Zum Inhalt der Seite

Tage der Vergeltung

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter VI

Lager der Independent Group

Sierra Madre / Mexico

10:09 h

24. Mai
 

Feuchte, drückende Hitze herrschte, als Mulder und Scully am nächsten Morgen erwachten. Es hatte an der Tür geklopft und wenig später steckte der Mann, der sie in der Nacht auf der Straße aufgelesen hatte, den Kopf herein. „Ah, buenos días! Gut, dass sie wach sind. Meine Freunde wollen sie gern kennen lernen. Kommen sie!“

Kurz darauf folgten sie ihm über den nassen Rasen zu einem der größeren Gebäude in der Mitte des Lagers. Dort war die gesamte Gruppe versammelt und erwartete sie. Scully beugte sich zu Salvatore: „Können wir hier irgendwo telefonieren?“

Bedauernd schüttelte er den Kopf. „Nein, tut mir leid, Agent Scully. Aber wir besitzen kein Telefon. Das nächste wäre in Chihuahua, eine ziemliche Ecke von hier.“

Zerknirscht sah sie ihn an. Skinner würde sich bereits jetzt schon fragen, wo die Nachricht von ihr und Mulder blieb.

„Ich hoffe sie sind gut angekommen und hatten eine nicht allzu anstrengende Reise.“ Ein hochgewachsener, noch recht junger Mann kam ihnen entgegen und lächelte. „Sie müssen wissen, wir alle hier sind sehr froh, dass sie gekommen sind, um uns zu helfen.“ Sein Blick wanderte zu Salvatore, der noch immer bei den beiden Agenten stand und der hastig seinen Blick senkte und woanders hinschaute. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen.

Mulder war dieser Blickwechseln nicht entgangen, aber er wurde unterbrochen, noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte. „Mein Name ist Leandres. Ich bin der Vorsitz dieser kleinen Gruppe und das,“ Er deutete auf drei grauhaarige, gebeugte Männer, die in einigem Abstand hinter ihm standen, „das sind unsere Ältesten. Sie gehören einem alten mexikanischen Stamm an, den es heute in dieser Form nicht mehr gibt. Sie haben sich uns angeschlossen, als ich noch ein kleiner Junge war und stehen uns seither mit Rat und Tat zur Seite. Wenn sie Informationen suchen, sollten sie in erster Linie immer mit ihnen sprechen.“

Mulder sah sich in dem Raum um. „Und der Rest der Mannschaft?“

Leandres lachte. „Wir sind zu groß, um uns ihnen alle einzeln vorzustellen. Aber ich denke, dass wir alle Gelegenheit haben werden, einander früher oder später kennen zu lernen, nicht wahr?“

Scully wurde hellhörig. Der Unterton, der in der Stimme von Leandres mitschwang, gefiel ihr ganz und gar nicht.

„Wir werden ihnen, soweit es in unserer Macht steht, behilflich sein. Und ich hoffe inständig, adss sie uns aus unserer derzeitigen Lage heraushelfen können.“

Die Agentin nickte. „Wir werden es versuchen. Aber dazu müssen wir in erster Linie wissen was hier nun wirklich vor sich geht. Unserem Vorgesetzten habe sie nicht grade viel erzählt.“ Sie schaute zu Salvatore hinüber, der ein wenig blass um die Nase wurde.

Leandres nickte traurig. „Sal hat es versucht, aber wir wissen es ja selber nicht wirklich. Wir können ihnen nur sagen, dass irgendetwas uns und unsere Tiere tötet. Sehen sie uns an, ein Drittel von uns fehlt bereits!“

Betreten sahen sich die beiden Agenten an.

„Vielleicht hilft es, wenn wir ihnen die beiden letzten Tatorte zeigen. Sie liegen unmittelbar nebeneinander und wir haben bisher nichts angerührt.“ Leandres deutete auf Salvatore. „Er wird sie zusammen mit ein paar anderen von uns hinführen. Und merken sie sich eins: Gehen sie niemals allein fort! Der Regenwald kann gefährlicher sein als man denkt.“
 

Nur wenige Zeit später waren sie auf dem Weg und schlugen sich durch das Unterholz des Regenwaldes. Der Weg war beschwerlich und so kamen sie nur langsam vorwärts. Einen Pfad gab es nicht und so mussten sie diesen erst mühselig mit ihren Macheten frei schlagen. Mulder und Scully waren schon bald schweißnass und vollkommen außer Atem. Die dünne Luft und die feuchte Hitze machte ihnen gehörig zu schaffen.

Der Boden war morastig und derart uneben, dass sie die meiste Zeit bis zu den Knöcheln im Schlamm versanken und nur unter einigem Kraftaufwand die Füße wieder frei bekamen. Bachläufe kreuzten ihren Weg mehr als ein Mal, welche sie entweder überspringen oder durchwaten mussten. Als sie an einem steilen Geröllhang ankamen, legten sie eine kurze Rast ein.

„Es ist nicht mehr weit. Diesen Hang hinauf und dann höchstens noch eine halbe Meile.“ Salvatore lächelte. „Sie werden sich schon an das Klima hier gewöhnen, es braucht nur seine Zeit.“

Scully murrte nur leise und registrierte mit bedauern, dass ihre Trinkflasche schon jetzt fast leer war. Verärgert verstaute sie sie wieder in ihrem Rucksack, den sie gleich drauf wieder schulterte, um den anderen zu folgen, die sich bereits an den Aufstieg machten.

Keuchend erreichten sie schließlich den Kamm des Hanges und Mulder blieb kurz stehen, um sich unsicher umzuschauen. Der Regenwald hatte etwas bedrohliches, mit all seinen fremdartigen Geräuschen, Tieren und Fallen. Man konnte nie voraussehen, was einen hinter dem nächsten Busch erwarten mochte. Es mochte gar nichts sein, es könnte aber genau so gut der sichere Tod sein. Und das ließ ihn frösteln.

Nach einer weiteren Strecke beschwerlichem Fußmarsches erreichten sie endlich den ersten Tatort. Sie betraten ihn so unvermittelt, dass Mulder und Scully erschreckt nach Luft rangen. Vor ihnen lag ein Mann im Gestrüpp und Scully hätte schwören können, dass er lediglich schlief. Seine Wangen leuchteten noch immer rosig und von der Totenblässe war nichts zu erkennen.

Offensichtlich handelte es sich um einen Mann aus dem Lager, denn ihre Begleiter wichen murmelnd von dem Ort zurück und zeichneten Abwehrzeichen gegen Böses vor sich in die Luft. Salvatore schloss gequält die Augen und wandte sich dann ab, um nicht mit ansehen zu müssen, wie die beiden FBI-Agenten den Mann untersuchten.

Der Mann wies Spuren eines Kampfes auf und in der unmittelbaren Umgebung waren Gras und Sträucher niedergedrückt und mit Blut befleckt. Auch die Kleidung des Mannes war mit getrocknetem Blut durchtränkt. Nichts desto trotz machte er einen äußerst lebendigen Eindruck.

Scully und Mulder gingen neben ihm auf die Knie.

Mit fliegenden Fingern überprüfte Scully die Vitalfunktionen, konnte jedoch keinerlei Lebenszeichen mehr feststellen. Auch hatte die Leichenstarre noch nicht eingesetzt. Sie schüttelte ratlos den Kopf. „Nichts. Kein Puls, keine Atmung. Seine Haut ist kühl. Er muss tot sein.“ Sie sah ihren Partner an. „Mulder, das ist unmöglich. Seinem Äußeren Zustand nach zu urteilen ist das einfach nicht möglich!“

Mulder wiegte den Kopf, öffnete das Hemd des Mannes und begutachtete die Verletzungen. „Sieht mir verdächtig nach Kratzwunden aus. Er ist übersät davon. Aber es kann nicht sein, dass er dadurch so viel Blut verloren hat, dass er daran verblutet ist.“ Er sah sich um. „Dass kann nicht alles sein Blut sein.“

Scully beugte sich indes über den Leichnam. Ihre Augen wurden schmal. „Mulder!“

Er wandte sich ihr zu und hob erstaunt die Brauen. An der Halsschlagader waren zwei winzige rote Pünktchen zu erkennen. Er sah Scully kurz an und stand auf. „Wo ist der zweite Leichnam?“

Es war ein Tier, eine Art Ziege, die zu der Herde des Toten gehört hatte. Laut Salvatores Erzählungen war der Mann zum weiden der Nutztiere ausgezogen und nicht mehr zurückgekehrt. Nur vereinzelte Tiere hatten den Weg zurück ins Lager gefunden, woraufhin ein Suchtrupp losgeschickt worden war, der diese grausame Entdeckung machen musste.

Die Ziege lag reglos im Moos und bildete einen krassen Gegensatz zu dem Mann zuvor. Das Fell war ihm in langen Fetzen vom Leib gerissen worden und legte den Blick auf blanke Knochen und tiefe Fleischwunden frei. Und überall war Blut.

Scully kniete sich neben das Tier und schrak zusammen, als sie es berührte.

„Was ist?“ fragte Mulder und ging neben ihr in die Hocke, doch Scully antwortete nicht sofort und tastete den Kadaver behutsam ab.

„Das Fleisch – es fühlt sich so seltsam an. Ganz anders als bei irgendeinem Toten zuvor. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass es überhaupt noch vorhanden ist. Im Grunde hätte die Verwesung bereits lange eingesetzt haben müssen. Aber das hat sie ganz und gar nicht.“ Sie wandte den Kopf und suchte Salvatore, der auch hier ein Stück abseits stehen geblieben war. „Seit wann liegen diese Leichname hier?“

„Seit gestern wohl. Aber auf jeden Fall keine zwei Tage.“

Sie runzelte die Stirn. Sie hätte schwören können, dass zumindest die Ziege über vier Tage tot war. Sie nahm eine der Macheten und setzte einen vorsichtigen Schnitt entlang der Halsschlagader des Tieres. Nichts passierte. „Das ist wirklich merkwürdig. Selbst wenn das Blut bereits eingetrocknet wäre, es hätte hierher absinken müssen und Rückstände gebildet.“ Sie sah ihren Partner fragend an und sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er bereits etwas ahnte.

Er beugte sich über die Ziege, überstreckte den Kopf und ließ seine Finger durch die Überreste des Fells gleiten. „Wenn mich nicht alles täuscht, weiß ich, womit wir es hier zu tun haben.“ murmelte er und suchte weiter. Tatsächlich wurde er fündig. „Scully, sehen Sie sich das an!“

Mulder hatte eine Stelle entblößt, an der zwei kleine rötliche Punkte in die Halsschlagader des Tieres führten. Sie sahen sich an und Mulder schüttelte fast unmerklich den Kopf. „Sie hätten gar kein Blut finden können, weil keines mehr im Körper zurückgeblieben ist.“ Er redete leise und warf einen prüfenden Blick zu ihren Begleitern. „Noch sollten wir diese Vermutung allerdings für uns behalten. Ich denke, dass sie noch nicht bereit dafür sind.“

Er stand auf und verließ den Tatort. Sein Magen begann bereits zu revoltieren. So viel Blut, die Hitze und der Leichengestank waren ihm entschieden zu viel.

„Haben Sie etwas finden können?“ Salvatore schaute sie neugierig an.

„Gefunden ja, aber noch können wir uns nicht sicher sein. Wenigstens wissen wir jetzt, wonach wir suchen müssen.“ Scully fühlte, dass er darauf brannte mehr zu erfahren. Aber sie hütete sich davor weiterzureden.

Mulder untersuchte indes die umliegende Gegend, konnte allerdings nichts finden, was einen Hinweis auf den Täter hätte geben können. Weder Spuren im weichen Boden, noch umgeknickte Zweige oder ähnliches. Er schüttelte ärgerlich den Kopf. „Es ist wie verhext. Nichts weist darauf hin woher die Opfer oder deren Mörder gekommen sind. Es erweckt den Anschein, als wären sie aus dem Nichts erschienen und auch wieder verschwunden.“

„Wundern Sie sich nicht, Agent Mulder. Hier ist alles anders und der Wald verwischt die Spuren.“

Er wandte den Kopf und sah den Mann an, der ihn angesprochen hatte. Er war groß und recht hager. Sein Haar war schwarz und lang und wie sein Bart verfilzt und ungepflegt. Er schaute Mulder aus unergründlichen Augen an.

Irgendetwas störte ihn an diesem Mann. Er konnte es nicht recht erfassen, aber er weckte gemischte Gefühle in seinem Innern, während sie sich gegenseitig musterten. Sie fühlten sich nicht gut an.

Mulder blinzelte. Diese Augen...

Ein tiefes Grollen in der Ferne weckte die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe von neuem und Salvatore warf einen besorgten Blick zum Himmel. „Wir sollten uns beeilen, wenn wir noch vor dem Gewitter im Lager sein wollen.“

Also machten sie sich auf den Rückweg, der beinah noch beschwerlicher war als der Hinweg. Schnell nahm das Licht unter den Bäumen ab und verbarg Gefahren in einem diffusen Zwielicht. Die Luft schien zu knistern unter der enormen Spannung und erschwerte das Atmen bei jedem Schritt den sie taten. Kurz bevor sie das Felsplateau erreichten öffneten sich die Schleusen des Himmels. Regen stürzte herab und durchnässte die Dahineilenden binnen Augenblicken bis auf die Haut. Blitze zuckten über den schwarzen Himmel, begleitet von tiefem, ohrenbetäubenden Donnern.

Den Rest des Weges legten sie im Laufschritt zurück und flüchteten sich ohne weiteres Zögern in ihre Hütten. Scully prustete. „Und ich dachte, in Washington wäre schon schlechtes Wetter.“

Mulder grinste sie an und warf ihr ein Handtuch entgegen. „Der Vergleich ist schon nicht schlecht. Passen Sie bloß auf, dass Sie sich nicht erkälten. Ich glaube der Fall ist ein wenig zu verworren, als dass ich ihn ohne Ihre Hilfe lösen könnte.“

„Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie glauben, dass Vampire hier ihr Unwesen treiben?“ Sie sah ihren Partner schräg an, der sich grade die Haare trocknete, dass sie nach allen Seiten wirr abstanden.

„Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, Scully, aber die Spuren sprechen eine deutliche Sprache. Was alten Sie von der ganzen Sache?“

„Naja, seltsam kommt mir das schon vor. Und ich meine nicht nur allein die beiden Tatorte. In Anbetracht der Tatsache, dass in diesen Breitengraden auch die gleichnamige Fledermaus angesiedelt ist, die berüchtigt dafür ist, dass sie Tiere befällt, könnte man auch annehmen, dass der Mann und die Ziege von einem Raubtier angegriffen worden sind, welches sie auf so grausame Weise verstümmelte. Es können auch mehrere Tiere gewesen sein, Aasfresser, die später ihren Teil dazu beigetragen haben. Für die Vampirfledermaus wäre es ein gefundenes, einfaches Fressen noch frisches Blut aus einem Kadaver zu bekommen.“

Mulder grunzte, es war deutlich, dass er ihrer Theorie wieder einmal nicht viel abgewinnen konnte. „Ja, aber dass eine Vampirfledermaus sich ausgerechnet die Halsschlagader aussucht, um an Blut zu gelangen, ist doch recht unwahrscheinlich, meinen Sie nicht? Und ich denke nicht, dass ein derart kleines Tier so viel Blut in sich hineintrinken kann. Scully wird sprechen hier von beinah zehn Litern!“

„Ich sagte doch bereits, dass auch mir das seltsam erscheint. Außerdem...“ Sie zögerte einen Augenblick und ließ sich dann erschöpft auf ihr Bett sinken. „Was mich noch viel mehr beunruhigt ist das Verhalten einiger Leute hier. Als wir vorhin in diesem Versammlungsgebäude waren, ist Ihnen da aufgefallen mit welchem Zorn Leandres Salvatore betrachtet hat? Und wie Salvatore darauf reagierte? Ich hätte in dem Moment wetten können, dass es nicht im Sinne der Gruppe gewesen ist, dass Salvatore uns um Hilfe ersuchte und dass er das ganz genau gewusst hat. Irgendetwas läuft hier hinter unserem Rücken, Mulder, dass kann ich spüren. Aber ich verstehe nicht was, denn ganz offensichtlich haben diese Menschen hier Schwierigkeiten, die nicht allein intern zu erklären sind.“

Mulder nickte nachdenklich. „Sie haben recht, Scully, und es ist mir nicht entgangen. So einige benehmen sich hier merkwürdig. Wir sollten aufmerksam bleiben und darauf achten, was in unserem Rücken geschieht. Noch können wir nicht absehen, inwieweit...“

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn verstummen und er schaute Salvatore misstrauisch entgegen, als dieser ihre Hütte betrat. Wie lange mochte er bereits draußen gestanden haben?

„Entschuldigen Sie die Störung, aber die Ältesten möchten Sie sprechen. Umgehend.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aurinia
2006-12-09T08:08:26+00:00 09.12.2006 09:08
Sooo bevor ich jetzt selbst kommis schreibe werde ich jetzt erst mal nachholen was ich so lange schon wollte. ^^ Gelesen hab ichs ja schon vor ner Weile im Bett.^^ Aber ich bin einfach nicht dazu gekommen was zu schreiben. Schrecklich!!!*Sich ohrfeig*

Na die Beschrebungen des Totes singd ja richtig lecker.^^
Und das es ein Vampir sein könnte^^...
Na werden wir sehen.
Diese Kapi wurde mal ein wenige länger als eine seite ^^. Macht aber wohl lange nichts^^. Ist in dieser FF nur ungewohnt.^^
*noch nicht richtig wach ist und nur schwachsinn von sich geb* o.O
Na jedenfalls war das Kapi wieder toll^^


Zurück