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Red Snow

von

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message

Von dem hellen Licht geweckt, das Miro mitten ins Gesicht fiel, wälzte sich der dunkelhaarige Japaner gequält auf die Seite und öffnete nach einer Weile zögernd die Augen. Blinzelnd richtete er sich auf, um einige Sekunden später wieder auf der Matratze zu landen.
 

Miro: Ah.. Mein Schädel.
 

Seine rechte Hand fasste an seine Stirn und übte leichten Druck aus. Nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, versucht der Schwarzhaarige den gestrigen Abend Revue passieren zu lassen. Er war mit Jess nach dem Street Fight zu ihr gefahren und hatte sich dann irgendwas geschmissen. Jetzt schien er sich noch immer in ihrer und Trays Wohnung zu befinden. Sein Blick wanderte über den Fußboden und die Kleidungsstücke, die dort vereinzelt den dunklen Teppich zierten. Einige konnte er als sein Eigentum identifizieren, bei den anderen war er sich ein wenig unsicher. Seine Linke ergrifft den Stoff der Bettdecke und hob ihn etwas an. Er war nackt. Also war er mit Jess zu ihr nach Hause gefahren, hatte irgendwas geschmissen und lag nun nackt auf dem Bett im Gästezimmer. Aber irgendein Puzzlestück fehlte doch noch. Zögernd drehte er sich auf die Seite und starrte ungläubig das Wesen an, das da neben ihm auf dem Bettlaken zusammengekauert in der Decke eingerollt war. Die dunkelroten langen Haare hingen ihm ins Gesicht und ließen fast keinen Einblick mehr zu.
 

Miro: Yu...ki
 

Miro streckte seine Hand nach ihm aus und wischte vorsichtig einige der Strähnen zur Seite, um sie hinter dessen Ohr zu platzieren. Friedlich schlummerte der kleine Japaner vor sich hin und hauchte seinen heißen Atem gegen seine Handinnenfläche.
 

Ok, Zusammenfassung. Ich war mit Tray beim Street Fight, dann bin ich mit Jess und diesem Jungen zu ihr gefahren, hab mir diverse Drogen einverleibt, meine Klamotten sind zusammen mit anderen auf dem Boden verstreut, ich liege nackt auf dem Bett im Gästezimmer und neben mir liegt der Junge, dessen Namen ich nicht leiden kann...
 

Ungläubig starrte Miro in das unschuldige Gesicht. Noch einmal hob er die Bettdecke hoch und ließ sie wieder fallen. Als er dann auch noch auf der hölzernen Kommode diverse offene Kondompackungen sah, war selbst bei ihm der Groschen gefallen.
 

Der ist ebenfalls nackt und anscheinend hatte ich mehr als nur einmal Sex mit ihm.
 

Langsam richtete er sich wieder auf und warf noch einen letzten Blick auf seinen Bettnachbarn.
 

Miro: Anscheinend... hats Spaß gemacht.
 

Schulter zuckend stand er auf und machte sich auf die Suche nach seiner Unterwäsche. Als er die dunkelrote Shorts entdeckt hatte, zog er sie über und verließ den Raum. Im Wohnzimmer blieb er erstmal ruckartig stehen und begutachtete das Chaos, das vor ihm lag. Der Boden war bedeckt von leeren Chipspackungen, vereinzelt auch noch mit welchen, deren Inhalt sich selbstständig gemacht zu haben schien, eine leere Tiquillaflasche befand sich auf dem Glastisch, über den auch noch etwas mehlartiges verstreut war, die Sofakissen lagen zum Teil neben dem Möbelstück, andere hatten aber auch irgendwie den Weg zur Wohnungstüre gefunden, bunte Spielfiguren bildeten eine Art Smiley vor dem Kleiderständer und irgendwo in der hinteren Ecke des Raumes meinte Miro sein Hemd auf der Palme wiederentdeckt zu haben, die einen ziemlich geknickten Eindruck machte.

Tief atmete der Gitarrist ein und schloss dabei für einen Moment die Augen, bevor er den Anblick noch ein zweites Mal über sich ergehen ließ. Jess würde ihren Spaß damit haben, hier Ordnung zu schaffen. Miro selbst hielt es nicht für nötig an diesem Schlachtfeld Hand anzulegen. Schließlich war er hier zu Gast und somit war das nicht sein Problem.

Vorsichtigen Schrittes bewegte er sich über den hellen Laminatboden auf die dunkle Holztür neben der Küche zu und öffnete sie, um anschließend den Raum zu betreten, der dahinter lag und sich darin einzuschließen. Seufzend tapste er über die weißen Fliesen und blieb vor der Dusche stehen, die er eine Weile kritisch begutachtete. Nachdem er einige der schwarzen Flecken in den Fugen beäugt hatte, gab er ein resignierendes Seufzen von sich. Er hatte zwar selbst nicht gerade das, was man einen Putzfimmel nennen konnte, aber gerade in Bad und Küche achtete er penibel auf Sauberkeit. Wer wollte sich bei der alltäglichen Körperpflege oder bei der Nahrungsaufnahme schon irgendwelche Krankheiten einfangen!?
 

Gut, dass ich hier nicht jeden Tag duschen muss... Is ja eklig...
 

Kopfschüttelnd stieg der Japaner dann doch noch in die Duschwanne und schloss die Schiebetür hinter sich. Nach einigen Sekunden des Experimentierens, hatte das Wasser, das aus der Brause herausschoss, endlich eine angenehme Temperatur, sodass sich Miro mit geschlossenen Augen unter den Strahl stellte. Seine Hand griff nach der metallenen Halterung, die an der blauen Kachelwand befestigt war und glitt sanft über das Material.
 

Ich frag mich, ob es immer noch schneit... Ich hab vergessen aus dem Fenster zu sehen, aber wahrscheinlich ist das auch besser so.
 

Langsam fing er an seine Haare ein zu schampoonieren, um sie anschließend auszuwaschen.
 

Ich weiß noch nicht mal, was für ein Tag heute ist… Hab ich Schule? Wieviel Uhr ist es eigentlich?... Und die Arbeit?...
 

Leicht abwesend griff der Schwarzhaarige nach der Duschgelflasche, die sich auf dem Wannenrand stand und schüttete etwas des Inhaltes auf seine Handinnenfläche.

Nach getaner Arbeit, brachtre er das feuchte Element zum verstummen und trat auf die Fußmatte. Seine dunklen Augen musterten aufmerksam die Umgebung. Er war schon länger nicht mehr in diesem Badezimmer gewesen und inzwischen hatte sich wohl tatsächlich jemand erdreistet die Einrichtung umzustellen und sogar zu verändern. Als er gesuchtes endlich fand, schnappte er sich ein Handtuch aus dem Regalfach an der gegenüber liegenden Wand, trocknete sich die Haare und band es dann um die Hüften. Ein Blick in dem Spiegel verriet ihm nichts, was er sich nicht eh schon gedacht hätte. Er sah schlimm aus. Geradezu gruselig. Ohne Probleme hätte man ihn jetzt an einen Rummel verkaufen und in die Geisterbahn stellen können, um kleine Kinder zu erschrecken. Seine Augenringe konnten schon fast als Fahrradschläuche durchgehen. Genervt steckte er sich die Zahnbürste in den Mund, auf deren Borsten er zuvor etwas des blauen Gels gedrückt hatte und schob sie über die Zahnreihen. Der weiße Schaum wurde mit Wasser weggespült und alles wieder an seinen Ursprungsort zurückgelegt. Mit seiner Shorts in der Hand, verließ er das Bad.

Zurück im Gästezimmer, machte sich der junge Mann über den Inhalt des Kleiderschrankes her. Ein Glück, dass er öfter bei Tray übernachtete und deshalb immer ein paar Sachen von ihm hier deponiert waren.

Zum anziehen seiner Socken setzte er sich auf das Bett und gähnte dabei leise vor sich hin. Als er schon wieder aufstehen wollte, spürte er plötzlich wie ihn von hinten etwas umarmte.

Ungläubig blickten die Mandelaugen auf die Hände, die auf seiner Brust lagen und dann über seine Schulter nach hinten. Ein warmes Lächeln wurde ihm entgegen geschleudert. Yuki hatte der Schlaf anscheinend geholfen, denn der machte einen ziemlich fitten Eindruck, im Gegensatz zu seinem jetzigen Gefangenen.
 

Yuki: Ohayo~
 

Schallte es der reichlich verwirrt dreinschauenden Schlafmütze entgegen. Soetwas konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Insgeheim hoffte er, dass der kleine Rotschopf vergessen hatte, was gestern Abend vorgefallen war und das es ihm auch nicht wieder so schnell einfallen würde. Bei Miro klingelten die Glocken zumindest teilweise, als er unter der Dusche gestanden hatte, auch wenn noch immer einige Bruchstücke fehlten, aber für ihn waren solche Dinge belanglos. Er betete dafür, dass Yuki ebenfalls Gedächtnislücken hatte oder zumindest kein sonderliches Aufhebens darum machte. All seine Hoffnungen wurden jedoch ziemlich schnell im Keim erstickt.
 

Yuki: Anou... Das gestern Abend war sehr schön… Vielleicht… können wir das irgendwann mal wiederholen.
 

Der Kleine lehnte sich an die breiten Schultern des Gitarristen und drückte dessen warmen Körper näher an sich. Stumm blickte dieser noch eine Weile auf die zierlichen Hände, bevor er sie ergriff und sie auf die Matratze drückte. Er drehte sich um und blickte ausdruckslos in das fragende Gesicht des Jüngeren.
 

Miro: Um eins klar zu stellen. Es war nur Sex. Ich hatte was geschmissen, du hattest auch genug intus. Es war nur Fun. Weiter nichts.
 

Braune Augen musterten ihn eingehend.
 

Yuki: ... Was willst du mir damit sagen? Einmal und nie wieder?
 

Der Rothaarige hatte seine Hände inzwischen wieder zu sich gezogen und fuhr sich mit den Fingern der Rechten kurz durch die Haare.
 

Yuki: Klar war das nur Sex. Wir kennen uns ja auch gar nicht… Aber vielleicht könnte es ja mal mehr werden.
 

Wieder lächelte er Miro sanft an. Als er weiter sprechen wollte, legte ihm der Andere seinen Zeigefinger auf den Mund, packte ihn an den Schultern und drückte ihn aufs Bettlaken. Kühl blickte der Schwarzhaarige von oben auf ihn herunter. Einzelne Wassertropfen fielen von seinen Haarsträhnen auf den nackten Oberkörper des Unteren, der daraufhin etwas das Gesicht verzog.
 

Miro: Da wird nie mehr sein. Sorry, aber ich hab kein Interesse daran, dich näher kennen zu lernen… Ich find dich niedlich, aber...
 

Langsam beugte er sich hinunter und verwickelte den kleinen Japaner in einen innigen Kuss, bevor er von ihm abließ und sein rötlich eingefärbtes Gesicht betrachtete.
 

Miro: Vielleicht schlaf ich noch mal mit dir, aber mehr auch nicht.
 

Miro kletterte aus dem Bett, zog den Reißverschluss seiner dunkelblauen Jeans zu, wozu er zuvor nicht gekommen war, schnappte sich seine Klamotten vom Vortag und verließ das Zimmer. Eigentlich konnte er solche Gespräche auf den Tod nicht ausstehen, aber mittlerweile hatten sie sich zur Routine entwickelt. Seine Kleidung, inklusive seines zum Baumschmuck avancierten Hemdes, buchsierte er in eine Plastiktüte, die er aus der Küche entfernt hatte, zog sich Schuhe und Jacke an und verschwand aus der Wohnung.

Beim Öffnen der Haustür, hätte er am liebsten unverzüglich kehrt gemacht. Natürlich hatte es über Nacht wieder angefangen zu schneien und nun lag eine wunderschöne, noch unberührte weiße Fläche vor ihm.
 

Miro: Scheiße!
 

zischte er leise und zog seine Jacke weiter zu. Das einzig gute an dem Wetter war, dass es sich wohl wieder beruhigt zu haben schien. Mit lautem Knall flog die schwere Tür ins Schloss und Miro stapfte durch die verhasste Kälte gen Heimat.

Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er sich in seiner eigenen Wohnung wieder fand. Der Fußweg von Tray war auch nicht gerade zu unterschätzen. Selbst bei freien Straßen und Gehwegen konnte es vorkommen, dass man über eine Stunde unterwegs war.

In hohem Bogen flog seine dicke Winterjacke auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand und auf dem auch die Tüte platziert wurde, die der Dunkelhaarige bei sich trug. Die Stiefel wurden auf einem, bereits zu diesem Zweck neben der Eingangstür ausgebreiteten, Handtuch abgestellt. Leise vor sich hingähnend ließ sich Miro auf das Sofa fallen und starrte eine Weile nachdenklich an die weiß gestrichene Zimmerdecke. Einige Zeit später fiel sein Blick jedoch auf die Anzeige seines Videorecorders. Es war gerade mal acht Uhr morgens und er hatte schon in einer dreckigen Dusche gestanden, jemandem eine Abfuhr erteilt und sich todesmutig der Natur entgegengestellt. Heute war wohl einer dieser Tage, die man getrost wieder aus seinem Gedächtnis streichen konnte. Wenigstens war ihm inzwischen wieder eingefallen, das heute Sonntag war und er sich somit weder Gedanken um Schule noch Job zu machen brauchte. Ohnehin hatte er keine Sonderliche Lust verspürt sich noch einmal nach draußen zu begeben. Zu gemütlich und warm war es hier in seinem Palast.

Seine Linke fingerte unter dem dunkelroten Kissen, auf dem er lag, herum und zog dann eine leicht ramponiert aussehende Zigarettenschachtel hervor. Vielleicht sollte sich der junge Mann mal angewöhnen sein Heiligstes da zu verstauen, wo es nicht zu leicht zerstört werden konnte, aber er war meist zu sehr in Eile oder hatte schlichtweg keine Lust für Ordnung zu sorgen. Eines der weißen Tabakstäbchen landete zwischen seinen Lippen und wurde unbarmherzig angezündet. Zufrieden inhalierte Miro den blauen Dunst und beförderte Schachte samt Feuerzeug auf die Tischplatte. Wieder schweifte sein Blick zur hellen Decke ab. Dass er nicht anfing jeden einzelnen der Knubbel zu zählen, der sich dort unter der Farbe verbargen, war auch das einzige.
 

Miro: Was ist bloß aus mir geworden!?...



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