Schock am frühen Morgen
Teil 1 - Schock am frühen Morgen
Verschlafen öffnete Jonouchi seine Augen. Er fühlte sich aus irgendeinem Grund mächtig erschlagen. Am liebsten hätte er noch eine Weile weiter geschlafen aber er erinnerte sich dunkel an einen Termin den er mit Yugi für den heutigen Tag vereinbart hatte. Sie wollten mal wieder Karten zocken. Er wusste auch noch, dass er Gestern aus war, mit seinen Freunden, dass sie zusammen ein WENIG getrunken hatten und...dass es recht spät geworden war. Apropos...
Wie spät war es jetzt überhaupt? Auf jeden Fall war die Sonne schon seit einiger Zeit aufgegangen. Jonouchi suchte nach seiner Armbanduhr. Normalerweise hatte er sie immer um, auch wenn er schlief. Heute nicht. Komisch...Irgendwas schien ihm anders als sonst. Dabei fiel ihm auch auf, dass sein Bett über Nacht viel größer und die Bettwäsche um einiges weicher geworden sein musste...oder? Moment...bei genauerer Betrachtung war das hier gar nicht sein Bett, das war definitiv nicht sein Bett. Ruckartig setzte er sich auf, seine Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen. Wo war er hier gelandet?!
Es war es viel ruhiger als in seiner Wohnung und auch um einiges größer und heller. Sogar ein paar Topfpflanzen standen im Raum. Bei Jonouchi wären die hundertpro schon längst verwelkt. Die Umgebung war ihm eindeutig fremd.
Hatte er es Gestern etwa nicht mehr nach Hause geschafft?! Jaa~...zugegeben...leicht betrunken war er schon gewesen. Doch wenn er nicht zu Hause war?? Wo war er dann? Bei einem seiner Freunde? Zumindest nicht bei Yugi, das war sicher.
Gerade als er sich in dem Raum noch etwas genauer umsehen wollte, lenkte eine neben ihm liegende Person, welche im Schlaf etwas unverständliches murmelte, seine Aufmerksamkeit auf sich.
Oh Gott, er war gar nicht allein in diesem großen Bett und das fiel ihm jetzt erst auf. Die Person lag mit dem Rücken zu Jonouchi gewandt, er konnte nur die braunen, vom Schlaf zerzausten Haare erkennen. Er wusste aber dennoch sofort WER dort neben ihm in einem Bett lag. Nervös fuhr er sich mit seiner Hand durchs blonde Haar. Nein...das konnte alles nur ein Traum sein. Jonouchis Herz begann augenblicklich wie verrückt gegen seine Brust zu hämmern. Er musste hektisch ein und aus atmen. Er lag nicht wirklich gemeinsam mit SETO KAIBA in einem Bett??!!
Schnell kniff Jonouchi die Augen zusammen. Ein Traum. Ein Traum. Ein Traum.
Aber als er seine Augen nach einiger Zeit wieder öffnete war er immer noch in diesem Raum und noch immer lag dieser gewisse Jemand schlafend neben ihm. Das war also kein Traum. Nein es war real. Nur stellte sich dem Blonden langsam die Frage WARUM er überhaupt hier war? Eines war Jonouchi jedenfalls Sicher, so einen krassen Blackout hatte er wohl noch nie. Er nahm sich auch sofort vor nie wieder Alkohol zu trinken. Sein Herz klopfte immer noch wie verrückt. Es wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Und es schlug gleich noch mal ein paar Takte schneller als sich Seto plötzlich im Schlaf bewegte. Schnell sprang Jonouchi aus dem Bett. Das war ja nicht auszuhalten! Der Typ machte ihn völlig verrückt. Gerade in einem Moment wie diesem. Er sah ja so geil aus wenn er schlief. Nicht so kalt und unnahbar wie sonst...ja richtig süß? Jonouchi bemerkte wie seine Wangen anfingen zu glühen. Sie hatten zusammen in einem (genauer gesagt Setos) Bett geschlafen und wie er bemerkte waren sie Beide nur noch mit Shorts bekleidet. Ihm fiel auch auf wie unheimlich geil Seto aussah! Wow!
Aber...wie war es zu dieser Situation gekommen? Oh Gott, die Zwei hatten doch nicht etwa?
In Jonouchis Kopf herrschte endgültig Chaos.
Einzelne Bruchteile seiner Erinnerung kehrten langsam zurück. Sie waren in einer Bar in der Innenstadt Dominos gewesen. Yami hatte allen ein Getränk spendiert um seinen Sieg gegen...Irgendwen? zu feiern. An die genaueren Details konnte Jonouchi sich nicht erinnern. Er wusste auch noch, dass er gemeinsam mit seiner Schwester zu der Bar gegangen war. Dass sie wahrlich Stunden!! vor dem heimischen Spiegel verbracht hatte. Er hatte rumgemekert, sie würden zu spät kommen. Seine Laune war auf den Tiefpunkt gesunken. Deswegen war Jonouchi letztendlich auch heilfroh mit reichlicher Verspätung in der Bar angekommen zu sein. Seine Schwester hatte sich schnell im Partygetümmel verflüchtigt, sie hatte ihn Miesepeter genannt. Das wusste er noch sehr genau. Dann folgte ein Getränk dem anderen...Jonouchi wusste auch noch etwas von einem Gespräch mit Yugi, es ging um (wie nicht anders zu erwarten)...Karten...Sie hatten sich definitiv für Heute verabredet. (Ob Jonouchi diese Verabredung noch einhalten konnte wusste er jetzt nicht mehr.)
Dann verschwamm die Erinnerung zunehmend...Was war später am Abend passiert? Er konnte sich einfach nicht erinnern! Wann war Seto Kaiba in der Bar aufgetaucht? Warum war er überhaupt aufgetaucht? Ach ja ...Yami hatte ihn eingeladen! Und jetzt? Wo waren seine verdammten Klamotten? Seine Uhr? Wie spät? Sein Handy?!!
Hektisch lief Jonouchi im Zimmer hin und her. Seto schien das zum Glück nicht weiter zu stören, er schlief tief und fest. Als Jonouchi aus dem Fenster sah, bemerkte er dass er wohl mindestens im 10. Stock eines Hochhauses sein musste. Wenn ihn nicht alles täuschte war das hier das Firmengebäude der Kaiba Corp.
Ein schrilles Piepen lies ihn plötzlich zusammenzucken. Schnell fand er die Ursache dafür, das war Setos Wecker. Nein! Er durfte jetzt nicht aufwachen!
Panik machte sich in Jonouchi breit, er wollte sich am liebsten verstecken, nur gab es da Nichts wo er sich verstecken könnte. Vielleicht war es langsam Zeit an einem Herzinfarkt zu sterben...
Wie angewurzelt blieb er im Raum stehen, sein Blick war einzig und allein auf Seto gerichtet.
Was würde er reagieren wenn er Jonouchi hier nur in Shorts bekleidet stehen sah? War er etwa auch betrunken gewesen? Was wenn er sich auch nicht erinnern konnte und dann...? Sie hatten doch nicht zusammen irgendwie...?? Allein diese Vorstellung lies in Jonouchi nur noch mehr Panik aufkommen. Nicht dass ihm der Gedanke irgendwie mißfallen würde (der Typ sah immerhin unheimlich heiß aus)...aber...er und Seto Kaiba?? Das wollte einfach nicht in seinen Kopf...
Kaiba griff derweil schwermütig nach seinem Wecker um ihn endlich abzustellen. Müde setzte er sich auf. Mit einer Hand wuschelte er kurz durch das vom Schlaf zerzauste braune Haar. So richtig wach schien er noch nicht zu sein. So hatte Jonouchi ihn noch nie gesehen, Seto Kaiba war also doch nur ein normaler Mensch, wie es schien sogar ein Morgenmuffel. Zugegeben Jonouchi war etwas verblüfft. Er stufte den heutigen Tag schon mal als einen der verrücktesten die er je erlebt hatte ein, dabei hatte er gerade erst angefangen. Und dann sah dieser Kaiba endlich in seine Richtung. Aber etwas war anders als sonst, sein Blick war nicht so eisig und überheblich. Er sah vielmehr leicht verwirrt und schlaftrunken aus, unheimlich sexy nebenbei bemerkt. Aber das war jetzt egal, denn Jonouchi wartete nur darauf dass Seto jeden Augenblick wieder zum üblichen Geh-mir-aus-dem-Weg-oder-du-hast-ein-Problem-Modus überwechselte. Doch nichts, er seufzte nur kurz bei Jonouchis Anblick und lies sich zurück in Bett plumpsen.
Hallo?!! Was war das denn? Jetzt wurde man also nicht mehr doof angemacht sondern ignoriert ? Oder was sollte dieses Verhalten bedeuten? Wütend lief Jonouchi auf das große Bett zu. Wollte der jetzt etwa weiter schlafen? Aber sicher nicht mit Jonouchi Katsuya! Seto Kaiba war ihm definitiv eine Erklärung schuldig, schließlich war er gerade eben in SEINEM Bett aufgewacht. Dieser Kaiba machte ihn noch total verrückt, er hatte die Fähigkeit Jonouchi innerhalb von nur wenigen Sekunden auf volle 180 zu bringen. Jonouchi wollte gerade damit beginnen Seto diverse Beleidigungen in Bezug auf sein arrogantes Benehmen, entgegen schleudern, als Seto ihm zuvorkam. "Lass mich bitte noch etwas schlafen, ja?! Ich hab nämlich schon wieder Kopfschmerzen.", sagte der Firmenchef müde und vergrub sich wieder unter seiner Decke.
Jetzt platzte Jono endgültig der Geduldsfaden, wütend riss er Kaiba die Decke weg. "NICHTS DA! Erklär mir lieber was ich hier mit dir gemeinsam in einem Bett zu suchen hatte!!?"
Doch statt (wie üblich) sofort zu kontern, sah Seto ihn nur vorwurfsvoll an, ja fast schon etwas verletzt. Augenblicklich trat Jonouchi ein paar Schritte zurück. Hatte er eben wirklich Seto Kaibas Gefühle verletzt? Wie kam es dass es ihm auf einmal so unheimlich leid tat den Größeren so angeschrien zu haben?
"Ich...entschuldige bitte...", sagte der Blonde leise, "Aber ich kann mich nicht daran erinnern wie ich hier her gekommen bin! Und..." Er stockte als er bemerkte wie Seto nach seinem Arm griff um ihn zu sich aufs Bett zu ziehen.
Jetzt saßen sie sich direkt gegenüber. Jonouchi konnte nicht anders als sich in Setos strahlenden blauen Augen zu verlieren. Auf einmal waren sich Beide so nah. So nah wie noch nie.
"Du erinnerst dich nicht, sagst du?" Der Braunhaarige hatte diese Worte schon fast geflüstert. Jonouchi bemerkte schon wieder wie seine Wangen anfingen zu glühen und nicht nur das, Seto hielt noch immer seinen Arm fest. Er fühlte ein deutliches Kribbeln auf seiner Haut. Genau an der Stelle, an der Seto ihn berührte.
Was machte dieser Kerl da nur mit ihm? Diese Augen...es war als würde sich Jonouchis Verstand Stück für Stück abschalten. Wenn es vorhin noch nicht Zeit war an einem Herzinfarkt zu sterben, dann vielleicht jetzt?
Er versuchte Seto irgendwie zu antworten aber er brachte kein einziges Wort über seine Lippen. Woran lag das? Da war so ein merkwürdiges Gefühl in ihm, schon seit er aufgewacht war hatte er es gespürt. Seit er Seto Kaiba neben sich schlafen gesehen hatte. Ach was, schon viel eher hatte er das gespürt, eigentlich immer wenn er Seto begegnet war. Früher dachte er immer dass es keine arrogantere und überheblichere Person als diesen Kaiba gab. "Firmenchef" hier "keine Zeit für so einen Kinderkram" da. Und bei jeder ihrer Begegnungen hatten sie sich gestritten oder zumindest beleidigt. Aber da war immer noch etwas Anderes in Jonouchi gewesen, Etwas das schon fast Zuneigung für diesen Eisblock glich. Der Wunsch dieses Eis um Seto Kaiba zum schmelzen zu bringen.
Und jetzt? Jetzt saß er ihm gegenüber, sah das erste mal diese blauen strahlenden Augen nicht abwertend auf ihn hinab blicken wie gewöhnlich, sondern erfüllt von Sehnsucht. Und mit einem Schlag war Jonouchi Katsuya alles klar. Das war überhaupt kein Hass den er für Seto empfand. Das war Liebe. Dieses Gefühl dass ihn alles Andere vergessen lies, dass ihm manchmal Heiss und Kalt zugleich wurde. Das war Liebe. Dass sein Herz anfing zu rasen wenn er ihn sah, dieser Wunsch das weiche braune Haar einmal zu berühren. Das war alles Liebe.
Aber konnte Seto diese Liebe überhaupt erwidern? Würde Jonouchi ihm denn überhaupt so gegenüber sitzen wenn es nicht so wäre?
Egal! Auf einmal war ihm das alles so egal! Schließlich war er vorhin in Kaibas Bett aufgewacht oder? Vorsichtig rutschte er also noch ein Stück näher zu Seto, so dass er fast auf dessen Schoß saß.
Er sah ihm noch einmal tief in die strahlend blauen Augen, da war keine Ablehnung zu erkennen. Dann streckte er seine Hand aus und fuhr ganz behutsam durch das kurze braune Haar. Es war wirklich so weich wie er es sich vorgestellt hatte. Seto schloß die Augen und seufzte, er hatte sich damit abgefunden wohl keine Anwort mehr auf seine Frage zu bekommen. Dann beschloss Jonouchi alles auf eine Karte zu setzen (wie sonst nur beim Duell Monsters), beugte sich noch ein kleines Stück weiter vor und....................................................Punkt Punkt Punkt
