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Zorro und Corneja

Sister, where are you?
von

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Tränen

Leona vergaß die Welt um sich herum. Sie wollte nur noch weinen. Weinen solange sie nur konnte.

Denn sie hatte etwas begriffen.

Nicht etwa ihre Mutter, ihr Schwur oder sonst was legten ihr seelische Fesseln. Es war sie selbst, die sich mit dem erzwungenen Ignorieren all ihrer Gefühle selbst kasteite. Und sie hasste sich! Sie hasste sich für den Frevel, den sie an sich selbst begangen hatte. Sie kam sich so unendlich schäbig und schlecht vor.

Was war nur aus ihr geworden?

Sie war wie ihre Mutter, die nur nach Vergeltung schrie. Wer aber würde die Wunden stillen, die ihr ewiger Zorn riss?

Der Säbel fiel laut klappernd zu Boden. Schluchzend barg sie ihr Gesicht in den Händen. Zorro nahm sie zärtlich in den Arm.

„Es wird alles gut werden, LEONA!“ versprach er.

„Leona! Nein! Nein! Das glaube ich nicht! Wie...wie ...kannst du?“

Seniora Barbara starrte das Paar entgeistert an.

„Es tut mir leid, Mutter. Aber es war der Weg meines Herzens. Egal, was immer du auch sagst. Ich bin eine Zigeunerin. Und als Tochter des Anführers fällt es mir zu mein Volk zu schützen. Es tut mir leid, aber so ist es nun mal!“ gab Leona traurig von sich, den Kopf gegen Zorro’ s Brust gepresst.

„Ich fasse das nicht. All die Jahre... und ich dachte du bist verstummt. Wie kann das nur sein?“

„Mein Mund war stumm, weil ich meine Seele in Ketten gelegt habe. Bitte, verzeih’ mir meine Lüge!“

„Ich soll dir verzeihen, wo ich doch dich um Vergebung bitten muss. Ich hätte es sehen müssen, wie sehr du dich selbst gequält hast. Mein armes geliebtes Kind, was musstest nur meinetwegen erdulden.“ Seniora Barbara flossen nun ebenfalls die Tränen über die Wangen.

„Welch rührendes Bild! Erlaubt mir meinen Beitrag zu leisten und euch zu euerem geliebten Zigeunerführer zu schicken.“

Raymond war wieder auf den Beinen und hatte die Waffe auf Zorro und Corneja gerichtet.

„LEONA!“

„MUTTER!“

Der Schoss hallte durch den Raum.

Zorro setzte mit einem schnellen Sprung über den Schreibtisch hinweg und verpasste dem Komman-danten eine Kinnhacken.

„MUTTER! NEIN!“

Seniora Barbara’ s Körper lag leblos auf dem Boden. Blut sickerte aus einer Wund am Hals.

„Mein...Mädchen...sag...das du...das du mir vergibst, bitte.“

Leona stand da wie paralysiert, unfähig etwas zu sagen oder zu tun.

„Zorro schnell, Gabriel und die anderen sind wieder hier und werden bald hoch kommen!“

Der kleine Zorro kam ins Zimmer gestürmt und blieb wie angewurzelt stehen.

„Schnell hilf mir!“ rief ihm Zorro zu und hob Seniora Barbara vom Boden. „Nimm’ Leona an die Hand! Ich glaube, im Moment ist sie nicht im Stande zu handeln.“

Mit diesen Worten stürmte er aus dem Raum, seinem Kumpan mit der immer noch gelähmten Leona hinter sich.

„Na sieh’ an wen haben wir den da? Die ganze Bande, wenn das kein Zufall ist!“

Gabriel versperrte ihnen mit sechs Mann, die auf sie angelegt hatten, den Weg.

„Hände hoch, aber plötzlich!“ befahl er grinsend.

„Einen Scheiß werden wir!“ zischte mit einem Mal Corneja und schoss nach vorn. Keiner hatte mit ihrem Blitzangriff gerecht; wie besessen schlug und trat Corneja nach allen Seiten und schon bald lagen die Soldaten am Boden.

Gabriel stand fassungslos für ihr.

„Ich warne euch! Ärgert mich heute nicht, oder ihr bereut den Tag schon sehr bald!“ knurrte sie wütend.

„Verfluchtes Biest! Dir geb’ ich!“ fauchte Gabriel zurück und holte aus. Gekonnt parierte Corneja den Angriff und stieß ihn mit zwei schnellen Finten zurück.

„Bringt meine Mutter weg. Ich komm’ schon klar!“ rief sie Zorro zu. „Los, haut ab so lange noch Zeit bleibt.“

Flink duckte sie sich unter Gabriel’ s herabsausendem Säbel weg.

„Bist du dir sicher!“ rief Zorro noch, als er mit den anderen floh.

„Hau ab! Ich bin gleich wieder bei euch.“ zischte Corneja und wich in die andere Richtung zurück.

„Du gehörst mir, du kleines Miststück.“

„Das bezweifle ich!“ grinste sie plötzlich. Als Gabriel, dadurch nur noch wütender, laut schreiend auf sie zugestürmt kam, ließ sich Corneja im letzten Moment fallen, rammte ihm die Beine in den Bauch und beförderte ihn hinter sich die kleine Treppe hinunter.

Es schepperte lautstark als der Leutnant unten an kam.

„Ich hoffe sie haben sich nichts von Bedeutung gebrochen. Beim Kopf kann der Schaden ja nicht all zu groß gewesen sein!“

Mit diesen Worten eilte sie den anderen hinter her.

Wenig später ritt die Gruppe über einen entlegenen Pfad im Wald. Hier trafen sie auf Nico, der sich seiner Verkleidung bereits entledigt hatte.

Er kam ihnen entgegen. Aber als er Zorro erblickte blieb er misstrauisch stehen.

„Wer ist das?“ wollte er wissen.

„Wo sind die anderen!“ rief Corneja stattdessen.

„Nicht weit von hier. Wir haben sie sicher bald eingeholt.“ Da erst bemerkte er Seniora Barbaras bleiches Gesicht.

„Was ist mit Mutter? Was ist passiert? Ist sie verletzt!“

„Wir müssen uns beeilen. Jede Minute zählt! Sitz auf, mach’ schon.“

Doch Leona’ s Mutter, die vorn auf Viento saß hob schwach die Hand.

„Nein...nein, bitte. Lass mich bitte absteigen.“

„Mutter, was redest du da? Du brauchst dringend einen Arzt. Wir reiten zur Hacienda und...“

„..und dann sind euch schon in wenigen Stunden die Soldaten auf den Fersen. Nein, lasst mich hier absteigen. Es bleibt sowieso nur noch wenig Zeit, zu wenig denke ich.“

„Nein, Mutter sag’ so was nicht.“ beteuerte Leona erneut, doch die ältere Frau winkte ab.

„Wärt ihr so nett, Herr Zorro. Dort unter der Weide wäre ein schöner Platz.“

„Wollt ihr das wirklich, Seniora Barbara?“ fragte Zorro besorgt, obwohl auch er ahnte das die Frau recht hatte.

„Ich will eurem Vater nicht noch mehr Ärger machen, Don Diego!“ flüsterte sie ihm leise zu.

Zorro schluckte und schwang sich dann von Viento’ s Rücken.

„Beim Allmächtigen! Was machst du Idiot! Du kannst doch nicht...“ fuhr Nico ihn sofort an. Doch bevor er ihn erreichte, stand schon Leona vor ihm.

„Du hast Mutter gehört. Sie wünscht es so.“ sagte sie mit nassen Augen.

Nico rang mit sich selbst, schließlich nahm Leona seine Hand und sie gingen hinüber zu dem Weidenbaum.

Seniora Barbara’ s weiße Bluse war mittlerweile beinahe schwarz. Nico und Leona knieten sich ihr zur Seite nieder und ergriffen eine ihrer beiden Hände.

„Kommt zu mir meine Kinder, beide. Egal, ob Kinder meines Blutes oder nicht. Es ist mir jetzt gleichgültig. Ich muss euch um so vieles um Vergebung bitten. Ich war keine gute Mutter, für keinen von euch. Nein, widersprecht mir jetzt nicht. Ich weiß, dass es so ist. Meine Rachegedanken haben ein fürchterliches Ungeheuer aus mir gemacht, unter dem gerade ihr, die ihr mir so sehr am Herzen liegt, am meisten leiden musstet. Es tut mir so leid, dass ich das es jetzt begriffen habe.

Leona, bitte geh’ zu deinem Vater und bitte ihn in meinem Namen um Vergebung. Ich hoffe, Alejandro ist immer noch ein so gütiger Mensch, wie damals als ich kennen lernte. Er wird auf dich acht geben mein Engel, wenn du je Schutz brauchst. Aber wahrscheinlich wirst du mit den anderen weiterziehen, mein kleines Zigeunerkind.

Nico, pass mir immer gut auf meine beiden zwei Engel auf. Sie sind kostbarer als alles andere auf der Welt, denn nur eine Familie schenkt dem Menschen wahren Wohlstand.“

Nico nickte tapfer unter Tränen.

„Guter Junge.“ lächelte Seniora Barbara milde.

„Leona, mein Kind. Du musst mir jetzt eines versprechen, ich bitte dich darum. Lass nie wieder zu, dass du dich selbst so verletzt. Ich will dich vom Himmel aus Lachen und Weinen sehen. Aber vor allem: Lebe! Lebe dein Leben! Und spiel’ nie wieder die Nemesis für jemanden!“

„Die strafende Gerechte will ich nicht mehr sein, aber wann immer Unrecht geschieht wird Corneja die Flügel spreizen und in den Kampf ziehen. Das werde ich nie lassen können.“ erwiderte Leona bedauernd.

„Ich sehe schon, du beginnst bereits deinen Kopf durchzusetzen. Na, meinetwegen. Zorro, dann gib’ du ebenfalls acht auf dieses dickköpfige Kind und unterschätze nie ihren Starrsinn und ihre Spitzfin-digkeit.“

„Wie ihr wünscht, Seniora Barbara!“

Glücklich lächeln lehnte sich diese zurück.

„Dann...dann...dann ist alles gut!“ meinte sie noch, dann schloss zum letzten Mal die Augen.

„Mutter! Nein, nein, nein!“ schrie Leona und rüttelte sie an der Schulter.

„Nein, geh nicht! Geh nicht!“

Heise Tränen, wie sie nur aus dem tiefsten Grund des Herzens kommen konnten, liefen über ihre Wangen.



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