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Stalking

von

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Sunday - Third Letter

Titel: Stalking

Teil: 3/7

Autor: Seraluna

Email: shiva@anime.de

Fanfiction: Gravitation

Rating: PG14

Warnung: angst

Kommentar: Ab jetzt wirds ernster. Die erste Leiche... ^_^;;

Pairing: Yuki / Shuichi
 


 

Sunday - Third Letter
 

Am nächsten Morgen wurden die beiden von einem energischen Klingeln geweckt. Verschlafen blinzelte Yuki zur Uhr, und stellte fest, dass fünf Stunden doch etwas wenig Schlaf waren. Shuichi murmelte schlaftrunken: "Lass es klingeln, ist bestimmt nur die Post."
 

"Am Sonntag?" gab dieser mürrisch zurück und machte Anstalten sich seine Hose anzuziehen, die er gestern nacht - oder heute früh - achtlos neben das Bett geworfen hatte.
 

"Yukiiiii", knörte sein Lebens- und Bettgefährte, "Lass doch, wenn's was wichtiges ist, kommt derjenige schon wieder."
 

Der Schriftsteller musterte seinen Freund, der sich immer noch im Bett streckte, nicht gerade mit Wohlwollen.
 

"So wie der klingelt IST es was wichtiges." Wie auf Stichwort ertönte abermals ein schrilles Läuten. "Also sieh zu, dass du aus dem Bett kommst!".
 

"Es ist deine Wohnung, der will bestimmt was von dir", nuschelte Shuichi und drehte sich auf die andere Seite. Diese Faulheit war doch nicht auszuhalten. Yuki packte die Schlafmütze am Fuß und zerrte sie aus den Federn, so dass sie mit einem dumpfen Knall unsanft auf dem Boden landete.
 

Während sich Shuichi über sein schmerzendes und noch dazu unbekleidetes Hinterteil beschwerte, war Yuki schon zur Tür geeilt.

Er öffnete und zwei Männer in Anzügen standen davor, die sich als Beamte der Kriminalpolizei ausgaben. Beide machten einen gepflegten, vertauenswürdigen Eindruck. Einer war ziemlich jung, aber dafür auch kleiner, als sein älterer Kollege. Seine dunkelbraunen Haare waren zu einem kinnlangen geraden Bob geschnitten. Er hatte die Polizeischule wohl gerade erst verlassen.
 

In dem Augenblick, als Yuki sie aufforderte, sich auszuweisen, stieß dann auch schon Shuichi hinzu, der sich in aller Eile angezogen hatte. Der Ausschnitt seines grünen T-Shirts saß jetzt natürlich auf der verkehrten Seite. Die beiden Männer konnten tatsächlich zwei gültige Polizeimarken vorweisen und so bat Yuki sie herein.
 

"Was führt Sie zu mir?", wollte er wissen.
 

"Wo waren sie gestern Nachmittag zwischen 15 und 17 Uhr?" fragte Hironobu, der etwas ältere Beamte. Er hatte schon ein paar Falten im Gesicht und einige schwarze Strähnen in seinem grauen Haar. Der Blick seiner eisblauen Augen war streng und fest. Yuki erklärte, er habe sich mit seiner Verlegerin getroffen.
 

"Die jetzt tot ist", vollendete der junge Amano den Satz.

"Was?", hakte Yuki sichtlich beherrscht nach. Shuichi konnte sehen, wie seine Hände leicht zitterten. Er tat nach außen hin immer so kühl und ruhig, aber er hatte gelernt, die Zeichen zu erkennen, die Yukis wahre Gefühle widerspiegelten.
 

Die Polizeibeamten sahen das auch, denn sie waren darauf trainiert, aus der Gestik und Mimik der Menschen zu lesen. Yukis Mund schmälerte sich zu einem Strich, als der jüngere Polizist ihm mitteilte, dass die 46jährige Frau heute morgen von einem Passanten in einer Nebengasse in der Nähe ihres Hauses mit aufgeschnittener Kehle aufgefunden wurde.
 

Dem Terminkalender in ihrer Tasche folgend sei er, Yuki, die letzte Person gewesen, die sie lebend gesehen hatte. Außer ihrem Mörder natürlich.
 

Hironobu musterte Yuki mit strengem Blick und fragte dann: "Was haben sie nach ihrem Treffen mit Uematsu-san gemacht?".
 

"Ich bin nach Hause gegangen."
 

"Allein?" Das kam von Amano.
 

"Ja."
 

"Ähm na ja... nicht direkt", meldete sich Shuichi. Bitte halt die Klappe, dachte Yuki nur, und warf ihm einen scharfen Blick zu.
 

Aber Shuichi ignorierte es oder bemerkte es nicht, weil er beherzt den Beamten versicherte, dass er Yuki beobachtet hatte und ihm hinterhergelaufen sei.
 

"Warum haben sie das gemacht? Geben Sie uns bitte Ihre Personalien." Gehorsam stellte Shuichi sich vor.
 

"Ich war ein bisschen eifersüchtig, und da habe ich ihn verfolgt..."

Resignierend stützte Yuki den Kopf in die Hand. Merkte er denn nicht, dass er sich damit selbst belastete? Eifersucht war ein weithin ausreichendes Mordmotiv.
 

"Und was haben sie danach gemacht?" fragte Amano. Hironobu hatte es erst mal die Sprache verschlagen. Ein Mann war eifersüchtig wegen eines anderen Mannes. Das war ihm wohl unangenehm, denn er rutschte fast unmerklich auf seinem Stuhl hin und her.

Shuichi ignorierte die Verklemmtheit des älteren Polizisten und erklärte, dass sein Freund Hiro ihn bis zur Haustür begleitet habe. Hironobu schluckte.
 

"Verbindet Sie auch mit diesem Hiro eine *besondere* Beziehung?"
 

"Wir sind gute Freunde. Oder was haben sie gedacht?" Shuichi grinste den Beamten verstohlen an und ignorierte Yukis Ellenbogen, der sich in seine Rippen stieß.
 

Der ältere Polizist hustete und bat um die Personalien und Adresse von Hiro.
 

"Hatte Uematsu-san irgendwelche Feinde?" fragte Amano noch, bevor er aufstand und sich mit seinem Kollegen zur Tür begab.
 

"Nicht dass ich wüsste. Sie war eine sehr verträgliche Frau", antwortete der Schriftsteller und öffnete den Beamten die Tür.
 

"Dann war es wohl doch wie vermutet Raubmord. Der Mörder hat sie nämlich ausgeraubt und ihr den linken Ringfinger abgetrennt. War wohl ein Ring dran, den er nicht abbekommen hat."
 

"So genau wollten wir es eigentlich nicht wissen", bemerkte Shuichi mit verzogenem Gesicht.
 

"Aber sie hat gestern tatsächlich einen Ring getragen", erinnerte sich Yuki. "Mit einem großen Smaragd."
 

"Gut wir schicken morgen noch jemanden vorbei, dem sie eine Beschreibung des Schmuckstücks abgeben können. Unsere Schmuckexperten", erklärte Amano mit einem nicht ganz angebrachten Lächeln. "Falls Ihnen noch etwas einfällt, oder falls irgendwas ist, hier unsere Karte."
 

Yuki nickte. Dann er schloss die Tür hinter den beiden. Er ging zum Esstisch, nahm die Zigarettenschachtel auf und zündete sich einen der Nikotinstengel an.

Shuichi wusste nicht, was er sagen sollte. Er schaute ihn deshalb nur mit trauriger Miene an.

Yuki wirkte abwesend und schaute aus dem großen Fenster hinaus. Er lehnte den Kopf gegen die Scheibe und inhalierte den Rauch tief in seine Lungen. Dem Sänger traten die Tränen in die Augen, als er das stumme Leid seines Geliebten beobachtete.
 

Unerwartet brach Yuki das Schweigen. "Das hatte sie nicht verdient."
 

"Niemand hätte das verdient". Ein leiser Versuch Shuichis, die Situation zu entschärfen.

Der Ältere drehte sich um und sah ihn mit steinernem Blick direkt in die Augen. "Doch. Yuki Kitazawa hatte es verdient". Er machte eine stilistische Pause. "Aber es war trotzdem unrecht."
 

Shuichi wagte es nicht, das Arbeitszimmer zu betreten, in das sich Yuki kurz nach dem Besuch der Polizeibeamten zurückgezogen hatte. Dies war der Ort, an dem er für sich sein wollte, sein Zufluchtsort wenn ihm alles zuviel wurde.
 

Normalerweise ließ er die Tür immer offen, wenn er arbeitete. Heute war sie geschlossen, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er allein sein wollte. Wie gern würde Shuichi ihn in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles wieder gut würde. Doch er hatte mit seinen Bemerkungen alles nur noch schlimmer gemacht. Er ballte die Fäuste und fluchte leise über seine Dummheit.
 

Erst versuchte er, an einem neuen Song zu basteln, aber er merkte schon nach den ersten Zeilen, dass es heute keinen Sinn hatte. Die Noten lagen tot auf dem Papier und ergaben keinen Sinn, keine Harmonie. Die Melodie war mindestens so aufgewühlt, wie sein Gefühlsleben.
 

Also schaltete er den Fernseher ein und zappte rastlos durch die Programme. Völlig in Gedanken versunken blieb er schließlich bei einer Musiksendung hängen und sah sich ein Video nach dem anderen an. Aber eigentlich registrierte er das Programm gar nicht.

Erst als der Name "Nittle Grasper" fiel, wurde er hellhörig. "Und wieder hat die dreiköpfige Band seit ihrem Comeback letztes Jahr einen Hit gelandet. Nittle Grasper mit ,Everything for you' auf der drei und das in der ersten Verkaufswoche."
 

Entgeistert starrte Shuichi auf den Fernseher als die Bilder aus dem neuesten Musikvideo über die Mattscheibe flimmerten. "Sakuma-san", flüsterte er, als der Leadsänger von Nittle Grasper wieder alles gab. Sein Idol, sein Vorbild. Früher hätte er ihn als seinen Gott bezeichnet. Jetzt war er ihm ebenbürtig. Yuki hatte oft... wieder waren seine Gedanken bei ihm.
 

Was wohl jetzt in ihm vorging. Shuichi ging zum großen Panorama Fenster und blickte hinunter auf die Straße. So bemerkte er auch nicht, wie auf dem Flachdach gegenüber eine schwarz gekleidete Gestalt stand.
 

Er sah auch nicht, wie ein sperriges Geschoss auf ihn zuflog. Plötzlich klirrte Glas und etwas schweres, viereckiges flog an ihn vorbei. Glas splitterte, schnitt Haut ein. Blut floss durch die Wunden, befleckte das Parkett mit granatroten Punkten. Instinktiv hob Shuichi die Arme vor die Augen, um sich zu schützen. Ein unterdrückter Schrei entkam seiner Kehle und er stürzte zu Boden, mitten in die Glassplitter, die ihm weitere Schnitte zufügten.
 

Als Yuki angerannt kam, war Shuichi schon dabei, aufzustehen wohl bedacht dabei nicht noch mehr Haut einzuritzen, indem er in herumliegenden Splitter fasste.
 

"Alles in Ordnung?" Vorsichtig half er Shuichi beim Aufstehen und schleifte ihn erst mal ins Badezimmer und setzte ihn auf das Klosett.
 

"Ist nicht so schlimm, nur ein paar Kratzer", versicherte der Verletzte mit einem schiefen Lächeln.
 

"So, dann dürfte das auch nicht sehr weh tun!". Demonstrativ hielt der Autor ein Fläschchen mit Jod in Shuichis Sichtfeld, der sofort beteuerte, dass es *wirklich* nicht nötig sei.
 

"Stell dich nicht so an! Du bist kein kleines Kind mehr!"
 

"Eben! Nur kleine Kinder müssen mit Jod eingeschmiert werden, damit sie Schmerzen ertragen lernen. Ich dagegen..."
 

"Du bist verweichlicht. Jetzt hör auf rumzustrampeln. Hemd ausziehen!"

Shuichi grinste. "Das müsstest du mal im Schlafzimmer sagen."
 

Einige jodgetränkte Wattebäusche, Schmerzensschreie und Verbände später war Shuichi dann auch wieder so weit hergestellt, dass die beiden der Ursache dieses unangenehmen Vorfalls nachgehen konnten. Zwischen den Scherben und Shuichis Blut fanden sie dann auch das Geschoss, mit dem die große Scheibe zertrümmert wurde. Ein Ziegelstein mit einem Samtkästchen auf der einen und einem Brief auf der anderen Seite.
 

"Die Verrückte!" entfuhr es Shuichi.
 

"Oder DER Verrückte. Meinst du eine Frau kann einen schweren Backstein so weit werfen?"
 

Yuki wies mit dem Kopf auf das gegenüberliegende Flachdach, von dem aus auch schon K Scharfschütze gespielt hatte. Er zog den Brief aus dem Paketband, mit dem der Brief und das Kästchen an dem Ziegel befestigt waren.
 

Wieder wollte Shuichi ihn aufhalten, den Brief einfach so zu öffnen, doch Yuki meinte, wenn der Verrückte sie hätte sprengen wollen, dann gäbe es dazu bessere Möglichkeiten als eine Briefbombe. "Außerdem bezweifle ich, dass das sein Stil ist."
 

"Sein Stil? Yuki! Verrückte kennen keinen Stil, die machen halt was ihnen so einfällt." Als Shuichi geendet hatte, merkte er, dass sein Gegenüber den Brief schon geöffnet und halb durchgelesen hatte. "Was... will er diesmal?"
 

"Er schreibt nur, wie sehnsüchtig er auf mich wartet, und dass er niemand anderen an meiner Seite duldet. Dies hier sei ein Geschenk für mich. Und es ist gleichzeitig eine Warnung. Ich solle ihn nicht betrügen und so weiter..."
 

"Ein Geschenk für dich?", Shuichi löste das Kästchen aus dem Paketband und wiegte es in der Hand. "Was könnte das wohl sein? Ein Geschenk für Yuki..."
 

Unbesonnen öffnete er das Kästchen. Seine Augen wurden leer und starr. Mit einem klappernden Geräusch ging das rote Samtkästchen zu Boden und präsentierte seinen Inhalt.

Da sah Yuki, was seinen Lebensgefährten so entsetzt hatte. Yukis Augen verengten sich zu Schlitzen. Shuichi war immer noch wie in Trance, Tränen sammelten sich in seinen Augen. Er sagte nichts, zitterte nur.
 

Yuki packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn.

"Shuichi, komm wieder zu dir!", brüllte er mit ärgerlicher Stimme.
 

"Yuki...", wimmerte der kleinere nur und fing dann haltlos an zu weinen.

"Sag dass das nicht wahr ist! Das ist nur ein Albtraum! Und wenn ich aufwache nimmst du mich in den Arm und sagst: Hab keine Angst mehr. Es wird alles gut! Sag, dass es nur ein Traum ist!" Die letzten Worte hatte er geschrieen. In Tränen aufgelöst schlug er hilflos gegen Yukis Brust. Dieser stand reglos da und sah Shuichi nur an, und wartete ab, bis sich dessen Weinkrampf langsam löste. Unregelmäßig stieß er heißen Atem aus.
 

"Wir müssen hier weg, Yuki! Der bringt uns um!" Mit roten Augen sah er den Mann mit der eisernen Miene an. Dieser streichelte ihm mit der Hand sanft über das nasse Gesicht. Das seine wurde weich und er gab Shuichi einen zärtlichen Kuss mit dem Beigeschmack der Verzweiflung. Als sich ihre Lippen wieder lösten, legte Yuki seinen Kopf auf Shuichis Schulter und flüstere ihm ins Ohr:
 

"Dies ist kein Traum. Aber hab keine Angst. Es wird alles wieder gut." Der junge Sänger klammerte sich an Yuki wie ein kleines Kind. "Halt mich fest! Bitte!".
 

Sie hielten sich fest, und beachteten nicht das geöffnete Samtkästchen, das noch immer triumphierend zwischen den Scherben lag und seinen Inhalt präsentierte: einen Finger mit einem prächtigen Smaragdring.



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