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Tage der Vergeltung

von

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Chapter III

Mexical Airlines

Luftraum über Mexico

20:03 h

23. Mai
 

Bislang war der Flug ereignislos verlaufen und in der Maschine herrschte friedliche Stille. Viele Passagiere schliefen, einige wenige verfolgten den Film auf den bordeigenen Fernsehern oder lasen.

Scully hatte den Kopf zurückgelehnt und döste, während Mulder ihre Fluglinie auf seinem Laptop verfolgte. Auf seinem Schoß stapelte sich eine kleine Ansammlung an Zeitschriften, die allesamt über die Sierra Madre und die dortigen okkulten Geschehnisse berichteten. Er hatte sich so gut es eben ging auf das Bevorstehende vorbereitet und machte sich auf einige anstrengende Tage gefasst.

Die Sierra Madre war zum größten Teil von einem vegetationsreichen Regenwald überzogen. Das bedeutete, dass das tropische bis subtropische Klima mehrmals täglich wolkenbruchartige Regenfälle verursachen mochte. Mulder hoffte inständig, dass es nicht ganz so schlimm kommen würde. Immerhin hatte die Regenzeit noch nicht begonnen.

Urplötzlich stürzte die Maschine in ein Luftloch und wurde einem Tischtennisball gleich umher gestoßen. Scully schreckte aus ihrem Dämmerzustand auf und warf einen unsicheren Blick aus dem düsteren Bullauge. „Kommen wir in ein Unwetter?“

Mulder warf ebenfalls einen Blick nach draußen in die sternklare Nacht. Nichts wies auf ein nahendes Gewitter oder einen Sturm hin, und so schüttelte er nur den Kopf. Nachdenklich krauste er die Stirn und blickte auf seinen Laptop, der noch immer die Fluglinie samt ihrer derzeitigen Position anzeigte.

Das Flugzeug wankte noch immer von einer Turbulenz in die nächste, was die Motoren protestierend aufheulen ließ. Es stürzte erneut einige Meter in ein Luftloch. Die Beleuchtung flackerte hecktisch und der Motor begann zu spucken. Gleich darauf erscholl die Stimme des Piloten und forderte die Fluggäste auf, ihre Sitze in aufrechte Positionen zu bringen und die Sicherheitsgurte anzulegen.

Mir einem gequälten Gesichtsausdruck folgte Scully dieser Aufforderung. Sie mied den Blick nach draußen, wo die Sterne einen wilden Tanz vor ihrem Fenster vollführten und starrte statt dessen auf ihre Finger, die sich zitternd um die Armlehnen krallten. Mulder neben ihr schnallte sich ebenfalls fest, konnte den Blick aber keinen Moment von seinem Laptop reißen, der gefährlich auf seinen Knien umher rutschte. „Das ist merkwürdig, wirklich. Bis zur Grenze Mexico war alles still. Aber jetzt...“ Er sah zu Scully hinüber, die seinen Blick mit leicht aufgerissenen Augen erwiderte. „Ehrlich gesagt ist es mir egal woher diese Turbulenzen stammen. Viel wichtiger ist es mir, heile in Juàrez anzukommen.“

Ihr Partner grinste. „Scully, stellen Sie sich einfach vor sie säßen in einer überdimensionalen Achterbahn. Die kommen immer unversehrt wieder an.“

Zerknirscht wandte sie ihren Blick ab. Was hatte sie schon anderes erwartet? Mulderes schwarzer Humor war berühmt wie berüchtigt und zumeist war sie es, die diesen zu spüren bekam, ohne ihn jedoch nachvollziehen zu können.

Etwas traf das Flugzeug längsseits und ließ es von seinem derzeitige Kurs schlingernd abweichen. Unmittelbar darauf folgte ein markerschütterndes Quietschen von der Backbordwand.

Mulder spähte aus dem Fenster, in der Hoffnung die Ursache für dieses Ereignis zu entdecken. Vergeblich. Alles was er sah, war das riesige, nächtliche Firmament. Er wollte sich bereits wieder an Scully wenden, als er aus dem Augenwinkel einen Lichtreflex bemerkte, der sich außerhalb nahe ihres Flugzeuges befand. Es hatte nicht länger als einige wenige Zehntelsekunden angedauert, aber Mulder war davon überzeugt, dass dort etwas gewesen war. Nach genauerem Hinsehen war allerdings nichts mehr zu erkennen.

Jetzt doch etwas verunsichert sah er auf seine Armbanduhr und stellte erleichtert fest, dass sie in weniger als einer Viertelstunde in Juàrez landen würden, um das Flugzeug gegen einen Zug zu tauschen.

Doch der Landeanflug entpuppte sich als ein reiner Horrortrip. Die Maschine schien dem Boden entgegen zu fallen und dabei immer mehr an Stabilität zu verlieren. Selbst Mulder war blass geworden und riskierte kaum mehr einen Blick nach draußen. Die Motoren heulten auf und der Schub wurde mit einem Mal so stark zurück genommen, dass ein Ruck durch das gesamte Flugzeug lief und sie mit ohrenbetäubendem Lärm, wie ein Gummiball hüpfend auf der Landebahn aufkam.

Wenig später verließen Scully und Mulder die Maschine mit weichen Knien und traten in die windstille, drückend warme Nacht von Mexico. „Mulder, sehen Sie sich das an!“ Scully hielt ihren Partner am Arm zurück und deutete auf den Flieger. „Ich bin mir sicher, dass das in Washington noch nicht war.“

Er sah zum Flugzeug hinüber, das im Licht einiger Flutscheinwerfer stand, und hob erstaunt die Brauen. Die gesamte linke Bordwand wies lange, rostige Schrammen auf, die Tragfläche hing verbogen zu Boden und rund um das Cockpit herrschte ein kleines Sammelsurium an tiefen Beulen.

„Also wenigstens werden wir mit einer anderen Maschine zurückfliegen müssen.“ murmelte er leise und schüttelte den Kopf.
 

Wenig später befanden sie sich in einem Taxi auf dem Weg zum Bahnhof. Sowohl Scully als auch Mulder hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Scully das Schweigen brach. „Was hat das Flugzeug nur so zurichten können? Es machte den Anschein, als wäre es seit Jahren nicht mehr für die Luftfahrt zulässig gewesen.“ Sie sah ihren Partner forschend an.

Der lehnte sich seufzend in den zerschlissenen Sitz zurück und hob ratlos die Schultern. „Noch kann ich es mir nicht erklären. Aber ich denke, dass wir den Grund dafür schon alsbald herausfinden werden.“

Sie brummte missmutig und blickte durch das vollkommen verdreckte Seitenfenster, hinter dem grelle Leuchtreklamen, Schaufenster und Wolkenkratzer das Bild der Stadt prägten. Obwohl es bereits spät am Abend war, waren die Straßen noch übervoll mit Autos, Bussen, Fahrrädern und jeder Menge Fußgängern. „Sie glauben also, dass dieser ... Zwischenfall etwas mit unserem Fall hier zu tun hat?“

„Möglich wäre es. Bis wir die Grenze Mexicos erreichten, war alles friedlich. Doch unmittelbar nach Überfliegen der Grenze mussten wir darum kämpfen nicht abzustürzen. Sie haben das Flugzeug gesehen, Scully.“ Er blickte sie von der Seite herausfordernd an, aber sie dachte nicht einmal daran, ihren Blick von der vorbei huschenden Umgebung abzuwenden. „Wir wurden angegriffen.“

„Mulder!“ Sie schloss kurz die Augen und schüttelte entgeistert den Kopf. Dann sah sie doch zu ihm herüber, einen unverhohlenen Vorwurf in den Augen. „Wir haben uns in der Luft befunden. Dort draußen ist nichts gewesen und selbst wenn ... Es gibt kein ... Ding, das ein derart großes Objekt angreifen kann, außer ein anderes Flugzeug. Und die verursachen mit Sicherheit nicht solche Schäden.“

„Eben.“ Ihr Partner grinste triumphierend. „Es gibt kein Wesen oder Flugobjekt, dass so etwas hätte anrichten können. Aber die Schäden sind da, wir haben sie beide deutlich erkennen können. Sie haben Recht, dass ich nicht mit Sicherheit behaupten kann, dass das Vorgefallene uns galt oder unseren Fall betrifft. Aber Sie müssen zugeben, dass es verwunderlich ist.“

Scully seufzte ergeben. „Ich mag gar nicht darüber nachdenken.“

Mit der Zeit verringerte sich der Verkehr und die Umgebung veränderte sich. Die Straßen wurden weniger beleuchtet, auf den Gehwegen war niemand mehr zu sehen und selbst hinter den wenigen Fenstern rührte sich nichts. Wolkenkratzer wichen kleinen, ärmlichen Baracken. Sie hatte die Außenbezirke Juàrez erreicht.

Am Bahnhof angekommen zahlte Mulder den misstrauisch dreinblickenden Fahrer und verließ zusammen mit Scully das Taxi. Ein kühler Wind blies auf dem leeren Bahnsteig und sie mussten enttäuscht feststellen, dass ihr Zug noch nicht eingetroffen war. Müde sahen sie sich um, aber außer ihnen befand sich niemand sonst hier. Dennoch fühlten sie sich beobachtet und auf ein undefinierbare Art und Weise belauert. Beinah flohen sie in einen der Waggons, als der Zug endlich auf dem Steig zum Halten kam.

Der Zug war fast vollkommen leer und so hielt Mulder die Tür zu einem der vielen kleinen Abteile auf und wies Scully mit einem kurzen Kopfnicken an einzutreten. „Kommen Sie, Scully. Versuchen wir ein wenig Schlaf zu finden. Die Chancen werden hier mit Sicherheit besser stehen als im Flugzeug.“

Sie schnitt eine Grimasse und ließ sich dann seufzend in die Sitze fallen. Mit Erleichterung registrierte sie das Anfahren des Zuges und beobachtete eine Weile schweigend die vorüberfliegende Landschaft. Doch als sie Juàrez endgültig verließen, verschwamm das, was hinter der Scheibe war, zu einer schwarzen Masse und sie ließ sich von dem sanften Schaukeln des Zuges in den ersehnten Schlaf wiegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aurinia
2006-08-09T16:04:42+00:00 09.08.2006 18:04
*Giespuddig futter*
*schmatz*
Hmmm... was mochte denn das Flugzeug angeriffen haben? Oder sind sie durch eine Art Zietportal gekommen? Rost kann ja schließlich nicht SO schnell kommen^^. Oder etwa doch? O.o
Hmmm... es belib spannent udn ich würde es gerne Scully gleich tun und auch ne Mütze voll schlaf holen^^


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