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Tage der Vergeltung

von

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Chapter XV

Ruinen

Sierra Madre / Mexico

02.00 h

26. Mai
 

Dumpfes Zwielicht erhellte den bereits zur Hälfte eingestürzten Raum und ließ die Gestalten zu Schemen werden, die nebeneinander in einem Halbkreis vor einer der Wände hockten und monoton vor sich hinsangen. Einer von ihnen stand um einige Schritte außerhalb dieses Halbkreises, den Kopf gesenkt und die Arme leicht ausgebreitet. Zu seinen Füßen war ein Pentagramm in den Boden geritzt worden.

An der Wand gegenüber dieser Zeremonie standen zwei Männer, nackt bis auf einen dünnen Lendenschurz und am gesamten Körper mit verschlungenen Runen gezeichnet. Ihre Hände und Füße waren mit massiven Eisenketten an das Gestein befestigt worden. Die Pupillen in ihren glasig schimmernden Augen waren geweitet und beobachteten mit einem irren Ausdruck das Geschehen um sie herum. Vor ihnen am Boden stand eine Tonschale, die mit einer dunklen, dickflüssigen Substanz gefüllt war.

Die wenigen Kerzen, die Licht in diesen unterirdischen Raum brachten, brannten ruhig und schienen auch den letzten Sauerstoff aus der Luft zu saugen. Nicht eine Bewegung war auszumachen, es herrschte eine durch und durch düstere Atmosphäre und die Betenden sanken nach und nach in eine tiefe Trance.

Mit einem Mal jedoch fauchte ein kalter Wind durch den Raum und ließ die Kerzen flackern. Einige verloschen gänzlich, so dass die Schatten tiefer und trügerischer wurden. Etwas hatte den Raum betreten, etwas Dunkles und unglaublich Böses. Dunkelheit breitete sich aus und mit ihr eine Kälte, die mit normalen Temperaturen nichts mehr gemein hatte.

Dann war er da. Ohne einen laut, ohne eine Bewegung. Niemand konnte bezeugen, dass er wirklich da war, aber jeder der Anwesenden spürte es.

Der monotone Gesang verstummte, als der Mann außerhalb des Kreises begann, in voneinander vollkommen unabhängigen Sätzen, in einer längst vergessenen Sprache, zu reden. Er schaute dabei nicht einmal auf. „Das Problem mit den beiden FBI-Agenten hat sich erheblich verschärft. Sie planen einen Angriff sobald die Sonne die Nacht vertreibt. Wir müssen in die Offensive gehen, um unsere Existenz zu verteidigen! Dabei dürfen wir aber nicht noch mehr riskieren, als wir es in den letzten Tagen bereits getan haben.“

Er zögerte einen Augenblick, ehe er weitersprach. „Zwei von uns haben den Wusch geäußert die niedere Kaste zu verlassen, um aufzusteigen. Keinesfalls aus Selbstsucht, sondern allein in dem Bestreben, Euch den Rücken zu stärken und den Kampf als vollendete Kreatur aufnehmen zu können. Bitte nimm dich ihrer an! Noch können wir siegen, denn gemeinsam sind wir unbesiegbar!“

Als erneut keine Reaktion auf seine Wort folgte, hob er den Kopf und blinzelte in das Zwielicht. Er konnte nichts erkennen, nur ein Huschen, das wie die Bewegung eines durch die Kerzen verursachten Schattens aussah. Eine Stelle in seinem Blickfeld, als könne er nicht scharf sehen, nur ein schwarzer Fleck auf seiner Wahrnehmung. Mal schien dieser Fleck Konturen zu bekommen, dann schien er wieder mit seiner Umgebung zu verschmelzen.

Dennoch hatte der Mann das Gefühl, von unsichtbaren Augen angestarrt zu werden. Augen, die bis in sein tiefstes Inneres blicken konnten.

Dann, endlich, kehrte dieser Blick von ihm ab und vor seinen Augen verschwammen nun die zwei Männer, die angekettet an der Wand standen und auf ihr Schicksal warteten. Ein Schatten schien den Blick auf sie zu verwehren, drohend die Schwingen der Endgültigkeit über ihnen auszubreiten.

Die Gruppe war wieder in den monotonen Sprechgesang verfallen. Nur der im Pentagramm stehende Mann konnte nicht die Augen von dem unheimlichen Schauspiel abwenden, das vor ihm geschah. Er konnte nur erahnen was wirklich passierte, aber es genügte, um selbst ihm das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.

Der erste der beiden Männer bäumte sich stöhnend auf, riss mit all seiner Kraft an den Ketten, die ihn jedoch unbarmherzig an die Mauer fesselten und versuchte so, das Bevorstehende zu verhindern. Er wurde von dem Schatten fast gänzlich verschluckt. Ein gurgelnder Schrei entwich der Kehle des immer schwächer werdenden Mannes, dass Blut über seine Lippen sickerte, hallte durch die uralten Gewölbe. Hilflos zappelte er in den Fängen des Wesens, das ihm alles Leben aus dem Körper zog und versuchte seinen Hals zu erreichen. Doch vergebens. Für Augenblicke schienen sämtliche Adern durch seine Haut hindurch zu schimmern, welche mehr und mehr an Farbe verlor und in einem ungeheuerlichen Tempo austrocknete. Dann, noch bevor der Blick des Opfers brechen konnte, ließ der Schatten etwas in dessen schmerzverzerrten Mund tropfen. Es war das Versprechen des ewigen Lebens und gleichzeitig die ewige Verdammnis.

Der Mann sank zu Boden, wo er reglos liegen blieb, während sich der Schatten dem zweiten Angeketteten zuwandte, um auch ihn aus dem menschlichen Leben zu reißen.

Nur wenige Momente später war es vorbei, der Bann gebrochen.

Als die Gruppe aufsah, standen zwei Männer vor ihnen, umgeben von der selben, unheimlichen Aura wie der Schatten.

Ein hässliches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus, der die Verwandlung mitverfolgt hatte. „Sie werden auf Knien um ihr Leben betteln!“



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