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Freiheit eines Königs

Vom Gladiator zum König
von

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Erinnerung an den Kontinent

Fanfiction zu

Record of Lodoss War
 

Fragt mich nicht wie ich darauf gekommen bin, aber als ich erfahren habe, das König Kashue auf Alecrast ein Gladiator gewesen sein soll, musste ich das schreiben. Ach ja, ist noch nicht fertig, aber nach mehr als 7 Stunden schreiben (mit Essen gehen, Klo gehen usw) hör ich erstmal auf...
 

Mir gehört leider nichts von RoLW... schnief
 

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“ARK, ARK, ARK!”, kamen die Rufe der tobenden Zuschauer in den steinernen Rängen. Sie alle riefen nach ihrem Liebling aller Gladiatoren, einem jungen Mann, der sich in der Arena gerade gegen 3 weitere Gladiatoren behauptete.
 

König Kashue, dem die Rufe galten, stand mit erhobenem Schwert seinen Gegnern gegenüber, verwundert darüber dass es sich eigentlich um gute Freunde handelte, die er gerade versuchte zu besiegen. Aber seine Freiheit stand auf dem Spiel. Wer dieses Spiel gewann, dem würde seine Freiheit wiedergeben. Ohne zu zögern griff er Shadam an, der sein Schwert augenblicklich verlor und aufgab. Der zweite war Hobb, der ungewohnter Weise mit dem Schwert kämpfte. Ihn ebenfalls zum Aufgeben zu zwingen war nicht schwer.
 

Mit dem letzten Gegner allerdings kam Kashue nicht zurecht. Er stand einer jungen Frau, fast noch ein Mädchen, gegenüber, die er normalerweise im Rang der Königsfamilie sitzen sah. Und als er seinen Blick dorthin wandte, sah er sie dort hinter ihrem Stiefvater, König Crash, sitzen. Der König, Auftraggeber und Gastgeber dieser Gladiatorenspiele sah Kashue erwartungsvoll an, erhob die Stimme und stimmte mit den schreienden Massen ein: „Ark! Ark!“.
 

Kashue musste gewinnen!

Er erhob sein Schwert, drehte sich um und schlug zu. Zu spät erkannte er, dass er gerade sein eigenes Spiegelbild in zwei Teile schlug…
 

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Erschrocken wachte der junge König auf. Außer Atem setzte er sich auf und betrachtete sein Schlafgemach. Die Glastür zum Balkon war offen und die Vorhänge wurden vom leichten Wind nach innen geweht. Es begann schon hell zu werden.

Seufzend ließ sich Kashue wieder in seine Kissen fallen. Es ist schon eine Weile her gewesen das er von seiner Vergangenheit in Form eines unangenehmen Traumes träumte. Daran denkend fasste er mit einer Hand auf eine Narbe unterhalb seines Herzens. Aber es würde noch sehr lange dauern bis er daran denken konnte ohne sich eingesperrt zu fühlen, ohne dass er die Schmerzen erlebte die er damals empfunden hatte. Immerhin war das gerade mal … 5 Jahre her, und jetzt war er ein angesehener König eines gerade mal 1 ½ Jahre alten (wieder geeinten) Königreiches. Mehr als viel Arbeit stand ihm bevor. Dieses Reich war noch lange nicht perfekt und das würde es wohl nie werden…
 

Nur heute musste er mal nicht arbeiten. Es war zwar kein Feiertag (wie der Tag der Wiedervereinigung) sondern sein Geburtstag, an welchem er nicht einen Finger rührte, denn nichts war so wichtig das es nicht einen Tag lang warten konnte. Ausnahmen wären allerhöchstens irgendwelche akuten Angriffe, Überfälle, Mordanschläge oder Naturkatastrophen, aber nichts davon sollte heute seinen, ganz persönlichen Tag stören.

Selbst das abendliche Bankett, ihm zu Ehren, erfreute ihn nicht. Erst vor kurzem war er in Valis gewesen, wo er König Fahns Einladung zum Geburtstag seiner kleinen Tochter Fiana angenommen hatte. Natürlich war es auch mit einer Besprechung aller aktuellen Dinge verbunden gewesen, aber hauptsächlich wurde gefeiert, und zwar soviel das Kashue erstmal genug hatte. Wenn das jedes Jahr so sein würde, würde er seinen Geburtstag einfach verlegen…
 

Noch immer im Bett, zwischen Kissen und Decken liegend, machte sich Kashue Gedanken über diesem Traum. Er hatte gegen Shadam gekämpft… und gegen Hobb. Es wunderte ihn nicht das er gegen sie gewonnen hatte, aber warum eigentlich sie? Und … das Gefühl als er seinen Gladiatorennamen hörte… „Ark“. Eigentlich nur eine Vereinfachung seines Namens, die Leute dort waren nur nicht in der Lage „Arnargue“ korrekt auszusprechen. Aber letztendlich auch gut so, mit seinem richtigen Namen wollte er die Kämpfe im Kolosseum nicht verbinden.

Und dann dieses Mädchen. Er erinnerte sich daran, dass sie die Frau des Sohnes des Königs des Landes war. Zu jedem Spiel war sie anwesend. Und aufgefallen war sie ihm nur, weil sie als einzige nicht nach ihm schrie, weil sie niemals lachte und diese Spiele scheinbar mehr als Schlecht empfand. Und in ihren Briefen, die sie schrie stand…
 

„…die Briefe“, flüsterte Kashue leise zu sich selbst. Sofort stand er auf und ging an seinen Schrank, öffnete eine kleine Schublade und nahm die hölzerne Kiste heraus. In ihr befand sich ein Bündel Briefe, teilweise gut erhalten, manche vom Wasser zerstört. Er nahm sie vorsichtig heraus und suchte nach dem ersten Brief den er erhalten hatte. Die restlichen Briefe legte er wieder in die Kiste, legte diese auf die Decke seines Bettes und machte es sich wieder auf den vielen Kissen bequem. Fast zärtlich öffnete er den Zettel und begann die zarte Schrift zu lesen:
 

Heute kam mir die sinnlose Idee, einen Brief zu schreiben und ihn einfach aus dem Fenster zu werfen. Ich dachte, vielleicht findet ihn ja jemand und freut sich darüber eine Nachricht zu erhalten. Und wer weiß, vielleicht gibt es eine freundliche Seele die mir eine Antwort zurück sendet?

Ich schreibe hier aus einem Gefängnis. Die Türen sind verschlossen, die Wachen stapeln sich sprichwörtlich vor der Tür. Wo ist der Ausgang? Manchmal wäre ich gerne eine Maus, damit ich durch einen kleinen Schlitz in der Wand verschwinden könnte… Wo ist der Ausweg? Der Weg hinaus aus diesem fürchterlichen Ort und dessen Atmosphäre? Gibt es denn nur EINEN auf diesem Kontinent, der genauso gefangen ist wie ich? Jemand der mir Kraft spenden kann damit ich mich befreien könnte? Jemand der mich beschützt? Mich beschützt, mich liebt…?
 

Kashue erinnerte sich verdammt gut daran wie er zu diesem Brief kam.
 

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Die Zellen der Gladiatoren waren unterhalb der Arena, ein einfaches Feldbett, ein kleiner Tisch und eine Querstange an der Decke zum Training waren in ihnen enthalten, die kleinen vergitterten Fenster (nur jede zweite Zelle hatte diesen Luxus) waren hinaus zur offenen Straße gebaut. Als junger Mann von … 20 Jahren gehörte er zu den jüngsten Gladiatoren und dummerweise war er so ein Liebling der Frauen, die sich vor dem Fenster sammelten, vor sich hin schnatterten und versuchten einen Blick auf ihn zu erhaschen. Deswegen war sein Fenster meistens mit einem Stück Stoff verhängt. Die Menschen… beziehungsweise die Menschen die von den Göttern favorisiert wurden, hatten ein besseres Leben und machten sich einen Spaß daraus Menschen aus irgendwelchen trivialen Gründen in den Schaukampf zu schicken, der natürlich so blutig wie möglich sein sollte. Er hasste sie.
 

Hier in der Zelle hatte er keine Rechte und das Freikämpfen war so schwer, das es bisher kaum jemand geschafft hatte. Der letzte Kampf fand nämlich nicht gegen einen weiteren Gladiator oder ein einfaches Tier statt, sondern gegen ein göttliches Wesen. Und ein einfacher Mensch kann da kaum etwas ausrichten. Kashue wusste nicht mal mehr wann der Letzte sich befreien konnte.

Er befand sich gerade in einer besonders tiefen und aussichtslosen Phase seines Lebens, nicht stark genug dem Traum der Freiheit zu folgen, als er die Füße der Menschen außerhalb durch das Fenster beobachtete, Füße die gehen konnten so weit sie wollten und wohin sie wollten. Irgendwann bückte sich auf der gegenüber liegenden Straßenseite ein Mann und nahm einen Zettel in die Hand. Er blieb eine Weile lang stehen und warf den Zettel dann kopfschütteln in Richtung Kolosseum fort. Der Zettel landete gut einen Meter vor Kashues Fenster. Interessiert beobachtete er das Stück Papier, das nun mehrmals von Füßen niedergetreten wurde und er fing an zu hoffen dass er es lesen konnte. Und er musste nicht lange warten, als ein paar Kinder vorbei rannten, den Zettel sahen und ihn spaßeshalber in seine Zelle kickten. Lachend liefen sie wieder weg, Kashue aber freute sich genauso und begann zu lesen.

Erst konnte er nicht glauben was da stand, aber je öfter er ihn las, desto mehr freute er sich das er nicht der einzige war, der in einem Gefängnis saß. Er vermutete dass es eine Frau war, denn die Schrift war ordentlich und regelmäßig. Außerdem konnten nur Frauen auf so eine Idee kommen…

Etwas erstaunt darüber, bat er eine Wache um etwas Papier, Feder und Tinte. Er wollte antworten...
 

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Kashue erinnerte sich nicht mehr was genau er geantwortet hatte. Noch immer wunderte er sich darüber das der Brief tatsächlich fort kam, immerhin hatte er ihn ebenfalls nur durch sein Fenster hinaus auf die Straße geworfen. Aber schon nach ein paar Minuten war er auf der Straße nirgends mehr zu sehen.

Inzwischen war es draußen schon taghell und er beschloss aufzustehen um etwas zu essen. Es war zwar noch früh, aber da er am Abend zuvor relativ wenig gegessen hatte, verspürte er an diesem Morgen den Hunger besonders stark. Er legte den Brief zu den anderen in die Kiste und stand auf. Er steckte sein Gesicht in die Wasserschüssel und genoss das kühle Nass. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm dass er sich wieder mal rasieren könnte, aber insgeheim hatte er beschlossen den Kinnbart wachsen zu lassen um dem Rasiermesser den Rücken zu kehren. Es kam ihm nie Geheuer vor. Das Handtuch trocknete seine Haut und die Schlafkleidung wurde gegen eine einfache Tageskleidung getäuscht. Natürlich die bequemste von allen. 
 

So verließ er sein Schlafgemach und machte sich auf den Weg in die Küche…
 

„Majestät!“, rief die Küchenmagd erschrocken aus. „Ihr seid schon wach?“

“Ich bin heute früh aufgewacht“, beantwortete Kashue ihre Frage, schloss die Tür zur Küche und lief zum Schrank um sich ein Glas zu holen.
 

„Bitte Majestät!“, sagte die Magd und kam ihm zuvor das Glas zu holen. „Heute ist euer Geburtstag, wir machen das schon. Was möchtet ihr heute frühstücken? Die Brötchen und das Brot sind fast fertig“.
 

Etwas enttäuscht das er hier wohl gar nichts mehr alleine machen konnte erwiderte Kashue: „Ja, ein Brötchen wäre schön. Und ich hätte gerne etwas von der guten Marmelade, ich weiß nicht wie sie heißt…“

“Wie ihr wünscht, ich bin sofort wieder da“.

Mit diesen Worten verließ die Magd die Küche in die Backstube.

Seufzend setzte sich Kashue an den großen Holztisch und füllte sein Glas mit etwas Wasser aus der Karaffe. ‚Das Brötchen werde ich mir aber selbst schneiden und schmieren’, versprach er sich in Gedanken.

Nach kurzer Zeit kam die Magd wieder und trug einen Korb vollen Brötchen mit sich.

“Sie sind noch heiß!“, warnte sie Kashue und stellte den Korb vor im nieder. Dann suchte sie Brett und Messer zusammen. Die Marmelade holte sie aus einem weiteren Schrank und gab sie an ihren König weiter.

“Danke“, sagte er und begann das Brötchen aufzuschneiden, stellte aber fest das es noch zu heiß war um es länger als 3 Sekunden anzufassen. Also ließ er es noch eine Weile liegen.

“Habt ihr noch einen Wunsch, mein König?“, fragte die Küchenmagd.
 

„Nein, danke.“, brummte er leise. So verließ die Küchenmagd den Raum.
 

Kashues Gedanken schweiften wieder zurück in seine Vergangenheit. Er schüttelte leicht den Kopf als er sich daran erinnerte...
 

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…das er nach ein paar Tagen plötzlich einen weiteren Zettel bei sich in der Zelle liegen hatte.

Er war völlig fertig von einem Kampf zurückgekehrt, seine Wunden gerade erst geheilt, die Kräfte nur langsam zurückkehrend, als er das Stück Papier auf dem Boden unter Fenster sah. Sogleich hob er es auf, schaute kurz aus dem Fenster, ob nicht jemand davor stand und ihn beobachtete, und setzte sich dann auf das Gestell von Bett. Etwas erregt öffnete er den Zettel und erkannte sofort dieselbe Schrift, wie aus dem ersten Brief.
 

Ja. Es ist wie eine über mich gestülpte Käseglocke, ich kann nicht hinaus, sie nicht eigenmächtig anheben. nur hinausblicken und mich nach Freiheit sehnen. Wie schön muss es sein, sein eigenes Leben zu bestimmen wie man will, dort hin zu gehen wohin man will und … tun können was man will. Aber wie könnte ich denn jemals weg? Mehr als 4 Augen bewachen mich und jeder Schritt über ihre Grenzen hinaus wird bestraft. Heute tut mir die Hand zum Schreiben weh, die schmerzhafte Schwellung wird nicht geheilt. Mein Mann sagt, diese Schmerzen würden mir das richtige Verhalten beibringen.

Du, der mir geantwortet hast, du scheinst einen Weg zu haben, der dich frei machen würde, nur du gehst ihn nicht. Warum? Wenn dir die Kraft fehlt, so will ich dir meine geben! Vielleicht kann ich selbst nicht in die Freiheit entlassen werden, aber wenn ich einem Menschen etwas von mir mitgebe, so fühle ich mich wenigstens im Traume frei. Bitte geh doch den Weg! Bitte!
 

‚Etwas seltsam das sie mir schreibt, ich soll den Weg in die Freiheit gehen, ich hätte ihn doch… und selbst aber den ihrigen nicht sieht’, dachte Kashue in seiner düsteren Zelle. Vorsichtig legte er sich auf den Rücken und starrte die Decke an. ‚Ich müsste kämpfen, gegen viele… viele Gegner. Und was mir eigentlich Sorgen macht, ist das göttliche Etwas gegen das ich mich stellen muss. Ich habe mich aus gutem Grund noch nicht für diesen Kampf gemeldet. Alle anderen die es bisher getan haben sind nun tot. Ich hab die letzten 2 ½ Jahre schon genügend Kämpfe gewonnen um für den Freilassungskampf zugelassen zu werden, aber…
 

Nein, diesen Kampf konnte Kashue noch nicht führen. Stattdessen machte er sich jetzt Gedanken darüber was er der unbekannten Frau schreiben könnte…
 

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Inzwischen hatte Kashue sein 2 Brötchen gegessen. Halbwegs gesättigt stand er auf, trank sein Glas aus und verließ die Küche. Er wollte Sir Hesst darum bitten, das Bankett heute Abend etwas kleiner ausfallen zu lassen. Und wenn möglich nicht allzu viele Besucher.
 

Unterwegs gratulierten ihm alle postierten Wachen zum Geburtstag und wünschten ihm alles Gute. Nach der 10 Wache lächelte er nur noch leicht und versuchte schnell weiter zu kommen. Kashue hoffte das Sir Hesst schon wach war und in der Bibliothek war, zumindest war es die letzten Tage so.
 

Etwas erleichtert als er die bereits aufgeschlossene Tür zu Bibliothek öffnete, rief er nach Sir Hesst.

“Ja?“, kam aus einer hinteren Regalreihe eine heißere Stimme.

“Sir Hesst, ich hätte eine Bitte wegen heute Abend…“, begann Kashue, wurde aber jäh unterbrochen.

“Eure Majestät!“, sagte Sir Hesst erfreut. „Ihr seid ja schon wach. Ich wünsche euch alles, wirklich alles Gute zu eurem 26. Geburtstag! Ach… so jung… so jung…. Macht euch keine Sorgen, ich habe alles geplant für heute Abend. Und auch der Mittag wird nicht langweilig. Es kommen einige Besuche, darunter auch ein Adliger aus Moss, natürlich viele Vertreter der Clane des Feuers und des Windes und-“
 

„Sir Hesst! Bitte...“, unterbrach ihn Kashue. „Ich wollte sie gerade eben darum bitten NICHT so viele Besucher zu empfangen und das Bankett wenn möglich im kleinen Rahmen zu belassen.“

Überrascht trat Sir Hesst einen Schritt zurück. „Aber Majestät..“

“Bitte… ich möchte diesen Tag nur für mich nutzen. Ich bin sonst jeden Tag eines Jahres auf den Beinen, erledige allen möglichen Papierkram, verhandle, beschwichtige, regele, informiere und … nicht eine Minute kann ich mich in die Sonne setzten und nichts tun. Wenn ich schon an meinem Geburtstag nicht „arbeiten“ muss, so will ich ihn auch nicht mit Besuchern vergeuden. Also bitte… macht ein Bankett, ein kleines und empfangt auch Besucher. Aber mit Ruhe und viel Zeit!“
 

Sprachlos sah Sir Hesst seinen König an. Erst nach einem kurzen Moment nickte er. „Natürlich… dann werde ich mich gleich darum kümmern, verzeiht“, sagte er, verbeugte sich leicht und ging an Kashue vorbei um alles erneut zu regeln.
 

Erleichtert kehrte Kashue in sein Schlafgemach zurück. Er setzte sich wieder auf sein Bett und nahm die Kiste mit den Briefen in die Hand. Leider waren einige Briefe unleserlich, weil das Wasser sie zerstört hatte, andere aber konnte man noch gut lesen. Er griff nach einem Brief den er kurz vor seinem Kampf gegen das Götterwesen, dem letzten Kampf vor der Freiheit, erhalten hatte.
 

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Diesmal war es fast schon zu erwarten. Meistens kam eine Antwort seiner unbekannten Brieffreundin nach wenigen Tagen. Deshalb war er kaum überrascht als er einen Zettel in seiner Zelle vorfand, als er vom Heiler zurückkehrte.
 

Gespannt hob er ihn auf und begann noch im Stehen ihn zu lesen.
 

Mein verständnisvoller Freund. Wie du geschrieben hast, steht dein letzter Kampf bevor. … ich habe mir viele Gedanken gemacht… wer ich bin, wer du bist. Mein Freund, wie groß ist meine Sehnsucht dich zu sehen… und mit dir in die Freiheit zu gehen. Diesen … verfluchten Kontinent, voller egoistischer und gottverblendeter Menschen zu verlassen. Lieber wollte ich auf der mit Kriegen und Zerstörung übersäten Insel Lodoss leben, dort um mein Leben kämpfen, aber wenigstens frei sein! Fort von meinem mich schlagenden und missbrauchenden Mann, fort von dem Zwang meines Standes, meinen Aufgaben…
 

Wirst du mir schreiben, wenn du die Freiheit erlangt hast? Werden wir uns jemals treffen, wie du mir versprochen hast?

Dies wird nicht mein letzter Brief sein
 

aber ich habe keine Zeit mehr zu schreiben. Mein Mann…
 

Scheinbar wurde sie unterbrochen, denn der Brief endete abrupt… Kashue setzte sich auf sein Feldbett. Er faltete den Brief zusammen und legte ihn zu den anderen unter seinem kargen Kopfkissen. Dann legte er sich darauf und überlegte…

’Lodoss? Es ist wirklich die verfluchte Insel. Das einzige das man von dort hörte, war immer ein Schreien und Beben der Erde… Keiner von hier wollte jemals dorthin. Nicht einmal Bettler und Arme – oder Gladiatoren. Wer hier raus kam hätte in der Gesellschaft nicht einmal schlechte Chancen, auch wenn er nicht als Gottgeliebter Mensch angesehen wurde. Aber doch, diesen Gedanken hatte sich Kashue auch schon gemacht. Er hasste die Gesellschaft hier auf Alecrast. Die auf Lodoss hatte sich völlig unabhängig entwickelt. Dort würde man wahrscheinlich nur noch die Götter Pharis und Marfa und eventuell noch ihre Gegenparte Pharalis und Kardis anbeten, neben manchen kleineren Göttern. Hier wurde man ja von jedem Gottesglauben nahezu erschlagen. Jeder Gott hatte eigene Anhänger, eigene Kirchen, eigene Gemeinschaften, sogar Schulen und Akademien waren nur für Gläubige desselben Gottes offen. Das einzige was man hier gemeinsam hatte, war eben der Glaube an einen Gott. Da es sich aber um so viele Götter handelt, konnte man das Gute an ihnen nicht mehr vom Bösen unterscheiden. Alle Handlungen wurden dem Willen des jeweiligen Gottes zugeschrieben und weil die anderen Gläubigen den Willen des fremden Gottes nicht kannten, aber um diese strenge Befolgung des eigenen wussten… gaben sie dem anderen Recht und … Bestraft wurden unschuldige, den Schuldigen wurde eine Belohnung versprochen, niemand wusste was Recht und Unrecht war – das Rechtswesen war völlig falsch und kaputt.
 

Kashue spannte seine Fäuste wütend zusammen. Er selbst war doch ein Opfer dieser falschen Rechtsentscheidung. Er war doch nie freiwillig ein Gladiator, der sein Leben zum Spaß der anderen in Gefahr brachte.

Seine einzige Möglichkeit diesem Wahnsinn zu entkommen, war Lodoss. Aber er könnte Gefahr laufen dass es auf Lodoss nicht anders sein könnte. …

“Egal“, dachte Kashue laut. „Ich kann frei eine neue Welt für mich aufbauen, und auf Lodoss besser als irgendwo auf Alecrast!“

Diese Worte und die vielen Bitten seiner Brieffreundin gaben ihm Kraft. Er wusste, wenn er nur stark genug daran dachte, Frei zu sein und endlich Gerechtigkeit zu erfahren, könnte er gegen das Götterwesen ankommen.
 

Das toben der Menge an diesem Tag war fast unerträglich. Als Kashue, alias Ark, die Arena betrat war das Tosen ohrenbetäubend. Es war verständlich, immerhin hatten die Menschen hier schon lange keinen gesehen der so erfolgreich war und tatsächlich Chancen auf einen Sieg hatte. Kashue konnte sich gar nicht vorstellen wie viele Wetten auf ihn gesetzt waren… auch wenn er wusste wie vielen Menschen er schon zu Geld verholfen hatte.
 

„ARK! ARK!“, schrieen die Massen und als er wie gewöhnt vor die Tribüne des hiesigen Königs trat, vernahm er sogar dessen Stimme, die nach ihm rief. Dann erhob der König seine Hand und das Publikum verstummte. Mit gespielter Demut verbeugte sich Kashue und bedankte sich für die Chance die Freiheit zu erlangen.

“Erhebe dich, mein starker Gladiator. Du hast schon viele Spiele gewonnen und nur noch eines liegt die hier bevor. Wenn du das gewinnst, hast du die Freiheit erlangt. Bedenke aber dass du nicht geheilt werden wirst, jede Verletzung die du erleiden wirst, kann dich trotz erlangter Freiheit töten… Bist du dennoch bereit diese Herausforderung anzunehmen?“

Mit einem deutlichen „JA“ antwortete Kashue, „BIN ICH“.

Der König hob seinen Arm, einen Trommelstock in der Hand um den Gong zu schlagen, und verkündete: „SOLL DAS SPIEL BEGINNEN!“.
 

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Kashue wurde in seinen Gedanken unterbrochen. Es hatte an seiner Zimmertür geklopft.

Seufzend legte er den Brief zur Seite und stand auf um die Tür zu öffnen. Er war nicht überrascht seinen Freund und treuen Heeresführer Shadam zu sehen.
 

„Shadam“, sagte Kashue laut.
 

„Kashue, mein Guter! Verzeih, sonst bin auch ich höflicher dir gegenüber, aber an einem solchen Tag vergesse ich alle Anstandsregeln!“, erwiderte Shadam grinsend und packte seinen Freund und König an den Schultern. „Alles Gute zu deinem Geburtstag!“

Kashue lachte und bedankte sich. „Danke, danke. Es tut auch mir leid, ich hätte schon längst bei dir vorbei schauen sollen.“
 

„Aber nein, ich bin ja nicht derjenige der Geburtstag hat, was für ein Glück, sonst wäre ich ja schon wieder ein ganzes Jahr älter…“

Lachend schloss Kashue die Tür und ging mit Shadam den Gang hinunter. Sie gingen in Richtung Schlossgarten.
 

„Ich habe gehört das Sir Hesst gerade alles umdisponieren muss, weil du heute ein wenig mehr Ruhe haben möchtest. Der Arme Kerl hatte sich so viel Mühe gegeben mit dem Bankett heute Abend“, begann Shadam.
 

„Ja“, meinte Kashue leise. „Das tut mir leid, aber ich kann heute wirklich nicht allzu viele Leute sehen und empfangen. Ich mache an den anderen Tagen doch auch nichts anderes. Und im Gegensatz zu anderen arbeitenden Menschen gehöre ich ebenfalls zu denen, die Sonntags und an den meisten Feiertagen
 

arbeiten müssen. Vielleicht hätte ich was andres werden sollen?“, beendete Kashue den Satz grinsend.

“Na ich weiß nicht ob du dir dadurch an Arbeit gespart hättest. Hier wirst du ja durchaus von oben bis untern bedient.“, erwiderte Shadam nachdenklich.
 

„Hm“, machte der junge König und blickte nun in den blauen Himmel. Sie hatten den Garten erreicht, der zwischen der Fest- und Empfangshalle und den „Soldaten-in-Ausbildung“-Räumen lag. Der große Brunnen mit seinen vielen kleinen künstlichen Bächen durch den Hof und die vielen Palmen verbreiteten eine herrliche Ruhe.

Shadam lud seinen Freund ein sich hier auf eine sonnige Bank zu setzen.
 

„Du siehst abgelenkt aus? Worüber machst du dir Gedanken?“, fragte Shadam vorsichtig. Er wusste das Kashue nicht gerne und besonders viel von sich und seinem Leben erzählte, zumindest dem Leben das vor Shadam und ihrer Freundschaft war.
 

„Ich habe mich… plötzlich wieder an … eine Freundin erinnert.“
 

Shadam betrachtete seinen Freund gründlich, das Wort Freundin löste so was wie Alarmbereitschaft bei ihm aus. Kashue hatte durchaus schon Freundinnen gehabt, aber die Diskussion um eine Hochzeit war immer noch nicht gelöst. Und da er kein Interesse an den vielen Frauen hatte, die ihm nachschwärmten, war eine eventuelle gute Freundin von damals doch eine gute Chance die Zukunft des Landes zu sichern. Und jetzt sah Kashue mit seinen, doch tatsächlich verträumten Augen in bester Verfassung dafür aus.
 

„Wen?“, hackte Shadam nach.
 

„Was?“ Kashue war etwas irritiert.

“Welche Freundin meinst du? Kenne ich sie?“, wiederholte Shadam mehr oder weniger seine Frage.

“Ach so… nein, du kennst sie nicht. Ich muss gestehen, ich kenne sie eigentlich auch nicht.“, gab Kashue etwas verlegen zu. „Zumindest nicht persönlich. Wir haben uns nur Briefe geschrieben. Und da ich heute Nacht von ihr geträumt habe, habe ich mich wieder an sie erinnert“.
 

„Verstehe. Schade…“
 

„Warum denn Schade?“, fragte Kashue nun wieder irritiert.

“Ach, nichts! Ehrlich!“, erwiderte Shadam, lachte und stand auf. „Muss dich nicht stören. Genieß lieber deinen Tag heute. Morgen musst du wieder an den Schreibtisch. Ich denke man sieht sich heute Mittag zum Essen. Ist doch mit allen?“
 

„Ja“, sagte Kashue leise und blickte Shadam hinterher, der sich schnelle entfernte.

’Was sollte das denn?’, fragte sich Kashue. Er verstand nicht warum das Schade sein sollte. Immerhin … war es ja nicht so dass er sie nicht schon mal getroffen hatte…
 

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Der Gong hallte laut durch das Kolosseum und das Tor zum Gehege des Götterwesens öffnete sich. Voller Anspannung zog Kashue sein Schwert und trat dem unbekannten Wesen entgegen.

Die Zuschauer waren still vor Spannung, da das Wesen jedes Mal wechselte. Und da Kashue wusste wie beliebt er bei den Menschen hier war, hatte der König mit Sicherheit ein besonders gefährliches Tier angeordnet, auf das Kashue einen Rückzieher machte.

Und tatsächlich rutschte ihm sein Herz in die Hose (die er natürlich nicht trug, sondern ein Lendenschurz und eine Lederrüstung drüber), als er das Beben des Bodens spürte das dass Wesen verursachte. Und er musste nicht zweimal hinsehen um dem großen Umriss den Namen „Drache“ zu geben.

“Scheiße“, sagte Kashue und fing an nachzudenken. Wo waren die Schwachpunkte eines Drachen?

Als auch die Menschen erkannten gegen was für ein Tier ihr geliebter Ark kämpfen musste, ging einen Raunen und Stöhnen durch die Menge. Der schwarze Drache gehörte zwar zu einer Flugunfähigen Rasse, war dafür aber äußert Reizbar und Aggressiv. Zuerst stampfte das Tier nur mit seinen mächtigen Beinen auf den Boden und betrachtete seinen kleinen Angreifer. Kashue fasste seinen Plan gerade in Gedanken um. Er musste entweder versuchen die Augen anzugreifen, dann könnte er aber unter Umständen seine Kampfwaffe verlieren, wenn der Drache seine Lieder schließt und das Schwert nicht mehr freigibt. Oder er versucht unter den Drachen zu kommen und seinen Bauch auf schlitzen. Da wäre das Problem das sich der Drache auch einfach hinlegen konnte und ihn mit seinem Gewicht sicherlich erdrücken würde. Er seufzte. ‚Ich denke, ich werde es einfach zum Zufall überlassen… wie es sich eben ergibt’.
 

Mit diesem Gedanken begann er um das Tier herum zu gehen. Sein Schwert steckte er wieder in die Scheide zurück. Aufmerksam achteten dessen Augen auf ihn. Da änderte Kashue plötzlich seine Richtung und noch plötzlicher rannte der schwere Drache in seine Richtung, das Maul weit aufgerissen und brüllend. Überrascht rannte Kashue nun wieder zurück in die Richtung aus der er gekommen war und dummerweise musste er feststellen das der Drache schneller war als erwartet. Also stoppte er und versuchte links an dem Tier vorbei zu rennen. Mehr als kapp war der Schlag mit dem Schwanz des Tieres. Kashue hatte sich auf den Boden fallen lassen und sich nach links weggerollt, sodass der Schwanz knapp über ihn hinweg schoss. Schnell richtete er sich wieder auf und rannte in die Mitte der Arena. Natürlich folgte ihm der Drache, die Menschen schrieen unentwegt „ARK! ARK!“. Eigentlich wurde Kashue hier fast verrückt.
 

Kashue drehte sich um wartete auf seinen Feind. Wenn er nicht angreifen konnte, kann er seine Freiheit vergessen. Und irgendeine Lücke wird er schon finden.

Nur noch 10 Meter waren zwischen ihm und dem Drachen, als dieser den Kopf hob und einen seiner Füße mit den Klauen hob. DAS WAR ES!

Kashue rannte so schnell er konnte und rammte dem Drachen sein Schwert in die Brust. Er konnte sogar das Vibrieren des Schwertes spüren, das nun im noch schlagenden Herzen des Drachen steckte. Gleichzeitig konnte er aber auch seinen Herzschlag hören, als im das Blut in die Ohren schoss und er einen furchtbaren Schmerz an seiner rechten Seite spürte.
 

Stöhnend ließ er das Schwert los und trat zurück. Dabei verließ eine nicht gerade kleine Kralle des Drachens seinen Körper. Der Drache brüllte und ging Rückwärts fort. Er wand seinen Kopf und seinen Schwanz als ob er nicht glauben konnte dass es so schnell schon vorbei sein könnte.
 

Auch Kashue konnte nicht glauben das der Kampf so schnell beendet worden war… und er konnte nicht glauben des er ebenfalls vom Ende betroffen war. Blut strömte mehr und mehr seinen Körper hinab, über das rechte Bein und bildete eine Pfütze am sandigen Boden. Er hörte noch wie das Publikum schrie, erkannte noch das sie in die Arena zeigten, allerdings nicht auf ihn. Mit dem Fall des Drachens auf den Boden und dessen Beben, fiel auch Kashue und verlor das Bewusstsein.

Als er die Augen wieder öffnete, blickte er in das Gesicht der melancholischen Prinzessin. Sie hatte Tränen in ihren Grünen Augen, aber sie lächelte.
 

„Wenn du stirbst, dann kannst du einen Teil von mir - ihn nicht in die Freiheit tragen“, sagte sie deutlich. Jetzt spürte Kashue das sie ihre Hand auf seine Wunde unterhalb der Brust gelegt hatte und er spürte auch das heftige Pochen das die Heilung mit sich brachte.
 

„Ich werde dich hier heilen und dafür sorgen dass du frei kommst. Versprich mir das du nicht wieder hierher zurück kommst!“

Kashue versuchte sich aufzurichten. „Du wusstest von wem-“
 

„Ja… irgendwann wusste ich, das ich mir gewünscht habe das meine Briefe dich erreichen sollen. Und sie haben es getan.“
 

Besorgt blickte sie auf. „Die Wachen… bitte geh! Und komm nicht zurück, egal was passiert!“

Sie nahm ihre Hand von Kashue und stand auf. Kashue spürte noch einen leichten Schmerz, richtete sich aber dennoch auf. Er sah jetzt ebenfalls die Wachen die in die Arena stürmten. Und ein Blick auf die Königstribüne sagte ihm, dass seine Retterin einen Fehler begangen hatte. ‚Wenn Blicke töten könnten’, dachte er unweigerlich als er den Prinzen sah. Und ihm wurde klar dass es dieser Mann war, der seine Frau schlug. Und so fielen ihm auch die blauen Flecken auf der schönen, braunen Haut der Prinzessin auf.
 

Aber noch bevor er etwas sagen konnte, hatten die Wachen die beiden umkreist. Sie zogen die Prinzessin nicht gerade ihres Standes entsprechend fort, er selbst wurde ebenfalls unsanft hochgezogen und fort gebracht. Doch ihre Wege trennten sich. Kashue blickte dem Mädchen nach, er hoffte noch einmal ihren Blick zu erhaschen. Und tatsächlich schenkte sie ihm einen Blick voller Angst und Sehnsucht, und er erinnerte sich daran was sie gesagt hatte: „Ich werde dafür sorgen dass du frei kommst. Bitte kehr nicht wieder zurück!“
 

Kashue saß in seinen Gladiatorenklamotten, ein Schwert an seinen Gürtel, mit einem Beutel voller Geld und mit den Briefen in der Hand auf einem Stein vor der Stadt, in der er noch vor ein paar Stunden versklavter Gladiator gewesen war. Er hatte gehen dürfen, obwohl er nur gewonnen hatte weil er geheilt worden war. Deswegen war im nur halb so viel an Freiheitsgeld gegeben worden und innerhalb der Stadt war er sogar noch für Vogelfrei erklärt worden. Wer einen Drachen so leicht besiegen konnte, war eine Gefahr für die Stadt und deren Regierung. Er hatte seitdem nur noch das Bild der Prinzessin im Kopf. Grüne Augen voller Schmerz, braune Haut und dunkelbraune Haare… Sie war zum Tode durch Enthauptung verurteilt worden.

Erstens hatte sie unerlaubterweise einen Gladiator geheilt, was nur wenige, besonders ausgezeichnete Heiler durften. Zweitens war sie einfach in die Arena gesprungen, zwar kein Todesurteil, fügt dem ganzen aber noch einen zusätzliches Anklagepunkt zu und Drittens hatte sie als verheiratete Prinzessin einen fremden, noch dazu einen versklavten Gladiator vor dem gesamten Publikum geküsst. Es hatte zwar zum Heilungsprozess gehört (immerhin hatte sie ihm so eigentlich nur ein wenig Leben eingehaucht, dass er dringend gebraucht hatte, sonst hätte auch die Heilung der körperlichen Wunde nichts gebracht) aber wurde als Berührung von Lippe und Lippe als „Fremdgehen“ und somit als Ehebruch bewertet.
 

Kashue schlug wütend mit seiner Faust auf den Stein.
 

„Verdammt…“
 

Dann stand er auf und ging den Weg entlang in die nächste Stadt, um dort mit einem Pferd möglichst schnell in eine Hafenstadt zu kommen um von dort mit einem Schiff oder ähnlichem nach Lodoss zu kommen.
 

Nach einigen Anstrengungen hatte Kashue es tatsächlich geschafft einen Kapitän eines größeren Handelsschiffes dazu zu überreden, ihn doch in der Nähe von Lodoss in einem Boot auszusetzen. Nur schwer stimmte dieser zu, er würde ihn nur knapp in Sichtweite aussetzten, wenn die dortigen Bewohner erfahren würden, dass man Alecrast durchaus mit dem Schiff erreichen konnte, falls die Götter ihnen Wohlgesinnt sind, was er nicht glaubt, wäre die Hölle los. Kashue bedankte sich und versprach zur Vereinbarten Zeit wieder hier zu sein.

Wenn er noch etwas Zeit hatte, wollte er sie nicht auf diesem Schiff mit den zwielichtigen Gestalten verbringen. Kashue verließ den Hafen und lief den Strand entlang. Er beobachtete die Wellen und das Meer und fühlte den Wind in seinen Haaren. Es war ein gewaltiges Gefühl plötzlich auf eigene Verantwortung durch die Welt zu gehen. Und gerade das Meer vermittelte ihm einen unglaublichen Eindruck von Freiheit. Sein Blick war in die Ferne fixiert, als er auf etwas Seltsames trat. Er hob seinen Fuß und blickte auf den Sand. Er war ein weißer Zettel.

Kashues Herz schlug ihm bis zum Hals… was wenn sie ihm noch einen Brief geschrieben hatte? Seine Hand zitterte etwas als er den Brief aufhob. Er spürte dass etwas darin verpackt war. Vorsichtig öffnete er den Zettel und ein einfacher, dünner goldener Ring fiel in seine geöffnete Hand. Im Zettel stand nur:
 

Trag bitte diesen Ring mit ihn deine Freiheit. Ich werde ihm immer folgen und vielleicht führt er dich wieder zu mir?
 

Er freute sich zwar über den Ring… der im nur am kleinen Finger passte, war gleichzeitig aber doch etwas enttäuscht. Er erinnerte sich das sie sagte, er solle einen Teil vor ihr, IHN, mit in die Freiheit tragen. Das heißt sie hat den Brief schon früher geschrieben, er hatte ihn nur jetzt erreicht. Und insgeheim dankte er, welchem Gott auch immer, dafür dass er dafür gesorgt hatte, dass die Briefe den anderen immer erreichten.
 

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Kashue erschrak ein wenig, als er merkte dass er seine Knie plötzlich verschwommen sah. Etwas peinlich berührt wischte er sich die Tränen aus den Augen. Er hätte nicht gedacht dass ihn der Gedanke daran noch mal so traurig machen konnte. Ja, er hat hier einiges verändert und er konnte seine Gerechtigkeit leben, er konnte hier Menschen retten und ihnen helfen. Aber diesem Mädchen hatte er nicht geholfen. Das bereute er.
 

Das einzige was er tun konnte, war den Ring tragen… und er betrachtete den goldenen Ring an seinem kleinem Finger.
 

Seufzend stand Kashue auf und bemerkte mit dem Glockenschlag, dass es schon wieder Mittag war und er auch wieder Hunger hatte. Langsam begann er seinen Weg in den großen Essraum wo ihn Shadam und seine wichtigsten Mitarbeiter im Schloss schon erwarteten.
 

„Danke, das ihr gewartet habt“, sagte er zur Begrüßung.
 

„Kein Problem, eure Majestät“, erwiderte Shadam und grinste. Kashue grinste ebenfalls und setzte sich an seinen Platz.

Er nahm alle Glückwünsche entgegen, beteiligte sich aber sonst nicht an den Gesprächen. Er verfolgte das Geschehen eher gelangweilt und in Gedanken. Warum er gerade jetzt von solch einem Traum an seine Vergangenheit erinnert werden musste und warum er dem Mädchen nicht helfen konnte. Und das er sie jetzt gerne wieder sehen wollte.

Kashue war nur zu froh das er gleich nach Beendigung des Essens den Tisch verlassen konnte. Er bat Sir Hesst noch darum ihn bitte aus seinen Gemächern zu holen wenn der erste Gast ankommen sollte und verschwand von der Gesellschaft.
 

Kashue wunderte sich ein wenig dass er schon wieder müde war und erschöpft, machte sich aber keinen großen Gedanken darüber. Er legte sich einfach neben die Holzkiste mit den Briefen und schlief fast sofort ein…
 

Das Klopfen an der Tür weckte ihn auf.
 

„König Kashue!“, hörte er Sir Hessts Stimme durch das Holz.

Etwas verschlafen erhob er sich und stand auf.
 

„Ich komme schon“, erwiderte er, ging noch mal zur Wasserschüssel um sich den Schlaf noch mal aus dem Gesicht zu waschen und ging dann mit Sir Hesst seinem ersten Besucher entgegen.

Er bemerkte nicht den kleinen weißen, gefalteten Zettel auf dem Boden vor dem geöffneten Balkonfenster.
 

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So... für eine Fortsetzung bitte ich um Reviews... immerhin kostet es ja Zeit und Geld so was zu schreiben. Ich hoffe das es viele gibt die Kashue mögen und seine Geschichte lesen, vor allem bei den wenigen RoLW Stories hier...
 

LuvLee :-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-06-10T13:42:52+00:00 10.06.2006 15:42
halli hallo^^

ich wollt mal nen kommi zu deiner fanfic hinterlassen. also, erstmal find ich's gut, dass du eine fanfic zu Kashew und seiner vergangenheit geschrieben hast^^ das ist schon ne echte sensation unter den knappen fanfics zu lodoss^^

lobenswert ist auch die idee mit den briefen, die sich kashew und die unbekannte schreiben. hat mir gut gefallen^^
ebenso das wechselspiel zwischen vergangenheit und gegenwart. hat alles noch spannender gemacht^^ dass du auch noch mal aufgezeigt hast, dass das leben eines königs nicht immer ein vergnügen ist und auch sehr anstrengend sein kann, sprich: sich selbst ein glas wasser zu holen, fand ich klasse^^

insgesamt ist es echt ne wunderbare, interessante und spannende story. auch der schreibstil ist sehr schön zu lesen^^

das du weiterschreiben musst, ist ja wohl selbstverständlich, oder ;) schließlich will ich wissen, ob kashew und seine unbekannte brieffreundin sich noch begegnen!^^

worauf du beim weiterschreiben vielleicht noch achten solltest, solche ausdrücke wie 'scheiße' (sagt kashew beim kampf gegen den drachen, glaub ich) oder 'klamotten' wegzulassen. ich find, die passen irgendwie nicht zum stil von lodoss^^

ansonsten *daumen hoch* =) keep on writing^^

liebe grüße, Paralda

p.s. ich hab mal nachgeschaut, wie sich kashews bart nennt (hat mich nämlich auch interessiert^^)im lexikon gabs so einen ähnlichen bart, der nennt sich Henri-IV-Bart. hilft bei der beschreibung aber auch nicht gerade weiter, oder?^^


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