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Wie Schwarz und Weiß

von

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Ein Montag mit Folgen

Hallöchen ^^
 

Ich meld mich mal wieder mit einem neuen Kapitel zurück.

Gleich vorne weg möchte ich noch sagen, dass es sein könnte, dass es demnächst nicht mehr ganz so "flüssig" mit SW läuft.

Denn in zwei Wochen beginne ich zu arbeiten und deswegen werd ich theoretisch nur noch am WE Zeit haben zu schreiben und auch da möchte ich nicht den ganzen Tag am PC verplanen, wenn ich meine Freunde eh nicht mehr nach belieben besuchen kann xD

Ich denke, dafür habt ihr Verständnis. Schon mal 'Danke' im Vorraus ^_^

Dennoch bemüh ich mich natürlich weiter, so schnell wie möglich neue Kapitel zu schreiben.
 

Aber jetzt könnt ihr erst mal das hier genießen:
 

Kapitel 6: Ein Montag mit Folgen
 

Gelangweilt sah Michael aus dem Fenster im Klassenraum.

Die erste Pause war längst vergangen und nun warteten sie alle auf ihre Religionslehrerin Frau Heinrichs. Nun ja… was man so „warten“ nennen konnte.

Hier und da unterhielten sich die Jugendlichen angeregt über das Wochenende – oder fragten sich wie Isabelle und Tatjana, woher der Bluterguss an seiner Wange kam.

Nur im Gegensatz zu den beiden schienen alle anderen dies lautlos zu tun, doch Michael war sich sicher, dass alle mindestens einmal drüber nachgedacht hatten.

Es hatte schon heute Morgen auf dem Weg zum Bus begonnen, wo alle Passanten und anderen Wartenden an der Bushaltestelle ihn sowohl schockiert, abstoßend als auch neugierig angesehen hatten.

Doch im Gegensatz zu Patrick und Jan hatte es kein anderer gewagt, zu fragen, wie die Prellung entstanden sei.

Er hatte ihnen jedoch nur lediglich gesagt, dass er bei Rosner gewesen war und dort nach einem leichten Schubs ungünstig gegen das Regal gefallen sei.

Er hatte ihnen die Wahrheit von Thomas’ Streit mit seinem Vater nicht auftischen wollen.

Dazu haftete die Erinnerung an den aufgelösten Neonazi von Samstagnachmittag immer noch zu sehr an ihm.

Sie hatten es ihm natürlich nicht geglaubt, aber sie hatten auch nicht weiter nachgehakt.

Und dafür war Michael ihnen sehr dankbar.

In der Klasse hatten ihn dann alle ziemlich merkwürdig angesehen, doch im Gegensatz zu den beiden Vorzeige-Püppchen hatte niemand gefragt, was passiert sei.

Entspannt lehnte er sich zurück.

Die beiden vorangegangenen Deutschstunden waren schneller vergangen, als er gedacht hatte.

Frau Herzog hatte sich beinah überschlagen vor Freude, dass er und Thomas wirklich zusammengearbeitet hatten.

Ebenfalls hatte sie sich über die Analyse von Nils und Niclas gefreut, doch Michael war überzeugt, dass Nils keinen Finger gerührt und nur von Niclas abgeschrieben hatte.

Obwohl, es geht um den Deutsch-Unterricht, ha, da wird er sich sicher anstrengen… oho…

Zum Glück hatten sie die Analysen wenigstens nicht vor der Klasse vorstellen, sondern einfach nur abgeben müssen.

Langsam drehte er sich nach hinten und blickte zu Nils, der sich angeregt mit Thomas unterhielt, welcher sich auf Nils’ Tisch gesetzt hatte.

Eigentlich hätte Michael selber auch zu Patrick oder Jan gehen können, aber irgendwie hatte er daran gar nicht gedacht.

Gerade als er weiter darüber rätselte, warum er noch auf seinem Platz saß, öffnete sich die Klassentür und Frau Heinrichs betrat den Raum.

„Guten Morgen“, sagte sie atemlos und klang ein wenig abgehetzt. „Entschuldigen Sie meine Verspätung, aber ich hatte noch ein Gespräch mit einem Schüler wegen einer mündlichen Prüfung.“

„Man kann in Reli eine Mündliche ablegen?“, fragte Hendrik erstaunt und klang dabei ziemlich spöttisch. Für Hendrik war Religion anscheinend kein ernstzunehmendes Fach.

„Natürlich kann man das, Hendrik“, erwiderte Frau Heinrichs in einem harten Ton und stellte ihre Tasche neben dem Pult ab. „Aber ich unterrichte zufälligerweise auch Geschichte, wenn auch nicht bei Ihnen.“

Michael konnte Hendrik, der ja nahezu in einer Nähe saß, leise murmeln hören: „Na, was ein Glück…“

Ein wenig genervt hob Michael die Augenbrauen und drehte sich wieder nach vorne.

Irgendwie interessierte ihn das ständige Beschweren über Lehrer reichlich wenig.

„Wenn ich jetzt Herrn Rosner und Frau Blümer wieder auf ihre Plätze bitten dürfte“, meinte sie streng und blickte zu Thomas und Isabelle.

Während Thomas ziemlich wenig Reaktion zeigte und sich einfach zurück auf seinen Platz neben Michael begab, riss Isabelle pikiert die Augen auf und ließ ein leises „Tze“ ertönen, ehe sie zurück zu ihrem Stuhl neben Carsten ging.

Das Klacken ihrer Schuhe erfüllte die ansonsten so stille Klasse.

Da ihr Platz vor Michael lag, blickte sie noch einmal auf ihn und Thomas, ehe sie dem jungen Neonazi zuzwinkerte.

Anscheinend war sie immer noch wie gefangen von seinen engen Hosen und seinem tollen Körper, ebenso wie ihre Freundin Tatjana.

Bei Thomas konnte Michael das ja auch gerade so eben noch verstehen, auch wenn er nicht wusste, was man an einem Neonazi finden konnte.

Jedoch fragte er sich ernsthaft, was Tatjana und Isabelle dazu animierte, auch Nils toll zu finden.

Anscheinend waren sie noch oberflächlicher als Michael gedacht hatte, wenn es bei ihnen nur um den Körper des Jungen gehen.

Wahrscheinlich bin ich da schon ausrangiert, dachte Michael amüsiert und blickte an sich runter.

Er war wirklich nicht sonderlich muskulös, eigentlich gar nicht.

Wenn er sich streckte, zeichneten sich die Bauchmuskeln unter seiner Haut ab, aber eher, weil er so schlank war und nicht weil er übermäßig trainiert war.

Da er aber früher mal angefangen hatte, Schlagzeug zu spielen, waren seine Arme noch relativ trainiert.

Alles in allem war sein Körper durchschnittlich, nicht zu muskulös und nicht zu dürr, sondern eben einfach nur schlank.

Aber er war zufrieden damit und seine Exfreundinnen waren es auch gewesen.

„Es hat sich jedenfalls noch keiner beschwert…“

Langsam nickte er tief in Gedanken sich selbst zu, als er merkte, wie Thomas ihn verwirrt ansah.

„Wobei hat sich keiner beschwert?“, fragte dieser erstaunt und Michael wurde schlagartig klar, dass er die Worte ausgesprochen haben musste, anstatt sie zu denken.

Er war froh, dass seine Wange schon so blau-violett war, dass ein zarter Rotschimmer dabei sicher nicht auffallen würde.

„Ähm, über meinen Körper“, meinte Michael dann wahrheitsgemäß, als ihm spontan keine andere Antwort einfiel.

Fragend zog Thomas die Augenbrauen hoch und betrachtete den Punk vor sich skeptisch.

Sein Blick glitt kurz über Michaels Körper, ehe er mit den Schultern zuckte.

„Aha“, sagte er dann desinteressiert und wandte sich wieder nach vorne.

Ein wenig irritiert blickte Michael weiter zu Thomas; ließ seine Augen über die gradlinigen Gesichtszüge seines Sitznachbarn wandern.

Die hohen Wangenknochen ließen das Gesicht schmal wirken, während die rundliche und ebene Kopfform eine Glatze durchaus tragbar machte.

Michael hatte schon viele Neonazis mit so genannten „Huckeln“ – also unebenen Kopfstellen – gesehen, die dadurch richtig entstellt aussahen.

Kurz schnellte die Zunge über die vollen, leicht rötlichen Lippen, um diese in einem eher instinktiven Akt zu befeuchten.

Michael fühlte, wie ein kaum spürbares Kribbeln seinen Magen einnahm, je länger er Thomas betrachtete.

Ein wenig aufgeschrocken drehte er sich tief einamtend wieder nach vorne.

Ach, mach dich nicht verrückt, Michi… so was ist doch normal, wenn man einen Menschen das erste Mal richtig betrachtet…

Sich selbst wieder aufbauend, versuchte er sich auf Frau Heinrichs und ihre Worte zu konzentrieren, um wieder in den Unterrichtsstoff zu finden.

Anscheinend ging es um das Leben nach dem Tod.

„Viele Menschen glauben daran, dass gute Seelen zu Engeln werden, wenn sie im irdischen Leben gute Taten vollbracht haben“, erklärte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Also ich persönlich finde das eine sehr schöne Vorstellung. Was genau mit der Seele eines Menschen passiert, wenn er stirbt, wird man wahrscheinlich niemals herausfinden können. Immerhin kann es uns keiner mehr sagen. Und ich denke, das ist auch besser so. Denn so bleibt jedem selbst die Vorstellung überlassen, was nach dem Tod passiert…“

Sie sah ein wenig verträumt aus und Michael fragte sich, ob vor Frau Heinrichs’ innerem Auge gerade ein paar Engel tanzten.

„Also wenn wir einmal Engel sind“, begann sie und ihr Lächeln wurde ein wenig breiter.

„…dann ficken wir in Frieden“, führte Thomas den Satz weiter, ehe Frau Heinrichs etwas sagen konnte. Sein Ton war so dröge gewesen, dass Michael sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.

Er sah nach links und merkte, wie Thomas’ Mundwinkel ein wenig zuckten, ehe ein verärgerter Laut alle wieder nach vorne blicken ließ.

„Thomas Rosner“, zischte Frau Heinrichs wütend und stemmte die Hände in die Hüften. „Wagen Sie es nicht noch mal, meinen Unterricht mit derart minderwertigen Kommentaren zu stören. Sie sind wirklich unverschämt.“

Thomas’ Mundwinkel hoben sich noch ein wenig mehr in die Höhe und zuckten weiter, sodass Michael darauf schloss, dass Thomas gerade ein wirklich breites Grinsen unterdrückte.

„Schon klar, Frau Heinrichs“, meinte er mit leicht heiserer Stimme, während die Klasse anfing zu kichern. „Nur ich mein, als Engel hat man ja auch einen Körper, oder nicht?“

„Das weiß man nicht, Thomas, aber nach den meisten Vorstellungen schon“, erklärte Frau Heinrichs und Thomas biss sich auf die Lippen.

„Ja, und wenn man einen Körper hat, dann kann man doch auch Sex haben“, erwiderte Thomas daraufhin und lehnte sich in seinem Stuhl noch ein wenig weiter zurück.

Das Grinsen konnte er sich mittlerweile nicht mehr verkneifen.

„Also man merkt wirklich, dass Sie ein Mann sind“, sagte Frau Heinrichs plötzlich resignierend, was Thomas noch breiter grinsen ließ.

„Danke sehr“, meinte er ein bisschen verspielt und griff sich mit einem bedeutsamen Blick in den Schritt, ehe er leise anfing zu lachen.

Grinsend schüttelte Michael den Kopf, ehe er Thomas kumpelhaft anstupste und sich zu ihm rüberbeugte.

„Du machst die Arme ja ganz fertig“, flüsterte er amüsiert in Thomas’ Ohr.

Dieser drehte sich zu ihm und sah ihn überrascht an.

„Das ist mein Job“, sagte er dann überzeugt und begann gleich darauf, wieder zu lachen.

Ein Blick aus den Augenwinkeln nach hinten, ließ Michael bemerken, dass Nils sie aufmerksam beobachtete. In dem Blick des älteren Neonazis lag Skepsis, ein wenig Sorge und komischerweise auch leichte Wut.

Anscheinend passte es ihm nicht, dass sein Kamerad sich mit einem Punk amüsierte und unterhielt.

Mit einem leicht mulmigen Gefühl wandte Michael sich wieder nach vorne und vergaß für einen Moment die grinsende und teilweise lachende Klasse um sich herum.

Nils’ Blick gefiel ihm nicht wirklich, doch ein Blick auf seine eigenen Freunde zeigte ihm, dass auch diese ihn zumindest skeptisch ansahen.

Vielleicht war das ja auch natürlich.

Immerhin waren er und Thomas unterschiedlicher als es kaum sein könnte.

Ein Kontrast wie Schwarz und Weiß.
 

Der Rest der Religionsstunde ging schneller um, als Michael gedacht hatte.

Richtiger Unterricht war nicht mehr möglich gewesen und nachher hatte auch Frau Heinrichs sich wieder besänftigen lassen und sich mit Lena und Carsten unterhalten.

Und nun warteten sie alle auf Herr Jansen, ihren Kunstlehrer.

Normalerweise hätten sie dazu in den Kunstraum gemusst, doch da sie momentan nur die Geschichte der Kunst bearbeiteten, konnten sie in ihrem Klassenraum bleiben.

Ein wenig gelangweilt sah Michael einer erneuten Stunde mit Leonardo da Vinci und seinen Flugmaschinen-Entwürfen entgegen, als plötzlich Frau Vogt, ihre Klassen- und Mathelehrerin die Tür öffnete und den Raum betrat.

„Guten Morgen“, begrüßte sie die Schüler, was Michael sehr sinnlos fand, da ihr erstens anscheinend eh kaum einer zuhörte und es zweitens in der vierten Stunde schon längst kein Morgen mehr war.

Ein wenig genervt sah Frau Vogt durch die Klasse und wartete, bis sich alle beruhigt hatten, was bei ihr allerdings meistens nicht lange dauerte.

„Nun, Herr Jansen musste kurzzeitig weg, also werde ich ihn vertreten“, erklärte sie kurz ihre Anwesenheit und lehnte sich gegen den Rand des Pults. „Da ich mich nie sonderlich mit Kunst befasst habe, dachte ich, wir nutzen die Stunde, um mal etwas über die Klassengemeinschaft zu reden. Dann geht wenigstens mein Matheunterricht nicht dabei drauf.“

Der ein oder andere musste leicht schmunzeln, als Frau Vogt über ihren ausgetüftelten Plan breit grinste.

„Nun, wie ich gehört habe, benehmt ihr euch jetzt besser“, begann sie mit zufriedenem Blick. „Anscheinend hat es doch etwas gebracht, dass ich diverse Leute auseinander gesetzt habe.“

Sie wirkte ein wenig stolz, dass ihr Plan aufgegangen war.

Aber Michael musste ihr zustimmen.

Seit der neuen Sitzordnung war es wirklich ein wenig ruhiger geworden und es gab nicht mehr so viele Sticheleien und Pöbeleien in der Klasse.

Und außerdem hatte er Thomas seitdem besser kennen gelernt und musste zugeben, dass dieser ihm gar nicht mal mehr so unsympathisch war.

Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, sodass der Ring, der durch seine Unterlippe gestochen war, sich ein wenig bewegte.

Sein Hals fühlte sich plötzlich merkwürdig kratzig an.

Leise räusperte er sich und spürte, wie seine Wangen ein wenig wärmer wurden.

Scheiße, jetzt wirst du auch noch rot…

In seinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus, als er peinlich berührt zu Boden sah.

Nur mit Mühe konzentrierte er sich wieder auf die Worte von Frau Vogt, die über irgendwas zur Stärkung der Gemeinschaft redete und versuchte dem Verlangen zu widerstehen, kurz zu Thomas zu sehen.

„Also ich fände es toll, wenn die Leute hier mehr zusammenhalten würden und die Klasse in weniger Gruppen eingeteilt wäre. Natürlich bin ich mir sicher, dass einige Gruppen nie in ihrer Freizeit befreundet sein könnten und das verlange ich ja auch gar nicht“, erzählte Frau Vogt mit ihrer eindringlichen, starken Stimme. „Aber ich fände es schon schön, wenn zumindest in der Klasse selber die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Hilfe gesteigert würde und das Klima einfach besser werden würde… Hat jemand einen Vorschlag?“

Für einen kurzen Moment herrschte Stille in der Klasse und Michael hoffte, dass jemand bald etwas sagte, bevor er sich wieder ablenken ließ und doch noch zu seinem Sitznachbarn blicken musste. So langsam fragte er sich wirklich, was mit ihm los war.

Doch die Erlösung kam in Form von Marco, welcher sich meldete und sogleich von einer erfreuten Frau Vogt drangenommen wurde.

„Wie wäre es mit einer Klassenfeier?“, schlug er vor und sofort erfolgten leise Zustimmungen. „Ich meine, wir könnten ja zwei-drei Lehrer mitnehmen, damit wirklich keiner ausgeschlossen wird und auch alle kommen.“

„Eine gute Idee“, lobte Frau Vogt Marcos Vorschlag und schien wirklich sehr angetan davon zu sein.

Auch Michael hielt es für eine gute Idee, denn immerhin hatten sie so etwas schon länger nicht mehr mit der Klasse gemacht.

„Müssen wir die Nazis auch einladen?“, fragte Lena, auf dem vordersten Platz der linken Längsreihe saß, mit einem eindeutig ablehnenden Ton in der Stimme.

Sie war bekannt dafür, dass sie mit einer Gruppe von Antifaschisten rumhing und hatte schon immer Probleme mit Thomas und Nils gehabt.

Jedoch hatte sie sich im Gegensatz zu Michael und seinen Freunden nie so offen mit den beiden Neonazis angelegt.

„Sag mal, hast du ’nen Problem?“, blaffe Thomas Lena an, bevor Frau Vogt etwas dazu sagen konnte und Michael blickte nun doch zu seinem Sitznachbar.

Dieser fixierte Lena feindselig und Michael konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte.

Hinter ihnen war Nils’ Gesicht wutverzerrt und seine Hände zu Fäusten geballt.

„Ruhe, alle beide!“, forderte Frau Vogt Lena und Thomas sofort zur Raison auf und schüttelte den Kopf. „Lena, Sie werden wohl damit leben müssen, dass die beiden ein Teil dieser Klasse sind und auf einer Feier ebenso anwesend sein sollten, wie Sie auch.“

„Schon klar“, meinte Lena leise, doch man konnte ihr den unterdrückten Ärger eindeutig ansehen.

Michael konnte sie durchaus verstehen.

Rein von der Einstellung her, war er auch dagegen, dass Thomas und Nils auf die Party kommen würden, doch solange es keine Raufereien geben würde, war ihm das andererseits auch wieder egal.

Mit zuckenden Schultern beugte er sich nach unten, um die Cola-Flasche aus seinem Army-Rucksack zu ziehen, welcher unter seinem Tisch stand.

„Aber Michael, Patrick und Jan hatten sonst auch immer etwas dagegen“, versuchte Lena erneut die Aufmerksamkeit der Klassenlehrerin zu bekommen. „Und nur weil Michael jetzt neben Rosner sitzt und total verweichlicht-“

Weiter hörte Michael ihr nicht zu; er hatte bereits genug gehört.

Tief sog er Luft ein, um Lena ein gebührendes Kontra zu geben und richtete sich wieder auf.

Ein stechender Schmerz an seinem Hinterkopf machte ihm jedoch nur eine Sekunde später klar, dass er vergessen hatte, dass sich über ihm die Tischplatte befand.

Leise aufkeuchend und einen gedämpften Schmerzeslaut von sich gebend, hielt er sich den Kopf.

„Michael, ist mit Ihnen alles okay?“, hörte er Frau Vogts Stimme an sein Ohr dringen, doch es klang als wäre sie weit entfernt.

Er hörte ihre Schritte näher kommen; wie sie in seinem Kopf widerhallten und ein leichtes Puckern auslösten; er spürte, wie die Blicke der anderen auf ihm weilten.

„Thomas, jetzt sehen Sie doch wenigstens mal nach ihm“, ermahnte Frau Vogt seinen Sitznachbarn und nur wenige Sekunden später, spürte er wie sich eine Hand sachte auf seinen Rücken legte.

„Hey, Pleske“, sagte Thomas leise und behutsam, jedoch eindeutig unbehaglich. „Alles okay?“

Doch zu mehr als einem geflüstertem „Aua“ und einem Kopfschütteln war Michael nicht fähig.

Sein Hinterkopf tat wirklich höllisch weh.

„Jetzt dreh dich doch mal zu mir, wenn ich schon mit dir rede“, forderte Thomas ihn in einem leicht harschen Ton auf.

Doch als Michael sich nicht drehte, ergriff er anscheinend selber die Initiative und schob Michaels Tisch ein wenig nach vorn, ehe Michaels Kopf bestimmt nach oben zog.

Die Berührung ließ ein leichtes Zucken durch Michaels Körper gleiten, während das Blut wieder in die Wangen des Punks schoss.

Aber Thomas schien es entweder nicht zu stören oder nicht mal zu bemerken.

„Blutest ja nicht mal“, meinte der junge Neonazi nur und lachte leise. „Also stell dich nicht so an.“

Langsam hob Michael den Kopf und sah Thomas in die Augen.

„Geht es Ihnen gut, Michael? Hören und sehen Sie noch alles?“, fragte Frau Vogt erneut besorgt nach, als fürchtete sie, dass Michael eine Gehirnerschütterung erlitten hätte.

Allerdings schien Michael ihr nicht wirklich zuzuhören, sondern blickte stattdessen ein wenig fasziniert in Thomas’ Augen.

Noch nie hatte er sich er sich dieses Sinnesorgan von Thomas so genau angesehen, doch nun entdeckte er dass die Iris nicht nur grau war, wie angenommen, sondern sich kleine blaue Pigmente wie kleine Pünktchen auf dem grauen Untergrund verteilt hatten.

Thomas’ Augen erinnerten Michael ein wenig an einen grauen Himmel, der sich langsam aufklärte, um in einem strahlenden Blau zu erscheinen.

Ein leichtes Kribbeln zog durch seinen Magen, als würden ein paar Armeisen dort Polka tanzen.

„Wow, du hast ja sogar blaue Augen“, hauchte er leise und seine Stimme klang hingerissen.

Für einen Moment konnte er einen fragend Blick in diesen Augen sehen, was ihn aufschrecken ließ, aber das Kribbeln in seinem Bauch nicht verminderte.

Thomas lächelte leicht.

„Also, wenn du das bemerkt hast, Pleske“, meinte er belustigt. „Dann ist zumindest mit deinen Augen alles in bester Ordnung.“

Die Klasse lachte leise, was Michael dazu brachte, sich von Thomas abzuwenden.

Beschämt blickte er auf den grauen Boden im Klassenzimmer und kaute er auf dem Nagel seines rechten Daumens.

„Nun gut, da es Michael ja wieder gut zu gehen scheint, schlage ich vor, dass wir uns wieder der Klassenfeier zuwenden. Wir müssen immerhin noch einiges planen“, sagte Frau Vogt plötzlich und Michael kam es vor, als wolle sie die Klasse von ihm ablenken.

Wahrscheinlich hatte sie bemerkt, wie peinlich ihm das gewesen war.

Noch immer schlug sein Herz schnell gegen seine Brust und noch immer fühlte er sich beschämt.

Was ist bloß in dich gefahren, Michael?

Ein plötzliches Stupsen in die Rippen ließ ihn aufschrecken und zur Seite blicken.

„Hey, sorry. Ich wollte dich gerade nicht so vorführen“, entschuldigte Thomas sich dafür, dass er den Punk gerade vor der Klasse bloß gestellt hatte.

„Schon okay“, antwortete Michi und seufzte. „Stand gerade etwas neben mir. Bin ich selber dran Schuld.“

Überrascht sah Thomas ihn an.

„Wirklich alles okay?“, fragte er ein wenig besorgt nach, doch Michael hatte mittlerweile wieder seinen Blick von ihm abgewandt und blickte stur geradeaus.

Nur ein leichtes Nicken war die Reaktion des Punks.

Für einen Augenblick beobachtete der Neonazi ihn noch skeptisch und sorgvoll, doch dann zuckte der mit den Schultern und wandte sich ebenfalls ab.

„Also ich denke, es gibt noch einiges zu planen“, meinte Frau Vogt und blickte durch die Klasse. „Zu allererst sollten wir gucken, wann das Fest stattfinden soll.“

„Ich würde direkt das Wochenende jetzt vorschlagen“, sagte Alexandra und spielte mit einer Strähne ihrer dunkelrot getönten Haare. „Warum sollten wir das aufschieben?“

Erneut schien die Klasse sich einig zu sein.

„Wie wäre es, wenn wir grillen?“, schlug Jens vor. „Das Wetter ist ideal. Wir könnten das am Baggersee machen, das ist doch ein klasse Ort!“

Auch dieser Vorschlag erhielt schnell Zustimmung und so befand die Klasse sich schon bald in reger Planungsstimmung.
 

TBC
 

So, das war's ^_^

Hoffe, es hat wieder gefallen ^^
 

Kommis, Lollies und Menthol-Bonbons sind immer wieder gerne erwünscht ^_~
 

Motte



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2006-12-11T13:46:29+00:00 11.12.2006 14:46
"Wenn wir einmal Engel sind..." - "... dann ficken wir in Frieden"

der beste satz im gesamten kapitel wie ich finde xDDD
jetzt bin ich aber wirklich mal auf die feier gespannt.. wer weiß was da allet passiert öö
Von: abgemeldet
2006-08-28T16:43:25+00:00 28.08.2006 18:43
aiaiaiai, jetz doch mal n kommi von mir, wenn auch seeeeeeeeeeehhhhhhhhhhhhhr spät >.<°
Ich fand's sehr lustig, wo Michi seine Gedanken über seinen Körper versehendlich ausgesprochen hat *lach*
Aber das "Wenn wir einmal Engel sind..." - "... dann ficken wir in Frieden" war auch geil *lol wech* Aba irgendwo stimmt es ja vielleicht XD~ Na ja, darüber ham wir uns ja shcon zu Genüge unterhalten, oder? XD~
In diesem Kapitel haste auch noch mal gut den Titel erklärt, obwohl das ja eigentlich nicht so sher nötig war *g* Ich denke, man hat das sicher auch so ganz gut verstanden, aber fand ich trotzdem gut, dann hat das auch der/die Letzte begriffen ^.~
Hach jaaaaaa, Michi findet Thomas scheinbar immer sympatischer *smile* Hat was, da sieht man mal wieder, dass man Menschen erst mal kennen lernen sollte, bevor man sie wirklich be-/verurteilen sollte, ne? ^.~
Aber die Kolision mit der Tischplatte war sicher sehr aua >.<° Ich schaff das öfter, beim Käfig sauber machen, stoß mir den Kopp dann am Bett, rumst immer nett *schief grins*
„Wow, du hast ja sogar blaue Augen“ <- *lach* ich hab wieder so gelacht, wie da, wo ich das zum ersten Mal gelesen hab XDDDDDD~~~~~~ Das kommt so geil XDDDD
Aber nett von Thomas, dass er sich bei Michi für seinen Kommentar dazu entschuldigt *nicknick* Wirklich X3~

nyo, das war's dann mal wieder, der nächste Kommi kommt bestimmt (irgendwann) ^^"
biba *knuddelwink*
Von: abgemeldet
2006-07-29T15:54:48+00:00 29.07.2006 17:54
*_____* gah!! *hieft einen karton supatolle kroatische (souvenirs ^.-) lollis hervor*
yay... es geht an! es geht an! XXD michi merkts! merktsmerktsmerkts!! *______* *hüpft freudig auf und ab* ... und nils wird wohl wirklich ein problem werden, hm? *seufzt* ma he... T-T aba gut. wär unrealistisch anders ^^" ich hoff bloß, dass michis kumpel ihm nicht auch alle in den rücken fallen TT___TT

....„Wow, du hast ja sogar blaue Augen“ XXD uiui, mike, du bist schon sehr weggetreten, dass du dich so gehen lässt *grinst verschwörerisch* aba wenigstens hat Tommy-boy nicht allzu... negativ drauf reagiert oO das hätt alles schon ziemlich erschwert... und dieses wochenende eine klassenparty? *grinst noch viel breiter* hehe... die mööglichkeiten... *____*

auf dass es bald wochenende werde! XD
Von:  Syndrome
2006-07-27T16:50:54+00:00 27.07.2006 18:50
Ahaaaaaaa da ist das 6. ^^
Okay.. die sache im Religionsunterricht war gut *lol*
Die arme Frau tsetse...
Vor solchen Typen hätte ich WIRKLICH schiss wenn ich lehrerin wäre *lach*
"Hilfe wo ist mein konzept geblieben?!"
Sooo und ich versuche mal die 7 Fliegen zu fangen die in meinem Zimmer sind und freu mich schon aufs nächste Kappi!

Syndrome:Kata
Von:  JoeyB
2006-07-27T05:49:45+00:00 27.07.2006 07:49
*dir eine Packung Menthol-Bonbons zuschiebt*
Warte...
*zwei weitere Packungen rauskramt*
*dir auch gibt*
Bitte schön ^-^
*Kopf tätschelt*

Das Kapitel war grandios!
Wie Michael sich langsam aber sicher immer mehr zu Thomas hingezogen fühlt... Sweet!
Ich fand's cool, dass die beiden ein bisschen miteinander getuschelt haben. Und da ich auch des Öfteren mit blöden Idioten getuschelt habe (manchmal muss man halt Frust über Lehrer rauslassen), weiß ich, dass das sehr realsitisch ist!
Aber ich schätze mal, dass Thomas und besonders Michael jetzt ein paar Problemchen kriegen werden, so von ihren Cliquen... *beide pattet* Sei nicht zu hart zu ihnen *sniff*
Aber die Antifa-Tuse war ja blöd -.- Voll gemein. Okay, dass sie die Nazis ausladen wollte... xDDD Aber dass sie dann angedeutet hat, dass Michi ein Weichei geworden ist...
Aber Michael muss ja jetzt total dumm vor der Klasse dastehen! So eine Blamage
*den Kopf schüttelt*
Wo soll denn das nur hinführen?

Schade, dass du nicht mehr so viel Zeit hast *sfz*
Aber du packst das schon *Mut macht*

*knuddl*
Bye
Nath
Von: abgemeldet
2006-07-22T19:26:06+00:00 22.07.2006 21:26
Ja gefällt mir gut. Aber ich vermute mal das es auf dieser Klassenfeier noch ein paar Überraschungen gibt. Als schreib schnell weiter. Bin aufs nächste Kapi gespannt!
Von: abgemeldet
2006-07-22T14:28:06+00:00 22.07.2006 16:28
lol
ich wollte mit diesem akpitel fragen, wer sich als erstets "verliebt".. nun ja hätten wa das geklärt^^

klasse kappi, ich freu mich schon wieder auf das nächste....^^

bye bye
anu
Von:  Erdnuckel
2006-07-22T10:43:02+00:00 22.07.2006 12:43
armer michi XD....
aber ich steh gard such ein wenig neben mir, bin nämlich am überlegen was die folgen sind ^-^"
die feier wird sicher lustig... freu mich schon auf den nächsten freitag ^-^
danke für die ens
baba
*eis in die hand drück*
>Erd<i
Von: abgemeldet
2006-07-22T09:57:01+00:00 22.07.2006 11:57
Lach! Schaut so aus als würde sich langsam langsam langsam... was zwischen den beiden entwickeln!

Viel spaß in der Arbeit! Ist zwar am Anfang ne ziemliche umstellung aber man gewöhnt sich daran!

lg Arrest


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