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Roi Noir

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Roi Noir
 

Einführung
 

Warm brannten die zahlreichen Kerzen in dem Zimmer, in dessen Mitte ein kleines Mädchen mit langen, schwarzen Haaren spielte. Eine kleine Blume steckte in ihrem Haar, sie trug ein weißes Kleidchen. Eine Amme saß in einem Schaukelstuhl nicht weit von ihr, besah sie lächelnd. Draußen war es dunkel, ein Kamin spendete Wärme und ließ ihre Schatten an der Wand tanzen. Die Türe des Zimmers ging auf, gab den Blick auf eine große Gestalt frei. Sie war abgemagert, trug ein sehr langes Schwert welches am Boden schleifte, und starrte das kleine Mädchen an. Ein irrer Blick lag in dem eingefallenen Gesicht. Dann schritt die Gestalt langsam auf das Mädchen zu, es nicht aus den Augen lassend. Das Mädchen unterbrach sein spielen, sah ihn mit großen Augen an. Die Amme sprang auf, rannte zu der Gestalt und fiel vor ihr auf die Knie, schrie und weinte. Der Mann sah sie nicht an, hob sein Schwert und schlug ihr den Kopf ab, welcher in die Ecke wirbelte. Der Rumpf flog vor ihn auf den Teppich, färbte ihn rot. Mit schweren Schritte lief die Gestalt weiter, das Blut tropfte von der Klinge auf den Teppich, hinterließ eine Spur. Andere Gestalten erschienen an der Tür, schrien ihn an. Die große Gestalt schritt weiter auf das Kind zu, welches erstarrt am Boden saß und ihn anschaute. Die anderen Gestalten stürmten auf den großen Mann zu, schrien ihn weiter an. Dieser drehte sich endlich um, schrie zurück. Einer der Männer rannte zu dem Mädchen, nahm es in die Arme und beschütze es. Der große Mann griff die nahestehenden an, sie weichten aus. Dann trat einer von ihnen vor, Tränen lagen in seinen Augen. Mit einem schnellen Schritt war er vorne, rammte seine Klinge durch das Herz des großen Mannes. Der ließ seine blutige Klinge fallen, riß die Arme zur Seite und brüllte, warf den Kopf in den Nacken. Der Mann mit dem Kind bekam große Augen, sie weiteten sich vor entsetzen. Dann legte er das Kind auf seine Oberschenkel, faltete die Hände und betete. Kurz darauf fingen die Körper an zu zittern, zu verkrampfen. Die Kerzen erloschen mit einem Schlag, das Feuer im Kamin ging aus und nur noch die rote Glut erhellte den Raum. Nach einer Weile konnte man eine unförmige, große Gestalt sehen welche sich erhobt, etwas in den Händen hielt. Sie zitterte, blieb stehen und sah geradeaus. Dann rannte sie los, durch den Raum, in den Gang. Hinter ihr im Raum richteten sich immer mehr Gestalten auf, ihre Silhouetten hoben sich gegen die Glut ab. Ein Schatten huschte die Gänge entlang, verzogen und unscharf, schoß er durch das Tor in die Nacht heraus. Das Grauen und den Schmerz hinter sich lassend, welcher sich immer weiter ausbreiten sollte und fortan ihr Schicksal als Gejagte besiegelte.
 

Kapitel 1 - Alltag in Sanctuary
 

Isabell schreckte hoch, Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie wischte ihn mit einer langsamen Handbewegung weg, sah vorsichtig Leanan an. Dieser schlief noch, sein leichtes schnarchen vermischte sich mit den Geräuschen des Waldes, in dem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten. Leise ließ sie sich in ihr Lage zurückgleiten, war froh ihn nicht geweckt zu haben. Dieser Traum schon wieder, immer wieder suchte er sie heim. Sie konnte einfach nicht vergessen was damals passiert war, und was Schuld an ihrem Leiden war.

Sie lag noch eine Weile mit offenen Augen da, die Sonne schien durch die Zeltplane, Schatten von Zweigen schwankten leicht hin und her, Vögel sangen. Isabell lauschte den Geräuschen, sie lenkten sie von ihren trüben Gedanken ab. Nach einer Weile stand sie leise auf und verließ das Zelt, schloß es hinter sich. Dann reckte sie sich erstmal durch, sah sich um. Langsam lief sie zu dem kleinen Bach, der ein Stück weg durch den Wald floß. Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach, stießen wie helle Finger durch die Luft auf den Boden. Insekten summten durch die Luft, eine leichte Brise ließ die Bäume rascheln.

Sie kam an den Bach, ging in die Hocke und schöpfte mit den Händen ein paar Schlücke des kühlen naß. Dann wusch sie sich das Gesicht, ihre langen schwarzen Haar fielen ihr seitlich vom Gesicht herab. Dann stützte sie sich mit beiden Armen am Ufer ab, sah mit tropfenden Gesicht in die unruhige Wasseroberfläche. Sie konnte ihr Gesicht sehen, wie es durch die Wellen verzehrt wurde. Sie sah sich an. Junge Frauen in ihrem Alter, was würden sie wohl gerade machen? Vielleicht ihre Kinder versorgen, dem Mann bei der Feldarbeit helfen, Kleider nähen, das Haus putzen, was zu essen zubereiten?

Wieder flog ein Schwall kaltes Wasser ins Gesicht, dann stand die auf. Der Tag war zu schön um trüben Gedanken nachzuhängen. Mit großen Schritte kam sie zurück zum Zelt, wo gerade Leanan rausgekrabbelt kam, herzhaft gähnte und sie ansah.

"Habe ich dich geweckt?", fragte Isabell als sie wieder am Zelt ankam.

"Hast du wieder diesen Traum gehabt?", fragte er zurück. Sie nickte.

"Gott, ich wünschte ich könnte etwas dagegen machen. Ich hoffe der alte Totenbeschwörer kann uns endlich weiterhelfen", seufzte Leanan.

"Ich wünschte ich könnte deine Zuversicht teilen...", meinte Isabell und begann ihr Haar zu einem großen Zopf zusammenzuflechten.

"Gib die Hoffnung nicht auf, irgendwann werden wir diesen Fluch brechen können..... irgendwann", meinte Leanan väterlich und klopfte ihr auf die Schulter. Er war immer wie ein Vater zu ihr, solange sie denken konnte. Über 12 Jahre waren sie jetzt schon zusammen, zogen durch das Land und verdienten ihren Unterhalt als Söldner und Schatzsucher. Vieles hatten sie zusammen durchgemacht seit dem Schicksalhaften Tag damals in Tristam. Seitdem waren sie auf der Flucht, doch eher vor sich selber als vor den Feinden. Isabell wünschte sich das dieses Leben endlich aufhörte, sie endlich ein normales Leben führen konnte. Sicher, das Nomadenleben hatte auch seine Reize, aber man war einsam. Sie sehnte sich nach Geborgenheit, Leanan konnte ihr diese nur zum Teil geben. Er war schon älter, hatte viel mitgemacht im Leben. Er gab es nicht zu, aber sie spürte wie ihn die derzeitige Lage an ihm nagte. Er wollte sie endlich von ihrem Fluch befreien, steckte seine ganze Energie in das Vorhaben. Viele Leute hatten sie schon aufgesucht, aber keiner konnte ihnen helfen.

"Denkst du wieder nach?", fragte Leanan, und Isabell sah ihn an.

"Ja. Ich denke es wird besser sein wenn wir endlich zu dem Dorf kommen bevor es dunkel wird", meinte sie, und er nickte nur. Sie bauten das kleine Zelt ab, packten ihr Zeug in die großen Rucksäcke und schnallten sie auf. Dann holten sie ihre Waffen und liefen los. Leanan hatte seine Rüstung an, das Breitschwert baumelte in der Schwertscheide neben der Hüfte, das Schild hatte er auf den Rucksack geschnallt. Isabell stützt sich auf ihrer Lanze, benutzte sie als großen Spazierstock. Die Lanze überragte sie um ein ganzes Stück, maß über zwei Meter mit einer langen Doppelschneide auf der Spitze. Sie trug eine leichte schwarze Lederrüstung, nur die linke Schulter trug eine Panzerung aus Metall, welche auch ganzen linken Arm schützte. Viele Schrammen waren in dem Metall, zeugten von vielen harten kämpfen.

Sie wanderten durch den Wald, überquerten Bäche und Wiesen. Auf den Wegen kamen ihnen neben Bauern und Händlern immer wieder Gruppen von Kämpfern aller Art vorbei, welche unterwegs nach Tristam waren. Diablo war schon längere Zeit besiegt, aber es gab immer noch genug Monster welche aus dem Kloster geflohen waren und die umliegenden Dörfer und Städte terrorisierten. Isabell und Leanan lebten davon Dörfer unter Bezahlung von diesen Plagegeistern zu befreien, manchmal trafen sie auch auf uralte Gemäuer welche unter Umständen noch Kostbarkeiten enthielten. Die Dörfer mußten auf diese Abenteurer und Söldner zurückgreifen nachdem die Armee ihnen keinen Schutz mehr bot. Nach dem Krieg gegen Westmach waren die Überresten der Armee nach dem Verschwinden von Leoric zersplittert, es gab keine Führung mehr welche die zusammenhalten konnte. So gab es in Khanduras seit 12 Jahren keinen König mehr, keinen Herrscher. Die Leute führten wieder das Leben wie vor Leoric, frei und ungebunden. Doch der Schatten von Diablo lag immer noch über ihnen, es würde wohl noch Jahre dauern bis alle Monster endlich vernichtet waren... und Leorics Schicksal endlich aufgeklärt wurde. Isabell hatte viele Gerüchte gehört über den Verbleib gehört, doch sie wußte genau was mit ihm passiert war. Und sie hoffte das sie ihm nie wieder begegnen würde....

Sie trafen auf die ersten Felder, auf denen die Bauern gerade die Ernte einholten. Das Dorf konnte nicht mehr weit entfernt sein. Später konnten sie es dann in einem Tal sehen, geschäftiges Treiben herrschte dort und es roch nach frischen Brot und Weizen. Das plätschern eines Wasserrads erfüllte die Luft, zusammen mit dem klopfen aus der Schmiede. Isabell und Leanan stiegen in das Tal herab, betraten das Dorf. Mißtrauisch folgten Leute ihnen mit dem Blicken, wer waren diese komischen Leute?

Isabell sah sich um, entdeckte die Schmiede und ging darauf zu. Der stämmige Schmied bearbeitete gerade eine Hacke, stoppte seine Arbeit und sah auf als er sie bemerkte.

"Entschuldigt bitte die Störung guter Mann, wo finden wir hier den ältesten der Stadt?", fragte Isabell höflich. Der Schmied zog eine Augenbraue hoch, dann zeigte er auf ein größeres Haus in der Mitte des Dorfes, neben der kleinen Kirche.

"Ich danke euch, gehabt euch wohl", nickte Isabell und lief mit Leanan auf das Haus zu. Der Schmied sah ihnen nach, schüttelte den Kopf und machte weiter.

Isabell und Leanan erreichten das Haus, ein alter Man saß mit zwei anderen davor und rauchten ihre Pfeifen. Als sie die zwei Fremden bemerkten unterbrachen sie ihr Gespräch und sahen sie an.

"Guten Tag die Herren, entschuldigen sie die Störung, aber wir suchen den Dorfältesten", begann Leanan. Die alten Männer sahen sie prüfend an, dann meinte der älteste "Ihr habt ihn gefunden. Was kann für euch tun?"

"Wir sind hier wegen eures Problems, was hier im Lande die Runde macht", antwortet Leanan. Die drei sahen sich an, dann fragte der alte wieder "Ihr?"

Verdutzt sah er den älteren Kämpfer und die junge Frau an. Das konnte sich doch nur im einen Scherz handeln.

"Wir haben hier schon viele Söldner gehabt, welche versuchten haben die Monstergruppe in dem Wald zu stellen, aber sie alle mußte aufgeben. Und ihr zwei wollt das alleine meistern? Ich bezweifele doch sehr das ihr dazu in der Lage seid", erwiderte er dann.

"Laß das mal unsere Sorge sein Dorfältester. Wir bieten euch unsere Dienste an, für 100 Goldstücke", sagte Leanan unbeirrt.

"100 Goldstücke!? Seid ihr des Wahnsinns?", fragte der Dorfälteste verblüfft.

"100 Goldstücke, und nicht eines weniger. Dafür habt ihr eurer Problem los", sagte Leanan grinsend.

"Wir zahlen doch nicht im voraus so viel, vergeßt es!", rief der Dorfälteste.

"Ihr zahlt nach Erledigung der Arbeit wenn ihr uns den Auftrag gebt. Aber denkt dran, wir lassen nicht mit uns feilschen, und wir haben bisher immer unser Gold gekriegt.....", schloß Leanan ernst.

"Wie sollen wir wissen das ihr wirklich alle erledigt habt?", fragte der Dorfälteste unsicher.

"Wir bringen euch den Kopf des Anführers, jeder Gruppe hat einen", erwiderte Isabell. Der alte Mann sah sie an, irgend etwas war anders an dieser Frau, ihre Augen sprühten nicht so vor Leben wie die der jungen Frauen in diesem Dorf. Dieser Blick war ernst und emotionslos, wie der alter Krieger. Diese zwei waren seltsam, und der Alte wurde etwas nervös. Aber sie schienen zu wissen was sie tun.

"In Ordnung, ich gebe euch hiermit den Auftrag uns endlich von dieser Plage zu befreien, welche uns immer wieder Zuchttiere und Vorräte kostet, und schon Dorfbewohner getötet hat. Ich zahle euch die 100 Goldstücke wenn ihr uns endlich davon befreien könnt Abenteurer", meint er dann kopfnickend.

"Wir werden euch nicht enttäuschen", sagte Leanan und verbeugte sich kurz mit Isabell zusammen.

"Kommt, setzt euch zu uns, ihr habt sicher ein paar Fragen", sagte der Dorfälteste, und die beiden kamen zu den drei alten Herren. Dort ließen sie sich die Vorfälle schildern, wo die Monster im Wald waren und welche Art von Monstern es waren.

"Ihr meint also es ist eine Anführerin, eine gefallene Jägerin?", fragte Leanan und sah Isabell an.

"Genau. Wir konnten sie in einer Nacht am Berg oben stehen sehen, während ihre Gefolgsleute 5 unsere Kühe schlachteten und die Tochter eines Bauern mißhandelten und töteten. Seit den Vorfällen vor 12 Jahren ist dieses Land nicht mehr dasselbe. Ich erinnere mich gut daran wie ich damals zusammen mit den anderen in den Wäldern gespielt habe, aber unsere Kinder müssen hier im Dorf bleiben, weil es draußen zu gefährlich ist. Hätte Leoric damals nicht diesen unsinnigen Krieg gegen Westmarch angefangen könnte sich die Armee darum kümmern. Aber das Chaos was er hinterlassen hat zerrt sehr an uns, ich glaube ich werde es nicht mehr erleben wie wir endlich Frieden finden in diesem Land. Aber ich schweife wieder ab, was wollt ihr noch wissen?", fragte der Alte nachdem er eine zeitlang Erinnerungen nachgehangen ist.

"Nichts mehr, danke. Wir wissen jetzt alles was wir wissen müssen. Wir werden unser Lager außerhalb des Dorfes aufschlagen, und wir wollen nicht gestört werden. Das ist unsere einzige Bedingung die wir an euch haben", sagte Leanan. Der Alte sah ihn verwirrt an. Waren das Magier, welche nicht bei ihren Vorbereitungen gestört werden dürfen? Ach, sei es drum, Hauptsache sie würden endlich die Horde da oben vernichten, ihm war jedes Mittel dazu recht. Auch schwarze Magie wenn es sein mußte.

"Ich werde darauf achten das ihr eure Ruhe bekommt Abenteurer. Möget ihr erfolgreich sein, und das Licht auch eurer Seite sein", schloß er und zog wieder an seiner Pfeife.

"Wir werden euch den Frieden wiederbringen, an den ihr schon nicht mehr glauben wollt", sagte Leanan und stand mit Isabell auf, verließ den Platz. Der Alte stutze, irgendwo her kannte er diese Formulierung. Er sah Leanan nach, dachte nach. Dann fiel es ihm ein, und er runzelte die Stirn. Konnte es sein....

Leanan und Isabell gingen noch zu ein paar Bauern, stockten ihre Vorräte auf und holten sich eine Gans für das Abendessen. Dann verließen sie das Dorf, bauten in einem kleinen Wald ihr Zelt auf. Isabell füllte die Wasserbeutel auf, Leanan entfachte ein Feuer. Anschließend bereitete er die Gans vor, und ließ sie über dem kleinen Feuer braten. Isabell kam zurück und setzte sich mit an das Feuer.

"Ich hasse es, immer schlägt einem dieser Mißtrauen entgegen", grummelte sie, sah ihn an.

"Was erwartest du, wir sind zwei Fremde, und wir tragen Waffen. Ich denke diese Leute haben einfach zu viele unserer Art gesehen als das sie noch Vertrauen in uns setzen würden", meinte Leanan ruhig und schaute gedankenversunken ins Feuer.

"Ich weiß..... ich werde mich wahrscheinlich nie daran gewöhnen", seufzte sie und legte ihren Kopf in ihre Arme, schaute ebenfalls ins Feuer.

"Es wird sicher mal wieder anders kommen, wenn der Horror endlich mal verschwunden ist. Dafür kämpfen wir", sagte Leanan.

"Wie romantisch", meinte sie sarkastisch.

"Wir werden das heute Abend erledigen, und morgen ziehen wir weiter zu dem alten Necromancer. So wie ich das mitbekommen habe sind keine schweren Gegner in der Horde, das sollte die Sache einfach machen", erwiderte er.

"Das denke ich auch. Aber die Anführerin interessiert mich, es ist selten das eine gefallene Jägerin das Kommando übernimmt", sagte Isabell und Leanan nickte.

"Ja, das stimmt. Wahrscheinlich war sie mal in ihrem früheren Leben eine Bedeutende Persönlichkeit", meinte er.

"Mag sein.... auf jedenfall wird das ihre letzte Nacht sein....", meinte sie gedankenversunken. Er schwieg.

Nach dem essen saßen sie um das Feuer, beobachten den Sonnenuntergang. Beide sagten nichts, harrten der Dinge die kamen. Sie wußten beide was sie gleich erwarten würde. Wie jede Nacht in den letzten 12 Jahren.
 

Ein Fallen stand Wache. Gähnend sah er in die Landschaft, rieb sich zufrieden brummend den Bauch. Hinter ihm konnte man im Licht eines großen Feuers weitere Fallen sehen, sie alle fraßen an den Kühen welche sie vor kurzen aus dem Dorf gestohlen hatten. Ein paar gefallene Jägerinnen saßen etwas abseits um eine auf einem großen Holzstuhl sitzende Jägerin. Sie sah belustigt dem treiben um den Feuer zu, legte ihren Kopf auf die Hand und stützte sich auf einem der Lehnen ab. Ein paar Skelette saßen nur still gegenüber, in ihren leuchtenden Augenhöhlen konnte sie das verlangen nach noch mehr Blut sehen, dem verlangen nach dem Leid der Menschen. Nur Geduld, bald würde die Gruppe groß genug sein um mordend und plündernd durch das Land zu ziehen, unter ihrem Kommando. Ein leichtes grinsen umfuhr ihre Lippen als sie daran dachte. Sie liebte es Macht auszuüben, Macht über andere zu haben.

Das Fallen gähnte nochmal, freute sich schon auf den Schlaf den er nachher bekomme würde. Auf einmal konnte er ein Schlagen hören, es klang wie ein großer Vogel. Der Fallen hörte auf sich am Bauch zu kratzen und sah mißtrauisch in die Nacht. Er hob seine kleine Keule, schaute sich um. Da blitzte es neben ihn auf, ein rotes Licht schoß auf ihn zu. Der Fallen machte den Mund auf um zu schreien, aber der Schreck hatte ihm die Sprache verschlagen. Der funkelnde, rote Lichtstern fegte ihn von der Kuppel, zerriß ihn in der Luft.

Die anderen am Feuer merkten nichts, ausgelassen feierten sie und tanzten zum Teil um das Feuer. Die Anführerin schaute gedankenversunken zu, bis auf einmal die Fallen stoppen. Sie sahen sich fragend an, schauten an sich selber runter. Dann zuckten die ersten, manche fingen an sich zu kratzen. Erste Schmerzensschreie kamen auf, bis sich alle auf dem Boden wälzten und schrien. Die Jägerinnen sprangen auf, sahen verwirrt auf die Fallen. Auch die Skelette erhoben sich und liefen auf den Platz. Dann konnten sie sehen wie die Haut der Fallen blasen warf, immer mehr. Blut spritze ihnen aus allen Körperöffnungen, und es dampfte. Dann zerriß es die Fallen, einer nach dem anderen. Heiße Dampfschwaden stiegen in den Himmel, ihre Überreste dampften in der kalten Abendluft. Die Jägerinn besah sich einen der zerfetzten Fallen, das Blut kochte. Plötzlich zuckten mehrere roten Lichtsterne durch die Nacht, über die Fläche und trafen die Skelette. Sie wurden durch die Wucht zerfetzt, ihre Knochen schossen in den Wald hinter ihnen rein, zerrissen Büsche und Blätter. Die Jägerinnen wurden nervös, wo war der Feind? Dann konnte sie zwei Schatten sehen, welchen immer näher ans Feuer kamen. Die Jägerinnen hielten die Luft an, gingen in Kampfstellung. Die zwei fremden traten ans Feuer, und ein raunen ging durch die Reihen. Es war ein Succubus, ihre bleiche Haut und das leichte glühen der Augen zogen die Blicke auf sich. Ihre Schwingen aus blauer Haut hatte sie eingezogen, waren aber noch gut erkennbar. Die langen, schwarzen Haare fielen an ihrem spärlich bedeckten Körper herab.

Neben ihr stand jemand großes mit einem schwarzen Kutte. Seine große Kapuze hatte er sich tief über das Gesicht verzogen. Die Kutte ging bis zum Boden, verdeckte seine Füße. Doch man konnte die Hände sehen, es waren nur noch weiße Knochen. Langsam nahm die Gestalt die Kapuze an, und es kam ein blanker weißer Schädel zum Vorschein, in dessen Augenhöhlen ein rotes glühen brannte.

"Wart ihr beiden das?", fragte die Anführerin. Die beiden nickten nur.

"Warum, wir sind doch auf der selben Seite!", rief die Anführerin erbost.

"Ich schätze nicht", meinte der Succubus kalt lächelnd. Die Anführerin schaute sie wutentbrannt an, niemand stellte ihre Autorität in Frage!

"Macht sie fertig!", schrie sie, und die Jägerinnen griffen an. Der Succubus spreizte die Schwingen, erhob sich in die Luft. Dann hob er die Arme, ließ ein paar Blutsterne auf die Jägerinnen zuschießen. Diese wichen aus, nur die hinterste erwischte es. Die Sterne durchschlugen den ungeschützten Körper, ließen nicht fiel von ihm übrig. Das große Skelett hob die knochige Hand, und die übrigen Jägerinnen schrien plötzlich auf. Die gingen zu Boden, wälzten sich. Schwarze Beulen sprossen überall auf ihren Körpern, die Pest erfasste sie. Die Anführerin ging ein paar Schritte zurück, sah ungläubig auf ihre Schwestern herab, welche einer nach der anderen an der Folgen der Pest verstarb. Ein Succubus und ein Todesbote, was hatten sie hier verloren? Sie sah zu den beiden auf, welche immer noch am Feuer standen und sie anschauten. Der Succubus ließ sich mit ein paar Flügelschlägen wieder zu Boden gleiten, faltete die Schwingen zusammen.

"Was wollt ihr, warum bringt ihr uns um? Wir kämpfen doch für die gleiche Sache!", schrie die Anführerin panisch, drehte sich um und wollte fliehen. Doch sie kam nicht weit. Auf einmal wurde ihr heiß, immer heißer. Die Schmerzen ließen sie zu Boden gehen, sie keuchte. Es war so als würde Lava durch die Venen gehen. Sie schrie, die unglaublichen Schmerzen peinigten ihren Körper. Brandblasen bildeten sich auf der bleichen Haut, heißes Blut schoß aus ihr heraus. Sie erlebte die letzten Sekunden ihres Lebens nicht mehr, die Schmerzen hatten sie Ohnmächtig werden lassen. Die zwei Gestalten kamen auf den Leichnam zu, schnitt den Kopf ab und verließen das Lager. Das Feuer beleuchtete das Blutverschmierte Feld, die am Boden liegenden Körper. Kurz darauf gingen die Leichen der Jägerinnen in Flammen auf, am nächsten Morgen zeugten nur noch ein paar Aschehaufen von ihrer Existenz.
 

Der Alte stand auf, kratze sich und trat vor sein Haus. Es war schon später Vormittag, die meisten der Dorfbewohner waren draußen bei der Feldarbeit. Nur der Schmied und ein paar Frauen nebs Kinder waren da. Da erkannte er die beiden Abenteurer wieder, sie trugen einen kleinen Jutesack bei sich. Der Alte hörte auf sich zu recken, und sah die beiden an. Diese traten an ihn heran und übergaben ihm den Sack. Unsicher nahm der Alte ihn und machte in auf.

"Um Gottes...!", keuchte er und ließ ihn fallen. Die Frau rannte zu ihm, stütze ihn und half ihm beim hinsetzen.

"Es tut uns Leid, aber wir dachten ihr wißt was da drinnen ist", meinte sie entschuldigend.

Dieser holte in paar mal tief Luft und fragte dann "Wie habt ihr das geschafft?"

"Wir waren einfach besser", sagte Leanan und schmunzelte.

"Habt ihr alle erwischt?", fragte der Alte nochmals nach, und Isabell und Leanan nickten.

"Gott hat meine Gebete erhört und euch geschickt, endlich sind wir diese Plage los!", sagte der Alte glücklich und lachte. Dann stand er auf.

"Wartet einen Moment, ich bringe euch den versprochenen Lohn", sagte er dann und hinkte in sein Haus. Einige Zeit später kam er zurück, einen kleinen Lederbeutel in der Hand haltend. Diesen drückte er Leanan in die Hand.

"Ihr könnt nachzählen wenn ihr wollt", meinte der Alte sofort, aber Leanan winkte ab.

"Wir vertrauen euch. Und ihr solltet auch wieder damit anfangen damit eure Kinder irgendwann wieder im Wald unbeschwert spielen können", erwiderte Leanan freundlich.

"Wir werden es versuchen Abenteurer, aber ihr wißt als Paladin selber wie schlecht die Welt geworden ist", sagte der Alte, bemerkte wie Leanan leicht zusammenzuckte.

"Wann habt ihr das herausgefunden?", fragte er leise.

"Man merkt es euch an, auch wenn ihr nicht die Abzeichen und Rüstung der Paladine tragt. Ich will auch gar nicht wissen warum ihr so handelt, es geht mich nichts an. Paßt auf euch auf Abenteurer", verabschiedete sich der Alte.

"Das gilt auch für euch, möge das Licht euch wohlgesonnen sein", sagte Leanan, und zusammen mit Isabell verließen sie das Dorf. Der Dorfälteste sah ihnen nach, schüttelte den Kopf. Was war das nur für ein komisches Paar......
 

Das Wetter heute war nicht mehr so schön wie gestern, Wolken bedeckten den Himmel, und es sah so aus als würde es bald regnen. Isabell und Leanan folgten dem Pfad durch ein großes Feld, Im Hintergrund konnte man einen gewaltigen Waldrand sehen.

"Da müssen wir durch!", meinte Leanan und zeigte nach vorne.

"Wie groß ist der?", fragte Isabell zurück.

"Bis zum Abend müßten wir durch sein", erwiderte dieser.

"Was? Müßten?", fragte diese nochmal nach.

"Wenn nichts passiert schon. Beim Necromancer müssen wir uns sowieso...", fing er an, aber sie unterbrach ihn

"Schon gut, ich weiß auf was du hinauswillst. Dann sehen wir zu das wir zügig durchkommen, irgendwann sollten wir auch mal wieder was essen und schlafen", grummelte sie, und Leanan lachte.

Sie erreichten wenig später den dichten Wald, folgten weiter dem Pfad. Selten kamen Händler mit großen Karren vorbei, und wenn dann mit ein paar Söldnern.

"Es scheint hier viele Banditen zu geben?", fragte Isabell als wieder eine solche Karawane durch war.

"Die gab es hier schon immer, aber auch jede menge Monster. Der Wald ist berüchtigt. Aber man sagt er birgt auch viele Geheimnisse, vielleicht erfahren wir mehr in Duncraig", antworte Leanan nach hinten.

"Wo du mich immer hinbringst", meinte Isabell kopfschüttelnd.

"Wart erst mal bis du erwachsen bist....", kicherte Leanan, und Isabell stieß ein leicht empörtes Seufzen aus.

"Werd du endlich mal erwachsen, so wie du dich hier immer aufführst", stichelte sie zurück.

"In meinem Alter darf man kindisch sein, Ihr Frauen kommt ja offiziell nicht mal in das Alter...", sagte Leanan, und bekam Isabells Speer auf den Helm gedonnert. Danach kicherte der alte Paladin vor sich hin, während Isabell hinter ihm das Gesicht verzog. Je älter sie werden, umso schlimmer sind sie...

Sie liefen eine Weile durch den dichten Wald, das Licht kam kaum durch das dichte Blattwerk. Überall konnte sie es zirpen, brummen und flattern hören, ab und zu konnte sie auch ein paar Waldtiere davonspringen sehen. Doch was ein paar Meter weiter auf den Pfad sprang waren keine Waldtiere.

"Waffen runter!", schrie einer der Banditen welche sich hinter und vor ihnen aufbauten. Es waren sechs, drei hinten und drei vorne.

"Wie heldenhaft, eine Frau und einen alten Mann überfallen", höhnte Isabell grinsend.

"Halt den Mund, gebt uns euer Gold! Ihr Söldner habt immer etwas bei euch!", rief der Bandit, ließ sein Schwert kreisen.

"Ihr wißt das wir Söldner sind und greift uns trotzdem an? Ihr müßt wirklich ziemlich dumm sein.. ach halt, ich vergaß, große Karawanen greift ihr sicher nicht an weil es zu viele Gegner sind, aber hier nur zwei. Habe ich recht?", fragte sie spitz.

Der Anführer und der Rest stürzten nach vorne, wollten die vorlaute junge Frau zum schweigen bringen. Isabells Lanze zuckte gerade runter, Leanan drehte sich um und sprang auf die hinteren Angreifer zu. Isabell ließ die Lanze hin und her zucken, die Angreifen wichen aus, sprangen auseinander. Isabell schoß auf den ersten zu, ließ die Lanze mit einer flüssigen Bewegung in die Brust des ersten stechen, zog die Lanze dann raus und vollführte eine halbe Drehung, verletzte dabei den zweiten Banditen schwer welcher von der Seite auf sie zustürmte. Sie nutzte den Schwung, ließ die Lanze mehrmals um ihren Bauch wirbeln, kam auf den dritten Banditen zu. Dieser wußte nicht was er machen sollte, versuchte wegzurennen. Aber Isabell ließ ihre Lanze durch die Luft pfeifen und traf den Banditen mitten in den Rücken. Langsam lief sie zu dem Gefallenen hin, zog die Lanze raus. Der zweite war mittlerweile an der großen Schnittwunde am Bauch gestorben, sein Blut sammelte sich wie das der anderen auf den plattgetretenen Waldboden wo es nicht einsickern konnte. Isabell sah zu Leanan, das gerade dabei war seine Klinge an den Kleidern eines Banditen abzuputzen.

"Du hast aber lange gebraucht", meinte er und sah sie schmunzelnd an.

"Entschuldige das es mir keine Freude bereitet Menschen schnellsmöglich abzuschlachten... auch wenn es so ein Abschaum wie diese waren", erwiderte sie sarkastisch.

"Mir macht das auch keinen Spaß, sei nicht unfair. Aber wenn du bei solchen Gegner schon so lange brauchst wirst du mit den richtig schweren ernsthafte Probleme bekommen", sagte Leanan ernst.

"Wer sagt denn das ich mich richtig angestrengt habe?", fragte sie schnippisch zurück.

Er seufzte nur hörbar. Sie konnte sich ihren Teil auch denken...

Sie durchsuchten die Banditen, fanden ein wenig Gold und räumten die Leichen zur Seite weg, dann liefen sie weiter.

"Solche Feiglinge, greifen in Überzahl eine Frau an. Wer weiß was sie schon alles angerichtet haben", meinte Isabell später wütend.

"Ehre ist etwas, was in heutiger Zeit eher spärlich vorhanden ist. Jeder sieht zu das er überlebt", erwiderte Leanan.

"Ja, indem man schwächere ausraubt. Ekelhaft!", meinte Isabell.

"So ist es halt, es wird immer welche geben welche schnell an Geld kommen wollen und dafür alles in Kauf nehmen", seufzte Leanan.

Der Wald schien unendlich lang zu gehen, stundenlang liefen sie auf dem Pfad entlang bis sie dann endlich den Waldrand erreichten. Da konnte man dann auch Duncraig an den Ufern des Flusses sehen, es war eine große Stadt mir vielen Feldern außenrum. Eine Stadtmauer zog sich herum, Wachtürme standen in allen vier Himmelsrichtungen. Aus unzähligen Schornsteinen stieg raus in den Himmel, den Geruch von verbrannten Holz konnten man bis hierher riechen.

"Da drin wohnt ein Necromancermeister?", fragte Isabell.

"Nein, natürlich nicht. Er lebt weiter weg von der Stadt in einem Turm", erwiderte Leanan.

"Ich dachte nur Zauberer leben in einem Turm", sagte Isabell.

"Die leben im Osten, und dort hausen sie in kleinen Tempelanlagen im Urwald. Zumindest der Magierorden, wie die Magierinnen leben ist völlig unbekannt, keiner hat sie im Urwald aufspüren können. Die meisten Necromancer leben in abgeschiedenen Gegenden in Gildenhäuser, wo sie auch ihre Lehrlinge ausbilden. Meisten sind sie eh auf Wanderschaft, nur die alten, weisen Totenbeschwörer lassen sich irgendwo nieder und erleben dort ihren Lebensabend. Meistens ist das auch eine Pilgerstätte für junge Necromancer, die bei den Alten weiterlernen", erklärte er.

"Ich kann mir einen schöneren Ort als Lebensabend denken als ein muffiger Steinturm", sagte Isabell und genoß die Aussicht.

"Ich mir ehrlich gesagt auch, aber das ist nicht unsere Sorge. Sehen wir zu das wir weiterkommen eher es dunkel wird", schloß Leanan, und sie zogen weiter.

Sie bleiben auf der Anhöhe, liefen durch eine große Wiese bis sie den Turm sehen konnten. Er war oberhalb der Stadt auf einem kleinen Berg, außerhalb der Sichtweite. Immer näher kamen sie an das alte Gemäuer, ein scharfer Geruch lag in der Luft. Isabell wollte garnicht wissen was das war.

Nach kurzer Zeit kamen sie an das Tor, klopfte und warteten ab. Eine Weile tat sich nichts, dann hörten sie eilige Schritte und ein jüngerer Mann öffnete die Türe.

"Was kann ich für euch tun?", fragte er mißtrauisch, atmete schwer.

"Wir wollen deinen Meister sprechen", sagte Leanan freundlich.

"In welcher Angelegenheit?", fragte der junge Mann.

"Wir haben ein Problem, und wir hoffen das er uns weiterhelfen kann", erwiderte Isabell.

"Ein Problem welcher Art?", fragte der Mann weiterhin mißtrauisch nach.

"Das würden wir gerne selber mit eurem Meister besprechen", sagte Leanan freundlich, aber bestimmt.

"Ich werde die Herren fragen", meinte der Junge Mann und schloß die Türe. Eilige Schritte waren zu hören.

"Freundlicher Empfang", grummelte Isabell mürrisch, und Leanan zuckte mit den Schultern.

"Du müßtest mehr an deinem weiblichen Charme arbeiten, wenn du das besser beherrschen würdest wären wir schon längst drin", grinste Leanan.

".. und würde mit dem jungen Mann ein paar vergnügte Momente auf einem Tisch erleben oder was?", stichelte sie zurück.

"Charme heißt ja nicht das du so weit gehen mußt", schmunzelte Leanan.

"Vielleicht war er auch schwul, und die hast versagt?", meinte sie grinsend.

"Möglich ist alles. Still, ich höre ihn wieder kommen", schloß Leanan das Gespräch, und ein paar Sekunden später ging die Türe wieder auf.

"Tretet ein, mein Meister will euch sehen. Eure Waffen laßt ihr bitte in der Eingangshalle stehen", sagte dieser und hielt die Türe offen.

"Vielen Dank", erwiderte Leanan und trat mir Isabell ein. Das erste was ihnen auffiel war die große Wendetreppe in der Mitte des Turmes. Die Wände waren komplett mit Bücherregalen zugestellt, davor standen hin und wieder Tische mit Schriftrollen oder Tränken aller Art. Fackel standen in Regelmäßigen Abständen vor den Regalen, spendeten Licht. Isabell mußte zugeben das sie beeindruckt war.

Sie stellten ihre Waffen und Rucksäcke neben dem Tor ab und folgten dem jungen Mann hoch in den letzten Stock. Die anderen Etagen waren genauso aufgebaut wie sie erste, nur das in dort viele Männer um die Tische standen und sich eifrig unterhielten. Sie sehen nur kurz auf als die Fremden die Wendeltreppe hochliefen. Mußten wohl alles Schüler sein dachte sich Isabell.

Oben angekommen konnten sie Trennwände sehen, anscheinend wohnten die Leute hier. Der Junge Mann führte sie zu einer großen Türe, öffnete diese und blieb stehen. Langsam gingen die beiden in den großen Raum, welcher fast die Hälfte der Etage zu beeinhalten schien. Ein großes Bett stand in der Ecke, an der anderen Wand ein paar Bücherregale und ein großer Tisch. Zwei Kronleuchter spendeten Licht.

"Ich heiße euch willkommen, es tut mir Leid wenn ihr etwas ruppig empfangen wurdet, aber zur Zeit läuft sehr viel Gesindel herum", konnte sie plötzlich vernehmen und eine Gestalt kam vom einem Durchgang mit Balkon auf sie zu. Er hatte die Arme nach hinten verschränkt, trug seine weißen Haare streng nach hinten gekämmt, wirkte trotz seines hohen Alters respekteinflößend. Seine Augen schienen sie zu durchbohren, seine dunklen Kleider hoben seine blasse Haut nur noch mehr hervor.

"Darf ich mich vorstellen, ich bin Cailean, Necromancermeister der Gilde", meinte dieser mit fester, deutlicher Stimme.

"Mein Name ist Leanan, und das ist Isabell. Wir haben viel von euch gehört werter Cailean, und wir hoffen das ihr uns bei unseren Problem helfen könnt", sagte Leanan und deutete mit Isabell eine Verbeugung an.

Cailean verzog den Mund leicht zu einem lächeln, bot ihnen einen der Sesseln in der Mitte des Raumes an.

"Nun, ich hoffe das ich eure Erwartungen gerecht werde und euch helfen kann, aber was habt ihr für Probleme das ihr euch an einen Necromancer wendet?", fragte er interessiert.

Leanan sah aus dem Fenstern, die Sonne ging unter.

"Geduldet euch einen Augenblick, dann könnt ihr es selbst sehen", sagte Leanan. Cailean zog eine Augenbraue hoch, lehnte sich zurück und sah sie an. Nach einer Weile dann senkten Isabell und Leanan den Kopf, fingen an zu zittern. Cailean beugte sich etwas vor, sah interessiert zu. Beide zitterten immer heftiger, stöhnten. Leanans Rüstung wurde dunkler, schien dünner zu werden. Sein Gesicht fiel ein. Isabells Haut wurde blasser, sie beugte sich immer mehr vor. Auch ihre Kleidung verschwand anmählich, es schien so als würde sie in der Haut eingehen. Leanan hatte inzwischen seine Haut verloren, die Rüstung war durch eine große, schwarze Kutte ersetzte worden, die Kapuze hing über seinem Kopf. Die Hände, welche auf den Lehnen ruhten waren nur noch Knochen, er war gewachsen, maß sicher fast 2,5 Meter. Isabell waren Schwingen auf den Rücken gewachsen, ihre Hat war bleich, ihre Augen leuchteten leicht rot. Die trug nur eine knappe Bekleidung, die aus einem sehr komischen Leder zu bestehen schien. Cailean war schon zu alt und erfahren als das er sich seine Überraschung anmerken ließ, aber er war sehr verblüfft.

"Unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen werte Freunde. Wie kam es dazu?", fragte er Leanan. Dieser antwortete mit einer sehr tiefen, unmenschlichen Stimme:

"Es trug sich alles vor 12 Jahren zu. Ich war am Hofe von König Leoric, einer seiner engsten Mitstreiter. Er war ein guter König, doch die letzten zwei Jahre wurde er immer seltsamer, unberechenbarer. Ebenso wie der Erzbischof Lazarus, er seine Taten immer guthieß. Wir wußten nicht was wir machen sollten, schließlich schickte uns unser Herr in den irrwitzigen Krieg gegen Westmarch, Lazarus hatte ihn dazu angestiftet. Viele von uns starben, wir steckten eine bittere Niederlage ein. Als wir wieder an den Hof zurückkamen war Leoric völlig verrückt geworden, sein Sohn Albricht war verschwunden und die restlichen Wachen durchsuchten die Hauptstadt Tristam nach ihm. Er glaubte das sich alles gegen ihn verschworen hatte, selbst seine Tochter. Er lief in ihr Zimmer, wollte sie töten. Wir konnten gerade noch in das Zimmer stürmen, die Amme hatte er schon erschlagen. Wir riefen ihn an, flehten ihn an das Leben seiner Tochter zu verschonen. Er hörte nicht. Schließlich gingen wir auf ihn zu, er drehte sich um und beschimpfte uns als Verräter. Ich rannte zu dem Kind, hielt es fest um es zu beschützen. Wir sehen keine anderen Möglichkeit mehr als Leoric von seinen Wahnvorstellungen und Leiden zu erlösen, und Lachdanan, sein engster Mitstreiter schritt vor und tötete Leoric. Doch mit seinen letzten Atemzügen verfluchte er uns. Ich hörte das, betete zu Gott und dem Licht, das es uns beschützen solle. Dann packten uns diese Schmerzen, und wir nahmen diese Gestalt an die ihr vor euch seht. Ich nahm das Bewußtlose Kind und floh, konnte noch sehen das den anderen dasselbe passiert war. Doch ihre Augen glühten Rot, selbst die von Leoric. Ich weiß nicht was mit ihnen geschehen ist, ich habe seitdem nur noch Gerüchte über sein verbleiben gehört, doch ich fürchte er hat alle Anwesenden verflucht ihm in den Tod zu folgen, und ihm dort zu dienen. Wir blieben verschont, das Licht beschützte uns vor diesem Schicksal... allerdings nur wenn das Licht da ist, Tagsüber. Nachts verschwindet dieser Schutz, und wir nehmen diese Gestalten an. Diener des Bösen, und das seit 12 Jahren"

Cailean sah sie eine Weile an, dann fragte er "Ihr habt die Körper der Bösen Diener, aber eurer Willen ist euch geblieben?"

Leanan nickte.

"Ja, wir sind noch wir selbst, nur unseres Äußeres hat sich verändert."

"Empfindet ihr jetzt irgendwelche Schmerzen, müßt ihr euch innerlich gegen etwas wehren?", fragte Cailean nach.

"Nein, nur bei der Verwandlung", erwiderte Leanan.

"Interessant....wirklich interessant. Ich habe viel von verfluchten Leuten gehört, wir Necromancer nutzen selber sehr ausgiebig diese Art der Verzauberung. Aber so tief eingreifend wie bei euch habe ich das noch nie gesehen muß ich zugeben", dachte Cailean laut nach.

"Wißt ihr wie wir diesen Fluch brechen können?", fragte Isabell. Ihre Stimme war auch dumpfer, gefährlicher.

"Auf Anhieb nein. Aber ich und meine Schüler werden in unseren Bibliothek suchen ob wir etwas derartiges finden. Aber ich schätze um so einen schweren Fluch auszusprechen bedarf es einer gewaltigen Macht. Nur mächtige Kreaturen sind in der Lage so etwas zu bewirken", erwiderte Cailean und rief nach einem seiner Schüler. Dieser öffnete die Türe, sah die beiden erschrocken an.

"Versammelt die anderen in der Halle, ich habe etwas mitzuteilen", sagte er zu ihm. Dann richtete er sich an die Isabell und Leanan.

"Seid heute Abend meine Gäste, ich lassen zwei Zimmer für euch herrichten. Es könnte länger dauern", meinte er freundlich zu ihnen.

"Wir danken euch sehr edler Cailean", sagte Leanan. Dieser nickte, ging mit den Schüler raus, schloß die Türe hinter sich. Kurze Zeit später erschien de Schüler wieder, zeigte ihnen mit einigem Abstand haltend ihre Zimmer.

"Ich hoffe sie haben Erfolg", seufzte Leanan, und Isabell nickte.

"Das hoffe ich auch. Ich bin müde, laßt uns schlafen", gähnte diese.

Sie zogen sich auf ihre Zimmer zurück, während Cailean und seine Schüler die Bücherregal abliefen, Bücher rauszogen und lasen.
 

Am nächsten Morgen öffnete Isabell schlaftrunken ihre Augen, das Licht der Sonne blendete sie im Bett. Sie nahm die Hand hoch, erhob sich von ihrer Liege. Sie hatte in ihrer Rüstung geschlafen, gestern vergessen vor der Verwandlung abzulegen. Fluchend stand sie auf, warf ihr Haar nach hinten und ging zur Türe. Im Gang sah sie sich um, kein Laut. Noch etwas müde lief sie zur Treppe und stieg hinab. Unten waren Cailean und seine Schüler noch immer eifrig am lesen. Er stand gerade mit zwei Lehrlingen vor einem Bücherregal als er sie kommen hörte.

"Ah, guten Morgen, ich hoffe ihr habt gut geschlafen", meinte er freundlich.

"Danke, das habe ich. Wart ihr die ganze Nacht auf?", fragte Isabell etwas ungläubig.

"In der Tat, der Fluch hat mich so fasziniert das ich unbedingt wissen wollte um was es sich handelte. Ist eurer Begleiter schon wach?", fragte er dann zurück. Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich denke aber das er noch oben ist. Leanan ist ein Langschläfer wenn er dazu die Möglichkeit hat", grinste sie dann.

"Der größte Luxus auf Erden ist Zeit", grinste Cailean zurück, wandte sich wieder an seine beiden Schüler. Isabell schritt durch den großen, runden Raum und sah sich um. Es mußten hier hunderte, gar Tausende von Büchern geben, über was sie wohl alle handeln würden? Neugierig ging sie näher an ein Regal, versuchte die Titel zu lesen, aber sie waren in einer ihr fremden Sprache verfaßt.

Plötzlich konnte man Schritte hören, und Leanan kam die Treppe hinab.

"Guten Morgen, ich hoffe auch ihr hattet eine angenehme Nachtruhe", begrüßte Cailean ihn, Isabell kam auf ihn zu.

"Danke, aber ich hatte vergessen meine Rüstung abzulegen, und ihr könnt euch vorstellen das diese nicht besonders bequem zum liegen ist", meinte Leanan und verzog das Gesicht.

"Wir werden alle nicht jünger", lachte Cailean, dann sagte er "Treffen wir uns in meinem Zimmer, ich habe ein paar Sachen herausfinden können"

Isabell und Leanan nickten, liefen die Treppe wieder hoch und gingen in sein Zimmer, setzten sich auf die Stühle.

"Wir sollten langsam mal was zu uns nehmen, mein Magen knurrt", seufzte Isabell.

"Nur Geduld, wir werden nachher in die Stadt gehen und dort was ersteigern", beschwichtigte er sie. Cailean stieß etwas später zu ihnen, setzte sich.

"Nun, wir haben viele Bücher durchgesehen, aber genaueres konnten wir leiden nicht entdecken. Wie ich schon gesagt habe, der Fluch der ausgesprochen wurde ist sehr mächtig, und nur die stärksten Lords des Himmels und der Hölle sind in der Lage diesen auszusprechen", erklärte er.

"Leoric war ein mächtiger Mensch, aber ich denke nicht das er in der Lage war so etwas zu vollbringen", sagte Leanan. Cailean nickte.

"So ist es. Ich denke er hat Diablo gerufen, die Macht der er sich so lange widersetzt hat. Nur so ist es zu erklären das er euch alle so furchtbar verfluchen konnte", meinte Cailean.

"Diablo selber? Was konnte meinen Vater nur bewogen haben einen Pakt mit Diablo selbst einzugehen....", flüsterte Isabell.

"Diablo hat versucht seiner mächtig zu werden, und kein Mensch kann sich unbeschadet einem Dark Lord widersetzen. Er muß wahnsinnig geworden sein, aufgestachelt von seinem Priester Lazarus, den Diablo auch verdorben hat", sagte Cailean.

"Es war ein großer Fehler das er nichts gesagt hat, vielleicht hätte man das alles verhindern können..", seufzte Leanan.

"Gibt es eine Möglichkeit gegen den Fluch?", fragte Isabell.

"Es gibt. Entweder der Aussprecher des Fluches nimmt diesen wieder von euch.... oder der Aussprecher stirbt", erwiderte Cailean ernst.

"Diablo ist doch getötet worden?", fragte Leanan überrascht zurück.

"Nein, nur sein Wirt. Diablo selber ist in dem Seelenstein gefangen, und dieser wird scharf von Tyrael, dem Erzengel bewacht soweit ich gehört habe. Außerdem bezweifle ich das man so eine mächtige Kreatur überhaupt töten kann", antwortete Cailean. Isabell und Leanan schwiegen.

"Es tut mir Leid, das ist alles was ich weiß. Aber da dieser Fluch ein Werk der Hölle ist seid ihr bei mir falsch, wir Necromancer arbeiten nicht mit Flüchen dieser Art. Ich an eurer Stelle würde nach Valma gehen und die Priester dort um Rat fragen. Vielleicht wissen diese dort wie sie diesen Fluch von euch nehmen können", versuchte Cailean sie zu aufzurichten.

"Valma.....", murmelte Leanan.

"Och, ich vergaß. Ihr als Paladin seid auf dieser heiligen Erde ausgebildet worden", meinte Cailean.

"So ist es. Und ich weiß nicht wie sie auf einen derartig veränderten Bruder reagieren...", flüsterte Leanan.

"Meint ihr sie würden euch gleich "reinigen von der Saat des Bösen"?", fragte Cailean zurück. Leanan nickte.

"Das würde ich ihnen zutrauen. Die Diener des Lichts sind in meinen Augen viel zu grausam zu andersdenkenden- und handelnden. Ich selber habe ihre Verachtung zu spüren bekommen als Necromancer, ein Leichenschänder bin ich in ihren Augen, keinen Respekt vor der Ruhe der Toten", sagte Cailean etwas mißfallend.

"Wir müssen hart vorgehen um das Licht vor Verschmutzung zu bewahren", erwiderte Leanan.

"Verschmutzung? Könnt ihr denn bestimmen was Beschmutzung ist und was nicht? Ihr könntet ruhig etwas freier mit den anderen umgehen, eine Isolierung bringt keinem was", meinte Cailean ernst.

"Was sich nicht dem Licht beugt ist unsere Feind, so wurde es uns beigebracht. Aber ich habe so viel erlebt das ich selber nicht mehr daran glaube. Vor allem nicht mehr seid ich selber......", fing Leanan an, dann schwieg er.

"Ihr habt nur das äußere eines Diener des Bösen, im inneren seid ihr immer noch der Mensch, der ihr jetzt seid. Beurteilt kein Buch nach seinem äußeren, auf den Inhalt kommt es an. Ihr hattet Glück nicht so wie die anderen zu enden, wer weiß was sie gerade durchmachen müssen. Und ihr habt die Chance diesen Fluch zu brechen, was die anderen sich auch nicht mehr haben. Gebt nicht auf", sagte Cailean und lächelte.

"Nach 12 Jahren bekommt man erste Ermüdungserscheinungen", meinte Leanan trocken.

Cailean beugte sich etwas vor, flüsterte zu ihm "Gebt nicht auf, sie ist noch Jung und hat das ganze Leben vor sich. Wollt ihr das sie immer unter diesem Fluch zu leiden hat?"

"Nein, sie ist der einzige Grund warum ich noch kämpfe....", erwiderte Leanan ernst.

"Ich danke euch für eure Hilfe, wir werden eurem Rat folgen und nach Valma gehen", sagte Leanan und stand auf.

"Möge das Schicksal gnädig mit euch sein, und euch die Last von den Schultern nehmen. Ihr seid hier jederzeit willkommen", sagte Cailean. Isabell und Leanan verbeugten sich kurz, dann verließen sie das Zimmer.

"Was habt ihr vorhin geflüstert?", fragte sie neugierig als sie die Treppen hinabstiegen.

"Nichts.....", erwiderte Leanan knapp.

"Soso...." meinte Isabell nur, sie wußte wenn Leanan nicht sagen wollte konnte sie ihn nicht dazu bringen seine Meinung zu ändern.

Am Eingang luden sie ihre Rucksäcke auf und nahmen ihre Waffen an sich. Dann verließen sie den Turm, strebten zur Stadt.

Sie liefen ins Tal zum Fluß, erreichten einen der Stadttürme. Wachen standen an beiden Seiten, anscheinend gab es auch hier Monster welche in die Stadt eindringen wollten. Isabell und Leanan gelangten ungefährdet hinein, sahen erstmal dem Treiben in der Straße zu. Es war Markt, und dementsprechend viel los.

"Stocken wir erstmal unsere Vorräte auf", schlug Leanan vor, und Isabell nickte. Also warfen sie sich in die Menschenmenge, gelangten zum Marktplatz mit seinen Händlern und Bauern. An verschiedenen Ständen hielten sie an, feilschten und kauften sich so ihre Sachen zusammen. Nachdem sie alles hatten führte Leanan Isabell in eine ruhigere Ecke.

"Hör mal zu, setzt dich doch da drüben in das nette Lokal und esse was, während ich mich hier ein wenig umhöre", schlug er vor. Sie runzelte die Stirn.

"Willst wohl wieder durch ein paar Lokale streifen und Halbbesoffene Fragen?", meinte sie mißtrauisch.

"Nun, vielleicht kriege ich ja was brauchbares raus. Mach es dir bequem, wir treffen uns am späten Nachmittag am Tor wo wir reingekommen sind. Und passe auf deine Goldbörse auf, am Markttag sind viele Diebe unterwegs", erwiderte er.

"Keine Angst, auf die werde ich schon acht geben. Bin ja mittlerweile ein großes Mädchen", meinte sie schulterzuckend, und er verschwand mit einem nicken in der Menge. Isabell sah ihm noch kurz nach, dann suchte sie sich ein kleines Lokal. Sie hatte Hunger, und wollte endlich was essen.

Nach einer Weile entdeckte sie ein kleines Lokal in einer ruhigen Steinstraße und betrat es. Drinnen sah sie sich um. Das Lokal war gemütlich, nur ein paar Männer saßen in der Ecke und unterhielten sich. Der Kleindung nach zu schließen waren es einheimische Händler.

"Guten Tag junge Frau, was darf ich euch bringen?", fragte der Wirt hinter der Theke und musterte sie.

"Bringt mir einen Krug gestreckten Met und was könnt ihr mir zum Essen anbieten?", erwiderte Isabell und stellte ihre Lanze an Eingang hin, lud den Rucksack ab und setzte sich in Eingangsnähe in eine Eckbank mit Tisch. So hatte man alles im Überblick und dazu kam noch der kürzeste Fluchtweg wenn Bedarf bestand.

"Wir haben heute Braten vom Schwein mit Kartoffeln da", erwiderte der Wirt und füllte das Horn halb mit Met, dann goß er bis zum Rand Wasser nach. Isabell trank kaum alkoholische Sachen, sie hatte schon zu viele gesehen welche nach dem Genuß solcher Sachen die Kontrolle verloren. Und in der Stadt mußte man alle Sinne beisammen haben, vor allem als Frau. Sonst würde man irgendwo in der Gosse aufwachen, beraubt und geschändet.

"Das klingt gut", meinte sie und lehnte sich seufzend zurück. Leanan würde sicher irgendwo in einer Spelunke sein und kräftig bechern, immer nach der Suche nach Grabräubern und Leute die ihm Mythen erzählen konnten von geheimnisvollen Plätzen. Ab und zu hatten sie Glück und konnten so tatsächlich alte Ruinen und Gräber finden, aber selten war etwas drin.

Der Wirt bracht ihr den Krug, und eine Holzplatte mit etwas Fleisch und Kartoffeln.

"Was bin ich euch schuldig?", fragte Isabell.

"3 Goldstücke", erwiderte dieser. Isabell zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts und zahlte. Sicher war das Essen für die Einheimischen günstiger, aber sie wollte ihre Ruhe. Der Wirt wünschte ihr noch einen guten Appetit und ging wieder hinter seinen Tresen.

Isabell trank einen großen Schluck, machte sich dann über das Essen her. Ein Gast kam herein, begab sich zur Bar und bestellte ein Bier. Dann sah er sie an, beobachtet wie sie aß.

"Selten trifft man hier jemanden mit so guten Tischmanieren", meinte er dann plötzlich und grinste sie an. Isabell war das grinsen nicht geheuer, sagte nichts und aß weiter. Der Fremde packte sein Bier, kam an ihren Tisch und setzte sich vor sie hin.

"Wir sind aber schüchtern", sagte er grinsend. Isabell nahm nur die Augen hoch, funkelte ihn böse an.

"Aber aber, wer wird denn gleich so unfreundlich sein, ich wollte doch nur höflich sein", erwiderte der Fremde und hob abwehrend die Hände.

"Sehr freundlich von euch, aber würdet ihr mich bitte in Frieden lassen und eurer Bier woanders zu euch nehmen?", fragte sie spitz zurück.

"Sie an, sie kann ja doch reden", grinste der Fremde. Isabell ignorierte ihn. Der Fremde nahm ein paar Schlücke, hinten in der Ecke konnte Isabell aus den Augenwickeln heraus sehen wie die anderen Gäste rübersahen und tuschelten.

"Sehr gesprächig bist du aber nicht", meinte der Fremde, versuchte Augenkontakt herzustellen.

"Laßt sie in Frieden Fremder", meinte plötzlich einer der Händler.

Der Fremde trank seinen Krug mit einem Zug aus, warf den Krug nach den Händlern und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Dann stand er auf, zückte ein Messer und hielt es vor Isabells Gesicht.

"So meine Kleine, ich würde vorschlagen das wir beide zusammen gehen und uns ein wenig vergnügen", raunzte er. Isabell aß ruhig weiter, nahm einen Schluck aus ihrem Horn. Der Fremde schlug es ihr aus der Hand und hielt ihr das Messer direkt unter den Hals. Die Händler sprangen auf, blieben aber wo sie waren.

"Ich wiederhole mich nicht gerne", rief der Fremde.

"Ich auch nicht, also seht zu das ihr euren Hintern hier heraus bewegt", sagte Isabell leise zischend. Der Fremde war etwas verwirrt, anscheinend hatte er es noch nie erlebt das jemand so mit einer Klinge am Hals reagiert. Eher er was sagen konnte hatte Isabell die Gabel geschnappt und sie mit einer schneller Bewegung in die Hand gerammt mit welcher sich der Fremde am Tisch abstützte. Dieser brüllte, kippte nach vorne. Isabell wirbelte von der Eckbank auf, packte ihn am Kragen und donnerte seinen Kopf mit voller Wucht gegen die Wand. Dann schmiß sie ihn nach hinten, sprang zur Türe und schnappte sich ihre Lanze. Der verwirrte Dieb sah vom Boden auf und hatte die Doppelschneide der Lanze vor seiner Nase hängen. Mit einem ächzen zog er die Gabel aus seinem Handrücken und sah sie wütend an.

"Ich würde vorschlagen du verpestest woanders die Luft", zischte Isabell und bohrte die Klinge in die Nase. Dann nahm sie die Lanze weg, lief ein paar Schritte zurück um ihn aufstehen zu lassen. Der Dieb stand langsam auf. Dann plötzlich schoß er nach vorne, zog einen großen Dolch aus dem Gürtel. Isabell hatte damit gerechnet und stieß mit der Lanze in die Schulter des Diebes. Dieser heulte auf, ließ den Dolch fallen. Sie zog die Lanze raus und er rannte aus dem Lokal. Isabell blieb noch ein paar Sekunden stehen, dann entspannte sie sich und atmete durch.

"Wird auch man Zeit das jemand diesem Gesindel mal zeigt wo es langgeht, die werden immer frecher!", meinte einer der Händler, und sie setzten sich wieder hin.

"Danke das sie vorhin das Wort gegen ihn erhoben haben", sagte Isabell und nickte ihnen zu. Der Händler nickte grinsend zurück, dann widmete er sich wieder seinen Tischkollegen. Isabell setzte sich an ihren Platz zurück, lehnte die Lanze aber diesmal gegen die Wand. Der Wirt kam mit einem neuen Krug, stellte ihn auf den Tisch.

"Auf kosten des Hauses, es tut mir Leid das ihr in meinem Lokal belästigt wurdet", sagte der Wirt entschuldigend.

"Danke, ich weiß das zu schätzen", meinte Isabell freundlich und nachdem der Wirt weg war aß sie weiter, trank einen Schluck. Immer mußte ihr so etwas passieren....
 

Nachdem sie fertig gegessen hatte und auch das zweite Horn geleert hatte ruhte sie sich ein wenig auf der Bank aus, verließ dann später das Lokal. Zufrieden und satt trat sie in die Gasse, sah sich gründlich um. Der Dieb könnte ja woanders lauern.
 

Isabell ging wieder zum Marktplatz, sah sich vorsichtig um. Sie konnten den Dieb in der Menge nicht ausmachen, er hatte wahrscheinlich genug damit zu tun die tiefe Schnittwunde in der Schulter zu versorgen. Da sie nichts besonderes vorhatte ließ sie sich einfach von dem Menschenstrom treiben, sah die Angebote der Händler an, genoß den Rummel. Nach vielen Einsamen Stunden schätzte man solchen Augenblicke sehr, die Städter hier waren wohl froh wenn sie mal Ruhe hatten. Eine Artistengruppe erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie blieb stehen, sah dem bunten treiben zu. Sie bewunderte deren Körperbeherrschung, sie selber war auch gelenkig, aber das was die beiden da ablieferten, dazu war sie niemals imstande. Nach der Show schmiss sie ein paar Kupfermünzen in den rumgehenden Beutel und ließ sich wieder treiben. Ein fahrender Schmied erreckte ihre Aufmerksamkeit, und sie sah sich seine Auslagen an. Dieser bemerkte sie, sah ihre Lanze an und meinte dann "Ich denke nicht das ihr hier eine bessere Waffe als eure findet."

Isabell schmunzelte und erwiderte dann "Da gebe ich euch recht. Ihr habt ein gutes Auge für Lanzen."

"Ich bin viel rumgekommen, hab für verschiedene Amazonenstämme Reparaturen an Lanzen durchgeführt. Sie sind die einzigen Krieger welche mit dieser Waffe richtig umgehen können, und ich habe eine Menge über diese Waffe dort gelernt. Wie eine Amazone seht ihr aber nicht aus", meinte der Schmied schmunzelnd.

"Nein, das bin ich auch nicht. Mein Ausbilder meinte bei meiner Schnelligkeit und Geschicklichkeit wäre dies die ideale Waffe für mich. Und ich lebe, also muß es die richtige Wahl gewesen sein", sagte Isabell.

Der Schmied lachte und erwiderte dann "Wohl wahr. Wer mit einer Lanze umgehen kann muß nur wenige Feinde fürchten. Sie ist gut als Nahkampfwaffe, aber man kann sie auch ebenso als Fernkampfwaffe nutzen. Nun, sucht ihr was bestimmtes?", fragte der Schmied dann.

"Ich bräuchte einen Schleifstein", sagte Isabell nachdem sie kurz nachgedacht hatte.

"Habe ich da, einen Moment", erwiderte der Schmied und machte eine Schublade an seinem Wagen auf. Nach kurzer Zeit hielt er Isabell einen handgroßen, flachen Schleifstein hin der einer Seite halbrund eingeschnitten war.

"Was ist das für ein komische Schleifstein?", fragte Isabell überrascht.

"Ein Schleifstein der Amazonen, speziell für Lanzen. Mit der halbrunden Seite könnt ihr besser die Rundungen der Schneide schärfen", erklärte der Schmied schmunzelnd.

"Wirklich? Ich danke euch", sagte Isabell und sah sich die Dolche an.

"Braucht ihr noch einen Dolch?", fragte der Schmied gleich. Isabell zog ihren raus und zeigte ihn. Der Schmied musterte den großen Dolch.

"Ein guter Dolch, aber er ist schon stumpf und das Metall ist beschädigt. Ich könnte ihn für euch reparieren", meinte er dann nachdem er den Dolch fachmännisch begutachtet hatte.

"Ich habe aufgeschnappt das Dolche aus einer Metrylegierung ziemlich gut sein sollen", sagte Isabell.

"Glaubt nicht allen Unfug den ihr hört. Metryl ist viel hart für einen Dolch und bricht leicht. Es ist nur für Banditen interessant, weil man in Metrylschneiden ein Sägezahnmuster reinschmieden kann, was schlimme Verletzungen verursacht. Im Gegensatz zu einer glatten Klinge reißt es die Wunde noch mehr auf. Aber Kämpfer sollten die Finger davon lassen, weil man solche Klingen nur schwer aus dem Körper des Feindes ziehen kann, und die Sägezahnklinge hat die unangenehme Eigenschaft an Rüstungen hängenzubleiben. Ich habe was besseres für euch", meinte er und zeigte ihr ein paar Dolche in der Ecke. Ihr Metall leuchtete leicht silberbläulich in der Sonne, die Klingen waren sehr glatt und lang.

"Diese Dolche bestehen aus einer speziellen Quarzlegierung, sie sind ziemlich hart, aber dennoch bruchsicher bei Biegungen. Aber Schockstöße solltet ihr vermeiden, da brechen sie leichter als normale Dolche. Also nicht seitwärts gegen scharfe Kanten oder Waffen schlagen, das bekommt ihnen nicht gut", erklärte er. Isabell aber schaute auf einen anderen Dolch, welcher in der Sonne leicht rötlich glänzte. Die Metalloberfläche war matt, die Klinge breiter und leicht Kegelförmig. Der Schmied bemerkte ihren Blick.

"Ich sehe der Dolch dort erregt eure Aufmerksamkeit. Ich habe ihn von einer Amazonenschmiedin bekommen, leider hat sie mir nichts über das Material gesagt, das war geheim. Ich weiß nur das man diese Klinge immer wieder einölen muß, damit sie nicht eintrocknet. Die Amazone meinte meistens muß man das nicht machten, weil das Blut der Feinde genügen würde. Aber ich denke wir hier benutzen die Dolche nicht so oft zum kämpfen als die Amazonen", schmunzelte er.

"Würdet ihr ihn mir mal geben?", fragte Isabell, und der Schmied holte ihn. Sie nahm ihn in die Hand, er fühlte sich leicht an. Ihre Finger fuhren über die Klinge, sie fühlte sich rauer an als bei den Metalldolchen. Mit dem Finger fuhr sie sanft über die Schneide, schnitt sich dabei leicht in den Finger.

"Autsch, das Ding ist wirklich scharf", meinte sie erstaunt.

"Ihr sagt es, und soweit ich das mitbekommen habe müssen diese Dolche kaum mehr nachgeschliffen werden. Ideal um die Lederrüstungen der Amazonen zu durchstoßen, und saubere Schnitte zuzufügen. Wie der Dolch mit Metallpanzerungen fertig wird weiß ich nicht, ich habe ihn noch nie benutzt. Die Amazonen haben diese Waffen übrigens Blutdolche genannt, wahrscheinlich aus dem Grund weil das Material das Blut der Feinde einsaugt. Aber sie haben mir versichert mit Öl geht es genauso", erklärte der Schmied. Isabell besah sich den Dolch, er gefiel ihr sehr. Die rötliche Färbung hatte was für sich.

"Was müßte ich euch zahlen?", fragte sie dann.

"Wollt ihr euren alten Dolch in Zahlung geben?", fragte der Schmied zurück.

"Wenn ihr mir dafür noch was gebt gerne", lachte Isabell.

"Wie gesagt, wenn man ihn repariert kann man ihn sicher an einen Bauern verkaufen der so ein gutes Metall sicher zu schätzen weiß", überlegte er laut.

"Sagen wir 20 Goldstücke", meinte er dann.

"15 Goldstücke, ich weiß ja nicht ob der Dolch im Kampf überhaupt was taugt", erwiderte Isabell.

"18 Goldstücke, es ist ein Einzelstück welches ihr sonst kaum bekommt", schüttelte der Schmied den Kopf.

"Ihr wißt nichts über den Dolch, ich muß das Risiko tragen", sagte Isabell. Nach ein paar Minuten konnten sie sich schließlich auf 17 Goldtücke einigen, und Isabell bekam noch ein kleines Fläschen Öl mit dazu. Sie zahlte den Dolch und den Schleifstein und legte ihn gleich an. Die schwarze Lederscheide passte zu ihrer Rüstung.

"Ich danke euch für den Einkauf, vielleicht sieht man sich mal wieder", verabschiedete sich der Schmied.

"Viel Glück auf euren Wegen, möge das Schicksal euch gnädig sein", sagte Isabell und winkte kurz. Dann drehte sie sich um und stieß wieder in den Menschenstrom.
 

Isabell streifte weiter durch den Markt, entdeckte einen Lederhändler der Rüstungen, Kleider und alle möglichen Gebrauchsgüter aus Leder anbot. An der Wand hingen ein paar Peitschen, interessiert ging sie hin.

"Braucht ihr eine?", fragte plötzlich jemand hinter ihr. Sie drehte sich um, und sah einen kleinen, dicklichen Mann vor sich stehen.

"Ich hab euch nicht kommen hören. Nein, eigentlich nicht", meinte sie.

"Bei dem Krach hier kann sich selbst ein Arreatbüffel unbemerkt anschleichen", lachte der Händler freundlich.

"Eigentlich nicht meint ihr? Ich sehe euch an das ihr kein Viehtreiber seid, sondern ein Kämpfer. Aber es lag ein funkeln in euren Augen als ihr die Peitschen gesehen habt. Sie faszinieren euch nicht wahr?", fragte der Händel schmunzelnd.

"Ihr habt Recht, faszinierend finde ich sie schon. Bloß ich kann damit nicht umgehen, und ich wüßte nicht wozu ich sie brauchen könnten", erwiderte Isabell. Der Händler nahm eine Peitsche runter, drückte sie ihr in die Hand.

"Ihr könnt nicht damit umgehen? Ein Krieger der mit einer Lanze kämpft? Kommt mal mit", rief er lachend und führte sie hinter seinen Wagen. Es gab dort noch etwas Platz zwischen der nächsten Hausmauer und dem Wagen.

"Probiert es mal", sagte er, und sie sah ihn etwas unsicher an.

"Ihr dürft alles, bloß nicht die Hand nach unten fahren lassen und gleichzeitig zurücknehmen, sonst erwischt ihr euch selber. Nur Mut", lächelte er. Isabell entrollte die Peitsche, und ließ sie schwingen.

"Ihr müßt mehr Feingefühl, aber auch mehr Kraft reinlegen", sagte der Händler. Isabell tat wie ihr gesagt wurde, und es gab einen scharfen Knall. Sie zuckte zusammen.

"Das ist ja ziemlich laut", sagte sie verblüfft.

"Nicht wahr, damit kann man Eindruck schinden. Und wenn ihr übt dann könnt ihr mit der Peitsche so gut umgehen, das ihr einzelne Blätter vom Baum schlagen könnt. Unterschätzt das nicht, die Peitsche kann gewaltige Kräfte entwickeln. Was ihr in den Händen habt ist eine Kampfpeitsche. Sie hat am Ende kleine Metallklingen eingearbeitet, die wie Schuppenpanzer seitlich rausstehen, jeweils eine Reihe auf jeder Seite. Ihr könnt damit gegen ungeschützte Gegner schlimme Verletzungen zufügen, und die Abschreckung ist enorm. Die Herrscher im Osten benutzten solche Peitschen um Aufstände niederzuschlagen. Diese Waffen töten die Leute nicht, wie es die anderen tun, und es reichen weniger Leute um einen Haufen zurückzuhalten. Versucht diesen Effekt mal mit einem Schwert oder Lanze, unmöglich", erklärte der Händler. Isabell ließ die Peitsche noch ein paarmal knallen, streifte dabei einer der Häuserwände. Lehmputz bröckelte in einem langen Schnitt hinunter.

"Seht ihr?", grinste der Händler.

"Nun zieht die Peitsche ruckartig zurück, fahr dabei den Griff gerade hoch. Die Peitsche wird dann wellenförmig auf euch zukommen, und mit etwas Übung könnt ihr sie dann so aufgewickelt mit der gleichen Hand fangen", sagte der Händler dann. Isabell versuchte es ein paarmal, und schaffte es dann sogar.

"Ihr habt wirklich ein großes Geschick und Feingefühl, aber das habe ich von einer Lanzenträgerin auch nicht anders erwartet", lachte der Händler.

"Danke für die Hilfe...beeindruckend", sagte Isabell und sah sich die große Peitsche an.

"Sagte ich doch. Wollt ihr sie haben? Für euch mache ich einen Sonderpreis", sagte der Händler.

"Macht ihr das nicht bei jedem Kunden der was kaufen will?", fragte Isabell grinsend, und der Händler lachte.

"Natürlich, Sonderpreis klingt nur besser als regulärer Preis, meint ihr nicht auch?", fragte er dann.

"Was würdet ihr verlangen?", fragte Isabell.

"15 Goldstücke, das ist eine sehr gute Peitsche, handwerklich wirklich meisterhaft angefertigt", sagte der Händler.

"12 Goldstücke, sie ist schon gebraucht", meinte Isabell. Der Händler sah sie erst etwas erstaunt an, lachte dann aber wieder laut.

"Ihr seid nicht auf den Mund gefallen. 14 Goldstücke, und nicht eines weniger", sagte er dann kichernd.

"In Ordnung, ich nehme sie", sagte Isabell und rollte die Peitsche richtig auf.

"Hervorragend, ich bin sicher ihr werden noch viel Freude damit haben. Aber tut mir einen Gefallen, fangt nicht an damit auf Tieren rumzuschlagen, es ist wirklich keine Treiberpeitsche", grinste er.

"Eurer Humor ist wirklich eigenartig", sagte Isabell und gab ihm die Goldstücke.

"Das sagen alle Leute. Paßt auf, verletzt euch nicht selber. Wenn ihr kräftig genug Schwung holt könnt ihr euch selbst die Lederrüstung durchschlagen wenn ihr nicht aufpaßt", warnte er nochmals.

"Danke, ich werde aufpassen", sagte sie und hängte die Peitschen neben den Dolch an der Hüfte.

Vor dem fahrenden Händler trat sie wieder auf in die Menschenmenge und sah den Sonnenstand an. Leanan würde sich auch bald am Tor auftauchen, drum machte sie sich auf den Weg. Unterwegs ging sie aber nochmal zu einer Kirche. Dort betete sie für ihren Vater, und das sie eine sicher Reise haben würden. Sie schmiß wieder ein paar Kupfermünzen in die Opferschale und verließ die heilige Stätte. Am Tor selber war viel los, die Händler und Bauern zogen langsam aber sicher ab. Isabell sah sich um, entdeckte Leanan draußen neben der Zugbrücke.

"Da bist du ja", meinte er fröhlich. Isabell zuckte zurück, er hatte eine ziemliche Fahne.

"Hast dich nicht zurückgehalten merke ich", meinte sie schmunzelnd. Leanan lachte, und sie liefen los. Man merkte ihm an das er getrunken hatte, aber er lief noch ziemlich sicher.

"Ich hatte Glück, nachdem ich drei Krüge Würzwein spendiert hatte und die Knaben ziemlich redselig wurden konnte mir einer etwas von einem Grab im Wald erzählen, in dem ein reichern Baron beigesetzt sein soll", erzählte Leanan. Er sprach langsamer und bedachter, anscheinend wollte er vor ihr nicht lallen.

"Was denn, nur ein Baronsgrab? Letztes mal war es ein unbekanntes Königsgrab was angeblich im einem Berg sein sollte. Drei Tage haben wir gesucht und nichts gefunden, diesmal wird es auch so sein", meinte sie sarkastisch.

"Sei doch mal etwas optimistischer, vielleicht haben wir diesmal mehr Glück", erwiderte Leanan etwas beleidigt.

"Ich würde vorschlagen das wir in dem Waldstück da oben eine Rast machen, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst", kicherte sie.

"Pah, Rausch. Mit den Weicheier kann man keinen Rausch bekommen, die lagen schon nach dem zweiten Krug unterm Tisch! Upss......", sagte Leanan.

"Soso... waren es vorher nicht drei Krüge?", fragte sie kichernd.

"Naja...wenn man mal in Fahrt ist... und es waren ja noch andere da. Von denen habe ich allerdings nicht mehr erfahren als das dem einen die Frau weggerannt ist, der andere Zahnschmerzen hat und Angst vor dem Arzt hat und einem, dessen Pferd hatte gestern Abend eine Kolik", erwiderte er.

"Wie interessant", lachte Isabell, und sie verließen den Weg, gingen in den Wald. Nach einer Weile fanden sie eine kleine Lichtung, und man konnten einen Bach in der Nähe hören.

"Schlagen wir hier unser Zelt auf", meinte Isabell, und Leanan nickte mit dem Kopf. Müde luden sie ihre Sachen ab, begannen das Zelt aufzustellen. Dann suchten sie etwas Kleinholz und machten ein Feuer, setzten sich drumherum. Nachdem sie eine Kleinigkeit zu sich genommen hatten verabschiedete sich Leanan ins Zelt, Isabell wünschte ihm nur eine gute Nacht. Sie holte ihre Lanze und den Schleifstein, setzte sich wieder vor das Feuer und fing an sie Doppelschneide nachzuschärfen. Eigentlich war diese noch scharf genug, aber es diente nur der Beschäftigung. Sie hatte einen schönen Tag in der Stadt verbracht, wenn man mal von dem Dieb absah, und die tägliche Langeweile wurde so noch sichtbarer. Zudem fehlte Leanan als Gesprächspartner, gerne hätte sie erfahren was er so alles an dem Tag erlebt hatte. Egal was, Hauptsache reden. Ein Tropfen fiel auf die Schneide, die Einsamkeit gewann wieder die Oberhand in ihr, ließ sie den Schmerz spüren. Sie vermißte es einfach von jemanden in den Arm genommen zu werden, sich mit jemanden auszutauschen.... jemanden zu lieben, zu mögen. Immer mehr Tropfen landeten auf der Klinge, und Isabell legte den Schleifstein zur Seite, wischte sich mit den Handrücken über die feuchten Augen. Sie kämpfte noch ein wenig dagegen an, dann ließ sie einfach den Kopf hängen und weinte leise ihren Schmerz und ihre Einsamkeit heraus.

Am nächsten Morgen wachte Isabell auf, sie lag neben dem ausgebrannten Lagerfeuer auf der Erde. Den Kopf hatte sie auf die Hand gelegt, das Gesicht war dem Aschehaufen zugewandt. Gähnend erhob sie sich, überlegte wie es dazu kommen konnte das sie hier geschlafen hatte. Dunkel erinnert Isabell sich das sie sich nach einiger Zeit hingelegt hatte am Feuer, und über ihr Leben nachgedacht hatte. Dabei mußte sie eingeschlafen sein.

Sie stand auf, streckte sich und lief zu dem Bach. Nach der Morgenwäsche verrichtete sie weiter weg ihr Notdurft und kam zurück zu dem Lagerplatz. Leanan war wach und bereitete ein neues Lagerfeuer für das Frühstück vor.

"Guten Morgen, wie geht es dir?", fragte sie ihn.

"Etwas Kopfschmerzen, aber ich werde mir mit ein paar bekannten Heilkräutern einen Tee aufbrühen, danach sollte es wieder gehen", erwiderte er und musterte sie.

"Deine Schlafstelle war unbenutzt, hast du nicht geschlafen?", fragte er dann besorgt.

"Doch. Aber ich bin vor dem Feuer eingeschlafen", antwortete sie.

"Vor dem Feuer also.... ", wiederholte er noch mal für sich und sagte dann nichts mehr dazu.

"Ich würde mich gerne richtig waschen, kannst du aufpassen?", fragte Isabell, und Leanan nickte.

"Keine Sorge, ich passe schon auf das dich keiner stört", schmunzelte er. Isabell zog sich aus, nahm aber sicherheitshalber den Dolch mit. Dann legte sich sie sich langsam in den Bach, das Wasser war wirklich kalt. Der Dolch lag nebendran am Ufer. Sie mochte es wenn die langen Haare in den leichten Strömung des Wassers schwebten, sie tauchte fast mit dem ganzen Körper unter Wasser, nur das Gesicht sah noch raus. Die Haut kribbelte durch die Kälte, doch es war trotzdem schön im Wasser zu liegen und durch das Blätterdach in die Sonne zu blinzeln. Nach einer Weile setzte sie sich auf, beugte sich zum Ufer und holte einen Büschel Kräuter, rieb ihr feuchtes Haar damit ab. Es gab zahlreiche Kräuter welche fettlösend waren, Leanan hatte sie ihr gezeigt. Die Reichen ließen Badeöl aus den Kräutern pressen, doch dieses war viel zu teuer für Leute wie sie. Und sie hatte auch dafür nichts übrig, sie mochte es wenn ihr Haar nach den Kräutern duftete, was bei dem Ölen nicht der Fall war.

Sie wusch sich nochmal das Haar durch, erhob sich dann und legte sich etwas weg von dem Lagerplatz auf einen Grasfleck, wo die Sonne durchschien. Sie warmen Sonnenstrahlen würde sie trocknen und ihre kalte Haut wieder aufwärmen. Sie breitete ihr Haar aus damit dieses schneller trocknete, winkelte ein Bein an und schloß die Augen. Den Dolch hatte sie wieder mit, sie wollte kein Risiko eingehen. Wer wußte schon auf was Banditen, welche möglicherweise in der Nähe waren auf Gedanken kamen wenn sie eine nackte Frau hier liegen sehen?

Nach einer Weile war sie trocken genug und stand auf. Mit dem Dolch in der Hand lief sie zurück zum Lager, wo Leanan gerade an seinem Tee schlürfte.

"Für so einen Anblick könnte man ja Eintritt verlangen", kicherte er. Isabell sah ihn schief an und legte ihre Sachen wieder an.

"Außer dir und meinem Vater hat mich noch kein Mann nackt gesehen, und das soll auch erst mal so bleiben", sagte sie dann und fuhr sich noch mal durch die Haare.

"Welch eine Verschwendung", sagte Leanan augenzwinkernd während er wieder einen Schluck aus der Blechtasse nahm.

"Geht es dir besser?", fragte sie dann, setzte sich auch ans Lagerfeuer.

"Ja, Gottseindank haben sie uns neben dem trinken auch gelehrt wie man die Kater morgens bekämpft", sagte er.

Isabell schüttelte den Kopf.

"Da denkt man Paladine sind heilige Krieger, ein Vorbild für alle und dann sowas...", meinte sie kichernd.

"Was konnten wir denn dafür wenn die Mönche im Kloster nebendran so gutes Bier herstellten? In der Fastenzeit gab es halt mal nichts anderes als Bier, und wer nicht genug trinken konnte der hatte ernsthafte Probleme diese Zeit zu überstehen. Da mußte man trinkfest sein", erklärte er schmunzelnd.

"Männer...", gab Isabell nur seufzend von sich.

Sie aßen von ihrem Proviant, löschten dann das Feuer und packten ihre Sachen zusammen. Nachdem sie die Rücksäcke wieder angelegt hatten sah Isabell ihn an.

"Also wo soll denn jetzt das komisch Grab sein?", fragte sie ihn.

"Er hat es mir wage erklärt, es sollen anscheinend schon mehrere Abenteurer versucht haben in das Grab zu kommen, aber niemand hat es lebend rausgeschafft", erklärte Leanan.

"Klingt interessant. Na dann, führe uns hin", schmunzelte Isabell.

Sie liefen wieder zu dem Weg, marschierten Richtung Norden zurück zu dem großen Wald. Von dort verließen sie den Pfad und kämpften sich durch den Wald. Äste schlugen ihnen ins Gesicht, starke Nadelbaumäste wirkten wie Speeren die erst beseitigt werden mußten, und Leanan trat zu allem Überfluß auch noch einen Ameisenhaufen, der hinter einem Gebüsch war. Es war beschwerlich, und Isabell zweifelte daran das sie hier noch was finden würden. Aber Leanan ließ nicht locker, folgte der wagen Wegbeschreibung. Dann merkten sie das der Boden anstieg, ungewöhnlich bei dem sonst flachen Boden. Schwertschwingend kämpfte sich Leanan durch ein Gebüsch, blieb dann stehen. Isabell kämpfte sich vorbei und blieb ebenfalls erstaunt stehen. Vor ihnen befand sich ein Eingang, der komplett aus altem, überwucherten Stein bestand. Der Eingang selber hatte ein Eingangsportal, welches wie ein oben abgeschnittener Kegel aussah. Stufen führten zu dem Tor runter, welches halb in der Erde versenkt war. Pflanzen wucherten überall, dieser Ort war schon sehr lange Zeit nicht mehr betreten worden.

"Also hatte der alte Fuchs doch recht", schmunzelte Leanan.

Isabell zögerte noch.

"Naja, ein Tor mitten im Urwald. Ich meine wenn es ein wirklich wichtiger Mann war, warum hat er es dann so einsam und unwegsam gestaltet?", fragte sie.

"Vielleicht um es den Grabräubern schwerer zu machen.. sieh mal, da sind die Reste einer Straße, sie führt mitten in den Urwald. Sie muß vor sehr langer Zeit hier angelegt worden sein", sagte Leanan und deckte mit dem Fuß die Überreste einer Kopfsteinpflasterstraße frei. Diese war größtenteils überwachsen und weggebrochen. Die Bäume und Pflanzen hatten sie mit der Zeit zerstört.

Isabell trat auf den Eingang zu, Leanan sah sich oben noch etwas um.

"Hier liegen überall große behauene Steine, das muß hier mal ein richtiger Platz gewesen sein", rief er. Sie besah sich das Tor, lauter Schriftzeichen waren darin eingraviert. Hinter dem Tor ging ein kurzer Gang, an dessen Ende man eine noch ein Tor sah, aber ein Verschlußstein versperrte es. Isabell lehnte ihre Lanze gegen sie Seitenwand und schritt in den Gang, sah sich interessiert um. Dann trat sie auf einen Stein, der etwas einsackt. Es gab ein rasselndes Geräusch, und ein Verschlußstein sauste am Tor hinter ihr hinab, verschloß den Durchgang. Isabell rannte zurück, drückte gegen den Stein.

"Isabell, alles in Ordnung?!", konnte sie Leanan von der anderen Seite hören.

"Ja, mir geht es gut. Aber wie kriegen wir den Stein da wieder hoch?", rief zu zurück.

"Such ob es irgendwo da drinnen einen Hebel oder sowas gibt!", rief Leanan. Isabell ging nochmal zu dem einzelnen Stein im Boden, stand drauf. Er klackte, aber rühren tat sich nichts mehr, egal wie oft sie drauf trat. Sie lief den Gang weiter entlang, suchte dabei noch die Wände ab. Sie bemerkte ein Loch in der Wand, fragte sich wofür das wohl ist. Wieder sank ihr Fuß nach einem Schritt leicht ein, und eine Lanze schoß aus der Wand, verfehlte ihren Oberkörper, schrammte an der Lederrüstung entlang. Isabell blieb starr vor Schreck stehen, nahm dann den Fuß von dem Stein. Mit einem rumpeln fuhr die Lanze wieder in das Loch zurück. Wie konnten solche Mechanismen nach so langer Zeit noch funktionieren? Da mußte Magie im Spiel sein. Vorsichtig lief sie weiter, achtete auf den Boden. Kurz vor dem anderen Tor sah sie wieder so einen Stein im Boden. Isabell schaute die Wände an, und die Decke. Kein Loch oder dergleichen. Sie streckte ihren Fuß aus, drückte den Stein ein. Es gab wieder ein klacken, sonst passierte nicht. Das klacken kam vom ersten Stein hinten. Sie ging zurück, trat nochmal auf den ersten Stein. Das klacken war vorne beim zweiten. Sie blieb auf dem ersten Stein stehen, zog ihren Dolch und steckte ihn in den Schlitz, fixierte den ersten Stein so. Dann lief sie zum zweiten Stein, trat drauf. Es gab ein heftiges rumpeln, und der zweite Verschlußstein hob sich langsam. Der Gang führte weiter. Kaum nahm Isabell den Fuß vom Stein sauste der Verschlußstein wieder runter. Es gab anscheinend nur einen Weg....

Sie lief zurück und rief "Ich weiß wie man den zweiten Verschlußstein öffnen kann. Ich gehe rein, vielleicht gibt es ja da einen Weg raus!"

"NEIN.... das.... ", rief Leanan zuerst, dann gab es eine Pause und sie hörte dann "In Ordnung, versuche es. Aber bitte passe auf dich auf Isabell, bitte. Ich könnte es mir niemals verzeihen wenn dir was zustoßen würde"

"Das werde ich machen. Warte da wo du jetzt bist, vielleicht findest du ja einen anderen Weg raus", rief Isabell.

"Das werde ich machen. Viel Glück!", rief Leanan. Sie löste sich vom Verschlußstein, sah zur Decke. Ein paar Lianenreste hingen dort, der Verschlußstein hatte sie gekappt als er runtergesaust war. Sie zog ihren Dolch raus, schnitt ein paar Stücke davon ab und schnitzte sie Keilförmig zu. Dann trat sie nochmal auf den Stein, klemmte ein Lianenstück ein. Es hielt. Vorsichtig nahm sie ihre Lanze und lief zum zweiten Stein, klemmte solange der Verschlußstein nach oben glitt ebenfalls ein Lianenstück ein. Auch dieser hielt. Trotzdem sprang sie durch, sicher war sicher.

Da stand sie nun, ein Gang vor ihr der nach unten führte und dann wieder gerade wurde. Man konnte nicht sehen was da unten auf einen wartete. Isabell schaute zurück, war dies wirklich eine gute Idee? Genau in diesem Moment gab das erste Lianenstück nach, der Stein ging hoch und der Verschlußstein knallte runter. Hervorragend. Jetzt gab es eh keinen anderen Weg dachte sie sarkastisch. Warum mußte ihr immer sowas passieren?

Vorsichtig folgte sie dem Gang runter, achtete auf jeden Schritt. Die losen Steine konnten man wenn man sehr genau hinschaute erkennen, weil der Spalt zwischen den Steinen dann minimal größer war. Sie kam an das gerade Stück. Der Gang war breiter, und schmale Schlitze an der Unterseite bedeuteten nichts gutes, ebenso der große eingetrocknete Blutfleck vor ihr im Gang. Aber sie hatte eine Idee. Sie drehte ihre Lanze, so das die Schneide nach unten schaute. Dann sprang sie in den Gang, stützte sich mit den Beinen an einer Wand ab, und mit der Lanze an der anderen. Sie hing nun Waagerecht in der Luft. Langsam setzte sie die Füße immer weiter rüber, zog dann blitzschnell die Lanze an und setzte diese auch ein Stück rüber. So gelangte sie langsam durch den breiten Gang, an der anderen Seite zog sie die Lanze ein und Drückte sich ab. Sie flog durch den anderen Torbogen in den nächsten Gang, rollte sich ab. Dann stand sie auf und sah zurück.

Sie hielt ihre Lanze in den Breiten Gang, berührte den Boden. Dieser sackte selbst bei dieser Bewegung etwas ein, und es gab ein rumpeln. Aus den Schlitzen schossen rotierende Klingen, die jedem Unbedachten die Füße wegschlagen würden welchen den Boden betrat. Sie konnte ihren Lanze gerade noch hochziehen bevor die Klingen diese erfaßten. Nachdem die Klingen ihren Schwung verloren hatten rutschten sie ratternd zurück in die Schlitze. Dann gab es einen Knall und der Boden öffnete sich nach unten, in der Mitte hatte er den Schlitz. Darunter konnte Isabell Knochen, Leichen und Leichenteile entdeckten. Vor allem Füße. Sie sah angewidert weg. Nach kurzer Zeit fuhren die beiden Hälften des Bodens wieder langsam hoch, schlossen sich. Das geratter stoppte, und es war wieder leise. Wer dachte sich solch grausame Fallen aus? Isabell zweifelte langsam daran das hier nur ein alter Baron lag, derjenige der sich so begraben ließ mußte mächtiger sein.

Der vor ihr liegende Gang war schmaler, und hatte keine Löcher und Schlitze. Dahinter konnte sie einen breiten, länglichen Raum erkennen, in dessen Mitte Stufen zu einem Großen Tor führten. Sie schlich vorsichtig den Gang entlang, schaute jeden Stein an auf welchen sie trat. So erreichte sie nach einer Weile den Raum. Die breite, flache Treppe in der Mitte hatte sie schon gesehen, aber das in Mulden in den Wänden steinerne Kisten standen bemerkte sie jetzt erst. Sie waren voller Inschriften, wahrscheinlich Särge. Vielleicht die Bauherren dieser Gruft, welche die Geheimnisse mit in den Tod genommen haben. Isabell schüttelte es, und sie lief langsam weiter. Die Treppe waren ihr nicht geheuer, und sie untersuchte sie von der Seite. Dennoch schienen sie in Ordnung zu sein. Sie stieg also auf die erste Stufe. Ein knacken war zu hören, und die ganze Treppe sackte etwas ein. Scheiße, sie hatte gekuckt ob einzelne Stufen Schalter waren, aber doch nicht die ganze Treppe!

Ein Verschlußstein fiel vor beide Tor, und sofort konnte sie es in den Steinkisten kratzen hören, die Deckel flogen weg. Skelette stiegen aus den Kisten, die Kleidung hing ihnen halb verrottet zwischen den Rüstungsteilen, die zum Teil weggerostet waren. Die morschen Knochen hatten eine braune Färbung angenommen. Acht solche Skelette standen da, und nochmal zwei am Ende der Halle welche keine Waffen und Rüstungen trugen. Das erste Skelett griff an, und Isabell duckte sich weg, stieß mit ihrer Lanze zu. Sie riß die Brustpanzerung weg, aber das störte das Skelett nicht sonderlich. Die anderen kamen auf sie zu, hieben mit ihren Schwertern zu. Isabell rannte in die Ecke, drehte sich um. Wie konnte man Tote töten? Sie ließ die Lanze um ihren Körper kreisen, rannte auf das erste Skelett zu. Die Wucht des Schlage riß dem ersten Skelett das linke Bein weg, und dem zweiten nebendran das rechte. Eines der beiden flog um, das andere hüpfte auf einem Bein weiter. Isabell zog sich wieder zurück, die Angreifer kamen auf sie zu.

Das Skelett am Boden krabbelte umständlich auf den Armen, kam aber genauso näher. Sie überlegte fieberhaft wie sie die Biester erledigen konnte. Arme und Beine abhauen war Blödsinn, aber der Körper wird normal vom Schädel gelenkt. Also schoß sie nach vorne, ließ die Lanze in den Schädel des ersten Skelettes krachen und spaltete ihn. Dieses zeigte sich kaum beeindruckt von dem Verlust seinen Kopfes, konnte aber anscheinend nicht mehr sehen wo Isabell war, unsicher wankte es durch den Raum. Die anderen griffen an, Isabell sprang geduckt aus der Ecke, rannte in die nächste. Kaum hatten aber die hinteren Skelette freies Schußfeld zu ihr zuckten auch schon die ersten Feuerbälle durch den Raum. Isabell rettete sich mit einem Hechtsprung, warf geistesabwesend ihre Lanze auf eines der Magierskelette, verfluchte aber gleich ihre Aktion. Die Lanze erwischte zwar einen der Magier, zerfetzte den Schädel, aber wie sollte sie jetzt an die Waffe kommen?

Der zweite Magier schoß wieder, und Isabell rollte sich weg. Die anderen Skelette waren wieder dran, und die erste Klinge knallte auf den Boden, wo sie einen Moment zuvor war. Sie stand auf, fluchte. Da fiel ihr die Peitsche ein. Schnell löste sie diese von der Hüfte und rollte sie ab. Das erste Skelette der Gruppe kam auf sie zu, holte mit der Klinge Schwung. Isabell bekam Panik und ließ die Peitsche auf den Angreife zuschnellen. Die Peitsche knallte auf den maroden Brustpanzer, ließ diesen zersplittern und warf durch die Wucht das Skelett zurück in die Gruppe der anderen. Ein Großteil dieser flog um, riß den Rest mit zu Boden. Das Magierskelett sah seine Chance und bereitete wieder einen Spruch vor. Isabell sprang nach vorne, holte dabei mit der Peitsche Schwung und ließ dieser wieder nach vorne schnellen. Das Magierskelett knallte gegen die Wand. Isabell ließ die Peitsche immer wieder gegen das Skelett springen, Knochen brachen durch die Wucht ab und flogen durch den Raum. Mit einem Treffen platzte der Schädel auseinander, und der Magier war so erstmal keine direkte Gefahr mehr. Sie drehte sich um, ließ die Peitsche gegen die Gruppe knallen. Bei dem Haufen konnte man nicht danebenhauen. Knochesplitter flogen durch die Luft, die Skelette wichen zurück, wußten nicht wie sie an sie rankommen sollten. Isabell schlug erbarmungslos zu, sie mußte die Angreifen so auseinanderschlagen bis sie keine Gefahr mehr darstellten. Das Knallen der Peitsche in dem Raum schmerzte in den Ohren, aber sie machte weiter.

Bald waren die Skelette so zerrupft das sie kaum noch in der Lage waren anzugreifen. Isabell rollte die Peitsche ein und holte ihre Lanze. Damit schlug sie weiter auf den Einzelteilen herum, welche sich immer noch bewegten. Ein Arm kroch über den Boden, ein Fuß rutschte auf der Stelle, es war ein richtiger zappelnder Knochenhaufen. Nach einer Weile waren es dann ruhig, sie Skelette waren so zerlegt das sich nichts mehr rührte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, atmete heftig. Der rechte Arm tat ihr durch das schwingen weh, sie war so eine Bewegung nicht gewohnt. Schnaufen stützte sie sich auf ihrer Lanze ab. Ein Nahkämpfer hätte hier weniger Probleme gehabt, er hätte diese langsamen Gegner schnell zerlegen können. Sie lachte in sich rein, hätte sie die Peitsche nicht gehabt wäre sie mit Sicherheit hier gestorben. Sie bekam einen riesen Schreck als die Treppe wieder hochfuhr und die Verschlußsteine wieder langsam in der Decke verschwanden. Es war wieder ein schmaler Gang sichtbar, der anscheinend wieder zur einem Raum führte. Sie setzte sich erstmal an den Rand der Treppe, lud ihren Rucksack ab und trank etwas. Dann aß sie ein paar Früchte.

Eine Hand die sie übersehen hatte kam über die Treppe auf den Finger zu ihr gerutscht. Sie packte ihr Fußgelenk mit einem Satz und drückte zu. Isabell sah verwundert hinunter, dann zückte sie ihren Dolch und hebelte die Hand weg. Diese flog durch den Raum, knallte gegen die Wand und fiel runter. Wieder kam sie auf Isabell zu. Diese schmiß die Klinge mit voller Wucht gegen die Hand, die sich darauf hin in ihre Einzelteile auflöste. Lästig!
 

Nachdem sie gegessen hatte stand sie auf, lud den Rucksack wieder auf den Rücken und holte ihren Dolch, stecke ihn weg. Mit der Lanze lief sie in den Gang, suchte wieder den Boden nach verdächtigen Steinen ab, die Wände und Decke nach Löchern oder Schlitzen. Scheinbar waren diese Zwischengänge gefahrlos, aber sie war trotzdem vorsichtig. Sie wollte nicht wegen eines Leichtsinns hier unten verrotten.

Wieder führte der Gang zu einem Raum. Der nächste Gang dahinter war dunkel, keine Fackeln erleuchteten ihn. Man sah nicht wohin er führte. Langsam ging sie zu dem Raum, sah sich um. Dieser war leer, außer den beiden Toren gab es hier nichts. Plötzlich konnte sie Schritte hören. Langsam, über den Boden schleifend kamen sie aus dem dunklen Gang. Dann trat einen Gestalt heraus. Sie war abgemagert, trug ein sehr langes Schwert welches am Boden schleifte, und starrte sie an. Ein irrer Blick lag in dem eingefallenen Gesicht. Dann schritt die Gestalt langsam auf sie zu, sie nicht aus den Augen lassend.

"Vater!", keuchte Isabell, sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

"Ja, ich. Auch du hast dich gegen mich verschworen! Ihr alle habt euch gegen mich verschworen! Selbst meine eigene Tochter!", rief die Gestalt gequält, irre.

"Nein, das stimmt nicht! Ich hab dich immer geliebt Vater, und zu dir gehalten!", rief Isabell, wich zurück und Tränen schossen ihr in die Augen.

"Lüge nicht! Ich weiß alles, ihr habt euch alle gegen mich verschworen! Ihr alle! Dafür werdet ihr sterben! Ihr alle!", rief er, kam näher auf sie zu.

"Vater, bitte! Wir waren nie gegen dich, wir...", weinte Isabell.

"Schweig! Ihr habt euch alle gegen mich verschworen, wollt meinen Tod! Selbst mein eigen Fleisch und Blut!", fuhr er dazwischen.

"Das stimmt nicht! Ich habe mich nie von dir abgewendet, ich habe dich immer geliebt und verehrt, bitte glaube mir doch!", rief sie, schritt immer weiter nach hinten in die Ecke des Raumes zu.

"Heuchlerin! Ihr alle seid Heuchler! Ihr wollt meinen Tod, wollt die Macht an euch reißen und mich umbringen! Selbst meine Tochter!", rief er aus.

"Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnn!", schrie Isabell, brach in der Ecke weinend zusammen. Die Gestalt kam auf sie zu, hob das Schwert.

"Nun wirst du Verräter sterben, durch mein Schwert!", rief er aus.

Isabell sah vom Boden auf, ihm in die Augen. Ihr Gesicht war naß von den Tränen als sie flüsterte "Dann töte mich wenn du mir nicht mehr vertraust, ich kann diesen Schmerz in mir nicht mehr ertragen, die Gewißheit das du mich umbringen wolltest damals. Du hast dich damals von mir abgewendet, hast deine Liebe gegen Haß umgetauscht. Du hast mich verstoßen, obwohl ich immer zu dir gehalten habe. Ich habe dich immer geliebt Vater, und werde es auch immer tun!", rief sie aus und weinte wieder. Sie wartete auf den erlösenden Schlag, aber durch den Tränenschleier hindurch konnte sie sehen wie die Füße der Gestalt plötzlich unscharf wurden und verschwanden. Sie sah auf, ihr Vater war weg. Es war nur eine Illusion, ein Zauber. Aber warum?

Sie setzte sich auf, lehnte sich in die Ecke. Tränen liefen ihr immer noch die Wangen runter, aber sie fühlte sich irgendwie befreit. Irgendeine alte Last wurde ihr von den Schultern genommen. Was war gesehen, warum tauchte ihr Vater hier auf?

Sie stand auf, und hörte ein zischen im Gang. Vorsichtig lief sie in die Mitte des Raumes, sah hinein. Die Fackeln an der Wand waren angegangen, und man konnte am anderen Ende sehen das der Gang sich spaltete, je links und rechte weiterging. Diese Gänge führten scharf im 90° Winkel vom ursprünglichen Gang weg, und an der Mauer die man so sehen konnte stand etwas. Es war eine Sprache welche sie kannte. Vorsichtig lief sie in den Gang, laß was dort stand.

"Mensch, welcher du da stehst. Wenn du dieses hier ließt hast du den Schatz gefunden welcher hier verborgen liegt. Du hast soeben deine schlimmsten Ängste besiegt welche dir von Angesicht zu Angesicht standen. Lebe befreit von diesen Ängsten und hüte das Geheimnis um diese Gruft, auf das mehr würdige an diesem Schatz teilhaben können. Das ist mein Vermächtnis an euch"

Nachdem sie es fertig gelesen hatte verschwand die Schrift in der Wand wieder. Isabell blieb völlig perplex stehen. Ihre schlimmsten Ängste? War ihr Vater wirklich ihre schlimmste Angst gewesen? Sie sah zu Boden, dachte nach. Fast jede Nacht träumte sie von dieser Nacht, in der ihr Vater starb. Es hatte sie sehr verletzt das er ihr nicht mehr traute, keine anderen Möglichkeit sah als das er sie umbringen wollte. Ein Vater der seine eigene Tochter erschlagen will, weil er sie verstoßen hat, das waren fürchterliche innere Schmerzen welche sie zerfressen hatten, ihr jede Nacht diesen Alptraum bescherten. Nie konnte sie ihm sagen was sie gerade eben zu ihm gesagt hatte. Was sie immer für ihn empfunden hatte. Und das hatte sie all die Jahre gequält, die Gewißheit das ihr Vater mit diesem Irrglauben des Verrates gestorben war.

"Oh Vater", sagte sie, Tränen liefen ihr das Gesicht runter, tropften auf den staubigen Boden.

Nach einer Weile sah sie wieder auf, löste sich von der Wand und schaute in die beiden Quergänge. Beide führten zu einer Treppe, welche hoch ging. Vielleicht nach draußen?

Isabell lief zu der linken Treppe, stieg sie hinauf. Oben konnte sie einen Verschlußstein sehen, der sich langsam öffnete als sie näherkam. Sonnenlicht schien herein, und die trat heraus, mit der Hand vor dem Gesicht weil die Sonne blendete. Der Stein schloß sich hinter ihr, sie dreht sich um. Der Stein war perfekt getarnt, selbst als sie davor stand konnte sie nicht ausmachen wo der Verschlußstein anfing und wo er aufhörte.

"Isabell!", hörte sie weiter weg eine Stimme und drehte sich um Leanan kam auf sie über den Platz zugerannt, dabei durch die Gebüsche stoßen. Er nahm sie in den Arm, drückte sie an sich und sah sie dann an.

"Warum hast du geweint? Hast du Schmerzen?", fragte er dann besorgt. Isabell schüttelte den Kopf.

"Nein, im Gegenteil", meinte sie nur, lächelte ihn an. Leanan konnte sich nicht erinnern das sie jemals so warm und befreit gelächelt hatte.

"Was ist da unten passiert?", fragte er verdutzt.

"Frag bitte nicht", sagte sie und drückte sich nochmal an ihn. Tränen liefen die Rüstung herab, und Leanan streichelte sie am Kopf. Was um Himmels Willen war da unten nur passiert? Das fragte er sich die ganze Zeit.

Kapitel 2 - Flucht vor dem Licht
 

Schweigend saßen die beiden um das Lagerfeuer was sie auf dem Plateau gemacht hatten. Das unruhige Licht der Flammen tanzte auf ihren Gesichtern. Ein Kupfertopf hing über dem Feuer, ein Eintopf brodelte darin. Die Sonne schickte sich an in Bälde unterzugehen, und der Nacht ihren Platz zu überlassen. Leanan schaute wie so oft am Abend Isabell an, welche Gedankenversunken ins Feuer schaute und ihre Arme gekreuzt auf ihren Schultern ruhen hatte.

"Wirklich alles in Ordnung?", fragte er sie besorgt.

"Ja Leanan, wirklich. Gib mir nur etwas Zeit das heute erlebte zu verarbeiten, das ist alles", erwiderte sie und sah kurz auf. In ihren Augen spiegelten sich die Flammen, verliehen ihr etwas magisches.

"Wir werden morgen nach Valmar aufbrechen", meinte Leanan plötzlich. Isabell fuhr mit dem Kopf hoch und sah ihn überrascht an.

"Aber du hattest doch bedenken?", fragte sie überrascht.

"Die habe ich immer noch. Aber wir haben wirklich alle Leute um Rat gefragt, welche uns möglicherweise helfen könnten. Es bleibt nur noch Valma übrig", schloß er.

"Aber wenn sie dich....", sagte Isabell und stockte.

"Das Risiko muß ich eingehen. Ich bin immer noch ein Diener des Lichts, trotz allem. Und wenn sie mich trotzdem verstoßen oder schlimmeres dann habe ich mein Leben dem falschen glauben geopfert", sagte er.

"Sag so etwas bitte nicht. Du hast viel gutes im Leben getan, du kannst stolz darauf zurückblicken. Und ohne dich und deine Lehren, wer weiß was ich heute wäre....", meinte Isabell leise.

"Du hast dein halbes Leben in Schmerz, Einsamkeit und Angst verbringen müssen. Und du mußtest in deinem jungen Leben schon mehr Kämpfe hinter dich bringen als mancher Soldat. Ich hätte dir lieber anderen Dinge beigebracht, schöne Dinge, welche dir Freude bereiten. Es tut mir Leid das ich dir nie das geben konnte, was du am sehnlichsten vermißt hast", sagte er nachdenklich.

"Bitte, hör auf. Du hast dich immer wie in Vater um mich gekümmert, warst immer für mich da, auch wenn ich ungerecht zu dir war. Ich hätte dir auch ein anderes Leben gewünscht, und keine so entbehrungsvolle Zeit mit mir. Du hast mir das gegeben was du konntest, und ich bin dir sehr dankbar dafür, mehr kann man von einem Menschen nicht erwarten...", erwiderte sie und sah ihn mit feuchten Augen an. Wieder kehrte Schweigen ein, beide hingen ihren Gedanken nach. Die Sonne sang immer tiefer, bald würde sie die ganze Welt in ein rotes Licht tauchen, und dann langsam am Horizont vergehen. Wie ein Krieger der blutend zur Erde sank und an seinen Wunden langsam starb.
 

Am nächsten Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen konnte man an dem Lagerplatz ein leises scharren hören, und Isabell trat aus dem Zelt. Sie war lange aufgeblieben gestern, aber dieser Traum war nicht wiedergekommen. Das erstemal seit Jahren hatte sie eine ruhige Nacht.

Gähnend streckte sie sich, sah sich um. Dann schlüpfte sie wieder hinter ein Gebüsch, verrichtete ihre Notdurft und lief danach noch ein wenig durch den dichten Wald. Die Vögel sangen in den Baumkronen, Das Licht fiel noch schwach durch die Blätter. Es würde sicher ein schöner Tag werden.

Nach einer Weile lief sie zurück, Leanan war schon wach und bereitet ihnen einen Tee.

"Du hast gestern so entspannt geschlafen, so habe ich dich noch nie erlebt. Normalerweise knallst du mir mindestens einmal in der Nacht eine der Schwingen auf den Kopf", rief er fröhlich als er sie kommen sah.

"Was kann denn ich dafür wenn du so groß wirst, ich brauche auch etwas Platz", meinte sie schmunzelnd. Sie setzte sich an das neue Feuer.

"Ich hab gut geschlafen, etwas was ich schon längst vergessen habe wie es ist", sagte sie dann anschließend.

"Das freut mich sehr. Ich hoffe du wirst irgendwann nur noch solche Nächte erleben dürfen", erwiderte Leanan freundlich.

"Mit einem Todesboten an meiner Seite? Irgendwann würde ich schon gerne einen Liebsten neben mir liegen haben", sagte sie geistesabwesend.

"Nicht lieber auf dir?", fragte Leanan kichernd, und duckte dich als Isabell ihn mit einem Ast versuchte zu erwischen.

"Du bist unmöglich, wie sie gerade dich als Paladin nehmen konnten ist mir bis heute ein Rätsel", lachte sie.

"Frag mich nicht. In einem Moment war ich besoffen in der Kneipe, am anderen Tag lag ich im Kloster und konnte mich an nichts mehr erinnern", grinste Leanan.

"Dir traue ich das zu", meinte sie und warf ihm einen schiefen Blick zu.

"Hör mal, Leute in meinen Alter verdienen etwas Respekt", faxte er.

"Leute in deinem Alter gehören in einem Schaukelstuhl vor den Kamin, wo sie die Enkel mit glorreichen Geschichten aus ihrer Jugend quälen können", lachte sie.

"So glorreich war die gar nicht....", meinte er schmunzelnd.
 

Sie tranken ihren Tee, der wie immer so stark und bitter war das es ihnen die Speiseröhre zuzog. Isabell hatte es aufgegeben ihn darauf hinzuweisen das er die Blätter zu lange im Kessel ließ, er würde es nie lernen. Nach dem Tee löschten sie das Feuer, bauten ihre Zelt ab und packten alles zusammen. Dann verließen sie das Plateau mit dem Eingang, Isabell sah nochmal zurück bevor sie durch das Gebüsch verschwanden. Dann drehte sie sich um, folgte Leanan der fluchend am einem Ast hängengeblieben war. Nein, ein Mann des Waldes war er wahrhaftig nicht....

Sie gelangten nach einer kleinen Irrfahrt wieder an den Weg und folgten ihm aus dem Wald. An der Kreuzung liefen sie diesmal nicht nach Duncraig, sondern folgten dem Weg nach Norden hoch. An der Spitze von Westmach lag Valma, das Heiligtum und der Hauptsitz der Kirche, Ausbildungsort der Paladine und Priester der Länder. Das war ihr Ziel.

Die Sonne stieg über der Firmament, sie folgten dem Kopfsteinpflaster immer nach Norden. Unzählige Händler, Reisende, Bauern und Söldner begegneten Ihnen. Diese Route war eine der Lebensadern von Westmach, vom fruchtbaren Norden wurden die Güter nach Kingsport gebraucht, von wo aus sie per Schiff in die ganze Welt gebraucht wurden. Oder sie gelangten nach Duncraig, wurden dort verkauft und über die Landwege in die Länder von Khanduras, Aranoch, Entsteig oder in das Land der Barbaren gebracht. Immer mehr Felder säumten ihren Weg, die großen Wälder wichen kleinen beforsteten Wäldern aus denen Holz gewonnen wurde. Viele Bauern waren auf den Feldern, säten oder bearbeiteten den Boden. Hin und wieder konnte man einen Priester sehen, der die frische Saat mit Weihwasser segnete und für eine gute Ernte betete. Aus den Dörfern drang geschäftiges Treiben, nach dem Winter waren viele Reparaturen fällig. Kinder rannten lachend über die Felder und Dorfplätze. Isabell dachte wehmütig daran wie glücklich sie in ihrer Kindheit war bis zu der Nacht. Sie konnte nicht so wie diese Kinder spielend groß werden, sie mußte mit einer Waffe in der Hand erwachsen werden.

Auf ihrer Reise kamen sie an einem kleineren Dorf vorbei. Isabell konnte an einem der Häuser ein kleines Mädchen weinen sehen. Sie verließ den Weg, lief langsam auf das Mädchen zu.

"Was ist denn los kleines?", fragte sie sanft und besorgt. Das kleine Mädchen sah auf, hörte auf zu weinen. Dann sprang es auf und rannte um das Haus weg. Isabell blieb stehen und seufzte.

"Nehmt es nicht persönlich, ihr wurde beigebracht keinem Fremden zu trauen", konnte sie plötzlich eine Stimme neben ihr hören. Isabell dreht sich um, sah einen alten Mann mit einem Krückstock. Seine Haltung war gebeugt, er trug einen großen Schnauzer, der ebenso wie sein Haar vom Alter gezeichnet weiß war.

"Was hatte sie denn?", fragte sie ihn.

"Ihre Mutter wurde gestern von zwei Incubi angegriffen und schwer verletzt", sagte er.

"Erzählt uns davon", erklang die Stimme von Leanan, der an nähergekommen war.

"Nun, ihre Mutter war gestern Abend noch am Brunnen Wasser holen, weil ihr Sohn erkältet ist uns sie ihm einen Tee machen wollte. Da sind diese zwei anscheinend über sie hergefallen, haben sie durch die Luft getragen und weiter draußen im Feld fallen gelassen. Sie hat sich mehrere Rippen, die Hüfte und ein Bein gebrochen. Ihr Mann und ein Heiler kümmern sich um sie, anderen Bauern bestellen sein Feld mit. Das ist alles was wir machen können. Aber wir haben Angst das diese zwei wiederkommen", erklärte der Alte.

"Woher wißt ihr das es zwei Incubi waren?", fragte Isabell.

"Nun, als wir ihre Schreie vernommen haben rannten wir raus, konnte noch sehen wie zwei dieser Gestalten mit ihr wegflogen. Leider konnten wir nichts dagegen tun", seufzte er.

Isabell sah Leanan an, und der sie.

"Mit eurer Erlaubnis werden wir heute Nacht hierbleiben und diese Geschöpfe bekämpfen", sagte Leanan dann.

"Wir können euch nichts bezahlen, wir sind ein armes Dorf", schüttelte der Alte den Kopf.

"Das macht nichts, wir wollten sowieso bald unser Lager aufschlagen, also warum nicht hier?", meinte Leanan.

"Würdet ihr das wirklich machen? Incubi sind schwere Gegner, ihr könntet dabei ernsthaft verletzt werden", sagte der Alte besorgt.

"Das überlaßt uns", grinste Leanan wissend.
 

Etwas später saßen sie etwas außerhalb der Stadt in einem Waldstück. Leanan entfachte gerade ein Feuer während Isabell vom Dorfbrunnen Wasser holte. Viele interessierte Augenpaare folgten ihr, ließen sie nicht mehr los.

Wieder zurück setzte sie den Kessel ab und gesellte sich ans aufkeimende Feuer.

Dann zog sie einen der Schuhe aus und rieb sich den Fuß.

"Mir brennen die Füße, ich mag es nicht wenn es so warm ist während man läuft", seufzte sie.

"Weichling, ich bin mit der Rüstung unterwegs und beschwere ich mich?", lachte Leanan.

"Wer hat denn unterwegs immer nach einer Pause gefragt, ich nicht", meinte Isabell.

"Wer hat dafür immer rumgejammert ob es noch weit ist?", konterte er.

"Ach lassen wir das. Kuck lieber das du das Feuer in Gang bringst, ich habe Hunger", schmollte sie, und Leanan grinste wieder. Gewonnen.

Nachdem wie sie etwas zu sich genommen hatten bereiteten sie sich auf die Nacht vor. Leanan hatte den Dorfbewohnern gesagt das sie sich nicht nähern sollten, aber so ganz traute er ihnen nicht. Darum nahmen sie ihre Waffen und zogen sich in den kleinen Wald zurück. Ein ganzes Stück weg setzten sie sich auf einen großen Stein am Waldrand und beobachteten den Sonnenuntergang, der halb von Wolken verdeckt wurde. Der Wind wurde kühler, und die Vögel verstummten. Die Welt schickte sich an die Bühne für die kommende Nacht vorzubereiten, als würde sie ahnen das ein Drama folgen würde.

Es war bereites dunkel als der Alte vor das Haus trat und die zwei Söldner im Dorf suchte. Wo waren sie, er konnte sie nicht ausmachen. Versteckten sie sich? Er sah in den Himmel, konnte zwischen den einzelnen Wolkenlücken die ersten Sterne ausmachen. Der Wind ließ ihn frösteln, und er drehte sich wieder um, lief ins Haus zu dem warmen, brennenden Feuer im Kamin. Im Schutze der Bäume saßen zwei Gestalten und beobachteten das Dorf. Die Dorfbewohner ahnten nicht wer ihre zwei Schutzengel im Moment waren.....

Ein paar Stunden später, viele Lichter waren schon erloschen in den Häusern konnte man das regelmäßige Schlagen von Schwingen hören, welche sich dem Dorf näherten. Zwei Schatten stießen aus dem Himmel und landeten auf dem Platz im Dorf. Das leichte glühen ihrer Augen tanzten wie vier Punkte durch die Nacht. Sie sahen sich um, anscheinend wollten sie sichergehen das niemand sie bemerkt hatte. Doch sie ahnten nicht das jede ihrer Bewegungen aufmerksam verfolgt wurde.

Die vier Punkte liefen auf das erste Haus zu, aber sie gelangten nicht dort hin. Der erste Incubus ging plötzlich in die Knie, röchelte. Ein roter Lichtstern schoß aus dem Waldrand auf den zweiten zu. Doch dieser reagierte schneller als die beiden gedacht hatte und konnte ausweichen, erhob sich in die Höhe. Schnell mit den Schwingen schlagend stieg er in den Himmel, ließ seinen Kameraden zurück der sich auf dem Boden wand. Aus dem Waldrand schoß eine zweite Gestalt in den Himmel, verfolgte den Incubus.

Der erste Incubus röchelte, Brandblasen bildeten sich auf seiner Haut. Plötzlich ging die Türe der Hütte auf, die Bäuerin wollte wohl schauen was da draußen los war. Sie stieß einen spitzen Schrei aus als sie das Wesen vor ihrer Türe im Schein des Kamins winden sah. Sie knallte die Türe zu, andere Lichter im Dorf gingen an. Dann gab es einen dumpfen Knall, und die Fenster der Hütte leuchteten nicht mehr gelblich, sondern rötlich. Dampfschwanden stiegen in die Nacht, verloren sich schnell in der Dunkelheit....

Der zweite Incubus bemerkte bald das er verfolgt wurde und versuchte seinen Verfolger abzuschütteln. Blutsterne rasten durch die Luft, beide konnten ausweichen. Der Incubus kippte über den rechte Seite und ließ sich in die Tiefe stürzen. Isabell folgte ihm. Kurz vor dem Boden fing er sich ab, deine Flügelspitzen pfeiften unter dem Druck. Er legte sich gleich in einen Linkskurve, die Flughäute brummten unter der enormen Belastung. Isabell fing sich auch ab, folgte ihm. Dicht über den Boden schoß der Incubus durch die Luft, flog Ausweichmanöver während die Blutsterne vorbeischossen. Er selber hielt den Arm nach hinten, schoß zurück. Er flog auf einen Waldrand zu, bremste ab. Isabell kam näher, sah ihre Chance. Doch kurz vor dem Waldrand schoß der Incubus plötzlich senkrecht hoch, blieb faßt in der Luft stehen. Isabell flog unter ihm durch und ging in eine Linkskurve. Der Incubus kippte über den rechte Flügel, drehte sich um 180° Grad und stürzte mit dem Kopf voraus auf die Erde. Er fing sich ab, ging seinerseits in eine Linkskurve und kurfte sich so hinter Isabell ein. Diesmal mußte sie Ausweichmanöver fliegen als die Blutsterne knapp an ihr vorbeischossen. Isabell flog in einen Rechtskurve, ging aber dabei nach oben und verlor so viel Schwung. Der Incubus war aber nicht blöd und folgte ihr nach, denn dann hätte sie sich wieder hinten ihn setzen können weil er schneller gewesen wäre. Er flog einen Looping, und nutzte den gewonnen Schwung aus um eine schnelle Linkskurve zu fliegen, setzte sich wieder hinter Isabell. Sie kamen an ein paar Bäume, flogen hindurch und wichen den Stämmen aus. Blutsterne krachten in die Bäume, ließen Holzsplitter durch die Luft pfeifen. Beide erreichten das Ende der Baumgruppe, Isabell zog wieder in einer leichten Rechtskurve nach oben, der Incubus folgte ihr. Plötzlich richtete Isabell sich auf, die Schwingen standen nun quer zur Flug Richtung. Die Schwingen blähten sich unter dem enormen Luftwiderstand, bremsten sie stark ab. Sie gewann dabei etwas an Höhe, der Incubus raste unter ihr durch. Isabell hatte jeglichen Schwung verloren, stand in der Luft. Sie ließ sich nach vorne kippen, stürzte zu Boden bis der Auftrieb der Schwingen wieder reichte und sie wieder vorwärts flog. Der Incubus nützte seine Höhe und ließ sich schräg runtergleiten um mehr Schwung zu bekommen. Isabell war ein gutes Stück hinter und gleichzeitig unter ihm. Sie schoß ihre Blutsterne in seine Richtung, er wich hakenschlagend aus, schoß seinerseits zurück. Dann machte er eine sehr scharfe Kurve, kam jetzt von schräg oben direkt auf sie zugeschossen. Ein Hagel von Geschossen kam auf Isabell zu. Diese flog weiter, zog im letzten Moment hoch, flog einen halben Looping und verlor dabei wieder sehr viel von ihrem Schwung. Der Incubus schoß unterhalb von ihr vorbei, doch das war sein Fehler. Isabell ließ ein Sperrfeuer unterhalb von ihr los, und er konnte nicht mehr ausweiche. Mit voller Wucht flog er in einen der Sterne rein welcher ihn die linke Flanke zerfetze. Er trudelte schreiend auf den Boden zu, eine feine Blutwolke und Hautfetzen der linken Schwinge schwebten in der Luft und gingen langsam nieder. Ein paar Sekunden später konnte man einen dumpfen Aufprall hören. Isabell fing sich ab und flog zu der Stelle wo der Incubus hart auf dem Boden aufgeschlagen war. Eine Schneise zog sich durch den Boden und das Gras, an dessen Ende er lag. Seine Arme und Beine waren verdreht, seine Flanke lag offen. Er schnauft noch, litt furchtbare Schmerzen. Isabell beendete sein leiden, zückte den Dolch und schnitt wieder den Kopf ab. Dann erhob sie in die Luft, flog zurück zum Dorf.

Die Dorfbewohner standen in der Zwischenzeit draußen, besahen sich die Überreste des zerplatzen Incubus. Die Bäuerin schimpfte, wer sollte ihr die Sauerei am Haus saubermachen, das sei ja widerlich. Der Alte stand im Schlafanzug und Wollpantoffeln draußen, und besah sich die Szenerie. Wie hatten sie das hinbekommen fragte er sich dauernd und sah sich suchend um. Er konnte die zwei Söldner nicht sehen, ahnte das irgendwas besonderes an ihnen war. Kein normaler Soldat tötete auf diese Weise. Auf einmal ging ein Aufschrei durch die Menge, und der Alte riß sich aus seinen Gedanken. Er lief langsam zu der Gruppe, und sah was sie so in Aufregung versetzt hatte. Der Kopf des zweiten Incubus war anscheinend vom Himmel gefallen, und die Menge fragte sich woher der kam. Mit gemischten Gefühlen sah der Alte zum Himmel auf und betete das diese Mächte, welche ihnen geholfen hatten sich nicht gegen sie richten würden.
 

Am nächsten morgen, die meisten Bauern waren wieder auf den Feldern bemerkte der Alte die zwei Söldner, welche auf das Dorf zukamen.

"Guten Morgen. Wir wollten uns nur verabschieden bevor wir gehen", sagte Leanan und Isabell nickte.

"Ich weiß zwar nicht was gestern passiert ist, und ich will es auch ehrlich gesagt nicht wissen, aber ich danke euch trotzdem dafür das ihr uns geholfen habt. Aber nun geht, die Dorfbewohner haben seit gestern Abend Angst vor euch und eurer Macht. Möget ihr sie nie zum bösen einsetzen", sagte der Alte und sah sie musternd an.

"Das liegt nicht in unserer Hand alter Mann", meinte Leanan nachdenklich.

"Doch, nur in eurer Hand. Macht bedeutend Verantwortung, und dieser kann man sich nicht entziehen", erwiderte der alte Mann.

Leanan schwieg, dachte nach.

"Ihr mögt Recht haben, aber glaubt mir, so einfach ist das alles auch nicht. Lebt wohl", meinte er dann und die beiden verließen das Dorf. Der Alte schaute ihnen hinterher bis sie nicht mehr zu sehen waren.
 

Weiter ging ihre Reise Richtung Valma, und Isabell merkte wie Leanan immer unruhiger wurde je näher sie kamen. Es behagte ihm garnicht diesen Ort aufzusuchen, sie hätte ihm am liebsten irgendwie die Sorgen genommen, aber sie wußte nicht wie.

Ein paar Stunden später konnte Isabell am Horizont die Stadt Valma ausmachen, und direkt darüber waren die Klosteranlagen. Die riesige Kathedrale ragte in den Himmel, unzählige Nebenhäuser, Ställe und Anlagen aller Art waren im Kloster, Isabell hatte so etwas noch nie davor gesehen.

" Eindrucksvoll nicht?", meinte Leanan, und Isabell nickte.

" Hier ist das Zentrum des Glaubens, von hier aus werden die Fäden der Macht gezogen. Die ganze Stadt arbeitet und lebt von den Klosteranlagen, alle Bauern im Umkreis liefern ausschließlich nach Valma. Naja, gehen wir weiter", seufzte er dann und Isabell folgte ihm.

Wieder eine ganze Zeit später gelangten sie an die Klosterpforte. Viele Leute strömten durch das Tor rein und raus, geschäftiges treiben überall.

"Folge mir, und sieh zu das du mich nicht verlierst in der Menge. Hier kann man sich leicht verlaufen", sagte Leanan, und die sie nickte. Sie schritten durch das Tor, gingen zu einem der Nebenhäuser. Zwei Wachen standen davor. Als sie Leanan sahen musterten sie ihn kurz, dann nickte sie freundlich und sagten "Wir grüßen dich Bruder, was ist dein Begehr?"

"Ich würde gerne eine Audienz beim dem ehrenwerten Ordensmeister haben", erwiderte Leanan und nickte ihnen zur Begrüßung zu.

"Ich frage an", meinte einer der Wachen und betrat das Haus. Die zweite blieb stehen.

"Hat sich viel in meiner Abwesenheit verändert", murmelte Leanan.

"Da habt ihr Recht. Seid dem Zwischenfall in Tristam damals wird hier härter durchgegriffen bei den Ordensbrüdern. Viele von ihnen sind unterwegs um die letzten Reste der Finsternis aus dem Land zu vertreiben, so wie ihr nehme ich an. Warum habt ihr eurer Abzeichen von der Rüstung entfernt?", fragte er dann Leanan.

"Viele Leute haben den Glauben nach diesen Zwischenfällen verloren, und sind den Dienern des Lichts nicht mehr so wohlgesinnt", meinte Leanan.

"Dann ist es eure Aufgabe diese Leute wieder auf den Pfad des Lichtes zu bringen. Ich schätze der Ordensmeister wird nicht sehr erfreut über das fehlen der Ordenswappen sein", erwiderte die Wache. Dann sah sie Isabell an.

"Wer ist das?", fragte die Wache.

"Eine Schutzbedürftige. Ihre Eltern sind tot, ich habe mich ihrer angenommen und aufgezogen", erklärte Leanan.

Die Miene der Wache hellte sich auf.

"Wirklich? Nun, ich bin mir sicher das ihr ein gutes Werk an ihr getan habt. Mit den Lehren des Lichts aufzuwachsen wird ihr sicher im zukünftigen Leben helfen"

Isabell nahm die Hand vor den Mund, riß sich zusammen damit sie nicht kicherte. Nein, besonders Bibelfest hatte er sie nicht erzogen.

Die zweite Wache kam zurück.

"Ihr dürft vorsprechen Bruder", sagte dieser und gab den Weg frei. Leanan und Isabell passierten die beiden und er führte sie zu dem Saal in dem der Ordensmeister residierte. Er kannte den Weg noch gut.

"Laß mich sprechen, in Ordnung?", fragte er.

"Ja, mach das. Du kennst dich hier besser aus", sagte sie nickend.

Sie erreichten die schwere Doppeltüre, Leanan klopfte an.

"Herein!", konnten sie von der andern Seite hören, und Leanan drückte die Türe auf. Beide traten ein, Leanan ging sofort nach vorne zu dem großen Tisch und verneigte sich.

"Erhebt euch Bruder....", sagte der Ordensmeister langsam.

"Bruder Leanan Herr", erwiderte er.

"Ah, Bruder Leanan, ich erinnere mich dunkel an euch. Wart ihr nicht derjenige welcher mit dem Verräter Leoric zusammen wart?", fragte der Ordensmeister.

Isabell wollte schon wütend etwas sagen, aber Leanan kam ihr zuvor.

"Bruder Leoric war ein Vorbild, bis das ihn der Dunkle Lord verdorben hat. Es hätte jeden treffen können"

"Da mögt ihr Recht haben Bruder Leanan, aber er hat sich trotzdem gegen das Licht gewendet. Er hat seine treuen Mitstreiter mit ins Verderben gerissen.... außer euch. Seltsam nicht? Ich hoffe ich bekomme endlich eine Antwort auf diese Frage, nach all den Jahren", meinte der Ordensmeister und sah Leanan fest an. Dann huschte sein Blick kurz zu Isabell hinüber, und er fragte "Wer ist das?"

"Das ist Isabell, die Tochter des Leoric", erwiderte Leanan. Die Augen des Ordenmeisters weiteten sich kurz, und ein "Interessant", huschte ihm über die Lippen.

Leanan erzählte dem Ordensmeister von der Nacht, und von dem Fluch der auf ihnen lastet. Gerade als er ausgesprochen hatte sprang der Ordensmeister aus dem Stuhl und sah ihn fest an.

"Ihr wollt also sagen das ihr doch die Finsternis in euch tragt?", fragte er scharf.

"Ja, wir tragen sie in uns. Aber......", erwiderte Leanan, aber der Ordensmeister schnitt ihm das Wort ab.

"Unfaßbar das ihr es wagt diesen heiligen Boden zu betreten, ihr seid vom der Finsternis entweiht! Wir, die Paladine haben geschworen alles böse aus dieser Welt zu verbannen, auch ihr habt einst diesen Schwur gesprochen! Ihr werdet erlöst von eurer Fluch Bruder Leanan, und sie ebenso. WACHEN!", rief er, und Sekunden später stürmten mehrere Paladine in den Saal.

"Nehmt diese verfluchten Sünder und werft sie in den Kerker. Bruder Leanan wird morgen gerichtet, da er das Ansehen der heiligen Krieger verschmutzt. Er wird dadurch gereinigt damit der dem Schöpfer wieder rein entgegentreten kann!", sagte er scharf.

"Was, ihr wollt ihn umbringen!? Wir sind herkommen in der Hoffnung das ihr uns helfen könnt diesen Fluch zu brechen!", rief Isabell entsetzt.

"Das werden wir auch. Wir werden die Finsternis in euch beseitigen, indem wir euch in einer heiligen Zeremonie von eurem Leiden befreien. Rein werdet ihr dann dem Schöpfer entgegentreten, der euch sicher in seiner unendlichen Gnade bei sich aufnehmen wird", sagte der Ordensmeister ernst.

"Es muß doch einen anderen Weg geben!", rief Isabell.

"Wer einmal mit der Finsternis in Berührung gekommen ist, ist entweiht. Nur die Reinigung kann ihn von allem bösen befreien. Wir sind da um das böse auszumerzen und zu vernichten, wo immer es ist. Das ist unsere heilige Aufgabe, und wir dürfen dem bösen keine Gnade erweisen, nicht die geringste! Denn sonst breitet es sich aus, rasend, wie damals in Tristam. Noch heute leidet das Land unter den Folgen, Tausende sind gestorben. Das darf sich nicht wiederholen, nie mehr. Hinfort mit den beiden!", rief er dann, und Isabell und Leanan wurden gepackt und in das Verließ geschleppt. Ihre Waffen wurden abgenommen, dann wurde Isabell unsanft in ein Kerkerloch geschmissen. Die schwere Türe fiel ins Schloß, man konnte einen Schlüssel drehen hören. Isabell rappelte sich auf, starrte ungläubig auf die Türe. Das durfte nicht sein, sie konnte nicht glauben was gerade passiert war. Sie rief Leanans Namen, doch er kam keine Antwort. Wahrscheinlich hatten sie ihn weiter weg eingesperrt. Tränen liefen ihr das Gesicht runter, und sie setzte sich auf das alte Holzbett an der Wand. Nein, sie wollte nicht sterben, und auch nicht Leanan. Es mußte eine andere Möglichkeit geben, es mußte einfach! Sie sah sich um, der Kerker war sehr hoch, gut vier Meter. Ganz oben konnte sie ein kleines Gitterfenster sehen, durch das schwach Licht fiel. Die Türe würde sie auch nie aufbrechen können. Was sollte sie nur machen?
 

Isabell dachte fieberhaft nach, stand wieder vom Bett auf und trat zur Türe. Es war eine dicke Holztüre, mit kräftigen Eisenbeschlägen verstärkt. Mit der Hand fuhr sie über das rauhe Holz, sah dann noch mal zum Fenster hoch. Selbst wenn das Gitter weg wäre würde sie nicht durch passen. Sie seufzte, setzte sich wieder auch das knarrende Bett. Nun, es gab noch eine Möglichkeit, aber dazu mußte sie warten. Isabell legte sich auf das alte Bett und schaute zum Fenster hoch. Warten, sie haßte es. Aber sie hatte keine andere Wahl.
 

Die Wache vor der Türe gähnte. Es war sicher schon dunkel draußen, bald würde die Ablösung kommen. Er würde dann noch mit den anderen in die Kirche gehen und danach irgendwo einkehren. Einer der Kameraden hatte Geburtstag, und das mußte gefeiert werden. An den Gedanken daran schmunzelte er. Ja, das würde sicher noch ein schöner Abend werden.

Plötzlich hörte er das Mädchen in dem Kerker rufen. Es rief nach der Wache. Der Ordensmeister hatte ihn gewarnt das er aufpassen sollte, vor allem wenn es dunkel wurde. Sie rief wieder, immer wieder. Irgendwann verlor er die Geduld, stand auf und ließ zu der Türe, öffnete den Sehschlitz. Der Raum war leer. Die Wache nahm einen kleinen Spiegel und steckte ihn durch den Schlitz, wahrscheinlich würde der Spaßvogel neben oder geduckt vor der Türe stehen und warten das die Wache panisch rein rennt. So dumm war er nicht. Aber er bemerkte das neben und vor der Türe keiner war. Scharf schaute er unter das Bett, aber da war auch nichts. Wo war sie nur?

"Asram, komm mal her!", rief er, und die zweite Wache im Gang rannte zu ihm.

"Das Mädchen ist weg, ich kuck mal kurz rein. Paß auf das sie nicht raus rennt falls sie sich da drin versteckt hält", sagte er.

"Was? Lasse sie doch, soll sie sich verstecken, die kann nicht aus dem Kerker. Das ist nur ein Trick", meinte der andere.

"Der Ordensmeister hat gemeint sie haben spezielle Fähigkeiten, vielleicht ist es ihr dadurch geglückt auszubrechen?", erwiderte der andere.

"Ich würde nicht aufmachen an deiner Stelle. Bald kommt die Ablösung, sollen die sich doch drum kümmern", schlug die zweite Wache vor.

"Wenn sie geflohen ist zählt jede Minute. Komm schon, decke mich einfach, ich schau kurz rein und dann wird man sehen. Was soll ein Mädchen schon gegen zwei Paladine ausrichten?", schüttelte der andere den Kopf.

"Sie trug eine Lanze, also war sie eine Kämpferin", erwiderte die zweite Wache.

"Mach dir nicht ins Hemd", lachte die erste und schloß die Türe auf. Vorsichtig öffnete er sie einen Spalt und sah rein. Nichts.

"Und?", fragte der andere hinter ihm.

"Nichts. Moment", meinte der erste und trat vorsichtig in den Raum. Er sah zuerst in die Ecken, dann unter das Bett. Danach sah er zum Fenster hoch. Er hörte noch ein komische Geräusch, dann wurde er zu Boden geschleudert.

Die zweite Wache konnte sehen wie etwas von oben auf seinen Kameraden schlug, ihn zu Boden riß. Von dem Schreck und Entsetzen gelähmt blieb er stehen. Die Gestalt stand auf, drehte sich direkt vor die offenen Türe. Die Schwingen wurden gerade zusammengefaltet, und sie sah ihn an. Die erste Wache rappelte sich gerade auf, da wurde schon die zweite gepackte und in den Kerker geschleudert, direkt auf die erste Wache. Beide rappelten sich wieder auf, zogen ihre Waffen.

"Ich will euch nicht töten, weil ihr mir nichts getan habt. Aber wenn ihr mich angreift werde ich auch nicht davor zurückschrecken", sagte die Succubu mit einer tieferen Frauenstimme. Um ihre Worte zu unterstreichen ließ sie einen Blutstern durch den Kerker sausen und in die Wand donnern. Steinstaub legte sich, und man konnte deutlich den kleinen Krater sehen. Nicht tief und groß, aber die Wucht würde sicher reichen um durch sie durchzukommen. Die beiden Wachen traten wieder zurück, sahen sie ängstlich an.

"Du verabscheuungswürdige Kreatur der Dunkelheit!", stieß einer der beiden aus.

"Haltet den Mund! Ihr wißt ja gar nicht wie schwer es ist mit dieser Bürde zu leben! Jede Nacht diese Form anzunehmen! Von allen dafür gehaßt und verachtet zu werden!", rief Isabell wütend.

"Dann setz deinem Leiden ein Ende und erlöse die Welt von deiner Gegenwart", meinte dieser.

"Och ihr......!", Isabell wollte etwas sagen, doch ihre Stimme versagte. Die Wachen staunten, die Succubu ließ den Kopf hängen, Tränen liefen über die bleichen Wangen. Eine Kreatur der Finsternis weinen? Wie konnte das sein?

"Ihr werdet uns nie verstehen", meinte sie dann und schloß die Kerkertüre. Die zwei Wachen sahen sich fragend an, sie waren ratlos.

Isabell lief den Gang entlang, schaute in jeden Kerker. Dann konnte sie eine Wache vor einer der Kerkertüren sehen, da mußte er drin sein. Schnell marschierte sie auf die Wache zu. Diese bemerkte sie, erschrak fast zu Tode. Doch dann sprang er auf, zog sein Schwert und rief "Stehenbleiben!"

"Geht mir aus dem Weg, ich will ich nicht töten!", rief Isabell ernst zurück.

Doch der Paladin stürmte schon auf sie zu. Ein Blutstern hielt ihn auf, in dem engen Gang auszuweichen war unmöglich.

"Ihr habt es so gewollt..", flüsterte sie, und bückte sich zu dem Leichnam, nahm den Schlüsselbund an sich.

"Isabell, bist du das?", konnte sie eine unmenschliche, dumpfe Stimme hinter der Türe hören. Sie schloß auf, und öffnete die Türe. Leanan stand vor der Türe, auch in seiner Zweitform als Todesbote.

"Ich bin so froh dich gesund wiederzusehen. Es tut mir alles so Leid", meinte er traurig.

"Du kannst nichts dafür. Komm jetzt, wir müssen hier raus!", sagte diese. Der Todesbote bückte sich und lief durch die für ihn zu niedrige Türöffnung durch. Er bemerkte den toten Paladin am Boden.

"Er ließ mir leider keine andere Wahl. Die Wachen bei mir habe ich einsperren können", sagte Isabell entschuldigend.

"Mach dir keine Gedanken, ich weiß das du keine andere Möglichkeit hattest", erwiderte Leanan.

"Weißt du wo unsere Sachen sind?", fragte Isabell.

"Ich hoffe es, zumindest hat man es da immer hingebracht", erwiderte er und ging voraus. Leanan führte sie durch die Gänge bis zu einem Raum, der mit allen möglichen Waffen und Ausrüstungsgegenständen gefüllt war.

"Also doch, immer noch der gleiche Platz. Da hinten ist ja unser Zeug", meinte er und Isabell sah es auch. Sie nahm ihre Lanze, er mußte beide Rücksäcke an sich nehmen und sein Schwert nebs Schild. Ein Rucksack hängte er an auf den Rücken bzw. Brustkorb. Er hatte im Moment keinen Rücken. Das Schild kam über den Rucksack, und der zweite spannte er sich über die Arme vorne hin. Ein Todesbote mit zwei Rücksäcken vorne und hinten sah etwas komisch aus, und Isabell mußte schmunzeln.

"Lach nicht, wie sollen wir es denn sonst machen?", grummelte Leanan und nahm sein Schwert in die linke Knochenhand.

"Alarm!", konnte sie es plötzlich durch die Gänge hören. Die Wachablösung war gekommen.

"Mist, laß uns schnell verschwinden!", sagte Leanan mit seiner dumpfen, tiefen Stimme und rannte so gut es ging voraus. Die Knochen klapperten auf dem Steinboden, und er taumelte etwas. Er hatte Schwierigkeiten sich so schnell fortzubewegen als Todesbote, anscheinend waren diese nicht dafür geschaffen rennend Wege zurückzulegen. Ein Grund warum er in dieser Form kein Schwert führen konnte, er war einfach zu ungelenkig und langsam.

Sie erreichten eine Wendeltreppe, Leanan lief voraus. In der Mitte kamen ihnen zwei Paladine entgegen. Die Wendeltreppe war gegen den Uhrzeigersinn drehend, das hieß Krieger die runter kamen konnten mit Rechts ihre Waffe nicht führen. Die Paladine gingen in Angriffsstellung, konnten aber wegen dem Verlauf der Treppe die Waffen nicht richtig einsetzen. Isabell wollte schon aufatmen, doch da merkte sie das der hintere Paladin Linkshändler war, und sich vordrängte um anzugreifen.

"Halt, wir wollen euch nichts tun, laß uns einfach vorbei!", rief Leanan, aber der Paladin griff schon an. Der Todesbote hob die Hand, murmelte und ballte sie dann zusammen. Sofort brach der Paladin zusammen, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

Der andere Paladin sah dies und geriet in Wut, griff trotz des Handicaps an. Auch er brach kurze Zeit später zusammen. Leanan sah die beiden Leichen an, schüttelte den Kopf.

"Oh ihr Narren, warum habt ihr euch uns bloß in den Weg gestellt... wir wollen doch niemanden verletzen", meinte er niedergeschlagen.

"Das Leben ist grausam und hart, aber wir haben keine andere Wahl. Wenn sie angreifen müssen wir uns verteidigen", versuchte Isabell ihn zu trösten.

"Ich weiß, aber das macht mir die Sache nicht einfacher. Sie tun nur ihre Pflicht......", erwiderte Leanan. Dann stiegen sie weiter hoch, kamen an die Brüstung des Kerkerkomplexes. Die Mauer war sehr hoch, man konnte die unzähligen kleinen Zellenfenster in der Mauer erkennen.

"Stehenbleiben!", rief eine Gruppe Paladine und kam über die Brüstung auf sie zu.

"Halt mal", sagte Isabell schnell und drückte ihm ihre Lanze in die Hand.

"Was hast du vor?", fragte er überrascht. Sie spannte ihre Schwingen, ließ sie zweimal schlagen.

"Oh nein, das ist nicht dein ernst!?", rief Leanan unsicher.

"Hast du eine bessere Idee ohne uns durch das ganze Kloster kämpfen zu müssen?", fragte sie.

"Der Herr stehe uns bei", seufzte Leanan und drückte die Lanze und das Schwert an sich gegen den Vorderen Rucksack. Isabell erhob sich, packte ihn an den Schulterknochen und schlug stärker mit den Schwingen. Immer stärker und schneller, die ersten Schweißtropfen standen ihr im Gesicht. Die Paladine kamen immer näher. Dann langsam hob sich Leanan, und die gleiteten über die Brüstung in die Luft. Isabell kämpfte, sie mußten noch über die Klostermauer kommen, und die war noch ein Stück höher. Die Paladine hinter ihnen sahen ihnen erstaunt und enttäuscht nach.

Immer höher kämpfte sich Isabell, und sie glitten immer mehr auf die Mauer zu.

"Wir schaffen das nicht!", keuchte sie.

"Dann laß mich los und flieh!", rief Leanan.

"Auf keinen Fall. Entweder beide oder keiner!", zischte sie wütend und ließ die Schwingen noch etwas stärker schlagen. Sie kamen an die Mauer, und Leanan zog die Beine an. Sie schafften es über die Mauer, dann ließ Isabell die Schwingen ausgespannt und sie gleiteten in die Landschaft hinaus.
 

Sie kamen dem Boden immer näher.

"Sachte, wenn wir zu hart runterkommen könnte es sein das etwas von mir im Acker steckenbleibt!", sagte Leanan unruhig.

Isabell landete, ließ ihn gleich los und setzte ein paar Meter weiter selber auf.

"Das hätten wir geschafft", keuchte sie und schüttelte die schmerzenden Arme aus.

"Noch nicht ganz, laß uns schnell verschwinden, sie werden sicher gleich nach uns suchen", erwiderte Leanan, drückte ihr die Lanze in die Hand und beide liefen schnellen Schrittes davon. Sie gingen nicht auf einem Weg, sondern zogen durch die Felder und Wälder. Beide waren müde, erschöpft und hungrig, aber sie wollten so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Valma bringen. Sicher waren schon die ersten Boten unterwegs welche ihre Beschreibungen an alle Stellen weitergaben. Als der morgen graute stoppten sie schließlich in einem größeren Wald und bauten ihr Lager auf. Müde machten sie ein Feuer und bereiteten sich etwas zu essen. Mit den ersten Sonnenstrahlen verwandelten sie sich wieder zurück. Schweigend aßen sie, dann schaute Isabell zu ihm rüber.

"Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt.

"Nein. Ich hatte geahnt das sie uns nicht besonders freundlich gesinnt sein würden wenn sie von dem Fluch erfahren, aber gleich umbringen? Die Wache hatte Recht, es hat sich viel nach Diablo getan. Ich erkenne die Paladine nicht wieder, sie sind viel zu übereifrig und voreilig geworden. Wie kann man nur so hart urteilen und handeln, ich verstehe es nicht....", sagte er traurig.

"Es tut mir Leid das es so kommen mußte", meinte Isabell und klopfte ihm tröstend auf die Schulter.

"Es tut mir Leid das ich dich da reingezogen habe. Vielleicht wäre es damals besser gewesen das gleiche Schicksal wie die anderen zu teilen, ich halte es langsam nicht mehr aus", sagte er und sah zur Seite.

"Sag sowas nicht! Wir haben eine Chance dem Fluch zu entgehen, die anderen haben sie nicht! Wir haben 12 Jahre gekämpft, warum sollten wie jetzt aufgeben?", sagte sie ernst.

"Du hast ja Recht. Aber langsam sehe ich keine Möglichkeit mehr, wer könnte uns jetzt noch helfen?", fragte er.

"Ich weiß es nicht. Weißt du noch was der Necromancer gesagt hat?", fragte Isabell zurück.

"Natürlich", erwiderte Leanan.

"Also, laß uns mal nachdenken. Er hat gesagt so ein Fluch kann nur beseitigt werden wenn er vom Aussprecher gebrochen wird, oder er stirbt", stellte Isabell fest.

"Ja. Aber so wie es aussieht hat Diablo selber diesen Bann ausgesprochen, und den dunklen Lord zu töten wird unmöglich sein", schüttelte Leanan den Kopf.

"Nun, es könnte aber auch sein das es nur Diablos Macht war, und mein Vater doch selber den Fluch ausgesprochen hat", dachte sie laut nach.

"Das kann auch sein, aber das würde ja heißen das Leoric noch lebt. Und er könnte demnach überall sein, denn in den Katakomben von Tristam ist er nicht mehr", erwiderte Leanan.

"Also müßten wir meinen Vater suchen und ihn dazu bringen den Fluch aufzuheben", meinte Isabell.

"Oder ihn töten. Aber du vergißt er ist mächtig, und hat noch die anderen Mitstreiter um sich. Und wie gesagt, er könnte überall sein", sagte Leanan.

"Falsch, nicht überall. An einem Platz wie er in Sicherheit ist, und der ihm sicher angemessen erscheint. Mein Vater bestand immer darauf, es wird sicher jetzt auch nicht anders sein", erwiderte Isabell.

"Meinst du, wer weiß wie er jetzt ist. Aber du hast in dem Punkt recht, er muß an einem Ort sein wo es sicher ist, und wo noch die Finsternis herrscht", überlegte Leanan laut.

"Wir müssen ihn suchen", flüsterte Isabell.

"Aber die Paladine sind hinter uns her, und bald das ganze Land. Wir müssen erstmal fliehen, am besten nach Kehjistan oder Scosglen", schüttelte er den Kopf.

"Über das Meer? Meinst du wirklich das dies nötig ist?", fragte sie überrascht.

"Ja, zumindest bis etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Es gibt dort riesige Dschungel in denen man sich verstecken kann, und die Macht der Kirche ist dort nicht so groß. Der Zakarumglaube ist dort die wichtigste Religion", erklärte Leanan.

"Dschungel? Heißt das wir müssen uns jetzt andauernd durch den Dschungel kämpfen?", fragte Isabell entsetzt.

"Nein, natürlich nicht. Es gibt dort auch Straßen und große Städte, wie hier. Und eine Menge Ruinen die noch nicht erkundet wurde. Es ist ja nicht für immer, nur eine Zeitlang", sagte er.

"Aber dort können wir nicht nach meinem Vater suchen", erwiderte sie niedergeschlagen.

"Die Zakarum bewachen seit Urzeiten Mephisto, einen der Brüder von Diablo. Vielleicht können wir dort ein paar Informationen bekommen", versuchte er sie zu trösten.

"Das glaube ich weniger. Naja, uns bleibt wohl keine andere Wahl", sagte sie traurig.

"Es tut mir sehr Leid Isabell, ich wünschte wirklich es wäre nicht so", erwiderte Leanan und fuhr ihr über das Haar.

"Laß uns schlafen gehen, ich bin hundemüde", meinte sie leise, und er nickte.

"Aber wir können nicht so lange schlafen, wir müssen nach Kingsport und ein Schiff finden, welches uns nach Kurast bringt", sagte Leanan. Danach krochen beide in das Zelt und fielen kurz darauf in einen tiefen Schlaf.

Gegen Nachmittag weckte Leanan sie wieder. Protestierend murrend drehte sie sich wieder um, aber er zog ihr die Decke weg. Als auch das nicht half griff er zu der Methode, die bei ihr immer half: kitzeln. Isabell war überall kitzlig. Sie wehrte sich kreischend, versuchte seinen flinken Fingern zu entkommen. Nach einer Weile hörte er auf, und sie sah in schnaufend an.

"Mußte das sein?", fragte sie gespielt böse.

"Wenn Madam sich nicht anders aus dem Bett treiben läßt", kicherte Leanan.

"Wenn der Herr sie nicht richtig schlafen läßt", brummte Isabell und stand auf. Sie packten ihre Sachen zusammen und marschierten weiter, immer auf die Küste zu. Isabell war noch etwas müde, gähnte hin und wieder. Sie wäre viel lieber liegengeblieben....

Am späten Nachmittag erreichten sie die Küste, und sahen Kingsport. Unauffällig gesellten sie sich auf die volle Kopfsteinstraße, welche zur Stadt führte. Bei dem Verkehr sollte es ihnen doch möglich sein unbemerkt in die Stadt zu schlüpfen. An der Stadtmauer angekommen bemerkten sie zwei Wachen, welche die Leute kontrollierten. Leanan hielt Isabell zurück.

"Warte. Ich bin ziemlich sicher das sie schon eine Beschreibung von uns haben", sagte er zu ihr.

"Was? So schnell?", fragte sie ungläubig.

"Ja, ich weiß wie schnell die Kirche bei solchen Sachen ist. Aber warte mal....", sagte er nachdenklich als er zwei Händlerwagen sah.

"Ich hab eine Idee", sagte er schnell und zog sie mit sich. Isabell schickte er hinten der rechten Wagen, er ging hinter den linken. Beide Wagen fuhren nebeneinander auf das Tor zu. Die Wachen links und recht hielten die Wagen an, überprüften sie. Isabell und Leanan schlichen zwischen die beiden Planwägen, warteten. Beide Karren fuhren wieder los, und sie schlüpften nach vorne weg raus. Die Pferde scheuten als die beiden durchsprangen, die Händler schimpften ihnen lauthals hinterher. Bevor die Wachen nach dem rechten sehen konnten waren die beiden in einen der Seitengassen verschwunden.

"Glück muß man haben", lachte Leanan als sie in Sicherheit waren.

"Zur Abwechslung mal", meinte Isabell und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

"Ich glaube zum Hafen geht es hier lang. Komm, laß uns keine Zeit verschwenden", sagte Leanan, und führte sie weiter durch die Stadt.

Der Hafen von Kingsport war einer der größten welche es gab, hier war der Hauptumschlagplatz für die Güter, welche über den Seeweg kamen. Isabell schaute sich interessiert um, sie hatte Häfen bisher noch nie gesehen. Ein gewissen Zauber ging von hier aus, der Duft der weiten Welt schien hier in der Luft zu liegen. Es mußte sicher schön sein die Welt so zu bereisen.

Leanan fragte sich durch die Schiffe welches nach Kurast rausfuhr, und Passagiere mitnahm. Bei einer größeren Dschunke hatten sie schließlich Glück, sie war fast mit dem beladen fertig und würde bald ablegen. Man einigte sich auf den Preis der Überfahrt, und beide gingen an Bord.

"Die Fahrt wird gut drei Tage brauchen, unsere Vorräte reichen aber nicht aus. Ich gehe nochmal zum Markt und kaufe Lebensmittel, du bleibst hier und bewachst unsere Sachen", meinte Leanan als sie in der kleinen Kajüte waren. Dieser waren gerade groß genug das man darin stehen konnte, und die Doppelkojen, welches an der Bordwand eingelassen waren spotteten jeder Beschreibung. Von der breite paßten zwei Menschen nebeneinander in die Kajüte, aber mehr auch nicht.

"In Ordnung, aber beeile dich", sagte Isabell und lud ihren Rucksack ab, lehnte ihn zusammen mit der Lanze gegen die Koje.

"Mach ich", erwiderte Leanan und ging von Bord. Isabell verließ die Kajüte und sah sich auf dem Deck um. Träger brachten die Kisten und Waren an Bord in den Laderaum, den Frachtmeister konnte man unter Deck efehle rufen hören. Isabell sah zur Hafenausfahrt, ein paar kleiner Schiffe liefen aus. Ihre Segel blähten sich draußen auf, und sie verschwanden hinter der Brandungsmauer, welche den Hafen schütze. Unterschiedlichste Gerüchte und Laute lagen in der Luft, überall wurde gearbeitet.

"Beeindruckend nicht?", fragte plötzlich eine Person hinter ihr und gesellte sich neben sie. Es war der Kapitän.

"Ja, ich habe das zuvor noch nie gesehen", nickte Isabell mit dem Kopf.

"Wirklich, ihr wart in noch keinen Hafen? Ich kenne Häfen schon seit ich laufen kann, mein Vater war selber schon Kapitän. Häfen sind faszinierend, sie strahlen den Duft der weiten Welt aus. Aber es ist auch ein sehr gefährlicher Ort, laßt euch nicht täuschen", meinte er.

"Jeder Ort hat was gefährliches solange Menschen dort sind", erwiderte Isabell. Der Kapitän sah sie erstaunt an, dann lachte er.

"Noch so jung und schon so viel Lebensweisheit, ihr müßt schon eine Menge erlebt haben", sagte er schmunzelnd.

"Dessen könnt ihr euch sicher sein", nickte sie.

"Nun denn, ich hoffe mal das ihr nicht Seekrank werdet. Falls doch kommt zu mir, ich habe da ein Mittel was euch vielleicht etwas hilft. Es wirkt leider nicht bei allen, aber so spielt halt das Leben", meinte er.

"Wie macht sich das bemerkbar?", fragte sie unsicher.

Der Kapitän lachte wieder.

"Ihr seid wirklich herzerwärmend, schade das meine Tochter nicht so geworden ist wie ihr. Keine Angst, ihr werdet es sehr schnell merken was Seekrankheit mit sich bringt"

"Wo ist eure Tochter?", fragte Isabell interessiert.

"Sie hat sich hier eines Abend von Bord gestohlen, und ist wahrscheinlich mit einem der Träger durchgebrannt. Sie ließ sich nichts mehr sagen, wußte alles besser. Und sie hat mich gehaßt....", erwiderte er traurig.

"Das tut mir Leid, das wußte ich nicht", sagte Isabell entschuldigend.

" Ihr könnt nichts dafür. Aber wenn einem das eigene Kind ins Gesicht sagt das einen haßt, das hinterläßt sehr tiefe Wunden. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe, und ich denke ich werde es nie mehr erfahren. Ich hoffe nur es geht ihr gut, aber selbst das werde ich wahrscheinlich nie erfahren...", sagte er kopfschüttelnd. Dann fing er sich wieder, sah sie an.

"Wenn ihr etwas braucht sagt es mit bitte, ich hoffe das wir alle eine reibungslose Überfahrt haben werden", erwiderte er dann.

"Das hoffe ich auch. Und macht euch keine Vorwürfe wegen ihr, jeder ist selber für sein Handeln und sein Schicksal verantwortlich. Man kann nicht immer für seine Kinder da sein, irgendwann wollen sie selber auf eigenen Beinen stehen, und der Bruch ist immer für beide schmerzhaft. Ich bin sicher sie hat sie trotz allem geliebt, war nur unfähig damit umzugehen", sagte sie.

Er blieb kurz stehen, als wolle er noch was sagen, doch dann lief er weiter. Isabell schaute weiter raus, dachte an ihren Vater. Das Schicksal war grausam, sie würde ihn töten müssen um endlich ihren Frieden zu finden. Was war schlimmer, der Fluch oder das Wissen den eigenen Vater ermordet zu haben? Diese Frage stellte sie sich ernsthaft, auch noch als Leanan wieder an Bord kam.

Als die Ladung endlich an Bord war legten sie ab, und setzten Segel hinaus auf das offene Meer. Eine steife Brise brachte sie in Fahrt, und die Matrosen setzten alle Segel die sie hatten. Isabell lehnte an der Reling und genoß wie der Wind ins Gesicht blies, mit ihrem Haar spielte und der Geruch des Salzwassers in der Luft lag. Leanan gesellte sich neben sie.

"Schön nicht?", fragte er sie lächelnd.

"Ja, solange es so bleibt", lächelte sie zurück.

"Ich hoffe auch nicht das wir in einen Sturm geraten, aber bei den drei Tagen sollten wir eigentlich Glück haben", meinte er zuversichtlich.

"Wirst du Seekrank?", fragte sie.

"Nein, komischerweise nicht, obwohl ich kaum auf dem Meer war. Wahrscheinlich durch den trainierte Gleichgewichtssinn macht einem das rollen weniger aus", zuckte er mit den Schultern.

"Dann sollte ich es auch nicht bekommen", meinte sie.

"Mal sehen, ich hoffe nicht", erwiderte er.

"Ich auch... mhhmm... sag mal, weißt du wo man hier...du weißt schon", meinte sie leise. Leanan zeigte stumm auf einen Eimer, der an der Reling stand.

"Das ist nicht dein ernst?", fragte sie überrascht.

"Ich fürchte doch", grinste er.

"Oh Gott, bei dem geschaukel....", schüttelt sie den Kopf, nahm den Eimer und ging auf in Kajüte. Leanan kicherte, ihm tat sie Leid. Männer hatte es da bedeutend einfacher. Nach einer Weile kam Isabell aus der Kajüte, sah sich um und lehrte den Eimer schnell in die See hinaus. Ihr war die Sache peinlich.

"Und?", fragte Leanan grinsend.

"Du willst es garnicht wissen", meinte sie rot anlaufend. Er lachte nur, nahm ihre Schulter und drückte sie aufmunternd an sich.

Kapitel 3 - Die Grüne Hölle
 

Die Dunkelheit brach über der See an, und die Sonne verabschiedete sich mit einem prächtigen Farbspiel, welches immer mehr ins tiefblau wechselte und dann den schwarzen Schleier der Nacht bekommen würde. Die Matrosen und der Kapitän waren auf Deck, hatte sich um einen Metallkorb versammelt, in dem ein Feuer brannte. Eine Flasche Grog ging die Runde, und man lachte und redete. Isabell und Leanan hatten sich zurückgezogen. Natürlich wegen ihrer Verwandlung, aber auch weil beide noch ziemlich müde waren. Isabell hatte zuerst die kleinen Kojen im Hafen verflucht, doch auf hoher See waren sie echt ein Segen. Man konnte sich nämlich wunderbar dort mit den Beinen einkeilen, um bei dem leichten Rollen des Schiffes nicht aus der Koje zu fliegen. Einzig die verdammten Schwingen waren hinderlicher als sonst. Leanan hatte es schlimmer, als Todesbote maß er über zwei Meter, und das bei der kleinen Koje. Er mußte die Beine fast ganz an sich ranziehen um Platz zu finden. Aber beide waren so müde, das sie trotz allen Widrichkeiten einschliefen.

Das plätschern der Wellen gegen den Schiffsrumpf, das brausen der See und das pfeifen des Windes waren neben dem Lärm der Seeleute das einzige was im Moment wahrnehmbar war. Das Ruderboot, welches sich von hinten an die Dschunke ranschlich bemerkte niemand. Die Leute an Bord duckten sich, Enterhaken und Schwerter standen raus. Leise glitt das Ruderboot neben die Dschunke, und nach einem Kopfnicken des Anführers flogen die Enterhaken an Bord. Eher die Matrosen der Dschunke reagieren konnten standen die ersten Piraten an Bord und zückten ihre Schwerter.

"Denkt nicht mal dran!", rief einer der Piraten als ein paar Matrosen zu dem Waffenständen rennen wollten. Die restlichen Piraten kamen an Bord, trieben die Seeleute zusammen.

"Wir übernehmen das Schiff, wer sich wehrt wir über Bord geworfen!", rief einer die Piraten. Plötzlich konnte man es hinten schlagen hören, und eine Gestalt war schwach im Schatten der hinteren Aufbauten zu sehen. Langsam kam er auf die Gruppe zu, ein eigenartiges klappern folgte seinen Schritte. Seine lange Robe flatterte leicht im Wind, und dann trat die Hohe Gestalt in den Lichtkreis des Feuers.

"Verdammt noch mal, ich habe zwar nichts dagegen wie ihr euch amüsiert, aber bitte etwas leiser!", rief es verschlafen und verärgert aus. Die Piraten und die Seeleute liefen kreidebleich an. Leanan wunderte sich, seine Gedanken waren noch vernebelt. Doch als er sich die Augen reiben wollte fiel es ihm siedend heiß ein in welcher Form er im Moment dastand.

"DER KLABAUTERMANN! RETTE SICH WER KANN!!", brüllten die Piraten und sprangen sofort panisch über Bord. Leanan sah dem treiben fassungslos zu.

"Nein, Moment mal, hier liegt ein Missverständnis vor, ich bin kein Klabautermann!", versuchte er die Piraten zurückzuhalten, die Seeleute des Schiffes starrten ihn immer noch verängstigt an.

"Was seid ihr dann?", fragte der Kapitän des Schiffes ängstlich.

Isabell tauchte aus der Kajüte auf, trat neben Leanan. Ein raunen ging durch die Menge als sie die Succubu sahen.

"Das ist eine lange Geschichte.....", meinte Leanan.

Etwas später saßen die Männer schweigend um das Feuer, Isabell und Leanan waren auch da. Die Seeleute hielten einen respektvollen Abstand.

"Ein Fluch also. Ich habe von Diablo gehört, und auch vom König Leoric. Du bist also seine Tochter?", fragte er Isabell.

"Ja, das bin ich", nickte Isabell langsam.

"Und ihr macht das schon 12 Jahre mit?", fragte der Kapitän nochmals. Wieder nickte Isabell.

"Wie kann ein Vater seiner Tochter nur so etwas antun....", schüttelte er den Kopf.

"Diablo hat ihn verdorben, ihn irre werden lassen. Wer weiß was er im Moment alles im Schilde führt", meinte Leanan.

"Ihr meint Leoric lebt noch? Ich habe gehört das er tot ist?", fragte der Kapitän verdutzt.

"Nein, er existiert noch. Ich selber habe ihn auferstehen sehen, seine Haß und seinen Zorn in seinen glühenden Augen gespürt. Diesen Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen, Leoric lebt. Und Dunkelheit umgab ihn, ließ ihn schwarz wirken. Glaubt mir, das was ich gesehen habe war nicht mehr menschlich, es war ein Alptraum...", sagte Leanan stockend.

"Roi Noir", flüsterte der Kapitän.

"Was?", fragte Isabell verwundert.

"Roi Noir. Schwarzer König. Ein Passagier hat mir davon erzählt das der schwarze König einst durch ihr Dorf ist, und Tod und Verwüstung hinterlassen hat. Das nichts mehr an den Stellen wuchs, an denen er gelaufen ist. Tiere vor den Spuren scheuten und Menschen eine Gänsehaut bekamen wenn sie darüber hinweg gingen. In ihrer Sprache heißt schwarzer König Roi Noir. Dieser Name ist mir nie aus dem Kopf gegangen, es war einfach zu einprägend was der Passagier mir damals erzählt hat", erklärte er.

"Woher kam der Passagier?", fragte Leanan schnell.

"Das wollte er nicht sagen, aber diese Sprache spricht man nur mancherorts in Kehjistan soweit ich weiß", sagte der Kapitän. Isabell und Leanan sahen sich an.

"Leoric in den Dschungel?", fragte Isabell.

"Kommt mir auch komisch vor, da hätte er über den Landweg ein halbes Jahr gebraucht. Aber andererseits, vielleicht ist er auch vor den Paladinen und den Söldnern geflüchtet, in ein Gebiet was so unzugänglich ist, das es Schutz bietet. Vielleicht finden wir ja das Dorf, wo der schwarze König durch ist, und noch andere", dachte Leanan laut nach.

"Es könnte aber auch nur eine Spinnerei, eine Sage sein", warf der Kapitän ein.

"Möglich ist alles. Aber jeder Strohhalm, an den wir uns klammern können nehmen wir", erwiderte Leanan.

"Nun, es wäre vielleicht noch interessant zu erfahren das der Passagier ein Necromancer war", fiel dem Kapitän ein.

"Ein Necromancer?", fragte Isabell wieder überrascht.

"Seid ihr euch sicher?", fragte auch Leanan nochmal nach,

"Ja, er verleugnete es auch nicht vor uns. Warum auch?", meinte der Kapitän Schulterzuckend.

"In Kehjistan gibt es normal keine Necromancer. Das Klima ist zu ungünstig um mit Leichen zu arbeiten. Wo kommt der dann her?", dachte Leanan laut nach.

"Ihr habt Recht. Das hat mich auch gewundert. Er sah auch nicht wie ein Einheimischer aus, das habt mich zusätzlich verwundert", erwiderte der Kapitän.

"Rätselhaft. Hoffentlich finden wir mehr heraus", meinte Isabell.

"Hoffen wir es..."pflichtete Leanan ihr bei. Die Geschichte war so verrückt, das sie fast wahr sein könnte schoß es ihm durch den Kopf.....
 

Die restlichen Tage auf der See verliefen ruhig, und sie erreichten den Fluß Argemenk der tief in das Land Kehjistan führte. Ein Stück flußaufwärts lag Kurast, der Hafen dieses Landes. Es war mitten in den Dschungel gebaut, Docks aus Stein ragten in den Fluß. Hütten aus Holz und Stein bedeckten ein großes Gebiet. Unzählige kleine Rauchsäulen lagen über den Dächern, ein würziger Geruch kam von der Stadt. Der Wind wehte Geräusche aller Art zu ihnen rüber, einiges klang sehr fremd. Auch als sie immer näher kamen wurde dieses exotische Gefühl verstärkt. Alle Bewohner liefen in leichten, farbigen Gewändern umher, liefen über die zahlreichen Holzstege, welche die Häuser in Ufernähe verband. Weiter im Dschungel gab es Steingassen, in denen das Leben tobte. Zahlreiche Händler boten ihre Waren da, man konnte ihr rufen noch auf dem Fluß hören.

Sie legten an, und Isabell und Leanan packten ihre Sachen. Es war heiß hier, beide schwitzen in ihren Sachen. Der Kapitän und seine Matrosen haben ihre Kleidung an die Umgebung angepaßt, trugen kurze Hosen und leichte Hemden.

Beide gingen von Bord, der Kapitän folgte ihnen über den Steg.

"Danke für die Überfahrt", sagte Leanan freundlich.

"Kein Problem, jederzeit wieder. Paßt auf euch auf, und ich hoffe das ihr findet wonach ihr sucht", nickte er.

"Noch was bevor wir gehen. Wie hieß der Necromancer von dem wir damals geredet haben?", fragte Isabell neugierig. Das Kapitän grübelte kurz, dann fiel es ihm ein.

"Grada hieß er, jetzt kommt es mir wieder", lachte er.

"Komischer Name..", murmelte Isabell. Dann verabschiedeten sie sich und verließen die Docks, kamen in die Stadt. Isabell sah sich um, es war hier wirklich alles total anders als Zuhause. Gerade kam eine Frau mit einem Krug Wasser auf dem Kopf vorbei, ihre langen Schwarzen Haare und ihre braune Haut hoben sich sehr von ihrem bunten Kleid ab. Sie sah Leanan an, der schaute noch der Frau nach. Sie packte ihn an den Schulter, dreht ihn rüber und drückte ihn Richtung Stadtmitte.

"Hey, ich schau hier nur die Sehenswürdigkeiten an!", meinte er, und Isabell lachte.

"Soso, bin ich dir nicht genug oder was? Unmöglich", kicherte sie.

"Zieh auch so ein nette Kleid an, dann kuck ich dir auch hinterher", stichelte er zurück.

"Das hättest du wohl so gerne. Jetzt komm, wir müssen unsere Vorräte aufstocken, und ich will endlich die Stadt sehen. Es ist alles so anders hier, irgendwie fasziniert mich das", meinte sie.

"Ja, ich war auch gerade fasziniert", brummte er, und Isabell lachte wieder.
 

Sie tauchten beide in die diese Fremde Welt, gingen durch die Gassen und sahen sich an den exotischen Geräuschen, Düften und Farben satt. Eine Vielzahl fremder Früchte luden zum probieren ein, Isabell bewunderte die feine Goldschmuckauslagen während Leanan von den Schieden stand. Überall wurden sie freundlich von den Händlern begrüßt, und man zeigten ihnen die Waren welche am Gassenrand ausgestellt waren.

Später ließen sie sich in einem Lokal nieder. Es war komplett aus Holz gefertigt, die Theke und die Stühle nebst Tischen waren aus Bambus. Überall saßen Menschen, unterhielten sich, tranken etwas. Es war eine gelöste, freundliche Stimmung hier, ganz anders als bei den Lokalen zuhause. Die Gastfreundschaft war wohl ein hohes Gut hier.

Isabell und Leanan setzten sich an einen Tisch draußen an der Gasse, als auch schon die Bedienung ankam. Da beide keine Ahnung hatten was man hier aß ließen sie die Bedienung entscheiden, auch was die Getränke anging. Während die Bedienung wieder in das Lokal lief lehnten sich beide zurück und sahen die Leute auf der Gasse an. Isabell fiel eine Gruppe Amazonen auf, welche sich durch die Gasse drückte. Eine der Amazonen bemerkte ihren Blick, schaute gelangweilt zurück. Doch dann schien sie irgendwas an ihr zu bemerken, ihr Blick wurde interessierter, und sie schaute sie auch noch an bis sie um eine Ecke verschwand. Isabell wunderte sich was das Interesse der Amazone geweckt haben könnte. Auf jedenfall waren sie imposant gewesen mit ihren Rüstungen und Bögen auf dem Rücken.

"Wenn ich mir vorstelle das irgendwo eine ganze Insel voll von diesen Geschöpfen ist muß ich mich doch fragen ob der Himmel vielleicht nicht doch hier auf der Erde ist", meinte Leanan kichernd als er ihren Blick gefolgt war.

"Die Hitze bekommt dir nicht alter Mann, dein Geist wird schwach", spottete Isabell.

"Ich bin auch nur ein Mann... ich werde mich mal hier etwas umhören ob den Leuten etwas über das Dorf bekannt ist", sagte Leanan und stand auf, ging ins Lokal an den Tresen. Isabell schüttelte den Kopf, jetzt ließ er sie einfach alleine hier draußen rumsitzen.

Ihr Getränk kam, sie hatte auf etwas nicht alkoholisches bestanden. Die Bedienung stellte ihr einen Holzkrug auf den Tisch, nickte freundlich und ging wieder. Sie beugte sich vor, schaute in den Krug. Das Getränk roch etwas säuerlich, war grünlich. Was um Himmelswillen war das?

Vorsichtig nippte die daran. Schien ein verdünnter Fruchtsaft zu sein, er schmeckte sauer aber nicht schlecht. Sie nahm ein paar Schlücke und lehnte sich dann wieder zurück. Es war heiß und schwül, und die Luft schien in der Gasse zu stehen. Sie erinnerte sich an die Rüstungen der Amazonen, welche relativ dünn waren, und die Beine frei ließen. Nur ein Schienbeinschutz mit Knieschutzkappe oben drauf hatte sie gesehen. So eine Rüstung mußte her, ansonsten würde sie in ihrer jetzigen eingehen. Sie sah sich um, entdeckte einen Lederhändler nicht weit von ihr. Sollte sie....?

Sie stand auf, lief in den Laden. Einige Zeit später kam sie wieder raus. Ihre schwere Lederrüstung war weg, sie trug nur noch eine leichte Rüstung, welche die der Amazonen zum Vorbild hatte. Nur diese war Lederbraun, nicht Blutrot eingefärbt wie bei den Amazonen. Ihre Rüstung war etwas dicker, hatte Metallschulterstücke. Doch auch ihre Beine und Arme waren Frei, bis auf die Knie -und Schienbeinschütze. Einzelt aufgehängte Lederriemen bedeckten ihren Unterkörper, aber diese waren relativ kurz. Isabell fühlte sich ziemlich frei untenrum, lief rot an als die Leute sie ansahen. Doch trotzig lief sie wieder an den Tisch und setzte sich hin, schlug die Beine übereinander damit ja auch keiner Stilaugen bekam. Sie betrachtete ihre bleichen Beinen, die Arme hatten zumindest etwas bräune, aber unten war nichts. Es würde wohl etwas dauern bis auch diese das einheimische braun übernehmen würden.

Nach einiger Zeit gewöhnte sie sich an die freizügigere Rüstung, und es war auch endlich nicht mehr so heiß wie in der alten. Zufrieden nahm sie einen Schluck, da erschien die Bedienung mit dem Essen. Verwundert sah sie Isabell an, doch dann lächelte sie.

"Ich habe mich schon gewundert das ihr es in eurer Rüstung so lange ausgehalten habt. Nur euer Vater scheint sehr an seiner Rüstung zu hängen"

"Das fürchte ich auch", meinte Isabell und bestellte nochmal einen Krug von dem Getränk.

"Darf ich fragen was das ist?", fragte sie die Bedienung.

"Sicher. Das ist ein Wasser mit dem Saft einer Citrusfrucht vermischt. Sehr erfrischend bei der Hitze, nicht wahr?", erklärte diese freundlich.

Isabell wußte nicht was sie mit Citrusfrucht meinte, wollte aber nicht als Dummkopf dastehen und nickte nur wissend. Die Bedienung lief wieder in das Lokal, Isabell besah sich den Fisch auf dem Holzbrett. Gerade wollte sie aufstehen und Leanan für das Essen holen, doch dieser kam schon aus dem Lokal und setzt sich hin. Mit verblüfften Blick sah er sie an.

"Entschuldigung, hier saß vor ein paar Momenten noch eine andere Frau..", kicherte er, Isabell schnitt ihm das Wort ab.

"Jaja, es war mir einfach zu heiß", lachte sie.

"Wo ist deine andere Rüstung?", fragte Leanan. Isabell zeigte nach hinten.

"Ich hab diese gekauft, und meine Alte dort zur Aufbewahrung und Reparatur hinterlassen. Sollte ich in einem Jahr nicht wieder da sein habe ich ihm die Erlaubnis gegeben sie zu verkaufen, solange lagert er sie für mich ein", erklärte sie.

"Sicher nicht billig?", fragte Leanan und sah sie interessiert an.

"Es war in Ordnung, er meinte in diesem Breitengrad gibt es kaum Kriegerinnen an die er diese Rüstung verkaufen könnten, daher hat er sie etwas günstiger hinterlassen", meinte sie.

"Du erinnerst mich jetzt wirklich an eine Amazone, nur viel hübscher", sagte Leanan schmunzelnd. Isabell wurde kurz rot, dann winkte sie ab und erwiderte "Zuviel der Ehre, und hör auf so zu schmeicheln"

Sie fingen an zu essen, und Isabell fragte ob er was erfahren hatte. Leanan schüttelte den Kopf.

Nachdem die gegessen hatten beglichen sie ihre Rechnung und zogen weiter. Sie schauten sich nach einer Herberge um, da es langsam dem Abend zuging. Die Händler schlossen ihre Stände, dafür wurden die Lokale voller. Straßenmusiker, Gaugler und Künstler tauchten auf, unterhielten die Leute. Sicher war es Abend hier sehr schön, und Isabell trauerte das sie dieses nicht miterleben konnte.

Sie fanden eine kleine Herberge etwas außerhalb vom Stadtkern und mieteten ein kleines Zimmer mit zwei Betten. Alles in dem Raum war aus Bambus gefertigt, Isabell mußte schmunzeln als sie das sah, es war einfach noch ungewohnt der Anblick.

Beide packten ihre Sachen in die Ecke, während der Gastwirt ihnen die Waschmöglichkeit erklärte. Dazu gingen sie ins Erdgeschoß, ihr Zimmer war auf der ersten Etage. In einem Raum standen vier Waschwannen, in die eine Person paßte. Ein Eimer mit Seil stand daneben. Isabell staunten nicht schlecht als der Wirt eine kleine Luke im Boden neben einen der Wannen öffnete, den Eimer durchließ und Wasser aus dem Fluß hochholte.

"Das Haus steht am Flußufer auf Stelzen, der ermöglicht uns diesen Komfort", schmunzelte er.

"Aber wird nicht auch der Abfall und der Unrat in den Fluß geworfen?", fragte Leanan etwas unsicher.

"Sicher, aber hier sind wir am Anfang von Kurast, und die Strömung führt runter, der ganze Drecke kommt erst weiter unten. Keine Angst, das einzige unangenehme was ein Gast hier mal raufgeholt hatte war ein Pirania", meinte der Wirt schmunzelnd.

Er wünschte ihnen viel Spaß und verließ den Raum, Leanan schob den Riegel vor. Beide öffneten die Klappen neben ihren Wannen und schöpften das Wasser. Es war wirklich sauber und durch die Sonne und der Ufernähe warm. Nach einer Weile war die kleine Wanne voll, und beide zogen sich aus, ließen sich reingleiten.

"Ich glaube meinen zukünftigen Ruhestand baue ich auch an einem Fluß", meinte Leanan grinsend.

"Ideen muß man haben", nickte Isabell und genoß das erfrischende Naß.
 

Die Sonne war schon längst hinter den Dschungel getaucht, und in der Stadt wurden immer mehr Fackeln entzündet. Die Leute waren in den Lokalen, auf den Gassen. Musik drang durch die Straßen, Lachen und Gespräche. Die Grillen tönten aus den Urwald, Glühwürmchen zogen durch die Luft. Die Einwohner und Gäste von Kurast ließen den Tag auslaufen und erfreuten sich des Lebens. Nur eine hagere Gestalt versteckte sich in einer dunklen Ecke, beobachtete die Herberge. Dann löste sie sich aus dem Schatten, huschte über die dunkle Gasse auf das Gebäude zu.

Isabell und Leanan waren schon in den Betten. Isabell konnte nicht schlafen, die schwüle Hitze in der Nacht war sie nicht gewohnt. Leanan schlief, man konnte es an seinem leichten Schnarchen hören. Den Mann brachte so schnell nichts aus der Ruhe. Sie starrte zur Decke, hörte durch das offene Fenster die Geräusche der Stadt und wünschte sich sie könnte ebenfalls da unten bei den Leuten sein.

Bevor sie weiterdenken konnte knallte etwas zum Fenster rein. Sie drehte sich um, starrte in den Raum, in dem plötzlich eine Gestalt stand. Sofort sprang sie auf, weitete ihre Schwingen und zischte. Die Gestalt verharrte, doch dann sagte sie "Diener der Finsternis, was habt ihr hier verloren? Was habt ihr mit den zwei Abenteurern gemacht?!"

Isabell hörte auf zu zischen und sah ihn verwundert an. Plötzlich wurde es hell im Raum, Leanan stand im Bett und hatte gerade eine Fackel entzündet. Isabell konnte sehen das der Fremde ein hagerer Mann war, und eine dunkle Lederrüstung mit Knochenverzierungen aller Art trug. Verwundert drehte sich der Mann um und zuckte als er den Todesboten sah.

"Wie sind die Abenteurer! Und wer zur Teufel seid ihr?", fragte Leanan mit seiner tiefen, unmenschlichen Stimme. Dem Mann hatte es sie Sprache verschlagen, und er sah sie nur noch völlig überrascht an.

Einige Zeit später, Isabell und Leanan saßen auf einem Bett, der Fremde gegenüber.

"Ich habe in meinem Leben schon wirklich viel erlebt, aber das ist selbst für mich ziemlich überraschend...", meinte er als Leanan ihm kurz ihre Geschichte erzählt hatten.

"Nun, wärt ihr nun so freundlich uns mitzuteilen wer ihr seid?", fragte Isabell.

"Mein Name ist Grada", erwiderte er, und die beiden sahen sich überrascht an. Konnte das ein Zufall sein?

"Ich war in dem Lokal, und habe zufällig gehört wie ihr nach Roi Noir gefragt habt, und einem Dorf in dem dieser durchgelaufen sein soll. Nun, da wurde ich neugierig was zwei Fremde von diesem Ort wollten, und verfolgte euch", fing dieser dann an zu erklären.

"Ihr kommt tatsächlich aus diesem Dorf?", fragte Leanan dazwischen.

"Nein, ich nicht, aber meine Frau", erwiderte er.

"Eure Frau?", fragte Isabell nochmal nach.

"Ja, Juana heißt sie. Es ist eine etwas längere Geschichte, darum fasse ich sie kurz. Das ganze begann vor 13 Jahren, als ich von der Rückkehr Diablos gehört habe. Wie unzählige andere Krieger auch machte ich mich auf den Weg um ihn zu stoppen, nennt es Dummheit, Abenteuerlust, wie auch immer. Ich kämpfe zusammen mit einer Gruppe von anderen Kriegern, und trotz sehr vielen Verlusten gelang es uns Diablo zu vernichten. Die Magierin Juana hatte ich davor kennengelernt, und nachdem Diablos Seelenstein wieder sicher verstaut war gingen wir zurück in ihr Heimatdorf hier in Kehjistan. Wir bekamen ein Kind, und hatten eine schöne Zeit. Doch die anderen Einwohner waren mir gegenüber immer mißtrauisch, und auch meinem Sohn. Darum habe ich vor kurzem das Dorf verlassen, damit mein Sohn endlich die Chance hat in dieser Gemeinsaft aufgenommen zu werden, langsam kommt er in das Alter wo man die Ausbildung starten kann", erklärte Grada.

"Ein Necromancer und eine Magierin, ungewöhnlich. Das erklärt einiges....", dachte Leanan laut nach.

"Stimmt es was man sich über meinem Vater erzählt. Ist er wirklich durch dieses Dorf gegangen?", fragte Isabell.

"Nun, ob es Leoric selber war weiß ich nicht, aber diese Spuren gibt es dort wirklich", erwiderte Grada.

"Könnt ihr uns den Weg zu dem Dorf beschreiben?", fragte Isabell.

"Wenn es euch nichts ausmacht zeige ich euch den Weg selber. Im Moment habe ich keine anderen Aufgaben, und es wäre mir eine Ehre euch zu unterstützen. Dieser Fluch.... muß wirklich schlimm sein", meinte er dann.

"Wenn wir Leoric finden ist es uns vielleicht möglich diesen Bann zu brechen, aber dazu müssen wir jeder Spur nachgehen welche sich uns bietet. Es wäre uns eine Ehre einen so großen Krieger an unseres Seite zu haben", sagte Leanan freundlich.

"Dann soll es so sein. Wir brechen morgen früh auf. Ich hole euch hier ab, ruht euch jetzt etwas aus. Ihr werde die Kräfte brauchen. Es tut mir Leid das ich so reingeplatzt bin, aber ich fürchtete das ihr böses im Schilde führt", entschuldigte sich Grada.

"Das muß es euch nicht. Bis morgen", sagte Leanan, und Grada verließ das Zimmer wieder durch das Fenster. Isabell schüttelte den Kopf, das Schicksal war unberechenbar.
 

Am nächsten Morgen standen beide vor der Herberge und warteten. Die Sonne schien schon, es wurde langsam wärmer. Wieder war der Himmel wolkenlos, es würde mit Sicherheit wieder ein heißer Tag werden.

Grada erschien wenig später, er trug immer noch die leichte, schwarze Lederrüstung wie gestern Abend.

"Guten Morgen, ich hoffe ihr habt gut geruht", rief er von der Ferne.

"Es war zu heiß und die Moskitos haben Isabell übel zugesetzt. Also nicht so angenehm", meinte Leanan, und Isabell nickte.

"An Frauen gehen sie lieber ran, das war schon immer so. Ich werde euch im Urwald eine Mixtur zusammenstellen welche euch die meisten Biester vom Hals hält", meinte Grada.

"Ich denke Necromancer sind für Totenbeschwörung zuständig, nicht für Heilmedizin?", fragte Leanan.

"Nun, das habe ich im Dorf gelernt, das gehört wirklich nicht zur normalen Ausbildung eines Necromancers", grinste Grada.

"Laßt uns gehen, damit wir in den Schatten der Wälder kommen", sagte er dann und die drei liefen los, zum Ausgang der Stadt.

"Ja, dann wird es endlich kühler", meinte Isabell.

"Da muß ich euch enttäuschen, im Dschungel ist es heißer als hier. Aber in der Sonne bekommt ihr sonst einen Hitzestich, oder euer Hirn fängt an zu kochen. Ich hoffe eure Lederbeutel sind voll, ihr müßt viel trinken um zu schwitzen", erklärte Grada.

"Was, noch heißer? Das wird sicher lustig", sagte Isabell sarkastisch.

"Ihr werdet euch an das Klima gewöhnen, mit ging es am Anfang auch nicht besser", versuchte Grada sie aufzumuntern.

Sie erreichten das Tor von Kurast, von dort aus windete sich ein mit groben Steinen belegter Weg in den Dschungel. Ein paar Händler und Reisende waren auf dem Weg, aber es war nicht besonders viel los. Eine kleine Gruppe von Händlern fuhren hinter ihnen her.

"Der Weg ist nicht ganz sicher, darum sind die Händler da hinten dankbar wenn sie ein paar Krieger vor sich haben", erklärte Grada.

"Wieso, gibt es hier auch Banditen?", fragte Leanan.

"Das weniger, aber in den Wäldern lebt das Volk der Schinder... Kannibalen", erwiderte Grada.

"Kannibalen, auch das noch....", seufzte Isabell und kratze sich am Arm. Grada hatte recht, um Schatten der Wälder war es noch feuchter und kaum kühler. Die hohe Luftfeuchtigkeit raubte einem fast den Atem. Jede Bewegung war anstrengend, und der ganze Körper schwitzte. Grada zeigte ihnen das sie immer wieder kleine Schlücke nehmen mußten, um nicht auszutrocknen. Klugerweise führte der Pfad immer wieder an kleine Bäche, an denen man seine Flasche auffüllen konnte.

Der Dschungel steckte voller Leben, man konnte unzählige Tiere hören. Papageien krächzten in den Bäumen, Affen raschelten immer wieder in den Baumkronen über ihnen. Einmal sonnte sich eine Schlage mitten auf dem Steinweg in der Sonne, und flüchtete nur ungern von diesem Platz vor den Fremden.

Etwas später konnten sie einen Leichnam im Dschungel ausmachen, der Mann trug eine schlichte, braue Kutte und sah wie ein Mönch aus. Grada untersuchte ihn, konnte aber nichts finden, was diesen Verdacht bestätigte. Nur die drei Giftpfeile in dem Rücken sagten ihm das er vorsichtig sein mußte.

"Was ist passiert?", fragte Leanan als Grada wieder auf den Weg zurückkam. Dieser nahm erstmal einen Schluck Wasser und meinte dann

"Die Schinder waren das.. aber warum sie ihn liegengelassen haben und nicht mit ins Dorf genommen haben wundert mich. Vielleicht war er nicht alleine, und die anderen konnten die Schinder töten oder vertreiben. Seltsam, ich habe so eine Kleidung zuvor noch nie hier gesehen, aber ein Mönch ist es nicht. Er trägt nirgends ein Kreuz oder dergleichen", sagte Grada.

"Wirklich seltsam. Möge Gott seiner Seele gnädig sein", betete Leanan.

Sie setzten den Weg fort, Isabell und Leanan waren ziemlich erschöpft, das Klima laugte sie aus. Grada schien es bedeutend besser zu gehen, Isabell beneidete ihn darum.

Am Nachmittag machten sie eine Pause an einem Fluß. Sein kühles Naß lockte, doch Grada hielt sie zurück.

"In dem Fluß hat es Haufenweise Blutegel und Kaimane. Glaubt mir, ich habe den Fehler damals auch gemacht, und die kleinen Biester zu entfernen ist sehr unschön", erklärte er.

"Der Schatten bringt nichts, das Wasser ist auch nichts, der Dschungel ist echt eine trügerische Idylle", seufzte Isabell.

"Das ist er. Seid froh das ihr nicht wie der Wanderer dieser Erkenntnis mit dem Leben bezahlen müßt", meinte Grada und setzte sich unter einen Baum. Leanan und Isabell taten es ihm gleich, und die Händlergruppe hinter ihnen ließ ihr Vieh trinken, machten ein Feuer und brühten einen besonders würzigen Tee, der Duft lag schwer in der Luft.

Isabell und Leanan aßen ein paar Früchte aus ihrem Proviant, Grada zog etwas Dörrfleisch hervor.

"Nach zwölf Jahren hat man die Früchte hier satt", meinte er entschuldigend als ihn beide etwas komisch anschauten. Die Händler saßen um das Feuer, lachten und redeten. Immer wieder bedeuteten sie den drei mit ihnen zusammenzusitzen, aber Grada winkte freundlich ab.

"Ein guter Rat, faßt diesen Tee nicht an. Ihr würdet es bereuen, ich hab diesen Fehler damals auch gegangen", grinste er.

"Warum, was ist passiert?", fragte Leanan interessiert.

"Es ist ein Stoff darin, der sehr belebend ist. In einer sehr hohen Konzentration. Die Leute sind es gewöhnt, trinken es schon seit Jahren. Aber Fremde sind schon an dem Tee gestorben. Ich hatte Glück, das Tee war nicht stark, trotzdem konnte ich zwei Tage nicht schlafen und habe am ersten gezittert wie Espenlaub. Sie meinen es nicht böse, sie wissen halt nicht das dieses ihnen alltägliche Getränk so stark für Fremde ist. Die Wachen in diesem Land kauen auf diesen Blättern herum damit sie nicht einschlafen, äußerst wirkungsvoll", erklärte Grada.

"Seltsame Bräuche hier", schüttelte Isabell den Kopf, Leanan kicherte. Dann, von einen Moment auf den anderen wurde die friedlich Idylle zerstört. Man konnte hohe Kampfschreie hören, und kleine Gestalten sprangen aus den Urwald. Grada, Isabell und Leanan konnten sich gerade noch zur Seite schmeißen bevor die ersten Giftpfeile durch die Luft sausten. Grada fluchte, zog sein Messer und stach sich in den Finger. Dabei murmelte er unbekannte Wörter, zischte zwischendrin laute welche das Ohr peinigten. Ein Tropfen fiel auf die Erde, Grada hob die Hände über den Boden. Dieser bewegte sich langsam, man konnte es in der Erde brummen hören. Dann wuchs eine Gestalt aus dem Boden, eine Kreatur aus Knochen, Erde, Dreck und Blut. Zwei lange, scharfe Rippenknochen eines unbekannten Tieres stachen aus der einen Hand, und die Kreatur schoß behändig auf die Schinder zu. Grada stand auf, hob die Arme zusammen, murmelte wieder. Rauchfäden sammelten sich um seine Hand, wurden dicker. Dann konnten Isabell und Leanan einen kalten Windhauch spüren, und ein leisen Schrei. Dieser wurde immer lauter, und Grada stieß die Arme nach vorne. Ein Totenschädel aus Rauch schoß hervor, sein gequältes schreien übertönte alles. Der Blutgolem säbelte mit den langen Knochen gerade einen der Schinder nieder, der Knochengeist raste genau auf eine Gruppe von Schindern zu, welche mit Blasrohren auf sie schossen. Leanan und Isabell wollten aufspringen und selber angreifen, doch Grada hielt sie zurück. Statt dessen beschwor wer wieder den Boden, er rumpelte erneut. Knochen schossen aus der Erde, immer mehr und mehr. Bis ein richtiger Wall vor ihnen war, gerade groß genug das man sich dahinter abducken konnte.

"Bleibt in Deckung, die Pfeile sind tödlich!", rief er ihnen zu. Der Knochengeist hatte die Schinder erreicht. Dieser versuchten noch in Panik zu flüchten, aber mit einem anschwellenden Schrei traf der Geist mitten in die Gruppe, zerbarst in einer gewaltigen Druckwelle und Explosion. Die Schinder flogen zerschmettert durch die Luft, ihre Überreste klatschen in den Urwald.

Die anderen Schinder rannten zurück in den Urwald, nachdem der Blutgolem wieder drei von ihnen zerschlitzt hatte.

Grada stand auf, sah sich um. Sein Blutgolem stand noch etwas unschlüssig am Waldrand, dann drehte er um und kam zu seinem Herrn zurück. Isabell sah ihn erstaunt und angewidert an. Der Blutgolem ging ihr bis zur Brust, hatte die Statur eines großen Bären. Seine Augen waren schwarz, kein Leben lag in ihnen. Er atmete nicht, er stand nur stumm da.

"Normalerweise bevorzuge ich mehr Metallgolems oder Feuergolems. Aber ich will hier nicht den ganzen Urwald in Brand setzen", sagte Grada.

"Unglaublich. Ich habe viele Necromancer gesehen, aber eure Kampfkraft ist denen bei weitem überlegen. Kein Wunder wenn ihr Diablo besiegen konntet..." meinte Leanan ehrfurchtsvoll.

"Nur zusammen mit den anderen, alleine hätte ich keine Chance gehabt", winkte Grada ab.

Isabell lief nach vorne, besah sich die Schinder. Sie trugen außer einem Lendenschutz und einer Holzmaske nichts. Speere lagen auf den Boden, anscheinend die einzige Waffe neben den Blasrohren. Was ihr noch auffiel, die Schinder waren relativ klein gebaut, 1,50 m im Durchschnitt. Ihre Holzmasken zeigten Fratzen, anscheinend sollten diese die Gegner erschrecken.
 

Grada ging zu den Händlern, ein Muli hatte einen der Pfeile getroffen. Das Nervengift hatte innerhalb von Sekunden gewirkt, da gab es nichts mehr zu retten. Die Händler waren noch geschockt, manch einer ging in die Knie und danke Gott für die Rettung. Auch Grada wurde überschwenglich gedankt, viele wollten ihm was schenken. Das einzige was Grada aber annahm war ein kleiner Goldring. Damit lief er zu Isabell und schenkte ihn ihr. Diese war etwas sprachlos, lief Feuerrot an.

"Versteht es nicht falsch, ich will dir nur eine Freude machen, du hast es schon schwer genug um Leben. Vielleicht kann ich dir ja damit einen kleinen Lichtblick geben, halte durch und kämpfe für deine Träume", sagte er lächelnd.

"Danke, das ist sehr nett", meinte sie leise und wußte nicht so richtig was sie sagen sollte. Der Blutgolem stand unbewegt daneben, rührte sich nicht.

"Am besten gar nichts, erfreue dich einfach daran", lachte Grada und drehte sich um. Der Händler lud seine Waren von dem toten Muli auf die anderen, was diese mit protestierenden quietschen quittierten. Grada half ihm dabei. Leanan kam auf Isabell zu, besah den Ring.

"Ein schöner Ring, stecke ihn dich an. Es ist doch unhöflich wenn eine Frau so ein Geschenk nicht stolz trägt", schmunzelte er.

"Ich weiß nicht....", meinte Isabell etwas unsicher. Leanan schritt zu ihr, steckte den Ring an den Finger.

"Jetzt sei doch nicht so, er wollte dir damit nur eine Freude machen. Ich finde es eine nette Geste, sonst ist da nichts dahinter. Vergiß nicht, er ist verheiratet und hat ein Kind", sagte Leanan.

Isabell wirkte immer noch etwas unsicher, aber sie behielt den Ring am Finger. Um von dem Thema wegzukommen deutete sie auf die Schinder.

"Hast du diese schon mal gesehen?", fragte sie.

"Nein, woher denn auch? Meistens endet so eine Begegnung tödlich, die Giftpfeile sind äußerst gemein. Paß auf das du nicht auf einen drauf trittst!", ermahnte er sie.

"Das habe ich nicht vor... das arme Muli", meinte Isabell bedauernd.

"Wir können froh sein das wir noch leben, Grada war unsere Rettung. Auch wenn ich mich mit seiner Art des Kampfes nicht richtig anfreunden kann, Leichen für diesen Zweck zu mißbrauchen", erwiderte Leanan.

Sie setzten sich wieder an den Baum, die Händler gingen wieder zurück an ihr Feuer. Grada machte es sich wieder an seinen alten Platz bequem, aß weiter. Sein Blutgolem stand neben ihn und rührte sich nicht.

"Wie lange.... hält ein Golem?", fragte Leanan nach einer Weile.

"Nun, bei Anfänger fällt er nach kurzer Zeit zusammen, aber ich habe diese Beschwörung so ausgereift das er praktisch bis zu meinem Widerspruch existiert. Wie gesagt, normalerweise beschwöre ich andere Golems, aber gegen die Schinder reicht auch ein Blutgolem", erklärte er.

"Nun, unter einem Feuergolem kann ich mir was vorstellen, aber unter einem Eisengolem nicht so. Wo bekommt ihr das ganze Metall her?", fragte Isabell. Grada grinste und erklärte dann "Nun, ein Eisengolem besteht aus mehreren Eisenteilen, meistens aus den Waffen der Gegner. Man beschwört ihn mit einer einzelnen Waffen oder einen beliebigen Metallgegenstand. Zuerst hat man einen normalen Golem aus Erde und Dreck, inmitten dieser metallische Gegenstand. Jedesmal wenn der Golem an etwas aus Metall kommt nimmt er es in sich auf, verliert dafür etwas Dreck. Nach einer Weile besteht der Golem komplett aus Metall, und ist dadurch sehr haltbar. Man kann einen solchen Golem nicht töten, höchstens zerschlagen, aber das ist schwer".

Isabell schmunzelte als sie sich so einen Golem vorstellte. Leanan schüttelte nur den Kopf.

Nach der Rast packten sie ihre Sachen, ebenso wie die Händler. Isabell und Leanan nebs Grada füllten nochmal die Lederbeutel am Fluß und gingen dann auf den Steinweg zurück. Die Händler folgten ihnen wieder, und so zogen sie gemeinsam weiter.

Immer weiter ging es durch den Urwald, bis sie am Abend am Seitenfluß des Argentek ankamen.

"Das Dorf liegt am anderen Ufer dieses Nebenflußes. Ich würde vorschlagen wie übernachten hier, am Fluß ist es kühler als im Urwald selber", meinte Grada. Die Händler folgten ihrem Beispiel und kampierten etwas abseits an einer größeren freien Fläche, auf denen auch die Tiere platz fanden.

"Sehr anhänglich", meinte Leanan schmunzelnd als er dies sah.

"Nun, nach der Schinderattacke werden die wahrscheinlich keinen Schritt mehr ohne uns machen solange es geht", erwiderte Grada.

"Söldner umsonst", meinte Leanan und half Isabell beim Zusammenbau des Zeltes.

"Habt ihr keines?", fragte er verwundert als er sah das Grada nur einen großen Ast in die Erde rammte, und darüber ein feines Netz hängte, das zylinderförmig abstand.

"Nein, ich brauche auch keines, danke. Mir genügt das hier", sagte Grada schmunzelnd. Dann fiel ihm noch was ein. Er holte seinen Rucksack, zog ein kleines Fläschchen heraus. Das drückte er der verdutzen Isabell in die Hand.

"Was ist das?", fragte diese.

"Das Mittel gegen die kleinen Plagegeister, du erinnerst dich?", meinte er lachend.

"Ach genau, danke, ich hoffe es wirkt", sagte sie, öffnete die Flasche und roch daran. Angewidert verzog sie das Gesicht.

"Puhh... wenn es nur halb so gut wirkt wie es stinkt dann sollte es die Mücken im Umkreis von 20 Meilen vertreiben", schmunzelte sie danach.

"Keine Sorge, das wirkt bei den meisten", nickte Grada mit dem Kopf, lief wieder zu seinem Netz. Sein Golem stand am Flußufer, sah sich um. Dann rannte er wieder zu seinem Herren, sah ihn an. Leanan entfachte in der Zeit ein Feuer, damit sie etwas kochen konnte. Die Händler auf der anderen Seite errichteten größere Zelte, auch ein Feuer war bereits im Gange. Sicher würden hier bald wieder alles nach diesem komischen Tee riechen. Der Golem kam zu Leanan, schaute zu wie er mit zwei Feuersteinen versuchte das Feuer zu entfachen. Nach kurzer Zeit stiegen die ersten zarten Rauchschwaden auf, und der Golem grunzte plötzlich aufgeregt. Isabell bekam dadurch so einen Schreck das sie mit dem Kopf hochschoß und sich diesen an der Zeltstange anstieß.

"Seit wann grunzt der?", fragte Leanan überrascht, und Isabell setzte sich neben ihn, rieb sich den Kopf.

"Nun, wenn Golems längere Zeit bestehen entwickeln sie mit der Zeit Intelligenz. Natürlich nicht viel, aber es gab schon Gerüchte das alte Necromancermeister Golems hatten, mit denen sie sich unterhalten konnten. Das halte ich aber für unwahrscheinlich. Unser kleiner Freund hier will sich anscheinend damit auf sich aufmerksam machen", grinste Grada.

Leanan schüttelte wieder den Kopf.

"Ich hoffe nur er schnarcht nicht", murmelte er, und die anderen zwei mußten lachen. Der Golem sah weiterhin auf das Feuer.

Während die Händler wieder bei ihrem Tee lachten und sich unterhielten aßen die drei einen schlichten Eintopf, garniert mit etwas Dörrfleisch von Grada.

"Ihr müßt übrigens morgen alleine in das Dorf, ich komme nicht mit", fing Grada plötzlich an.

"Warum nicht? Willst du nicht deine Frau sehen?", fragte Isabell überrascht.

"Ich sehe sie jeden Tag... in meinem inneren Auge. Wir beide haben entschieden das sie unseren Sohn alleine mit der Dorfgemeinschaft aufziehen soll, und ihn nach dem Regeln der Magier erziehen soll. Ich will es uns beiden nicht unnötig schwerer machen..". meinte dieser Gedankenversunken während er ins Feuer schaute.

"Ein Kind braucht doch seinen Vater, dem könnt ihr ihm doch nicht einfach wegnehmen?", fragte Leanan etwas spitz.

"Sein Meister wird diese Rolle übernehmen, keine Angst, ich bin der gleichen Ansicht wie ihr. Ein Kind braucht eine Vaterfigur, und ich kenne den Lehrmeister, er wird sich gut um meinen Sohn kümmern. Er kann die magischen Kräfte, die in meinen Sohn stecken besser verstehen und kontrollieren als ich. Ich hatte viele schöne Jahre mit ihm, und ich werde ihn sicher immer wieder besuchen, aber jetzt muß er langsam lernen seine Fähigkeiten unter Kontrolle zu kriegen. Und das ist ein langjähriger Prozeß, der viel Geduld und Sorgfalt bedarf. Er wird sicher mal ein großer Krieger, davon bin ich überzeugt", erwiderte Grada lächelnd.

"Wollt ihr uns dann morgen verlassen?", fragte Isabell vorsichtig.

"Nur wenn ihr das wollt. Ich würde euch gerne weiterhin zur Seite stehen, es ist eine ehrenvolle Aufgabe. Leoric hat schon genug übel uns die Menschen gebracht, dies muß ein Ende haben. Er war ein guter König, aber die Finsternis hat ihn verdorben", sagte Grada ernst.

"Ich denke zu dritt haben wir bessere Chancen gegen ihn zu bestehen, wir würden es sehr schätzen wenn ihr uns erhalten bleibt... und du natürlich auch", meinte Leanan schmunzelnd zum Golem. Dieser grunzte kurz, schaute die drei an, wendete den Blick aber wieder ins Feuer.

"Dann werde ich morgen hier auf euch warten, weiter unten gibt es eine Hängebrücke über den Fluß. An der Stelle gibt es eine kleine Insel in der Mitte, und es ist dort auch eine schmale Stelle", meinte Grada.

"Machen wir es so", pflichtete Leanan ihm bei. Dann kippte er die Reste des Eintopfes ins Feuer, und stand auf um seinen Napf im Nebenfluß zu spülen. Der Golem hatte ihm zugeschaut, rupfte etwas Gras neben sich aus und warf es ins Feuer. Wieder grunzte er, sah sie an. Isabell lachte leise.

"Er lernt erstaunlich schnell. Da habe ich mich mal wieder selbst übertroffen", grinste Grada.

"Wenn er nur nicht so schlimm aussehen würde könnte man ihn fast süß finden", meinte Isabell.

"Mein Kampfgolem süß? Gott bewahre", sagte Grada und verdrehte die Augen.

"Ich sagte auch nur fast. Er ist immer noch süßer als ihr", meinte Isabell schmollend, und Grada lachte.
 

Am nächsten Morgen krabbelte Isabell unbeholfen aus dem Zelt, die Nacht war wieder heiß gewesen. Aber Grada hatte Recht, am Fluß war es angenehmer. Sie ging sie zum Fluß, wusch sich das Gesicht und putze sich die Zähne mit einem speziell geschnitzten Holzstück. Der Golem gesellte sich neben sie, sah ihr zu.

"Es muß wohl ziemlich komisch für dich aussehen was?", fragte sie noch etwas schläfrig aber schmunzelnd. Der Golem grunzte nur wieder. Isabell richtete sich auf, ging in das nächste Gebüsch um ihre Notdurft zu verrichten. Der Golem blieb zuerst am Ufer stehen, doch dann rannte er hinterher. Es gab einen kurzen leisen Schrei, dem ein lachen folgte. Leanan rollte sich aus dem Zelt, zog sein Schwert und sah sich um. Isabell kam aus dem Gebüsch, der Golem grunzte und folgte ihr.

"Was ist passiert?", fragte Leanan überrascht.

"Ach nichts, der Golem hat mich nur im Gebüsch erschreckt. Naja, jetzt gibt es halt drei Lebewesen die mich mehr oder weniger nackt gesehen haben", schmunzelte Isabell.

"Aber mach das nicht nochmal du, hörst du?", sagte sie dann ernst zum Golem. Dieser spielte unschuldig mit den Knochenklauen im Boden rum, grunzte leise.

"Irgendwie erinnert der mich an dich, als du auch so klein warst und so unschuldig getan hast", meinte Leanan lachend und packte das Schwert weg.

"Haha, wirklich sehr witzig. Nur halb so witzig wie ein Paladin in Unterwäsche und Schwert", meinte sie.

"Das nächste mal wenn du in Not bist drehe ich mich einfach um und schlafe weiter", sagte Leanan etwas beleidigt. Isabell grinste, sie wußte das er dies nicht ernst gemeint hatte.

Sie packten ihre Sachen, Grade gesellte sich zu ihnen und half. Die Händler sahen zu, winkten ihnen zum Abschied zu.

"Nun, ich bleibe hier bis ihr wiederkommt. Ihr könnt das Dorf nach der Brücke nicht verfehlen. Ich hoffe ihr findet ein paar Hinweise", sagte Grada.

"Danke, ihr wollt wirklich nicht mitkommen?", fragte Isabell nochmal. Er schüttelte den Kopf.

"Wie ihr wollt. Paßt auf euch auf", sagte sie dann und folgte Leanan auf den Weg. Bald erreichten sie den Engpaß am Fluß, über den eine Hängebrücke gespannt war. Sie war an sechs mächtigen Pfählen festgebunden, Vier an den Waldrändern und zwei auf einer kleinen Insel in der Mitte des Flusses.

"Ob das hält?", fragte Isabell etwas zweifelnd.

"Ich denke schon", erwiderte Leanan schmunzelnd und stieg über eine kurze Rampe auf das Ende der Hängebrückte. Die geflechteten Seile knarzten unter der Last, die Brücke selber wippte sanft. Leanan ließ sich dadurch nicht beirren und lief weiter. Die Brücke wippte unter seinen Schritten, es ächzte und knarzte an allen Ecken und Enden. Isabell betrat unsicher die Brücke, prüfte die kleinen Holzbretter auf denen sie den Fluß überqueren sollte. Leanan hatte mittlerweile die Mitte erreicht und drehte sich um.

"Jetzt komm schon, meine Güte bist du ein Angsthase", rief er lachend.

Isabell sah ihn böse an, lief langsam über die Brücke. Sie hielt sich krampfhaft an den zwei dicken Tauen fest, an denen die jedes kleine Bretter mit einem dünne Tau befestigt war. Leanan dreht sich lachen um, lief weiter über die andere Hälfte der Brücke. Isabell erreichte die Hälfte der Brücke, atmete durch. Leanan hatte es sich derweil auf einem Baumstamm bequem gemacht und sah ihr zu. Isabell ging wieder langsam über die anderen Hälfte der Brücke, seufzte erleichtert auf als sie an der anderen Seite war. "Mimose", grinste Leanan und löste sich vom Stamm.

"Prahler", grummelte Isabell zurück. Sie setzten ihren Weg fort, folgten dem kleinen Pfad durch den Dschungel. Nach knapp einer Stunde weitete sich der Pfad, und der Urwald wich zurück, gab den Blick auf eine riesige Lichtung frei. Holzhäuser aus Bambus auf Stelzen reihten sich aneinander, Felder waren rund um das Dorf angelegt. In der Mitte stand ein großes Holzhaus, das reichlich geschmückt war. Es war quadratisch angelegt, mit einem großes Innenhof, soweit die beiden das einschätzen konnten. Viele Bewohner bewegten sich zwischen den Häusern, unten den Häusern lagen die Tiere im Schatten und sahen sich um. Eine Idylle, die man in diesem schwierigen Lebensraum so nicht erwartet hätte. Die beiden kamen näher auf das Dorf zu. Die ersten Bewohner bemerkten sie, sahen sie etwas mißtrauisch an. Die Kinder hörten auf zu spielen, schauten neugierig zu ihnen. Als sie den Dorfrand erreichten trat ein älterer Mann auf sie zu. Er fragte sie etwas, aber leider in der Sprache die sie nicht verstanden.

"Tut mir Leid, wir sprechen eure Sprache nicht. Habt ihr niemanden da der mit uns reden kann?", fragte Leanan freundlich. Der Fremde rief irgendwas, dann wartete er und sah sie interessiert an. Ein jüngerer Mann erschien, stellte sich neben den älteren Mann.

"Seid gegrüßt Krieger, was können wir für euch tun?", fragte dieser in ihrer Sprache.

"Wir grüßen euch, wir sind nicht hier um euch irgendein Leid zuzufügen. Wir sind wegen dem dunklen König hier", sagte Leanan. Der junge Mann sah sie etwas überrascht an und fragte "Weshalb?"

"Nun, das ist eine längere Geschichte. Könnt ihr uns die Spuren zeigen?", fragte Leanan.

Der junge Mann zögerte, meinte dann "Ich führe euch besser erstmal zu unserem Dorfältesten"

Isabell und Leanan nickten, und folgten ihm zu dem großen Haus. Die Einwohner beobachteten sie wie sie durch das Dorf liefen. Es war kein mißtrauisches Abschätzen, eher ein neugieriges. Fremde waren wohl in diesem Dorf selten zugegen.

Sie erreichten das Haus, stiegen eine große Treppe hinauf. Dort bedeutete ihnen der junge Mann stehenzubleiben und betrat das Haus. Es hatte keine Fenster aus Glas und keine richtigen Türen, nur leichte Matten welche man oben am Türrahmen zusammengerollt hängen sah. Beide konnten in den Innenhof sehen. Viele junge Mädchen und Jungen, aber auch schon Jugendliche waren im Hof, übten zusammen verschiedene Zauber aus. Meister, erkennbar an den aufwendig geschmückten Roben gingen durch die Reihen und wachten über die Schüler, korrigierten und halfen wenn es nötig war. Isabell fragte sich unweigerlich ob Gradas Sohn unter den Schülern war.

Kurze Zeit später erschien ein alter Mann, der sich ihnen als Dorfälteste vorstellte.

"Kommt herein", bat er sie, und führte sie über den Holzboden in einen Raum. Außer einem kleinen Tischen in der Mitte und ein paar Bambusmatten rundherum gab es hier nichts, es schien eine Art Versammlungsraum zu sein. Der Alte bot ihnen zwei Plätze an, setzt sich selber gegenüber von ihnen im Schneidersitz auf eine der Matten. Isabell und Leanan taten es ihm gleich.

"Nun, ihr sucht also nach roi noir", meinte der Alte.

"Ja, das tut wir", nickte Leanan.

"Warum wenn ich fragen darf?", fragte der Alte ihn.

"Das ist eine lange Geschichte, mit der wir euch nicht belasten wollen. Ich will nur sagen das sehr wichtig für uns ist ihn zu finden", erwiderte Leanan. Der Alte sah ihm lange an, suchte den Blickontakt. Dann meinte er "Ich sehe das ihr nicht lügt, aber auch den Schmerz welche den Gedanken an ihn hervorrufen. Ich weiß nicht warum dies so ist, aber wenn ihr es nicht sagen wollte respektiere ich das. Aber ich muß euch warnen, wenn ihr ihn jagen wollt. Er hat das Dorf damals halb zerstört, trotz den Magiermeistern welche ihn aufhalten wollten. Es ist sehr mächtig, was immer er auch war", meinte der Alte.

"Wie hat er ausgesehen?", fragte Leanan.

"Er und seine Anhänger waren Diener des Finsternis, ihr Skelett trug kein Fleisch mehr an sich. Sie trugen schwere Rüstungen, führten die Waffen trotz dem Verlust des Fleisches meisterhaft, vor allem er. Er war fast so groß wie zwei unserer Männer, trug ein mächtiges Schwert und eine Krone auf dem Schädel. Seine Augen glühten rot, ich werde diesen Blick wenn man es so nennen kann nie vergessen. Es war so als würden alle meine Ängste in diesen Blick liegen, und der Haß ließ mich erzittern. Es war furchtbar, wir mußten in die Wälder fliehen vor dieser Ausgeburt der Hölle", erzählte der Mann. Leanan zuckte zusammen als er die Beschreibung hörte, Bilder aus seinem Gedächtnis schossen vor sein inneres Auge. An die Bilder des Königs, welcher sich gerade vom Boden erhob, das glühen seiner Augen stach im dunkeln des Raumes. Haßerfüllt sah er ihn an, den Mann der seine Tochter im Arm trug. Leanan rannte aus dem Raum, während der verdorbene König nach seiner Waffe griff. Panisch vor Angst rannte er durch das Schloß, die Wände rasten an ihm vorbei. Er sah an sich herab, konnte nicht glauben was er erblickte. Und er schaute auf das kleine Mädchen, das ohnmächtig in seinen Armen lag. Ihre bleiche Haut und die kleinen Schwingen versetzten ihm einen Stich im Herzen, er hatte sie nicht retten können. Wie in Trance rannte er aus dem Schloß, die Treppen hinab in die dunkle Nacht, immer wieder umsehend.

Leanan schreckte hoch als Isabell ihn an den Schultern rüttelte und ihn besorgt ansah.

"Was ist denn?", fragte sie unsicher.

Er schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden, dann schaute er auf und sah den Alten an. Er erwiderte den Blickkontakt, sie sahen sich lange an.

"Mir geht es gut", meinte Leanan dann langsam. Der Alte sagte nichts.
 

"Folgt mir", meinte er dann, stand langsam auf. Isabell und Leanan folgten ihm raus aus dem Haus. Er führte sie aus dem Dorf, auf einen alten, zum Teil überwucherten Pfad. Der Urwald war dabei diese Wunde, welche die Menschen gerissen hatten langsam wieder zu schließen. Nach ein paar Metern sahen sie es. Vor ihnen lag eine zweite Lichtung, in der viele Ruinen standen. Überall zerstörte Holzhäuser, Asche lag auf dem Boden, selbst nach alle den Jahren. Über allwucherten Pflanzen in den Ruinen, kleine Bäume wuchsen schon aus den Holzresten. Etwas weg von den Ruinen war ein Friedhof angelegt, die alten Holzkreuze standen wie stumme Zeugen da um an die Gefallenen unter ihnen zu erinnern. Isabell und Leanan blieben stehen.

"Oh mein Gott....", flüsterte Leanan als er das alles erblickte. Der Alte lief weiter, die beiden schlossen wieder auf. Er führte sie mitten in die zerfallen Häuser, manche Bretter waren an vielen Stellen dunkler als andere. Getrocknetes Blut.

"Hier, nach all den Jahren....", meinte der Alte schluckend, zeigte auf den Boden. Zuerst sahen die beiden nichts besonderes, aber dann entdeckten sie was der Alte meinte. Runde kleine Stellen, an denen nichts wuchs, der nackte Erdboden schaute hervor. Seine Fußstapfen, man konnte genau verfolgen wohin er gegangen war. Leanan wollte es genau wissen, schritt auf einen der Flecken zu.

"Nicht!", rief der Alte, aber Leanan ließ sich nicht abhalten. Er schritt genau in einen der Fußstapfen, und in dem Moment kamen die Gefühle wieder hoch die er jahrelang verdrängt hatte. Die Angst, die Qualen, der Schmerz den Nacht brachen über ihn herein. Sofort schossen wieder die Bilder vor sein inneres Auge, so lebendig wie nie zuvor. Er durchlebte alles wieder, jeder verdammte Sekunde dieses Augenblicks. Leanan ging in die Knie, begrub sein Gesicht in seinen Händen und weinte, er zitterte am ganzen Körper.

Isabell ließ sich vor ihn nieder, und nahm ihn sanft ihn ihre Arme. Sie hatte nicht gewußt das er so darunter litt, und fühlte sich hilflos, sie konnte ihm nicht helfen, außer als für ihn da zu sein. Der Alte stand nur schweigend daneben, sah sie an.

Nach einer Weile löste sich Leanan, und er stand auf, wischte sich die letzten Tränen fort.

"Fühlt ihr euch besser?", fragte der Alte.

"Etwas, ja. Aber ich habe auch gemerkt das ich ein Narr war, zu glauben das alles einfach verdrängen zu können. Ich kann nicht immer vor meinen Ängsten wegrennen, es wird nie klappen. Ich muß mich ihnen stellen, um uns alle zu erlösen. Der schwarze König muß vernichtet werden...", flüsterte Leanan ernst.

"Es war also der König von Khanduras der hier durchgelaufen ist?", fragte der Alte.

"Nein, es war nicht Leoric. Leoric ist in dem Moment gestorben als das Schwert damals sein Herz durchstieß, und es war gleichzeitig die Geburt des schwarzen Königs", schüttelte Leanan den Kopf. Er drehte sich zu Isabell um

"Wir müssen endlich aufhören zu glauben das Leoric noch in diesem Monster irgendwo steckt, dem ist nicht mehr so. Es ist nichts mehr von ihm da, gar nichts. Merk dir das Isabell, sollten wir ihm eines Tages gegenüberstehen", sagte er ernst. Isabell sah zu Boden, sie hatte ihre Ängste in dem Grab verloren, er seine durch die Finsternis selber. Beide hatten die selben, und zwölf Jahre hatte keiner getraut sich dem anderen zu offenbaren. Sie waren beide so dumm gewesen.

Sie folgten den Fußspuren, sie gingen durch das ganze Dorf und gingen dann in den Urwald.

"Ihr könnt diesen Spuren nicht durch den Urwald folgen, weil der Flußnebenarm dazwischen liegt. Sie verlieren sich am Ufer", erklärte der Alte.

"Seid ihr sicher das er über den Fluß ist?", fragte Leanan.

"Natürlich. Nach dem Überfall haben wir das Ufer gründlich nach neuen Spuren abgesucht, um sicherzugehen das er wirklich weg war. Damals gab es noch keine Brücke, aber so verrückt es klingen mag, ich denke er ist durch den Fluß gelaufen", meinte der Alte.

"Wer weiß das schon. Auf jedenfall ist er dann weiter nach Süden gezogen", dachte Leanan laut nach.

"Gibt es was im Süden was ihn interessieren würde? Er muß doch einen Grund haben hierher zu kommen, außer das er hier gut versteckt und sicher vor dem Licht ist?", fragte Isabell.

"Das weiß ich nicht, das müssen wir herausfinden", gab Leanan zu.

"Ich weiß leider nichts mehr von anderen Dörfern die überfallen wurden, wir waren anscheinend die einzigen die er nicht verschont hat", erwiderte der Alte.

"Warum...warum", flüsterte Leanan zu sich, lief ein Stück die Spuren entlang und blieb stehen. Wo war er? Das fragte er sich die ganze Zeit.
 

Zusammen kamen sie wieder ins intakte Dorf. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Auf der einen Seite spielende Kinder, auf der anderen absolute Stille. Auf der einen Seite farbenfrohe Kleider, frisches Grün. Auf der anderen halb verrottetes Holz, verdorrte Pflanzen und Überwucherung. Hier tobte das Leben, auf der anderen Seite wachte der Tod.

"Wir hoffen das der Urwald irgendwann die Reste komplett in sich aufnimmt. Erst ab diesen Zeitpunkt werden auch die Wunden verschlossen sein die immer noch in uns sind und bluten", sagte der Alte.

"Es tut mir so Leid was geschehen ist. Wir hätten es damals verhindern müssen", meinte Leanan niedergeschlagen.

"Die Vergangenheit kann man nicht rückgängig machen, und was hätte sein können ist unwichtig. Wer dauernd nur zurückblickt kann nicht nach vorne sehen und erkennen was er wirklich tun kann um geschehenes wieder gutzumachen. Vor euch liegt noch ein langer Weg, schaut nach vorne und vergeßt nicht was geschehen ist. Wer aus der Vergangenheit lernt macht die gleichen Fehler nicht noch einmal in der Zukunft", sagte der Alte.

"Das werden wir. Lebt wohl, und ich hoffe ihr findet euren gewünschten inneren Frieden", verabschiedete sich Leanan, und Isabell nickte.

"Macht es gut Krieger, möge sich das Schicksal euch gnädig erweisen", sagte der Alte. Isabell und Leanan drehten sich um, verließen das Dorf. Die Kinder sahen ihnen noch nach bis sie wieder im Urwald verschwunden waren.

Sie folgten wieder dem Pfad, bis sie an der Hängebrücke angekommen waren.

"Na, schon Herzflattern?", fragte Leanan kichernd.

Isabell stöhnte nur verärgert auf, bedeckte ihn mit einem bitterbösen Seitenblick.

Nachdem Isabell sich wieder langsam über die Brücke getastet hatte, Leanan war wieder schnell drüber und machte sich auf der anderen Seite über sie lustig, folgten sie dem Pfad weiter zu ihrem Lagerplatz. Grada war noch da, saß am Ufer und schaute über das Wasser. Er bemerkte beide, stand auf.

"Nun, da seid ihr ja wieder. Und?", fragte er gleich.

"Wo ist den der Golem?", fragte Isabell und lud ihren Rucksack ab.

"Naja, es ist da ein kleines Mißgeschick passiert. Er stand am Flußufer, sah plötzlich einen Fisch aus dem Wasser springen. Sofort sprang er ins Wasser ehe ich reagieren konnte. Und ihr wißt, Dreck löst sich im Wasser auf. Die Strömung zog in ihn den Fluß, er konnte nicht schwimmen, war viel zu unförmig dafür. Er kannte sich halt in dieser Welt zu wenig aus", zuckte Grada mit den Schultern.

"Och, das ist Schade. Irgendwie habe ich ihn gerne gehabt", meinte Isabell traurig.

"Das wir sicher nicht der letzte Golem gewesen sein den ich beschwöre, keine Sorge", versuchte Grada sie zu trösten.

Leanan erzählte ihm dann was sich zugetragen hatte. Grade saß da, hörte ihnen schweigend zu.

"Also nach Süden.....", murmelte er.

"Ja. Das komische ist, anscheinend hat er kein weiteres Dorf überfallen, wenn der Alte recht hat", sagte Leanan.

"Der Dorfälteste ist ein weiser Mann, was nicht heißen soll das er sich nicht mal irren kann. Aber im Süden gibt es auch kaum Dörfer soweit ich weiß, weil dort alles noch Urwald ist. Wege oder Pfade gibt es keine, Nur die Flußufer der Seitenarme kann man begehen. Die Dörfer liegen daher auch alle am Flußufer selber. Nur die alte Magierstadt Viz-Jun ist erwähnenswert", erwiderte Grada.

"Du weißt nichts was Leoric im Süden reizen könnte?", fragte Leanan.

"Nein, eigentlich nicht. Wie gesagt, dort unten gibt es kaum Menschen, es ist ein guter Platz wenn man sich verstecken und alleine sein will", meinte Grada nachdenklich.

"Auf jedenfall müssen wir nach Süden weiterziehen, und dort nach Spuren suchen", sagte Leanan entschlossen.

"Dann müssen wir zurück nach Kurast, und dort einem der Nebenflüsse folgen", erwiderte Grada.

"Ihr habt schon alles gepackt?", fragte Leanan. Grada nickte.

"Gut, dann laßt uns noch schnell unsere Lederbeutel nachfüllen und dann aufbrechen", schlug Leanan vor, und Isabell nebst Grada nickten. Es ging wieder los, in brütender Hitze und in den Dschungel welcher viele Geheimnisse in sich barg, welche zum Teil tödlich waren.
 


 

Der Dschungel erwies sich als genauso heiß und schwül wie bei der letzten Durchwanderung. Es war noch nicht mal Mittag, und die Temperaturen stiegen ins unermeßliche. Die Luft war so drückend das man fast ihre Last auf den Schultern spüren konnte. Isabell sehnte sich nach dem milderen Klima ihrer Heimat, wie hielten das die Menschen hier nur aus?

Nach einer Weile kamen sie an einer Stelle vorbei, wo noch Blut am Boden klebte. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit würde es so schnell nicht trocknen. Ein paar Giftpfeile lagen am Boden.

"Diese verdammten Schinder. Sie werden immer brutaler, früher gab es kaum Überfälle, jetzt häufen sie sich zusehens", schüttelte Grada den Kopf.

"Kann man sie nicht wieder unter Kontrolle bringen?", fragte Leanan.

"Es gibt keine Armee in den Land, nur Söldner und die Magiergilden. Der Zakarumorden hat auch nur Wachen für die Tempelanlagen. Aber ich denke die Magierinnen werden sich darum kümmern wenn es nicht besser wird. Sie leben ja auch vom Handel, und wenn die Händler wegen den Schindern ausbleiben sind auch ihre Grundlagen gefährdet", erwiderte Grada.

"Wollen wir es hoffen", schüttelte Isabell den Kopf, und sie liefen weiter. Sie wollten gar nicht wissen was mit den Händlern gerade passierte.
 

Gegen den späten Nachmittag erreichten sie Kurast, sie hatten unterwegs weniger Pausen gebraucht. So langsam schienen sich Isabell und Leanan an das Klima zu gewöhnen. Wieder war viel los in Kurast, die Händler waren noch in den Gassen und die Geschäfte hatten auch noch auf. Die drei beschlossen ihre Vorräte auszustocken, damit sie morgen früh gleich weiterziehen konnten. Sie schlenderten durch die vollen Gassen, genossen die Düfte und die vielen Eindrücke.

"STEHENBLEIBEN!", konnte sie plötzlich hinter sich hören. Alle drei drehten sich um, galt das ihnen? Eine Gruppe von Paladinen rannte auf sie zu.

"Lauft!", rief Leanan, und sie flüchteten durch die Menschenmenge. Die Paladine wühlten sich weiter hinten durch. Grada riß einem Korbhändler die Auslagen runter. Dieser und anderen sprangen wütend auf die Gasse, behinderten die anstürmenden Paladine. Die drei rannten weiter, als plötzlich eine Amazone vor ihnen auf die Straße rannte und sie in eine Nebengasse hineinwinkte.

"Hier rein, macht schnell!", rief sie leise und drückte Leanan voran. Der wußte kaum wie ihm geschah als er von einer Reihe von Amazonen nach hinten durchgeschoben wurde. Die anderen folgten, dann rannten die Amazonen raus und stellten sich vor die Gasse, taten so als würden sie sich angeregt unterhalten. Kaum kamen die Paladine angerannte rief eine zu ihnen "Sie sind da entlang!"

"Wir brauchen eure Hilfe nicht", meinte der vorderste Paladin und sah sie gereizt an während er vorbei rannte. Als sie weiter hinten in der Gasse verschwunden waren lachten die Amazonen und drehte sich zu den drei um. Eine trat vor.

"Minerva!?", rief Grada erstaunt aus. Die Frau mit der roten Rüstung und der blonden Mähne lachte und meinte dann "Grada, immer mittendrin wenn Ärger gibt". Die beiden umarmten sich herzlich, dann fragte Grada schmunzelnd "Was machst denn du hier wenn ich fragen darf?"

"Auf unseren Inseln fällt mir die Decke auf den Kopf, und ich wollte mal wieder raus. Nach dem Sieg über Diablo haben die mich doch glatt in die Politik verfrachtet, kannst du dir das vorstellen? Dauernd irgendwelche Frauenzimmer um dich herum welche alles besser wissen, und noch nicht mal einen Bogen in der Hand hatten. Und die Männer sind auch keinen Deut besser, müssen immer beweisen das sie besser als die Frauen sind", sagte sie und verdrehte die Augen.

"Naja, in deinem Alter muß man halt langsam treten", kicherte Grada, und Minerva sah ihn vernichtend an, drehte sich um und sagte zu einer der Amazonen "Holt die Paladine!"

"Nein, nein, ich entschuldige mich ja schon", lachte Grada.

"Immer noch der gleiche Chaot wie damals, ich frage mich wirklich wie jemand mit deiner Einstellung es nur so weit gebracht hat in der Beschwörungskunst", meinte Minerva. Dann sah sie auf Isabell und fragte sie "Woher hast du diesen Dolch?"

"Ich habe ihn auf einen Markt in Duncraig erstanden. Mein Name ist übrigens Isabell", erwiderte diese.

"Ich weiß, ich habe euch ja lang genug verfolgt um das zu wissen", meinte Minerva grinsend.

"Verfolgt?", fragte Leanan verblüfft.

"Natürlich. Als ihr angekommen seid habe ich sie mit dem Dolch an dem Lokal sitzen sehen. Das ist ein Dolch die normal nur in unseren Tempeln benutzt wird, und ich dachte zuerst ihr seid Räuber welche auf der Flucht sind. Ihr wart zudem etwas geheimnisvoll, darum bin ich euch auch die letzten zwei Tage gefolgt. Als Grada auftauchte war ich überrascht, aber da er mit euch ging wußte ich auch das ihr keine Räuber sein könnt. Ich bin euch nach Ureh gefolgt, konnte mir aber drauf keinen Reim machen warum ihr diese Nest aufgesucht habt. Aber wir sollten diese Diskussion lieber in ein gemütliches Lokal verlegen, was meint ihr?", fragte sie lächelnd. Leanan war die ganze Sache nicht geheuer, aber Grada nickte.

"Keine Angst, Minerva ist in Ordnung. Sie war beim Sieg über Diablo dabei, ohne ihre Hilfe hätten wir wirklich zu kämpfen gehabt", lachte er dann.

"Ohne mein Hilfe hätte er euch zerfleischt", berichtigte sie ihn. Dann führte sie die Gruppe in ein abgelegenes Lokal, welches gerade leer war.

"Wirt, wir würden gerne unter uns sein", sagte sie und legte dem Inhaber ein paar Goldstücke auf den Tisch. Dieser verstand, schloß die Lokaltüre. So viel Gold würde er sonst nur in einer Woche verdienen.

Sie machten es sich an einen der großen Tische bequem, alle Amazonen bestellten Met. Leanan trotz des bösen Blickes Isabells Gewürzwein, und Grada und Isabell Wasser.

"Immer noch keinen Met?", stichelte Minerva ihn.

"Du weißt doch das Magier und Beschwörer nichts trinken dürfen, weil sie sonst die Kontrolle über ihre Fähigkeiten verlieren könnten..", erwiderte Grada und versuchte sie vorwurfsvoll anzusehen.

"Ein hartes Los", grinste sie. Der Wirt brachte die Getränke, und nach den ersten Schlücken lehnte sich Minerva zurück und sah Isabell an. Diese legte Wortlos den Dolch auf den Tisch, schob ihn zu ihr. Minerva sah sie überrascht an.

"Es tut mir Leid wenn der Dolch etwas besonderes für euch ist, ich wußte es nicht und wollte nichts unrechtes tun. Der Händler meinte er hätte ihn von euch bekommen", sagte Isabell entschuldigend. Minerva nahm den Dolch, zog ihn aus der Lederscheide heraus, besah ihn sich und schob ihn wieder zurück.

"Behalte ihn, ich halte nichts von Religionen. Pflege ihn weiterhin so gut, sonst bricht irgendwann die Klinge ab. Auf jedenfall hast du Geschmack was deine Waffen angeht. Eine Lanzenkämpferin hab ich außerhalb von unseren Inseln kaum gesehen, du mußt sehr geschickt sein. Und mit der Peitsche auf die Feinde loszugehen ist auch ungewöhnlich. Eine Interessante Erscheinung, erzähl mir doch ein wenig von dir", meinte Minerva freundlich. Isabell sah Leanan fragend an, der zuckte mir den Schultern. Isabell begann zu erzählen, alles was Minerva wissen wollte. Die Amazonen lauschten ihnen gespannt, konnten nicht glauben was sie hörten.

"Und, habt ihr in dem Dorf eine Spur gefunden?", fragte Minerva.

"Wir wissen das er nach Süden weitergezogen sein muß, das ist alles. Wir wollen nach Viz-Jun und uns dort umhören", antwortete Isabell.

"Was hast du mit der Sache zu tun?", fragte sie Grada.

"Ich begleite sie, Leoric muß vernichtet werden bevor er noch mehr Leid über die Menschen bringen kann. Eine neue Aufgabe", meinte dieser. Minerva überlegte kurz.

"Habt ihr was dagegen wenn ich mich euch anschließe, ihr könnt sicher Unterstützung gebrauchen... oder kennt ihr euch im Dschungel aus?", fragte sie dann. Alles schwieg.

Minerva drehte sich zu einer der anderen Amazonen

"Kassandra, führe du die Gruppe weiter. Kauft die Sachen und fahrt wieder zurück. Ich werde mit ihnen gegen Leoric ziehen". Leanan machte den Mund auf und zu, anscheinend wollte er was sagen, traute sich aber nicht. Die eine Amazone nickte, der Rest auch.

Isabell sah aus dem Fenster, die Sonne ging bald unter. Sie stand auf.

"Es wird bald dunkel, wir müssen los", sagte sie.

"Wieso? Ach so, eure Verwandlung, ich verstehe. Nun gut, ich denke Cassie wird die Suche abgebrochen haben für heute", meinte Minerva.

"Cassie?", fragte Leanan überrascht.

"Ja, die neue rechte Hand vom Ordensmeister. Anscheinend hat er ihn geschickt um euch zu erwischen. Sie können sich wohl nicht mit dem Gedanken anfreunden euch frei rumlaufen zu sehen. Das sie dabei bis ins Gebiet der verhaßten Zakarum gehen wundert mich. Ist da was persönliches mit dabei?", fragte Minerva.

"Ich und er haben zusammen die Ausbildung durchlaufen. Während ich mich Leoric anschloß blieb er im Kloster, arbeitete sich hoch. Wir waren gute Freunde, aber als ich mich Leoric angeschlossen habe hat er dies als Vertrauensbruch gegenüber dem Orden angesehen. Seitdem verachtet er mich, sieht mich als Verräter an. Wahrscheinlich ist er auf eigenen Wunsch hierher gekommen, weil er geahnt hat wohin ich flüchten würde", erwiderte er.

"Gut, wenn er einer der strenggläubigen Sorte ist hat er ziemlich starre Denkmuster. Wir sollten ihn abhängen können", meinte Minerva.

"Unterschätzt ihn nicht, er ist gut", sagte Leanan.

"Er war sein ganzes Leben noch nie in einem Dschungel, und mit Minerva an unserer Seite kriegt der uns dort nicht so schnell", warf Grada ein.

Sie alle tranken ihre Krüge aus, dann verließen sie das Lokal. Minerva verabschiedete sich von ihren Kriegerinnen, dann gingen sie wieder zu der Herberge wo Isabell und Leanan das letzte mal waren. Der Gastwirt staunte nicht schlecht als die Gruppe eintrat. Ein Necromancer, eine Amazone, ein Paladin und ein Mädchen mit Lanze sah man nicht alle Tage zusammen.

"Wünschen die Herrschaften wieder ein Bad?", fragte der Wirt.

"Ja", sagte Isabell schnell, sie konnte es kaum erwarten.

"Dem schließe ich mich an", erwiderte Leanan.

"Ich denke wir alle. Nun, würden die Herren was dagegen haben wenn die Damen zuerst gehen?", fragte Minerva. Die Gäste im Saal sahen sich interessiert um, Isabell wollte garnicht wissen was sie sich gerade vorstellten.

Leanan und Grada stimmten zu, und Isabell und Minerva verschwanden ins Bad. Isabell war etwas unsicher, so hatte bis dahin noch nicht mit einer Fremden gebadet. Sie füllten die Wannen, Minerva zog sich ohne Scheu aus. Sie war schon etwas älter, über fünfunddreißig schätze Isabell. Aber sie sah wirklich gut aus, insgeheim bewunderte sie sie etwas dafür. In paar Narben zierten den Körper, das konnte sie noch sehen bevor er ins Wasser glitt

"Was ist denn, meinst du ich habe davor noch keinen Frauenkörper gesehen?", amüsierte sie sich über Isabells Scheuheit. Diese grummelte, zog sich schnell aus und hüpfte in die Wanne.

"Anscheinend kommt ihr nicht oft unter Fremde Leute?", meinte Minerva.

"Nein, ich und Leanan waren eigentlich immer alleine unterwegs. Durch den Fluch konnten wir uns kaum unten den Menschen aufhalten", erwiderte Isabell. Minerva sah sie an.

"Und das betrübt dich, oder?", fragte sie dann. Isabell zuckte zusammen, konnte man es ihr so ansehen?

"Leanan hat sich immer gut um mich gekümmert, ich bin ihm sehr dankbar dafür. Das ich kein normales Leben führen kann, dafür ist er nicht Verantwortlich", flüsterte sie.

Minerva schwieg, dann meinte sie "Ich kann mir vorstellen das dies eine schlimme Zeit für sich ist. Meine Mutter ist früh gestorben, meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Ich mußte mich alleine durch das Leben schlagen, und mir ging es so wie dir. Ich war einsam, und ich habe mir wirklich nichts anderes gewünscht das mich jemand mal in den Arm nimmt und tröstet. Jemand der mich wirklich mag und liebt. Ich habe das nie gehabt, und darum wirke ich auf die meisten Leute etwas rauh und zynisch, bin Mißtrauisch. Im Kampf hat mir das oft das Leben gerettet, aber im Leben hat mich das nicht wirklich weitergebracht. Ich hatte eine Handvoll Freundinnen, mehr nicht. Mitunter auch ein paar Männer, aber die taugten nichts. Sie kamen nicht mit mir zurecht, darum habe ich es aufgegeben mich mit ihnen einzulassen. Ich habe mich ganz und gar dem Kriegerorden verschrieben, hab mir in vielen Kämpfen einen Namen gemacht. Ich war immer ein Einzelgänger, und wenn ich nicht aufpassen werde ich es auch immer bleiben", schmunzelte sie.

"Ihr seid doch hübsch, habt Charakter, ich kann mir nicht vorstellen das ihr nicht einen Partner finden könnt?", meinte Isabell vorsichtig.

"Die meisten Männer mögen keine starken Frauen, wenn sie nicht die Hosen in der Beziehung anhaben kriegen sie Angst und lassen dich fallen. Für sie ist es einfach zu umständlich sich mit mir auseinanderzusetzen. Mag sein das ich es ihnen auch nicht leicht mache, aber ich will ja schließlich wissen woran ich bin. Und wegen dem Aussehen, das vergeht. Ich will jemand der mich auch mag wenn ich alt und runzlig bin", lachte Minerva.

"Ich wäre froh wenn mich überhaupt mal einer mögen würde", erwiderte Isabell gedankenversunken, und bereute den Satz gleich wieder. Sie saß hier und redete mit einer Fremden mit Dingen, über die sie nicht mal mit Leanan redete.

"Denk nicht so, es gibt sicher einen Weg den Fluch zu brechen und dir ein normales Leben zu ermöglichen . Alles andere gibt sich von selbst, glaub mir. Ein so nettes Mädchen wie du findet da sicher schnell einen Anhang", schmunzelte Minerva. Isabell wurde rot, das hatte gerade noch gefehlt.

"Hoffen wir es", gab sie nur kleinlaut zurück.

"Als ich in deinem Alter war gingen mir auch solche Gedanken durch den Kopf. Doch dann ging die Sache mit Diablo los, ich machte mich mit vielen Kriegerinnen aus dem Orden auf, um ihn zu vernichten. Viele fielen, und ich habe auch viel Leid und Tot gesehen. Ich war noch ein halbes Kind, konnte die Eindrücke und den Verlust meiner Freundinnen nicht richtig verarbeiten. Da traf ich Grada, später den Barbar Balor und die Zauberin Ardunia. Es war ein verrückter Haufen, aber sie haben mir sehr geholfen. Als wir dann Diablo mit Mühe und Not besiegt hatten war aus dem Komplexhaufen von den Inseln eine erwachsene Frau geworden. Das Leben wird auch dir dies zuteilkommen lassen wenn die Zeit reif ist. Warte einfach ab", sagte Minerva.

"Danke. Was immer ihr auch darunter versteht", meinte Isabell etwas verlegen.

"Was dich zur richtigen Frau macht? Bestimmt nicht das was die Männer die ganze Zeit von sich geben", meinte Minerva grollend. Isabell schwieg dazu, doch dann fragte sie leise "Wie ist es denn?".

Minerva dreht sich überrascht zur Seite, sah sie an. Dann lachte sie.

"Mädchen, ich erzähle dir das lieber nicht, sonst mache ich dir alle deine Illusionen kaputt. Meistens ist es nicht der Rede wert, nur einmal war es wirklich schön. Mit einem Jungen den ich bis dahin sehr liebte. Doch dann ließ er sich lieber mit einer wohlhabenderen Freundin ein, die ihm bieten konnte was ich nicht hatte. Du kannst nicht ermessen wie sehr so etwas schmerzt, mehr als alle Kampfwunden zusammen die ich bisher hatte. Ich gebe dem Kerl mein Herz, und er tritt darauf herum.... aber lassen wie das, das ist Geschichte. Und er und sie haben mittlerweile drei Kinder, sind glücklich. Ich hatte einfach Pech im Leben, aber ich nehme es so wie es ist. Man lebt für die schönen Moment, nicht für die schlechten....", erzählte sie nachdenklich.

"Hoffentlich passiert mir so etwas nicht", meinte Isabell.

"Nun, wenn du keine Erfahrung mit Männern hast nutzen sie das meistens aus. Du wirst um solche Erfahrungen kaum herumkommen, höchstens du erwischt gleich den richtigen. Aber so viel Glück haben nur wenige. Ich habe meine Lektionen gelernt, und du wirst es leider auch müssen. Den besten Rat den ich dir geben kann verlasse dich auf deine Gefühle und deinen Verstand, auch wenn die beiden meistens zusammen nicht so gut klarkommen", sagte Minerva.

"Ich werde es versuchen. Vielleicht irgendwann.....", sagte Isabell nachdenklich.

"Verliere nicht die Hoffnung, wir finden Leoric und brechen den Fluch", versuchte Minerva sie aufzumuntern. Dann bemerkte sie etwas in der Wanne. Sekunden später platschte es in Isabell's Becken.

"Was war das!?", fragte Isabell überrascht.

"Ach nichts, nur ein Blutegel, muß wohl mit dem Eimer hoch sein", grinste Minerva. Isabell sprang mit einem spitzen Schrei aus der Wanne, funkelte sie wütend an. Diese lachte lange während Isabell das Vieh aus dem Wasser fischte, die Klappe aufmachte und ihn gerade zurück ins Wasser werfen wollte.

"Nein, warte einen Moment!", rief Minerva.

"Was denn?", fragte Isabell zurück.

"Gib mal her", grinste diese und zwinkerte mit einem Auge.
 

Etwas später saßen die Männer in der Wanne.

"Mir gefällt das nicht. Die Paladine werden bestimmt die Herbergen nach uns durchsuchen", meinte Leanan als er seinen Kopf unter Wasser getaucht hatte.

"Die Befürchtung habe ich auch. Warum sind die hinter euch her? Wissen die von eurem Bann?", fragte Grada. Leanan erzählte ihm alle Ereignisse von dem Kloster.

"Was für ein Unfug, langsam aber sicher schießen die heiligen Krieger über ihr Ziel hinaus", schüttelte Grada den Kopf. Leanan schwieg.

"Was sollen wir in Viz-Jun machen?", fragte er stattdessen.

"Leoric ist nach Süden gezogen. Ich glaube nicht nur der Einsamkeit wegen, Diener der Finsternis, vor allem so mächtige ziehen sich nicht zurück. Er muß etwas vorhaben, aber ich weiß nicht was. Die Magiergilden gibt es schon seit Urzeiten, sie wüssten am ehesten was Leoric im Süden sucht", dachte Grada nach.

"Woher wollt ihr das alles wissen?", fragte Leanan.

"Nun, ich bin Totenbeschwörer, und habe auch mit den Dämonen zu tun. Der Knochengeist welchen ihr gesehen habt ist eine ruhelose Seele, deren Hass und Energie ich nutze. Je mächtiger diese Seele ist, umso kraftvoller ist die Beschwörung, aber auch schwieriger. Es hat schon viele Necromancer gegeben, welche von ihrem eigenen Knochengeist getötet wurden, weil er zu stark für sie war. Seelen von mächtigen Dämonen gehören dazu. Die Diener der Finsternis sind ruhelos, und sie tun alles um dem Licht zu schaden. Darum bin ich mir sicher das Leoric auch so handeln wird", erklärte Grada.

"Diablo, Baal und Mephisto sind wieder gefangen, niemand weiß wo die Engel ihre Seelensteine versteckt haben. Ich denke nicht das er gefährlich werden kann", meinte Leanan.

"Unterschätzt ihn nicht Leanan, die Finsternis ist nicht dumm. Sie weiß genau was sie tut. Ich war einmal auf dem zerstörten Dorfplatz, ich habe seine Macht gespürt. Leoric ist nicht ohne Grund hierher gekommen, das ist für mich sicher", sagte Grada ernst.

"Hoffen wir das wir in Viz-Jun etwas herausbekommen", seufzte Leanan.

Grada lehnte sich zurück. Dann zog er eine Augenbraue hoch, faßte sich ans Bein. Etwas später hielt er den Blutegel in der Hand.

"Wo kommt der den her?", fragte Leanan überrascht.

"Minerva", erwiderte er.

"Sicher?", fragte Leanan abermals.

"Ganz sicher. Ich wurde schon mißtrauisch als sie für mich die Wanne gefüllt hatte", meinte Grada.

"Ist sie immer so?"

"Wer, Minerva? Nein, sie treibt selten solche Späße. Sie ist etwas verschlossen, aber hinter der rauhen Schale steckt ein wirklich weicher Kern. Sie hat Angst das man sie nochmal verletzt", erklärte Grada. Dann schmiß er den Blutegel in die Ecke. Dieser lag auch noch dort als beide das Bad verließen und zu den andern beiden ins Zimmer stießen.
 

Cassie stand vor der Herberge, er schwitzte in seiner Rüstung, aber das war ihm egal. Er war stolz sie tragen zu dürfen, ebenso wie das Abzeichen der Paladine. Ein andere Paladin kam aus der Herberge, rannte zu ihm.

"Der Wirt hat sie erkannt, sie waren die Nacht über hier. Heute morgen sind sie früh gegangen, wohin weiß er nicht", berichtete er. Cassies Gesicht zeigte keine Emotionen, er sah nur seinen Mitstreiter an.

"Sammel die Männer, wir brechen auf. Die Stadtwachen haben sicher gesehen wo sie lang sind. Er hatte Glück, hätten wir hier mir der Suche angefangen... aber gut, ich habe fünfzehn Jahre gewartet, da kommt es auf die paar Tage auch nicht an. Der Verräter entkommt mir nicht.. nicht nochmal", erwiderte er dann. Der andere Paladin nickte und rannte weg. Cassie stand noch da, schaute zum Himmel. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet, Leanan war so nah wie noch nie. Bald würde er ihn für seine Taten büßen lassen können. Wie konnte er damals nur den Orden verraten, und sich Leoric anschließen? Nun war er selber ein Geschöpf der Finsternis, und mußte erledigt werden bevor er Unheil anrichten konnte. Cassie lächelte grimmig.

Kapitel 4 - Befreiungsschlag
 

Die vier liefen einen der großen Nebenflüsse des Argentek entlang, die Straße folgte dem Fluß. Manchmal standen alte, halb zerfallene kleine Wachhäuschen am Dschungelrand.

"Früher haben die Magiergilden Wegzoll für diese Straße verlangt, aber um den Handel anzukurbeln habe sie es vor einiger Zeit abgeschafft", erklärte Grada.

"War sicher kein Vergnügen bei der Hitze hier auf Posten zu sein", meinte Minerva beim Anblick der Ruine.

"Ich bin mir sicher das sie ab und zu in den Fluß sind", schmunzelte Leanan.

"Rege Phantasie hat er ja", seufzte Minerva.

Auf ihrem Weg kamen ihnen wieder viele Händler entgegen, aber auch Magierinnen des Ordens. Ihre Erscheinung war immer etwas Respekteinflösend.

"Würde mich nicht wundern wenn wir Ardunia hier wieder treffen würden", meinte Minerva.

"Das glaube ich nicht, sie wollte doch in Westmarch Lehrlinge unterrichten soweit ich das mitbekommen habe", erwiderte Grada.

"Oder sie haben sie auch in die Politik gesteckt, so wie mich", schmunzelte Minerva.

"Ardunia? Das glaubst du dich wohl selber nicht", lachte Grada.

"Warum?", fragte Isabell dazwischen.

"Nun, sie hatte viel Unsinn im Kopf gehabt und uns eine Menge Streiche gespielt. Sie ist ein sehr lebensfroher Mensch..", sagte Grada.

"So kann man es auch sagen. Ich hätte wohl eher zu kindisch tendiert", erwiderte Minerva. Leanan schmunzelte in sich rein, Isabell schüttelte den Kopf. Und so eine Truppe hat Diablo besiegt.

Am Nachmittag erreichten sie ohne Probleme Viz-Jun. Die Stadt war von dicken, wuchtigen und hohen Mauern umgeben, ein großes Tor war der einzige Eingang. Viele Stufenpyramiden ragten aus der Stadt, gewaltige Tempelanlagen und Gebäude waren in der Mitte angelegt. Ein Wassergraben trennte diese Anlagen von den gewöhnlichen Häusern an der Stadtmauer. Isabell und Leanan kamen aus dem staunen nicht mehr heraus als sie das große Tor passiert hatten und sich umsahen. Viz-Jun war gigantisch, und die Gebäude in der Mitte waren die größten welche sie bis dahin gesehen haben. Überall brummte das Leben, in allen Gassen gab es Läden und Händler. Gelehrte liefen durch die Gassen, Magierinnen, Priester, Beamte. Im Gegensatz zu Kurast gab es hier kaum Holzhäuser, alles war aus Stein gefertigt.

"Nach einem großen Stadtbrand vor vielen Jahrhunderten, welcher die halbe Stadt in Schutt und Asche legte beschloß man nur noch Steinhäuser anzulegen. Seitdem ist nichts mehr derartiges passiert", erklärte Grada und wich einer hochnäsigen Magierin aus. Er wollte sie gerade am liebste verfluchen, ließ es aber bleiben und wandte sich wieder um.

"Wie alt ist diese Stadt?", fragte Isabell immer noch überwältigt von dem Anblick. So eine Stadt hätte sie im Dschungel niemals erwartet.

"Das weiß keiner so genau, die Aufzeichnungen gehen sehr weit zurück. Hier ist die Geburtsstätte der Magierorden, und hier bilden sie ihre Kämpferinnen aus. Jedes Jahr kommen hundert von Mädchen her, bewerben sich in der Hoffnung einen der begehrten Plätze zu bekommen", erwiderte Grada.

"Nur Mädchen?", fragte Leanan zurück.

"Ja, Frauen sind anscheinend besser in der Anwendung von Elementarmagie", sagte Grada. Isabell lachte in sich hinein, Leanan verzog das Gesicht.

"Es gibt auch männliche Magier, aber nicht hier. Die haben sich im Osten zu kleinen Gilden zusammengeschlossen. Oder sie reisen über das Meer nach Westen, machen eine Ausbilder zum Necromancer", erzählte Grada.

"Ich frage mich echt wie Ardunia hier reingekommen ist", schüttelte Minerva den Kopf.

"Sie ist gut, unterschätze die Frau nicht. Mag sein das sie chaotisch wirkt, aber sie weiß genau was sie macht und will", meinte Grada.

Sie liefen zu dem Wassergraben, welcher das Zentrum von Viz-Jun umgab. Er war quadratisch angelegt, auf jeder Seite gab es nur eine Brücke welche zum Zentrum führte. Wachen paßten auf das niemand unbefugtes eintrat, es wurde streng kontrolliert.

"Nun, hier sind wir. Und was nun?", fragte Isabell in die Runde. Ratloses schulterzucken bei allen Anwesenden.

"Ich würde vorschlagen wir gehen erstmal etwas essen, ich habe Hunger", meinte Leanan.

"Das wäre nicht schlecht", pflichtete Isabell ihm zu. Minerva zuckte wieder mit den Schultern, Grada nickte. Also machten sie sich auf, suchten ein kleines Lokal. Es gab hier ja genug davon.

Wenig später betraten sie eines, es war nur halbvoll. Viele Blicke richteten sie auch sie, es wurde getuschelt. Die vier ließen sich dadurch nicht beirren und suchten sich einen Tisch, setzen sich hin und stellten ihre Waffen ab. Das Wirt erschien, fragte nach ihren Wünschen. Nachdem er alles hatte lief er wieder von dannen, die nächsten Kunden hatten das Lokal betreten.

"Ganz schön was los hier", meinte Leanan und sah sich um.

"Nun, es gibt hier viele Bibliotheken, viele Gelehrte und Schüler sind hier. Ich denke zur Mittagszeit ist es hier alles voll", erwiderte Grada. Er fühlte sich etwas unwohl, so viele Menschen auf einem Haufen mochte er nicht. Minerva lehnte sich in der Sitzbank zurück, sah die Runde an.

"Das wäre kein Leben für mich, jahrelang in den heißen Steinhäusern alte Bücher wälzen", meinte sie dann.

"Warum nicht, da hat man seine Ruhe und lernt jeden Tag interessante Dinge aus dem Leben", erwiderte Grada.

"Das was da drin steht ist Geschichte, und ich schreibe gerne selber Geschichte als das ich sie von anderen lesen muß", sagte Minerva.

"Die Vergangenheit ist dazu da um aus ihr zu lernen", meinte Isabell.

"Stimmt, aber es muß auch Leute geben welche das gelernte auch umsetzen", grinste Minerva.

".. und meistens mit ihrem Leben bezahlen müssen", erwiderte Leanan trocken.

"Ihr beide seid wirklich herzerweichend, das muß man schon sagen", brummte Minerva. Grada kicherte.

Der Wirt erschien, stellte ihnen die Getränke auf den Tisch. Alle nahmen einen kräftigen Schluck, setzten die Krüge dann wieder ab.

"Erstaunlich wie kühl es in dem Steinhaus ist, normalerweise müßte das hier so heiß sein wie ein Ofen", meinte Minerva.

"Nun, die Baumeister haben Methoden zum kühlen gefunden, und dieses Wissen ist überall sehr geschätzt", erklärte Grada.

"Aber was genau machen sie?", fragte Leanan.

"Das wissen nur die Baumeister selber", grinste Grada.

"Wieder mal typisch", meinte Minerva.

Ihr essen wurde gebracht, Gemüseeintopf. Isabell und Leanan hatten Hunger und finge gleich zu essen an. Minerva besah den Inhalt ihrer Schüssel zuerst mißtrauisch, ebenso Grada.

"Was ist denn?", fragte Leanan.

"Nun, wir wollen nur sichergehen das nichts giftiges drin ist", meinte Minerva.

"giftig?", fragte Isabell erschrocken.

"Ja, manche Wirte mischen etwas Schlafkraut rein, bieten ihnen sehr günstig ein Zimmer an und beklauen die Gäste dann wenn sie schlafen. Alles schon passiert", erklärte Grada.

"Aber hier ist nichts, auf jedenfall sehe und rieche ich nicht", schloß Minerva und begann wie Grada zu essen.
 

"Was sollen wir als nächstes machen?", fragte Isabell, als sie ihre Schüsseln geleert hatten und sich zurücklehnten.

"Ardunia hat mal von einem weisen Meister gesprochen, der sie mit ausgebildet hat. Er hatte einen ganz komischen Namen...", überlegte Minerva.

"Enbewe hieß er", erinnerte sich Grada.

"Richtig. Seine Eltern müssen ihm diesen Namen wirklich im Vollrausch gegeben haben", schmunzelte sie.

"Und der ist hier?", fragte Leanan.

"Wenn er zwischenzeitlich nicht gestorben ist ja", erwiderte Minerva.

"Laut Ardunia kennt er die Geschichte dieses Landes wie kein anderer. Womöglich kann er uns weiterhelfen", sagte Grada.

"Aber wie sollen wir zu ihm kommen, wir dürfen doch nicht die zentralen Anlagen betreten", fragte Isabell.

"Überlasse das mir", grinste Minerva. Sie bezahlten, standen auf und verließen das Lokal. Minerva marschierte vorneweg, die anderen drei folgten ihr. Was hatte sie vor?

Sie erreichten eine der Brücken über den Wassergraben. Minerva marschierte geradewegs zu einer der Wachen.

"Halt, hier dürfen nur...", fing einer der Wache an, aber Minerva schnitt ihm das Wort ab.

"Wir kommen von der Magierin Ardunia und haben eine Nachricht für Enbewe", sagte sie. Die Wache sah sie verwundert an. Dann drehte sie sich um und rief einen Namen. Aus einem der beiden großen Wachhäuser kam kurz darauf ein weiterer Soldat gerannt.

"Gehe zu Enbewe, hier sind vier Söldner welche eine Botschaft von der Erzmagiern Ardunia für ihn haben. Frage ihn nach einer Audienz", erklärte die Brückenwache, der andere nickte und rannte fort.

"Das klappt nie!", zischelte Leanan.

"Warte es ab", grinste Minerva leise. Sie machten den anderen Leuten Platz, welche an ihnen vorbei in das Zentrum wollten. Die Wachen kontrollierten ihre Siegel und ließen sie dann passieren.

Nach einer Weile tauchte die andere Wache wieder auf. Ein sehr alter, kleiner Mann auf einem Krückstock lief neben ihr her. Er hatte langen, weißen Haare und einen längeren Bart. Er lief etwas gebückt, man sah ihm das hohe Alter an. Doch als er bei ihnen ankam bemerkten sie seine äußerst lebendigen Augen, welche sofort Respekt einflößten.

"Ich Grüße euch Fremde, ihr habt eine Nachricht von Ardunia für mich?", fragte er dann.

"Ach du Scheiße!", zischte plötzlich Grada. Etwas weiter weg konnte man Cassie nebst den anderen Paladinen sehen. Kurze Zeit später bemerkte dieser sie. Er fuchtelte mit der Hand, die Paladine rannten auf die Brücke zu.

"Der hat uns gerade noch gefehlt", meinte Minerva verächtlich.

"Freunde von euch?", fragte Enbewe.

"Nein, sie sind hinter uns her", erwiderte Leanan.

"Die heiligen Paladine sind hinter euch her? Ihr müßt wirklich etwas schlimmes angestellt haben", erwiderte Enbewe.

"Nein, das haben wir nicht!", entrüstete sich Isabell.

"Ich will mit Verbrechern nichts zu tun haben. Was ist eure Botschaft?", fragte Enbewe nochmal. Cassie kam immer näher, man konnte ihn schon "HALTET SIE!" brüllen hören.

"Wir haben keine Botschaft für euch, es war nur eine Notlüge um euch zu sehen. Wir brauchen eure Hilfe", sagte Minerva ruhig.

"Das sehe ich", meinte er sarkastisch.

"Nein, nicht in dieser Sache. Es geht um Leoric. Hinter mir steht seine Tochter und braucht euren Rat", erwiderte Minerva nochmals.

"Seine Tochter?", fragte Enbewe etwas erstaunt und sah an Minerva vorbei. Isabell drehte sich von Cassie weg und sag ihn direkt an.

"Sollen wir sie festnehmen?", fragte einer der Wache.

Enbewe schwieg zuerst, dann schüttelte er den Kopf.

"Folgt mir, hier draußen ist es mir zu heiß zum reden. In meinem Alter muß man da aufpassen", schmunzelte er dann, und die vier passierten die Wachen.

"STEHENBLEIBEN", brüllte Cassie und rannte auf die Brücke. Die Wachen blockierten den Weg.

"Ohne Erlaubnis dürft ihr diesen Platz nicht betreten!", rief er.

"Aus dem Weg, ich will diese vier Feinde des Lichts festnehmen!", rief Cassie und funkelte die Wache böse an. Die Wache sah Enbewe etwas ratlos an. Dieser schmunzelte und sagte dann "Ihr hört doch, ohne Erlaubnis dürft ihr dieses Zentrum nicht betreten".

"Ich dulde keinen Widerspruch!", rief Cassie wütend.

"WACHEN!", brüllte einer der Wachsoldaten, und Sekunden später stürmten über zwanzig Soldaten aus den Wachhäuser, stellten sich auf die Brücke. Die Paladine wurden unsicher.

"Wir könnt ihr es wagen diese Verräter zu schützen?! Diese Diener der Finsternis!", kreischte Cassie total aufgebracht.

Enbewe und die anderen hörten nicht darauf, er führte die Gruppe vom Vorplatz weg und ließ den tobenden Cassie zurück.

"Wir danken euch", sagte Minerva schmunzelnd.

"Jemand der die Paladine so in Rage versetzt das sie selbst bis hierhin ihr Fußvolk schicken verdient meine Aufmerksamkeit?", grinste der Alte. Seine Augen funkelten, man konnte förmlich den Spaß sehen den er an Cassie gehabt hatte. Er führte die vier in eines der großen Gebäude, weiter in einen großen Saal. Haushohe Regale mit Büchern standen darin. In der Mitte ein riesiger Tisch, an den gut über 50 Leute Platz fanden. Enbewe wies ihnen die Plätze zu, ließ sich langsam in einen der Sessel sinken. Hilfe von Isabell lehnte er ab.

"Nun, klärt mich mal auf, wer seid ihr alle?", fragte er dann. Leanan erzählte ihnen was sich bisher ereignet hatte, und was sie von Leoric vermuteten.

"Ich selber habe seit einiger Zeit nach dem Vorfall in diesem Dorf meine Nachforschungen angestellt. Die Geschichte Leorics ist äußerst interessant gewesen, es ist eine Schande das er so enden mußte. Aber das ich mal seine Tochter sehen würde hätte ich nicht gedacht. Ihr seid offiziell verschollen", meinte Enbewe.

"Und das sollte auch so bleiben. Nur ich fürchte nach der Flucht aus dem Kloster wird man sie überall suchen. Die Leute hassen Leoric mittlerweile, und ich wollte nicht das sich dieser Haß auch gegen sie richtet. Aber ich fürchte dem ist leider nicht so", sagte Leanan bedauernd.

"Grämt euch nicht, euch ist es zu verdanken das sie überhaupt noch lebt. Und Vorurteile kann man nicht vernichten, eher trocknet das Meer aus", erwiderte Enbewe.

"Da ihr schon Nachforschungen angestellt habt, könnt ihr uns an eurem Wissen teilhaben lassen?", fragte Grada.

"Für die Mitstreiter von Ardunia tue ich das gerne. Ich habe schon viel von euch gehört Grada, von euch natürlich auch Minerva. Ihr seid die richtigen welche den schwarzen König vernichten können. Nun denn, hört mir zu: Als die drei Großen Übel in unsere Welt verbannt wurden schlossen sich der Erzengel Tyrael und die mächtigen Horadrim zusammen, um die drei Brüder in den Seelensteinen zu fangen. Baal erwischen sie als erstes, dann folgte Diablo. Nur Mephisto selbst versteckte sich hier im riesigen Dschungel. Seine Diener, und viele Schinderstämme bauten ihm zu Ehren einen Tempel irgendwo im Süden dieses Landes. Wozu, und was sich in diesem Tempel verbarg weiß keiner. Die Horadrim zerstörten ihn nach Gefangennahme vom Mephisto. Die Ruinen soll es heute noch geben, aber es gibt kaum jemanden der darüber weiß. Ich habe es auch nur durch einen Zufall in einem alten Buch gefunden, bei dem die meisten Seiten rausgerissen waren. Wahrscheinlich enthielten sie den Standort und den Sinn dieses Tempels, und man wollte sichergehen das diese Information in Vergessenheit geraten. Nur eine Seite haben sie übersehen, welche ich gelesen habe. Ich könnte mir vorstellen das Leoric irgendwie davon erfahren hat, und diesen Tempel sucht. Womöglich weiß er auch was sich darin verbirgt", erzählte Enbewe.

"Habt ihr eine Ahnung was sich darin verbergen könnte?", fragte Minerva.

"Keine richtige, aber es muß sehr wichtig für Leoric sein das er diesen weiten Weg auf sich nimmt. Aber ich habe in einer alten Schriftrolle etwas interessantes gelesen: Der unbekannte Autor erzählte von seltsamen Aktivitäten an den Ruinen des Tempels seitens der Schinderstämme, welche sich Mephisto angeschlossen hatten. Monate später fand man die Skelette der Schinder in ihren zerfallenen Dörfern. Der Autor vermutet die Engel dahinter, die dem treiben ein Ende gesetzt haben. Was er allerdings unter seltsamen Aktivitäten gemeint hat weiß ich nicht, es wurde in der Rolle nicht näher darauf eingegangen", antwortete Enbewe.

"Wir sollten der Sache auf den Grund gehen.. nur wo sollen wir anfangen zu suchen?", fragte Grada nachdenklich.

"Vor ein paar Tagen ist ein Abgesandter eines kleinen Dorfes zu uns gekommen, ein junger Krieger ist verschwunden. Sie haben ihn überall gesucht, aber ihn nirgends gefunden. Sie machen die Schinder dafür verantwortlich, und wollen das wir gegen diese Stämme vorgehen. Es ist oft vorgekommen das die Schinder Dorfbewohner töten und in ihr Dorf zum verspeisen mitnehmen, aber nie nur einen Mann. Bei so einer Sache juckt mir der rechte Zeh, da ist etwas faul", erzählte Enbewe.

"Könnt ihr uns zeigen wo dieses Dorf liegt?", fragte Minerva. Enbewe stand auf, nahm seinen Krückstock und verschwand in einer der Bücherregalreihen. Später kam er zurück, hielt eine große Rolle unter den Armen. Wieder lehnte er die Hilfe von Isabell ab.

"Vielen Dank für das Angebot, aber die einzige Hilfe die ich jemals zulassen werde ist das sie mich mal an den Beinen packen und rückwärts aus dem Saal schleifen um mich in ein Grab zu schmeißen", schmunzelte er.

"Ihr habt eine seltsame Art von Humor", meinte Minerva.

"Und für eine Amazone habt ihr bemerkenswert viel Verstand", erwiderte er. Minerva wußte nicht so recht ob sie diese Bemerkung als Kompliment oder eher als Beleidigung auffassen sollte. Enbewe grinste nur als er die Karte entrollte. Ganz Kehjistan war darauf abgebildet. Er setzte sich eine kleine Brille auf die Nase und seufzte.

"Mal sehen ob ich es hier finde. In meinem Alter wird mal leicht vergeßlich", meinte er.

"Solange ihr euch noch an euren Namen erinnern könnte", schmunzelte Minerva. Enbewe sah sie von unten an.

"Kommt erstmal in mein Alter, dann könnt ihr euch sicher nicht mal mehr daran erinnern mit wie vielen Männern ihr schon die Nacht verbracht habt", meinte er. Minerva lief rot an vor Wut, verbiß sich aber jeden Kommentar.

"Ah, hier. Seht ihr diesen kleinen Nebenfluß?", fragte er und zeigte auf die Stelle.

"Ja", antwortete Minerva knapp. Die anderen beugten sich ebenfalls über die Karte.

"Hier ist das Dorf, direkt am Fluß. Dahinter gibt es nur noch Urwald, kaum erforscht. Einheimische dort meiden die Gegend wie die Pest, man erzählt sich das viele dort verschwunden sind. Wahrscheinlich leben dort viele Schinderstämme, seid also vorsichtig. Sie sind im Urwald aufgewachsen und kennen die Gegend", erklärte Enbewe.

"Da haben wir ja keine Chance, die können uns aus ihren Verstecken mit den Giftpfeilen beschießen", erwiderte Leanan. Enbewe schüttelte den Kopf.

"Dort unten wächst die Pflanze nicht welche zur Gewinnung des Giftes gebraucht wird. Diese wächst nur an einer Stelle in Kehjistan, und die wird von den Schindern immer heiß umkämpft. Die Magierinnen haben sie erschaffen und dort angelegt, damit die Schinder sich gegenseitig in Zaum halten", erklärte er.

"Glück muß man haben", atmete Leanan auf.

"... aber die Schinder in der Region benutzen trotzdem Giftpfeile, bloß lähmen die einen nur für kurze Zeit", erklärte Enbewe weiter.

"Ach Mist, wäre auch zu schön gewesen", fluchte Leanan, die anderen schmunzelten in sich hinein.

"Aber mit einem Necromancer an eurer Seite sollte da nichts passieren, die Knochenwälle sind dagegen sehr effektiv. Und Minerva hier wird die Schinder aus der Distanz ausschalten können", meinte Enbewe.

"Schade das wir nicht nochmal einen Distanzkämpfer bei uns haben", dachte Isabell laut nach.

"Nun, ich wüßte da jemanden der euch helfen könnte..." fing Enbewe an.

"Wer?", fragte Grada.

"Wartet hier", erwiderte Enbewe und verließ den Saal. Die vier blieben zurück, sahen sich fragend an. Wenn könnte er meinen?
 

Isabell stand auf, lief zu einem der Bücherregal und besah sich die Buchtitel. Einige der Bücher schienen schon uralt zu sein.

"Ein Tempel also. Ich würde zu gerne wissen ob Leoric dort ist", dachte Leanan laut nach.

"Und vor allem, was er dort will", fügte Minerva dazu.

"Ich schätze das werden wir bald genug herausfinden", meinte Grada.

Etwas später betrat Enbewe wieder den Raum, hinter ihm trat eine jüngere Frau in den Raum. Sie schien älter zu sein als Isabell. Aber hatte ebenso lange, schwarze Haare welche sie sich zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ein rotes Band war mit in die Haare eingeflochten, hielt es zusammen. Dazu trug sie ein weißes, schlichtes Kleid.

"Darf ich euch vorstellen, das ist Jana. Sie ist eine Totenbeschwörerin", stellte Enbewe sie vor. Die übrigen blickten sie erstaunt an, vor allem Grada. Jana setzte sich mit Enbewe an den Tisch, dann räusperte sie sich kurz und fing an:

"Ihr fragt euch jetzt sicher wie ich als Frau zu dieser Ausbildung komme. Nun, ich begann meine Ausbildung zur Magierin wie alle anderen Mädchen hier auch. Man hatte große magische Fähigkeiten bei mir festgestellt. Doch während der Ausbildung schaffte ich es nicht einen Zauber zu bewirken, sosehr ich mich auch anstrengte. Die Ausbilder waren ratlos, bis eines Tages ein Necromancermeister hier zu Besuch war. Er sah zufällig einer meiner erfolglosen Versuche, spürte aber die magische Energie welche ich versuchte zu lenken. Er führte ein paar Versuche mit mir durch, und schnell stellte sich heraus das ich sehr begabt war Beschwörungen auszusprechen, für die man ja auch magische Fähigkeiten, aber anderen Art brauchte. Der Meister ließ einen Necromancer aus seiner Delegation hier, der mich in den Jahren ausbildete. Der Magierorden behielt mich trotzdem als Mitglied, daher kann ich mich in dem Zentrum frei bewegen und weiterlernen"

"Ich habe noch nie von einer Totenbeschwörerin gehört", meinte Grada verwirrt.

"Ich weiß das nur Männer bisher die Fähigkeiten hatten über die Geister der Toten zu befehlen, ich bin die erste Frau welche ausgebildet wurde", erklärte Jana.

"Wirklich erstaunlich", meinte Grada und lehnte sich zurück.

"Enbewe hat mir von eurer Reise erzählt, und ich würde mich euch gerne anschließen. Es wäre es sehr große Chance und Ehre für mich, vor allem da ein großer Necromancer in der Gruppe ist, von welchen ich lernen könnte", fragte sie freundlich. Die vier sahen sich an, bis Grada meinte "Warum nicht, ich denke wir können jede Verstärkung gebrauchen".

"Solange nicht Ardunia um die Ecke kommt....", erwiderte Minerva schmunzelt.

"Danke, ich hoffe ich werde euch nicht enttäuschen", sagte Jana glücklich.

"Wir danken euch für eure Hilfe Enbewe", sagte Grada. Dieser winkte ab.

"Wenn ihr den schwarzen König besiegen könnt dann ist uns allen geholfen. Vor allem Isabell und Leanan. Ich hoffe wirklich sehr das ihr beide eines Tages wieder ein normales Leben führen könnt"

"Wir geben die Hoffnung nicht auf", nickte Leanan mit dem Kopf. Dann standen alle auf.

"Fragt sich bloß wie wir jetzt an Cassie vorbeikommen, der wird sicher den Ausgang der Stadt bewachen", dachte Leanan laut nach.

"Oh, macht euch da keine Gedanken. Jana, führ die beiden zu dem Tunnel. Pass auf dich auf, und komm gesund wieder", sagte Enbewe. Jana nickte.

"Folgt mir bitte", sagte sie zu der Gruppe, und sie verließen den Raum. Enbewe stand ihm Gang und sah ihnen nach.

Jana führte sie in den Keller des Gebäudes, vorbei an riesigen Sälen voller Bücherregale. Das Wissen was hier lagerte mußte ungeheuerlich sein. Weiter führte ihr Weg eine große Wendeltreppe hinab, an deren Wände Fackeln hingen. Es wurde merklich kühler als sie das unterste Geschoss erreichten.

"Hier werden die ganzen empfindlichen Akten und Bücher aufbewahrt, welche nicht in der Hitze stehen dürfen", erklärte Jana.

Sie führte die Gruppe weiter, folgte einem großen Gang an dessen Ende sie in einen kleinen, schmalen einbog. An dessen Ende war ein kleiner Raum, der wie eine Zelle aussah. Sie ging hinein, bat Grada und Leanan an deinem der Eisenringe an der Wand zu ziehen, durch den normal die Ketten der Gefangenen gezogen wurde.

"Offiziell ist das eine Zelle für Erziehungsmaßnahmen, aber sie wird nie benutzt", erklärte Jana schmunzelt. Beide zogen an dem Ring, und ein Teil der Mauer schwang auf. Es war eine Holztüre, an denen die Steine befestigt waren. Im geschlossenen Zustand war diese Türe praktisch insichtbar.

"Dieser Tunnel führt hinter die Stadtmauer, laßt uns gehen", sagte Jana. Die übrigen nickten, und sie betraten den dunklen, muffigen Tunnel. Jana nahm eine Fackeln mit, damit sie was sahen. Kurz nach ihnen schloß sich die schwere Türe, und der Raum war wieder so als hätte ihn nie einer betreten.
 

Schnell umrundeten sie die Stadtmauer, kamen wieder an den Nebenfluß. Gemeinsam liefen sie ihn entlang, und je weiter sie in den Süden kamen um so weniger Menschen kamen ihnen entgegen. Nachts kampierten an dem Ufer, aßen was kleines und gingen gleich schlafen. Die Sonne und die Wanderei laugten sie tagsüber total aus, vor allem Isabell und Leanan litten drunter. Nach drei Tagen des Marschierens gelangten sie an das Delta des Flußes. Hier versickerte der Fluß im Boden, um später an einem kleinen See wieder auszutreten. Ab hier hieß es durch den Dschungel weiter.

"Ich fürchte wir müssen hier durch den Dschungel", meinte Jana als die restliche Gruppe zu ihr aufschloß.

"Na wenigstens hat es da Schatten", keuchte Leanan erschöpft.

"Wir schlagen hier nochmal unser Lager auf, bleiben den restlichen Abend hier. Ihr müßt nochmal Kräfte sammeln, denn morgen wird es hart", erklärte Jana.

"Ich habe vorhin ein paar Schindertotems gesehen, wir sollten vorsichtig sein heute Abend", sagte Minerva. Ihren geübten Augen war dies nicht entgangen.

"Wir sollten Wachen einteilen", meinte Isabell.

"Nicht nötig, ich regele das", schmunzelte Grada. Die anderen schauten etwas verdutzt, aber dann zuckten sie mit den Schultern, bauten das Lager auf. Grada machte derweil Feuer. Jana holte Wasser aus dem Fluß, wollte den kleinen Topf über das aufkeimende Feuer hängen.

"Moment", hielt sie Grada zurück. Er wartete bis die Flammen größer wurden, dann faltete er seine Hände, murmelte Beschwörungsformeln. Mit einer Bewegung riß er die Hände hoch, und eine Stichflamme schoß aus dem Lagerfeuer. Sie formte sich in Sekundenbruchteilen zu einer Gestalt, ein Feuergolem. Er war etwas größer als ein Blutgolem, und seine Erscheinung flößte sofort Respekt ein.

"Unsere Wache für heute Abend. Die Schinder werden es sich zweimal überlegen bevor sie uns belästigen", grinse Grada.

Jana hielt ihre Hand über das Feuer, schloß die Augen und murmelte ebenfalls eine Beschwörung. Bevor Grada reagieren konnte schoß eine weiter Stichflamme hoch, und ein weiterer Feuergolem stand da.

"Seid ihr wahnsinnig, die zwei Golems werden sich bekämpfen!", rief Grada aus. Doch die beiden Golems stellten sich nur gegenüber, und liefen dann zusammen am Ufer herum. Grada schaute sehr überrascht dem Schauspiel zu.

"Ich habe mit dem Laufe der Zeit gelernt die Beschwörung soweit zu perfektionieren das meine Golems keine Aggressionen gegenüber anderen empfinden. Euer Golem auch, das habe ich gespürt. Daran erkennt man den wahren Meister", lächelte Jana.

"Erstaunlich", sagte Grada immer noch überrascht.

"Zwei sind besser als einer, habe ich recht?", grinste Minerva. Die anderen nickten. Dann hängte Jana den kleine Topf über das Feuer. Die Golems setzten derweil einen Baum in Brand, Isabell hoffte nur das die hier keinen Großbrand verursachen würden...

Nach dem Essen unterhielten sie sich noch ein wenig, aber nicht lange. Alle waren müde und wollten schlafen, und so bezog bald jeder sein Quartier und ging schlafen. Isabell konnte nicht. Unruhig rutschte sie hin und her, fand keine Ruhe. Schließlich schlich sie leise aus dem Zelt, schaute in die sternenklare Nacht. Der Vollmond spiegelte sich im Wasser des Flußes, Glühwürmchen summten durch die Luft, tanzen zu einer unbekannten Melodie. Isabell entfernte sich ein Stück vom Lager, setzte sich auf einen abgestorbenen Baumstamm und sah auf den Fluß. Es quälte sie wieder dieses einsame Gefühl, in der Stadt waren so viele Leute gewesen, und immer bildete sie sich ein vielleicht auch mal so wie sie leben zu können. Isabell hatte glückliche Pärchen gesehen, welche zusammen die Straßen entlang liefen, denen man ihr Glück ansehen konnte. Es gab ihr jedesmal einen Stich ins Herz, sie gönnte ihnen ihr Glück, aber es erinnerte sie auch immer an ihre Einsamkeit. Sie beneidete diese Menschen, sie hatten etwas was sie vielleicht nie bekommen würde. Es war grausam anders zu sein, und sich davon vor den anderen verstecken zu müssen. Isabell war auch nicht anders als die jungen Frauen in der Straße, sie hatte das gleiche empfinden, die gleichen Bedürfnisse wie sie. Und doch bliebt es ihr verwehrt, quälte sie das Schicksal jeden Tag mit dieser Erkenntnis. Traurig sah sie zu Boden, ein paar Tränen rollten wieder über die bleichen Wangen. Sie haßte ihre jetzige Form, sie war an allem Schuld. Wegen ihr mußte sie leiden, solange sie denken konnte. Sie wollte normal sein, ganz normal. War das zu viel verlangt?

Langsamt stand Isabell auf, lief das Ufer entlang. Müdigkeit zerrten an ihren Gliedern, Taubheit und kribbeln. Und der Schmerz in ihrem Herz, der alles noch schlimmer werden ließ. Der Abend war wunderschön, doch hatte er jeden Glanz für sie verloren. Ihre Gedanken weilten woanders, sie faßten den schönen Anblick nicht richtig auf. Sie hob kleine Steine auf, ließ sie über das Wasser springen. Kreise auf der unruhigen Fläche hinter sich lassend versanken die Steine, immer und immer wieder. Isabell stand da, schüttelte leicht den Kopf und wischte sich wieder eine Träne ab. Es war unvernünftig so zu denken, sich diesem Schmerz hinzugeben. Doch es tat so gut es rauszulassen, diese Wunde bluten zu lassen.

Sie erreichte eine kleine Flußbiegung, im Fluß selber schaute ein Felsen aus dem Wasser. Isabell breitete die Schwingen aus, erhob sich in die Luft und ließ sich auf diesem Felsen wieder. Das Wasser gluckerte und rauschte um den Felsen herum, die Luft war angenehm kühl, ebenso wie das Gestein. Von hier aus konnte sie das kleine Lager sehen, das kleine Lagerfeuer, die beiden Golems und die Zelte und Schlafstätten der Mitstreiter. Sie alle waren mitgekommen um ihr zu helfen, und doch konnten sie ihr in diesem Fall nicht helfen. Keiner konnte das. Gedankenversunken schaute sie rüber, ließ ihren Kopf in ihren Händen ruhen. Sie wußte das diese Schmerzen nur vorübergehend da waren, und das sie morgen wieder weg waren. So wie immer. Wie seit Jahren. Vielleicht würde sie diese Schmerzen eines Tages loswerden. Aber das ganze Menschsein heißt leiden, ohne Leid lebt man nicht. Höchstens der Tod würde vielleicht eine Erlösung bringen. Aber Isabell wollte nicht sterben, nicht jetzt. Sie würde weiterleben, für sich und Leanan. Sie würde diese Schmerzen und ihre Wunde still ertragen und nicht klagen. Es würde wahrscheinlich außer ihr sowieso keiner verstehen.

Isabell setzte sich auf, breitete die Schwingen aus und flog zurück zum Lagerplatz. Dort kroch sie zurück in das Zelt, schloß sie Augen. Etwas später erlöste sie der Schlaf von ihren Gedankengängen, zumindest für diese Nacht.
 

Am nächsten Morgen kroch zuerst Leanan aus dem Zelt. Der Boden war hart gewesen die Nacht, und er haßte es auf harten Böden zu schlafen. Er streckte sich, spürte sein Kreuz. Langsam wurde er zu alt für diesen Unsinn. Liebend gerne würde er sich irgendwo niederlassen, sich eine Frau suchen und eine Familie gründen. Aber nicht wenn er jede Nacht diese Form annahm, das ging nicht. Auch wegen Isabell, er war schließlich mitschuldig an ihrem jetzigen Dilemma. Und er spürte wie sehr sie darunter litt, auch gestern wieder. Er hatte sie rausgehen hören, stellte sich schlafend. Er respektierte das sie alleine sein wollte in solchen Momenten, wenn die jemanden zum reden wollte würde sie auf ihn zukommen, das wußte er. Es tat ihm jedesmal so Leid wenn sie so leidete, und er nichts dagegen machen konnte. Isabell war eine junge, hübsche Frau, welche noch nie jemanden außer ihm im Leben hatte. Er konnte ihr nicht alles geben was sie brauchte, das wußte er. Nein, er mußte den Fluch brechen, er mußte einfach, er war es ihr schuldig... und sich selber.

Er lief zum Fluß, wusch sich und sah zu wie der Morgennebel über das Wasser glitt. Die Sonne würde ihn bald auflösen. Hinter sich konnte er Grada hören, wie er sich aus seinem Netz befreite und aufstand.

"Guten Morgen", meinte er, als er neben ihm am Fluß war.

"Morgen Grada, hattet ihr eine gute Nacht?", fragte Leanan.

"Ich kann immer gut schlafen, egal wo. Sagen wir es mal so, meine Fähigkeiten bringt einen gewissen Grad an Kaltblütigkeit mit sich", grinste er und haute sich einen Schwall Wasser ins Gesicht.

"Du hast eine richtig untypische braue Haut für einen Necromancer", stichelte Leanan.

"Ich weiß, aber versuche mal dieses hier zu vermeiden, es geht nicht. Und ich meine so schlimm ist es ja auch nicht, das läßt einen jünger wirken", lachte Grada.

"Komm erstmal in mein Alter, da hilft das auch nicht mehr weiter", faxte Leanan und stand auf.

"Isabell bekommt auch mehr bräune als du, wenn ich mir ihre Beine vor knapp einer Woche vorstelle...", meinte Grada.

"Ja.... wirklich schön.... und keiner da der es zu würdigen weiß", murmelte Leanan leise, und Grada schwieg.

"Wir werden den Fluch brechen, verlaßt euch darauf", erwiderte Grada zuversichtlich.

"Ich wünschte ich könnte euren Optimismus teilen", seufzte Leanan und verließ das Ufer. Die anderen Mitstreiter schälten sich aus ihren Lagern.

"Guten Morgen zusammen", rief Leanan ihnen zu.

"Morgen", erwiderte Jana brummend zurück, auch Isabell war noch etwas müde. Leanan lachte, zwei Morgenmuffel, das könnte lustig werden.

Mit Hilfe seines Feuergolems entfachte Grada ein neues Feuer, und sie setzten Tee und eine Brühe auf.

"Eßt gut, wer weiß wann wir die nächste Gelegenheit haben", riet Minerva.

"Wie weit es noch zum Dorf?", fragte Isabell und nahm wieder einen Schluck aus dem Becher.

"Nicht mehr weit, es ist ganz in der Nähe", erwiderte Jana.

"Und die Schinder?", fragte Leanan.

"Die leider auch. Aber ich denke nicht das sie uns angreifen, das machen sie nur bei Händlern. Bei so einer großen Gruppe Söldner ist ihnen das Risiko zu hoch. Aber wir sollten trotzdem vorsichtig sein. Wenn wir durch den Dschungel gehen nie den Vordermann aus den Augen verlieren", erklärte Jana.

"Wir beide werden die Feuergolems noch durch Blutgolems ersetzen, ich will nicht den ganzen Busch hier in Brand setzen", meinte Grada, und Jana nickte.

Nach dem Essen packten sie zusammen, die beiden Totenbeschwörer entließen die Feuergolems aus ihrer Gewalt und erschufen dafür zwei Blutgolems. Beide sahen fast gleich aus, nur das Janas Golem anstatt zwei großen scharfer Rippen eine komische Klaue an dem rechten Arm hatte.

"Ich will garnicht wissen von was für einen Tier das kommt", meinte Leanan kopfschüttelnd als er dieses sah.

"Besser ihr wißt es nicht", grinste Grada.

"Jetzt sagt aber bloß nicht das dieses Vieh noch um Dschungel rumgeistert", fragte Leanan als nächstes. Keiner wagte etwas zu sagen, und Leanan meinte seufzend "Na hervorragend, ich hoffe nur es weiß das ich nicht genießbar bin..."

Dann marschierten sie los, die beiden Necromancer an der Spitzen, dann folgte Minerva, Isabell und Leanan. Hinter ihm trotte einer der Blutgolems, das andere war vor Jana. Sie konnten nur hintereinander durchgehen, folgten einem kleinen Pfad durch die grüne Hölle. Die Schwüle war unerträglich, Insekten plagten sie und man mußte aufpassen das man nicht abrutschte oder einem ein Ast ins Gesicht schlug. Isabell mußte lachen als die sah wie Leanan seinen Helm aufsetzte.

"Bei dir weiß man nie", rief dieser mürrisch zurück. Sauer ließ er einen Ast direkt auf den Blutgolem hinter ihn schnellen, der diese Aktion mit einem lauten knurrend quittierte.

Nach zwei Stunden erreichten sie schließlich das Dorf. Es lag an einem kleinen Bach, welcher vom Nebenfluß kam. Isabell wunderte sich das dieser Bach nicht ebenso wie die restlichen Wassermassen im Delta versickerte.

Kaum machten die ersten Dorfbewohner sie aus rannten sie schreiend los und holten den Dorfältesten. Dieser kam in schlichten, selbstgemachten Kleidern und einem krummen Stab auf sie zu, beäugte sie Mißtrauisch. Er sprach sie an, wieder in dieser komischen Sprache. Leanan wollte schon wieder etwas sagen, Aber Jana fing an zu reden, genau in dieser Sprache. Hervorragend, ein Problem weniger dachte er sich und hielt den Mund.

Der Alte sprach aufgeregt auf sie ein, Jana blieb ruhig und fragte ihn anscheinend über die Vorfälle aus. Nach einer Weile drehte sie sich zu den anderen um und erklärte:

"Allem Anschein nach wurde der Mann beim jagen in der Nähe erwischt, man fand vor kurzen seinen Bogen auf dem Boden liegend vor. Der Alte hat mir beschrieben wo diese Stelle ist", sagte sie.

"Frag ihn ob komische Spuren an der Stelle waren, wo die Pflanzen absterben", sagte Leanan ernst. Jana sah ihn verwundert an, drehte sich aber wieder um und sprach zu dem Alten. Dessen Augen wurden zu schlitzen, und er sah Leanan an. Dann sprach er leise, fast beschwörerisch. Jana drehte sich um Leanan um und nickte.

"Ihnen sind diese Stellen auch aufgefallen, dachten aber das die Schinder irgendwas damit zu tun haben. Woher wißt ihr davon?", fragte sie dann.

"Er war also hier. Jetzt haben wir Gewißheit", zischte Leanan.

"Bei dem Dorf, was Leoric überfallen hat waren auch diese Spuren da", erklärte Isabell.

"Dann hat er wahrscheinlich auch den Mann entführt", meinte Minerva.

"Aber wozu?", fragte Jana.

"Wahrscheinlich als Opfer", dachte Leanan laut nach.

"Das gefällt mir überhaupt nicht. Das stinkt bis zum Himmel die Sache", sagte Minerva lauernd.

"Auf jedenfall müssen wir jetzt nur noch den Fußspuren folgen, um zu ihm zu gelangen", erwiderte Leanan.

"Dann sollten wie sehen das wir weitergehen, wer weiß was er vorhat", meinte Isabell ernst. Die anderen nickten. Jana redete nochmal mit dem Alten, und der redete wieder ziemlich aufgebracht.

"Er beschwört uns den Mann wieder zurückzubringen, ohne ihn fehlt ihnen ein wichtiges Mitglied in der Gemeinschaft hier", sagte Jana, dann bedeutet sie den anderen ihr zu folgen. Bevor wieder in den Dschungel verschwanden konnten sie hinter sich die Bewohner des Dorfes frenetisch jubeln hören, das war wohl ihre Art die Krieger anzufeuern.

Die sieben kämpften sich durch den Dschungel, fanden etwas später dann auch die Stelle. Es war eine kleine Lichtung, Jana führte sie zu einem größeren Baum.

"Heir fand man den Bogen, anscheinend hat der Mann hier Pause gemacht", meinte sie dann. Leanan sah sich um, konnte die Spuren entdecken. Das Gras war an diesen Stellen verfault, zum größten Teil lag schon der nackte Boden offen.

"Nicht zu übersehen", meinte Grada sarkastisch.

"Diese Spuren bringen uns zu ihm. Und wir wissen das Enbewe Recht mit seiner Vermutung hatte", erwiderte Leanan.

"Wer hätte gedacht das der alte Bücherwurm doch Recht haben würde", schmunzelte Minerva. Jana sah sie etwas abschätzend an, sagte aber nichts.

"Dann mal los, laßt uns keine Zeit mehr verlieren", trieb Isabell sie an, und wieder ging es in einer Reihe weiter in den Dschungel. Jana lief voraus, deutete die Spuren welche unübersehbar durch den Bewuchs des Dschungelbodens gingen.

Sie liefen Stundenlang durch den Dschungel, kämpften sich vorwärts, die Blutgolems waren die einzigen welche nicht schwitzen und fluchten. Leanan beneidete sie, dumm wie Brot, aber glücklich mit sich und der Welt.

Als sie gerade wieder in eine Senke kamen konnten sie plötzlich ein aufheulen neben sich im Busch erhören.

"Runter!", brüllte Jana, und die Gruppe suchte Deckung. Leanan sprang hinter ein Gebüsch, sah sich um. Die Blutgolems rannten nach vorne, die ersten Knochengeister schossen durch die Büsche, auf der Suche nach Seelen an denen sie sich für ihre Qualen austoben konnten. Minerva schoß den ersten Schinder nieder welcher aus dem Gebüsch kam. Wo war Isabell? Leanan sah sich panisch um. Dann konnte er sie an der Stelle liegen sehen wo sie zuletzt gelaufen ist. Leanan sah rot, rannte aus der Deckung raus zu der Stelle hin. Die anderen brüllten irgendwas hinter ihm, aber er nahm es nicht mehr richtig war, für ihn zählte nur die Gestalt welche am Boden lag. Knochenwände schossen leben ihm hoch, schützten ihn vor den Giftpfeilen. Knochengeister schossen durch den Dschungel, zerfetzten auf ihrer Flugbahn alles was im Weg hing. Explosionen ließen die Erbe beben, Pfeile zischten durch die Luft. Auf beiden Seiten brüllten die Krieger Befehle, und mittendrin Leanan der weiter rannte. Die ersten Schinder griffen ihn an, er ließ seine Klinge durch die Luft tanzen, tötlich getroffene Schinder bleiben hinter ihm liegen. Ein paar Schinder waren gerade dabei den Körper von Isabell aufzuheben als Leanan bei ihnen war. Mit einem brüllen schmiß er sich in die Gruppe, tötete alles was nicht fliehen konnte. Die Blutgolems stifteten Panik unter der Reihen der Schinder, nichts schien sie aufhalten zu können. Dann flohen die Schinder, ihr verärgertes heulen wurde immer leiser. Leanan riß den Helm vom Kopf, schmiß die Waffe und das Schild weg und beugte sich über Isabell. Panisch prüfte er ihren Puls und Atmung. Sie lebte noch.

"Verdammt, Isabell hat es erwischt", fluchte Minerva als sie ebenfalls bei Leanan war.

Jana ließ sich neben ihr nieder, prüfte ebenfalls ihre Körperfunktionen.

"Nur betäubt, das läßt wieder nach. Keine Sorge, in ein paar Stunden hat sie es durchgestanden", erklärte sie dann.

"Diese Bastarde, aus dem Hinterhalt!", zischte Leanan, Tränen liefen im die Wangen runter, man merkte ihm die Erleichterung an. Jana entdeckte den Giftpfeil an Isabells Bein und zog ihn raus.

"Glückstreffer", schüttelte sie den Kopf. Leanan nahm Isabell über die Schultern. Die anderen nahmen die Waffen der beiden an sich.

"Laßt uns verschwinden bevor die es sich anders überlegen", meinte Minerva. Die anderen nickten und liefen weiter. Die Blutgolems kamen zurück, übersäht von Giftpfeilen und Speeren nebs normalen Pfeilen. Die Gruppe befreite die zwei unterwegs davon, die zwei Blutgolems hatten das Hauptfeuer auf sich gezogen.

"Ohne die beiden sähen wir jetzt so aus", schüttelte Grada den Kopf.

"Ich weiß garnicht warum sie so aggressiv waren, so einen massiven Angriff habe ich noch nie erlebt oder davon gehört. Vor allem nicht bei Söldnern, irgend etwas muß sie in diese Rage versetzt haben", meinte Jana.

"Vielleicht hatten sie Hunger", erwiderte Minerva.

"Kann auch sein, aber dann könnten sie ja normale Tiere jagen. Komisch...", Jana sah sich um.

"Jetzt haben sie auf jedenfall genug zu essen wenn das der Grund war", meinte sie dann.

"Du meinst die essen die Gefallenen?", fragte Leanan keuchend.

"Sicher, und bei der Masse der Toten wird das ein Festessen", meinte Grada angewidert.

Sie folgten weiter den Spuren, ein ganzes Stück noch bis sie an einen Bach kamen.

"Hier rasten wir bis Isabell sich wieder bewegen kann", rief Jana und sie ließen sich auf einem freien Stück nieder. Leanan lehnte Isabell gegen einen Baum im Schatten. Beide schwitzen ohne Unterlaß. Er ließ zum Bach, füllte seinen Beutel und leerte diesen Über Isabell, damit diese Abkühlte. Jana sah sie sich nochmal an während Leanan seinen Beutel füllte und selber in einem Zug leer trank.

"Alle Muskeln sind gelähmt, bis auf den Herzmuskel. Sie kann uns sehen und hören, aber nichts sagen oder die Augen bewegen. Isabell, du wirst wieder normal, hörst du? Mach dir keine Sorgen, ich kann mir denken das dieses Gefühl schrecklich sein muß, aber du wirst wieder völlig gesund. Die Schinder gewinnen das Gift von einer Schlage, welche hier recht häufig vorkommt. Dieses Gift lähmt wie gesagt alles bis auf dem Herzmuskeln, da die Schlangen ihre Beute gerne lebend essen. Hab Geduld, in ein paar Stunden ist alles vorbei", tröstete Jana sie.

"Schlagen wir hier unser Lager auf, ich denke wenn sie wieder da ist kann sie unmöglich weiterlaufen und sollte sich erstmal ausruhen", schlug Grada vor.

"Natürlich, ich mute ihr das nicht zu", meinte Leanan ernst als er wieder vom Bach zurückkam. Er hielt den Beutel hoch, aber Jana schüttelte den Kopf.

"Nein, es würde nur alles in die Luftröhre fließen, und das wäre fatal. Benetze ihre Lippen und den Mund damit er nicht austrocknet, mehr kannst du im Moment nicht machen".

"Kümmere dich um Isabell, wir machen den Rest", sagte Minerva und klopfte Leanan auf die Schultern. Minerva umarmte sie kurz und flüsterte ihr kurz was ins Ohr, dann stand sie auf und machte sich mit den anderen daran das Lager aufzubauen. Die beiden Golems liefen hin und her, suchten die Gegend ab. Leanan setzte sich neben Isabell, benetzte immer wieder ihre Lippen, gab ihr etwas Wasser über den Kopf zum abkühlen. Er fühlte sich so schrecklich hilflos und betete im stillen das sie wirklich bald wieder völlig gesunden würde.
 

Ein paar Stunden später, es wurde schon langsam dunkel, begann sich Isabell zu bewegen. Sie wackelte mit dem Kopf, die Beine zuckten noch etwas unkoordiniert. Leanan hielt sie fest, die Zuckungen ließen langsam nach. Ein gurgeln kam aus Isabells Kehle, sie Augen blinzelten. Dann seufzte sie nochmals, beruhigte sich wieder. Die anderen, welche am Lagerfeuer gesessen waren kamen hinzu.

"Das wird schon, laß dir Zeit", beruhigte Jana sie. Nach kurzer Zeit stand Isabell auf, war noch etwas wacklig auf den Beinen.

"Mein Gott, bin ich froh das es vorbei ist. Ich hatte echt Panik da draußen", meinte sie erleichtert, ihre Stimme kam noch etwas abgehackt.

"Das kann ich mir vorstellen. Komm, setz dich ans Feuer, iß etwas und gehe nachher schlafen. Morgen ist alles wieder vorbei", sagte Jana und half ihr mit Leanan zusammen runter ans Feuer. Minerva atmete hinter ihnen erleichtert auf, auch Grada schien gelöster zu sein. Alle kümmerten sich um sie, Isabell kam sich vor wie ein kleines Mädchen was hingeflogen war und alle versuchten sie zu trösten. Sie war nur froh das alles vorbei war. Deas Gefühl die völlige Kontrolle über den Körper zu verlieren würde sie wohl nie vergessen.

"Danke Leanan, du hast mich da rausgeholt. Wer weiß was die Schinder alles mit mir angestellt hätten", bedankte sie sich bei ihm. Er lächelte nur froh und meinte "Das ist in Ordnung, Hauptsache du bist wieder gesund und munter. Hattest halt Pech."

Nachdem sie was gegessen hatte wollte Isabell gleich schlafen, sie fühlte sich nicht gut, die Nachwirkungen waren noch deutlich zu spüren. Die anderen blieben noch etwas am Lagerfeuer sitzen.

"Sie wird morgen wieder ganz die Alte sein. Wir haben jetzt aber eine Menge Zeit durch den Zwischenfall verloren. Verdammte Schinder, was hat sie nur so aufgestachelt?", fragte sich Jana selbst laut.

"Keine Ahnung, aber ich hoffe das sie uns in Ruhe lassen", knurrte Leanan verärgert.

"Nachdem wie wir sie geschlagen haben würde ich sagen das sie es sich mehr als zweimal überlegen bevor sie uns wieder angreifen", erwiderte Grada.

"Hoffen wir das du Recht hast", brummte Minerva. Dann waren sie wieder still, jeder dachte für sich. Dann zogen sie sich zurück in ihre Schlafstätten, die zwei Blutgolems wachten über die Gruppe.
 

Am nächsten Morgen schaute Leanan zuerst nach Isabell als er aufwachte. Diese schlief noch friedlich, mit dem entspannte Gesichtsausdruck wirkte sie wirklich so süß. Leanan schlich raus, wollte sie nicht wecken. Was ihm aber nicht gelang. Gerade freute er sich das er es ohne ein Geräusch rausgeschafft hatte, da trat er auf einen Ast vor dem Zelt. Er hörte wie Isabell sich wand und aufsetzte. Wütend nahm er den Ast und schleuderte ihn weit in den Dschungel, das war wieder mal typisch!

Die anderen schälten sich nach und nach aus ihren Schlafstätten, gesellten sich zu dem neuen Lagerfeuer wo wieder ein Tee vor sich hinkochte.

"Guten Morgen zusammen. Wie geht es dir Isabell?", fragten sie immer als erstes.

"Mir geht es gut, danke", erwiderte sie immer darauf, einzig die Stelle an welcher der Pfeil ins Fleisch gegangen ist war etwas entzündet.

Nach einem Frühstück packten sie wieder in Zeug zusammen, löschten das Feuer und gingen weiter. Sie beeilten sich, hatten gestern schon genug Zeit verloren. Wieder ging es den Spuren nach durch den Dschungel, Isabell schaute sich immer wieder nervös um. Wer konnte es ihr verübeln.
 

Sie liefen den ganzen Morgen durch den Dschungel, folgten den Spuren des schwarzen Königs. Dann konnte man vermehrt quadratische Steine auf dem Boden ausmachen. Etwas dunkles lag vor ihnen im Dschungel. Nach ein paar Meter dann sahen sie was im Dschungel stand. Die riesigen Ruinen einer Tempelanlage, zum Teil schon komplett zugewuchert. Überall lagen Steine, Reste von Götzen und Steinsäulen. Fratzen von Dämonen aus Stein schauten aus den Resten, die Treppe welche hoch führte war mittlerweile Grün durch das Unkraut welches auf ihr wuchs. Es mußte einmal ein mächtiger Tempel gewesen sein, bevor er total zerstört wurde.

"Das muß der Tempel von Mephisto sein", flüsterte Grada ehrfurchtsvoll. Selbst in dem zerstörten Zustand strahlte der Tempel Dunkelheit aus, jagten ihnen der Anblick eine Gänsehaut über den Rücken.

"Wie lange müssen die an diesem Ding gearbeitet haben", fragte sich Minerva laut, keiner gab ihr Antwort. Jana bewegte sich als erstes, lief auf die Überreste zu. Auf der Treppe konnte man gut die Fußspuren von Leoric erkennen, wie schwarze Tupfer in dem sonst makellosen grün. Die anderen folgten ihr, die Spuren führten in die Ruinen, zu einer breiten Treppe welche zu einem Tor im Boden führte. Man konnte sehen das es freigelegt wurde, hier gab es keine Pflanzen. Eine Menge Geröll und Dreck bedeckte die Stufen, führte in den Dschungel hinaus.

"Hatte Enbewe nicht etwas von Schutthaufen erzählt?", fragte Isabell die anderen.

"Ja, das hat er. Hier muß es rausgeholt worden sein, bloß zu welchem Zweck?", fragte Grada zurück.

"Ich fürchte da gibt es nur einen Weg das herauszufinden...", meinte Jana, und die anderen nickten. Sie zogen ihre Rücksäcke aus, versteckten sie in den Ruinen und machten sich Kampffertig. Schweigend liefen sie die Treppen runter, die Nahkämpfer vorne, die anderen hinten. Die zwei Blutgolems liefen mit, waren immer ganz vorne. Das Tor führte unter die Tempelanlagen, hier gab es anscheinend ein verzweigtes Gängesystem. Leicht schräge Wände mit glatten, dunklen Gestein verkleidet und Fackeln erstreckten sich soweit das Auge sehen konnte. Fratzen waren in den Wänden eingelassen, und auffallend oft die drei Totenschädel mit Halbmondförmiger Sichel im Hintergrund.

"Das ist das Zeichen von Mephisto", flüsterte Leanan.

"Sicher?", fragte Grada.

"Ganz sicher", erwiderte Leanan. Sie folgten weiter den Gängen, es war einfach zu wissen wo es hinging. Diejenigen, welche hier unten tätig waren hatten nur die Fackeln in den Gängen an den Wänden entzündete welche sie auch brauchten. Ratten rannten quietschend durch die Gänge wenn die Gruppe in einen anderen Gang wechselte. Die Nerven aller waren zum reißen gespannt, was würde sie erwarten?
 


 

"Also hatte ich doch Recht", tönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Die Gruppe drehte sich blitzartig um, Leanan und Isabell rannten nach vorne und deckten den Rest. Leanan senkte erstaunt den Schild als er den Herren der Stimme erkannten. Cassie und seine Paladine standen an einer Gangkreuzung vor ihnen.

"Wo kommst du denn her?", rief Leanan überrascht aus. Cassie schmunzelte böse und sagte dann "Die Idee mit dem Tunnel war nicht schlecht, bloß dein Pech das all unsere Religiösen Zentren auch so einen Fluchttunnel haben. Irgendwie hatte ich es im Gefühl das es sowas auch in Viz-Jun geben mußte als du ein paar Stunden später nicht rauskamst. Ich schickte einen Paladin zur Suche los, und ein paar Augenzeugen konnten euch anhand unsere Beschreibung wiedererkennen wie ihr auf dem Weg nach Süden seid. Wir folgten euch, es mußte schließlich einen Grund geben das ihr so weit nach Süden geht. Und siehe da, ihr führt mich direkt zu den verfluchten Ruinen eines alten Tempel, welcher Mephisto gewidmet war. Was wolltet ihr hier, euren Herren anbeten?"

"Nein, hier ist irgendwo Leoric, wir wollen ihn stellen", sagte Minerva. Cassie sah sie abschätzend an.

"Wenn ich mit dir reden will Amazone wende ich mich schon noch an dich... ich erinnere mich noch sehr gut an die Gasse in Kurast, das wirst du mir noch büßen", zischte er dann.

"Hier irgendwo ist Leoric, und wir werden ihn vernichten", sagte Leanan ernst.

"Ich dachte du schätzt den gütigen Leoric so, was treibt dich dazu solche bösen Gedanken gegenüber ihn zu hegen?", fragte Cassie spottend.

"Es ist nicht mehr Leoric, sonder nur noch ein Schatten seiner selbst", rief Leanan verärgert aus. Cassie hatte einen wunden Punkt erwischt.

"Wie dem auch sei, ihr werdet nichts tun, sondern erst einmal eure Waffen auf den Boden legen. Ihr seid ab jetzt Gefangene des heiligen Ordens", befahl ihnen Cassie.

"Wir ergeben uns niemand", sagte Minerva trocken.

"Umso besser, dann kann ich euch an Ort und stelle richten", lachte Cassie.

"Genug, es geht doch nur um dich und mich Cassie! Wenn es sein muß nimm mich, aber lasse die anderen ihre Aufgabe erledigen!", zischte Leanan.

"Das kommt überhaupt nicht in Frage!", rief Isabell verärgert aus, auch Grada sagte "Du bleibst bei uns, wir brauchen dich"

"Ja Leanan, ich habe mich seit Jahren auf diesen Moment gefreut, endlich den Verräter zu strafen. Endlich hat Gott mir diese Gnade erwiesen", sagte Cassie ernst.

"Ich habe den Orden nie verraten, ich habe immer in den Regeln der heiligen Paladine gelebt und gekämpft", erwiderte Leanan. Cassie lachte.

"Du hast dich Leoric angeschlossen, der sich selber zum König krönte. Wie selbstanmaßend! Ein heiliger Krieger strebt nicht nach weltlicher Macht!", rief Cassie wütend.

"Er hat gerecht über das Volk regiert, ihnen unseren Glauben nahegebracht. Sie haben ihn alle geehrt und geachtet, und die Paladine hatten dadurch einen sehr guten Ruf. Er hat mehr für den Orden getan als viele andere!", rief Leanan.

"Lügner!", empörte sich Cassie.

"Darf sich ein heiliger Bruder der Rache hingeben?", fragte Leanan zischend.

"Haltet den Mund, ich übe hier keine Rache aus, sondern befolge nur einen Befehl! Ich werde die Welt von eurer Gegenwart befreien, Diener der Dunkelheit!", rief Cassie zornig.

"Zuerst werden wir Leoric vernichten, dann tragen wir beide unseren Zwist aus wenn es denn sein muß", grollte Leanan, und die Gruppe drehte sich um.

"Stehenbleiben!", rief Cassie hinter ihnen, und die Paladine verfolgten sie. Sie rannten durch die Gänge, bis sie nach kurzer Zeit plötzlich in einen Saal gelangten. Sofort blieben die sieben stehen.

"Hab ich euch endl.... was zum....!", rief Cassie hinter ihnen als er ebenfalls den Raum betrat. Die anderen Paladine blieben auch stehen.
 

In dem großen Saal konnte man an der gegenüberliegenden Seite in Loch in der Wand erkennen, ein großer Steinaltar war auch an dieser Wand. Ein Mann lag auf ihm, gefesselt. Davor stand ein riesiges Skelett, es trug eine glänzende Rüstung, ein langes Zweihandschwert und eine Krone auf dem Kopf. Kleine Skelette standen um herum, ebenfalls in voller Rüstung. Es war die Rüstung der Paladine. Langsam dreht sich das große Skelett um, rotes glühen lag in seinen Augenhöhlen. Leanan schossen wieder die Bilder aus der Nacht hoch, den anderen lief ein kalter Schauer den Rücken runter.

"Leanan..... Isabell.... nach all den Jahren. Ihr wagt es euch wieder vor mir zu erscheinen Verräter?", rief der schwarze König, seine Stimme brummte in der Luft, schmerzte in den Ohren.

"Wir sind keine Verräter!", rief Isabell und trat mit Leanan ein Stück vor.

"Ihr habt mich verraten, habt euch mir widersetzt", grollte Leoric wieder.

"Nein, du hast dich selber verraten, nicht wir! Du hast alles verraten an das du geglaubt hast, zu dem du uns immer angehalten hast. Du hast uns nicht vertraut, hast uns nie etwas davon gesagt das du leidest, Diablo die Gewalt über dich erlangen wollte. Warum? Wir hätten dir helfen können! Du hast mit dem Fluch über uns alle dein Schicksal besiegelt, hast alles verraten was dir lieb und heilig war. Wir haben nur das gemacht was du uns immer gelehrt hast, wir haben uns an das Licht gewendet, und es hat uns davor geschützt ebenso wie du der Finsternis zu verfallen. Ich habe mich jahrelang mit Selbstvorwürfen gequält, ebenso wie Leanan, ob wir nicht auch Schuld daran waren das alles so enden mußte. Aber du alleine bist Schuld an deinem Schicksal, du ganz alleine! Du bist nicht mehr mein Vater, ich verachte dich!", rief Isabell, steigerte sich hinein. Leoric brüllte, das brüllen lief die Luft erzittern, die Ohren schmerzen und das Herz erkalten. Selbst die zwei Blutgolems rannten etwas zurück.

"Nun werdet ihr das Schicksal erfüllen mir zu dienen, für immer und ewig!", brüllte er dann, hob die Arme und murmelte uralte Ferse, welche nicht für die Ohren von Sterblichen bestimmt waren. Isabell und Leanan fingen wieder an zu zittern. Langsam bleichte sich Isabells Haut aus, am Rücken entstanden zwei Ausbeulungen. Leanans Haut spannte sich, trocknete aus. Das Gesicht fiel in sich zusammen, er wurde immer magerer.

"Sie verwandeln sich!", rief Grada.

"Wir müssen das verhindern!", meinte Minerva energisch.

"Wir müssen sie töten solange sie wehrlos sind, wenn sie erstmal völlig der dunklen Seite verfallen sind wird es schwieriger", erwiderte Cassie und zog sein Schwert.

"Nein, wartet!", fuhr Grada dazwischen. Er sah Jana an.

"Ich brauche eure Hilfe, schnell!", sagte er schnell.

"Was habt ihr vor?", fragte diese Überrascht.

"Leanan hat erzählt er hat zu dem Licht gebetet, und das hat sie beschützt. Wir brauchen wieder Licht!", antwortete er.

"Und wie wollt ihr das anstellen?", fragte Cassie skeptisch.

"Jana, mache einfach was ich mache, und sei stark!", rief er aus, packte sie an den Arm und beide liefen ein Stück weiter in die Halle. Dort stellen sie sich auf, Grada fing an eine Beschwörung zu flüstern. Jana erblaßte als sie die Worte hörte, schloß sich ihm aber an. Zusammen standen sie mit geschlossenen Augen da, die Arme vor sich haltend. Die anderen konnten plötzlich ein leises Pfeifen hören, welche langsam lauter wurde. Ein leichtes brummen lag in der Luft, ließ alle Anwesenden erstarren. Dann konnte man das verzehrte heulen von hunderten Stimmen hören, das brummen nahm immer mehr zu. Ein großer Rauchring baute sich neben Grada und Jana auf, die Geräusche wurden immer lauter. Schweiß stand den beiden Totenbeschwörern auf der Stirn, ihre Arme und Beine fingen an zu zittern. Dann riefen sie gemeinsam den letzten Satz, und die Luft schien sich zusammenzuziehen. Das heulen der Stimmen ließ die Ohren schmerzen, und mit einem Luftdruck schoss ein riesiger Totenkopf aus Rauch durch den Ring in den Raum. Der gigantische Knochengeist riss seinen Unterkiefer auf, unmenschliche Laute drangen aus ihm. Dann raste er auf Isabell und Leanan zu, zog aber im letzten Moment hoch, krachte in die Decke. Die ganze Erde bebte als sich der Knochengeist durch die Decke und das Erdreich drückte, bis er an der Oberfläche hinausschoss und sich schreiend auflöste. Kaum traf das Licht auf Isabell und Leanan fingen diese an zu schreien. Ihr Schreien und das ihrer bösen Schattenseiten wechselte sich ab, sie rissen die Arme nach hinten und schwebten ein wenig in der Luft. Grada und Jana brachen zusammen, die Beschwörung eines so mächtigen Geistes hatte sie völlig ausgelaugt.

Dann konnte man sehen wie die bleiche von Isabells Haut nach vorne wanderte, dahinter wieder die normale Hautfarbe erschien. Bei Leanan wanderte die verdorrte Haut nach vorne. Unter den erstaunten Blicken der Gruppe lösten sich die Succubu und der Todesbote langsam von ihrem Wirt. Als sie etwas von ihnen weggeschwebt waren landeten alle vier auf dem Boden, sahen sich an. Bevor die Paladine nebs Minerva oder Leoric mit seinen untoten Paladinen reagieren konnte griffen die vier sich an. Der Todesbote hob die Hand, und Leanan, welcher gerade angreifen wollte zuckte zusammen, kippte nach vorne. Er wußte genau was das für ein Gefühl war welches sich langsam in seinen Adern breit machte, das Blut wurde immer heißer!

Die Succubu erhob sich in die Lüfte, wollte von da aus ihre Blutsterne abschießen. Isabell kam nicht mehr ran, aber blitzschnell entrollte sie die Peitsche und schlug nach oben. Sie erwischte den Knöchel der Succubu, die Metallzacken bohrten sich in das Fleisch als sich die Peitsche darum wickelte. Die Succubu schrie, Isabell zog kräftig die Peitsch nach unten. Die Schwingen klappten nach vorne als sie nach unten gezogen wurde, und sie flog auf den Boden. Isabell sprang ihr auf den Rücken, zückte ihren Dolch. Panisch kreischte die Succubu, die Schwingen schlugen auf dem Boden, ihr Blick ging flehend nach hinten.

"Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet! Stirb!", brüllte Isabell hasserfüllt und rammten den Dolch in den Schädel der Succubu. Dabei brach die Klinge durch die Wucht ab. Sofort sackten die Flügel und der Kopf auf den Boden, zitterten noch etwas nach bevor der Körper ruhig liegenblieb.

Die Paladine stürmten auf die Skelette zu, welche ihrerseits zum Angriff übergingen. Cassie sah Leanan auf dem Boden, den Todesbote vor ihm. Er zögerte eine Sekunde, doch dann rannte er auf den Todesboten zu. Dieser war so mit Leanan beschäftigt das er ihn erst zu spät bemerkte. Mit einem gesprungenen Querhieb zertrümmerte Cassie den Schädel des Todesboten. Dieser schlug noch um sich, aber Cassie ließ die Klinge von oben in das restliche Skelett donnern, Knochenteile spritzen weg, der Rest fiel in sich zusammen. Die schwarze Kutte bedeckte den Haufen. Cassie drehte sich um, sah Leanan auf dem Boden liegen. Er stöhnte, lebte aber noch.

"Was ist passiert?", fragte Cassie und kniete sich neben ihn.

"Blut...zum...kochen...bringen........fehlte...nicht....mehr viel", brachte Leanan heraus.

Isabell kam zu Leanan gerannt, kniete sich ebenfalls neben ihn und nahm seinen Kopf in ihren Schoß.

Die Paladine kämpften tapfer, doch mit Leoric wurden sie nicht fertig. Die zwei Blutgolems erwischte es als erstes, dann fiel einer der Paladine. Minerva rannte zu einem Fleck wo sie eine Übersicht über den Saal hatte, spannte den Bogen und schoß. Der Pfeil traf Leoric am Schädel, prallte am Helm ab und riß ihm die Krone vom Kopf. Wütend fuhr er herum, das glühen in seinen Augen schienen Minerva zu verbrennen. Dann stürmte er auf sie zu. Cassie konnte aus den Augenwickeln heraus die Situation erkennen, sprang auf und rannte ebenfalls zu Minerva. Leoric und Cassie trafen sich unterwegs, ein Querhieb blockte Leoric ab. Seine mächtige Klinge zuckte durch die Luft, Cassie wich aus, stürmte wieder gegen den schwarzen König. Minerva zog wieder einen Pfeil aus dem Köcher, legte an zu zielte. Cassie blockte gerade eine Attacke ab, hatte Mühe auf den Beinen zu bleiben. Dann hatte sie freies Schußfeld, korrigierte und schoß. Der Pfeil mit der dicken Eisenspitze durchschlug den Schädel von Leoric, blieb auf der anderen Seite im Helm hänge. Ein brüllen ging durch den Raum, Cassie nutze die Gelegenheit und vollführte wieder einen schwungvollen Querhieb, der den Schädel abschlug. Geister schossen plötzlich wie aus dem nichts aus Leorics Körper, wie kleine Knochengeister rasten sie durch die Luft. Der König bäumte sich nochmal auf, dann fiel das Skelett in sich zusammen. Zeitgleich fielen auch die anderen Skelette in sich zusammen, ihre Seelen waren nun nicht man an den schwarzen König gebunden. Cassie rappelte sich auf, die anderen Paladine standen überrascht im Raum herum, besahen sich die Knochenhaufen. Keiner rührte sich, als würden sie alle nicht glauben wollen das es vorbei war.

"Endlich... Frieden", keuchte Leanan, lächelte. Isabell rollten wieder Tränen die Wange herab, aber diesmal waren es Tränen der Freude. Grada und Jana kamen zurück, sie liefen noch sehr wacklig, ließen sich neben Leanan nieder.

"Wir werden zu alt für den Mist hier", faxte er grinsend, klopfte Leanan auf die Schulter.

Jana untersuchte Leanan. Cassie und die anderen stießen zu ihnen.

"Also äußerlich hat er nichts, aber was innen los ist weiß keiner. Auf jedenfall kann er nicht mehr kämpfen, und er sollte zu einem Heiler", meinte sie dann. Minerva ging zu dem Mann auf dem Altar, schnitt ihn los. Befreit von seinem Knebel redete er wie ein Wasserfall, Minerva verzog nicht eine Miene.

"Jana, ich glaube das fällt eher in dein Gebiet", meinte sie dann und lief zu dem Loch.

"Mhhhh.... sieht aus wie ein Stollen. Wohin der wohl führt?", rief sie fragend.

"Keine Ahnung, aber sie müssen hier auf etwas gewartet haben... auf etwas was da womöglich raus kommt", meinte Grada.

"Meinst du einen Dämon dem sie den Mann da opfern wollten?", fragte Minerva unsicher.

"Weiß ich nicht, geht rein und findet es heraus. Ich und Jana bleiben hier bei Leanan, wir können im Moment eh nicht mehr viel für euch machen", erklärte Grada, man sah ihm an das er erschöpft war. Ebenso wie Jana welche den Mann höflich aber direkt anwies endlich den Mund zu halten. Minerva sah Cassie und die Paladine an.

"Ihr seid ja ganz passable Kämpfer zu sein. Also kommt, bringen wir es hinter uns", meinte sie dann.

"Wir gehen nirgendwo hin, ich habe hier immer noch das sagen!", rief Cassie verärgert. Minerva setzte einen Hundeblick auf, tänzelte aufreizend auf den Tunnel zu.

"Ihr wollt also eine Frau alleine da runterlassen?", säuselte sie zu den Paladinen.

Diese schüttelten sofort den Kopf, folgten Minerva. Cassie blieb verdutzt stehen, ihm hatte es die Sprache verschlagen. Isabell gab Leanan nochmal einen Kuß auf die Stirn und folgte schmunzelnd in den Tunnel. Cassie spuckte Gift und Galle, aber er folgte schließlich auch. Sobald sie wieder in dem Kloster war würde er den Paladinen mal etwas Selbstbeherrschung beibringen!

Der Tunnel führte immer weiter hinunter, nur ab und zu erhellten Fackeln den Weg. Der Tunnel war an total unverkleidet, man konnte deutlich das Gestein sehen. Immer weiter ging es hinunter, die Luft wurde knapper und schwerer. Wohin führte nur dieser Tunnel, zum Mittelpunkt der Erde?

Dann nach einer Weile konnten sie es klopfen hören. Weiter vorne im Tunnel wurde noch gearbeitet. Minerva zeigte den anderen an das sie schleichen sollten, und ging selber langsam weiter. Das klopfen wurde immer lauter, und man konnte Licht am Ende des Tunnels sehen. Zahlreiche Schinder mühten sich mit Hacken an dem Gestein ab. Ein Untoten Krieger wachte über die Meute. Die Gruppe drückte sich in die dunklen Ecken, verteilten sich auf zwei Wände. Cassie schlich sich hinter Minerva, Isabell war hinter ihm.

"Warum zum Henker treiben die hier einen Stollen ins Erdreich?", fragte Cassie leise.

Auf einmal konnten sie vorne einen Schrei hören, irgend etwas schlug auf dem Boden auf. Schwaches gelbes Licht war am Ende des Tunnels sichtbar. Der Untote Krieger ging nach vorne, hob das gelbe Licht auf und besah es sich. Die Schinder wichen angstvoll zurück.

"Was ist das nur?", fragte Isabell.

"Schauen wir einfach nach.... ANGRIFF!", brüllte Minerva und stürmte mit den anderen vor. Die Schinder und der Krieger blieben wie angewurzelt stehen, anscheinend hatten sie nicht damit gerechnet hier unten auf Feinde zu treffen. Die Schinder attackierten sie mit den Hacken, aber die Paladine wehrten diesen verzweifelten Angriff mit Leichtigkeit ab. DerKrieger drückte sich gegen die Wand, hielt immer noch das leuchtende etwas in der Hand. Es war ein Stein, der die Form eines Kegels hatte. Cassie erbleichte als er das sah.

"Ein Seelenstein!", keuchte er, die Paladine wurden unruhig.

"So ist es Sterblicher, das ist Mephistos Seelenstein. Einst warf ihn der Erzengel Tyrael vor die Küste ins Meer, wo er in den Fluten versank. Mit dem Laufe das Jahrzehnte versank er immer tiefer im Meeresboden. Die Schinder, welche immer noch an dem alten Mephistokult hielten trieben diesen Tunnel runter bis unter den Meeresboden, und mein Meister konnte sie zu ihrem Ziel führen. Er wird wiederkommen und seine Brüder befreien und die Schöpfung endlich zu dem machen, zu was sie verdammt ist: Zu Dienern der Dunkelheit!", sagte der Krieger, lachte grausam. Bis ihn ein Pfeil den Schädel zerschmetterte, Cassie zerlegte das restliche Skelett.

"Hebt den Stein nicht auf, jeder der ihn mit der bloßen Haut berührt wird ihn sich in die Stirn hauen!", warnte Cassie.

"Was machen wir damit?", fragte Isabell die anderen.

"Ihn hier liegenlassen?", meinte Minerva.

"Auf keinen Fall, das ist zu gefährlich... er muß weg", erwidert Cassie. Er wies einen der Paladine mit Panzerhandschuhen an den Stein aufzuheben und mitzunehmen. Sie liefen zurück zum Tempel, waren als sie oben ankamen völlig außer Atem.

"Endlich wieder Frischluft, die Luft in der Hölle kann nicht schlimmer sein als die da unten", japste Cassie als sie oben ankamen. Dann erstarrte er, Grada, Jana und Leanan waren nicht alleine.

"Also hatte ich doch Recht mit meinem Gefühl das hier etwas nicht stimmt", raunte eine Person, welche ein wenig über den Boden schwebte. Seine großen Schwingen erleuchteten in einem hellen Blau, die silberne Rüstung blitzte und er trug ein blaues Flammenschwert.

"Ein Engel!", keuchte Cassie, und er nebs den andern Paladinen verbeugten sich ehrfurchtsvoll vor ihm.

"Steht auf heilige Krieger, ihr braucht euch nicht zu verneigen", sagte der Engel. Dann glitt er zu dem Paladin welcher noch den Stein in der Hand hielt.

"Gebt mir den Seelenstein, er gehört nicht in Hände von Sterblichen", meinte er freundlich. Das Paladin zögert kurz, gab ihn aber dann doch weiter. Der Engel nahm den Seelenstein und sah ihn sich an.

"Anscheinend habe ich ihn nicht weit genug ins Meer geworfen. Dieser Fehler wird mir nicht noch einmal passieren", sagte er.

"Ihr habt ihn ins Meer geworfen? Dann müßt ihr....", fing Cassie an.

"Ja, ich bin der Erzengel Tyrael heiliger Krieger. Ich habe die Hartnäckigkeit der Dunkelheit unterschätzt, aber ich verspreche euch das ihr Sterblichen nie wieder etwas von diesem Seelenstein zu sehen bekommt", erwiderte Tyrael.

"Wir danken euch dafür", sagte Cassie.

"Dankt mir nicht zu früh, die Dunkelheit findet immer einen Weg um ihr Werk fortzusetzen. Lebt wohl Sterbliche, möge das Licht euch beschützen", sagte Tyrael, dann schwebte er hinaus in die Gänge, verschwand hinter der nächsten Kreuzung.

"Seit wann war Tyrael da?", fragte Cassie Leanan immer noch überrascht.

"Er ist kurz vor euch gekommen. Wir haben ihm alles erklärt, und da seid ihr aufgetaucht", sagte Leanan.

"Davon habe ich mein Leben lang geträumt.... einem Engel zu begegnen und das heilige Licht zu spüren", seufzte Cassie glücklich.

"Ich auch....", erwiderte Leanan. Beide sahen sich an.

"Eigentlich müßte ich euch festnehmen und mitnehmen. Aber ich denke das ist nicht mehr nötig. Genieße deine neue Freiheit, und erinnere dich immer an diesen Tag. Lebt wohl", sagte Cassie, und bedeutete seinen Paladinen ihm zu folgen. Sie verließen die Halle, ließen die Söldner zurück.

"Und wieder hat das Licht gewonnen", grinste Grada.

"...Und wenn sie nicht gestorben sind so leben sie noch heute", äffte Minerva weiter.

"Wenn du nur immer einen dummen Kommentar dazu geben kannst", lachte Grada.

"Was macht ihr beiden jetzt eigentlich, ich meine da wo ihr jetzt den Fluch gebrochen habt?", fragte Jana Leanan und Isabell. Beide zuckten mit den Schultern, lächelten aber.

"Ich denke das wird das Schicksal entscheiden", zwinkerte Isabell, und Leanan grinste.

Auf jedenfall würden beide das anstreben, was sie jahrelang vermißt hatten. Und zum erstenmal im Leben waren diese Gedanken nicht mit Schmerz verbunden, sondern mit Hoffnung. Die Wunden waren endlich verheilt.
 

Ende



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