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Alles wegen Rioroute

von

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Trubel in der Schule

Und erneut nahm mein Leben wieder seinen gewohnten Lauf. Ich ging zur Schule, lernte außerhalb der Schule, guckte fern, ging zum Musikunterricht, verabredete mich mit Ritz usw. Aber dieses Mal dachte ich nicht, dass Rioroute mich in Ruhe lassen würde und fühlte auch keine Erleichterung. Natürlich trug die rätselhafte Nachricht, die er mir vor genau einer Woche vor dem Fenstersims geworfen hatte, dazu bei, dass ich mich nicht mehr allzu sicher fühlen konnte, ihn für immer los zu sein.

Es war vielmehr seine Entschlossenheit, die mich daran zweifeln ließ, dass alles vorbei war. Ich hatte gelernt, ihn nicht zu unterschätzen und dachte, dass er wohl zu allem bereit war. Es ging sogar soweit, dass ich ihn in jedem Gebüsch, in jedem Schatten sah und mich, wenn ich draußen war, jede Sekunde umsah, weil ich befürchtete, er würde mich verfolgen.

Vielleicht litt ich unter einem Wahn, aber dieser Kerl hatte schließlich nicht genau geschrieben, wie er mich – wie hieß es doch gleich? – von seinen Gefühlen überzeugen wollte. Und ich traute ihm mittlerweile alles zu.

Und auch wenn ich jetzt mittlerweile eine Woche lang nichts mehr von ihm hörte, traute ich dem Frieden nicht.

Und doch …

Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet, hätte ich mich am besten vorher mumifizieren lassen. Jedes Leid wäre besser zu ertragen, als … als das, was auf mich wartete.

Hätte ich hellseherische Fähigkeiten gehabt, hätte ich sicher gewusst, was mich erwartete, als ich nach einem wunderschönen, „Rioroute-freiem“ Wochenende wie üblich am Montag zur Schule ging – und mir schon im Voraus einen Sarkophag bestellt. Aber leider konnte ich die Zukunft nicht voraussagen und machte mich in gewohnter Weise für den Schultag fertig.

Verflucht seiest du, weibliche Intuition!
 

Eine halbe Stunde vor Schulbeginn fuhr ich mit meinem Fahrrad los. Meine Mutter bietet mir immer an, mich mit dem Auto zu fahren, aber ich mag es nicht, wie ein Prinzesschen überall rumkutschiert zu werden. Sicher wäre es etwas anderes, wenn man mal verschlafen hatte und ziemlich schnell zur Schule musste. Dann ging es nicht anders. Aber bei mir kam dies ungefähr einmal in 5 Jahren vor.

Außerdem wollte ich unabhängig sein und nicht von meinen Eltern nach Strich und Faden betütert werden. Und das fing schon damit an, dass ich meinen Schulweg – egal wie und egal zu welcher Jahreszeit – alleine mit dem Fahrrad zurücklegte. Überhaupt, ich wollte immer alles alleine schaffen.

Auf halbem Weg traf ich wie auch sonst immer mit Ritz zusammen und wir radelten gemeinsam zur Schule. Wir fahren immer zusammen, es sei denn, jemand von uns wird krank oder hat eine Panne mit dem Rad. Ab und zu bringt mich auch Drake mit seinem Motorrad zur Schule. Das mag ich zwar auch überhaupt nicht, aber wenn mein Cousin einmal anfängt zu betteln, kann man ihm schwer etwas abschlagen. Aber sonst lege ich immer mit Ritz meinen und unseren Schulweg zurück.

Wir begrüßten einander und tauschten Wochenenderlebnisse aus.
 

„Und, hast du was von ihm gehört?“, platzte Ritz in meine Erzählung davon hinein, wie Papa unseren Rasen mähen wollte, der Rasenmäher aber warum auch immer durchging und meinen Vater kreuz und quer über das Gelände jagte.

Wen Ritz mit „ihm“ meinte, brauchte ich gar nicht ernst zu fragen.
 

„Nein, und ich bin froh darüber!“, war meine Antwort.
 

Ritz seufzte. „Weißt du, ich glaube, der meint es wirklich total ernst mit dir. Ach, wäre ich froh, wenn ein Junge so was für mich tun würde!“
 

„Kannst du gerne haben“, spottete ich, „ich schicke ihn bei nächster Gelegenheit bei dir vorbei, damit er dir mal so das Leben zur Hölle macht, und dich so beschämt, dass du dich nicht mehr nach draußen traust und obendrein unter Verfolgungswahn leidest – und ich genieße ein wunderbares, sorgenfreies Leben!“ -
 

„Mag ja sein, dass er übertrieben hat. Aber er ist nun mal kein Romeo und weiß wahrscheinlich nicht, was er sonst tun soll, um dich für ihn zu gewinnen!“ Das war Ritz’ Antwort.
 

„Ritz, du wiederholst dich“, sagte ich, „und außerdem wird er mich nun mal nicht für sich gewinnen, da kann er sich meinetwegen auf den Kopf stellen und dabei die Nationalhymne rülpsen!“
 

Meine Freundin seufzte erneut und schwieg eine Weile. Dann aber fragte sie: „Was hast du eigentlich für die Aufgabe in Geschichte getan?“
 

Aha, Themawechsel! Ritz hatte wohl bemerkt, dass ich nicht mehr über dieses blöde Thema „Rioroute“ sprechen wollte. Kluges Mädchen!

Ich ging sehr gerne auf die Frage ein und wir besprachen unsere Geschichtsaufsätze, denn gleich hatten wir in der ersten Stunde Geschichte. Wir nahmen den Ersten Weltkrieg, seine Ursachen, Auslöser und Folgen durch. Ritz und ich vertieften uns so sehr in das Gespräch, dass wir gar nicht merkten, als wir an der Schule angekommen waren.
 

Wir stellten unsere Räder ab und gingen die Gänge im Gebäude bis zu unserem Klassenzimmer entlang. Unsere Schule ist, wie ich bereits erwähnte, etwas moderner und neuer, als andere, aber ich mag ihren Baustil nicht. Die gesamte Schule ist außen weiß, mit silbernen Fensterrahmen und einem rostroten Dach. Das Gebäude ist hufeisenförmig angeordnet und in der Mitte ist der Hof aus schwarzen Backsteinen. Direkt daneben stehen auch unsere Sporthalle, sowie eine riesige Säule aus Backstein, an dem ein Schild mit der Inschrift „ Redford High School“ hängt.

Die Gänge in der Schule sind alle aus grünem Linoleum, die Wände äußerst steril und mit ziemlich wenigen Bildern behangen und die Türe sind aus gewöhnlichem, hellbraunen Holz gemacht.

Na ja … immerhin ist es die Schule, die von unserem Haus am wenigsten entfernt ist.

Auch unser Klassenzimmer war auch einst steril – weiß und leer. Aber unsere Klassensprecherin Saiki Haneda hat sich dafür eingesetzt, dass es einen hellgelben Anstrich bekam, dass Bilder an den Wänden hängen und Pflanzen an den Fensterbänken stehen. Immerhin konnte man sich im Klassenraum wohl fühlen.

Als Ritz und ich diesen betraten, waren nur wenige Klassenkameraden da. Aber das war normal – die meisten kamen ohnehin mit der Schulglocke. Wir grüßten alle höflich und die Mitschüler grüßten zurück, nahmen aber sogleich wieder ihre Gespräche auf. Ritz und ich waren bei denen als „Langweiler“ abgestempelt und mit solcher Art Leuten unterhielt man sich halt nicht!

Aber das war mir egal, gutgelaunt nahm ich meinen Platz in einer der hintersten Reihe auf und Ritz setzte sich auf ihren Platz neben mich. Unsere braunen Tische sind in jeweils fünf waagerecht verlaufenen Reihen angeordnet; aus der Vogelperspektive sieht unser Klassenzimmer aus, wie ein braun-gelb gestreiftes Hemd.
 

„Na, Mädels wie geht es euch?“, unterbrach jemand unsere Unterhaltung und Ritz und ich sahen auf.

Es war Jenny Wilhelm, eine von den Wenigen, die viel und gerne mit uns redete. Sie hatte schwarze Haare, die sie immer zu einem Pferdeschwanz zuband und durchdringende, tiefbraune Augen. Und sonst war sie ein netter und fröhlicher Mensch.
 

„Gut, und wie läuft es bei dir?“, antworteten wir beide im Kanon.
 

„Och, das Übliche…“ Nachdenklich drehte Jenny eine ihrer Haarsträhnen um den Finger. Dann fragte sie: „Gibt es was Neues von diesem Typen?“
 

Ich verdrehte stöhnend die Augen. Gab es denn sonst kein Thema, über das man reden konnte?

Soll ich vielleicht eine Zeitungskolumne unter dem Namen „Ein Idiot mit dem Namen Rioroute“ schreiben?

Jenny hatte nämlich ganz zufällig mitbekommen, als Ritz und ich uns in der Pause über ihn unterhielten (genauer: Ritz redete von ihm und ich SCHIMPFTE auf ihn) und wollte Genaueres über diese Geschichte wissen. Und Ritz war so „freundlich“ gewesen, ihr alles zu erzählen.
 

„Nein, es gibt nichts Neues! Wenigstens einmal habe ich Glück!“, antwortete ich genervt.
 

„Stimmt, du hast Glück. Glück, dass sich ein Junge so stark in dich verliebt hat“, murmelte Jenny nachdenklich.
 

Das war zum Verrücktwerden! Nun dachte auch noch Jenny, so wie Ritz. Ich holte tief Luft, um eine Hasstirade gegen Rioroute loszulassen, die sich gewaschen hatte, als ich eine Stimme hörte, die mich verstummen und zusammenzucken ließ.

ER hatte den Raum betreten.
 

„Musstest du dich auch dieses Mal wieder einmischen?“, fragte Shinichi Kudo.
 

Ich spürte, wie mir heiß und kalt gleichzeitig wurde, als ich aufsah und Shinichi anstarrte. Wie immer sah er gut und gepflegt aus – heute trug er eine weiße Bluse und eine dunkelblaue Hose – und schaute – wie auch sonst immer – ernst drein. Aber das machte mir nichts aus, im Gegenteil: diese ernste Art hatte etwas Anziehendes auf sich. Und besonders diese wunderschönen Augen … wenn man in sie sah, hatte man das Gefühl, im Meer an der Karibik zu schwimmen … dunkelblau und beruhigend.
 

„Mensch, ich wollte dir doch nur helfen und mich nicht einmischen!“ Das war Saiki Haneda, die bereits erwähnte Klassensprecherin. Sie hatte lange, blonde Haare, blaue Augen, eine gute Figur … kurz: sie war genau der Typ Mädchen, auf den die Jungs flogen und den ich nicht leiden konnte. Aber immerhin war sie klug und nett, was man von den sonstigen Vertretern dieses Typs Frau nicht immer behaupten konnte.
 

„Ja, klar, natürlich“, spottete Shinichi, „vielen Dank für deine Hilfe! Kaum habe ich bis drei gezählt, ist der Fall, der MIR aufgetragen wurde, von der bezaubernden und genialen Saiki Haneda gelöst worden … und ich darf mir wieder die Löcher in den Bauch ärgern, dass ich versagt habe!“
 

Ich seufzte. So war das immer.

Jedes Mal, wenn Shinichi einen neuen Fall bekam – sei es nun, jemanden oder etwas zu finden oder einen Mordfall zu lösen – machte er sich mit großem Eifer und in gewohnter Professionalität an die Arbeit. Egal um was man ihn bat, er löste alles blitzschnell und perfekt. Doch nach einiger Zeit kam Saiki ins Spiel. Ich weiß nicht, wie sie das machte, aber sie musste wohl jedes Mal spüren, wenn Shinichi einen neuen Fall hatte – und steckte sofort ihre Nase hinein. Vielleicht nannte sie dies „helfen“, aber sowohl für Shinichi, als auch für mich war dies ganz klar „einmischen“.

Das Schlimmste daran war aber, dass sie Shinichis „Karriere“ als Detektiv und somit seinen Traum gefährdete.

Denn wenn ein Fall gelöst werden sollte, hatte Saiki Haneda schon alle Spuren und Hinweise gefunden, kaum hatte Shinichi die Aussagen aller Zeugen und Verdächtigen gehört. Und gerade als dieser sich daran machte, die Spuren zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen, hatte Saiki schon raus, wer der Täter war, wie er es getan hatte … und im Falle dessen, wenn etwas gesucht werden musste, es schon längst gefunden.

Klar, dass Shinichi Angst hatte, seinen Ruf als beliebter und gefragter Detektiv zu verlieren, wenn ihm in jedem Fall ein Mädchen zuvorkam! Kein Wunder also, dass er das Gefühl hatte, versagt zu haben.
 

„Quatsch, du hast nicht versagt!“, antwortete Saiki gepresst, „im Gegenteil: wenn deine Assistentin deinen Fall so gut und so schnell lösen kann, wie du, fällt dieses gute Image ja auch auf dich zurück!“
 

„Und du bist meine Assistentin, oder was?“ Shinichi lachte laut auf.
 

„Na ja … immerhin will ich dich unterstützen, so gut es geht!“, murmelte Saiki verlegen.
 

„Wenn das der Fall wäre, dann würdest du mich bei der Spurensuche usw. unterstützen und mir die Lösungen überlassen“, konterte Shinichi, „aber das willst du sicher nicht. Immer kommst du mir dazwischen!“
 

„Ich löse die Fälle doch genauso gerne, wie du, aber …“, sagte Saiki. Ihre Stimme hörte sich fast flehend an.
 

„Dann mach deine eigene Detektei auf!“ Er kehrte ihr den Rücken zu und ging zu seinem Platz. Punkt, Aus, Ende. Saiki schaute ihn noch eine Weile traurig und verzweifelt an, bevor auch sie sich auf ihren Stuhl setzte.

Und so sehr ich mich auch bemühte, dies nicht zu denken – Saiki tat mir irgendwie Leid.
 

Aber ich hatte keine Gelegenheit mehr, darüber nachzudenken: Drake hatte soeben das Klassenzimmer betreten. Das gab immer ein Radau, weil ihm von allen Seiten Begrüßungen und Fragen entgegenströmten. Drake aber sprach mit allen nur kurz und bündig und kämpfte sich durch die Menge der Klassenkameraden zu uns hindurch. Ich fand es immer sehr erheiternd, dass Ritz und ich uns freuen konnten, wenn uns wenigstens einer von den Kameraden „Hallo“ sagte; Drake dagegen jeden Tag von der ganzen Klasse begrüßt wurde und nicht gerade begeistert davon war. Natürlich hatte er nichts gegen die Leute, er mochte vielmehr den Rummel, den man um ihn machte, nicht.

Ich merkte wieder einmal, wie stolz ich auf meinen Cousin war. Vielleicht war er ein wenig ruhig und in sich gekehrt, aber dennoch herzensgut und bescheiden. Und dass er gut aussah, stand außer Frage: er war groß, hatte breite Schultern und Muskeln, schwarze Haare, die ihm in Strähnen ins Gesicht fielen – und hübsche, braune Augen. Und diesen Eindruck bestätigten die schwärmerischen Seufzer seitens der Mädchen, die ihm jedes Mal von allen Seiten entgegen schallten.

Drake grüßte mich, dann Ritz und fragte uns nach dem Wochenende aus.

Wenigstens einer, der nicht von diesem Rioroute sprechen wollte!

Wir quatschten noch eine Weile miteinander, als das Schulklingeln unser Gespräch unterbrach. Und in dem Moment, in dem Drake wieder auf seinen Platz zurückgekehrt war, kam unsere Klassenlehrerin Mrs. Darling, die bei uns Geschichte und Englisch gab, in den Raum.

Ich fand immer, dass sie den Namen zu Recht trug. Sie war immer fröhlich und gutgelaunt und half jedem, so gut sie konnte – sowohl in den schulischen, als auch in privaten Problemen. Und auch sonst sah sie immer jung und sympathisch aus, mit ihren kurzen blonden Locken; man konnte einfach nicht anders, als Vertrauen zu ihr zu fassen.

Nicht so wie manch andere verklemmten, altmodischen Tattergreise, die an unserer Schule unterrichteten.
 

„Guten Morgen, allerseits!“ Miss Darling stürmte, strahlend wie immer, zu ihrem Pult.
 

„Guten Morgen!“ Die Antwort der Schüler darauf war dagegen nicht ganz so fröhlich.

Und dann …

kam das Grauen …

Ich weiß noch genau, dass ich in diesem Augenblick meine Geschichtshausaufgaben und das Buch ausgepackt hatte und gerade mein Geschriebenes noch einmal überflog, als unsere Lehrerin sagte: „Bevor wir heute mit dem Unterricht beginnen, habe ich eine Mitteilung zu machen. Ab heute habt ihr einen neuen Mitschüler in euren Reihen, den ihr bitte gut in eure Klasse aufnehmt. Helft ihm bitte, sich gut einzufügen.“

Daraufhin folgte ein allgemeines Murmeln der Schüler. Klar, ein Neuer in der Klasse war immer etwas, was mit Spannung und Aufregung erwartet wurde. Miss Darling nahm darauf aber nicht wirklich Acht, weil sie lächelte und Richtung Tür nickte.

Offensichtlich stand dieser neue Mitschüler schon hinter der Tür und wartete, bis Mrs. Darling ihn ankündigte.

Ich weiß auch noch genau, wie ich auf einmal und unerklärlich mächtige Bauchschmerzen bekam.

Und als ich den Neuen sah, der grinsend uns selbstsicher in den Raum stampfte und uns alle herausfordernd ansah, wünschte ich, diese Bauchschmerzen wären tödlich ausgegangen – und ich müsste dies nicht mehr sehen, was ich sah.

Das wäre mal eine Schlagzeile: Schülerin, 15, an Bauchschmerzen gestorben.

(Oder eher vor Schreck?)

Wie auch immer – da stand eine mir sehr bekannte Gestalt mit dunkelblond – braunen Stachelhaaren, einer blauen Bluse und Jeanshose bekleidet und den Rucksack lässig um die eine Schulter geschwungen, vor seiner neuen Klasse und schaute lächelnd und selbstbewusst in jedes Gesicht, das ihn neugierig anstarrte, zurück.
 

„Darf ich vorstellen?“, fragte Mrs. Darling, „Das ist euer neuer Mitschüler Rioroute Vilgyna!“
 

Ich hörte, wie Ritz neben mir laut und tief Luft holte und spürte daraufhin ihren brennenden Blick auf mir liegen. Auch Jenny Wilhelm drehte sich mit staunenden Augen und offenem Mund zu uns um. Ich dagegen konnte nicht reagieren. Durch diese Schocknachricht war ich zur Salzsäule erstarrt. Zu einer Salzsäule mit Bauchschmerzen.

Und das sagte sowohl Ritz als auch Jenny alles: Der Neue WAR der Rioroute aus meinen Erzählungen - der wie eine ekelhafte Plage an mir klebte und mir das Leben zur Hölle machte.
 

„Möchtest du noch etwas hinzufügen, Rioroute?“, fragte unsere Lehrerin.
 

„Klar!“ Selbstbewusst trat er nach vorne und sagte: „ Hallo, freut mich sehr, mit euch Bekanntschaft zu machen.“ Und dann holte er Luft, so tief er konnte und rief, so laut er konnte: „HHHHALLLLO, HHHEEEEEELLLLEEEEENNN!!!!“
 

Die ganze Klasse drehte sich im selben Moment abrupt zu mir um und ich meinte sogar das Knacken ihrer Nacken bei der Drehung zu hören. Dann schauten mich dreißig Augenpaare an.

Noch nie zuvor hatten mich so viele Leute angestarrt. Sonst wurde ich ja immer ignoriert; selbst dann, wenn ich mich am Unterricht beteiligte. Und jetzt – das war definitiv zuviel!

Und sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr peinlich.

Ich wusste, was jeder einzelne von ihnen dachte: Woher kennt der Neue denn die Riley? Kennen sie sich etwa? Oder (das wohl schlimmste, was man in dem Moment denken kann!!!) haben sie etwa was miteinander?

Ich wünschte mir wie noch nie zuvor, jetzt eine Schaufel in der Hand zu halten, mit der ich mir ein Mauseloch buddeln könnte, in das ich mich verkriechen könnte.

Aber ich wusste mir auch anders zu helfen: Ich schlug mein Geschichtsbuch auf und vergrub mein Gesicht, das exakt die Farbe eines Stiertuchs angenommen hatte, dahinter. Und weil ich nicht wusste, wohin ich sonst schauen sollte, sah ich in mein Buch.

Ich hatte zufällig das Bild von Napoleon, über den wir schon Wochen vorher gesprochen hatten, aufgeschlagen – dort ritt er auf einem Pferd und mit hoch erhobenem Schwert in die Schlacht.

Ich wünschte mir, dass ich mich durch einen bestimmten Zauber in das Buch beamen könnte – ich würde hinter Napoleon auf dem Pferd sitzen und ihn in seine Schlacht begleiten. Alles, nur damit ich von diesem Volltrottel, der neugierigen Klasse und der endpeinlichen Situation wegkomme.

Meinetwegen wäre ich mit Napoleon sogar nach Waterloo geritten.
 

„Wie auch immer“, sagte Mrs. Darling schmunzelnd, „setze dich bitte dorthin auf den freien Platz neben Shampoo!“
 

Für mich war es ein Rätsel, warum der Platz neben Shampoo Wang frei war, wo es doch eine Menge Leute – überwiegend männlich – gab, die neben ihr sitzen wollten. Shampoo kam ursprünglich aus China, war aber in Amerika aufgewachsen. Sie war sowohl hübsch (sie hatte blaue Augen und blau gefärbte, lange Locken), als auch gut gebaut – und folglich liefen ihr die Jungs jeden Alters an unserer Schule hinterher … wenn sie nicht gerade in Saiki Haneda verliebt waren, natürlich. Doch während Saiki zu allem und jedem freundlich gesinnt war, ignorierte Shampoo wohlweislich jeden, den sie für unter ihrer Würde hielt (und darunter fielen fast alle Leute unserer Schule). Wenn man aber sehr viel älter war als sie, und obendrein reich, dann konnte er oder sie leicht Shampoos Interesse erregen. Jedes Mal, wenn sie in Gesellschaft einer Vielzahl von Menschen war (und das geschah beinahe andauernd), dann erzählte sie, wie sie wieder einmal einen College – Typen kennen gelernt hatte, der sie in ihrem Wagen rumkutschiert hatte oder wie sie auf Kosten einer reichen Freundin einen tollen Ausflug gemacht hatte. Ich hatte es einmal gewagt, zu sagen, dass der Wert eines Menschen nicht dadurch gemessen wurde, wie prall seine Geldbörse gefüllt war – und seitdem guckte mich Shampoo Wang nicht einmal mit ihrem wohl gerundeten Hinterteil an.

Rioroute Vilgyna wusste natürlich absolut nichts von ihren Macken und Vorlieben, sonst wäre er wohl bei der Verkündung seiner neuen Platznachbarin schreiend aus dem Zimmer gerannt – ihre „Prüfung“ konnte er so oder so nicht bestehen. Aber so ging er hocherhobenen Hauptes auf sie zu und hielt ihr, von einem Ohr zum anderen grinsend, die Hand hin. Sie starrte ihn zuerst baff an, doch dann erwiderte sie sein Grinsen – ob nun widerwillig oder nicht, konnte ich aus meiner Entfernung nicht erkennen – und schüttelte seine Hand.
 

Währenddessen hatte die Stunde begonnen. Mrs. Darling führte ihren Unterricht immer damit ein, dass in der vergangenen Stunde Erarbeitetes noch mal kurz zusammengefasst wurde – meist geschah das durch Stundenprotokolle, die besondere Quatschköpfe schreiben mussten. Dann knüpften wir mit unserer Diskussion an das Thema an oder lasen die Hausaufgaben vor. Ich mochte Geschichte eigentlich nicht; Mrs. Darling hatte aber eine super Art zu unterrichten, so dass man automatisch begeistert von dem Stoff war. Dieses Mal aber hätten mich selbst die blutigsten Schlachten oder total umstürzende Ereignisse nicht mitreißen können; missmutig trauerte ich auf meinem Platz mit dem Gedanken, von nun an auch noch in der Schule an dieser Seuche zu leiden. Dieser Seuche mit braun-blonden Haaren.
 

„Nein, nein, so stimmt das nicht; die Ereignisse sind nicht treffend genug auf den Punkt gebracht worden“, kommentierte die Lehrerin gerade die Hausaufgabe eines Schülers. Und dann plötzlich …
 

„Helen, liest du bitte deine Hausaufgabe vor?“
 

Es war seit langem das erste Mal, das ich dran genommen worden war, ohne mich gemeldet zu haben. Und es war das erste Mal überhaupt, dass ich eigentlich keine Lust hatte, was zum Unterricht beizutragen. Ich mochte gar nichts tun, was automatisch die Aufmerksamkeit dieses … dieses NEUEN auf mich zog. Doch hatte ich eine Wahl? Ich seufzte, räusperte mich und las meine Aufgabe vor.
 

„Das hast du super gemacht, Helen, vielen Dank!“, lobte die Lehrerin, „seht ihr – genau so habe ich das gemeint! Ihr müsst die Ereignisse genauer beschreiben und auch zwischen den Zeilen lesen, was die Ursachen waren. Helen hat das ganz richtig gesehen!“
 

Ich fühlte, wie mein Kopf rot wurde.

Ach, wäre das schön, wenn dieser Rioroute nicht da wäre … Dann hätte ich glänzen können – vor Mrs. Darling; der Klasse, die mir sonst keinen Deut Aufmerksamkeit schenkte und natürlich vor Shinichi. Doch unter diesen Umständen fühlte ich mich total unangenehm; ich wünschte sogar, meine Hausaufgabe wäre von Anfang bis Ende falsch gewesen und Mrs. Darling hätte mich vor allen bloß gestellt.

Überhaupt war Mrs. Darling keine „Mrs. Darling“ mehr, eher eine „Mrs. Feed me to the lion“: Sie hatte nicht nur die Aufmerksamkeit dieses Dummkopfs auf mich gelenkt; sie hatte ihm auch Grund genug geliefert, mich anzuschwärmen.

Ich tat alles, um nicht in seine Richtung zu sehen, doch da er zwei Reihen vor mir saß und sich gerade zu mir umgedreht hatte, hätte ich ihn sogar gesehen, selbst wenn ich geschielt hätte. Er hatte seinen linken Arm auf den Tisch vor ihm gestützt und die dazugehörige Hand lag auf seiner linken Wange; seine Augen sahen total weggetreten aus … kurzum: er sah aus wie jemand, der gerade einen äußerst schönen Tagtraum genoss. Ich konterte meinerseits mit einem für meine Verhältnisse wunderschönen Tagtraum: der Vorstellung, ihm jedes Haar einzeln rauszureißen.
 

Nach der Stunde war eine kurze Pause und da wir gleich Englisch im selben Raum hatten (und wieder bei „Mrs. Feed me to the lion“) brauchten wir das Klassenzimmer nicht zu wechseln; manche nutzten die kleine Verschnaufpause, um ein bisschen Radau am Korridor zu machen oder mit seinen Tischnachbarn zu plaudern. Ich dagegen vertiefte mich in meine Englischnotizen von der letzten Stunde; ich tat alles, damit mich weder Ritz noch sonst jemand auf Rioroute ansprach.

Apropos: Er war gerade in eine lebhafte Unterhaltung mit Shampoo Wang vertieft. Na, die hatten sicher eine Menge zu besprechen, dachte ich grinsend.

Plötzlich spürte ich, wie sich jemand vor mich stellte. Dazu war das Licht, das auf mein Heft schien verdeckt – und somit meine Sicht. Wahrscheinlich war es Drake, der sein Gespräch mit Ritz und mir vor der Geschichtsstunde fortführen wollte, dachte ich und sah auf …

MMMMAAAANNNNNNN, LIEß ER MICH DENN NIEEE IN RUHE???!!!!
 

„Na, Helen, was sagst du zu meiner Überraschung?“, fragte Rioroute und grinste mich fröhlich an.
 

„Wie du siehst, habe ich gerade vor Freude den Rekord in Hochsprung gebrochen“, spottete ich und widmete mich wieder meinen Mitschriften. Der sollte bloß merken, dass ich keine Lust auf ihn hatte! Aber natürlich fehlte da oben etwas bei ihm, um es zu merken.
 

„Ach komm, Helen, da gebe ich mir so viel Mühe, um hierhin zu kommen und da bist du trotzdem so kühl und abweisend!“ Er zog eine Schnute.
 

„Niemand hat dich darum gebeten und ich am allerwenigsten!“, war meine Antwort darauf.
 

Aber er tat, als hätte er mich nicht gehört: „Ich habe ewig gebraucht, um deine Schule ausfindig zu machen. Überall in der Umgebung habe ich nachgefragt, mich umgeguckt … und dann bin ich auf die Internetseite dieser Schule gestoßen. Dort sind alle Schüler dieser Schule verzeichnet, mit den Klassen, die die Schüler besuchen – und so habe ich dich gefunden. Das ist wirklich eine tolle Erfindung, das Internet! Und ich musste so viele Formalitäten erledigen, um auf die „Redford High“ wechseln zu können. Und Ärger mit meinen Alten habe ich auch bekommen, weil der Schulweg so weit ist. Aber das war es mir wert!“
 

„Vor Rührung muss ich gleich weinen“, sagte ich mit der größten Portion Ironie, die ich in meine Stimme legen konnte. „Warum bist du nicht dort geblieben, wo du warst?“
 

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er sich in die Hocke setzte und seine Arme verschränkt auf meinen Tisch legte und dann sagte er: „Ich musste ja etwas tun, wo ich dich nicht mehr zu Hause aufsuchen kann…“
 

„ … und stattdessen suchst du mich in der Schule auf“, unterbrach ich, „das ist ja etwas gaaanz anderes!“
 

„Genau!“ Er lachte. „So kann ich dich kaum in Verlegenheit bringen und bin trotzdem in deiner Nähe, damit du mich etwas besser kennen lernen kannst!“
 

Ich fühlte, wie meine Wut in mir hochstieg. Bloß nicht die Kontrolle verlieren!

„Gott, ich möchte wirklich wissen, was du heute so Schlechtes zu dir genommen hast, dass du dich so dermaßen daneben benimmst!“ fauchte ich und strich einen Grammatikfehler mit besonders starker Gewalt durch.
 

Er zuckte lächelnd die Schultern und tat, als würde er nachdenken: „Hmmm … mal sehen … heute habe ich Cornflakes und ein Käsebrot gegessen und dazu Milchkaffee getrunken … wusste wirklich nicht, dass es schlecht ist, aber da habe ich wieder mal was gelernt fürs Leben!“
 

Ich knurrte und indem ich meine Hand zur Faust ballte, zerdrückte ich beinahe den Kugelschreiber darin. Neben mir hörte ich Ritz kichern.

Ich war in einem Zustand, wo mich alles auf die Palme bringen konnte und wahrscheinlich ärgerte ich mich nur deswegen, dass Ritz – anstelle mich zu unterstützen – über die unlustigen Späße dieses Volldeppen lachte. Doch da er seine Aufmerksamkeit dadurch Ritz zuwandte, beschloss ich, dieses Mal Gnade vor Recht walten zu lassen.
 

„Hallo, und du bist?“, fragte Rioroute Ritz lächelnd.
 

Diese kicherte noch immer: „Ich heiße Ritz und bin Helens Freundin!“
 

„Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen!“ Er schüttelte ihre Hand. „Ich wusste gar nicht, dass Helen mit so hübschen Mädels befreundet ist!“
 

Ritz’ Gesicht nahm dieselbe Farbe an, wie ihr Haar und dadurch konnte man das eine nicht mehr vom anderen unterscheiden. Ich aber seufzte nur und murmelte: „Rumsülzen wie ein Weltmeister – das kennen wir schon!“
 

„Helen, bitte“, mahnte mich meine Freundin eindringlich; Rioroute aber wehrte lachend ab und sagte: „Schon gut. Eigentlich bin ich gekommen, um etwas zu fragen.“
 

„Die Antwort lautet: ‚nein’!“, zischte ich und formulierte einen Satz in meinen Notizen um.
 

„Du weißt ja noch gar nicht, worum es geht!“, konterte er und ich sagte daraufhin: „Ist mir egal: Die Antwort ist trotzdem ‚nein’!“
 

Er seufzte: „Wie auch immer: ich war schon in meiner alten Schule nicht sonderlich gut und hier wird mir durch die Umstellung alles noch schwerer fallen. Du aber bist gut, Helen und ich wollte wissen, ob du mir Nachhilfe geben kannst!“
 

Ich lachte ironisch. Das war wohl die dümmste Frage, die er mir stellen konnte. Er wusste doch, dass ich, bevor ich ihm auch nur eine Minute lang Nachhilfe gab, meinen Kugelschreiber mitsamt der Faust, die ihn hielt, essen würde.

Dann antwortete ich: „Noch einmal für dich zum Mitschreiben: N.E.I.N.! Frag doch Shampoo, ob sie dir hilft; ihr scheint euch ja prächtig zu verstehen!“
 

Ich dachte, dass ich ihn damit verärgert hatte, aber er lachte nur und fragte mit einem schelmischen Augenzwinkern: „Eifersüchtig?“
 

„Du hast sie echt nicht mehr alle! Verschwinde!“ Ich schlug meine kugelschreiberfreie Faust auf meinen Tisch.
 

„Helen, bitte, wie kannst du nur…?“, fragte Ritz ärgerlich; ich ignorierte sie.
 

Aber er grinste nur frech, stand auf und sagte: „Du kannst es dir ja noch überlegen!“ Dann endlich machte er einen Abgang. Aber anstelle mich darüber zu freuen, spürte ich, wie meine Wut überkochte. Am liebsten wäre ich ihm hinterher gerannt und hatte ihm die Faust mit dem Kulli darin mit voller Kraft ins Gesicht gerammt.
 

„Wie kannst du nur so fies sein?“, wollte Ritz nun wissen. Nein, bitte nicht wieder DIE Leier!
 

„Hast du nicht gesehen, was er macht? Wie er mir auf den Geist geht?“, fragte ich. Als sie mich weiterhin verständnislos anstarrte – tat sie so beschränkt oder wollte sie es einfach nicht verstehen? – fuhr ich fort: „Er lässt mich nicht in Ruhe. Er belästigt mich. Er labert mich voll, ohne mir auch nur eine Sekunde zuzuhören. Andauernd macht er mich auf die wohl blödeste Art und Weise an. Und … er wechselt auf MEINE Schule, verdammt noch mal!“
 

Ritz zuckte die Achseln: „ ‚Belästigen’ ist etwas anderes. Er hat doch vorhin ganz normal mit dir geredet. Und er hat dich auch ganz normal um einen Gefallen gebeten. Er hat sich nicht einmal über die Gemeinheiten, die du ihm an den Kopf geworfen hast, aufgeregt. Alles, was er wollte, war: sich ganz nett mit dir zu unterhalten. Und DU … du schreist ihn ohne Grund an … du beleidigst ihn, auch wenn er dir nichts getan hat … ich erkenne dich kaum noch wieder, Helen!“
 

Ich seufzte: „Ich weiß, dass ich oft sehr gemein zu ihm bin. Aber er bringt mich einfach zur Weißglut! Warum kann er mich denn nicht in Ruhe lassen? Stattdessen muss er mich überallhin verfolgen und verlegen machen! Es muss doch eine andere Art geben, jemandem seine Gefühle zu zeigen, aber … doch nicht so!“
 

Meine Freundin redete jetzt etwas sanfter, versöhnlicher; ich aber wusste, dass es ihre typische „diplomatische Stimme“ war – ihre Art, etwas Ungeheuerliches zu sagen und dabei ihr Gegenüber möglichst nicht wütend zu machen.

„Mal ganz ehrlich, Helen: du hast ihm doch von Anfang an keine Chance gegeben! Und ihm keine Möglichkeit gelassen, seine Gefühle zu zeigen.“ -
 

„Weil ich einfach der Meinung bin, dass es dem Kerl – wie allen anderen auch – nicht ernst sein kann. Es ist einfach nur eine Masche, Mädchen um die Finger zu wickeln. Und nachdem man es geschafft hat – PENG!“ Ich klatschte die Hände, um meine Tirade zu untermalen.
 

Ritz sah aus, als wollte sie etwas erwidern, doch hielt sie sich zurück; sie beschränkte sich lediglich darauf, resigniert und traurig die Schultern zu zucken.

So fuhr ich fort: „Ritz, weißt du, was ich glaube? Du bist auf seiner Seite, weil er dir vorhin ein Kompliment gemacht hat! Dabei ist er nicht der Einzige, der so etwas über dich sagt. Drake ist auch dieser Meinung.“

Sie schaute mit großen Augen auf: „Was heißt das?“ und ich erklärte: „Drake findet dich auch sehr hübsch; das hat er mir vor einiger Zeit selbst gesagt! Jetzt ganz im Ernst!“
 

Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Gesicht ein noch tieferes Rosa annehmen konnte, als vorhin, aber Ritz schwieg daraufhin und kicherte nur ab und an vor sich hin. Ich aber konnte mich endlich in Ruhe meinen Englischmitschriften widmen …
 

Nach dem Englischunterricht war eine große Pause von 20 Minuten, wie es bei uns nach jeder 2. Stunde üblich war. Zu diesem Zweck war es zwingend, dass sich alle Schüler der „Redfort High School“ auf den Schulhof einfanden. Ich persönlich fand diese Regel ein wenig sinnlos. Für jüngere Schüler hatte das Verweilen auf dem Hof einen gewissen Reiz; so konnten sie rumbalgen und sich austoben. Aber High – School - Schüler waren bekanntlich zu alt dafür und taten somit in ihren großen Pausen nichts anderes, als wie die Hühner auf der Stange auf den Bänken zu sitzen oder dumm rum zustehen und sich zu unterhalten. Außerdem konnte es im Winter ab und zu ziemlich kalt werden und wenn man bei diesem Wetter draußen auf dem Hof war, dankte man Gott, dass man nicht in Sibirien in die Schule ging.

Während dieser Pause standen die Mädchen unserer Klasse im Kreis herum und redeten über alles Mögliche, während die Jungen aus der Klasse nur ein paar Meter weit entfernt waren und Quatsch machten. Das heißt: Rioroute machte eine Menge Quatsch und die anderen Jungs lachten sich deswegen kaputt. Auch dieses Mal konnte ich nur staunen, wie ein neuer Mitschüler es aushalten konnte, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, ohne dass es ihm was ausmachte – nein, sogar die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen und sich darin zu suhlen. Na, Selbstbewusstsein hatte er ja! Schade nur, dass da ein paar andere Werte eher wenig ausgeprägt waren…
 

„Und?“, fragte Saiki Haneda plötzlich in die Mädchenrunde hinein, „wie findet ihr ihn?“
 

‚Er’ war natürlich Rioroute, der Neue.
 

Die Mädels sahen sich an und murmelten dann durcheinander:

„Eigentlich nicht schlecht!“ -
 

„Doch, ganz passabel, der Kerl!“ –
 

„Mit ihm kann man es sicher aushalten!“
 

Und Shampoo fügte hinzu: „Ich finde ihn sogar ganz schön süß!“
 

„Du findest ihn süß?“, echote Saiki und stupste Shampoo freundschaftlich zwinkernd an, „Obwohl er weder ein Collegeboy, noch ein zukünftiger Kronprinz ist?“
 

Manche Mädchen kicherten, Shampoo aber antwortete mit einem Hauch Rosa an den Wangen: „Das ist nicht das Wichtigste für mich, auch wenn das alle denken!“ Dann nahm ihr Gesicht einen so verzückten Ausdruck an, als hätte man ihr wochenlang nichts zu essen gegeben und danach einen Rieseneisbecher mit Erdbeeren und Sahne serviert: „Er ist immer so fröhlich und lacht gerne. Außerdem ist er total lieb und aufgeschlossen. Und dazu kommt, dass er wirklich toll aussieht!“
 

Einige Mädchen kicherten, die anderen schauten bei diesen Worten auf Rioroute, ich dagegen konnte nur froh sein, dass ich von so vielen Leuten umgeben war – sonst hätte ich mich auf der Stelle übergeben. Aber so beschränkte ich mich darauf, ganz laut und tief zu schlucken.
 

„Er ist aber für nicht alle aus der Klasse ein Neuer“, warf Jenny Wilhelm plötzlich ein, „Helen hier kennt ihn anscheinend schon sehr gut!“
 

Sie wand sich mir mit einem listigen Grinsen zu und die anderen schauten mich neugierig an.

Jenny konnte froh sein, dass ich sie mochte, sonst hätte ich ihr einen äußerst unfeinen Ausdruck an den Kopf geworfen. Zuerst Ritz, dann Jenny! Warum nur zogen mich alle mit diesem Idioten auf? Schlimm genug, dass ich unter seiner Gegenwart zu leiden hatte!
 

Doch das war natürlich nichts im Vergleich zu dem Gerede, das auf mich einprasselte:

„Ja, stimmt, Helen scheint er schon zu kennen!“ –
 

„Er hat sie schließlich vorhin in Geschichte schon begrüßt!“ –
 

„Erzähl, Helen, woher kennt ihr euch?“
 

Und Saiki wollte sogar wissen, ob er mein Freund sei.

„So ein Quatsch, er ist nicht mein Freund und ich kenne ihn auch nicht wirklich. Er ist einfach … einfach nur ein Quälgeist, der Spaß daran hat, mich zu verfolgen und zu ärgern!“ Das war meine Antwort.
 

Das sollte eigentlich genügen. Aber ich hätte es wissen müssen: ich hatte die Neugierde der anderen dadurch nur noch mehr angestachelt:

„Aha, warum verfolgt er dich denn?“ –
 

„Hat er etwas gegen dich?“ –
 

„Sag, was ist denn passiert?“
 

Eher biss ich mir die Zunge ab, als das ich darauf Antwort gab! Aber auf Jenny war mal wieder Verlass: „Quatsch, er hat doch nichts gegen Helen, im Gegenteil! Er will was von ihr – seht ihr das denn nicht selber?“
 

Ein allgemeines Seufzen ging durch die Reihen der Mädels:

„Ach, wie süß!!!“ –
 

„Ach ja, Helen, was läuft da zwischen euch?“ –
 

„Wie lange läuft da was?“ –
 

„Er ist bestimmt nur wegen Helen auf diese Schule gewechselt!“ –
 

„Nein, wie niedlich!“
 

Wieder einmal wünschte ich, mich in mein obligatorisches Mauseloch verziehen zu können. Ich weiß nicht, wie ich dieses Fegefeuer von Fragen und Schwärmereien über Rioroute ertragen habe; ich weiß nur, dass ich mein vor Scham knallrotes Gesicht in meine Hände barg und versucht habe, alles und jeden zu ignorieren.

Wenn ich Glück hatte, würde die ganze Schule von diesem Wirrwarr erst in einigen Monaten wissen.

Warum, warum nur fand die ganze Welt alles süß und niedlich, was der Kerl machte, um mich für sich zu gewinnen – nur ich nicht?
 

Ebenso wenig weiß ich, wie ich diesen todbringenden Schultag überleben konnte, ich kann mich nur noch erinnern, wie ich total geschafft und weiß wie ein Geist nach Hause kam.

Ach, wäre das schön, wenn Dad gleichzeitig unser Schuldirektor wäre – der hätte den Trottel gar nicht erst auf unsere Schule gelassen. Und er hätte ihm den Garaus gemacht!

Wußte dieser Rioroute überhaupt noch, was Dad einst zu ihm sagte?
 

„SIE wollen dies und SIE wollen das! Aber haben Sie schon einmal überlegt, was HELEN will? Was HELEN von ihrer Aktion hält? Und was es für Folgen für sie hat?“
 

Nein, sicher hatte er es schon vergessen … wenn er Dad damals überhaupt zugehört hatte …

Was auch immer da zutraf oder nicht zutraf – eins wusste ich: nun war dank Rioroute auch mein letzter Zufluchtsort dahin.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Sooo, habe mich endlich mal auf meinen faulen … hab mich hingesetzt und weiter geschrieben XD. Bitte entschuldigt, dass ihr so lange auf die Fortsetzung warten musstet * in diesem Glauben bleib*.

Ebenso tut es mir Leid, dass das Kapitel dann auch noch so lang geworden ist. Ich habe schon überlegt, daraus zwei Kapitel zu machen oder vieles, was hier vorkam, erst im nächsten zu bringen … und dann beides verworfen, weil es nicht ganz in den Gesamtaufbau der Geschichte passt – sorry -.-!

Außerdem habe ich, jetzt wo ich im Naruto-Wahn bin, bemerkt, dass sich Naruto und Rioroute stark ähneln: sie sehen sich ähnlich; ihr Charakter ist fast gleich (beide sind sie etwas zu lebhaft und nervig, außerdem auch ungeschickt und z. T. beschränkt – doch wenn es drauf ankommt, sind sie loyale Menschen mit dem Herz am rechten Fleck … und beide sind sie sensibel) … sie haben sogar einen fast gleich klingenden Namen … so denke jedenfalls ICH.

Bevor ich mich noch mehr in dieser unsinnigen Laberei verliere, höre ich besser auf.

Danke, Phoebe-maus, dass du diese Story stets liest und kommentierst. An alle, die wollten, dass es schnell weitergeht: schickt ein paar Dankes-ENS an Phoebe; sie hat mich oft dazu aufgerufen, endlich mal an der FF weiter zuschreiben XD!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-07-15T11:24:17+00:00 15.07.2007 13:24
Ach ja und noch etwas...

Rio ist soooooooooooooo süüüüüüüüüüüüüß!
Das er extra für Helen die Schule wechselt und Stress mit seinen Eltern auf sich nimmt.
*schmelz*

Helen mag Shinichi... der ist ja auch süß xP

Aber sie muss mit Rio zusammen kommen...
Shampoo darf ihn nicht haben!
Aber Rio liebt ja Helen.

SUPER FF!
*freuZ*

Ich will weiter lesen, aber ich muss ja aus machen!
*flenn*

*seufz*

Bis später!

liebs dia
*knuffZ*

cherry-chan ^.^
Von: abgemeldet
2007-07-15T11:22:02+00:00 15.07.2007 13:22
ERSTÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ!

KAWAI!
Mega geiloooo Kappiiiiii =D

Ich bin genau wie Helen... xD
Auch wenn ich es chamant finde, wenn mich Jungs mögen, zeige ich ihnen immer die kalte Schulter und werfe ihnen böse Worte an den Kopf. xP
Meine Eltern hätten mich Helen nennen sollen xDDDDDDD
*lölZ*

Auf alle Fälle super Kapitel. Sehr schön geschrieben ^-^
Ich lese meistens keine langen Kapitel, dann lese ich die Story einfach nicht, aber die musste ich einfach lesen.
Die Story ist endgeil!
*lüftsprünge mach*

Lese später weiter, jetzt muss ich aus machen -.-
Freu mich schon!
=DDDDDDD
*grins*

Du schreibst super! *peace*

hdgdlfiue
*kizzez*
*knuddel*
*umjump*

deine cherry-chan ^-^


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