleme mehr damit sich zu konzentrieren.
 


 

Hausaufgaben. Das war mit denen schon so eine Sache. Entweder man macht sie, oder man macht sie nicht. Er, normalerweise, dachte nicht mal im Traum daran, sie zu machen. Doch nun? Es war doch schließlich auch eine Frage, von wem die Hausaufgaben gestellt wurden. Seine Lehrer wollte er damit nicht glücklich machen, aber wenn die Hausaufgaben von Uruha gestellt wurden? Ja, dann sah das schon ganz anders aus.

Kyo seufzte und schaute auf seine Schulsachen. Ja, verdammt! Wenn Uruha ihm sagte, ‚mach dies’ oder ‚mach das’, dann tat er das meistens auch. Wie gesagt, meistens. Er konnte ja nicht immer tun, was man von ihm verlangte.

Aber der Punkt war, dass er Uruha gern alle Wünsche erfüllte, gerne das tat, was er von ihm wollte.

Wieso? Weiß Gott wieso! Weil er dann vielleicht ein sehr seltenes Lächeln zu sehen bekam, oder weil Uruha dann mal nett zu ihm war, oder einfach, weil er wusste, dass es ihn freute. Irgendwo tief in ihm drin, hinter der Fassade, da freute es ihn und deswegen, würde er ihm jeden Wunsch erfüllen. Ganz einfach.

Da war ja auch nichts schlimmes dran, oder? Andere Leute glücklich machen, war eigentlich sogar toll! Jawohl, sehr ehrenwert ist sowas! Und selbstlos obendrein auch noch! Friedens-Nobelpreis für ihn, einen selbstlosen Menschen, der alles tut um seine Mitmenschen glücklich zu machen.

Na ja, also Uruha, nicht jeden. Es gibt schon so ein paar Leute die er nicht so gerne glücklich sehen wollte. Wie beispielsweise Shou. Aber wem ging der Kerl denn nicht auf den Sack? Das waren gewiss sehr wenig Leute. Streber gehörten nicht unbedingt zu den Beliebten. Und Streber wie Shou, die hinter Uruha her waren, waren bei ihm als erstes unten durch!

Wenn er jemanden unglücklich machen wollte, dann Shou. Das wars dann wohl mit dem Nobelpreis.

Er seufzte und ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken. Boah, er war es ja sowas von nicht gewöhnt Hausaufgaben zu machen.

Aber Uruha... – he, wieso dachte er schon wieder an Uruha? Wann hatte er das letzte Mal an Ruiza gedacht, hm? An den sollte er denken, denn der war wirklich hübsch und klug, liebenswert... na ja. Nicht im direktem Sinne liebenswert. Aber doch, er fand ihn schon irgendwie liebenswert.

Jedenfalls war er es wert, dass er ihn liebte! Und damit basta! Er war ein wunderbarer Mensch und er liebte ihn schon seit Jahren.

Die beiden waren überhaupt sehr unterschiedlich. Uruha war streng, unspontan. Und Ruiza... ok...irgendwie auch streng. Sehr spontan vielleicht auch nicht.

Kyo presste die Lippen aufeinander. Sie waren jedenfalls unterschiedlich! Und wieso verglich er sie überhaupt miteinander? Brauchte er ja gar nicht. Sie hatten nichts miteinander zu tun, nicht wahr?

Uruha war ganz süß und sein Nachhilfelehrer. Halt eine Beschäftigung für zwischendurch.

Ruiza war wundervoll und seine große Liebe. Er würde ihn niemals, wirklich nie und nimmer aufgeben.

Außer vielleicht – nein, aus! Das ging nun zu weit.

Wie konnte er überhaupt wagen so etwas zu denken? Früher hätte er das nie gemacht. Das war Kaoru schuld. Ganz klar, wenn er ihm nicht ständig in den Ohren läge, von wegen, er sei in Uruha verliebt, dann würde er an sowas gar nicht erst denken. Er hatte das schon so oft gehört, er glaubte das fast schon selber. Aber das war Manipulation. Das hatte nichts mit seinen wahren Gefühlen zu tun!

Kurzentschlossen nahm Kyo sich das Telefon und wählte eine Nummer ein. Er rechnete nicht damit, dass der Angerufene abnahm, er würde halt eine Nachricht hinterlassen müssen, dass er ihn zurückrufen sollte, denn selbst wenn Ruiza da war, er nahm nicht ab.

„Hey Rui-chan~

Ich bins Kyo. Wie geht’s dir? Ich hab lange nichts mehr von dir gehört, deswegen dachte ich mir, dass ich vielleicht mal anrufe und frage wie es dir geht.“

Ha, jetzt dachte er eindeutig an U...stopp, an Ruiza!

„Jedenfalls, da du nicht da bist: Ruf mich wenigstens zurück, hai? Ich vermiss dich, also tu mir den Gefallen und überwinde deinen Telefonhass. Ich hoffe deine Arbeit läuft gut. Ich hab letztens einen Werbespot mit dir gesehen. Hat mir sehr gut gefallen. Außerdem kann man überall Plakate von dir sehen im Moment.“

Ohja, der Werbespot hatte ihm gefallen. Er hatte ihn sogar aufgenommen und sich wieder und wieder angesehen. Dabei hätte er dann auch fast angefangen zu sabbern. Und die Plakate erst.

„Ich denke das sind gute Zeichen. Gut, dann leg ich mal auf, bevor meine Zeit zu Ende ist. Ruf zurück!“

Das hatte er tatsächlich schonmal geschafft. So viel zu reden, bis es ein zweites Mal gepiepst hatte und seine Zeit vorbei war. Im Nachhinein war ihm das sehr peinlich gewesen, weil wie verzweifelt musste man sein und wie sehr musste man eine Person vermissen, dass man ihr solche ellenlangen Nachrichten auf den Anrufbeantworter hinterließ und dann ein weiteres Mal anrufen musste um den eigentlich Grund des Anrufes noch mal zu nennen, nämlich, dass er zurück rufen sollte?

Kyo hatte sich gerade überlegen wollen, was er nun machen könnte, um sich nicht zu sehr zu langweilen – vielleicht über Ruiza nachdenken, wie schön dieser war, einfach ein wenig schwärmen – als er ein ungewöhnliches Geräusch war nahm.

Ein Klicken der Wohnungstür, jemand trat ein, sprach mit irgendjemanden.

Bitte? Wer nahm sich denn das Recht heraus, bei ihm ... na ja, einzubrechen schien nicht wirklich zu stimmen, schließlich wurde wohl ein Schlüssel benutzt. Aber niemand außer ihm hatte einen Schlüssel.

Außer natürlich....

Kyo stand auf und verließ durch die offene Tür sein Zimmer um zu schauen, wer gekommen war. Bevor er das nicht mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, würde er es nicht glauben können.

Ha, tatsächlich!

Er blinzelte ein paar Mal, um sicher gehen zu können, dass er nicht träumte oder ähnliches. Aber es schien real. Dort in neben der Garderobe im Flur stand sein Vater.

Perplex. Dieses Adjektiv beschrieb so ziemlich ungefähr genau (Zitat von meinem Mathelehrer: „Das Ergebnis ist so ziemlich ungefähr genau...“) Kyos Zustand derweil.

Sein Vater wie er leibt und lebt und das hieß schon was, denn er war sich gar nicht mal mehr so sicher gewesen, dass dieser noch lebte. Aber anscheinend tat er es.

Wann hatte er ihn das letzte Mal gesehen?

Argh...zu anstrengend für ihn, zu versuchen sich an so etwas zu erinnern.

Sein Vater stand dort neben der Garderobe, Mantel, glänzende Schuhe, ordentlich gekämmtes, schwarzes Haar, eine Brille auf der Nase, die er sich regelmäßig den Nasenrücken hoch schob – schien eine Angewohnheit zu sein, aber Kyo fiel es zum ersten Mal auf -, in der linken Hand ein Handy, das er sich ans Ohr hielt – er sollte sich vielleicht mal ein Headset besorgen, dachte Kyo sich -, mit der anderen Hand gestikulierte er wild durch die Gegend und verursachte dabei ein klirrendes Geräusch, da er mit ihr immer noch den Schlüssel festhielt. Kam er nicht mal auf die Idee, wo er doch schon neben der Garderobe stand, sich den Mantel und die Schuhe auszuziehen? Na ja, vielleicht ging er ja sofort wieder – Wunschdenken.

Sein Vater stand dort und .... ja, lebte noch!

Hätte schlimmer kommen können, dachte Kyo sich und wollte wieder in sein Zimmer zurückkehren und diesmal auch die Zimmertür hinter sich schließen, weil jetzt war er ja anscheinend nicht mehr allein zu Hause. Ungewohnt, aber machbar.

Wenn jetzt auch noch seine Mutter auftauchte, dann musste wohl der Weltuntergang vor der Tür stehen und seine Eltern wollten nochmals versuchen auf Familie zu machen.

Er war gerade im Begriff zu gehen, als sein Vater allerdings auflegte. Dies konnte man als das erste Weltwunder betrachten.

Das zweite folgte so gleich: Er sprach ihn an!

Schreck!

„Kyo?“

„hmm...“

„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“

„hmm...“

Kyo drehte sich widerwillig um und schenkte seinen Vater einen völlig desinteressierten Blick, bevor dieser noch auf die Idee kam, irgendwas was er sagte, würde ihn interessieren oder auch nur den geringsten Effekt haben.

Den Blick hatte er, nebenbei gesagt, lange geübt. Jetzt beherrschte er ihn im Schlaf. Wenn man sich Respekt verschaffen wollte, musste man vor allem Blicke beherrschen, besonders wenn man nur 1.60m groß war.

„Ich habe heute ein Gespräch mit einem vielleicht zukünftigen Geschäftspartner.“

„hmm...“

„Dein Wortschatz ist ja unglaublich....bringen die dir in dieser Schule denn gar nichts bei?“

„...“

„Wärst du doch bloß nicht vom Internat geflogen.“

Nun schlich sich doch ein Grinsen über Kyos Züge. Ja, das Internat. Das war noch eine schöne Zeit gewesen. Er hatte Ruiza kennengelernt, sich verliebt, sich mit ihm angefreundet...

„Hörst du mir überhaupt zu? Was ist das überhaupt für ein selbstgefälliges Grinsen? Es wird Zeit, dass du den Ernst des Lebens begreifst, mein Sohn.“

Oho, ‚mein Sohn’. Jetzt wurde es ernst. Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter und höhnisch blickte er seinem Vater entgegen.

„Du musst lernen, was dich erwartet. Das kann dir keine Schule beibringen. Du wirst mich begleiten.“

Ja...sicher doch.

Kyo grinste noch, als er eine verwerfende Handbewegung in Richtung seines Vaters machte und verschwand in sein Zimmer.

Das war doch mal eine lustig Wendung, die der Tag heute genommen hatten.

Anou~, was hatte er nochmal machen wollen?

Ahja, Hausaufgaben!
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Gut, das wars. ^^ Hats euch gefallen? Beschwerden? (ich hoffe doch net!! ò.ó)

Denkt an mein versprechen und habt ihr schon einen Weihnachtsbaum? ^^

2.5

Yoo~

nach dem Special jetzt ein richtiges Kapitel.

Aber hey~ das special war wichtig, also seit mir net böse, dass ich in der story dafür einfach unterbrochen hab. Und es war wichtig für genau dieses Kapitel. Sonst kann man nämlich Kyos Verhalten nicht verstehen...dann hätte ich das umschreiben müssen oder allen erklären müssen was da los ist und da dachte ich: Erst den flashback, dann dieses Kapitel. Wie gesagt, ich hatte das auch so geplant >.<

Aber ich hatte so den eindruck ihr mochtet das special nit T-T na ja, Kyo hat da Blonde haare...ich hab ihn mit schwarzen lieber (das ist einfach eine ästhetische sache, der man keinerlei bedeutung zuschreiben sollte. Ich mag schwarz einfach lieber. Ich will mir jetzt nicht vorwerfen lassen, dass ich Kyo auf sein Aussehen reduziere. Ob blond, schwarz, rot oder grün: Er ist und bleibt ein toller sänger...(mein gott, woher kam die ansage denn jetzt? egal~))...vielleicht seit ihr ja da meiner Meinung xD Deswegen hat er in der Gegenwart in dieser FF die Haare schwarz und in der Vergangenheit hatte er sie mal blond.

Gut, wiedermalne sinnlose vorrede.

Sonst...das kapitel ist immer noch nicht viel länger -.- gomeeen~ aber das nächste wird etwas länger und danach gibt es wieder ein sehr viel längeres kapitel...kein Monsterkapitel, aber eher schon alte ausmaße.

Viel spaß mit dem Kapitel also, bevor ich gar nimmer aufhöre zu labern:
 


 

~~~2.5~~~If two lives crash~~~2.5~~~
 


 

Was ist Liebe? Wenn du die Augen von einer Person nicht mehr abwenden kann, aus Angst, dass sie sich in diesem Moment in Luft auflöst? Schließlich ist sie so schön, dass sie eigentlich nur deiner Fantasie entsprungen sein kann? Wenn du dich über jeden Blick freust, den sie dir schenkt? Selbst wenn diese Blicke abgrundtief böse sind? Wenn du schrecklich eifersüchtig wirst, wenn Ruiza mit einem anderen Model posiert? Wenn du dich, egal wo du bist, nach Uruha umschaust? Wenn du Ruiza versuchts mit aller Macht festzuhalten und daran verzweifelt, wenn du ihn immer mehr verlierst? Wenn du Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha Ruiza Uruha?

Kyo ließ seinen Kopf auf die Tischplatte wandern und ließ einen abgrundtief bedrückten Seufzer von sich hören, mit welchem er Kaoru auf sich aufmerksam machte, der gerade begeistert an seiner neuen Spiegelreflexkamera rumgefummelt hatte.

„Was ist los?“

Keine Antwort. Resignierend legte Kaoru die Kamera beiseite und setzte sich neben Kyo aufs Sofa.

„Hat Ruiza dich noch nicht zurückgerufen?“

„Doch...“

„Und? Was hat er denn so schlimmes erzählt? Hat er einen neuen Freund? Bedrückt dich das so?“

„Nein, mich bedr-...“

Kyo brach den Satz ab, setzte sich auf und fuhr sich verzweifelt durchs Haar.

„Ich meine doch...also...er hat mir irgendwas von einem „Hizumi“ erzählt...“

„Und das ist sein neuer Freund?“

„...nein...noch nicht jedenfalls. Es macht mich nur misstrauisch, dass er sich so sehr für den interessiert. Sein Bruder soll auf unsere Schule gehn, oder so. Er hat mich gebeten, dass ich was über ihn herausfinde.“

Kyo knabberte auf seiner Unterlippe und starrte betrübt vor sich hin. Es war nicht typisch für Ruiza, dass er sich für Leute interessierte, die ihm keinen Vorteil brachten. Kyo wusste, dass er eine Ausnahme war. Aber wieso interessierte sich Ruiza so sehr für diesen Typ?

Und – und das ist noch viel wichtiger – warum interessierte er sich dann nicht für Kyo selber? Kyo brachte ihm auch keinen Vorteil und Ruiza kannte und mochte ihn. Warum also nicht? Sie waren schließlich wie füreinander geschaffen! Wie konnte Ruiza das nur übersehen? War er denn so blind?

„So und jetzt erzählst du mir, was für ein Problem du mit Uruha hast. Ruiza haben wir abgehakt, jetzt sag mir, was dich mit Uruha bedrückt. Es ist besser, wenn man drüber redet.“

„Was soll mich schon mit dem bedrücken? Ich ha-“

Das Klingeln des Telefons unterbrach Kyo und Kaoru stand auf um abzunehmen.

„Wir reden gleich weiter...“

Kaoru nahm ab und sagte freundlich ein „Moshimoshi“ ins Telefon, während Kyo die Augen verdrehte und die Arme verschränkte.

Erneut klingelte es, doch diesmal an der Tür und Kaoru machte Kyo mit eigenartigen Zeichen klar, dass er beschäftigt war und Kyo öffnen sollte.

Also erhob der Kleinere sich grummelnd, warf Kaoru noch einen bösen Blick zu und stapfte zur Tür.

„Wer hätte gedacht, dass soviele Leute was von dir wollen...“

Kyo öffnete die Tür und betrachtete die draußen stehende Person argwöhnisch. Kannte er nicht. Na was solls, da würde Kao sich schon drum kümmern.

Kyo sah es nicht als notwendig an, den Kerl zu begrüßen, sondern stierte ihn nur finster an. Er war heute nunmal schlecht gelaunt und damit Basta!

„Ka…“

Kyo zog eine Augenbraue hoch. Oh, da startete wohl gerade jemand seine ersten Sprechversuche. Jedenfalls sah der Fremde hochkonzentriert aus, so wie er gerade auf sein Blatt glotzte. Stand da drauf was er sagen sollte?

„Ähm…Ich heiße Hizumi. Mein kleiner Bruder geht mit dir zur Schule und er meint, du würdest dich für Fotografie interessieren?“ sagte der Fremde letztendlich, sah Kyo erwartungsvoll an und kaum eine halbe Sekunde später, hatte dieser die Tür auch schon mit aller Kraft wieder zugeknallt.

Hizumi, hatte der Kerl gesagt, hieß er? Das allein reichte ja schon! Er hasste jeden Menschen auf dieser Erde, der Hizumi hieß! Wütend wollte er zurück ins Wohnzimmer stampfen, doch leider kam ihm Kaoru entgegen, der sein Telefonat offenbar beendet hatte.

„Wer war an der Tür?“

„Niemand...“

„Niemand kann klingeln?“

„Ja!“

„Kyo....“

Kaoru schüttelte leicht den Kopf, und ging zur Tür, um sie wieder zu öffnen.

„Wag es ja nicht diese Tür zu öffnen!“ fuhr Kyo ihn auch schon an.

„Bitte? Das ist ja wohl jemand für mich oder meine Eltern gewesen, also werde ich diese Tür öffnen, ob es dir passt oder nicht!“

Mit diesen Worten riss Kaoru die Tür auf und ein etwas verblüffter Hizumi sah sie beide an.

„Entschuldige bitte, dass er die Tür einfach so vor deiner Nase zugeschlagen hat.“ Sagte Kaoru zu dem Fremden und sah Kyo einmal kurz böse an, welcher nur den Blick abwendete und die Nase rümpfte.

„Ich bin Kaoru. Du wolltest zu mir?“ Fragte der Pinkhaarige weiter nach und musterte Hizumi, welcher nun wieder auf seinen Zettel starrte und etwas verzweifelt zugab, dass er es nicht genau wusste, da er die Schrift seines Bruders nicht lesen konnte.

Schmunzelnd nahm Kaoru ihm den Zettel ab.

„Hmm…kann gut sein, dass das mein Name sein soll. Die Adresse stimmt jedenfalls. Und ich nehme nicht an, dass du zu meinen Eltern willst oder?“

Kyo hörte kaum noch zu. Er war schwer damit beschäftigt, wütend auf Hizumi zu sein und umso mehr er hörte, desto berechtigter wurde seine Wut auch noch. Besser also nicht zuhören, oder etwa doch?

Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass der Kerl Hizumi hieß, also wie dieser Hizumi, NEIN, er war auch noch dieser Hizumi. Genau der! Das Gespräch war der Beweis. Aber es ging noch schlimmer. Kyo bekam nicht nur Konkurrenz, sondern auch noch eine Konkurrenz, die sich mit seinem besten Freund verbündete. Das ging zu weit!

Das bedeutete Krieg!

„Kyo~, komm schon. Das ist eine riesen Chance für mich.“

„...“

„Wieso kannst du das nicht einsehen?“

„...“

„Na los, rede mit mir!“

„...“

„Ey~ seit dem Besuch gestern, hast du kein Wort mehr mit mir geredet.“

„...“

„Du kannst mich nicht ewig ignorieren.“

Doch, das konnte Kyo und er hatte sich das auch fest vorgenommen. Denn schließlich hatte Kaoru sich mit dem Teufel verbündet. Er half Hizumi dabei, Ruiza zu verführen und erwartete jetzt noch allen Ernstes, dass sie befreundet bleiben konnten? Pah! Und was war das schon für eine Chance? Hizumi studierte ja noch. Wenn Kaoru diese Fotos machte, wurde er vielleicht erwähnt, aber wen interessierte es schon, wer die Fotos für diesen mittellosen Studenten gemacht hatte?

„Ich weiß schon, dass Ruiza deine große Liebe ist, aber der Kerl ist doch nicht mal hinter ihm her. Er hat ihn doch bloß für einen Job engagiert.“

Nicht hinter ihm her? Kaoru war ja wohl die Naivität in Person. Die Verkörperung der Ahnungslosigkeit. NIEMAND war nicht hinter Ruiza her. Wenn jemand die Chance hatte, mit Ruiza zu flirten, würde er das auch tun und Satan hatte momentan diese Chance und er würde sie bestimmt nutzen. Das merkte man ja schon daran, wie er von dem Engel gesprochen hatte. Wie von einem Engel halt. Und wie er dabei ausgesehen hatte. So verträumt. Es war zum Kotzen!

„Ich werde ihn in Stücke zerreißen. Ich weiß zu verhindern, dass er sich Ruiza schnappt, ihr werdet schon sehen!“ Fluchte Kyo plötzlich los und starrte in weite Ferne, hatte seine Worte wohl an ein imaginäres Publikum gerichtet.

„Nocheinmal lass ich ihn mir nicht wegnehmen. Nein! Jetzt bin ich an der Reihe un-...“

Kaoru der neben Kyo gesessen und versucht hatte, irgendwie Kontakt mit diesem aufzunehmen, folgte nun Kyos entsetztem Blick und blieb an Uruha hängen, der doch tatsächlich unten auf dem Pausenhof stand und damit nicht nur Kyo so zu ihm starren ließ, sondern die Blicke der wohl ganzen Schülerschaft auf sich zog.

Doch Kyos Stocken wurde nicht nur allein durch Uruhas Anwesenheit ausgelöst, obwohl in diesem Fall seine Reaktion auch nicht viel anders gewesen wäre, sondern entstand vor allen Dingen dadurch, dass Uruha nicht alleine war.

Uruha und Shou standen einträchtig zusammen und redeten leise miteinander.

Kyos Gesichtszüge entgleisten, als er dies beobachtete und ohne es zu bemerken hatte er sich aus seiner verkrampften Position gelöst, die er vorher noch inne hatte, um wirkungsvoll über Hizumi zu schimpfen, und stand nun fassungslos auf dem Schulhof und starrte das Paar an.

Gedanken huschten durch seinen Kopf und plötzlich waren Ruiza und Hizumi verschwunden, hatten sich geradezu in Luft aufgelöst.

Viel mehr beschäftigte ihn nun dieser Anblick. Waren die beiden ein Paar? Wieder? Er war schon längst zu dem Schluss gekommen, dass irgendwas mal zwischen den beiden gewesen sein musste, denn Shou regte sich so über den Ring auf, der auch in diesem Moment an Kyos Finger steckte und eigentlich zu Uruha gehörte. Aber er hatte damit gerechnet, dass es der Vergangenheit angehörte. Allerdings sah es gerade nicht so vergangen aus.

Und wie Uruha lächelte. Genau in diesem Moment hatte sich ein sanftes Lächeln über Uruhas Gesicht geschlichen. Wie hatte Kyo sich immer gefreut, wenn er ein Lächeln aus Uruha heraus gelockt hatte. Das war schließlich gar nicht so leicht. Uruha hatte sich sehr unter Kontrolle und wenn er nicht lächeln wollte, dann wollte er nunmal nicht.

Und Kyo hatte sich für etwas Besonderes gehalten, weil er bei ihm gelächelte hatte.

Der Schwarzhaarige senkte den Kopf und schüttelte ihn leicht traurig. Uruha lächelte nicht nur für ihn, er lächelte auch für Shou.

Ungeduldig durchsuchte Kyo seine Taschen und zog schließlich seine Kippen hervor, steckte sich eine zwischen die Lippen und feuerte sie an.

„Wenn ich das mal so sagen darf... vielleicht ist Erpressung nicht der richtige Weg.“

Kaoru bekam wieder keine Antwort, doch Kyo starrte nachdenklich vor sich und ließ sich tatsächlich Kaorus Worte durch den Kopf gehen.

Dann, fast schon automatisch, setzte der Kleinere sich in Bewegung, als es klingelte, ließ sogar seine Kippe auf dem Weg zum Schulhaus fallen.

Nun völlig davon überzeugt, dass Kyo gerade seinen Verstand verlor, beobachtete dessen bester Freund, wie Kyo gegen seine wichtigsten Prinzipien verstoß: Betrete nie pünktlich das Schulgebäude und verschwende nie deine wertvollen Zigaretten. Ahja, und sag niemals nie.

Doch Kyo schien das weniger zu interessieren, genausowenig wie er überhaupt wahrgenommen hatte, dass er es getan hatte. Das Klingeln war nicht der Auslöser für seine Rückkehr zu den Klassen gewesen, sondern dass Uruha sich aufgrund des Klingelns wieder zu seiner Klasse begab. Kyo war ihm einfach wie hypnotisiert gefolgt, hatte seine Kippe völlig teilnahmslos fallen lassen und konzentrierte sich momentan einzig allein auf die fixe Idee, die sich in seinem Kopf vor knapp einer halben Minute ausgebreitet hatte.

Ob das eine gute Idee war? Darüber hatte er noch nicht nachgedacht und das würde sich wohl noch herausstellen.

Aus den Augenwinkeln bekam Kyo am Rande seiner Apathie mit, wie Shou, der wohl verstanden hatte, wem Kyo folgte, ihn aufhalten wollte. Doch zwei groß gewachsene Jungen platzen wie aus dem Nichts dazwischen und plapperten auf Shou in einer ungeheuren Geschwindigkeit ein, die nicht nur Shou verwirrt hätte.

Kyo selbst hörte nur etwas von „Wundercreme“ und „unglaubliche Wirkung“, aber das aufmunternde Grinsen des einen Kerls bekam er nicht mehr mit. Er dachte momentan an wichtigere Dinge.

Nämlich an Uruha, welchem er bis in den Flur des Klassenzimmers folgte. Dort stand er dann abwartend, vielleicht auch zögernd. Man konnte nicht behaupten, dass Kyo in dem Moment viel dachte, über die Willkürlichkeit seiner Handlung lässt sich also streiten.

Nach und nach verschwanden alle Schüler in ihre Klassen, ebenso wie Uruhas Klasse. Aki und Sakito waren schon nicht mehr zu sehen.

Nur der große Blonde stand noch im Flur, vertieft in irgendwelche Aufzeichnungen. Langsam näherte Kyo sich ihm und schmunzelte über den wohlbekannten Anblick.

„Jedes zweite Mal, wenn ich dich sehe, bist du am lernen.“

Überrascht sah Uruha auf und runzelte die Stirn. Er hatte Kyo hier nicht erwartet und eigentlich war er extra draußen geblieben, um sich noch einmal ganz in Ruhe den Stoff ansehen zu können. Besonders jetzt. Folglich war es ein denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Besuch von Kyo.

Bevor Uruha irgendwas erwidern konnte, hatte Kyo sich zu des Größeren Verwunderung schon seine Hand geschnappt, sah dem anderen allerdings nicht in die Augen.

„Ich...“

Er besah sich die blasse Hand mit den schlanken Fingern in seiner eigenen. Er trug keinen Ring, aber wahrscheinlich würde sich das bald ändern.

„...wollte dir was zurückgeben.“ Beendete Kyo seinen Satz, legte den Ring in Uruhas Hand und schloss diese darum.

Er sah auf und setzte wieder zum Reden an, hielt allerdings inne, als ihm klar wurde, wie nah er dem Jüngeren gerade war.

Kyos Atem stockte und anstatt weiter zu reden, glitt sein Blick einfach nur über das Antlitz seines Gegenübers. Er hatte nicht gewusst, dass Uruha so verdammt niedlich aussah, wenn er verwirrt war. Wie hätte er das auch wissen können, schließlich war Uruha niemals verwirrt. Obwohl „niemals“ nicht ganz stimmte, denn genau in diesem Moment war Uruha verwirrt.

Der Größere hatte immer noch die Stirn etwas gerunzelt, einen Blick aufgesetzt der halb fragend und halb ungläubig war und seine vollen Lippen waren leicht geöffnet.

Geradezu eine Einladung.

Und die nahm Kyo dankend an. Sein einstiges Vorhaben hatte er schnell über Bord geworfen und mindestens so schnell hatte er den Abstand zwischen sich und Uruha überbrückt, eine Hand in den Nacken des Anderen gelegt und ihn stürmisch in einen Kuss gezogen.

Noch bevor er selbst ganz mitbekommen hatte, was er gerade tat, hatte Uruha es geschafft irgendwie zu reagieren und mit einem lauten Klatschen wurde die plötzliche Nähe beendet.

Kyo blinzelte verwirrt und seine Hand fand ihren Weg zu seiner brennenden Wange, während Uruha ihm fast noch verwirrter gegenüber stand, die Hand immernoch erhoben.

Er hatte ihn geküsst. Ohne Erlaubnis, hatte sich wieder einen Kuss gestohlen. Schuldbewusst ließ Kyo die Hand sinken, hörte auf sich seine Wange zu reiben. Den Schmerz hatte er gerade wohl verdient. Auch Uruha ließ seine Hand sinken und starrte Kyo weiterhin an, ließ immernoch keinen Ton von sich hören.

„Eigentlich...wollte ich niemals mehr jemanden einen Kuss stehlen. Und bei dir..“

Kyo grinste leicht schief.

„..vergess ich dieses Vorhaben einfach so. Es tut mir Leid. Ich hätte das nicht machen sollen .. dürfen. Tut mir Leid. Aber du standest so vor mir und ich hatte das Gefühl, irgendwie, dass sich etwas zwischen uns geändert hat, verstehst du? Du hast mich zum ersten Mal mit so einem Blick angesehen. Ich meine, sonst bist du immer eher wütend oder so auf mich. Das war gerade anders und ich habe dir den Ring gegeben...also wir waren nicht mehr zusammen, weil du es musstest...ich..“

Ja, er redete Unsinn, einfach das, was er gerade dachte und sprach damit zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder aus, was er empfand. Er hätte wohl ewig so weitersprechen können, denn nach all der Zeit, hatte sich viel angesammelt. Viel mehr als dieser eine kurze Abriss, welchen er nun wirklich schon über die Lippen gebracht hatte.

Allerdings kam Kyo nicht viel weiter, denn Uruha machte wohl gerade einen Sinneswandel durch. Jedenfalls hatte der Blonde sich kurzentschlossen wieder zu Kyo runtergebeugt und den Kleineren in einen Kuss verwickelt.

Anfangs etwas überrascht, hatte Kyo bald aber überhaupt keine Skrupel darauf einzugehen. Das war schließlich das, was er wollte. Uruha küsste ihn aus freien Stücken. Oder etwa doch nicht?

Bevor Kyo sich richtig in den Kuss vertiefen konnten, wurde er unterbrochen. Und wieder stand Uruha Kyo mit erhobener Hand gegenüber, welcher nun vollends verwirrt den Jüngeren anstarrte.

Gut, dass erste Mal hatte er die Ohrfeige verstehen können, aber nun? Was hätte er denn tun sollen, damit er keine bekommen hätte? Uruha von sich wegschubsen? Das konnte er vergessen. Wer würde den schon wegschubsen, wenn er einen küsste? Von sich aus!

Warum zum Teufel schlug er ihn? Das interessierte Kyo jetzt aber wirklich. Er hätte eigentlich Uruha schlagen müssen und nicht andersrum. So war das! Jawohl!

Er wollte schon den Mund öffnen um zu protestieren, da hatte Uruha zum ersten Mal wieder geblinzelt, schien sich zu fangen, runzelte die Stirn, ließ die Hand sinken, schien einen Moment lang zu überlegen, drehte sich dann um und verschwand in sein Klassenzimmer.

Kyo hingegen sperrte Mund und Augen auf, empört über solch eine Unverfrorenheit und war schon drauf und dran dem Anderen zu folgen, wenn nicht genau in diesem Moment eine gestresste Lehrerin an ihm vorbei in die Klasse gerauscht wäre und, nachdem sie Kyo einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, die Tür hinter sich vor seiner Nase zuschlug.

Nettes Kollegium, musste man schon sagen.

Der kleine Schwarzhaarige stand fassungslos vor der Tür, legte sich eine Hand auf die Lippen und, als sich die brennende Wange wieder meldetete, die andere Hand auf eben diese.

Obwohl es dringend nötig war, hatte er nicht besonders viel Zeit zu verstehen, was er gerade erlebt hatte. Zunächst war er dazu auch gar nicht im Stande. Kyos Kopf war wie leergefegt. Es schienen fast automatische Reaktionen auf Uruha zu sein:

1. Er küsst Uruha: Kopf leer

2. Ohrfeige No.1: Kopf zu voll

3. Uruha küsst ihn: Kopf leer

4. Ohrfeige No.2: Kopf zu voll

5. Uruha lässt ihn stehen: Kopf schon wieder leer
 

So’n Mittelding wäre nicht schlecht. Na ja, jedenfalls starrte Kyo noch auf die Tür und fing gerade erst wieder an zu denken, als ein wohlbekannter pinkhaariger, im Vergleich zu ihm, Riese wieder wie aus dem Nichts auftauchte. Mit diesem plötzlichen Auftauchen hatte Kaoru es bis zur Perfektion gebracht.

„Hast du mir nicht irgendwann mal gesagt, dass Ruizas Bruder auf diese Schule geht?“

Ruiza?

Ein Schauer überfiel Kyo. Stimmt ja, Ruiza. Er ließ den Kopf hängen und seufzte schwer. Wieso musste ihn Kaoru ausgerechnet jetzt an Ruiza erinnern? War es nicht schon verwirrend genug? Womit hatte er das verdient?

Wie konnte man nur so tief sinken..vom Friedensnobelpreis bis zur seelischen Totalverwirrung.

„Ja...kann sein. Wieso?“

„Ich weiß jetzt, wer es ist...du wirst es nicht hören wollen.“

„Sag schon...“

Tiefer konnte er doch eh nicht mehr sinken...

„Uruha.“

Irren ist doch menschlich, nicht wahr?

Es geht noch tiefer. Das Meer der Verzweiflung besitzt ungeahnte Tiefen.

Kyo schnappte nach Luft und sah Kaoru ungläubig an.

„Bevor du sagst „Halt den Rand, Pinky, wie kommst du auf so nen Scheiß?!“ erklär ichs dir.“

Kyo tappte ertappt von einem Fuß auf dem anderen (oho, ein Wortspiel) und schloss seinen Mund wieder.

„Ich wusste schon immer, dass Uruhas großer Bruder Model ist. Das weiß eigentlich jeder auf der Schule. Aber da ich und Uruha niemals Kontakt haben werden, weil ich in seinen Augen gewiss nicht mal existiere, hat mich das nicht so dermaßen interessiert und ich wusste nicht, wie sein Bruder heißt. Aber ich weiß, dank Hizumi, jetzt wie Ruiza mit Nachnamen heißt und der Nachname dort gerade auf Uruhas Heft...nun ja, passt.“

„Das könnte ein Zufall sein und die beiden haben nichts miteinander zu tun.“ Krächzte Kyo und setzte sich in Bewegung.

Kaoru, der neben ihm lief, zuckte die Schultern.

„Klar, ist möglich. Aber wenn du bei Uruha im Nachhilfeunterricht aufgepasst hast, dann kannst du dir jetzt die Wahrscheinlichkeit ausrechnen.“

Ziemlich verspätet kamen Kaoru und Kyo in ihrer Klasse an, marschierten durch eine Reihe rechnender Turnbeutelvergesser und ließen sich auf ihre Plätze nieder.

Sogleich mutierte Kaoru und passte sich an die anderen an, während Kyo vor sich her starrte.

Uruha war also Ruizas Bruder.

Kaoru hatte Recht, der Nachname war jetzt nicht gerade Schmitz oder so, von denen es tausende gab und wieviele Mitschüler hier hatten schon einen großen Bruder der modelte?

Er seufzte. Uruha war also Ruizas Bruder. (*Anmerkung hierzu nach dem Kapitel)

Er wiederholte diese Worte immer wieder im Kopf und versuchte sie dort zu verankern. Veränderte das etwas? Langsam hatte er wenigstens den Inhalt verstanden.

Die beiden waren miteinander verwandt. Er war verliebt in zwei Brüder.

Nein.

Kyo blinzelte und stützte seinen Kopf in seine Hand.

Er war in Ruiza verliebt. Nicht wahr?

Und was war dann mit Uruha?

Die Antwort war einfacher als er gedacht hatte. Er liebte tatsächlich nur Ruiza.

Uruha war sein Ruiza gewesen. Das, was er so an Uruha liebte, war, dass er ihn an Ruiza erinnerte. Er liebte Uruha überhaupt nicht, sondern nur Ruiza. Er hatte Ruiza in Uruha gesehen. Er hatte sie ja auch immer miteinander verglichen. Natürlich, weil sie sich einfach ähnlich waren, nicht wahr?

Beide hatte unglaubliche Ticks und eine unbeschreibliche Wirkung auf ihre Umwelt. Sie waren beide unbeschreiblich.

Nein, noch besser, Ruiza war unbeschreiblich und Uruha, als seine kleinere Version, halt auch. Das hatte Kyo so fasziniert. Nicht mehr und nicht weniger.

Kyo seufzte laut auf und zog somit die Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich, der daraufhin noch einen letzten verzweifelten Versuch startete Kyo nach dem Ergebnis der Rechnung an der Tafel zu fragen.

Kyo, ganz in Gedanken, sah auf, scannte kurz die Tafel ab und antwortete teilnahmslos.

Mit offenen Münder starrte die ganze Klasse, eingenommen Kaoru, Kyo an und ihr Lehrer stand kurz vor einem Kreislaufkollaps.

Er hatte geantwortet und zu allem Überfluss war es auch noch richtig.

Damit hatte niemand gerechnet, vor allem Kyo nicht. Doch dieser hatte es eigentlich auch gar nicht mitbekommen. Der saß immer noch still auf seinem Platz und starrte in seine Gedanken versunken vor sich hin.

Er hatte um die tausend solcher Aufgabe gelöst im Nachhilfeunterricht, die Antwort war ihm einfach automatisch rausgerutscht. Wenn das nicht eine 1+ mündlich war.

Er liebte Ruiza.

Hatte Kaoru ihm endlich die Lösung zu allem geliefert? War das die Antwort?

Wusste er nun Bescheid, was Liebe ist?

Was ist Liebe?
 


 

~~~tbc~~~
 


 

*Anmerkung: Jaaa~ ich weiß, in Japan spricht man die Leute gewöhnlich mit dem Nachnamen an und so ist dieser Storyverlauf total unlogisch, aber bei mir sprechen sie nunmal einfach alle mit den Vornamen an...is so ^^ selbst wenns unlogisch ist. Abgesehen davon gehört meine FF ja nicht unbedingt zu den logischsten. Ich hab schließlich ein lebendes Orakel, eine hyperaktive Mutter, die es schafft in ihrem Haus im ersten Stock einen Teich einzulassen und einen Flugbegleiter mit Höhen- bzw. Flugangst (besorgniserregend, dass die irgendwie alle zu Hizumis Familie gehören...der arme >.<)...also ist die nicht vorhandene Logik im Bezug auf die Nachnamen wohl das geringste Übel.
 

Noch ne Anmerkung: Ich hatte das Kapitel verbessert und bla~, da hab ich es gelöscht! Schock schwere not...also eigentlich wollte ich ein anderes Kapitel ersetzen und hab aus versehen das hier durch die unverbesserte Version ersetzt. -.- Ich war schockiert. Ich hab es nochmal kurz durchgeschaut, einiges erneut verbessert. Aber es war auch Textzeilen drin, die ich nachträglich eingefügt hatte und die sind jetzt futsch. Eine hab ich neu formuliert...aber sonst, tja, muss so gehn, BASTA. Ich kann mich beim besten Willen nimmer an alle erinnern. *gedächtnis wie ein sieb hat*
 

Ich werde versuchen nicht mehr mit so einem Lapsus meine Kapitel zu löschen ^^°

naja, passt schon~
 

Kommis? ^^

Habt ihr schon nen Weihnachtsbaum?

2.6

Neues Kapitel, neues Glück.

Nachdem ne Freundin dieses Kapitel las, rief sie immer wieder: Kyo soll leiden!!

xD Tja~ ihr wisst was ihr zu erwarten habt~
 


 

~~~2.6~~~If two lives crash~~~2.6~~~
 


 

Er wusste, wie so etwas passieren konnte. Er konnte sich das ganz einfach erklären. Es hatte alles seinen logischen Ursprung und doch konnte er es sich nicht vergeben. Es war nunmal eine Tragödie. Wie er es auch drehte und wendete.

Uruha hatte in seinem Leben noch nie eine schlechtere Note als eine 1+ geschrieben. Alles unter 15 Punkte hatte noch nie ein Lehrer unter seine Arbeiten geschrieben. Doch diese makellose, weiße Weste hatte nun einen Fleck. Einen Brandfleck.

14 Punkte.

Er konnte es nicht fassen. Wieso? Wieso musste ausgerechnet ihm das passieren? Und dann auch noch so ein dummer Fehler. Er hatte nur vergessen dieses eine Fachwort zu benutzen. „Synkretismus“. Er hatte es erklärt und hatte einfach vergessen den Namen zu schreiben. Er kannte den Begriff. Er hatte diesen Begriff schon mit sechs Jahren benutzt, als seine Mitschüler noch nicht mal das kleine Einmaleins konnten, welches er übrigens schon im Kindergarten im Schlaf hatte runterbeten können.

Uruha starrte kopfschüttelnd auf seine Religionsarbeit. Und dann auch noch Religion, ging ihm durch den Kopf und er seufzte. Wenn es denn wenigstens Mathe oder so gewesen wäre. Jeder verrechnete sich mal. Aber Religion! Die Hälfte der Klasse schaffte es in Religion ohne große Anstrengung auf mindestens 13 Punkte, wenn nicht sogar 14.

Er war es gewohnt, dass die einzigen roten Bemerkungen an seinen Arbeiteten etwa so lauteten: Super! Perfekt! Fabelhaft! Unübertroffen!

Oder sogar mal: „Interessant, da wäre ich nie drauf gekommen“

Jedenfalls so in der Art. Aber das hier war anders. Am ganzen Rand standen eben jene Bemerkungen, doch dann: „- Fachwort: Synkretismus“.

Unten unter der Arbeit, die ja bis auf diese Stelle tadellos, geradezu ein Geniestreich, war, hatte die Lehrerin einen langen Erklärungstext geschrieben, wieso sie Uruha keine 15 geben konnte, trotz dieser besten Arbeit der Klasse. Er hatte den Erwartungshorizont zwar in vielerlei Hinsicht weit übertroffen, doch fehlte ihm nunmal an einer Stelle die Quintessenz. Fachbegriffe gaben Punkte. Wer sie nicht nannte und nur erklärte bekam halt nur die Hälfte der Punktzahl an dieser Stelle und das wirkte sich auf die Note aus.

Die Lehrerin schien sich sehr schuldig zu fühlen, doch es war leicht verständlich wieso sie das machte. Uruhas Arbeit an anderen Stellen war zwar außergewöhnlich gut, doch die Aufgabenstellung war nur dann sehr gut erfüllt, wenn er dieses Wort nannte, denn es gehörte zur wichtigen Basis der Arbeit. Das, was jeder hätte schreiben sollen. Und eben das hatte Uruha vergessen.

Es klingelte zur Pause und Uruha erhob sich und schlenderte nach vorne zur Lehrerin, die ihn zu sich gerufen hatte.

„Uruha, möchtest du vielleicht nachschreiben? Hast du irgendwelche Probleme? Zu Hause, hier in der Schule? Warst du krank an dem Tag?“

Uruha hörte nicht wirklich zu. Er hielt die Arbeit immernoch in der Hand. Selbst mit Fieber hatte er schon 15 Punkte geschrieben. Er schüttelte den Kopf. Er wollte nicht nachschreiben. Er würde diese 14 Punkte als eine Lehre aufnehmen.

„Legi intellexi condemnavi."

Er zwang sich zu einem Lächeln und verließ dann das Klassenzimmer. Schnurstracks, mit starrem Blick, lief er an Aki und Sakito vorbei. Er hatte einen etwas überheblichen, selbstbewussten Gesichtsausdruck aufgesetzt und bahnte sich seinen Weg, versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Als er die Toilette betrat, flüchteten sogleich ein paar Schüler respektvoll nach draußen und sagten wohl auch gleich allen außerhalb der Toilette Bescheid, dass sie nicht reingehen sollten, denn niemand kam mehr rein und das obwohl in den Pausen die Toiletten meist sehr voll waren.

So aber befand Uruha sich alleine in dem kühlen Raum, wo er sich schnell in eine Kabine einschloss und sich auf den Klodeckel hockte.

Die Beine an den Körper gezogen verharrte er kauernd in dieser Position und versuchte gar nicht mehr die Tränen aufzuhalten.

Die Arbeit flog neben dem Klo auf den Boden, weil sich sein verkrampfter Griff um das Papier gelöst hatte und sich seine Hände nun stattdessen in die Jeans krallten.

„Ruha?“

Der Angesprochene wischte sich wirsch über die Wangen, langte mit einer Hand nach vorne und schloss die Tür auf.

Saki stieß vorsichtig gegen die Kabinentür, so dass sie zur Seite schwang und ihm den Blick auf eine armseelige Gestalt ermöglichte. Sakito hockte sich auch gleich mit besorgtem Gesichtsausdruck vor Uruha und wollte ansetzen, um etwas zu sagen, doch Aki, hinter ihm stehend, kam ihm zuvor:

„Ruha...jeder weiß, dass du es nicht gewöhnt bist, aber denk doch mal, wieviele Schüler niemals 14 Punkte erreichen und du weinst, weil es nicht 15 sind...“

Aki wollte noch weiter sprechen, doch er verstummte, als Sakito ihm einen bösen Blick von unten her zuwarf.

So überließ Aki Sakito lieber das Sprechen, da Uruha sowieso nicht die gewünschte Reaktion gezeigt hatte und bloß wieder angefangen hatte zu weinen.

Sakito strich dem Blonden sanft über die Knie und sprach dann leise zu ihm:

„Wir wissen ja, wieso du so traurig über die 14 bist...“

Und er warf Aki einen bedeutsamen Blick zu.

„..aber jetzt stürz dich nicht aufs Lernen. Momentan passieren viele Dinge, auf die du nunmal keinen Einfluss hast, die dich auch ablenken. Dass du dich ablenken lässt, ist, zugegeben, ungewohnt, doch ganz normal. Du warst in der Arbeit einen kurzen Moment abgelenkt und hast ein einziges Wort vergessen. Es war bloß Pech, dass es unbedingt ein Fachbegriff sein musste. Aber du musst nicht noch mehr lernen, glaub mir. Du machst dich mit deinem Perfektionismus kaputt. Du brauchst eher mehr Freizeit. Du bist davon besessen perfekt zu sein und dabei bist du schon immer perfekt gewesen. Du arbeitest für etwas, dass du sowieso von Natur aus hast. Du hast solch eine Angst zu versagen, dass das Versagen dir damit immer näher rückt, verstehst du?“

Uruha hatte aufgehört zu weinen und starrte vor sich hin. So wie Sakito es vermutet hatte, hatte Uruha schon gedankenlich seinen neuen Arbeitsplan organisiert. Noch mehr lernen, lernen und lernen. Er hatte einmal versagt und ein zweites Mal wollte er unbedingt verhindern.

Doch nun dachte er darüber nach, was Sakito ihm sagte.

Hilflos sah er seinen Freund mit vor Tränen glänzenden Augen an.

„Ich kann nicht mehr...“

„Ich weiß.“

Sakito strich Uruha über die feuchten Wangen und zog ihn dann sanft vom Klodeckel hoch.

„Wir genießen jetzt die Pause und du wirst kein einziges Schulheft ansehen und auch keine Vokabeln wiederholen. Du machst einfach nur Pause, in Ordnung?“

Sakito und auch Aki lächelten Uruha aufmunternd zu, Aki pattete ihn auf den Rücken und sie verließen, nachdem Uruha sich das Gesicht gewaschen und wieder hergerichtet hatte, die Toilette und machten sich auf den Weg zu ihrem Stammplatz.

Die Arbeit, die Aki für Uruha aufgehoben hatte, wollte der Blonde gerade in seine Tasche verschwinden lassen, als er am Ende des Ganges Kyo erspähte, der sich gerade mit Kaoru auf dem Weg nach draußen befand und Kyo auch ihn erblickte.

Und in dem Moment, wo sie sich ansahen, brodelte die Wut in Uruha hoch. Dort stand der Kerl, der ihn abgelenkt hatte, mit seinen idiotischen Aktionen. Das Wesen, dass dafür verantwortlich war, dass er 14 Punkte bekommen hatte.

Und bevor Kyo verstanden, was eigentlich vor sich ging, und begriffen hatte, dass er lieber fliehen sollte, war Uruha schon auf Kyo zugestürmt und schmiss ihm mit einem wütend gezischtem „Bastard!“ die Arbeit vor die Füße. Gleich darauf verschwand Uruha wieder, immer nocht wütend schnaufend.

„Ist das...ein Geschenk von deinem Schatzi?“

Kaoru runzelte die Stirn und stieß den zerknitterten Examenhaufen zu Kyos Füßen vorsichtig mit der Fußspitze an, wartete kurz, ob er explodierte, wie sein rechtmäßiger Besitzer zum Beispiel, bevor er ihn dann vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt aufhob und entknitterte.

„Was ist das...?“

„Reliarbeit...14 Punkte.“ Klärte Kaoru Kyo auf und warf ihm einem bedeutenen Blick zu:

„Oh-oh!“

„Was Oh-oh?“

„14 Punkte!“

„Super Note. Wieso bin ich deswegen ein ‚Bastard’?“

„Du hast echt keine Ahnung...“

„Obwohl das im biologischen Sinne eigentlich nicht mal eine Beleidigung ist...“ murmelte Kyo, was Kaoru nur seufzen ließ, und ihm wurde die anscheinend ungefährliche Arbeit in die Hände gedrückt.

„Uruha schreibt nie 14 Punkte. Das ist unter seinem Niveau!“

„...unter seinem Niveau?“

„Niveau ist keine Hautcreme!“

Kyo antwortete nicht weiter, sondern musterte konzentriert die Arbeit in seinen Händen. Hieß das, Uruha gab ihm die Schuld daran, dass er 14 Punkte anstatt 15 geschrieben hatte?

Wie konnte er daran Schuld sein? Außer...

Ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er packte die Arbeit in seine Tasche.

Er hatte Uruha abgelenkt. Uruha hatte während der Arbeit an ihn gedacht und deswegen nicht eine so gute Note geschrieben. Zum ersten Mal in seinem Leben.

Es war ja nicht so, dass Kyo sich darüber irgendwie freute. Nein, er liebte ja Ruiza. Und er wünschte niemanden außer sich selbst schlechte Noten.

Aber trotzdem bekam er dieses Grinsen einfach nicht mehr aus seinem Gesicht gewischt, was ihm allerdings erst auffiel, als er sein Spiegelbild in einem Schulfenster sah, als sie über dem Schulhof liefen, auf der Suche nach einem geeigneten Rauchplatz.

„Wollen wir nicht zu Daisuke, Toshiya und so gehen?“

Kyo ignorierte mal wieder Kaoru und starrte erschrocken sein Spiegelbild an. So sah er also aus, wenn er dümmlich vor sich her grinste. Er zog die Mundwinkel runter, um wieder seine übliche Miene zu ziehen, doch sie rutschten wieder nach oben.

So glücklich war er doch gar nicht, obwohl Uruha...

„Argh!“

Kyo hatte es geschafft das dümmliche Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen und stampfte nun ziemlich wütend über den Schulhof, ließ Kaoru einfach so stehen.

„Wir wollen anscheinend nicht...“ stellte dieser fest und runzelte über das seltsame Verhalten Kyos bloß die Stirn.

Uruha, Uruha, Uruha! Wen interessierte es schon, was Uruha tat, oder dachte und überhaupt, was er für Noten schrieb?

Kyo hatte sich auf einer Bank niedergelassen und zog sein Handy raus, fest entschlossen, dass er ab jetzt nur an Ruiza denken würde. Denn schließlich liebte er Ruiza. Ruiza!

Geistesabwesend sah er sich die Fotos auf seinem Handy an. Eine kleine Sammlung an Fotos von Ruiza, die er sich immer ansah, wenn er ihn sehr vermisste. Ruiza beim Essen, Ruiza beim Schlafen, Ruiza beim Lernen, Ruiza am lachen...

„Oho...den kenn ich.“

„Ja, ich auch. Das ist Ruiza...“

„Woher kennst du ihn den?“

„Du kennst mich doch Shizu, keiner ist vor mir sicher, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.“

Entsetzt sah Kyo von seinen Bildern auf und blickte den Kerl an, der gerade über seine Schulter blickte und sich mit einer abgefahrenen Lache über seine eigenen Witz schlapplachte.

Perplex blickte Kyo zur anderen Seite und durfte den Angesprochenen erblickte, welcher ebenfalls über Kyos Schulter gebeugt auf die Fotos schaute, aber nur leicht grinste.

„Jedenfalls...hübsche Bilder. Komisch, dass er auf keinem mit seinem Freund zu sehen ist.“

„Er hat einen Freund?“

„Ja...Hizumi.“

„Ach? Cool~ das freut mich ja für...“

Kyo konnte dem Gespräch nicht weiter folgen. Er war aufgesprungen, hatte den beiden großen, dünnen Kerlen einen bösartigen Blick zugeworfen – er hasste sie schon allein wegen ihrer unverschähmten Größe - und war davon gestürmt.

Hizumi! Der schon wieder. Ruizas Freund!?

Er schluckte und packte sein Handy in die Hosentasche. Das war ein verdammt schlechter Tag! Ruiza und Hizumi waren also zusammen?

Pah...selbst wenn, dann hatte Hizumi keine Chance...auf längere Zeit gesehen, meinte er. Kyo war im Vorteil und bevor Ruiza ihm nicht sagte, dass er ihn nicht lieben konnte, würde er nicht aufgeben.

Außerdem...woher wollten die Kerle denn wissen, ob Ruiza und Hizumi zusammen waren? Ruiza ging damit nicht so offen um und Hizumi...der überschätzte sich wahrscheinlich nur, da er Ruiza für jemand ganz anderen hielt, als er eigentlich war.

Er würde Ruiza heute anrufen und dann würde sich das alles schon noch klären. Nein, nicht einfach nur heute. Am besten jetzt sofort.

Es war beschlossene Sache und in Gedanken versunken wählte Kyo aus dem Gedächtnis Ruizas Nummer, die einzige Nummer übrigens, die er auswendig konnte, neben Ruizas Handy- und Piepsernummer.

Natürlich ging das Band dran, aber Kyo wäre auch nicht so naiv gewesen zu glauben, dass Ruiza vielleicht abnehmen würde.

„Hey Rui-chan. Hier ist Kyo.“

Seine Stimme klang komischerweise immer verändert, wenn er mit Ruiza sprach, irgendwie sanfter.

„Hast du am Wochenende Zeit? Sonntag vielleicht? Ich würde dich gerne wiedersehen. Keine Angst, ich komm auch zu dir und locke dich nicht in dieses gefährliche Vorstadtnest, ist mir ganz recht, mal hier ausbrechen zu können. Okay? Meld dich! Am besten noch vor Sonntag und wenn nicht, dann steh ich Sonntag einfach vor deiner Tür...weißt du ja. Bis dann.“

Er legte auf, atmete einmal tief durch und blickte sich dann triumphierend um. Leider hatte es keiner mitbekommen, da niemand seine Gedanken lesen konnte, aber er hatte gerade zufrieden festgestellt, dass er nun eine unglaubliche Zeit von 10 Minuten nicht mehr an Uruha gedacht hatte.

Mit dieser Feststellung dachte er leider schon wieder an Uruha und konnte seinen Rekord nicht weiter ausbauen, aber er hatte nun wenigstens den Beweis, dass es sowohl theoretisch als auch praktisch möglich war. Sein nächstes Ziel war nun 15 Minuten.

Heute schien er die allerdings nicht mehr erreichen zu können, denn obgleich er sich sehr auf das Treffen mit Ruiza freute, geisterte immer wieder eine andere Person durch seine Gedanken und Kyo sah dafür nur einen Ausweg:

Er musste mit Uruha reden, das zwischen ihnen klarstellen und vielleicht konnten sie dann ja noch Freunde – oder so etwas ähnliches – bleiben. Vielleicht würde Uruha ihm ja sogar weiterhin Nachhilfe geben. Ein Versuch war es jedenfalls wert, beschloss Kyo und wollte auch gleich vom theoretischen zum praktischen Teil seines Plans übergehen.

Doch leider stellte sich heraus, wie so oft, dass die Praxis um einiges komplizierter war als die Theorie, besonders, da Kyo nicht mit einberechnet hatte, dass er für den reibungslosen Ablauf die Mitarbeit einer weiteren Person benötigte.

Und Uruha schien nicht der Meinung zu sein, dass sie miteinander reden sollten. Vielmehr hatte er sich vorgenommen, Kyo in seinem Leben nie wieder anzusehen, folglich sah es für ein Gespräch noch schlechter aus.

Kyo schaffte es nicht einmal in die Nähe Uruhas. Sakito und Aki kamen tatsächlich ihrer Aufgabe als „Bodyguards“ nach, die Kyo einst noch als eher lächerlich abgestempelt hatte. Doch Aki und Sakito waren nicht so hilflos wie er gedacht hatte.

Wenn Kyo nicht zu Uruha durchkommen sollte, dann kam er auch nicht durch. Denn ein Wink von Sakito oder Aki reichte und eine Horde verknallter Normalos stellten sich Kyo zusätzlich in den Weg. Und nicht mal Kyos gefürchteter Deathglare konnte etwas gegen, vor Liebe eh blinder, Normalos ausrichten.

Also gab Kyo es in der Schule auf und wollte es an einem Ort ohne einer blinden Normalo-Armee versuchen, also bei Uruha zu Hause. Blöderweise aber vergaß Kyo hierbei, dass er in diese reichlich verzierte, glamoröse Festung nicht rein konnte, wenn er nicht an einem der Hausmädchen vorbei kam und keine derer wollte um ihren Job bangen und so taten sie also das, was man von ihnen verlangte und ließen den, wohlbemerkt, ehemaligen Nachhilfeschüler unter keinen Umständen auch nur einen Fuß über die Schwelle des Hauses setzen.

Auch Argumente wie „Er erwartet mich, ich habe jetzt Unterricht!“, „Ich muss dringend mit ihm sprechen!“ oder „Ich weiß, dass er da ist. Ich hab ihm am Fenster stehen sehen!“ brachten da wenig, so dass Kyo bald auch keinen Weg mehr sah.

„Ich werde die 15 Minuten wohl vergessen müssen...“ murmelte er leise und steckte sich einen Riesenlolli in den Mund, welcher ihm gerade Kaoru zur Besänftigung gegeben hatte.

„Ich hab übrigens Neuigkeiten, das wird dich intere...“

„Verdammt, er ist mir nicht besonders wichtig oder so. Ich kann nur nicht aufhören, an ihn zu denken, weil ich es noch nicht geklärt habe. Hör endlich mal auf, darauf rumzureiten. Fuck eh~!“ Unterbrach Kyo Kaoru, sah ihn einmal böse an, was aber durch die vom Lolli ausgebeulte Wange nicht richtig wirkte, stampfte dann einfach drauf los und ließ einen resignierend Kaoru zurück, der daraufhin nur die Schultern zuckte, seufzte und das Papier von einem Chupachup riss. Langsam gewöhnte er sich daran, dass Kyo ihn stehen ließ.

Nun gut, irgendwann würde das auch wieder aufhören, spätestens wenn Kyo sich eingestand, was der Rest der Welt schon wusste.

„Falls es dich interessiert...“

Kyo blieb stehen und sah den Kerl vor sich misstrauisch an. Dieses Grinsen kannte er.

„..Uruha arbeitet in einem Café.“

Während Kyo gerade kapierte, dass dieser Typ der von neulich war, der, der Ruiza kannte und behauptete, dass er mit Hizumi zusammen war, hatte sein Gegenüber ihm schon einen Zettel in die Hand gedrückt, ihm zugezwinkert und war verschwunden.

„Wollte der mich jetzt angraben?“

Kyo faltete den Zettel auseinander, fand allerdings nicht die Telefonnummer von dem seltsamen Unbekannten vor, sondern den Namen das Cafés plus Uruhas Arbeitszeiten.

Er musste zwar zugeben, dass er mit diesem Zettel endlich die Chance erhielt mit Uruha zu reden, doch etwas befremdlich fand er es schon, wie er an diesen Zettel gekommen war.

Es gab schon sehr seltsame Menschen auf diesen Planeten und momentan wünschte er sich nur, dass er diesen Kerl nicht allzubald wiedersah.

Mit diesem Zettel allerdings sahen Kyos Wochenendpläne schon anders aus. Uruha arbeitete Dienstags, Mittwochs und Donnerstags nach der Schule in dem Café und nochmal am Sonntag vormittags.

Heute war allerdings Freitag. Mit anderen Worten keine Chance mehr vor Dienstag.

Außer er opferte diesen Sonntag seinen Schlaf für Uruha und stand früh auf, um in das Café zu gehen, wo er dann mit Uruha reden konnte, bevor er anschließend weiter zu Ruiza fuhr.

Normalerweise wäre Kyo nicht im Traum auf die Idee gekommen für irgendeine Person seinen wohlverdienten Schlaf sausen zu lassen, aber hier machte er eine Ausnahme. Schließlich ging es um Ruiza, da konnte der Schönheitsschlaf warten! Ja, richtig gehört, um RUIZA.

Denn, so bemerkte Kyo zufrieden nickend, als er sich den Zettel in die Hosentasche steckte und sich auf den Heimweg machte, wenn er das mit Uruha nicht klären konnte, würde er sich niemals mit ganzer Aufmerksamkeit Ruiza widmen können und das lag auch nur daran, dass Uruha eine Ausstrahlung besaß, die der von Ruiza nicht ganz unähnlich war.

Er war so sehr in Ruiza verliebt, dass er diese Ausstrahlung einfach nicht ignorieren konnte, selbst wenn sie von Uruha kam und nicht von Ruiza. Verfallen war halt verfallen.

Und so blieb ihm nun mal nichts anderes übrig, als am Sonntagmorgen dieses Café aufzusuchen und zwischen sich und Uruha endlich die Dinge ein für alle mal klarzustellen, so dass er danach seine ganze Konzentration für Ruiza – und nur für Ruiza allein!- ballen konnte.

Und wenn er dann schon mal so richtig in Fahrt gekommen war mit der Klärerei, konnte er auch endlich diese blöde Sache mit diesem Arsch von Hizumi klären. Der würde auch schon bald merken, dass er sich besser nicht mit ihm anlegte.

Besonders wo es Kyo schon fast so erschien, als würde der Kerl sich sogar noch mit Kaoru ganz gut verstehen, was ja nunmal überhaupt nicht ging! Schließlich war Kaoru sein bester Freund. Von Kaoru war das erstmal natürlich Betrug auf höchster Ebene. Hochverrat!

Aber noch viel schlimmer waren, die teuflischen Machenschaften die hinter dieser Aktion standen. Doch Kyo ließ sich nicht hinters Licht führen. Er hatte die Absichten von Hizumi schon lange durchschaut. Er wollte sich erst Ruiza krallen, die Person die Kyo liebte, dann wollte er sich Kaoru krallen, Kyos besten Freund und dann noch alle Menschen und Dinge, die Kyo etwas bedeuteten, selbst wenn ihm im Moment niemand anderes mehr einfiel, der noch darunter fallen könnte.

Ein wahrlich hinterlistiger Plan, aber er würde es nicht schaffen, ihn durchzuführen, denn Hizumi wiegte sich in einer Sicherheit, die er nicht besaß. Da er wahrscheinlich nicht Kyos unglaubliche Intelligenz und übermenschliche Auffassungsgabe zur Kenntnis genommen hatte, ahnte er nicht, dass Kyo ihm einen Schritt vorraus war und wusste was er plante.

Er würde ihm dazwischen funken und ihm alles kaputt machen.

Leise lachend schloss Kyo die Wohnungstür auf und stiefelte schnurstracks auf sein Zimmer zu, ignorierte seinen Vater, der ihn immer noch dazu bringen wollte, ihn auf ein Meeting mitzunehmen und schmiedete gedanklich weiter an seinem Plan.

Vielleicht sollte er mal schauen, dass er irgendwo so geile Lichtschwerter herbekam....oder so.

Egal, jedenfalls lief nun wieder alles so, wie er es wollte und das reichte schon, um ihn wieder glücklich zu machen.
 


 


 

Als Uruha am frühen Sonntagmorgen durch plötzliche Musik aus seinem Schlaf gerissen wurde, ahnte er noch nicht, was ihn an diesem Tag erwartete, so dass er regelrecht pflegeleicht selbstständig aufstand, nach 13 Minuten noch regungslosem Verharren, was er sich auch nur an Sonntagen gönnte.

Hätte er ahnen können, was an diesem Tag noch passierte? Nein, nicht mal Uruha wäre auf so etwas gekommen und mit dem einzigen Menschen der ihn hätte vorwarnen können, hatte er noch nie ein Wort gewechselt.

So wusste er nichts davon, stand selbstverständlich auf und machte sich müde, aber widerstandslos, fertig, damit er in absehbarer Zeit im Café aufkreuzen konnte.

Was er dann auch tat. Er hatte Schicht zusammen mit Hide-Zou bis zum Nachmittag, dann wurden sie abgelöst.

Uruha mochte die Arbeit im Café eigentlich ganz gerne. Vor allem, weil er sein eigenes Geld verdiente und somit nicht auf seine Eltern und das Taschengeld angewiesen war, aber auch, weil er dann einfach mal Zeit und Gelegenheit hatte nicht nachzudenken. Er bediente die Leute, wischte die Theke, unterhielt sich etwas mit Hide und das wars.

Er lernte nicht für die Schule, während er dort war und das empfand er als befreiend.

Im Café war es an diesem Morgen nicht besonders voll, so dass Uruha sogar ein wenig Zeit hatte mit Leuten zu plaudern. Teilweise arbeitete sogar nur Uruha oder nur Hide-Zou und der jeweils andere konnte kurz Pause machen, um, zum Beispiel in Hide-Zous Fall, rauchen zu gehen.

So war es in dem Moment, als Hiroki mit einem Freund das Café betrat.

Uruha konnte ja nicht ahnen, dass dieser Freund etwas mit Ruiza zu tun hatte. Und selbst wenn, hätte er ja nicht wissen können, wieso das wiederrum eine Auswirkung auf ihn hatte.

Daher war er überhaupt nicht auf das vorbereitet gewesen, was ihn erwartete.

Als Kyo den Laden betrat, sah Uruha nur kurz auf, verdrehte leicht genervt die Augen und konzentrierte sich entschlossen auf seine Arbeit.

Gut, Kyo hatte also herausgefunden, dass er hier arbeitete. Wahrscheinlich, so mutmaßte er, dachte der Kleinere nun, dass Uruha jetzt gezwungen war, mit ihm zu reden, aber da irrte er sich.

Hide-Zou, dem er schon lange von Kyo erzählt hatte, verstand schnell und gab Uruha grinsend zu verstehen, dass er sich nicht einmischen würde und so hatte der Blonde alle Freiheiten Kyo nach Lust und Laune zu ignorieren, was er dann auch tat.

Obwohl sich herausstellte, dass Kyo äußerst penetrant sein konnte, ließ Uruha sich nicht beirren und blickte einfach immer in die entgegengesetzte Richtung oder einfach durch Kyo hindurch. Er nutzte jede Beschäftigung aus, um Kyo entfliehen zu können.

Es fiel ihm schwer nicht zu lächeln und das war die Tatsache, über welche er sich am meisten ärgerte. Eigentlich war er ja wütend auf den Älteren. Er war daran Schuld, dass er seinen Rekord nicht weiter hatte ausbauen können.

Und nun?

Nun treibten sie hier ihre Spielchen und er schien sogar Gefallen dran zu finden. Es machte ihm tatsächlich Spaß. Und er konnte sich einfach nicht erklären wieso. War das eine Auswirkung? Hielt seine geistliche Verwirrung, die er schon während der Religlionsarbeit gehabt hatte, länger an? Vielleicht war sein Gehirn ja dauerhaft geschädigt.

Uruha seufzte und ging auf den Tisch von Hirokis Freund zu, welcher inzwischen schon allein war. Er setzte sein freundliches Geschäftslächeln auf und stellte fest, dass es sogar ein klein wenig freundlicher ausfiel, als gewohnt.

Er wollte Kyo damit ärgern. Das musste er sich wohl letztendlich eingestehen. Aber gut, ärgern hieß ja auch, dass er Kyo keine guten Gefühle wünschte und das passte schon wieder eher zu den Gefühlen, die er eigentlich haben sollte, die er von sich erwartete.

„Ich hätte gern noch ein Wasser.“

Die leere Teetasse in der Hand nickte Uruha lächelnd und drehte sich wieder weg, um das gewünschte Wasser zu besorgen, zuckte leicht zusammen, als er mit seinem Blick den Kyos traf.

Irrte er sich, oder war Kyo plötzlich verdammt mies gelaunt? Hatte es so eine Auswirkung gehabt, dass er dem Kerl gerade angelächelt hatte? Ja, gut, er hatte ihn ärgern wollen, aber er hatte nicht vorgehabt Kyo ins Gefängnis und den Wasserbesteller in die Zeitung zu den Todesanzeigen zu bringen.

Verwirrt runzelte Uruha seine Stirn, blickte wieder stur, halt aus Prinzip, jetzt war es eh schon zu spät, an Kyo vorbei und stolzierte hinter die Theke.

Kyo hatte zwar vorher auch nicht wirklich glücklich ausgesehen, aber im Vergleich zu dem Blick gerade....

Uruha war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass Kyo sich inzwischen zu dem Fremden gesellt hatte, auch weil er Kyo ja um keinen Preis ansehen wollte, und so schreckte er nun umso stärker zusammen, als der ganze Streit begann.

„Du hast ja Nerven hier aufzutauchen!“

Gleich der erste Satz riss Uruha aus seinem Konzept und er sah gebannt zu den Beiden rüber.

Das klang nicht so, als wäre Kyo bloß einfach eifersüchtig, weil er mit einem Fremden geflirtet hatte, sondern eher, als wäre der Kerl dort sein Erzfeind.

Der nahm das jetzt doch nicht wirklich so ernst?

„Erst schmeißt du dich an Ruiza ran und jetzt kommst du auch noch hier her! Willst dich wohl ein bisschen über ihn informieren, was? Seine Familie aushorchen, um besser an ihn ranzukommen. Aber ich sag dir eins Turnbeutelvergesser, du hast nicht den Hauch einer Chance! Er gibt sich nicht mit jedem ab. Du hattest bloß Glück, dass er zugesagt hat für dich zu modeln, aber mehr Glück wirst du nicht haben. Bald ist das Ganze vorbei und er wird sich nicht mal mehr an deinen Namen erinnern können! Ruiza gehört mir, ist das klar?“

Ein Zittern durchfuhr Uruhas Körper.

‚Ruiza gehört mir, ist das klar?’

Dieser Satz hallte ihm durch den Kopf, als würde dort drinnen völlige Leere herrschen. Wie ein Echo klang er immer und immer wieder nach.

Er hielt das bestellte Wasser schon in der Hand und musste nun noch mit der zweiten Hand hinzugreifen, damit es ihm nicht aus der Hand glitt.

Kyo..liebte ... Uruha blinzelte und schüttelte leicht den Kopf. Es war so irreal. Kyo liebte Ruiza? Seinen großen Bruder?

Eigentlich wollte er schon nicht mehr weiter hören, doch Kyo war inzwischen schon so laut in Rage geredet, dass er es einfach nicht ausblenden konnte.

„Ich kenn ihn schon viel länger als du und viel besser, als du ihn jemals kennen wirst. Ich werde ihn nicht kampflos aufgeben und wenn er sich zwischen uns entscheiden muss, wird er sich für mich entscheiden, denn er mag mich. Er ruft mich sogar an! Hat er dich schonmal angerufen? Ich wette um 100.000 Yen, dass er es nicht hat. Und jetzt entschuldige mich, ich bin noch mit ihm verabredet!!“

Kyo stand schwungvoll auf, gerade in dem Moment als Uruha an den Tisch trat. Er musste sich ernsthaft kontrollieren, damit er das Glas mit seinem Inhalt auf den Tisch stellen konnte, denn es reizte ihn innerlich unglaublich, es Kyo einfach ins Gesicht zu schütten.

Doch diese Genugtuung wollte er dem Älteren nicht geben. Er brachte all seine Selbstbeherrschung auf, um sich nichts anmerken zu lassen.

Sei stark, dachte er sich und biss die Zähne aufeinander, doch sein vorher noch so strahlendes Lächeln fiel trotz seiner Bemühungen nur sehr klein aus.

„Ich hätte gerne die Rechnung.“

Der Kerl sah eingeschüchtert aus...irgendwie. Uruha konnte das durchaus nachvollziehen. Mit Gewalt zerrte er seine Zähne auseinander, um antworten zu können. Seine Stimme war fest aber freundlich, nichts ließ darauf schließen, was gerade in seinem Inneren vorging. Nämlich der Weltuntergang im Taschenformat.

„Oh… schon okay, das geht aufs Haus. Du bist schließlich ein Freund von Hiroki, oder?“

Normalerweise hätte Uruha das trotzdem nicht umsonst gegeben, aber er wollte Kyo wenigstens irgendwie etwas heimzahlen und dabei war ihm klar, dass das gerade nur ein armseeliger Versuch dessen war. Und trotzdem, er konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass Kyo erstarrt war in seiner Bewegung und ihn fassungslos anstierte.

Irgendwo in sich spürte Uruha darüber eine gewisse Befriedigung, schöpfte daraus mehr Selbstbewusstsein und schlenderte, als wäre Kyo nicht mal anwesend, mit hoch erhobenen Hauptes zurück hinter die Theke.

Vielleicht war es ja auch eher der 2. Weltkrieg im Taschenformat, so wie er sich aufführte.

Es dauerte nicht lange und Kyo war zur Tür hinaus verschwunden und augenblicklich sackte Uruha in sich zusammen, ohne irgendwas dagegen tun zu können.

Sofort gab er Hide ein Zeichen, dass er Pause machen musste und verschwand in den kleinen Hinterraum des Cafés, wo er sich auf den Boden niederließ und sich den Kopf hielt.

Er kämpfte und verlor. Die Tränen rannen ihm über die Wangen und wütend über sich selbst, schlug er mit der flachen Hand neben sich auf den kalten Boden.

Schon wieder weinte er und nochmals war Kyo schuld.

„Kyo liebt Ruiza.“ Flüsterte er leise. Einmal, zweimal. Er versuchte es sich klarzumachen, aber irgendwie wollte und wollte er es nicht begreifen. Er war doch sonst so gut im Lernen, wieso konnte er dann diese kleine Tatsache nicht verstehen?

Er lachte leise ironisch auf, als ihm sein Verhalten in den Sinn kam. Es war ja so lächerlich gewesen. Er hatte sich täuschen lassen. Immer hatte er behauptet, dass Kyo ihn gar nicht interessierte und er nichts von ihm hielt. Kyo war lästig. Das hatte er selbst gesagt. Aber warum freute er sich dann nicht, dass er eigentlich gar nicht hinter ihm her war?

Ganz einfach, irgendwie hatte er sich darüber gefreut, dass er ihn mochte, ihn schön fand, so wunderschön, wie er selbst gesagt hatte.

Er hatte sich im Geheimen gefreut, dass Kyo ihn anbaggerte. Und zwar im Geheimeren als im Geheimen, denn er selbst hatte es ja auch noch nicht gewusst.

Aber nun wusste er es und er wünschte sich es wäre anders.

Kyo hatte ihn nur ausgenutzt, ihn getäuscht. Er liebte Ruiza. Er hatte in Uruha nichts gesehen, außer vielleicht eine kleinere Ausgabe von Ruiza. Uruha und sein Bruder waren sich ähnlich, irgendwie.

Und er hatte noch gedacht, Kyo könnte sich darüber ärgern, dass er mit dem Kerl geflirtet hatte. Er hatte noch gedacht, dass der Kleinere irgendeinen Wert auf ihn legte, sich tatsächlich für ihn interessierte. Er, ja er, war einfach so dumm und naiv gewesen.

Und dabei hatte Kyo Uruha nichtmal als Uruha gesehen. Der Blonde war nichts weiter als ein Lückenfüller anstelle von Ruiza, eine Beschäftigung gewesen, bis Kyo das Original haben konnte.

„Erst schmeißt du dich an Ruiza ran und jetzt kommst du auch noch hier her! Willst dich wohl ein bisschen über ihn informieren, was? Seine Familie aushorchen, um besser an ihn ranzukommen.“

Das hatte Kyo gesagt. Lächerlich. Kyo hatte dem Kerl etwas vorgeworfen, was er selber im höchsten Ausmaß praktiziert hatte. Egal, wie dumm Uruha gewesen war. Egal, wie ernst er genommen hatte, was Kyo gesagt hat, wie er sich verhalten hat, wie er mit ihm geflirtet hat. Tatsache war, das Kyo gesagt hatte, dass er Uruha schön fand. Tatsache war, dass er versucht hatte, ihn zu küssen. Tatsache war, dass er eindeutig mit ihm geflirtet hatte.

Es war nicht allein Uruhas Schuld. Er hatte sich nicht völlig grundlos etwas vorgemacht. Den Grundstein hatte Kyo gelegt. Das war eine Tatsache!

Wütend zischte Uruha auf, als er den Ausmaß von Kyos schäbigen Verhaltens realisierte und wünschte sich nichts weiter, als Kyo einfach richtig hassen zu können.

Hide war in der Zwischenzeit besorgt in den Hinterraum gekommen, ließ die Gäste einfach mal Gäste sein und hockte sich vor Uruha.

„...Ruha?“

„Ich liebe ihn, weißt du? Ich wünschte, ich würde es nicht tun, aber ich tu es.“

Uruha schüttelte verloren den Kopf und wagte es nicht Hide anzusehen. Das war alles so dumm, dass er kaum glauben konnte, dass es ihm passierte. Und peinlich verdammt nochmal.

Jeder andere würde Uruha anbeten. Warum Kyo dann nicht? Weil er Ruiza kannte? Würden alle auf Ruiza umsteigen, wenn sie ihn kannten? War er ihm denn nicht ebenbürtig?

„..und dann - ...ich fühl mich ausgenutzt...wertlos.“

Als zweite, schlechtere Version von Ruiza, die man nur akzeptierte, wenn das Original schon anderweitig vergeben war. Er wollte aus diesem Schatten raus. Er hatte gedacht er wäre gar nicht ihm Schatten, aber der Schatten, den Ruiza über ihn warf, war so riesig, dass er nichtmal wusste, wie es war in der Sonne zu stehen, so dass er gar nicht bemerkt hatte, dass er tatsächlich im Schatten war. Sollte er erleichtert sein, dass er es jetzt wusste?

Hide hockte immernoch vor Uruha, suchte nach den richtigen Worten, um den Jüngeren aufzubauen. Bisher hatte er Uruha noch nie so gesehen.

Uruha war stark. Immer stark. Ihm war klar, dass der Andere es nicht immer leicht hatte, aber bisher hatte er nie irgendwelche Anzeichen davon bei Uruha beobachten dürfen. Bis auf jetzt.

Er strich ihm beruhigend über die Haare.

„Uruha...gib nicht auf. Liebe ist ein ewig währender Kampf und dementsprechend hart. Du bist in einem Boxring. Du hast die Kraft nicht K.O. zu gehen, also gib doch nicht auf.“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 

Hats gefallen? >.<

I hope so~ dumdidum....Kommis? ^^

2.7

Endlich mal wieder ein längeres Kapitel und es hat gar nit sooo lange gedauert, bis ich es hochladen konnte, nicht wahr?
 

--»Allerdings muss ich nun ankündigen, dass ich auf unbestimmte Zeit nicht mehr hochladen kann. Wir sind mitten in einem Umzug und ab Mittwoch bin ich hier weg. Bis Montag bin ich dann bei meinen Großeltern, die kein Internet haben und erst am Montag werden wir anfangen wieder einzurichten. Scheiß arbeit, sag ich euch. Ist jetzt das dritte mal, dass ich das mitmache und aus erfahrung weiß ich, dass das mit dem Telefon und Internet was dauern kann. Ich werde mich zwar aufopfern und die Computer anschließen und bla~ so wie jedes mal, weil meine Eltern vor lauter Kabeln nen Koller bekommen, aber bis ich mich wieder melden kann, dauerts was.

Hinzu kommt, dass meine Beta das nächste Kapitel mitgenommen hat (ausgedruckt) und ich nicht weiß, wann ich sie wiedersehen werde und ob sie bis dahin das Kapitel schon gelesen hat -.- Ich sollte sie mal dran erinnern ^^°
 

Jaaaa~

ich hoffe das Kapitel gefällt euch...passt schon~
 


 

~~~2.7~~~If two lives crash~~~2.7~~~
 


 

Er hätte ihn umgebracht. Aufgespießt, so wie sein Essen gerade. Kyo starrte auf seine durchstocherte Kürbistempura, die träge an seinem Stäbchen hing. Er hatte das Stäbchen voller Frust mitten hindurch gerammt und stierte nun sein Abendessen an, als wäre es für sein persönliches Dilemma verantwortlich.

Ihm gegenüber saß Ruiza, glücklich wie ein kleines Kind, und aß seine Tempura, ohne etwas von Kyos Wut mitzubekommen.

Ja, er liebte ihn, aber trotzdem: Ruiza war einfach blind! Was bekam er eigentlich mit? Er liebte ihn nun schon seit zwei Jahren und seit zwei Jahren waren sie befreundet. Nicht nur so locker, nein, als sie noch zusammen auf dem Internat waren, hatten sie sich täglich gesehen. Kyo war Ruizas einziger Freund. Er würde sich beinahe als seinen besten Freund bezeichnen. Wie konnte der Ältere also diese stolze Zeit lang nicht mitbekommen, dass Kyo ihn liebte? Man konnte ja auch nicht unbedingt behaupten, dass Kyo versucht hatte, es besonders zu verstecken.

Er hatte es Ruiza zwar nie gesagt, aber einfach nur, weil sich nie der richtige Zeitpunkt dafür ergeben hatte. Ruiza war halt immer anderweitig vergeben gewesen. Kaum hatte Ruiza dann mit seinem letzten Freund Schluss gemacht, hatte er auch schon seinen Abschluss und zog weg und damit war der richtige Zeitpunkt für Kyo weiter in die Ferne gerückt, denn durch die räumliche Trennung hatten sich auch Ruiza und Kyo wieder etwas voneinander entfernt.

Und nun? Hatte er den richtigen Zeitpunkt ganz verpasst? War es zu spät? Kyo wollte es nicht wahrhaben und stocherte grummelnd in seinem Essen.

Und wieder ein Beweis, wie blind Ruiza war. Er war so glücklich über das gute Essen, dass er nicht mitbekam, dass Kyo kaum was aß und alles andere als glücklich war.

Noch viel blinder war er, weil er nicht mitbekam, dass Kyo zutiefst eifersüchtig auf Hizumi war. Diese Aktion vom Mittag kam ja nicht von irgendwo her.

Kyo war misstrauisch gewesen. Nachdem man ihm gesagt hatte, dass Ruiza und Hizumi ein Paar waren, hatte er sich vorgenommen, Licht in die Sache zu bringen und nachdem Ruiza ihn reingelassen hatte und verschwunden war, um sich fertig zu machen, war Kyo mit langen Schritten und festentschlossenem Gesichtsausdruck in Ruizas Schlafzimmer marschiert, um nach Hinweisen zu suchen.

Er hatte selbst nicht richtig gewusst, wonach er suchte, vielleicht fremde Klamotten oder Dinge, die eindeutig nicht Ruiza gehörten, die also Hizumi mit einem Anflug von trügerischer Selbstsicherheit schon in Ruizas Wohnung deponiert hatte, um sein Territorium zu sichern, aber er war trotzdem fündig geworden.

Zwar hatte Hizumi keine Territoriumsmarkierungen hinterlassen wie ein Hund, doch das Blinken an dem AB war höchst ungewöhnlich und gewann Kyos Aufmerksamkeit.

Aus Erfahrung wusste Kyo, dass Ruiza es hasste, wenn etwas blinkte.

Ruiza war empfindlich, leicht zu nerven, und eine rote Lampe am AB, die unaufhörlich blinkte, würde er niemals ertragen. Da Ruiza außerdem, so hatte er ihm gestanden, als er Kyo hineingelassen hatte, gerade erst aus dem Bett aufgestanden war, und die Laken waren so zerwühlt, dass es anscheinend der Wahrheit entsprach, hatte Ruiza dieses Blinken auch schon gesehen.

Was war also auf diesem Band, dass Ruiza es vorzog, die Lampe blinken zu lassen, anstatt das Band abzuhören, hatte Kyo sich gefragt.

Er wusste, er hätte das nicht tun dürfen. Doch als er dort in Ruizas Schlafzimmer stand, den AB mit –eventuell- der Lösung zu all seinen Fragen auf dem Band und eine Stimme im Kopf, die ihm immer wieder sagte, dass Hizumi und Ruiza ein Paar waren, hatte er sich nicht zurückhalten können.

Er war schnurstracks auf den AB zugelaufen, hatte den entsprechenden Knopf gedrückt und sich die Nachrichten angehört. Und er hatte mit seiner Vermutung Recht gehabt. Das, was auf dem Band gespeichert war, hatte, wie erwartet, etwas mit Ruiza und Hizumi zu tun und, vor allen Dingen, gefiel es ihm ganz und gar nicht.

Nun musste er die Konsequenzen tragen und die waren weitreichender, als er es sich erhofft hatte. Sie warfen Zweifel auf, die ihn verwirrten. Sein Innerstes war aufgewühlt und das trug gewiss auch dazu bei, dass Kyo kaum einen Bissen aß und nur missmütig seine Stäbchen für minimale vegetale Gewalttaten missbrauchte.

Aus sicherer Hand hatte er nun erfahren, dass Ruiza und Hizumi sich geküsst hatten. Noch sicherer wurde diese Hand dadurch, dass Ruiza es ihm bestätigt hatte, nachdem er Kyo freilich zur Schnecke gemacht hatte, dafür dass er seine Privatssphäre aufs schlimmste missachtet hatte.

Wenn Kyo Ruiza gewesen wäre, dann hätte er es sich nicht so schnell vergeben. Aber Ruiza war nunmal ein bewundernswerter und verständnisvoller Mensch. Nein, die meisten Leute sahen diese Seite an dem hübschen, jungen Mann nicht.

Sie sahen ihn als eingebildet und hochnäsig an. Jemand, der sich von vorn bis hinten bedienen ließ, niemals einen Finger krumm machte und einfach von seiner Schönheit profitierte.

Doch Kyo wusste es besser. Ruiza war ein guter Mensch. Zugegeben, er versteckte seine Gutmütigkeit hinter allen möglichen schlechten Eigenschaften, die Kyo an dieser Stelle lieber nicht aufzählen wollte, denn er würde wohl nie wieder enden, doch was hatten diese kleinen Fehler für ein Gewicht?

Eigentlich gar keins. Wenn man Ruiza wirklich kannte, dann wogen sie sich schnell wieder auf.

Er wusste was Ruiza fühlte, die familiäre Unterdrückung, die ihm seit seiner Kindheit zu schaffen machte und die Gründe dafür, dass Ruiza sich in vielerlei Hinsicht unmenschlich verhielt.

Kyo wagte keinesfalls zu behaupten, er wüsste alles von Ruiza, aber er wagte zu behaupten, dass er der Mensch auf diesem Planeten war, der Ruiza am besten verstand. Er wagte zu behaupten, dass niemand ihn so gut kannte, wie er es tat.

Doch was passierte, wenn Hizumi ihm nun diesen Platz streitig machte?

Er wollte die Nummer eins bleiben. Er war stolz darauf Ruiza zu kennen und er war stolz darauf, dass er hinter die festgesurrte Fassade blicken konnte, an welcher jeder andere, den er kannte, von vorneherein abprallte.

Er war bisher immer der festen Überzeugung gewesen, dass er es verdiente den Platz an Ruizas Seite einzunehmen und nichts hatte daran rütteln können.

Dass Hizumi es einfach wagte Ruiza zu küssen, schien von Todessehnsucht herzurühren. Was sonst konnte er sich davon erhoffen, wenn er versuchte Kyo Ruiza wegzuschnappen.

Wirklich, Kyo hätte ihn aufgespießt. Oder stranguliert. Irgendwas jedenfalls, um ihn dafür zu bestrafen, dass er Ruiza geküsst hatte.

Nun ja, wie gesagt, „hätte“. Wenn Kyo doch bloß dieses „hätte“ durch etwas handfesteres ersetzen könnte. Aber nein. Er hätte ihn nur aufgespießt. Er tat es nicht.

Denn leider konnte er Hizumi nicht die Schuld geben. Er hatte einfach nicht das Recht, zu behaupten Hizumi habe Ruiza unrechtmäßig geküsst. Er ärgerte sich selbst darüber, dass er diese ganze Sache von wegen Recht und Unrecht nicht einfach ignorieren konnte, aber eine ganz bestimmte Sache kam ihm dazwischen:

Ruiza hatte Hizumi zurückgeküsst.

Nach Aussage von Ruiza stimmte das nun auch wieder nicht wirklich. Nicht Hizumi hatte Ruiza geküsst und nicht Ruiza Hizumi. Sie hatten sich gegenseitig geküsst. Und man konnte nicht mal sagen, wer angefangen hatte.

Warum hatte Ruiza nicht passiv sein können? Dann hätte Kyo jetzt die Erlaubnis mit einem angespitzten Stäbchen bei Hizumi aufzutauchen.

Aber wenn Kyo ehrlich war, dann ärgerte ihn nicht die Tatsache, dass er Hizumi nicht töten durfte und auch nicht, dass Hizumi und Ruiza sich geküsst hatten. Eigentlich störte ihn am meisten, dass er spürte, dass Hizumi für Ruiza etwas besonderes war.

Bisher war sich Kyo bewusst gewesen, dass er der einzige außerfamiliäre Mensch in Ruizas Bekanntenkreis war, den Ruiza anrief, ohne daraus irgendeinen Profit zu ziehen. Nun gut, Ruiza hatte Hizumi noch nicht angerufen. Doch leider lag die Betonung auf „noch“.

Kyo seufzte, lehnte sich zurück und legte die Stäbchen beiseite. Nachdenklich betrachtete er Ruiza, welcher vor ihm saß und immer noch aß.

Er lächelte leicht, da es ihn sehr erleichterte, zu sehen, wie der Ältere reinhaute, denn Ruiza war eigentlich kein guter Esser. Das war vielleicht als Model vorteilhaft, aber Kyo war immer besorgt um Ruiza, der regelmäßig gefährlich am Rand von extremer Magerheit taumelte. Ruiza vergaß einfach zu essen und das war das schlimmste daran.

Der Ältere verbrachte seine Freizeit eigentlich meistens im Bett und schlief. Er hatte einen schwachen Kreislauf und war immer unglaublich müde. Kyo wusste zwar, dass dies nicht nur mit seinen schlechten Essgewohnheiten zusammenhing, doch er dachte sich im geheimen trotzdem, dass es Ruiza wohl besser ginge, wenn er mehr äße.

Ruiza war anämisch und seine Blutarmut führte einserseits dazu, dass er außergewöhnlich blass war, ein Vorteil in seinem Job, schließlich ist Blässe landesweit ein Schönheitsideal, doch es war auch Grund dafür, dass Ruiza einen gefährlich niedrigen Blutdruck besaß und erstmal länger brauchte als andere Menschen, um richtig wach zu werden und außerdem noch öfters Schwindelanfälle bekam.

Daher freute sich Kyo nun umso mehr, dass Ruiza seinen Hunger nicht wie gewöhnlich einfach verschlief und richtig aß.

Doch wusste Hizumi das? Hatte Ruiza ihm gesagt, dass er krank war? Konnte sich Hizumi angemessen um Ruiza kümmern? Kyo könnte es.

Sein Lächeln verschwand wieder und machte Platz für einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Nicht mal Ruiza konnte ihn von seinen Sorgen ablenken, denn umso länger er Ruiza ansah, desto häufiger spukte ihm Hizumi durch den Kopf.

Ruiza gab Hizumi offensichtlich einen ganz besonderen Stellenwert in seinem Leben und das war der eigentliche Grund für Kyos Ärger.

Er alleine hatte zuvor diese Ehre zuteil bekommen und nun tauchte dieser Kerl wie aus dem Nichts auf und konnte sich ebenfalls einen Ehrenplatz ergattern.

Allein schon dadurch, dass er das geschafft hatte, musste ihn Kyo wohl oder übel als einen würdigen Gegner anerkennen, wenn auch nur widerwillig.

Viele Menschen waren fasziniert von Ruiza und viele hatten versucht an ihn ranzukommen, doch wenn man Hizumi mitzählte, dann hatten bloß er und Kyo es bisher geschafft.

Es ärgerte Kyo und es machte ihm Angst. Ruiza freundete sich nicht mit Menschen an, die ihm keinen Vorteil, in welcher Hinsicht auch immer, brachten. Er würde so jemanden erst recht nicht küssen.

Doch trotz allem, er hatte Hizumi geküsst!

Ruiza hatte aufgegessen und Kyo lächelte ihn bitter an.

Es war schon fast lachhaft. Zwei Jahre wartete er nun schon auf einen Kuss von Ruiza. Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als dass Ruiza ihm einen Kuss schenkte, doch anstatt dessen bekam Hizumi einen Kuss.

Ein Kerl der erst vor kurzem in Ruizas Leben aufgetaucht war.

Kyo kam nicht umhin, sich zu fragen, wo dort die Gerechtigkeit liegen sollte? War er dazu verdonnert immer weiter zu warten?

Er hatte lange gewartet und er hatte alle Freunde Ruizas überdauert. Er war sich immer sicher gewesen, dass irgendwann noch seine Zeit kommen würde, denn niemals war es Ruiza mit seinen Freunden ernst gewesen. Nie hatte es sich um Liebe gehandelt.

Doch wie sollte Kyo sich nun Ruizas Verhalten erklären, wenn es nicht Liebe war?

„Was ist los?“

Ruiza sah ihn besorgt an und beugte sich leicht vor, um Kyo besser mustern zu können, welcher aus seinen Gedanken aufschreckte und Ruiza mit Augen voller Trauer ansah.

Liebte Ruiza Hizumi? Würde er seinen größten Herzenswunsch niemals erfüllt bekommen?

Er hätte am liebsten sein Leid in die Welt hinausgeschrien. So lange hatte er gewartet und nun fühlte er sich, als wäre alles umsonst gewesen.

Es war einfach unverkennbar, dass Ruiza etwas besonderes für Hizumi empfand.

„Ist es Zeit für mich aufzugeben?“ hauchte er leise und kratzig, da er plötzlich spürte, dass er einen riesigen Frosch im Hals hatte.

Irritiert runzelte Ruiza die Stirn und legte leicht den Kopf schief. Er machte sich ganz ehrlich Sorgen um den Kleineren, der ihn über die Jahre so ans Herz gewachsen war.

„Was aufgeben?“

Kyo antwortete nicht. Er lächelte nur sanft. Er sah die Sorge in Ruizas Augen und in seinen eigenen Augen spiegelte sich mindestens ebenso viel Sorge wieder.

Er hatte Angst die Verantwortung dafür zu übernehmen, Ruiza in Hizumis Hände zu übergeben.

Bisher hatte er Ruiza immer wieder mit Ermahnungen überhäuft, hatte sich so gut er konnte, um ihn gekümmert. Wenn sie zusammen waren, aßen sie meistens gemeinsam, so dass Ruiza es nicht vergessen konnte und Kyo stützte den Älteren, wenn ihm schwindelig war.

Würde Hizumi diese Aufgaben übernehmen können? Würde er sich ausreichend um Ruiza kümmern?

Und das war nicht das einzige. Das waren nur die Dinge die ihm Sorgen bereiteten, in dem Fall, dass die Beziehung gut lief. Aber Ruiza war völlig beziehungsunerprobt, wenn es um Liebe ging. Konnte Hizumi überhaupt damit umgehen? Er verstand Ruizas Wesen und Dasein nicht so gut, so wie Kyo es tat. Und würde er Ruiza verletzen? Sollte das der Fall sein, so würde Kyo ihm das niemals verzeihen und dann wartete er schon mit einem angespitzten Stäbchen auf ihn.

„Ich glaub ich geh jetzt nach Hause.“ Murmelte Kyo und stand langsam auf.

„Oh, du musst schon gehen?“

Kyo sah Ruiza ernst an und senkte dann leicht seinen Blick und nickte.

„Ja, ich muss gehen. Ich war schon viel zu lange da.“

Ruiza nickte nur und stand ebenfalls auf, um Kyo wenigstens zur Tür zu begleiten. Aufräumen konnte er später. Da sie sich etwas zu essen bestellt hatten, würde es auch nicht all zu viel sein.

Seine Schuhe und Jacke angezogen drehte Kyo sich an der Tür nochmals zu Ruiza und murmelte ihm in einer Umarmung zu:

„Ich werde dich vermissen.“

Ruiza lachte und wuschelte Kyo kurz durchs Haar.

„Ich bin doch nur eine Woche in Europa.“

Als sie sich verabschiedet hatten und die Tür hinter Kyo zufiel, atmete er tief durch und nun konnte er die Tränen auch nicht mehr lange zurückhalten.

Er hatte die Entscheidung getroffen, Ruiza frei zu lassen. Wenn er Hizumi wirklich liebte, dann sollte er mit ihm glücklich werden, selbst wenn Kyos Herz daran zerbrechen würde.

Schniefend machte er sich auf den Heimweg, die Beine so schwer wie Zement.

Er musste auch zugeben, dass er sich selbst in letzter Zeit von Ruiza wegentwickelt hatte. Er hatte so zwischen Uruha und Ruiza geschwankt, dass wäre ihm früher nicht passiert.

Doch trotzdem... so lange hatte Ruiza seine Gedanken und Gefühle beherrscht. Er hatte tagtäglich an ihn gedacht, von ihm geträumt. Es schmerzte ihn, ihn aufzugeben und das Gefühl der Eifersucht brodelte in seiner Brust, wenn er an Hizumi dachte.

Nein, selbst wenn er ein gewisses Interesse für Uruha an den Tag gelegt hatte, so waren seine Gefühle für Ruiza immer noch real gewesen. Er liebte Ruiza. Aus tiefstem Herzen und es tat ihm weh, dass sich seine Hoffnungen als unerfüllbar herausstellten.

Der Schmerz, den er fühlte, würde er wohl nicht so schnell vergessen. Ruiza war nunmal so lange seine große Liebe gewesen, das konnte man nicht von einem Tag auf den anderen einfach so verdrängen.

Bei sich zu Hause angekommen, stellte er fest, dass sein Vater Gott sei Dank nicht dort war und ging in sein Zimmer, wo er sich einfach ins Bett legte und die Decke anstarrte.

Die Tränen waren inzwischen versiegt und seine Augen brannten klein und trocken in ihren Höhlen, die Augenlider waren schwer, doch er zwang sich sie aufzubehalten und nicht mit den Händen hochzugreifen, um sich über die roten Augenränder zu reiben, die gereizt vom Weinen und der Müdigkeit juckten. Seine Schminke war vollends verlaufen und schwarze Striemen zierten seine rotgefleckten Wangen.

Alles in allem gab er einen erbärmlichen Anblick ab, doch das interessierte ihn nicht. Sollte er halt so aussehen, wie er sich fühlte.

Er dachte daran zurück, wie er Ruiza kennengelernt hatte und musste leicht grinsen. Der Ältere war damals schon genauso abgebrüht gewesen, wie er es heute war. Kyo hingegen hatte sich über die Zeit sehr verändert, hatte teilweise auch aus Ruizas Verhalten gelernt.

Schließlich verband die beiden mehr als eine innige Freundschaft und von Kyos Seite aus eine aufrichtige Liebe.

Sie waren sich ähnlicher, als man auf dem ersten Blick vermuten würde. Ihre Verhaltensweise, die sie beide als außergewöhnliche Menschen auszeichneten, waren aus einem Protestverhalten gegenüber ihren Eltern entstanden. In Ruizas Fall hatte es dazu geführt, dass er alles in seiner Macht stehenden tat, um die Pläne, die seine Eltern für ihn gemacht hatten, zu durchkreuzen und sich absichtlich so verhielt, dass seine Eltern, insbesondere sein Vater sich darüber ärgerte. Er war nur schwul geworden, um seinen Vater eins auszuwischen.

Sein ganzes Leben war immer danach ausgerichtet gewesen, es seinem Vater heimzuzahlen, dass er ihn geradezu wie einen Verstoßenen behandelt und ihn niemals akzeptiert hatte.

Wenn also die Liebe zu Hizumi Ruizas ersten wahren Gefühle waren und nichts mit seiner „Rache“ zu tun hatte, wie konnte Kyo sich ihm dabei in den Weg stellen? Er wusste nur zu gut, wie wichtig Ruiza das sein musste.

Es würde bedeuten, dass Ruiza es endlich schaffte, friedlich zu leben und seine Familie und all den, durch sie verursachten, Ärger zu vergessen.

Schließlich ging es ihm nicht viel anders.

Seine Eltern waren zwei absolut gegensätzlich Charaktere.

Sein Vater war ein dickköpfiger Mann, der immer alles durchsetzte, was er wollte und damit einen erfolgreichen Firmenchef abgab.

Seine Mutter hingegen war sehr sprunghaft und unentschieden. Von der kleinen quirligen Frau hätte man es eigentlich nicht erwartet, aber sie verdiente mit diesen Eigenschaften Millionen im Aktiengeschäft.

Sie hatte einfach das richtige Gefühl für das Kaufen und Verkaufen. Manche mochten es als Glück beschreiben, dass sie im genau dem richtigen Moment immer die Nase voll von den Aktien hatte und sie zum Verkauf freigab, doch trotzdem war sie schon seit Jahren mit ihrer Taktik „Sich-aufs-Gefühl-verlassen“ erfolgreich.

Sein Vater würde in diesem Geschäft wohl kläglich scheitern, weil er immer an den Aktien festhalten würde, während seine Mutter dort hin- und hersprang und immer mehr Geld machte. Doch sie würde wohl dafür die Firma in den Bankrott reiten, indem sie nichts zuende brachte, weil sie sich vorher umentschied.

Kyo war leider nicht unbedingt die perfekte Mischung von beiden. Er war ein sturer Dickkopf wie sein Vater, doch oft schlug auch mal die Sprunghaftigkeit seiner Mutter durch, was oft dazu führte, dass er sich von einem extremen Standpunkt auf den anderen verlegte und damit die ganze Welt ins Staunen versetzte.

Zu allem Überfluss fiel es ihm genau wie seiner Mutter oft schwer, sich zu entscheiden, was ihm selber missfiel, denn seine Dickköpfigkeit kam nur schwer mit seiner Unentschiedenheit aus.

Dieser innere erblich bedingte Konflikt war allerdings nicht das einzige was Kyos Eltern ihm zum Knabbern gegeben hatten.

Da sie beide höchsterfolgreiche Geschäftsleute waren, hatten sie sich sein Leben lang immer mehr für ihre Geschäfte interessiert, als für ihren einzigen Sohn. So lang Kyo sich erinnern konnte, war er immer allein gewesen in ihrer schön eingerichteten Wohnung. Ein altes Kindermädchen zum Spielpartner und alle Spielzeuge, die man sich nur wünschen konnte.

Was er sich auch wünschte, es stand schneller als man gucken konnte in seinem Zimmer, solange er sich nicht die Anwesenheit seiner Eltern wünschte, denn das klappte mit der Zeit immer seltener.

Als kleiner Junge hatte er immer viel geweint und alle Kindermädchen damit in den Wahnsinn getrieben. Anfangs, wenn mal wieder ein Kindermädchen überraschend die Flucht ergriffen hatte, hatten immer sein Vater oder seine Mutter nach Hause kommen müssen, damit er nicht alleine war, und prompt hatte Kyo aufgehört zu weinen.

Doch bald hatten seine Eltern immer jemanden gehabt, der auf Abruf bei Kyo auftauchen konnte und das regelmäßige Kreischen, Schreien und Weinen hatte ein abruptes Ende gefunden, sehr zur Freude ihrer Nachbarn.

Kyo hatte sich immer bemüht, irgendwie die Aufmerksamkeit seiner Eltern auf sich zu ziehen. Er wollte diese ganzen tollen Spielzeuge gar nicht haben, die sich jedes andere Kind hoffnungsvoll zum Geburtstag wünschte. Er hatte sich eigentlich nur gewünscht, dass seine Eltern an seinem Geburtstag vielleicht mal da waren. Eine Stunde hätte ihm wohl schon gereicht.

In der Grundschule war er immer der Klassenbeste gewesen. Auf jedem seiner Zeugnisse hatte es eine Bemerkung gegeben, dass Kyo ein vorbildlicher Schüler sei. Er hatte versucht alles richtig zu machen, um endlich die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu erringen, doch auch das hatte nichts gebracht, so dass Kyo die Seiten gewechselt hatte.

Anstatt weiterhin in der Schule zu glänzen, hatte er angefangen mit Absicht in den Arbeiten durchzufallen und den Unterricht entweder zu stören oder einfach die Mitarbeit zu verweigern.

Die Probleme und Anrufe an seine Eltern, die er damit verursachte, brachten ihm zum ersten Mal in seinem Leben die gewünschte Aufmerksamkeit. Zwar waren seine Eltern nicht stolz und zeigten ihm nicht die Liebe, die er sich immer gewünscht hatte, aber wenigstens wusste er nun, dass sie ihn bemerkten. Er existierte in ihren Augen wenigstens und das war besser als gar nichts.

Sein Vater versuchte verzweifelt ihn auf einer Schule unterzubringen, wo man Kyo im Griff hatte und umso mehr er sich darum bemühte, desto schlechter wurde Kyo im Unterricht, da ihm klar war, wenn er wieder gute Noten schrieb, wäre wieder Schluss mit der plötzlichen Aufmerksamkeit.

Kyos zweifelhafte Schulleistungen waren also nicht entstanden, weil er einfach dumm war oder nur faul, sondern aus der Sucht heraus, sich seinen Eltern in Erinnerung zu rufen.

Und nun hatte er es sogar geschafft, dass sein Vater nach Hause kam, obwohl dieser doch sonst immer durch die Welt reiste und wohl schon in jedem Land auf dieser Welt war, außer vielleicht Tuvalu, aber bei dem Pensum würde er das wahrscheinlich auch noch schaffen, bevor die Klimaerwärmung ihren Tribut zollte. Sein Vater kannte sich wohl in den ganzen Hotels schon besser aus, als bei sich zu Hause.

Früher hätte Kyo sich sicherlich über diesen Besuch gefreut, doch inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, dass er halt alleine war. Er war nicht mehr der kleine Junge, der um Aufmerksamkeit hächelte und der Kampf, der zwischen ihm und seinem Vater im Bezug auf seine Noten entbrannt war, hatte Kyo über die Zeit hinweg eine etwas andere Haltung einnehmen lassen.

Er hatte sich verändert.

Seine schlechten Noten behielt er bei, weil ihm seine Rolle an der Schule gefiel und er sowieso auch ohne Anstrengung weiterhin versetzt wurde. Außerdem bezweifelte er, dass er nach all diesen Jahren vorsätzlichen Arbeitsstreik überhaupt noch mitkommen würde.

Er hatte sich daran gewöhnt, die Wohnung für sich zu haben, schließlich hatte seine Mutter sich inzwischen sogar schon eine zweite Wohnung in der Stadt gekauft, damit sie nicht immer ins Hotel musste, wenn sie zu müde war nach Hause zu fahren, also immer, und kam überhaupt nicht mehr nach Hause.

Für Kyo war es, als wäre er schon ausgezogen und lebte alleine, bis auf die Tatsache, dass er sich um gar nichts kümmern müsste. Einmal in der Woche ließ er eine Putzfrau rein, die klarschiff machte und das wenige Essen, dass er benötigte, er ernäherte sich mehr von Fastfood außer Haus, kaufte er immer mal wieder ein, wenn er gar nichts besseres zu tun hatte.

Er konnte ins Bett gehen wann er wollte, ausgehen solange er wollte, er lebte weit abseits von allen Regeln, denn selbst wenn es seinen Eltern nicht passte, wie sollten sie auch überprüfen, was Kyo machte und was nicht, wenn sie nicht da waren?

Ein Kindermädchen hatte er schon nicht mehr, seitdem er wieder aus dem letzten Internat zurückgekehrt war.

Er hatte sich an sein Leben gewöhnt und inzwischen sogar die Vorteile zu schätzen gelernt. Wenn nun sein Vater zu Hause auftauchte, dann fand er diese untypische Anwandlung eher befremdlich und irritierend.

Wenn seine Eltern nun anfingen ihr Verhalten zu bereuen und versuchten es mit erbärmlichen Aktionen wieder gut zu machen, so trafen sie auf eine harte Mauer, die Kyo über die Zeit um sich gezogen hatte.

Seine Eltern würden sich ja doch nie ändern und inzwischen brauchte er sie auch nicht mehr so wie früher. Diese Idee von der glücklichen Waschpulverwerbungfamilie kam einige Jahre zu spät.

Seine Mutter hatte vor einigen Monaten die Idee gehabt, dass sie sich Mal um Kyo kümmern sollte und war aus heiterem Himmel bei ihm vorbei gekommen, um mit ihm in einen Abenteuerpark zu gehen.

Vielleicht war man ja für Achterbahnen nie zu alt, doch Kyo hatte sie nur angestarrt und enttäuscht festgestellt, dass sie ihn überhaupt nicht kannte, sich wahrscheinlich von dem erstbesten Menschen hatte sagen lassen, was sie mit ihrem Sohn unternehmen könnte.

Kyo hatte nur den Kopf geschüttelt und sie stehen lassen.

Da war es ihm lieber, sie lebten weiterhin ihre getrennten Leben und der Kontakt blieb darüber bestehen, dass seine Rechnungen bezahlt wurden.

Hoffentlich hatte sein Vater es wieder aufgegeben, zu versuchen ihn mit auf ein Geschäftsessen zu nehmen, um ihm den Ernst des Lebens beizubringen.

Kyo seufzte leise auf und erlaubte seinen Augen letztendlich doch, sich zu schließen, was sie auch müde taten und ebenso müde war Kyo keine zwei Sekunden später schon in einen erschöpften Schlaf übergeglitten.

Am nächsten Morgen stand Kyo auf, stellte fest, dass er sich am Abend nicht mehr umgezogen hatte, wechselte seine Kleidung und schlurfte mit der verschmierten Schminke in mitten der dritten Stunden in die Schule.

Auf dem Schulhof angekommen, sah er Daisuke auf der Treppe zum Schuldach sitzen und rauchen. So ließ er sich wortlos neben ihn nieder und zog geistesabwesend an seiner Zigarette, die auch nicht viel mehr zu bieten hatte, als der kleine Stummel zwischen Daisukes Fingern.

Überhaupt sah der Andere auch nicht so viel glücklicher aus als Kyo und so saßen sie beide im stillen Einverständnis nebeneinander, fragten sich nicht gegenseitig nach dem Grund für die langen Gesichter und warteten einfach.

Worauf wussten sie selber nicht genau, vielleicht einfach darauf, dass die Sonne demnächst auch mal wieder für sie schien.

Momentan schien sie wohl nur für Toshiya zum Beispiel zu scheinen. Kaum hatte es zur Pause geklingelt, kam dieser nämlich mit einem fröhlichen Grinsen auf sie zugehüpft, dicht gefolgt von Yuuichi, allerdings nicht hüpfend, der nur schüchtern unter seinen dunklen Stirnfransen hervorschielte und Toshiya einen dankbaren Blick zuwarf, bevor er dann mit Abstand zu Kyo und Daisuke rasch an ihnen vorbei die Stufen emporkletterte, um sich etwas weiter oben auf seinem Stammplatz niederzulassen und erleichtert durchzuatmen.

Toshiya hingegen setzte sich quietschend, fast schon beleidigend fröhlich neben Kyo und sah ihn neugierig an.

„Wo ist denn Kaoru?“

Kyo blinzelte und schüttelte dann nur ahnungslos seinen Kopf, vernahm von Daisuke neben sich nur ein missbilligendes Schnaufen, bevor er sich wieder in einen aphatischen Zustand versetzte und auf seine Schuhe starrte.

War sein Verhalten lächerlich? Vielleicht. Aber er hatte einfach nicht Motivation und Kraft, um sich wieder dort hinauszuholen. Und überhaupt, sein Traum war zerstört worden. Es kostete einiges an Willenskraft, so etwas freiwillig aufzugeben. Konnte man ihm sein Verhalten da übel nehmen?

Kyo war so abgelenkt davon, seine Schuhe und alle hochinteressanten Flecken darauf zu betrachten, da entstand ja beinahe schon ein Muster, dass er nicht mal mitbekam, wie Uruha den Schulhof betrat.

Anscheinend hatte der Jüngere nun Sport und trotzdem, normalerweise wartete er immer bis zum Klingeln, bevor er sich auf den Weg zum neuen Klassenraum machte. Die Pausen konnte man besser zur Stoffwiederholung nutzen.

Uruha blieb einen Moment auf den Schulhof stehen und die Blicke der gesamte Schule lagen nur auf ihm, teilweise fasziniert, zum anderen Teil aber auch überrascht, von diesem ungewöhnlichen Verhalten.

Alle Blicke, bis auf Kyos.

Uruha ließ seinen Blick schweifen, bis er Kyo auf der Treppe erblickte, etwas zusammengesunken und alles andere als glücklich.

Eine Weile starrte der Blonde hinüber, wurde sich dann seines Verhaltens bewusst und senkte beschähmt den Kopf, ließ die Haare beschützend übers Gesicht fallen, um nicht gleich allen zu offenbaren, was er nicht im Stande war, besser zu verbergen.

Abrupt wendete Uruha sich einen Moment später auch schon wieder zum Gehen und stolzierte in gewöhnlicher Manier auf die Turnhalle zu, Sakito und Aki hinter ihm.

„Dir gehts echt mies...“

Eine Feststellung von Kaoru und Kyo hob langsam seinen Kopf, sah zu, wie sein bester Freund sich zwischen ihm und Toshiya auf der Stufe niederließ und einen Arm um Toshiya legte. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass der Andere auch schon angekommen war.

Erst nach einigen Sekunden des Begreifens und Realisierens, verstand Kyo, was er dort vor sich sah.

„Du....du....“

Er brach ab. Er vermochte das nicht in Worte zu fassen.

„Ich...ich...???“

Kyo klappte den Mund hilflos auf und zu und deutete mit verwirrendem Gefuchtel auf Kaorus Arm, der immer noch um Toshiyas Schulter lag.

„Ich bin mit Toshiya zusammen.“, war nur Kaorus trockener Kommentar und er zog an seiner Kippe.

„Bitte?“

„Das hättest du vielleicht mitbekommen, wenn du dich in letzter Zeit für etwas mehr als dich selbst und deine komplizierten Liebesprobleme interessiert hättest. Ich wollte dir das als pflichtbewusster, bester Freund ja mitteilen, aber du hast mich einfach stehen lassen.“

Toshiya kicherte leise über Kyos verwirrten Blick und gab Kaoru einen kleinen Kuss, woraufhin ihn dieser liebevoll auf seinen Schoß zog.

Unter normalen Umständen hätte Kyo sich wohl für Kaoru gefreut, doch momentan konnte er das Schauspiel, welches sich ihm gerade bot, nur mit gemischten Gefühlen betrachten und das wenigste aus diesem Gemisch war Freude.

Er war überrascht, klar, verwundert und vor allen Dingen eifersüchtig, beziehungsweise neidisch.

Kaoru hatte einen hübschen, liebevollen Freund. Eine Beziehungen, wie sich das viele andere wünschen würden. Wie er, um es genau zu sagen, es sich wünschte.

Beschämt über seinen Neid schlug er die Augen nieder und biss sich auf die Lippe.

Er seufzte leise und ließ seinen Blick schweifen, musste dabei feststellen, dass er wohl nicht der einzige in der kleinen Gruppe war, der sich nicht besonders über die glücklichen Liebenden freute.

Neben ihm saß Daisuke mit einem äußerst angepissten Gesichtsausdruck, kaum zu übersehen, wie er gerade gewalttätig seine Zigarette seit einiger Zeit schon auf dem kalten Stein ausdrückte und dabei schon gar nichts mehr in der Hand hatte, was er hätte ausdrücken können und so mit einem Ministummel an Zigarettenrest seine Finger in die abgefallene Asche drückte und schwarze Hände bekam.

Und hinter ihnen saß zu guter letzt Yuuichi, beobachtete die Anwesenden mit einem kritisch-besorgten Blick.
 

Die Vorhänge hatte Uruha zugezogen. Er war nicht wirklich in der Stimmung sich dieses verdammt gute Wetter anzusehen. Es müsste eigentlich Stürmen, Blitzen und Donnern. Aber das tat es nicht. Das Wetter passte nie zu seiner Laune.

„Uruha, du hast Besuch.“

Die Stimme seiner Mutter.

Uruha schnaufte und drückte sein Gesicht in die weichen Kissen. Er hatte keine Lust mit jemanden zu sprechen. Das würde wer auch immer schon bemerken. Wahrscheinlich war es Sakito. Aki kam seltener vorbei und Sakito war wohl feinfühlig genug, um ihn wieder allein zu lassen.

Die Tür ging auf und schloss sich wieder. Aki musterte unentschlossen seinen Freund, der tatenlos auf dem Bett lag und sich nicht anmerken ließ, ob er überhaupt noch am Leben war.

Er fuhr sich leicht durch das schwarze, gestufte Haar, legte etwas den Kopf schief und dachte nach.

Er war hergekommen, um Uruha ein wenig aufzumuntern. Schließlich konnte man sich ja kaum noch mit ansehen, wie schlecht es dem Anderen ging. Doch nun, wo er hier war, fragte er sich, ob es eine gute Idee von ihm gewesen war. Er war nicht besonders gut mit Worten. Meistens bewirkte er eher das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte mit dem, was er sagte.

„Ähhh~....“

Aki hatte beschlossen, dass er nicht einfach wieder gehen konnte und hatte diesen unschlüssigen Laut nur von sich gegeben, um die Stille zu füllen.

Doch leider schien sein ‚Ähh~...’ nicht den gewünschten Effekt zu haben. Aki hörte Uruha aufschluchzen und sah, wie dieser sich in sein Kissen krallte.

Verdammt, das war auf jedenfall nicht richtig gewesen.

„...Ruha?“

Schluchzen. Keine Reaktion.

Aki lobte sich innerlich selbst. Keine Reaktion. Das war schon mal besser als sein vorheriger Versuch mit dem ‚Ähhh~...’, mit welchem er Uruha nur zum Weinen gebracht hatte.

Damit konnte man es wenigstens nicht noch schlimmer machen.

Also trat Aki ein wenig ermutigt einen Schritt vor und fragte nochmals:

„Ruha?“

Der Weinende schluchzte nur munter weiter in die Kissen, bekam entweder nicht mit, dass man ihn ansprach oder hatte beschlossen, dass antworten nicht unbedingt notwendig war.

Gut, so machte er es nicht schlimmer, aber voran kam er auch nicht.

Aki seufzte und ließ sich neben Uruha auf das Bett nieder. Er verknotete seine Beine zu einem bequemen Schneidersitz und sah nachdenklich an die Decke, dachte darüber nach, wie er jetzt weiter vorgehen sollte.

Hey, was hatte er zu verlieren? Einfach mal drauf loslabern!

„Ich hab dich echt noch nie weinen sehen.“

Eine schöne Feststellung ganz zu Anfang.

„Ich mein, wir sind befreundet, seitdem wir so kleine Hosenscheißer waren... Obwohl...wir waren nie Hosenscheißer. Wir waren der Typ Junge der mit Barbies spielte, nicht wahr? Dadurch haben wir uns ja auch gefunden. Weißt du noch? Im Kindergarten? Wir saßen zusammen mit den Mädchen in der Puppenecke. Die anderen Jungen alle irgendwoanders am rumtoben. Und dann, irgendwann kamen wir zu dem Schluss, als richtige Jungs halt, das Mädchen doof sind und haben zu zweit Mutter-Vater-Kind mit den Puppen gespielt.“

Aki lachte leise auf und grinste vergnügt die Decke an. Er bekam nicht mit, dass Uruha aufgehört hatte zu weinen, dafür war er zu versunken in die Erinnerung.

Uruha lag weiter auf dem Bett, die Augen feucht und das Gesicht immer noch ins Kissen gedrückt, aber er hörte zu und dachte an die Zeit zurück.

Seine Eltern, ins Besondere sein Vater, waren so froh gewesen, dass er mit Aki spielte und nicht mehr nur mit Mädchen. Und als er dann auch nur noch ausschließlich mit Aki spielte, hatte sein Vater Uruha für geheilt gehalten. Sein Sohn spielte mit einem Jungen. Endlich eine erfolgreiche Nachzucht!

„Na ja und in der Grundschule kam Sakito dazu. Er war der einzige Junge der sich in den Pausen auch nicht wie wild auf die Bälle geschmissen hat. War irgendwie logisch, dass er noch zu uns kam, nicht wahr? Aber in all der Zeit...ich kann mich einfach nicht erinnern, dass du jemals, seitdem ich dich im Kindergarten kennengelernt habe, geweint hast. Du hast es bestimmt, aber niemals vor meinen Augen. Du hast dich immer beherrschen können. Anders als Sakito, der seine Gefühle immer nach außen kehrt, ob mans nun wissen will oder nicht. Auch ich habe früher viel geweint. Ich mein, ich war ein kleines Kind. Hingefallen, Patsch, Knie aufgeschlagen und Sturzbachtränen waren angesagt. Ne blöde Kindergärtnerin kommt angelaufen und versucht mich zu beruhigen nach dem Motto „Ein Indianer spürt keinen Schmerz.“. Das wirft natürlich als aller erstes die Frage auf, von was für einem Indianer sprach die Frau und was hatte das mit meinem Knie zu tun? Dann hast du sie immer nur ernst angesehn und gesagt: „Vielleicht sollten sie die Wunde mal desinfizieren. So sauber ist der Boden hier nämlich nicht...“. So lief das ungefähr ab. Du warst fast schon genau so berechnet wie heute. Da war wohl für Tränen kein Platz. Darum...“

Aki seufzte und blickte von der Decke zur Seite, betrachtete nun Uruhas Haarwuschel.

„...ich mach mir Sorgen. Du hast letztens geweint wegen diesen 14 Punkten. Gut, das ist, mal ganz ehrlich, Uru, voll lächerlich. Aber, abgesehen davon, ich will ja jetzt nicht deinen Perfektionismus kritisieren, ich glaube nicht, dass es nur an dieser Note lag. Und nun weinst du wieder. Die letzten Tage kannst du deine Emotionen offensichtlich nicht mehr kontrollieren und das ist für dich einfach extrem ungewöhnlich. Ich weiß, dass hat etwas mit diesem Schlecht-Wetter-Zwerg zu tun...“

Uruha schnaubte auf und drehte sich auf den Rücken. Er sah zur Decke und wischte sich träge über die nassen Augen und Wangen.

„Und wie es was mit dem zu tun hat.“ Murrte er und warf Aki einen kurzen Blick zu.

„Aki....ich bin schwul.“

Überraschung, Überraschung!

Aki zuckte nicht einmal mit der Wimper bei diesem Geständnis. Das war ja wohl jedem klar gewesen, selbst wenn Uruha es niemals bislang gesagt hatte.

„Und ich habe mich in Kyo verliebt.“

Aki zog nun eine Augenbraue hoch und sah Uruha fragend an.

„Und? Klar, der Kerl ist nun nicht Mister Sonnenschein, aber er scheint sich doch auch für dich zu interessieren. Also wo liegt das Problem? Deine Eltern? Das kriegt ihr schon verheimlicht...“

Aki winkte ab und grinste leicht. Doch sein Grinsen verschwand sogleich wieder, als er sah wie Uruha wieder mit den Tränen kämpfte und den Kopf senkte.

„Was?“

„...ja~ er scheint sich für mich zu interessieren.“ Hauchte Uruha und biss sich auf die Unterlippe, doch schon kullerten wieder die Tränen.

Verdammt, wieder was falsches gesagt, dachte sich Aki.

„Leider führt einen der Schein gerne in die Irre. Er liebt nämlich eigentlich Ruiza. Er hat sich nur für mich interessiert, weil ich sein kleiner Bruder bin und er noch nicht an ihn rankam. Ich war sowas wie ein Spielzeug für ihn.“

Aki schnappte empört nach Luft, suchte nach Worten, beschloss dann aber, dass er erfahrungsgemäß nicht die richtigen finden würde und hielt den Mund.

„Ich würde ihn gerne dafür hassen, aber leider liebe ich ihn fortwährend. Ich weiß einfach nicht, wie ich dieses Gefühl wieder verbannen kann.“

Uruha krallte die Hände ineinander. Es war lange her, dass er mit Aki vernünftigt geredet hatte. Aki hatte sich in letzter Zeit sehr von Uruha entfernt, doch in solchen Momenten wusste er, dass er ihm vertrauen konnte. Die Vertrautheit zwischen ihnen, die sie über all die Jahre aufgebaut hatten, war stärker als die Entfernung der letzten Zeit und so hatte Uruha nun, nach anfänglichen Hemmungen, keine Probleme mehr, seinem Freund seine Gefühle auszuschütten:

„Erst habe ich mich einfach nur verarscht gefühlt. Dann wurde mir aber klar, dass Kyo mir mehr bedeutet, als ich anfangs wahrhaben wollte. Wieso weiß man sowas immer erst, wenn es zu spät ist? Als er das gesagt hat .. im Café .. gestern...“

Uruha schluckte und blickte einfach durch Aki hindurch.

„...ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz in tausend kleine Teilchen zersprang. Er liebt mich nicht. Er hat nur mit mir gespielt. Er liebt Ruiza. RUIZA! Verdammt...ich habe mich mit Ruiza immer gut verstanden, es gab nie Probleme... ich bewundere ihn, ich habe Respekt. Er ist ein guter Bruder und ein toller Mensch, ein herausragendes Model! Ich hab mich aber nie vom ihm bedroht gefühlt. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass jemand auf die Idee käme, uns miteinander zu vergleichen oder sich gar nur für mich interessieren würde, weil ich sein kleiner Bruder bin. Nicht um meintewillen sondern nur wegen ihm. Und das wäre ja gar nicht so drastisch, wenn es nicht außgerechnet Kyo wäre. Kannst du verstehen was ich sagen will? Es ist, als hätte jemand einen Bild von Ruiza gemalt, weil er ja so faszinierend ist. Eine Potraitzeichnung, allerdings ist sie nicht von Picasso, sondern von Monet... Ich habe keinen eigenen Wert. Ich stelle die Realität dar, doch dem Maler ist es trotz aller Schönheit des Bildes nicht gelungen, mich der Realität ebenbürtig zu kreieren.“

Uruha verstummte und Aki wusste, dass es nun an der Zeit war, dass er die richtige Antwort gab und seltsamerweise wusste er ganz genau, was er sagen wollte.

„Bullshit! Wenn du kein Picasso bist, wer dann?“

Er gab Uruha einen Stoß in die Seite und sah ihn vorwurfsvoll an.

„Ich verstehe ganz genau wo das Problem liegt. Du strotzt normalerweise nur so vor Selbstvertrauen. Du stolzierst immer so durch die Gegend, bist dir deiner Wirkung durchaus bewusst und du genießt es auf eine gewisse Weise. Du bist so von dir überzeugt, dass du dich vollkommen und ohne größere Anstrengung im Griff hast. Und nun hat dir der Kerl da eingeredet, dass du minderwertig bist und weil er dir ja achso wichtig ist, glaubst ihm das auch noch. Dein Selbstvertrauen schwindet dahin, du bist aus der Bahn geworfen und deine Emotionen übermannen dich. Du fühlst dich als kein kompletter Mensch, sondern nur als einen Abklatsch deines großen Bruders. So viel zur Analyse deiner derzeitigen gefühlsmäßigen Lage. Nun dazu, wieviel Sinn das ergibt:

Mit deinem Auffassungsvermögen sollte dir doch eigentlich klar sein, dass du ein Picasso bist. Du bist kein Portrait und kein Landschaftsbild, du sollst nichts einfach wiedergeben, was es in unvergleichlicher Schönheit schon einmal gibt. Du bist einmalig. Du bist schwer zu verstehen und gleichzeitig genial! Dein Bruder ist das auch, das gebe ich zu. Ihr seit beide einmalig. Aber ihr seit es auf unterschiedliche Arten. Ihr seht euch nicht so besonders ähnlich, ihr habt unterschiedliche Eigenschaften, grundverschiedene Lebensarten und Charaktere. Wie kommst du nur auf die Idee, du wärst eine schlechtere Version von ihm? Ihr seit doch überhaupt nicht wirklich miteinander vergleichbar und wenn, dann nur oberflächlich. Er hasst eure Eltern geradezu und will sie sogar unglücklich machen und du, trotz all ihrer Fehler, liebst sie. Du bist so ein guter Mensch, dass du ihnen ihre Fehler verzeihst. Du willst ihnen ihre Wünsche erfüllen und hast dir mit Intelligenz einen Kompromiss geschaffen, so dass sie glücklich sind, du dich aber selbst nicht verlierst. Du hast mir mal gesagt, dass er nicht besonder selbstständig ist, du selbst hingegen warst schon selbstständig, bevor du in die Schule kamst. Du bist ihm also in vielerlei Hinsicht weit vorraus! Wie kommst du also auf die Idee, dass du eine Kopie von ihm wärst? Eine schlechtere noch dazu... Sowas wie ein Ruiza in Miniformat. Ha, hört sich das geil an! Egal...Wahrscheinlich gibt es Aspekte in denen er dir vorraus ist. Man könnte noch tausende Beispiele aufzählen, aber dir ist doch eigentlich selber klar, dass dein Selbstvertrauen durchaus berechtigt ist, oder etwa nicht? Du kannst dem Fatzke in die Augen schauen und sagen: „Du weißt nicht, was dir entgeht, wenn du dich für meinen Bruder entscheidest!“ Du brauchst dich nicht zu verstecken und du bist deinem Bruder ein ehrwürdiger Konkurrent. Das solltest du nicht vergessen.“

Uruha reagierte nicht.

Auch Hide hatte ihm sinngemäß schon so ziemlich das selbe erzählt. Der Grundgedanke war doch einfach, dass er sich nicht hängen lassen sollte. Hide wollte, dass er um Kyo kämpfte und Aki, dass er ihm stolz entgegen trat.

Doch was wollte Uruha selbst? Kyo hatte ihn verletzt. Er hatte ihn zutiefst verletzt. Konnte er ihm das verzeihen? Konnte und wollte er das? Nur weil er ihn liebte, hieß das ja nicht, dass er es auch eine gute Idee war, Kyo zu lieben.

Uruhas Blick wurde fest und er wischte sich entschlossen die Tränen aus den Augenwinkeln.

Er sah Aki an.

„Ich werde aufhören ihn zu lieben. Und ich fange heute damit an.“

Aki zog zweifelnd eine Augenbraue hoch, widersprach dem Anderen aber nicht. Wenn Uruha mal wieder eine fixe Idee und nahezu Wahnvorstellungen von seinen eigenen Fähigkeiten hatte, dann würde ihn auch niemand davon abbringen.

„Du solltest, denk ich, gehn. Ich muss mich fertig machen. Ich werde meinen Vater in nächster Zeit bei einigen Geschäften zur Hand gehen. Ich werd also gleich einem Geschäftsessen beisitzen....“murmelte Uruha und stand auf.

„Bitte? Ich dachte, du wolltest dich aus den Geschäften deines Vaters so lange wie möglich raushalten?!“

Uruha lächelte leicht bitter und zuckte die Schultern.

„Solange man am Abgrund steht, muss man sich mit dem Teufel gut stellen.“
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Mal wieder ein wenig länger ^^, endlich~

Ähm...meine Lieblingsstelle in dem Kapitel: Aki (es hat mir sehr spaß gemacht, ihn zu schreiben)

Kommis? ^^

Habt ihr schon nen Weihnachtsbaum?

2.8

Woooha~

Das hat echt lange gedauert, bis ich dieses chap hochladen konnte. Ich hatte zwar gesagt, dass länger nix kommt, aber so lange hatte ich selber nicht erwartet. Durch den Umzug hat sich meine Betastruktur verändert und als unmöglich herausgestellt, weil ich nicht mehr weiterhin hinter meine Betas herrennen und ihnen dabei Mordrohungen an den Kopf werfen konnte. Ö.ö

Nein, scherz. Es ist nunmal ne mordsmäßig lange betareihe gewesen und über mail hat des nit so fuktioniert. Ich glaub die brauchten was handfestes xD Na ja, ich hab jetzt frisch meinen Beta-Wechsel hinter mir. Und bin guter Dinge, dass das zweite Kapitel in absehbarer Zeit beendet werden kann. Auf meinem pc ist es jedenfalls schon fast komplett.
 

Ich entschuldige mich jedenfalls bei allen Lesern, dass sie so unendlich lange warten mussten. *verbeug*
 


 


 

~~~2.8~~~If two lives crash~~~2.8~~~
 


 


 

Turteldidu, Turteldida.

Kyo verdrehte die Augen und krabbelte aus dem Bett. Ja, wahrscheinlich war Kaoru gerade wieder dabei Toshiya anzuhimmeln. Die letzten Tage hatte Kyo durchgängig beobachten können, wie Kaoru Toshiya verliebt lächelnd durch die bläulich schimmernden Haare streichelte oder ihn küsste, mit ihm rumkuschelte, sich eine Kippe mit ihm teilte und ihm dann neckisch mitteilte, dass das ein indirekter Kuss war, als wenn das nicht allen klar gewesen wäre. Darauf lief es doch hinaus. Sonst hätten sie sich ja auch jeder eine eigene Kippe nehmen können. Aber neeeeein~, das musste er natürlich nochmal betonen.

Kaoru benahm sich schlicht und ergreifend so lächerlich kindisch verliebt, dass Kyo sich das überhaupt nicht mehr anschauen konnte.

Deswegen ließ er die heutige Show „Kaoru präsentiert der Welt, wie glücklich er mit seiner großen Liebe Toshiya ist“ einfach mal aus und schwänzte Schule. Was hatte er schon für einen Grund hinzugehen?

Er war immer nur hingegangen, weil er dann Zeit mit seinem besten Freund verbringen konnte.

Kaoru und Kyo. Unzertrennlich. Er hatte Kaoru genervt, Kaoru hatte das akzeptiert und sie konnten gemütlich ihre Kippen rauchen und ein wenig über Gott die Welt herziehen. Also Kyo zog her und Kaoru grinste einfach nur in sich hinein. Sie waren einfach zusammen und das war gut so gewesen. Kaoru hatte nie erwähnt, dass er da noch einen Toshiya zum betütteln brauchte.

Wenn Kyo das gewusst hätte, dann er hätte er Kaoru einen Teddybären besorgt und dann wär’s gut gewesen. Nun war es aber zu spät. Kaoru hatte nichts gesagt und sich einfach einen Toshiya besorgt, war kurz darauf auch dazu übergangen, seine Zeit lieber mit diesem als mit Kyo zu verbringen.

War das fair? Vielleicht wäre es fair, wenn Kyo darüberhinaus nicht einfach vergessen werden würde.

Es war, als würde er nicht einmal mehr existieren. Er saß neben Kaoru und fühlte sich wie Luft. Oder eher wie ein störender Gegenstand, schließlich wurde er ab und an mal bei den Rangeleien der Beiden angestoßen, bekam aber nicht einmal ein „Gomen“ von Kaoru.

Es war sowieso immer ein grotesker Anblick, den sie dort abgaben. Kaoru und Toshiya amüsierten sich verliebt in der Mitte. Auf der rechten Seite neben Kaoru saß Kyo und starrte die beiden böse, aber stumm an und auf der linken übernahm Daisuke diese Aufgabe. Und einige Stufen höher thronte Yuuichi, immer mit einem relativ besorgten Blick, ließ sich aber sonst nichts anmerken, und, wie könnte es anders sein, gab nicht einen Ton von sich.

Nun, heute sah das wohl etwas anders aus. Kyo war nicht zur Schule und Daisuke wahrscheinlich auch nicht. Der war nämlich gestern auch schon nicht dort gewesen. Hatte sicherlich auch schon die Nase voll.

Doch Kyo bezweifelte, dass Kaoru seine fehlende Anwesenheit überhaupt bemerkte. Es war gerade Schulschluss und er würde bestimmt mit Toshiya beschäftigt sein.

Er hatte sich inzwischen aus der Decke befreit, in welche er sich über Nacht und Morgen verknotet hatte und ging auf sein Fenster zu, um die Vorhänge mit einem Ruck aufzureißen. Er hatte die Augen vorsichtshalber schon verengt und nur einen Spalt offen gehalten, damit ihm das gleißende Licht nicht so stark blenden konnte, doch entgegen seiner Erwartung, war es düster draußen.

Dicke Regenwolken hingen über dem Himmel, versteckten die Sonne so gut, dass nicht mal der beste Versteckspieler noch einen Hinweis auf ihr Versteck finden konnte. Kyo war eh immer besser im selber Verstecken, klar, er wurde halt schnell mal übersehen, als im Suchen gewesen und kam sowieso erst gar nicht auf die Idee.

Er seufzte und öffnete ein Fenster, damit der Mief aus seinem Zimmer getrieben werden konnte. Er hatte die letzten Tage nämlich meistens Vorlieb damit genommen, dort drin vor sich hin zu vegetieren und weder Luft noch Licht hineinzulassen.

Obwohl es schlechtes Wetter war, kam nun auch keine kühle Luft hinein, sondern nur schwül-warme und Kyo entfernte sich leise knurrend vom Fenster, warf nur noch einen kleinen Blick auf die Straße unten, über die vereinzelte Leute mit vorzugsweise bunten Regenschirmen flanierten.

Sie lebten, oder besser er, denn obwohl sein Vater nun relativ regelmäßig vorbei kam, um ihn davon zu überzeugen, dass er mit ihm auf Geschäftsessen ging, weigerte Kyo sich anzuerkennen, dass er nicht mehr allein lebte, in einer teuren Gegend. Sie waren nicht im Teil der kleinen süßen Häuschen, wie Kaoru, sondern schon ein wenig weiter in Richtung Stadt. Zwar gehörten sie noch zum Vorort, doch die Häuser wuchsen hier schon weit aus stärker in die Höhe und waren modern und teuer. Kyo wohnte in einem Hochhaus mit 15 Stockwerken. Er lebte im 13.. Unglückszahl. Nun gut, seine Mutter hatte es ausgesucht. Im Flugzeug gab es nicht mal eine Reihe 13. Dumme Feststellung, dachte Kyo sich, weiter im Text!

Das ganze Stockwerk wurde von seiner Wohnung eingenommen und wenn er sonst auf die breite Straße unten schaute, dann sah er meist mehr Leute. Es war wohl eine der größten Straßen, aus dem Nest hier raus in Richtung große Stadt. Viele Leute gingen in den schönen Geschäften im Erdgeschoss schon mal einkaufen und die Straße war meistens von der arbeitenden Gesellschaft befahren. Dies war auch heute der Fall, doch nur wenige Menschen schienen sich bei dem Wetter raus zutrauen.

Es war wahrlich kein schönes Wetter. Die letzten Wochen hatte es zwischen sonnig, warm, kalt und regnerisch in jeder erdenklichen Kombination hin und her gewechselt und kaum jemand wusste morgens, wie man sich anziehen sollte. Vorher hatten sie immer durchgängig schönes Sommerwetter gehabt und von einen Tag auf den anderen hatte es auf stürmisch und kalt umgeschwungen.

Kyo, der nun eine Kostprobe von der heutigen Klimakombination bekommen hatte, entschloss sich für eine lange, schwarze Hose und ein einfaches kurzärmeliges Shirt. Wenn er rausging würde er wohl unweigerlich nass werden, denn er fand sicherlich nicht seinen bunt-gesprenkelten Schirm und wenn er ehrlich war, dann wollte er den auch nicht unbedingt finden. Da wurde er dann doch lieber nass.

Aus dem Schlafzimmer trottete er weiter in die Küche, in welche sein knurrender Magen ihn getrieben hatte, stopfte sich etwas essbares in den Mund, was nicht unbedingt noch frisch und gesund war, spülte mit etwas Wasser nach und fühlte sich wenigstens schon ein bisschen besser.

Weiter ging sein Weg ins Bad. Morgenwäsche, hatte er sich überlegt, würde heute wohl dürftig ausfallen, er war nicht in der Stimmung und momentan sah ihn ja eh niemand an.

Er hatte den Kontakt zu Ruiza abgebrochen. Ruiza war wahrscheinlich schon länger wieder

aus Europa zurück, doch Kyo hatte sich wider seiner Gewohnheit nicht bei ihm gemeldet.

Er hatte all seine Kommunikationsmittel in eine Schublade gelegt und seit ihrem letzten Treffen nicht mehr in diese hineingeblickt.

Wie sollte er Ruiza auch vergessen, wenn er mit ihm redete, sich mit ihm traf und immer vor Augen hatte, wie perfekt er war? Er würde sich immer weiter damit quälen und sogar vielleicht noch Gefahr laufen rückfällig zu werden.

Kyo putzte sich die Zähne und spuckte bei dem Gedanken an Ruiza die Zahnpasta ins Waschbecken. Es war tatsächlich nahezu wie eine Krankheit. Das „Ruiza-Fieber“. Kyo hatte es einmal befallen und nun, auf dem Weg der Heilung, war sein Körper geschwächt und anfällig.

Er wusch sich noch einmal das Gesicht und war zufrieden. So musste es gehen.

Kaoru sah ihn eh nicht mehr. Und Uruha...

Kyo ging in den Hausflur und setzte sich dort einfach auf dem Boden, um sich die Schuhe anzuziehen.

Uruha weigerte sich mit Kyo zu reden, ihn anzusehen oder gar ihm weiter Nachhilfe zu geben.

Er hatte es tatsächlich einmal versucht. Wahrscheinlich ein kurzer Anflug von Schwäche, ein Rückfall. Doch er hatte einsehen müssen, dass er keine Chance hatte. Er hatte sich den Weg verbaut, das wusste er.

Doch er wusste auch, dass es besser so war. Er war Uruha gegenüber nicht aufrichtig gewesen und hatte ihn als Ruiza-Ersatz benutzt.

Ihm war klar, dass er sich schäbig verhalten hatte und es ihm nun nicht mehr zu stand Uruhas Wohlwollen zu erhalten. Er hatte vorgehabt sich bei ihm zu entschuldigen, doch allein schon so weit zu Uruha vorzudringen war ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Jüngere hatte einen Schutzwall um sich aufgebaut, der höher schien als die chinesische Mauer. Niemand konnte die überwinden.

Wahrscheinlich war der einzige Weg an Uruha ran zu kommen, diese Mauer mit Gewalt einzureißen, doch Kyo fühlte sich dazu erstens nicht in der Lage, er war momentan bei weitem zu depressiv, und zweitens auch nicht berechtigt.

Allerdings hatte Kyo keine Ahnung von dem tatsächlichen Ausmaß der Gefühlsverwirrung, den sein Verhalten bei Uruha ausgelöst hatte. Er nahm einfach nur an, das er an Uruhas Stolz gekratzt hatte, was ihm seine Heiligkeit wohl niemals verzeihen würde.

„Wohin gehst du?“

Die Zeit, die sein Vater sich momentan dafür nahm, Kyo von der Schönheit des Lebens arbeitender, verantwortungsvoller Menschen zu überzeugen, war schon fast beängstigend.

Kyo verließ kommentarlos die Wohnung, der Schlüssel klimperte in seiner Hosentasche und er streifte sich eine Lederjacke über die Schulter. Diese war alt und abgenutzt, würde ihn aber wenigstens etwas vor dem Regen schützen. Er sollte nur aufpassen, dass die später wieder gut trocken wurde.

Kyo trottete durch die nassen Straßen. Sein Haar war von dem fisseligen Regen schon feucht und fiel ihm störend ins Gesicht, als er bei Kaoru ankam.

Grummelnd drückte der Kleine den Klingelknopf und wartete, dass ihm die Tür geöffnet wurde. Er hatte vor, bei Kaoru das einzuverlangen, was ihm zustand. Als Kaorus bester Freund durfte er ja wohl erwarten, dass man ihn beachtete. Und nicht nur das. In einer solch schwierigen Phase, wie die, in der er sich befand, müsste Kaoru ihn nicht nur beachten, sondern sollte ihm beistehen, ihm helfen, das zu überstehen. Etwas Trost wäre nicht schlecht.

Kaoru öffnete die Tür und sah Kyo abweisend an. War wohl kein gutes Zeichen, aber Kyo ließ sich nicht so schnell abschrecken.

„Was los? Toshiya da?“ Murrte er also und zog eine Augenbraue hoch.

Kaoru wurde schnell klar, dass Kyo die Antwort eh egal war, denn noch bevor er den Mund öffnen konnte, war die nasse Gestalt schon an ihm vorbei ins Haus rein und machte den Boden dreckig.

„Schuhe aus.“ Murrte Kaoru also ebenso unfreundlich zurück und hielt Kyo am Kragen fest, bevor der mit seinen Dreckspfoten das ganze Haus beschmutzte.

Widerwillig streifte Kyo seine Schuhe ab und tauschte sie gegen ein paar flauschige Totoro-Hausschuhe aus. Dann erst schlurfte er weiter in Richtung Wohnzimmer.

„Nein, Toshiya ist nicht da.“ Antwortete letztendlich auch Kaoru, ihm folgend.

„Nach der Schule geht er meistens sofort mit Yuuichi nach Hause. Die beiden teilen sich eine Wohnung und er kümmert sich halt um Yuu.“

„Ah..“

„Also, was willst du?“

Kyo hatte sich auf dem Sofa niedergelassen und schnaubte nun leicht gereizt.

„Kaum hast du einen Freund, beachtest du mich nicht mehr! Vor Toshiya kam ich auch öfters vorbei und wurde wesentlich herzlicher begrüßt! Ich steh gefühlsmäßig am Abgrund und du scharwenzelst nur um Toshiya herum. Das kann ich echt nicht gebrauchen!“

„Und warum sitzt du dann jetzt auf meinem Sofa und machst es dir gemütlich? Wenn du das nicht gebrachen kannst, solltest du wohl besser gehen.“

„Verdammt, ey! Ich warte auf eine Entschuldigung, a lá ‚Tut mir Leid, ich war so verliebt, da hab ich‘s ein wenig übertrieben und war vorübergehend blind. Aber du bist mir mindestens so wichtig wie mein Toto-Schätzchen’. Dann darfst du mir noch sagen, dass du mich aber auf eine andere Art und Weise magst, weil sorry, du bist echt nicht mein Typ, Kao. Überhaupt, wieso hast du mir nie gesagt, dass du in Toshiya verliebt bist? Wieso wusste ich nichts davon? Wieso war ich der festen Überzeugung, dass du ‘ne Hete bist?“

Stille.

Kyo sah Kaoru wutentbrannt an und dieser blinzelte fassungslos zurück.

„Hab ich das gerade richtig verstanden?“

„Kommt drauf an. Wenn ich deiner Meinung nach gesagt habe, ich will ein Kind von dir, dann solltest du dir Sorgen machen.“

Kaoru lachte ironisch auf und musterte Kyo unbarmherzig.

„Ich denke, du solltest wirklich gehen. Wenn du nämlich der Überzeugung bist, dass ich mich bei dir entschuldigen muss, dann solltest du jetzt echt gehen.“

„Ja, natürlich solltest du dich bei mir entschuldigen!“

„Da ist die Tür.“

Kaoru nickte in Richtung Hauseingang.

„Und lass meine Hausschuhe hier.“

„Waaaaas?“

Kyo sprang auf und funkelte Kaoru halb entsetzt, halb wütend an.

„Ich mag meine Totoro-Schluffen...“

„Du schmeißt mich raus?“

„Ja! Ich schmeiß dich raus! Ich werde mich nicht bei dir entschuldigen. Vergiss es! Wenn sich wer entschuldigen muss, dann bist du das! Du hast seit Ewigkeiten kein vernünftiges Gespräch mehr mit mir geführt. Du warst nie gedanklich da, sondern immer bei deinen geliebten Brüdern. Du hüpfst von einem Liebescrash in den nächsten und erwartest von mir permanenten Beistand. Ich hab mich IMMER bemüht dir den auch zu leisten. Da kannst du mir rein gar nichts vorwerfen. Doch dann hab ich bemerkt, dass mir Toshiya was bedeutet und ich konnte nicht mit dir darüber reden, weil du mit Ruiza oder vielleicht auch Uruha beschäftig warst, so genau weiß man das bei dir ja nie, und mir nicht zugehört hast. Dann sind Toshiya und ich zusammengekommen und ich wollte es dir sagen, doch du hast mir einfach das Wort abgeschnitten. Und sogar das hab ich noch akzeptiert. Aber nun billigst du meine Beziehung nicht mal! Du betrachtest Toshiya wie einen Eindringling und wirst von Tag zu Tag unausstehlicher zu mir und ihm. Du erwartest auch noch, dass ich weiterhin Vollzeit für dich da bin und nicht die begrenzte Zeit, die ich mit ihm habe, mit meinem Freund verbringe! Ich hab mir alles gefallen lassen, aber das geht zu weit! Ich bin dir absolut keine Entschuldigung schuldig! Du stehst nämlich immer gefühlsmäßig am Abgrund, wie du das so schön ausdrückst. Jeder wartet nur noch darauf, dass du mal endlich springst! Und jetzt: RAUS!“

Entsetzt starrte Kyo Kaoru an, senkte dann langsam seinen Blick und trollte sich in die Richtung, in die Kaorus hocherhobener Arm deutete.

Er wechselte die Totoro-Hausschuhe wieder gegen seine nassen Straßenschuhe und verließ das Haus. Kurz bevor er die Tür hinter sich schloss, drehte er sich nochmal um und sah Kaoru an.

„Es tut mir leid.“

Es kam keine Reaktion zurück, also setzte Kyo reuevoll seinen Heimweg fort.

Kaoru schien außergewöhnlich wütend. Eigentlich war er von sanfter, friedlicher Natur mit einer Engelsgeduld. Wie gesagt, er ließ sich von Kyo immer so einiges gefallen.

Vielleicht hatte Kyo deswegen vergessen, dass eine Freundschaft nicht so einseitig sein konnte. Er hatte sich immer um Ruiza und seine Freundschaft bemühen müssen, aber bei Kaoru hatte er es einfach als selbstverständlich angesehen.

Kaoru hatte für all das, was er für Kyo getan hatte, nie etwas zurück bekommen. Kyo an seiner Stelle hätte sich selbst wohl schon viel früher die Hölle heiß gemacht oder hätte sich einfach fallen gelassen.

Er musste zugeben, dass er sich selbst wahrscheinlich nicht ertragen könnte.

Doch Kaoru konnte es und Kyo hatte es sich nun verspielt. Er hatte die Grenze nicht erkannt, er hatte nicht mal gewusst, dass es eine gab und er sich ihr im Laufschritt am nähern war.

Er konnte nur hoffen, dass Kaoru sich seine Entschuldigung zu Herzen nahm. Von Herzen kam sie auf jedenfall.

Er lief einfach durch die Gegend. Dieser Rückschlag, seinen einzigen Freund zu verlieren, hatte ihn wieder furchtbar depressiv werden lassen. Erst gab er Ruiza auf und dann zerstritt er sich mit noch Kaoru. Er war sich nicht sicher, ob er damit zurecht kam.

„...hm, nein Shizumi und Ruka kamen letztens noch vorbei. Allerdings haben sie mir Shizumis Bruder mitgebracht. Hizumi heißt der.....“

Kyo erstarrte. Dieser Name löste in seinem Inneren immer eine Wallung der Wut aus, die er nicht kontrollieren konnte.

Er wirbelte herum und erblickte Miyavi, der mit einem anderen kleineren, Brünetten sprach.

Er kannte zufällig den Namen des Großen, weil Miyavi auf der ganzen Schule berühmt war. Nicht einmal Kyo hatte das ausblenden können. Miyavi war die Schlampe, die Diva, jemand der sich nicht unterkriegen ließ.

„Hast du gerade Hizumi gesagt?“

Miyavi erschrak, als Kyo plötzlich vor ihm stand und die circa 20 cm Höhenunterschied zu ihm hochblickte, ein wütendes Blitzen in den Augen.

Etwas unsicher nickte er. Eigentlich ließ er sich nicht schnell einschüchtern, doch die Tatsache, dass Kyo ihn gerade ansprach, war doch höchst seltsam. Schließlich sprach dieser mit Ausnahme einiger Besonderheiten kaum mit seinen Mitschülern und wenn man ihn irgendwo sah, dann machte es meist den Anschein, als wäre Kyo in einer ganz anderen Welt und ließ bei allen Anwesenden unweigerlich das Gefühl aufkommen, dass sie schrecklich unwichtig waren.

„Und sein kleiner Bruder mit dem Namen Shizumi hat ihn zu dir mitgebracht?“

Wieder nickte Miyavi, hatte sich aber langsam mit der Situation angefreundet. Er war wohl wichtig genug, um von dem Kleineren bemerkt zu werden. Darauf bildete er sich jetzt was ein. Er war süchtig danach, die Blicke der Leute auf sich zu ziehen. Er liebte es aufzufallen, auf was für eine Art und Weise auch immer. Und jetzt hatte er auch Kyos Aufmerksamkeit, die doch so schwer zu erlangen war. Überheblich warf er die Haare zurück und schenkte Kyo ein strahlendes Lächeln.

„Ja. Das war er. Sein kleiner Bruder hat ihn mitgebracht, weil...“

Miyavi brach ab. Die Freude hätte ihn fast dazu gebracht etwas auszuplaudern, was Hizumis Privatsphäre verletzt hätte. Er schloss betroffen wieder den Mund, war aber erleichtert, dass er Kyos Interesse nicht verloren hatte.

Nach kurzem Nachdenken hatte Kyo sich entschlossen, Hizumi nicht von vornerein her zu verurteilen. Ursprünglich hätte er dies wohl ohne weitere Umschweife prompt getan und über Hizumi die Todesstrafe verhängt, ohne es zu einem Prozess kommen zu lassen. Doch ausnahmsweise, Ruiza zu liebe, wollte er ein wenig Gerechtigkeit walten lassen.

Nur weil Hizumi bei Miyavi war, hieß das ja nicht gleich, dass die beiden etwas miteinander hatten. Und selbst wenn, war der Zeitpunkt auch noch wichtig. War es vor Ruiza? Dann konnte man ihm nichts vorwerfen.

„Wann war er bei dir und habt ihr miteinander geschlafen oder so?“

Miyavi verwirrte die Frage inzwischen doch etwas, aber er antwortete gleichgültig. Sein Ruf eilte ihm nun mal voraus und er hatte keine Probleme, das zuzugeben. Dementsprechend ehrlich war seine Antwort und dementsprechend schnell durfte Hizumi seine Freifahrtsschein für Ruiza wieder abtreten.

Kyo knurrte ein „Danke“ zu Miyavi und stampfte kurz darauf auch schon wieder wütend in Richtung Heimat.

Wie konnte Hizumi es wagen, nachdem er und Ruiza sich geküsst hatten, loszugehen und mit Miyavi zu ficken?! Wie konnte er so respektlos sein und Ruizas Gefühle so ignorieren? Wie konnte er danach noch Kyo entgegentreten und behaupten, dass Ruiza ihm etwas bedeute.

Dass Hizumi nie etwas in diese Richtung gesagt hatte, ignorierte Kyo momentan einfach mal befließlich.

Wenn er etwas von Ruiza wollte und dieser sich auch noch dazu durchrang. ihm zurückhaltend und schüchtern seine ersten wahren Gefühle entgegen zu bringen, dann sollte er den Respekt haben und nicht zu dem nächstbesten Flittchen laufen und rumvögeln!

Kyo hatte ernsthaft vorgehabt Ruiza für Hizumi aufzugeben, aber nun war sein Rückfall beschlossene Sache. Niemals würde er Ruiza an diesen Kerl übergeben.

Er konnte schon praktisch vor seinem inneren Auge sehen, wie Ruizas Herz einen weiteren Riss bekam.

Niemals konnte Hizumi seinen Engel glücklich machen. Niemals würden Ruizas Schmerzen nachlassen und er konnte frei sein, so wie er es verdiente, wenn er ihn Hizumi überließ. Er würde ihn nur noch mehr leiden lassen.

Das konnte er nicht zulassen. Davor musste er ihn mit aller Macht beschützen.

Bei Uruha hatte er aus Unachtsamkeit falsch gehandelt. Noch einen Fehler würde er sich nicht erlauben. Ruiza würde er vor diesem Hizumi beschützen können.

„Woher kommst du?“

Kyo stampfte in sein Zimmer und warf seinem Vater vor der Nase die Zimmertür zu.

Er schloss das Fenster, zog die Vorhänge zu und überlegte wie er Hizumi von Ruiza wegzerren konnte.

Besessen wie er war von seinem Vorhaben, hatte er Kaoru schon fast wieder vergessen. Doch tatsächlich nur fast. Vielleicht war das ganze ja auch nur ein Versuch, sich von dem persönlichen Unglück abzulenken, um sich nicht direkt damit konfrontiert zu sehen.
 


 

Polieren bis es glänzt. Uruha machte das mit unendlicher Ausdauer. Er war nun mal perfektionistisch veranlagt und diese Striemen auf den Gläsern machten ihn geradezu wahnsinnig. Irgendwas stimmte mit der Spülmaschine im Café nicht. Hide ließ es kalt.

Die paar Striemen störten den Älteren nicht im Geringsten. Aber Uruha war nicht so gelassen wie sein Kollege. Wenn er die Striemen nur sah, griff er schon automatisch zu einem Tuch und dem entsprechenden Glas.

Jedesmal wenn er also niemanden zu bedienen hatte, stand er hinter der Theke und polierte endlos Gläser, während Hide-Zou fröhlich Pause machte.

Heute war nicht viel los und so stand Uruha schon seit geschlagenen 10 Minuten, um genau zu sein, seit 10 Minuten und 24 Sekunden hinter Theke und polierte. Er brauchte durchschnittlich für ein Glas 2,17 Minuten, hatte er bemerkt.

„Es tut mir leid.“

Uruha sah auf, ohne aufzuhören an seinem Glas zu polieren und blickte Shou genau in die Augen. Er lächelte leicht und senkte den Blick wieder aufs Glas.

„Ich hab es ziemlich übertrieben, ich weiß. Wir haben uns zwar im Einverständnis getrennt...“

Uruha blinzelte zu beiden Seiten, um zu schauen, ob sie jemand hören konnte. Doch das Café war leer, bis auf einen Kerl, der ganz in der Ecke saß und in ein dickes Buch vertieft war.

„...doch irgendwie konnte ich es nicht aushalten, dass er den Ring hatte und so. Ich hatte irgendwie die Idee, dass er nicht gut für dich sei und dass ich das nicht zulassen durfte.“

Uruha, der bisher immer fleißig weiter poliert hatte, hielt nun inne und sah nachdenklich auf seine Hände.

„Da hattest du Recht. Er ist auch nicht gut für mich. Aber du brauchst mich nicht beschützen, weißt du? Ich bin stark genug, ich kann das selber.“

Shou lächelte sanft, schob eine Hand vor und legte sie auf Uruhas Wange. Sanft hob er Uruhas Kopf an und sah ihm in die Augen.

„Du kannst super lügen, das weiß ich. Du belügst dich ja auch regelmäßig selber.“

Er grinste leicht.

„Du bist nicht so stark, wie du immer sagst. Eigentlich bist du schwach und deswegen ziehst du so einer Mauer um dich. Darum lässt du niemanden an dich ran. Deine einzigen Freunde kennst du schon seit Jahren. Du hast mit niemand Kontakt außer mit den beiden, weil es dir so schwer fällt Vertrauen aufzubauen. Du hast Angst vor anderen Leuten, Angst dass sie dich vielleicht verletzen. Und gerade das macht dich erst verletzlich. Du hast mit Rückschlägen so wenig Erfahrung, weil du dich mit allen Mitteln versuchst vor ihnen zu schützen und meistens recht erfolgreich. Wenn du Rückschläge gewöhnt wärst, dann würdest du jetzt vielleicht nicht so sehr leiden.“

Uruha blinzelte.

„Woher weißt du...?“

„Man sieht es dir an. Du hast Schwierigkeiten deine sonst so makellose Fassade aufrecht zu erhalten. Mir war sofort klar, dass irgendwas passiert sein muss.“

Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Shous Züge und Uruha konnte gar nicht anders, als zurück zu lächeln.

Shou hatte ihn gut kennengelernt, als sie noch ein Paar gewesen waren. Doch trotzdem hatten sie Schluss gemacht. Ihnen war beiden klar gewesen, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Sie verstanden sich blendend und teilweise auch wortlos, doch sie liebten sich nicht. Sie fühlten sich zueinander hingezogen, doch viel mehr war da nicht.

„Danke...“ murmelte Uruha und lächelte.

Er war wirklich dankbar, dass Shou für ihn da war. Er war überhaupt dankbar, dass alle für ihn da waren. Shou, Sakito und auch Aki.

Alle hielten ihn immer für so intelligent, aber trotzdem bekam er ständig diese guten Ratschläge von seinen Freunden, die immer die größten Wahrheiten enthielten.

Wie kam es, dass sie meistens mehr über ihn wussten, als er selbst?

Jeder wusste Einzelheiten über ihn, die ihm selber noch gar nicht so aufgefallen waren. Es waren immer unterschiedliche Aspekte, doch wenn man alles zusammenfügte, dann bekam man wohl ein ziemlich deutliches Bild von Uruha und seinen Gefühlen.

Wenn es einem einzigen Menschen möglich wäre, solch ein Bild von einem anderen Menschen zu erhalten, dann musste er wohl ziemlich intelligent sein.

Uruha erleichterte es, dass wenigstens niemand alleine ihn durchschaute, sondern immer mehrere nur teilweise.

„Und? Was ist jetzt?“

Uruha senkte prompt wieder seinen Blick und polierte weiter.

„...was hat er getan?“

Uruha seufzte. Er wollte nicht schon wieder darüber sprechen. Umso mehr er darüber sprach, desto schlimmer und dümmer fühlte er sich. Wie hatte er es zulassen können, dass es so weit kam?

„Ich will nicht darüber sprechen.“

„Du hast den Ring wieder?“

Uruha nickte. Ja, der Ring. Kyo hatte ihm zurückgegeben. Er lag wieder an seinem Platz im Portemonnaie. Der Ring, der Kuss, die 14 Punkte.

Uruha stellte das Glas beiseite und stützte sich auf der Theke ab.

Ja, der Kuss. Er seufzte. Eigentlich besser die Küsse.

Was war da bloß in ihn gefahren?

Wie war er auf die Idee gekommen, Kyo zu küssen?

Er hatte selbst gar nicht verstanden, warum er es getan hatte, genausowenig, wie er sofort kapiert hatte, dass er es getan hatte. Er hatte es einfach getan, er hatte nicht nachgedacht.

Uruha konnte sich jetzt noch sehr lebendig an die Situation erinnern.

Kyo hatte ihm den Ring in die Hand gelegt und ihn dann so angesehen. Aber wirklich so, nicht einfach irgendwie. Es war so ein besonderer Blick gewesen.

Uruha hatte sofort bemerkt, dass irgendwie was anders war und dann hatte Kyo ihn geküsst.

Vorher war er ja schon verwirrt genug gewesen. Erst klaute Kyo ihm den Ring und dann gab er ihn einfach zurück, ohne irgendwie einen Grund dafür zu nennen. Höchst seltsam. Der Moment war einfach günstig für Kyo gewesen. Uruha war so verwirrt, dass er ihn nicht rechtzeitig zurückstoßen konnte, so wie er es sonst immer sofort tat.

Diese weichen Lippen auf seinen. Das Gefühl würde er wohl niemals vergessen. Es war wie kleine Stromschläge, die seinen Körper durchzuckten. Er hatte gewusst, dass es nicht richtig war und sein erster Reflex war die Ohrfeige gewesen.

Der Kuss hatte so schnell geendet, wie er begonnen hatte. Uruha selber hatte diese ganze abstrakte Situation nicht wirklich verstanden, ebensowenig wie er es schaffte, sie zu kontrollieren.

Seine Hand hatte von alleine reagiert, während seine Lippen sich eigentlich noch nach der Berührung der anderen sehnten. Streit zwischen Kopf und Herz? Er wusste es nicht. Erst nach dem Klatschen, hatte er mitbekommen, dass er geküsst wurde und wie er diesen Kuss beendet hatte.

Er hatte ab diesen Moment ein schreckliches Gefühl von Bodenlosigkeit gehabt. Nicht vor und nicht zurück gekonnt. Er hatte nicht gewusst, was Sache war und die verwirrenden Ausführungen von Kyo hatten auch nicht geholfen.

Wie sehr hatte er sich bemüht Kyo zu hassen und dieser Hass war in seinem Kopf schwer verankert, doch in ihm war plötzlich das Bedürfnis entflammt Kyo zu küssen. Sein Innerstes war schrecklich wütend gewesen über diesen plötzlichen Abbruch des Kusses.

Und von einem Moment auf den anderen hatte er sich schon vorgebeugt, seinem Bedürfnis nachgegeben und Kyo wieder geküsst.

Er hatte nicht nachgedacht, er hatte einfach gehandelt. Gehandelt ohne zu wissen, was er tat. Er hatte auch nicht wirklich registriert, dass er Kyo geküsst hatte. Ihm fiel nur plötzlich auf, dass diese Lippen wieder auf seinen lagen und dass das einfach nicht richtig war.

Seine Reflexe hatten sich selbstständig gemacht und Kyos Wange hatte nach diesen zwei Ohrfeigen schon ein hübsches Rot angenommen.

Dieses einfach nicht denken, das nicht kontrollieren können, was man tut, einfach verliebt zu sein, wie Uruha inzwischen festgestellt hatte, war ihm zu viel gewesen.

Er hatte nicht ein und aus gewusst. Er hatte nicht erkannt, was er tat und wieso er es tat und er hatte auch nicht gewusst, wie er damit umzugehen hatte. Überfordert mit der Situation, mit sich selbst und mit Kyo, hatte er einfach das getan, was ihm am nächsten lag. Er hatte Kyo geohrfeigt.

Natürlich absolut unberechtigt, aber in dem Moment, hatte er nur gedacht ‚Das ist falsch. Schluss damit!’ und schon war es geschehen.

Uruha war es gewöhnt, die Kontrolle zu haben. Sein Leben war geordnet, durchgeplant. Keine Minute war zu viel. Selbst seine Pausen waren genau berechnet.

Dieser kurze Moment mit Kyo war in diesem Plan ein absolutes Desaster gewesen. Abgesehen davon, dass er absolut nicht eingeplant war, hatte er Uruhas Denkvermögen für eine ganze Zeit lang abgeschaltet und er war Kyo und seinen eigenen Gefühlen schutzlos ausgeliefert gewesen.

Das mag lächerlich klingen, aber in Uruhas Leben waren selbst Gefühle durchgeplant, soweit es nun mal möglich war. Das heißt, sie waren entstellt, kontrolliert und absolut überwacht.

Wenn der Gefangene sich befreit und die Macht erhält, ist das niemals gut für den ehemaligen Unterdrücker.

In diesem kleinen Moment, übermannt von seinen Gefühlen, hatte Uruha die Kontrolle abgegeben und die absolute Verwirrung über diese ungewohnte Situation plus die hinzukommenden Begebenheiten, hatten bestimmt zu den 14 Punkten beigetragen. Zurück in der Klasse, hatte er es einfach noch nicht ablegen können.

Immer wieder war ihm durch den Kopf geflogen, was draußen auf dem Gang passiert war. Seine Hand hatte alle paar Minuten ihren Weg zu seinem Mund gefunden, um sich über die Lippen zu streichen. Genau dort, wo kurz zuvor noch Kyo Lippen gelegen hatten.

Dann hatte er sich gefragt, was er getan hatte, wieso er es getan hatte und er hatte keine Antwort darauf gefunden.

Jetzt wusste er es. Er war verliebt.

Doch an diesem Tag, in solch einer Lage, wie hätte er da auch 15 Punkte schreiben können?

„Ich habe 14 Punkte geschrieben...“ murmelte Uruha und Shou blickte überrascht auf.

Eigentlich hatte er nicht mehr damit gerechnet, dass Uruha nochmals mit ihm redete. Seit geschlagenen fünf Minuten starrte Uruha nun schon vor sich hin, schien in Gedanken und hatte sich nur ab und an mal an die Lippen gefasst.

„Was?“

Uruha schmunzelte über das entsetzte Keuchen und nickte nochmal bestätigend.

„Wegen Kyo?“

Erneutes Nicken.

„Er hat mich geküsst. Ich war so schrecklich verwirrt...ich habe vergessen ein Fachwort zu nennen.“

Shou nickte verstehend und Uruha sah wieder auf das Glas, welches er vor kurzem bei Seite gestellt hatte. Immer noch Striemen. Er nahm es wieder in die Hand und stellte fest, dass er jetzt wohl die Durchschnittszeit um einiges anheben musste, außer er rechnete die Pause aus.

„Du kannst immer zu mir zurückkommen.“

Uruha musste nicht aufsehen um zu wissen, dass Shou wieder grinste und lachte leise zustimmend.

„Ja, klar.“ Antwortete er also nur ironisch und schnaubte leise.

„Wir hatten doch sowieso nur so eine Pseudo-Beziehung. Du hast dich nie getraut, ehrlich mit mir zu reden, weil du Angst hattest, mich zu verschrecken.“

„Du warst erst 15!“

„Ich weiß, aber ich wollte trotzdem nicht verhätschelt werden.“

Uruha verdrehte die Augen.

„Klar, alles was ich mir damals unter einer Beziehung vorgestellt habe, waren kleine Bussis und Händchen halten, viel mehr nicht, aber trotzdem...ernst genommen werden, wollte ich schon.“

„Ich hab dich ernst genommen...“

„Du hast aber gleichzeitig geglaubt, du müsstest mir fulltime Honig ums Maul schmieren.“

Uruha grinste leicht. Darauf wusste Shou nun keine Antwort mehr. Ein Punkt an ihn.

Man konnte meinen, dass eine Welt zwischen 15 und 16 lag, so wie sie darüber sprachen.

Uruhas Verhalten im Alltag hatte sich in dem einem Jahr nicht wirklich verändert, wenn er genau darüber nachdachte, aber unterschwellig fühlt man sich mit dem Alter 15 für vieles noch nicht reif. Die 15 brachte einfach die unreife Assoziation automatisch mit sich.

Teilweise kam das von außen, zum Teil aber auch von der Person selber. Wenn Uruha damals Shou geküsst hatte, dann hatte er immer gedacht, dass der andere vielleicht bemerkte, dass Uruha noch unerfahren und unsicher war.

Es hatte ihn nun mal verunsichert, dass er mit einem damals noch 17jährigen zusammen war und dieser sicherlich mehr Erfahrung hatte.

Mit Kyo war das anders. Natürlich, Kyo war nur ein Jahr älter, aber Uruha fühlte sich auch sicherer in seiner Position.

Er war sich seiner Wirkung auf andere immer mehr bewusst geworden. Vor einem Jahr hatte er sich mehr darum gekümmert, einfach nur sich selbst zu gefallen, inzwischen gefiel er sich selbst und ließ das seine Umwelt mit Erfolg spüren.

„Es ist schon okay, Shou.“

Uruha lächelte leicht und Shou erwiderte das Lächeln.

„Es war eine gute erste Beziehung. Nicht perfekt, aber ich werde das auch niemals bereuen und den Ring werde ich in Ehren halten, weiterhin.“

Shou beugte sich über die Theke nach vorne und gab Uruha schnell einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Das wollte ich hören.“

Er lachte leise, stand dann auf und verabschiedete sich mit einem Grinsen, bevor er das Café wieder verließ.

Uruha blickte ihm kurz lächelnd nach, warf dann einen prüfenden Blick durchs Café, stellte fest, dass sie Gott sei Dank unbeobachtet gewesen waren und konzentrierte sich wieder darauf alle Striemen auszulöschen!
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Hier erscheint Uruha schon fast so, als hätte er ein seltsames zwangsverhalten, ne wa?

Obwohl...so kam er auch schon früher rüber irgendwie. Tja...damit ist es offiziell. Uruha ist verrückt!

Gut, egal.

Ja, irgendwie kommt man in diesem Kapitel nicht besonders vorwärts, das is mir auch schon aufgefallen. ^^°

Nach so langem warten, tuts mir echt leid nicht irgendsoein Hammerkapitel zu präsentieren.

Und nunmal abgesehen davon, ist die hälfte des Kapitels auf nachfrage entstanden. Und zwar gab es viele, die Uruhas Verhalten nicht verstanden hatten im Bezug auf die zwei Küsse und die Ohrfeigen. Also hab ich gesagt, das wird auf jedenfall noch mal näher geklärt und tadaaaaa~!

Ich wollte das auch nicht viel weiter hinten bringen, weil ich ja mal langsam zur sache kommen muss...irgendwie.

Jaaa~ der erste teil...teeeheee xD der ist in sofern wichtig, damit erstmal der Sex von Hizumi und Miyavi seine Bedeutung erhält und zweitens Kaoru näher charakterisiert wird.
 

Bla~ ich halt jetzt mal die Klappe.

Thaaaaaaank ya~!

2.9

Momentan geht das mit dem Betan echt schnell ^^ wie man sieht. Ich befürchte schon, dass ich beim schreiben überholt werde und ich danach dann nicht mehr alles auf die Beta schieben kann ^^° Ich werde wahrscheinlich auch beim schreiben überholt werden, wenn das in dem Tempo weitergeht...
 

kay~ egal...was wollte ich sagen ö.ö??? hmm, ja das kapitel ist etwas länger...ist eines meiner liebsten kapitel und es ist endlich mal ein kapitel in dem man weiterkommt *grien* In wie weit, das müsst ihr selber sehen.

Es ist außerdem sehr vielfältig muss man sagen. Es ist recht locker, dann wieder ernst und dann aber auch ein wenig humorvoll (jedenfalls sollte das so sein...).
 


 


 

~~~2.9~~~If two lives crash~~~2.9~~~
 


 


 

Es war schon fast unheimlich, mit was für einer schrecklich guten Laune seine Mutter durchs Haus lief.

Sie sang zufrieden irgendwelche uralten Schlagerhits vor sich her und nervte damit nicht nur Uruha. Man konnte gar nicht übersehen, dass alle Hausmädchen sofort auf dem Absatz kehrt machten und in die entgegengesetzte Richtung flüchteten, sobald seine Mutter ihnen zu nah kam.

Niemand in diesem Haus war diese außergewöhnlich gute Stimmung seiner Mutter gewöhnt und so reagierten alle darauf etwas verunsichert.

Seine Mutter war normalerweise zwar nicht so unfreundlich, als dass man sie als besonders herrisch bezeichnen konnte, doch Uruha würde schon fast behaupten, sie käme so rüber, als hätte sie einen Stock im Arsch stecken. Lächeln war meist aufgesetzt und normalerweise schwebte sie nur mit einem ernsten Gesichtsausdruck durchs Haus.

Sie war kein glücklicher Mensch, schon lange nicht mehr.

Doch seit dem gestrigen Tag hatte sich das schlagartig geändert und Uruha fiel nur ein Grund ein, der das hätte auslösen können: Ruiza.

Wenn er sich nicht sehr irrte, dann hatte Ruiza sich mal wieder mehr unfreiwillig dazu verpflichtet, sie besuchen zu kommen. Jedes Mal wenn das nämlich der Fall war, war seine Mutter wie ausgewechselt.

Sie tänzelte geradezu gut gelaunt durchs Haus und bereitete alles für den großen Termin vor, wenn endlich wieder ihr heiß geliebter Erstgeborener in ihre Arme segelte.

Wenn Uruha das richtig sah, dann breitete sich bei Ruiza nun gerade genau die gegensätzliche Stimmung aus. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie Ruiza depressiv vor sich hinvegetierte in Erwartung dessen, was auf ihn zukam.

Er konnte es ihm nicht verübeln und doch hatte er recht wenig Mitleid mit seinem großen Bruder. Viel mehr war er neugierig auf dessen Besuch, denn schließlich hatte er letztens mitbekommen, selbst wenn er es eigentlich lieber nicht mit angehört hätte, dass sich anscheinend etwas in Ruizas Leben tat. Bezüglich der Liebe.

Ja, Neugierde spielte da gewiss eine Rolle. Hatte Ruiza eine Beziehung mit Kyos Erzfeind und, vor allen Dingen, meinte er es ernst mit ihm?

Uruha betete innerlich dafür. Denn selbst wenn er beschlossen hatte, dass er Kyo nicht mehr lieben würde, musste er zugeben, dass er sich das leichter vorgestellt hatte, als es tatsächlich war.

Jetzt, wo er einmal realisiert hatte, dass er Kyo liebte, fiel es ihm viel schwerer nicht an ihn zu denken und nicht irgendwie ein kleines bisschen eifersüchtig zu sein.

Deswegen sollte Ruiza einen anderen haben. Er sollte kein Interesse an Kyo haben.

Denn wie sollte Uruha sonst gewährleisten, dass er seinen großen Bruder bedingungslos weiter respektierte und liebte? Wie sollte er das, wenn sich die Eifersucht in ihm einnistete und ihn von innen zerfraß?

Er hoffte auf nichts mehr, als dass Ruiza doch bitte hoffnungslos verliebt in diesen Kerl war und Kyo keine Chance hatte.

Und während er das hoffte, hasste er sich selbst für diese Hoffnungen. Er wünschte der Person, die er liebte, dass seine eigene Liebe nicht erwidert wurde. Ihm war klar, dass das absolut egoistisch war, aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts dagegen tun, dass er so empfand und er verabscheute sich selbst dafür.

Ein völlig neues Gefühl für ihn: Selbsthass!

So weit hatte Kyo ihn also schon gebracht. Dass er sich selbst für seine Gedanken und Gefühle verabscheute.

Uruha schnaubte und war erneut wütend auf sich, während er seine Schulsachen ordentlich wegpackte.

Schon wieder gab er Kyo für alles die Schuld. Wie konnte er nur immer alles auf Kyo abwälzen? Er war selber Schuld, er allein.

Er hatte lange gelernt. Er war müde und sein Kopf tat weh. In letzter Zeit wurde er beim Lernen schneller müde. Höchst wahrscheinlich, weil er sich ständig ablenken ließ, da seine Gedanken wie von alleine immer wieder bei Kyo landeten und er für alles die doppelte Zeit brauchte.

Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn es nicht Uruhas kompletten Tagesablauf durcheinander bringen würde, was ihn dann wiederrum so aus dem Konzept warf, dass er zeitweise gar nicht wusste, was er tun sollte.

Er wusste momentan nur eins: Das musste ein Ende haben und zwar bald!

Er konnte so einfach nicht weiterleben.

Ein Klingeln riss Uruha aus seinen Gedanken und er nahm sein Handy in die Hand, auf dem der Name Sakito blinkte.

Sofort nahm er ab und begrüßte den Anderen mit einem schwachen:

„Hey~“

„Hey Ruha...“ kam es auch nicht viel enthusiastischer aus dem Handy zurück und Uruha wanderte bis zu seinem Bett, wo er sich niederließ.

„Du klingst bedrückt. Was ist passiert?“

„Mein Hamster ist weg...“ gestand Sakito leise und Uruha meinte ein Schluchzen zu hören.

Sakito war ein unverbesserlicher Tierliebhaber und eisiger Vegetarier. Er konnte kein Blut sehen und war wohl einer der sensibelsten und verständnisvollsten Menschen, die Uruha je kennengelernt hatte.

„Oh, das tut mir leid, Saki.“

Er wusste, dass Sakito der Verlust seines heiß geliebten Teddyhamsters mit dem Namen Rex sehr zu Herzen gehen musste.

„Wie ist das passiert?“

Das Uruha mit dieser Frage solch eine Schimpftirade auslöste, hatte er nicht erwartet und so hielt er sich kurz darauf das Ohr und verzog das Gesicht. Das Handy hatte er schon auf Abstand gehalten, doch konnte er Sakis Stimme immer noch laut und deutlich hören.

Anscheinend hatte er es einem Hausmädchen zu verdanken, die, während Saki in der Schule war, auf die Idee gekommen war den Hamsterkäfig zu säubern.

Jedenfalls beschimpfte Sakito diese Frau nun aufs aller Schlimmste, mit Wörtern, von denen Uruha niemals geahnt hätte, dass sie tatsächlich im Wortschatz des sonst so sanften Sakitos vorkamen.

„Jedenfalls ist die sowas von gefeuert...“beendete Sakito sein Geschrei und seufzte leise. Uruha nickte leicht und machte sich nun ernste Sorgen um seinen Freund, der sonst niemals auf die Idee gekommen wäre, irgendwen rausschmeißen zu lassen.

Die Hausmädchen hätten seine Kleider zerstören, das Zimmer abfackeln oder noch schlimmer sein Shampoo vertauschen können, doch Sakito hätte nichts gesagt.

Aber der Verlust von Rex, dem schläfrigen Hamster, das ging zu weit.

„Und was machst du jetzt?“

„Mein Vater hat eine Anzeige in die Zeitung gesetzt und einen Finderlohn auf ihn ausgesetzt...heute waren schon zwanzig Leute mit ihren Hamstern hier und wollten mir weiß machen, dass es Rex sei. Aber bisher war er noch nicht dabei. Ich hätte diese armen Tiere so gerne alle behalten, aber es sind zu viele. Sie tun mir so Leid...sie leben bei so herzlosen Leuten, die sie einfach für ein wenig Geld sofort abgeben würden.“

Jetzt war Uruha sich sicher, dass er ein Schluchzen vom anderen Ende hörte und er wäre am liebsten nun bei Saki, um ihn vernünftig trösten zu können.

„Weswegen ich eigentlich anrufe...ich komm deswegen morgen nicht. Vielleicht ist Rex ja morgen dabei.“

„Ja, ist schon okay...dann hab ich Zeit zum lernen.“

„Wieso, kommt Aki auch nicht?“

„Nein...er hat abgesagt.“

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Saki sich dann kleinlaut zurückmeldete.

„Er benimmt sich seltsam.“

„Wie meinst du das?“

„Er ist ständig anders unterwegs und versetzt uns...“

„...“

Jetzt wo Sakito es sagte...

Uruha war so auf sich selbst und seine Probleme fixiert gewesen, dass er zwar bemerkt hatte, dass Aki sich von ihm entfernte, aber dass ihm erst jetzt auffiel, wie Aki in letzter Zeit wirklich auffällig oft verschwand, wenn man so darüber nachdachte.

„Stimmt...was er wohl immer macht, anstatt sich mit uns zu treffen?“

„Hmm...“ gab Sakito von sich und Uruha konnte praktisch hören, wie es an anderem Ende der Leitung in Sakitos Kopf ratterte.

Wenn es ums Soziale ging, so hatte Uruha da überhaupt keinen Durchblick. Was ja auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass er seit Jahren nur mit Aki und Sakito sprach und andere Leute mit Vorliebe ignorierte.

Sakito hingegen hatte mit seinem Feingefühl schon eher eine Ahnung von sowas, wobei er allerdings sehr idealistisch und romantisch veranlagt war, so dass seine Fantasie in der Beziehung des Öfteren Mal mit ihm durchging und er immer wieder die Realität zu stark ausblendete, um eine wirklich zutreffende Analyse abzulegen.

„Wahrscheinlich hat er seine Leidenschaft für Blumen neu entdeckt und hilft jetzt in einer Gärtnerei aus. Ich wusste, dass in Aki eine gute Person steckt.“

Wie gesagt, die Fantasie ging schon mal mit Saki durch.

Uruha seufzte und stimmte Sakito leise zu:

„Ja, das wird es wohl sein. Du, ich muss jetzt auflegen.“

„Gut, wir sehen uns dann. Lass dich nicht unterkriegen.“

Uruha drückte das Gespräch weg und legte dann das Handy beiseite.

Ja, lass dich nicht unterkriegen.’ Das war leichter gesagt, als getan. Das wusste Uruha seit kurzem ganz genau.

Langsam stand er auf und ging zu seinem großen Spiegel.

Was war am schönsten an ihm?

Dass er schön war, war klar. Aber was war am schönsten?

Seine durchdringenden Augen? Seine vollen Lippen? Seine feinen Gesichtszüge? Sein schlanker Körper? Seine langen Beine?

Uruha hatte sich von oben bis unten ganz genau betrachtet und kam zu dem Schluss: Alles an ihm war schön, da ließ sich nichts machen.

Mei, mei, wer will denn hier gleich eingebildet werden?

Aber es war doch schließlich eine Tatsache, dass die Leute ihn anstarrten und er sah nicht ein, wieso er sich selbst abwerten sollte. Aus diesen Minderwertigkeitskomplexen hatte er sich retten können und sich fest vorgenommen, niemals wieder damit anzufangen.

Oh, er hatte vorhin seinen knackigen Hintern vergessen...aber gut, den konnte er selber auch nicht so gut betrachten.

Aber was an ihm sprach die Leute wohl am meisten an?

Bestimmt nicht seine Augen. Dieser ganze Scheiß von wegen „Du hast ja so schöne Augen!“ war ja doch nur Heuchelei! Wenn du zu deinen tollen Äuglein nicht noch nen hübschen Rest zu bieten hast, interessiert sich auch niemand dafür, wie deine Glubscher aussehen. Hart, aber so ist die Wahrheit nun mal.

Doch Uruha hatte ja den hübschen Rest. Sein Gesicht im Gesamten, war wohl ein Kunstwerk für sich. Besonders seine vollen Lippen, der perfekte Schmollmund einfach, fielen sofort auf.

Mit den funkelnden Augen und den hübschen Gesichtszügen noch dazu war Uruha einfach auffallend hübsch.

Nun, er hatte es geschafft sich darauf zu einigen, dass seine Lippen wohl den meisten Leuten zuerst auffielen.

Und wenn jemand nicht sein Gesicht sah, na ja, dann vielleicht sein Hintern, aber wie gesagt, es fiel ihm schwer, den selbst zu beurteilen, also wettete er lieber auf seinen schlanken, langen Beine.

Nun stellt sich natürlich die Frage, was brachte es Uruha zu wissen, was an ihm den Leuten am besten gefiel? Nein, er wollte sich nicht einfach nur selbst bestätigen und nochmals bewundern, wie toll er war.

Er wollte einfach nur wissen, was er von sich betonen musste, damit er Kyos Aufmerksamkeit bekam. Wenn er seine Vorzüge besser zur Geltung brachte, vielleicht würde Kyo sich ja dann von Ruiza abwenden und sich ihm zu. Vielleicht, vielleicht.

Mit großen Schritten stolzierte Uruha zu seinem Schrank und riss ihn auf. Irgendwas, dass seine Beine mehr zur Geltung brachte.

Option Nummer 1: Röcke.

Uruha zog all seine Röcke aus der Versenkung und schmiss sie auf sein Bett. In letzter Zeit war er mehr für Hosen gewesen.

Option Nummer 2: Hosen.....aber enge!

Das war schon wieder schwieriger. Enge Hosen sahen an Kerlen schon mal schnell unmöglich aus und das wollte Uruha nun ja gar nicht. Er wollte umwerfend aussehen und nichts anderes.

Nach und nach probierte der Blonde seine gesamte Garderobe durch und versuchte dabei das perfekte Outfit zu finden.

Das Outfit, welches Kyo sowas von vom Hocker schmeißen würden, dass er davon eine Beule bekommen würde, die sich richtig gewaschen hatte.

Gerade versuchte Uruha sich in eine Hose zu zwängen, die er noch vor seinem letzten Wachstumsschub gekauft hatte, folglich war sie etwas klein, als die Tür aufflog und sein Vater vom Türrahmen aus seinen Sohn entsetzt musterte.

„Uruha! Was tust du da? Zieh dir was Ordentliches an und schmeiß diese Hose weg, die ist dir eindeutig zu klein geworden! Heute Abend haben wir Besuch, denk dran.“

Und schon war er wieder verschwunden. Wahrscheinlich rief die Arbeit.

Uruha selber stand einen Moment lang regungslos im Zimmer, hatte den Kampf mit der Hose aufgegeben, obwohl er sie schon fast zu hatte, und drehte sich erst, als sein Vater schon lange verschwunden war, in Richtung Spiegel.

Entsetzt musterte er sein Spiegelbild. Die Hosenbeine waren zu kurz, der Knopf nicht geschlossen...er sah einfach lächerlich aus.

Ehrlich gesagt wusste der Blonde nicht, ob er weinen oder lachen sollte.

Zu Aki hatte er noch gesagt, er würde aufhören Kyo zu lieben. Er hatte vorgehabt den Kleineren zu vergessen. Und was tat er nun?

Er stand in seinem Zimmer vor dem Spiegel und probierte die unmöglichsten Klamotten an, nur um Kyo damit vielleicht zu gefallen.

Wie konnte man sich selbst nur so widersprechen?

Er hatte im Eifer des Gefechts sogar vergessen, dass sein Vater heute früher von der Arbeit gekommen war, weil sie heute Abend wieder Besuch von einer potentiellen Heiratskandidatin bekommen würden. So hatte er alle seine Vorsichtsmaßnahmen in den Wind geschossen und damit erst diese Modenshow möglich gemacht.

Ein leises Kichern entfleuchte ihm und langsam überkam ihn die Ironie seines Handels, so dass er sich bald vor Lachen kaum noch halten konnte.

Von seiner Lachattacke so stark geschüttelt, dass er kaum noch stehen konnte, ließ er sich aufs Bett fallen und lachte lauthals, so wie er es schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschafft hatte.

War das auch Kyos Einfluss? Brachte er ihn nicht nur zum Weinen, sondern auch zum Lachen?

Wenn Kyo nicht in sein Leben getreten wäre, dann wäre er niemals in diese Situation geraten. War das nun positiv oder negativ? Uruha wusste nicht wirklich, ob er diese Veränderungen wirklich noch so schlimm fand wie anfangs.

Seit Jahren hatte er zum ersten Mal wieder richtig gelacht. Es überraschte ihn fast, dass er dazu noch in der Lage war. Er hatte sich nicht mehr erinnern können, was das für ein befreiendes Gefühl war.

Der Druck, der ihm auferlag, war in den letzten Jahren ins Unermessliche gestiegen. Seine Eltern kontrollierten ihn auf Schritt und Tritt und das Versteckspiel, welches früher Mal ganz unschuldig angefangen hatte, war so gewachsen, dass Uruha inzwischen schon zu Unzeiten aufstand, damit seine Mutter ihn nicht sah, bevor er aus dem Haus ging.

Er hatte einen perfekten Zeitplan aufgestellt, hatte sein gesamtes Leben so durchgeplant, dass er einfach keinen Platz mehr für Gefühle übrig gehabt hatte.

Seine Eltern hatten ihn einerseits unter Druck gesetzt und anderseits war Uruha es auch selber, der sich immer mehr Arbeit aufhalste, indem er irgendwo versuchte sein eigenes Ich zu bewahren, obwohl er wusste, dass es seinen Eltern nicht gefiel, wie er war.

Darüber hinaus hatte er es mit seinem Perfektionismus so an die Grenze getrieben, dass er es niemals im Leben hinnahm, wenn etwas nicht absolut formvollendet war.

Gerade so war nicht genügend. Er musste weit über das Ziel hinaus schießen, damit er zufrieden war.

Er war schon immer perfektionistisch, ordentlich, kontrolliert und ernst gewesen. Schon als Kind, aber die Last auf seinen Schultern hatte es in den Extremismus getrieben.

Früher hatte er noch schöne Stunden mit seinen Freunden erlebt. Hatte als Kind noch Zeit gehabt mit Aki und Sakito zu spielen.

Heute verbrachten sie ihre gemeinsame Zeit meistens damit, dass er Sakito in der Schule half und dadurch selber den Stoff nochmal wiederholte, was auch ein Grund war, weswegen er die sonst verlorene Zeit opferte.

Er hatte schon befürchtete, dass er das Lachen verlernt hatte. Richtig Lachen, so wie er es gerade tat.

Und dann trat Kyo in sein Leben. Brachte ihn in kürzester Zeit dazu, dass er völlig die Kontrolle verlor.

Er hatte ihn geküsst! Und das ohne es zu wollen!

Das war der erste Ausdruck von Gefühl, den Kyo aus Uruha herausgelockt hatte.

Weiterführend hatte er ihn dann zum Weinen gebracht, gleich mehrmals und inzwischen lachte Uruha sogar.

Und zu allem Überfluss liebte er diesen Kerl dann auch noch, was dazu führte, dass er immer öfters Probleme hatte, sich vollends zu konzentrieren und letztendlich in so welchen Situationen wie dieser gerade hier landete.

Wie gesagt, Uruha wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte.

Nach 10 Minuten hatte er sich dann so langsam wieder beruhigt und lag nun erleichtert lächelnd auf seinem Bett, wartete, dass das Seitenstechen aufhörte, dass er vor lauter Lachen bekommen hatte.

Vielleicht, so bemerkte er, war es ja gar nicht möglich, dass er Kyo einfach nicht mehr liebte. Er schien diese Liebe ja auch offensichtlich nicht im Griff zu haben.

Wie hätte er sonst in dieser abstrusen Lage landen können?

Vielleicht musste er einfach hinnehmen, dass er Kyo liebte und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, konnte aus dieser Liebe ja noch irgendwann etwas werden.

Mit diesen Gedanken schälte Uruha sich wieder aus seiner Hose, beschloss, dass er sie nun tatsächlich wegschmeißen würde, so wie sein Vater es befohlen hatte. Schließlich konnte er wahrlich niemanden beeindrucken, wenn er damit irgendwo aufkreuzte. Erst recht nicht Kyo.

Aber dem Rest seiner anprobierten Klamotten schenkte er abermals seine Aufmerksamkeit. Wenn er Kyo noch von sich überzeugen könnte, dann würde er das auch versuchen. Wenn er seine Liebe zu dem Anderen schon nicht in den Griff bekam, dann sollte sie doch wenigstens nicht einfach abgehakt werden.

Er nahm sich Akis, Hides und Sakitos Ratschläge zu Herzen.

„Kämpfe, sei stolz und lass dich nicht unterkriegen.“ Murmelte Uruha leise und pfefferte die Hose in den Mülleimer, bevor er sich dann brav fertig machte, um dem perfekten, kleinen Töchterchen aus gutem Hause entgegen zu treten, die nur davon träumte, einen reichen Mann zu heiraten und dessen Haushalt zu schmeißen.

Was für ein Glück, dass er heute mit so jemand Interessantem seinen Abend verbringen durfte.

Vielleicht konnten sie ja über die neusten Gerichte aus der Brigitte diskutieren und danach Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft austauschen. Vielleicht hatte ja das verrückte Haus wieder einen neuen Anstrich oder so.

Uruha seufzte bei dem Gedanken daran.

Alle Mädchen, die nicht absolut oberflächlich waren, ließen sich gar nicht erst auf so eine Schwachsinnsidee ein, denn jeder der Anwesenden wusste, worum es sich bei diesen Treffen eigentlich handelte, eine verdeckte Heiratsvermittlung. Obwohl...er selbst ließ sich ja auch darauf ein.

Würde er es jemals wagen, seinen Eltern zu sagen, dass er schwul war und nicht im Traum daran dachte, eines dieser Mädchen zu heiraten, die sie sich für ihn erträumten? Oder würde er vielleicht sogar aus Angst vor ihrer Reaktion in genau so einer Ehe landen, mit einer oberflächlichen Frau und einem sterilen Eheleben?

Oder würde er es vielleicht doch schaffen ihren Respekt zu erkämpfen und es ihnen und sich selbst Recht zu machen? Und wie lange durfte er vor diesem Geständnis überhaupt noch wegrennen, ohne die Situation an den Abgrund zu treiben?
 


 


 

„Geh!“

Kyo beobachtete Hizumi genau. Er schien entsetzt, rührte sich aber nicht vom Fleck.

„Ich sagte geh! Hast du was an den Ohren? Da vorne ist die Tür!“

Langsam stand Hizumi auf, schien innerlich mit sich zu ringen.

Während er darauf wartete, dass der Ältere Ruizas Wohnung verließ, spürte Kyo, wie sich sein Herzschlag um einiges beschleunigte.

Ruiza stand im Zimmer, hatte den Blick aber von Hizumi abgewendet. Er starrte die Wand an und wartete ruhig, bis Hizumi den Raum verlassen hatte.

Kyo saß auf seinem Platz, hatte seine liebe Müh nicht aufzuspringen und rumzuhüpfen, sondern einfach still zu bleiben. Sein Körper war angespannt um die Energie zurückzuhalten, die sich in ihm breit machte, nun da er endlich sein Geständnis über die Lippen bekommen hatte.

Gut, er hatte Ruiza seine Gefühle nicht wirklich gestanden und sie eigentlich nur Hizumi an den Kopf geworfen. Und weswegen?

Er war hierher gekommen um Ruiza aufzuklären, um ihm zu sagen, dass Hizumi ein Arsch war, der ihn schon ganz zu Anfang hinterrücks betrog. Und dann fand er Hizumi in Ruizas Wohnung vor, ziemlich selbstzufrieden, hatte wohl die Nacht hier verbracht und er wusste, er könnte den Anderen vielleicht selber verjagen und Ruiza damit diese Bürde nehmen.

Also hat er ihn beschimpft, ihm gesagt, dass er keine Chance hatte, dass Ruiza nur mit ihm spielte, ihn nicht liebe und dass er, Kyo, ihn schon viel länger liebte und Ruiza, wenn er es denn mal wusste, diese Liebe erwidern würde.

Natürlich hatte in diesem Moment Ruiza den Raum betreten müssen. Wie in einer schlechten Komödie halt.

Doch Kyo hatte beschlossen, dass das ein guter Nebeneffekt war. Nun war es raus. Nun wusste Ruiza was Sache war und jetzt würde Kyo endlich erfahren, was Ruizas Antwort war.

Zu guter letzt hatte Hizumi die Wohnung verlassen, ziemlich wütend und enttäuscht, wie Kyo schien, aber das war nicht weiter verwunderlich.

Der Andere hatte bestimmt nicht damit gerechnet, rausgeschmissen zu werden.

Ein Punkt für Kyo. Und der zweite folgte sogleich. Das erhoffte Kyo sich wenigstens. Doch als Ruiza seinen Blick endlich wieder von der Wand nahm, die er vorher angestarrt hatte, und mit seinem Blick Kyos suchte, erkannte Kyo sofort, dass Ruiza ihn nicht liebte.

Dieser Blick voller Trauer sagte ihm alles.

„Kyo...“ hauchte Ruiza leise und senkte verzweifelt seinen Blick, wusste anscheinend nicht, wie er ausdrücken sollte, was er nun sagen musste.

Der Angesprochene meinte eine Träne in Ruizas Augenwinkeln glitzern zu sehen, stand schnell auf und zog Ruiza an der Hand mit sich auf die Couch.

„Ist schon okay...Rui...nicht weinen.“

Doch es half nichts. Der Ältere verbarg sein Gesicht in seinen Händen und wurde von Kyo kurz darauf in eine beruhigende Umarmung gezogen.

Es dauerte eine Weile bis Ruiza sich wieder beruhigt hatte und selbst als keine Tränen mehr flossen, saß er Kyo noch immer betrübt gegenüber, die feuchten Augen niedergeschlagen und machte keine Anstalten zu sprechen.

„Ist schon okay...“ Wiederholte Kyo also und strich Ruiza eine wirre Haarsträhne hinters Ohr.

„Ich hab damit gerechnet...also, dass du mich nicht liebst. Eigentlich wusste ich das schon lange.“

Ruiza schniefte und starrte auf die Couchkissen.

„So klang das vorhin aber nicht...“

„Ja...ich weiß...ich wollte Hizumi verjagen.“

Erschrocken über diese Aussage schnellte Ruizas Kopf in die Höhe und er sah Kyo mit verwirrt geweiteten Augen an.

„Was?“

Ein verlegenes Lächeln schlich sich über Kyos Lippen und er zuckte die Schultern.

„Ich wollte dich beschützen. Ich dachte..denke.., dass er nicht der Richtige für dich ist und ich wollte dich nicht ahnungslos ausliefern. Ich liebe dich schon so lange, ich könnte es nicht mit ansehen, wenn dich jemand unglücklich macht.“

Ruiza verstand wohl anscheinend nicht, wieso Kyo der Meinung war, dass Hizumi ihn unglücklich machen würde, aber er ging nicht darauf ein. Etwas anderes beschäftigte ihn gerade erheblich stärker.

„Du liebst mich also schon, seitdem wir uns das erste Mal trafen?“

„Ja... Liebe auf den ersten Blick...“

Und wieder senkte Ruiza seinen Kopf, schien über diese Aussage zutiefst betrübt.

„Das heißt, du bist nicht mit mir befreundet, weil du meinen Charakter magst oder so, sondern weil du mich schön findest? ...ich dachte, du würdest mich mögen... nicht rein äußerlich, sondern irgendwie auch innerlich...“

Eigentlich war Ruiza es ja gewohnt, dass er auf sein Äußeres reduziert wurde.

Da er ein Model war, interessierte sich kaum jemand dafür, was er dachte oder was für Charakterzüge er hatte. Hauptsache er sah gut aus.

Doch bei Kyo hatte er gedacht, dass das anders wäre. Sie hatten immer eine außergewöhnliche Beziehung zueinander gehabt und zwar, weil Ruiza den Jüngeren als Freund akzeptiert hatte.

Kyo behandelte ihn nicht wie ein Model. Er hatte ihn niemals reduziert und war immer an Ruizas Seite gewesen. Er hatte gedacht, er würde ihn mögen um seinetwillen. Nicht wegen seines Aussehens. Aber da hatte er sich wohl getäuscht.

Kyo, der an Ruizas Aussage und dessen Reaktion auch langsam verstand, was den Älteren bedrückte, fuhr sich selbst leicht überfordert durchs Haar und stammelte vor sich hin, in einem Versuch sich zu erklären.

„Nein...ich meine ja, aber halt nur anfangs...verstehst du? Du hast einen tollen Charakter. Nur das konnte ich natürlich nicht sehen, als ich mich in dich verliebte. Ich sah halt nur, dass du der schönste Mensch auf Erden warst...äh...bist. Aber dann hab ich dich kennengelernt und gemerkt, dass du auch noch eine wunderbare Person bist. Ich bewundere dich! Ich liebe dich innerlich und äußerlich. Das eine kann man nicht vom anderen trennen. Ich meine, beides gehört zu dir. Mein Gott, ich habe zwei Jahre gewartet, wir hatten zwei Jahre eine platonische Beziehung. Meinst du, ich hätte das ausgehalten, wenn mir nur dein Äußeres gefiele und dein Charakter nicht?“

Ein seichtes Kopfschütteln von Ruiza bestätigte Kyo, dass er das Missverständnis anscheinend geklärt hatte.

Eine Stille trat ein.

Ruiza grübelte stumm vor sich hin und Kyo rutschte ungeduldig auf seinem Platz hin und her.

„Heißt das, du liebst Hizumi?“ Platzte es schließlich aus ihm heraus.

Selbst wenn Ruiza ihn nicht liebte, er musste wissen, ob er diesem miesen Kerl verfallen war. Doch zu seiner Erleichterung schüttelte Ruiza abermals seinen Kopf.

„Das heißt...“

Ruiza seufzte.

„...ich weiß es nicht.“

Eine Erklärung war nicht nötig. Kyo wusste, was ihn Ruiza vorging.

Er besah sich die schlanke Gestalt, die dort, etwas eingesunken, vor ihm saß und lächelte traurig.

Ruiza zog also die Möglichkeit in Betracht, dass er Hizumi vielleicht lieben könnte. Es machte ihn traurig, dass Ruiza seine Gefühle nicht verstand und sie nicht einfach benennen konnte. Er hatte Mitleid mit dem Älteren.

Doch er wusste, dass es nur logisch war. Es gab liebevolle Familien, in den lieben gelehrt wurde durch den Umgang in der Familie.

Ruizas Familie, das war wohl offensichtlich, war nicht so. In dieser Familie spürte man durch seine Eltern nur die gestellten Ansprüche, den Druck, die Erwartungen. Entweder man stellte sich dem, wurde stark oder man zerbrach. Sowohl Ruiza als auch Uruha hatten sich dem gestellt. Beide auf ihre Art und Weise.

Doch sie hatten niemals gelernt, was es heißt zu lieben.

Vielleicht hatte Ruiza ja deswegen Kyos Liebe zu sich nicht erkannt und erkannte deswegen auch seine eigene Liebe zu Hizumi nicht. Diese Liebe, die Kyo leider schon längst erkannt hatte. Wie sehr er es sich auch anders wünschte, er wusste, dass Ruiza Hizumi liebte.

Zwei Jahre Liebe ohne Erwiderung, ohne Gewissheit, ohne Kuss, ohne zu wissen, wie es wäre, wenn er denn einen Kuss geschenkt bekommen würde.

„Würdest du mir einen Kuss geben?“

Es war einfach aus ihm herausgeplatzt, was er sich schon längst wünschte, und nun starrte er den Älteren hoffnungsvoll an, welcher über die unorthodoxe Frage etwas verstört auf dem Sofa hin und her rutschte.

„Wie?“

„Bitte. Nur einen Kuss. Dann geb ich Ruhe.“

„Und...können wir dann noch Freunde bleiben?...wenn ich dich küsse, ist das dann noch möglich?“

Verunsichert traute Ruiza sich anscheinend nicht mehr Kyo in die Augen zu sehen und der Kleinere fragte sich inzwischen schon, ob es so denn überhaupt möglich sei, dass er ihn küsste.

„Natürlich!“

„Ich mein das ernst! Tu das nicht einfach so ab!“ brauste Ruiza auf und funkelte Kyo einmal kurz an, senkte dann aber seinen Blick wieder etwas beschämt.

„Ich will dich nicht verlieren Kyo! Du bist mein einziger Freund. Ich liebe dich doch.... Nur leider nicht so! Ich würde das ändern, wenn ich denn nur könnte. Aber ich kann nicht...ich kann nicht.“

Ruiza schluckte und kaute auf seiner Unterlippe.

„Lass das....du machst dir noch die Lippen kaputt...“ hauchte Kyo, doch Ruiza zuckte nur einmal kurz die Schultern und schniefte.

„Ich liebe dich doch...“

„Ich weiß Rui, ich weiß...ich wollte dir niemals damit weh tun, dass ich dich liebe. Es ist einfach passiert...und ich wollte es dir immer sagen...aber du warst immer vergeben oder so weit weg. Es scheint fast, als soll es einfach nicht sein. Du musst wohl mit jemand anderen glücklich werden.“

Ruiza schüttelte protestierend seinen Kopf, doch Kyo legte ihm erneut die Hand auf die Wange und hielt ihn davon ab.

„Doch, ich bestehe darauf. Du sollst glücklich werden, verstehst du? Ich will, dass du glücklich bist. Und ich werde dich niemals verlassen. Ich werde dein Glück beobachten und als Freund an deiner Seite bleiben. In Ordnung?“

Er sah dem Älteren mit einem Blick in die feuchten Augen, der keinen Widerspruch duldete und lächelte zufrieden, als er das sanfte Nicken wahrnahm.

Ruiza sah ihn etwas zweifelnd an, hatte aufgehört auf seiner Lippe zu kauen. Endlich konnte er ihm wenigstens wieder in die Augen sehen.

„Du willst einen Kuss?“

Bevor Kyo antworten konnte, hatte Ruiza sich etwas vorgebeugt und sich mit seinen Lippen den Kyos genähert.

„Aber nur einen...“ hauchte der Ältere erneut und der warme Atem streifte Kyos Lippen, woraufhin er seinerseits den Atem sofort anhielt und angespannt darauf wartete, was nun passieren würde.

Als sich Ruizas Lippen tatsächlich sanft auf seine eigenen legte, zuckte Kyo erst mal zusammen, bevor er sich dann schüchtern in den Kuss lehnte.

Nach all diesem Warten kam es ihm so unecht vor, dass es tatsächlich passierte, weshalb er sich im ersten Moment erschrocken hatte.

Doch im nächsten jagten schon tausend Blitze durch seinen Körper und er konnte es sich nicht nehmen lassen Ruizas Lippen ganz vorsichtig zu liebkosen und diesen kurzen Moment einfach so sehr zu genießen wie nun einmal möglich.

Ruiza, ein wenig zaghaft, erwiderte und ließ Kyo gewähren, war dabei allerdings so zurückhaltend und vorsichtig, dass Kyo diesen wunderschönen Moment nur kurz ausnutzte, bevor er dann den Kuss wieder löste und ruhig sitzen blieb um noch ein wenig in dem zurückgebliebenen Gefühl zu schwelgen.

„Und? Was fühlst du jetzt?“ Unterbrach Ruiza ihn nach einer kurzen Pause.

„Erleichterung.“

Kyo blickte lächelnd auf und bedachte seinen Gegenüber mit einem dankbaren Blick, bevor er sich dann zur Seite drehte und sich in die weichen Kissen des Sofas zurücksinken ließ.

„Dieser Kuss war mein größter Wunsch und nachdem ich nun befürchtet hatte, ihn niemals zu bekommen, bin ich nur umso glücklicher, dass du ihn mir geschenkt hast.“

Ruiza hatte anscheinend befürchtet, dass dieser Kuss Kyos Liebe zu ihm vielleicht nur schüren würde und teilte nun mit Kyo das Gefühl der Erleichterung, weil es anscheinend nicht der Fall war.

So drehte er sich ebenfalls zur Seite und lehnte sich zurück.

„Erleichterung....“ Murmelte der Ältere nachdenklich und schielte zu Kyo.

„Ja... ich dachte ich würde niemals erfahren, wie es wäre dich zu küssen. Das hätte mich bestimmt fertig gemacht. Aber nun...ich weiß es.“

Ruiza lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf, bevor er dann aber leicht unsicher zu seinem Freund schielte und zögerlich fragte:

„Du sagst Hizumi aber nichts von dem Kuss, nicht wahr?“

Gute Frage, nächste Frage.

Ein schweres Seufzen entfleuchte Kyos Lippen und er zerraufte sich die eh abstehende Mähne.

Natürlich konnte er das für sich behalten. Doch war er nicht mit dem Vorhaben hier angelangt Hizumi und Ruiza zu trennen? Er war ja nicht gekommen um Ruiza zu erobern, sondern nur um ihn vor dem Unglück zu bewahren, welches Hizumi mit sich brachte.

Er musterte den Älteren neben sich.

Ja, er liebte ihn. Ruiza liebte Hizumi. Noch viel deutlicher konnte es nicht werden. Selbst ein Blinder könnte das sehen.

Überließ er also Ruiza seine Liebe und damit dem Unglück oder zerstörte er ihre Freundschaft und bewahrte Ruiza vor Herzschmerz?

Vielleicht aber würde Ruiza ja auch mit Hizumi glücklich werden. Eine völlig neue Idee, aber in diesem Fall, wäre Ruiza glücklich, Kyo weiterhin mit ihm befreundet und alles im Lot.

Natürlich, das war, realistisch betrachtet, hoch gepokert, schließlich brachte Hizumi nicht wirklich die richtigen Voraussetzungen mit, wenn er gleich zu Beginn einen Sex-Ausflug zu Miyavi machte, aber Kyo sah für sein eigenes Seelenheil kaum einen anderen Ausweg.

Ruiza würde es ihm nur schwer verzeihen, wenn er ihm dies zerstörte und Kyo würde das Ende ihrer Freundschaft kaum überstehen.

Das wäre schließlich schon die zweite kaputte Freundschaft innerhalb kürzester Zeit.

Die Gedanken betreffend Kaoru holten den Jüngeren ein und nochmals schwer seufzend, so langsam machte Ruiza sich Sorgen um ihn, lehnte Kyo sich nach vorne und stützte seinen Kopf in seine Hände.

Außerdem, wenn ihre Freundschaft in die Brüche ging, würde Ruiza dadurch noch doppelt leiden.

Back to Ruiza in Gedanken.

Vielleicht ging ja auch alles gut. Man konnte ja nie wissen und wenn Kyo Ruiza von Hizumis Abenteuer nichts erzählte, vielleicht würde er es ja niemals erfahren.

„Ich werde ihm nichts sagen...“ antworte Kyo also schließlich und fügte gedanklich noch hinzu, dass er dem Ältesten zum Ausgleich dafür auch ein kleines Geheimnis zugestand.

„Danke!“

Kyo winkte ab und erhob sich.

„Ich glaub, ich geh dann mal wieder.“

„Hmmm....“

Ruiza sah nachdenklich zu Kyo hoch und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern.

„Was los?“

„Hizumi wollte ursprünglich eigentlich irgendwo mit mir hin...“

„Dann solltest du gehen.“

Ruiza sah etwas peinlich berührt aus und Kyo musste darüber unweigerlich lächeln. Es war ihm anscheinend peinlich, dass er Hizumi einfach so rausgeschmissen hatte, aber er hatte Kyo nicht vor Hizumis Augen eine Abfuhr erteilen wollen und dafür war er dem Älteren sehr dankbar.

„Und was, wenn er mich jetzt nicht mehr sehen will?“

„Dann verdient er dich nicht.“

Das war wohl nur ein schwacher Trost, jedenfalls zeigte Ruiza keine Anzeichen besonderer Freude.

„Na los, gehen wir. Du zu Hizumi und ich nach Hause.“

Ruiza stand langsam auf und gemeinsam verließen sie Ruizas Wohnung, um sich zu den eben genannten Orten zu begeben.

Sie verabschiedeten sich bald und Kyo machte sich auf den Heimweg, übermannt von einem völlig neuen Gefühl. Es war ihm kaum möglich, es zu benennen.

Auf der einen Seite fühlte er Bedauern, dass seine Liebe unerwidert blieb, des weiteren auch ein wenig Scham, dass er so dick aufgetragen hatte und Hizumi demnächst wusste, dass eigentlich nichts hinter dieser großen Klappe steckte, außerdem aber auch Freude, Befreiung und Erleichterung.

Das bedrückende Gefühl über seine unerwiderte Liebe kannte Kyo zu genüge. Doch der Scham war relativ neu. Er schämte sich sonst für nichts. Auch das Gefühl der Befreiung irritierte ihn stark. Hatte er sich in seinen Gefühlen für Ruiza gefangen gefühlt?

Er konnte sich nicht genau erklären, was gerade in ihm vorging.

Erstens war es ihm nicht möglich und zweitens hatte er nicht die Gelegenheit ausführlich darüber zu grübeln, denn als er aus dem Aufzug stieg und sich zu ihrer Wohnungstür wand, saß dort, auf ihrer gelb-versifften Fußmatte, es war ursprünglich mal Gold gewesen, aber das Gold was irgendwie ausgebleicht und von Kyos dreckigen Schuhen war sie auch nicht schöner geworden, Kaoru und schien auf Kyo zu warten.

„Hey~“

Kyo blieb stehen, musterte den Größeren argwöhnisch und antwortete schließlich zögerlich:

„Hi.“

„Ich hab geklingelt, aber dein Vater wollte mich nicht rein lassen. Er schien mir nicht zu glauben, dass wir befreundet sind...oder er vertraut mir trotzdem nicht.“

„Siehst ja auch gefährlich aus mit dem Zuckerwattenhaar.“

Kaoru grinste leicht und rappelte sich auf.

„Beschissen siehste aus.“

Kyo nahm kein Blatt vor dem Mund, doch seine Augen verrieten, dass er sich Sorgen machte. Kyo kannte diesen Anblick von sich selbst und er wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Kaorus Haar war zerzaust und seine Augen waren rot und geschwollen.

„Er ist jetzt weg.“ Riss Kaoru ihn wieder aus den Gedanken.

„Hä?“

„Dein Vater. Er ist an mir vorbei, aus der Wohnung raus.“

„Ah...“

Kyo machte endlich einen Schritt vor und trat neben Kaoru um die Wohnung aufzuschließen.

„Komm rein.“ Murmelte er und trat selber ein, streifte die Schuhe von den Füßen und tapste auf Socken weiter.

Er ging direkt in die Küche, prüfte ihre Vorräte.

Erst als er hörte, dass Kaoru ihm gefolgt war, drehte er sich um.

„Was willst du? Was meinst du, hilft dir am besten gegen den Schmerz...?“

„Schokolade...soll doch glücklich machen.“

„Mal schaun, ob ich so viel Schokolade im Haus habe.“

Das bezweifelte er allerdings. Kaoru sah aus als bräuchte er viel Schokolade und Kyo selbst war auch nicht zu vergessen.

Kyo warf Kaoru schon mal eine Tafel zu.

„Du sagtest doch, es täte dir Leid.“ Fing Kaoru an und bekam von Kyo, der gerade auf der Suche nach mehr Schokolade mit dem Oberkörper fast komplett in einem Schrank verschwunden war, wieder die volle Aufmerksamkeit. Dieser Schrank hatte schon was von einem schwarzen Loch.

„Jetzt hast du die Chance dich als Freund zu beweisen...“

Die Schokolade lag achtlos auf dem Küchentisch, während Kaoru sein Gesicht in seinen Händen vergrub und ein leichtes Zittern seinen Körper überkam.

Kyo hockte auf dem Boden vor dem Küchenschrank mit dem unwahrscheinlichen Fassungsvermögen und sah zu seinem sonst so beherrschten Freund auf, ahnungslos, wie er ihm nun helfen konnte.

„Er hat Schluss gemacht.“

Wenigstens wusste er nun, wie der Hase lief, wobei er sich das beinahe schon gedacht hatte bei Kaorus Anblick.

„Gerade...vor knapp drei Stunden und..“

Kaoru blickte auf und sah auf seine Uhr.

„...und 16 ½ Minuten.“

„....endgültig? Das ist vielleicht nur so eine Laune von ihm....“

Kyo schreckte zurück und hätte sich fast im Küchenschrank versteckt, als Kaoru aufsprang und dabei fast gewalttätig den Stuhl zurück schob.

„Das ist keine Laune! Er würde so etwas niemals tun!“

Kaoru erstarrte in seiner Bewegung und hob dann hilflos die Schultern.

„Dachte ich jedenfalls....dass er so etwas niemals tun würde. Ich dachte, ich würde ihn kennen. Und dann...als er vor mir stand, ich wusste nicht wer das ist. Seine Augen waren so kalt. Er hat mir fest in die Augen gesehen und gesagt ‚Es ist aus. Ich mach Schluss.’. Kein Zweifel, keine Trauer, rein gar nichts. Als wäre ich ihm egal.“

Endlich von dem beschützenden Schrank losgekommen, stand Kyo auf und trat an den Tisch, ließ seinen verzweifelten Freund nicht aus den Augen.

„Hast du ihn gefragt, wieso?“

Ein Nicken.

„Und?“

„Daisuke.“

Ein Wort und Kyos Gesicht verfinsterte sich. Natürlich. Daisuke war schlecht gelaunt, seitdem Kaoru und Toshiya ein Paar waren. Ein schlecht gelaunter Daisuke war zwar kein besonders ungewöhnlicher Anblick, aber Kyo hatte gleich gespürt, dass Daisuke über die Beziehung zwischen Toshiya und Kaoru nicht glücklich war.

Inwiefern hatte es ihn gestört? Was hatte er getan, um sie also auseinander zu bringen?

„Anscheinend hat Daisuke Toshiya gesagt, dass er ihn liebt. Ich wusste, dass er ihn liebt. Ich habe seine feindseeligen Blicke gespürt und die liebevollen für Toshiya gesehen. Aber ich habe niemals bemerkt, dass Toshiya auch Daisuke liebt. Wie dumm ich war...“

„Als Toshiya wusste, dass Daisuke ihn liebt, hat er ihn dir vorgezogen?“

Kaoru wandte seinen Blick zur Seite, presste die Lippen aufeinander und nickte abermals.

„Ich war wohl nur.....ein Zeitvertreib.“

„Iss die Schokolade.“

Ein gut gemeinter Rat, denn mehr zu kitten lag nicht in Kyos Macht. Kaorus Lage war aussichtslos und verdeutlichte nur mal wieder, wie man sich in den Menschen irren konnte.

Ausgerechnet Toshiya, der immer so fröhlich und unschuldig wirkte. Aber wenn er dies tatsächlich war, wie war er dann in der Gruppe der Bösen gelandet, abgesehen davon, dass Daisuke ja offensichtlich in ihn verliebt war?

Außerdem verteidigte er Yuuichi mit ausgefahrenen Krallen und spitzen Zähnen. Als unschuldiges Naivchen konnte man solch eine Bissigkeit wohl kaum von ihm erwarten.

Und trotzdem. Kyo hätte sowas nicht von Toshiya erwartet. Nicht von diesem dauerfröhlichen Menschen, den kaum was aus der Ruhe brachte. Wenn man diesen hibbeligen Gemütszustand Ruhe nennen konnte.

So verbrachten Kyo und Kaoru einige beschauliche Stunden auf dem Sofa, stopften sich mit allem voll, was sie in Kyos Wohnung fanden, dass irgendwie Schokolade enthielt oder wenigstens so aussah, und starrten den Fernseher an, ohne überhaupt richtig zu realisieren, was gerade lief und wie hirnverbrannt es war.

„Ich hatte damit nicht mehr gerechnet, weißt du?“ Nuschelte Kaoru in seinen nicht vorhandenen Bart und riss erfolgslos an einer Kekspackung rum.

„Hm-hm...“

„Gestern noch...“

Er riss und riss. Langsam schien er in Rage zu geraten.

„...das ist so eine Ironie, Kyokyo...du glaubst es nicht.“

Konnte man Schokoladenbesoffen werden? Kyo überhörte diese nervige Verniedlichung seines Namens.

Kaoru sprach undeutlich und wenn Kyo es nicht besser wüsste, würde er sagen, er lallte ein wenig.

„Wie viele MonChèri hast du gegessen?“

Kaoru ging nicht auf die Frage ein, sondern lallte weiter über seine Ironie.

„rischtisch ironisch, weiße? Gestern noch, kaum zu glauben...hat er mit mir geschlafen.“

„Na...vielleicht hat Dai es ihm erst heute Morgen erzählt und gestern war er noch normal...“

„Naaaaaain~ ...es war das erste Mal. Bisher wollte er nicht.“

Kaoru schüttelte energisch den Kopf.

„Und dann...gestern...kam er vorbei und wollte irgendwie doch. Ich dachte noch so...toll! Also das wars dann auch...so toll halt, ne? Aber ich hatte gedacht, jetzt wird es ernst. Er liebt mich wirklich, wir bleiben zusammen. Wir waren ja auch schon über 2 Monate zusammen....“

„So lange schon?“

Diese Kekspackung hatte anscheinend eine Kaoru-Sicherung oder war wenigstens sehr widerstandsfähig.

„Jaja...wir waren ein paar Wochen zusammen, als dus mitbekommen hast. Seitdem ist schon ein bissl Zeit vergangen. Aber no sex. Ich hatte nicht erwartet, dass er so Keusch is. Wirkt nicht so, aber er wollte nicht. Ich hab mir schon voll die Sorgen gemacht und seit gestern dacht ich, dass jetzt alles in Ordnung sei. Voll daneben... hab noch am Telefon geprahlt...Hizumi weiße? Hab ihm noch gesagt, dass wir endlich Sex hatten. Heut morgen...war so glücklich. Doch kaum hatte ich aufgelegt, -son paar Stunden später- kam Toshiya vorbei und machte Schluss...“

„Du hast mit Hizumi über Toshiya geredet?“

„Ja...so n bissl...ham ein wenig verglichen. Mit Ruiza und so...weil er hatte da Probleme. Er glaubt aber Toshiya wärn ein Mädchen...hat nicht gerafft, dass ich nen Freund und keine Freundin hab....“

Kaoru stockte.

„Ich mein, hatte...“

Auf dem Bildschirm des Fernsehers landete gerade eine viel zu stark geschminkte Soapdarstellerin in den starken Armen ihres blondierten, unwahrscheinlich jungen Arztes. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und Kyo stellte angewidert den Fernseher aus.

Litt er falsch?

Kyo nahm Kaoru die Kekspackung aus den erschlafften Händen und machte sie für ihn auf.

Liebte er falsch?

Er drückte Kao die Packung in die Hände, nicht aber ohne sich selber einen schokoladenüberzogenen Keks hinaus zunehmen.

Was war falsch mit ihm?

Er saß hier, knabberte ein wenig Schokolade und fühlte sich eigentlich ganz passabel, dabei hatte Ruiza ihm gerade gesagt, dass er ihn nicht liebte. All seine Hoffnungen waren nun endgültig, für alle Mal wie eine Seifenblase zerplatzt.

Es war kein erneuter Anfall von Egoismus, der Kyo wieder an sich selbst denken und Kaoru gerade mit seinem Leid alleine ließ.

Aber so wie er neben Kaoru saß, so bemerkte er doch, dass Kaorus und sein Leiden nicht vergleichbar war. Und zwar weil Kyos Leiden nicht mal vorhanden war.

Er müsste hier sitzen und mit Kaoru leiden. Sie könnten gemeinsam weinen und jammern, sich mies fühlen.

Doch er...er tröstete Kaoru, leistete ihm Beistand und hatte Mitleid. Doch sein eigenes Leid war einfach nicht da!?

War es, weil er es schon lange geahnt hatte? Weil er darauf vorbereitet gewesen war? Hatte er Ruiza also schon lange zuvor aufgeben und seine Schwärmerei beendet? Oder weil er schon gelitten hatte? Weil er Ruiza schon mal aufgegeben hatte?

Was war falsch?

Oder war es etwa richtig?

Kyo blinzelte und warf Kaoru einen Blick zu.

War das Liebe?

Musste man unter der Liebe leiden, damit man wirklich liebte?

„Ich kann dich nicht mehr in den Pausen zu den Bösen begleiten...“ krächzte Kaoru, der inzwischen wohl ein weniger klarer denken konnte.

„Wir gehen nicht mehr hin....wir haben uns. Die brauchen wir nicht.“

Was ist Liebe?

Leiden? Glück? Illusion?

War seine Liebe unecht, weil er nicht litt? Liebte er falsch oder nur anders? Oder war vielleicht gar Kaoru falsch?

Eventuell war die Liebe auch einfach nur verloren. Irgendwo tief in ihm. Doch wenn er sich so Kaoru ansah, dann war er sich nicht sicher, ob er sie suchen gehen wollte.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Ah~

I hope you like it ^^V

2.10

Ich bin ein wenig spät dran mit hochladen, das geb ich zu...gomen~ ich wollte es heute schon früher machen. Aber die uni war so lang und dann musst ich noch einkaufen und dies und das machen. Dafür hab ich das hochladen jetzt sogar dem lernen vorgezogen xD und dabei hab ich eigentlich ganz schön was zu tun.
 

Ja, egal~

Gestern hab ich mal meine steckbriefpics fürs 3. Kapitel ausprobiert und dann festgestellt, dass es hier gar keine löschfunktion dafür gibt xD daher stand gestern für circa 20 minuten das bild eines hauptcharas vom dritten kapitel drin *lol* ich hoffe das hat niemand gesehn, denn eigentlich wollte ich das noch nicht verraten. *hat dann die ganze ens liste nochmal erstellen müssen und die alte, in der sie das bild zur probe geladen hatte, löschen*
 

Man merkt schon, ich bin momentan etwas verpeilt xD

eh....okay, ich hab nichts wirklich sinnvolles zu sagen, also einfach viel Spaß. ^^
 


 


 

~~~2.10~~~If two lives crash~~~2.10~~~
 


 


 

Was ist Liebe?

War es nicht erbärmlich, dass Kyo nach Monaten an genau derselben Frage angelangt war? Philosophisch trat er also schon länger auf der Stelle. Oder war das eher eine existenzielle Frage? Wo bestand da eigentlich der Unterschied?

Wenn man nicht mal den Ursprung der Frage bestimmen konnte, war es dann überhaupt möglich, dass man die Antwort fand?

Kaoru lief einige Meter vor Kyo ein wenig hektisch in Richtung Schule. Nachdem sie sich vorgestern sozusagen die Kante gegeben und etwas über die Strenge geschlagen hatten in Sachen Schokolade, hatten sie am Sonntag zum Ausgleich eine Sauftour gemacht und in Folge dessen am Montag morgen natürlich verschlafen.

Für ihn selbst natürlich eine altbekannte Situation, die ihn nicht sonderlich aus der Fassung brachte, aber für seinen besten Freund sah die Sache schon etwas anders aus.

Selbst in seinem derzeitigen Zustand brachte Kaoru es noch fertig, sich tierisch über das Verschlafen aufzuregen, so dass er Kyo gehörig gehetzt hatte, weswegen sie sich nun schon beide auf dem Weg zur Schule befanden.

Kaoru wollte noch retten was zu retten war und überließ Kyo anscheinend dafür sogar seinem Schicksal, indem er alleine vorne weg rannte, während der Andere sich gemütlich schlendernd noch eine Kippe gönnte und sich dachte, dass er jetzt eh zu spät kam. Wie viel zu spät, ob nun 40 oder 100 Minuten, machte da nun auch keinen entscheidenden Unterschied.

Sie kamen pünktlich zur 5 Minuten Pause vor der zweiten Stunden an, was Kyo schon als unverschämt früh beurteilte und Kaoru hatte gedanklich schon seine perfekte Ausrede parat gelegt.

Doch bis ins Klassenzimmer sollten sie es wohl nicht so schnell schaffen.

Sie schafften es tatsächlich nicht mal bis in den zweiten Stock.

Während Kaoru sich schon etwas länger bis zum ersten Stock hoch kämpfte, gab Kyo, welcher gerade erst angekommen war, schon nach ein paar Stufen auf und besah sich nachdenklich diese Massen an Menschen, besser gesagt, aufgeregter, schaulustiger Schülern.

Erst hatte er gedacht, irgendwer prügelte sich mal wieder, aber diesen Gedanken verwarf Kyo schnell. Es herrschte nämlich absolute Ruhe. Sie alle starrten nur in eine Richtung, brachten aber keinen Ton über die Lippen.

Keine Anfeuerungen oder entsetztes Kreischen, auch kein Kampfgeheul.

Neugierig, was dieses ungewöhnliche Verhalten auslösen könne, reckte Kyo seinen Hals und entdeckte tatsächlich im Erdgeschoss einen menschenleeren Fleck, der seine und die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich zog.

Er stellte sich auf die Zehenspitzen und nun konnte er über die hunderten Köpfe hinweg sehend erkennen, dass dort jemand am Boden kauerte.

Erschrocken schlug Kyo sich eine Hand vor den Mund und flüsterte erbleichend:

„Yuuichi.“

Ein Lehrer stand neben dem aufgelösten Schüler, machte Anstalten ihn zu beruhigen, doch es bewirkte bloß das Gegenteil.

Jedes Mal, wenn der junge Lehrer sich Yuuichi näherte, begann dieser nur am ganzen Körper zu zittern und selbst Kyo konnte auf die Entfernung hören, wie er leise wimmerte.

Noch bevor Kyo begreifen konnte, was hier überhaupt los war, machte der Lehrer einen entschlossenen Schritt auf die kauernde Gestalt zu, wollte dem ganzen wohl ein Ende machen.

Yuuichi, der wohl die Nähe spürte, hob den Kopf und Kyo konnte in den dunklen Augen nur unbändige Angst, eine gerade zu verstandslose Panik lesen.

Wissend, dass der Lehrer Yuuichi niemals erreichen durfte, drückte er schon einen unschuldigen Jungen gewaltsam zur Seite, um dort hinunterzustürmen und den Kerl da wegzuziehen, doch Toshiya kam ihm zuvor.

Ohne Rücksicht auf vielleicht verletzte Gliedmaße oder Gefühle stieß Toshiya jeden aus seinem Weg und zog, kaum angekommen, den Lehrer mit einem heftigen Ruck am Kragen nach hinten.

„WEG!“

Toshiya keuchte und schubste den Lehrer wütend in die Menge.

„Fassen Sie ihn ja nicht an, Sie hirnloser Idiot!“ fauchte er, bevor er sich dann einfach umdrehte und Yuuichi zuwandte.

Nun ging zum ersten Mal ein Flüstern durch die Schülerschaft, die so gebannt war, von dem Schauspiel.

Doch ein Flüstern bei so viele Menschen führte dazu, dass niemand mehr mitbekam, was Toshiya, der sich inzwischen zu Yuuichi gehockt und eine Hand sanft auf dessen Rücken platziert hatte, dem verstörten Schwarzhaarigen zuflüsterte.

Kyo sah nur wie Toshiya leise beruhigend auf Yuuichi einredete und ihm sanft über den Rücken strich. Nach und nach nahm das Zittern, das zuvor noch unerlässlich durch den schmalen Körper gegangen war, ab und Yuuichi schien sich wieder etwas zu beruhigen.

Durch den von Toshiya freigeprügelten Gang folgte Daisuke seinem Freund und sofort verfinsterte sich Kyos Blick, als ihm bei dem Anblick wieder einfiel, was Kaoru ihm vorgestern erzählt hatte.

Suchend ließ er seinen Blick schweifen und entdeckte Kaoru oben auf dem Treppenabsatz. Der Größere hatte wohl von dort oben die ganze Szene beobachtet und starrte nun halb sehnsüchtig halb wütend hinunter.

Kaoru, der nicht bemerkt hatte, dass Kyo ihn ansah und weiter dem Geschehen folgte, machte plötzlich ein etwas zufriedeneres Gesicht und als Kyo seinen Blick wieder neugierig zu der vollständig versammelten Gruppe der Bösen wandte, sah er gerade noch, wie Toshiya Daisuke mit einer wüsten Bewegung deutete, dass er sich verziehen sollte.

Dieser schien darüber, wie zu erwarten war, nicht besonders erfreut, machte ein dementsprechend finsteres Gesicht, trollte sich dann aber, wie verlangt.

Toshiya hockte immer noch neben Yuuichi und versuchte diesen wieder zu beruhigen, denn er hatte wieder angefangen unkontrolliert zu zittern und Kyo sah nun, da Yuuichi sich etwas aufgerichtet hatte, dass sich sein Brustkorb unregelmäßig und nur stoßhaft hob und senkte, als hätte er Probleme zu Atmen.

Eins und eins zusammenzählend nahm er einfach mal an, dass Daisuke aufgrund Yuuichis panischer Reaktion auf ihn weggeschickt wurde.

Ein leicht grimmiges Grinsen schlich sich auf Kyos Züge, als er das feststellte. Daisuke hatte es vielleicht geschafft Kaoru auszustechen, aber anscheinend würde er niemals in der Lage sein dies mit Yuuichi zu tun. Kyo kannte nun den Grund für Kaorus zufriedenen Gesichtsausdruck. Er freute sich, dass Kaoru diese Genugtuung zukam.

Daisuke hatte Kaorus Platz einnehmen können, aber er würde bei Toshiya niemals die erste Geige spielen.

Kyo bekam beiläufig mit, wie Toshiya Yuuichi auf die Beine hievte und unter dem Gewicht taumelte, da sein Freund kaum in der Lage war selbst zu stehen und sein gesamtes Gewicht auf Toshiya landete.

Toshiya, dem es nicht möglich war, Yuuichi plus ihrer beider Schulsachen zu tragen, sah sich hilfesuchend in der Menge um, wobei sein Blick bald auf den Kaorus traf.

Eine Bewegung huschte über das hübsche Gesicht, doch Kyo vermochte nicht zu deuten, was das zu bedeuten hatte. Toshiya zögerte nicht lange und ließ seinen Blick suchend weiter schweifend. Kurz vor Kyo blieb er hängen und sein Gesicht erhellte sich etwas.

„Miyavi!“

Kaum hatte er den Namen des großen Schülers genannt, bahnte sich der Gerufene auch schon einen Weg zu ihm, warf ein Blick auf Yuuichi, verstand anscheinend und schnappte sich Toshiyas und Yuus Klamotten.

Der Blauhaarige schleppte den inzwischen etwas ruhigeren Yuuichi hinter Miyavi her, welcher ihnen vorneweg auch einen breiten Weg scheuchte, aus der Schule raus.

Als sie das Schulgebäude verlassen hatten, lichtete sich wie auf einen Schlag der Flur und die Treppe. Kaum war die Show vorbei, fiel allen wieder ein, dass sie dringend in ihre Klassenzimmer mussten und Kaoru schloss sich dem an, war schnell aus Kyos Blickfeld verschwunden.

Nun ahnte er, wieso es aller erstes Gebot war, sich von Yuuichi fern zu halten.

Er blieb noch einen Moment grübelnd stehen, setzte sich dann aber auch in Bewegung. Ein Mensch mit vielen Gesichtern.

Kyo stieg nachdenklich die Treppe hinauf und erhaschte dabei einen Blick auf Aki, Uruhas metallischen Freund.

Sofort wurde er aufmerksam und sah sich nach dem Blonden um, denn meist war er nicht weit, wenn man einen seiner Freunde vor sich hatte.

Überrascht, dass er Uruha nicht entdecken konnte, sah er Aki an, welcher ihn inzwischen auch bemerkt hatte und ihn mit einem bösen Blick musterte. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Kyo jetzt schon so tot wie ein Opfer der ägyptischen doppelten Todesstrafe.

„Als wenn er hier wäre!“ zischte Aki, der verstanden hatte, was Kyos Blicke zu bedeuten hatten, schüttelte leicht überheblich seine schwarze Mähne, drehte sich um und ging mit leichten Schritten zu seiner Klasse.

Und er hatte Recht. Als wenn Uruha sich der Menge anschließen würde und dafür in Kauf nähme den Unterricht zu verpassen. Nein, niemals. Uruha interessierte sich erstens nicht für so etwas und zweitens reichte für ihn allein die vage Vorstellung aus, dass er zu spät kommen könnte, um ihn in Hektik zu versetzen.

Das musste Kyo zugeben und etwas betrübt trottete er in seinen Klassenraum, wo schon längst der Unterricht begonnen hatte.

Dort angekommen, ließ Kyo sich auf seinen Stuhl fallen, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete angestrengt die mit Kaugummis und Papiermatsch übersähte Decke. Also wie dieser Papiermatsch dahin kam, verstand Kyo ja, die Kaugummis fand er schon kurioser. Der Papiermatsch wurde normalerweise durch Röhrchen hochgeblasen, aber die Kaugummis? Konnte man sie wirklich so hoch spucken oder waren Schüler auf die Tische geklettert, um sie dort dranzupappen? Oder ging das auch durch diese Röhrchen?

War es nicht erstaunlich, dass es selbst auf einer japanischen Schule, wo man so auf Disziplin achtete, Papiermatsch und Kaugummis an den Decken fand? Kyo grinste leicht und streckte die Beine aus.

Bei aller Disziplin, welcher er sich ja sowieso meist entzog, war die Mehrzahl der Schüler hier immer noch ganz normale Teenager und daher genauso zerstörerisch veranlagt wie alle anderen Teenager auf der ganzen Welt auch.

Insgesamt gab es allerdings nicht viele Schüler hier, die sich dem System völlig entzogen. Sich selbst nicht mitzählend kam er nur auf drei. Die Bösen halt. Obwohl...da gab es noch die ’Niemand kennt sie’.

Eine Gruppe, die immer am Rande des Schulhofes stand, rauchte und nur unter sich blieb. Sie hielten sich aus allem raus, erwarteten aber dass man sie auch in Ruhe ließ. Und das klappte auch.

Die alten Bösen hatten wohl mal eine gute Beziehung zu ihnen gehabt. Bevor Toshiya und Yuuichi an die Schule gekommen waren, hatte Daisuke alleine seine Zeit als Schulböser abgesessen. Aber nur ein Schuljahr davor, hatte er noch reichlich Unterstützung gehabt. Vier Absolventen des letzten Abschlussjahres hatten Teil der Gruppe gebildet und Daisuke, ja, der war das Nesthäkchen gewesen. Doch dann, alle vier bestehen und im nächsten Jahr saß der Jüngste alleine auf der Treppe.

Einer dieser vier ehemaligen Bösen jedenfalls hatte sich mit einem aus den ’Niemand kennt sie’ gut verstanden, weswegen die ’Niemand kennt sie’ zwar nicht als die Bösen gehandelt wurden, aber auch keinesfalls als Gute. Man hatte Respekt vor ihnen. Etwas ängstlichen Respekt, denn man wusste nicht, was man von ihnen zu erwarten hatte. Bei den Bösen wusste man wenigstens sicher, dass sie böse waren.

Doch Kyo interessierte sich im Grunde nicht besonders dafür. Einen Gruppenwechsel zog er eigentlich nicht mehr in Betracht. Kaoru war ein Normalo und wollte das nicht ändern und Kyo wusste, dass er mit einem Normalo als besten Freund weder bei den ’Niemand kennt sie’ noch bei den Bösen aufgenommen werden konnte.

Kaoru und er waren beinahe gleichzeitig auf die Schule gekommen. Kyo gegen Ende des Schuljahres, weil sein Vater ihn wutentbrannt von seinem letzten Internat genommen hatte, da Kyos Noten einen Vollabsturz gemacht hatten.

Schließlich hatte Ruiza seinen Abschluss gemacht und da brauchte er nicht mehr auf dem Internat bleiben.

Kaoru hingegen kam am Anfang des neuen Schuljahres neu hinzu. Kyo, der bis zu Kaorus Ankunft mit den Bösen geliebäugelt hatte, man zögerte ihn aufzunehmen, weil Kyos Eltern mit dem Geld nur so um sich schmissen, freundete sich für seine Verhältnisse ungewöhnlich schnell mit dem Größeren an, der sich von nichts abschrecken ließ, was ihm Kyo an den Kopf warf.

Und so blieb es bei Kyos Unzugehörigkeit der sonst so klar unterteilten Gruppen als Halbböser.

Im Gegensatz zu Kyo wurden dann ja Toshiya und Yuuichi beängstigend schnell aufgenommen.

Kyo legte den Kopf schief und schob sich ein Kaugummi in den Mund. Ob er es später auch da oben hin kleben sollte?

Bei ihm hatte Daisuke lange gezögert, obwohl man doch wohl auf dem ersten Blick eher Kyo den Bösen zuordnen würde als Toshiya, oder etwa nicht?

Kyo dachte darüber nach, wie er Toshiya immer erlebt hatte, wenn man nicht gerade Yuuichi zu nah kam. Dauerfröhlich, zuckersüß und ziemlich umgänglich.

Nicht unbedingt das, was man in sein Bewerbungsformular schrieb, wenn man sich bei der Elite der Bösewichte bewarb.

Dennoch kommentarlos und mit sofortiger Wirkung aufgenommen und das plus Anhang, beziehungsweise Yuuichi.

Wusste Daisuke also etwas über Toshiya, das er nicht wusste? Wusste er, dass Toshiya hinter dieser fröhlichen Fassade ein intriganter, heimtückischer Mensch war?

Oder war diese Aufnahme durch Liebe auf den ersten Blick zu erklären?

Kyo schmatze laut vor sich hin, bemerkte nicht, dass seine Mitschüler immer wieder entnervt zu ihm schauten und seine Kaugeräusche weniger freudig zur Kenntnis genommen wurden. Der Lehrer, etwas eingeschüchtert, traute sich nicht etwas zu sagen und so wurde Kyo nicht beim Sinnieren unterbrochen.

Ungestört lenkte er also seinen Blick von der Decke, blickte einmal auf die Tafel, wusste, dass er das mal mit Uruha besprochen hatte und ärgerte sich prompt über den Gedanken, weshalb er schnell sein Augenmerk auf seinen Tisch lenkte.

Blümchen! Dass die noch da waren!

Er kramte einen Stift raus und fing an die Blumenwiese auszumalen, mit etwas unrealistischen Farben, aber hey, konnte er das denn ahnen? Wenn er es gewusst hätte, dann hätte er einen grünen Stift mitgebracht.

Während die Blumenwiese langsam einen surrealistischen Touch annahm, wanderten Kyos Gedanken wieder zu dem, was er vorhin hatte beobachten dürfen.

Es war kaum zu glauben, dass das derselbe Toshiya gewesen war, der Kaoru einfach das Herz brach. Jemand, der mit so viel Liebe und Einsatz einen anderen Menschen beschützte.

Vor lauter lauter bekam Kyo gar nicht richtig mit, wie es klingelte und erst als die Klasse schon längst leer war, riss Kaoru ihn aus seinem Gedanken, indem er sich laut neben ihm räusperte und etwas ungeduldig Kyo den Stift aus der Hand nahm.

„Los, komm schon. Ich wollte hier nicht bis morgen früh bleiben, obwohl wir dann wenigstens pünktlich wären.“

Kyo seufzte über die Erkenntnis auf, dass Kaoru ihm das ewig vorhalten würde, erhob sich und kletterte auf seinen gerade eben noch so schön bemalten Tisch.

Entsetzen sprach aus Kaorus Blick, der der Ansicht war, dass bei Kyo gerade irgendeine Sicherung durchgebrannt war und dass das die Erklärung für dieses sonst nicht nachvollziehbare Verhalten war.

„Was tust du?“

„Ich will mein Kaugummi an die Decke kleben...“ murrte Kyo auf dem Tisch hockend, als wäre das eine total dumme Frage und richtete sich auf.

„...sieht man doch.“

„Sinnlos.“

Kaoru zuckte die Schultern, drehte sich um und sah zur Klassentür hinaus, wartete nur etwas ungeduldig auf Kyo.

„Hä?“

„Selbst auf nem Tisch stehend kommst du nicht an die Decke...“ kam Kaorus gelangweilte Antwort etwas verspätet und Kyo sprang empört vom Tisch, stampfte dem Pinkhaarigen hinterher, um ihm mal gehörig die Meinung zu geigen. Ein wenig Respekt war ja wohl angebracht und im Übrigen kam er wohl bis an die Decke und wenn ihm jetzt nicht die Lust darauf vergangen wäre, dann würde er das auch unter Beweis stellen!

Neben Kaoru schlenderte Kyo durch das Schulgebäude, welches sich schon fast vollständig geleert hatte, in Richtung Ausgang.

Sie gehörten wohl zu den letzten, die das Gebäude nun nach der letzten Stunde noch verließen. Schüler, die nach der Mittagspause noch Unterricht hatten, waren wohl schon in der Mensa und der Rest hatte sich wie gewöhnlich schnell auf den Heimweg gemacht. Normalerweise war Kyo um diese Zeit schon längst draußen. So spät kam höchstens noch Uruha...

Augenblicklich schnellte Kyos Kopf hoch und sein Blick scannte die Gänge. Richtig, das war die Uhrzeit, wann Uruha das Gebäude verließ. Immer relativ spät.

„Scheiße!“ fluchte er los, als er den Blonden nicht erblicken konnte.

„Als würde er sich vor mir verstecken!“

Er hatte Aki gesehen, kein Uruha! Die Schule versammelte sich um sich an dem Leid anderer zu ergötzen, kein Uruha! Er war zu Uruhas Zeit noch in der Schule, kein Uruha!

Das war doch nicht mehr fair!

„....wenn du von Uruha sprichst...“ meldete sich Kaoru neben ihm zu Wort.

„...der ist schon weg. Er ging vorhin an unserem Klassenzimmer vorbei, als du noch aufm Tisch standest. Und er versteckt sich nicht vor dir. Er ist sogar noch kurz stehen geblieben und hat reingeschaut. Dann ist er aber weiter...hat auf die Uhr gesehen.. scheint etwas unter Zeitdruck gewesen zu sein.“

„WAS? Warum hast du mir das denn nicht vorher gesagt?“

Kyo beschleunigte, kaum hatte er das erfahren, zu einem schnellen Laufschritt, in der Hoffnung vielleicht draußen noch einen Blick auf den Größeren zu erhaschen.

Hinter sich hörte er Kaoru leise grummeln, doch sein Freund folgte ihm trotzdem.

„Ich dachte, du liebst Ruiza! Kannst du dich mal entscheiden?“

„Ruiza liebt mich aber nicht!“

Kyo war draußen angekommen und blickte sich hektisch um. Kein Uruha. Er war zu spät.

„Mist!“

„Wie?“

„Mist!“

„Doch nicht das wie! Wie „Ruiza liebt mich aber nicht!“! Das wie!“

„Was?“

„Warum sagst du mir das denn nicht?“

Was hätte er überhaupt machen wollen, wenn er Uruha noch erwischt hätte? Er wusste es nicht. Er hatte ihn einfach sehen wollen. Hätte er ihn aufgehalten? Mit ihm gesprochen? Das konnte er nicht sagen.

„Hey! Antworte!“

Stimmt. Uruha hätte ihm wahrscheinlich nicht mal geantwortet, wenn er ihn angesprochen hätte.

„...hast Recht.“

„Bitte? Das ist keine Antwort auf meine Frage!“

„Welche Frage?“

„Ruiza liebt dich nicht! Du behauptest doch sonst immer mit steinharter Überzeugung, dass er dich ganz sicher liebt und dass nur noch nicht bemerkt hat. Also: Seit wann weißt du, dass es nicht so ist? Und wieso weiß ich nicht, dass du es endlich weißt?“

„Na ja...du brauchtest mich doch sehr viel mehr.“

Kyo zuckte die Schultern und lächelte leicht.

„Du bist schließlich ein Wrack vor lauter Liebeskummer. Und ich wusste doch, dass er mich eigentlich nicht liebt.“

“Ach Quatsch...ich leide nicht! Mir geht's super..“

„Ja...klar...!!“ murmelte der Kleinere ironisch und zog eine Augenbraue hoch. Wenn er nur daran dachte, wie viel Schokolade Kaoru verdrückt hatte, wie verzweifelt er gewesen war und sein Blick erst.

„Klar klar!“

Langsam machten sie sich nebeneinander gehend auf den Heimweg, doch noch bevor sie am Tor angekommen waren, war es gar nicht mehr so klar, dass es Kaoru nun gut ging.

Am Tor stand Daisuke und bei ihm Toshiya, der dem anderen einen vorsichtigen Blick zuwarf, dann einen Schritt auf ihn zutrat und ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen hauchte.

Yuuichi war nirgends zu sehen, was Kyo allerdings auch nicht verwunderte. Toshiya hatte ihn nach dem Vorfall sicherlich nach Hause gebracht.

Er fand eher seltsam, dass Toshiya selber noch einmal wieder gekommen war.

Doch nach einem Blick zur Seite, vergaß Kyo seine Gedanken um Toshiya und Yuuichi. Kaoru stand neben ihn, die Lippen aufeinander gepresst und starrte zu dem Pärchen hinüber, wo sich Toshiya gerade verabschiedete.

Dann, langsam, wand der Größere seinen Blick ab. Sah angestrengt zur Seite ins Nichts.

Und als Kyo letztendlich bei sich zu Hause angekommen war, wusste er eines.

DAS war Liebe.

Das, was Kaoru für Toshiya empfand, das war reine Liebe. Etwas, was Kyo in der Hinsicht noch nicht so hatte erleben dürfen. Doch was waren dann seine Gefühle für Ruiza immer gewesen?

Er stand vor seiner Haustür, den Schlüssel in der Hand und dachte nach, bevor er sich dann wieder fing, den Schlüssel ins entsprechende Schloss steckte und eintrat.

Leider war der Flur nicht so leer, wie Kyo ihn gerne auffand, sondern in der Mitte ungefähr stand ein extrem hartnäckiges Objekt, das sich nicht einfach so loswerden lassen wollte.

Sein Vater. Wie immer telefonierte er und Kyo wollte diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzen, um unbemerkt in sein Zimmer zu gelangen.

Er hätte es tatsächlich geschafft. Sein Vater stand mit dem Rücken zu ihm, fuchtelte mit einer Hand in der Luft rum und beschwerte sich lautstark über seinen leicht missratenen Sohn:

„Ja. Er tut sich etwas schwer in der Schule. Er ist alles andere als dumm. Die Lehrer finden nur keinen Draht zu ihm.“

Kyo schnaubte leicht auf. Ja, so konnte man das auch beschreiben. Er fand es überraschend, dass er noch verteidigt wurde.

„Ich wollte ihn ja ein wenig in die Geschäfte einführen, damit er sich ein Bild machen und vorbereiten kann...aber er...“

Er suchte nach Worten.

„..muss lernen! Ja, er bemüht sich trotz allem.“

Lügner! Kyo schüttelte leicht den Kopf. Sich nur keine Blöße geben, das war wohl seines Vaters Devise.

„Jedenfalls wird er deswegen nicht mit zu dem Essen kommen. Nein, Ihr Sohn kann natürlich mitkommen. Mein Sohn ist sowieso sehr zurückhaltend, in sich gekehrt, gerade zu schüchtern! Er hat so wenige Freunde. Ich glaube, da hätte Ihr Sohn sowieso nicht soviel von seiner Gesellschaft gehabt. Wie hieß er gleich? Uruha?“

In diesem Moment, er hatte schon die Türklinke in der Hand gehabt, stockte Kyo und ein Geistesblitz durchfuhr ihn.

Sein Vater = erfolgreicher Geschäftsmann

Uruhas Vater = erfolgreicher Geschäftsmann

Sein Vater machte mit Uruhas Vater Geschäfte!?

Klare Sache, er würde sich in die Gesellschaft einführen lassen. Kyo als Debütant der Geschäftsmaganten!

Eine Millisekunde später stand der zurückhaltende, in sich gekehrte, gerade zu schüchterne Sohn neben seinem Vater, blickte ihn direkt an, unterbrach das Telefonat und machte das erste Geschäftsessen in seinem Leben klar.
 

„Uruha, bist du bereit? Dein Vater will jetzt los.“

„Nein, dafür werde ich niemals bereit sein...“ Murmelte der Angesprochene leise zu sich selbst und zog seine Krawatte zu. Seine Mutter erschien im Türrahmen, da sie anscheinend nicht mehr schreien wollte und musterte ihn mit unverhohlenem Stolz.

„Gut siehst du aus. Aber zieh die Krawatte nicht ganz so eng. Du sollst doch noch Luft bekommen.“

Sie meinte es als Scherz, doch Uruha zögerte, bevor er die Krawatte etwas lockerte. Es war schließlich so etwas wie der Gang zu seinem Galgen.

Uruha musterte sich im Spiegel, war aber nicht unbedingt der selben Meinung wie sie. Klar, es stand ihm nicht schlecht. Schließlich saß der Anzug wie angegossen.

Sich in zu enge Hosen zwängen zu wollen hatte Uruha wieder aufgegeben.

Allerdings richtig wohl fühlte er sich darin nicht. Er fühlte sich etwas verkleidet und das lag nicht nur an dem Anzug, sondern viel mehr daran, dass dieser Anzug seine Verkleidung für ein nicht enden wollendes Schauspiel war. Einmal mehr würde er seinem Vater und der Welt etwas vorspielen, was er eigentlich nicht war.

Er würde sich erst in einem Anzug wohlfühlen können, wenn er trotz Anzug noch er selbst sein konnte. Doch momentan sah es eher so aus, als wäre sein wahres Ich auf dem Weg zu seiner Hinrichtung, um Platz zu machen für den Uruha, wie man sich ihn wünschte.

Er seufzte leise und sah seine Mutter an, bevor er dann leise „Fertig.“ nuschelte.

Er warf einen Blick auf die Uhr.

Es war 6.52 Uhr. Sie würden zu früh kommen. Uruhas Vater hatte kein gutes Zeitgefühl, schien sich das allerdings nicht eingestehen zu wollen.

Sie waren um Punkt 8 Uhr am Restaurant verabredet und von hier bis zu diesem Restaurant brauchte man selbst mit Stau nicht mehr als eine Stunde und sie würden keinen Stau haben. Nicht um diese Uhrzeit auf dieser Straße in diese Richtung.

Uruha hatte versucht das seinem Vater zu sagen, aber dieser hielt an seiner Entscheidung fest, dass sie um 7 Uhr losfuhren.

Uruha seufzte abermals und zuckte ergeben die Schultern.

„Und dabei ist es noch nicht mal Sieben.“

Er trat vor das Haus und stieg in den Wagen. Er saß mit seinem Vater hinten im Wagen, hinter den verdunkelten Scheiben, und ließ sich vom Chauffeur zum Restaurant bringen.

Sein Vater fuhr nie selber.

Zur Arbeit nicht, weil er schon, bevor er im Büro ankam, arbeitete und gleichzeitig fahren sich schlecht machte und nun zu dem Essen nicht, weil er wie jeder Japaner kaum Alkohol vertrug und so nicht mehr zurückfahren konnte.

Uruha im Gegenzug besaß natürlich eh keinen Führerschein und seine Mutter ließ sich auch überall hinkutschieren.

Ruiza hingegen schien sich von dieser Familientradition abwenden zu wollen. Jedenfalls hatte er Uruha bei ihrem letzten Telefonat gesagt, dass er den Führerschein machen wollte.

Der Blonde musste lächeln, als er an das Gespräch zurückdachte.

Am Sonntag noch hatte er Ruiza in Tränen aufgelöst erlebt. Zum ersten Mal hatte er die wahren Gefühle seines Bruders beobachten können und erfahren, woraus das Problem zwischen seinen Eltern und Uruha eigentlich bestand.

Er hatte früher einfach nur gedacht, dass Ruiza sich nichts vorschreiben lassen wollte und dies seine Rebellion ausgelöst hatte. Für ihn war so gut wie alles, was er an diesem Abend gehört hatte, neu gewesen.

Wenn Ruiza nicht das „Unfallkind“ der Familie gewesen wäre, das seine Eltern zur Heirat gezwungen hatte, sondern er selbst, wäre er dann an seiner Stelle gewesen? Uruha konnte sich das gut vorstellen.

Er war in der eindeutig besseren Ausgangssituation gewesen. Jedenfalls auf den ersten Blick. Als er geboren wurde, waren seine Eltern nicht zerstritten und er war auch nicht der Grund für den Streit.

Doch anderseits war Ruiza nun im Gegensatz zu ihm frei.

Uruha sah aus dem Fenster, beobachtete wie die Stadt an ihm vorbeizog.

Diese Freiheit war der Grund für sein Lächeln. Er gönnte es Ruiza, der eigentlich immer eine von Grund auf traurige und bemitleidenswerte Person gewesen war. Gefangen in seinen Komplexen und seinen Hassgefühlen, gefangen durch ihren Vater.

Doch nun war Ruiza frei. Frei zu lieben, wen er wollte, frei zu tun, was er wollte, frei, einfach zu leben.

Er hatte sich von ihrem Vater befreit, hatte Hizumi gesagt, dass er ihn liebte, würde nun endlich glücklich sein und...

Uruha schnallte sich ab und stieg aus dem Wagen.

...und machte den Führerschein!

Er gönnte es Ruiza, doch anderseits...obwohl er immer versuchte die Wünsche seiner Eltern zu erfüllen, packte ihn bei den Gedanken an Ruizas Freiheit eine gewisse Sehnsucht ebenso frei zu sein, den Führerschein zu machen und davon zu fahren, denn er war immer noch gefangen.

Er sah auf die Uhr. 7.32 Uhr.

Zu früh.

Uruha verkniff sich einen Kommentar an seinen Vater, der inzwischen auch ausgestiegen war, dass er es ihm ja gesagt hatte und wand sich gerade um, um ins Restaurant zu gehen, als ein Wagen vorfuhr und sein Vater rief:

„Ah, da sind sie ja schon. Gut, dass wir so früh gekommen sind!“

Ärgerlich über diesen letzten Satz, verharrte Uruha einen Moment und atmete tief durch.

Nur weil die ganze Geschäftswelt kein Zeitgefühl hatte, musste man doch nicht eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit ankommen, fand er.

Wenn er tatsächlich mal, und wahrscheinlich würde er das, denn er hatte doch eigentlich gar keine Wahl, das Unternehmen seines Vaters übernehmen würde, dann würde er pünktlich kommen! PÜNKTLICH! Nicht zu früh und auch nicht zu spät. Das war ja lächerlich.

Uruha konnte sich ein leises Grummeln nicht verkneifen, setzte dann aber ein neutrales Gesicht auf und drehte sich zu den gerade Angekommenen, welche sein Vater schon lautstark, höflich und mit japanischer, übertriebener Freundlichkeit begrüßt hatte. Er schien sich gute Geschäfte zu versprechen.

Irgendwo hatte er ein klein wenig Selbstbeherrschung retten können, das war nun sicher. Denn wäre dem nicht so, dann wäre Uruha nun sicherlich in Ohnmacht gefallen, hätte aufgekreischt, wäre über Kyo hergefallen oder hätte seinem Vater sonst irgendwie klar gemacht, dass er sich mehr für den Sohn seines Geschäftspartners interessierte als für all die hübschen Mädchen, die er ihm regelmäßig anschleppte.

So aber sah er Kyo neutral an. Zwar nur, weil er diesen Gesichtsausdruck schon aufgesetzt hatte, bevor er Kyo gesehen hatte und sich in dem Moment, in dem er ihn erblickte seine Gesichtsmuskeln, ausgelöst durch einen Schock, verhärtet hatten, aber wenigstens neutral.

Kyo stand ihm gegenüber, verkniff sich ein Grinsen - trotzdem sah man die Anzeichen dessen um seine Mundwinkel - und nickte ihm und seinen Vater zu, nachdem ihn wiederum sein Vater vorgestellt hatte.

„Schön, dass Sie doch noch kommen konnten. Das ist mein Sohn, Uruha.“

Sein Vater warf ihm einen auffordernden Blick zu und er riss sich aus seiner Starre, in welcher er Kyo zuvor nur unentwegt begaffen konnte und verbeugte sich nun tief vor Kyo und seinem Vater.

„Es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Sagte er und schielte so gut es ging hoch zu Kyo, versuchte gleichzeitig nicht zu auffällig zu sein.

Da sich seine Starre nun anscheinend gelöst hatte, bekam Uruha das volle Maß seiner Verliebtheit zu spüren.

Schon während sie ins Restaurant gingen waren die Beine des Blonden zu Wackelpudding mutiert und er war ernsthaft erleichtert, als sie endlich an ihrem Tisch angekommen waren und er sich hinsetzen durfte.

Beschämt senkte er den Kopf und lauschte auf das Gespräch, einerseits, um nicht über Kyo nachzudenken, doch er musste sich eingestehen, dass er außerdem darauf hoffte, dass der Kleinere etwas sagen würde.

„Weißt du schon, was du essen willst?“

Überrascht sah Uruha auf, direkt in Kyos Gesicht und spürte augenblicklich, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.

„Nein!“ Antwortete er knapp und hob schnell die Karte hoch, so dass sie sein Gesicht verdeckte. Keine schlechte Idee übrigens. Er sollte wirklich mal etwas aussuchen und es würde ihn ablenken.

Bisher hatte er immer ganz anders auf Kyo reagiert. Lag das daran, dass ihm da nicht bewusst gewesen war, dass er ihn liebte? Würde er also niemals mehr normal mit Kyo umgehen können, nur weil er nun wusste, dass er hoffnungslos in ihn verliebt war?

Ihm klopfte das Herz bis zum Hals und er befürchtete, dass er nichts würde essen können, weil in seinem Magen ein Hurricane tobte, dem er den Namen Pia gegeben hatte, er spürte Kyos Blicke und als wenn das noch nicht genug wäre, hoffte er inständig, dass sein Vater nichts von all dem mitbekommen würde.

Hätte er doch bloß niemals zugesagt seinen Vater zu diesem Essen zu begleiten! Was hatte er sich noch mal dabei gedacht?

Ach ja, er bekam Essen und vielleicht sogar etwas Alkohol und würde es damit sehr viel besser aushalten können, als irgendeine offizielle Sitzung in der Firma. Das hatte er sich gedacht.

So konnte man sich irren!

Nun saß er hier, begafft von Kyo, auf welchen er ja eigentlich noch sauer sein sollte, weil er ihn als Ruiza-Ersatz benutzt hatte, war schrecklich nervös und setzte es aufs Spiel, dass des Vaters Bild von dem Wunschsohn zerplatzte.

Kein guter Tausch.

Und jetzt wurde gerade auch noch Wasser bestellt!

Er hoffte wirklich, dass sich das im Laufe des Abends noch ändern würde.

„Und wie läuft es in der Schule? Ihr Vater hat erzählt, dass Sie einige Indifferenzen mit den Lehrern hatten?“

Uruha sah über den Rand der Karte hinweg und schielte zu Kyo.

„Ja, das stimmt. Ich hab einige Probleme mitzukommen. Wie Sie vielleicht wissen, hatte ich viele Schulwechsel und es fällt mir etwas schwer den Anschluss zu finden. Leider finde ich keinen Nachhilfelehrer.“

Uruhas Augen weiteten sich.

Nein! Er würde doch nicht.....? Er verkniff sich einen entsetzten Laut und versuchte sich selbst zu beruhigen. Nein, das würde er nicht tun.

„Ihr Sohn ist ja leider zu beschäftigt.“

Uuuu~nd.....er würde doch!

„Ach? Uruha hat doch sicherlich Zeit, dir ein wenig zu helfen!“

Eben genannter sah erstaunt zu seinem Vater. Aha, so schnell war man also schon bei Du. Und aha, er hatte also Zeit?

„Er hat mir Nachhilfe gegeben, hat sie dann aber abgebrochen.“

Danke Kyo, dachte Uruha sich. Die Feindschaft zu seinem Vater wurde gerade besiegelt. Er wird ihn kreuzigen und für seine Sünden leiden lassen. Uruha versank in Selbstmitleid.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt!? Uruha! Wieso hast du die Nachhilfe abgebrochen?!“

Der Vorwurf war kaum zu überhören und der Blonde ahnte worauf das hinauslief. Nun galt es denn wohl zu retten, was noch zu retten war.

„Ich hatte viel zu lernen wegen Prüfungen.“

„Und die sind jetzt geschrieben?“ Fragte sein Vater nach.

Hallo Nachhilfe.

„Ja....“

Wiedersehen Freizeit.

„Dann kannst du Kyo ja weiter Nachhilfe geben.“

Und willkommen Pia!

Uruhas Blick wanderte weiter zu Kyo, der zufrieden lächelnd auf seinem Platz saß.

„Ja...sicher. Du kannst zur selben Zeit wie bisher kommen.“

„Wunderbar! Das wäre geklärt!“

So schnell konnte man einen Haufen Leute glücklich machen. Drei Personen saßen am Tisch, waren plötzlich ganz gelöster Stimmung, aßen, tranken, ja, inzwischen wurde auch Alkohol bestellt und plauderten unbekümmert untereinander.

Uruhas Vater war sich nun sicher, da er dem Sohn seines Geschäftspartners eine Nachhilfe besorgt hatte, würden die Geschäfte sicherlich blendend laufen. Wenn das kein Grund zum Feiern war.

Uruha saß dazwischen, nicht sicher, wie er das gerade Erlebte bewerten sollte.

Gut, er würde Kyo weiter Nachhilfe geben. Betrachtete man das aus dem Blickwinkel, dass Uruha in Kyo verliebt war, war das natürlich klasse. Er würde Kyo regelmäßig sehen, einigermaßen allein mit ihm sein, seine Mutter im fünf-Minuten Takt störte ja nicht all zu sehr und hatte die Chance den Anderen von sich zu überzeugen.

Nun kamen aber noch einige andere Aspekte hinzu. So zum Beispiel, dass Kyo unsterblich in Ruiza verliebt war und Uruha nur als dessen kleinen Bruder interessant fand. Das trübte natürlich die aufkommende Freude.

Aber wieso wollte Kyo dann unbedingt wieder Nachhilfe bei ihm? Er hatte es schließlich gerade ganz eindeutig darauf angelegt. Wusste er schon von Ruiza und Hizumi und wollte er nun wieder einen Ruiza-Ersatz, weil er den Richtigen nicht haben konnte? Schämte er sich denn nicht ein kleines bisschen?

Uruha hatte so gehofft, dass der Andere deswegen wenigstens etwas Reue verspüren würde.

Vielleicht war es ja auch so und er durfte hoffen.

Er sah zu Kyo und zuckte leicht zurück, als dieser ihn auch ansah.

Sein Vater schüttete gerade neuen Sake aus und Uruha sah seufzend zur Seite.

Punkt Nummer Zwei, der seinen erst erwähnten Grund zur Freude weiter schmälerte: sein Vater.

Er hatte sich mal wieder ohne es zu bemerken ein Eigentor geschossen. Ruiza schickte er aufs Jungeninternat, wo er schwul wurde und Uruha verpflichtete er geradezu Kyo Nachhilfe zu geben, dem Typen, in den er verliebt war.

Er schien einfach nicht aus seinen Fehlern zu lernen.

Uruha tat es schon ein wenig für ihn leid, doch anderseits konnte und wollte er sich diese Chance nicht kaputt machen.

Er wollte einfach nicht irgendwann mit irgendeinem Mädchen, das er nicht liebte, verheiratet sein und ein tristes Dasein fristen. Das war ein Schritt in die Richtung von diesen trüben Zukunftsaussichten weg.

Als er um 2 Uhr morgens nach Hause kam, war er erschöpft, verwirrt und etwas angetrunken, was bestimmt auch dazu beitrug, dass er das dringende Verlangen hatte, sich jemandem mitzuteilen.

Da er bei sich zu Hause zu diesem Zwecke nur mindestens ein Hausmädchen oder seine Eltern zur Verfügung hatte, griff er kurzerhand zu seinem Handy, anstatt der anderen Möglichkeit nachzugehen, nämlich zu schlafen.

Anruf Option 1: Aki.

Uruha legte den Kopf schief. Wie würde Aki wohl reagieren, wenn er ihn um 2 Uhr morgens anrief?

„WAS FÜR EIN VERFICKTER IDIOT RUFT MICH MITTEN IN DER NACHT AN???????“

„Eigentlich ist es ja schon 2 Uhr morgens.....“

„DU KANNST DIR DEINE SCHEIß WEISHEITEN SOWAS VON DEN IN DEN ARSCH STECKEN!!! GEH INS BETT!“

Jaaaa~ so dürfte das in etwa aussehen.

Ihm blieb also nur Option 2.

„Hmm.....?“

„Hey Saki....“

„Mmh? ...Ruha?“

„Hai.“

„Wieso rufst du mich mitten in der Nacht an?“

„Es ist schon 2 Uhr morgens...“

„Ach so......wieso rufst du mich um 2 Uhr morgens an?“

„Weil Aki mich dann einen verfickten Idiot nennt...“

„....hat er das?“

„Er würde.“

„Ahso...“

„...“

„..Ruha?“

„Ich geb Kyo wieder Nachhilfe.“

„hmmm...“

„Mein Vater hat’s mir befohlen.“

„hmmm...“

„Bist du noch wach?“

„hmmm...“

„Also nein.“

„....moment....du gibst Nachhilfe? Kyo? Dein Vater hat dir das befohlen????“

„Oh, es ist angekommen.“

„Ist dein Vater noch ganz bei Trost?“

„Frag ihn das selber.“

„Ganz klare Sache....du musst ihn flachlegen!“

„WAS? Meinen Vater?“

„Nein!!!! Igitt! Kyo natürlich!“

„Was? Kyo?“

„Ja!“

„Sicher, in fünf Minuten.“

„Brauchst du länger?“

„nyaa...vielleicht Kyo.“

„Vielleicht schaffst du es deine Mutter irgendwie etwas abzulenken, dann habt ihr mehr Zeit.“

„Wieso soll ich ihn unbedingt flachlegen?“

„Gut, du kannst ihn natürlich auch weiterhin angiften, wenn du meinst, damit bekommst du ihn besser rum. Scheint ja bisher super geklappt zu haben.“

„Ey, nachts wirst du ja ganz schön bissig...“

„Was erwartest du, wenn du mich mitten in der Nach aus dem Bett klingelst?“

„Es ist...“

„Jaja, ich weiß, 2 Uhr morgens, schon klar. Ich mein ja nur. Zeig ihm, dass du dich für ihn interessierst. Musst ihn ja vielleicht nicht unbedingt gleich flachlegen.“

„Meinst du, er vergleicht mich noch mit Ruiza?“

„Wenn du mit ihm flirtest vielleicht nicht mehr.“

„Wie? Meinst du Ruiza hat ihn auch angegiftet? So’n Arsch!“

„Vergiss nicht, du magst deinen Bruder.“

„Ach ja...“

„Und du hast darüber hinaus Kyo durchgängig wie Dreck behandelt.“

„Ja, stimmt. Aber heute nicht. Ich konnte ihn nicht mal ansehen...geschweige denn mit ihm reden.“

„Ich versteh nur Bahnhof.“

„Hmm?...nein, wir waren nicht am Bahnhof. Wir waren essen.“

„Hast du getrunken?“

„Etwas...“

„Wir reden morgen weiter, okay? Und dann klärst du mich mal auf, wie das überhaupt zu Stande gekommen ist, ja?“

„Okay. Gute Nacht.“

„Schlaf gut....Mist, jetzt hast du Gaudi aufgeweckt!“

Uruha hörte noch ein müdes Winseln von Sakitos Hund und dann ein penetrantes Tuten, welches seltsamerweise recht einschläfernd wirkte.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 

Hach ja, ein ziemlich ereignisvolles kapitel, ne wa? Endlich mal wieder etwas action. Diesmal werden auch viele andere charas wieder näher beleuchtet. Endlich dreht sich mal nicht alles um Uru und Kyo xD! Im Übrigen nähern wir uns gerade seeeehr dem Ende.
 

Jo, ich hoffe es hat euch gefallen *verbeug*

2.11

Nach zwei Jahren FF hab ich auch das zweiten Kapitel beendet ^^ jaaaaaa~ X.x
 

Gut...zusammenfassend...ich habe in diesem kapitel sehr viel schon auf das nächste kapitel vorbereitet und auch seehr viele hinweise auf andere kapitel gegeben. Mehr als ich im ersten Kapitel gemacht habe. Obwohl auch das erste Kapitel schon sachen vorneweg gab. Sowohl vom 2. Kapitel als auch vom 3. ^^ Aber in diesem kapitel ist echt viel. In diesem kapitel habe ich sogar zusammenhänge aus dem ersten kapitel erklärt, die für das zweite kapitel eigentlich irrelevant sind. Es gibt anscheidungen im ersten kapitel, die erst im zweiten völlig geklärt werden. Aber ich glaube nach wie vor, dass man jedes Kapitel auch einzelnd lesen könnte...na ja...ich hoffe es jedenfalls xD
 

okay...highlight für mich beim schreiben war ganz sicher, dass mein word immer und immer wieder versucht hat "Kyo" durch das wort "Klo" zu ersetzen. Vielleicht sollte ich mal Kyo hinzufügen oder so... Für "Ruiza" zur verbesserung hatte er übrigens "Reiz" im angebot. Fand ich ja schon wieder sehr passend xD
 

ok, genug der vorrede. Last chapter
 


 


 

~~~2.11~~~If two lives crash~~~2.11~~~
 


 


 

„Darf ich dir was sagen...?“

„Was fragst du so blöd.“ Murrte Aki Sakito von der Seite an.

„Meinst du, er sagt nein? Oder vielleicht, dass er von dir verlangt, dass du es ihm vorsingst? Natürlich darfst du ihm was sagen...“

Sakito schnaubte und drehte beleidigt den Kopf zur Seite.

„Erstaunlich genug, dass du mal nachfragst. Normalerweise können wir uns schließlich vor deiner Plapperei kaum retten.“

Uruha grinste leicht und beobachtete wie Sakito und Aki sich kabbelten.

„Also...“ Unterbrach er die beiden dabei, wie sie sich gerade versuchten zu schlagen. Oder eher wie Aki versuchte unter Sakitos unbeholfenen Schlägen, er tat so etwas nicht besonders oft, wegzutauchen.

„..du wolltest mir was sagen?!“

„Du bist menschlicher geworden.“ Antwortete Sakito prompt und strahlte in die Runde.

Uruha zog eine Augenbraue hoch und warf Aki einen fragenden Blick zu, doch dieser zuckte nur die Schultern.

„Aha...menschlicher also.“

Was auch immer das zu bedeuten hatte.

„Und früher war ich also....nicht..menschlich?“

Sakito nickte und lächelte Uruha glücklich über diese Erkenntnis an.

„Das ist auch der Grund, weswegen Aki sich wieder mit uns abgibt!“ posaunte er los und erntete ein entsetztes „EH?“ und einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von Aki.

Tatsächlich war Aki in letzter Zeit wieder öfter bei ihnen anzutreffen. Alles war fast wieder so wie früher. Bevor das alles angefangen hatte.

„Ich raff das mit dem ‚menschlich’ aber trotzdem noch nicht. Auf mich wirkte Ruha immer wie ein Mensch. Ab und zu auch wie ein Elefant, schließlich hat er ein wahnsinns Gedächtnis, aber doch irgendwie menschlich.“

Sakito sah Aki strafend an und schüttelte leicht den Kopf.

„Natürlich war er ein Mensch! Aber er hat sich nicht mehr ‚menschlich’ verhalten. Zum menschlich sein gehört mehr als der Spezies Mensch anzugehören. Menschliche Gefühle zu empfinden beispielsweise.“

Ein betretendes Schweigen trat ein, da nun jeder von den Anwesenden verstanden hatte, was Sakito sagen wollte.

Bevor Uruha Kyo kennen gelernt hatte, waren seine Gefühle so kontrolliert gewesen, dass sie praktisch gar nicht mehr vorhanden gewesen waren.

„Versteh mich nicht falsch..“, murmelte Sakito in die Stille und sah den bedrückten Uruha etwas genauer an.

Dieser sah auf und zuckte die Schultern. Obwohl er sein Verhalten als absolut notwendig unter den gegebenen Umständen erachtete, empfand er es als kränkend, dass seine Freunde ihn nicht mehr als menschlich gesehen, dass sie seine Gefühle als nicht mehr vorhanden abgehakt hatten. Er seufzte.

„...ich wusste immer, dass irgendwo in dir drinnen Gefühle waren. Ich konnte sie nur nie entdecken. Ich hab es vermisst.“

Sakito lächelte Uruha so mitreißend fröhlich an, dass er nicht dagegen ankam und mit lächelte.

Trotzdem musste er Sakitos Freude einschränken:

„Erwarte nicht von mir, dass ich meine Gefühle ab jetzt immer der Welt zur Schau stelle...ich hatte eigentlich nicht vor, irgendwas an meinem Verhalten zu ändern.“

Sakito winkte ab.

„Das hatte ich nicht erwartet. Aber du hast dich schon längst geändert, vielleicht ohne es zu merken. Es reicht schon, wenn du dir Gefühle so wie jetzt erlaubst!“

Uruha verzog das Gesicht. Erlauben war eine schöne Formulierung von Sakito. So wie er das in den letzten Wochen in Kyos Anwesenheit, teilweise auch Abwesenheit, erlebt hatte, konnte er sich kaum davon abhalten etwas zu fühlen. Es war ihm unmöglich, es sich nicht zu erlauben.

„Und wenn du Kyo mal endlich verführst!“ Warf Aki ein.

„Genau und damit kannst du heute bei der Nachhilfe gleich anfangen.“

„Ihr seid lustig! Ich hab noch nie jemanden verführt! Wie soll ich das denn bitte machen? Shou hat mich das letzte Mal angemacht...“

„Bitteee? Shou?“

“SHOU?“

Ups...er hatte vergessen, dass er weder Sakito noch Aki etwas von seiner Beziehung zu Shou gesagt hatte.

„Shou hat dich angebaggert? Das ist aber so gar nicht seine Art...Bei eurer Nachhilfe?“

„Mein Gott. Bei so einer Nachhilfestunde scheint ja einiges los zu sein.“ Murmelte Aki nachdenklich und legte die Stirn in Falten.

„Erst baggert Shou dich an, dann Kyo...ich sollte auch mal Nachhilfe geben...“

„Besser du nimmst welche.“

Sakito grinste Aki unverschämt an und Uruha dachte schon, er würde so davon kommen, als sich beide Gesichter wieder ihm zuwandten und er sich mit zwei erwartungsvollen Blicken konfrontiert sah.

„.....wir waren ein Paar...“ murmelte er also schließlich leise und löste damit eine etwas längere Stille aus.

„Das erklärt einiges.“ Sagte Sakito letztendlich.

„Nur nicht, wieso du uns das nicht gesagt hast.“ Ergänzte nun Aki und sah Uruha auffordernd an.

„Ganz einfach. Wenn niemand was davon weiß, kann es auch niemand meinem Vater sagen.“

„Als wenn wir das jemals getan hätten! Aki und ich haben dich doch immer unterstützt!“

„Ich wollte nun mal kein Risiko eingehen. Nicht bei so etwas. Dass ich schwul bin, wird der größte Schock seines Lebens für meinen Vater sein, nach Ruiza...“

Sakito sah nachdenklich an die Wand, Aki schien etwas angepisst und wippte unschlüssig im Schneidersitz nach vorn und wieder zurück.

Uruha biss sich auf die Lippe. Dass er sich auch verplappern musste! Er hatte eigentlich nicht vorgehabt es den beiden jemals zu erzählen. Shou war für ihn eine ganz andere Sache als Kyo.

Shou war für ihn kein Gefühlsdurcheinander gewesen. Keine große Liebe, kein großes hin und her. Eine einfach Frage: „Willst du mit mir gehen?“ Antwort: „Ja.“ Und damit hatte sich dann die ganze Sache zwischen ihnen gegessen.

Sie hatten noch abgeklärt, niemandem was zu sagen, hatten sich nur selten und ganz allein getroffen und meistens auch tatsächlich zusammen gelernt.

Es war nichts besonders emotionales gewesen, aber doch schön.

Kyo hingegen war das Gefühlschaos an sich. Uruha hatte einfach nicht schweigen können. Er hätte das nie und nimmer alleine bewältigen können. Die Hilfe seiner Freunde war extrem wichtig für ihn gewesen.

„Das heißt der Ring, den Kyo dir gestohlen hat, war ein Geschenk von Shou, nicht wahr?“

Uruha nickte.

„Und deswegen hast du die Nachhilfe übernommen...also hat dich dein Exfreund mit Kyo zusammengebracht...irgendwie….ein bisschen…halt so. Mit der Nachhilfe hat's ja begonnen. Was für ne Ironie!“

Sakito lachte auf und Uruha atmete erleichtert darüber auf, dass Sakito anscheinend nicht mehr böse auf ihn war.

Obwohl er ihm nicht ganz zustimmen konnte. Bisher war er noch nicht mit Kyo zusammen! Abgesehen davon, hatte die Nachhilfe ja mit dem Verlust des Portmonees begonnen und nicht mit dem Ring. Streng genommen, aber das musste er Sakito ja nicht unter die Nase reiben.

„Ich versteh nicht, wie du das einfach so hinnehmen kannst, Saki! Er hat uns seine Beziehung verschwiegen...ich dachte wir wären beste Freunde.“

Aki schien das nicht so leicht zu nehmen, doch Sakito winkte erneut ab und lächelte.

„Nicht so schlimm. Er hat ihn nicht wirklich geliebt. Von den wichtigen Kerlen in seinem Leben erzählt er uns, wie du siehst. Sonst wüssten wir auch nichts von Kyo.“

Uruha musste leicht darüber lächeln, dass Sakito so zuversichtlich war und außerdem, dass er auch noch Recht damit hatte.

„Wollt ihr mir dann erklären, wie ich Kyo verführen soll?“ Fragte Uruha erneut nach, da die Frage über den „Fall Shou“ vergessen worden war.

„Das wirst du schon sehen, wenn es so weit ist. Apropos...wir sollten jetzt gehen, damit du gaaanz alleine mit deinem Schwarm bist.“

Sakito stand auf und stieß Aki mit der Fußspitze an, um ihn ein wenig anzutreiben.

„Na toll, ihr seid mir eine schöne Hilfe. Warum hab ich euch das nicht auch verschwiegen, wie das mit Shou? Dann müsste ich mir nicht solche Kommentare über meinen „Schwarm“ anhören und würde genauso tolle Ratschläge bekommen...“ Murrte Uruha und meinte damit keine.

Er sah zu, wie Aki und Sakito sich in Richtung Tür trollten.

„Wie wär’s, wenn du mit deinen zurückerworbenen menschlichen Zügen Kyo was vorlachst? Er wird bestimmt hingerissen sein von deiner menschlichen Seite, die Sakito so vermisst hat, so dass du ihn bestimmt sofort Dein nenn...Au~ Saki, lass mein Haar los, das tut weh!!!!“

„Baibaiki!“ Flötete Saki noch und zog den plärrenden Aki ohne Erbarmen weiter.

Uruha blieb allein zurück. Allein und ein bisschen nervös.

Er wanderte unerbittlich in seinem Zimmer auf und ab und warf in regelmäßigen Abständen einen Blick auf seine Uhr.

Gleich würde Kyo kommen. Gleich hieß in diesem Fall in 20 Minuten.

Uruha strich sich nervös durchs Haar, trat ans Fenster und sah hinaus. Es goss in Strömen. Uruha musste unwillkürlich leicht lächeln. Natürlich, er war schließlich glücklich.

Glücklich und nervös.

Er fühlte schon, dass Pia auf direktem Weg zu ihm in seinen Magen war. Kyo würde kommen und er hatte die Aufgabe ihn zu verführen.

Als seine Freunde ihm das letzte Mal Ratschläge gegeben hatten, hatte er diese nicht wirklich befolgt und das Ergebnis war wohl allgemein bekannt: Er hatte im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts erreicht.

Diesmal hatte er sich vorgenommen, würde er auf das hören, was sie ihm sagten und deswegen musste er Kyo heute verführen, rumbekommen oder irgendwie so etwas.

Wie man das genau machte, hatten sie ihm natürlich nicht gesagt.

Uruha hätte sich besser vorbereitet gefühlt, wenn sie ihm gesagt hätten, er solle ihm den Blinddarm raus operieren. Das hätte er schon hinbekommen, konnte ja nicht so besonders schwer sein.

Aber Kyo verführen?

Er hätte ihm den Blinddarm auch wieder rein operiert, verdammt!

Eigentlich erwartete man von ihm, dass er so was konnte. Also nicht Blinddarm raus und rein operieren, sondern jemanden verführen. Schließlich war er der beliebteste Schüler und er bekam in regelmäßigen Abständen Liebesgeständnisse von „Normalos“.

Aber bisher hatte Uruha mehr Erfahrung darin gesammelt, die Leute wieder abzuwimmeln.

Das was er jetzt vor hatte, war das genaue Gegenteil!

Nachher war er so nervös und verwirrt, dass er Kyo aus Versehen wieder eine Ohrfeige verpasste.

Er seufzte und trat vom Fenster weg. Kyo würde bestimmt nicht zu früh kommen.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es nun noch genau 14 Minuten und 32 Sekunden dauerte bis er mit Kyo zur Nachhilfe verabredet war.

Er würde wahrscheinlich sogar eher zu spät kommen, so wie er Kyo kannte, dachte Uruha sich und setzte sich aufs Bett.

„Beruhig dich erst mal...“, murmelte Uruha sich leise zu und knetete nervös seine Hände.

Aber es gab leider kein Mittel, um ihn ruhig zu bekommen. Er versuchte es mit tief durchatmen, aber er hatte das Gefühl, dass der ganze Sauerstoff ihm nicht wirklich gut tat. Er lief wieder durchs Zimmer, aber das machte ihn nur noch nervöser. Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und drehte sich im Kreis, was zur Folge hatte, dass ihm schwindelig und schlecht wurde und als er gerade dabei war, zu versuchen seinen Magen zu beruhigen und sich dafür auf den Rücken aufs Bett gelegt hatte, den Kopf über die Kante runter hängen ließ, so dass er schon ganz rote Wangen hatte und alles auf dem Kopf sah, ging die Tür auf und Kyo stand in jener.

Einen Moment lang blieb Uruha noch in seiner seltsamen Stellung liegen und blickte Kyo an, der an der Decke stand, die Türklinke in der Hand und etwas verwirrt zu sein schien, was bestimmt auch daran liegen könnte, dass die Welt nicht alle Tage auf dem Kopf stand.

Uruha war sich nicht sicher, ob das ganze Blut in seinem Kopf ihn nicht vielleicht halluzinieren ließ, denn Kyo konnte nicht da sein. Er sollte doch erst ihn 7 Minuten und 13 Sekunden kommen! Und außerdem sollte er doch zu spät kommen!

„Du bist zu früh...“, sagte er also etwas belämmert, als sich alle Hoffnungen auf Halluzinationen zerschlagen hatten, und richtete sich verlegen auf, strich die Haare wieder an ihren Platz.

Kyo, der extra zu früh gekommen war, weil Uruha doch so viel Wert darauf legte, dass man nicht zu spät kam, dabei wusste er nicht, dass Uruha auch zu früh kommen nicht mochte, sondern im allgemeinen wert auf Pünktlichkeit legte, nickte etwas verdattert und war noch schwer damit beschäftigt, das Bild zu verdauen, welches sich ihm gerade geboten hatte.

Bei jedem anderen hätte er wohl los gelacht, aber bei Uruha befürchtete er, dass ihn der Jüngere bei dem kleinsten Fehlverhalten sofort aus dem Haus jagen würde und so wollte er es lieber nicht riskieren.

Und darüber hinaus war der Anblick gar nicht mal so lustig gewesen. Schon lustig, ja, aber auch unglaublich niedlich, wie Uruha dort auf dem Bett gelegen hatte, mit den roten Wangen und dem ernsten Gesichtsausdruck, als wäre er gerade dabei eine wissenschaftliche Untersuchung durchzuführen.

Wobei…konnte er sich denn sicher sein, dass es keine wissenschaftliche Untersuchung war? Bei Uruha konnte man das nie so genau wissen.

Während sie in Uruhas Arbeitszimmer gingen, hatte Uruha ganz andere Probleme. Kaum hatte sich die Übelkeit wieder gelegt, war sein Magen erneut in Aufregung geraten.

Pia nistete sich mal wieder dort unten ein und er spürte schon, wie sie langsam die Kontrolle über seinen ganzen Körper übernahm. Pia war äußert besitzergreifend!

Wie zum Teufel sollte er in so einem Zustand Kyo verführen? Er hatte das Gefühl, er könnte im Moment nicht mal den hässlichsten Kerl der Schule verführen.

Keine gute Voraussetzung!

Wie immer ließen sie die Tür einen Spalt offen, Kyo hatte sich daran gewöhnt und Uruha achtete dieses Mal besonders darauf, denn heute war es besonders wichtig, dass er die Schritte seiner Mutter hörte, wenn sie wie gewöhnlich vorbei kam, damit sie niemanden bei irgendwas überraschen konnte.

Ihr erster Besuch ließ nicht lange auf sich warten.

Sie kam rein, entdeckte Kyo, heuchelte ein wenig Wiedersehensfreude und versprach mit etwas zu knabbern „für die beiden Fleißigen“ wiederzukommen.

Uruha sah auf die Uhr. Gut, fünf Minuten ab jetzt.

Er hatte zwölf Besuche seiner Mutter, oder eher die Zeitspannen zwischen den Besuchen, um seine Aufgabe zu erfüllen.

Er saß auf seinem Platz und beobachtete, wie Kyo seine Bücher rausholte.

Was sollte er tun? Uruha starrte konzentriert vor sich her und ging alle Strategien durch, die ihm einfielen, dabei entging ihm leider, dass Kyo seit geraumer Zeit mit der Hand vor seinem Kopf rumfuchtelte um ihn wieder in die Wirklichkeit zu holen.

„Uruha?“

Erschrocken blinzelte der Angesprochene, fühlte augenblicklich wie ihm das Blut in die Wangen schoss und tippte panisch auf das Chemiebuch.

„Wir machen heute Biologie!“

Kyo blickte auf das Buch, runzelte die Stirn, zog dann aber das Biologiebuch hervor und schlug es auf, während Uruha sich erleichtert darüber, dass er Kyo von sich hatte ablenken können, zurücklehnte.

Er suchte eine Aufgabe für Kyo raus, die er versuchen sollte selbst zu lösen und erst als seine Mutter mit Salzstangen in der Tür erschien, wurde ihm klar, dass er seine ersten fünf Minuten gerade verspielt hatte.

Ungeduldig wartete er, dass seine Mutter wieder das Zimmer verließ und als das endlich der Fall war, drehte er sich zu Kyo, der über seinem Biobuch brütete und nachdenklich an einer Salzstange knabberte.

Obwohl es ihm eigentlich abwegig vorkam, konnte er nichts dagegen tun, dass ihm ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf ging:

Was, wenn Kyo tatsächlich nur wegen der Nachhilfe hier war? Vielleicht wollte er seine Noten wirklich verbessern, nachdem er gesehen hatte, wie es war, wenn man im Unterricht mitmachen konnte.

Uruha schluckte schwer und sah peinlich berührt zur Seite. In dem Fall hätte er sich erneut etwas vorgemacht und Kyos Verhalten fehlinterpretiert.

Nervös kaute er auf seiner Unterlippe und warf dem Älteren immer wieder einen prüfenden Blick zu.

Er saß dort und las, gab sich wirklich Mühe die Aufgabe zu lösen. Nicht ein Blick zu ihm. Früher hatte es ihn mehr interessiert mit Uruha zu flirten, anstatt zu lernen.

Was der Blonde nicht wusste, war, dass Kyo nur mit leerem Blick in das Buch starrte und sich nicht auf das konzentrieren konnte, was Uruha ihm aufgegeben hatte.

„Wieso bist du hier?“

„Hä?“

Uruha saß auf der Kante seines Stuhls, den Körper angespannt und sah Kyo auffordernd an. Er musste es jetzt wissen, weil er sich sonst nicht vorstellen konnte, Kyo zu verführen.

„Willst du lernen? Seit wann? Vorher wolltest du das doch auch nicht! Also, wieso wolltest du Nachhilfe bei mir?“

Bitte, dachte Uruha im Stillen, sag so etwas wie ‚Wegen dir!’.

Doch leider machte Kyo es Uruha nicht so leicht.

„Ich weiß nicht. Ich wollte einfach...“

Ein Schulterzucken.

„Du wolltest einfach was?“

Uruha zersprang geradezu vor Neugierde und Ungeduld.

„Du wolltest mich einfach nur qu...“, fing er an, war sogar schon dabei Kyo Vorwürfe zu machen zu wollen, denn er hatte bei dem ganzen kein gutes Gefühl.

Allerdings brach er mitten im Satz ab, lauschte auf die Schritte im Flur und setzte sich schnell wieder ordentlich hin.

„Nanana, macht ihr gerade eine Pause?“

Uruhas Mutter kam durch die Tür hineingeschneit und stellte ihnen zwei leere Gläser auf den Tisch. Sie versprach das Getränk noch zu holen. Zwei Gläser und eine Flasche waren anscheinend zu schwer gewesen, oder zu viel oder sie hatte tatsächlich Probleme genügend Ausreden für ihre Besuche zu finden.

„Ich bin gleich wieder da.“

Uruha nickte und lächelte seiner Mutter zu. Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, sprang er auf, sorgte dafür, dass die Tür wieder so weit zu war, dass sie nicht von weitem rein sehen konnte, er aber noch hören konnte, wenn sie kam.

„Das waren meine zweiten verplemperten fünf Minuten. Mir bleiben nur noch 10 Besuche.“ Klärte er Kyo auf, der ihn verblüfft ansah.

Uruha sah kurz zu Boden und atmete langsam ein und aus. Er brauchte viel Mut für das, was er nun vorhatte, da er eventuell damit seinen letzten Stolz gegenüber Kyo verlor, aber so dumm wie er sich anstellte, schien das die beste Lösung zu sein.

Er musste auf Risiko gehen.

Ohne aufzusehen ging er auf Kyo zu, der immer noch am Schreibtisch saß und ihn gerade, so vermutete er, beobachtete. Sich wahrscheinlich fragte, was mit ihm nicht in Ordnung sei, dass er sich so seltsam benahm. Nun, gleich würde er die Antwort haben.

Erst als er genau vor dem Schwarzhaarigen stand, hob er seinen Blick an, beugte sich einfach runter und drückte seine Lippen auf Kyos.

Der Kuss war kalt. Eiskalt.

Und Uruha sank das Herz in die Hose. Nein, nicht nur in die Hose. Es sank weiter und zerschellte auf dem Boden.

Nachdem er einen kurzen Moment so verharrt hatte, löste er den Kuss und richtete sich wieder auf.

Er schaffte es nicht Kyo anzusehen. Er hatte den Kuss nicht erwidert.

Verführen sollte er ihn? Wie denn?!

Uruha drehte sich schnell von dem Älteren weg, damit dieser nicht sah, dass seine Lippen vor Enttäuschung bebten.

„Ich...“ begann Kyo, doch Uruha schüttelte den Kopf.

Er lief ein paar Schritte, um sich zu beruhigen, doch es war hoffnungslos.

Er wollte sich zurückdrehen und Kyo zur Schnecke machen, fand aber nicht die Kraft, er wollte ihm sagen, was er fühlte, fand aber nicht seinen Mut, er wollte irgendetwas sagen, fand aber nicht die Zeit.

Denn fünf Minuten waren nicht lang. Er hörte Schritte.

„Mach die Aufgabe...“

„Was?“

„Mach die Aufgabe!“

Als seine Mutter eintrat, las Kyo brav im Buch und Uruha stand am Fenster. Beide schön weit auseinander. So gefiel ihr das und sie verließ, nachdem sie eine Flasche Cola auf den Tisch gestellt hatte, wieder den Raum.

Uruha stand am Fenster und starrte hinaus. So war das...zwischen ihm und Kyo. Es war still, angespannt und die meiste Zeit überlegten sie, was sie tun konnten.

„Ich will doch nur frei sein...“, hauchte der Blonde und wischte sich über die Wangen.

Kyo sah vom Buch auf, blickte zu der schlanken Gestalt am Fenster.

„Bist du hier, weil Ruiza endgültig vergeben ist?“

„Nein...“

„Er macht jetzt seinen Führerschein.“

Uruha drehte sich zu dem Älteren und lächelte.

„Ich will auch den Führerschein machen...“

„Äähh...dann vergiss nicht zu Blinken...?“

Kyo runzelte die Stirn und stand auf. Er hatte das Gefühl, dass Uruha etwas von ihm erwartete und wollte zu ihm gehen, doch Uruha blockte das sofort ab.

„Nein, bleib da. Ich komm zu dir. Du musst am Tisch sein, wenn sie reinkommt...“, murmelte Uruha und näherte sich Kyo, der am Tisch stand.

„Wieso bist du dann hier? Wieso die Nachhilfe? Was ist mit Ruiza? Liebst du ihn?“

„Zu viele Fragen.“

„Beantworte zuerst die Letzte.“

„Nein.“

Uruha runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob das nun die Antwort auf die Frage war, oder ob Kyo ihm diese Frage nicht beantworten wollte.

„Dann die Erste...“, murmelte er und sah Kyo mit einem kleinen Hoffnungsschimmer, den er sich nicht verkneifen konnte, in den Augen an.

Kyo ruderte hilflos mit den Armen, suchte eine Antwort, doch im nächsten Moment drückte Uruha ihn auf den Stuhl und beugte sich über das Biobuch.

„Du musst darauf achten, dass ++ nicht unbedingt einen positiven Effekt vermerkt...“, murmelte er etwas geistesabwesend und Kyo, keine Ahnung wovon Uruha sprach, nickte.

Erst als sie wieder alleine waren, richtete Uruha sich auf und warf Kyo wieder diesen Blick zu. Eine Mischung aus Angst und Hoffnung.

„Also?“

Kyo hielt einen Moment inne, um die richtigen Wörter zu wählen. Er wollte das Richtige sagen, die Wahrheit. So zur Abwechslung mal.

„Ich wollte einfach wieder Nachhilfe bei dir haben. Nachmittags zu dir kommen...mit dir reden, dein Lächeln sehen, dir nah sein...“

Ein flüchtiges Zucken kam über Uruhas Mundwinkel, aber bis zu einem Lächeln ließ er es diesmal nicht kommen, selbst wenn es Kyo wohl gefreut hätte.

Er hatte das Bedürfnis Kyo zu küssen, ihn zu umarmen, irgend etwas zu tun, um seine Gefühle raus lassen zu können. Er fühlte sich, als hätte Kyo ihm gerade seine Liebe gestanden. Sein Herz wummerte, seine Hände zitterten, ebenso seine Beine.

Langsam ließ er sich auf einen Stuhl nieder, wusste nicht wohin mit seinem Blick, der wahrscheinlich gerade nur so vor Liebe schrie.

„Was ist mit Ruiza?“

„Ich weiß nicht.“

Wumms! Rückschlag Nummer eins.

Uruha biss sich auf die Lippe. Was ihn gerade noch so vor Liebe zu Kyo betäubt hatte, schmerzte ihn nun nur umso mehr.

Er atmete zittrig ein und sah dann auf, um Kyo mit einem erstaunlich festen Blick mustern zu können.

„Deine nächste Nachhilfestunde beginnt dann, wenn du mir sagen kannst, was du für meinen Bruder empfindest und nicht früher. Und diese endet hiermit.“

“Aber...“

Uruha hob eine Hand und winkte ab.

„Das war es!“

Der Ältere strich sich verwirrt durchs Haar, setzte noch mal an, um etwas zu sagen, brach dann aber ab und nickte leicht.

Er packte seine Bücher zusammen, stand auf, hing sich seine Tasche um und ging zu Tür.

Er warf noch einen Blick zu Uruha, bevor er dann den Raum verließ, wobei er gleich mit Uruhas Mutter zusammenstieß und sich ein Haufen Gebäck und Puderzucker über den teuren Teppich verbreitete.

Selbst ihr Geschrei konnte Uruha nicht aus seinem Tagtraum reißen, als er dort auf seinem Stuhl saß und das Gespräch immer und immer wieder durch ging.

Durfte er sich wirklich Hoffnungen machen?

Er hatte den Kuss nicht erwidert...

Uruha hielt sich den Bauch und redete beschwichtigend auf Pia ein.

Er war sich nicht sicher, ob er hier eine Glanzleistung in Sachen Verführung hingelegt hatte, aber er hatte es wenigstens versucht. Er stand auf, schlug seiner Mutter die Tür vor der Nase zu und griff nach seinem Handy.

Er brauchte professionellen Beistand und Rat. Er würde Sakito anrufen.

Während Uruha sich professionellen Beistand suchte, tat Kyo so ungefähr das Selbe. Er musste mit irgendwem reden und irgendwem, das hieß in seinem Fall, er würde zu Kaoru gehen. Denn viel mehr Auswahl hatte er nicht.

Denn da Ruiza auch eine Antwort in der Quizshow „Wer ist Kyos Herzbube?“ war, fiel er sowieso von vorneherein weg. Wenigstens gab es in dieser Quizshow bloß die Auswahl zwischen a(Ruiza) und b(Uruha), so dass man von vorne herein eine 50:50 Chance hatte.

Blöderweise hatte man dafür keinen Joker außer dem Publikumsjoker, welchen Kyo nun zog und sich auf dem Weg zu Kaoru machte.

„Wie war die Nachhilfe? Bist du nicht ein wenig früh?“

Kaoru hatte natürlich gewusst, dass Kyo heute Nachhilfe bei Uruha gehabt hatte und so überraschte es ihn keineswegs, dass dieser mit hängenden Schultern vor seiner Tür stand.

Er hatte nicht erwartet, dass Kyo, unfähig wie er nun mal war, das alles geregelt bekam.

So trat er also zur Seite, obwohl er keine Antwort von dem Kleineren bekommen hatte, und Kyo trottete durch die Tür in den Flur, tauschte seine Schuhe gegen die allseits beliebten Totoro-Schluffen und lief mit immer noch hängenden Schultern weiter ins Wohnzimmer, wo er erst mal seine Tasche mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fallen ließ.

„Wow...was ist da drin?“

Kaoru versuchte die Tasche hochzuheben, scheiterte aber bei dem Versuch, weil er nicht erwartet hatte, dass sie so schwer sein würde, schließlich trug Kyo meistens wesentlich weniger mit sich rum.

„Alle meine Schulbücher...“

Kaoru hob eine Augenbraue und ließ sich schweigend auf das Sofa nieder, klopfte neben sich auf dieses, als stumme Aufforderung für Kyo sich auch zu setzen.

„Er will von mir wissen, was ich für Ruiza empfinde.“

Kaoru saß unschlüssig neben Kyo, der sich inzwischen gesetzt hatte, und versuchte aus diesem Satz heraus zu lesen, was daran so schlimm war, dass Kyo wie ein begossener Pudel durch die Gegend lief.

Er sah in diesen Satz für Kyo eigentlich einen Grund zur Freude. Endlich wollte ihn mal jemand!

„Toll!“

„Hä?“

„Warum freust du dich nicht?“

„Und wieso freust du dich?“

„Na, ihm ist wichtig zu wissen, ob du in Ruiza verliebt bist. Anscheinend hat er ein Auge auf dich geworfen! Ist doch wohl offensichtlich...“

Kyo starrte ihn an.

„Oh Gott...“

„Was?“

„Ich hab nicht erwidert! Oh Gott!“

Kyo war entsetzt aufgesprungen und hielt sich die Hände vors Gesicht.

„Was wird er jetzt denken? Ich hätte den Kuss erwidern müssen!“

„Er hat dich geküsst?“

„Ja, verdammt!“

„Wieso hast du nicht erwidert?“

„Ich weiß nicht!!!! Ich war...überrascht! Und ich dachte, nachher gibt er mir eine Ohrfeige...oder so! Keine Ahnung! Ich meine.... ER wollte doch immer lernen und ich hab mich echt bemüht ihm diesen Wunsch zu erfüllen! Fuck! Scheiß Bio!“

Nur weil er unbedingt versucht hatte, die Nachhilfe so zu gestalten, wie Uruha es sich wohl von einer Nachhilfestunde bisher immer erhofft hatte, hatte er ins Buch gestarrt, hatte versucht sich zu konzentrieren und nicht an den Anderen zu denken.

Er hatte nicht gewollt, dass Uruha irgendeinen Grund fand die Nachhilfe mit ihm wieder zu beenden.

Und dann hatte das ganze so eine seltsame Wendung genommen und er hatte es nicht gerafft.

„Verdammt, wenn einer Nachhilfe verdient, dann anscheinend ich...“ Murmelte er und schüttelte leicht verzweifelt den Kopf.

„Ja, allerdings.“

„Was mach ich jetzt?“

„Will er immer noch wissen, was du für Ruiza empfindest oder hat sich das nach dem nichterwiderten Kuss erledigt?“

„Er will’s noch wissen. Der Kuss war vorher...“

„Man, hast du ein Schwein! Dann geh zu ihm und sag ihm, dass du Ruiza nicht liebst, sondern ihn.“

Kyo ließ sich wieder langsam aufs Sofa sinken. Kaoru sagte das so leicht hin, aber er wollte zu Uruha ehrlich sein und war das die Wahrheit?

„Ist das so?“

Kaoru seufzte und sah seinen kleinen Freund kopfschüttelnd an.

„Ich denke schon.“

„Warum glaubst du das?“

„Du kamst von deinem ersten Treffen mit Uruha und hast gesagt, er wäre der vollkommenste Mensch auf dieser Erde. Du hast nicht einen Moment an Ruiza gedacht. Du hast ihn als vollkommen bezeichnet, obwohl er dich gerade zur Sau gemacht hat. Du hast freiwillig Nachhilfe in Kauf genommen, nur um bei ihm sein zu können. Du schaust dich immer nach ihm um, wenn wir in der Schule sind. Du denkst ständig an ihn, weswegen du nie etwas mitbekommst. Du hast unglaublich darunter gelitten, dass er den Kontakt zu dir abgebrochen hat. Du warst extrem eifersüchtig auf Shou und, das ist das wichtigste, du musstest dich zwingen an Ruiza anstatt an ihn zu denken.“

„Ich war auch eifersüchtig auf Hizumi...“, murmelte Kyo und senkte seinen Blick.

Er hatte rote Wangen bekommen bei dieser Aufzählung und ihn durchlief es schon jetzt wie heißes Wasser: Kaoru hatte Recht.

„Ja, aber anders eifersüchtig. Du hattest Angst, er könnte dir deinen Platz als besten Freund von Ruiza streitig machen. Du hattest Angst um eure Freundschaft. Du wolltest gar nicht den Platz an Ruizas Seite als seinen festen Freund, sondern als seinen besten Freund. Im Vergleich dazu warst du nie auf Sakito oder Aki eifersüchtig. Du willst nun mal nicht diese Beziehung zu Uruha haben.“

„Das heißt...ich war nie Ruiza verliebt?“

Kyo schüttelte den Kopf. Nein, DAS konnte er sich nicht vorstellen. Er dachte an seine Gefühle zu dem Älteren. Wenn er ihn im Internat beobachtet hatte und sein Herz wie wild geklopft hatte und seine Wut auf alle Freunde von Ruiza, die er erfolgreich wieder verjagt hatte.

Und als er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass all diese Erinnerungen schon ziemlich lange her waren.

„Doch...du warst verliebt. Aber irgendwann...“

Kyo unterbrach Kaoru.

„Irgendwann haben sich meine Gefühle verflüchtigt und ich habe ihn nur noch als Freund gesehen und aus Routine einfach weitergemacht und gar nichts davon mitbekommen.“

Er schlug sich die Hand vor die Stirn und seufzte tonlos.

Und noch mal: Kaoru hatte Recht.

Wie oft hatte er seine Sonderstellung in Ruizas Leben durch Hizumi in Gefahr gesehen? Und diese Stellung, auf die er solchen Wert gelegt hatte, war nur die des besten und einzigen Freundes.

Er hatte sich viel mehr Gedanken darum gemacht, als um die freie Stelle als Ruizas Lover, die nun eventuell bald besetzt sein würde.

Und wieso hatte er nicht entsprechend gelitten, nachdem Ruiza ihm gesagt hatte, er würde ihn nicht lieben?

Nun, durch sein Gespräch mit Ruiza hatte er sicher gewusst, dass er weiterhin sein bester Freund bleiben würde.

Damit war sein Leiden schon sehr stark eingedämmt.

Kyo sah auf, Kaoru direkt ins Gesicht.

„Wieso sagst du mir das erst jetzt?“

„Du hast nie gefragt.“

Ein Schnauben.

„Und sei mal ehrlich. Wenn ich es dir gesagt hätte, hättest du mir nur ein Wort geglaubt? Außerdem ist ja nicht so, als hätte ich’s nicht versucht. Ich sagte: „Du wirst dein blaues Wunder erleben, wenn du dich so versteifst.“ und ich meinte, dass du dich gerade Hals über Kopf in Uruha verliebst. Aber du hast mir widersprochen und gesagt, du würdest Ruiza lieben.“

„Ich hätte dir geglaubt, wenn du es so erklärt hättest wie vorhin...“

Kaoru hob eine Augenbraue hoch.

„Na gut...wahrscheinlich hätte ich es dir nicht geglaubt. Aber, wieso weißt du das eigentlich alles? Beobachtest du mich etwa den ganzen Tag und denkst über meine Gefühle nach? Spanner!“

„Ich hab keinen Freund mehr, was soll ich machen?“

Kaoru lachte und lehnte sich zurück.

„Nein, natürlich hab ich ein Auge auf dich gehabt. Schließlich bist du mein bester Freund. Ich wollte doch nicht, dass du dich in irgendwas verrennst.“

Nachdenklich lehnte auch Kyo seinen Kopf nach hinten an die Sofalehne und schielte zu Kaoru.

„Als dein bester Freund bin ich dann wohl ein Totalversager, nicht wahr?“

„Ich dachte, du bist Ruizas bester Freund?“

Kyo boxte Kaoru leicht in den Oberarm und lachte, wohl wissend, dass Kaoru das nicht ganz so ernst meinte und Kyos ‚Versagen’ ein wenig abschwächen wollte.

„Ich kann ja wohl deiner und seiner sein!“ Maulte er und runzelte dann die Stirn.

„Beziehungsweise, ich könnte es, wenn ich nicht so ein Versager wäre im Freund sein... ich hätte auch aufpassen sollen...das mit Toshiya...“

Kaoru atmete tief ein und aus, zuckte die Schultern und seufzte lautlos.

„Meine Vorwarnung hat sich dann wohl nicht ganz bestätigt, nicht wahr? Nicht du hast dein blaues Wunder erlebt, sondern ich. Ein Wunder mit blauschimmernden Haaren.“

Kyo betrachtete Kaoru, der nun seinerseits die Schultern hängen ließ und betrübt aus dem Fenster sah.

Ja, er hätte aufpassen sollen. Doch hätte er Kaoru dann vorwarnen können? Wahrscheinlich nicht.

Wenig später hatte Kyo sich von Kaoru verabschiedet und saß nun in seinem Zimmer auf dem Bett, das Telefon am Ohr und wartete, dass Ruizas Anrufbeantworter an sprang.

Kaoru hatte Zeit für sich gebraucht. Jedenfalls hatte er das Kyo erzählt und diesem geraten, sich erst mal um seine eigenen Liebeangelegenheiten zu kümmern. Und das hatte Kyo nun vor.

„Mein Band ist eh schon überbelastet, also sprich nur drauf, wenn's wichtig ist!“

Kyo stellte schmunzelnd fest, dass Ruizas Ansage freundlicher geworden war.

„Hey, hier ist Kyo. Ich denke meine Nachricht ist wichtig genug...“

Er räusperte sich leicht, bevor er dann mit einem Lächeln weitersprach:

„Ich liebe dich nicht mehr!“

Ein Klicken ertönte in der Leitung und augenblicklich ertönte Ruizas Stimme, die ihm überglücklich mitteilte:

„Ich freu mich ja so für uns!“

Kyo lachte leise auf und nickte bedächtig. Ja, so in etwa hatte er Ruizas Reaktion erwartet.

„Dachte ich mir doch, dass du dich darüber freust.“

„Bauarbeiten!“

„Hä? Was für Bauarbeiten?“

„Ach, Hizu fragt mich gerade ab. Ich lerne für den Führerschein.“

„Ahja...das...hab ich gehört.“

Ruiza machte den Führerschein. Als Uruha das gesagt hatte, hatte sich das fast wie eine Metapher angehört, deswegen war er nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen, dass Ruiza tatsächlich den Führerschein machen wollte.

„Es ist ... tolles ... fühl...ich ... mich...“

Kyo spitze die Ohren und runzelte die Stirn.

„Bitte?“

Ruiza nuschelte so sehr, dass er kaum ein Wort verstand.

„Sorry, Hizumi hat mir gerade den Pulli über den Kopf gezogen, das hat das Sprechen etwas erschwert.“

„Aha...?“

„Ja, er hat sich so ein tooolles~ System ausgedacht. Wenn ich eine Frage falsch beantworte, zieht er mir ein Kleidungsstück aus. Aber ich bin gut. Noch hab ich fast alles an.“

Ruizas Stimme hatte einen leicht sarkastischen Unterton und trotzdem konnte Kyo deutlich raus hören, dass irgendwo auch ein wenig Stolz mitschwang.

„Bedeutet dir der Führerschein viel?“

Ruiza machte eine Pause und sagte schließlich: „Einbahnstraße!“, woraus Kyo schloss, dass er gerade angestrengt nachgedachte hatte, um nicht noch eine Socke zu verlieren.

„Hai...“

Das war wieder an Kyo gerichtet.

„Es gibt mir das Gefühl unabhängig zu sein...oder es jedenfalls zu werden. Ich könnte einfach so in den Wagen steigen und losfahren. Irgendwohin! Ich müsste niemanden fragen, dass er mich fährt. Ich wäre...frei!“

Kyo musste lächeln. Ruiza klang glücklich. Richtig glücklich, so wie er es noch nie bei ihm gehört hatte.

„Irgendwohin trifft es auf dem Punkt genau.“ Ertönte plötzlich Hizumis gedämpfte Stimme aus dem Hintergrund.

„Bei deinem Orientierungssinn würdest du ja nie an einem bestimmten Punkt ankommen. Seit wir zusammen sind, hast du mich schon mindestens drei Mal völlig verzweifelt angerufen und gejammert, dass du nicht wüsstest wo du wärst, weil du versucht hast alleine nach Hause zu kommen und dich bei diesem Versuch absolut hoffnungslos verlaufen hast.“

Er hörte wie Ruiza am anderen Ende einen beleidigten Ton von sich gab und musste unwillkürlich leise lachen.

„Dann kauf ich mir halt ein GPS!...gleich nachdem ich ein Auto hab.“

„Ja, das hast du dringend nötig. Was ist das für ein Schild?“

Kyo räusperte sich leise, um die Aufmerksamkeit wieder ein wenig auf sich zu ziehen. Leider ohne Erfolgt.

„Stopp?“

Kyo hörte ein Rascheln und kurz darauf wieder Hizumis Stimme:

„Langsam glaub ich, du machst das mit Absicht.“

„Wer weiß~“

Anscheinend hatte Ruiza gerade wieder irgendein Kleidungsstück verloren.

„Ich leg jetzt auuuuuuuf~“ Rief er ins Telefon, weil er vermutete, dass Ruiza und Hizumi nun lieber ungestört sein wollten, doch seinen ehemaligen Schwarm schien das wieder Erinnerung zu rufen, dass sein bester Freund am Telefon war.

„Warte! War das alles, weswegen du angerufen hast?“

Kyo zögerte und Ruiza wartete, ignorierte anscheinend sogar Hizumi, denn Kyo hörte einen leisen Protestlaut von diesem.

„Nein...ich...weiß sicher, dass ich dich nicht liebe, weil ich jemand anderen liebe.“

Jetzt hatte er Ruizas Aufmerksamkeit sicher.

„Was? Wen?“

„...na ja....“

„Sag schon!“

„...Uruha...deinen Bruder?“

„Oh mein Gott~!“

Kyo konnte förmlich sehen, wie Ruizas Gesichtszüge entgleisten.

„Kyo...ich hab dich echt lieb. Ich liebe dich, das weißt du.“

Wieder ein Protestlaut von Hizumi, diesmal etwas lauter.

„Aber wenn du Uruha verletzt, kriegst du echt Ärger mit mir!“

Kyo schluckte und nickte, besann sich dann darauf, dass Ruiza das nicht sehen konnte und krächzte:

„Hai, ich werd's mir merken.“

„Er hats nicht leicht. Ich weiß, du auch nicht. Aber er...es ist wegen mir, verstehst du? Es ist meine Schuld, dass er das alles auf sich nehmen muss. Eigentlich hätte er ein echt entspanntes Leben führen können, aber ich bin abgehauen und hab ihn mit diesen Tyrannen...“

Er sprach anscheinend von seinen Eltern.

„...allein gelassen. Er macht mir keine Vorwürfe, obwohl er wirklich das Recht dazu hätte. Wenn du ihn also nicht absolut, unheimlich glücklich machst, dann......dann weiß ich noch nicht was, aber ich verspreche dir, das wird nicht schön!“

Es trat eine kurze Stille ein und dann konnte Kyo geradezu das Lächeln von Ruiza spüren.

„Ich bin froh, dass es Uruha ist. Selbst wenn du das nicht glauben willst, eigentlich bist du unglaublich lieb.“

„Ahja? Davon hab ich nicht viel mitbekommen...“

„Kannst du Hizumi nicht rausschicken? Er ruiniert den Moment...“

„Hizu, halt die Klappe. Um dich kümmere ich mich gleich.“

„Oh man...“, murmelte Kyo und konnte sich schon vorstellen, wie Hizumi das zu verstehen hatte.

„Also, wo war ich? Ahja, du bist unglaublich lieb.“

„Wir haben es verstanden. Wenn du noch weiter darauf rumreitest, dass ich ja so unglaublich lieb bin, leg ich auf...“

„Ich mein nur, dass ich weiß, du würdest alles tun, um die Menschen, die du liebst, zu beschützen. Ich kenn das ja von mir. Dein heldenhafter Versuch mich vor Hizumi zu beschützen...“

„Hat nicht geklappt.“

Bei Hizumi schien das mit dem Klappe halten nicht so zu funktionieren und da Kyo ahnte, dass sich Ruiza nun um Hizumi kümmern wollte, verabschiedete er sich nun endgültig.

„Ich leg jetzt auf. Bye.....danke.“

Er legte das Telefon bei Seite und atmete tief durch. Das hatte er irgendwie noch gebraucht. Den Segen von Ruiza. Nun war eigentlich alles perfekt.

Nur musste er Uruha noch irgendwie sagen, dass er ihn liebte.

Sagen, dass er ihn liebte.

„Ich liebe dich.“

„Ich bin in dich verliebt.“

„Ich habe mich in dich verliebt.“

Kyo probierte die Sätze aus. Einer nach dem anderen. Er versuchte sich den Jüngeren vorzustellen, wie er vor ihm stand und ihn ansah mit demselben Blick wie heute. Hoffnung und Angst.

Sein Herz vibrierte eher, als dass es schlug und um so deutlicher er Uruha vor seinen Augen sah, desto schwieriger war es, diese Wörter auszusprechen.

Es war ein Satz, den er sagen sollte, aber es schien ihm die komplizierteste Aufgabe seit langem.

Er wusste nicht, woran es lag, aber er hatte das Gefühl, dass er es noch nicht sagen konnte.

Kyo lehnte sich nachdenklich auf seinem Bett zurück und starrte die Decke an.

Das Gefühl war da, also wieso fiel es ihm so schwer, es auch auszusprechen? Er hatte keine Angst, dass Uruha ihn zurückwies.

Gut, er hoffte natürlich, dass das nicht passierte. Aber eigentlich glaubte er zu wissen, dass Uruha ihn auch mochte und er ganz gute Chancen hatte.

Schließlich meinte Kaoru das und der würde das nicht einfach so sagen. Und außerdem hatte Uruha ihn geküsst ohne ihn danach zu ohrfeigen.

Es lag auf der Hand: Er hatte auf jeden Fall keine Angst vor einem Korb.

Der Schwarzhaarige schloss die Augen und dachte an ihr Treffen zurück. Er musste bei der Erinnerung leicht lächeln, denn nun im Nachhinein erkannte er, wie süß sich Uruha teilweise verhalten hatte.

Uruha war wohl schrecklich nervös gewesen, denn aus einem anderen Grund konnte Kyo sich nicht erklären, wie Uruha wohl das Bio- mit dem Chemiebuch verwechseln konnte. Ausgerechnet Uruha!

Zwar wusste Kyo nicht, denn er sah darin einfach keinen Sinn, was Uruhas seltsame Stellung auf dem Bett zu bedeuten hatte, als er hereinkam, aber er nahm einfach mal an, dass es etwas mit ihm zu tun gehabt hatte.

Wenn man Uruha nur aus der Schule kannte, dann käme man wohl nie auf die Idee, wie niedlich er sein konnte.

Selbst Kyo ignorierte er in der Schule ja meistens hochnäsig. Und das, obwohl er schließlich Hals über Kopf in ihn verliebt war!!

Kyo runzelte die Stirn und blinzelte die Decke an.

Würde sich das jemals ändern? Würde Uruha ihn in der Schule anders behandeln, wenn sie ein Paar wären?

Er konnte sagen, dass das bei Shou nicht der Fall gewesen war. Zwar wusste er nicht, wie die Beziehung zwischen den beiden abgelaufen war, aber er wusste, dass niemand etwas von dieser Beziehung gewusst hatte, andernfalls hätte Kaoru ihm nämlich davon erzählt.

Er seufzte tonlos und rieb sich über die Augen.

Nein, so würde er niemals die drei Wörter sagen können.

Kyo wälzte sich auf dem Bett hin und her und fand die ganze Nacht kaum Schlaf, so dass er am nächsten Tag etwas übernächtigt in die Schule schlich und von Kaoru mit einem besorgten Blick empfangen wurde.

„Das ist schon seltsam. Jedes mal, wenn ich denke, dass wir weiter gekommen sind und du mich das nächste Mal mit einem strahlenden Lächeln empfangen wirst, weil du dir endlich Uruha geangelt hast, tauchst mit einem noch erbärmlicheren Anblick auf.“

Kyo murrte leise und ließ sich von Kaoru eine Kippe zwischen die Lippen stecken. Er hatte die ersten Stunden gleich komplett sausen lassen und war erst zur Pause gekommen.

„Ich hab ein Problem…“

Kaoru sah auf, feuerte sich seine Kippe an und nickte Kyo zu, als Zeichen, dass er anfangen konnte.

„Ich kann nicht „Ich liebe dich.“ sagen.“

„Du sollst es ja auch Uruha sagen und nicht mir.“

„Von dem sprech ich doch!“

„…oh.“

Kaoru runzelte die Stirn und fuhr sich durchs Haar.

„Er wird dir schon keinen Korb geben…das glaub ich nicht.“

„Darum geht es ja auch nicht.“

„Worum dann?“

Auf dem Pausenhof wurde es merklich leiser und als Kyo sich umblickte, entdeckte er den Auslöser dafür:

Uruha ging mit seinem Gefolge quer über den Hof neben einem Lehrer her, mit dem er sich unterhielt.

Im Vorbeigehen warf er einen kurzen Blick zu dem Kleineren, seine Augen blitzten kurz auf, doch mehr konnte man ihm nicht anmerken. Ohne irgendeine weitere Reaktion zu zeigen, stolzierte er weiter.

„Darum…“, murmelte Kyo frustriert und zog an seiner Kippe, während Kaoru neben ihm nachdenklich Uruha nachsah.

„Versteh ich nicht…wenn es dich stört, dass er High Society ist, dann hättest du da doch früher dran denken können…?“

„Das stört mich doch gar nicht… Mich stört, dass er mich ignoriert. Ich will nicht verleugnet werden. Ich will eine Beziehung mit ihm und ich will das nicht geheim halten müssen und mich nur heimlich mit ihm treffen. Und ich glaube, er würde darauf niemals eingehen. Schon allein wegen seiner Familie nicht.“

„Vielleicht würde er ja doch.“

Kaoru blies mit nachdenklich verengten Augen den Zigarettenrauch in die Luft und runzelte die Stirn.

Kyo kannte diesen Blick bei Kaoru und sah ihn gespannt an. Gleich würde er ihm eine Lösung präsentieren. Gut, dass er mit Kaoru befreundet war, so musste er nie selber nachdenken.

„Na ja, ganz einfach.“

Kaoru hatte fertig gedacht, stand auf und schnappte sich grinsend Kyos Handgelenk, wobei seine Kippe nur noch ein wenig schlapp zwischen den Lippen hing.

„Du wirst es nie herausfinden, wenn du nicht mit ihm darüber redest. Also los.“

Und ohne auf irgendwelche Proteste zu hören, zog er Kyo mit sich in die Richtung, in die Uruha verschwunden war.

„Du willst, dass ich ihn vor allen zur Rede stelle?? Das wird er mir nie verzeihen!“ Fauchte Kyo panisch und stemmte sich gegen den Größeren, leider etwas erfolglos. Kaoru schien fest davon überzeugt, dass das eine gute Idee war.

„Ach, jetzt übertreib doch nicht so maßlos. Du sollst dabei ja nicht über den ganzen Schulhof schreien, sondern normal mit ihm reden. Du kannst ja von ihm verlangen, dass er seine Bewunderer wegschickt, oder ich kümmere mich drum. Nur mach endlich was! Schieb es nicht immer weiter auf. Sonst wird das nämlich nix mehr. Immer wenn wir irgendwie weiter kommen, findest du ein neues Problem. Manchmal hab ich das Gefühl, du hast Bindungsangst. Nachdem du so lange bei Ruiza in der Schwebe standest, eigentlich schon im Fall warst wohlbemerkt, scheint dir die Möglichkeit einer richtigen Beziehung wohl Angst einzujagen. Jedenfalls… wir werden das jetzt ein für alle Mal beenden.“

Kyo hörte auf sich zu wehren und ließ sich brav mitziehen, hatte mit der Zeit sogar so weit aufgeholt, dass er nun auch neben Kaoru lief und nicht mehr hinten an ihm dran hing.

„Ich hab keine Bindungsangst…“, maulte er und befreite sein Handgelenk aus Kaorus Griff.

Kaoru lachte nur leise und blieb stehen.

„Dahinten ist Uruha.“

Er nickte zu der High Society, die am Rand des Schulhofes stand, sich anscheinend gerade wieder auf den Weg ins Schulgebäude zu ihrem Stammplatz machen wollte.

„Willst du, dass ich mitkomme oder schaffst du das alleine?“

Kyo atmete tief durch und nickte sich selbst aufmunternd zu.

„Bleib hier, ich schick dir gleich Sakito und Aki.“

„Wir werden uns sicher gut unterhalten!“

Als Kyo schon kurz vor Uruha war, bemerkte endlich auch dieser, dass er Besuch bekam und wurde merklich nervös durch diesen Umstand.

Schließlich standen sie auf dem Schulhof, jeder konnte sie beobachten! Das war ganz bestimmt nicht der Ort, an welchem er sich die Aussprache mit Kyo erhofft hatte.

Und obwohl er Kyo am liebsten am Kragen packen würde, um ihn an einen geschützteren Ort zu zerren, war er in dem Moment, in dem er Kyo auf sich zu kommen sah, schon so gespannt und zittrig, dass er bezweifelte, dass er das zu Stande bringen würde.

Er kam doch, um ihm zu sagen, was er für Ruiza empfand, oder?

Uruha warf Sakito einen nervösen Blick zu und der Andere fasste beruhigend nach seiner Hand und drückte sie einmal kurz.

„Würdet ihr uns bitte alleine lassen?“

Kyo stand nun genau vor Uruha und sah ihm fest in die Augen, während er wartete, dass Sakito und Aki außer Reichweite waren.

„Ich liebe dich.“

Erschrocken und überrascht taumelte Uruha ein paar Schritte zurück und sah Kyo perplex an.

Moment! Irgendwas lief nicht so ganz nach Plan. Kyo hätte kommen und ihm sagen sollen ‚Ich liebe Ruiza nicht.‘ Und das auch nur in der Idealfassung, auf die Uruha gehofft hatte. Andernfalls würde er Ruiza lieben, aber daran hatte Uruha gar nicht wirklich denken wollen.

Nachdem dann jedenfalls geklärt war, dass er Ruiza nicht liebte, konnte Uruha getrost anfangen Kyo zu verführen.

Er hatte zwar immer noch keine Ahnung, wie man das mit dem Verführen machte, aber so hätte das jedenfalls ablaufen sollen. Darauf war er vorbereitet.

„Ich weiß jetzt, dass ich Ruiza nicht liebe. Eigentlich schon sehr lange nicht mehr. Ich hab nur etwas gebraucht, um das mitzubekommen.“

Uruhas Herz hämmerte mit einer unglaublichen Intensität gegen seine Brust. Er liebte ihn. Ihn, Uruha. Er hatte es selbst gesagt.

Er hatte gerade tatsächlich das Liebesgeständnis bekommen, welches er sich so gewünscht hatte.

Vor lauter Glück, konnte Uruha kaum mehr klar denken. Gut, dass er heute keine Arbeit schreiben musste.

Kyo war unterdessen wieder etwas näher an den Jüngeren getreten. Er war selber überrascht, wie leicht ihm das ‚Ich liebe dich‘ über die Lippen gekommen war.

Er stand vor Uruha und es war ihm wie von alleine über die Lippen gekommen. Vielleicht, weil er wusste, dass es an eine Bedingung gekoppelt war.

„Uruha?“

Der Jüngere sah auf und direkt in Kyos Augen.

„Ich will mit dir zusammen sein. Aber nur, wenn das eine richtige Beziehung wird. Ich will das nicht so wie zwischen dir und Shou. Ich will dich auch mitten auf dem Schulhof küssen können und vor allen Dingen, will ich dich auch bei dir zu Hause besuchen können, ohne dass wir deinen Eltern irgendwelche Lügen auftischen müssen!“

Der große Blonde richtete sich zu seiner vollen Größe auf und hob die Hände und im ersten Moment dachte Kyo, dass nun die Standpauke folgen würde, doch Uruha fuhr sich nur einmal angespannt durchs Haar und vergrub dann sein Gesicht in seinen Händen.

Das war es. Der Moment, der irgendwann ja hatte kommen müssen. Sein persönliches Glück hing nun allemal mit der Wahrheit zusammen. Er musste reinen Tisch machen, sonst würde Kyo keine Beziehung mit ihm wollen.

Uruha spähte durch seine Finger und atmete zittrig ein und aus.

„Ich werde es ihnen sagen…“, flüsterte er dann und gleichzeitig war ihm, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern genommen.

Etwas entspannter ließ er langsam seine Hände sinken und lächelte vorsichtig.

„Ich liebe dich auch.“

Er spürte, dass seine Beine aufhörten zu zittern und als Kyo nun nah an ihn herantrat, fühlte er sich zum ersten Mal einfach gut.

„Darf ich dich küssen?“

Der Schwarzhaarige musste leicht nach oben schauen, um Uruha direkt ins Gesicht sehen zu können, aber bei dem Anblick würde er niemals den Blick wieder abwenden können. Ab nun würde er wohl jeden Tag mit Nackenstarre ins Bett gehen.

Uruha schenkte den Leuten nur selten ein Lächeln und wenn, dann waren sie meist sehr klein und nicht unbedingt besonders warmherzig. Kyo war nun Zeuge davon, dass Uruha wohl das schönste Lächeln dieser Welt besaß.

Jedenfalls kam es ihm so vor.

„Hai…“

Als sich ihre Lippen berührten, breitete sich sowohl in Kyos als auch in Uruhas Körper das Gefühl aus, das man nur bekommt, wenn man die Person küssen darf, die man liebt und wenn sie einen auch liebt.

Zufrieden lächelte Kyo und zog den Jüngeren noch etwas näher.

„Jetzt weiß ich, was Liebe ist…“ hauchte er gegen Uruhas Lippen, was seinen Geliebten etwas fragend blinzeln ließ.

„Dann weißt du mehr als ich…“

Und das war ja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.

„Es ist einfach das was wir fühlen.“

Uruhas unzufriedener Gesichtsausdruck verriet, dass er eigentlich auf eine präzisere Definition gewartet hatte, doch er kam nicht dazu zu protestieren, denn Kyo brachte ihn dazu den Mund zu halten.
 

„Ich hab noch nie eine so unromantische Liebeserklärung gesehen…“

Aki, Sakito und Kaoru standen etwas abseits und beobachteten Kyo und Uruha, die noch ganz mit sich selbst beschäftigt waren.

Aki hatte den Kopf schief gelegt und sah abwertend zu den beiden.

„Du konntest sie hören?“

Sowohl Kaoru als auch Sakito schien das zu überraschen, denn beide hatten kein Wort von dem Gesagten verstanden.

„War doch laut genug. Und ich sag euch: Bei mir müsste das schon viel romantischer sein. Nicht einfach so ein blödes „Ich liebe dich“ mitten auf dem Schulhof! Ich mein, das hat überhaupt keine Atmosphäre. Wer so ankommt, kriegt von vorne herein einen Korb. Man könnte sich ja schon ein wenig mehr Mühe machen! Schließlich bin ich ein wahnsinns Fang. Dann soll man sich auch schön anstrengen…und überhaupt…“

Kaoru verdrehte die Augen, nickte dem zufrieden lächelnden Sakito, der anscheinend nicht fand, dass das Ganze nicht romantisch genug gewesen war, zu und machte sich dann aus dem Staub, während Aki immer noch vor sich her plapperte.

Ein kurzer Blick noch zu dem frischen Paar und Kaoru wusste, dass er Kyo erst mal nicht mehr so oft sehen würde. Aber das war schon okay, dafür würde er vielleicht mal wieder etwas bessere Laune verbreiten.

„Also ich an Ruhas Stelle hätte ihn auch nicht abgewiesen….“

„Dich hat aber auch niemand gefragt Saki! Momentan dreht sich mal ausnahmsweise alles um mich…“

„Ach?“

„…ich meine Uruha!“
 


 


 


 


 

Kyo saß auf einer Bank und starrte in den Himmel.

Jeden Moment müsste Uruha wieder rauskommen, denn er war schon seit einer geschlagenen Stunde in diesem riesigen Bürogebäude verschollen, um mit seinem Vater zu sprechen.

„Erst mein Vater. Er ist die größte Hürde, die wir nehmen müssen.“

Das hatte Uruha gesagt und war direkt nach der Schule mit Kyo hierhin gegangen. Da er aber mit ihm allein sprechen wollte, Kyo nahm an, dass er ihn vor seinem Vater schützen wollte, falls er handgreiflich werden würde, war der Ältere draußen geblieben.

Nun, nachdem er sich eine Stunde lang als Vogelbeobachter geübt hatte, wurde ihm etwas langweilig und er fand, dass Uruha ihn mal wieder mit seiner Anwesenheit beehren konnte.

Ein Pfeifen erklang, so wie Männer hinter gutaussehenden Frauen hinterher pfiffen und Kyo sah sich etwas gelangweilt um, nur um dann festzustellen, dass Uruha für jene gutaussehende Frau gehalten wurde.

Jedenfalls gaffte der Pfeifer seinem Freund immer noch auf den Hintern, während dieser geradewegs auf Kyo zukam.

Etwas pikiert warf Kyo dem Kerl einen bösen Blick zu und zog den Blonden sofort besitzergreifend zu sich, als er an ihn herangetreten war.

„Alle glotzen dir nach. Die Hose steht dir eindeutig zu gut…“, murrte Kyo und schielte an Uruha vorbei, um jedem, der unverschämt glotzte, einen Deathglare zu schicken.

Der Jüngere schmunzelte leicht und zuckte die Schultern.

„Ist dir nicht aufgefallen, dass ich mich, seitdem ich weiß, dass ich dich liebe, extra herausputze, um dir aufzufallen?“

Überrascht blinzelte Kyo und schüttelte den Kopf.

„Iie…für mich sahst du immer gleich umwerfend aus. Deine Kleidung ist doch nur nebensächlich. Viel mehr interessiert mich, was drin steckt!“ Hauchte er und zog Uruha in einen sanften Kuss.

„Tja, das nenn ich Pech, wenn dich die Hülle nicht so interessiert. Alles was drin steckt wirst du nicht so bald zu Gesicht bekommen!“

Uruha grinste und gab Kyo noch einen kleinen Kuss, was diesen aber nicht davon abhielt erst mal frustriert zu stöhnen. Erstens weil Uruha ständig ihre Küsse unterbrach, weil er unbedingt was sagen musste und zweitens wegen dem Gesagten.

„…dass du so prüde bist.“

„Da es dich anscheinend nicht interessiert, sag ich dir halt nicht, was mein Vater gesagt hat.“

Uruha löste sich von dem Kleineren und schulterte seine Tasche, die er draußen bei Kyo gelassen hatte.

„Was? Nein!! Sag!“

Uruha schmunzelte und kräuselte die Nase. Seine Augen glitzerten zufrieden kurz zu dem Bürogebäude, aus dem er gekommen war, und dann zu Kyo.

„Wenn es eine Sache gibt, mit der man meinen Vater locken kann, dann mit guten Geschäften.“

„Ahja…“

Kyo verstand nur Bahnhof und der Jünger verdrehte die Augen.

„Ich hab ihm klar gemacht, dass eine „Verschwägerung“ mit einer Firma, an der wir als Geschäftspartner interessiert sind, nicht unbedingt schlecht ist!“

Langsam machte es klick und Kyo fing leicht an zu grinsen.

„Das heißt, er ist einverstanden?!“

Langsam schlenderten sie nebeneinander her und Kyo griff nach der Hand des Anderen, um sie sanft zu drücken.

„Was heißt schon einverstanden? Er ist nicht unbedingt glücklich, aber wir werden keine Probleme mit ihm haben, denn er will sich die Beziehung zu eurem Unternehmen nicht zerstören. Und mehr wollten wir doch auch nicht, oder? Ich brauche nicht seinen Segen. Bevor er sich nicht einigermaßen an die Situation gewöhnt hat, werde ich den auch nicht bekommen. Sprich, das kann noch ein paar Jahre dauern. Ich will es nur nicht vor ihm geheim halten und wissen, dass er mich nicht weiterhin für jemand anderen hält als ich bin. Außerdem brauchst du so keine Angst haben, dass man versucht mich mit irgendwelchen heiratswilligen Vorzeige-Töchterchen zu verheiraten.“

Kyo blieb stehen und zog Uruha grinsend an der Hand zu sich.

„Davor hätte ich keine Angst.“ Hauchte er und strich dem Jüngeren über die Wange.

„Wieso nicht?“

Uruha zog einen leichten Schmollmund und verschränkte die Arme.

„Du könntest ruhig ein wenig eifersüchtig sein. Nur ein wenig halt…“

„Na ja, du liebst mich einfach zu sehr. Für mich hast du diese ganze Scheinwelt zerstört, die du für deine Eltern errichtet hast.“

Er gab Uruha einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Du liebst mich einfach zu sehr.“ Wiederholte er und lächelte.

„Das ist doch doof…Bist du nicht wenigstens ein klein wenig eifersüchtig? Ich meine, du sollst ja nicht gleich krankhaft eifersüchtig sein. Aber so ein wenig Eifersucht ist schon förderlich für eine Beziehung. Wenn du nämlich…“

Kyo lachte und küsste Uruha erneut, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er brauchte keine Definition der Eifersucht und ihrer positiven und negativen Auswirkungen. Bei einem Freund wie Uruha würde er sowieso nicht drum herum kommen, ab und zu mal eifersüchtig zu werden.

„Halt einfach mal den Mund, Uru.“

„Mou~“
 


 

~~~Owari If two lives crash~~~
 


 

~~~tbc School of life~~~
 


 

Okay, gerade ist hier ein St.Martins-Zug vorbeigezogen und ich bin jetzt total deprimiert, dass ich nicht zu Hause bin, weil wir haben den geilsten St-Martins-Zug der welt ~.~
 

ok...äh...was wollt ich sagen?

ahja...ich werd mir jetzt wahrscheinlich erstmal ein paar wochen auszeit nehmen. Diesmal hab ich weniger auszeit geplant, als letztes mal. Nur ein paar wochen wie gesagt, aber nächste woche wird es jedenfalls sicher kein neues Kapitel geben. Es wird aber bald weitergehen. (Ich muss mir dringend mal ein lied besorgen, dass ich letztens gehört hab, dass extrem gut zu dem dritten kapitel passt. ö.ö das kann man gut beim schreiben hörn)
 

Gut, dann hoffe ich, war das ein würdiges ende. *weihnachtskekse verteilt*

Special Kyo&Ruiza: Let's remember how it began

Tätätätäääääääääää~

In meinem pc ist dieses kapitel eigentlich als 2.5. abgespeichert, aber ich finds einfach besser als einen speziellen Einschub...weils ist ja nur vorgeschichte ^^ ein flashback...irgendwie xD

deswejen habsch das geändert.

Boing, boing~ ist euch was aufgefallen? Bei anderen ffs? >.> ich habe so das gefühl, dass meine Struktur..und mein 1. Paar, also Hizumi&Ruiza...irgendwie übernommen wurde xD ich hab die beschreibung von ner ff gelesen, wo ich irgendwie dachte: huch, das kommt mir bekannt vor.

Nya~ falls es so sein sollte, weiß ich noch nicht, was ich darüber denken soll. Die FF selber hab ich nicht gelesen...ich glaub ich hatte schiss, dass es so is wie meine T.T (oder nachher viiiieeeel~ besser) und dann würde ich mich mies fühlen und wohl erstmal net schreiben können...deswegen...lass ichs lieber >.<
 

Egal~

viel spaß mit dem Kapitel:
 


 

~~~Special~~~Let’s remember how it began~~~Special~~~
 


 


 

Hm…aha, ja. Der Mund ging auf und wieder zu. Auf und zu. Gelegentlich konnte man die Zunge sehen. Es kamen Töne aus dieser riesen Fressluke, aber er schenkte ihnen keine Bedeutung.

Ein fünfzehnjähriger Junge mit hellblond gebleichtem Haar saß auf einem großen, schweren, lederbezogenen Sessel und starrte seinen Direktor an, während dieser auf ihn einredete. Die Hausordnung, darüber hatte sein neuer Direx, so glaubte er jedenfalls, etwas gesagt. Pah, als wenn ihn das interessieren würde.

Neuer Direx. Er hatte noch niemals „alter Direx“ sagen können. Bevor ein Direktor für ihn nicht mehr neu war, hatte dieser schon die Nase voll von ihm und er selbst hatte die Schule verlassen. Es war nicht so, dass er besonders aufmüpfig war. Eigentlich machte er nichts Schlimmes. Natürlich, wenn ihn jemand blöd anmachte, dann ließ er das nicht auf sich sitzen, aber von sich selbst aus fing er niemals Streit an.War ja auch viel zu anstrengend.

Nur waren seine Noten immer im Keller. Er hatte keine Lust aufzupassen. Manchmal gab er seine Klausuren ab, ohne einmal den Stift in die Hand genommen zu haben. Lernen war etwas für Streber.

Ein normaler Schüler wäre unter diesen Umständen einfach sitzen geblieben, aber Kyo nicht. Wenn sein Vater die Nachricht bekam, wie es um seine Noten stand, bekam der neue Direx Ärger und am Ende des Schuljahres, wo sich seine Noten natürlich nicht gebessert hatten, landete er prompt auf dem nächsten Internat, wo man ihm gefälligst etwas beibringen sollte. Das ging nun schon seit einiger Zeit so und Kyo hatte sich daran gewöhnt, fand es inzwischen sogar ein klein wenig amüsant.

Die Direktoren wurden immer so nervös, nachdem sie den ersten Anruf seines Vaters bekommen hatten, der unglaublich autoritär werden konnte. Das machte immer auf jeden Eindruck, nur auf Kyo nicht.

Bei seinem alten neuen Direx waren Schweißausbrüche ein eindeutiges Zeichen dafür gewesen, dass sein Vater mal wieder angerufen hatte. Er war schon gespannt, was er diesmal zu sehen bekommen sollte.

„Gut, das wars. Nakamura-kun wird Sie jetzt rumführen.“

Nakamura-kun? Wers das?

Kyo blickte sich um und hinter ihm stand ein Junge, eindeutig aus der Oberstufe, hatte bestimmt schon bald seinen Abschluss. Ein Brille auf der Nase, die Schuluniform saß perfekt, die schwarzen, kurzen, gescheitelten Haare waren ordentlich gekämmt und der pflichtbewusste Gesichtsausdruck ließ Kyo beinahe das Würgen bekommen.

Nakamura-kun kam auf Kyo zu, begrüßte ihn mit übertriebener Höflichkeit, schien sich wohl in Anwesenheit des Direktors dazu genötigt zu fühlen oder war einfach so dumm, und deutete dann Kyo an ihm zu folgen.

Brav stand dieser auf und folgte dem Größeren auf den Gang. Sollte er ihm gleich abhauen oder sich etwas zeigen lassen? Mit so einem Riesenbaby wollte er eigentlich nicht unterwegs sein aber anderseits, hatte er etwas besseres vor?

Also ließ Kyo sich von Nakamura-kun rumführen. Konnte ja auch nicht schaden.

Das Internat war, so musste er zugeben, schön. Gute Sportanlagen, helle Klassenräume, breite Gänge, schöne Zimmer.

Man konnte es dort aushalten, wenn es doch bloß ein paar Mädchen geben würde...

Eine neue Idee seines Vaters: Er meinte, dass die Qualität der Jungenschulen im allgemeinen höher sei, als die von gemischten, da man dort mehr Wert auf Diziplin legen würde und er war wohl der Meinung, dass Kyo sich besser konzentrieren könnte, wenn er nicht durch Mädchen abgelenkt wäre.

Durchaus möglich, doch Kyo bevorzugte trotzdem Mischschulen, denn im Allgemeinen, konnte er sich vorstellen, sah man auf den Jungenschule selten mal irgendeine Frau. Höchstens mal eine hässliche, fette Köchin. Auf den meisten Internaten durfte man nur am Wochenende in die nächstgelegene Stadt gehen. Nicht gerade ideal um weibliche Bekanntschaften zu machen.

„Willst du noch irgendwas sehen oder hast du eine Frage?“

Kyo zuckte die Schultern und sah sich um.

„Gut, ich bin nämlich noch mit meinem Schatz verabredet.“

Verwirrt zog der Kleinere eine Augenbraue hoch und musterte Nakamura-kun. Der hatte eine Freundin? Die musste ja hässlich sein.

„Darf man unter der Woche in die Stadt?“

„Nein, wir sollen die Wochentage zum lernen gebrauchen. Und selbst wenn wir frei hätten, durch die Hausaufgaben kämen wir sowieso nie dazu in die Stadt zu gehen unter der Woche. Wieso?“

„Es ist Donnerstag.“

„Das ist mir bewusst?“

„Dann kommt sie hier her?“

„Wer?“

„Du sagtest, du bist mit deinem Schatz verabredet.“

„Ja, und?“

„Okay, lass mich rekapitulieren: Du triffst dich mit deinem Schatz an einem Donnerstag, darfst nicht hier weg und sie kann nicht hier her und das hier, ist eine Jungenschule.“

„Richtig.“

Nakamura-kun lachte über Kyos verwirrten Gesichtsausdruck, bevor er fortfuhr:

„Du warst noch nie auf einem reinen Jungeninternat, nicht wahr?“

Kopfschütteln seitens Kyo.

„Das merkt man. Mein Schatz ist keine Sie, sondern ein Er.“

Kyo schluckte. Okay~, DAS war nun überraschend.

Einmal tief ein- und ausatmen, dann konnte er immernoch in Panik ausbrechen:

Verdammte scheiße, wo war er hier gelandet? Er saß mit lauter Tunten auf einem abgelegenden Internat fest! Seine Flucht war jetzt schon beschlossene Sache. Und das nach noch nicht einem kompletten Tag. Respekt Nakamura-kun!

Anscheinend sah man ihm seine Verzweiflung an, denn Nakamura-kun fing lauthals an zu lachen.

Überhaupt, von gerade diesem absoluten Streber hätte er das nicht erwartet. Also, dass er schwul war.

„Du kannst dir doch bestimmt denken, wie viele Mädchen wir durchschnittlich im Monat sehen. Ist es da ein Wunder, dass man sich anderweitig umschaut? Wir sehen den ganzen Tag nur Jungen. Wir wachsen mit ihnen auf. Wenn man noch jünger ist, dann hat das noch gar keinen Effekt. Aber sobald man in die Pubertät kommt, schaut man sich natürlich um und was anderes als seine Mitschüler sieht man dann hier nicht.“

Kyo zog eine Augenbraue hoch und musterte seinen Gegenüber. Das war ja schön und gut, aber er konnte sich das trotzdem nicht vorstellen.

„Warte nur ab, wenn du erstmal ein paar Wochen hier bist, dann siehst du das ganz anders. Dann siehst du einen Unterschied zwischen mir und Ruiza.“

„Ruiza?“

„Mein Freund. Du wirst dann verstehen, dass es einen Unterschied zwischen Jungen wie ihm und mir gibt. Es gibt dann Schüler, die dir plötzlich zierlicher, hübscher und schutzbedürftiger erscheinen. Oder...na ja, halt andersrum.“

Nakamura-kun grinste Kyo, der immer noch ziemlich kritisch aussah, an und verabschiedete sich dann kurz, bevor er sich umdrehte und ging.

Den Rest des Tages verbrachte Kyo damit, bloß nicht an das zu denken, was Nakamura-kun gesagt hatte.

Würde er tatsächlich schwul werden, wenn er hier bliebe? Er hätte fragen sollen, ob ausnahmslos alle schwul wurden.

Irgendwie funktionierte sein Vorhaben, gerade nicht daran zu denken, leider nicht so gut, wie er es sich erhofft hatte und so verbrachte er den restlichen Tag und die folgende Nacht damit, darüber nachzudenken und beschloss, dass er sich widersetzen würde.

Man konnte ihn nicht zwingen, schwul zu werden. Das war eine ganz üble Idee von seinem Vater gewesen, ihn hier hin zu schicken. Aber er musste das ja nicht lange durchhalten, schließlich würde sein Vater ihn ja bald wieder von der Schule nehmen.

Wie sah man aus, wenn man mit solchen Gedanken durch die verwirrenden Gänge seiner neuen Schule lief? Übermüdet? Wahrscheinlich. Kyo hatte an diesem Morgen noch nicht in den Spiegel gesehen.

Schließlich hatte Kyo die ganze Nacht nicht geschlafen. Jedenfalls konnte er sich nicht dran erinnern.

Und nun irrte er durch die Schule auf der Suche nach dem Esssaal. Irgendwo musste man in diesem Labrinth hier doch etwas zu essen bekommen.

Kyo bog um eine Ecke, sicher dass er mit der Nase die richtige Fährte aufgenommen hatte, als genau vor ihm eine Tür aufging und gegen ihn krachte, oder besser gegen seine Nase.

Benommen stolperte Kyo zurück und hielt sich seine Nase. Er spürte wie eine warme Flüssigkeit durch seine Finger sickerte: Blut. Das kommt von diesem verdammten Nase vorstrecken und schnuppern.

Toll, da hatte jemand jedenfalls die Tür aber mit einer gewaltigen Kraft aufgeschmissen.

„Oh, du solltest zur Krankenstation gehen.“

Kyo sah auf, nahm gleichzeitig schonmal tief Luft, um rechtzeitig seine Schimpftirade loslassen zu können. Doch kaum hatte er den Übeltäter erblickt, blieben ihm die Worte im Hals stecken und mit starr, verträumten Blick brachte er gerade noch ein Nicken zu stande.

Ihm gegenüber stand ein Junge, um einiges größer als er, mit ausdrucksstarken, dunklen Augen, die umrahmt von dichten Wimpern waren. Er hatte ein schmales, hübsches Gesicht, eine blasse Haut und schwarze, samtige Haare die lang über die schmalen Schultern fielen. Die Gestalt war schlank, beinahe dünn, zierlich, mit unglaublich langen Beinen.

Wenn er nicht die Schuluniform der Schule getragen hätte, dann hätte Kyo wohl auf den ersten Blick geschworen, dass sein Gegenüber ein Mädchen sei. Er sah einfach verboten weiblich aus, dabei kaum geschminkt, die Haare einfach glatt und unfrisiert und in der selben Kleidung, die Kyo auch trug.

„Gut. Beeil dich, bevor du verblutest.“

Mit diesen Worten drehte sich die Schönheit um, ging und Kyo konnte nichts anderes tun, als ihr hinterher zu starren.

Nun verstand er endlich, was dieser Nakamura-kun gelabert hatte. Die ganze Nacht hatte er gegrübelt, alles umsonst. In weniger als einer Minute hatte sich seine Meinung geändert:

Er hatte nicht im geringsten was dagegen schwul zu sein, wenn er dann so einen Freund wie den gerade bekommen würde.

Nein, nicht so einen Freund wie den. Er wollte gerade den haben.

Er war sich, nachdem er ihn gesehen hatte, nicht mal mehr sicher, ob seine Nase blutete, wegen der Tür die er dagegen gehämmert bekommen hatte, oder einfach nur, weil ihm bei diesem Anblick so viel Blut ins Gesicht geschossen war, dass die Adern einfach überlastet waren.

Ein Grinsen schlich sich über Kyos Züge und auf einmal hatte das Leben wieder einen Sinn.

Wie schnell konnte man schwul werden? Kyo war nun wahrscheinlich Rekordhalter, aber wen interessierte es, ob er nun schwul oder bi oder was auch immer war?

Er war sich sicher, dass er gerade seine große Liebe kennengelernt hatte und nun würde er alles daran setzten ihn kennenzulernen.

Wie er wohl hieß? Er hatte bestimmt einen sehr schönen Namen. Groß wie er war, nämlich ein ganzes Stück größer als er, schätzte er ihn auf ein paar Klassen über ihn.

Nun ja, Liebe kennt kein Alter. Das wusste ja jeder!

Kyo verspürte nun rein gar kein Hungergefühl mehr, so dass er das Frühstück ausließ. Abgesehen davon, konnte er sich den Weg mit der angeschlagenen Nase eh nicht mehr erschnuppern.

Die darauffolgenden Wochen verbrachte er also damit, seinen Schwarm zu beobachten, ihn geradezu auf Schritt und Tritt zu verfolgen, wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Wenn er etwas wirklich wollte, dann konnte er eine ungeheure Hartnäckigkeit und Ausdauer an den Tag legen.

Auch nicht ganz unwichtig für das Gelingen seiner Mission: Er war der festen Überzeugung, dass Ruiza sich schon in ihn verlieben würde, wenn sie sich einmal kannten, wenn dieser nicht schon längst in ihn verliebt war!

An Selbstbewusstsein mangelte es ihm, vor allem anderen, nicht.

Auch als er herausfand, dass Ruiza erstmal der Schwarm des gesamten Internats und der Freund von Nakamura-kun war – was ihm, sobald er den Namen in Erfahrung gebracht hatte, eh sofort klar war -, war er sich seiner Sache weiterhin ziemlich sicher.

Auf die Information hin, dass Ruiza als Model arbeitete, fiel ihm endlich wieder ein, wieso Ruiza ihm von Anfang an so bekannt vorkam. jedenfalls redete er sich das ein, und er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Ruiza es einmal wirklich zu etwas bringen würde.

Sein Plan klappte in seinen Augen perfekt: Er verbrachte viel Zeit in Ruizas Nähe, kannte alle Orte, an denen man Ruiza irgendwie finden konnte, wenn er nicht gerade Unterricht hatte, wusste von jeder Angewohnheit und Schwäche des Älteren.

Einziges Problem war vielleicht nur, dass Ruiza bisher noch nicht ein Wort mit ihm gewechselt hatte, seitdem er ihm die Tür gegen die Nase geschleudert hatte. Er schien sich nicht mal mehr an den Kleineren zu erinnern und war sogar geradezu blind für Kyo, denn es fiel ihm beispielsweise nicht besonders auf, dass dieser ständig irgendwie, fast wie aus dem Nichts und natürlich gaaanz~ zufällig, in seiner Nähe auftauchte.

Nach zwei Monaten wurde Kyo dann langsam klar, dass er vielleicht seinen Plan ändern sollte, da er der Ansicht war, dass er in letzter Zeit nicht sonderlich gut vorankam.

Sie hatten immer noch nicht ein einziges Mal miteinander gesprochen.

Aber das konnte man schnell ändern und das tat Kyo auch, sobald ihm eine Gelegengheit dafür geboten wurde.

Als er Ruiza das erste Mal, nachdem er seine Planänderung ausgearbeitet hatte, alleine sah, nämlich in einer Pause an einem sehr sonnigen Vormittag, ging er schnurstracks auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und sagte:

„Hi!“

Die Stille, die entstand, beeindruckte ihn nicht wirklich. Für sowas interessierte er sich momentan natürlich nicht. Schließlich stand er gerade vor ihm, nah vor ihm!, sah ihm offen ins Gesicht und hatte gerade mit ihm gesprochen.

Ruiza hatte tatsächlich eine so reine Haut, wie es vom Weiten aussah.

„... hallo..?“

Kyo schmunzelte, als Ruizas Mund dieses Wort formte. Er sah ziemlich verwirrt aus und musterte den kleinen Kerl vor sich etwas misstrauisch. Dieser nickte bloß zufrieden.

„Kyo desu. Merk dir das: Kyo!“

Gut, jetzt kannten sie sich. Das dürfte fürs erste genügen. Sie hatten miteinander gesprochen und sich vorgestellt. Kyo setzte sich in Bewegung. Er wollte Ruiza ja nicht gleich überfordern. Morgen war schließlich auch noch ein Tag.

„Ahm...Ruiza desu...“

Kyo, schon einige Meter von Ruiza entfernt, lachte über diese verspätete Antwort und winkte Ruiza kurz zu.

„Das weiß ich!“

In den nächsten Wochen bemerkte Ruiza natürlich, wenn Kyo sich in seiner Nähe aufhielt und Kyo beließ es auch nicht bei diesem einen Gespräch. Immer wenn er die Möglichkeit dazu hatte, sprach er Ruiza an und machte bei Ruiza durch seine unglaublich direkte Art Eindruck.

Nach und nach freundeten die beiden sich an, was ein unglaublicher Verdienst von Seiten Kyos war, denn Ruiza war seltsamerweise nicht so erpicht darauf, sich mit Kyo anzufreunden. Wenn man es eng sah, war er im generellen nicht erpicht darauf sich mit überhaupt irgendwem anzufreunden. So machte er Kyo seine Mission nicht unbedingt viel leichter, doch wenn ein Kyo sich mal etwas zum Ziel genommen hatte, dann würde ein Kyo das auch erreichen, koste es, was es wolle!

Kyo überdauerte also einen Freund nach dem anderen, doch leider kam Ruiza niemals auf die Idee, dass vielleicht Kyo für ihn der Richtige sein könnte.

Doch ein Kyo zweifelte nicht! Ein Kyo war sich sicher, dass er noch zu seinem Glück kommen würde.

Dieser Kyo im speziellen nahm sich vor Ruiza einfach so gut kennenzulernen, wie nur möglich und alle von Ruizas Freunden mit den Waffen eines Warumonos zu vertreiben.
 

„Hast du mit ihm Schluss gemacht?“

Kyo saß Ruiza in der Schulmensa gegenüber und aß vergnügt seinen Kartoffelbrei.

„Ich dachte, du magst Kartoffelbrei nicht?“

Ruiza beobachtete misstrauisch wie Kyo mit einem überglücklichen Gesichtsausdruck eine Gabel Kartoffelbrei nach der anderen in seinen Mund schob und ihn dabei seltsam zulächelte.

„Ich hab ihn so niedergeschlagen durch die Gänge kriechen sehen....tja, passiert halt. Er war nichts für dich, glaub mir.“

„hmm...“

Ruiza konnte nicht anders, als Kyo einfach nur fasziniert zu beobachten. Darüber vergaß er sogar sein eigenes Essen vollkommen.

Kyo dagegen hatte in seiner glückseeligen Esswut seinen Kartoffelbrei schon aufgegessen und schaufelte nun weiter Luft in seinen Mund, bis Ruiza seinen eigenen Teller gegen den von Kyo auswechselte – Und weiter gings!

„Na ja, der wurde langsam zu anhänglich. Außerdem gefällt mir einer aus meiner Parallelklasse.“

Kyo erstarrte.

„Bah! Das ist ja Kartoffelbrei!“

Er hatte einen Blick auf seine Gabel geworfen und ließ diese nun angewidert fallen, so dass der Kartoffelbrei nur so spritzte. Ruiza verzog ein wenig das Gesicht und beobachtete, wie Kyo sich den Mund mit Wasser nachspülte, um den Geschmack wegzubekommen.

Er musste doch irgendwie unweigerlich grinsen bei dem Anblick und nahm sein Tablett.

„Hey...ich hab heute Abend Zeit, wollen wir uns zusammen ein paar DVDs oder so ansehen?“

Ruiza stand auf und blieb noch eine Weile stehen, wartete auf Kyos Antwort. Dieser hatte nun endlich seinen Mund kartoffelbreigeschmackfrei und nickte zu Ruiza.

„Hai, in meinem Zimmer, okay? Mein Mitbewohner ist übers Wochenende zu Hause, also können wir so lange schaun wie wir wollen.“

Ruiza nickte leicht, einverstanden mit dem Vorschlag, so dass sie sich am frühen Abend, gegen sieben Uhr, bei Kyo trafen, Ruiza mit ein paar DVDs im Gepäck.

Es kam im Grunde ziemlich selten vor, dass sie sich mal so trafen. Normalerweise verbrachten sie die meisten Zeit zusammen beim Mittagessen oder vielleicht in den Schulpausen. Denn nachmittags war Ruiza meist mit seinem derzeitigen Freund zusammen, welcher immer, wer es auch war, schlecht auf Kyo zu sprechen war, so dass dieser von Ruiza auferlegt bekommen hatte, sich besser von seinem Freund fern zu halten.Und in seiner sonstigen Freizeit lernte Ruiza viel, meistens mit seinem Freund.

Für Kyo blieb da meistens eher wenig Zeit und wenn doch, dann war Ruiza meistens nicht wirklich bei der Sache, aus Müdigkeit beispielsweise, wie an diesem Tag.

In Mitten des zweiten Films war Ruiza schon neben Kyo auf dem Bett eingeschlafen und schien zu beabsichtigen nicht mehr vor dem nächsten Mittag aufzustehen.

Kyo, der Ruiza nicht wecken wollte, schaltete also leise alles aus und legte sich vorsichtig neben Ruiza ins Bett, betrachtete versonnen dessen entspannte Gesichtszüge.

Ohne es eigentlich wirklich zu beabsichtigen glitten nach kurzer Zeit seine Fingerspitzen über Ruizas Wange, rüber zu seinen Lippen und blieben dort liegen.

Er hielt kurz inne, doch bald darauf hatte er schon den Abstand zwischen ihnen überwunden und küsste sanft Ruizas Lippen.

Im ersten Moment fühlte der Kleinere sich geradezu benebelt von dem Gefühl, welches ihn durchflutete, doch einige Sekunden später spürte er schon, wie kalt dieser Kuss war.

Ruiza küsste ihn nicht, Ruiza fühlte nichts bei diesem Kuss.

Das war nicht so wie er es sich ersehnt Tag für Tag.

Mit einem schmerzvollen Gesichtsausdruck löste Kyo den Kuss wieder und setzte sich auf, warf noch einen Blick auf die schlafende Gestalt.

„...es tut mir Leid...“ wisperte er leise und eine kleine Träne ronn ihm über die Wange.

„...ich werde dir niemals wieder einen Kuss stehlen, denn ich will, dass du mir einen Kuss schenkst!“
 


 

~~~Owari Let’s remember how it began~~~
 

~~~tbc If two lives crash~~~
 


 

Puhh~ also spätestens nach diesem Kapitel hatte ich Kyo absolut fest in mein Herz geschlossen T^T eigentlich schreibe ich nicht wirklich gerne schnulzige Sachen und mach deswegen in meinen texten immer wieder blöde witze ^^°, damit es nicht absolut schnulzbeladen wird xD so zur auflockerung...aber hier am ende...tja, ich habe lange überlegt ob ich noch was schreiben soll um nicht bei Kyos Herzensbekenntnis *schnief vor rührung* stehen zu bleiben, doch irgendwie dachte ich dann: Das passt schon~!

und jezt ist es so.

Wie gesagt hier ist der Moment irgendwie, an dem Kyo erstmals viel von seinen Gefühlen preisgibt und damit hat er sich meiner Meinung nach einen Platz in jedem Herzen verdient! Ich fand das sehr mutig von ihm. *nodda*

Nunja~ nachdem ich das geschrieben hatte, hatte ich Kyo viel lieba als Uru~ (weil er auch net so ernst ist, ist er leichter zu schreiben)...aber nun~ in den nächsten Kapiteln nahm ich mir mehr Uru vor und er hat sich seinen Plazt in meinem Herzen jedenfalls zurückerobert (mein herz ist sooo~ groß, beide passen rein!)
 

Gut...Kommis, Verbesserungen, Morddrohungen, Briefbomben (bitte vorwarnen .-.)...wie auch immer, alles an mich!

Danke!

3.1 Wanna play hide and seek?

So, ein paar haben vielleicht mein Dilemma mitbekommen, dass ich festgestellt habe, dass man meinen Prolog wahrscheinlich als nicht zulässig entarnen würde, weil er aus ca. 60 Wörtern besteht...
 

Ich hab aus langweile mal die Regeln hier durchgelesen (ich hab das glaub ich vor jahren schonma gelesen, aber ich konnt mich nimmer dran erinnern und da kam bestimmt auch was neues dazu...ö.ö) und hab dann unter schrecken festgestellt, dass es eine regel gibt, in der es heißt, dass ein kapitel mindestens 150 wörter haben muss ohne vor- und nachwort, damit es freigeschaltet werden muss. Dann auch noch ohne vor- und nachwort sonst hätte ich das locker noch auf 150 gebracht ~.~
 

äh...jedenfalls, was ich sagen wollte ö.ö

Der Prolog kommt jetzt! Und danach dann das erste Kapitel. Meine Betas waren der meinung, ich sollte den Prolog hochladen und ich wurde auch so drum gebeten, also kann ich ja gar nicht anders xD Außerdem hoff ich irgendwie immer noch, dass man sich die Zeit nimmt und den Prolog aufmerksam und kritisch liest. Ich bitte also alle darum, den Prolog nicht einfach zu lesen und dann sofort weiter zum ersten Kapitel zu gehen, sondern wenigstens kurz Pause machen und mal darüber nachzudenken. Falls das nicht gemacht wurde, gibt es kein Recht darauf sich über den Prolog zu beschweren >.< ich weiß, der ist etwas ungewöhnlich.
 

Achja...der Prolog ist übrigens zeitlich nicht vor dem ersten Kapitel. Den hab ich frech einfach mitten raus gegriffen und darüber hinaus ist gar nit gesagt, dass das jemals so passiert ist/wird. Der hat eher eine symolische funktion.

So das wars...
 


 


 

~~~3.0~Prolog~Wanna play hide and seek?~Prolog~3.0~~~
 


 


 

Daisuke: „Da kommt er...“

Yuuichi: „...wieder.“

Toshiya: „Wie gestern.“

Yuuichi: „Ja, da auch.“

Daisuke: „Ich hasse ihn.“

Yuuichi: „Verständlich.“

Toshiya: „Er kommt immer öfter.“

Daisuke: „Fast täglich“

Yuuichi: „Schmachtet...“

Daisuke: „Schleimt!“

Toshiya: ...

Daisuke: „Hab ich Recht?“

Toshiya: ...

Yuuichi: „Verständlich.“

Toshiya: „Pscht~!“

Yuuichi: „Angekommen.“

Toshiya: „Hi...“

Daisuke: „Kyo.“

Yuuichi: „Kyo...“

Toshiya: „Kyo... Kaoru.“
 


 


 

~~~3.1~~~Wanna play hide and seek?~~~3.1~~~
 


 


 


 

„…auf! Toto!“

Hell. Toshiya hatte die Augen nur kurz geöffnet und kniff sie nun wieder grummelnd zusammen, zog sich gleichzeitig die Decke über den Kopf.

„Lass mich…“

„Du musst aufstehen! Wir kommen zu spät!“

Yuuichi jammerte. Und das schon am frühen Morgen. Der Tag hätte so schön werden können.

Toshiya seufzte und öffnete schläfrig ein Auge, um zu dem Anderen zu schielen, der neben ihm am Bett hockte und die Lippen zu einem Schmollmund verzogen hatte.

„Wie viel Uhr ist es?“

„5.00 Uhr!“

Ein Schnauben und Toshiya hatte seine Augen wieder fest verschlossen, in der Absicht weiterzuschlafen.

„Toto!“ Erboste sich Yuuichi und zog dem Blauhaarigen mit einem Ruck die Decke weg.

„Yuu!! Ich kann noch mindestens 5 Stunden schlafen!“

„Kannst du nicht! Ich will heute pünktlich ankommen! Es ist unser erster Schultag. Also steh endlich auf!“ Und mit diesen Worten stand Yuuichi, die Decke im Arm, auf und ging aus dem Zimmer.

Toshiya stöhnte frustriert und rollte sich dickköpfig nochmal zusammen, doch es brachte nichts. Schnell war sein ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen.

„Irgendwas stimmt doch mit dir nicht…“, murrte er den Schwarzhaarigen an, als er fertig angezogen in die Küche stiefelte und sich an den Tisch setzte, den der Andere schon gedeckt hatte.

Yuuichi warf ihm einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch.

„Sag mir was Neues.“

„…stimmt. Das wussten wir schon.“

Toshiya seufzte und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

„Trotzdem…wir könnten doch einfach ein kleines bisschen zu spät kommen.“

„Nein!“

„Ach maan~“

„Iss was.“

„Ja Mama….“

Toshiya richtete sich auf und nahm sich etwas zu essen.

„Du bist manchmal echt herzlos.“

Yuuichi erwiderte nichts. Er wusste, dass Toshiya es nicht so meinte und dass er wieder fröhlicher werden würde, sobald er nicht mehr so müde war.

Er war nun mal ein Morgenmuffel.

Nachdem Yuuichi den Tisch abgedeckt hatte – das hatte er Toshiya mit seiner Laune nicht zumuten wollen, schließlich stand der Blauhaarige nur wegen ihm zu solchen Unzeiten auf – schnappten sich die beiden 16jährigen ihre Taschen und zogen sich die Schuhe an.

„Bist du bereit?“

Toshiya und Yuuichi standen vor der Haustür und Toshiya warf seinem Freund nun einen prüfenden Blick zu. Yuuichi atmete einmal tief durch und nickte dann.

„Na dann los.“ Murmelte Toshiya und nahm Yuuichis Hand aufmunternd in die seine.

Als sie auf die Straße traten, war weit und breit kein Mensch zu sehen. Dessen versicherte Toshiya sich, bevor er den Weg in Richtung Schule einschlug.

Er spürte genau, dass der Schwarzhaarige neben ihm sehr nervös war und begann zur Ablenkung ein wenig Smalltalk mit ihm zu reden.

„Schönes Wetter…“

„Toto, es ist heute arschkalt…“

„Ja…aber trocken. Was hältst du von meinem Outfit?“

Yuuichi lächelte.

„Du siehst umwerfend aus…“

Toshiya grinste zufrieden und einige Ampeln und leere Straßen später blieben sie auch schon vor dem Schultor stehen.

Er blickte sich suchend um und nickte dann zu einem Hauseingang auf der anderen Straßenseite.

„Lass uns da warten, bis die Schule aufgeschlossen wird. In der Pause suchen wir uns dann auf dem Schulhof den ruhigsten Platz. Da können wir dann ab morgen immer warten.“

Toshiya wollte nicht, dass sich irgendwer zu ihnen gesellte, während sie warteten und zog es deswegen vor, außerhalb des Schulgeländes zu warten.

Yuuichi nickte und ließ sich, nachdem sie die Straße überquert hatten, auf einer Stufe nieder.

Die Zeit bis zum Schulbeginn verlief nur schleppend. Yuuichi hatte sich an Toshiya gelehnt, welcher aufmerksam jede vorbeikommende Person mit den Augen verfolgte und gleichzeitig einen etwas besorgten Blick auf den Schulhof gerichtet hielt.

Umso näher sie dem Schulbeginn rückten, desto voller wurde der Hof und langsam machte er sich Sorgen, wie er Yuuichi jemals heil dort rein bringen sollte.

Warum musste der Andere auch so darauf bestehen pünktlich zu kommen? Wenn sie einfach bis etwas nach dem Klingeln warten könnten, dann wäre das ganze viel leichter.

Und wie erwartet schreckte Yuuichi 15 Minuten vor Schulbeginn auf und stupste Toshiya an.

„Toto…lass rein gehen. Wir müssen noch ins Sekretariat.“

Der Angesprochene seufzte, warf einen unzufriedenen Blick auf den belebten Schulhof, nickte aber.

Langsam standen sie auf und gingen dann Hand in Hand auf den Schulhof zu.

Toshiya hatte seinen bösesten Blick auf gesetzt, während Yuuichi sich schüchtern etwas hinter ihm hielt und krampfhaft Toshiyas Hand mit seiner eigenen zerquetschte.

Es wäre vielleicht normal gewesen, sich den kürzesten Weg zum Schulgebäude zu bahnen, doch das Risiko wollte Toshiya nicht eingehen und so liefen sie in Schlangenlinien auf dem leersten Weg zum Schulgebäude, wodurch sie irritierte Blicke von ihren neuen Schulkameraden und Mitleidenden ernteten.

Endlich drinnen angekommen galt es das Büro zu finden, doch bevor die große Schnitzeljagd losgehen konnte, kam ein Ritter in glänzender Rüstung, um ihnen den Weg zu weisen.

„Hey~ da seid ihr ja endlich. Ich hab schon Ausschau nach euch gehalten. Langsam dachte ich schon, dass ich das falsche Datum im Kopf hatte und ihr erst morgen oder so kommt.“

„Miyavi!“ stieß Toshiya erleichtert auf und trat einen Schritt auf ihren riesigen Ritter zu, der zwar keine Rüstung sondern Lumpen trug, aber damit mindestens ebenso so glänzen konnte.

„Wo ist hier das Sekretariat?“

Miyavi warf Yuuichi ein strahlendes Lächeln zu und wandte sich dann wieder an den Blauhaarigen.

„Ich zeig’s euch. Don’t worry, be happy.“

Miyavi lief vor und die beiden Unzertrennlichen folgten ihm.

„Hier sind wir. We‘ll see us again! Have fun…“

Toshiya runzelte die Stirn und sah dem langen Lulatsch nach.

„Er hat echt einen komischen Akzent im Englischen…Liegt bestimmt in der Familie.“

Toshiya lachte und bekam zur Strafe einen Stoß in die Rippen von Yuuichi.

„Hör auf Müll zu reden und lass uns uns endlich anmelden.“

Toshiya winkte ab und öffnete die Tür zum Sekretariat.

Da man über sie und ihr Ankommen schon informiert war, bekam Toshiya nur ein paar Bücher für sich und Yuuichi in die Hand gedrückt und sie wurden aufgefordert einen Moment dort zu warten, bis ihrer Lehrer kam, damit sie mit ihm in ihre Klasse gehen konnten.

Toshiya seufzte und sah sich unbehaglich in dem kleinen Raum um. Ein Blick zur Seite bestätigte ihm, dass auch Yuuichi sich hier nicht wohl fühlte und so streckte er einen Arm aus und wuschelte dem Anderen durch das pechschwarze Haar.

Sie sollten sich nicht so anstellen, oder besser, er sollte sich nicht so anstellen.

Es war schon ein Wunder, dass er überhaupt hier stand. Hier mit Yuuichi. Es war schon ein Wunder, dass sie sich eine Wohnung teilten und nicht mehr in einem Vierbettzimmer versauerten.

Einer ihrer ehemaligen Mitbewohner hatte ganz penetrant geschnarcht und Yuuichi hatte regelmäßig Angstzustände bekommen.

Also hatte sich ihre Situation wohl eindeutig verbessert. Sie hatten eine Wohnung für sich, sie gingen auf eine neue Schule und die paar Stunden Therapie, die sie trotzdem noch durchziehen mussten, würden sie auch noch aushalten.

Im übrigen, dachte Toshiya und warf dem Jungen neben sich einen Blick zu, könnte es sein, dass sich der erhoffte Erfolg einstellte und Yuuichi ein relativ normales Leben führen konnte.

Das war schließlich der Grund dafür, dass sie hier her gekommen waren.

Raus aus dem Heim und ab in die Freiheit.

Yuuichi und er waren beide eigentlich Heimkinder. Yuuichi war mit 14 Jahren absolut verstört ins Heim gebracht worden, weg von seinem Vater und Toshiya selbst war mit 13 dort angekommen.

Yuuichi hatte vom ersten Tag an extreme Berührungsängste gezeigt, die sich in absoluter Panik äußerte.

Paroxysmale Tachykardie.

Das wurde mal in dem Zusammenhang erwähnt. Toshiya kannte sich damit nicht aus.

Er wusste nur, wenn Yuuichi sich mit seinen Ängsten konfrontiert sah, dann beschleunigte sich sein Herzschlag extrem und er geriet in Atemnot.

Yuuichi selbst sagte, dass er in solchen Momenten das Gefühl habe zu sterben.

In dem Heim allerdings hatte sich Yuuichis Zustand niemals gebessert, obwohl er ja aus seiner zerstörten Familie rausgeholt worden war. Im Heim sah er sich nur ständig und überall mit Menschen konfrontiert.

Alleine sein. Das war ein Luxus, wenn man mit vielen Menschen zusammenlebte. Yuuichi brauchte anscheinend diesen Luxus.

Nahezu jeden Tag der letzten zwei Jahre hatte Yuuichi einen Anfall gehabt. Die Ärzte waren besorgt und die Psychologen auch. Schließlich beschloss man, dass Yuuichi mit 16 Jahren ausziehen könne. Er bekam sein Kindergeld ausgezahlt und konnte sich davon eine Wohnung mieten. Abstand zu anderen Menschen und einen sicheren Platz, an den er sich zurückziehen konnte, sollten Yuuichi helfen langsam über seine Ängste hinwegzukommen. Nur einmal in der Woche sollte jemand vom Jugendamt vorbei kommen und nach dem Rechten sehen.

Und wieso war Toshiya dabei?

Aus irgendeinem Grund, und niemand verstand so genau wieso, hatte Yuuichi keine Angst vor Toshiyas Nähe. Das war ebenfalls vom ersten Tag an so gewesen.

Es war sogar das krasse Gegenteil. In Toshiyas Nähe fühlte Yuuichi sich sicher.

Deswegen hatte Yuuichi geradezu die Nähe des Blauhaarigen gesucht und seitdem waren sie praktisch unzertrennlich.

Niemand hätte es übers Herz gebracht Yuuichi und Toshiya wieder voneinander zu trennen.

Abgesehen davon hoffte man, dass Toshiyas fröhliches Gemüt etwas auf Yuuichi abfärben würde und er ihm den Einstieg in die Gesellschaft erleichtern könnte.

Endlich betrat ihr neuer Klassenlehrer das Sekretariat und Toshiya atmete erleichtert auf. Er stupste Yuuichi auffordernd, sanft in die Seite und nachdem sie sich vorgestellt hatten, folgten sie dem leicht vertrottelten Lehrer zu ihrer Klasse. Yuuichi hatte unterdessen schon wieder ängstlich nach Toshiyas Hand gegriffen und ließ seinen Blick unsicher schweifen.

Toshiya hingegen war die Ruhe in sich. Er wusste was er zu tun hatte.

Für Toshiya gab es bloß eine einzige Sache auf diesem Planeten, die ihm wirklich wichtig war und das war Yuuichi. Er wollte dafür sorgen, dass es dem Anderen gut ging und wenn das der Fall war, dann ging es ihm selbst auch gut.

Auf dem ersten Blick wirkte es meist so, als würde nur Yuuichi aus ihrer Freundschaft und dem daraus resultierenden Zusammensein einen Nutzen ziehen.

Aber dem war keinesfalls so. Dass er mit Yuuichi zusammen aus dem Heim hatte ausziehen dürfen war beispielsweise einer dieser Nutzen. Aber eigentlich liebte er den Schwarzhaarigen ebenso sehr, wie jener ihn liebte. Und die Nähe und Freude, die Yuuichis Anwesenheit ihm schenkte, war für Toshiya eigentlich das wichtigste.

Aus unerfindlichen Gründen war es nicht nur der Fall, dass Yuuichi sich in Toshiyas Nähe wohl fühlte, sondern andersrum ebenso.

Sie schienen einfach wie füreinander geschaffen.

In ihrer neuen Klasse angekommen, ließ Toshiya abschätzend seinen Blick schweifen, bevor er dann zufrieden mit dem Erblickten ein strahlendes Lächeln aufsetzte.

„Stellt euch doch bitte der Klasse vor.“

Toshiya strahlte kurz den Lehrer an, nickte und wandte sich wieder an die Klasse.

„Hallo, mein Name ist Toshiya und das hier neben mir ist Yuuichi. Wir sind beide 16 Jahre alt und wünschen ebenfalls beide niemals von euch angesprochen zu werden. Außerdem bestehen wir auf 2 Meter Abstand. Vielen Dank!“

Toshiya nahm immer noch strahlend Yuuichis Hand erneut in die seine und zog den Anderen, der ein wenig beschämt den Kopf gesenkt hielt, nach hinten zu zwei unbesetzten Plätzen in der Ecke der letzten Reihe.

Yuuichi ließ sich auf den Eckplatz nieder und Toshiya, zufrieden mit seiner Ansage, daneben.

„Lief doch gut… Ich glaube, wir werden schnell viele Freunde finden.“ Murmelte er leise lachend Yuuichi zu, während ihre neuen Klassenkameraden noch etwas perplex versuchten herauszufinden, ob das nun ernst gemeint war.

Einige warfen ihrem Klassenlehrer einen fragenden Blick zu, doch dieser schien keine Einwende zu haben und so schien vorerst ungeklärt zu bleiben, ob man sich den beiden Neuen wirklich nur bis auf 2 Meter nähern durfte.

„Das hättest du wirklich anders sagen können…“, kam Yuuichi später ein wenig peinlich berührt auf das Thema zurück und sank unter den Blicken seiner Klassenkameraden merklich zusammen.

Toshiya neben ihm schmunzelte und sah zu, wie sich die Klasse langsam leerte. Es hatte gerade zur Pause geklingelt.

„Wo liegt das Problem? Ich war doch freundlich. Du solltest dir das einfach nicht so sehr zu Herzen nehmen.“

Der letzte Schüler hatte die Klasse verlassen, Toshiya erhob sich grinsend und streckte sich erst mal genüsslich.

„Na, wollen wir raus? Wir finden bestimmt eine ruhige Ecke und ich würde gern rauchen.“

Toshiya war schon längst nicht mehr müde und hibbelte ein wenig ungeduldig neben Yuuichi rum, während dieser seine Sachen zusammenpackte und ebenfalls aufstand.

„Na dann los!“ Rief Toshiya freudig und zog Yuuichi enthusiastisch hinter sich her.

Draußen auf dem Schulhof sah sich der Blauhaarige zögernd um, bevor er dann den perfekten Platz für sie aus erkor.

Eigentlich tummelten sich die Schüler auf dem gesamten Hof nah bei einander. Aber es gab einen Platz, der schon deshalb auffiel, weil dort niemand war und dorthin zog Toshiya Yuuichi, der ihm bereitwillig folgte, nun zielstrebig.

„Haaa~ perfekt, oder?“

Toshiya lachte zufrieden und ließ sich auf eine der Stufen nieder. Während Yuuichi sich neben ihn auf die Treppe, die zum Dach der Schule führte, setzte, zog Toshiya sich eine Zigarette raus und steckte sie sich zwischen die Lippen.

Er ließ nochmal einmal kurz prüfend seinen Blick schweifen und stellte zufrieden fest, dass sie hier tatsächlich den besten Platz ergattert hatten.

„Deine Kippe wäre wahrscheinlich effektiver, wenn du sie anzünden würdest…“

„Meinst du?“

Toshiya schielte kurz zu Yuuichi und erhielt von diesem tatsächlich ein kleines Lächeln, äußerst selten in der Öffentlichkeit, und suchte dann erst nach seinem Feuerzeug.

„Mist…“

Er suchte und suchte und nachdem er jede Tasche fünfmal durchsucht hatte, musste er sich eingestehen, dass er wohl sein Feuerzeug vergessen hatte. Und dabei hatte er es sonst immer dabei. Egal wo er hinging, sein Feuerzeug war mit dabei. Selbst wenn er bloß den Müll wegbringen ging.

Toshiya wollte gerade Yuuichis Tasche durchsuchen, vielleicht war es ja da reingeraten, als dieser plötzlich hektisch vier Stufen rückwärts hinauf rutschte.

Sofort schnellte Toshiyas Kopf nach vorne und betrachtete den Eindringling mit einem ungnädigen Blick, während dieser ihn wiederrum ebenso so betrachtete.

„Was macht ihr hier?“

Toshiya legte leicht den Kopf schief und beschloss, dass man das ja vielleicht für ihren Vorteil nutzen könnte. Schließlich war seine Zigarette immer noch nicht angezündet! Also lächelte er zuckersüß und fragte den grimmig drein guckenden Miesepeter:

„Hast du Feuer?“

Sein Gegenüber, den man übrigens sonst niemals mit so einem Lächeln begrüßte, blinzelte verwirrt, zog völlig perplex sein Feuerzeug aus der Hosentasche und hielt es dem Blauhaarigen hin.

Erst als Toshiya schon zufrieden an seiner Kippe zog und den Versuch machte den Rauch zu Ringen zu formen, wenn er ihn wieder aus seiner Lunge entließ, fiel dem Eindringling wieder ein, dass die beiden gar nicht hier sein dürften.

„Ihr gehört hier nicht her!“

Toshiya zuckte die Schultern und blinzelte kurz unschuldig.

„Wir sind neu.“

„Das ist mein Platz!“

„Ich bin Toshiya und das ist Yuuichi.“

„Ihr solltet gehen…“

„Sag mal, kannst du Rauchringe machen?“

„Nein….ich meine, …“

Verwirrt fuhr sich der Stehende durchs Haar.

„Wir reden völlig aneinander vorbei!“

„Ich weiß, ich dachte ich schau mal, wie lange du brauchst, um das mitzubekommen.“

Toshiya winkte kurz flüchtig ab und konzentrierte sich dann wieder auf die Ringe.

„Ihr müsst trotzdem gehen, das ist mein Platz.“

„Ach, so viel Platz brauchst du doch gar nicht. Wie heißt du eigentlich? Sehr unhöflich sich nicht vorzustellen, nachdem wir uns vorgestellt haben!“

„Daisuke.“

„Na dann, setz dich doch, Daisuke!“

Und wieder lächelte Toshiya zuckersüß.

Und da der Angesprochene einfach keinen blassen Schimmer hatte, was er nun tun sollte und er von diesem Verhalten absolut überrumpelt war, setzte er sich einfach in Bewegung und wollte sich wie immer auf seinen Platz setzen.

Doch kaum hatte er seinen Fuß gehoben, um auf die zweite Treppenstufe zu steigen, als sich Toshiyas Hand schraubstockartig um sein Handgelenk legte und ihn zurück zog.

„Als ich sagte „Setz dich doch“ meinte ich: Setz dich auf die unterste Stufe oder verzieh dich!“

Kein Strahlen mehr, nichts zuckersüßes. Bambi war verschwunden und hatte Platz gemacht für seinen bösen Zwilling.

Toshiyas Blick war stechend scharf, als er Daisuke am Handgelenk festhielt und ihn somit daran hinderte sich weiter Yuuichi zu nähern.

Er hätte Daisukes Anwesenheit geduldet, schließlich schien dieser ein Einzelgänger zu sein und sie hatten ihm seinen Platz weggenommen, aber wenn er eine einfache Regel nicht befolgen konnte, dann war es vorbei mit seiner Gutmütigkeit. Da gab es kein Pardon!

Daisuke starrte den Jüngeren perplex an und hatte inzwischen das Gefühl, dass dieser Tag eine irgendwie ungewöhnliche Wendung genommen hatte und während er sich neben dem Blauhaarigen auf der untersten Stufe niederließ, war er sich noch nicht ganz so sicher, ob er das so schlimm fand.

Die letzten Wochen hatte er schließlich immer alleine verbracht. Vielleicht wäre es ganz angenehm. Also…so ein wenig Gesellschaft.

„Du rauchst auch, nicht wahr?“

Daisuke blickte auf und nickte leicht.

„Du brauchst dich nicht zurückhalten wegen Yuu. Das ist schrecklich lieb von dir, aber nicht unbedingt nötig. Er sitzt weit genug weg und der Wind kommt von der Seite…“

Daisuke runzelte die Stirn und zog nachdenklich eine Kippe hervor. Dieses Geplapper war doch ein wenig gewöhnungsbedürftig.

„…hey, wir könnten doch einen Raucherclub gründen…Yuu raucht zwar nicht, aber wir könnten ihn ja als Maskottchen benutzen.“

„Wäre das nicht etwas unlogisch?“

„Ach Quatsch. Maskottchen müssen doch nicht logisch sein!“

Toshiya schüttelte missbilligend über solch eine Ahnungslosigkeit den Kopf.

„Ich meine, wie sportlich sind schon diese ganzen Tiermaskottchen, die irgendwelche Sportvereine haben? Das wird doch bestimmt nach Süßheitsfaktor ausgesucht und süß genug ist Yuui jawohl!“

„Ja, oder wir nehmen dich als Maskottchen.“ Murmelte Daisuke noch kurz und blickte zu dem Blauhaarigen, der mit einem unnatürlich fröhlichen Strahlen inzwischen schon bei einem anderen Thema irgendwas von Gott und der Welt erzählte. Seine Wangen färbten sich etwas rot und er zog schnell an seiner Kippe und blickte weg.

Toshiya hatte das ganze gar nicht mitbekommen.

„Ahm….“

Die drei auf der Treppe blickten alle gleichzeitig auf und im Hintergrund schien Yuuichi sich langsam Sorgen zu machen und rutschte abermals einige Stufe weiter hoch.

„Hey Kyo…“, murmelte Daisuke und ignorierte dabei völlig den Pinkhaarigen neben dem Angesprochenen.

„Hi Kyo!“

Toshiya strahlte den kleinen Kerl zufrieden an und vermerkte in seinem Kopf den Namen. Er warf einen neugierig Blick auf den immer noch namenlosen Pinkhaarigen, kam aber nicht dazu nachzufragen, da Kyo gerade seiner Verwirrung kund tat.

„Seit wann sind die denn Teil von der Gruppe der Bösen?“

Der Kleine schien ein wenig empört und musterte Dai mit einem dementsprechenden Blick, welcher seinerseits nur die Schultern zuckte.

„… seit jetzt halt. Sie sind neu.“

Toshiya sah verblüfft zur Seite und runzelte kurz die Stirn.

„Ach! Du bist ein Böser? Das heißt, du bist gar kein Einzelgänger? Mensch, dann hätten wir dir die Treppe ja auch stehlen können…“

Toshiya seufzte frustriert und warf Yuuichi einen entschuldigenden Blick zu.

„Und wo ist dann der Rest der Bösen? Seid ihr die Bösen?“ Fragte Toshiya dann weiter und warf wieder dem Pinkhaarigen einen neugierigen Blick zu.

Er musste zugeben. Der Kerl sah interessant aus und warum, fragte er sich, wurde er von Daisuke nicht gegrüßt? Hatte er was angestellt?

Toshiya schien den Pinkhaarigen ein wenig zu aufmerksam zu mustern, denn irgendwann kreuzten sich ihre Blicke und der Andere blickte ernsthaft irritiert über diese Musterung drein.

Toshiya überspielte elegant, dass er peinlich berührt war, indem er ihm ein süßes Lächeln schenkte.

„Das ist übrigens Kaoru.“

Auch Kyo schien Toshiyas Neugierde auf den Pinkhaarigen mitbekommen zu haben und als Toshiya sich wieder Daisuke zuwandte, schien klar, dass es auch diesem aufgefallen war.

„Wir gehören nicht zu den Bösen.“ Sprach dann letztendlich Kaoru seine ersten Worte in dieser Gesellschaft und blickte direkt Toshiya an.

„Daisuke ist der einzige Böse der Schule.“

Toshiya warf dem einzigen Bösen einen nachdenklichen Blick und zu und wog seinen Kopf hin und her.

„Nun, das war mal! Jetzt gibt es drei Böse!“

Mit einem festen Blick sah Toshiya in die Runde und warf auch einen kurzen Blick nach hinten zu Yuuichi.

Es war perfekt!

Sie würden zu den Bösen gehören und so würde sich dann erst recht niemand trauen ihnen über den Weg zu laufen.

Er hatte ja gewusst, dass der Platz auf der Treppe eine gute Wahl gewesen war, aber er hätte sich niemals erträumen lassen, was für eine geniale Wahl es tatsächlich war!

Toshiya strahlte in bekannter Manier zufrieden mit sich selbst in die Runde und allen Anwesenden kam unweigerlich der Gedanke, dass nicht einmal die Sonne ihm in der Disziplin Konkurrenz machen konnte.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Also, meine Einführung. Wenigstens steht ja jetzt schonmal ein Hauptchara vom 3. Kapitel fest...

Der zweite dürfte sehr leicht zu erraten sein. Es gibt ja eigentlich nur zwei Möglichkeiten und ich glaube kaum einer rechnet mit der zweiten.
 

Ich finde das Kapitel eigentlich bisher recht ereignislos. Aber man erfährt ne ganze menge und das war mal notwendig. Ich wollte lieber gleich zu anfang die aufklärung, weil ich mach hier ja keine quizshow...es gibt noch genügend sachen, die ich im petto hab, die ihr nit wisst xD
 

Puah, ich erzähl nur Mist...ich halt besser die Klappe, jetzt seid ihr dran xD

3.2

Dieses mal hat es zwei wochen gedauert und ich hoffe ehrlich, dass es nicht zur gewohnheit wird ^^ es tut mir jedenfalls leid.

3.3. ist schon bei beta und mal schaun, vielleicht klappt es ja, dass das bis zur nächsten woche wieder bei mir angekommen ist.
 

Im übrigen hab ich mich sehr gefreut, dass doch viele meinem rat gefolgt sind und den prolog nicht einfach so runtergelesen haben ^^

Ich hatte eigentlich eher damit gerechnet, dass niemand überhaupt mitbekommt, dass man ne pause machen soll oder dass es einfach ignoriert wird.

Ich freu mich, dass ich falsch lag.
 

Gut, für dieses Kapitel gibts keinen lese-tipp ^^V
 


 


 

~~~3.2~~~Wanna play hide and seek?~~~3.2~~~
 


 


 


 

Eigentlich war er ja zufrieden. Mit sich und der Welt. Wenn er darüber nachdachte, was er alles hatte, dann konnte er nicht klagen.

Er kannte viele Menschen, die schlimmer dran waren als er. Natürlich gab es auch viele, die es vielleicht besser hatten. Aber all das, was die hatten, wollte er gar nicht.
 

Er hatte liebevolle Eltern, die zwar Tag für Tag arbeiteten und die er deswegen kaum sah, von denen er sich aber trotzdem nie vernachlässigt gefühlt hatte.

Sie wohnten zusammen in einem kleinen aber feinen Haus und er hatte dort sein eigenes Zimmer. Er war Einzelkind, fühlte sich dennoch nicht so verwöhnt, wie man es im Allgemeinen von diesen behauptete.
 

Vor kurzem waren sie umgezogen. Seine Eltern hatten sich endlich das eigene Haus leisten können, für das sie so hart gearbeitet hatten, und daraus resultierte für ihn ein Schulwechsel. Es gab eine Schule in der direkten Nachbarschaft und es hätte sich nicht gelohnt morgens eine halbe Weltreise zu veranstalten, nur um weiterhin auf die alte Schule gehen zu können, die in einem anderen Vorort auf genau der anderen Seite der Stadt lag.

Kaoru hatte das nicht sonderlich gekümmert. Er war mehr so der Einzelgänger gewesen und hatte deswegen keine besonders lieb gewonnenen Freunde zurücklassen müssen. Er hatte sich immer mit allen gut verstanden, aber halt mit niemandem besonders.
 

Nun ging er also seit einigen Monaten auf eine neue Schule und hatte, zu seiner eigenen Überraschung, sogar einen Freund gefunden.

Kyo war, um es gelinde auszudrücken, eine recht ungewöhnliche Persönlichkeit, doch Kaoru kam gut mit ihm klar und er musste zugeben, es gefiel ihm einen Freund zu haben. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum er dem Anderen so einiges durchgehen ließ.

Er war seit längerer Zeit wieder sein erster Freund und leider auch sein einziger. Wenn er Kyo verlor, dann stünde er erneut allein da.

Aber jedenfalls hatte er einen Freund und in dieser Hinsicht war Kaoru also auch zufrieden.
 

Außerdem hatte er ein Hobby, welches ihn in seiner Freizeit fast vollständig in Anspruch nahm, obwohl er, seitdem er Kyo kannte, auch immer öfter Zeit mit diesem verbrachte. Kyo war manchmal ein wenig aufdringlich und erwartete, dass man ihm all seine Zeit opferte, wenn er es gerade verlangte.

Durch das Objektiv einer Kamera, so hatte Kaoru jedenfalls entdeckt, konnte man unglaubliche Dinge entdecken und dann für immer festhalten. Anfangs war es eigentlich nur Beschäftigungstherapie gewesen, da er schließlich keine Freunde gehabt hatte, mit denen er sich treffen konnte, doch inzwischen war die Fotografie für ihn zu einem wichtigen Teil seines Lebens geworden. Er hatte es sich sogar zum Ziel gesetzt später mal Fotograf zu werden.

Bisher hatte er nur an jedem Wettbewerb teilgenommen, den er hatte finden können und war auch schon öfters platziert gewesen.

Jetzt wo er Kyo hatte, fand er leider nicht mehr so viel Zeit dafür, mit der Kamera durch die Gegend zu streunen und einfach zu fotografieren was ihm gerade auffiel.
 

Jetzt wo er Kyo hatte, hatte sich überhaupt sein Leben radikal verändert.

Einerseits versuchte er an seinen alten Gewohnheiten festzuhalten, das hieß, er beschäftigte sich weiterhin intensiv mit der Fotografie und er nahm die Schule ernst, versuchte seinen Eltern niemals Sorgen zu bereiten und war im Allgemeinen einfach ein guter Mensch.

Kyo hingegen war so etwas wie das krasse Gegenteil. Er zeigte Kaoru, was es hieß befreundet zu sein, auf irgendeine kranke und eigene Art und Weise. Er kam nie pünktlich in den Unterricht und Kaoru hatte das Gefühl, dass Kyo für seine Eltern kaum mehr als Verachtung empfand.
 

Darüber hinaus wurde Kyo auf ihrer Schule als Halbböser gehandelt.

An die strickte Gruppeneinteilung auf seiner Schule hatte Kaoru sich bis heute nicht wirklich gewöhnen können. Dort schien es normal zu sein, dass jeder in eine Gruppe gehörte. Das war besonders für Kaoru ein Problem gewesen, da er eigentlich in keine Gruppe passte.
 

Er war kein reiner Normalo, aber auch kein Einzelgänger. In allen anderen Gruppen musste man dann auch noch die Zustimmung der anderen Gruppenmitglieder haben, um bei ihnen aufgenommen zu werden. Normalos und Einzelgänger schienen so was wie die Randgruppen zu sein, in die man alles stopfte, was so nirgendwo mehr hinein passte.

Doch Kaoru hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob er nun mehr Normalo oder Einzelgänger war.

Während er also noch dazwischenstand, lernte er schnell Kyo kennen. Neben ihm der Einzige, der ebenfalls in keine Gruppe eingeteilt war.

Und mit seiner besiegelten Freundschaft zu Kyo war seine Gruppenzugehörigkeit schnell geklärt gewesen. Man kann kein Einzelgänger sein, wenn man mit jemandem befreundet ist. Normalo und Punkt.
 

Kyo hingegen, der eigentlich versucht hatte von den Normalos wegzukommen und ein Böser zu werden, hatte durch ihre Freundschaft nie die Zusage des Oberbösen Daisuke erhalten und war damit eigentlich ein Normalo.

Doch da er auch niemals abgelehnt worden war, sah man ihn immerhin als Halbbösen.

Kyo wollte seinem Ruf alle Ehre machen und so kam es, dass Kaoru in andere Kreise eingeführt wurde.

Es reichte nicht allein, dass Kyo sein Weltbild durcheinander brachte, sondern er wurde noch regelmäßig zu den Bösen mitgeschleppt, wenn Kyo ihnen wieder einen Besuch abstattete.

Natürlich, er hätte Kyo auch öfters alleine gehen lassen können. Aber dann jedes Mal die Pause allein verbringen? Nein danke! Dann ging er meistens lieber mit.

Die Bösen. Das war bis vor kurzem eigentlich nur Daisuke gewesen. Doch seit neustem, genauer gesagt seit dem heutigen Tag, waren es drei.

Kyo hatte sich schrecklich darüber aufgeregt. Zwei Kerle tauchten aus dem Nichts auf und wurden sofort aufgenommen.
 

„Findest du, die sahen aus, als würden sie in die Gruppe der Bösen passen?“

Kaoru seufzte. Er musste sich korrigieren. Kyo hatte sich nicht darüber aufgeregt, er war immer noch dabei sich darüber aufzuregen.

Dabei hatte Kaoru gedacht Kyo wäre nun abgelenkt. Schließlich hatte er vorhin bei seiner großen Liebe angerufen, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen und saß nun neben Kaoru auf seinem Bett und hielt mit einer Hand immer das Handy umklammert, bereit sofort abzunehmen, wenn es klingelte und somit Ruiza ihn zurückrief.

Sie waren inzwischen bei Kaoru zu Hause in seinem Zimmer, die Schule war aus und Kyo hatte keine Lust gehabt allein zu sein.
 

„Nein.“

Kaoru legte die Kamera aus der Hand und sah zu dem Kleineren.

„Richtig! Sie sahen nicht so aus! Und sie benahmen sich auch nicht so. Obwohl…bei Yuuichi können wir das nicht wissen. Aber dieser Toshiya…viel zu fröhlich!“

Kyo dachte kurz nach.

„Und freundlich!!“

Kaoru musste zustimmen. Auch er hätte Toshiya, den sie heute in der Pause kennen gelernt hatten, nicht bei den Bösen eingeteilt. Und doch hatte Daisuke ihn aufgenommen und Kyo nicht.
 

„Was hat Daisuke sich dabei gedacht!!!???? Bei mir hat er ewig lange gezögert und die beiden werden innerhalb eines Tages aufgenommen!?“

Kaoru sah nachdenklich zur Seite und zuckte nur kurz die Schultern, damit Kyo nicht dachte er würde ihm nicht zuhören und dann wieder wütend werden würde.

Wenn man an die Bösen dachte, dann dachte man an Leute wie Daisuke oder tatsächlich wie Kyo, aber nicht an jemanden wie Toshiya.

Ein Junge mit bläulichem Haar, der sie mit einem hinreißenden Lächeln begrüßt hatte. Dunkle, abenteuerlich funkelnde Augen.

Kaoru seufzte abermals bei dem Gedanken an den neuen Mitschüler und versuchte nicht mehr daran zu denken, beobachtete also lieber den vor sich hin wütenden Kyo.
 

Er verstand, wieso Kyo sich aufregte, aber er selbst war nicht im Geringsten wütend. Egal war es ihm allerdings auch nicht. Eigentlich war Kaoru froh darüber, dass Daisuke die beiden aufgenommen hatte, denn andernfalls hätte er ihn vielleicht nie kennen gelernt.

Seit seinem Treffen heute mit dem Blauhaarigen, musste er sich eingestehen, konnte er es kaum abwarten ihn wiederzusehen.

Der Andere hatte ihn gemustert. Nicht einfach nur kurz und beiläufig. Er hatte ihn ausgiebig von oben bis unten gescannt und Kaoru war währenddessen ein Kribbeln durch den ganzen Körper gelaufen.

Am liebsten hätte er in diesem Moment seine Kamera rausgeholt und ein Abbild von seinen Gefühlen gemacht, damit er sie nun im Nachhinein in Ruhe analysieren konnte. Doch so musste er sich mit seiner Erinnerung zufrieden geben und wusste leider noch nicht, was das zu bedeuten hatte.
 

„Kyo?“

„Hmm…?“

„Woher wusstest du, dass du Ruiza liebst?“

Der Kleinere sah auf und legte die Stirn in Falten.

„Wieso fragst du das? Bist du verliebt?“

„Nein!! Und ist doch egal. Ich frag mich nur, wie du darauf kamst. Du sagtest doch, dass du vorher auf Mädchen standest. Wieso dann plötzlich Ruiza? Ein Kerl.“

Kyo sah immer noch etwas misstrauisch aus, so dass Kaoru erst befürchtete sein ‚Nein!!‘ wäre ein wenig zu energisch gekommen, doch dann zuckte der Kleinere nur die Schultern.

„…ich weiß nicht. Es war einfach so. Ich hab ihn gesehen und in dem Moment war es mir klar. Und umso mehr ich von ihm wusste, desto klarer wurde mir das. Ich liebe ihn einfach.“

„Ahso…“
 

Kaoru ließ nachdenklich seinen Blick schweifen und dachte über Kyos Worte nach. Er hatte sich nie besonders für das gleiche Geschlecht interessiert.

Er war schon ein paar Mal mit irgendwelchen Mädchen, meistens Mitschülerinnen ausgegangen und er hatte auch schon Mal eine Freundin gehabt, aber bisher war es nie was Ernstes gewesen.

Aber für dasselbe Geschlecht? Da war sein Interesse bisher gleich Null gewesen. Die Frage nach der Sexualität hatte er sich eigentlich bisher gar nicht ernsthaft gestellt. Für ihn war es einfach klar gewesen. Aber mit seinem Schulwechsel hatten sich da ebenfalls völlig neue Dinge offenbart.

Wenn man auf anderen Schulen für seine Homosexualität vielleicht verspottet oder geächtet wurde, war das auf seiner neuen Schule ein Teil des Alltages und somit überhaupt nichts Besonderes mehr.
 

Ein stolzer Teil der Schülerschaft ließ nicht daran zweifeln, auf welches Geschlecht sie standen und nicht gerade selten war damit das eigene Geschlecht gemeint.

Sich damit konfrontiert sehend, war Kaoru automatisch auf die Frage nach seiner Sexualität gekommen, welche sich, offen gestanden, gar nicht mal so leicht klären ließ.

Klar, er hatte sich nie für Kerle interessiert. Aber sein Interesse an Mädchen war auch nicht so außerordentlich ausgeprägt, dass da überhaupt keine Fragen mehr offen blieben.

Und dann auch noch Toshiya.
 

Kaoru seufzte und fuhr sich nachdenklich durch das pinke Haar.

War das, was er empfunden hatte unter den Blicken des Jüngeren, die ersten Anzeichen dafür gewesen, dass Toshiya ihm gefiel?

Oder irrte er sich vollkommen und dieses Kribbeln deutete eigentlich darauf hin, dass die Blicke des Anderen ihm unangenehm waren.

Er wusste es nicht mehr und abermals wünschte er sich, er hätte dieses Gefühl irgendwie festhalten können, so dass er es sich noch mal hätte anschauen können. Oder es halt nochmals fühlen. Keine Ahnung wie das funktionieren sollte, da es ja schlicht und ergreifend einfach nicht ging.
 

„Du bist so still…Stimmt irgendwas nicht?“

Kaoru sah überrascht auf und musterte den Schwarzhaarigen neben sich etwas irritiert.

Eine äußerst seltsame Frage von Kyo. Der Andere interessierte sich nie für jemand anderen außer sich selbst, abgesehen davon war er eigentlich absolut blind für die Bedürfnisse anderer.

Kaoru konnte sich anscheinend glücklich schätzen, dass Kyo bei ihm eine Ausnahme machte, doch momentan wollte er diese Aufmerksamkeit gar nicht.

Was sollte er auch antworten? Dass ihm Toshiyas Blicke Rätsel auferlegt hatten und er die ganze Zeit darüber nachdachte, was das für ihn, seine Gefühlswelt und Sexualität zu bedeuten hatte?

Nein, vorerst wollte er das doch noch für sich behalten.
 

„…Ich bin nur etwas in Gedanken. Das ist alles.“

Kaoru lächelte dem Anderen aufmunternd zu und zu seiner Erleichterung klingelte kurz darauf Kyos Handy und er konnte sicher sein, dass Kyo nun so abgelenkt von Ruiza sein würde, dass er keinen einzigen Gedanken mehr Kaoru und seine ungewöhnliche Stille verschwenden würde.
 

Und tatsächlich hatte Kyo, nachdem er aufgelegt hatte, das Thema schon wieder völlig vergessen und fing an über etwas anderes zu reden.

„Unser Mathelehrer versucht mir Nachhilfe aufzuschwatzen. Schon wieder. Er scheint wohl niemals aufzugeben. Ich bin gespannt, wer es diesmal ist.“

Kaoru nickte. Kyo hatte insgesamt in kaum einem Fach jemals eine bessere Note als eine Vier geschrieben und selbst das war schon ein Ereignis.
 

Das erste Mal sollte er bloß Nachhilfe in Mathe bekommen. Dann hatte Kyo aber den Nachhilfelehrer vergrault und sein Lehrer, der neu an der Schule war und deswegen anscheinend immer noch der Meinung war, dass man Kyo doch helfen müsste, herausgefunden, dass es in Englisch noch viel schlimmer um den Kleinen stand.

Daraufhin hatte man für Kyo einen Lehrer in Mathe und Englisch gefunden, welchen Kyo aber auch schnell loswurde und dann seinem Lehrer schonungslos die volle Wahrheit über seinen Notenspiegel präsentiert hatte, in der Hoffnung daraufhin würde man ihm zum hoffnungslosen Fall erklären und diese Suche nach einem Nachhilfelehrer würde endlich ein Ende nehmen.
 

Nun, das schien nicht so ganz geklappt zu haben, denn anscheinend war jetzt also der Moment erreicht, in dem man verzweifelt versuchte einen Lehrer zu finden, der Kyo in absolut jedem Fach weiterhelfen konnte.

Kaoru hatte schon fast Mitleid mit ihrem jungen, engagierten Mathelehrer, der sich solche Sorgen um Kyos schulische Laufbahn machte und dabei einfach nicht zu bemerken schien, dass all seine Bemühungen bei Kyo bloß zu noch mehr Abneigung und Faulheit führten.

So kam es auch, dass Kaoru eben jenen Lehrer ein paar Wochen später nur ein wenig mitleidig ansah, als er ihm freudestrahlend verkündete, dass er einen Nachhilfelehrer für Kyo gefunden habe und er es ihm doch bitte sagen solle, da Kyo wohl krank sei.
 

Kaoru verkniff es sich den Lehrer darüber aufzuklären, dass Kyo nicht krank war, sondern einfach nur traditionsgemäß zu spät kam, denn das würde er nach Kaorus Meinung schon früh genug selbst herausfinden.

Und Kaoru irrte sich in dieser Hinsicht nicht. Viel zu spät und mitten im Unterricht, trabte Kyo in die Klasse und hätte auch genauso gut einfach draußen bleiben können, denn selbst wenn er im Unterricht anwesend war, so gammelte er trotzdem nur etwas gelangweilt rum und wie schon so oft zuvor, fragte sich Kaoru, warum Kyo überhaupt in der Schule erschien. Vielleicht um nicht der Schule verwiesen zu werden, aber irgendwie glaubte Kaoru nicht, dass Kyo diese Aussicht dazu bringen konnte, regelmäßig den Unterricht zu besuchen. Es musste wohl etwas anderes sein.
 

Da es zur Pause klingelte, stellte Kaoru seine Überlegungen ein und trat kurz darauf alleine auf den Schulhof, da Kyo seinen neuen Nachhilfelehrer suchen ging. Es schien wohl so, dass Kyo von Shou Nachhilfe bekommen sollte, da er der einzige Schüler war, der Kyo in allen Fächern helfen konnte. Abgesehen von Uruha, dem Star der Schule, welcher aber keine Nachhilfe gab.
 

Und so war Kyo abgezogen, um Shou so blöd anzumachen, dass dieser sich das mit der Nachhilfe schnell wieder anders überlegte. Das hatte bisher immer geklappt.

Kaoru sah sich unterdessen ein wenig einsam auf dem Schulhof um.

In einer Ecke standen die ‚Niemand kennt sie‘, ein Gruppe von vier Kerlen im Alter vom 17 und 18, obwohl einer von ihnen so klein und kindlich war, dass man ihn auch locker auf 15 schätzen konnte.

In unmittelbarer Nähe der ‚Niemand kennt sie‘ standen die ‚Versauten‘, mit anderen Worten Miyavi plus Anhang. Miyavi hatte so seine engen Freunde und obwohl die armen Kerle niemals irgendwie sexuell in Verruf geraten waren so weit Kaoru wusste, waren sie allein durch ihre Freundschaft zu Miyavi als versaut abgestempelt.
 

Kaoru musste zugeben, dass er weder die Namen der ‚Niemand kennt sie‘, noch die der ‚Versauten‘ kannte, natürlich abgesehen von Miyavi.

Aber vielleicht war es auch von Vorteil, dass er diese Gruppen der Schule nicht so gut kannte.
 

Es reichte ja schon, dass er jeden der ‚Bösen‘ mit Namen kannte.

Zu denen wanderte sein Blick nun.

Daisuke und Toshiya saßen eng beieinander am Fuß der Treppe und Yuuichi einige Stufen weiter oben hinter ihnen.

Toshiya schien gerade Daisuke etwas zu erklären, jedenfalls fuchtelte er wild mit den Händen in der Luft herum und es würde Kaoru nicht wundern, wenn er dabei ab und an aus Versehen Daisuke einen kleinen Schlag verpasste.

Aber das würde wohl nicht besonders schlimm sein. Kaoru hatte in den letzten Wochen feststellen dürfen, dass Toshiya anscheinend bei dem Oberbösen einen Stein im Brett hatte. Toshiya durfte tun und lassen was er wollte und egal was es war, Daisuke beobachtete ihn mit Wohlwollen.
 

Immer wieder, wenn Kyo sich zwischenzeitig zu lieb fühlte, ging er die Bösen besuchen und dann durfte auch Kaoru sich in ihre Nähe wagen.

Ohne Kyo als Geleitschutz? Nie und nimmer! Da könnte er sich ja direkt eine geladene Waffe an den Kopf halten. Jedenfalls wenn Daisuke dabei war.

Kaoru wusste eines, Daisuke hielt nichts von ihm. Das war schon immer so gewesen. Kaoru war in seinen Augen wahrscheinlich einfach zu lieb. Ein Normalo halt, mit dem man sich unter keinen Umständen abgab.

Aber seit dem Tag, an dem Toshiya und Yuuichi auf die Schule gekommen waren, hatte Kaoru den Eindruck, dass sich diese Abneigung von Tag zu Tag steigerte.

Von einer anfänglichen einfachen Abneigung waren sie inzwischen wohl schon bei purem Hass angelangt. Daraus resultierte allerdings auch, dass Kaoru es vermied in Daisukes Anwesenheit überhaupt den Mund aufzumachen.
 

Nicht das er Angst hatte. Er hielt Daisuke nicht für jemanden, vor dem er Angst zu haben brauchte. Aber er wollte Daisukes Hass nicht auch noch anstacheln und Kyo somit seine Besuche bei den Bösen versauen.

So beschränkte sich der Pinkhaarige darauf, wenn sie denn mal an der Treppe zum Schuldach waren, einfach nur Toshiya zu beobachten und zuzuhören.

Er vermutete, dass Daisukes schlechte Meinung von ihm vielleicht auch daher rührte, dass er Toshiya immer beobachtete, wenn er konnte. Schließlich war ja allgemein bekannt, dass Toshiya eine Sonderstellung bei Daisuke hatte, was auch irgendwie erklärte, weswegen er einfach so bei den Bösen aufgenommen wurde, ohne Mutprobe oder irgendwelche Zeugnisse von der Yakuza, die bestätigten, dass er tatsächlich als Bösewicht fungieren konnte, trotz einer absonderlichen Eignung als Sonne im Teletubbyland*.
 

Aber für Kaoru gab es nun mal kaum eine bessere Beschäftigung, wenn er da war. Toshiya war nun mal eindeutig die fröhlichste Person dort und somit auch die einzige, bei der er so ein umwerfendes Lächeln betrachten konnte.

Wenn er zu Daisuke sah, würde er bloß aus nächster Nähe betrachten können, wie böse ein einzelner Mensch gucken konnte und Yuuichi bewegte sich ja kaum einen Millimeter, wenn sie anwesend waren.
 

Blieben nur Kyo und Toshiya und da Kaoru sich meistens ein Stück hinter Kyo hielt, zog Kaoru dann doch Toshiya Kyos Rücken vor.

Wenigstens wusste Kaoru nun, dass man nicht unbedingt eine Kamera brauchte, um Bilder festzuhalten. Er brauchte nur die Augen zu schließen und er sah Toshiya in allen Einzelheiten. Er hatte ihn so oft beobachtet, dass sich jeder Gesichtszug und einfach alles an dem Jüngeren in sein Gedächtnis gebrannt hatte.
 

Das war aber auch so ziemlich das einzige, was er von Toshiya wusste. Er wusste sonst eigentlich gar nichts von ihm, denn wie sollte er ihn auch kennen lernen, wenn Daisuke ihm den Kopf abreißen würde, sobald er sich mit ihm unterhielt?

Ohne jemals mit ihm zu sprechen konnte er doch nicht herausfinden, was es zu bedeuten hatte, dass sein ganzer Körper kribbelte, wenn er Toshiyas Blick auf sich spürte.

Ein leises Fluchen nah bei ihm riss Kaoru aus seinem Tagtraum. Seit geschlagenen fünf Minuten stand er nun schon reglos auf einer Stelle und starrte zu Toshiya hinüber.
 

Er schüttelte kurz den Kopf und sah sich dann nach Kyo um, denn niemanden außer Kyo hatte er je so fluchen gehört.

Kyo zündete sich gerade eine Kippe an und sah alles andere als glücklich aus.

Kaoru runzelte leicht die Stirn und trat näher zu dem Kleineren.

„Und? Hast du Shou die Nachhilfe ausreden können?“

Nach Kyos Laune zu urteilen eher nicht, aber Kaoru konnte sich nicht vorstellen, woran das gescheitert sein könnte.

„Shou….von wegen Shou! Uruha sollte mir Nachhilfe geben und der will nicht mal! Ich fasse es nicht. Dieser verdammte Pauker hat mich dahin geschickt, damit ich mich vor dem vollkommensten Mensch zum Affen mache.“
 

Ein Rätsel gelöst, nun zum nächsten:

„…dem vollkommensten Menschen?“, wiederholte Kaoru sprachlos.

Er hätte niemals geglaubt, dass er Kyo diesen Satz jemals sagen hören würde über eine andere Person als Ruiza! Wie oft hatte er Kyo nun schon sein Liebe zu dem Älteren beschwören hören? Ein Mal? Zwei Mal? Hundert Mal? Wahrscheinlich waren es sogar mehr als 100 Male gewesen. Und jetzt, aus heiterem Himmel tauchte Kyo von einem Treffen mit Uruha auf und änderte plötzlich seine Meinung?!

„Argh… Ich hab mich ja so verarscht gefühlt. Aber die können was erleben! So lass ich nicht mit mir umspringen. Ich werde diese Nachhilfe von Uruha bekommen, koste es was es wolle. Ich lass mich nicht so schnell abservieren!“

„Kyo….einen Moment mal, ja? DU warst doch gegen die Nachhilfe! DU wolltest eigentlich persönlich dafür sorgen, dass du sie nicht bekommst. Freu dich doch, dass du sie gar nicht nehmen brauchst.“

„Nein!“

„Was ist los? Hast du dich etwa in ihn verknallt? Das kannst du gleich vergessen, Uruha ist…“

„Sag mal spinnst du?“, unterbrach ihn Kyo zischend.

„Ich liebe Ruiza! RUIZA! Das sollte dir inzwischen klar sein. Also verzapf nicht so einen Mist.“

Eigentlich war ihm das ja auch klar. Wie gesagt, mindestens 100 Mal. Und trotzdem:

„Na ja, im Moment hört sich das allerdings nicht so an. Du kommst von deinem ersten Treffen mit Uruha und redest schon von ihm als den vollkommensten Menschen…“

„Das hab ich nie gesagt!“, antwortete Kyo mit vollster Überzeugung prompt etwas aggressiv.
 

Kaoru zog eine Augenbraue hoch und war sich aber seinerseits ziemlich sicher, dass Kyo das sehr wohl gesagt hatte.

„Doch, hast du, mein Lieber. Ich befürchte, da hat sich gerade jemand von Uruha blenden lassen.“

„Du bist doch verrückt. Ich liebe Ruiza inzwischen seit Jahren. Seitdem ich ihn das erste Mal gesehen habe, ist mir klar, dass er perfekt ist. Dass es sonst keinen Menschen gibt, der so schön sein kann. Ich werde mich niemals in wen anderen verlieben.“

„Du wirst noch dein blaues Wunder erleben Kyo, wenn du dich so auf ihn versteifst, denn ich denke, dass du auf dem besten Wege bist, dich in Uruha zu verknallen. Im übrigen wäre das gar nicht mal so schlecht, weil Ruiza ja offensichtlich kein Interesse an dir hat und Uruha ist doch hübsch, wieso nicht?“

„Wieso nicht? Hast du schon vergessen, wer Uruha genau ist?“

„Nein, aber wenn du nicht in ihn verliebt bist, dann erklär mir doch mal, warum du unbedingt die Nachhilfe mit ihm machen willst?“

„Ganz einfach, du Blitzchecker. Er hat mich abserviert, als wäre ich ein Niemand. Er hat mir nicht mal die Chance gegeben Nachhilfe zu kriegen, er wollte mich gar nicht als Schüler. Das lasse ich nun mal nicht auf mir sitzen. Und damit basta. Nicht mehr und nicht weniger. Verstanden?“
 

Klar, man konnte sich alles einreden. Doch Kaoru sagte nichts dagegen und nickte einfach bloß. Kyo würde ihm eh nicht glauben, aber er war davon überzeugt, dass Ruiza eigentlich gerade abgelöst worden war.

„Und was hast du nun vor? Wie willst du ihn dazu zwingen, dir Nachhilfe zu geben?“

Kaum hatte Kaoru den Anderen das gefragt, erschien auf dessen Gesicht ein grimmiges Lächeln, dass Kaoru stutzen ließ. Er befürchtete, nein, eigentlich wusste er sogar, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Und als Kyo auch kurz darauf den Weg zum Stammplatz der Bösen einschlug, war ihm endgültig klar, dass Kyo nicht vorhatte das ganze auf eine diplomatische Art und Weise zu klären. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Er atmete einmal tief ein und wieder aus, dann folgte er seinem besten Freund. Sie wurden schon erwartet. Alle drei Mitglieder sahen ihnen entgegen, Daisuke etwas grimmig, Yuuichi etwas ausdruckslos und Toshiya etwas fröhlich.

Dieses ganze etwas reichte, um Kaorus Augen wieder fest auf den Blauhaarigen zu heften.
 

Während Kyo sich neben Toshiya pflanzte, wollte Kaoru ein wenig weiter die Treppe hochsteigen, um später behaupten zu können, dass er nichts damit zu tun gehabt hatte, was dort ausgeheckt wurde.

„Na, was ist los? Du guckst so bedrückt. Noch einen Schritt weiter und du bist tot!“
 

Kaoru schreckte auf, als ihm klar wurde, dass Toshiyas letzten Worte an ihn gerichtet waren und hielt erschrocken in seiner Bewegung inne.

Er hatte es eigentlich nicht für möglich gehalten, dass der Blauhaarige es tatsächlich fertig brachte, jemanden so anzufahren und dabei so tödlich zu mustern.
 

Und noch bevor er sich von diesem Schreck wieder ganz erholt hatte, startete Kyo eine Rettungsaktion und zog ihn wieder zurück neben sich.

Während Kaoru immer noch ein wenig perplex war und nicht ganz verstand, was Toshiyas plötzlicher Ausbruch zu bedeuten hatte und sich fortwährend den Kopf darüber zerbrach, ob Toshiya aus irgendeinem Grund wütend auf ihn war oder so, brachte Kyo sein Anliegen vor.

Erst als Daisuke „Doch dafür brauchen wir Totchi.“ sagte, tauchte Kaoru wieder aus seinen Grübeleien auf und beschloss wieder zuzuhören.
 

Doch was er da hörte gefiel ihm nicht unbedingt, abgesehen davon, dass er nicht glaubte, dass es funktionieren würde.

Das sagte er auch Kyo, als sie nach der letzten Stunde zusammen auf dem Weg nach draußen waren.

„Ihr wisst gar nicht, ob er jetzt überhaupt aus hat! Es könnte sein, dass Uruha eine Stunde weniger hatte…“

„Aber die Chancen stehen gut, dass er jetzt aus hat. Alles andere wäre schon wieder ungewöhnlich.“

„Und du glaubst, dass das klappt?“

Kaoru sah den Kleineren zweifelnd an.

„Ja, wieso nicht?“

„Uruha soll allen Ernstes um den Finger gewickelt werden? Einfach so? Ich glaube kaum, dass er darauf eingeht. Er wird Toshiya einfach stehen lassen.“

Kyo blieb abrupt stehen und sah Kaoru unwillig an.

„Könntest du jetzt mal bitte aufhören mit deinem Pessimismus?! Alles wird gut gehen, okay? Daisuke hat sich dabei schon was gedacht… irgendwas…hoffentlich“

Kyo schien plötzlich auch nicht mehr so sicher.

„Da vorne ist schon Toshiya.“, murrte Kyo also sichtlich unzufrieden und stampfte auf den Jüngeren zu. Kyo setzte sich neben Toshiya auf die Bank und Kaoru ließ sich wohl oder übel neben Kyo nieder.
 

Er warf einen kurzen Blick zu dem fröhlich strahlenden Wesen und fragte sich erneut, ob Toshiya wütend auf ihn war oder einfach irgendwas gegen ihn hatte und fingerte daraufhin schon wieder nervös nach seiner Zigarettenschachtel, um sich etwas zu beruhigen.

„Oh, kann ich eine haben?“

Kaoru hatte sich gerade eine Kippe angesteckt, als Toshiya ihn dies fragte und überrascht, dass er plötzlich so freundlich wie eh und je behandelt wurde, starrte er den Anderen erst mal nur verwirrt an, während sein Glimmstängel schlapp zwischen den Lippen hing.
 

Dann erst wurde ihm der Inhalt Toshiyas Frage klar und immer noch etwas benebelt hielt er ihm seine Schachtel hin, damit er sich bedienen konnte.

Kaoru bekam kaum noch mit, wie sich Daisuke zu ihnen gesellte, sondern beobachtete Toshiya nur noch verstohlen aus den Augenwinkeln, bevor er sich dann irgendwann den anderen anpasste und mit ihnen die Schultür musterte. Aus was für einem Grund auch immer.
 

Sollte er etwa verstehen, was hier gerade vor sich ging oder war das nicht unbedingt notwendig? Er hatte ehrlich keine Ahnung was solche Stimmungsschwankungen bei einem Kerl verursachen könnte.

Bei einem Mädchen wäre ihm schon was eingefallen. Periode oder irgendwie so was, darüber hinaus schienen Mädchen zweifelsohne von einem anderen Planeten zu kommen, auf dem eh andere Verhaltensweisen üblich waren. Ergo, man musste sie nicht verstehen.

Kaoru überlegte einen Moment lang, ob Toshiya wirklich kein Mädchen war, aber als in dem Moment ihre geplante und von ihm bezweifelte Aktion startete, verwarf er den unsinnigen Gedanken wieder und konzentrierte sich fortwährend lieber wieder auf das aktuelle Geschehen.
 

Toshiya war aufgestanden und strich sich nun durch die Haare, während er mit seinem Blick den aus der Schule tretenden Uruha musterte.

„Hey, der ist ja in meiner Klasse!“

„Und das hast du erst jetzt bemerkt?“, antwortete Kyo verblüfft und hatte vielleicht den selben Gedanken wie Kaoru, nämlich dass sie sich die Grübeleien über Uruhas letzte Stunde hätten sparen können, wenn sie das vorher gewusst hätten.

Währenddessen hatte Toshiya sich schon in Bewegung gesetzt und plötzlich wusste auch Kaoru das es klappen würde.
 

Er musste zugeben, dass Daisuke sich anscheinend tatsächlich irgendwas dabei gedacht hatte. Egal wer dort an Uruhas Stelle gewesen wäre, keiner hätte eine andere Reaktion gezeigt.

Zu dritt saßen sie auf der Bank und starrten gemeinsam Toshiyas Rückenansicht an. Die enorm langen Beine und der schön geformte Hintern.

Kaoru schluckte schwer und ihm wurde klar, dass er tatsächlich ein wenig neidisch auf Uruha war.

Was würde er darum geben jetzt dort an seinem Platz zu stehen und Toshiya würde auf ihn zugehen?
 

Toshiya würde nah vor ihm stehen und ihn mit einem verführerischen Blick ansehen und sanft eine seiner Hände auf seiner Schulter platzieren.

Kaoru konnte sich bildlich vorstellen wie Toshiya vor ihm stand und ihn ansah, obwohl er das Geschehen nur von weitem und vor allem Toshiya nur von hinten sah. Seine Fantasie war sogar so ausgeprägt, dass sich seine Wangen ein wenig rot färbten, als Toshiya einen schlanken Finger auf seine Lippen legte.

Erst als Kyo neben ihm geräuschvoll die Luft ausstieß erwachte er wieder aus seinem Tagtraum und sah wieder gebannt zu Toshiya und, ja leider, Uruha.
 

Inzwischen bereite es ihm schon fast Sorgen, dass Uruha Toshiya so lange gewähren ließ und etwas nervös rutschte er auf seinem Platz hin und her.

Gegen Uruha kam man doch nicht an!

„Wieso stößt er ihn denn gar nicht weg? Will er etwa was von ihm?“

Neben ihm schnaubte Daisuke empört über Kaorus dumme Frage und wedelte abwehrend mit der Hand.

„Ach Quatsch. Natürlich will Uruha nichts von Toshiya, das wäre ja noch schöner. Nur, würdest du Toshiya weggestoßen? Sei mal ehrlich, niemand würde ihn wegstoßen, wenn er so was mit einem macht. In dem Moment ist man einfach zu fasziniert von ihm, als dass man das machen würde. Dafür ist er einfach zu schön. Warte einen Moment, wenn Uruha es geschafft hat, seine Beherrschung wieder zu bekommen und sich von dem Anblick loszureißen, dann wird er ihn wegstoßen.“
 

Kaoru schluckte und war wieder bei dem, was er vorher schon gewusst hatte. Auf einer Seite beruhigte es ihn ungemein, dass es wohl tatsächlich nur an Toshiyas Ausstrahlung lag und anderseits verschlang ihn gerade mit Haut und Haaren wieder sein Tagtraum.

Nein, er hätte Toshiya niemals weggestoßen! Er wäre gar nicht auf die Idee gekommen. Natürlich hätte er das nicht getan, was für eine dumme Frage, schließlich wünschte er sich gerade nichts sehnlicher, als dass er dort stände und Toshiya ihn anmachen würde, selbst wenn das Resultat der Verlust seines Portemonnaies gewesen wäre, so wie es nun bei Uruha sein würde.
 

Toshiya war ihre Möglichkeit gewesen nah an Uruha ranzukommen. Während der Blauhaarige Uruha gerade zu in eine Schockstarre flirtete, ließ er eine Hand flink in die Tasche des Blonden gleiten und entwendete ihm sein Portemonnaie.

Einfach und effektiv.
 

Kurze Zeit später hatte Kyo sein Tauschgeschäft ausgehandelt: Nachhilfe gegen Portemonnaie. Und kaum hatte Kaoru sich versehen, da saß er auch schon alleine mit Toshiya auf der Bank.

Daisuke hatte sich nach gelungener Tat sofort zurückgezogen und Kyo war nun auch glücklich mit seinem Raubesgut abgezogen.
 

Toshiya saß neben ihm, hatte die Beine übereinander geschlagen und schob sich gerade einen Kaugummi in den Mund. Kaorus penetranten Blick schien er nicht zu bemerken.

„…ich hätte nicht gedacht, dass es funktioniert.“, versuchte Kaoru letztendlich die Stille zu brechen und Toshiya neben ihm grinste leicht.

„Ich wusste, dass es klappt.“

„Weil das immer so ist?“

„Wenn ich so was mache?“

Toshiya lachte leicht amüsiert, zuckte die Schultern und nickte schließlich doch zustimmend.

„Nicht unbedingt ein Talent mit dem man viel anfangen kann, aber heute hat‘s ja was gebracht.“
 

Kaoru lächelte leicht und langsam kam ihm der Gedanken, dass Toshiya, so locker wie er gerade mit ihm redete, vielleicht tatsächlich nicht wütend auf ihn war.

„Vorhin in der Pause…“

Kaoru hielt inne und überlegte, wie er das formulieren sollte, doch Toshiya verstand ihn auch so.

„Du warst Yuuichi zu nah. Bleib einfach immer auf der untersten Stufe, dann kriegen wir keine Probleme miteinander, okay?“
 

Toshiya lächelte ihn an, stand dann aber auf und schulterte seine Tasche.

„So ich mach mich dann auch vom Acker. Yuu wartet sicher schon.“

Und mit diesen Worten nickte Toshiya Kaoru nur noch einmal zu, drehte sich um und ließ einen überglücklichen Kaoru zurück.

Nun brauchte er nun wirklich kein Bild von seinen Gefühlen zu machen, um sie zu verstehen.

Er wusste einfach, dass er Toshiya mochte. Dass er ihn sehr mochte. Er war nicht Kyo, er würde es nicht gleich als die große Liebe verschreien. Aber doch, ja, er mochte ihn.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

*Wer es übrigens wissen will: Die Teletubbies versuchen schon seit Jahren die Weltherrschaft an sich zu reißen und Totchi durfte bloß nicht als Sonne arbeiten, da dieses Baby im Gegensatz zu ihm sprachlich noch nicht auf dem Niveau ist, ihre geheimen und bösen Machenschaften an irgendjemanden zu verraten ö.O!!!! (Daisuke weiß das nicht, sonst wäre natürlich der Job als Teletubbyland-Sonne auch irgendwie gut bei ihm angekommen)
 

Fuwaaah~ das Kapitel hat echt an mir gezogen beim schreiben. Es ist schwierig Kyo und Kaoru unter einen Hut zu bringen, besonders weil wir all das schon aus Kyos Sicht kennen. Was mir am meisten sorgen bereitet hat, ist, dass wir die Dialoge schonmal hatten und ich will ja nicht, dass es langweilig wird.
 

Uhn, gott sei dank sind die meisten relevanten dialoge jetzt schon vorbei ^^ Ein bisschen mehr Freiheit für mich OöO!!!
 

Achja, da ich hoffe das Kapitel mit acht unterkapiteln fertig zu bringen (das heißt ich bin beim schreiben schon bei der hälfte), muss ich mir langsam gedanken machen, wer in kapitel vier vorkommt und da ich in der beziehung noch seeehr unsicher bin, bin ich noch für (sinnvolle) vorschläge offen. Sinnvoll bedeutet, ich werde nicht über schon abhakte Charaktere wie Hizumi, Ruiza, etc schreiben und auch Yoshiki wird es nicht sein. Sonst ist alles, was ihr auf der Guest-Stars liste findet eine Option.
 

Wenn ich keine vorschläge kriege ist das pech und ich entscheide einfach allein xP.

Eine Stimme für Ni~ya ist schon notiert (ja, Ni~ya kommt auch noch. etwas mehr naito~ *__*)
 

Boah, lange nachrede, kurzer sinn. Danke fürs Lesen ^.^
 

edit: ich musste gerade leerzeilen einbauen, damit ihr übersichtlicher lesen könnt....ich wusste, dass das auf mexx öfters so gemacht wird, aber bisher war das bei mir nie notwendig gewesen...hmmm...ich werde mich also bemühen müssen, ab dem nächsten kapitel sinnvolle leerzeilen einzubauen.

3.3

Zu Neujahr gibts das neue Kapitel ^__^
 

ich wollte ja eigentlich schneller hochladen, aber es ging nunma net. Es tut mir leid X.x

ich höre besser auf jemals wieder zu sagen, ich wills schneller machen, weil dann enttäusche ich alle nur TT____TT
 

besonders jetzt...ich hab das nächste kapitel noch nicht mal fertig. Weil ich über weihnachten net am pc war und dann hab ich besuch bekommen und wuaaah~ eigentlich hab ich immer noch besuch >:<

dazu kommt, dass ich demnächst wohl prüfungen hab und dann werd ich auch weniger schreiben, jedenfalls sollte ich das.

Ich warn nur schonma vor.
 

boing, egal, have fun~
 


 


 

~~~3.3~~~Wanna play hide and seek?~~~3.3~~~
 


 


 


 

Als Kaoru zwei Tage nach seiner Erkenntnis, dass er Toshiya mochte, morgens zur Schule kam, saß Kyo bereits auf der Treppe neben dem Blauhaarigen und Kaoru ahnte schon, dass dieser Tag versprach reichlich ungewöhnlich zu werden.

Niemals hätte er erwartet, dass der Kleinere vor ihm in der Schule sein würde.
 

„Was machst du hier?“, fragte er also etwas überrascht und musterte Kyo vor ihm stehend etwas entsetzt.

„Schon wieder diese Frage…lasst euch doch mal was Neues einfallen.“

Toshiya schien das wohl auch schon gefragt zu haben, denn Yuuichi war es bestimmt nicht gewesen und Daisuke war noch nicht da.
 

„Angeblich wollte er nur mal sehen, was wir hier vor der Schule treiben. Aber irgendwie wirkt das verdächtig.“, antwortete Toshiya für Kyo und Kaoru ließ seinen Blick, der immer noch den Schulhof nach den Oberbösen abgesucht hatte, wieder zu Toshiya wandern und beobachtete, wie der Jüngere lächelnd an seiner Kippe zog.
 

„Allerdings…“, stimmte er murmelnd und leicht hypnotisiert zu und wandte seinen Blick schnell Kyo zu, der sich ja schließlich tatsächlich extrem ungewöhnlich benahm.

Kaoru runzelte die Stirn. Was hatte der hier schon zu suchen?

Um diese Uhrzeit war Kyo für gewöhnlich nicht mal ansprechbar. Nichts in der Welt hätte Kyo normalerweise dazu gebracht, zu solchen Unzeiten aufzustehen, so dass er pünktlich zur Schule kam.
 

Kaoru runzelte die Stirn und schielte zu Toshiya. Er selbst war auch extra ein wenig früher zur Schule gekommen, in der Hoffnung, dass Daisuke dann noch nicht da war. Er würde es niemals schaffen normal mit Toshiya zu reden, wenn er ständig diesen Kerl im Nacken sitzen hatte!

Also hatte er gehofft, dass Daisuke seinem Ruf als Böser alle Ehre machen und zu spät kommen würde. Und das hatte er getan.
 

Kaoru schmunzelte leicht zufrieden darüber, dass sein Plan aufgegangen war und sah wieder zu Kyo.

Wie wahrscheinlich war es also, dass Kyo ganz ähnlich gedacht hatte?

Kaoru grinste. Ziemlich wahrscheinlich!

Uruha war der Vorzeigeschüler schlecht hin und Kyo hatte wohl angenommen, dass er pünktlich in der Schule ankam. Ein schöner Versuch von ihm, blöderweise hatte er sich verschätzt.
 

„Ich hätte dir sagen können, dass Uruha immer schon Ewigkeiten vor Schulbeginn hier ankommt und würdest du dich auch nur ein kleines bisschen mit anderen abgeben, dann hättest du das auch von alleine irgendwo aufgeschnappt. Uruha scheint ein Frühaufsteher zu sein. Also das krasse Gegenteil von dir. Im Übrigen, er ist der erste Typ der dich so früh aus dem Bett bekommt!“

„Tut er nicht.“

„Oh, sorry. Ich wusste nicht, dass ich halluziniere und du eigentlich noch im Bett liegst. Mein Fehler.“
 

Neben Kyo kicherte Toshiya leise und Kaoru spürte wie sein Herz einen kleinen Hüpfer machte.

Er sah zu Toshiya, der gerade seine Zigarette weg warf und sich eine neue hinauszog. Dieser sah Kaorus Blick, lächelte leicht und hielt ihm dann mit einem Zwinkern seine Schachtel hin.

Wahrscheinlich bloß zum Ausgleich, da Kaoru Toshiya vorgestern bei sich hatte schnorren lassen, doch er war trotzdem überglücklich über dieses Angebot.

Er nahm sich dankend eine Zigarette und sah dann erst wieder zu Kyo, der schon längst wieder dabei war sich engagiert zu verteidigen:
 

„Ich bin aufgestanden, weil ich gestern früh ins Bett bin und heute Morgen nicht mehr schlafen konnte.“

Kaoru zog eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht den Kopf. Wem wollte Kyo weiß machen, dass es tatsächlich passieren konnte, dass er nicht mehr schlafen konnte?

Das hatte er ja noch nie erlebt. Er hatte feststellen dürfen, dass Kyo immer und überall und vor allen Dingen ohne Ende schlafen konnte.
 

„Ich würde dir das ja gerne glauben, aber mal ehrlich, du kannst doch ohne Probleme 24 Stunden am Stück schlafen und die hattest du bestimmt noch nicht voll.“

„Ach vergiss es…“

„Keine faule Ausrede mehr auf Lager? Ich bin enttäuscht von dir.“, murmelte Kaoru nur und lehnte sich leicht grinsend zurück. Er zog den Rauch in seine Lunge und beobachtete wie Kyo neben sich auf seinem Lippenpiercing knabberte.

Das tat er öfters, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlte. Eine Kippe würde helfen, aber Kaoru würden den Teufel tun und Kyo seine eigene geben. Nicht diese!

Und so zog Kyo kurz darauf, nach dem Klingeln zur ersten Stunde, übermäßig missgelaunt in Richtung Klasse ab und Kaoru blieb alleine mit Yuuichi, seiner Kippe und Toshiya zurück, aufgelistet in der Reihenfolge nach aufsteigender Wichtigkeit.
 

Kaoru sah nur kurz Kyo hinterher, bevor er dann zu dem Blauhaarigen neben sich sah, welcher ebenfalls noch amüsiert Kyo bei seinem Abgang beobachtete.

Endlich war er mal mit ihm allein. Also mal abgesehen von Yuuichi, aber den konnte man doch eigentlich nicht mitzählen.

Kaoru hatte von Yuuichi noch nie einen einzigen Ton vernommen. Kein Kleiderrascheln, kein Husten, einfach nichts! Nicht mal seinen Atem konnte man hören. Es war im Prinzip so, als wäre er überhaupt nicht anwesend.
 

Kaoru schrak auf, als sich Toshiyas Blick auf ihn legte. Anscheinend war Kyo im Schulgebäude verschwunden, jedenfalls hatte er Toshiyas Aufmerksamkeit verloren. Wie es tatsächlich dazu gekommen war, interessierte Kaoru im Moment ehrlich gesagt reichlich wenig, denn in diesem Moment legte sich ein süßes Lächeln auf Toshiyas Lippen.
 

„Ich glaub, er ist verknallt…“, sagte Toshiya grinsend und einen Moment lang hatte Kaoru den Eindruck Toshiya würde von ihm sprechen, bis ihm dann klar wurde, dass er natürlich Kyo meinte.

Er nickte also leicht zustimmend und zog ein wenig nervös an seiner Kippe.
 

Er saß direkt neben ihm. Okay, da war schon ein gewisser Abstand, schließlich hatte Kyo vor kurzem noch zwischen ihnen gesessen, aber da er nun weg war, saß er neben ihm.

War das der Grund dafür, warum sein Kopf plötzlich wie leer gefegt war und ihm einfach nicht mehr einfiel, was er hatte sagen wollen?

Er hatte sich so gewünscht mit Toshiya allein zu sein, um mit ihm zu reden. Und nun hatte er die Chance und konnte sie nicht nutzen, weil sich leider sein Denkvermögen verabschiedet hatte.
 

„Mou…ich bin so verdammt müde…“ Murmelte Toshiya neben ihm und lehnte sich leicht zurück. Die Augen hatte der Blauhaarige geschlossen.

„Wieso?“

Kaoru konnte es kaum fassen. Sie sprachen miteinander! Selbst wenn es bisher nicht so besonders tiefsinnig war.

„Yuu schmeißt mich jeden Tag in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett…“
 

Kaoru warf einem zweifelnden Blick nach hinten zu dem Schwarzhaarigen, der sie aus dunklen Augen stumm beobachtete. Wie sollte dieses Persönchen jemals genug Durchsetzungsvermögen haben um Toshiya aus dem Bett zu schmeißen?

„…kann ich mir kaum vorstellen.“, antwortete Kaoru also wahrheitsgemäß und sah wieder zu Toshiya, der nun verschmitzt schmunzelte.

„Oh, er hat so seine Methoden, glaub mir! Das da hinten ist alles bloß Fassade, hinter der sich ein rücksichtsloser und herzloser…oh…hi Daidai!“, unterbrach Toshiya sich selbst und lächelte an Kaoru vorbei.
 

Doch sein Lächeln verging schnell, kaum hatte er Daisukes grimmige Miene registriert.

Auch Kaoru wandte seinen Blick dem Neuankömmling zu.

Dais Blick war genau auf ihn gerichtet und ließ daher keinen Zweifel aufkommen, dass es an ihm lag, dass sich sein Mund so verkniffen hatte, dass er nur noch aus zwei dünnen Strichen bestand.
 

Mit leicht verengten Augen funkelte Daisuke den pinkhaarigen Mitschüler an und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

„Hau ab!“, zischte Daisuke und nickte unwirsch in Richtung Schulgebäude.

Noch bevor Kaoru antworten konnte, sprach er weiter:

„Es hat schon geklingelt, müsstest du nicht schon längst in deiner Klasse sein und dich im Arschkriechen üben? Ich dulde dich hier, solange du nur Kyo begleitest. Aber wie ich sehe ist hier kein Kyo, also verschwinde.“
 

Kaoru seufzte und nickte sich resignierend selbst zu.

So hatte es ja kommen müssen. Kaum hatte er es geschafft mit Toshiya in ein Gespräch zu kommen, tauchte Daisuke auf und fing an rumzukeifen.

„Ist ja schon gut, ich verschwinde ja schon. Reg dich nicht so auf.“

Daisuke knurrte leise und sah Kaoru ungeduldig an.

„Worauf wartest du dann? Darauf dass ich dir mit einem Arschtritt helfe in Bewegung zu kommen?“
 

Kaoru hatte eigentlich nicht vor darauf einzugehen. So stand er einfach bloß auf und hing sich seine Tasche um.

„Tut mir leid, dass ich Kyo bei seinem plötzlichen Abgang nicht sofort hinterher gesprintet bin.“

Das hatte er sich dann aber doch nicht verkneifen können.

Er grinste leicht spöttisch und bewegte sich dann gemächlich in Richtung Schule. Hinter sich hörte er noch Daisuke wüten, der den Spott in seiner Stimme anscheinend gehört hatte.

Da würde Kyo sich mal wieder freuen, dass er sich so beliebt bei Dai gemacht hatte, dachte Kaoru noch, zuckte aber bloß die Schultern.

Passiert halt.
 

Ein Blick über die Schulter und Kaoru stellte verwundert fest, dass Daisuke dieses Mal sogar wütend auf Toshiya zu sein schien. Eigentlich hatte er gedacht, war Toshiya bei Daisuke ein erhabenes Wesen, das niemals unter seiner schlechten Laune zu leiden hatte.

Er hatte sich anscheinend geirrt. Jedenfalls keifte Daisuke momentan Toshiya an und machte sich, so stellte Kaoru mit einem zufriedenen Grinsen fest, bei den Jüngeren dabei mehr als unbeliebt.
 

Toshiyas sonst immer so freundliches Gesicht hatte sich inzwischen schon radikal verdunkelt.

Kaoru ging über den sich leerenden Schulhof und ins Schulgebäude, so dass er leider nicht mehr mitbekam, was sich draußen abspielte.
 

„Ich hab hier immer noch das Sagen und wenn ich sage, dass Kaoru bei uns nicht willkommen ist, dann mein ich das auch so!“

„Was hätte ich denn machen sollen?“, knurrte Toshiya mit finsterer Miene und drückte seine Zigarette auf dem Boden aus.

„Ihn wegschicken! Blöde Frage! Stell dich nicht so dumm Toshiya, okay? Mit deinem naiven Augengeklimper kannst du im übrigen auch nicht alles wieder gut machen. Find dich damit ab, dass das nicht bei jedem zieht. Wenn du mit dem Kerl flirten willst, dann musst du das leider wo anders machen, hier geht das jedenfalls nicht, Nutte! So nen schlechten Geschmack hätt ich dir eigentlich gar nicht zugetraut!“
 

Daisuke schien sich langsam in Rage zu reden, doch weiter kam er nicht, denn es schien nicht nur Toshiya so langsam zu reichen.

„Hör auf ihn zu beleidigen!! Noch ein Wort und…und…“

Toshiya sah überrascht zu Yuuichi der aufgesprungen war und vor unterdrückter Wut am ganzen Körper zitterte und anscheinend völlig überfordert mit der Situation war.

Gerührt lächelte Toshiya dem Schwarzhaarigen zu und stand auf.
 

„Eigentlich hätte ich mich ja selbst verteidigt, aber Yuui hat das ja schon übernommen…“

Er trat mit einem dankbaren Blick zu dem Schwarzhaarigen und strich diesem beruhigend durchs Haar.

Es war das erste Mal, dass sich ihre Rollen so vertauschten und nicht er Yuuichi verteidigte, sondern andersrum.
 

„Das ist komisch. Bisher hatte ich den Eindruck, dass mein naives Augengeklimper auch bei dir ganz gut klappt.“, wandte sich Toshiya dann letztendlich mit einem unschuldigen Ton und doch eisigem Blick wieder an Daisuke.

„Aber wenn das nicht mehr zieht, sollte ich mir vielleicht etwas anderes überlegen.“

Toshiya nahm Yuuichis Hand in die seine und zog den Anderen sanft mit sich.

„Wir gehen uns jetzt auch mal im Arschkriechen üben, falls du uns suchst. Zum Beispiel um dich zu entschuldigen. Ach ja, du solltest dir mal überlegen dir eine Selbsthilfegruppe zu suchen, die dir hilft deine Wut besser zu kontrollieren.“

Und plötzlich lächelte Toshiya wieder und ließ Daisuke immer noch vor Wut rauchend, aber auch ein wenig perplex einfach allein stehen.
 

„Du warst zu nett zu ihm…“, murmelte Yuuichi Toshiya zu, als sie schon einen gewissen Abstand zu Daisuke hatten.

„Und das ausgerechnet von dir, Yuu… Normalerweise bestehst du doch so darauf, dass ich nett bin.“

Toshiya lächelte kurz Yuuichi zu, der ihn völlig ernst musterte und das ganze anscheinend viel schlimmer fand als Toshiya.

„Er wird sich entschuldigen. Du wirst schon sehen. Spätestens morgen, wenn nicht sogar schon heute nach der Schule.“
 

Und Toshiya sollte Recht behalten.

Nach der letzte Stunden blieben Yuuichi und Toshiya noch eine Weile in ihrer Klasse, warteten, dass sich die Gänge leerten und als sie sich letztendlich sicher fühlten und aus ihrem Klassenzimmer traten, stand Daisuke einsam und verlassen wie ein begossener Pudel im Gang.

Er schien sich gerade zu fragen, ob er die beiden verpasst hatte, jedenfalls ließ er seinen Blick verzweifelt schweifen und als er Toshiya erblickte, machte sich eindeutig Erleichterung auf seinem Gesicht breit.
 

Toshiya unterdrückte ein Schmunzeln und ging einfach an dem Älteren vorbei, ohne ihm die geringste Beachtung zu schenken.

Daisuke ließ sich davon nicht abschrecken und schloss sofort auf, so dass er neben dem Blauhaarigen lief und Yuuichi ließ sich in Folge dessen diskret nach hinten Fallen.

„Toshiya, warte bitte!“

„Was ist? Willst du dich entschuldigen?“

„Ja..“

„Gut, ich höre.“
 

Er dachte gar nicht daran zu warten. Mit großen Schritten ging Toshiya den Flur lang und strebte auf den Ausgang zu.

„Ich war einfach wütend….“

Daisuke musste beinahe schon rennen, um mit Toshiya mitzuhalten.

„…und habe Dinge gesagt, die ich gar nicht so meine. Es tut mir wirklich leid. Bitte sei nicht böse…ich…ich geb dir auch was aus!“

Nun hielt Toshiya doch inne und musterte den Anderen zweifelnd.

„Du gibst mir was aus? Was denn?“

„Äh…was du willst!“
 

Toshiya warf einen zweifelnden Blick zu Yuuichi, welcher daraufhin nur die Schultern zuckte, was Toshiya ihm dann gleichtat.

„In Ordnung.“

Ein Lächeln stahl sich auf Daisukes Gesicht und er ließ erleichtert Luft aus seinen Lungen weichen.

„Okay… ich hab heute Abend ab 6 Uhr Zeit. Dann geb ich dir aus, was auch immer du haben willst?“

Toshiya musterte seinen Gegenüber, der immer noch aussah, als würde er jeden Moment mit einer Absage rechnen, und lächelte ihn dann wie gewohnt mitreißend an.

„Gut, dann bis heute Abend.“

Ein Nicken zu Yuuichi, als Zeichen, dass es weiterging, und die beiden ließen einen extrem glücklichen und erleichterten Daisuke zurück.
 

„Bitte geh nicht mit Daisuke weg…“

„Wieso?“

Der Angesprochene sah überrascht auf und musterte Yuuichi, der in ihrer Küche auf der Theke saß und Toshiya dabei beobachtete, wie er sich fertig machte.

„Hast du Angst alleine hier zu bleiben?“
 

Yuuichi zögerte mit seiner Antwort. Wenn er nun sagte, dass er Angst habe, dann würde Toshiya ohne Zweifel bleiben. Aber er wollte den Anderen einfach nicht anlügen und so widerstand er der Versuchung und schüttelte langsam den Kopf.

„Wieso dann?“

„Ich hab kein gutes Gefühl dabei…“
 

Die Jacke hatte Toshiya schon an, er hängte sich nur noch seine Tasche um und kam dann noch mal zu Yuuichi.

„Keine Sorge. Es wird schon nichts passieren. Er hat mich nämlich eigentlich ziemlich gern, weißt du?“, erklärte Toshiya lachend und wuschelte seinem Gegenüber durch das stufig geschnittene, schwarze Haar.
 

Yuuichi erwiderte nichts, ließ Toshiya bloß gewähren und senkte etwas bedrückt den Kopf. Er hatte geahnt, dass er ihn nicht zurückhalten würde können.

„Dann bis später.“, verabschiedete sich der Blauhaarige und hatte kurz darauf auch schon die Wohnung verlassen.

Yuuichi sah seinem Freund noch einen Moment lang hinterher und seufzte dann tonlos.

„Gerade dass er dich so gern hat, macht mir Sorgen.“, flüsterte er der geschlossenen Wohnungstür zu, wohl wissend, dass Toshiya dieses Argument niemals akzeptiert hätte, wenn er es denn gehört hätte.
 

Während Yuuichi verzweifelt darauf hoffte, dass alles gut ausging und auf Toshiyas Rückkehr wartete, war Toshiya noch ziemlich human zu Daisuke.

Eigentlich hätte er sich ja alles mögliche wünschen können, was Daisuke ihm dann ausgeben musste. Schließlich hatte Daisuke ihm keine Preisgrenze oder ähnliches gesetzt.

Aber Toshiya wollte nicht so fies sein und so musste Daisuke sich nicht in Schulden stürzen, um Toshiya wie versprochen etwas ausgeben zu können.
 

Toshiya ließ sich ein einfaches Abendessen bei Pizza Hut ausgeben und danach gingen sie noch ein wenig spazieren und redeten einfach miteinander.

Im Allgemeinen war es fast so, als wäre der Streit zwischen ihnen nie geschehen. Toshiya sah das Ganze eh nicht so eng und Daisuke hatte seine Wut über die Sorge, dass Toshiya ihn vielleicht nicht mehr mögen könnte, schon längst wieder vergessen.
 

So kam es, dass die Atmosphäre zwischen ihnen eigentlich sehr locker war, jedenfalls wenn man ignorierte, dass Daisuke versuchte Toshiya unter keinen Umständen irgendwie zu verärgern.

„Ich muss jetzt nach rechts…“, murmelte Daisuke abends um 10 Uhr abends dann und deutete um die Ecke in eine Straße, die zu ihm nach Hause führte.
 

Sie hatten sich allmählich auf den Weg zu sich nach Hause gemacht und standen nun an der Kreuzung, an der sich ihre Wege trennten.

„Du bist mir nicht mehr böse, oder?“

Daisuke sah Toshiya prüfend, aber auch ein wenig unsicher an. Dieser lächelte bloß und schüttelte den Kopf.

„Iie, ich war eigentlich nicht wirklich böse. Ich wusste ja, dass du es nicht so meintest. Obwohl ich immer noch finde, dass du überreagiert hast. Was regst du dich so über Kaoru auf? Warum verabscheust du ihn so?“
 

Das war eine Frage, die sich Toshiya schon seit längerer Zeit stellte.

Schließlich hatte Kaoru nichts unrechtes getan und sonst ignorierte Daisuke Kaoru doch auch. Er hätte ja nicht gleich so ausrasten müssen, nur weil Kaoru es gewagt hatte ohne Kyo dort zu sein.

Daisuke sah auf den Boden, zuckte die Schultern und murrte schließlich:

„Es ist einfach so.“
 

Sein Gegenüber, der verständlicherweise nichts mit dieser Antwort anfangen konnte, legte den Kopf etwas schief und sah Daisuke verständnislos an. Dieser knetete etwas unsicher seine Hände, während er noch mit einem Gedanken spielte und musterte den Blauhaarigen etwas zweifelnd.

Dann, kurz entschlossen, und ohne eigentlich vorher zu einem richtigen Ergebnis gekommen zu sein, zog Daisuke den Jüngeren zu sich.

Wenn er es jetzt nicht tat, wann dann? Wann würde er jemals wieder eine so perfekte Situation präsentiert bekommen?

Bevor Toshiya irgendwie reagieren konnte, hatte ihm Daisuke schon fast verzweifelt seine Lippen auf den Mund gedrückt, um ihn dann kurz darauf auch schon wieder ruckartig loszulassen und einen Schritt zurück zu treten.
 

„Keine Sorge, ich liebe dich nicht oder so…“ Murrte Daisuke sofort, als würde er mit dem grimmigen Ton versuchen, sich nach dieser Aktion selbst zu verteidigen, und hatte mit diesen Worten Toshiyas unausgesprochene Frage beantwortet.

Der Andere blinzelte, fuhr sich kurz mit einem Finger über die Lippen und sah Daisuke dann fragend an.

„Und wieso….?“
 

Es kam ja nicht unbedingt täglich vor, dass man aus heiterem Himmel geküsst wurde und danach gesagt bekam, dass man NICHT geliebt wurde. So was kam auf jeden Fall seltener vor, als dass man geküsst wurde und danach gesagt bekam, dass man geliebt wurde.

Da aber Toshiya keine Anzeichen machte, auf Daisuke losgehen zu wollen, schien dieser langsam seine Selbstschutzhaltung aufzugeben und ließ die Schultern sinken.
 

„Ich mag einfach deine Nähe. Die letzten Monate war ich immer allein. Jeden Tag, immer allein. Außer wenn Kyo mal vorbei kam. Was aber selten genug vorkam und dann schwiegen wir beide uns nur an. Aber mit dir ist das anders. Anders als mit ihm. Anders als mit anderen. Anderes als mit jedem! Deine Nähe ist angenehm und ich fühle mich wohl. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Nähe gespürt habe.“
 

Daisuke hielt beim Sprechen den Blick gesenkt und war plötzlich in Toshiyas Augen eine ganz andere Person.

Wie hatte er so blind sein können? Wie hatte er übersehen können, dass Daisuke genauso war, wie er selbst? Wie er selbst und Yuuichi auch. Er hatte Daisuke zuvor nicht für so jemanden gehalten. Doch wenn man ihn so sah, so ganz ohne Schutzschild, dann war klar, dass er eigentlich genauso wie sie beide war. Innerlich wohl einfach völlig zerstört.
 

Und deswegen empfanden sowohl Yuuichi als auch Daisuke Toshiyas Nähe automatisch als angenehm. Er war einfach genauso wie sie selbst. Er verstand sie. Nur wieso es nicht auch zwischen Yuuichi und Daisuke ebenso war, blieb ein Rätsel.
 

„Ich will dich nicht ausnutzen…aber ich hätte dich so gerne bei mir…nah bei mir! Nur einfach nicht mehr einsam sein…“

Daisuke stockte und sah vorsichtig auf. Er hatte vor eine seltsame Frage zu stellen. Eigentlich wollte er mehrere seltsame Fragen stellen, wenn er ehrlich war.

„…würdest du mir deine Nähe leihen?“
 

Toshiya kannte dieses Spiel schon. Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Selbst wenn Yuuichi ihn niemals nach seiner Nähe gefragt hatte.

Lächelnd trat er näher.

„Ich bin gut im Nähe geben.“

Daisuke blinzelte, als schien er nicht glauben zu können, dass Toshiya gerade tatsächlich irgendwie indirekt zugesagt hatte.

Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie auf Toshiyas Wange.
 

„Sicher?“

„Hai.“

Ein leichtes Lächeln…

„Danke.“

…und der eine beugte sich langsam zum anderen, bis sich ihre Lippen berührten. Dieses Mal ganz vorsichtig und liebevoll.
 

Toshiya lächelte ebenfalls.

So leicht konnte man jemanden glücklich machen, der vorher noch völlig verzweifelt gewesen war. Also was war schon dabei? Es war kein großes Ding jemandem seine Nähe zu leihen.

„Toshiya?“

„Hmm?“

Oder etwa doch?

„Würdest du mit mir schlafen?“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Okay...

also...ich geb zu: Toshiya & Kaoru ist scho ein standartpair....aber ich liebe dieses pairing >.< ich konnte es einfach nit weglassen. >.< eigentlich wollte ich ja besonders mal nit so langweilige pairs schreiben, weil die findet man ja überall, aber dieses eine pairing...das konnt ich mir nicht verkneifen.
 

ich hab übrigens festgestellt, dass meine ff für mich eine methode ist nicht in einsamkeit und spinnerei zu versinken ist xD ich wohn zum ersten mal in meinem leben alleine und wenn ich viel alleine bin, dann führ ich schonmal selbstgespräche und denk mir neue wörter aus....sowas in der art.

Ich glaub die FF hält mich davon ab, dass ich irgendwann meine eigene sprache erfunden habe mit der ich nur mit mir selbst sprechen kann Ö-ö
 

oh gott...ich dreh gerade ein wenig ab...krieg die letzten tage so wenig schlaf xD
 

Allen ein frohes Neues und einen guten Rutsch!!!!

3.4

Wuhu~

next chapter~ *___*
 

Ich bin glücklich, dass ich es noch in absehbarer Zeit geschafft habe.

Da ich über die weihnachtsferien besuch hatte, hatte ich nie zeit zum schreiben und danach fiel es mir auch einigermaßen schwer den anschluss wieder zu finden, jetzt habsch ihn aber. Der erste Teil vom neuen Kapitel hab ich sogar ziemlich flüssig runtergeschrieben.

Ich hoffe, das geht so weiter ^^

Yoa~ that's it.
 


 


 

~~~3.4~~~Wanna play hide and seek?~~~3.4~~~
 


 


 

„Wie geht es dir heute? Ich darf doch ’du’ sagen, oder? Mit Yuuichi habe ich mich darauf geeignet.
 

Ich hab gehört, ihr kommt auf der neuen Schule gut zu recht? Wie empfindest du das?
 

Gefällt es dir dort?
 


 

Willst du heute wieder nicht mit mir sprechen?
 

Mir haben deine früheren Therapeuten auch erzählt, dass du nicht sprichst, aber dir ist klar, dass du dich irgendwann öffnen musst?
 

Es kann nicht gut gehen, wenn du immer alles in dich hineinfrisst.“
 

Toshiya sah mit leerem Blick aus dem Fenster. Er musterte nicht die Gebäudefront, er sah nicht in den Himmel, er bespannte auch nicht die Nachbarn.

Sein Blick ging einfach ins Leere. In irgendeine weite Ferne, in eine Welt, die wohl nur er selbst kannte.

Das Gerede seines Therapeuten ging in ein Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Es war nicht sein erster Therapeut und wahrscheinlich auch nicht sein letzter.
 

Erst als der Minutenzeiger auf die Zwölf sprang, schien wieder Leben in Toshiyas Blick zu kommen.

Er sah sich kurz um, lächelte dem Therapeuten zu, stand auf und ging aus dem Zimmer.

„Schon klar, Zeit ist vorbei.“

Hörte er noch seinen Therapeuten sagen und grinste kurz.
 

Als Toshiya in die Küche kam, saß Yuuichi am Tisch und las pflichtbewusst in einem Schulbuch.

„Streber.“

Der Andere sah auf, als er Toshiyas Stimme hörte und runzelte die Stirn.
 

„Du hast dich wieder geweigert mit ihm zu sprechen, oder?“

„…ich brauch keine Therapie.“

„Sie ist aber Teil der Abmachung.“

„Darum geh ich ja hin. Es heißt in der Abmachung nur, dass ich da hingehen, nicht dass ich auch reden muss.“

„So hilft dir das aber nicht.“

„Wie gesagt: Ich brauche keine Therapie! Oder wirke ich etwa so, als bräuchte ich eine?“

Toshiya sah Yuuichi herausfordernd an.
 

Inzwischen hatte er sich ein Glas Wasser genommen und stand mit den Rücken an die Wand gelehnt dem Anderen gegenüber.

Doch nun, da er bemerkte, wie zögerlich Yuuichi ihn auf seine Herausforderung hin ansah, rutschte er etwas unruhig hin und her.
 

„Was gibt es da zu zögern?? Ich brauche keine Therapie!“

„Du verleihst deine Nähe!“

Yuuichi war aufgesprungen und sah Toshiya aufgebracht an.

„Findest du das etwa normal? Ich meine, wenn es bloß nebeneinander sitzen oder so wäre, würde ich ja gar nichts sagen, aber du übertreibst es.“
 

Mit einem leichten Kopfschütteln wandte sich Toshiya ab und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

„Die Diskussion hatten wir doch schon.“

Doch Yuuichi schien nicht der Meinung zu sein, dass sich das Thema damit erledigt hatte.

„Wie kannst du bloß mit ihm schlafen? Irre ich mich etwa und du liebst ihn tatsächlich? Sag schon, irre ich mich?“

„Nein! Natürlich liebe ich ihn nicht. Und er liebt mich auch nicht. Er braucht einfach die Nähe. Warum kannst du das nicht verstehen? Gerade du! Dir leihe ich doch auch irgendwie Nähe!“
 

Mit einem Knall schloss Yuuichi sein Buch und presste die Lippen aufeinander.

Ein deutlicher Hinweis für Toshiya, dass er wohl seine Grenze überschritten hatte und im gleichen Moment wurde ihm auch selber klar, dass es nicht so rüberkam, wie er es eigentlich hatte sagen wollen.
 

„Du vergleichst mich mit ihm?“

Yuuichi trat langsam mit einem bösen Blick näher auf den Blauhaarigen zu.

„Ich hab dich niemals darum geben, mir „Nähe“ zu leihen und vor allem habe ich dich niemals darum gebeten mit mir zu ficken! Und noch mal, du vergleichst mich mit ihm? Wir sind Freunde! Seit Jahren! Ich dachte das jedenfalls. Ich will nicht, dass du mir einfach bloß Nähe leihst, weil ich das brauche, wenn dahinter nicht mehr steht! Ich…“

Ein Zittern ging durch die Stimme des Schwarzhaarigen und er brach ab.
 

„Yuu…ich…“

„Nein!“

Langsam und vor allem voller Reue trat Toshiya zu dem Anderen.

Yuuichis Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und seine Lippen bebten.

„Ich bin doch nicht wie Daisuke für dich, oder?“

Es war nur ein leises Wispern, doch für Toshiya war es das Zeichen dafür, dass er Yuuichi jetzt wieder berühren durfte, ohne dass er auf Ablehnung traf.

Vorsichtig schlang er die Arme um den schmalen Oberkörper und zog ihn an sich.

„Nein, natürlich nicht. So hab ich das nicht gemeint. Bitte verzeih mir.“
 

Mit einer zarten Bewegung strich Toshiya Yuuichi über den Rücken und spürte gleichzeitig wie sich der Andere wieder etwas entspannte.

Wahrscheinlich lag das mehr an seinen Worten, als an seinen Streicheleinheiten.

„Ich sagte, ich liebe ihn nicht und das meinte ich auch so. Ich habe ihn vielleicht gern. Und ich habe Mitleid mit ihm. Ich freue mich, dass ich ihn glücklich machen kann ohne weiteres.“

„Ohne weiteres? Ich finde, mit ihm zu schlaf-„

„Ich bin noch nicht fertig!“, unterbrach dieses Mal Toshiya Yuuichi und zog kurz eine Schnute.

„Aber dich… dich liebe ich. Du bist mir extrem wichtig und mein bester Freund. Du bist ganz anders als er. Niemand auf dieser Welt ist mir so wichtig wie du es bist.“
 

Yuuichi öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Toshiya kam ihm zuvor:

„Natürlich habe ich auch Mitleid mit dir. Wie kann man kein Mitleid haben? Aber ..das ist doch nicht schlimm, oder? Ich leihe dir schließlich meine Nähe nicht nur deswegen. Ich bin auch gerne bei dir. Wir sind Freunde und als Freund liebe ich dich.“
 

Nun gänzlich besänftigt rieb sich Yuuichi über die Augen und die Tränen aus diesen, bevor er dann seinen besten Freund ansah.

„Ich dich auch. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass du einen Fehler machst, wenn du mit Daisuke schläfst, ohne ihn zu lieben!“
 

Seufzend löste sich Toshiya wieder von Yuuichi und schüttelte leicht den Kopf.

„Und schon sind wir wieder bei dem Thema. Ich glaube, ich lass dich mal alleine, sonst geht das ganze wieder von vorne los.“
 

„Was ist mit Kaoru?“

Toshiya, der gerade schon auf dem Weg ins andere Zimmer gewesen war, erstarrte in seiner Bewegung und ohne zu Yuuichi zu schauen, fragte er:

„Was soll mit ihm sein?“

„Na ja…du interessierst dich ungewöhnlich stark für ihn.“

„…Stimmt doch gar nicht.“

„Ach nein?“
 

Toshiya drehte sich zögerlich wieder um und sah nachdenklich zu Yuuichi.

„….ich…ich finde ihn einfach interessant. Und… er ist … nett. Mehr ist da nicht. Glaub ich.“

„Hmm…“

Yuuichi schien nicht überzeugt und Toshiya seinerseits leider auch nicht.
 

Etwas unsicher blickte er zu Yuuichi, dann wieder zur Tür, runzelte kurz die Stirn und zuckte dann die Schultern.

„Mehr ist da nicht.“, wiederholte sich der Blauhaarige und verließ das Zimmer.

In seinem Zimmer angekommen, ließ er sich erschöpft auf sein Bett fallen.
 

Es passierte nicht oft, dass er und Yuuichi sich stritten. Eigentlich so gut wie nie. Sie waren normalerweise ein Herz und eine Seele. Doch seitdem sie auf die neue Schule gingen und im Kontakt mit Daisuke standen, hatten sie öfters kleine Auseinandersetzungen.

Natürlich verstand Toshiya, dass sich der Andere bloß Sorgen um ihn machte, aber er hielt das nun mal für absolut unbegründet.
 

Er liebte Daisuke nicht und Daisuke liebte ihn nicht. Aber Daisuke war einsam, Daisuke hatte kein schönes Leben und nicht besonders viele Gründe zur Freude, also warum sollte er ihm einen so simplen Wunsch verweigern, wenn er ihm nichts weiter geben sollte, als seine Nähe?

Toshiya seufzte frustriert auf und starrte die Zimmerdecke an.

Ja, er gab es ja zu. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Daisuke Sex mit ihm haben wollte. Und das war auch tatsächlich ein wenig extrem, aber was sollte es? Solange keine Gefühle im Spiel waren, die verletzt werden konnten und solange er Daisuke damit helfen konnte, machte es ihm nichts aus.
 

Und Kaoru…

Toshiya runzelte die Stirn und wippte nervös mit den Zehen.

Er mochte ihn vielleicht tatsächlich etwas mehr, als es normal für ihn war. Auch das musste er anscheinend zugeben.

Wenn Kaoru da war, dann fühlte Toshiya sich zugleich unbehaglich und glücklich. Wenn Kaoru da war, wusste er nicht, ob er lieber zu Daisuke oder zu ihm schauen sollte. Wenn Kaoru da war, dann war Daisuke wütend.
 

„Scheiße…“, nuschelte Toshiya und setzte sich auf.

Aber wenn Daisuke ihn nicht liebte, dann war Toshiya doch wohl frei, sich für jemand anderen zu interessieren, nicht wahr?

Den Kopf hin und her wiegend stand Toshiya auf und ging im Zimmer umher.

Klar, er würde seine geliehene Nähe reduzieren müssen auf eine etwas weniger intime Art, aber das war doch wohl auch in Ordnung, oder?

Wahrscheinlich lag Daisukes Abneigung gegen Kaoru nur darin begründet, dass er seine Nähe gefährdet sah und nicht darin, dass er eifersüchtig auf ihn war.
 

Worauf sollte er auch eifersüchtig sein?

Bisher war ja nichts passiert und wahrscheinlich interessierte sich Kaoru eh nicht ernsthaft für Toshiya.

Toshiya hatte zwar bemerkt, dass der Pinkhaarige ihn beobachtete, aber er war nicht der erste, der dies tat. Das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten.

„Bisher ist nichts passiert und wahrscheinlich wird auch nie was passieren.“, murmelte Toshiya zu sich selbst und wäre fast an einem Herzinfekt dahingeschieden, als es plötzlich an die Tür klopfte.

So wäre tatsächlich nie was passiert.
 

„Ja?“

Die Türe öffnete sich einen kleinen Spalt und Yuuichi schob seinen Kopf hindurch und sah Toshiya mit großen Augen an.

„Es hat geklingelt…“

„Oh…“
 

Er war so in Gedanken gewesen, dass er das wohl überhört hatte und Yuuichi…Yuuichi würde niemals die Tür öffnen.

Allein schon der Gedanke, dass hinter der Tür eine fremde Person stand und ihn nichts bis auf das Holz von ihm trennte und er dann auch noch die Tür öffnen sollte, also die schützende Trennung entfernen….nein, Yuuichi würde niemals jemandem die Tür öffnen.

„Geh doch in dein Zimmer, dann könnt‘ ich den eventuellen Besuch sogar hereinbitten.“

Toshiya zwinkerte dem Schwarzhaarigen zu, der mit dankbar glänzenden Augen nickte und dann schnell in sein Zimmer verschwand.
 

Der Blauhaarige wartete, bis Yuuichi die Tür hinter sich geschlossen hatte, erst dann ging er zur Wohnungstür, um diese zu öffnen.

„Hey~“

Daisuke trat auf ihn zu, schlang einen Arm um ihn und küsste ihn sanft und gleichzeitig hungrig auf den Mund.

Toshiya seufzte. Einerseits war er versucht Daisuke einfach sofort von sich zu stoßen und anderseits…

Würde er ihm das jemals verzeihen?
 

Gott sei Dank, dass ihm diese Frage rechtzeitig durch den Kopf schoss.

Er ließ ihn also einen Moment lang gewähren, bevor er ihn dann die Hände auf die Brust legte und ihn vorsichtig von sich schob.

„Willst du nicht erst mal rein kommen? Ich mein, wir könnten die Nachbarn erschrecken. Obwohl…nein, lass hier bleiben, dann halten sie sich wenigstens von Yuu und mir fern.“

Toshiya grinste, trat aber trotzdem rückwärts weiter in den Flur und ließ Daisuke ihm folgen, was dieser auch tat.
 

„Tut mir leid, dass ich dich so überfalle. Ich … war in der Nähe und hatte nichts zu tun. Ich dachte….wir…“

Nachdem Daisuke kurz seinen Blick hatte schweifen lassen, wahrscheinlich auf der Suche nach Yuuichi, zog er seinen Gastgeber wieder näher zu sich und liebkoste kurz dessen Lippen.

„…ich dachte, du würdest mir vielleicht ein wenig Nähe geben.“

Toshiya hörte den Satz und er sah Daisukes funkelnde Augen und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.
 

Es war leider kein angenehmes Aufstellen der Nackenhaare.

Er wusste, was Daisuke damit meinte und er sah schon, wie die Augen des Älteren in die Richtung von Toshiyas Zimmer wanderten. Somit überraschte es ihn auch gar nicht, als er kurz darauf in eben diese Richtung gezogen wurde.
 

„Was ist mit Kaoru?“

Diesen Satz schien sein Kopf plötzlich auf repeat gestellt zu haben. Irgendwer hatte ein Band aufgenommen davon, wie Yuuichi ihn dies fragte, jedenfalls schrie ihm Yuuichi gerade in Toshiyas Kopf diese Frage entgegen.

Während Toshiya sich noch fragte, ob das Telepathie war, und Yuuichi, den er direkt hinter seiner Zimmertür vermutete, böse Blicke zuwarf, versuchte er diesen Gedanken in seinem Kopf einfach abzustellen.

Aber es war wohl zu spät.
 

„Könnten wir das bitte verschieben?“

Daisuke hatte ihn gerade zu sich aufs Bett gezogen, als Toshiya die Frage raus platzte.

Er hätte sie zurückgehalten, wenn nur irgendwie möglich.

„Was?“
 

Toshiya sah sofort, wie Daisuke wieder eine Mauer um sich zog.

Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, als Daisuke auch schon merklich zurückwich und von Toshiya abließ und in seinen Augen blitzte ein Funken von Misstrauen auf.

Und er wusste, wenn er nicht schnell eine logische und gleichzeitig ungefährlichere Erklärung lieferte als die, dass er momentan ständig Kaoru im Kopf rumschwirren hatte und sich so unmöglich auf Daisuke konzentrieren konnte, dann würde er noch reichlich Schwierigkeiten mit seinem Gegenüber bekommen.

Also improvisierte er.
 

„Es tut mir leid…es ist bloß, ich hab etwas Kopfschmerzen und ich fühl mich nicht so wohl.“

Toshiya blinzelte den Älteren etwas unsicher an und beobachtete seine Gesichtszüge, in der Hoffnung frühzeitig zu erfahren, ob er ihm glaubte oder nicht. Denn falls er es nicht tat, hatte er dann noch genügend Zeit entweder nachzulegen oder wegzurennen.
 

Weder das eine noch das andere war anscheinend von Nöten. Daisukes Augen wurden wieder sanfter und mit einem besorgten Blick strich er Toshiya auf seine Worte hin sanft durchs Haar.

„Soll ich dich dann lieber alleine lassen? Dann kannst du etwas schlafen, damit es dir bald besser geht.“
 

Toshiya bemühte sich nicht seinen Gefühlen nachzugeben und versuchte, anstatt glücklich und erleichtert auszusehen, einen einigermaßen Mitleid erregenden Gesichtsausdruck zu machen, während er leicht nickte.

Und obwohl er sich darüber freute, dass Daisuke ihn wieder mit seinen Gedanken alleine lassen würde und er nicht mit ihm schlafen musste, spürte er gleichzeitig schon, wie ein klein wenig Reue in ihm aufstieg.

Er wollte Daisuke doch glücklich machen und nicht ihn anlügen.
 

Er seufzte und ließ den Kopf ein wenig hängen, was allerdings bei Daisuke den Eindruck, dass es Toshiya wirklich schlecht ging, nur noch verstärkte.

Und so verschaffte sich Toshiya wenigstens für einen Tag Bedenkzeit, selbst wenn klar war, dass es eine einmalig funktionierende Methode war.
 


 

„Du bist in Toshiya verliebt!“

Kaoru warf sich erschöpft aufs Bett und zog die Stirn kraus.

Schön und gut. Eigentlich hatte er an diesem Satz nicht viel auszusetzen. Was auch? Rein inhaltlich: korrekt! Grammatikalisch: korrekt! Ausdruck: korrekt!

Was sollte er schon großartig weiter bemängeln?

Gut…inhaltlich war es zwar nicht inkorrekt, aber er würde das jetzt nicht direkt so formulieren. Aber das war nun mal Kyos Art.
 

Und da sind wir an dem Punkt, der Kaoru Sorgen bereitete: Woher wusste Kyo das?
 

Also, mal ganz im Ernst. Normalerweise lief es zwischen ihnen so, dass Kyo absolut keine Ahnung hatte und Kaoru dafür all die Ahnung hatte, die Kyo fehlte.

Sollte sich da etwa tatsächlich etwas dran geändert haben?

Nein…oder?
 

Aber woher konnte Kyo das dann wissen? War es so offensichtlich? Wusste Toshiya es eventuell auch schon und machte sich einen Spaß daraus Kaoru so zu sehen und ihm Hoffnung zu machen?

Nur ziemlich kurz quälte Kaoru dieser Gedanken, denn gleich darauf machte er sich klar, dass ein so liebevoller Mensch, wie Toshiya es war, so etwas niemals tun könnte.

Doch gleichzeitig war ihm bewusst, dass er eigentlich gar nicht wirklich wusste, ob Toshiya so ein liebevoller Mensch war, wie er sich einbildete.
 

Kaoru seufzte und warf einen Blick auf seine Uhr. Es würde nicht mehr lange dauern und Kyo würde bei ihm aufkreuzen und damit wäre er wieder bei dem Thema.

Woher wusste Kyo also, dass Kaoru sich hoffnungslos in Toshiya verknallt hatte?

Woher? Woher? Woher?
 

Als Kyo das in der Schule gesagt hatte, hätte Kaoru seinerseits fast einen Herzinfarkt bekommen. Selbst wenn Kyo danach seine Sorge zerstreut hatte, fragte er sich inzwischen doch wieder, ob hinter Kyos Aussage nicht doch etwas steckte.

Und falls es so war, war es dann schlimm? Er war schließlich sein bester Freund. Wenn es einer wissen sollte und durfte, dann war es ja wohl Kyo und niemand sonst.
 

Erneut seufzte Kaoru und setzte sich auf.

Er hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde Kyo sagen, was in ihm vorging und vielleicht hatte ja auch mal der Andere einen Rat für ihn. Wirklich darauf vertrauen tat er nicht, aber einen Versuch war es wert, oder etwa nicht?

Und selbst wenn Kyo ihm in dieser Situation nicht weiterhelfen konnte, dann würde es ihm vielleicht gut tun, mit seinem Freund darüber zu sprechen und er müsste das nicht mehr mit sich alleine rumschleppen.
 

Und bei dem Gedanken ging Kaoru auf, dass er seine eigene Verliebtheit seltsamerweise bisher als Last empfand. Eigentlich war man doch – jedenfalls stellte er sich das so vor, weil man das ja überall so las und hörte – geradezu beflügelt vor Glück, wenn man sich verliebte, oder etwa nicht?

Oder musste er sich erst Toshiyas Liebe zu ihm sicher sein, bevor der Zustand der Beflügelung eintrat?
 

Während Kaoru erneut ein Seufzer entfleuchte, klingelte es an der Tür Sturm und so rappelte sich der Pinkhaarige ein wenig träge auf, um Kyo die Tür zu öffnen.

Kaum hatte er dies getan, stürmte der Kleinere auch schon wutentbrannt in die Wohnung und Kaoru, der eigentlich gleich mit seiner Nachricht hatte herausrücken wollen, kam überhaupt nicht zu Wort.
 

„Du wirst nicht glauben, was gerade passiert ist.“

Kyo saß im Flur auf dem Boden und zerrte an seinen Schuhen, um sie gegen Hausschuhe auszuwechseln und eigentlich glaubte Kaoru jetzt schon zu wissen, was passiert war. Jedenfalls so in etwa. Aber Kyo zu liebe tat er ein wenig ahnungslos und fragte:

„Und was?“
 

Ein Schnauben und Kyo warf dramatisch seine Schuhe, denen er sich endlich entledigt hatte, in eine Ecke.

„Ruiza hat angerufen!“

Tadaaaa~ Treffer Nummer Eins! Genau mit so was hatte Kaoru gerechnet.

Aber damit Kyo die Freude am Erzählen nicht verging tat er so, als hätte er keine Ahnung gehabt und forderte den Kleinen mit einem aufmerksamen Blick dazu auf weiterzuerzählen, denn nun müsste außerdem der Teil kommen, dessen Einzelheiten Kaoru nicht von vorneherein erahnen konnte.
 

Und Kyo ließ sich nicht zweimal bitten.

„Erst haben wir nur so ein wenig geplaudert und plötzlich, aus heiterem Himmel, fragt er mich nach so nem Kerl!“

Kyo schnaubte und rappelte sich auf. Nach ein wenig Mitgefühl suchend sah er zu seinem besten Freund, welcher nun ebenfalls ein Schnaufen von sich gab, obwohl er selbst nicht der Meinung war, dass er darüber Schnaufen müsste, dass Ruiza Kyo nach einem Kerl fragte. Aber vielleicht würde Kyo ihm das noch erklären.
 

„Hizumi oder so…der wollte Ruiza irgendwie als Model engagieren!“

Kyo regte sich weiter auf, während Kaoru neben ihm immer noch befand, dass es prinzipiell doch nichts Schlechtes war, wenn Ruiza von jemandem als Model engagiert wurde. Schließlich war er doch ein Model.

„Irgend so ein Designstudent. Zunächst einmal ist das völlig unter Ruizas Würde und dann...“

Kyo fuchtelte heftigst mit seinen Händen in der Luft herum, während er Kaoru voraus zu dessen Zimmer ging.

„…wieso interessiert Ruiza sich für ihn?“
 

Kaoru war froh, dass Kyo ihm den Rücken zudrehte. Denn nun konnte er nicht an sich halten und einfach die ernste und entrüstete Miene machen, die Kyo von ihm erwartete. Es ging einfach nicht anders, er musste schmunzeln.

Darum ging es also. Kyo war eifersüchtig. Nicht mehr und nicht weniger. Es gab tatsächlich außer ihm noch einen Menschen, für den Ruiza sich interessierte und das machte den kleinen Schwarzhaarigen fertig.
 

„Jedenfalls…“

Kyo ließ sich auf Kaorus Bett fallen und breitete sich so aus, als wäre es sein eigenes. Der Besitzer selbst setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und drehte sich dem Kleinen zu.

„…jetzt soll ich etwas für ihn über diesen Hizumi herausfinden. Keine Ahnung wie…sein kleiner Bruder soll angeblich auf unsere Schule gehen, aber das könnte jeder sein. Und Shizumi ist ja nicht unbedingt ein so seltener Name. Wieso hab ich bloß ja gesagt? Verdammt! Immer wenn er mich mit so einer lieben Stimme um etwas bittet, kann ich nur ja sagen. Irgendwann bringt mich das noch echt in Schwierigkeiten.“, maulte Kyo vor sich hin und schien schon fast vergessen zu haben, dass Kaoru auch noch da war.
 

„Shizumi sagst du?“

„Jaja, Shizumi! Ich wollt's erst auch nicht glauben. Die müssen echt verrückte Eltern haben… Shizumi und Hizumi. Was für blöde Namen. Echt einfallslos.“

„In unsere Parallelklasse geht ein Shizumi. Und dessen Eltern sich echt verrückt…“

Und plötzlich wusste Kyo wieder ganz genau, dass Kaoru auch noch da war.

„Was? Echt?“

„Ja. So ein großer, schlaksiger, der ständig grinst. Ist immer mit so einem anderen großen, grinsenden Kerl zusammen. Und so weit ich weiß, wohnt er in dem verrückten Haus.

Deswegen glaub ich, dass seine Eltern verrückt sind. Richtig wissen tu ich es nicht. Aber er soll eigentlich ganz nett sein. Ich kenn ihn aber nicht richtig, nur halt so vom Sehen.“
 

Kyo betrachtete Kaoru einen Moment lang nachdenklich und kaute auf seiner Unterlippe, bevor er dann weitersprach.

„Sieht er gut aus?“

„Was?“

„Ja…schon klar, du stehst nicht auf Kerle, du kannst das nicht beurteilen und hast nicht drauf geachtet, blabla~…aber ich hoffe er sieht schlecht aus. Dann gibt es in dieser Familie kein gutes Erbmaterial…“
 

„Ähm…ja…darüber wollte ich noch mit dir sprechen.“, murmelte Kaoru. Jetzt wo Kyo das Thema schon ansprach, war wohl der perfekte Zeitpunkt gekommen, um Kyo zu sagen, dass er anscheinend doch mehr mit Männern anfangen konnte, als er zunächst gedacht hatte.

„Darüber dass es in der Familie schlechtes Erbmaterial gibt? Oh Gott, sag nicht, dass dieser Shizumi so gut aussieht, dass es selbst dir aufgefallen ist…“
 

Fluchend rappelte Kyo sich auf und wuschelte sich selbst verzweifelt durch das eh wild durcheinander stehende, schwarze Haar.

Gerade ging Kyo die Möglichkeiten durch, dass sich das gute Aussehen nicht an Hizumi vererbt hatte, was sich als schwierig herausstellte, da er nie in Biologie aufpasste und wahrscheinlich sogar nicht mal mitbekommen hatte, dass sie sogar schon Genetik und Vererbung besprochen hatten.
 

„Nein, eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich -“, begann Kaoru, doch er wurde schon im nächsten Moment wieder von Kyo unterbrochen, der gerade an seiner genetischen Unwissenheit verzweifelte und seine Wut darüber mit seiner generellen Wut auf Hizumi kombinierte:

„Hizumi! Was ist das schon für ein Name!? Ich hasse ihn!“
 

Kaoru seufzte und sah letztendlich ein, dass er heute wohl nicht mehr die Gelegenheit bekommen würde Kyo zu erzählen, dass er sich in Toshiya verliebt hatte.

Außer er ignorierte einfach, dass Kyo zeitgleich über den Zerstörer seines Liebesglücks schimpfte und im Sekundentakt neue Schimpfwörter erfand und ihm dabei natürlich kein Stück zuhörte.
 

Und selbst wenn Kaoru Kyo es eigentlich ganz gerne erzählt hätte, so befand er, würde er die Last auch noch eine Weile allein tragen können. Außerdem hätte Kyo ihm höchstwahrscheinlich eh keinen Rat geben können – er bekam ja nicht mal seine eigenen Liebesangelegenheiten geregelt, wie sollte er da Kaoru helfen. Er würde es schon früh genug erfahren und bis dahin würde Kaoru erst mal Kyo mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn dieser gerade einen Nervenzusammenbruch erlitt.
 

„…du kennst ihn doch gar nicht.“

„Das hat damit überhaupt nichts zu tun! Er klaut mir Rui!“

„Er kann dir nichts klauen, was du gar nicht besitzt.“

„Argh! Ich hasse dich!“

„Wenigstens kennst du mich…“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 


 

kleine Sis: Wenn ihr nach köln fahrt mit dem besuch, kann ich dann mitfahren?

toto-Ro: Ja...klar.

kleine Sis: Wann fahrt ihr denn? Wisst ihr das? Um wie viel Uhr denn`? Muss ich früh aufstehen...

toto-Ro: ~.~ Müssen wir das mitten in der Nacht besprechen?

kleine Sis: Eigentlich ist es ja schon nach Mitternacht.

toto-Ro: Ö____ö ja, Uruha!

kleine Sis: hä? Wers Uruha?
 

In der Nacht wusste ich das noch nicht zu schätzen...ich war müde! Aber am nächsten morgen hab ich mich sehr darüber gefreut xD
 

ok, das war sinnlos.

Baibaiki~

3.5

Jaa~ Klausuren geschrieben und jetzt gehts nur noch darum zu beten, dass sie auch bestanden sind. Es tut mir für diese lange Wartezeit leid, aber ich war im klausurenstress, beta auch...da lässt sich nichts machen. Gomen~

Ich hoffe, dass es trotzdem gefällt ^^
 


 


 

~~~3.5~~~Wanna play hide and seek?~~~3.5~~~
 


 


 

Die letzten Wochen waren für Kaoru wirklich nicht besonders erfreulich gewesen und das, obwohl sie das eigentlich hätten sein sollen.
 

Schließlich bekam man nicht jeden Tag die Chance als angehender Fotograf ein echtes Model zu fotografieren. Er wollte zwar später nicht sein Geld damit verdienen Modeaufnahmen zu machen, aber trotzdem war das eine wichtige Erfahrung und er hätte sich niemals erträumen lassen, dass ihm so etwas einfach so zugeflogen käme.

Und alles nur, weil er diesen Shizumi flüchtig kannte und dieser ihn an seinen Bruder empfohlen hatte, weiß der Teufel woher der wusste, dass Kaoru Fotograf werden wollte.

Er konnte sich eigentlich nicht erinnern, jemals vernünftig mit diesem Kerl gesprochen zu haben, aber er wusste, nun würde er ihm wohl auf ewig dankbar sein.
 

Leider konnte sich Kaoru aber nicht wirklich über dieses Glück freuen, denn seitdem Hizumi auf Shizumis Rat hin Kaoru aufgesucht hatte, um ihn darum zu bitten Modefotos von Ruiza zu schießen, war Kyo schlecht gelaunt.

Zuerst hatte er sich sogar geweigert mit Kaoru zu sprechen, hatte es anscheinend als Verrat angesehen, dass Kaoru sich von seinem Widersacher engagieren ließ und war schließlich dazu übergegangen, diese Tatsache so weit zu ignorieren, dass er zwar wieder mit Kaoru sprach, allerdings aber sofort einen Wutausbruch bekam, wenn er den Namen „Hizumi“ nur hörte.
 

Für Kaoru war es ein harter Schlag mit der Ignoranz Kyos gestraft zu werden, weil dieser schließlich sein erster, einziger und bester Freund war. Doch auf der anderen Seite kannte er Kyo inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er ein schrecklicher Dickkopf war, der an einer Sache, egal wie sinnlos sie auch sein möge, festhielt bis der Weltuntergang bevorstand. Einzige Ausnahme bestand darin, dass Kyo selber erkannte, dass sein Weg nicht der beste war – was wirklich außerordentlich selten der Fall war. Dann jedenfalls schwenkte seine Haltung zur Überraschung aller ziemlich schnell auf den nächsten, oft auch völlig entgegengesetzten Standpunkt um und das Spiel begann von vorne.
 

Da Kaoru dies wusste, beschwerte er sich nicht und hoffte inbrünstig auf Kyos Einsicht, die nur darin liegen konnte, dass der kleine Dickkopf endlich begriff, dass er inzwischen schon Hals über Kopf in Uruha verliebt war und nicht mehr in Ruiza.
 

Dann würde wahrscheinlich auch Kaoru sein Verrat vergeben sein und dann würde Kaoru auch endlich die Chance bekommen Kyo zu sagen, dass er in Toshiya verknallt war.

Ja, Kyo wusste es tatsächlich noch nicht, obwohl einige Zeit seit seinem ersten Versuch vergangen war.
 

Solange das allerdings noch der Fall, versuchte Kaoru, gutmütig wie er nun mal war, Kyo bei Seite zu stehen und ihm ein guter Freund zu sein.

Da Kyo nebenbei auch sehr damit beschäftigt war in Verzweiflung darüber zu versinken, dass Uruha nicht mehr mit ihm sprach und eine Barriere zwischen ihnen errichtet hatte, die niemand überwinden konnte, der nicht Mitglied der High Society war, hatte Kaoru viel Zeit für sich und seine eigenen Gefühle und Gedanken.
 

Das war nicht unbedingt eine gute Sache, denn er ließ sich davon allzu sehr ablenken und umso mehr er darüber nachdachte, desto unsicherer wurde er.

Was, wenn Toshiya ihn abwies, sollte er tatsächlich irgendwann den Mut aufbringen ihm zu gestehen, dass er in ihn verknallt war?

Was, wenn sein Herz dabei zerbrach?

Was, wenn er Kyo dann nie wieder zu den Bösen begleiten konnte, weil er den Anblick Toshiyas nicht ertragen könnte und Kyos und seine Freundschaft daran zerbrach?
 

All diese Fragen hatte er sich gestellt und seit kurzem wurde er von noch viel stärkeren Befürchtungen geplagt.

In jeder Pause war es ihm von neuem aufgefallen und in jeder Pause hatte sich dieses ungute Gefühl in seiner Brust ausgebreitet, wenn er wieder hatte beobachten dürfen, wie schrecklich glücklich Daisuke in letzter Zeit war.
 

Natürlich wünschte er dem zwangsernannten Oberbösen nichts Schlechtes. Unter normalen Umständen hätte er sich für Daisuke gefreut, dass er glücklich war. Aber er kam nicht umhin zu bemerken, dass Daisukes Fröhlichkeit mit seiner Nähe zu Toshiya zusammenhing, denn diese hatte deutlich zugenommen!
 

Während Daisuke also täglich glücklicher wurde, wurde Kaoru täglich unglücklicher. Er überspielte es, versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber er wusste nicht wie gut ihm das gelang.

Gott sei Dank gab es niemanden, der seine sinkende Stimmung bemerken konnte, denn Kyo war viel zu sehr mit sich selbst und seine Eltern mit ihrer Arbeit beschäftigt.
 

So blieb Kaoru mit seinen Sorgen alleine und hatte festgestellt, dass er Daisuke inzwischen sogar schon ein gutes Stück verabscheute.

Dafür war er eigentlich nicht der Typ. Normalerweise mochte er jeden, wenn er sich ihm gegenüber nicht wirklich abscheulich verhalten hatte und eigentlich hatte Daisuke die Grenze in seinem Verhalten ihm gegenüber noch nicht überschritten. Und trotzdem.
 

Er hatte gehofft nach Toshiyas Streit mit Daisuke, dessen Anfang er noch hatte beobachten dürfen, hätten die beiden sich ein wenig voneinander entfernt.

Aber nun wirkte es auf ihn eher so, als wären sie sich noch näher gekommen!

Da Kyo ihn mit zunehmender Häufigkeit aus irgendeiner Laune heraus in den Pausen einfach mal alleine irgendwo rumstehen ließ, hatte Kaoru viele Möglichkeiten gehabt, Toshiya und Daisuke ungestört zu beobachten, und was er sah, gefiel ihm gar nicht.
 

„Scheiße~“, fluchte Kaoru, nicht besonders ausdruckstark, sondern eher sehr niedergeschlagen und ließ sich in die Hocke sinken.

Mit betrübtem Blick betrachtete er die Blume, die vor ihm aus dem Boden wuchs und hob seine Kamera.
 

Er war in den Park gegangen, um zu fotografieren und gleichzeitig in der Hoffnung, das würde ihn etwas ablenken.

Diese Hoffnung war eindeutig nicht in Erfüllung gegangen.

Er dachte sogar mehr als zuvor an Toshiya. Besonders nun, wo er vor dieser blauen Blume saß, an der gerade in dem Moment seiner Aufnahme ein Wassertropfen abperlte und zu Boden fiel. Er fing den Tropfen mitten im Fall ein und ihn überkam der Gedanke, dass die Blume wohl für ihn weinte.
 

Vor wenigen Minuten hatte es noch in Strömen geregnet, doch nun hatten sich die Wolken gelichtet und Kaoru klappte seinen Regenschirm zusammen.

Er hatte wunderschöne Naturaufnahmen machen können, doch die schönste – und das wusste er schon, bevor er das Bild tatsächlich auf der Anzeige gesehen hatte – war die jener blauen Blume.
 

„Ich muss mit ihm reden.“, sagte er der kleinen Blume, sah sie ernst an und stand dann auf.

Er würde so nicht weitermachen können.

Wenigstens insofern war dieser Ausflug in den Park noch nützlich gewesen. Er hatte einen klaren Kopf bekommen und ihm war nun klar, dass er unbedingt mit Toshiya sprechen musste.
 

Ihm war alles recht. Er würde auch ein Nein akzeptieren, aber er konnte nicht in dieser Unwissenheit leben und gleichzeitig Toshiya mit Daisuke sehen. Vor allen Dingen konnte er nicht mehr viel länger so tun, als wäre alles mit ihm in Ordnung.
 

Den Plan mit Toto zu reden, behielt Kaoru circa eine Woche lang im Kopf und machte sich fast ununterbrochen Gedanken darüber, wie er das überhaupt anstellen sollte.

Wenn er in der Pause einfach zu ihm ging, um mit ihm zu reden, dann würde er immer Daisuke im Nacken sitzen haben.

Angenommen er schickte Kaoru nicht gleich weg, dann könnte er immer noch Toshiya beeinflussen.

Nein, so ging es schon mal nicht.
 

Er musste Toshiya unbedingt von diesem Kerl wegbekommen. Andernfalls hatte er keine Chance.

Und da Kaoru weder Handynummer, E-Mail-Adresse noch die richtige Adresse von Toshiya kannte, blieb ihm nichts anderes übrig, als doch in der Pause den ersten Schritt zu machen.
 

Am Ende dieser beinahe schlaflosen Woche, ging Kaoru also mit einem Umschlag in der Hand ohne Geleitschutz aka Kyo, denn dieser war momentan nicht unbedingt ansprechbar, zu den Bösen, die wie gewohnt auf der Treppe zum Schuldach saßen.
 

Yuuichi schien ihn schon früh bemerkt zu haben, denn sein Blick wanderte ein wenig unruhig zwischen Daisuke, Toshiya und Kaoru hin und her.

Die anderen beiden Bösen allerdings waren viel zu beschäftigt, um Kaoru zu bemerken und bei dem Anblick wurde Kaoru beinahe schon wieder so sehr entmutigt, dass er einen Moment darüber nachdachte, die Flucht zu ergreifen.

Doch nur einen Moment lang. Denn im nächsten Moment bemerkte ihn auch Toshiya.
 

Vorher hatte dieser noch auf dem Schoß von Daisuke gesessen, welcher die Arme um ihn geschlungen hatte. Ihre Köpfe hatten nah bei einander gesteckt und sie hatten leise miteinander gesprochen.

Doch Toshiya hatte bemerkt, wie unruhig Yuuichi plötzlich geworden war und beim Aufsehen war ihm Kaoru, der sich ihnen näherte, ins Auge gefallen.
 

Schnell löste er sich reflexartig aus Daisukes Griff und rutschte von seinem Schoß auf die Treppenstufen. Den erst irritierten Blick von Daisuke bemerkte er nicht, auch nicht wie dieser Blick sich später veränderte.

Er hatte gerade nur Augen für Kaoru, der bestärkt von Toshiyas Reaktion nun mit neuem Mut auf sie zukam.
 

„Was will- “, begann Daisuke, doch Kaoru, der ihn gar nicht beachtete, unterbrach ihn:

„Hier. Das ist für dich. Öffne es erst, wenn du zu Hause bist, okay?“

Kaoru sah Toshiya tief in die braunen Augen, nachdem er ihm den Umschlag überreicht hatte, und lächelte leicht, bevor er sich dann wegdrehte und wieder dahin ging, woher er gekommen war.
 

Toshiya blickte Kaoru einen Moment lang regungslos hinterher und war zunächst so von seinen Gefühlen überrumpelt, dass er nicht mal mitbekam, dass Daisuke ihn schon wiederholt gefragt hatte, was das für ein Umschlag sei.

Erst als Daisuke die Hand ausstreckte und versuchte Toshiya den Umschlag abzunehmen, wandte Toshiya wieder seinen Blick von Kaorus Rücken, klammerte sich augenblicklich an den Umschlag und brachte ihn aus Daisuke Reichweite.
 

„Ich soll ihn später öffnen und das werde ich auch tun!“

Mit diesem Satz warf Toshiya Daisuke noch einen warnenden Blick zu und verstaute den Umschlag in seiner Tasche.
 

Die Stimmung in der Gruppe hatte augenblicklich ihren Tiefpunkt erreicht, denn Daisuke fiel urplötzlich in tiefe Depressionen, welche er Toshiya zuschrieb.

Und da Toshiya nicht einsah sich dafür zu entschuldigen, wurde den Rest der Pause kein Wort mehr gesprochen.

Toshiya sah in die eine Richtung und Daisuke in die andere.

Und Yuuichi ließ betrübt den Kopf sinken, da das begann, was er befürchtet hatte.
 

Doch egal wie schlimm die Stimmung auch werden mochte, Toshiya ließ sich nicht erweichen und behielt den geheimnisvollen Umschlag in seiner Tasche.

Kaoru hatte ihm gesagt, er solle ihn erst zu Hause öffnen und eben das wollte Toshiya auch tun, egal wie mies gelaunt Daisuke deswegen war oder werden würde.

Ehrlich gesagt bezweifelte Toshiya eh, dass Daisukes Laune noch weiter sinken konnte. Von daher hatte er nichts zu befürchten von der Seite.
 

Trotzdem war er wirklich froh, als die Pause zu Ende war und erst recht, als Yuuichi und er nach der Schule nach Hause kamen.

Hier war er sicher vor Daisukes bösen Blicken und wenn der andere so mies gelaunt war, dann hatte er auch mit keinem Besuch zu rechnen.

Abgesehen davon, durfte er nun endlich diesen mysteriösen Briefumschlag öffnen und ohne eine Erklärung an Yuuichi, verschwand er, kaum durch die Wohnungstür getreten, in sein Zimmer.

Yuuichi stand im Wohnungsflur, sah dem Blauhaarigen nach und wusste, dass sie nun schon bereits tief in der Sache drin steckten.
 

Toshiya seinerseits saß inzwischen mit klopfendem Herzen auf seinem Bett und hielt den Umschlag in seinen Händen.

Obwohl er wusste, dass keinesfalls etwas Schlechtes darin stehen konnte, wieso auch?, traute er sich kaum den Umschlag zu öffnen.

Vielleicht erhoffte er sich ja zu viel von dem Inhalt und war dann enttäuscht und einen Moment wollte er noch das Gefühl der Vorfreude und Nervosität auskosten.
 

Doch lange lies sich seine Neugierde nicht im Zaum halten und so öffnete er schon nach einer knappen Minute den Umschlag.

Er musste zugeben, nachdem er den Inhalt gesehen hatte, wünschte er sich, den Umschlag nicht geöffnet zu haben.

Was sollte das?

Wieso gab Kaoru ihm ein Bild von einer blauen Blume und machte so ein Geheimnis daraus?
 

Schon fast ein wenig wütend, da er eine solche Enttäuschung wegstecken musste, ließ Toshiya das Bild einfach fallen und machte sich daran den Umschlag zu inspizieren.

Vielleicht war da ja noch etwas drin.

Hatte Kaoru ihn damit aufziehen wollen?

Toshiya konnte es nichts fassen. Es war tatsächlich nur das Bild.
 

Toshiya nahm es wieder in die Hand und betrachtete es. Es war hübsch. Wirklich hübsch. Eine weinende blaue Blume.

Toshiya spürte wie sich sein Herz kurz zusammenzog und dann erst kam ihm der Gedanke, der jedem anderen wohl schon viel früher gekommen wäre.
 

Langsam, aus Angst doch wieder enttäuscht zu werden, drehte er das Bild um und tatsächlich, auf der Rückseite standen feinsäuberlich geschrieben ein paar Zeilen in Kaorus Handschrift.
 

„Triff dich bitte mit mir morgen allein.“
 

Und dahinter stand Zeit und Ort.

Einige Sekunden lang starrte Toshiya bloß den Schriftzug an, bevor er dann aufsprang und mit der Karte in der Hand in Yuuichis Zimmer rannte.
 

„Er will sich mit mir treffen! Allein! Morgen!“

Yuu blickte von seinem Buch auf und runzelte die Stirn.

„Und? Willst du gehen?“

„Ja! Natürlich!“, antworte Toshiya sofort, doch da Yuuichi seine Freude anscheinend nicht teilte, trübte sich die seine ein wenig und er sah seinen Freund zögerlich an.

„Wieso? Meinst du…ich sollte nicht?“

Auf diese Frage hin seufzte Yuuichi und schlug sein Buch zu, um sich ganz auf Toshiya und ihr Gespräch zu konzentrieren.

„Ich hab nichts gegen Kaoru. Ich denke, er ist sehr nett. Aber ich glaube…dass dir die Situation vielleicht über den Kopf wächst.“
 

Unverständlich legte Toshiya den Kopf schief und sah auf die Karte in seiner Hand.

„Was für eine Situation?“

„Das mit Kaoru und Daisuke. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das keine Folgen haben wird?“

„I-ich…“

Der Blauhaarige senkte betrübt den Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen. Doch. Genau das hatte er bisher gedacht. Nicht weil er naiv oder dumm war, sondern einfach, weil er die Folgen nicht wahrhaben wollte.
 

Nun schon ein gutes Stück unsicherer, ob er tatsächlich zu dem Treffen gehen sollte, sah er auf das Bild mit der blauen Blume und spürte, dass er einfach unendlich gerne hingehen würde.

Traurig sah er zu Yuuichi, als wartete er darauf, dass dieser ihm die Erlaubnis gab doch zu gehen.
 

„Toshiya…“, murmelte Yuuichi und fuhr sich verzweifelt durchs Haar.

Natürlich wollte er nicht, dass der andere so traurig war und obwohl er befürchtete, dass es nichts Gutes mit sich bringen konnte, wenn Toshiya sich darauf einließ, kam er der stummen Bitte seines Freundes nach.
 

„Wenn du wirklich gehen willst, dann geh einfach. Aber dir muss-“

Doch Toshiya hörte ihm nicht mehr zu.

Kaum hatte der erste Satz Yuuichis Lippen verlassen, als Toshiya auch schon über das ganze Gesicht strahlte und schnell das Zimmer verließ, um sich wieder in sein eigenes zurückzuziehen.
 

Dort angekommen las er immer und immer wieder den Text durch und verlor sich in der Betrachtung des Bildes.

Keinen einzigen Gedanken verschwendete er mehr an Daisuke oder was passieren könnte, wenn dieser herausfand, was morgen auch immer passieren möge.

Er war einfach voll in der Erwartung versunken, was Kaoru morgen vorhatte, wieso er ihn treffen wollte und mit jeder Sekunde, die er darüber nachdachte, desto höher wurden seine Erwartungen und umso stärker pochte ihm das Herz im Brustkorb.
 

Dieser Zustand hielt an, bis zum nächsten Tag und bis zu dem Zeitpunkt, zu welchem es sich lohnte sich auf den Weg zu machen.

Toshiya hatte einen unruhigen Vormittag verbracht.

Um 16 Uhr wollte Kaoru sich mit ihm treffen und Toshiya hatte mit flatternden Nerven den ganzen Tag darauf gewartet, dass er sich auf den Weg machen konnte.

Er war schon um 7 Uhr morgens auf den Beinen gewesen, was für ihn an einem Samstag eigentlich nicht die Regel war. Doch er hatte die Nacht sehr schlecht geschlafen und so hatte er am Morgen dann einfach nicht mehr im Bett ausharren können.

Dummerweise hatte er so eine lange Zeit vor sich, bevor es endlich zu ihrem Treffen kam und diese Zeit stellte sich als äußerst unerträglich und Toshiya selbst sich als ungewohnt ungeduldig heraus.
 

Der Park, in dem sich Kaoru mit ihm treffen wollte, war eigentlich nur 20 Minuten zu Fuß von Toshiyas Wohnung entfernt, doch da er so ungeduldig war, ging er schon um 15.13 los, anstatt um 15.40 und selbst bis zu diesem Zeitpunkt zu warten, war ihm schwergefallen.
 

Doch als er am verabredeten Ort ankam, musste er feststellen, dass er zu seiner Überraschung nicht als erster dort war.

Kaoru saß schon auf einer Bank und wartete auf ihn.
 

Dem Älteren war es ähnlich ergangen wie Toshiya, nur dass er sich mit noch mehr Ungewissheit rumgeplagt hatte. Er hatte nicht gewusst, ob Toshiya seine Bitte erfüllt und den Umschlag erst zu Hause geöffnet hatte und er hatte befürchtet, dass Daisuke trotzdem die Chance bekommen hatte, ihm das ganze zu vermasseln. Überhaupt wusste er nicht, ob Toshiya kam.
 

Da dies anscheinend der Fall war, fiel Kaoru, in dem Moment in dem er Toshiya erblickte und dieser anscheinend auch allein gekommen war, ein riesen Stein vom Herzen. Doch nun fürchtete er sich davor Toshiya zu sagen, dass er in ihn verknallt war und dass er mit ihm gehen wollte.

Langsam stand er auf, als sich der Blauhaarige ihm näherte und ihm fiel auf, dass der Jüngere in seiner Hand immer noch sein Bild von der Blume hielt.
 

„Hey…“

Toshiya stand nun genau vor Kaoru und sah ihn neugierig an.

Einerseits war er zwar nervös, aber auf der anderen Seite war ihm klar, dass er eigentlich nichts zu befürchten hatte. Seitdem er von dem Treffen wusste, war er durchgegangen, was bei ihrem Treffen, also genau jetzt, passieren könnte und eigentlich waren alle in Frage kommenden Möglichkeiten positiv.
 

„Hi.“, antwortete nun auch Kaoru und schaffte es, trotz seines rasenden Herzschlags, durch welchen er sich mehr als elend fühlte, leicht zu lächeln.

„Ich wollte mich hier mit dir treffen, weil ich dir was sagen muss und das geht einfach nicht vor Daisuke.“
 

Toshiya zuckte fast unmerklich zusammen. Daisuke.

Seit gestern hatte er nicht mehr an diesen gedacht. Warum musste Kaoru ihn unbedingt erwähnen? Er wollte nicht an ihn denken, denn ihm war genauso wie Kaoru und Yuuichi klar, dass das alles zerstören könnte.
 

„Wenn etwas zwischen dir und ihm ist…also, wenn ihr zusammen seid, dann brauch ich gar nicht weiter reden…“

Nach diesem Satz hielt Kaoru inne und sah Toshiya an. Nun war es an ihm. Er hatte im Prinzip schon klar gestellt, weswegen er Toshiya hierher gebeten hatte und es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet.

Und das ganze wurde nur noch schlimmer dadurch, dass nun eine Pause eintrat.

Toshiya stritt nicht sofort alles ab oder forderte Kaoru auf weiterzureden.
 

Er hatte anscheinend verstanden, dass es nun an ihm lag, aber er sagte nichts, sondern sah nur bedrückt zu Boden.

Wie würde Daisuke es aufnehmen, wenn er mit Kaoru ausging? Yuuichi hatte ihn gewarnt und selbst ohne diese Warnung, war ihm tief im Inneren eigentlich klar, dass so was nicht gut enden konnte.

Aber er wollte es nicht wahrhaben.

Noch während Toshiya seinen Blick zu Kaoru anhob verdrängte er den Gedanken.

„…sprich weiter.“
 

Und ein Siegerlächeln breitete sich auf Kaorus Gesicht aus. Offensichtlich wusste Toshiya, dass Daisuke sich für ihn interessierte, denn das war natürlich auch Kaoru aufgefallen – das Gesabber war ja kaum zu übersehen -, aber er hatte sich gegen Daisuke und für Kaoru entschieden.

Der Pinkhaarige hatte sich die ganzen letzten Wochen nicht einen Moment lang so glücklich und befreit gefühlt wie jetzt, wo er noch näher an Toshiya trat und diesem mit einem Gefühl der Sicherheit eine Hand auf die Wange legte.
 

„Ich weiß nicht, wie du das anstellst, aber ich kann an nichts anderes mehr denken als an dich. Ich will, dass du zu mir gehörst. Bitte, gehöre zu mir. Bitte, sei mein fester Freund.“, hauchte der Ältere leise und beugte sich vor, um seine Lippen sachte auf die Toshiyas zu legen.
 

Im ersten Augenblick erzitterten die Beine des Jüngeren und er spürte wie sein Herz plötzlich anfing noch schneller zu schlagen, als es das schon zuvor getan hatte.

Er hätte eigentlich nicht gedacht, dass noch schneller möglich wäre. Aber anscheinend war es das.

Ein wenig nach Halt suchend klammerte sich Toshiya in Kaorus Jackenstoff.

Es war ein unglaubliches Gefühl Kaoru zu küssen und vor allen Dingen nicht im entferntesten damit zu vergleichen, wie es war Daisuke zu küssen.
 

Er hatte nicht den Drang Kaoru wegzustoßen und den Kuss zu beenden, sondern eher im Gegenteil. Er wollte, dass dieser Kuss niemals zu Ende gehen möge.

Daher seufzte er doppelt enttäuscht auf, als sich Kaoru von ihm löste, um auf die Antwort zu warten, die Toshiya ihm ja noch geben musste.
 

Und einen kleinen Moment lang verschwand das Leben aus Toshiyas Blick und er sah einfach ins Leere, als ihm wieder durch den Kopf ging, was das für Konsequenzen haben könnte.

Doch nicht lange, denn er spürte, wie sich Kaorus Hand, die immer noch auf seiner Wange lag, etwas unruhig bewegte.

„Okay…“, flüsterte Toshiya letztendlich also, wieder mit einem Blick voller Leben und mit einem wie immer umwerfenden Lächeln, beugte sich vor und gab Kaoru einen kleinen Kuss.
 

„Ja?“

„Hey Dai.“

„Totchi?“

„Ja, bist du noch böse?“

Toshiya hielt am Abend des selben Tages ein wenig nervös den Telefonhörer in der Hand und wartete nun gespannt auf Daisukes Antwort. Hoffentlich war er nicht mehr böse, denn dann wäre es leichter ihm die Neuigkeit mitzuteilen.

„Nein!“

Die Antwort kam schnell und Daisuke klang auch alles andere als böse.

„Dann ist gut… ich...wollte dir was erzählen.“

„Ja?“

„Weißt du noch der Umschlag? Kaoru wollte sich heute mit mir treffen und er hat mich gefragt, ob ich mit ihm gehen will und ich hab ja gesagt.“, ratterte Toshiya schnell runter, um es hinter sich zu bringen.
 

Nun saß er ein wenig ängstlich vor der Reaktion auf seinem Bett. Doch diese ließ etwas auf sich warten. Erst war es völlig ruhig und dann, als Toshiya sich schon fragte, ob Daisuke überhaupt noch dran war, kam eine leise Antwort.

„Ahso…“

„Ja. Ich wollte dir Bescheid sagen, damit es dich nicht allzu sehr überrascht und natürlich…“

Toshiya zögerte einen Moment lang, bevor er weitersprach.

„…du weißt schon…ich kann dir gerne weiterhin Nähe leihen, aber es muss anders sein, verstehst du? Ich glaube, Kaoru würde es nicht gefallen, wenn ich weiterhin mit dir schlafe und er weiß auch nichts davon. Also bitte sag ihm nichts…“
 

Wieder dauerte es ein wenig bis Daisuke antwortete, doch seine Stimme klang fest und so wurde Toshiya mit mal zu mal sicherer.

„..okay. Ich verstehe….und küssen?“

„Das auch nicht. Vielleicht auf die Wange. Aber ich muss jetzt auflegen. Ich freu mich, dass du es so gut aufnimmst, wo du Kaoru doch nicht so magst. Bis Montag!“
 

Und mit diesen Worten legte Toshiya auf und das Telefon zur Seite.

Er atmete einmal kurz durch und strahlte dann Yuuichi an, der nun neugierig, da er von dem Telefonat gewusst hatte, schließlich hatte er es Toshiya empfohlen, in der Tür erschien.

Der Tag könnte für den Blauhaarigen nicht besser laufen. Jedenfalls hatte er momentan dieses Gefühl.
 

„Wie hat Dai reagiert?“

„Gut!“

Toshiya lachte und streckte die Arme in die Luft.

„Richtig gut! Alles läuft prima. Du hast dir um sonst Sorgen gemacht.“

„Ahso…sicher?“

Yuuichi runzelte ein wenig ungläubig die Stirn, doch Toshiya war gerade unempfindlich für diesen Pessimismus.

„Ja! Ich hab dir doch gesagt, er liebt mich nicht.“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Ich hatte irgendwas im kopf, was ich schreiben wollte...aber jetzt hats puff gemacht und alles ist weg... -.- also belass ich es hier bei.

Danke fürs lesen ^^

3.6

Tärääääää~
 

ich habs irgendwie mit diesen seltsamen einleitenden geräuschen...selbst wenn ihr sie nicht hört. Ihr könnt es ja laut vorlesen... ö.ö gut, das ist zu viel verlangt. Nicht jeder muss redend vorm pc sitzen wie ich xD
 

Vergebt mir mein sinnloses gelaber,

ich wünsche viel spaß mit dem Kapitel ^^
 


 


 

~~~3.6~~~Wanna play hide and seek?~~~3.6~~~
 


 


 


 

Als Toshiya am Morgen darauf aufwachte, war sein erster Gedanke bei Kaoru und das, obwohl das erste was er sah, Yuuichis Zornesfalte zwischen den Augenbrauen war. Und jene Zornesfalte lag darin begründet, dass Kaoru anscheinend an diesem Sonntagmorgen ähnlich aufgewacht war, nur um einiges früher.
 

Toshiya hätte Kaoru wenigstens, so beschwerte sich Yuuichi müde mit dem Telefon in der Hand, die Telefonnummer erst nach ihrem wohlverdienten Wochenende geben können.
 

Für Yuuichi ein Grund zur Trauer, für Toshiya einer zur Freude. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so darüber gefreut zu haben, Sonntags vor der Mittagszeit geweckt worden zu sein. Tatsächlich waren sie sogar weit vor der Mittagszeit, was auch erklärte, weswegen sogar Yuuichi, der nicht ganz so viel wert auf eine Nachtruhe bis 12 Uhr mittags legte, angepisst war.
 

“Hab ich dich geweckt? Das tut mir leid...”

Toshiya strahlte und kuschelte sich mit dem Telefon in die Hand wieder in die Bettdecke, während zeitgleich Yuuichi wieder frustriert das Zimmer verließ, mit dem Wissen, dass er es an diesem Morgen nicht mehr zu Stande bringen würde einzuschlafen.

“Nicht so schlimm. Ich freu mich, dass du anrufst.”

“Aber Yuuichi ist sauer auf mich, nicht wahr?”

“Ein wenig, aber er wird es verkraften. Du hast für mich die Schultage gerächt, an denen er mich teilweise so früh aus dem Bett schmeißt, dass wir sogar noch pünktlich im Unterricht wären, wenn dieser in Korea stattfände.”

“Nord oder Süd?”

“Ich glaub, dass ist in diesem Fall nicht von Bedeutung...”
 

Es entstand plötzlich eine kleine Pause. Ihnen war beiden klar, dass Kaoru nicht angerufen hatte um darüber zu diskutieren, ob der hypothetische Unterricht in Süd- oder Nordkorea stattgefunden hätte und ebenso wollte auch keiner der beiden tatsächlich darüber reden.
 

Sowohl Kaoru als auch Toshiya brannten innerlich darauf ihre Beziehung zu einander zu vertiefen. So abgegriffen das auch klingen mag, genau das war der Grund für Kaorus Anruf. Ihre Beziehung zueinander war bislang so oberflächlich gewesen, dass sie bisher nicht wussten, wie der jeweils andere reagieren würde. Auf was auch immer.
 

Selbst wenn es ihnen nicht ganz klar war, wollten beide eine gewisse Tiefe finden, eine gewisse Verlässlichkeit.

Und das konnte man nur erreichen, wenn man sich gründlich kennenlernte.
 

Es war eine Art Spiel. Kaoru hatte an dem Morgen schon länger im Bett gelegen und darüber nachgedacht, ob er es wagen sollte Toshiya anzurufen. Natürlich, sie waren nun zusammen und es war nicht ungewöhnlich, dass man seinen Freund anrief. Doch die Frage war ob 6.00 Uhr schon der geeignete Zeitpunkt war. Konnte die frische Beziehung schon Anrufe um Punkt 6 Uhr morgens verkraften? Wahrscheinlich nicht.

Er riss Yuuichi letztendlich erst um 6.32 Uhr aus einem friedlichen Schlaf.
 

Das Spiel bestand daraus auszutesten, wie der jeweils Andere auf die eigenen Taten und Worte reagieren würde und man konnte sagen, Runde eins ging durchaus positiv für Kaoru aus. Yuuichi war zwar verärgert, aber Toshiya hatte sich gefreut.
 

Nun aber zögerten beide weiter zu spielen. Es gab die Möglichkeit einfach mit dem Smalltalk fortzufahren oder irgendeiner sprang über seinen Schatten und sagte etwas von Gewicht für ihre Beziehung, natürlich in ängstlicher Erwartung dessen, was er als Antwort bekommen würde.
 

Kaoru traute sich zuerst.
 

“...ja. Von viel mehr Bedeutung ist, dass ich dich vermisst habe...”
 

Toshiyas erste Reaktion war es, sich unter der Bettdecke zu verstecken, doch da Kaoru das eh nicht mitbekam und es wahrscheinlich auch nicht den richtigen Eindruck vermittelt hätte, tauchte er schon sehr bald wieder auf und murmelte mit hochrotem Kopf ein “Ich dich auch” in den Hörer.
 

Nun konnte er nicht mehr an sich halten und er sprang aus dem Bett und lief aufgeregt durch die Wohnung, wo er letztendlich Yuuichi am Frühstückstisch vorfand, welchen dieser gerade gedeckt hatte.

Noch ganz kribbelig und hubbelig ließ er sich Yuu gegenüber nieder und nahm stumm dankend die Tasse Kaffee an, die ihm wortlos hingehalten wurde.
 

Es dauerte nicht mehr lange und Kaoru und er hatten ihr Gespräch beendet. Die erste Hürde hatten sie schon mal genommen. Es war immer das schwierigste den Anfang zu machen und so saß Toshiya jetzt im Nachhinein zufrieden am Frühstückstisch und trank seinen Kaffee, während Yuuichi immer noch wenig erfreut darüber war, dass das frische Paar unbedingt so früh am Morgen die erste Hürde nehmen musste.
 

“Morgen ist Schule.”

Toshiya blickte kurz fragend auf und zuckte die Schultern, bevor er sich wieder seinem Brötchen widmete.

“Ja, wieso?”

“Machst du dir keine Sorgen?”

“Nein, worüber?”
 

Eine kleine Pause entstand, in welcher Yuu seinen besten Freund resignierend musterte.
 

“Ist das eine Art von Verdrängung, glaubst du echt, dass alles problemlos laufen wird oder tust du nur so?”

Erneut sah Toshiya auf und dem anderen in die Augen und dieses Mal legte er sogar sein Brötchen bei Seite.
 

Und nun geschah etwas, was Yuuichi noch nie hatte erleben dürfen. Es war nicht so, als wenn es noch nie geschehen wäre, aber noch nie hatte Yuuichi es beobachten können.

Toshiyas Augen verloren ihren Glanz. Erst hatte Yuu gedacht, der andere würde ihn ansehen, aber auch das war nicht mehr ganz so sicher.

Er wusste nicht, wohin Toshiya sah, aber er wusste, dass er nicht wollte, dass Toshiya so etwas sah.
 

Toshiyas Augen strahlten normalerweise immer. Die braunen Augen waren immer warm und glänzend. Yuuichi brauchte nur hineinsehen und es ging ihm schon wieder besser. Sie waren sein Zufluchtsort. Wenn er in Panik geriet und er einfach nichts mehr wahrnahm, konnte nur Toshiya ihm helfen. Er sah ihn an, redete leise mit ihm und es war wie ein Zauber, den nur Toshiya mit seinen Augen durchführen konnte.

Doch nun. Mit so kalten und leeren Augen könnte man ihm nicht helfen. Wenn Toshiya ihn so ansah, dann war er nicht mehr Toshiya wie er ihn kannte und liebte. So war er nicht der Toshiya, dem er blind vertrauen konnte.
 

“Totchi?”
 

Es fiel Yuuichi schwer diese fremde Person anzusprechen. Normalerweise wäre er weggerannt, hätte sich einen sicheren Ort gesucht und einen kurzen Moment lang hatte er auch daran gedacht dies wirklich zu tun, doch es war immer noch Toshiya.

“Sag doch was...tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen.”

Es war ein hilfloser Versuch seinen Freund in die Wirklichkeit zurückzuholen, eine Reaktion zu bekommen und bei Gott endlich wieder den Glanz zurück in die braunen Augen zu holen.
 

Doch da Toshiya nicht reagierte, bekam Yuuichi langsam Angst und er spürte schon, wie sich automatisch sein Herzschlag beschleunigte und die Panik in ihm aufstieg.

Er hätte es zurückhalten können, wenn er die Gewissheit gehabt hätte, dass ja Toshiya da war, um ihm zu helfen, aber in dem Fall wäre es ja gar nicht so weit gekommen.
 

Als Yuuichi gerade klar wurde, in was für einem Teufelskreis er steckte, und seine Atmung schon begann unregelmäßig und ungewöhnlich heftig zu werden, schien sich Toshiya wieder zu fassen.

Der Blauhaarige blinzelte und als sich die Augenlider daraufhin wieder öffneten, war er wieder ganz der Alte.
 

“Hey, hey, hey~ was ist los? Bist du gerade zehn Mal um den Block gelaufen oder warum atmest du so? An deiner Ausdauer musst du aber noch arbeiten...”

Toshiya hatte eine Hand auf die Schulter seines hyperventilierenden Freundes gelegt und jagte diesem damit erst mal einen riesen Schrecken ein, nicht unbedingt das Ziel, welches er damit hatte erreichen wollte.
 

“Ich..ich...ich...”, versuchte Yuu einen Satz zu Stande zu bringen, doch jedes mal unterbrach er sich selbst mit einem stockenden Atemzug, bevor er zum zweiten Wort kommen konnte.

“Du..du...du beruhigst dich erst mal und dann isst du was. Wir machen heute Sport, damit du das nächste Mal nach dem Joggen nicht gleich wieder unfähig zur Kommunikation bist.”
 

“Das ist nicht lustig!”

Toshiya grinste breit, zufrieden darüber, dass der Andere sich wieder beruhigt hatte. Normalerweise war er ein wenig einfühlsamer, wenn Yuuichi einen Anfall hatte. Doch er ahnte, nein, eigentlich wusste er, was diese Attacke heute ausgelöst hatte und er wollte Yuu nicht das Gefühl geben, dass es etwas von Bedeutung war.
 

“Was war los mit dir?”

Anscheinend war seine Mission damit noch nicht erfüllt.

Yuuichi hatte tief durchgeatmet und beobachtete nun anklagend wie Toshiya in aller Seelenruhe in sein Brötchen biss.

“Mit mir? Was war los mit mir? Das fragst du mich? Der Kerl der mir gerade mit einer überdurchschnittlichen Herzfrequenz und einer Atmung wie nach einem Marathon gegenüber saß und dabei vorher nichts anderes gemacht hatte, als am Frühstückstisch zu sitzen. Irgendwas kommt mir an dieser Frage seltsam vor...ich weiß nicht genau was.”, murmelte Toshiya und legte naiv blinzelnd den Kopf schief.
 

“Toshiya~”

“Haa~, was könnte es bloß sein? Ich komm einfach nicht drauf. Weißt du es vielleicht?”

“Ich versteh nicht, warum du es mir nicht sagen willst!?”

Toshiya nahm sich seine Tasse und warf einen Blick hinein.

“Ich brauch mehr Kaffee.”
 

Toshiya stand auf, um sich neuen Kaffee zu holen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen besten Freund, der sich zwar anscheinend wieder beruhigt hatte, doch leider auch in letzter Zeit ihm gegenüber sehr misstrauisch war. Toshiya wusste nicht wie lange er das noch weiterhin so abtun konnte und es ärgerte ihn ein wenig, dass alle immer versuchten ihn zum Reden zu bringen. Es gab Dinge über die wollte er nun mal nicht reden. Auch mit Yuuichi nicht.
 

Es war nicht so, dass er Yuuichi ausschließen wollte. Eigentlich konnte er Yuuichi sonst immer alles erzählen. Aber bei dieser Sache. Er hatte Angst davor darüber zu sprechen. War es nun mit Yuuichi oder sonst wem. Er hatte wahrscheinlich Angst davor, weil er sich dann letztendlich etwas eingestehen müsste, was er doch so erfolgreich am ausblenden war.
 

Toshiya stieß einen kleinen Schrei aus, als ihm eine heiße Flüssigkeit über die Hand schwappte und erschrocken ließ er seine Tasse fallen, die mit einem lauten Klirren auf dem Boden zerschellte.
 

Yuuichi war ebenfalls erschrocken aufgesprungen und gemeinsam sahen sie nun auf die Scherben zwischen der braunen Brühe auf dem Boden.

“Was ist passiert?”

“Ich...ich war wohl so in Gedanken, dass ich nicht mitbekommen hab, dass meine Tasse schon voll war und hab weiter geschüttet.”
 

Toshiya blickte auf die Kaffeekanne, die er noch in der rechten Hand hielt und stellte sie bei Seite und griff statt dessen nach einem Lappen.

Yuuichi hatte schon angefangen die Scherben aufzusammeln und gab vor, vollends damit beschäftigt zu sein, doch Toshiya bemerkte die besorgten, flüchtigen Seitenblicke, die er ihm zuwarf und beschloss, dass er das Thema wechseln musste.
 

Es war eh an der Zeit, dass er eine Sache ansprach, die Yuuichi vielleicht nicht so freuen würde.

“Ahm...Kaoru hat gefragt, ob wir vielleicht mal was unternehmen wollen. Er hat Samstag vorgeschlagen.”

“Ahja...”

Yuuichi ließ die Scherben in den Müll fallen und sah Toshiya fragend an.

“Und weiter?”

“Ich hab zugesagt, aber du musst mitkommen...Ich will dich nicht den ganzen Samstag alleine lassen. Außerdem brauchst du dringend neue Klamotten. Du hast dich schon zu lange davor gedrückt weg zu gehen!”
 

Yuuichi seufzte und ließ den Kopf hängen. Ja, Toshiya hatte ja recht. Ausflüge zum Einkaufen und ähnliches machten im Angst und so versuchte er sie so lange wie möglich aufzuschieben. Und noch mehr recht hatte Toshiya mit der Vermutung, dass Yuuichi sich unwohl fühlen würde, wenn er einen ganzen Samstag alleine in der Wohnung sein musste. Es war ok, wenn Toshiya mal weg war. Ein paar Stunden konnte er das aushalten, aber wenn es zu lang war, dann kroch in ihm immer dieses Gefühl der Einsamkeit und Angst hoch.

“Komm schon...ich werde aussuchen wohin wir gehen und darauf achten, dass es die nicht so belebten Orte sind und werde Kaoru einbläuen, dass er dir nicht zu nah kommen darf. In Ordnung?”

Toshiya lächelte und streichelte seinem Freund durch das schwarze Haar, während dieser leicht nickend zusagte.

“Vielleicht sollten wir auch mal wieder deine Haare schneiden lassen...”

“Ach neee~ das muss doch nicht auch noch sein!!!!”
 

Lachend wischte Toto den restlichen Kaffee vom Boden und schmiss den Lappen in die Spüle. Er würde sein erstes Date mit Kaoru haben...na ja, wenn man das ein Date nennen konnte. Kaoru würde sich schon noch wundern.
 


 

Kaoru hatte diese Verwunderung schon etwas länger überwunden. Viel mehr hatte sie sich zu einer Resignation gewandelt, in der Erkenntnis, dass es anders einfach nicht möglich war. Es war Samstag die Woche darauf und er hatte heute endlich die Chance sich mit Toshiya zu treffen.

Er musste zugeben, er hätte sich ihr erstes Treffen vielleicht etwas intimer vorgestellt, nämlich einfach bloß zu zweit und so hatte ihn Toshiyas Anruf, in welchem er über Yuuichis Anwesenheit aufgeklärt wurde, erst etwas enttäuscht.
 

Doch bald war für Kaoru auch klar, dass die bloße Anwesenheit das geringste Übel war. Viel schlimmer waren eigentlich dessen Auswirkungen.

Er hatte sich schon gewundert, als Toshiya ihn gefragt hatte, ob er einen Stift da hatte.

Doch dann hatte Toshiya angefangen aufzuzählen, was Kaoru alles nicht machen durfte und welche Regeln zu befolgen waren.
 

Die da wären:

1. Unter keinen Umständen Yuuichi zu nah kommen. Egal was oder wo etwas passiert, Toshiya würde sich darum kommen.

2. Immer einen Sicherheitsabstand von mindestens 2 Metern einhalten.

3. - und das war der erste richtige Schock- Sich nicht Toshiya nähern! Denn dieser würde nicht von Yuuichis Seite weichen, solange sie unter Menschen waren.

4. Neben Toshiya stehen war nur dann erlaubt, wenn Yuuichi aus irgendwelchen Gründen vorübergehend nicht bei ihm war. Zum Beispiel, wenn Yuuichi in einer Umkleidekabine war.

Und 5. Kaoru hat kein Stimmrecht, in Sachen Ortauswahl. Es werden nur Vorschläge angenommen und auf ihre Tauglichkeit überprüft.
 

Im Endeffekt dachte Kaoru sich dann doch, dass mitschreiben nicht nötig gewesen wäre. Er musste sich nur zwei Sachen merken: Er durfte niemanden zu nah kommen und er hatte nichts zu sagen.

Es war nicht so, dass es ihn besonders störte, nichts zu sagen zu haben. Er war in der Beziehung sowieso eher zurückhaltend. Er dachte sich seinen Teil, aber er drängte den Leuten seine Meinung meistens nicht auf.

Viel schlimmer fand er dafür, dass er Toshiya partout nicht nahe kommen durfte, solange Yuuichi nicht aus irgendeinem Grund verschwand. Er konnte kaum beschreiben, wie sehr er sich wünschte, dass Yuuichi viele Klamotten kaufen wollte und mindestens die Hälfte der Zeit in irgendeiner Umkleidekabine verschwand.

Schließlich hatte er in der letzten Woche überhaupt kaum die Chance gehabt bei Toshiya zu sein. Toshiya ließ Yuuichi nur ungern alleine, weswegen er die Pause über immer bei den Bösen mit ihm war und nachmittags mit ihm nach Hause ging.

Natürlich war er ein paar Mal in den Pausen zu ihm gegangen, aber Kyo begleitete ihn momentan nicht immer oder war nur kurze Zeit da und so war er dann Daisukes Angriffen ausgeliefert.

Normalerweise nicht das Problem, aber er wollte seinem Freund auch keine Probleme machen und so kuschte er normalerweise, wenn er das Gefühl hatte, dass Daisuke kurz davor war endgültig auszuflippen.
 

Im übrigen war Daisuke in letzter Zeit noch reizbarer als sonst. Es ist wohl nicht mehr nötig zu erklären, wieso dies so war.
 

Von daher konnte es ja eigentlich nur besser werden, oder? Bisher hatte er noch nicht wirklich mitbekommen, wie es war den Blauhaarigen zum Freund zu haben und er fand das auch schade, aber heute würde er sein erstes Date mit Toshiya genießen und selbst 2 Meter Sicherheitsabstand sollten ihn nicht davon abhalten.
 

Mit diesen guten Vorsätzen stieß Kaoru die Tür von dem Haus auf, in welchem Toshiya und Yuuichi ihre Wohnung hatten. Es war Zeit die beiden abzuholen und dann würde er wohl auch endlich mal erfahren, wohin es heute ging.
 

Die beiden wohnten im dritten Stock und der rostige Fahrstuhl hatte anscheinend den Geist aufgegeben. Also quälte sich der Pinkhaarige wohl oder übel die Treppe hinauf.

Unendlich viele Stufen später stand Kaoru etwas schnaufend auf dem Treppenabsatz und musste feststellen, dass er seit dem Umzug an Fitness verloren hatte. Seitdem war er nämlich nicht mehr zum Fußballclub gegangen, obwohl er da schon vorher ein eher selten zu sehender Gast gewesen war.
 

Als er gerade überlegte, ob er wohl wieder anfangen sollte etwas Sport zu machen, ging die von ihm angestrebte Wohnungstür auf und wohl eine der letzten Personen, die Kaoru hier erwartet hätte, trat hinaus.
 

Er beobachtete mit tellergroßen Augen, wie Miyavi noch leise ein paar Wörter in die Wohnung sprach, dann zum Abschied eine Hand hob und sich auf dem Weg zur Treppe machte, an welcher Kaoru noch regenerierte.
 

Ganz nach Manier der Versauten und wie es sich nun mal für Miyavi gehörte, bekam Kaoru ein keckes Zwinkern zugeworfen und Miyavi hüpfte zufrieden die Treppen hinunter. Der Schulschlampe schien der ungläubige Blick, der sie verfolgte, nicht aufzufallen oder die Gewohnheit ließ sie das einfach ignorieren. Wie auch immer. Kaoru war jedenfalls geschockt.
 

Natürlich kannte er Miyavis Ruf und wusste somit auch, dass dieser mit allem und jedem ins Bett stieg.

Wenn man Miyavi irgendwo sah, dann hatte das meistens was mit Sex zu tun.

Aber nun?
 

Nein...oder?
 

Kaoru wollte Toshiya nicht misstrauen. Aber alles sprach dafür! Wenn Miyavi nicht Toshiya besucht hatte, dann müsste er für Yuuichi da gewesen sein und das war schließlich absolut unmöglich!

Einerseits konnte er es einfach nicht glauben und anderseits wusste er nicht, wie er Miyavis Besuch bei Toshiya und Yuuichi anders erklären konnte.
 

Ein bitteres Gefühl stieg in ihm hoch und er erkannte es schnell als Eifersucht.

Kaoru hielt sich eigentlich nicht für einen eifersüchtigen Menschen und normalerweise schätzte er sich damit richtig ein. Doch seine Besonnenheit wurde an diesem Tag im ersten Moment der Erkenntnis, dass Miyavi sich mit Toshiya traf, überschattet von den Ereignissen der letzten Wochen.
 

Er hatte Toshiyas Zusammenhalt mit Daisuke beobachtet und ihn noch nicht zwischen sich und Toshiya herstellen können. Es frustrierte ihn, dass sie zwar ein Paar waren, aber ihre intimsten Momente am Telefon stattfanden, da sie sich in der Realität immer mit irgendwelchen Störfaktoren konfrontiert sahen.

Und nun strebte er endlich ihr erstes Date an, dass auch schon nicht so lief wie er sich das vorstellte, und da kommt ihm Miyavi aus Toshiyas Wohnung entgegen. Gut gelaunt und mit einem eindeutigen Ruf!
 

Kaoru lehnte sich an die Wand, spürte irgendwo den Drang in sich in die Wohnung zu stürzen und seinem Ärger Luft zu machen, gleichzeitig würde er sich aber auch gerne in ein Mauseloch verkriechen und einfach nur seine offensichtliche Enttäuschung vor dem Rest der Welt verbergen.
 

Zuvor hatte er einen kleinen Moment lang daran gedacht, zu Kyo zu gehen und mit diesem über sein Dilemma zu reden. Doch kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, da verwarf er ihn auch schon wieder. Würde Kyo ihm zuhören? Nein, wahrscheinlich würde er Kaoru wieder das Wort abschneiden, so wie er es zum Beispiel getan hatte, als Kaoru den Versuch unternommen hatte ihm zu sagen, dass er und Toshiya zusammen waren.
 

Es war eine Sache von Kyo ignoriert zu werden, wenn es ihm gut ging und es war auch noch möglich gewesen damit umzugehen, als er befürchtet hatte, er würde Toshiya niemals für sich gewinnen.

Doch in so einem Moment wie jetzt brauchte er irgendeinen Beistand, sonst würde er noch durchdrehen.
 

Und zum ersten Mal empfand Kaoru Wut darüber wie Kyo ihn behandelte.
 

“Kao! Da bist du ja!”

Toshiya hatte ihn durch den Türspalt entdeckt und trat nun auf seinen Freund zu, schlang die Arme um diesen und drückte sich an ihn.

Er ahnte nicht, was für verwirrende Gefühlsströme er damit bei Kaoru auslöste, der abermals mit sich haderte, ob er seinem Ärger Luft machen oder abhauen sollte.

Doch Toshiyas Nähe schien ihn zu besänftigen und langsam schaltete sich auch der alte Kaoru in seinem Kopf wieder ein und verdrängte die Eifersucht wenigstens ein klein wenig.
 

“Hey~, was ist denn los?”

Noch etwas unzufrieden sah Kaoru seinem Freund in die Augen und suchte nach den richtigen Worten. Das Weite suchen und Toshiya anschnauzen hatten sich nach neusten Untersuchungen als nicht unbedingt die besten Optionen herausgestellt. Jedenfalls nun, wo er wieder klarer denken konnte, wusste er, dass es wahrscheinlich nicht klug war Toshiya wegen irgendwas blöd anzumachen, von dem er nichts wusste, ebenso erschien es ihm schlecht aus selbigen Gründen einfach zu verschwinden.
 

“Was hatte Miyavi hier verloren...?”, krächzte Kaoru also letztendlich und sah noch einmal die Treppe hinunter, dorthin wo Miyavi vorher verschwunden war.
 

“Oh...”

Toshiya ließ die Arme sinken und musterte seinen Freund prüfend.

“Du hast ihn also getroffen? Er war nicht wegen mir hier...wenn du das meinst.”, murmelte er und schien ein wenig bedrückt, weil sein Freund so an ihm zweifelte.

Er strich sich durch das bläuliche Haar und trat einen Schritt von Kaoru zurück. Ihm war klar, wie wenig glaubhaft das klingen musste und so überraschte es ihn nicht, dass Kaoru noch mal nachfragte.
 

“Wegen Yuuichi?”
 

Kaoru tat es inzwischen schon fast leid, dass er Toshiya misstraut hatte. Nicht, weil er eines Besseren belehrt worden war, sondern weil Toshiya nun so bedrückt aussah, dass man ihm einfach gar nicht weiterhin böse sein konnte.
 

“Ja...wegen Yuuichi! Glaub es oder glaubs halt nicht! Es ist nun mal so und ich werd dir ganz bestimmt nicht sagen, was er hier wollte, denn das ist privat!”

Der Jüngere zog ein wenig beleidigt einen Schmollmund und drehte den Kopf zur Seite und beobachtete wie Yuuichi in der Tür auftauchte und sie beide fragend ansah.

Bevor Kaoru antworten konnte, war er auf seinen Mitbewohner zugegangen und fragte:

“Fertig?”
 

Als Yuuichi daraufhin etwas überrumpelte nickte, verschwand Toshiya noch mal kurz in die Wohnung, holte seine Umhängetasche und nahm wieder draußen angekommen Yuuichis Hand in die seine, nachdem er die Tür hinter ihnen zugezogen hatte.

“Dann wird es nun Zeit zu gehen.”
 

Kaoru seinerseits musste nun feststellen, dass er sich nicht mehr an sein Vorhaben, das Date auf alle Fälle zu genießen, halten konnte, denn er hatte es sich selbst verdorben.

Toshiya war wütend und enttäuscht und das zu recht.

Und so stellte sich heraus, dass die zwei Meter Abstand dann doch noch das kleinste Problem waren.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

hmm...was könnt ich jetzt erzählen.

ahja.

Ich bin übrigens der typ autor, der überhaupt nichts gegen schwarzleser hat, wie man das so schön nennt, denn ich bin selber ein chronischer schwarzleser. Selbst die besten FFs kommentiere ich manchmal nicht...fragt mich nicht wieso, vielleicht bin ich einfach gemein Ö.ö
 

Ich freu mich natürlich über jeden Kommentar riesig. Jeden kurzen und jeden lange. Das ist echt immer aufregend, nachdem ich hochgeladen habe und dann wieder bei mexx on gehe um zu gucken, ob ich ne benachrichtigung habe xD wie weihnachten! sollte jetzt wohl besser ostern sein...
 

aber anderseits will ich nicht, dass sich jemand dazu zwingt mir einen kommi zu hinterlassen....oder von mir dazu gezwungen wurde ö.ö Ich bin auch schon dankbar, wenn ihr einfach nur lest xD da fühl ich mich auch schon geliebt. (obwohl ich natürlich nicht weiß, dass ihr es tut ... gut, jetzt verwirr ich mich...äh...ich glaub einfach mal, dass mehr lesen als kommentieren!)
 

Hm, ja...irgendwie wollte ich mal die verpönten schwarzleser unterstützen...aber nachher hören jetzt alle auf zu kommentieren. Gut, das wäre auch sehr schade. Schließlich motiviert mich das auch zum weiterschreiben.

Ich glaub ich hätte damit gar nicht anfangen sollen
 

äh...ja..schluss!

3.7

Jaha~

als ich sagte ich würde heute hochladen, wusste ich nicht, dass es wieder so spät werden würde. Ich dachte ich mach das gemütlich am nachmittag, aber ich hab nicht damit gerechnet, dass meine schwester heute plötzlich ins krankenhaus muss. Es ist jetzt gott sei dank alles so weit geregelt.

So kann ich also noch hochladen, selbst wenns was später ist.

Ich nehm mal an, dass mir das in der lage verzeihen kann. >.<

Tur mir leid wegen der wartezeit.

Hier ist das nächste kapitel wenigstens.
 


 


 


 

~~~3.7~~~Wanna play hide and seek?~~~3.7~~~
 


 


 


 


 

“Hi... wie geht’s dir?”

“...gut.”
 

Toshiya war noch ein wenig angepisst. Das spürte Kaoru. Er ließ es sich nicht anmerken, so dass nicht jeder sofort wusste, dass Kaoru Mist gebaut hatte, aber Kaoru wusste es trotzdem. Es war so eine gewisse Distanz zwischen ihnen, die es nie zuvor gegeben hatte.
 

Und dabei hatte er gedacht, dass sie sich vorher schon nicht nah gewesen seien!

Aber jetzt wo Toshiya enttäuscht von ihm war und er plötzlich auch ein wenig mehr Zurückhaltung an den Tag legte, waren sie wirklich distanziert.

Das war eindeutig nicht das, was man im allgemeinen als eine ideale Beziehung bezeichnete.
 

So stockte auch jetzt schon wieder ihre Unterhaltung.

Kaoru seufzte frustriert und ließ ein wenig die Schultern hängen. Er hätte nicht eifersüchtig werden sollen. Das war ihm nun mehr als klar und er verstand sogar wieso Toshiya so reagierte. Wie sollte er auch anders reagieren, wenn Kaoru nach einer knappen Woche schon bewies, dass er ihm nicht traute?
 

Kaoru drückte sich das Telefon etwas fester ans Ohr und schluckte ein Mal trocken.
 

“Es tut mir leid.”

“Was tut dir leid?”
 

Eigentlich war sich Kaoru sicher, dass Toshiya genau wusste, was Kaoru leid tat, aber vielleicht reichte ihm die Entschuldigung nicht oder er wollte bloß sicher gehen.
 

“Ich habe überreagiert, das weiß ich jetzt. Aber wie konnte ich ahnen, dass er für Yuuichi da war? Das ist immer noch völlig unvorstellbar!”

“...das ist keine vernünftige Entschuldigung, wenn du dich gleich danach rechtfertigst.”
 

Ein wenig verunsichert durch diesen kalten Ton, stand Kaoru vom Bett auf und fing an im Zimmer auf und ab zu laufen.
 

“Ja. Du hast Recht. Es tut mir leid, dass ich eifersüchtig geworden bin. Das war nicht richtig. Ich hätte dir einfach blind vertrauen müssen. Bitte entschuldige.”
 

Ein kleinen Moment lang war es ruhig in der Leitung, doch dann hörte der Ältere seinen Freund tief durchatmen und kurz darauf wieder die ersten richtig warmen Worte, die er seit dem Streit an ihn richtete:
 

“Danke. Ich hab mich schon gewundert, warum du dich nicht bei mir entschuldigst. Schließlich hast du mich verdächtigt mit Miyavi ins Bett zu steigen! Ich finde, da war eine Entschuldigung dringend notwendig. Ich verzeihe dir also und JETZT darfst du dich auch rechtfertigen. Wieso hast du mir so misstraut? Ich versteh es nicht....”
 

Am anderen Ende der Leitung atmete Kaoru erleichtert auf, bevor er dazu ansetzte sich zu erklären. Er hatte schließlich auch seine Gründe gehabt, obwohl es trotzdem noch dumm gewesen war.
 

“Ich war frustriert..oder eigentlich bin ich es immer noch...”, begann er langsam und ließ sich wieder auf seinem Bett nieder.

“Wir sind zwar zusammen und dann doch wieder nicht. Ich kann nie bei dir sein und wir sind niemals alleine. Wir reden immer nur über Telefon. Genau wie jetzt! Denkst du, ich hätte jemals die Chance vor dir zu stehen und so mit dir zu reden? Nein, ganz bestimmt nicht. Entweder ist Yuuichi bei dir, so dass ich dir nicht zu nah kommen darf oder Daisuke ist da, bereit mich zu zerpflücken.”
 

“Ich versteh nicht worauf du hinaus willst. Was hat das damit zu tun, dass du mir nicht vertraut hast?”

“Es geht darum, dass ich keine Sicherheit in unserer Beziehung habe. Darum, dass dir jeder näher ist als ich es bin. Darum, dass ich nur formell dein Freund bin, aber nicht real.”

“Du bist aber real mein Freund!”

“Ja, das sagst du jetzt! Aber stell dir mal vor, wie ich mich fühle. Wir sind immer auf Abstand. Unser einziger richtiger Kuss war an dem Tag an dem wir zusammen kamen und ich hab eigentlich immer nur darauf gewartet, dass wir endlich den Durchbruch schaffen. Aber bevor es soweit war, kam Miyavi aus eurer Wohnung.

Jeder kennt seinen Ruf! Wie könnte ich denn etwas anderes denken, als dass er für dich da gewesen wäre? Ich lag falsch, aber ich war halt blind und dumm vor Eifersucht. Ich will dich nun mal für mich, dagegen kann ich nichts machen.”
 

Mit einem Seufzer ließ sich Kaoru nach hinten aufs Bett fallen und starrte die Decke an. Wie sollte er nur Toshiya seine Gefühle erklären.
 

“Ich will nichts mehr als bei dir sein. Seitdem wir zusammen sind nur noch mehr als vorher schon. Ich kann ganz gut akzeptieren, dass Yuuichi dir sehr nahe steht. Ich weiß euch bringt nichts auseinander. Ich kann nur schwer akzeptieren, dass du Daisuke magst und mit ihm und Yuuichi in der Pause zusammen bist, aber ich kann es noch akzeptieren. Ich kann es aber unter keinen Umständen mehr akzeptieren, wenn es noch eine Person gibt, die zwischen uns steht. Daisuke fiel mir schon schwer. Ich wünschte mir auch Yuuichi, so leid es mir tut, würde ohne dich auskommen, damit ich dich für mich habe. Aber als ich Miyavi sah, habe ich es nicht mehr ausgehalten. Immer ist jemand bei dir, aber nie bin ich es!”
 

“Ich...”

Kaoru merkte, dass er Toshiya mit diesem seltsamen Liebesgeständnis verunsichert hatte.

“..ich verstehe. Und du hast recht.”
 

Sein Herz machte einen Hüpfer.
 

“Miyavi ist nicht direkt ein Freund von Yuuichi. Aber du kannst mir glauben, er war an diesem Tag nur für Yuuichi da und wann immer er bei uns ist, ist er niemals um meinetwillen dort. Ich will aber, dass .. du .. es bist.”

Toshiya zögerte kurz, bevor er weitersprach.

“Ich habe dann wohl was zu beichten. Die Beziehung war eine ungewohnte Situation für mich und ich hatte auch ein wenig Angst vor ihren Auswirkungen auf mein Leben. Ich hab dich nicht bewusst ausgeschlossen, ich hab nur versucht alles so zu belassen wie es bisher war.

Ich verstehe nun, dass das nicht funktioniert. Es muss sich in mancher Hinsicht einfach etwas ändern, damit dort Platz für dich ist.”

“Und wird es sich ändern?”

“Ja, das wird es. Ich möchte dort einen Platz für dich finden.”
 

Rückblickend müsste Kaoru wohl sagen, dass dieses Telefonat ein Wendepunkt für sie war. Sein Ausraster am Samstag ihrer Verabredung war zwar irgendwo dumm gewesen, aber wer weiß ob sie jemals zu dem darauf folgendem klärenden Gespräch gekommen wären, wenn er nicht so überreagiert hätte. Wahrscheinlich hätte ihre Beziehung dann diese wichtige Entwicklung niemals durchgemacht, die durch dieses Telefonat eingeleitet worden war.
 

Denn die darauffolgenden Tage versuchte Toshiya wie versprochen Kaoru einen Platz in seinem Leben zu reservieren.

Es gab zunächst keine sonderlich großen Auswirkungen. Bloß wenn er in den Pausen Kaoru auf dem Schulhof stehen sah, winkte er ihn zu sich.

Doch Kaoru fing dadurch an die Pausen so lange bei den Bösen zu verbringen, wie es Daisukes Gemüt zuließ.
 

Zu Beginn war das nie besonders lange, aber wenigstens länger als zuvor. Es lohnte sich vor allem, weil Toshiya versuchte auf Kaoru einzugehen und ihm während seiner Anwesenheit mehr Aufmerksamkeit schenkte.
 

Unbemerkt von beiden blieb eigentlich die nach und nach eintretende Resignation von Daisuke. Erst hatte er noch protestiert und gewütet, so wie man es von ihm gewöhnt war. Aber nach und nach ließ sein Protest nach, bis er irgendwann ganz still war.
 

Sowohl Kaoru als auch Toshiya waren so mit einander beschäftigt, dass ihnen diese Veränderung nicht besonders auffiel, da sie auch nur ganz gemächlich von statten ging und es keine plötzliche Änderung war. Außerdem waren sie einfach nur zufrieden, dass sie die Pause über zusammen sein konnten. Für etwas anderes hatten sie ab dem Zeitpunkt schon gar keinen Blick mehr übrig.
 

Das Zeitalter der Glückseligkeit war endgültig eingeläutet.

Es entwickelte sich mehr und mehr so, dass man sogar behaupten konnte, dass ihr Umgang untereinander schon ein wenig übertrieben glücklich und verliebt ausartete.

Ein Wunder also, dass Kyo circa weitere zwei bis drei Wochen brauchte, bis auch er mitbekam, dass Kaoru und Toshiya ein Paar waren. Wahrscheinlich hatte jede andere Person, die mindestens ein Mal während dieser Zeit auf ihrem Schulhof anwesend war es schon vor ihm bemerkt.
 

Mit Kyos Wissen kam allerdings auch langsam wieder Kaorus Unzufriedenheit über dessen Verhalten hervor.

Nach einer anfänglichen Zufriedenheit darüber, dass sein bester Freund endlich Bescheid wusste, musste der Pinkhaarige nämlich leider feststellen, dass Kyo die Nachricht nicht halb so positiv aufnahm, wie es sich eigentlich für ihn gehörte, als zukünftigen Brautzeugen.
 

Das Gegenteil war sogar der Fall. Kyo schien sich vernachlässigt zu fühlen, kaum dass er wusste, dass Kaoru noch jemand anderen in seinem Leben hatte und er ließ niemanden durch sein Verhalten daran zweifeln, dass er sich wünschte Kaoru würde sich wieder deutlich mehr auf ihn konzentrieren anstatt auf Toshiya.
 

Es war eine Sache, dass Kyo so empfand, es war eine andere wenn er Kaoru dadurch auch noch das Gefühl übermittelte, dass er sich schuldig fühlen musste, wenn er sich mit seinem Freund beschäftigte. Kurz gesagt, Kaoru war wütend. Es war ungewohnt für ihn, aber er es war erträglich. Denn schließlich hatte er immer noch Toshiya an seiner Seite, inzwischen sogar schon völlig von Sorgen über Daisuke befreit, denn dieser tauchte schon gar nicht mehr in der Schule auf. Ebenso wie Kyo an dem heutigen Tag, was Kaoru mit Erleichterung zur Kenntnis genommen hatte.
 

All ihre Sorgen schienen sich förmlich in Luft aufzulösen. Kaoru wusste nicht wieso und er wollte sich auch nicht damit beschäftigen. Er hatte andere Dinge, die ihm im Kopf herum gingen.
 

Er und Toshiya waren nun schon beinahe zwei Monate zusammen und seit diesem historischen Telefonat konnte man sogar tatsächlich behaupten, dass sie wirklich und tatsächlich zusammen waren. Niemand würde mehr daran zweifeln... und doch!
 

Kaoru legte den Kopf in den Nacken und seufzte unzufrieden auf. Es war ja nicht so, als würde er es unbedingt brauchen und er wollte Toshiya auch nicht unter Druck setzen. Aber es war nun mal eine seltsame Situation.
 

Die letzten Tage war Kaoru das immer und immer wieder im Kopf durchgegangen und nun schon wieder. Nach der Schule hatte er sich von Toshiya verabschiedet, mit einem sanften Kuss, und war dann gemächlich schlendernd nach Hause gegangen. So lief das meistens.

Ab und zu nur trafen sie sich auch nach der Schule. Überwiegend bei Toshiya, damit Yuuichi nicht alleine war, aber auch schon mal bei Kaoru. Dann waren sie alleine bei ihm zu Hause. So wie er es jetzt war und betrübt die Wohnzimmerwand anstarrte.
 

War er zu besessen von der Vorstellung mit Toshiya Sex zu haben, oder was war mit ihm falsch? Er hatte immer den Eindruck, dass sie sich gut verstanden, wenn sie alleine waren. Sie gingen vertraut mit einander um und eigentlich lief immer alles gut, doch sobald es eindeutig in eine Richtung ging, machte Toshiya einen Rückzieher.

Es war nicht so, als würde er Angst haben. Jedenfalls kam es Kaoru nicht so vor und trotzdem.
 

Sie küssten sich, sie machten schon eine Weile miteinander rum, es war alles ganz normal, genau so, wie man es sich im Idealfall vorstellen würde. Aber wenn ihre Küsse dann heißer wurden und nicht nur seine! Nein, auch die von Toshiya und wenn es sich dann in diese Richtung entwickelte, dann irgendwann zog der Blauhaarige sich zurück.
 

Kaoru wusste nicht, wie er Toshiyas Handeln beurteilen sollte und wenn er den Jüngeren nach einem Grund fragte, bekam er keine Vernünftige Antwort. Kein “Ich habe Angst” oder “Ich will damit noch warten”. Nichts was Kaoru irgendwie helfen könnte das Ganze zu verstehen. Und so kam er nicht drum herum und dachte praktisch am laufenden Bande darüber nach.
 

Und wieder! Im war klar, er kam damit nicht zurecht. Toshiya setzte ihn immer wieder vor Rätsel, die er nicht zu klären vermochte und dann hatte er den Eindruck sein Freund war meilenweit von ihm entfernt. Aber um näher zu kommen, um dieses Rätsel zu lösen brauchte er Hilfe. Konnte er Kyo fragen?
 

Der Pinkhaarige schnaufte leise und schüttelte den Kopf. Nein, ganz sicher nicht. Das war wohl die dümmste Idee seit langem. Würde er ihm überhaupt zu hören? Würde der kleine Sturkopf ihm denn wenigstens helfen wollen? Die Wahrheit war, dass Kaoru befürchtete, seinen besten Freund würde es nicht wirklich interessieren seine Beziehung zu retten. Wahrscheinlich sogar das Gegenteil in Anbetracht seiner unübersehbaren Meinung zu dem für ihn noch relativ frischen Paar.
 

Momentan war sich Kaoru nicht mal mehr so sicher, ob er Kyo überhaupt noch als seinen besten Freund bezeichnen durfte. Sogar Hizumi interessierte sich mehr für Kaorus Probleme als Kyo. Und dabei hatte er eigentlich mit dem jungen Designstudenten nur über die Arbeit was zu tun. Doch durch die Korrespondenz zwischen ihnen hatte Hizumi noch vor Kyo gewusst, dass er einen Freund hatte.
 

Na ja, Hizumi dachte er habe eine Freundin. Nicht weil Kaoru das gesagt hatte, sondern der Ältere hatte das aus ihrer Unterhaltung einfach so geschlossen und Kaoru hatte es seinerseits nicht für nötig gehalten, dass Missverständnis aufzuklären.

Schließlich war Hizumi der Erzfeind von Kyo und demnach hatte er sich zunächst nicht mit ihm anfreunden wollen.
 

Aber mit steigender Wut auf Kyo hatte sich auch Kaorus Beziehung zu Hizumi gebessert und mittlerweile telefonierte er auch so schon mal mit dem Anderen.
 

Kaoru griff nach dem Telefon und sah es einen Moment lang an. Eigentlich hätte er wirklich gerne mit Kyo über seine Probleme gesprochen, aber wenn der ihm nie zuhörte, wieso sollte er sich dann nicht an Hizumi wenden? Der würde ihm wenigstens zuhören und er war es Kyo ganz sicher nicht schuldig die Feindschaft zu Hizumi ebenfalls zu pflegen.
 

Der Pinkhaarige wollte gerade die Nummer von Hizumi raus suchen, als es an der Tür klingelte und im selben Augenblick war ihm schon klar, dass es nur eine Person sein konnte, die da klingelte.
 

Kunststück, da sein Freundeskreis ja reichlich begrenzt war und er wusste das Toshiya heute nicht kommen würde.

So überraschte es Kaoru nicht im geringsten, als er einen etwas regendurchnässten Kyo vor seiner Haustüre vorfand und hatte von Anfang an schon den Gesichtsausdruck aufgesetzt, der seiner momentanen Gefühlslage im Bezug auf seinen vielleicht-besten Freund am besten entsprach.
 

„Was los? Toshiya da?“

Kyo blieb unbeeindruckt und stampfte ohne auf eine Antwort zu warten in den Flur. Augenblicklich war der Boden mit dreckigem Regenwasser überflutet, was allerdings den Kleineren nicht halb so interessierte wie Kaoru, der das später wieder wegmachen durfte und Kyo, um schlimmeres zu verhindern, mit einem geknurrten “Schuhe aus.” am Kragen festhielt.
 

Der Größere beobachtete mit wachsendem Unbehagen wie Kyo sich seiner nassen Jacke entledigte, seine Schuhe gegen des Pinkhaarigen Lieblings-Totoro-Hausschuhe austausche und dann in Wohnzimmer trottete, wohin er ihm dann auch folgte.
 

„Nein, Toshiya ist nicht da.“ Antwortete er letztendlich auch auf Kyos Frage.

Inzwischen hatte er beschlossen Kyo wenigstens noch eine Chance zu geben. Wenn er jetzt nicht gleich durchdrehte bekam er von Kyo vielleicht doch noch einen Hinweis darauf, dass es ihn interessierte, was mit seinem besten Freund los war.

„Nach der Schule geht er meistens sofort mit Yuuichi nach Hause. Die beiden teilen sich eine Wohnung und er kümmert sich halt um Yuu.“

„Ah..“

„Also, was willst du?“
 

Kyo hatte sich auf dem Sofa niedergelassen und schnaubte, für Kaoru unverständlich wieso, leicht gereizt. Eigentlich müsste er doch gereizt sein, oder verstand er da was falsch?

„Kaum hast du einen Freund, beachtest du mich nicht mehr! Vor Toshiya kam ich auch öfters vorbei und wurde wesentlich herzlicher begrüßt! Ich steh gefühlsmäßig am Abgrund und du scharwenzelst nur um Toshiya herum. Das kann ich echt nicht gebrauchen!“
 

Kyo wusste eindeutig nicht, wie man seine Chancen nutzt. Seine hatte er jedenfalls eindeutig vertan. Wenn er nur wenigstens etwas versöhnliche Worte gewählt hätte, vielleicht hätte Kaoru das dann noch gelten lassen. So aber hatte Kaoru seine letzte Geduld mit dem Kleinen verloren.

So viel Egoismus war auch für ihn zu viel.
 

„Und warum sitzt du dann jetzt auf meinem Sofa und machst es dir gemütlich? Wenn du das nicht gebrachen kannst, solltest du wohl besser gehen.“

„Verdammt, ey! Ich warte auf eine Entschuldigung, a lá ‚Tut mir Leid, ich war so verliebt, da hab ich‘s ein wenig übertrieben und war vorübergehend blind. Aber du bist mir mindestens so wichtig wie mein Toto-Schätzchen’. Dann darfst du mir noch sagen, dass du mich aber auf eine andere Art und Weise magst, weil sorry, du bist echt nicht mein Typ, Kao. Überhaupt, wieso hast du mir nie gesagt, dass du in Toshiya verliebt bist? Wieso wusste ich nichts davon? Wieso war ich der festen Überzeugung, dass du ‘ne Hete bist?“
 

Unfassbar! Kaoru blinzelte ein wenig überrascht von solch einer Unverfrorenheit. Er wartete tatsächlich eine Entschuldigung von ihm?
 

„Hab ich das gerade richtig verstanden?“

„Kommt drauf an. Wenn ich deiner Meinung nach gesagt habe, ich will ein Kind von dir, dann solltest du dir Sorgen machen.“

Kaoru lachte ironisch auf und musterte Kyo unbarmherzig.

„Ich denke, du solltest wirklich gehen. Wenn du nämlich der Überzeugung bist, dass ich mich bei dir entschuldigen muss, dann solltest du jetzt echt gehen.“
 

„Ja, natürlich solltest du dich bei mir entschuldigen!“

„Da ist die Tür.“, murrte Kaoru und nickte in Richtung Tür.
 

„Und lass meine Hausschuhe hier.“

„Waaaaas?“, stieß Kyo aufgebraucht aus und sprang empört vom Sofa auf.

„Ich mag meine Totoro-Schluffen...“

„Du schmeißt mich raus?“
 

„Ja! Ich schmeiß dich raus! Ich werde mich nicht bei dir entschuldigen. Vergiss es! Wenn sich wer entschuldigen muss, dann bist du das! Du hast seit Ewigkeiten kein vernünftiges Gespräch mehr mit mir geführt. Du warst nie gedanklich da, sondern immer bei deinen geliebten Brüdern. Du hüpfst von einem Liebescrash in den nächsten und erwartest von mir permanenten Beistand. Ich hab mich IMMER bemüht dir den auch zu leisten. Da kannst du mir rein gar nichts vorwerfen. Doch dann hab ich bemerkt, dass mir Toshiya was bedeutet und ich konnte nicht mit dir darüber reden, weil du mit Ruiza oder vielleicht auch Uruha beschäftig warst, so genau weiß man das bei dir ja nie, und mir nicht zugehört hast. Dann sind Toshiya und ich zusammengekommen und ich wollte es dir sagen, doch du hast mir einfach das Wort abgeschnitten. Und sogar das hab ich noch akzeptiert. Aber nun billigst du meine Beziehung nicht mal! Du betrachtest Toshiya wie einen Eindringling und wirst von Tag zu Tag unausstehlicher zu mir und ihm. Du erwartest auch noch, dass ich weiterhin Vollzeit für dich da bin und nicht die begrenzte Zeit, die ich mit ihm habe, mit meinem Freund verbringe! Ich hab mir alles gefallen lassen, aber das geht zu weit! Ich bin dir absolut keine Entschuldigung schuldig! Du stehst nämlich immer gefühlsmäßig am Abgrund, wie du das so schön ausdrückst. Jeder wartet nur noch darauf, dass du mal endlich springst! Und jetzt: RAUS!“
 

Er fühlte sich tatsächlich besser, nachdem er das raus gelassen hatte. Kyo wohl eher nicht. Und dennoch fühlte er sich nicht im geringsten schuldig.

Er wusste zwar, dass er seinen besten Freund damit sicher verletzt hatte, aber ausnahmsweise mal sah er sein eigenes Leiden als wichtiger an. Somit ignorierte der Pinkhaarige auch völlig Kyos reuevolle Entschuldigung, als dieser sich kurz darauf auf den Heimweg machte.
 

Schon seit einiger Zeit brauchte er einen Freund und jemanden, der ihm zuhörte, wenn er ein Problem hatte und da es sich endgültig herausgestellt hatte, dass Kyo diese Erwartungen nicht erfüllen konnte.
 

Mit einem Klicken fiel die Tür hinter Kyo ins Schloss und Kaoru spürte wie die Einsamkeit in ihm hochstieg. Wahrscheinlich war seine kurze Freundschaft mit Kyo damit vorbei.

Er bereute nicht, dass er Kyo das an den Kopf geworfen hatte, schließlich entsprach alles der Wahrheit und irgendwann musste Kyo sich das ja mal klar machen. Allerdings wusste er auch, wenn sich irgendwann seine Wut legen würde, dann würde er traurig darüber sein, dass ihre Freundschaft so enden musste. Sie waren nicht lange befreundet gewesen, aber trotzdem hatten sie sich auf ihre Art und Weise nah gestanden.
 

Kaoru schnaufte leise und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er sich, kaum angekommen, das Telefon schnappte. Mit irgendwem musste er ja reden und da er gerade mit Kyo “Schluss gemacht” hatte, blieben ihm nicht mehr viele Leute. Genauer gesagt eigentlich nur eine Person, mit der über Toshiya reden könnte. Das musste jetzt einfach raus! Noch während er sich aufs Sofa fallen ließ, wählte er Hizumi an.
 


 


 

Während Kaoru seine Sorgen Hizumi mitteilte und dabei auch mehr von dessen Sorgen über seine einseitige Beziehung mit Ruiza erfuhr, hatte Toshiya mit ganz anderen Sachen zu kämpfen.

Yuuichi hatte ihn mit einer ganz beiläufigen Bemerkung auf etwas aufmerksam gemacht, was er die letzten Wochen nur so am Rande bemerkt und nicht sonderlich beachtet hatte. Nämlich die fast durchgängige Abwesenheit von Daisuke.

Der Ältere hatte sich in der letzten Zeit überhaupt nicht mehr in der Schule blicken lassen und leider schien sein “Wegbleiben” erst nach Kaorus “Dasein” angefangen zu haben.

Obwohl der Blauhaarige immer hoffte, dass es nichts damit zu tun hatte und Daisuke vielleicht doch einfach nur krank war, so fühlte er sich doch verantwortlich. Schließlich hatte er Kaoru gesagt, er könne öfters in den Pausen kommen.

Und so übte er sich in Schadensbegrenzung...oder wenigstens darin der Grund für den Schaden ausfindig zu machen.

Er stand also vor Daisukes Haustür.
 

Einsam und verlassen, mit einem dicken Kloß im Hals und einem unguten Gefühl, stand Toshiya in dem vor sich hin modernden, stinkenden und dreckigen Hausflur und starrte die Tür an, hinter der sich Daisukes Heim befand.

Er wollte in Erfahrung bringen, wie es dem anderen ging und ob er jemals wieder in der Schule auftauchen würde. Wollen war vielleicht der falsche Ausdruck. Er hätte sich sicherlich gedrückt, wenn er nicht ein so starkes Gewissen hätte.
 

Er wusste, dass er Daisukes Leben seit ihrem Auftauchen ganz schön durcheinander gebracht hatte. Er wusste auch, dass Daisuke ihn sehr mochte und Kaoru sehr wenig. Und leider Gottes wusste er auch, dass Daisukes Schulschwänzerei ganz sicher etwas mit seiner Beziehung zu Kaoru zu tun hatte.
 

Also natürlich wollte er lieber wieder von hier verschwinden. Aber...
 

Toshiya drückte den Klingelknopf und schluckte.
 

...er war der Schuldige und nicht Daisuke. Er konnte ihn mit seinem Egoismus nicht einfach so unglücklich machen.
 

Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür öffnete. Erst nur einen kleinen Spalt, dann wurde der Spalt etwas breiter.
 

“Was willst du hier?”

“Wie gehts dir?”

“Geht dich das was an?”
 

Toshiya senkte beschämt den Blick. Sein sonstiges Selbstbewusstsein war wie weggeblasen, jetzt wo er Daisuke in seiner normalen Umgebung sah und wieder mit dieser dicken Mauer um sich herum.
 

“Ich mach mir Sorgen...”, stammelte er leise und wünschte er könnte diese Mauer einreißen und Daisuke befreien.
 

“...”
 

Toshiya sah vorsichtig auf und blickte zu Daisuke der mit verkniffenem Mund vor ihm stand und seinem Blick auswich. Er sah wie verletzt der Ältere war, auch wenn er sich bemühte es nicht zu zeigen. Und da war ihm klar, dass er die Mauer wieder einreißen konnte, wenn er wollte.
 

“Du bist mir wichtig!”

Daisuke zuckte zusammen. Ein unsicherer Blick traf auf Toshiya, bevor er schnell wieder den Blick senkte.
 

“Bitte, sag mir, was dich bedrückt. Vielleicht kann ich dir helfen.”
 

Ein Seufzer und Daisuke warf einen Blick hinter sich in die Wohnung. Dann trat er zu Toshiya in den Flur und zog die Tür hinter sich so weit zu, dass sie nur anlehnte.
 

“Du könntest mir helfen...als einziger. Das ist sowieso klar. Die Frage ist nur, ob du das willst.”
 

Vielleicht muss man manchmal Opfer bringen.

Das ging Toshiya durch den Kopf, als er beobachtete wie Daisuke nach diesem Satz auf ihn zu trat und sich zu ihm beugte.
 

Es gibt nun mal nicht für jeden ein Happy End.
 

Es war ein Kuss, wie er ihn immer von Daisuke bekam. Sehnsüchtig, ängstlich, hoffnungsvoll, bedrückend und verlangend.
 

“Ich liebe dich Toshiya.”
 


 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 


 

So~

da ham wir endlich Daisukes eingreifen, wenn man das so nennen darf xD er hat sich zeit gelassen....joa, aber das spricht nur für ihn *lol*

Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich werd mich mitm nächsten beeilen. Ich werds versuchen...ich muss jetzt natürlich mal wieder für prüfungen lernen und ich hab wichtige abgaben. Aber ich werd schon etwas zeit finden.^^
 

Bis daaaaann~
 

(man~ das krankenhaus hat mir aufs gemüt geschlagen >.<)

3.8

Neues Kapitel, neues Glück.
 

^^

Viel Spaß damit
 


 


 


 

~~~3.8~~~Wanna play hide and seek?~~~3.8~~~
 


 


 


 

Mit offenen Augen und warmen Herzen lag Kaoru im Bett. Er konnte es eigentlich nicht fassen, dass er solch ein Glück hatte. Toshiya lag neben ihm, schlief tief und fest und klammerte sich dabei wie ein Ertrinkender an den Älteren. Er schien ganz in einer Traumwelt verloren. Genau wie Kaoru sich gerade fühlte.
 

Er hatte mit solch einem Glück gar nicht mehr gerechnet. Er fühlte sich sicher und zufrieden und wer hätte das erwartet, kurz nachdem er sich so mit Kyo zerstritten hatte?

Er selber jedenfalls nicht. Und nun fühlte er sich bereits wieder so gut, dass er sogar gewillt war, Kyo noch eine Chance zu geben.

Wenn er jetzt darüber nachdachte, dann war er wahrscheinlich auch selber Schuld gewesen. Er hatte immer alles ertragen und Kyo nie gesagt, wenn er zu egoistisch war. So hatte er seinem Freund auch nie die Chance gegeben, sich zu bessern. Folglich war es nicht ganz fair von ihm gewesen, ihm urplötzlich alle seine Fehler an den Kopf zu werfen und ihn danach rauszuschmeißen.
 

Kaoru lächelte und beschloss für sich, dass er das mit Kyo bereinigen musste. Er hatte niemals die Absicht gehabt es so enden zu lassen und nun, wo er Kyos Hilfe nicht mehr so dringend brauchte, konnte er bestimmt wieder die Geduld aufbringen und vernünftig mit dem Kleineren reden.
 

Schließlich hatten sich seine Probleme gerade von alleine gelöst. Der Andere hingegen saß bestimmt noch bis zum Hals in der Scheiße.
 

Vor circa vier Stunden

hatten sich Kaorus Probleme mit einem unerwarteten Besuch von Toshiya in Luft aufgelöst. Da sie sich immer nach Yuuichi richteten mit ihren Treffen, waren spontane Besuche bisher nie vorgekommen und dementsprechend überrascht war Kaoru, als er Toshiya plötzlich vor der Tür stehen sah.
 

Noch viel überraschter war er, als er Toshiyas Absichten erkannte und die waren wirklich nicht zu übersehen.

Normalerweise hatte sich das bei ihnen immer von ganz alleine entwickelt doch dieses Mal....Kaoru hatte fast den Eindruck gehabt, dass Toshiya nur deswegen her gekommen war, so wie er es darauf angelegt hatte.

Es gab keinen Zweifel daran, dass es darauf vom ersten Augenblick, kaum hatte sich die Haustür hinter ihnen geschlossen, hinauslaufen würde.
 

Aber sollte er sich deswegen beschweren? Nein, ganz sicher nicht. Kaoru wusste nicht, was Toshiya dazu getrieben hatte, was diesen Sinneswandel hervorgerufen hatte, aber egal was es war, es war ihm äußerst willkommen. Es hatte ihm Toshiya schließlich noch näher gebracht und darüber konnte er selbstverständlich nicht schlecht denken. Selbst wenn er es sich in einer etwas natürlicheren Situation gewünscht hätte. So war er auch zufrieden!
 

Kaoru schrak aus seinen Gedanken auf, als er spürte wie sich Toshiya neben ihm leicht bewegte. Er sah zu dem Blauhaarigen, der sich immer noch, obgleich er wach war, fest an ihn klammerte und dabei etwas verschlafen blinzelte.
 

“Hey~...”
 

Toshiya sah auf und direkt in das Gesicht Kaorus, was den Blauhaarigen schlucken ließ und er zog die Decke etwas fester um sich.

Dann erst bemerkte er seinen klammernden Griff, welcher seinen Freund davon abhielt irgendein Gliedmaß, außer vielleicht den Hals, zu bewegen.

“Sorry.”, murmelte er also und lockerte seinen Griff, bevor er Kaoru ein leichtes Lächeln zu warf.
 

Langsam und noch etwas verschlafen setzte sich der Blauhaarige auf und fuhr sich kurz über die Augen.

“Wie viel Uhr ist es?”
 

Kaoru ahnte, was nun kam. Kaum hatte Toshiya die Uhrzeit erfahren, würde er erschrocken aufspringen, sich fertig machen und dabei hastig erklären, dass er nach Hause musste, weil Yuuichi auf ihn wartete.
 

Er irrte sich nicht in seiner Annahme, obwohl Toshiyas Reaktion doch etwas verhaltener war, als er erwartet hatte. Der Jüngere war vielleicht noch etwas verschlafen. Jedenfalls war Kaoru keineswegs verwundert, dass er so schnell wieder verlassen wurde. Alles andere wäre ihm eher besorgniserregend vorgekommen.
 

Durch diese Einstellung war es überhaupt möglich, dass Kaoru überhaupt keinen Verdacht hatte, mit welchen Gefühlen Toshiya zu Yuuichi zurückkehrte.
 

Nachdem Toshiya also bald darauf wieder zu Hause angekommen die Wohnungstür hinter sich hatte zufallen lassen, lehnte er sich mit dem Rücken an das kühle Holz.
 

Es war ein grausamer Tag. Ihm viel keine bessere Beschreibung als einfach bloß grausam dafür ein.

“Alles in Ordnung?”

Er sah auf und erblickte Yuuichi, der im Rahmen seiner Zimmertür stand. Der besorgte Blick seines Freundes glitt über ihn, bevor er näher auf ihn zutrat und seine Hand nahm.
 

“Komm...ruh dich aus.. Du siehst nicht gut aus.”

Sanft und doch energisch bugsierte Yuuichi seinen Freund in dessen Zimmer und dort aufs Bett.

Wie in einem Trauma ließ Toshiya alles über sich ergehen und als Yuuichi wieder mit einem Tee auftauchte, saß er noch genauso da, wie ihn der Schwarzhaarige zuvor zurückgelassen hatte.
 

Der Anblick des regungslosen Toshiyas erschütterte und beängstigte Yuuichi und er musste schwer schlucken bevor er den Mut fassen konnte zu Toshiya - allerdings leicht zitternd - aufs Bett zu krabbeln und einen Arm um seinen besten Freund zu legen.
 

“Toshiya?”
 

Mündlich bekam er keine Antwort, doch anstatt dessen ließ der Angesprochene seinen Kopf auf Yuuichis Schulter sinken und dieser spürte wie auch ein wenig Anspannung aus dem Körper seines Freundes wich.
 

Augenblicklich stiegen Erinnerungen in Yuuichi hoch.

Unendlich oft hatten sie schon in dieser oder einer ähnlichen Position gesessen, nur mit einem kleinen Unterschied.

Immer dann hatte sich Toshiya um den traurigen Yuuichi gekümmert und nicht andersrum.
 

Oft hatten sie im Heim stundenlang unbeweglich so auf einem ihrer Betten gesessen, bis es Yuuichi wieder besser ging. Und nun war es zum ersten Mal andersrum, wobei es aber einzig an Toshiya lag, dass es nicht früher der Fall gewesen war.
 

“Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du dich immer um mich kümmerst, aber ab und zu musst du zulassen, dass ich mich auch mal um dich kümmere!”
 

Yuuichi spürte die ruhige Atmung Toshiyas neben sich, bevor dieser dann die Stimmer anhob.

“Du hattest Recht...Er liebt mich.”

Im ersten Moment dachte Yuuichi an Kaoru, doch dann wurde ihm klar, dass es sich nur um Daisuke handeln konnte.

“Ja...das tut er.”
 

Nach diesen Worten wartete Yuuichi auf eine Antwort von seiten Toshiyas, doch nachdem sie beinahe eine viertel Stunde wortlos auf dem Bett saßen, war ihm mehr als deutlich klar, dass er den ersten Schritt machen musste.
 

“Und? Was willst du jetzt tun?”
 

Ein Seufzer entwich Toshiya und obwohl er hilflos die Schultern zuckte, gab er die Antwort die ihm schon seit dem Geständnis durch den Kopf schwirrte:
 

“Ich mach Schluss.”

“Willst du das wirklich tun?”

“Beide geht nicht, oder siehst du das anders?”

“Aber warum...warum entscheidest du dich für Daisuke?”

Yuuichi Stimme klang traurig und er schüttelte leicht den Kopf. Er würde es Toshiya nicht ausreden können. Und trotzdem...

“Ich sehe doch wie glücklich dich es gemacht hat, mit Kaoru zusammen zu sein. Findest du nicht, du hast es dir verdient glücklich zu sein? Musst du so nett zu Daisuke sein und ihm geben was er will, mit dem Preis, dass du nicht mehr glücklich bist? Das kann er nicht von dir verlangen!!”
 

“Hat er auch nicht!”

Brauste Toshiya auf und biss sich auf die Lippe.

“Aber ich verlange es von mir. Komm schon Yuuichi, sieh das ganze mal etwas weniger romatisch verklärt! Kaoru hat alles was er sich nur wünschen kann. Einen guten Freund, Talent, ist beliebt, eine nette Familie, ein gemütliches Zuhause. Aber Daisuke hat nichts davon. Er hat gerade mal uns. Oder eher mich, ohne dir was vorwerfen zu wollen, aber er hat nun mal nicht wirklich was von dir... Sollte er auch nicht.”
 

Toshiya rutschte etwas von seinem Freund weg, setzte sich gerade auf und sah ihm fest ihn die Augen.
 

“Und die Chance, dass ich Kaorus große und einzige Liebe bin ist geradezu lächerlich gering. Ich soll Daisuke also einen Korb geben und weiter mit Kaoru ausgehen, obwohl das bloß eine High School Liebe ist, die eh nicht halten wird?”
 

Nun war es an Toshiya den Kopf zu schütteln.
 

“Nein. Ich werde Daisuke nicht für so etwas unglücklich machen. Kaorus Leid wird nur halb so schlimm und doppelt so erträglich sein, wie das von Daisuke es wäre. Er kann zu Kyo gehen und sich ausheulen. Er kann sich von seinen Eltern trösten lassen und bei Gott, er würde noch mehr Leute finden, die ihn trösten würden. Und vor allen Dingen, wird ihn das spätestens in ein paar Monaten kaum mehr interessieren und er wird mich vergessen haben.”
 

Mit seinen letzten Worten hatte der Blauhaarige seinen Kopf immer weiter sinken lassen, bis das seidige Haar vollständig sein Gesicht verdeckte, so dass Yuuichi nicht sah, wie er mit den Tränen kämpfte. Doch wissen tat er es trotzdem.
 

“Es ist schon erstaunlich, wie bereitwillig du deine eigenen Gefühle für jemand anderen verletzt.”, stellte Yuuichi leise nuschelnd fest und hielt Toshiya ein Taschentuch hin, bevor er ihm dann auch die Teetasse reichen wollte.

Da der Tee inzwischen aber kalt geworden war, entschied er sich dem Anderen doch lieber einen neuen Tee aufzubrühen.
 

“Ruh dich aus, bin gleich wieder da.”, sagte Yuuichi seine lieb gemeinten Worte zu Toshiya, der sie leider nicht beachtete, sondern sogleich vom Bett rutschte und ins Bad marschierte, einen verwirrten Yuuichi mit kaltem Tee in der Hand auf den Fersen.

“Was soll das werden?”
 

“Ich muss duschen.”

“Wieso?”

“Ich seh’ etwas verheult aus.”

“Und? Dann wasch dir das Gesicht...dafür musst du nicht gleich duschen.”

“Ich muss aber frisch, sauber und zufrieden aussehen.”
 

Der Schwarzhaarige zog eine gepiercte Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.
 

“Für wen?”

“Kaoru...”

“Gut...jetzt komm ich nicht mehr mit...”

“Wenn ich überzeugend Schluss machen will, sollte ich nicht aussehen als wäre mir die Entscheidung schwer gefallen, meinst du nicht? Vor allem sollte ich nicht so aussehen, als hätte ich deswegen geweint.”

“Du willst tatsächlich JETZT mit ihm Schluss machen?”

“Ja, wann denn sonst?”
 

Toshiya schnappte sich voller Tatendrang ein Handtuch und legte es schon mal neben der Dusche bereit.
 

“Umso früher, desto besser. Dann hab ich es hinter mir.”
 

Schulternzuckend verließ Yuuichi das Bad, als sein Freund begann sich auszuziehen und verzog sich in die Küche. Toshiya war ein Dickkopf, er würde eh tun, was er für richtig hielt und Yuuichi war immer noch der Meinung, dass er nicht das richtige tat. Nicht weil die Argumente nicht überzeugend gewesen wären, sondern einfach, weil er dabei ein schlechtes Gefühl hatte. Allerdings musste er zugeben, würde sich an dem schlechten Gefühl nichts ändern, wenn Toshiya sein Vorhaben etwas nach hinten verschob, also sollte er doch gehen.
 

Während sich Yuuichi diesmal also selber einen Tee machte, putzte sich Toshiya für seinen Freund heraus. Nichts ungewöhnliches eigentlich, wenn man die unwesentliche Tatsache ignorierte, dass er es tat um mit Kaoru Schluss zu machen.
 

Es dauerte knapp eine Stunde bis Toshiya im Türrahmen erschien, sich einmal für Yuu im Kreis drehte und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hatte.

“Wie seh’ ich aus?”

“Tadellos...als hättest du Geburtstag oder so...”

“Dann kann ich ja gehen.”
 

Mit einem tonlosen Seufzer sah Yuuichi zu, wie sein bester Freund sich seine Jacke nahm, kurz vor dem Spiegel stehen blieb, nochmals seine Haare und Make-up überprüfte und dann zur Tür ging um mit Kaoru Schluss zu machen.
 

“Manchmal kannst du einem unheimlich werden, Totchi....”
 

Der Angesprochene sah sich um und lächelte noch einmal sorglos.
 

“Es kann was dauern. Ich muss danach noch zu Daisuke.”
 

Toshiya zog die Tür hinter sich zu und machte sich auf den Weg.

Er hatte schon unter der Dusche darüber nachgedacht, wie er Kaoru am besten den Laufpass geben sollte und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es am besten wäre, wenn er ihm so ignorant wie nur möglich gegenübertrat.

So würde es wahrscheinlich keine zukünftigen unangenehmen Zusammenkünfte mehr geben, weil Kaoru damit wohl ein riesen Wut auf ihn kriegen würde.

Also perfekt.
 

Leise murmelnd legte sich Toshiya den ganzen Weg über die richtigen Worte zurecht, stand sogar noch einen Moment ohne zu Klingeln vor der Haustür, bevor er sich erst sicher war, dass es nun reibungslos über die Bühne gehen würde und den Klingelknopf drückte.
 

Sein Noch-Freund war überrascht Toshiya schon wieder zu sehen. Das sah man ihm an. Aber er freute sich. Er hatte höchstens noch einen Anruf erwartet. Obwohl auch nicht unbedingt das, denn eigentlich war er es, der meistens anrief.
 

“Hey...”
 

Er kam nicht weiter.

Toshiya hatte sich vorgenommen, dass so durchzuziehen, wie er sich das vorher zurecht gelegt hatte und er wollte sich da jetzt nicht reinreden lassen.
 

“Es ist aus. Ich mach Schluss.”
 

Eine einfach Strategie, in der er Kaoru einfach nur die Fakten so simple und einfach darbot.
 

“Bitte?”

“Ich mach Schluss.”

“Ich versteh’ nicht...”

“Ich.Mach.Schluss.”
 

Kaoru schien verwirrt und Toshiya genervt. Mit einem ungeduldigen Blick verschränkte er die Arme.
 

“Ich hab verstanden, was du gesagt hast, allerdings verstehe ich nicht ganz, was das heißen soll.”

“Ich hätte dich nicht für so begriffsstutzig gehalten. Es soll heißen, dass ich mit dir Schluss mache. Genauso wie ich das auch gesagt habe.”
 

Kaoru blinzelte. Er schien die Situation noch nicht ganz zu begreifen und machte einen Schritt auf seinen Freund, na ja, Ex-Freund zu, welcher daraufhin nur stumm einen Schritt zurückwich.
 

“Aber...”

Kaoru suchte hilflos nach Worte.

“...wieso?”

Es war kaum mehr als ein Flüstern. Einerseits, weil er einfach nicht mehr zu Stande brachte, anderseits, weil er plötzlich einen riesen Kloß im Hals hatte, der einfach nicht weggehen wollte.
 

“Wenn du es unbedingt wissen willst...Ich hätte dir das erspart.”, murmelte Toshiya und hob seinen Blick.

Der Pinkhaarige schrak zurück und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Der Blick seines Gegenübers war kalt, kalt wie Eis.

Und eine Millisekunde lang kam es ihm vor, als stünde gar nicht Toshiya, die Person in die er sich verliebt hatte und mit der er zusammen gewesen war vor ihm, sondern jemand ganz anderes.
 

“Daisuke hat mir gesagt, dass er mich liebt und um die Wahrheit zu sagen, wollte ich dann doch lieber mit ihm zusammen sein. Na ja, ich denke du gibst mir Recht, dass ich nicht mit euch beiden zusammen sein kann.”
 

Ein leises Lachen kam über Toshiyas Lippen und dann sah er Kaoru fragend an.
 

“Hast du sonst noch irgendwelche Fragen, weil sonst würde ich dann jetzt zu Dai gehen. Es ist schon etwas spät.”

“Äh...nein...ist ok.”, antwortete der Gefragte halb im Schock, halb in Verzweiflung. Er hatte das Gefühl, dass er gerade den Bezug zur Realität nicht mehr herstellen konnte. Etwas orientierungslos ließ er den Blick schweifen, doch Toshiya interessierte das nicht wirklich.
 

Er nickte kurz zufrieden darüber, dass er entlassen worden war, drehte sich dann um und machte sich auf zu seiner nächsten Station.
 

Sein energischer Schritt verlangsamte sich erst, als er hörte, wie die Haustür von Kaoru hinter ihm ins Schloss fiel und er auch an dem lauten Geräusch gehört hatte, dass sich sein Ex inzwischen darauf besonnen hatte, dass er wütend sein müsste.
 

Er wusste eigentlich, dass er nichts zu befürchten hatte. Kaoru war nicht der Typ um nachtragend zu sein, oder sogar Rache zu üben. Aber trotzdem...
 

Toshiya blieb einem Moment stehen und hielt sich die Stirn. Kaum eine halbe Minute stand er so, bevor er sich dann noch mal kurz über die Augen rieb und dann weiterging. Er sollte das Ganze jetzt einfach erledigen.
 

Der Weg zu Daisuke war eigentlich nicht lang, doch er kam Toshiya an diesem Tag sehr lang vor. Doch trotzdem stand er plötzlich vor Daisukes Haustür und konnte sich einen Moment lang gar nicht darauf besinnen, wie er dort hingekommen war und musste erneut einen Moment vor der Tür stehen und sich ins Gedächtnis zurückrufen, was er noch mal sagen wollte und was er vorgehabt hatte. Dann erst drückte er den Klingelknopf.
 

Die Tür wurde nicht sofort geöffnet. Toshiya musste mindestens 3-5 Minuten warten. Da er aber durch den Lärm hinter der Tür wusste, dass jemand zu Hause war, verharrte er unbewegt auf der Stelle, bis sich die Tür endlich einen Spalt breit öffnete.
 

Durch diesen Spalt lugte Daisuke nach draußen, wie Toshiya erkennen konnte, zögerte einen Augenblick und öffnete sie dann erst ein Stück weiter.

Anstatt den Blauhaarigen zu begrüßen oder gar hinein zu bitten, stand Daisuke stumm hinter der nur halb offenen Tür und betrachtete seinen Gegenüber abwartend.
 

“Ich hab Schluss gemacht...”

Durch Daisukes Körper ging ein Zucken und augenblicklich flammte Hoffnung in seinen Augen auf.

“...Ich möchte lieber mit dir zusammen sein.”

“Mit mir?”
 

Dai schien sein Glück nicht glauben zu wollen.
 

“Ja.”

Ein Nicken. Toshiya lächelte sanft.

“Entschuldige. Ich hätte mir früher Gedanken machen soll-“

“DAISUKE!”
 

Der Gerufene schrak auf und bewegte sich unwillkürlich ein wenig in Richtung des Rufes, wohl ein Automatismus gleich zu folgen.

Nun aber blieb er letztendlich doch noch stehen und als seine Augen wieder auf Toshiyas trafen, schlich sich ein seliges Lächeln über seine Lippen. Schnell beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf Toshiyas.
 

“Du musst gehen, wir sehen uns morgen, To...”

Daisuke brach ab, bevor er dann lächelnd den Kopf schief legte und sich verbesserte: “Schatz.”
 

Toshiyas stutzte kurz und blickte in Daisukes lächelndes Gesicht, doch dann lächelte auch er und nickte.

“Ja, bis morgen.”

Wieder platzierte Daisuke seinem Freund sanft einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er dem Ruf folgte und die Wohnungstür schloss.
 

Toshiya blieb noch eine Weile lächelnd stehen und sah auf die Tür.

Langsam aber wurde sein Blick glasig und er schien tief in Gedanken zu sein, während das Lächeln langsam von seinem Gesicht tröpfelte.
 


 


 

~~~Owari Wanna play hide and seek?~~~
 


 


 

~~~tbc School of life~~~
 


 


 

Fertiiiig~ Last chapter~

*freuz*

Obwohl...ich sollte mich nicht so freuen...mein erstes Sad Ende ö.ö

aber es kann nicht immer gut ausgehen. So ist das halt ^^°

Ich hab es doch in 8 Kapiteln geschafft, yeah~ aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich sonst das Drama mehr in der Mitte habe und dann noch ne Lösung fürs ende brauche und hier ist das ja nicht von Nöten ^^ also auch etwas kürzer.

Ich mags trotzdem.

4.1 How to steel God an angel

Neues Kapitel. Gibts nicht viel zu sagen.

Es hat einen ganz anderen Charakter als das letzte und ist für mich viel leichter zu schreiben, weil ich da wieder all meine doofen witze reinschreiben darf xD trotzdem mochte ich das dritte ^^ love toto~

aber das ist abgeschlossen und weiter geht es mit kapitel vier.
 

Kapitel vier. ja, ich glaube es ist das erste kapitel für das ich stimmen angenommen hab, oder? Ich kann mich nicht genau erinnern, ist zu lange her.
 

Einer der kommenden Hauptcharas hat wohl gewonnen xD

Viel spaß damit.
 


 


 

~~~4.1~~~How to steel God an angel~~~4.1~~~
 


 


 

“Ich brauche Geld.”

Karyu sah auf, strich sich durchs Haar und runzelte die Stirn.

“Was? Jetzt schon wieder? Wo geht das denn alles hin?”

“Ja...aber echt.”, pflichtete ihm der kleine Mitschüler bei, der bis eben noch tief und fest auf der Mauer, an der er selbst lehnte, geschlafen hatte.
 

“Was soll ich sagen? Es ist nun mal weg. Und ihr braucht euch gar nicht so zu wundern. Seitdem wir alleine sind, haben wir einfach eine geringere Ausbeute.”

Auf den Kommentar hin zuckte Karyu nur die Schultern und seufzte.
 

“Was soll’s...wir haben eh keine Wahl.”

“Was ist mit dir Yomi?”, fragte der Schwarzhaarige mit den Geldproblemen, woraufhin sich der Kleinere aufsetzte und über die Augen rieb.
 

“Ich hab Pubertätspickel! Mich könnt ihr nicht gebrauchen.”

“Ach Quatsch, dein Babyspeck ist frisch und rein wie ein Babypopo. Das sind bloß deine Wunschträume, dass du endlich mal in die Pubertät kommst, wächst und ein richtiger Mann wirst.”, murmelte nun der vierte in der Gruppe, der bisher nicht von seinem Buch aufgesehen hatte.

Dafür hatte er nun direkt einen ziemlich beleidigten und stinkigen Yomi am Hals hängen, der mit aller Macht versuchte Isshi irgendwie Schmerzen zuzufügen, damit er auch ordentlich bereute.
 

Karyu beobachtete das Gerangel etwas gelangweilt und sah dann wieder zu dem Schwarzhaarigen.

“Und? Dann heute nach der Schule?”

Tora nickte und ließ seine Tasche auf den Boden vor der Mauer fallen. Auch er sah nun, ein wenig belustigt, zu Yomi, der gerade dabei war Isshi zu würgen, was aber nicht so ganz erfolgreich war, denn Isshi blätterte gerade in aller Seelenruhe die Seite seines Buchs um, griff dann ein wenig umständlich um Yomis klammernde Arme herum, um sich die Brille hochschieben zu können.
 

“Entschuldige dich!!!!!!”, keuchte Yomi im Hintergrund, während sich Tora wieder Karyu zuwandte, sich lächelnd neben ihn an die Mauer lehnte.

“Gibt es irgendwas neues?”

“Hm...mal nachdenken....irgendwie geht es bei den Bösen gerade drunter und drüber.”

“Ah ja? Wieso, was ist passiert?”
 

Tora reckte neugierig seinen Hals und blickte quer über den Schulhof zu dem Stammplatz der Bösen.

So weit er das von hier aus beurteilen konnte, sah alles normal aus.

Yuuichi saß weiter oben auf den Stufen, abseits von den anderen beiden, die unten saßen und wenn er das richtig sah, schien der quirlige Blauhaarige gerade irgendwas zu erzählen.
 

“So ein hin und her mit Toshiya und Daisuke. Jetzt hat er sich wohl eindeutig für unseren Stammbösen entschieden. Na ja... immer so’n Beziehungsscheiß halt.”

Tora nickte und verlor augenblicklich das Interesse an den Dreien.

“Sonst noch was?“

“Das übliche halt. Irgend so ein Psycho von unserer Schule soll sich von einem Hochhaus gestürzt haben. Stand heute in der Zeitung. Ach ja, wo wir gerade von Psycho reden. Der Schwarzhaarige von den Bösen hatte gestern so einen Anfall.”
 

Tora sah nochmal zu den Stufen und runzelte die Stirn.

“Echt? Mein Gott, was man nicht alles verpasst, wenn man mal ein paar Tage nicht in der Schule war.”

“Ja, hast viel verpasst. Wie geht’s dir denn inzwischen? Besser?”, fragte Yomi, der es anscheinend aufgegeben hatte Isshi Schmerzen bereiten zu wollen und sich lieber wieder zu ihnen gesellte.
 

“Ja, alles in Ordnung. Wie gesagt, ich brauch nur Geld. Sonst verhungert noch irgendwer und so wie ich das kenne, werd ich das wohl sein.”

“Schon gut, ich werd trotz Pickel mitkommen...”, gab Yomi klein bei und drückte etwas stinkig auf seinem Gesicht rum. Gleichzeitig richtete er sich an Isshi, dem unterdessen wohl verziehen worden war:

“Kommst du auch mit?”
 

“Nein, sorry. Ich bin verabredet. Ihr wisst schon.”

“Ja klar, dein anderes Leben.”, murmelte Karyu und zog eine Augenbraue hoch.

“Ich bin mit denen seit dem Kindergarten befreundet. Ich kann nicht plötzlich den Kontakt abbrechen.”

“Ja, aber verplapper dich bloß nicht!”

“Sie können euch eh nicht ausstehen... also reden wir auch nie über euch. Oh...es klingelt, bis später dann...”, sprach es und zog ab in Richtung Klasse.
 

Zurück blieben drei mit unzufriedenen Gesichtsausdrücken.

“Es wird echt Zeit, dass Isshi sich klar zu einer Gruppe bekennt. Wir hätten ein wenig mehr Stehvermögen zeigen sollen. So wie Daisuke! Der hat den Halbbösen da auch nicht einfach so aufgenommen.”, murrte Yomi und suchte sein Gesicht nach Pubertätspickeln ab.

“Aber wie du gesagt hast, ist er ein Halbböser, also auch nicht klar abgelehnt worden von unserem lieben Stammbösen. Abgesehen davon hat Daisuke dafür die beiden Neuen innerhalb weniger Sekunden aufgenommen. Ich weiß ja nicht, ob man das Stehvermögen nennen kann.”
 

“Tatsache ist aber doch, dass wir die “Niemand kennt sie” sind und wir haben uns das schwer erarbeitet und Isshi kennen aber sehr viele!”, maulte Yomi und nickte in die Richtung in die der Andere verschwunden war.

“Nur seine Kindergartenfreunde. Und auch ich bin nicht ganz befreit von der Sünde, im Kindergarten nicht nur allein gewesen, sondern schon mal mit jemanden gespielt zu haben.” Karyu winkte ab und griff nach seiner Tasche, während er fortfuhr:

“Im Übrigen will ich dich daran erinnern, dass DU dir hier überhaupt nichts erarbeitet hast. Die Gruppe gibt es schon länger als dieses eine mickrige Schuljahr, welches du dich ein stolzes Mitglied nennst.”
 

“Jaja, schon klar....trotzdem...wir sind sowas wie die einzig wirklich coole Gruppe hier. Wir sollten uns das nicht von Isshi kaputt machen lassen.”

“Die einzige richtig coole Gruppe?”, hakte Tora nach und Karyu versuchte ein Lachen zu unterdrücken.

“Jetzt tut mal nicht so... Wer denn sonst? Die Versauten? Die Bösen, die gerade von 90% verlassen wurden und Daisuke alleine zurückließen? Oder vielleicht die Normalos?”
 

“Was hältst du von der High Society?”, wollte Karyu wissen und ließ seinen Blick über den sich leerenden Schulhof schweifen.

“Ach Quatsch. Ich weiß nicht mal wie die heißen! Da sind ja sogar die Bösen besser. Uruha is’ klar...aber dann...”

Yomi zuckte die Schultern.
 

“Ich glaub...die beiden anderen heißen irgendwie...Sa...nee...moment...”

Tora runzelte konzentriert die Stirn.

“Sake?”

“Haha, man Karyu, was bist du heute wieder lustig.”, murrte Yomi und schnappte sich seine Tasche.

“Jedenfalls hab ich recht.”

Und mit diesem Statement verließ Yomi seine beiden älteren Gruppenmitglieder und machte sich auf den Weg in seine Klasse.
 

“...ich weiß echt nicht wie die heißen.”, murmelte Tora, zuckte die Schultern und fuhr fort:

“Ist aber auch kein Wunder. Die High Society wäre nichts ohne Uruha und die anderen beiden sind nur so was wie Statisten.”

“Aki und Sakito.”

“Hä?”

“So heißen die.”
 

Tora warf Karyu einen ungläubigen Blick zu.

“Woher weißt du wie die Statisten heißen?”

Der Angesprochene zuckte die Schultern, bevor er antwortete:

“Irgendwo mal aufgeschnappt. Ist ja auch nicht so wichtig.”

“Und trotzdem hast du es dir gemerkt.”

“Mach da jetzt kein großes Ding draus. Ich weiß auch, dass die Bösen Daisuke und Toshiya heißen.”

“Du hast Yuuichi vergessen.”

Tora zog eine Augenbraue hoch.

“Das ist nicht der Punkt. Ich kenn ja auch die Namen von den Versauten.”

“Hehe, ja, aber das hat einen anderen Grund.”
 

Karyu verdrehte die Augen und zuckte nochmals die Schultern.
 

“Sag schon...wieso interessiert du dich so für die High Society.”

Ein Seufzen kam über Karyus Lippen und er drehte sich widerwillig Tora zu, so dass er in dessen Gesicht sehen konnte.

“Okay...von mir aus. Aber ich weiß, dass der Plan vielleicht etwas riskant ist.”

Fragend zog Tora eine Augenbraue hoch und wartete auf eine Erklärung.
 

“Wie du weißt, schwimmt die High Society nur so in Geld. Und da, wie wir alle schon bemerkt haben, unsere Ausbeute momentan sehr mickrig ist, dach-“

“Du willst die High Society ausnehmen?!”

“Nein...also ja, lass mich aussprechen!”
 

Mit einem warnenden Blick brachte Karyu seinen Freund, der nicht so aussah, als würde ihn der Plan besonders begeistern, zum Schweigen.
 

“Sieh mal, wenn wir das schwächste Mitglied der Gruppe auswählen, dann könnten wir ihn vielleicht als regelmäßige Geldquelle ausnutzen. Dann hätten wir viel mehr Ruhe. Der Plan ist noch voller Lücken, muss ich zugeben. Ich weiß noch nicht mal, wie wir ihn am besten ausnehmen. Erpressung, Beeinflussung...keine Ahnung. Das müssen wir noch raus finden, aber ich weiß schon, wer der Schwächste ist.”
 

“Wer?”

Karyu schien Tora überzeugt zu haben. Jedenfalls schien der Andere dem Ganzen nicht mehr so abgeneigt wie zu Beginn.

“Sakito.”

“Und welcher ist das?”

“Der schmale, hübsche.”

“Ah, der!”, murmelte Tora und nickte dabei verstehend, bevor er seinen Freund angiftete:

“Mensch, Karyu! In der High Society sehen alle so aus!”
 

“Äh...also Uruha ist ja klar, ne? Der scheidet so oder so von vornherein aus. Dann bleiben ja nur Sakito und Aki. Aki ist der mit den schwarzen Haaren und den Haufen Piercings.”

“Aha...also ist Sakito der, der übrig bleibt.”

“Ja...”

“Na dann, wollen wir den doch mal observieren!”

“Boah...siehst du? Deswegen hab ich dir nicht schon vorher was erzählt. Du fängst sofort wieder mit deinem scheiß “Observieren” an.”, murrte Karyu entnervt und schulterte seine Tasche.

“Immer das selbe mit dir. Wenn du wenigstens nicht so starren würdest. Es ist unmöglich, dass jemand dein “Observieren” nicht mitbekommt!”
 

“Jetzt übertreibst du aber!”, protestierte Tora und folgte Karyu zu ihrer Klasse.
 

Innen angekommen ließen sie sich wie üblich auf ihren Plätzen nebeneinander etwa in der Mitte der Klasse neben Isshi nieder, welcher schon wieder in seinem Buch las. Yomi war eine Stufe unter ihnen.

Ihr Lehrer war noch nicht da und so drehte sich Tora direkt wieder zu seinem Freund, um das Thema leise, so dass niemand sonst mithören konnte, weiter zu erörtern.
 

“Und wieso genau meintest du, dass das riskant wäre?”

“Genau kann ich das nicht sagen.”

Karyu holte sein Mathebuch raus.

“Ich kenn Uruha nicht richtig, weißt du. Also niemand kennt ihn richtig, der nicht zu High Society gehört. Denn Uruha, im Gegensatz zu mir und Isshi, hat in seiner Kindergarten-, Vorschulen- und Grundschulzeit völlig frei von der “Sünde” mit anderen Kinder gespielt zu haben gelebt. Er hatte soweit ich weiß nie andere Freunde als Aki und Sakito. Und wenn er welche hatte, sind die wie vom Erdboden verschluckt. Also wie soll man was über den Kerl herausfinden?”

“Ich weiß nicht genau, worauf du hinaus willst. Hältst du Uruha für ein Risiko?”

“Ich halte ihn für ein ‘eventuelles’ Risiko. Weil man nichts über ihn weiß, kommt er mir so gefährlich vor.”
 

“Gefährlich? Inwiefern gefährlich?”, fragte der Schwarzhaarige und schien keinerlei Gefahr von dem Anführer der High Society ausgehen zu sehen.

Karyu stützte seinen Kopf in die rechte Hand und schielte zu Tora.

“Er wirkt immer ausnahmslos perfekt. So was ist einfach nicht normal und gerade das macht ihn verdächtig gefährlich zu sein. Wer nach außen hin so perfekt ist, versteckt meistens was und ehrlich gesagt, will ich nicht, dass er seine versteckten Aggressionen, oder was das auch sein mag, gegen uns richtet, weil wir uns Sakito als Opfer ausgesucht haben.”

“Ah...verstehe.”, murmelte Tora und holte ebenfalls sein Buch heraus.
 

Einen Moment lang geschah nichts, dann erhob Tora plötzlich seine Stimme.

“Hey Shou!”

“Was machst du?”

Ein entgeisterter Blick traf Tora, den das herzlich wenig interessierte.
 

Der Angesprochene Schüler, der vorne in der ersten Reihe gesessen und angestrengt in einem Schulbuch gelesen hatte, drehte sich zu ihnen um.

“Ja?”

Neben ihnen hatte nun auch Isshi interessiert den Kopf gehoben.
 

“Ist Uruha irgendwie abgedreht und hat versteckte Aggressionen oder so?”

Tora sah seinen Mitschüler ernst an, während dieser sich etwas verwirrt die Brille den Nasenrücken hochschob.

“Was? Wie kommst du darauf? Und wieso willst du das wissen?”
 

“Nicht so wichtig. Karyu hier...”

Tora deutete neben sich und Karyu hob kurz zur Bestätigung seiner selbst die Hand.

“...war der Meinung, dass Menschen, die nach außen hin perfekt wirken, meistens innen drin verdorben sind.”

“Ja...so in der Art hab ich das wohl formuliert...”
 

Shou schien das nicht witzig zu finden. Jedenfalls sah er die beiden ziemlich ausdruckslos an, bevor er fragte:

“Und wieso fragt ihr mich? Geht doch zur High Society. Die können euch das bestimmt eher beantworten.”
 

“Ja, klar. Das könnten wir machen.”

“Genau, das kommt bestimmt gut, wenn wir bei denen ankommen und dem King beziehungsweise Queen der High Society unterstellen, dass er mit 99 prozentiger Sicherheit am Rad dreht und ein potentieller Amokläufer wäre.”, pflichtete Karyu Tora bei.

“Ja, nett von uns, sie vorzuwarnen.”
 

“Schon klar....”

Shou schien einzusehen, dass das nicht die beste seiner Ideen war.

“Wir fragen dich nur, weil du mal Nachhilfe bei Uruha hattest. Du kennst ihn wahrscheinlich noch am Besten von allen außerhalb der High Society.”
 

Man, Karyu, musste schon zugeben, dass Tora seine Anfrage in diesem Fall so formuliert hatte, dass sie reichlich wenig Anlass gab irgendwie misstrauisch zu werden.

Er klang einfach nur so, als würde er sich für potentielle hyperintelligente Amokläufer interessieren.
 

“Na gut...so weit ich das beurteilen kann...”, murmelte Shou und schien seine Antwort genau abzuwiegen.

“...liegt ihr soweit richtig, dass Uruha bestimmt nicht so perfekt ist, wie er immer wirkt.”
 

Karyu warf Tora einen vielsagenden Blick zu und sie hatten sich schon im stillen Einverständnis darauf geeinigt Sakito lieber in Ruhe zu lassen, aber Shou war noch nicht fertig.
 

“Allerdings kann ich das Ganze dann auch so weit beurteilen, dass ich euch mit absoluter Sicherheit sagen kann, dass er ganz bestimmt keine dunklen oder bösen Geheimnisse hat. Er ist ein durch und durch friedlicher Mensch. Etwas sehr autoritär aber friedlich.”
 

Triumphierend drehte sich Tora zu Karyu und seine Augen blitzen zufrieden.

“Wie sicher bist du dir da?”, fragte dieser lieber noch einmal nach, was Tora stöhnen ließ und Shou misstrauisch machte.

Vielleicht hätte er doch besser die Klappe gehalten, scholt sich Karyu in Gedanken und nahm sich vor, sich nächstes Mal ein Beispiel an Tora zu nehmen.
 

“Ich sagte gerade schon: absolut!”
 

Erst am Ende der Stunde, nachdem es geklingelt hatte und schon alle Schüler aufgesprungen waren, trat Isshi neben Karyu und warf ihm einen fragenden Blick zu.
 

“Warum fragt ihr Shou wegen Uruha aus?”

“Wir haben da so einen Plan und er war der Einzige der das beantworten konnte.”

Isshi zog eine Augenbraue hoch.
 

“Können wir dir das anvertrauen, ohne dass du Shou gleich weitererzählst, warum wir ihn gefragt haben? Er wird dich das sicher nachher fragen.”, meldete sich nun Tora von der Seite und er warf Isshi einen kritischen Blick zu, welcher daraufhin nur entnervt die Augen rollte.
 

“Ich sagte doch schon, dass wir nie über euch reden und außerdem, hab ich nur noch sehr wenig Kontakt zu Shou. Von allen am wenigstens seit er sich so aufs Lernen stürzt.”

“War das nicht immer so?”

“Nein, im Kindergarten hing er noch nicht so über den Büchern.”

“Interessant! Ich dachte so was wäre immer angeboren.”, murmelte Tora und Karyu beschloss Isshi einzuweihen:
 

“Wir dachten daran uns ein “Stammopfer” auszusuchen. Und wer wäre besser geeignet, als ein Mitglied der High Society?”

“Viel Geld und immer in unserem Blickfeld.”, stimmte Isshi zu, der zu verstehen begann.

“Genau! Wir hatten nur Sorge, dass...”

“Uruha ein potentieller Amokläufer wäre, ja, das hab ich mitbekommen.”

“...und ein hyperintelligenter noch dazu!”, warf Tora ein.
 

Isshi zog einen Stuhl heran und ließ sich neben Karyu nieder.

“Und wen von den anderen beiden habt ihr im Auge?”

“Sakito.”

“Aha...wieso schließt ihr Aki aus?”

“Boah! Und woher kennst du die Namen der Statisten?”

“Häh?”

Isshi sah Tora fragend an, verstand dann aber auch schon ohne Erklärung und verdrehte die Augen.
 

“Seit fünf Minuten redest du nur noch Mist. Deine Konzentration lässt zu schnell nach. Ich kenn die Namen, weil jeder sie hier kennt. Sie sind das Schulgespräch Nummer 1. Jedenfalls unter den Normalos.”

“Das liegt nicht an meiner Konzentration, sondern an meinem Interesse.”

“Klar, dass du also weißt, wie die Statisten heißen. Du hängst ja schließlich noch sehr an den Normalos...”, murrte Karyu und lehnte sich im Stuhl zurück.

“Langsam nervt das mit dem Thema echt...”

“...und es wird niemals aufhören, Schätzelein...”

“Nenn mich nicht Schätzelein, Karyu!”

“Nenn mich nicht Karyu, Mäuschen!”

“Das ist dein Name!!”

“Da muss ich ihm Recht geben.”

“Jedenfalls...”, murmelte Karyu und hatte damit wohl auch die Absicht das Thema zu wechseln. “...haben wir immer noch ein großes Problem, selbst wenn Uruha kein potentieller hyperintelligenter Amokläufer ist.”

“Das da wäre?”
 

Tora hatte sein Interesse wiedergewonnen und damit auch seine Konzentration und auch Isshi ließ sich von ihrem alten Thema ablenken.
 

“Wir müssen Sakito irgendwie alleine erwischen.”

Dass das schwer werden würde, waren sie sich einig.

Die High Society trennte sich nie, jedenfalls so gut wie nie wenn sie in der Schule waren. Sie kamen zusammen und sie gingen zusammen. Sie waren in der selben Klasse und hatten die selben Kurse.
 

“Moment...Aki seh ich öfters mal alleine!”, warf Isshi ein und sah in die Runde.

“Also erklärt mir doch noch mal, wieso ihr es auf Sakito abgesehen habt.”

Tora, der darauf keine Antwort wusste sah fragend zu Karyu, wo auch bald Isshis Blick landete.

“Ganz einfach. Wenn man die Gruppe beobachtet, merkt man schnell, dass Uruha sehr sicher und selbstbewusst ist. Er ist der unangezweifelte Anführer. Aber Aki fühlt sich nicht untergeordnet, er scheint ein wenig rebellisch veranlagt. Er ist eher unabhängig und selbstständig. Sakito hingegen läuft immer hinter Uruha her, er scheint immer zurückzustecken und keinen eigenen Willen zu haben. Ist euch mal aufgefallen, dass er sich fast immer ein wenig hinter Uruha hält? Er lässt ihm immer den Vortritt. Ich halte ihn eindeutig für das schwächste Glied.”

“Aber was bringt uns ein schwächstes Glied, das wir nie alleine antreffen?”

“Gute Frage...”, murmelte Tora und sah wieder zu dem Kopf dieses Vorhabens.

“Keine Sorge. Ich finde schon einen Weg... Sakito wird uns schon nicht entkommen.”
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

So~

der anfang wäre geschafft. Was mir bei dem Kapitel auffällt: Viele neue personen und es ist vielleicht gar nicht so klar, wer die Hauptcharaktere ist aus diesen ganzen...Ihr werdets noch herausfinden. Aber weil es noch nicht geklärt ist warte ich noch mit dem Bild und der Beschreibung xD
 

Ihr könnt mir ja sagen, wen ihr glaubt. mal schaun, ob es doch offensichtlicher ist als ich denke.
 

Im übrigen bin ich heute ganz toll auto gefahren. *stolz desu*

4.2

Nächstes Kapitel, bin müde...

keine lange vorrede ^^°
 


 


 


 

~~~4.2~~~How to steel God an angel~~~4.2~~~
 


 


 


 

“Irgendwann wirst du ja doch rausgehen müssen, also wie wär’s dann damit, dass du es jetzt einfach schnell hinter dich bringst? ... nein? Ich meine, du könntest natürlich auch warten, dass das Wetter besser wird, wenn du meinst, dass du das aushältst. Aber ich weiß nicht, wann es aufhört zu regnen. Es könnte in einer halben Stunde sein...oder zwei Stunden. Es könnte aber auch sein, dass es erst in ein paar Tagen wieder aufhört. Wer weiß das schon. Und was willst du in der Zwischenzeit machen? Lernen das Katzenklo mitzubenutzen und vielleicht ein paar Runden im alten Hamsterrad drehen? Ich weiß ja nicht, ob Mac sein stilles Örtchen mit dir teilen will und über das Rad brauchen wir gar nicht erst reden.”

Sakito sah zu dem Hund der mit traurigen Augen neben ihm im Hauseingang auf der Fußmatte lag und den Regen betrachtete.
 

“Na komm...wir gehen jetzt. Ich rubbel dich danach auch trocken.”, murmelte er und zupfte ein Mal auffordernd an der Leine, bevor er dann den Regenschirm aufspannte und sich in Gang setzte.

“Wenn du nah bei mir bleibst, wirst du auch gar nicht so nass.”
 

Notgedrungen musste Sakito kurz stehen bleiben, weil sein Mischlingsrüde liegen geblieben war und sehr unglücklich drein schaute.

Der Blonde runzelte kurz die Stirn und seufzte, bevor er dann mit herrischem Ton fortfuhr:
 

“Es tut mir leid, dann muss ich die Herrchenkarte ausspielen! Bei Fuß, Gaudi!”
 

Das wirkte endlich. Gaudi rappelte sich auf und trottete zu seinem Herrchen unter den Regenschirm, wo er sich zunächst mal nah an dessen Bein drückte, um möglichst viel Schutz durch den Schirm zu bekommen.
 

“So ist gut, wir machen auch keine so lange Runde...”
 

Er hielt sein Versprechen.

Erstens, weil er das immer tat und zweitens fühlte sich auch Sakito draußen nicht so wohl. Der Regen an sich machte ihm nichts aus. Aber er hatte die ganze Zeit so ein Gefühl, als würde man ihn beobachten.

Fast durchgängig hatte er das Verlangen sich umzuschauen, um zu überprüfen ob ihm jemand folgte und ein paar Mal tat er es sogar, ohne allerdings jemanden zu entdecken. Die Straßen waren auch so gut wie leergefegt.

Es war später Nachmittag und es regnete in Strömen. Er wäre auch nicht auf die Straße gegangen, wenn er nicht mit Gaudi raus gemusst hätte, daher konnte er es nachvollziehen. Aber er hätte sich wohler gefühlt, wäre er nicht ganz allein mit diesem Gefühl und Gaudi gewesen.
 

Er wusste ja außerdem nicht, ob Gaudi ihn überhaupt verteidigen würde.

Wahrscheinlich nicht, wenn er dafür den Schutz des Schirmes verlassen müsste.
 

Nach einer knappen halben Stunde waren sie wieder zu Hause und nachdem Sakito die Tür aufgeschlossen hatte, wäre Gaudi fast reingerannt um dem Regen zu entkommen, wenn Sakito nicht schon darauf gefasst gewesen wäre und seinen Hund daran hinderte indem er die Leine ein gutes Stück kürzer und fester packte.
 

“Ah, ihr seid schon wieder da.”

Sein Vater kam die Treppe runter und runzelte die Stirn.

“War das denn lange genug für ihn?”
 

“Es muss wohl. Es war wie immer ein harter Kampf ihn raus in den Regen zu bekommen. Aber ich werde zur Vorsicht morgen vor der Schule noch mal mit ihm rausgehen.”, murmelte Sakito und fing an das Fell von Gaudi trocken zu rubbeln, was dieser sich zufrieden gefallen ließ.
 

“Das Katzenklo ist dreckig. Jetzt wo Mac und Saph nicht rausgehen musst du öfters sauber machen. Und darauf dass deine Schwester es macht kannst du ewig warten.”

“Ich weiß, ich wollte das gleich erledigen, wenn Gaudi wieder trocken ist und uns nicht alles nass macht.”
 

Sakitos Schwester und er hatten vor circa einem Jahr zusammen zwei Kätzchen aus einem Wurf bekommen. Er hatte seinen Kater Macavity genannt und sie ihre Katze Saphire.

Allerdings war seine kleine Schwester in Sachen Tierpflege doch noch etwas nachlässiger als er selber und daher übernahm er meistens ihre Pflichten gleich mit. Sie war ja auch erst 9 Jahre alt und daher verstand er es, wenn sie Sachen wie das Katzenklo reinigen ab und zu mal vergaß.
 

Nachdem Gaudi trocken zu seinem Napf trottete und sein Vater auch wieder verschwunden war, ging Sakito schnurstracks zu dem Zimmer seiner Schwester, öffnete die Tür und lief zum Bett, wo sich Saph verschlafen räkelte und ihn mit strahlend blauen Augen, die ihr zu ihrem Namen verholfen hatten, anblinzelte.
 

“Gut geschlafen?”

Er beugte sich runter und gab der schmalen Siam einen Kuss zwischen die Ohren zur Begrüßung, bevor er dann das Zimmer wieder verließ und in sein eigenes ging, auf der Suche nach seinem Kater.
 

Mac, oder Mini Mac wie er ihn meistens nannte, war nicht so brav wie seine Schwester, sondern saß mit aufmerksamen Augen vor Sakitos Aquarium.
 

Ohne auf die Proteste seines Katers zu achten hob er ihn sich auf die Schulter und ging mit ihm zu seinem Bett, wo er sich niederließ.

“Das kannst du vergessen Kleiner. Du wirst niemals an einen meiner Fische dran kommen. Dafür werd ich schon sorgen. Du wirst auch Pinky und Brain nicht anrühren. Alle sind hier Tabu. Dafür ist Gaudi ja auch nett zu dir, nicht wahr?”, murmelte er und streichelte dem Kater über den Kopf, woraufhin dieser sich neben ihm auf dem Bett zusammenrollte.
 

Einen Moment lang beobachtete Sakito seinen kleinen Kater, bevor er dann zum Kopf seines Bettes robbte und aus dem Fenster spähte.

Er hatte das Gefühl von vorher noch nicht vergessen. Er wusste nicht, was er zu sehen erwartete, doch er wollte dennoch schauen, was vor ihrem Haus so vor sich ging.
 

Eigentlich war es nichts besonderes. Nur zwei Kerle standen unter einem Regenschirm auf dem Bürgersteig und unterhielten sich. Also wirklich nichts ungewöhnliches. Sakito fand nichts verwerfliches daran, im Regen unter einem Regenschirm auf dem Bürgersteig zu stehen. Und trotzdem! Er seufzte leise und betrachtete die Beiden etwas genauer.

Sie waren etwa sein Alter, etwas älter vielleicht. Sie kamen ihm aber nicht bekannt vor.
 

Ursprünglich hatte er gehofft, dass der Blick hinaus ihn eventuell beruhigen würde, doch nun da er tatsächlich hinaus sah und durch die Kerle da schon anfing irgendwie paranoid zu werden, fing sein Herz wieder an schneller zu klopfen und als Gaudi zwischen ihm und Mac aufs Bett sprang, wäre er seinerseits vor Schreck fast hinunter gefallen.
 

Als er sich wieder gefasst hatte und wieder aus dem Fenster sah, war weit und breit niemand mehr zu sehen.
 

“Ist das seltsam? Oder reagier ich über?”, wandte er sich an Hund und Kater, die es sich auf dem Bett bequem gemacht hatten.
 

Gaudi blinzelte müde und Mac gähnte. Ergo, sie waren offensichtlich nicht der Meinung, dass er sich aufzuregen brauchte.
 

“Na gut, wie ihr meint....”, murmelte Sakito und erinnerte sich wieder an seinen Pflichten und damit an das Katzenklo. Wenn er das erledigt hatte, konnte er sich immer noch Gedanken darum machen, ob er verfolgt wurde oder nicht. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Allerdings lässt sich darüber streiten, ob es sich dabei um ein Vergnügen handelt.

Ein Blick zu seinen auf jeden Fall fauleren Tieren und er war sich nicht mehr ganz so sicher, ob er ihrem Urteil trauen sollte.
 

“Hey Aki...”

Sakito hatte gerade den Geruch von Katzenkot von sich gewaschen und war außerdem inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass seine Haustiere falsch lagen. Er fand nicht, dass er überreagierte. Er wollte noch eine Meinung. Und diesmal vielleicht die eines Menschen.

“Hi, was ist? Wieso rufst du an?”
 

Sakito runzelte die Stirn und zog einen Schmollmund, dessen Effekt natürlich durch die Telefonleitung nicht in Kraft trat.

“Darf ich dich nicht ohne Grund anrufen? Einfach so? Schließlich sind wir befreundet.”

“Na ja...nein.”

“Was heißt hier nein?”

“Gut, du darfst. Aber du tust es nicht. Du bist nicht der Typ dafür. Du rufst immer aus irgendeinem Grund an. Einfach unterhalten kannst du dich ja auch mit deinen Tieren.”
 

Ertappt.

“Ja..gut. Ich hab einen Grund.”

“Raus mit der Sprache.”

“Ich fühl mich verfolgt.”

“Hmm...mein Psychiater müsste noch nen Termin frei haben.”

“Ich meine es ernst. Ich war heute mit Gaudi spazieren u...”

“Im Regen? Der Arme! Also ich wäre unter keinen Umständen mit dir da rausgegangen..”, unterbrach ihn Aki.

“Bist du mein Hund? Ich hätte gar nicht versucht dich mitzunehmen! Wir waren jedenfalls spazieren und ich hatte die ganze Zeit so ein Kribbeln im Nacken, als würde da jemand hinstarren, verstehst du?”

“Ist dir Montag oder Dienstag lieber?”

“Wofür?”

“Na für deinen Termin...”
 

Aki schien es ernst zu meinen. Sakito ließ sich nachdenklich aufs Bett fallen und wechselte die Hand mit dem Telefon.
 

“Du meinst also auch, ich reagier über?”

“Wieso “auch”? Hast du Ruha schon gefragt?”

“Nein, Gaudi und Mini Mac waren der Meinung.”

“Ah, hätt’ ich mir denken können. Also wurde ich sogar vor Ruha angerufen. Wie komm ich zu der Ehre?”

“Er hat gerade so viel um die Ohren. Du weißt schon: Kyo lieben, Kyo nicht lieben. Also wollte ich ihn deswegen eigentlich gar nicht ansprechen.”

“Ah so, verstehe. Ich werd nur gefragt, weil Ruha in ner Krise steckt. Also doch keine so große Ehre... Aber jetzt ernsthaft: Du meinst das echt ernst?”

“Ja.”

“Wirklich?”

“Wirklich!”

“Hmmm...”

“Du bist echt eine Hilfe. Danke.”

“Bitte nicht so sarkastisch. Was soll ich dazu sagen? Du fühlst dich also verfolgt. Es ist dir doch nichts passiert? Und sonst auch nichts aufgefallen?”

“Nicht wirklich...na ja, nach dem Spazierengehen standen so zwei Typen vor unserem Haus.”

“Aber die sind jetzt weg?”
 

Sakito robbte nochmals zum Fenster und spähte hinaus.

“Ja...weg.”

“Dann würde ich sagen: Mach dir keinen Kopf und wir schauen morgen mal, was passiert.”
 

Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Sakito dann nachfragte:

“Aber das mit dem Psychiater war ein Scherz oder?”

“Ja, klar. Du solltest eigentlich wissen, dass ich nicht zum Psychiater gehe.”

“Bei dir weiß man das nie.”

“Na danke.....”
 

Für den Rest des Abends versuchte Sakito sich an den Rat Akis zu halten: Sich keinen Kopf machen und abwarten, was am nächsten Tag passieren würde.

Er konnte zwar nicht behaupten, dass das sehr erfolgreich war, aber ein kleines bisschen fühlte er sich beruhigt.
 

Er wollte erst Mal sehen, was die nächsten Tage passierte. Wenn er sich weiter unwohl fühlte...ja dann...er wusste nicht was er dann machen sollte. Doch mal zum Psychiater gehen?

Nein, er war der Meinung, dass das keine Einbildung war. Er vertraute seinem Gefühl. Er lag mit so was öfters richtig. Er war sensibler als viele andere Leute und er glaubte, dass das auch der Grund dafür war, dass er so gut mit Tieren zu Recht kam.
 

Er kannte niemanden, der einen so guten Draht zu Tieren hatte wie er. In seiner Familie kam ihm seine Mutter noch am nächsten, aber auch bei ihr war es anders.

Sie behauptete gerne, dass, wenn man Sakito in ein Becken voller Krokodile schmeiße, es so enden würde, dass er mit ihnen schmuse.

Jedes Tier dem er begegnete liebte ihn auf Anhieb. Selbst Saphire, die ja eigentlich die Katze seiner kleinen Schwester war, hatte eine starke Zuneigung zu Sakito entwickelt, so dass er zeitweilig zwei Kätzchen an sich hängen hatte.

Das war noch ein Grund, warum Sakito es hinnahm, wenn er die Pflichten seiner Schwester mit übernehmen musste. Er fühlte sich dann manchmal etwas schuldig, dass ihre Katze ihn so liebte.

Es gab bloß einen Grund, warum Saph nicht in Sakitos Zimmer schlief: Mini Mac wollte seinen Platz nicht teilen.
 

Aber wenn man es genau betrachtete, war in seinem Bett auch nicht mehr so viel Platz. Obwohl es ein Doppelbett war, verbrachte neben Mini Mac auch schon mal Gaudi eine Nacht bei ihm.
 

Daher musste Sakito wenigstens auch diese Nacht nicht alleine schlafen, so dass er zunächst gut schlief, doch da er mitten in der Nacht einen Alptraum bekam, war er am nächsten Morgen dann doch ziemlich verschlafen in der Schule.
 

“Wer war krank?”

Uruha sah reichlich besorgt aus, da Sakito so tiefe Augenringe hatte.

“Hä? Wieso sollte jemand krank sein?”

“Du hast kaum geschlafen. Das ist immer so, wenn eines deiner Tiere krank ist. Ist es Gaudi? Oder Pinky? Pinky sieht aus, als würde er oft krank werden.”

“Äh...nein...niemand ist krank.”, murmelte Sakito und warf einen Blick zu Aki, der neben ihnen lief. Sie waren gerade dabei den Raum zu wechseln.

“Ich hab einfach nur schlecht geschlafen. Ich hatte einen Alptraum.”
 

Er sah Aki die Stirn runzeln und hob hilflos die Schultern.

Er wollte Uruha noch nicht einweihen. Er würde sich nur Sorgen machen. Uruha war jemand, der die Dinge geklärt mochte und wenn er Sakito ernst nehmen würde, würde er unbedingt versuchen die Sache zu klären und wenn er das täte, würde er wahrscheinlich dadurch seine eigenen Angelegenheiten verdrängen und gar nicht mehr in die Pötte kommen.

Und Sakito wollte, dass er das endlich geklärt bekam. Es war ja kaum mehr auszuhalten, wie er unter der Situation litt. Jedenfalls war Sakito der Meinung, dass seine eigenen Augenringe kaum mit denen Uruhas mithalten konnten.
 

Sie überquerten gerade den Schulhof und Sakito war schon erleichtert gewesen, dass Ruha nicht weiter nachgefragt hatte, als Aki ihn am Ärmel zurückhielt.
 

“Was sagtest du, wie die Typen gestern aussahen?”

“Ich sagte gar nichts, wieso?”

“Na ja...weil da drüben starrt dich so einer an, seit wir auf den Schulhof gekommen sind.”
 

Aki nickte in die Richtung des Schulhofrandes und Sakito spähte neugierig an ihm vorbei.

Und tatsächlich. Ein großgewachsener Schwarzhaariger blickte ohne zu blinzeln zu ihm und erst als Sakito irritiert und ein wenig ängstlich blinzelte, wandte er den Blick ab.
 

“Ist er das?”, fragte Aki neben ihn und er zuckte unsicher die Schultern.

Er hatte gestern nicht viel von den Typen gesehen. Aufs Alter hatte er eher durch Statur, Frisur und Kleidung geschlossen, aber die Gesichter hatte er kaum erkennen können durch den Regen und dem Regenschirm.

Außerdem gab es ja viele Japaner, die schwarze Haare hatten.
 

Wenn nur...

Sakito sperrte den Mund auf.

Er hätte die Sache wohl einfach so abgehakt, da nicht der andere Kerl mit den braunen Haaren anwesend war. Doch in diesem Moment tauchte jener neben dem Schwarzhaarigen auf und fing an auf den anderen einzureden.
 

“Ich glaube, das sind sie.”

“Wer ist was?”
 

Uruha stand plötzlich neben ihnen und Sakito war es schleierhaft, wie er sich so anschleichen konnte, ohne dass mindestens Aki es mitbekam.
 

“Äh...die Typen da vorne starren die ganze Zeit Sakito an.”

“Ah ja? Wieso?”

“Keine Ahnung. Das wollen wir gerade herausfinden...”, murmelte Aki, runzelte die Stirn und fuhr fort:

“Moment mal! Die stehen am Stammplatz der “Niemand kennt sie”.”

“Warum interessieren sich die “Niemand kennt sie” für mich?”

“Es sind die “Niemand kennt sie”, woher soll ich das also wissen?”, fauchte Aki und setzte sich in Bewegung.

“Jedenfalls halt mich da raus. Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache.”

“Das Beste wird wohl einfach sein, sie zu ignorieren. Sie werden dich wohl einfach nur hübsch finden oder so. Ich meine die Normalos starren dich auch oft an.”, sagte dann Uruha und folgte Aki.
 

Einerseits war der Zurückgelassene erleichtert, dass Uruha nicht irgendwie misstrauisch war und gleich anfing der Sache zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, anderseits war er selber aber der Meinung, dass er das nicht unterschätzen durfte.
 

Die “Niemand kennt sie” beobachteten ihn. Er wusste nicht, ob ihn das beunruhigen musste, denn wie der Name der Gruppe schon sagte, kannte sie niemand.

Er biss sich etwas unsicher auf die Unterlippe und sah Aki und Uruha hinter her, die nun schon ein gutes Stück weiter waren.

Etwas ungeduldig warf Aki einen Blick über die Schulter.
 

“Kommst du?”

“Geht schon mal vor, ich muss was erledigen!”
 

Kurzentschlossen drehte sich Sakito zu den “Niemand kennt sie” aka seinen Verfolgern und atmete ein mal tief durch um sich ein wenig Mut anzuatmen, wenn das überhaupt möglich war.
 

“Was wollt ihr?”

Sakito richtete sich an den anscheinend sehr überraschten Schwarzhaarigen, der ihn ja schließlich so auffällig beobachtet hat. Obwohl der Brünette daneben nicht minder überrascht aussah. Überraschungseffekt war also eindeutig auf seiner Seite.
 

“Warum so feindselig?”, fragte der Angesprochene und zog eine Augenbraue hoch.

“Ja, ich find das auch ein wenig voreilig! Es könnte doch sein, dass du dich über unser Interesse freust.”

“Genau, vielleicht sind wir ja Modelscouts, die nur verdeckt an dieser Schule sind.”
 

“Ich bin nicht groß genug zum Modeln...”

“Woher willst du eigentlich so genau wissen, dass wir dich beobachtet haben? Bist wohl etwas sehr von dir eingenommen, was?”

“Aki ist auch nicht groß genug...”

“Gut, aber-”

“Uruha auch nicht...”

“Okay! Wir haben es verstanden: Die ganze High Society ist kleinwüchsig!”
 

“Abgesehen davon hast du mich so auffällig angestarrt, dass ich kaum übersehen konnte, dass du mich beobachtet hast und niemand anderen.”

“Siehst du...?”, knurrte der Brünette leise und warf dem Anderen einen scharfen Seitenblick zu, bevor er dann einen Schritt auf Sakito zu trat und ihn mit einem abschätzenden Blick musterte.
 

“Hätt’ ich dir gar nicht zugetraut, dass du uns einfach so zur Rede stellst...”

Sakito wollte gerade zur Antwort ansetzen und hatte sich auch schon fest vorgenommen, so bissig wie nur möglich zu klingen, als eine schmale Hand auf die Brust des Brünetten klatschte und ihn wegstieß.
 

“Lass ihn in Ruhe, Karyu!”

Der Oberböse Daisuke trat zwischen Sakito und den Brünetten, dessen Name anscheinend Karyu war.

“Was soll das?”

Nun trat der Schwarzhaarige neben Karyu und baute sich mit diesem vor dem um einiges kleineren Daisuke auf.
 

“Ihr sollt ihn in Ruhe lassen hab ich gesagt!”

Daisuke fauchte unbeeindruckt von der Größe der Beiden weiter und sah Tora trotzig mitten ins Gesicht.

“Für dich gilt das genau so Tora! Was wollt ihr von der High Society, hä? Wollt ihr die gesamte Schule gegen euch aufhetzen?”
 

“Und was hast du mit der High Society zu tun? Ich dachte es gibt keine zwei Gruppen die sich fremder sind als die Bösen und die High Society.”, murrte Tora und betrachtete Daisuke abschätzend.
 

“Ich denke kaum, dass euch das was angeht.”, schnappte Daisuke nicht minder unfreundlich zurück, schnappte sich Sakitos Hand und fuhr fort:

“Wenn ihr uns dann entschuldigen würdet? Ich rate euch zudem, ihn in Zukunft in Frieden zu lassen!”
 

Mit einer Kraft die auch Sakito dem schmalen Oberbösen nicht zugetraut hätte, wurde er von den “Niemand kennt sie” weggezerrt und erst als sie schon mindestens am anderen Ende des Schulhofes in der Nähe der Ecke der Bösen waren, konnte er sich aus dem Griff befreien.
 

“Au....Mensch Daidai~ das tut weh....”, jaulte Sakito wie ein Hund, dem man auf dem Schwanz getreten hatte und rieb sich das Handgelenk.

“Das solls ja auch. Wieso bist du so unvorsichtig? Von den “Niemand kennt sie” hält man sich fern! Ich dachte das wäre allen hier klar..aber du marschierst einfach so zu denen rüber als wärst du Arnold Schwarzenegger. Was fällt dir ein? In letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen?”

“Na ja...”, antwortete Sakito kleinlaut und zuckte die Schultern.

“Ich wollte wissen, wieso sie mich beobachten.”
 

Daisuke schreckte zusammen und betrachtete Sakito mit einem kritischen Blick.

“Sie haben dich beobachtet?”

“Ja...”

“Scheiße! Das ist echt scheiße!”

“Was soll das heißen?”

“Na scheiße halt! Diese Gruppe ist echt nicht zum Kuscheln oder so. Wenn die dich beobachten, dann hat das bestimmt einen Grund und es wird nicht einfach bloß so sein, dass ihnen dein Arsch gefällt. Das hat eindeutig nichts Gutes zu bedeuten. Wenn die dich ins Auge gefasst haben, dann haben sie was mit dir vor. Boah, scheiße!”

“Ich habs inzwischen verstanden: Das ist scheiße.”
 

“Ich kann dich nicht immer beschützen, verstehst du. Ich bin ein Böser, aber trotzdem...die “Niemand kennt sie” haben keinen Respekt vor den Bösen. Sie wissen, dass ich mehr aus Zufall in der Gruppe gelandet bin. Sie waren gut mit den alten Bösen befreundet.”

“Ich fand eh immer, dass du nicht in die Gruppe passt.”

“Ach? Hätte ich deiner Meinung nach eher mit in die High Society gesollt?”

Daisuke zog eine Augenbraue hoch und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
 

“Ich meine ja nur. Du bist nun mal nicht “böse”. Niemand weiß das besser als ich.”

“Ist ja auch egal. Ich bin jetzt ein Böser und du gehörst zur High Society. Unsere Kindergartenzeit ist vorbei. Und umgezogen seid ihr auch noch. Eure Nachmieter sind übrigens das letzte. Ich weiß ja nicht, was die da oben machen, aber ich befürchte das sind Niederländer mit sehr schweren Holzschuhen.”
 

Daisuke grinste kurz, bevor sein Blick dann an Sakito vorbei glitt und hinter ihm hängen blieb.
 

“Äh....der Gepiercte aus der High Society steht da vorne... guckt etwas irritiert und ungeduldig.”
 

Sakito blickte hinter sich und entdeckte Aki, der wortlos auf Daisuke deutete, die Stirn runzelte, eine Fratze zog, dann die Schultern zuckte und ungeduldig eine Handbewegung machte, als Zeichen, dass er kommen sollte.
 

“Temperamentvoll....?”

“Allerdings.”

Sakito lächelte Daisuke nochmal zu.

“Ich werd auf mich aufpassen. Danke für gerade.”
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Soo~

neue Beziehungen wurde aufgeschmissen. Big Auftritt von Daisuke. ^^

Hier haben wir Hauptchara No. 2. Ich denke es gibt keinem Zweifel an Sakito, gabs auch nie. Auf eins sag ich immer noch nix hier drin... es gibt richtige tipps und es gibt welche die falsch sind, was soll ich sagen. Aber es kam wohl doch so bei euch an, wie ich es ursprünglich vermutet hatte und dann bezweifelte. Ich kann immer noch nicht einschätzen wie die Sachen auf den Leser wirken, weil für mich das meiste immer so offensichtlich rüberkommt.
 

Na ja, egal.

Danke für die ganzen Kommis. Ich hab plötzlich wieder viele neue Leser und viele Kommis von denen, auch zu älteren Kapiteln, bekommen. Ich freue mich sehr darüber und fühle mich geehrt ^^ Danke!
 

Bis zum nächsten Kapitel.

4.3

Tabaluga-Tv! Habt ihr das früher auch geguckt? Ich war ja so eisschollen-besserwisser muss ich zugeben. Jaja, ich raff immer noch nicht wie man sich nicht merken konnte welche eisschollen man gehen musste. Die waren bestimmt alle auch voll schlecht immer memory oder ich packe meinen koffer...

Wie komm ich jetzt überhaupt dadrauf? Keine ahnung..ich flippier mich heute eh so ein wenig. Auf meinem steckbrief als ich verkündet hab, dass ich hochladen geh hab ich auch son shit geschrieben. Wola, jetzt hätte ich fast unten meine text zerstört. Ich sollte was vorsichtiger sein...Memo an mich mit ja, was ich so da gesagt hab.. vorsichtiger sein.
 

hmm..ja, ich bleib jetzt was ernster. Was ich sagen wollte:

Ich hab so lange nicht mehr hochgeladen und es tut mir auch furchtbar leid. Ich hab einen haufen ausreden, aber mit denen langweile ich euch jetzt nicht, sondern lieber mit dem Kapitel. Here it is:
 


 


 

~~~4.3~~~How to steel God an angel~~~4.3~~~
 


 


 


 

“Also hat er mitbekommen, dass Tora ihn “observiert” hat?”

“Na klar, wie sollte er das auch nicht mitbekommen.”, antwortete Karyu Isshi und stützte den Kopf in die Hände.

“Er hat ihn ohne zu blinzeln angestarrt von dem Moment an, ab dem er den Schulhof betreten hatte.”

“Aber er hat nicht mitbekommen, dass ihr ihn auch verfolgt habt, oder?”
 

“Nein, hat er nicht...”, kam es gemurrt aus der Ecke, wo Tora saß und sich zu Unrecht beschuldigt fühlte.

“Und wessen Verdienst war das?”

Tora warf Karyu einen bösen Blick zu, bevor er dann widerwillig antwortete:

“Ja, ja. Schon klar, es war ganz allein dein Verdienst, weil du ja angeblich so viel mehr von Verfolgung verstehst als ich.”
 

“Man sollte nun mal nicht direkt hinter der verfolgten Person stehen und sie anstarren, wenn sie sich umdreht.”

“Sagt wer?”

“Jeder!!”
 

Isshi seufzte etwas entnervt im Hintergrund und griff nach seiner Cola.

Sie saßen in einem Café und warteten inzwischen schon seit einer halben Stunde auf Yomi, der sich nur ganz kurz Clerasil hatte besorgen wollen. Betonung lag auf Clerasil und ganz kurz.
 

“Warum kauft er überhaupt Clerasil? Hat einer von euch in seinem Gesicht auch nur einen einzigen Pickel entdeckt?”

Isshi stellte sein leeres Glas auf den Tisch und sah fragend in die Runde.

“Nicht einen, aber lass ihm doch die Illusion...na endlich!”

Karyu drehte sich zufrieden zu Yomi, der gerade zu ihnen an den Tisch getreten war.
 

“Ich habe wohl Pickel....”, murrte Yomi und zog einen Schmollmund, steckte gleichzeitig seine Tüte in die Umhängetasche. Dann erst zog er sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich zwischen Tora und Karyu.
 

“Also...wieso hat Daisuke Sakito verteidigt?”

“Schön, dass du so zielorientiert bist.”

“Ja, keinerlei Verwirrung. Direkter Angriff aufs Ziel.”

“Es vergeht kein Tag an dem ihr euch nicht gegenseitig ergänzt als wärt ihr versehentlich getrennte Zwillinge...”, murmelte Isshi und drehte sich seufzend zu Yomi, um diesen mit einer Vermutung zu erhellen:
 

“Ich tippe auf eine perverse Art von Freundschaft....”

“Iiiiih!”

Yomi verzog das Gesicht und Isshi zog eine Augenbraue hoch.

“Du denkst eindeutig perverser als ich.”
 

“Ja, dann sag so was doch nicht! An was sollte ich denn sonst denken?”

“Keine Ahnung...vielleicht irgendwas, was zu deinem Äußeren passt....”
 

“Boah, das war jetzt echt fies.”, murmelte Karyu. Neben ihm nickte Tora beipflichtend und murmelte:

“Jo, jo.”
 

“Definiere bitte “perverse Art von Freundschaft”.“, sagte Yomi und zeigte mit einem großzügigen Gesichtsausdruck, dass er Isshi noch ein Mal davon kommen ließ.
 

“Ich nehme an, das ist eine Freundschaft, die in Zeiten entstanden ist, in denen Statusdifferenzen bei den beiden noch keine Rolle gespielt haben. Und im Untergrund besteht sie halt weiter, obwohl sie es nicht nach außen zeigen.”, erklärte Isshi mit seinem Professor-Gesicht und Tora, Karyu und besonders Yomi waren sehr aufmerksame Schüler.
 

“Was war daran jetzt der perverse Teil?”, meldete sich Yomi, die rechte Hand in der Luft und den Kopf leicht schief gelegt.

“Das wüsstest du wohl gerne....ich bestell die Rechnung...”, schloss Isshi und winkte mit der Hand in der Luft rum.

Sie mussten etwas warten, bis ein etwas abgehetzter Mitschüler an ihrer Tisch trat.
 

“Oh, was ist mit dir los, Hide? Anstrengender Tag?”, fragte Isshi und musterte den Anderen abschätzend ohne auf die kritischen Blicke der “Niemand kennt Sie” zu achten.

“Hast du nicht normalerweise Hilfe?”
 

“Ich hab Hilfe....nur keine besonders gute. Uruha arbeitet heute nicht und ich hab diesen Anfänger dahinten am Hals hängen.”, murrte Hide-Zou und wischte sich über die Stirn.
 

“Uruha? Du kennst Uruha?”

“Na ja, er arbeitet hier. Wieso?”
 

Isshi warf dem Rest der Gruppe einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich wieder an Hide wandte.
 

“Kennst du dann auch den Rest der High Society?”

“Mehr oder weniger. Eher weniger. Ab und zu kommt mal Sakito vorbei. Aki ist eher selten anzutreffen.....”

Hide runzelte die Stirn über dieses ungewöhnliche Interesse.

“Wieso willst du das wissen?”
 

“Nur so...”

“Ah....?”

“Bringst du uns bitte die Rechnung?”
 

Hide bedachte sie mit noch einem misstrauischem Blick, zuckte dann aber die Schultern und ging ihnen die Rechnung holen.
 

“Wer hätte gedacht, dass meine Kindergartenfreunde doch noch für was gut sind, wa?”

“Jetzt tu mal nicht so, als hättest du das persönlich eingefädelt oder so.”

“Glück war das, mehr nicht.”

“Und da du da so stolz drauf bist, kannst du uns ja gleich mal erklären, wie uns das jetzt wahnsinnig weitergeholfen haben soll.”

“Ihr seid echt zum kotzen....”

“Die Toilette ist dahinten.”, grinste Hide-Zou, der mit der Rechnung wieder neben Isshi aufgetaucht war und stellte diese auf den Tisch.
 

Im Einklang verbissen sich Karyu, Tora und Yomi ein Lachen. Isshi hingegen hatte weniger Probleme damit sein Lachen zurückzuhalten und warf nur ein wenig Geld auf die Rechnung.
 

“Den Rest müsst ihr unter euch aufteilen.”

“Oh....guckt mal dieser Schmollmops!”, gurrte Yomi und kniff Isshi in die Wange.

“Und das ausgerechnet von dir...”

Isshi stieß Yomis Hand weg und verließ ohne auf die Anderen zu warten das Café.
 

“Wuhu....”, murmelte Yomi und sah zu wie Karyu und Tora ihr Kleingeld auf die Rechnung schmissen.

“Kommt, lasst uns ihn weiter ärgern.”

“Wird gerade richtig lustig...”

Tora trat neben Yomi und sah mit ihm durchs Fenster zu Isshi, der draußen etwas ungeduldig wartete.
 

“Ich dachte, wir wollten arbeiten.”, meldete sich nun Karyu zu Wort.

“....ja...”arbeiten”....”

Yomi verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere.
 

“Ähm...Was steht ihr hier so rum? Gleich kommt Isshi und zerrt uns an den Haaren raus, also los!”

Karyu gab Tora und Yomi einen Stoß und sie traten zu ihrem Freund vors Café.
 

“Ich will ja nicht nerven oder so....”

Yomi trat neben Isshi und sah zu diesem hoch.

“...aber erklär mir doch bitte genau, was an der Freundschaft von Daisuke und Sakito pervers ist?”

“Schlag bitte doch mal in einem Wörterbuch unter dem Wort pervers nach, ja?”
 

Isshi wandte sich an Karyu und Tora.

“Gehen wir in die Fußgängerzone?”

“Toll...wo krieg ich denn jetzt ein Wörterbuch her?”
 

Die Gruppe der “Niemand kennt sie” machte sich langsam auf den Weg zu ihrer Arbeitsstätte, also den Einkaufsstraßen. Jedenfalls seit sie alleine arbeiteten waren sie dort. Vorher hatten sie sich anpassen müssen.
 

Vorher war die Zeit, als die Gruppe der “Niemand kennt sie” noch aus nur Karyu und Tora bestanden hatte und sie beide noch Mitglieder einer größeren Straßengang gewesen waren. Nach und nach hatten sie sich da raus befördert.

Zwar wussten Yomi und Isshi davon, aber vor allem Isshi hatte niemals auf solch kriminellen Abwegen gewandelt. Yomi, der selber auf halbem Wege in die Gang gewesen war, hatte es sich noch mal anders überlegt und sich an Karyu und Tora gehängt.

Auf dem Schulhof gab es viele Gerüchte über die “Niemand kennt sie” und eines davon war, dass sie Mitglieder in einer gefährlichen Straßengang waren.

Nun, so ganz der Wahrheit entsprach dies nicht, denn wie gesagt, das war nur ein Teil ihrer Vergangenheit.

Die Gang war beiden zu anstrengend, brutal und besitzergreifend geworden. Sie hatten keine Lust gehabt sich immer jemanden unterwerfen zu müssen und so hatte Tora sein diplomatisches Geschick walten lassen und sich und Karyu da nach und nach raus geholt.

Im Nachhinein waren sie sich nicht mal mehr so ganz sicher, wie sie da überhaupt rein geraten waren.
 

Sie waren es aber anscheinend und nun waren sie wieder draußen.

Zurückgeblieben waren nur ein paar Erinnerungen und ein paar schlechte Angewohnheiten, wie sich ohne Gewissensbisse als Taschendieb zu betätigen zum Beispiel.
 

Inzwischen hatte Isshi ihre Vorgehensweise aber schon sehr moralisiert. Wenn sie die Möglichkeit dazu hatten, dann raubten sie nur Bargeld und ließen dem Opfer alles andere, wie das Portemonnaie, Ausweise und Karten, direkt in der Handtasche.

Wenn es aus irgendeinem Grund nicht so klappen sollte, dann wurden eben jene versehentlich mitgenommenen Gegenstände anonym beim Fundbüro abgegeben, so dass sie auch wieder zu ihrem rechtmäßigen Besitzer gelangten.
 

Ihre Arbeitsweise war meistens Recht simpel. Es wurde ein Ablenkungsmanöver gestartet, welches nicht zu auffällig aber trotzdem interessant genug war. Meistens durfte Yomi dafür hinhalten.

Der kleine Starrkopf zog schon so ohne jede Anstrengung Blicke auf sich - meist leicht amüsierte - und so fiel es ihm nicht schwer die Leute für höchstens 60 Sekunden abzulenken, so dass Tora mit schnellen Fingern ihre Beute unbemerkt entwenden konnte.

Ab und zu wurden die Rollen auch anders verteilt. Yomi, der dank seiner Größe in Mengen nicht besonders auffiel – wenn er denn wollte -, war dort auch beim Entwenden sehr erfolgreich und Karyu, obgleich nicht seine Stammposition, blieb ebenfalls zu 99% unbemerkt.
 

Ursprünglich war Karyu bloß der Kopf der ganzen Sache gewesen, nun war aber Isshi ebenfalls zu dem Organisatorischen gestoßen.
 

Am Ende ihres Einsatzes wurde das ganze Geld zusammen geschmissen, Tora zählte wie viel es war, gab jedem einen kleinen Teil und behielt den größten Anteil für sich.

An einem Tag brachten sie es meistens auf (umgerechnet) circa 300-500 Euro, jedenfalls wenn es gut lief.
 

Sie gingen vielleicht alle paar Wochen auf so einen Streifzug. Abgesehen von dieser Woche, in der sie schon das zweite Mal unterwegs waren. Öfters trauten sie sich nicht und wollten auch nicht. In der guten alten Zeit, als sie noch gesagt bekamen, wohin sie sollten, hatten sie mehr Beute gehabt, obwohl sie da auch nur einen kleinen Teil abbekommen hatten. Doch im Grunde konnte man das eine mit dem anderen kaum vergleichen.
 


 


 


 


 

“Was hat das mit dir und Daisuke auf sich?”

Aki ließ sich neben Sakito auf dessen Bett fallen und betrachtete ihn neugierig.

“Hn?”, hakte er nach, als der Andere keine Antwort gab und hob den Kopf leicht an, so dass er besser Sakitos Gesichtszüge mustern konnte.
 

“Na ja...nichts besonderes. Ich kenne ihn von früher etwas...”

“Ahaaa?”

“Nichts “ahaaaa?”....das wars.”

“Und wieso warst du vorhin bei ihm? Ich hatte eigentlich befürchtet, dass du die “Niemand kennt sie” ausquetschst.”

“Hmm...”

“Soll ich dir jetzt echt jedes Wort aus der Nase ziehen? Es wird angenehmer für dich, wenn du es mir gleich erzählst und das weißt du, also los.”

“Ich wollte ja zu den “Niemand kennt sie”...bin da ja auch hingekommen, aber irgendwie kam dann Daisuke dazwischen. Er behauptet von denen sollte ich mich lieber fern halten.”

“Ach? Und auf ihn hörst du?”

“Wieso nicht?”
 

Empört setzte sich Aki auf und warf die Haare nach hinten.

“Hey! Ich hab auch gesagt, dass mir das nicht geheuer ist und nicht mal ne Minute später warst du auf dem Weg zur Schlammschlacht! Aber dann kommt Daisuke der Oberliebe an und hopp, Sakito-chan verzieht sich back ins Schneckenhaus. Wieso vertraust du seinem Rat mehr als meinem?”

“Oh...ich hab das nicht wirklich als Rat aufgenommen...du meintest nur so, dass ich dich da raus halten sollte, weil dir das nicht geheuer ist und das hab ich ja getan. Gomen ne~.”
 

Typischerweise sprach Sakito mit einer solchen Ehrlichkeit und Bedauern, dass Aki anscheinend nicht anders konnte, als leise zu seufzen und sich besänftigt wieder hinzulegen.
 

“Ok... ist die Sache dann abgehakt?”

“Ich weiß nicht. Die waren sehr komisch als ich mit denen gesprochen hab...und Daisuke meinte dann, dass es nur was Schlimmes bedeuten kann, wenn sie mich beobachten. Ich würde das ja abhaken, aber jetzt wo ich vorgewarnt bin, sollte ich nicht doppelt so stark aufpassen?”

“Vielleicht...”

Aki lag auf dem Rücken und verschränkte die Arme unter seinen Kopf. Er sah so ein wenig verschlafen blinzelnd zur Decke und bekam daher nicht mit, wie hoffnungsvoll Sakito ihn an stierte.

“Aki...?”

“Hmmm?”

“Ich werde einen Verbündeten brauchen.”

“Ha! Dann viel Spaß bei der Suche.”

“Ich hab schon wen.”

“Ahja? Wen denn? DaiDai-Oberlieb?”

“Nein.... Ich spreche gerade mit dieser Person.”
 

Aki runzelte die Stirn, setzte sich auf und sah sich im Zimmer um.
 

“Suchst du den Notausgang?”

“Nein, diese dubiose Person mit der du angeblich gerade sprichst. Die muss doch irgendwo hier versteckt sein.”

“Haha...”

“Wer hat denn angefangen?”
 

Sakito schluckte und rückte etwas näher zu seinem Freund.

“Komm schon~”, flehte er und legte all seine Bambi-Qualitäten in seinen Blick, doch Aki hatte anscheinend mit dem Blick gerechnet und war zudem nicht so anfällig dafür. Jedenfalls sah er Sakito mit einem gnadenlos sturen Gesichtsausdruck an und knurrte nur:

“Wieso ich?”

“Uruha kann nicht...du weißt schon. Ich will ihn jetzt nicht mit so was belästigen.”

“Gott~ kann's dem nicht endlich wieder besser gehen?”

“Aki-chaaan~.”

“Okay, jetzt isses vorbei. Vielleicht hätte ich mich ja erweichen lassen, aber jetzt kannste es vergessen.”
 

Doch Sakito wusste, dass das leere Worte waren, denn mit jedem Moment wurde Akis Blick etwas weicher. Noch ein wenig und er würde nachgeben.
 

“Du willst mich dem Ganzen doch nicht völlig schutzlos ausliefern, oder?”

“Wieso nicht? Und könnte doch auch sein, dass dich Daisuke wieder beschützt. Also was heißt da schutzlos?”

Und daran, dass Daisuke diesmal sogar ohne irgendeinen sarkastischen Spitznamen davon kam, wurde schon deutlich, dass Aki schwach wurde.
 

Ein strahlendes Lächeln schlich sich über Sakitos Gesicht, als er Aki dankbar um den Hals fiel.

“Danke, danke, danke!”
 

Aki seufzte und gab sich geschlagen.

“Jaja...was heißt eigentlich Verbündeter”?
 

“Keine Ahnung.”

Sakito zuckte die Schultern.

“Vielleicht einfach, dass ich mit dir darüber reden kann..und mir Rat holen kann.”
 

Sakito sah aus den Augenwinkeln, wie Aki die Achseln zuckte, dann aber die Stirn runzelte.

“Rat? Du willst tatsächlich Rat von mir? Mein Gott, Sakito, weißt du mit wem du gerade redest?”

“Ja, klar. Warum sollte ich keinen Rat von dir wollen? Ich finde es toll, dass du den Leuten einfach alles sagen kannst. Du scheust dich nie davor jemandem die Wahrheit zu sagen oder jedenfalls deine Meinung. Manchmal solltest du das zwar nicht, aber es gibt Situationen, in denen das genau das Richtige ist. Und ich schaff das einfach nicht! Ich dachte da könntest du mir helfen?”

“Du willst also lernen genau so ein unsensibler, kaltherziger Mensch zu werden wie ich?”
 

“Du machst dich zu schlecht. Du bist ... naja, schon etwas unsensibel, aber auf keinen Fall kaltherzig.”

“Na, wenn du das sagst, muss es ja stimmen.”
 

“Vielleicht solltest du dich trotzdem etwas in Sensibilität üben. Nur ein ganz kleines bisschen. Schließlich scheinst du das ja selber nicht so toll zu finden, dass du auch im unpassendsten Moment immer sagst, was du denkst.”
 

„Ich glaube nicht, dass ich das ändern kann und bezweifle, dass ich es will.“

„Äh....du zweifelst an deinem Willen? Wenn du es nicht weißt, wer dann?“

„Die Frage aller Fragen... Kommen wir auf dich zurück!“
 

Sakito lachte und schüttelte leicht amüsiert den Kopf.
 

„In Ordnung. Zurück zu mir.“

„Wenn ich du wäre, um dir mit Rat und Tat, wie von mir als „Verbündeter“ erwartet, beizustehen, würde ich den Spieß umdrehen. Observiere sie und schau, wer von ihnen dir am nettesten gegenüber steht. Wenn es hart auf hart kommt, was auch immer das zu bedeuten hat, dann weißt du an wen du dich halten musst und wer dir am ehesten helfen würde. Und natürlich könnte es sein, dass du durch die Beobachtungen heraus findest, was sie von dir wollen, bevor sie es dir unmissverständlich klar machen. Vorbereitet sein ist glaub ich das Beste.“
 

„Hm...ok. Noch was?“

„Nö, tut mir Leid. Mit mehr kann ich nicht dienen. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. In einer Skala von 1 bis 10, was für ein Verbündeter bin ich?“

„Eine 8.“

„Tja, dann solltest du vielleicht doch jemand anderen fragen.“
 

Aki zuckte die Schultern und grinste leicht, bevor Sakito ihm aufmunternd anlächelte und meinte:

„Eine 8 ist gut!“

„Oh man~, einen Versuch wars Wert.“
 


 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 


 

Ja...ende. So was.

Ist euch was aufgefallen...? mir schon...haha, es ist immer noch nicht raus T.T (also wer hauptchara is) Das ist wirklich keine absicht. ö.Ö Ich hab einfach geschrieben und ja...dann wars halt so. Die niemand kennt sie hocken einfach zu viel beieinander...wenn sie mal einzeln wäre, wärs leichter. Klar, weil ich immer nur die einzeln verfolge die hauptchara sind. Joa, so ist das. Hab ich das jetzt verraten oder war das klar? Es gibt gaaaanz seltene einzelne ausnahmen wo ich mal von der regel abweiche.

Hm...hm...ja, ihr könnt ja weiter raten und ich shau mal fürs nächste kapitel wie dat so auf die reihe kommt. dadurch kriegt irgendwie so das ganze kapitel son wer-wird-millionär-feeling...

hm, ja, bis dann ^^

4.4

Neues Kapitel, keine lange vorrede, ich bin schuldig, hab viel zu tun mit uni, uni geht leider vor ^^°
 

Sorry~
 


 


 

~~~4.4~~~How to steel God an angel~~~4.4~~~
 


 


 

Was für jeden anderen das leichteste der Welt war, schien für ein Mitglied der High Society einfach unmöglich zu sein. Niemanden konnte man vernünftig beobachten.

Ständig kam irgendwer von der Seite und wollte was von ihm. Entweder war es Aki oder Uruha oder vielleicht auch einfach nur ein Normalo, der sich darin versuchte seine Schüchternheit zu überwinden.

Jedenfalls wurde er die ganze Zeit selber beobachtet und das war ja nicht der Zweck der Sache.
 

Etwas unzufrieden mit der Situation seufzte Sakito und blickte zu den Niemand kennt sie. Er musste zugeben, dass er das Ganze nicht nur schwierig, sondern auch langweilig fand. War das die Anstrengung wert?
 

„Was zum Henker tust du da?“

Sakito drehte den Kopf zur Seite und lächelte leicht.

„Nichts weiter. Ich befolge einen Rat.“

„Aha... und was für ein Rat war das und von wem?“

„Ich soll den Spieß umdrehen und von Aki.“, antwortete Sakito lächelnd und knuffte Daisuke zur Begrüßung leicht in die Seite.

„Hab mir schon gedacht, dass der so einen Rat geben würde.“
 

Etwas verunsichert von Daisukes kritischem Kommentar runzelte Sakito die Stirn und blickte zu dem Anderen.

„Was meinst du damit?“
 

Er beobachtete Daisuke dabei, wie dieser neben ihm lehnend die Arme verschränkte. Es war ziemlich deutlich, dass Daisuke nicht glücklich mit diesem Rat war. Spätestens wenn man sich seine fusionierten Augenbrauen ansah, wurde das deutlich.
 

„Ich meine damit, dass das nicht zum Fernhalten passt, was ich dir mal empfohlen habe.“

„Aber ich geh doch gar nicht in ihre Nähe! Ich stehe auf der anderen Seite des Schulhofes und beobachte sie.“

„Ach komm schon!“

Daisuke stieß sich von der Wand ab und schüttelte den Kopf.
 

„Schon gut! Du musst nicht auf mich hören. Tu was du willst! Es ist deine Entscheidung. Und es ist ja nicht so als wären wir noch beste Freunde oder so.“

Und mit diesen Worten drehte sich Daisuke und wäre wohl gegangen, wenn sich nicht in Sakito ein Anflug von Melancholie gemeldet hätte, die ihn dazu brachte Daisuke am Arm fest zu halten.
 

„Es tut mir leid.“

„Oh man...da ist wieder das Hundewelpengesicht. Hatte fast vergessen, wie gut du das kannst.“

Daisuke konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und hatte wohl auch jeden Gedanken an Sakito einfach stehen zu lassen wieder vergessen.

Auch Sakito lächelte jetzt wieder und ließ Daisukes Arm los.
 

„Wir haben uns lang nicht mehr gesehen.“, murmelte Sakito und lächelte bei dem Gedanken an ihre gemeinsame Kindheit.

„Na ja....eigentlich haben wir uns noch vor kurzem gesehen. Weißt du noch? Der Rat, den du gewählt hast zu ignorieren.“

„Das zählt nicht.“

Mit einem Hundewelpengesicht versuchte Sakito seinen Gegenüber wieder zum Lächeln zu bringen und auch dieses Mal funktionierte es.
 

„Wie geht’s dir denn? Ich meine...als wir uns das letzte Mal sahen...“

Etwas unsicher, ob er das sagen durfte oder nicht wippte Sakito von seinen Zehen auf seine Hacken und linste zu Daisuke um dessen Reaktion zu beobachten. Überraschenderweise zeigte dieser kaum eine Reaktion, sondern zuckte nur die Schultern und antwortete:
 

„...gings mir nicht so gut? Ja, da hast du wohl Recht. Ist es das, was dir leid tut, oder wozu hast du das vorhin gesagt?“

Sakito zuckte die Schultern. Ja, es tat ihm leid, dass sie sich lange nicht gesehen hatten. Aber noch mehr leid es ihm wegen der Umstände.

„Ist es denn jetzt besser? Ich...“
 

Er musste mitten im Satz abbrechen, denn ihm stiegen, wie er fast befürchtet hatte, die Tränen in die Augen.

Jetzt, wo er wieder darüber nachdachte, überkamen ihn Schuldgefühle.

Er und Daisuke waren die besten Freunde gewesen.

Sie hatten fast täglich miteinander gespielt. Bei Sakito zu Hause oder auf der Straße. Er war immer da gewesen, wenn Daisuke jemanden gebraucht hatte und dann war er plötzlich weg gewesen.
 

„Besser? Meinst du, kaum dass du ausgezogen bist, hat mein Vater sich überlegt, dass er besser aufhören sollte sich zu besaufen und seine Familie zu vermöbeln? Wenn das so gewesen wäre, dann hätte euer Umzug ja doch was Gutes gehabt.“
 

Sakito kniff die Lippen zusammen und war nun wirklich kurz vorm Heulen.
 

„Hey, ich hab das nicht gesagt, damit du dich schlecht fühlst.“, versuchte Daisuke, der plötzlich sah, in was für einem Zustand sich Sakito befand, die Situation zu entschärfen.

„...vielleicht etwas ärgern, aber ich wollte dich wirklich nicht zum Weinen bringen! ...du heulst ja immer noch so schnell. Man sollte meinen, dass sich seit dem Kindergarten was daran geändert hat.“
 

„Aber...“

Sakito schniefte inzwischen schon und schluckte schwer.

„Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir immer Geschrei aus eurer Wohnung gehört haben oder wenn ich dich weinend im Treppenhaus hockend gefunden habe.“

„Ich kann dir versichern, dass das nicht mehr so oft passiert.“

„Dass ich dich da finde oder dass du da heulst?“

„Beides.“
 

Jetzt schlich sich doch ein kleines, etwas zittriges Lächeln über Sakitos Lippen.
 

„Falls du das denkst: Du hast mich nicht im Stich gelassen. So kann man das nicht bezeichnen und so habe ich auch nie darüber gedacht. Niemand hat damit gerechnet, dass ihr es aus diesen Loch da raus schafft. Wieso auch? Kaum jemand bekommt das hin, obwohl das eigentlich jeder will. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann gibt es wohl kaum jemanden, der das mehr verdient hatte, als ihr. Na ja und nach eurem Umzug war halt alles anders. Du warst weit weg, wir haben uns nicht mehr täglich gesehen und ab dann haben wir uns halt unterschiedlich weiter entwickelt. Das war ein normaler Fortgang und kein böswilliges Verlassen.“
 

„Ja...ich weiß...aber trotzdem.“

Sakito seufzte und zuckte die Schultern. Jeder braucht einen besten Freund. Sakito hatte gute Freunde in Aki und Uruha gefunden, aber er wusste, dass Daisuke viel Zeit alleine verbracht hatte, als ein Böser abgestempelt und von allen gefürchtet wurde. Er befürchtete einfach, dass Daisuke Niemanden mehr hatte, auf den er sich verlassen konnte, wenn es zu Hause zu schlimm wurde.
 

„Willst du vielleicht Gruppen wechseln oder so? Weil langsam wundert sich der ganze Schulhof, was du mit Daisuke zu tun hast?“
 

„Was?“, kam es unisono von Sakito und Daisuke, die sich daraufhin ebenfalls gleichzeitig zu Aki umdrehten, der mit hochgezogenen Augenbrauen hinter ihnen stand.
 

„Dein Ratgeber ist also hier, um dich zur High Society zurück zu holen. Du scheinst ein wichtiges Mitglied zu sein.“

„Bitte? Ratgeber? Hab ich was verpasst? Und wieso wird das in so einem sarkastischen Ton gesagt?“
 

Mit einem etwas mulmigen Gefühl trat Sakito auf Aki zu. Aki war leicht reizbar und er wusste, dass ein Streit zwischen den Beiden schon durch diese beiden Sätze am Auflodern war.
 

„Na ja, wie komm ich wohl dazu? Du warst es doch, der Sakito gesagt hat, er solle „den Spieß umdrehen“, oder?“

„Ja, das war ich. Hast du was dagegen?“

„Ich weiß nicht...ich mag Sakito anscheinend einfach nur mehr als du?“

„WAS?“
 

„Okay~ ich schlage vor, wir beruhigen uns alle etwas!“

Nachdem Sakito etwas hilflos zwischen den beiden hin- und hergeschaut hatte, weil er nicht wusste, wen er gerade mehr beruhigen musste, hatte er sich nun eine gemütliche Position genau zwischen den beiden gesucht, um im Notfall so etwas wie einen Puffer darzustellen.
 

„Ich weiß, ihr sorgt euch beide um mich. Mehr oder weniger freiwillig- bitte Aki, töte mich nicht!“

Sakito hatte Akis mit jedem Wort stinkiger werdenen Gesichtsausdruck gesehen und befürchtete nun, dass Aki entweder Daisuke selber schlagen würde oder, was sehr viel hinterhältiger wäre, irgendeinen kräftigeren Normalo dazu bringen würde.
 

„Argh.....vergiss es.“, knurrte Aki, warf Daisuke einen abgrundtief bösen Blick zu und drehte sich um.

„Meld dich bei mir, wenn du dich nicht mehr mit diesem Idioten abgibst!“, sagte der Schwarzhaarige noch, bevor er sich von dannen machte und damit eine unerwartete, wenn auch nicht ganz so reife, Größe zeigte, die Sakito ihm zunächst nicht zugetraut hätte.
 

Überrascht sah Sakito Aki hinter und murmelte nur „Was sagt man dazu...“, bevor er sich wieder zu Daisuke drehte, der ebenfalls dem Anderen hinterher sah.

„Ist der immer so?“

Darüber brauchte man nicht lange nachdenken.

„Ja.“

„Hätt' ich nicht von der High Society erwartet.“

„Wir sind ja auch anders als man erwartet. Eigentlich ist es oft sehr witzig. Uruha hat auch seine glorreichen Momente des genialen Humors.“

„Glorreiche Momente des genialen Humors?“

„Normaler Humor ist nichts für ein Genie. Wo denkst du hin? Obwohl...momentan ist er nicht so zum Spaßen aufgelegt. Aber das ist eine andere Geschichte.“

„Ah ja....“
 

Daisuke ließ seinen Blick schweifen und kurz darauf hellte sich seine Miene auf.

„Ich muss gehen. Bis dann...“
 

Und schneller als Sakito es erwartet hätte, war er plötzlich wieder alleine. Fast so, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte. Obwohl nun die Frage letztendlich nicht wirklich geklärt worden war, ob er den Spieß nun umdrehen sollte oder nicht. Was für eine sinnlose Begegnung war das gerade zwischen Aki und Daisuke gewesen, dachte Sakito sich und sah nochmals kurz zu letzterem, der gerade mit erhöhter Schrittfrequenz auf den Blauhaarigen der Gruppe der Bösen zu lief.
 

Ein Lächeln schlich sich über sein Gesicht und die Tränen, die er vorhin fast vergossen hätte, waren nun endgültig besiegt.
 

„Ich dachte, du wärst ein volles Mitglied der High Society?“

So viel dazu, dass er wieder alleine war.

Sakito drehte sich um und runzelte die Stirn.

„Ah ja, wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Isshi.“, sagte sein Gegenüber und streckte Sakito die Hand hin.

„Ich gehör zu den „Niemand kennt sie“...“
 

Sakito musterte etwas unsicher die Hand des Anderen. Er hatte gedacht, die Niemand kennt sie wollten ihn einschüchtern oder so etwas vielleicht. Wenn das aber so wäre, warum sollten sie sich ihm so nett vorstellen? Er fand, das passte alles nicht so richtig zusammen.

Vor allen Dingen, wenn sie doch die Niemand kennt sie waren, sollten sie sich dann nicht besser -nicht- überall vorstellen?
 

„Ahm...hi?“, murmelte Sakito letztendlich und ergriff doch die Hand Isshis. Es wäre wohl doch ein wenig zu unhöflich gewesen sie nicht schütteln.

„Karyu und Tora hast du schon kennengelernt, nicht? Haben sie dir einen Schrecken eingejagt? Du hast so lange gezögert meine Hand zu nehmen.“
 

Isshi lächelte nett und Sakito fand das alles ganz schön bizarr.

„Gibt es nicht vier in eurer Gruppe?“, wich Sakito der Frage aus, auf die er keine wirkliche Antwort hatte. Hatte er Angst? Nein, nicht wirklich. Aber er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte und mit jedem Moment wurde es verworrener.

„Ja, du kennst Yomi noch nicht. Aber das wird noch kommen. Er ist schwer zu übersehen. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich wusste nicht, dass du Verbindungen zu den Bösen hast. Bist du auch so was wie ein Halbböser?“
 

„Was? Nein.“

Sakito war ein wenig überrascht, dass man ihn nun schon tatsächlich für einen Halbbösen hielt.

„Dafür verstehst du dich aber gut mit Daisuke. Nicht mal die Niemand kennt sie haben noch so gute Beziehungen zu den Bösen.“

„Ja, kann sein, aber das ist was anderes.“

„Achja...nun gut....du musst es mir ja nicht erklären. Man sieht sich.“
 

Sakito blickte dem Anderen nach, wie er von dannen in Richtung seiner Gruppen-Ecke zog und seufzte leise. In einem relativ kurzem Zeitraum, hatte er ziemlich viel Besuch bekommen und sein gesetztes Ziel nicht mal annähernd erreicht. Nicht ohne nochmals resignierend zu seufzen, beschloss Sakito, dass es Zeit war aufzugeben, besonders da die Pause eh jeden Moment vorbei war.
 


 

Ein wenig verstimmt schnippte er seine Zigarette weg und verengte die Augen. Sah er das gerade richtig? Hatte Isshi sich gerade Sakito vorgestellt und sich daraufhin angeregt mit ihm unterhalten?

Mit einem Knurren fischte sich Karyu unzufrieden eine neue Kippe aus seiner Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen.
 

„Warum so nervös?“

„Wieso sollte ich nervös sein?“

Karyu warf einen Blick nach hinten über seine Schulter und fuhr fort:

„Was machst du hier, Miyavi?“

„Fragen, wieso du so nervös bist.“

„Ich bin nicht nervös.“

„Hm...wirkt aber anders.“
 

Karyu seufzte und sah erneut zu dem großen Schwarzhaarigen.

„Wieso wirke ich denn bitte nervös?“

„Naja, du steckst dir eine Kippe nach der anderen an, kannst nicht ruhig sitzen bleiben und blickst die ganze Zeit so unruhig nach da hinten. Was macht Isshi denn so böses?“

„Das geht dich gar nichts an!“
 

Miyavi hatte sich inzwischen neben Karyu niedergelassen und sah mit ihm zu Isshi und Sakito.

„Liegt es an Sakito?“

„Liegt es daran, dass dich das nichts angeht?“

„Eher nicht...“
 

Karyu ließ suchend seinen Blick schweifen, bis dieser wieder bei Miyavi landete.

„Wo ist der Rest der Versauten? Hat man dich verstoßen?“

„Takuya hängt an nem Zaun fest und Hiroto versucht ihn zu befreien. Mir war das zu langweilig und da hab ich dich entdeckt.“

„Wie spannend.“

„So ist der Alltag mit Takuya.“
 

Da Karyu nun schon nichts mehr zu sagen hatte, stierte er den Boden an. Er versuchte sich zu beherrschen und nicht mehr zu Isshi und Sakito zu blicken, was ihm schwerer viel, als er erwartet hätte. Es schien nur einfach zu auffällig zu sein, wenn Miyavi das auch mitbekam.
 

„Willst du es mir nun sagen?“

Wenn man vom Teufel sprach. Oder auch nur über ihn nachdachte.

„Man hört in letzter Zeit nichts von dir. Weder Schlechtes noch Gutes. Das ist ungewöhnlich.“, lenkte Karyu ab und sah Miyavi von der Seite an.

„Hast du dich zur Ruhe gesetzt?“

„Interessant, dass du jemals was Gutes von ihm gehört hast.“
 

Neben Miyavi tauchte nun Tora wie aus dem Nichts auf und grinste in die Runde, bevor er sich an Miyavi richtete:

„Was machst du hier? Wo sind Hiroto und Takuya?“

„Ich frage Karyu, warum er so nervös ist und die kämpfen gerade schwer mit einem Zaun.“

„....mit einem Zaun?“

„Ihr kennt doch Takuya....“

„Stimmt allerdings.“, musste Tora zugeben und setzte sich neben Karyu auf die Mauer.
 

„Sag mal, wo du gerad hier bist...“

Tora warf Miyavi einen abschätzenden Blick zu.

„Ich war neugierig. Was hast du mit den Bösen....bzw. mit Toshiya und Yuuichi zu tun?“
 

Miyavi zögerte, was nun auch Karyu neugierig machte, bevor er dann nachfragte:

„Wie kommst du darauf, dass ich was mit denen zu tun habe?“

„Naja....“

Tora warf einen Blick über den Schulhof zur Treppe der Bösen, wo man die drei Mitglieder sitzen sah.

„..ich habe gehört, du hast Toshiya geholfen deren Zeugs zu tragen und Yuuichi aus der Schule zu bringen, nachdem dieser seinen Anfall hatte. Das lässt irgendwie darauf schließen, dass du sie kennst.“
 

Sowohl Karyu als auch Tora beobachteten Miyavi nun genau, was dieser wohl bemerkte und von der Mauer sprang.

„Irgendwer musste doch helfen....und der Kleine tat mir halt leid“, sagte er anschließend abwehrend und wollte sich umdrehen, als er plötzlich einen fuchtelnden Finger vor seiner Nase hatte.
 

„Hau ab! Du gehörst nicht zu uns und du ruinierst uns unseren Ruf! Uns kennt niemand, schon vergessen?“, fauchte Yomi und blickte zu dem gut an die 30cm größeren Mitschüler auf.

Um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen stampfte Yomi noch ein Mal wütend auf den Boden und versuchte den Anderen mit seinem Blick in die Flucht zu jagen.
 

„Schon gut, schon gut. Ich hatte eh vor jetzt zu gehen.“

Miyavi grinste einmal kurz und wuschelte Yomi durchs Haar.

„Ich nehme auch an, dass Takuya sich von dem Zaun befreit hat“, fügte er lachend hinzu und machte sich dann zu Yomis Befriedigung dünne.
 

„Was meinte er mit dem Zaun?“, richtete Yomi nun seine Frage an Karyu und Tora, während er neben diesen auf die Mauer kletterte.

„Du kennst doch Takuya...“

Yomi bekam die selbe Antwort, wie jeder zuvor.

„Ja....schon klar. Aber wirklich was darunter vorstellen kann ich mir nicht.“

„Ach ja, was ich dich noch fragen wollte.“

Tora musterte Karyu mit einem schätzenden Blick.

„Wieso meint Miyavi, dass du nervös bist?“
 

„Keine Ahnung....“, murmelte Karyu und ließ seinen Blick nun doch endlich wieder über den Schulhof schweifen. Natürlich wieder auf der Suche nach Isshi und der Person, mit der dieser gerade noch geredet hatte. Er wurde nicht fündig. Weder Isshi noch Sakito konnte er entdecken und einerseits war er stolz, dass er es geschafft hatte, nicht mehr zu ihnen zu schauen, aber anderseits ärgerte er sich, dass er nun nicht wusste, was weiterhin passiert war.
 

„Yomi, du bist echt überbesorgt. Der Ruf unserer Gruppe ist nicht in Gefahr...“, hörte er Tora sagen und sah wieder zu den Beiden.

„Du hast Recht, er ist nicht in Gefahr. Aber auch nur, weil ich darauf aufpasse.“

„Ach, glaub doch was du willst.“

„Wo ist eigentlich Isshi?“

Karyu fing Yomis fragenden Blick auf und seufzte.

„Das wüsste ich auch gern.“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 

geschafft. Nächstes kapitel ist in der mache, mal sehen ob ich wieder so lange brauch. ich weiß nicht, ich hoffe das nicht.

Ich hoffe es hat gefallen x)

4.5

Hallihallo~

ich hab endlich Karyus Beschreibung und Bild hochgeladen und ist das Bild nicht geil~~~??

Ich muss schon sagen, mein lieber herr gesangsverein, chapeau! Isa nit hinreißend xD?

Ich hab vor laaaanger zeit, als ich mit der ff angefangen hab direkt für jeden chara ein bild gemacht...aber jedesmal wenn ich das entsprechende kapitel dann anfang, schau ichs mir nochmal an und bin meistens nit zufrieden. So auch bei Saki und Karyu. Die habsch also neu gemacht und Karyu halt als letztes...komischerweise hab ich Saki und karyu mit dem selben programm bearbeitet und trotzdem son komisches unterschiedliches farbverhalten rausbekommen...was hab ich da bei saki bloß angestellt?

...die beiden sind jedenfalls auch mit nem anderen programm als alle zuvor, weil det hab i net mehr.

Ich war jedenfalls total begeistert von meiner arbeit und weil ich das wort so toll finde kommt es nochmal: Chapeau!
 


 


 

~~~4.5~~~How to steel God an angel~~~4.5~~~
 


 


 


 

Sakito saß auf Uruhas Bett und ließ die Beine baumeln, während er seinen Freund beobachtete, der sich gerade über Sakitos Mappe beugte, um ihm dann gleich unbarmherzig alle Fehler zu offenbaren, die er gemacht hatte. Er freute sich schon.
 

„Wo bleibt Aki denn?“, murrte Sakito und ließ sich etwas gelangweilt nach hinten aufs Bett fallen und starrte zur Decke.

Wenn Aki da war, wurde immer alles gleich viel aufregender.

Uruha warf einen Blick auf die Uhr, bevor er sagte:

„Er ist schon 2 Minuten und 18 Sekunden zu spät.“

„...und jetzt 19 Se- 20, 21, 22...hab ich dir schon mal gesagt, für wie sinnlos ich es halte, wenn du Uhrzeiten auf die Sekunde genau ansagst?“

„Sorry, Angewohnheit“, murmelte Uruha und beugte sich weiter über die fehlerhafte Mappe.
 

Sakito seufzte und setzte sich erneut auf.

„Sag mal...“

Er legte den Kopf schief und stierte Uruhas Rücken an. Dieser schien das zu bemerken, denn er hörte auf Sakitos Fehler anzustreichen und drehte sich mit einem fragendem Blick zu ihm.

„Ja?“

„Wo ist Kyo? Er hätte doch heute auch zum Lernen kommen können. Ich dachte er wollte weiterhin Hilfe dabei haben?“

„Schon...aber wir haben uns recht schnell darauf geeinigt, dass es nicht so sinnvoll ist, wenn ich ihm beim Lernen helfe.“

„Ah...verstehe. Und wer gibt ihm jetzt Nachhilfe?“

Ein amüsiertes Lächeln huschte über Uruhas Gesicht.

„Shou.“

„Nein!“
 

Sakito lachte ungläubig. Er konnte sich nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte, wenn Uruhas Ex-Freund seinem aktuellen Freund Nachhilfe gab.
 

„Ich hatte auch meine Zweifel, aber es funktioniert anscheinend und Shou war die einzige Alternative. Kyo braucht jemanden der ein sehr umfangreiches Wissen hat und das ist sonst sehr schwer zu finden auf dem Niveau.“

„Das stimmt...“
 

Sakito nickte zustimmend. Es gab halt nur zwei Überflüger auf der Schule und das waren Shou und Uruha. Wobei Shou trotzdem nicht annähernd so genial war wie Uruha. Und selbst wenn man mal von den Schülern absah, war es auch so schwer einen Lehrer zu finden, der sich in ausnahmslos jeden Fach gut auskannte.
 

Uruha beugte sich wieder über Sakitos Fehler und da der Verursacher nichts besseres zu tun hatte, beobachtete er ihn dabei. Vor kurzer Zeit hatte er Uruha noch bemitleidet. Er war so eine herausragende Persönlichkeit und gleichzeitig war er zutiefst unglücklich gewesen, durch den Druck der auf ihm lastete und die Ansprüche, die von seinen Eltern und ihm selbst gestellt wurden. Jetzt aber hatte er Kyo. Und irgendwie hatte das alles geändert. Uruha war immer noch ein Pendant und er stellte immer noch hohe Ansprüche an sich. Natürlich hatte das auch nicht viel an der Beziehung zu seinen Eltern geändert, jedenfalls nicht positiv. Aber trotzdem war Uruha ausgeglichener und schaltete ab und zu auch mal ab, spätestens dann, wenn Kyo ihn dazu zwang.

All das hatte inzwischen dazu geführt, dass Sakito ihn nicht mehr bemitleidete, sondern dass er sogar ein klein wenig neidisch war.
 

Wie konnte man auch nicht neidisch sein? Uruha war schon vorher beinahe perfekt gewesen und nun war er noch viel perfekter. Aber das war gar nicht mal der Grund, warum Sakito vor allen Dingen ein wenig neidisch war. Uruha hatte jemanden der ihn liebte und den er lieben konnte. Das war etwas besonderes, fand Sakito. Selbst wenn man jemanden vielleicht liebte, wie hoch war wohl die Chance, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Uruha könnte es wahrscheinlich berechnen, wenn er ihn darum bat. Aber eigentlich interessierte sich Sakito weniger für die Zahlen.
 

„Uruha?“

„Hmm?“

„Was liebst du so an Kyo?“
 

Uruha drehte sich wieder zu Sakito.

„Warum willst du das wissen?“

„Ich möchte gerne wissen...wie es so ist...was man fühlt.“
 

Uruha machte ein nachdenkliches Geräusch und sein Blick wurde ein wenig glasig, während er über die Frage nachdachte.
 

„Es ist schwer, das zu beschreiben“, antwortete Uruha letztendlich nach einer längeren Pausen.

„Er ist so engstirnig, stinkig, anstrengend, völlig ohne Grund rechthaberisch, laut, aufdringlich, bestimmend...“

Uruha fielen viele negativ behaftete Adjektive für Kyo ein, aber schon beim auflisten huschte ein Lächeln über sein Gesicht.

„Und trotzdem....bin ich gerne bei ihm. Er gibt mir immer irgendwie einen Teil seiner Gelassenheit, weil er die Dinge so hinnehmen kann, wie sie kommen und darauf dann halt aufbaut. Findest du das nicht faszinierend? Ich muss immer alles so beeinflussen, dass es genau so kommt, wie ich es will und wenn es nicht so kommt, was zwar selten passiert, bin ich erst ein Mal verloren. Ihm passiert sowas nicht, weil er nichts so ausplant. Er ist spontan und auf seine Weise genial. Das liebe ich an ihm. All seine Ticks zusammen mit seiner Leichtigkeit.“
 

„Gegensätze ziehen sich an“, murmelte Sakito und lächelte leicht.

Mit jedem Satz aus Uruhas Mund wurde deutlicher wie viel seinem Freund an Kyo lag. Am liebsten wüsste Sakito nun noch, was Kyo so an Uruha liebte. War es genau das Gegenteil? Liebte Kyo an Uruha, die Fähigkeit genauer Planung und alles so einzurichten, dass diese Pläne eigentlich immer aufgingen und wieviel übersichtlicher und einfacher das Leben dadurch werden konnte? Wie man dadurch fast alles erreichen konnte, was man wollte? Natürlich inklusive Uruhas Ticks, die ja auch nicht gerade ohne waren, angefangen beim Perfektionismus bis hin zu seiner Besessenheit von Uhrzeiten und den daraus resultierenden Hass auf Leute, die sich nicht an ausgemachte Zeiten hielten.
 

„Du bist verliebt, oder?“

Sakito schreckte aus seinen Gedanken auf und sah Uruha überrascht an. War ihm das so ins Gesicht geschrieben, dass sogar Uruha es bemerkte? Uruha war vielleicht ein Genie in so gut wie jedem anderen Bereich, aber im zwischenmenschlichen war er geradezu mit Blindheit geschlagen.

„Woher weißt du das?“

„Ha, war gut geraten. Ich dachte, ich könnte ja einfach mal fragen. Das war nur eine mögliche Schlussfolgerung, warum du solche Fragen stellen könntest. Hättest du „nein“ gesagt, hätte ich dir das auch abgekauft. Wer ist es?“
 

„Wer ist was?“

Aki war in den Raum getreten und schloss gerade die Tür wieder. Jawohl, die Tür durfte geschlossen werden, obwohl sie bei Uruha waren.

Noch eine der enormen Verbesserungen, die durch Uruhas Beziehung zu Kyo entstanden war. Sie durften endlich Türen schließen!

Zuvor war die Tür immer zu Uruhas Schutz offen gewesen, damit er immer gewarnt war, ob seine Mutter auf dem Weg zu ihm war oder nicht. Und wenn Aki da war, konnte dieser schon beim Aufbruch von Uruhas Mutter Alarm schlagen, was sich nicht selten als praktisch erwiesen hatte.

Inzwischen hatte sich die Notwendigkeit dessen aber reduziert. Uruha wurde nicht mehr ständig überprüft. Das Schlimmste war eh schon eingetroffen und daher genoss Uruha nun sehr viel mehr Freiraum.
 

Aki musterte Sakito nun fragend, während er sich auf einem Stuhl niederließ und seine Tasche abstellte.

„Wo warst du so lange?“, fragte Sakito, während Uruha keine Hemmungen hatte Aki über den aktuellen Stand der Dinge aufzuklären:

„Sakito ist verliebt und ich will wissen in wen und du bist übrigens 5 Minuten und..-“

Uruha warf einen Blick zu Sakito.

„..ein paar Sekunden zu spät.“
 

Mit einem resignierenden Seufzer entschied Sakito, dass Aki es so oder so bald herausgefunden hätte. Es graute ihm nur ein klein wenig vor der Reaktion. Aki würde seine Wahl nicht befürworten, glaubte er. Nur von Daisuke erwartete er noch schlimmeres.
 

„Tora...“, antwortete er also kleinlaut und spähte vorsichtig zu Aki hinüber, der allerdings nur irritiert das Gesicht verzog und fragend zu Uruha sah.

„Wers n das?“

„Keine Ahnung...“
 

Beide wandten sich nun mit ratlosen Blicken wieder Sakito zu, der zunächst einmal erleichtert darüber war, die erste Hürde geschafft zu haben. Selbst wenn sich nun ein weitere Überraschungshürde offenbart hatte.
 

„Na ja...ihr wisst doch noch, dass die Niemand-kennt-sie sich so für mich interessiert hatten, oder?“

„Ohhh~ ist das der Böse?“, fragte Uruha und schien begeistert von seiner eigenen Geistesschnelle.

„Der hat dir doch da aus der Klemme geholfen, oder?“

„Nein! Das ist doch Daisuke oder so..“, warf Aki ein und schüttelte enegerisch den Kopf, bevor er fortfuhr:

„In ihn würde er sich bestimmt auch nicht verlieben.“
 

„Ähm...Tora ist einer der Niemand-kennt-sie“, warf Sakito leise ein und zog damit wieder die Aufmerksamkeit auf sich.
 

„Was?“, kam es einstimmig aus den Mündern von seinen Freunden.

„Naja, Aki meinte doch ich solle den Spieß umdrehen und da hab ich angefangen sie zu beobachten. Am Anfang liefs zwar nicht so gut, aber später dann...halt schon.“

„Wenn du Tipps gibst, dann kanns ja nur schief gehen.“

Uruha warf Aki einen ernüchternden Blick zu und dieser hob hilflos die Arme.

„Mal ganz ehrlich, konnte ich das ahnen?“
 

„Es ist doch nichts passiert!“, warf Sakito ein wenig betroffen ein.

„Ich hab sie nur beobachtet und er ist mir aufgefallen. Er ist gut aussehend und hat so eine Gelassenheit, er sieht nett aus und er lacht viel. Er albert öfters mit den anderen rum ohne dabei aber albern zu wirken. Ich find ihn...toll.“

Sakito hauchte das letzte Wort geradezu nur noch und bekam knallrote Wangen.

„Wow...es ist um ihn geschehen“, kam es nüchtern von Aki, welcher Sakito einträchtig mit Uruha eher minder begeistert ansah.
 

„Hälst du das für eine gute Idee? Die Niemand-kennt-sie?“

Uruha schien jedenfalls nicht der Meinung zu sein, aber Sakito wollte sich auf diese Diskussion gar nicht erst einlassen. Schließlich war Uruha mit einem Halbbösen zusammen und er war schließlich das Oberhaupt der High Society. Überhaupt wollte er sich da nicht durch irgendeine dumme Gruppeneinteilung reinreden lassen.
 

Viel mehr Sorgen machte er sich nämlich um ganz andere Umstände. Die Niemand-kennt-sie hatten anscheinend das Interesse an ihm verloren. Seitdem sich Isshi ihm vorgestellt hatte, war er keinem von ihnen mehr begegnet. Er hatte auch nicht, wie von Isshi angekündigt, Yomi kennengelernt. Nichts. Anfangs hatte ihr Interesse ihn nervös gemacht und verwirrt und nun wünschte er sich nichts mehr, als dass sie ihn wieder beachten würden und ihm so vielleicht die Möglichkeit gaben, Tora etwas näher kennenzulernen.
 

Vielleicht war das dumm, weil ihn alle vor den Niemand-kennt-sie warnten, aber er konnte nicht anders. Er würde das in Kauf nehmen.
 


 

Karyu hatte an seinem Schreibtisch gesessen, bevor es klopfte.

„Ich sagte doch, dass ich nicht kommen kann.“

Karyu wusste auch ohne aufzusehen, dass es Tora war.

„Ja, aber wer soll dir das glauben?“

Er sah von seinem Buch auf und stierte Tora unzufrieden an.

„Pack dein Zeugs und dann lass gehen.“

„Ich hab keine Lust.“
 

Ohne auf Karyus Einwand einzugehen, nahm Tora seinem besten Freund das Buch ab und legte wenigstens das Lesezeichen zwischen die aufgeschlagenen Seiten, bevor er es einfach zu Seite warf.
 

„Du musst dich jetzt langsam wirklich zusammenreißen und wieder lieb werden. Ist das klar?“

Keine Antwort. Konnte Karyu auch gerade nicht geben, denn er war sehr damit beschäftigt zu schmollen.

„Ich sagte: Ist das klar?“, wiederholte Tora und sah Karyu streng an.

„Wieso muss unbedingt ich der vernünftige sein?“

„Du weichst mir aus!“

„Aber wenn ich doch Recht habe!“

„Das bildest du dir ein! Das bildet sich jeder immer ein! Und du weißt genauso gut wie ich, dass nicht JEDER IMMER Recht hat.“

„...aber ich bin nicht jeder. Und immer glaub ich das auch nicht.“
 

Tora sah wohl ein, dass sie so nicht weiter kommen würden. Jedenfalls ließ er sich neben Karyu auf dem Bett nieder und ließ seine Tasche zu Boden fallen.

„Ok...hör zu. Du kannst Isshi nicht weiter wie einen Aussätzigen behandeln.“

„Was sollte mich daran hindern?“

„Dein Gewissen, dein Gehirn, dein Gruppenzugehörigkeitsgefühl, deine Freundschaft? Keine Ahnung, irgendwas davon sollte sich langsam einschalten.“
 

Mit einer schnellen Bewegung schnappte sich Karyu das nächste Objekt in seiner Nähe, was ein Zeitschrift war und schlug damit nach Tora. Sein Gehirn war eingeschaltet. Er hatte es niemals ausgeschaltet. Überhaupt war es schon ziemlich unverschämt, das ausgerechnet von Tora zu hören.

„Ich hab keine Freundschaft mehr für Isshi übrig“, murrte Karyu verbittert.

„Er hat zugegeben, dass er auf Sakito steht.“

„Na und? Als du die beiden zusammen beobachtet hast, wusste er noch nicht, dass du auch auf ihn stehst. Du hast schließlich behauptet, du wärst an ihm nur interessiert, weil er ein potentielles Opfer wäre. Nach eurem Streit hat er sich ihm nicht mehr genähert.“
 

Er hatte Recht. Nachdem Karyu Isshi bei Sakito beobachtet hatte, hatte er sich nicht mehr lange zurückhalten können. Bei seinem nächsten Zusammentreffen mit Isshi hatte er sofort angefangen sich ihm gegenüber grantig zu verhalten. Es hatte nicht mehr lange gedauert, bis Yomi und Tora aus Karyu heraus hatten, warum er so wütend war.

Seitdem hatte sich Isshi tatsächlich nicht mehr Sakito genähert. Jedenfalls soweit Karyu das wusste, denn er hatte sich noch nicht wirklich beruhigen können und daher hatte er Isshi weiterhin mies behandelt und dieser hatte sich daraufhin vor ihm zurückgezogen. Wie hätte er sich auch beruhigen können. Isshi hatte geradeheraus zugegeben, dass er Sakito mochte.
 

„Dass das kein Verbrechen ist, weißt du aber?“

Tora hatte anscheinend Karyus Gedanken erraten. Und ja, natürlich wusste er, dass Isshi das Recht darauf hatte jemanden zu mögen, selbst wenn er selbst diese Person auch mochte. Er dürfte sich ihm sogar nähern, ohne dass es zu einem Verbrechen wurde. Aber Karyu war ja auch nicht sauer auf ihn, weil es ein Verbrechen war, sondern weil er einfach die Konkurrenz fürchtete.

„Es ist schon schwer genug Sakito zu mögen, wenn nicht noch einer der engsten Freunde ihn ebenfalls mag.“

„Also versuchst du, die Freundschaft zu zerstören um dem auszuweichen? Tolle Idee...“

Tora verdrehte die Augen.
 

„Selbst wenn du es nicht aus Freundschaft für Isshi tun kannst, dann tu es für die Gruppe. All unsere Aktivitäten sind wegen eurem Streit zum Stillstand gekommen, weil ihr euch entweder ignoriert oder anfaucht.“

„Oder wir tauchen gar nicht erst auf.“

„Oder das! Aber noch viel schlimmer ist, wenn du Isshi rausekelst, verlieren wir bald auch Yomi. Willst du wirklich, dass die ganze Gruppe auseinander bricht, nur weil Isshi zufällig auf den gleichen Kerl steht wie du?“

„Wieso sollte das Auswirkungen auf Yomi haben?“

„Wir sind beste Freunde. Yomi weiß das und er weiß auch, dass es keinen Weg gibt, zwischen uns beiden gleichwertig zu sein. Er ist zwar unser Freund, aber er fühlt sich mit nur uns beiden immer als drittes Rad. Deswegen schenkt er Isshi immer seine Aufmerksamkeit. Er braucht halt auch eine Bezugsperson und wir beide sind einfach zu eingeschweißt. Er hat zwar seine eigene Art um Isshi zu seiner Bezugsperson zu machen, aber er gibt sich alle Mühe. Er wird das nicht lange mit nur uns beiden aushalten.“
 

Karyu musterte seinen besten Freund überrascht. Es sah Tora nicht wirklich ähnlich jemanden so genau zu analysieren. Dafür hatte er einfach nicht die Ausdauer. Es langweilte ihn zu sehr und er verlor normalerweise nach höchstens einer Minute das Interesse.
 

„Woher weißt du das?“

„Er hat es mir gesagt.“

„Wir könnten versuchen weniger eingeschweißt zu sein“, murmelte Karyu nachdenklich auf der Suche, nach einer anderen Lösung.

„Das wird nicht funktionieren. Sieh es ein und sei wieder lieb. In Ordnung?“

„Wenns denn sein muss...“

„Oh.“

„Was 'Oh'? Ich dachte du freust dich?“

„Und ich dachte, du wärst schwerer zu überreden. Ihr könnt reinkommen!“

Seinen letzten Satz rief Tora in Richtung Tür, die sich daraufhin öffnete und Isshi und Yomi traten ein.

„Ich dachte, wenn du nicht mitkommst, dann müssen sie halt her kommen.“
 

Karyu stand auf und sah Isshi eindringlich an. Natürlich erst, nachdem er seinen anfänglichen Schock überwunden hatte.

„Versprichst du, dass du dich nicht weiter um Sakito bemühst?“

Doch bevor dieser auf diese unsinnige Frage antworten konnte, schubste Yomi Karyu beiseite und ging schnatternd zu Tora.

„Jaja, tut er, tut er. Können wir das Thema endlich abhaken? Wen interessiert schon dieser Sakito? Wenn wir den nicht ausnehmen dürfen, weil du auf ihn stehst, interessiert er mich jedenfalls nicht! Und ich bin nicht hier, um über Leute zu reden, die dermaßen uninteressant sind.“

Am Bett angekommen schmiss er sich darauf und piekste im Fall noch Tora in die Seite.

„Du hättest ihm nicht gleich offenbaren müssen, dass ich mich wie ein drittes Rad fühle.“

„Ging nicht anders...klar, dass du gleich mit dem Ohr an der Tür klebst und lauschst.“

„Du bemühst dich um mich? Deine Art sich um jemanden zu bemügen ist echt abgedreht“, mischte sich nun Isshi ein und ließ sich ebenfalls auf dem Bett nieder.
 

Allein in der mitte des Raumes stehen gelassen, drehte sich Karyu zu seinen drei Freunden, die sich gemütlich auf seinem Bett lümmelten, und seufzte.

Damit wäre das Problem in der Gruppe wohl einigermaßen bereinigt. Auch wenn er Isshi trotzdem noch nicht wirklich wieder als ungefährlich betrachten konnte. Nichts desto trotz existierte Problem Sakito immer noch.
 

„Vielleicht sollten wir einen Plan machen, wie wir herausbekommen, ob sich Sakito für einen von euch interessiert.“, murmelte Tora, der anscheinend Karyu angesehen hatte, dass ihn das Thema noch nicht los ließ.

„Wie war das noch gleich mit dem Thema abhaken?“

Yomi bließ frustriert die Wangen auf, während sich allerdings neben ihm Isshi interessiert aufsetzte und fragte:

„Wie willst du das machen?“
 

Da Pläne machen eigentlich nicht Toras Stärke war, dauerte es ein wenig bis er antwortete. Geschlagene fünf Minuten starrte er die Wand an und Karyu hatte sich in der Zwischenzeit letztendlich zu den anderen aufs Bett gesetzt. Gott sei dank besaß er ein ausreichend großes Bett.
 

„Wir schicken Yomi vor.“

Mit einem Mal war Tora aufgesprungen und sah nun alle Anwesenden begeistert von seinem Plan an.

„Sakito kennt ihn noch nicht, er ist nicht direkt betroffen und er wirkt alles andere als Angst einflößend“, erklärte Tora, ohne auf eine Antwort zu warten, weiter. Das beleidigte Schnaufen von Yomi, der schon der Meinung war, dass er ganz schön Angst einflößen konnte, ignorierte er gekonnt.
 

„Er kann unter Umständen herausfinden, wenn er sich ein wenig anstrengt...“

Bei diesem Satz warf Tora Yomi einen kritischen Blick zu, denn dieser baumelte ein wenig lustlos mit den Beinen und schien nicht besonders erpicht darauf zu sein, diese Mission zu erfüllen.

„..., ob Sakito sich für einen von euch interessiert. Oder vielleicht gibt es ja leider schon jemand anderen, von dem wir nichts wissen. Wer weiß, vielleicht Daisuke oder der andere Statist? In dem Fall wärt ihr eh beide aus dem Rennen und bräuchtet euch ebenfalls nicht mehr angiften. Aber wer es auch sein mag, ihr müsst das Ergebnis akzeptieren. Nach dieser Aktion will ich wieder ein normales und geregeltes Gruppenklima. In Ordnung?“

Zufrieden konnte Tora feststellen, dass alle Gruppenmitglieder ergeben mit dem Kopf nickten.
 

„Sehr schön. Dann ist es beschlossene Sache. Du kannst dich auf deine Rolle vorbereiten, Yomi. Und denk daran, dass du auch etwas davon hast, wenn Isshi wieder voll akzeptiert wird. Du kannst ihn wieder ganz für dich beanspruchen.“

„Außer Sakito entscheidet sich für ihn...dann beanspruchen die sich wohl gegenseitig“, murrte Yomi und warf seinem unfreiwillig zum besten Freund auserkorenen einen drohenden Blick zu.

„Das müsst ihr unter euch ausmachen.“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 


 

Soo, endlich hochgeladen.

Ich hab dieses mal meiner beta viel arbeit gemacht ^^° ich hab schnell geschrieben und mir das geschriebene nicht so oft durchgelesen wie normalerweise, deswegen waren da sehr viele flüchtigkeitsfehler drin. Ich hab das noch selber festgestellt, als ich nach dem abschicken, es mir nochmal durchgelesen hab und ich hab mich fast geschämt dafür. Da fehlten teilweise ganze wörter, weil ich sie nur gedacht und nicht geschrieben habe.

Ich hab dann noch einiges verbessert, aber davon hatte die arme dann ja nichts mehr. Es tut mir wirklich leid ._.

na ja, zu spät, nächstes mal wäre es schön, wenn ich einen mittelweg finde. Nicht zu lahm aber auch nicht zu schnell und voller fehler xD

bis dann~

Danke fürs lesen ^^

4.6

Mir fällt immer wieder auf, dass das dritte Kapitel das unbeliebteste ist, was ich sehr schade finde, weil es mir sehr am herzen liegt...aber wahrscheinlich auch weil toshiya mein bias ist. Nicht in der FF aber in wirklichkeit *.* (Dir en grey Konzert diesen sommer...ich freu mich jetzt schon wie blöd!)...vielleicht liegts irgendwie am sad end...aber bestimmt liegts an der grundstimmung. Es ist wohl mit abstand das traurigste...und das liegt wohl auch daran, dass es mir zu dem zeitpunkt nicht so gut ging. Das hat sich wohl auf das kapitel niedergeschlagen. Als ich das 4. Kapitel dann angefangen hab, war meine stimmung wieder besser (ist es immer noch).

So oder so, ich liebe das kapitel trotzdem. ^^
 


 

~~~4.6~~~How to steel God an angel~~~4.6~~~
 


 

„Geh!“

„Mag nicht..:“

„Warum das denn plötzlich? Wir hatten das doch abgesprochen!“

„...“

„Yomi!“

„Ich mag halt nicht.“

„Das ist kein hinreichendes Argument.“

„Find ich schon.“

„Jetzt geh endlich!“

„Ich weiß doch gar nicht, wo ich den suchen muss.“
 

Yomi starrte Karyu trotzig an und hatte die Unterlippe vorgeschoben. Anscheinend sah er nicht ein, wieso er für diesen blöden Plan herhalten musste.

Zwar hatte sich schon angedeutet, dass Yomi von der Idee nicht sonderlich begeistert war, aber niemand hatte wohl damit gerechnet, dass er sich wirklich weigern würde.
 

„Du musst in den zweiten Stock. Die High Society ist meistens bei den Heizungen am äußeren Gang“, mischte sich nun Isshi ein.

„Danke, wie nett, dass du mir das sagst.“

Yomi stampfte zu Isshi und trat diesem einmal kurz aber kräftig gegen das Schienbein.

„Aua! Was sollte das denn jetzt?“

„Das war dafür, dass du mich so hintergehst! Untreue Tomate“, knurrte Yomi und funkelte den Größeren mit seinem bösesten Blick an.

“Ich glaube, ich würde es bevorzugen, wenn du aufhören würdest mir soviel Aufmerksamkeit zu schenken“, bemerkte Isshi und schüttelte verständnislos den Kopf, bevor er sich wieder in sein Buch vertiefte, das er noch aufgeschlagen in den Händen hielt.
 

Yomi rauchte noch immer vor Zorn, als sich Karyus Hand auf seine Schulter legte. Innerlich wünschte sich Karyu zwar gerade nichts mehr, als dass Tora hier wäre, damit er Yomi mit einem strengen Blick und ein paar harten Worten dazu brachte seine Aufgabe zu erfüllen, aber da Tora heute nicht in der Schule erschienen war, blieb es wohl an ihm hängen. Isshi war mal wieder so gar keine Hilfe. Der Kerl sollte ja eigentlich interessiert sein, aber es war wohl zu viel verlangt, dass der liebe Herr mal länger als ein paar Minuten von seinem Buch aufsah.
 

„Bitte Yomi. Ich kann doch schlecht dahin gehen und versuchen mit Sakito zu sprechen.“

„Wieso nicht? Ich halte das für eine viel bessere Idee, als wenn ich das mache. Dich kennt er wenigstens schon.“

„Das ist ja gerade das Problem. Ich und Tora sind ihm ein wenig unangenehm auf die Pelle gerückt. Ich glaube nicht, dass er einem von uns auch nur ein Sterbenswörtchen sagen würde.“

„Aber einem völlig Fremden erzählt er natürlich alles was in ihm vorgeht.“
 

Karyu seufzte und zuckte die Schultern. Yomis Ironie war berechtigt.

„Es ist besser, als wenn ich gehen würde.“

„Und wenn Isshi gehen würde?“

Entnervt fasste sich Karyu an den Kopf. Es war gerade wie täglich grüßt das Murmeltier. Sie hatten solche Diskussionen schon tausend mal gehabt, aber Yomi schien einfach nicht einsehen zu wollen, dass er der einzige war, der diese Aufgabe erledigen konnte.

„Yomi, das haben wir doch alles schon durchgekaut. Woher soll ich denn wissen, dass er mir auch die Wahrheit sagt, wenn er es selbst in Erfahrung gebracht hat. Er ist nicht unparteiisch.“

„Und woherwillst du wissen, dass ich dir die Wahrheit sage?“

„Jetzt geh einfach! Sofort!!!“, fauchte Karyu letztendlich, der einfach keine Nerven mehr für diese unendlich Diskussion hatte.

Yomi öffnete den Mund um wohl wiedermal zu widersprechen, doch Karyu schnitt ihm das Wort ab:

„GEH!“
 

Yomi kniff die Lippen zusammen und stierte Karyu angepisst an, bevor er sich dann auf dem Absatz umdrehte und leise vor sich her fluchend in Richtung Schulgebäude abzog.

Erschöpft ließ Karyu die Schultern sinken und lehnte sich an die Mauer.

„Glückwunsch. Ich dachte nicht, dass das vorm Ende der Pause noch was werden würde.“

Karyu warf einem Blick zu Isshi, der ihn über seinen Brillenrand hinweg ansah.

„Hättest ja mal helfen können“, knurrte er, woraufhin Isshi nur die Schultern zuckte.
 

Manchmal waren diese Gruppenmitglieder echt für die Tonne, dachte sich Karyu. Ausgerechnet heute musste Tora mal wieder Blau machen. Er hatte dafür echt ein total mieses Timing.

Nachdem Karyu sich ein wenig beruhigt hatte, sah er doch noch zum Schulgebäude, als ob der Blick dort hin ihm verraten könnte, ob Yomi seine Mission überhaupt erfüllte und wenn ja, wie gut.
 

Karyu hatte allen Grund zur Sorge, denn obwohl Yomi gehorsam losgegangen war, hatte der Jüngere immer noch keine Lust sich bei dieser Mission besonders Mühe zu geben. So schlenderte er zunächst gemütlich über den Schulhof auf dem Weg zur High Society, während er zum ersten Mal tatsächlich darüber nachdachte, wie er seine Aufgabe überhaupt durchführen konnte.

Wahrscheinlich würde Sakito ihm überhaupt nichts sagen wollen und Yomi störte das an sich auch überhaupt nicht. Kritisch war dann nur noch, wie er im Nachhinein Karyu davon überzeugen sollte, dass er es wirklich probiert hatte.
 

Im dritten Stock angekommen sah er schon am Ende des Flures alle Mitglieder der High Society beieinander stehen, darunter auch seine Zielperson. Sakito stand mit dem Rücken zu ihm und hörte bei Uruhas und Akis Unterhaltung zu.
 

Als Sakito ein leichtes Tippen auf seiner Schulter spürte, schrak er überrascht zusammen, denn normalerweise bekamen sie hier oben keinen Besuch. Die Normalos hielten eigentlich immer ehrfürchtig Abstand. Nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, sah er hinter sich, wo er das kleinste Mitglied der Niemand-kennt-sie erblickte. Im Hintergrund verstummten nun auch Uruha und Aki, die vorher noch angeregt darüber diskutiert hatten, ob es Kyo erlaubt sein sollte, während der Pause zu ihnen zu kommen.
 

„Hi, ich bin Yomi.“

Das wusste Sakito schon. Er hatte Yomi zwar nie kennengelernt, aber als er die Niemand-kennt-sie beobachtet hatte, hatte er ihn schon gesehen und da Yomi das einzige Mitglied war, dass ihm nicht schon vorher begegnet war, war die Namenszuordnung nicht besonders schwer gewesen.

„Ich bin Sakito.“

„Ich weiß, deswegen bin ich ja hier.“

Yomi seufzte, da er befürchtete, dass es ab nun problematisch werden würde, doch er schätzte Sakito dabei leider total falsch ein.

Dieser war jetzt schon so nervös wie schon lange nicht mehr. Er hatte sich gewünscht die Niemand-kennt-sie würden ihn wieder beachten und hier stand ein Mitglied. Es hätte nur perfekter sein können, wenn es denn Tora gewesen wäre. Aber Sakito freute sich auch so schon. Er durfte das jetzt nur nicht vermasseln.

Ungeduldig wartete Sakito darauf, dass Yomi ihn endlich sagen würde, weswegen er zu ihm gekommen war.
 

„Bist du momentan an jemandem interessiert? Vielleicht ein wenig verknallt, so was in der Art?“

Yomi verstand sich nicht besonders auf umsichtige Formulierungen, deswegen sparte er sich wie hier auch meistens die Mühe es überhaupt zu versuchen. Wenn man einfache Fragen stellt, bekommt man meistens auch einfache Antworten.
 

Uruha, der das beobachtet hatte, stupste nun Aki in die Seite und murmelte:

„Der spricht genauso wie du. Ihr solltet euch vielleicht zusammen tun.“

„Reicht doch, wenn Sakito die Finger nicht von den Niemand-kennt-sie lassen kann, oder?“

Yomi schien das gehört zu haben, denn er blickte kurz fragend zu Aki, bevor er sich wieder an Sakito wandte.

„Echt?“
 

Yomi war sich nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Eigentlich kam es ihm ja nicht so entgegen, weil er gehofft hatte Sakito würde das ganze dadurch beenden, dass er kein Interesse zeigte. Aber so sah es nicht so aus, als sollte das Thema bald abgeschlossen sein. Er konnte nur hoffen, dass es zumindest nicht Isshi war, obwohl er Karyu auch nicht viel besser fand.
 

Ein wenig peinlich berührt und mit knallroten Wangen, sah Sakito auf den Boden. Da Aki ihn schon verraten hatte, würde es wahrscheinlich eh nichts ausmachen, wenn er es nun sagte, oder? Vielleicht hatte Tora ja Interesse an ihm? Auf jeden Fall interessierte sich irgendwer von den Niemand-kennt-sie dafür, ob er verknallt war oder nicht und wenn es nur Yomi war und nichts weiter dahinter steckte, war das besser als nichts. Sakito fand, dass die Chancen für ihn gar nicht so schlecht standen und wenn er es verschwieg würden sie jedenfalls nicht höher werden.
 

„Tora“, murmelte er also und blickte vorsichtig zu Yomi, um dessen Reaktion beobachten zu können. Eventuell würde ihm das ja schon was verraten.

„Ich mag Tora.“
 

Einen Moment lang starrte Yomi seinen Gegenüber nur perplex an, bevor er dann leise anfing zu kichern.

Das war noch viel besser, als er es sich je hätte erträumen können. Sakito beobachtete, wie Yomi sich immer noch kichernd von ihm wegdrehte und in Richtung Treppenhaus weglief.

Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was das nun für ihn bedeutete. Aber allzu schlimm konnte es ja nicht sein, denn warum sollte Yomi sonst lachen?
 

Beim Treppenhaus angekommen, drehte Yomi allerdings plötzlich wieder um und lief zurück zur High Society, die das alles mit verwirrten Gesichtern beobachtete. Immer noch überglücklich schnappte sich Yomi Sakitos Hand.

„Das müssen sie von dir hören, sonst glauben die mir das nicht!“

Und schon wurde Sakito in Richtung Treppe mit gezerrt.
 

„Hey, was soll das?“, rief Aki dem Entführer hinterher, doch Yomi winkte nur in aller Seelenruhe mit der freien Hand und rief zurück:

„Keine Sorge, ihm wird nichts passieren und falls er nicht wieder her findet, bring ich auch wieder zurück.“
 

Karyu sah das seltsame Gespann schon von weitem kommen, setzte sich gespannt auf der Mauer auf und gab Isshi einen Stoß.

Yomi hatte Sakito immer noch fest am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Der Kleine machte einen überraschend glücklichen Gesichtsausdruck, während Sakito einfach nur ein wenig ratlos aussah. Das konnte aber natürlich einfach nur daran liegen, dass er gerade von einem circa 1 ½ Meter großem Jungen über den gesamten Schulhof gezogen wurde.

„Warum sieht Yomi so zufrieden aus?“, fragte Isshi neben Karyu.

„Das macht mir auch Sorgen.“
 

Bei der Gruppe angekommen, platzierte Yomi Sakito vor Isshi und Karyu, bevor er sich dann den besten Beobachtungsposten suchte. Er wollte auf keinem Fall etwas verpassen.

Sakito sah sich suchend nach Tora um, wurde aber dabei von einem etwas ungeduldigen Yomi unterbrochen, der ihn aufforderte, das zu wiederholen, was er ihm gerade gesagt hatte.
 

Ein wenig peinlich berührt blickte Sakito von Yomi zu den anderen beiden und wieder zurück. Er verstand nicht wirklich was hier vorging. Wieso sollte er den beiden das persönlich sagen? Und was ging die das überhaupt an?

„Ich...ich mag Tora...“, hauchte er schließlich ein wenig in die Enge getrieben, nachdem Yomi ihn nochmals unsensibel angestoßen und zum Reden aufgefordert hatte.
 

„Deswegen hast du ihn hier her gezerrt?“

Verärgert trat Karyu auf Yomi zu und gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Manchmal bist du echt total egoistisch!“

„Ach ja? Und ihr seid nicht egoistisch gewesen, mich für eure Zwecke zu missbrauchen, oder wie?“

„Du hättest das ja nicht unbedingt an Sakito auslassen müssen!“

„Entschuldigung, aber kann ich dann wieder gehen?“, unterbrach Sakito die beiden Streithähne.

Er würde sich jetzt wirklich gerne zu seinen Freunden zurückziehen. Im Schutz seiner eigenen Gruppe fühlte er sich sicher, denn momentan fühlte er sich geradezu entblößt. Anderseits fragte er sich gerade, für was für Zwecke Yomi von den anderen missbraucht wurde und was das genau mit ihm zu tun hatte. Irgendwas ging hier vor, was er noch nicht wirklich durchschaute.
 

Karyu sah nachdenklich zu Sakito, was Yomi ausnutzte, um schnell ein wenig Abstand zwischen sich und ihm zu bringen.

„Du magst also Tora?“, fragte Karyu an Sakito gewandt nochmal nach und seufzte.

Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, obwohl es auch nicht abwegiger wäre, als wenn es, wie erhofft, er selbst gewesen wäre.

Jetzt verstand er auch, weswegen Yomi so fröhlich war. Dieser hatte wohl damit gerechnet, es damit Karyu gründlich heimzahlen zu können. Ein wenig war ihm das auch gelungen, aber jede anderen Person hätte Karyu wohl deutlich mehr geärgert und das hatte Yomi wohl nicht erwartet. Denn Karyu wusste etwas, was Yomi nicht wusste.
 

„...ich denke, du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen.“

„Wieso das?“

Nun schien Sakito doch noch etwas bleiben zu wollen, wo es sich wieder um Tora drehte.

„Ist er hetero?“

Karyu lächelte und schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist es nicht. Er wird dich nur einfach niemals in Betracht ziehen.“

Verwirrt strich sich Sakito eine Strähne aus dem Gesicht. Er verstand nicht, wieso er denn so völlig unannehmbar für Tora sein sollte. So schlecht war er doch nicht, oder? Einen Moment lang überlegte er, ob Karyu sich da irren konnte, aber eigentlich glaubte er dem Älteren. Er hatte schon beobachten können, dass Tora und Karyu sich sehr nahe standen und anscheinend beste Freunde waren. Gab es irgendeinen Grund für Karyu, dass er ihn anlog?
 

„Wieso?“, fragte er letztendlich verzweifelt und dem verletzte Blick den er Karyu zuwarf, konnte dieser nicht stand halten.

„Weil Tora schon seit ziemlich langer Zeit in jemand anderen verliebt ist. Er weiß zwar, dass er nicht mit dieser Person zusammen sein kann, aber das ändert nichts daran, dass er ihn immer noch liebt.“

Das hatte Karyu eigentlich nicht sagen wollen, aber er hatte Sakito einfach nicht ohne Erklärung abwürgen können. Tora würde ihm schon verzeihen, dass er das offenbart hatte und Sakito war nicht der Typ der so was großartig rum erzählen würde. Dafür war er eindeutig zu liebenswert.
 

„Oh...ich...verstehe.“

Sakito ließ verwirrt seinen Blick streifen.

„..dann geh ich wieder, wenn das ok ist? Ähm...danke.“

Er sah Karyu nachdenklich an und lächelte leicht.

„Soll ich dich zurück bringen?“, tönte Yomis Stimme aus dem Hintergrund, doch Sakito schüttelte den Kopf und verneinte die Frage leise.
 

Noch während Karyu Sakito hinterher sah, trat Isshi neben ihn.

„Hmm...er interessiert sich also weder für dich noch für mich, sondern für Tora. Ich hätte nicht gedacht, dass du das so locker siehst.“

„Na ja, wie ich schon Sakito erklärt habe: Tora würde sich niemals für ihn interessieren. Er ist keine Konkurrenz.“

„Also stimmt das, was du gerade gesagt hast? Tora ist verliebt?“

„Sieht so aus, nicht wahr? Aber jetzt zu deiner fiesen Aktion gerade.“

Der letzte Satz war an Yomi gerichtet und Karyu drehte sich dahin, wo er den Jüngeren vermutete, doch er fand nur gähnende Leere.
 

In Erwartung des großen Donnerwetters hatte Yomi die Zeit genutzt in der Karyu abgelenkt war und sich vorausschauend schon frühzeitig von ihrem Stammplatz weggeschlichen.

„Manchmal kann er ganz schön mies sein, nicht wahr?“

„Wäre er das nicht, wäre er wahrscheinlich nie in dieser Gruppe gelandet. Allerdings könntest du ihn trotzdem ein wenig erziehen. Er ist schließlich dein bester Freund.“

„Bitte? Seit wann das denn?“

„Seit Yomi dich dazu gemacht hat. Und komm schon, ihr könnt beide einen besten Freund gebrauchen. Ein wenig soziale Nähe ist fast so gut wie ein Buch.“
 

In der Zwischenzeit war Sakito zu seinen Freunden zurückgekehrt und hatten ihnen erzählt, was vorgefallen war.

„Dieser Yomi ist ganz schön unverschämt. Er hätte dich dafür wirklich nicht mitnehmen und bloßstellen müssen“, sagte Uruha verstimmt und strich Sakito mitfühlend übers Haar.

„Ich glaube, ihm ist gar nicht aufgefallen, dass mir das unangenehm sein könnte“, murmelte Sakito und zuckte die Schultern.
 

Er glaubte nicht, dass Yomi ihn absichtlich hatte verletzen wollen. Viel mehr hatte Yomi wahrscheinlich einfach gar nicht über die Auswirkungen auf Sakito nachgedacht.

„So oder so. Das war extrem unsensibel von ihm. Du solltest ihn nicht auch noch in Schutz nehmen.“

Aki nickte zustimmend zu Uruhas Worten, bevor er bemerkte:

„Und er hat sein Versprechen dich zurückzubringen auch nicht gehalten.“

„Oh, das hat er angeboten, aber ich hab es abgelehnt. Ich kenne schließlich den Weg.“

Sakito lächelte sein Freunde leicht an.

„Regt euch nicht so über ihn auf. Ich bin ihm nicht böse und ihr braucht es auch nicht zu sein.“

Uruha bedachte ihn mit einem kritischen Blick, bevor er dann die Schultern zuckte.

„Na gut. Das ist deine Sache. Aber manchmal glaub ich, bist du einfach zu gutmütig.“
 

Sakito bedankte sich mit einem Lächeln bei Uruha für seine Nachsicht. Er war nicht der Meinung, dass er in diesem Fall zu gutmütig war. Eigentlich war er Yomi sogar dankbar. Hätte ihn der Kleinere nicht mitgeschleift, dann wüsste er jetzt immer noch nicht, dass er keine Chance bei Tora hatte. Es war wohl das Beste, dass er es so früh erfahren hatte. Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn er es nicht auf diese Weise erfahren hätte, aber in jedem Fall war es besser es zu erfahren, bevor seine Gefühle für Tora stärker geworden wären.

Bisher war es ja nur eine kleine Schwärmerei gewesen. Er hatte sich ein wenig in den Älteren verknallt und hatte gehofft, dass daraus mehr werden könnte. Aber nun wusste er, dass dies nicht passieren würde.

Er würde natürlich nicht von heute auf morgen seine Schwärmerei ganz abstellen können, aber es war sicher besser so etwas frühzeitig zu erfahren.
 

Er war außerdem auch Karyu dankbar. Im Nachhinein betrachtet hatte er ihm diese peinliche Situation doch so angenehm wie möglich gestaltet. Hatte sich weder lustig über ihn gemacht noch ihn in sein Verderben rennen lassen.

Wenn Sakito so darüber nachdachte, dann verstand er nicht ganz, wieso alle immer solche Angst vor den Niemand-kennt-sie hatten? Sie waren doch alle ziemlich nett zu ihm gewesen.

Gut, anfangs hatten sie ihn auch ein wenig nervös gemacht und Yomi hätte ihn wirklich heute nicht mit zerren müssen, aber wirklich Angst einflößend waren sie nicht. Und das es dann doch zu seinem Besten gewesen war, hatte er ja auch schon festgestellt.
 

„Vielleicht sollte ich mich bei Gelegenheit bei ihnen bedanken...“, murmelte Sakito gedankenverloren, was Aki nur verständnislos den Kopf schütteln und protestieren ließ.

„Jetzt übertreibst du! Keiner von denen hat irgendwas getan, was einen Dank verdient. Bitte, hör auf uns und halte dich einfach fern von denen. Jetzt wo du weißt, dass Tora deine Gefühle nicht erwidern würde, kannst du diese Gruppe doch endlich abhaken. Saki? Hörst du mir überhaupt zu?“

„Hmm? Nein, entschuldige. Ich war in Gedanken.“

„Wenn du nicht auf uns hören willst, dann petz ich das Daisuke!“
 

Verwirrt blinzelte Sakito und legte den Kopf schief. Er hatte irgendwie den Anschluss verloren. Was wollte Aki denn nun Daisuke petzen? Und überhaupt, seit wann hatte Aki denn Kontakt mit Dai?
 

„Du unterhältst dich mit Daisuke? Ich dachte, du magst ihn nicht?“

„Tu ich ja auch nicht, aber da du nun mal Wert auf seine Meinung legst, kann er dich ja vielleicht davon überzeugen, dass du dich von den Niemand-kennt-sie fernhalten solltest.“
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 

Für dieses Kapitel hatte ich Stimmen angenommen, wen ihr gerne als Hauptcharakter hättet. Ich finde das hat ganz gut geklappt. Ich bin also wieder offen für eure vorschläge. ^^ Ich hab die liste vom letzten mal leider verloren. Ich weiß nicht mehr wer auf den zweiten platz war, sakito hatte gewonnen, aber den zweiten weiß ich nicht mehr... Da aber sowieso nicht mehr genau die selben leute mitlesen und auch neue charas aufgeworfen wurde, macht es ja nichts wenn ich neu stimmen sammel. Wie letztes mal, werden natürlich nur sinnvolle Vorschläge gewertet. Das heißt alle Charas die als Guest Star auftauchen sind grundsätzlich möglich ^^. Wer also irgendeinen wunsch hat, kann ihn mir gerne mitteilen ^^ Ich bin gespannt drauf x)

4.7

Ach ja, es geht weiter. ^^ endlich. War wieder etwas langsamer, aber ich bin doch recht zufrieden mit der Zeitspanne. Hat sich denke ich noch in einem vernünftigen Rahmen gehalten....

hmmm, ja, ich hadere gerade mit meiner Ens-liste, aber ich werde gleich die ens an alle schreiben und dann werde ich das noch genauer erklären und hoffentlich erfahren, ob die Liste tatsächlich noch gewünscht ist oder nicht. Ich bin gespannt drauf ^^
 


 


 

~~~4.7~~~How to steel God an angel~~~4.7~~~
 


 


 

Ein wenig unsicher blieb er stehen und sah sich um. Er kannte dieses Gefühl. Er hatte es schon ein Mal zuvor gehabt und damals hatte er recht gehabt.

Sakito scannte suchend seine Umgebung, während er nachdenklich Gaudi hinter den Ohren kraulte.

Das letzte Mal als er dieses Prickeln im Nacken gespürt hatte, hatten die Niemand-kennt-sie ihn verfolgt. Doch obwohl er nun darauf gefasst war und seine Umgebung ganz genau musterte, konnte er keinen Verfolger entdecken.
 

Er sah Gaudi fragend an.

„Werde ich langsam verrückt?“

Sein Mischlingsrüde sah zu ihm auf, ließ die Zunge seitlich aus dem Maul hängen und wedelte eifrig mit dem Schwanz. Sakito war sich nicht ganz sicher, ob das nun als eine Zustimmung zu werten war. Er seufzte und strich Gaudi nochmals kurz über den Kopf, bevor er sich wieder in Bewegung setzte.

Entweder wurde er tatsächlich verrückt oder sein Verfolger war einfach zu geschickt für ihn.
 

Ein paar Meter hinter Sakito in einer Querstraße stand Karyu und beobachtete Sakito durch eine Lücke in einer Hecke. Er war eigentlich auf dem Weg zu Tora gewesen. Er hatte in Erfahrung bringen wollen, ob sein Freund sich demnächst eventuell auch wieder in der Schule die Ehre geben wollte, doch auf dem Weg zu Tora, hatte er Sakito mit seinem Hund entdeckt.

Und ohne großartig weiter darüber nachzudenken, hatte er sich an den Jüngeren gehangen. Wenn man automatisch anfing Leute aus dem Nichts heraus zu verfolgen, war das wahrscheinlich ein schlechtes Zeichen, aber darüber wollte sich Karyu jetzt nicht den Kopf zerbrechen.
 

Nun da sich Sakitos Misstrauen anscheinend wieder gelegt hatte und er weiter ging, trat Karyu aus der Seitenstraße hervor und folgte dem Jüngeren.

Obwohl er diese Verfolgung gar nicht geplant hatte, hatte er inzwischen das Bedürfnis sie fortzuführen. Aus dem einfachen Grund, dass er dadurch interessante Dinge über Sakito herausfand. Als er ihn zuvor zusammen mit Tora verfolgt hatte, war er anscheinend von seinem Freund und dessen unmöglichen Verfolgungsverhalten so abgelenkt gewesen, dass er diese Dinge nicht bemerkt hatte.
 

So blieb Sakito zum Beispiel immer wieder stehen, um Tiere aus der Nachbarschaft zu begrüßen. Der Kerl schien ernsthaft jeden verdammten Hund der Umgebung zu kennen und das waren nicht gerade wenige.

Teilweise streckte er sogar die Hand durch den Zaun um den auf der anderen Seite befindlichen Hund zu kraulen.

Sein eigener Hund nutzte die Zeit meistens um sein Geschäft zu verrichten oder interessiert an irgendwas, wahrscheinlich dem Geschäft eines anderen Hundes, rumzuschnüffeln.
 

Karyu hatte zwar kein Haustier und kannte auch niemanden der eines besaß, sein Bekanntenkreis war recht überschaubar, doch trotzdem hatte er den Eindruck, dass so was nicht ganz normal war.
 

„Komm hinter dem Busch hervor, ich hab dich gesehen.“

Überrascht blinzelte Karyu und sah zu Sakito. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, dass Sakito anscheinend wieder misstrauisch geworden war. Er hatte sich hinter seinem Busch, hinter dem er sich halbherzig und automatisch versteckt hatte, wohl zu sicher gefühlt. Ihm kam der Gedanke, dass wahrscheinlich sogar Tora es besser gemacht hätte und er seufzte.

Ein wenig zerknirscht trat Karyu aus seinem Versteck und zu Sakito, welcher ihn mit schief gelegten Kopf dabei beobachtete.
 

„Weißt du, ich hab lange über euch nachgedacht.“

Überrascht darüber, dass sich Sakito anscheinend Gedanken über sie machte, sah Karyu auf. Zudem hätte er eigentlich nicht erwartet, dass Sakito ihn mit solch einer Seelenruhe ansprach, nachdem er ihn quasi beim Spannen erwischt hatte. War das normal? Sie schienen Sakito falsch eingeschätzt zu haben.
 

„Ich werde nicht so ganz schlau aus euch. Ich dachte erst, ihr hättet Interesse an mir, weil ihr irgendwas seltsames vorhabt. Und dann wollt ihr nur von mir wissen, ob ich in jemanden verknallt bin?“

Sakito beobachtete Karyu genau während er redete. Gaudi hatte sich inzwischen neben ihn auf den Boden gesetzt und auch er beobachtete den Fremden.

„Ich dachte mir, dass es letztendlich vielleicht einfach die simpelste Lösung ist: Ihr wollt Geld von mir. Ich habe bei ein paar Normalos aufgeschnappt, dass die Niemand-kennt-sie Geld klauen. Ich weiß nicht, ob da was dran ist, aber es würde erklären, warum ihr an mir interessiert seid. Schließlich ist die High Society bekannt dafür, dass alle Mitglieder aus reichen Familien kommen. Außerdem würde ich, wenn ich an eurer Stelle wäre, auch die Finger von Uruha und Aki lassen.“
 

Nicht gerade wenig überrascht stellte Karyu fest, dass Sakito sie anscheinend durchschaut hatte. Jedenfalls beinahe. Er schien nicht zu ahnen, dass er und Isshi ernsthaft Interesse an ihm hatten. Da er das nicht bemerkt hatte, konnte er auch nicht wissen, dass sie ihre Erpressungspläne deswegen auch auf Eis gelegt hatten. Aber im Prinzip hatte er doch Recht. Die selben Überlegungen hatten auch sie angestellt und wenn sie sich nicht verknallt hätten, hätte Sakito das wahrscheinlich noch schneller durchschaut.
 

„Du hast Recht...quasi.“

„Quasi? Also doch kein Geld?“

„Doch, eigentlich schon...“

„Na dann, hier!“
 

Abermals überrascht sah Karyu auf die Geldscheine die ihm Sakito in die Hand stopfte. Der gab ihnen einfach das Geld? Wenn sie das gewusst hätten, dann hätten sie sich ja viel Mühe ersparen können. Aber mal so nebenbei. War das normal?

Karyu entknüddelte das Bündel Geld.
 

„Äh...das sind 1500 Yen (circa 13€)?“

„Ja, wieso?“

„Denkst du, damit können wir was anfangen?“

„Oh...nicht? Ich hab nicht mehr.“
 

Karyu kannte sich damit aus, was die meisten Leute an Bargeld bei sich hatten und das was Sakito ihm hier gerade gab, bekam er auch von Grundschülern in der Fußgängerzone. Sakitos Eltern waren doch stinkreich, wieso hatte er dann kein Geld?
 

„Du hast nicht mehr? Bezahlst du immer mit Karte?“

„Ich hab keine Karte. Ich hab kein eigenes Konto bis auf ein Sparkonto, aber da komm ich erst dran wenn ich volljährig bin.“

„Dann hast du dein Taschengeld schon ausgegeben?“

„Jetzt wo ich dir die 1500 Yen gegeben habe schon.“

„Okay, jetzt mal Klartext: Wie viel Taschengeld bekommst du?“

„2500 Yen (~21€) im Monat.“

„Ernsthaft? Selbst ich bekomme mehr!“

„Ach ja? Wieso wollt ihr dann Geld von mir?“

„Das frage ich mich auch gerade. Hier, die kannst du behalten. Du brauchst die wohl mehr als wir.“
 

Karyu drückte Sakito die Geldscheine wieder in die Hand. Hatten sie sich geirrt? Waren Sakitos Eltern nicht so reich, wie immer überall erzählt wurde? Aber bei der Erinnerung an Sakitos Haus schien das abwegig zu sein. Es war eines der größten und schönsten Häuser in der Umgebung. Man musste schon gut verdienen um sich so etwas leisten zu können. Vielleicht waren Sakitos Eltern einfach nur geizig ganz im Gegensatz zu ihrem Sohn, der willens war fast sein komplettes Taschengeld einfach so zu verschenken.
 

„Wieso gibst du mir einfach so dein Geld?“

Wären sie befreundet oder würden sich wenigstens etwas besser kennen, könnte Karyu das ja nachvollziehen. Aber sie hatten noch nie ein so langes Gespräch wie heute geführt, also konnte man das ja wohl kaum behaupten.

„Ich hab angenommen, dass ihr es braucht.“
 

Sakito schien das ganz natürlich zu finden und hätte er tatsächlich so viel Geld wie sie angenommen hatten, hätten sie eine sehr nette, neue Einnahmequelle gehabt. Wobei sich Karyu nicht sicher war, ob sich dann nicht sehr schnell sein Gewissen gemeldet hatte. Es fühlte sich irgendwie noch schlechter an, das Geld von jemanden geschenkt zu bekommen, als es ihm abzunehmen. Das war vielleicht eine etwas verdrehte Ethik, aber Almosen anzunehmen oder auch Sakitos Gutmütigkeit auszunutzen schien ihm viel schlimmer, als wenn er ihn Erpressen oder Bestehlen würde.

Außerdem war es ihm geradezu peinlich festzustellen, wie großzügig Sakito im Gegensatz zu ihm selbst war. Wenn alle Menschen so wie Sakito wären, gäbe es wohl kein Leid auf dieser Welt.
 

„Oh man...du bist wirklich ein Engel“, sprach Karyu aus, was er gerade dachte.

Ein wenig verblüfft weiteten sich Sakitos Augen und seine Wangen fingen an zu brennen. Noch nie hatte ihn jemand einen Engel genannt. Überhaupt war er es nicht wirklich gewöhnt so etwas so direkt gesagt zu bekommen. Aki war zwar sehr direkt, aber so eine Bezeichnung würde er trotzdem niemals über die Lippen bringen.
 

„Wenn ich also nicht genügend Geld für euch habe, dann...“

Sakito blickte auf seine Hand und steckte langsam seinen Rest Taschengeld wieder ein.

„...wollt ihr nichts mehr von mir?“

Er warf einen fragenden Blick zu Karyu, der ihm mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck gegenüber stand.
 

„Also....als Gruppe nicht mehr.“

Und nicht als Gruppe? Hieß das, sie hatte noch als Einzelpersonen Interesse an ihm? Nachdem Karyu ihm nun das offenbart hatte, erklärte sich für Sakito einiges.

Warum er nur quasi Recht hatte mit seiner Annahme, dass sie Geld von ihm wollten, warum sie ihn gefragt hatten, ob er an jemandem interessiert war, warum ihn Yomi über den ganzen Schulhof geschleppt hatte. Wenn er Yomi ausschloss und auch Tora offensichtlich nicht an ihm interessiert war, blieben ja nur Isshi und Karyu.

Sakito musterte seinen Gegenüber mit einem forschenden Blick, musste aber feststellen, dass Karyu nichts preisgab. Er hatte einen etwas gleichgültigen Gesichtsausdruck und Sakito konnte beim besten Willen nicht sagen, ob er den nun absichtlich aufgesetzt hatte um ihn zu verwirren, oder ob das wirklich seinem derzeitigen Gefühlszustand entsprach.

Vielleicht war es auch besser, wenn er es nicht wusste.
 

Neben Sakito wurde Gaudi langsam ungeduldig und sah mit großen wartenden Augen zu seinem Herrchen auf, woraufhin dieser sich wieder an Karyu wandte:

„Wir müssen jetzt weiter...“

„In welche Richtung geht ihr?“

Karyu gab immer noch sein bestes so gleichgültig wie möglich zu wirken. Sakito deutete hinter sich. Wenn er letztendlich noch zu Tora gehen wollte, wäre das auch sein Weg.

„Dann komm ich noch ein Stück mit dir. Ich muss auch da lang.“, antwortete Karyu also schulterzuckend.

Er hatte sich zwar beinahe vor Sakito verraten, aber da der Jüngere anscheinend nicht weiter interessiert an diesem Thema war, würde er die paar Meter zusammen wohl auch noch überstehen.

Überhaupt hatte er eigentlich nicht vorgehabt ihm so viel zu verraten, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass Sakito jeden seiner Sätze bis auf die Kernaussage analysierte. Ab sofort sollte er vorsichtiger sein mit dem was er sagte.
 

„Gut, soll mir Recht sein...“, murmelte Sakito und setzte sich wieder in Bewegung. Zufrieden trippelte Gaudi neben ihm her und auf der anderen Seite, Sakito fragte sich, ob Karyu wohl Angst vor Hunden hatte, ging Karyu, die Hände in den Hosentaschen.
 

„Wo willst du hin?“, fragte Sakito im Versuch ein Gespräch zwischen ihnen aufzubauen.

Sie hatten die letzten Minuten nur geschwiegen und er empfand die Stille inzwischen als ein wenig drückend. Da Gaudi mit Begeisterung an einer Hausecke schnüffelte, streckte Sakito geistesabwesend seine Hand durch einen Zaun und streichelte den Hund, der hechelnd auf der anderen Seite stand.

„....äh....zu einem Freund.“

Karyu wusste nicht, ob er Tora hätte erwähnen können und er konnte sich momentan darüber auch nicht so den Kopf zerbrechen. Er war gerade von was ganz anderem abgelenkt. Sakito tat es schon wieder! Er streichelte einfach jeden beliebigen Hund. Diesmal hatte er nicht mal hingesehen! Er hatte ihn angesehen und mit ihm gesprochen und gleichzeitig blind seine Hand zu einem fremden Hund gestreckt.

Bei aller Liebe, hatte der sie noch alle???
 

„Sag mal...kennst du jeden Hund hier in der Gegend?“

Das wäre die einzige sinnvolle Erklärung, warum er das so bedenkenlos tun könnte.

„Hm...nö. Nicht wirklich. Viele treffe ich öfters, weil wir hier schon mal ab und zu vorbeikommen. Aber der hier, ist glaub ich nur zu Besuch...“

Sakito sah zu dem fremden Hund.

„Ich hab ihn hier jedenfalls noch nie gesehen. Wieso?“
 

Hiermit war es amtlich: Der Junge war einfach nur total naiv. Karyu konnte sich das nicht anders erklären. Er schnappte Luft und schüttelte entgeistert den Kopf.

„Du kannst doch nicht einfach so fremde Hunde streicheln!“

„Wieso nicht?“

„Was wäre, wenn der Hund dich beißen sollte? Du weißt doch nicht was er tut, wenn du einfach deine Hand durch den Zaun steckst! Sag mal, hörst du mir zu? Nimm doch mal die Hand da raus!“

Während Karyu seinen Ausraster hatte, stand Sakito ihm nur stirnrunzelnd gegenüber und streichelte weiter die fremde Bulldoge.

„Ich höre dir zu, aber du redest Unsinn. Ein Hund der mich schwanzwedelnd begrüßt und keinerlei Anzeichen von Abwehrverhalten zeigt, wird mich nicht aus dem Nichts heraus beißen! Er freut sich eher, dass jemand ihn Aufmerksamkeit schenkt und ihn streichelt. Und die Besitzer sind damit normalerweise auch einverstanden. Sie mögen es nur nicht, wenn man den Hunden Leckerlis zusteckt oder ähnliches und so etwas würde ich niemals tun. Ich will ja auch nicht, dass irgendwer Gaudi irgendwas gibt, wer weiß was da drin ist!“

„Okay, ich gebe zu, dass es in diesem Fall nicht so gefährlich war. Du konntest den Hund sehen. Aber vorhin hast du deine Hand durch eine Hecke gesteckt. Da konntest du den Hund sicher nicht sehen. Und siehst du das Haus da hinten?“

Karyu nickte zum Ende der Straße.

„Da wohnt ein Hund, der bekannt dafür ist, dass er böse ist. Alle Kinder in der Nachbarschaft haben Angst vor ihm und da ist genauso eine Hecke. Wenn du da einfach deine Hand durchstecken würdest- Hey! Wo gehst du hin?“
 

Sakitos Gesichtsausdruck hatte sich mit jedem Wort verdunkelt, das Karyu von sich gegeben hatte und noch während Karyus Ausführung, hatte er Gaudi aufgefordert die Ecke einfach mal Ecke sein zu lassen und war schnurstracks auf das angesprochene Haus zugelaufen.

„Oh...scheiße...hätte ich bloß die Klappe gehalten...“, murmelte Karyu, der langsam realisierte, was er angerichtet hatte und hechtete dem Anderen hinterher.

„Tu das ni-“

Zu spät.

Sakito hatte mit einem wütenden Blick zu Karyu seine Hand durch die Hecke zu dem bellenden Hund gesteckt.
 

Im Kopf ging Karyu schon das Horrorszenario durch. Wenn sie schnell ins Krankenhaus fahren konnten, würden sie vielleicht noch seine Hand retten können. Er wollte gerade nach Sakitos Arm greifen, um ihn von dort wegzuzerren und suchte mit der anderen Hand schon nach seinem Handy, als er bemerkte, dass zum einen der Hund aufgehört hatte zu Bellen und zum anderen Sakito zufrieden lächelte.
 

„Es gibt keine bösen Hunde.“

Der Blick des Jüngeren war nun wieder auf Karyu gerichtet und ernst.

„Merk dir das! Tiere sind nicht böse! Ich gebe dir Recht, dass es Tiere gibt, denen man mit Vorsicht begegnen sollte, aber auch die sind nicht böse. Sie tun nur das, was ihnen von Menschen beigebracht wurde. Oder weil sie sich verteidigen wollen. Sich selbst oder auch ihren Besitzer. Oder sie handeln aus Instinkt. Aber das ist nicht bösartig. Böse sein ist ein Privileg des Menschen. Unterstehe dich jemals wieder ein Tier böse zu nennen. In diesem Fall, kenne ich übrigens diesen Hund. Er ist ein sehr süßer und treuer Schäferhund und er hat es nicht verdient, dass ihn jemand böse nennt. Er bellt nur immer so, wenn Fremde kommen, weil er sein Familie beschützen will.“
 

Bevor Karyu irgendwas erwidern konnte, hatte Sakito seine Hand wieder aus der Hecke gezogen und zupfte sanft an Gaudis Leine.

„Wir gehen ab jetzt lieber alleine weiter. Viel Spaß bei deinem Freund.“

Mit diesen Worten drehte sich Sakito um und ging. Karyu seinerseits blinzelte nur und sah im perplex nach.

Im Moment fragte er sich nur eines: Hätte Sakito die Hand auch durch die Hecke gesteckt, wenn er den Schäferhund nicht gekannt hätte?

Plötzlich ertönte wieder ein Bellen von der anderen Seite der Hecke und Karyu zuckte erschrocken zusammen.

„Ist ja schon gut, ich hau ja ab....“, murmelte er und setzte sich langsam wieder in Bewegung.
 

Gedankenverloren schlug Karyu den Weg zu Tora ein. Wahrscheinlich hatte er das Wort „böse“ schlecht gewählt, aber er hatte ja nicht ahnen können, dass es Sakito so verärgern würde. Ohne zu untertreiben konnte er behaupten, dass Sakito nicht im geringsten so war, wie er es zunächst erwartet hatte.

„Wir haben Sakito total falsch eingeschätzt.“

„Nett, dass du mich besuchen kommst. Komm rein.“

Tora hielt für Karyu die Tür offen und grinste leicht bei der Feststellung, dass sein bester Freund anscheinend von dem Thema Sakito einfach nicht wegkam.

„In wie fern haben wir in falsch eingeschätzt?“, fragte Tora letztendlich doch noch nach, während er Karyu dabei zusah, wie er seine Schuhe auszog und gegen Hausschuhe wechselte.

„Schwer zu sagen. Ich glaube fast komplett. Wie geht es Kumiko?“
 

Karyu folgte Tora in die Küche und beobachtete den Älteren dabei, wie er eine Tasse Tee und etwas zu essen auf einem Tablett platzierte.

„Schon viel besser. Sie will die ganze Zeit aufstehen, daher denke ich, kann sie ab Montag wieder zur Schule. Das schlimmste ist überstanden. Du kannst dir was von der Suppe nehmen, wenn du willst. Ich hab genügend. Ich bring ihr das kurz, ok?“, sagte Tora, dem Karyus hungriger Blick auf die Suppenschüssel wohl nicht entgangen war und kurz darauf war er auch schon mit dem Tablett verschwunden.
 

Da Karyu sich bei Tora zu Hause bestens auskannte, nahm er sich nun ebenfalls Schüssel und Löffel aus dem Schrank und nahm sich etwas Suppe. Aus irgendeinem Grund fing er immer an zu essen, wenn er bei Tora war.

„So....“

Zurück in der Küche, setzte sich Tora neben Karyu an den Küchentisch und sah ihn fragend an.

„Was ist jetzt mit Sakito?“

„Er hat uns komplett durchschaut. Ich glaube, er weiß sogar, dass irgendwer von uns in ihn verknallt ist...vielleicht weiß er sogar, dass ich es bin....und auch Isshi. Ich habe keine Ahnung.“

„Hmm...du hattest ihn also dümmer eingeschätzt?“

„Was heißt dümmer...Ich dachte, er wäre so ein wenig treudoof, naiv, so in der Art. Hättest du ihn anders eingeschätzt?“

„Keine Ahnung, da habe ich mir keine Gedanken drüber gemacht. Du meintest, er wäre das schwächste Glied und das hab ich dir geglaubt. Du hast ihn ja schließlich beobachtet, was du ja anscheinend auch sooo unglaublich toll kannst...“

Karyu verzog kurz das Gesicht, verschwieg Tora aber lieber, dass er heute beim Beobachten total versagt hatte.
 

„Er scheint sich ja selber auch für das schwächste Glied zu halten. Wirkte jedenfalls so. Oder vielleicht auch nicht? Vielleicht ist er nur am umgänglichsten? Man, keine Ahnung...“

Karyu schob sich einen Löffel Suppe in den Mund und sah Tora nachdenklich an.

„Aber das dümmste an der ganzen Sache ist, dass es auch völlig egal ist. Er hat weniger Geld als ich! Jeder andere auf der Schule würde uns wahrscheinlich mehr bringen. Aber niemand anderes würde uns dafür das Geld so freiwillig geben. Ich blick da echt nicht durch. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht und ich raff auch nicht, was er für eine Person ist und es ärgert mich, dass ich mich so verdammt lächerlich gemacht habe....“

„Willst du Brot zu der Suppe?“

„Ja, danke. Meinst du, dass ich es mir total bei ihm verbaut habe?“

„Ne, glaub ich nicht.“

„Du weißt gar nicht, was passiert ist.“

„Trotzdem....oh man, jetzt will ich auch Suppe.“
 

Karyu stopfte sich ein wenig frustriert das Brot in den Mund und stierte in seine Suppe.

„Ach ja, ich wollte mich noch bei dir dafür bedanken, dass jetzt die ganze Gruppe davon weiß, dass ich unglücklich verliebt bin.“

Ein wenig angepisst blickte Tora zu Karyu und fügte beim Anblick dessen vollgestopfter Wangen hinzu:

„Ich hoffe du erstickst dran.“

Der Angesprochene nahm es gelassen und kaute langsam auf seiner Pampe.

„Ich hab dich auch lieb...und im übrigen musste ich es ihm sagen! Du hast seinen Blick nicht gesehen. Ich musste ihm einfach erklären, warum er bei dir keine Chance hat.“

„Blabla....“, kam es nur zurück und Tora stopfte sich nun ebenfalls Brot in den Mund.
 


 

~~~tbc~~~
 


 

So, 4.7. schon. Euch kommts vielleicht langsam vor, aber für mich geht das so schnell ö.ö plötzlich sind wir schon fast am ende vom 4. Kapitel! >.< Es hat sich so viel verändert seit ich angefangen habe zu schreiben (was aber auch daran liegt, dass ich ja zwischendurch immer mal wieder pausen gemacht habe. Hätte ich durchgeschrieben...na ja...). Ich war soo jung xD
 

Njaknjak~ ich bedanke mich fürs Lesen und auch danke an all die treuen Kommischreiber. Ihr seid die besten, danke schön!

Ich werde mich mit dem nächsten Kapitel beeilen.

4.8

Endlich geht es weiter. Ich lade jetzt gerade mitten in der nacht hoch (vergebt mir also ein wenig verwirrtheit) xD, weil ich seit circa einer stunde internet habe ^^ man sollte meinen, ich käme einen urlaub ohne internet aus, aber nein... aber ich hatte ja auch versprochen ich würde hochladen sobald das kapitel von der beta zurück kommt...das konnte ich zwar nicht halten, weil ich kein internet hatte, aber ich habs sofort nachdem ichs hatte korrigiert und hier ist es.

Viel spaß damit~ ^^
 


 


 

~~~4.8~~~How to steel God an angel~~~4.8~~~
 


 


 

Was für eine Entdeckung! Sakito drückte sich in die Ecke des Flurs und starrte aus dem Fenster. Es war vielleicht nicht die bequemste Position, aber er hatte vorhin herausgefunden, dass er von hier aus knapp an der Turnhalle vorbei gucken konnte und somit freien Blick auf den Stammplatz der Niemand-kennt-sie hatte.

Hätte er das vorher gewusst, hätte er sehr viel entspannter die Gruppe beobachten können.

Allerdings war die Entfernung ein ganzes Stück größer, als wenn er selbst unten stand und nur quer über den Schulhof blicken musste. Abgesehen davon hatte er dort keine Nackenstarre bekommen.
 

Nichtsdestotrotz war er nah genug dran um sehen zu können, dass Karyu mit Tora rumschäkerte. Er hatte sich also nicht darin geirrt, dass die beiden sich sehr nahe standen. Isshi saß daneben auf der Mauer und las in einem Buch, während Yomi, wenn er das richtig sah, Isshi gerade die Schuhe auszog. Was das bewirken sollte, konnte er aus dieser Entfernung leider nicht erkennen, aber da Isshi das ganz offensichtlich nicht störte, würde das schon seinen Grund haben.
 

„Ähm...dir geht es gut, ja?“

Aki war zu ihm getreten und sah ihn nun an, als zweifle er an Sakitos Geisteszustand.

„Ja, wieso?“

„Nun...wie formuliere ich das am besten? So wie du dich in diese Ecke drückst, sieht das aus, als hättest du gerade eine Panikattacke. Du bist nicht auf einmal klaustrophobisch oder so geworden?“

„Nein....“, antworte Sakito abwesend und sah sich suchend nach Uruha um. Aki und Uruha waren vor wenigen Minuten noch so tief in einer Diskussion versunken gewesen, dass Sakito in aller Ruhe seinen Beobachtungsposten hatte inspizieren können.
 

Der Grund für Akis plötzliches Interesse an Sakito war schnell gefunden: Uruhas plötzliches Desinteresse an Aki.

Ein wenig abseits von ihnen stand Uruha und redete nun auf Kyo ein, er schien diesem irgendwas zu erklären. Allerdings schien Kyo daran überhaupt kein Interesse zu haben, jedenfalls sah er nur ein wenig belustigt lächelnd seinen Freund an und schien auf eine Gelegenheit zu warten, ihn zu unterbrechen. Da Uruha aber ohne Punkt und Komma reden konnte, griff Kyo zu einer radikaleren Lösung. Er legte einfach eine Hand in den Nacken des Jüngeren und zog ihn in einen Kuss. Das schien eine bewährte Lösung zu sein.
 

„Aha! Du hast also die Niemand-kennt-sie beobachtet!“, ertönte es hinter Sakito und als dieser sich umdrehte, musste er feststellen, dass Aki die Zeit, in der Sakito von Kyo und Uruha abgelenkt gewesen war und dabei aus seiner Ecke herausgetreten war, genutzt hatte.

Aki drückte sich nun in genau der selben Position wie Sakito zuvor in die Ecke des Flures zwischen Wand und Fenster und starrte mit gestrecktem Hals an der Turnhalle vorbei.

Es sah wirklich sehr seltsam aus, was erklärte wieso Aki sich Sorgen um Sakitos Geisteszustand gemacht hatte.
 

„Ist das ein Schuh, was der Kleine da in der Hand hat?“

Aki runzelte konzentriert die Stirn, bevor er sich wieder Sakito zuwendete:

„Aber mal zurück zu dir. Wieso beobachtest du die noch?“

„Ich weiß nicht, wieso ich mich so für sie interessiere.“
 

„Ich schon. Du stehst nun mal auf Bad Boys. Kann ich verstehen.“

„Ach ja? Stehst du auch auf Bad Boys?“
 

Aki folgte Sakitos Blick, der wieder zu Kyo und Uruha wanderte und schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Nein, ich glaube, ich hab andere Kriterien. Aber ich verstehe was Ruha und du daran so toll findet.“

„Erklärst du mir auch, was das ist?“
 

Lachend schüttelte Aki den Kopf und wuschelte Sakito durchs Haar.

„Also das musst du schon selber herausfinden. Abgesehen davon könnte ich natürlich auch komplett daneben liegen und daher halt ich besser den Mund.“
 

„Wahrscheinlich faszinieren mich die Niemand-kennt-sie so, weil sie was besonderes sind.“

„Vielleicht...vielleicht auch nicht“, antwortete Aki, der sich heute anscheinend nicht auf irgendwas festlegen wollte.

Nichtsdestotrotz hatte er Sakito einen entscheidenden Hinweis gegeben. Stand er tatsächlich auf Bad Boys? Aber wenn dem so wäre, wieso sollte er sich dann ausgerechnet für die Niemand-kennt-sie interessieren? Die Niemand-kennt-sie waren zu ihm bisher fast immer nett gewesen. Kyo war weit aus mehr Bad Boy als die Niemand-kennt-sie und an dem war er nicht die Bohne interessiert. War auch besser so, denn Uruha würde ihm wohl den Kopf abreißen.
 

Sakito seufzte und zuckte die Schultern. Wahrscheinlich würde er diese Frage nicht allzu schnell beantworten können. Er wusste nur, dass die Niemand-kennt-sie ihn beschäftigten und das obwohl er nicht mehr direkt an Tora interessiert war. Er schielte zwar mal ab und an zu diesem rüber, aber eigentlich galt sein besonderes Interesse nicht mehr Tora allein.
 

Da Aki keinerlei Anstalten machte, Sakito wieder seine Beobachtungsecke zu überlassen, drehte er sich wieder Kyo und Uruha zu, deren Münder sich auch wieder von einander getrennt hatten.
 


 

„Schaut er noch rüber?“

„Ja...“

„Verdammt. Ich dachte, du hättest ihm gesagt, dass Tora nicht an ihm interessiert ist“, maulte Yomi und stellte sich auf die Zehenspitzen und lugte zu Sakito rüber.

„Hab ich ja auch, aber du kannst nicht erwarten, dass er seine Gefühle von einem Tag auf den anderen vergisst. So läuft das einfach nicht.“
 

Es war die zweite Pause und Yomi fühlte sich belästigt. Sakito hatte anscheinend in der nächsten Stunde Sport. Jedenfalls war er nicht am Stammplatz der High Society, sondern saß auf einer Bank nicht weit von ihnen und starrte zu ihnen herüber. Uruha und Aki standen nicht weit von ihm und sprachen mit einem Lehrer.

Sakito hatte sich offenbar unbemerkt davon geschlichen.

Mit einem Schnauben ließ sich Yomi nach hinten gegen die Mauer fallen und verdrehte die Augen.

„Er soll sich mal nicht so anstellen und gefälligst aufhören uns zu beobachten. Er untergräbt unsere Autorität!“
 

Auf diesen Satz hin blickte nun auch Isshi von seinem Buch auf und selbst Tora wachte aus seinem Tagtraum auf.

„Hä? Wieso das?“

„Denk doch mal nach!“

Yomi gab Tora eine Kopfnuss.

„...wenn dieses Klappergestell uns furchtlos und ungestraft beobachten kann, dann macht das nicht den Eindruck, als müsste man sich vor uns in Acht nehmen. Er müsste eigentlich Angst vor uns haben!“
 

Mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck rieb sich Tora über seinen Kopf und hielt ihn Karyu hin, damit er drauf pusten konnte.

„Könntet ihr mal aufhören, euch wie Kindergartenkinder aufzuführen? Bin ich denn der einzige, dem es wichtig ist, dass wir unseren Ruf nicht verlieren? Wenn das jemand sieht!!!“
 

Inzwischen war Yomi vor Wut schon rot angelaufen und stampfte unzufrieden auf der Stelle.

„Deine Obsession macht mir langsam Angst...und nein, du bist nicht der einzige, dem unser Ruf wichtig ist, aber wir stellen das nicht über alles andere.“

Da Yomi immer noch vor Wut rauchte, strich Isshi ihm beruhigend über den Kopf und legte sogar sein Buch für einen Moment zur Seite, bevor er Karyu einen auffordernden Blick zu warf.
 

„Ich werde mit ihm reden, okay? Er wird unseren Ruf schon nicht ruinieren.“

Yomi verengte unzufrieden seine Augen, woraufhin Isshi ihm erneut einen durchdringenden Blick zuwarf.

„Worauf wartest du?“

„Ach, ich soll jetzt sofort gehen? ...ist ja gut, ich geh rüber“, knurrte Karyu ein wenig eingeschüchtert, da Isshi und Yomi so aussahen, als hätten sie heute nicht unbedingt viel Geduld und hob abwehrend die Hände.

„Ich weiß zwar absolut nicht, wieso so was plötzlich in meinen Aufgabenbereich fällt, aber okay...“
 

Er erhielt keine Antwort, nur einen giftigen Blick seitens Yomi und ein belustigtes Lächeln von Tora, woraufhin er sich umdrehte und Richtung Sakito trottete.

Er war wirklich nicht besonders glücklich mit der Wahl. Sakito stand auf seinen besten Freund, war also ganz eindeutig nicht an ihm interessiert, was für ihn bedeutete, es wäre mehr als unangebracht, wenn er ihn jetzt anmachen würde.

Besonders da auch er es schließlich gewesen war, der Sakito erklärt hatte, dass er bei Tora keine Chance hatte.

Dass er also anscheinend in der Gruppe für Sakito zuständig war, war ihm unangenehm. Es war nicht schön, sich mit Sakito zu treffen und zu wissen, dass dieser rein gar nichts für ihn empfand und er nur der Mittelmann war.
 

Andererseits hatte er Isshi geradezu den Kontakt verboten und Isshi schien es absolut nicht riskieren zu wollen, ihn zu reizen. Tora hingegen hielt sich wahrscheinlich lieber fern von Sakito, um diesen nicht zusätzlich zu belasten und Yomi...tja, der war nicht wirklich eine Option.

Mit einem Seufzer musste Karyu feststellen, dass er wohl tatsächlich der einzige war, der diese Aufgabe übernehmen konnte, so unangenehm es auch war, und so ließ er sich neben Sakito auf die Bank fallen.
 

„Hi, wie geht’s?“

Mit einem amüsierten Lächeln legte Sakito den Kopf leicht schief, bevor er Karyu antwortete:

„Yomi ist wütend auf mich, oder? Deswegen wurdest du doch her geschickt, nicht wahr? Du brauchst nicht nett zu mir zu sein, wenn du doch hergeschickt wurdest um mich loszuwerden.“

„Ist das so offensichtlich?“

„Na ja...schau dir Yomi noch mal an.“
 

Karyu folgte Sakitos Blick zu der Gruppe, wo Yomi noch mit verbissenen Gesichtsausdruck zu Sakito rüber starrte, und seufzte. Yomi machte wirklich kein Geheimnis aus seiner Abneigung.

„Was stört ihn so an mir?“

„Ihn stört nicht direkt was an dir. Er mag es nur nicht, dass du uns beobachtest. Du ruinierst unser Image und das sieht Yomi nicht gerne.“
 

Daher wehte also der Wind. Sakito nickte verstehend, obwohl er nicht wirklich nachvollziehen konnte, wieso Yomi den Ruf der Niemand-kennt-sie beibehalten wollte. Es war ja nun wirklich kein guter Ruf und seinen Erfahrungen nach passte er nicht mal besonders gut. Es war sowieso eine sehr suspekte Sache, der Ruf der Niemand-kennt-sie.

Da sie von allen Gruppen die zurückgezogenste waren, hatte niemand überhaupt irgendwas handfestes über sie zu berichten und daher gab es allerlei Gerüchte. Allerdings waren diese Gerüchte fast ausschließlich negativ. Was konnte man schon davon haben, wenn alle einem schlechte Dinge unterstellten?

Zwar war sich Sakito sicher, dass ein paar Dinge davon stimmten, schließlich hatte Karyu zugegeben, dass sie quasi an seinem Geld interessiert gewesen waren, aber trotzdem schien es Sakito so als wurde auf dem Schulhof maßlos übertrieben. Mord, Drogen, Vergewaltigungen...man hatte schon jedes erdenkliches Verbrechen den Niemand-kennt-sie zugeschrieben.
 

„Will er denn wirklich für einen mordenden Drogenjunkie gehalten werden?“

Sakito sah Karyu zweifelnd an, was diesen allerdings nicht davon abhielt aufzulachen und neugierig nachzufragen:

„Also ist Mord noch dazugekommen? Das wird Yomi freuen...scheint also doch nicht so schlecht um unseren Ruf zu stehen.“ und bestätigte damit auch Sakitos Frage. Ja, Yomi wollte anscheinend für einen mordenden Drogenjunkie gehalten werden.

„Wieso? Was findet er da so toll dran?.....ich mein....“

Sakito blickte Karyu unsicher an.

„...er ist doch keiner? Oder? Also ein mordender Drogenjunkie?“

„Er würde mir wohl nie verzeihen, wenn ich dir das sagte“, antwortete Karyu verschmitzt lächelnd und lehnte sich zurück, bevor er anfing zu erklären:

„Umso schlechter unser Ruf, desto besser ist das für uns. Er ist unser Schutzschild. Es mag nicht alles davon stimmen, schließlich hätten wir gar nicht die Zeit dafür all das Zeug anzustellen, das man uns zuschreibt, aber es ist gut, dass niemand weiß, was davon stimmt und was nicht.“
 

Das Lächeln verschwand von Karyus Gesicht.

„Deswegen solltest du aufhören uns zu beobachten. Selbst wenn Yomi ein wenig mit seiner Sorge um unseren Ruf übertreibt, so ist es für die Gruppe doch sehr wichtig, dass wir einen möglichst schlechten Ruf behalten. Solange du uns gegenüber überhaupt keine Furcht zeigst, wirken wir auf andere harmlos, was wir nicht sind. Wir wollten dir ja nichts böses, aber wenn das so weitergeht, dann müssen wir irgendwann einen Weg finden allen zu beweisen, dass wir absolut nicht harmlos sind. Verstanden?“
 

Sakito schluckte schwer und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Plötzlich wurde ihm klar, wieso die gesamte Schülerschaft Angst vor den Niemand-kennt-sie hatte. Selbst Karyu, vor dem er bis vor wenigen Sekunden nicht die geringste Angst gehabt hatte und der ihm bisher eher als freundlich, wenn auch etwas vertrottelt aufgefallen war, hatte es geschafft, ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen. Und das nur mit ein paar Wörtern, die aber so warnend und dabei völlig ernst gemeint geklungen hatten.
 

Er öffnete den Mund um zu antworten, brachte aber kein Wort raus. War wahrscheinlich auch besser so, denn in seinem Kopf herrschte momentan sowieso gähnende Leere. Was wollte er denn antworteten? Er konnte ja schlecht sagen, dass er sie gerne näher kennen lernen wollte. Er hatte gerade eine Abfuhr bekommen, die wie eine kräftigte Ohrfeige saß.
 

„Entschuldige, aber es ging wohl nicht anders“, fügte Karyu hinzu und lächelte kurz.

„Ich verstehe ja, was dich an Tora fasziniert und warum es dir schwer fällt, aber wir können dir keine viel längere Gnadenfrist geben.“
 

Und mit diesen abschließenden Worten stand Karyu auf und ging zurück zu den anderen, die schon auf ihn warteten. Er unterdrückte das Verlangen noch mal zu Sakito zu blicken, denn wenn er es täte, befürchtete er, würde er schwach werden und alles zurücknehmen.
 

„Was hast du gesagt? Der Kleine ist weiß wie ne Wand und sieht total geschockt aus.“

Tora blickte an Karyu vorbei und legte ihm gleichzeitig eine Hand auf die Schulter.

„Es ist zu seinem besten.“
 

Er sah zu seinem besten Freund und seufzte. Der Anblick machte ihn nur noch depressiver und er musste sich erneut davon abhalten sich nach Sakito umzublicken.

„Ich geh nach Hause...“, murmelte und hing sich seine Tasche um. Er wollte jetzt im Moment bloß seine Ruhe und vor allen Dingen niemanden sehen müssen. Weder Sakito noch Tora noch sonst wen.

„Ich entschuldige dich beim Lehrer, wenn du willst“, bot Isshi an, doch Karyu zuckte nur die Schultern.

„Tu, was du nicht lassen kannst.“
 

Er spürte die Blicke seiner Freunde im Rücken, doch im Moment interessierte es ihn recht wenig, dass er ein wenig unfreundlich gewesen war. Tora würde das verstehen und die anderen beiden eventuell auch. Wenn nicht, war das halt Pech. Wer es aber vielleicht nicht verstehen würde und wahrscheinlich auch nie wieder mit ihm sprechen würde, weil er ihm mit voller Absicht gedroht hatte, war Sakito.
 

Unzufrieden schmiss Karyu zu Hause angekommen seine Tasche in die Ecke seines Zimmers und setzte sich an seinen Schreibtisch. Im Grunde verärgerte ihn nicht mal, dass er so unfreundlich zu Sakito gewesen war. Es war notwendig. Aber durch diese Notwendigkeit war ihm aufgefallen, dass es völlig egal war, ob Sakito nun in ihn, Tora oder auch Isshi verknallt war. Das konnte so oder so nicht funktionieren. Egal wen Sakito aus der Gruppe anstarrte, es war schädlich für ihren Ruf.
 

Und wenn er gezwungen war zwischen Sakito und den Niemand-kennt-sie zu wählen, dann würde er sich natürlich für die Niemand-kennt-sie entscheiden. Er hatte die Gruppe mit Tora aufgebaut und er würde den Teufel tun und Tora im Stich lassen. Das kam einfach nicht in Frage.
 

Das bedeutete für ihn quasi, dass er genauso enden musste wie Tora.

Toll, als hätte er nicht versucht davon loszukommen, alles genau wie Tora zu machen. Nicht, dass das unbedingt etwas schlechtes war.

Karyu hatte nicht gelogen, als er zu Sakito sagte, dass er verstand, was ihn an Tora faszinierte. Tora hatte das Talent Leute zu faszinieren. Wen er nicht faszinierte, den nervte er nur.
 

Doch Karyu war vom ersten Tag an von Tora fasziniert gewesen, vielleicht sogar ein klein wenig verknallt. Man hatte sie beide am ersten Tag der High School nebeneinander gesetzt und Karyu, dem es damals noch sehr schwer fiel Freunde zu finden und aus sich rauszukommen, wurde von Tora zugelabert und damit direkt zum neuen Freund ernannt.

Es war nicht nur Toras offene Art, die Karyu so begeisterte, sondern auch sein Selbstbewusstsein und seine Kreativität. Er ging die Dinge anders an als die meisten Leute, vielleicht ab und zu dabei völlig sinnbefreit, aber letztendlich machte er fast alles zu einem Erlebnis. Nicht umsonst stammte Tora aus einer Künstlerfamilie.
 

Karyu selber war das komplette Gegenteil davon gewesen. Er konnte ohne zu untertreiben behaupten, dass er der langweiligste Mensch überhaupt gewesen war.

Er war der dritte von vier Kindern. Er hatte zwei ältere Brüder und eine kleine Schwester. Seine Brüder machten immer alles viel besser als er und seine kleine Schwester bekam einfach dadurch, dass sie die Kleinste war, die gesamte Aufmerksamkeit. Als typisches Mittelkind hatte Karyu sich immer vernachlässigt gefühlt, hatte sich zurück gezogen, kaum Freunde gehabt und ging erst in der Aufmerksamkeit von Tora auf.
 

In Folge dessen wurde Karyu geradezu zu Toras Schatten. Er beobachtete sein neues großes Idol und ahmte den Älteren in eigentlich so gut wie allem nach. Angefangen bei der Verhaltensweise bis hin zum Kleidungsstil.

Tora bemerkte es entweder nicht oder hatte grundlegend einfach nichts dagegen. Sie wurden unzertrennlich und inzwischen konnte Karyu behaupten, dass er keine Person besser kannte als Tora und andersrum genau so.
 

Erst relativ spät, mit wachsender Reife, ging Karyu auf, dass er nicht ständig jemanden nachahmen konnte. Er musste einfach irgendwann eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Und inzwischen war ihm auch klar, dass selbst Tora nicht perfekt war. Auch Tora hatte seine Schwächen. Selbst wenn man von seiner Unfähigkeit jemanden unauffällig zu beobachten absah, blieben noch genügend andere Makel übrig. Und wenn er davon wusste, warum sollte er das ignorieren und es einfach übernehmen?
 

Die Konsequenz dieser Erkenntnis war, dass Karyu anfing auch andere Leute zu beobachten und auf ihre stärksten Punkte hin zu analysieren. Fiel ihm etwas auf, was er für gut hielt und er glaubte übernehmen zu können, versuchte er sich das anzueignen.

Es waren kleine Dinge im Verhalten der Leute. Er konnte schließlich nicht einfach so intelligent wie Uruha werden, nur weil er es für eine nette Eigenschaft hielt. Aber er konnte versuchen genauso geradeheraus zu sein wie Yomi. Oder zumindest ein wenig.
 

Er versuchte sich seine eigene Persönlichkeit quasi von anderen zusammen zu klauen. Dieses, etwas unkonventionelle, Vorgehen war wohl das einzige, was sich Karyu nirgendwo abgeschaut hatte.

Bei einer dieser Beobachtungen jedenfalls war ihm Sakito zum ersten Mal aufgefallen. Er hatte eigentlich Uruha beobachtet, da er sich gedacht hatte, dass er sich von dem bestimmt etwas abschauen konnte, doch dabei war ihm unweigerlich Sakito aufgefallen, der einfach immer lieb und nett blieb und freiwillig immer zurücksteckte.
 

Er hatte so was noch nie zuvor bei jemanden beobachten können. Denn Sakito steckte zurück, ohne sich dabei im geringsten beleidigt oder zurückgewiesen zu fühlen. Er akzeptierte auch das mit einem freundlichen Lächeln. Sakito überließ anderen immer den Vortritt und schien sich überhaupt immer um jeden außer sich selbst zuerst zu sorgen. Überhaupt hatte Karyu zuvor gedacht, dass es in der Natur des Menschen läge, sich immer zuerst um sich selbst kümmern. Quasi als Überlebensinstinkt.
 

Doch Sakito war neben Toshiya die zweite Person, die einfach selbstloser war, als Karyu der Menschheit zugetraut hätte. Allerdings tat Sakito es auf einer sehr viel charmantere Art als Toshiya, bei dem Karyu beobachtet hatte, dass dieser sich zwar auch immer zuerst um Yuuichi sorgte, dem allerdings jede andere Person dafür völlig am Arsch vorbei ging.
 

In dieser Beziehung war Sakito also anscheinend absolut einmalig. Schon allein diese Eigenschaft hatte Karyu von Anfang an gebannt und dabei hatte er damals noch nichts von seinen neuesten Erkenntnissen geahnt.
 


 


 

~~~tbc~~~
 


 

Ich bin immer wieder fasziniert davon, dass jemand meine ff liest ^^ Danke also dafür! Ich freue mich über eure meinungen und ideen.
 

Übrigens habe ich jetzt festgelegt, wer in kapitel 5 drankommt x) danke für eure vorschläge. Ich habe sie berücksichtigt ^^

4.9

Endlich das neue Kapitel. Es ist ein klein wenig länger geworden, aber es geht ja jetzt wirklich, wirklich aufs ende zu, daher musste da auch einiges rein uund ein paar sachen konnte ich mir auch einfach nicht verkneifen.

Auf meinem steckbrief hab ich übrigens aus versehen das falsche hochlad datum angegeben...^^° aber ich denke, das hat sich sowieso keiner angesehen, daher machts nix. Gut, dann viel spaß und danke~
 


 


 

~~~4.9~~~How to steel God an angel~~~4.9~~~
 


 


 

Nach Luft schnappend wachte Sakito auf und starrte ins Schwarze. Er war nicht wegen eines Alptraums aufgewacht, sondern weil er schlicht und ergreifend kaum Luft bekam und er starrte ins Schwarze, weil sich Mini Mac auf sein Gesicht gelegt hatte. Er hob die Hände, schob seinen Kater runter auf die Brust und atmete erst einmal tief durch. Mit keinem Fell vor Mund und Nase war das Atmen gleich wieder viel leichter und sehen tat er nun auch etwas mehr.

Er stupste Mini Mac ein wenig verärgert in die Seite. Er hatte gedacht, sein Kater hätte sich inzwischen abgewöhnt immer weiter nach oben zu wandern im Schlaf, bis er quasi auf Sakitos Gesicht lag.
 

Mac ließ sich von Sakitos Stupser nicht aus der Ruhe bringen und schlief in aller Ruhe weiter. Sakito lugte an der Fellkugel auf seiner Brust vorbei zu Gaudi, der seinen Kopf auf Sakitos Bein gebettet hatte und ebenfalls seelenruhig schlief.

Das sollte er selbst auch am besten tun, denn er war todmüde. Doch nun, da er schon mal wach war, fingen seine Gedanken wieder an zu kreisen. Er hatte auch am Abend zuvor schon lange gebraucht, bis er abschalten und einschlafen konnte und er war zu einem Schluss gekommen, der ihn nicht weiter brachte. Ganz im Gegenteil. Er machte es nur noch blöder.

Denn Aki hatte Recht behalten: Er stand auf Bad Boys.
 

Nachdem Karyu ihm quasi offen gedroht hatte, und ihm war klar zu was für einen Idioten ihn das machte, bekam er ihn nicht mehr aus dem Kopf. Er wusste zwar, dass er ihm nun wirklich aus dem Weg gehen sollte und er hatte in dem Moment auch tierische Angst gehabt, aber gleichzeitig hatte es seine Neugierde geweckt. Er wollte wissen, was hinter Karyus Fassade steckte.

Er hatte inzwischen so viele unterschiedliche Seiten von Karyu gesehen, dass er nun wissen wollte, was davon wirklich real war. Wer war dieser Kerl wirklich?
 

Sakito starrte die Decke seines Zimmers an und kraulte Mini Mac geistesabwesend hinter den Ohren. Vielleicht gab es ja an Karyu Seiten, die er kannte, die aber anderen bisher verborgen geblieben waren. Wie seine leichte Angst vor Hunden? Wer sonst an der Schule würde so etwas von einem Niemand-kennt-sie wissen? Wenn man von dem Rest der Gruppe absah wahrscheinlich niemand, wie der Name schon sagte.
 

„Hab ich nicht Recht?“

Gaudi blinzelte und gähnte, während Mac nur kurz mit den Ohren zuckte. Mehr Antwort konnte Sakito um diese Uhrzeit wohl nicht erwarten.

„Aber wie soll ich mehr über ihn herausfinden, wenn ich es nicht mehr wagen darf, mich den Niemand-kennt-sie zu nähern oder sie zu beobachten?“

Wieder nur ein Zucken.

„Würde er es wirklich wagen, mir etwas anzutun? Und wenn ja, was könnte das sein?“

Inzwischen hatte sich Sakito nachdenklich aufgesetzt, Mini Mac wurde natürlich vorher von der Brust in den Schoß geschoben.

„Andererseits... sie wollen ihren Ruf bewahren und ich will ihnen das wirklich nicht kaputt machen. Ich sollte ihren Wunsch dann wohl respektieren.“
 

In seinem Schoß streckte sich Mac, der von dem Geplapper wohl geweckt worden war, sprang vom Bett und trippelte in Richtung Zimmertür, die nachts für ihn immer einen Spalt offen stand, wahrscheinlich um sich einen Mitternachtssnack zu holen, während Gaudi schnell den frei gewordenen Platz nutzte und seinen Kopf in Sakitos Schoß legte.

„Ihr seid mal wieder so gar keine Hilfe....vielleicht muss ich die Niemand-kennt-sie tatsächlich aufgeben“, murmelte Sakito und wusste gleichzeitig schon, dass ihm das noch sehr schwer fallen würde.
 


 

Wer auch immer da oben den Zufall organisiert, ist entweder ein Amateur oder hat einen sehr schwarzen Humor.

Dieser Meinung war jedenfalls Karyu, als er sich am Samstag Nachmittag gerade noch hinter einen Baum retten konnte, bevor ihn Sakito erblickt hätte.

Seit er ihm gedroht hatte und außerdem mit dem Versuch begonnen hatte, sich Sakito aus dem Kopf zu schlagen, sah er ausgerechnet diesen überall. So langsam fand er das alles andere als lustig und auch ein wenig grausam.
 

„Zufall? Ich glaube kaum!“, knurrte er sich selbst zu und lugte am Baum vorbei.
 

Wie sollte er sich denn Sakito aus dem Kopf schlagen, wenn dieser überall da auftauchte, wo er sich gerade befand?

In der Schule, na gut, da war es schon recht schwer sich aus dem Weg zu gehen. Aber außerhalb? War er in einem Café, kam kurz darauf Sakito hinein. Wenn er einkaufen ging, hatte zufällig auch gerade Sakito etwas von seinem spärlichen Taschengeld übrig zum Ausgeben, was nun wirklich sehr verdächtig wirkte.

Und jetzt traf er ihn sogar noch auf offener Straße und dabei waren sie nicht mal in der Nähe seines Hauses. Denn die nähere Umgebung von Sakitos Haus mied Karyu seit der Drohung. Das Risiko Sakito zu treffen war einfach zu hoch. Andererseits musste er einsehen, dass Sakito anscheinend überall war. Vielleicht würde er Sakito überhaupt nicht mehr über den Weg laufen, wenn er sich in dessen Zimmer setzen würde. Das könnte man ja schon mal als Plan B nehmen.
 

Sakito selber schien nichts mit diesen wirklich verdächtig geplant wirkenden Zufällen zu tun zu haben. Jedenfalls sah er sich nie suchend um, bemerkte Karyu meistens nicht mal und in der Schule schien er genauestens darauf zu achten, Karyu keinen Grund zu geben seine Drohung wahr zu machen. Er sah sie weder offen an, noch kam er ihnen räumlich betrachtet näher.
 

„Gaudi ist zu Hause, du brauchst keine Angst zu haben...“

„Nebenbei...was ist Gaudi für ein seltsamer Name für einen Hund? Klingt wie eine Verniedlichung von Gauda und wer nennt seinen Hund schon nach einem Käse?“

Hatte er damit gut von sich und seinem zugegeben schlechten Versteck abgelenkt? Karyu war sich da nicht so sicher und stellte resigniert fest, dass Sakito ihn mal wieder in so einer Situation erwischt hatte.

Verdammt, er hatte doch versucht gerade DIESE Eigenschaft von Tora nicht zu übernehmen, doch so wie es aussah, war er inzwischen ebenso auffällig.

Jedenfalls hatte Sakito ihn entdeckt und Karyu selber hatte das erst bemerkt, als er schon vor ihm stand und mit ihm sprach, was eventuell weniger ein Zeichen dafür war, dass er besonders auffällig war, sondern eher dafür, dass Sakito unauffällig war.
 

„Es ist keine Verniedlichung von Gauda. Er ist nach dem Katalanischen Architekten Antoni Gaudí benannt.“

„Ahso...“

Karyu hatte nichts mehr zu sagen. Außerdem dachte er lieber darüber nach, ob es wirklich notwendig war, dass er sich vor Sakito so blamierte, oder ob er das auch irgendwie umgehen könnte. Vielleicht hätte er sich nicht verstecken, sondern einfach gleichgültig tun und Sakito ignorieren sollen.
 

„Warum versteckst du dich vor mir?“

Konnte er Gedanken lesen? Er hätte ihn tatsächlich einfach ignorieren sollen, obwohl...vielleicht hätte Sakito ihn dann auch angesprochen. Und dann?

Moment...wieso sprach er ihn überhaupt an?

„Warum sprichst du mich an?“

„Wieso nicht?“

War das nicht klar? Er hatte ihm gedroht? Musste er das jetzt wirklich wiederholen?

Karyu sah Sakito fragend an.
 

„Ach so...wegen der Drohung?“

Telepathie?

„Ich dachte, da absolut niemand den wir kennen in der Nähe ist, tatsächlich sind wir vollkommen alleine gerade, gäbe es keinen Grund warum ich dich nicht ansprechen dürfte. Schließlich kann ich so keinen Ruf ruinieren.“
 

Sowie Karyu das sah, hatte er nun genau 2 Möglichkeiten:

1. Er konnte Sakito erneut drohen und diese Sache damit ein für allemal beenden

oder

2. Er konnte zugeben, dass Sakito damit richtig lag. Denn schließlich konnte ein Ruf nur dann ruiniert werden, wenn sich irgendwo was gegenteiliges rumsprach und das klappte nun mal nicht ohne Zuschauer.
 

Ihn sprach besonders Option 2 an. Das mochte wohl daran liegen, dass er bei dieser Wahl, Sakito nicht drohen musste. Er konnte nett sein, wenn auch nicht zu nett. Aber er hatte zumindest die Option Sakito nicht komplett zu verschrecken und er wusste eigentlich, dass Option 1 irgendwo gar keine Option wahr. Das würde er sowieso nicht wieder über sich bringen.
 

„Entschuldige, aber bist du noch da? Redest du nicht mehr mit mir?“

Vorsichtig stupste Sakito Karyu an. Der Ältere brauchte ungewöhnlich lange um ihm zu antworten.

Und dabei sah er eindeutig hin und hergerissen aus. Er hatte ihn anscheinend in eine unangenehme Lage gebracht, indem er ihn so auf offener Straße ansprach.
 

Nervös stieg Sakito von einem Fuß auf den anderen und betrachtete seinen Gegenüber genau. Heute war es furchtbar leicht in Karyus Gesicht zu lesen.

Nicht das es ihn störte, denn eigentlich gefiel ihm, was er da sah, doch ihm tat leid, dass er ihn anscheinend so aus dem Konzept gebracht hatte, dass er nicht mal mehr seine Fassade bewahren konnte.

Es war vielleicht doch zu forsch von ihm gewesen, Karyu mitten auf der Straße aus dem Nichts heraus anzuquatschen. Andererseits, hätte er es nicht getan, hätte er nicht sagen können, wann die nächste Gelegenheit für ein Gespräch gekommen wäre. Es war schließlich seit der Drohung das erste Mal, dass er Karyu alleine begegnete.
 

„Komm mit.“

Sakito fasste Karyu am Handgelenk und zupfte auffordernd daran, so wie er es mit Gaudis Leine tat, wenn er diesen zum Gehen anregen wollte. Er wusste nicht, ob das bei Menschen genauso funktionierte, aber einen Versuch war es wert.
 

Wenn er mit Karyu reden wollte, dann mussten sie einen privateren Ort dafür finden. Ganz offensichtlich war Karyu momentan nicht in der Lage sich zu entspannen, solange sie auf der offenen Straße standen und damit Gefahr liefen jeden Moment von jemanden gesehen zu werden.

Deswegen zupfte nun also Sakito an Karyus Handgelenk und setzte sich gleichzeitig in Bewegung.

Und wider Erwarten folgte Karyu. Wie ein braver Hund ließ er sich von Sakito führen, der seinen Arm wie eine Leine lose in der Hand hielt.
 

Er ließ Karyus Arm erst wieder frei, als sie in seinem Zimmer angekommen waren und Karyu sich wortlos umsah.

„So. Niemand kann uns sehen, niemand kann was verraten. Jetzt kannst du sorglos mit mir reden.“

„Du bist aber nicht auf die Idee gekommen, das uns jemand auf dem Weg hierher sehen könnte? Meinst du man hätte mich vielleicht für Gaudi halten können?“

Wortlos starrte Sakito Karyu an und stellte fest: Da war was dran. Mist. Dabei hatte er sich alle Mühe gegeben.

Gab es für sie wirklich keine Möglichkeit zumindest Freunde zu bleiben? Selbst wenn niemand sonst davon wusste.

Er wusste doch, dass Karyu auch gerne mit ihm befreundet wäre. Warum wäre er sonst so nett zu ihm? Warum würde er sonst so zögern ihm zu drohen und ihn klar abzulehnen?
 

„Aber ich weiß doch, dass du mich magst! Und ich mag dich auch!“
 

Fast hätte Karyu aufgelacht und geantwortet, dass er ihn aber nicht auf die selbe Art möge, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Ich sollte jetzt wieder gehen...“
 

Doch bevor Karyu auch nur nur einen Schritt tun konnte, hatte sich Sakito zu ihm gebeugt und ihn geküsst.

Für kurze Zeit war Karyu quasi in Schockstarre. War das gerade wirklich passiert? Würde er gleich aufwachen? War das auch die wirkliche Welt?

Dann meldete sich irgendwo in seinem Kopf eine Stimme, die der Meinung war, dass das doch gar keine Rolle spielte. Real oder nicht, er sollte jetzt bloß was daraus machen. Analysieren würde er auch noch später können.

Diese Meinung schien plausibel und so schaltete Karyu einfach alle weiteren Gedanken ab, außer sie drehten sich darum, dass er diese Lippen unbedingt nochmal küssen musste.
 

Und da Sakito ganz offensichtlich nichts dagegen hatte, tat er das dann auch. Sanft haschte er nach Sakitos Lippen während er ihn näher zu sich zog. Er spürte das Lächeln auf Sakitos Lippen und seine Beine wurden langsam aber sicher zu Pudding.

Und wieder fragte er sich, ob das gerade wirklich passierte.
 

Er öffnete die Augen und sah Sakito an, der ihm strahlend und mit geröteten Wangen gegenüber stand. Sakito erwiderte seinen Blick, lachte leise und klaute sich noch einen kleinen Kuss. Er war dabei so schön, selbstbewusst, glücklich und unschuldig zugleich, dass Karyu nicht anders konnte als ihn zu lieben.
 

„Hast du mich nur hierher gebracht, um mich zu verführen?“, fragte Karyu und beschäftigte sich nebenbei noch mit der Frage, ob er gerade zur Uke gemacht worden war und wie das denn zum Henker passieren konnte? Daran würde man noch was ändern müssen.

Aber wer hätte auch gedacht, dass Sakito so schnell sein würde?
 

„Nein. Ich wollte dir eigentlich nur die Möglichkeit geben, mit mir zu reden, ohne dass uns wer erwischen kann.“

„Ob reden oder küssen...bei beidem sollte man uns nicht unbedingt erwischen.“, murmelte Karyu und plötzlich, dank seiner eigenen Worte, waren die Gedanken wieder da.
 

Er konnte doch nichts mit Sakito anfangen! Das wäre ein unmögliches Szenario! Warum zum Teufel, fiel ihm jetzt auf, hatten sie damals herausfinden wollen, ob Sakito etwas von einem von ihnen wollte? Hatte das wer zu Ende gedacht? Da Tora für diesen Plan verantwortlich gewesen war, wohl eher nicht.

Eine Beziehung mit Sakito. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das ihrem Ruf irgendwie gut tun sollte.

„Scheiße...“, knurrte er bei diesem Gedanken und schüttelte den Kopf.
 

„Was ist?“

„...du hättest mich nicht küssen sollen. Ich sagte dir doch, dass wir unseren Ruf, koste es was es wolle, verteidigen werden“, antwortete Karyu und versuchte dabei so kühl und unbeteiligt zu klingen, wie es ihm nur möglich war, was aber etwas in die Hose ging.
 

„Aber...“

Sakito sah sich verwirrt um.

„....hier ist doch niemand. Wie soll das deinen Ruf beeinflussen.“
 

Überrascht musterte Karyu Sakito und dachte: „Achso.“ Wenn das also für Sakito tatsächlich nur so eine einmalige Sache hier war, ja dann war das kein Problem. Jedenfalls nicht was seinen Ruf anging, was seine Würde und seinen Liebeskummer anging, war das schon eher ein gewaltiges Problem.

Während sich Karyu noch verletzt fühlte, merkte er, dass das aber gar nicht zu Sakito passte. Schließlich war dieser doch die Verkörperung des Guten.
 

„...ja dann, pass besser auf, dass das eine einmalige Sache bleibt.“

Abwartend und ein wenig auch lauernd beobachtete er Sakito. Irgendwie musste er doch jetzt überrascht reagieren oder aber es abstreiten. Irgendwas zumindest.
 

„Aber....wenn uns doch niemand sieht, kann ich dich doch wieder küssen.“

Obwohl Karyu irgendwo auf diese Worte gehofft hatte, überraschte es ihn trotzdem, wie geradeheraus und kühl Sakito dies anging. Ein wenig bezweifelte er, dass er und Sakito die selbe Auffassung von der Lage hatten.
 

„Heißt das, du willst dich heimlich mit mir treffen, um mich ab und an küssen zu können und unsere Beziehung vor anderen geheim halten?“

„Das ist die einzige Möglichkeit, nicht wahr?“
 

Korrekt. Solange er der Ansicht war, dass alles andere seinen Ruf untergraben würde. Hinzu kam, dass Karyu an und für sich nichts dagegen einzuwenden hatte.

Es war nicht seine Idealvorstellung einer Beziehung, aber die einzige, die er sich als Niemand-kennt-sie leisten konnte, wenn er sich nicht gerade einen Bösen angeln wollte. In Hinsicht auf Sakito war diese Art von Beziehung sowieso viel mehr als er sich erhofft hatte.
 

„Na dann, okay.“, lenkte er also ein und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, womit er allerdings nicht alleine war. Er konnte beobachten, wie sich auf Sakitos Gesicht wieder ein strahlendes Lächeln legte.

Und da nicht sicher war, wann sie das nächste Mal alleine waren, wollte er die Zeit jetzt direkt nutzen und stahl sich noch einen der süßen Küsse von Sakito, die er sich trotz seiner, in der Beziehung, recht lebhaften Fantasie nicht so benebelnd vorgestellt hätte.
 


 

Mit einem seiner momentan typischen Dauergrinsen saß Karyu in Toras Zimmer und sah diesem dabei zu wie er sich mit einem Tablett abmühte.

„Sag mal, willst du mir nicht helfen?“

Immer noch grinsend stand Karyu also auf, um seinem besten Freund zu helfen, die Tür zu schließen und nahm ihm dann eine der Tassen ab.

„Nur Kekse?“

Er bezweifelte, dass das reichen würde und warf einen kritischen Blick auf die Packung Knabberzeugs.
 

„Wir haben gerade nicht mehr, wir können ja gleich zu dir gehen...“

Nachdenklich nickend ließ sich Karyu auf Toras Bett nieder und nippte am Tee, der allerdings noch viel zu heiß zum trinken war, wie er dabei feststellen durfte.
 

Tora saß ihm gegenüber und musterte ihn, wie er die Zunge aus dem Mund hängen ließ.

„Was findet Sakito nur an dir.....“

„Haha....genau das hab ich mich auch gefragt, als er sich noch für dich interessiert hat...“, log Karyu ein wenig eingeschnappt, da er es schließlich ganz genau wusste und auch verstand. Er holte die Zunge wieder rein und griff sich einen Keks.
 

„Nein...aber im Ernst“, sagte Tora und bließ nachdenklich auf seinen Tee.

„...ich mach mir ein wenig Sorgen. Nicht das du nicht toll wärst. Ich kenne niemanden der mir so ähnlich ist wie du und das muss dann wohl bedeuten, dass du unglaublich bist, aber kann es sein...“

„Nein, denk ich nicht.“
 

Karyu wusste worauf Tora hinaus wollte, aber er machte sich da wirklich keine Gedanken. Jedenfalls nicht mehr.

„Wieso bist du dir da so sicher?“

„Weil wir von Sakito sprechen. Anfangs ist mir natürlich auch der Gedanke gekommen, dass ich vielleicht nur der Ersatz für dich bin, eben weil wir hammergeilen Typen uns halt etwas ähnlich sind, aber wie gesagt, wir reden von Sakito. Und Sakito ist einfach der ehrlichste und liebenswürdigste Mensch überhaupt. Er würde so was nicht tun.“

„Und darauf verlässt du dich blind?“

Tora sah noch ein wenig zweifelnd aus. Er schien entweder nicht begreifen zu können, wie jemand so schnell über ihn hinweg kommen konnte, wo er doch so hammergeil war, oder er machte sich vielleicht einfach ein wenig zu viele Sorgen um seinen besten Freund. Vielleicht war es aber auch beides.
 

„Was heißt hier blind? Ich weiß das. Er ist prädestiniert um die Welt zu verbessern. Er ist ein Engel auf Erden. Ich weiß, das klingt übertrieben. Aber desto näher ich ihn kennenlernen, desto mehr bezweifle ich, dass Sakito jemals irgendwas getan haben sollte, wofür er nicht die allerbesten Vorsätze gehabt hätte.“

„Und wie fühlst du dich dann bei ihm? Meinst du, du hast einen schlechten Einfluss? Da du im Vergleich so ein schlechter Mensch bist, müsstest du dich doch eigentlich unwohl mit ihm fühlen.“

„Nein, das nicht, aber ich hab manchmal das Gefühl, dass ich seine Gutmütigkeit zu sehr ausnutze.“
 

„So wie ich dich kenne, könnte das natürlich sein“, murmelte Tora, lehnte sich nach hinten und schob sich den Rest Keks in seiner Hand direkt ganz in den Mund.

„Du hast wirklich unheimliches Glück...“, fuhr er fort, schien sich dabei allerdings nur begrenzt über Karyus Glück zu freuen.

„Ich meine, du suchst dir jemanden aus, von dem man erwarten könnte, dass er zumindest beinahe so unmöglich zu haben ist wie meine Wahl und trotzdem funktioniert es bei dir. Und wie kommt es übrigens, dass er doch erst in mich verliebt war und jetzt trotzdem alles gut ausgeht. Nicht das ich dir das Unglück wünsche, aber wie kommt es, dass ich anscheinend so unbedeutend für ihn war?“
 

Karyu beobachtete wie sich Tora erneut einen Keks in den Mund schob. War er jetzt wütend? Traurig? Ihm war klar, dass es für Tora, so fröhlich er normalerweise auch war, nicht leicht war zu sehen, wie sich für ihn alles von alleine ergab, während es bei ihm selbst das absolute Gegenteil war. Doch er hatte nicht erwartet, dass es ihn tatsächlich so stark belastete.
 

„Bin ich wirklich so leicht zu vergessen?“, knurrte Tora leise und schien jetzt auch nicht mal mehr Lust auf Kekse zu haben. Was auch kein Wunder war, nachdem er die letzten fünf quasi ohne jede Kieferbewegungen verschlungen hatte.
 

„Du tust so, als wärst du zurückgewiesen worden, dabei...“

„...richtig, er würdigt mich eigentlich gar keines Blickes. Das ist natürlich viel besser.“

„Ja, aber vielleicht würde er es, wenn du dich um ihn bemühen würdest.“
 

Es war eigentlich hoffnungslos. Das wusste Karyu und das wusste auch Tora. Und trotzdem fand Karyu, dass still vor sich hin leiden keine Lösung war. Ein Mal mit aller Härte zurückgewiesen werden könnte letztendlich angenehmer sein.
 

„Tut mir leid Kayyu, aber du verstehst anscheinend wirklich nicht, was für ein immenses Glück du hast. Dir muss doch klar sein, dass für einen Niemand-kennt-sie in unserer jetzigen Position Beziehungen in eine andere Gruppe so gut wie unmöglich sind. Und ich gehe doch wohl richtig in der Annahme, dass du niemals erwartet hättest, dass Sakito einverstanden damit ist, eure Beziehung geheim zu halten, oder? Dass ausgerechnet dein Schwarm sich auf eine „Affäre“ einlässt, ist eher eine Ausnahme. Sakito nimmt das überraschend locker, aber...“

Tora seufzte und wedelte mit der linken Hand in der Luft rum.

„Vergiss es... es ist nicht mal nur unser Gruppenstatus. Es ist alles zusammen. Und ganz ehrlich, mir fehlt der Mut dazu. Warum hab ich mir ausgerechnet ihn ausgesucht? Nicht im Traum würde er auf mich zukommen, wie Sakito auf dich. Verdammt, du hast so ein Glück, Kayyu.“
 

„Warum nennst du mich plötzlich wieder Kayyu? Das hast du seit Jahren nicht gemacht.“

„Ja, warum eigentlich nicht? Klingt doch süß.“

„Vielleicht gerade deswegen.“
 


 

Ungeduldig wippte Sakito von seinen Zehenspitzen auf die Hacken und wieder zurück nach vorne und starrte aus dem Fenster. Er hatte doch eigentlich um diese Uhrzeit kommen wollen, oder nicht? Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass er wohl schon fast so pedantisch wie Uruha war.

Apropos Uruha: Wie hielt der das nur aus? Uruha war in der Schule zwischen den Schulstunden nur sehr selten mit Kyo zusammen. Meistens verbrachte Kyo die Zeit in der Schule mit Kaoru und Uruha war bei Aki und ihm und die beiden trafen sich erst nachmittags. Und Sakito wollte sich darüber gar nicht beschweren, er freute sich ja darüber, trotz Uruhas Beziehung noch Zeit mit ihm verbringen zu können.
 

Aki hatte zunächst ja noch behauptet, dass sie Uruha nun wahrscheinlich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen würden und er war froh, dass diese Prophezeiung nicht wahr geworden war. Doch nachvollziehen konnte er es nicht, denn was ihn betraf, so ertappte er sich dabei, wie er in den Pausen immer nach Karyu Ausschau hielt. Natürlich so unauffällig, wie er nur konnte, denn schließlich sollte niemand etwas von ihrer Beziehung erfahren.
 

Tatsächlich hatte er es geschafft weder Uruha noch Aki davon zu erzählen, was genau so schwer war, wie es sich anhörte. Aber da er wusste, wie wichtig das Karyu war, hatte er sich zusammengerissen.

Ihm war klar, dass er irgendwie die Arschkarte in dieser Beziehung gezogen hatte. Während Karyu anscheinend alles offen mit Tora diskutieren konnte, hielt er selbst alles in Anwesenheit seiner besten Freunde zurück.

Bloß seine Tiere, vor allem Gaudi, da sie beim Gassi gehen viel Zeit zum reden hatten, wussten alles.

Doch so gern Sakito auch mit seinen Tieren sprach, es war kein richtiger Ersatz für seine Freunde.
 

Er seufzte und starrte wie gebannt auf die Straße, wo schließlich jeden Moment Karyu auftauchen müsste. Wie gesagt, er verstand nicht, wie Uruha das aushielt. Freiwillig so wenig Zeit mit Karyu zu verbringen, wie Uruha anscheinend freiwillig mit Kyo, konnte Sakito sich nicht vorstellen.

Wenn er könnte, würde er das auf der Stelle ändern und sich dann nur noch von seinem Freund trennen, wenn es unbedingt sein musste.
 

Aber er konnte das leider nicht ändern und so war er dazu verbannt, durchs Fenster zu spähen und zu warten. Sie hatten sich seit 3 Tagen nicht mehr treffen können und nie im Leben hätte er sich eine Trennung über drei Tage so unglaublich schwer vorgestellt. Vielleicht lag es daran, dass er Karyu sonst überall ignorieren musste oder dass sie noch nicht so lange zusammen waren, also alles noch frisch war, aber es war eine unglaubliche Qual für ihn.
 

Endlich tauchte Karyu am Ende der Straße auf und im selben Moment befand sich Sakito schon auf seinem Sprint zur Haustür, hinter der er noch eine gefühlte Ewigkeiten warten musste, bevor es dann endlich klingelte und er in der selben Millisekunde die Tür aufreißen konnte.
 

„Das ist unheimlich, dass du anscheinend immer genau weißt, wann ich klingeln werde“, murmelte Karyu und spähte an Sakito vorbei, als würde hinter ihm die Antwort auf dieses Mysterium stehen.

Währenddessen zog Sakito seinen Freund schon am Arm durch die Tür und lächelte. Er verschwieg Karyu lieber, dass er mit der Hand auf der Klinke lauschend hinter der Tür gestanden hatte, wie ein Sprinter in den Startblöcken.
 

„Wo warst du so lange?“, fragte Sakito in seinem Zimmer angekommen und ließ sich von Karyu in den Arm nehmen.

„Noch bei Tora. Ich hatte doch gesagt, dass ich „ungefähr“ jetzt komme. Hast du gewartet?“

„Hm...vielleicht ein wenig.“
 

Karyu lachte über diese offensichtliche Untertreibung, setzte sich aufs Bett und zog Sakito auf seinen Schoß.

„Tora bezeichnet unsere Beziehung als Affäre....“

„Affäre?“
 

Sakito legte den Kopf nachdenklich schief. Der Begriff war nicht wirklich schmeichelnd, allerdings konnte er das auch nicht wirklich abstreiten.
 

„Wir haben wohl tatsächlich so was wie eine Affäre...“, antwortete er letztendlich und musste über die Bezeichnung aber doch leise lachen.

Wer hätte gedacht, dass er in so einer Beziehung landen würde?

„Dass ausgerechnet ich als erster aus der High Society eine „Affäre“ haben würde, hätte ich nicht gedacht.“
 

Darüber lachte nun auch Karyu, allerdings ein wenig ironisch. Erst als er Sakitos Blick sah, brach er ab.

„Du meinst das ernst?“

„Ja, klar.“

„Oh....“
 

Ein wenig überrascht musterte Karyu den Jüngeren, runzelte die Stirn und fuhr sich durchs Haar. Was zum Henker wusste der, was Sakito nicht wusste? Sakito starrte Karyu an und langsam ging ihm ein Licht auf.
 

„Du meinst aber nicht Uruha und Shou, oder?“, fragte Sakito nochmal vorsichtig nach.

„Hu? Shou und Uruha waren ein Paar?“

„Oh mein Gott!“

Sakitos Schlussfolgerung hatte ihn aufspringen lassen.
 

„Mit wem hatte Aki was? Und er war so entrüstet gewesen, dass Ruha uns nichts von Shou erzählt hat, aber selber“, murmelte Sakito sich selber zu und lief im Zimmer auf und ab.

„Oh man, jetzt macht das auch einen Sinn, warum er sich so selten mit uns treffen konnte! Er benutzt die selben Ausreden, wie ich es jetzt tue.“
 

„Kann es sein, dass es irgendwie zur Gewohnheit in der High Society wird, sich gegenseitig zu verheimlichen, dass man in einer Beziehung steckt?“, ließ Karyu, der sich ihr Treffen heute deutlich anders vorgestellt hatte, vorsichtig aus dem Hintergrund verlauten. Aber er war ja selber Schuld.
 

„Bist du dir ganz sicher? Vielleicht ist das nur ein dummes Gerücht.“

„Nein, ich weiß es von der anderen Person und er würde sich so was nicht ausdenken. Übrigens, wie wäre es, wenn du dich anstatt mit den Affären anderer, mit deiner eigenen Affäre beschäftigen würdest?“
 


 

~~~tbc~~~
 


 

Meine benachrichtigungen müssen jetzt leider was warten, weil ich gerade nachricht erhalten hab, dass ich doch nochmal jetzt weg muss, aber ich machs sobald ich kann ^^

Danke fürs Lesen.



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Von:  kioko
2011-11-01T08:17:31+00:00 01.11.2011 09:17
Super süßes Kapitel!!!
Ich find die beiden hier so knuffig ^O^
Auch wenn mir Tora diesmal ein bisschen Leid tut, aber ich denke mal das wird sich irgendwann auch mal ändern? ^_~
Mach weiter so!
Von:  Shimizu-chan
2011-10-21T17:57:30+00:00 21.10.2011 19:57
Oh gott :DDD echt jetzt (^_^) geil geil geil xDDDDDD
aber jetzt erst ma zurück zu Sakito und Karyu.
dem frisch verliebten pärchen *freu* sie haben es geschafft :DDDD auch wenn sie sich nur geheim treffen, freu ich mich für die beiden, dass sie es geschafft haben zu einander zu finden.
aber ich glaub nicht das es so einfach bleibt zwischen den beiden so wie Tora sich das vorstellt. Da so ne Affäre ja bekanntlich immer irgentwann irgentwie ans tageslicht kommt. bin ma gespannt wie lang das so ruhig bleibt :]
auch wenn ich mir dass nicht für sie wünsche, dafür sind die beiden zusammen echt zu knuffig >////< *knuff* xDDDDDD
aber wie gesagt ich bin gespannt wies weiter geht und wies mit Tora weiter geht :3 *freu* :DDDD

p.s. Tora und Karyu sind ma soooo was von Überhaupt nicht eingebildet xDDDDDD die beiden spetzialisten =^_^=
Von: abgemeldet
2011-10-21T15:12:17+00:00 21.10.2011 17:12
ui ui ui!!!

schön, dass er dann doch so offensiv war xDDDD

*spannend*

...schließe ich richtig daraus, dass es auch noch Hoffnung für Tora gibt??? >___<

*darauf hofft, dass in der fried-freude-eierkuchen-welt am schluss alle glücklich und zufrieden sind*
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-21T14:18:05+00:00 21.10.2011 16:18
GENIAL!!!!
Ich liebe es!!!
Einfach nur genial!!!
Wirklich toll!!!
WEITER SOOOOO!!!
LG -^.^-
Von: abgemeldet
2011-09-02T15:52:05+00:00 02.09.2011 17:52
TT_____________TT

warum ist das so grausam???
Von:  kioko
2011-08-11T16:33:14+00:00 11.08.2011 18:33
Schön das es wieder weiter geht. ^-^
Also zu einen 007 wird Sakito wohl nie werden, denn spionieren kann er schon mal gar nicht. Aber es ist einfach zu niedlich, sich ihn sich dabei vorzustellen. ^O^
Außerdem tut er mir ein bißchen leid, weil Karyu ihm jetzt so einen Schock verpasst hat, aber Karyu bekommt auch eine Portion Mitleid von mir, weil sind wir mal ehrlich, er ist doch auch dumm dran und hat sein Päckchen an der Situation zu tragen. Dat arme Würstchen, dat! -_-
Mir gefällt im übrigen auch immer wieder diese Mischung aus Gegenwart und Rückblick in die Vergangenheit, das machst du immer wieder gut!!!
Bin gespannt wie es weiter gehen wird! ^-^
Von:  Mamitasu
2011-08-03T20:04:33+00:00 03.08.2011 22:04
Dann lass ich mich mal überraschen, wer als nächstes im Mittelpunkt steht^^

Dieses Kapitel war... Karyu hat mit Sakito geredet und ihm Angst gemacht*juhu* Die Niemand kennt sie wollen böse sein*muhahahaha* Dazu sollten sie aber noch einiges lernen.. Naja, Karyu wird das wohl nich mehr, er wirkt viel zu sehr verliebt.
Ich glaube nicht, dass er seine Gruppe wirklich Sakito vorziehen würde.
Mal sehen, ob Sakito sich nun endlich fernhält oder lieber doch seine "Unschuld" verlieren will^^


Bis zum nächsten Kapitel^^
Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-02T19:37:08+00:00 02.08.2011 21:37
Jippi!
Es geht weiter!!!
TOLL!!!
Irgendwie leidet man ja mit Karyu richtig mit, als er Sakito die Abfuhr erteilt!!!
Vor allem siene Gedankengänge zuhause sind der Wahnsinn!!!
Total genial dieses Kappi!!!
Freu mich schon wahnsinnig auf das Nächste!!!
LG -^.^-
Von:  Shimizu-chan
2011-08-02T16:22:32+00:00 02.08.2011 18:22
Juhuuuuu :D es geht weiter *freu* ähm ja also. Sakito kann echt überhaupt nicht beobachten ey. Das ist doch viel zu offensichtlich :P aber es is schon interessant das er so schnell das interesse an Tora verloren hat. Naja vielleicht lags daran das er ihn nur interessant fand und nach dem er erfahren hat das er keine chance hat hat sich da nichts weiter draus entwickelt. Aber das Karyu so ekelig zu Sakito sein muss is echt nich nett und das sich Yomi so aufregen muss. Ok sie wollen ihr image nicht verlieren, aber da muss Karyu ihm doch nich so drohen, is doch voll unfair ey >.< aber zurück zum thema. ich kann sie verstehen, aber nur weil einer sie beobachtet heist das noch lang nicht das sie harmlos sind, aber die vier sind so oder so n bischen seltsam drauf xDDD aber auch ein bischen komisch :D Karyu tut mir leid *knuff* das er seine gefühle aufgeben will um seine freundschaft nicht zu gefährden is schon echt hart für ihn. bin gespannt wies weiter geht und freu mich schon riesig drauf *freu* und auch wär dann im 5. kappi dran kommt :D also schreib schön weiter ^-^ *keks schenk* *knuff* (=^-^=)
Von:  Mamitasu
2011-06-10T07:55:20+00:00 10.06.2011 09:55
Ein unerwartet mutiger Sakito in diesem Kapitel und ein überaus liebenswerter Trottel namens Karyu^^
Die Unterhaltung der beiden ist doch schon mal eine Annährungen. Ich bin mal gespannt, was du für die Beiden noch geplant hast. Lässt du Sakito noch Gefühle für diesen doch nicht so düster wirkenden Niemand-kennt-sie entwickeln? Oder bleibt es bei einer einseitigen Liebe?

Was die Wunschcharaktere angeht, bin ich immer noch dafür, dass Yuuichi Hauptperson wird. Andererseits macht deine Andeutung, der unerwiderten Liebe Toras einen neugierig. Demnach würde ich mich über eine Geschichte mit einem von beiden oder gar beiden freuen. Ich lass mich überraschen, was dir einfällt.

Eine liebe Muse und viele Ideen^^
Bis zum nächsten Kapitel


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