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Die Neue

Wenn Yu eine Kollegin bekommt
von

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Teil 4

Die Neue - Teil 4
 

Yus Pov
 

Nein, dass kann doch nicht wahr sein. Erst stellt sich heraus, dass mein bester Freund schwul ist und jetzt darf ich die Nacht bei einem Mädchen verbringen, dass es als einzigstes schafft mich in Verlegenheit zu bringen. Was ist nur verdammt noch mal mit dieser Welt los? So viel Pech kann man doch gar nicht haben!
 

Da öffnete sich die Tür und Jean gab mir ein paar von meinen Klamotten und sogar mein Waschzeug. War das denn zu fassen? Wollte der, dass ich ganz zu Kimiko ins Zimmer umziehe?

"Danke, dass du heute bei Kimiko schläfst!" er verbeugte sich noch mal kurz übertrieben und verschwand mit einem mysteriösen Lächeln wieder in unserem Zimmer. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich von meinem Bett fernhielten.
 

"Dann herein in meine bescheidene Bude!" hinter mir hörte ich Kimikos Stimme, nickte und folgte ihr in ihr Zimmer.

Ich staunte nicht schlecht, als ich das aufgeräumte Zimmer sah. Unser Zimmer war das pure Chaos und hier war alles an seinem Platz. Kimiko zeigte mit einer Hand zu einem ordentlich gemachten Bett.

"OK! Da schläfst du! Deine Sachen kannst du da in die Kommode räumen!"
 

"Geht klar!" ich warf den Rucksack mit meinen Sachen auf mein Bett. "Kann ich gerade bei dir duschen?"
 

"Klar, wenn ich fertig bin!" sie nahm ein paar Kleidungsstücke aus ihrem Koffer und verschwand durch die Tür, die ins Bad führte. Kurz darauf hörte ich, wie das Wasser anfing zu rauschen.

Ich dachte daran, wie Kimiko völlig nackt unter der Dusche stand und das Wasser über ihrem Körper lief. Als mir bewusst wurde, was ich da dachte beschloss ich noch mal raus zugehen und zu trainieren, um meinen Kopf freizubekommen. Was war nur mit mir los, dass ich an so etwas dachte?
 

Kimikos Pov
 

Na super, da hatte ich mir ja was eingebrockt. Was war nur in mich gefahren ja zu sagen. Aber jetzt ist es zu spät. Das Beste wird sein wenn ich versuche Yu für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen.
 

Ich war fertig mit Duschen und trocknete mich nun ab. Ich zog mich an und föhnte kurz meine Haare trocken. Dann packte ich meine Sachen zusammen und verließ das Bad. Ich war überrascht, dass Yu nicht mehr m Zimmer war, aber auch erleichtert. Nachdem ich mein Zeug weggeräumt hatte, verließ ich das Zimmer. Auf dem Flur begegnete ich Schwester Margaret.

"Hallo Kimiko! Na, wie hast du dich bisher eingelebt?"

"Ganz gut! Ich könnte es mir etwas komfortabler Forstellen, aber das reicht auch!"

"Das freut mich!"

Schwester Margaret verabschiedete sich wieder von mir und wir gingen wieder unserer Wege.

Irgendwann, nachdem ich eine Zeitlang durch den Kontenerbau spaziert war ging ich zurück zu meinem Zimmer.
 

"Oh... Mein... Gott!!!

Das darf doch nicht wahr sein! Was fällt dem eigentlich ein?" ich stand inzwischen wieder auf dem Flur, denn in meinem Zimmer bot sich mir ein schier unglaublicher Anblick. Yu... halbnackt. Nur mit einem Handtuch um die Hüfte. Der muskulöse Oberkörper noch feucht. Ich hatte gemerkt, wie ich rot angelaufen war und verschwand sofort wieder vor die Tür.

Mein Herz schlug schnell. Viel zu schnell. Ungesund schnell.

Ich presste mich an die Wand gegenüber von meiner Zimmertür. "Tief ein und ausatmen!" sagte ich zu mir selber und tat das auch sofort.

Ein und aus. Ein und aus. Ich merkte, wie mein Herztempo wieder abnahm und auch die unbeschreibliche Hitze aus meinem Gesicht schwand. Keine Sekunde zu früh, denn nun trat Yu aus dem Zimmer und sah mich überrascht an.

Und er war rot im Gesicht. Knallrot. Aber er war angezogen.

"Ok, ich bin wieder angezogen!" "Ich seh's!" ich ignorierte ihn und ging an ihm vorbei in MEIN(!!!) Zimmer.
 

Yus PoV
 

Musste sie ausgerechnet in dem Augenblick ins Zimmer kommen, in dem ich gerade aus der Dusche kam und nur mit einem Handtuch bekleidet war?

Ich meine, ich bin ja nicht der Typ, den das stört, man konnte ja auch nichts erkennen, aber bei ihr war mir das unsaglich peinlich.

Und nachdem sie mich erst mal total geschockt angesehen hatte, war sie geflüchtet. Ja geflüchtet. Vor mir!

Ich zog mich natürlich so schnell, wie möglich, wenn nicht noch schneller an und trat vor die Tür. Ich berichtete ihr überflüssiger Weise mit hochrotem Kopf, dass ich ja wieder angezogen wäre und sie reagierte darauf schnippisch und ging dann wütend an mir vor bei in ihr Zimmer.

Ich drehte mich noch einmal um, bevor ich das Zimmer verließ. "Ich bin dann Essen in der Kantine!" dann schloss ich hektisch die Tür hinter mir und verschwand.

Auf dem Weg zur Kantine merkte ich, wie die Hitze aus meinem Gesicht verschwand.

Als ich dann nach einer Unendlichkeit endlich dort ankam, hatte mein Gesicht wieder eine normale Farbe, was auch gut so war, denn vor der Kantine begegnete ich Jean und seinem Freund und wurde von ihnen zum Essen eingeladen, weil ich ja irgendwie so bedrückt aussah.

Ich gab mich meinem Schicksal hin, mit diesen Schwuchteln zu essen und folgte ihnen an einen Tisch.
 

Kimikos PoV
 

Was war das jetzt? Fühlt der sich jetzt auch schon verantwortlich mir zu sagen, wo er hin geht? Wer bin ich denn? Seine Mutter? Oder seine Freundin?

Moment mal... Freundin? Das klingt gar nicht so schlecht!

Oh nein!!! An was denk ich hier eigentlich?

Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn, um mir diese unheimlichen Gedanken aus dem Kopf zu prügeln. Mit kurzzeitigem Erfolg, denn nun brauchte ich mein ganzes Gehirn, um die Schmerzen an der so eben geschlagenen Stelle zu spüren und mich innerlich zu Ohrfeigen mir auch noch selber einen blauen Fleck auf der Stirn verpasst zu haben.

Und selbst wenn er noch nicht blau war, so würde es nicht lange dauern, bis er die Farbe hatte.

Ich ging ins Bad und kühlte mir die Stirn. Ich blickte auf in den verdreckten Spiegel. Sie war rot. Extrem rot.

So konnte ich auf keinen Fall in die Kantine gehen, was würden die Leute über mich denken? Ich war doch so wieso schon nur die ,Neue' und dann komm ich auch noch mit nem blauen Fleck auf der Stirn zum Essen.

Nein, das ging nicht!

Dann fiel mein Blick auf meinen Kulturbeutel. Ich hatte ihn noch nicht geleert, deshalb war mir dieses kleine Extrapäckchen noch nicht aufgefallen. Ich nahm es heraus und öffnete es.

Es war nicht meins. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass es wohl Jana gehörte, und sie es mir einfach mit da rein getan hatte.

Ich wurde in meiner Vermutung bestätigt, als ich darin einen kleinen Zettel fand: "Nur für den Notfall! Bye Jana" Ich zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Müll. Dann sah ich, was ,nur für den Notfall' war.

Abdeckfarbe. Schminkzeug. Dieses Zeug, was ich mir geschworen hatte nie draufzumachen. Dieses Zeug, was sich so viele Mädchen draufschmierten, um ,hübscher' zu wirken. Und dabei merkten sie nicht, dass diese meterdicke Schicht aus Farbe die meisten Jungs nur abschreckt, statt das zu bewirken, was ja eigentlich die ,Funktion' der Schmiere war.
 

Doch in meine jetzige Situation war ein Notfall. Also beschloss ich gegen sämtliche meiner Prinzipien mir dieses Zeug drauf zumachen, um die rote Stelle auf meiner Stirn zu überdecken.

Ich probierte es ein paar mal aus, doch da es mir nie gefiel wischte ich es dauernd wieder ab. Irgendwann fand ich dann eine akzeptable Menge, die nicht unnatürlich wirkte und verließ, normal aussehend das Zimmer Richtung Kantine.
 

Ich versuchte mich möglichst unauffällig zu benehmen und auch den Leuten an einem Tisch etwa in der Mitte des Raumes nicht aufzufallen.

Was mir allerdings gründlich misslang, denn ich wurde von hinten angestoßen und wurde dann blöd von der Seite angemacht, woraufhin ich dem Tolpatsch erst einmal die Meinung sagte.

Jetzt musste die gesamte Kantine wissen, dass ich da war.

Ich holte mein Essen und wurde dann von Jean an den Tisch gewunken. Er saß dort mit seinem Lover und Yu, welcher auch nicht gerade glücklich über die Situation wirkte.

Geschlagen begab ich mich in ihre Richtung. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass alle mir auswichen. Die Standpauke an den Typ zuvor hatte wohl Eindruck hinterlassen.
 

Ich nahm einen Stuhl vom Nachbartisch und setzte mich zu ihnen.

Man sah mir und Yu an, dass wir uns nicht wohl fühlten, das wir versuchten das zu vertuschen, machte das ganze nicht besser, im Gegenteil. Jetzt musste selbst ein Blinder sehen, dass irgendwas zwischen uns nicht so ganz stimmte.

Und Jean hatte dafür so wieso ein Gefühl, so ließ die Frage auch nicht lange auf sich warten.

"Sagt mal! Habt ihr irgendein Problem? Ihr scheint euch nicht besonders wohl zu fühlen!"

"Doch, doch! Uns geht es gut!" sagten wir wie aus einem Munde. Und viel zu schnell.

"Gut, dann raus mit der Sprache!" forderte er uns auf.

Ich sah ihn ernst an, erwiderte jedoch nichts. Yu hingegen stand so schnell auf, dass der Stuhl nach hinten umkippte und stützte sich mit den Armen auf dem Tisch ab, während er Jean wütend anblickte.

"Was geht dich das eigentlich an? Du bist mich heute Nacht los! Ich übernehme dauernd irgendwelche Schichten vor dir und jetzt fragst du uns so etwas, obwohl du genau weißt, dass wir nicht darüber reden wollen! Obwohl du genau weißt, dass es dich, selbst, wenn es so wäre überhaupt nichts anginge!"

Ich versuchte Yu zu beruhigen, denn dass uns alle anstarrten, machte mich sehr nervös.

"Yu! Setz dich wieder hin! Die starren uns schon alle an!"

"Ja und! Sollen sie doch!" wütend schrie er die Besucher der Kantine an, welche sich daraufhin wieder ihrem Essen zuwandten, doch sie hörten noch immer aufmerksam zu.

Doch Yu sagte nichts weiter. Er ging. Er verließ die Kantine ruhigen Schrittes.

Auf seinem Teller sah ich, dass er kaum etwas angerührt hatte. Jean war wohl zu weit gegangen. Mir war der Appetit jedoch auch vergangen und so gab ich das Essen wieder ab und verließ die Kantine ebenfalls.
 

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer begegnete ich Schwester Margaret. Schon wieder. Sie lief ziemlich oft alleine durch die Gänge der Forschungsstation. "Kimiko? Ich soll dir sagen, dass du um 19.00 Uhr vor der Station mit Sachen für eine Nacht stehen sollst. Ihr fahrt in die nächste Stadt, um neue Vorräte zu holen. Dort werdet ihr auch übernachten. Du bist also erst irgendwann morgen wieder zurück!"

"Ist gut!" Wir gingen aneinander vorbei. Ich in mein Zimmer und sie... wer weiß das schon.

Unerwarteter Weise traf ich Yu im Zimmer an. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er trainieren war, denn das machte er meist, wenn er über irgendetwas aufgeregt war, bzw. wütend.

Doch stattdessen packte er einen Rucksack.

"Willst du heute Nacht doch drüben bei euch schlafen?" fragte ich vorsichtig, was eigentlich etwas anders geplant war.

Doch er schien nicht wütend über meine Frage, sondern antwortete normal.

"Nein, ich muss heute Nacht weg! Lebensmittel holen! Du musst mich heute Nacht also nicht ertragen!"

"Tja, du wirst mich aber ertragen müssen!"

Fragend sah er mich an, woraufhin ich hinzufügte: "Ich muss auch mit in die Stadt!"

Er schien geschockt.

Konnte er mich etwa nicht leiden, war er vielleicht froh darüber gewesen doch nicht bei mir schlafen zu müssen?

Irgendwie machte mich dieser Gedanke innerlich fertig.

Es tat mir weh, dass es vielleicht möglich war, dass er mich hasste.

Also wandte ich mich und packte ausdruckslos meine Sachen zusammen. Es blieb mir ja nicht besonders viel Zeit.
 

Yus PoV
 

Oh nein! Das darf nicht sein! Sie darf nicht mitkommen! War mir doch irgendwie unwohl bei dem Gedanken, da sie es immer wieder schaffte mich verlegen zu machen.

Doch es war mir nicht mal so unangenehm. Ich fühlt mich bei irgendwie sogar sehr wohl und das war es, was mir solche Sorgen bereitete. Ich hatte mich schon so lange nicht mehr geborgen gefühlt. Und es war mir einfach zu unheimlich, als das ich mich dem aussetzten wollte. Das war doch auch der Grund, warum ich mich freiwillig dafür gemeldet hatte und jetzt kam sie doch mit.

Wie sollte ich mir jemals über meine Gefühlslage Herr werden, wenn ich nie die Chance hatte in Ruhe darüber nach zu denken?

Doch sie schien sehr betrübt zu sein und packte wortlos ihre Sachen. Und aus einem mir nicht bekannten Grund tat mir dieser Anblick weh. Sehr sogar!
 

Ich werde weich! Aber warum ausgerechnet bei ihr? Warum überhaupt? Warum hatte ich mich innerhalb von zwei Tagen so verändert?

Und war das nicht eigentlich nur bei Kimiko so? War sie der Grund für meine Veränderung?

Ich war mir ganz sicher, dass sie etwas an sich hatte, was diese Veränderungen in mir hervorgerufen hatte, aber ich wollte das nicht glauben.

Ich wollte mir nicht eingestehen, was es war.
 

Irgendwann ging sie. Ich sah auf die Uhr. Auch ich musste mich auf den Weg machen. Ich konnte jetzt nicht auf einmal wieder absagen. Ich war immerhin der Top Spriggan. Auf mich musste man sich doch verlassen können!

Aber, als sie das Zimmer verlassen hatte, war das nur Einbildung gewesen oder hatte sie sich wirklich eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt?

Wieder ein Stich in meinem Herzen!

Hatte sie wegen mir eine Träne vergossen? Nein, dass konnte nicht sein, oder???
 

Kimikos PoV
 

War das eben tatsächlich eine Träne, die sich da in meine Augenwinkel gestohlen hat? Schnell ging ich und wischte mir die einsame Träne aus dem Gesicht. Ich hatte schon lange keine Träne mehr vergossen!

Und jetzt schien Yu Ominae alles zu verändern. Mich zu verändern.

Seine Gleichgültigkeit, die er mir manchmal entgegenbrachte machte mir schwer zu schaffen, doch wenn er mich anlächelte machte mein Herz einen Sprung und begann ungesund schnell zu schlagen. Was machte dieser Junge nur mit mir?

Ich überlege. Entrüstet über meine Gedanken gehe ich auf einmal schneller. Hatte ich doch tatsächlich in Erwähnung gezogen mich in Yu verliebt zu haben. Was für ein Unsinn!

Oder etwa nicht?

Hatte ich mich vielleicht wirklich in Yu Ominae verliebt. In einen Kollegen und Schulkameraden?

In einen Jungen, der so geheimnisvoll ist, dass seine ganze Person an sich ein Mysterium war? Eine Person die manchmal kalt, wie ein Eisblock war, manchmal verspielt und sorglos wie ein Kind und manchmal völlig ausdruckslose Augen hatte, so wie beim Kampf gegen Fatman.

Ja, das Yu Ominae. Ein Junge, der sich von allen anderen völlig abhob.
 

Ich bemerkte gar nicht, dass ich bereits vor dem Ausgang stand und wäre fast vor die Tür gerannt, wäre sie nicht von alleine aufgegangen.

Ich beruhigte mich langsam wieder und verlangsamte meine Schritte. Vorsichtig trat ich in das Schneegestöber hinaus und suchte den Schnee nach einer Gruppe ab, welche so aussahen, als würden sie sich führ eine Abfahrt in die Stadt fertig machen.

Nach wenigen Augenblicken fand ich sie und ging gemächlich auf sie zu.

Trotz des lauten Rauschen des Windes, konnte ich hören, wie die Tür durch die ich wenige Augenblicke vorher selber spaziert war, sich ein weiteres Mal öffnete und ich wusste auch genau, wer dort heraus trat.

Es war Yu.

Unabsichtlich beschleunigte ich wieder meinen Schritt und war schon kurz darauf bei den anderen Jungs. Yu kam erstaunlicher Weise keine zwei Sekunden nach mir dort an.

Er sah mich irgendwie seltsam an. Eine Mischung aus Verwirrung, Sorgen und auch ein Hauch Traurigkeit. Ich glaubte darüber hinaus auch noch Verständnislosigkeit zu entdecken. Ich war mir aber bei keinem dieser vier Eindrücke sicher.

"Tja, dann sind wir ja vollzählig! Los ihr beiden steigt ein und dann fahren wir endlich los! Desto früher wir los kommen desto so besser! Wenn es dunkel ist, sollten wir vom Berg runter sein!"

Eine Stimme durchbrach die Stille, die zwischen Yu und mir ausgebrochen war. Ich hatte kurzzeitig nicht mal mehr den Wind gehört. Erschrocken stellte ich fest, dass ich mich in Yus Augen verloren hatte. In diesen tiefen dunklen Augen...

Wusste dieser Junge eigentlich, was für schöne Augen er hatte. So tief und dunkel, dass man sich völlig darin verlor.

Reflexartig antwortete ich mit einem Jawohl und wendete den Blick von Yu schnell ab, welche das ganze etwas langsamer und gelangweilter ebenfalls tat.

Dann stiegen wir ein.

Natürlich wollte das Schicksal nicht anders, als dass ich neben ihm sitzen musste und somit gezwungen war ihn die ganze Zeit anzusehen.

Immer wieder versuchte ich mich auf die anderen oder die spärliche Einrichtung im Laster zu konzentrieren, doch mein Blick schweifte immer wieder zu Yu.

Er schien es nicht zu bemerken, und wenn doch, so verbarg er es sehr gut.
 

Ich spürte, dass der Boden, auf dem wir fuhren immer holpriger und holpriger wurde. Als ob er das nicht vorher schon genug gewesen war.

Es fiel mir immer schwerer mich zu halten und irgendwann passierte das, was passieren musste: Ich sprang bei einem weiteren Hopser an die Decke und stürzte schräg in Richtung Yu wieder herunter. Das ganze geschah innerhalb einer, vielleicht anderthalb, Sekunden.

Ich wartete schon auf den harten Aufprall am Boden des Lasters, doch er kam nicht. Der Schmerz, der durch den Sturz hätte verursacht werden sollen blieb aus.

Ich hatte die Augen vor Schreck geschlossen gehabt und öffnete sie nun verwirrt wieder.

Als ich bemerkte, wo ich mich befand erschrak ich. Das konnte doch nicht sein. Yu hatte mich aufgefangen. Er stand mitten im Laster. Völlig sicher und hatte mich gefangen.

Wie konnte er so schnell reagieren. Ich sah in seine Augen und was ich sah war mit hundertprozentiger Sicherheit Sorge!

"Ist alles in Ordnung?" fragte er unsicher.

Ich war unfähig zu sprechen und nickte nur. Doch er ließ mich nicht herunter, er sah mich nur an. Mir wurde zunehmend unwohl und räusperte mich schließlich leise. Das schien Yu aus seinen Gedanken zu reißen und er setzte mich verlegen wieder ab.

Ich weiß nicht, wie lange ich in seinen Armen gelegen hatte, aber es musste kürzer gewesen sein, als ich gedacht hatte, denn die anderen Mitglieder unseres Trupps lagen noch verstreut auf dem Boden und hatten Yus Aktion gar nicht bemerkt. Dieser saß bereits wieder auf der Bank und sah gedankenverloren in den vorderen Teil des Wagens. Und war da nicht sogar ein leichter Rotschimmer in seinem Gesicht? Vielleicht sah es aber auch nur durch das Licht so aus.

Ich setzte mich ebenfalls wieder und vermied es denn Rest der Fahrt wirklich ihn anzusehen.
 

Nach einer halben Ewigkeit, es war bereits dunkel, kamen wir endlich in der Stadt an und begaben uns sofort in die gemietete Unterkunft.

Ein weiterer Schock traf mich, als ich die Zimmer sah.

Es waren alles nur Zweierzimmer! Und ich war das einzige weibliche Wesen, dass hier war.

Ich stellte fest, wie alle paarweise in die Zimmer gingen und schließlich nur noch ein Zimmer, ich und Yu übrig waren.

Ich schluckte den Klos, der sich in meinem Hals gebildet hatte herunter und meinte mit erstickter Stimme. "Scheint so, als müssten wir uns doch ein Zimmer teilen!"

Auch er schien irgendwas mit der Stimme zu haben, denn er nickte nur.

Dann kam der Chef unseres Ausfluges aus einem der anderen Zimmer und sah uns beide.

Er fasste sich an die Stirn, als wäre ihm etwas wieder eingefallen, was er schon längst wieder vergessen hatte.

Er kam mit untröstlicher Meine auf uns zu.

"Es tut mir leid, wir haben versucht umzubuchen, aber alle anderen Zimmer sind belegt. Es ist zwar eigentlich verboten, dass ihr zwei in einem Zimmer schlaft, aber ihr werdet ja wohl nicht verbotenes anstellen oder?" zwinkernd sah er uns an. Eindeutig belustigt über das eben gesagte. Wir sahen ihn nur entsetzt an, wussten wir doch genau, was er mit ,verbotenen Dingen' meinte.

"Ist ja schon gut! War doch nur ein Spaß!" beschwichtigend hob er die Hände. Er schien die Situation sehr witzig zu finden.

Yu fasste sich jedoch irgendwann und ging in das Zimmer ich hatte jedoch noch eine Frage an unseren Herrn Chef.

"Wenn Sie doch wussten, dass ich mitkomme, warum haben Sie nicht von Anfang an ein Einzelzimmer für mich gebucht!"

"Tja, das liegt daran, dass zuerst eigentlich jemand anderes mitkommen sollte. Der hat jedoch kurzzeitig abgesagt und wir haben beschlossen dich mitzunehmen!"

Ich sah zu Boden.

Ich war also der Ersatz für jemand anderen. Wer das war wollte ich gar nicht wissen. Außer dem Professor, seiner Assistentin, Yu und natürlich Jean kannte ich hier so wieso niemanden!

"Falls dus wissen willst... eigentlich sollte dein anderer Kollege Jean noch mit kommen!"

Hinter mir hörte ich ein Flüstern, was sich so anhörte wie ,Verfluchter Franzose' oder ,hol ihn doch der Teufel'. Es war Yu, er hatte das Gespräch wohl doch mitbekommen.

Der Mann vor mir, hatte jedoch nichts mitbekommen. Ich nickte ihm zu und er ging wieder. Bevor er sein Zimmer jedoch betrat meinte er noch. "Seid Morgen ja pünktlich wach, sonst könnt ihr sehen, wie ihr wieder zurückkommt!"

Dann verschwand er in seinem Zimmer und ich betrat auch endlich das unsere.

Ich sah mich um. Es war nicht besser eingerichtet, als das andere Zimmer, welches ich in der Station bewohnte.

Es war sogar noch sparsamer eingerichtet.

Yu hatte sein Zeug vor's Bett geworfen und sich dann auf das Bett gelegt. Ich legte meine Tasche in einer Ecke ab, vermied es aber mich hinzulegen, da ich noch geschockter feststellte, dass es sich um ein Doppelbett handelte.

Yu schien diese Tatsache nicht groß zu stören. Ich hingegen ging erst mal, mich unwohl fühlend, ins Bad, wo ich mir erst mal etwas Wasser ins Gesicht spritzte.

Wie sollte ich diese Nacht nur durchstehen.

Ich trocknete mein Gesicht wieder ab und verließ das Bad.

Als ich das Zimmer wieder betrat saß Yu auf dem Bett und sah mich fragend an. "Wäre es dir lieber, wenn ich auf dem Boden schlafe?"

"Nein... ist schon in Ordnung... ich meine... Ja, das wäre mir lieber!"

Er sah mich irgendwie lächelnd an, als er sah, wie ich stotternd versuchte zu antworten und dabei abwehrend mit meinen Händen herum fuchtelte.

Er lächelte mich mit einem Mitleidigen Lächeln an. Dennoch sah es sehr liebenswürdig aus, und ließ mich innerlich dahin schmelzen.

"Kein Problem ich frage unter nach einem Futon!"

Ich hatte meinen Kopf gesenkt und flüsterte verlegen ein ,Danke' zum Fußboden.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ er unser Zimmer um einen Futon zu holen. Ich hingegen ging ins Bad, machte mich fertig, zog mich um und legte mich schließlich ins Bett.

Wir hatten bereits kurz vor Mitternacht, und ich wollte am nächsten Morgen nicht die Fahrt zurück verpassen, um dann hier zusammen mit Yu festzusitzen.

Obwohl, so unangenehm ist der Gedanke gar nicht.

Ich schüttelte den Kopf und zog die Bettdecke über meinen Kopf. Ich regte mich nicht mehr, auch nicht, als ich merkte, dass Yu das Zimmer wieder betrat.

Er dachte wohl, dass ich schon schlafe, denn er versuchte möglichst leise zu agieren. Ich hätte nicht gedacht, dass er soooo rücksichtsvoll war.

Während er im Bad verschwand schlief ich wirklich ein.
 

Yus PoV
 

Sie war vorhin ja richtig nervös geworden, als ich sie gefragt hatte, ob ich auf dem Boden schlafen sollte. Es war schön sie auch mal nicht bedrückt oder eiskalt zu sehen.

Ich hatte sogar gelächelt. So frei gelächelt hatte ich schon lange nicht mehr. Schon sehr lange nicht mehr.
 

Als ich zurück ins Zimmer kam, war Kimiko bereits am schlafen. Ich wollte sie nicht wecken, also machte ich extra leise.

Ich legte den Futon auf den Boden und versuchte möglichst nicht zu rascheln. Als er lag packte ich schnell meine Sachen und schlich mich ins Bad. Ich war so bedacht darauf gewesen nicht zu laut zu sein, dass ich nun feststellte, dass ich sogar die Luft angehalten hatte.

Ich holte wieder tief Luft und zog mich um, nachdem ich mich gewaschen hatte.

Leise öffnete ich wieder die Tür und schlich mich zurück ins Zimmer.

Ich stellte fest, dass die Bettdecke nicht mehr über ihren Kopf gezogen war und ich sah in das hübsche schlafende Gesicht.

Sie sah so frei aus, so unbeschwert, als könnte sie nur im Traum wirklich lachen. Mir fiel dabei auf, dass ich sie wirklich nur selten hatte Lachen oder lächeln sehen.

Eine Strähne hing ihr im Gesicht und warf einen Schatten darauf, da ihr das Mondlicht direkt aufs Gesicht fiel.

Ich konnte nicht anders, als zu ihr zu gehen und sie von nahem zu betrachten. Der Mund stand ein wenig geöffnet und man hörte leise, wie sie regelmäßig ein und ausatmete.

Sie sah so friedlich aus und langsam wanderte meine Hand zu ihrer Stirn. Vorsichtig strich ich ihr die Strähne aus dem Gesicht.

Ich hatte sämtliche Kontrolle über meinen Körper verloren und beugte mich nun langsam zu ihr herunter. Immer näher und näher kam ich ihrem Gesicht. Schließlich waren sie nur noch einen Zentimeter von einander entfernt, als mir plötzlich klar wurde, was ich im Begriff war zu tun. Schnell richtete ich mich wieder auf, wandte mich meinem Futon zu und legte mich hinein.

Es dauerte lange, bis ich einschlafen konnte. Ging mir doch die Situation von eben nicht mehr aus dem Kopf und das dringende Bedürfnis diese Lippen zu küssen. Schlagartig wurde mir klar, dass mir das passiert war, was ich nie im Leben gedachte hatte, das mir so etwas passieren könnte. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich mich verliebt hatte. In eine der wenigen Personen, die es mit mir aufnehmen konnten. In Kimiko. Mit der ich nun in einem Zimmer schlief.

Über diese Gedanken schlief ich ein.
 

Kimikos PoV
 

Ich wachte langsam auf. Ich sah dabei beiläufig auf meine Uhr und bemerkte, dass ich erst eine Stunde geschlafen hatte. Ich wollte mich wieder umdrehen und weiter schlafen, als ich bemerkte, wie das mondlicht Yu wie einen Engel umhüllte.

Von dem Mondlicht umgeben und schlafend wirkte er friedlich, wie ein Engel.

Er sah wirklich süß aus.

Jetzt konnte ich so was ja denken. Ich hatte mir endlich eingestanden mich in meinen Kollegen verknallt zu haben.

Er sah so unschuldig aus und bei diesem Bild wäre niemand auf die Idee gekommen, dass er erst kurze Zeit bevor jemanden völlig auseinander genommen hatte (Fatman).
 

Ich merkte, wie sich meine Blase meldete und stand auf.

Als ich aus dem Bad zurück kam lag er noch immer schlafend da. Ich passte nicht auf und stolperte über etwas. Es war Yus Tasche.

Ich hatte die Augen geschlossen, aber ich wusste das es seine Tasche war. Und ich wusste noch etwas anderes. Nämlich, dass ich nicht auf dem Boden lag, sondern auf etwas warmem. Jemandem warmem. Ich war auf Yu gelandet.

Als ich meine Augen öffnete blickte ich direkt in seine.

Ich war knallrot. Das spürte ich. Auch er sah verlegen aus. Keiner von uns traute sich, sich zu bewegen, in der Hoffnung, dass es sich nur um einen schönen Traum handelte.

Doch ich wusste, dass ich nicht ewig so hätte liegen können und beschloss aufzustehen. Was Yu jedoch zu verhindern wusste.

Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und nun verringerte sich dieser Abstand immer weiter.

Yu hatte seine Hand vorsichtig auf meinen Nacken gelegt und zog mich nun langsam zu sich hinunter.

Etwas überrumpelt ließ ich es geschehen. Hatte er jetzt wirklich das vor, was ich dachte, dass er es vorhatte?

Noch ein Zentimeter. Ein halber Zentimeter. Ein Millimeter. Unsere Lippen trafen sich.

Ich genoss die Berührung aus dem Augenwinkel sah ich, dass Yu seine Augen geschlossen hatte. Ich tat es ihm gleich.

Ich entspannte mich und lag nun komplett und unverkrampft auf Yu, während wir uns zärtlich küssten.

Als wir uns wieder von einander lösten dachte ich nicht daran mich wieder in mein Bett zu legen. Ich kroch zu Yu unter die Decke und kuschelte mich an ihn. Er sah glücklich aus. Ebenso wie ich. Fest umschlungen schliefen wir ein.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-04-24T13:17:11+00:00 24.04.2006 15:17
Wirklich schön geschrieben ^_^
wie du andere handlungen in die geschichte mit einbringst.
Finde es auch super, dass du etwas komik mit rein bringst. ist wirklich sehr amüsant zu lesen, wie sie sich anstellen.

Weiter so. ^__^


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