Misstrauen
Sie starrte ihn immer noch mit offenem Mund an. In ihrem Kopf herrschte Leere. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er hat ihr gerade ihre sehnsüchtigste Frage beantwortet. Einfach so. Ohne, dass sie die Frage hatte stellen müssen. Er hat es die ganze Zeit gewusst!
„Was?!“, wiederholte sie tonlos. Ihre Augen flackerten vor Anspannung. Draco stand noch immer an einem Baum gelehnt da. Er lächelte wissend über ihre Verwunderung.
„Das wolltest du doch wissen.“, meinte er knapp. Seine Stimme wurde mit jedem Wort kälter. „Deswegen bist du doch hergekommen. Du wolltest Gewissheit, ob du richtig liegst.“
Hermine glaubte, sich verhört zu haben. „Nein...“, hauchte sie. „Das ist nicht wahr.“
Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. „Wieso solltest du sonst da sein?“
„Weil... weil...“, sie wusste selber nicht wieso sie da war. „Ich... ich...“
Von Draco hörte man ein deutliches Zischen. „Siehst du?!“
Hermine wurde sauer, wieso wollte er nicht verstehen! Wieso versteifte er sich nur so auf seine Meinung?! „Weist du wieso ich hier bin?!“, brüllte sie ihm entgegen. Tränen schossen ihr in die Augen. „Weil ich dich wiedersehen wollte, Malfoy. Weil ich mich im Orden wieder so verlassen gefühlt habe. Und ja, ich habe gehofft, dass du es bist! Richtig! Aber ich hätte dich das nie gefragt! Nie! Und weist du wieso nicht? Weil ich dazu einfach zu feige gewesen wäre!“ Nun weinte sie. Draco stand da. Er stand einfach nur da. Sagte nichts, bewegte sich nicht, tat nichts.
Hermine sah ihm genau ins Gesicht. Ihre Stimme war wieder ruhig. „Ich gehe dann wieder. Anscheinend willst du mich ja auch nicht hier haben.“ Langsam entfernte sie sich. Schritt für Schritt. Sie hoffte so sehr, dass er sie aufhalten würde. Doch sie war schon mehrere Meter gegangen, als ihr bewusst wurde, dass er sie nicht aufhalten würde.
Nun beschleunigte sie ihren Schritt. Sie wollte hier weg. Wieder weg von ihm, auch wenn sie wusste, dass sie es in der nächsten Nacht wieder bereuen würde. Es tat so weh. Wieso spielte er so mit ihr? Oder lag es gar nicht an ihm. Vielleicht war ja auch sie es gewesen, die sich einfach alles zurecht gelegt hatte, so wie sie es sehen wollte. Und Draco hatte vielleicht nur die Wahrheit gesagt. Auf jeden Fall würde sie ihn nicht wieder sehen. Denn sie würde nun im Orden bleiben und darauf warten, dass der Kampf zu Ende geht. Sie hasste es so passiv zu sein, doch Ron und Harry würden sie nicht mitkämpfen lassen.
Sie schluchzte. Es tat weh. Es tat verdammt weh. Sie wollte nicht weg. Sie wollte, dass er sie liebte. Doch das tat er nicht. Und es zerriss ihr schier das Herz. Tränen kullerten ihr die Wangen hinab. Jetzt war es endgültig. Draco war ihr Feind geblieben. Sie hatte sich das alles nur eingebildet. Vielleicht war es nur ein makabares Spiel von ihm ihr Briefe zu schreiben.. Vielleicht war ihm auch nur langweilig gewesen. Vielleicht wollte er auch dadurch nur Harry schwächen.
Plötzlich umklammerte sie etwas fest von hinten.