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Wandel der Zeit

HP/LV
von

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Komm zurück

11. Komm zurück
 

Darian erwachte in einem kleinen, schäbigen Raum. Er lag auf einem harten Bett und war mit vielen Mullbinden verarztet worden. Was ihn dazu brachte, dass sein ganzer Körper schmerzte und sein eines Auge so geschwollen war, dass er es kaum öffnen konnte.

Resigniert schloss er die Augen und schalt sich selbst für seine Dummheit aus. Voldemort zu vermissen, hieß noch lange nicht, fast Selbstmord zu begehen.

Jetzt musste er als erstes an seinen Zauberstab kommen, um sich zu heilen, doch er trug seine Kleidung nicht mehr. Jemand hatte ihn ausgezogen, um ihn zu verarzten.

War er in einem Muggelkrankenhaus? Vorsichtig öffnete er sein nicht geschwollenes Auge und antwortete sich selbst mit „Unwahrscheinlich“, als er die geblümten Gardinen erblickte. So sehr würde sich ein Krankenhaus aus dieser Zeit und aus seiner Zeit wohl nicht unterscheiden.

Er wollte sich gerade aufrichten, als eine junge Frau das Zimmer betrat.

„Bleiben Sie liegen! Sie sind schwer verletzt!“, rief sie empört und drückte Darian mit sanfter Gewalt zurück ins Bett. Dieser hatte dem nicht viel entgegen zu setzen, da ihm das Bild vor den Augen verschwamm.

Wenig später kam er wieder zu sich. Die Frau saß neben seinem Bett und strickte. Sie hatte lange rote Haare und grüne Augen, die jetzt angestrengt zusammengekniffen waren als sie die Maschen zählte. Ein hübsches Mädchen, stellte Darian fest, wobei die Betonung auf Mädchen lag, denn eine Frau konnte man sie noch nicht nennen. Sie war gewiss nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre und trug auch keinen Ehering.

„Wer sind Sie?“, fragte Darian mit kratziger Stimme, worauf das Mädchen erst mal ihre Stricknadeln fallen ließ.

„Haben Sie mich erschreckt! Ich dachte nicht, dass Sie so schnell wieder zu Bewusstsein kommen würden“, atmete sie auf und fasste sich an die Brust.

„Ich bin zäh“, lächelte Darian schwach.

„Soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“, fragte sie und stand schon auf.

„Nein, danke. Könnte ich meine Sachen haben?“, antwortete Darian und schielte zu seinem schwarzen Zaubererumhang, den er auf einem Stuhl erblickt hatte.

„Sie können nicht nach Hause gehen, Sie sind schwer verletzt“, protestierte das Mädchen.

„Keiner hat gesagt, dass ich gehen will, Miss…“, Darian hob fragend seine Augenbraue.

„Evans, Emily Evans, freut mich“, antwortete das Mädchen beschämt.

„Freut mich, Miss Evans. Ich bin Darian Otis.“

Das Mädchen machte einen leichten Knicks.

„Angenehm, Mr. Otis“, sagte sie. „Ich hole Ihnen etwas zu trinken.“

Darian beobachtete, wie sie den Raum verließ und irgendetwas passte nicht zusammen. Ihre Manieren waren zu gut für diese ärmliche Behausung, eher die einer reichen Bürgerstochter als die eines Londoner Großstadtkindes. Außerdem sprach sie mit einem starken Akzent. Deutsch, wenn er sich nicht zu sehr täuschte.

„Hier bitte, aber trinken Sie vorsichtig.“

Umsichtig half Miss Evans Darian sich aufzusetzen und reichte ihm eine Tasse Tee mit Milch.

„Könnte ich vielleicht kurz meine Sachen haben? Ich möchte nur sehen, ob alles da ist. Was ist überhaupt genau geschehen?“

„Natürlich, ich bringe Sie ihnen.“ Sofort eilte das Mädchen zum Stuhl und brachte ihm seine Kleidung.

„Sie haben verletzt auf der Straße gelegen und ich habe Sie zu mir nach Hause gebracht. Bitte, Sie dürfen Mr. Connery nicht bei der Polizei anzeigen. Er ist ein guter Mensch. Es ist auch für ihn eine schwere Zeit. Ich kümmere mich auch um Sie, bis Sie wieder gesund sind. Bitte, Mr. Otis“, flehte sie ihn an.

Darian hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet diesen Muggel anzuzeigen, dann müsste er schließlich noch eine Weile mit seinen Verletzungen herumlaufen und daran lag ihm gar nichts.

„Ich werde ihn nicht anzeigen. Darf ich?“

Damit griff Darian nach dem Stoff und wühlte in den Taschen seines Zaubererumhangs. Doch wurde er nicht fündig. Verzweifelt suchte er weiter.

„Haben sie zufällig einen etwa elf Zoll langen Stab aus Holz gesehen?“, fragte Darian leicht panisch, während er in den Taschen wühlte.

„Meinen Sie diesen Dirigentenstab?“

„Ja genau, den meine ich, haben Sie den?“

„Ja, warten Sie einen Moment.“

Erleichtert beobachtete Darian wie Miss Evans seinen geliebten Phönixstab herausholte und ihn in seine Hand legte. Mit einem leisen Seufzen schloss Darian seine Finger um den Zauberstab.

„Danke sehr“, sagte er aus tiefstem Herzen.

„Keine Ursache. Sind Sie denn Dirigent? Sie erscheinen mir etwas zu jung“, fragte sie neugierig.

„Nein, Dirigent? Auf keinen Fall“, antwortete er.

„Wozu dann das Stöckchen? Und Sie haben auch sehr seltsame Kleidung. Gehören Sie zu irgendeiner Sekte?“

„Einer Sekte!?“, lachte Darian auf. „Vielleicht könnte man es so nennen. Könnte ich vielleicht noch etwas Tee haben?“

„Ähm… ja, natürlich.“

Verwirrt eilte das Mädchen aus dem Zimmer und Darian machte sich daran seine gröbsten Verletzungen zu heilen. Leider brauchte sie nicht allzu lange bevor sie wiederkam.

„Danke für Ihre Hilfe, aber ich gehe jetzt nach Hause.“

„Nein, Sie sind viel zu schwer verletzt“, protestierte Miss. Evans und stellte den Tee ab.

Mit in die Hüften gestemmten Armen beobachtete sie, wie Darian sich abmühte aufzustehen und es zu ihrem Erstaunen auch noch schaffte.

„Ich gehe“, sagte er fest und begann sich anzuziehen.

„Aber…“, wollte sie protestieren, doch Darians Blick hatte sie nichts mehr entgegen zu setzen.

„Wenn Sie schon so stur sind, dann lassen Sie mich Sie wenigstens nach Hause bringen.“

„Nein.“

„Doch, das werde ich. Alleine kann ich Sie kaum auf die Straße lassen. Keine Widerrede“, meinte sie streng als Darian schon widersprechen wollte.

Ein tiefer Seufzer entkam ihm. Leider hatte sie Recht. Er war noch sehr schwach.

„Dann helfen Sie mir wenigstens beim Ankleiden“, erwiderte er resigniert.

„Gut.“

Es war schon etwas umständlich Darian mit all den Verbänden in seine Kleidung zu stopfen, doch letztendlich hatten sie es geschafft und er warf sich seinen Zaubererumhang über.

„Es sieht irgendwie komisch aus“, kicherte Miss Evans als sie ihn fertig angezogen betrachtete.

Endlich machten sie sich auf den Weg, was Darian mehr anstrengte als erwartet. Er war wohl noch immer nicht sonderlich gut in Heilzaubern. Er musste sie dringend mehr üben. In Sachen zerstören war er gut, doch Heilen war eine andere Sache. Es war viel komplizierter Knochen und Sehnen wieder zusammen zu fügen, als sie zum Bersten zu bringen.

Endlich kamen sie bei ihm an, er war schon ganz bleich im Gesicht vor Anstrengung.

Schwerfällig versuchte er die Tür aufzuschließen, wobei Miss Evans ihm letztendlich helfen musste.

Sie half ihm sich aufs Sofa zu setzen und den Umhang abzulegen.

„Sie sollten sich hinlegen, kommen Sie, wo ist das Schlafzimmer?“

Der Zauberer stöhnte nur gequält auf. Wie konnte jemand nur so penetrant sein? Als erstes wollte er seine Verletzungen loswerden. Und… bei dem Gedanken fiel ihm siedend heiß ein, dass diese Wohnung nicht nur aussah wie ein Schweinestall, sondern auch gerade zu nach Magie stank. Überall lagen Zauberutensilien rum. Zwar schien Miss Evans noch nichts bemerkt zu haben, aber das würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Jetzt würde er ihr Gedächtnis sowieso überarbeiten müssen, wenigstens war er durch Voldemort richtig gut in Gedächtniszaubern geworden.

„Könnten Sie vielleicht ins Badezimmer gehen und mir von dort eine Phiole mit… ach warten Sie, ich mach es selbst. Helfen Sie mir mal kurz“, sagte Darian.

„Nein, was soll ich Ihnen bringen.“

Doch Darian stand schon auf und humpelte Richtung Bad. Schnell eilte Miss Evans an seine Seite

„Sie sind ein furchtbarer Patient. Ständig müssen Sie mit dem Kopf durch die Wand. Können Sie nicht einen Moment still liegen bleiben!“, regte sich die junge Frau auf, während sie ihn ins Bad brachte.

„Nicht wirklich. Meine Ärzte sind schon oft an mir verzweifelt“, lachte Darian schmerzlich.

„Ungehorsame Patienten sind das Schlimmste. Das hat Papa auch immer gesagt. Er war Arzt, bevor er… Was brauchen Sie jetzt?“, wechselte sie schnell das Thema.

Darian beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Er kannte diesen schmerzvollen Blick nur zu gut, doch jetzt war etwas anderes wichtiger.

Schwerfällig humpelte er zum Schrank und öffnete ihn. In seinem Inneren stand ein Vorrat an verschiedenen Tränken. Tränke gegen Erkältung, Prellungen, Schürfwunden, Verbrennungen und noch vieles mehr. Schnell griff er sich zwei heraus und schloss den Schrank wieder.

„Ich habe, was ich brauche. Jetzt können Sie mich gerne ins Bett bringen“, sagte Darian, was sie auch sofort tat. Danach wollte er sie nur noch loswerden, doch sie war hartnäckig und er selbst am Ende seiner Kräfte, sodass er am letztendlich aufgab und ihr sagte, sie solle sich hinsetzen und auf keinen Fall in seiner Wohnung rumschnüffeln, das mochte er nicht. Erschöpft nahm er beide Tränke und wartete darauf, dass sich die Schmerzen der zusammensetzenden Rippen einstellten.
 

Emily saß neben dem Bett des schwer verletzten, starrköpfigen jungen Mannes, den sie am gestrigen Abend auf der Straße aufgelesen hatte. Er war irgendwie seltsam, aber auch aufregend. Sie fragte sich selbst, was sie hier tat, aber sie fühlte sich für ihn verantwortlich. Er würde Mr. Connery, ihren Wohltäter, nicht anzeigen, und dafür würde sie sich darum kümmern, dass er wieder gesund wurde. Sie war nicht umsonst die Tochter eines Arztes.

Doch seit er sich hingelegt hatte, fragte sie sich, was das für komisches Zeug war, das er geschluckt hatte. Medizin war es nicht gewesen. Schmerzmittel gab es, soweit sie wusste, nur in Tablettenform oder es musste gespritzt werden.

Und auch die Wohnung. Ein einziger Saustall. Überall lagen Kleidungsstücke oder dreckiges Geschirr rum und Bücher in dicken Ledereinbänden dienten als Untersetzer für Kaffeetassen.

Und warum hatte er ein Doppelbett? War er verheiratet? Einen Ehering hatte sie nicht gesehen. Aber gut sah er sicherlich aus, wenn er das Gesicht nicht gerade zerschlagen hatte. Noch immer errötete sie leicht, als sie daran dachte, dass sie ihn fast ganz ausgezogen hatte, um ihn zu verarzten.

Nachdenklich betrachtete sie den jungen Mann. Als Darian Otis hatte er sich vorgestellt. Wie alt er wohl sein mochte? Mitte zwanzig vielleicht, aber sie konnte sich auch täuschen.

Ob er wohl eingeschlafen war? Vorsichtig beugte sie sich vor, um zu fühlen, ob er womöglich Fieber hatte. Und erstarrte als sie bemerkte, dass er schweißnass war. Plötzlich begann sein Körper zu zittern und ein leiser Schmerzenslaut war zu hören. Was war bloß los? Hatte er Fieber? Nein… Waren das womöglich Drogen gewesen, die er genommen hatte? Panisch griff sie nach den Phiolen, aber es waren keine Opiate, die ihr bekannt gewesen wären. Aber so gut kannte sie sich damit auch nicht aus. Fieberhaft begann sie zu überlegen, was sie tun könnte, vielleicht sollte sie ihn doch ins Krankenhaus bringen. Auf keinen Fall wollte sie ein Menschenleben gefährden. Doch so plötzlich wie dieser Anfall begonnen hatte, so schnell war er auch schon wieder vorbei. Ein ruhiges tiefes Atmen verriet ihr, dass der junge Mann eingeschlafen war.

Emily konnte sich nicht erklären, was das gewesen war, beschloss aber, ihn vom Schweiß abzuwaschen, damit er sich nicht noch erkältete.

Nachdenklich ging Emily in der verdreckten Wohnung auf die Suche nach einem Waschlappen. Kopfschüttelnd sah sie sich um. Wenigstens das Geschirr würde sie noch schnell in die Spüle stellen.

Typisch Mann, der war ganz sicher nicht verheiratet. Eine Frau hätte hier Ordnung rein gebracht.

Emily war gerade dabei die Teller vor dem Sofa einzusammeln, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.

Langsam ging sie näher und entdeckte auf dem Sofa verschiedene eingerahmte Bilder. Was sie aber am meisten faszinierte war, dass die Bilder sich bewegten. Vorsichtig nahm sie eines hoch. Sie waren ganz leicht und flach wie normale Bilder, aber da musste doch irgendwo die Elektronik des Fernsehers sein. Ob das eine neue Erfindung war? Seit sie zu ihrer Tante hier nach England gekommen war, hatte sie keinen Fernseher mehr gehabt. Nicht so wie in der Villa in Deutschland, in der sie groß geworden war.

Neugierig betrachtete sie das Bild. Es zeige ein großes Schlosstor, wo sich ca. vierzig Jungen und Mädchen aufgestellt hatten. Alle in diesen seltsamen schwarzen Umhängen, einem Spitzhut und jeweils einem grünen, roten, gelben oder blauen Abzeichen. Über dem Schlosstor war ein Wappen mit einem großen „H“ zu sehen, um das sich ein Dachs, ein Löwe, ein Rabe und eine Schlange wanden.

Die Jugendlichen winkten alle in ihre Richtung und strahlten. Ganz vorne in der ersten Reihe stand mit einem grünen Abzeichen, welches eine Schlange abbildete ein Junge, der nur Darian sein konnte. Vielleicht ein wenig jünger, aber eindeutig er.

Schnell nahm Emily ein weiteres Bild. Diesmal zeigte es nur sechs Jungen, alle in Umhänge in verschiedenen Farben gehüllt. In ihrer Mitte stand erneut Darian in einem smaragdfarbenen Umhang, er hatte einen Arm um einen ebenfalls schwarzhaarigen Jungen gelegt, der umwerfend gut aussah. (A/A In einer freundschaftlichen Geste.)

Schnell schaute Emily auf die anderen Bilder und entdeckte den Jungen erneut neben Darian.

Es waren nicht viele dieser Bilder, vielleicht vier oder fünf. Doch auf allen bewegten sich die Leute und auf allen waren Darian und der schöne junge Mann zu sehen. Auf einem der Bilder sogar nur sie beide.

Fasziniert vertiefte sie sich in die Bilder und bemerkte gar nicht, wie jemand anderes den Raum betrat.

„Was machen Sie da?“, unterbrach sie eine rüde Stimme. Ertappt sah Emily auf und entdeckte Darian nur mit einer Hose und halb von Bandagen befreit, wie er mit dem Dirigentenstab auf sie deutete, als wäre es eine Waffe.

„Ich ähm…“, hastig richtete sie sich auf. „Ich wollte nicht herumschnüffeln, das lag einfach nur so da und da dachte ich…“

„Und da dachten Sie, dass Sie es einfach anfassen dürfen, nicht?“, sagte er ungehalten.

Mit ein paar Schritten war er bei ihr und riss ihr das Bild aus der Hand.

Er warf einen kurzen Blick darauf und sofort änderten sich seine Gesichtszüge. Langsam ging er zum Kaminsims und stellte es vorsichtig darauf ab.

Emily beobachtete, wie er zärtlich mit den Fingerspitzen über das Gesicht des schönen Jungen fuhr und sich seine Hand plötzlich verkrampfte und er sie wegzog als hätte er sich verbrannt.

„Bitte gehen Sie, Miss Evans“, sagte er, ihr immer noch den Rücken zudrehend.

„Es tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein“, sagte sie zerknirscht, ging aber einen Schritt auf ihn zu. „Das auf dem Bild, das sind doch Sie oder? Wer ist der junge Mann bei Ihnen? Ein Freund?“

„Miss Evans, bitte gehen Sie“, drang Darians Stimme an ihr Ohr. Er klang irgendwie kraftlos und siedend heiß fiel ihr ein, dass er schwer verletzt war. Er sollte im Bett liegen.

„Sie müssen sofort zurück ins Bett, was denken Sie sich eigentlich dabei aufzustehen!? Sie sind verletzt!“, empörte sie sich.

Schnell drehte Darian sich um und deutete wieder mit dem Stab auf sie, doch dann, als würde er sich anders besinnen, senkte er den Stab und setzte sich aufs Sofa.

„Die Verletzungen waren nur halb so schlimm, aber sagen Sie, was denken Sie, wer er ist?“, fragte Darian und deutete auf das Bild, das ihn und den anderen Mann zeigte.

„Ich weiß nicht? Er sieht sehr gut aus.“
 

Innerlich lachte Darian. Ja, Voldemort sah tatsächlich gut aus. Aber wie würde dieses naive Mädchen wohl reagieren, wenn er ihr die Wahrheit sagte? Die Wahrheit, wer Voldemort ist… oder war.

„Er bedeutet dir viel oder?“, fragte sie neugierig.

„Ja. Er hat meine Welt zusammen gehalten. Er ist alles für mich“, antwortete Darian und lächelte traurig.

„Das ist doch schön einen so guten Freund zu haben. Ich wünschte, ich hätte so gute Freunde.“

„Aber ich habe ihn nicht mehr. Er ist einfach gegangen.“

„Oh… Ist er… ist er gestorben?“, fragte Miss Evans vorsichtig.

Ein müdes Lächeln trat auf Darians Lippen.

„Nein, gestorben ist er nicht. Er ist einfach gegangen und ich habe das Gefühl, mit ihm ist auch ein Teil von mir gegangen. Er bedeutet mir einfach alles. Er war mein einziger Halt in dieser Welt. Alles was ich noch hatte. Nun bin ich alleine.“

„Gibt oder gab es nie andere, die für dich da waren?“, fragte sie.

„Doch, es gab noch andere. Ich hatte zwei sehr gute Freunde, doch der eine von ihnen starb. In gewisser Weise habe ich seinen Tod verschuldet und meine andere Freundin war nach seinem Tod einfach nicht mehr dieselbe. Sie zog sich völlig zurück, hat aufgegeben. Aber sie sind weit weg und ich werde sie nie wieder sehen.“

Darians Blick schweifte in weite Ferne.

„Es gab noch jemanden, er war so etwas wie mein Mentor. Auch wenn ich oft sauer auf ihn war und ihn am liebsten angeschrieen hätte, was ich auch schon getan habe, hat er mir Unterstützung und Selbstvertrauen gegeben. Doch auch er starb, obwohl ich sicher bin, dass ich es hätte verhindern können. Es war meine Schuld.

Das zwischen Voldemort und mir ist etwas anderes. Selbstvertrauen suchte ich bei ihm nie, das habe ich zu Genüge. Er gab mir immer das Gefühl etwas wert zu sein. Er sah mich an und sah nur mich, nicht was ich vorgab zu sein oder was andere in mir sehen wollten. Er sah mich und akzeptierte mich. Sie kennen ihn nicht, Miss Evans, aber er schafft es mit ein paar einfachen Worten die ganze Welt auf den Kopf zu stellen.“

Ein liebevolles Lächeln zierte Darians Züge.

„Voldemort, ist er das?“, fragte Miss Evans und deutete auf das Bild.

„Ja…“

„Empfinden Sie so etwas wie eine Art Liebe für ihn?“, wagte sie den Vorstoß und wartete gespannt aus die Reaktion.

„Nein, nicht so etwas wie Liebe“, sagte er und sie sah ihn fragend an. „Ich liebe ihn. Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen.“

Durchdringend sah er sie an und ihm entging auch nicht ihr innerliches Aufkeuchen, als sie die Bedeutung seiner Worte begriff.

„Er war mein Geliebter, mehr als drei Jahre lang“, sagte Darian schmerzlich und hob seinen Zauberstab. „Amnesia.“
 

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Die Begegnung mit dem Muggelmädchen hatte Darian gut getan. Zwar hatte sie ihm Voldemort kein Stück näher gebracht, doch sie hatte ihm geholfen, seine eigenen Gefühle zu klären. Er würde sich nicht länger hängen lassen, denn er wusste nun, was er wollte. Was er wirklich wollte. Noch war nicht klar, wie er es erreichen sollte, doch die Antwort klingelte eine Woche später an der Haustür.

„Hallo, Ismaria, komm doch rein.“

„Hallo, Darian“, lächelte sie glücklich.

Darian kochte Tee und sie setzen sich gemeinsam an den Esstisch. Erst wurde ein bisschen über dies und jenes geredet, bevor Ismaria endlich zum Thema kam.

„Kannst du mir sagen, warum Sey dich nicht mehr zur Hochzeit einladen will? Ich verstehe es nicht.“

„Er will mich ausladen?“, fragte Darian enttäuscht.

„Ja, ich versteh nicht warum? Habt ihr euch gestritten?“

„Nein, haben wir nicht… Aber ich hatte eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Voldemort und seit dem geht er mir aus dem Weg, versteckt sich geradezu“, ein bitteres Lächeln legte sich auf Darians Lippen.

„Ach so, warum redest du nicht mit ihm? Das lässt sich doch sicher klären.“

„Ich würde ja, aber ich habe ihn seit dem nicht mehr gesehen. Und Sey sagt mir auch nicht, wo er ist.“

„Hmm…“, nachdenklich tippte sich Ismaria mit dem Finger gegen die Lippen. „Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch begegnet. Es geht doch nicht, dass er sich vor dir versteckt. Er hat fürchterliche Laune musst du wissen. Er befindet sich auf einem Landgut der Blacks und verlässt nur zur Arbeit das Haus.“

„Auf einem Landgut?“, fragte Darian aufgeregt. „Wo?“

„Du würdest nicht hinein kommen. Es ist zu gut geschützt und noch bin ich keine Black und kann dir die Erlaubnis nicht geben.“

Enttäuscht sackte Darian zusammen.

„Ich werde dafür sorgen, dass du einen Moment mit ihm reden kannst. Komm auf die Hochzeit und lege einen Unauffälligkeitszauber auf dich. Ich sorge dann unter einem Vorwand dafür, dass er sich von den anderen Gästen entfernt. Dann kannst du ihn vielleicht einen Moment erwischen“, schlug Ismaria vor.

„Du könntest Ärger mit Sey bekommen, wenn das heraus kommt“, wandte Darian ein.

„Den lass mal meine Sorge sein. Du bist mein Freund. Wenigstens eine Chance hast du verdient und wenn Sey das nicht so sieht, ich sehe es so.“

„Danke.“
 

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Es war ein warmer Septembertag, als sich Ismaria Mulciber und Seyfert Black auf einem großen Landgut fernab der Stadt das Jawort gaben.

Doch Darian hatte kaum Augen für das Brautpaar. Seine Augen klebten an dem Trauzeugen.

Wenn man genau hinsah bemerkte man, dass er irgendwie müde wirkte. Zwar lächelte er, doch für Darian, der ihn wohl besser als die meisten kannte, war diese Maske leicht zu durchschauen.

Es dauerte ewig, so schien es ihm.

Gelangweilt stand er am Rand der Tanzfläche und lauschte den Gesprächen der anderen Gäste, jeder war hier der Rang und Namen hatte, doch sie alle kümmerten Darian heute nicht.

„Wer begibt sich auf eine Hochzeit und versteckt sich hinter Unauffälligkeitszaubern?“, fragte ihn plötzlich eine Stimme von der Seite.

Erschrocken blickte er hin, direkt in die lächelnden blauen Augen von Albus Dumbledore.

„Guten Tag, Professor Dumbledore. Ich wusste nicht, dass Sie auch hier sind“, antwortete Darian steif.

„Oh, hier befindet sich doch fast die ganze Zauberergemeinschaft. Mr. Otis, wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht. Slytherin, ein äußerst begabter Schüler, jedoch keinerlei Interesse an der Theorie der Verwandlung.“

„Ihr Erinnerungsvermögen ist wie immer ausgezeichnet“, meinte Darian und fügte leicht verwirrt an: „Haben Sie einen neuen Zauberstab, Professor?“

In seiner Schulzeit war Darian aufgefallen, dass er nicht denselben Zauberstab besaß wie in seiner Zeit. Er hatte sich überlegt, was dies zu bedeuten hatte und ob es vielleicht durch sein Eingreifen geschehen war. Doch nun hielt Dumbledore seinen Zauberstab aus der Zukunft in Händen und Darian hatte sich ärgerlicher Weise nicht kontrollieren können und sogleich gefragt.

„Hatte ich auch erwähnt, dass Sie eine bemerkenswerte Auffassungsgabe haben, Mr. Otis? Sehr richtig. Mein alter Stab wurde wohl ausgetauscht.“

Darian bemerkte, dass Dumbledore sich schnell wieder von ihm verabschiedete, etwas zu schnell. Die Frage mit dem Stab schien ihm nicht gefallen zu haben.

Schon oft hatte er sich gefragt, was an all den Gerüchten über Dumbledore, die nach seinem Tod aufgekommen waren, dran war. Doch obwohl er die Möglichkeit gehabt hatte, hatte er nicht gefragt. Er durfte bei diesem mächtigen Zauberer keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Leider war das Erinnerungsvermögen des Professors sehr gut und er hatte Voldemort immer im Auge behalten und alle um ihn herum, so auch ihn.

Darian grübelte jedoch nicht mehr lange darüber nach.

Schnell lenkte er seine Aufmerksamkeit zu dem eigentlichen Punkt seines Interesses. Voldemort, der gerade mit Elladora Black tanzte.

Zu gerne wäre er hinüber gegangen, hätte jetzt mit ihm gesprochen. Hätte Ismaria und Sey gratuliert oder sich zu den anderen gestellt. Doch sie alle standen mehr hinter Voldemort als hinter ihm. Bis auf Raphael, bei ihm war er sich nicht sicher, wem seine Loyalität galt. Trotz allem hatte er sich vorgenommen, erst mit Voldemort zu sprechen, bevor er zu den anderen ging und die Gelegenheit sollte wie versprochen kommen.

Irgendwann entfernte er sich alleine Richtung Haus und Darian beeilte sich ihm hinterher zu kommen. In einem der langen, verlassenen Korridoren holte er ihn schließlich ein und hielt ihn am Arm fest.

In dem Moment, in dem er ihn berührte, fiel der Unauffälligkeitszauber von ihm ab.

Erschrocken fuhr Voldemort herum und starrte ihn an wie eine Erscheinung.

Ihre Augen trafen sich, ihr Blick verharkte sich und Darian verfluchte sich selbst dafür, dass er kein Wort herausbrachte. Seine Kehle fühlte sich wie ausgetrocknet an. Es war drei Monate her, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Drei Monate, seit er ihn das letzte Mal gespürt hatte. Drei Monate, seit er das letzte Mal ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Alle Formulierungen, die er sich zurechtgelegt hatte, waren auf einmal verschwunden. Zurückgeblieben war nur ein Gefühl der hoffnungslosen Sehnsucht.

„Komm zurück“, flüsterte er erstickt und verfluchte sich selbst dafür, dass seine Stimme so verzweifelt klang.

Voldemort sah ihn jedoch nur weiterhin an. Lange, zu lange geschah nichts. Irgendwann ließ Darian ihn los, trat einen Schritt zurück und wollte gerade geschlagen den Blick senken, als Voldemort ihn in einer heftigen Geste an sich zog.

„Okay.“
 

Zum Kapitel:

Es hat mich ein stück Überlegungsarbeit gekostet wie ich ihn dazu bringe sich mal über sich selbst klar zu werden. Da kam dann Emily ins Spiel. Irgendwie ist mir das Mädchen ans Herz gewachsen. Ich finde nur schade, dass ihr ganzer Hintergrund den ich mir für sie aus den Fingern gesogen habe wahrscheinlich nie rauskommen wird…
 

Kommis:
 

@GTsubasa16

Freut mich das es dir gefallen hat und der Kopf noch ganz ist ^^’
 

@mitsuki-san_desu

Danke^^ Freue mich immer wenn ich anderen eine Freude machen kann (Bin ich heute mal wieder großherzig *gg*)
 

@-Riddle

Vielen dank für so ein langes Kommi, habe mich tierisch gefreut und das mit dem Zeit verändern ist so eine Sache. Ich fand es immer komisch, dass jemand in die Vergangenheit reist, dort alles zum guten verändert wieder zurückreist und nach einem kurzen hin und her oder auch ohne alles wieder gut ist. Deshalb wurde es bei mir eine Reise ohne Rückflugschein.

Außerdem stimmt es doch… Wenn du die Vergangenheit veränderst, veränderst du nicht nur schlechte Dinge, sondern auch viele schöne Begebenheiten. Für dich selbst, für andere… Die Geschichte zu verändern, das tun nur egoistische Leute die nicht an andere denken oder meinen sie selbst wüssten alles am besten und nur sie könnten die Geschickte der Welt lenken. Wie ein Gott eben.

Horkruxe werden auf jeden fall noch eine Rolle spielen, aber es gibt so viel Magie wie groß ist da die Wahrscheinlichkeit das es nur einen weg gibt… ganz davon zu schweigen das in den Büchern erwähnt wurde Voldemort hätte sich mit verschiedenen Ritualen zu Grunde gerichtet…

Volodemorts verhalten fällt extrem aus, damit hast du recht und es hängt auch mit dem Ritual zusammen soviel hat mittlerweile wohl jeder mitbekommen… hoffe ich… aber bedenke das es immer etwas anderes ist etwas zu wissen oder etwas gesagt zu bekommen… Für Voldemort wäre ein Liebesgeständnis so gewesen als hätte er zugegeben, dass er schwach ist. Er ist es auf diese Weise, aber er ist wohl noch zu feige um es auszusprechen selbst wenn er es sich eingestanden haben sollte. Slytherin eben.

Darian und der Somnus – Trank ist etwas was wohl nie zu Ende gehen wird. Jetzt mag er widerstehen, lange genug hat es gedauert, mehrere Jahre sogar. Aber es wird ihn niemals ganz loslassen wäre sonst auch ziemliches Wunschdenken.

Nach Albanien gehen sie noch nicht, etwas dauert es noch aber nicht mehr lange und ENS verschicke ich natürlich.^^
 

@sumomo_hioru

Das Darian sich zusammen schlagen lässt war ja seine eigene Schuld, hätte sich ja verteidigen können… (wenn ich das gewollt hätte) und das sie früher so stur waren ist eben Geschichte. So lange ist die große Toleranz von Homosexuellen noch gar nicht verbreitet. Die Gesetze die Englang zu einem der tolerantesten EU Staaten in Bezug auf Homosexualität machen wurden erst im 21 Jahrhundert erlassen. Darian selbst hat noch nicht mal mitbekommen das das Schutzalter für Homosexuelle dem von Hererosexuellen angeglichen wurde. Erst im Jahr 2001 wurde es auf 16 gesenkt vorher betrug es noch immer 18 und noch nicht mal 10 Jahre vorher lag es noch bei 21. Leider wird das in relativ wenigen FF’s beachtet wenn sich Harry in der Muggelwelt aufhält.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sumomo_hioru
2008-03-06T17:32:35+00:00 06.03.2008 18:32
Oh juhuuu^^
er is wieder da~
*mit konfetti um sich werf*
war ein schönes kap...
Von: abgemeldet
2008-02-16T13:49:40+00:00 16.02.2008 14:49
Danke für deine ENS^^
Das Kapitel war echt klasse gewesen. Ich hab mich schon gewundert wo er jetzt aufwacht, aber ich wäre nie auf sowas gekommen.
Emily ist ja, schätz ich mal, die Mutter vor Lily. Ich meine, allein das Aussehen und dann der Nachname Evans sagt ja alles.^^ Du hast gesagt dass du dir viel über sie ausgedacht hast. Ich würde es gerne wissen^^ Vor allem könnte man sich ja denken dass vielleicht dieses Treffen irgendwie dazu geführt hat dass Lily eine Hexe wird. Ich könnte zwar nicht sehen wie, aber ich spekuliere gerne^^ Sie kommt aus Deutschland? Ihr Vater ist gestorben, und vielleicht ihre Mutter auch. Ich finde Nebencharaktere immer ziemlich interessant wenn sie eine eigene Geschichte haben und nicht nur einfach so in die Geschichte hineingeworfen wurden.
Aber sie war wirklich eine gute Art ihn aus seinem Loch zu holen, und er hat gott sei Dank auch die richtige Person gefragt. Oder er ist besser gesagt zur richtigen Person gegangen. So konnte er Voldemort begegnen.
Ich kann mir vorstellen dass er schlechte Laune hat, schließlich ist er ja auch nicht gerne von Darian getrennt. Da kann er sagen was er will.
Als sie sich getroffen hatten, hatte ich Angst dass Voldemort ihn anschreit oder sonst was macht. Aber ich denke dieses verzweifelte 'komm zurück' hat mehr ausgesagt als alle Reden die er hätte halten können.
Irgendwie wirkt Voldemort 'okay' anders, als wie wenn er einfach nur ja oder so gesagt hätte. Ich habe ja gesagt dass ich gerne viel zu viel spekuliere, aber auf die Art hört es sich an als ob er nachgeben würde, Darian gegenüber und seinen Gefühlen gegenüber auch. Frag nicht wie ich auf solche Gedanken komme.^^
Auf alle Fälle freue ich mich schon sehr auf das nächste Kapitel. Schreib schnell weiter^^
lg
Von:  LindenRathan
2008-02-13T18:34:21+00:00 13.02.2008 19:34
Super geschrieben.
Na endlich hat er sich durchgerungen zu Darian zurückzukehren.
Wurde ja auch Zeit das er einsieht das sie zusammengehören.
Von:  Angelcerise
2008-02-13T11:24:08+00:00 13.02.2008 12:24
Mal wieder ein klasse Kapitel^^

Schreib bitte schnell weiter *hundeblick einsetz*


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