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Fallen

von

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Part XIV – Rage (B)

Part XIV – Rage (B)
 

29.01.2001
 

Das letzte Mal, als er in seinen Träumen eine Frau hatte singen hören, war Kyo in ein Krankenhaus gebracht worden.

Nun, wo er die letzten, schmerzerfüllten Noten noch immer in seinen Erinnerungen hören konnte, tastete er hektisch nach seinem Handy, tippte eine kurze Nachricht und starrte auf das kleine Display, bis sich ein Arm sanft um seine Taille schob.

„Shinya? Was hast du? Warum bist du so aufgeregt?“

„Erinnerungen... ich habe schlecht geträumt.“

Toshiya stützte sich weiter auf, kniete sich hinter den Drummer, um ihn sacht an die Brust heran zu ziehen, derweil dieser den Blick nicht von dem kleinen Gerät lösen konnte.

Offenbar hatte der Jüngere von einer Person geträumt, die ihm unglaublich wichtig war und davon gab es nicht all zu viele.

„Willst du darüber sprechen?“

Shinya schüttelte nur seinen Kopf, er wollte erst eine Antwort, sonst würde er glauben, dass das bloße Aussprechen seiner Ängste bewirkt hatte, dass seinem Freund etwas geschah, egal wie dumm und unrealistisch das auch war.

In seinen Nacken wurde ein sanfter Kuss gelegt, wie auch schon die unzähligen Male zuvor drängte ihn der Größere nicht, weswegen er seinen stummen Dank auszudrücken suchte, die Finger des Anderen mit den seinen verflocht, fest hielt.

//Ich bin in Ordnung, Fukai.// [1]

Shinyas Atem entwich in einem erleichterten Seufzen, als er gegen den Älteren sackte, lautlos die Lippen bewegte, immer und immer wieder stumm allen ihm nur erdenklichen Göttern dankte.

Dem Blonden war nichts geschehen, seine Vorahnungen nur ein Schrecken gewesen – ein Gespinst seiner Gedanken, geboren aus dem emotionalen Stress der letzten Monate, der nun mit seiner ganzen Gewalt zuschlug, schlicht weil es nichts mehr gab, dass ihn in irgendeiner Form aufhielt, vermischt mit Schuldgefühlen und Reue.

//Gott sei Dank.//

Das Handy fiel von plötzlich kraftlosen Fingern, kam lautlos auf den zerwühlten Laken zu liegen, währenddessen sich Shinya halb herum drehte, die Arme um den Hals seiner Liebe schlang, leise gegen dessen Haut wisperte.

„Ich hatte Angst, dass ihm etwas passiert ist... nach allem, meinen Träumen. Es ist, als hätte ich ihn vergessen... Gott, wie konnte ich ihn bloß vergessen?“
 

Finger schoben sich sanft unter sein locker geflochtenes Haar, streichelten über seinen Nacken, derweil Toshiya sie wiegte, leise summte, mit dem Blick das Display im Auge behielt.

„Das hast du doch gar nicht, mein Engel... du stehst unter einen solchem emotionalen Druck, es ist natürlich, dass du nicht an alles denken kannst, was dir wichtig ist.“

„Er wird sich sorgen...“

„Mit Sicherheit wird er das tun, aber denkst du nicht, dass er dich angerufen hätte, wäre die Sehnsucht zu dir unerträglich geworden?“

Toshiyas Worte waren zärtlich, schienen jedes Mal so richtig, egal, was den Langhaarigen auch aufwühlte, sein Freund bewegte sich mit katzenhafter Eleganz auf den seidenen Fäden über den Gräben und Furchen seiner Wunden, fand blind und zielsicher das Ziel.

Ein leises Seufzen entfloh dem Drummer, als er eine Hand zwischen die Schulterblätter des Größeren schob, dort flüchtig über die warme Haut streichelte.

„Du scheinst immer zu wissen, was du sagen musst.“

Sein Freund lachte leise, presste einen Kuss auf den Schopf Shinyas, lehnte dann seine Wange gegen diesen, schloss die Augen.

„Ich improvisiere nur gut.“

Auf dem Bett leuchtete das kleine Gerät, weswegen sich Toshiya ein wenig streckte, es an den Kleineren reichte, der sich noch immer halb gegen ihn verbarg, unwillig war, sich zu lösen, als er die Nachricht abholte.

//Was ist passiert?//

//Nichts... gar nichts... aber ich bin so froh, dass es dir gut geht.//

Finger fuhren langsam durch die braunen Strähnen, derweil Shinya das Handy gegen seine Brust presste, Momente später wieder darauf blickte.

//Kann ich dich anrufen?//

Er antwortete nicht sofort, drehte das Telefon erst, so dass sein Freund die Worte ebenfalls lesen konnte, wartete, bis dieser weich lächelte, einen kleinen Kuss auf seine Stirn legte, sich löste und geschmeidig von dem Bett herunter glitt.

„Ich werde etwas zu Essen machen, komm einfach zu mir, du weißt wo du mich finden wirst.“

Ein dankbarer Blick folgte dem Schwarzhaarigen, dann fielen die Augen des Drummers zurück auf seine Hand, obgleich er nicht sehen musste, was er tippte.

//Ja.//
 

Ein einziges Vibrieren, dann hob Shinya ab, schwieg, atmete zittrig ein, als ihn die Stimme Kyos einhüllte... so sehr vermisst, so weich, so liebevoll.

„Warum diese Nachrichten, Fukai?“

„Habe ich dich mit ihnen geweckt?“

„Nein.“

„Gott sei dank.“

Für einen Herzschlag herrschte Schweigen und der Drummer konnte hören, wie der Kleinere sich auf seiner Seite der Leitung bewegte, etwas weglegte... einen Block vielleicht?

„Willst du mir sagen, warum du so aufgewühlt bist?“

Er ließ sich auf das Bett sinken, presste die Decke nah an sich heran, während er die Beine gegen seinen Oberkörper zog, sich so schmal und klein machte wie es ging, die Augen schloss, um zu verhindern, dass sich die Tränen lösten, die hinter seinen Lidern brannten, er wollte sie nicht, wollte nicht, dass Kyo sie hörte, obgleich er wusste, dass es nutzlos war.

„Ich habe schlecht geträumt... hatte Angst um dich... wo bist du?“

„Bei Kaoru, momentan in seinem Arbeitszimmer. Warum diese Empfindung, Shinya? Ich habe dir schon einige Male gesagt, dass du dich vor deinen Träumen nicht fürchten darfst. Sie sind nur dein Unterbewusstsein, versuchen dich zu jagen, dir Dinge aufzuzeigen, die nicht wahr sind. Sie sind der innere Kampf deiner selbst und wenn du zulässt, dass sie sich deiner bemächtigen, wirst du nur fallen.“

Leise Worte, so melodiös wie einer der Texte des Blonden, doch so viel sanfter, ohne all den Zorn und den Schmerz, der in den Schreien lag, die immer und immer wieder aus der Seele Kyos hervor zu brechen schienen, die auch Shinya zerrissen, weil sie ihm das Gefühl gaben machtlos zu sein... reichte denn seine Liebe zu dem Kleineren nicht aus, um all den Kummer zu lindern?

Gab es überhaupt jemanden, der dazu in der Lage war?

„Ich weiß... aber es ist so schwer geworden.“

Erneut einige Sekunden Stille, der Braunhaarige wusste, dass er eine unfaire Andeutung gemacht hatte, dass er den Blonden nun sicherlich stärker sorgte, als dies ohnehin schon der Fall war und es tat ihm leid, aber er wollte sich dem Sänger so gerne offenbaren, in diesen wenigen Sekunden, bevor sein Verstand ihn anherrschte, fragte, ob er denn wirklich wolle, dass er noch jemanden in größere Gefahr brachte, ob Toshiya nicht reichte.

„Was ist schwer, Shinya? Die Träume oder das Wissen einem neuen Tag ins Gesicht blicken zu müssen?“

Sein Atem fing sich und nun fielen die verdammten Tränen doch.

„Woher weißt du das? Warum stellst du diese Fragen?“

„Weil du dich mir öffnest, ohne etwas zu sagen... ich kann es an deiner Stimme hören, an deinen Worten lesen... du liegst gerade, habe ich nicht Recht? Eng in dich zusammengerollt, um die fehlende Wärme zu ersetzen, weil Toshiya dich allein gelassen hat.“

Ein Schluchzen brach sich von seinen Lippen, als er die Laken noch enger an sich heran zog.

„Es tut mir so sehr leid... bitte, verzeihe mir...“

Sachte, beruhigende Laute, tröstend und warm, so nah, selbst über all diese Distanz hinweg.

„Es gibt nichts, das ich dir verzeihen müsste, du bist zu mir gekommen und dass ist alles was zählt.“

Shinya konnte kaum antworten, weinte nur noch heftiger, würgte Brocken von Sätzen zwischen seinen Stößen an Atem heraus, wusste nicht einmal, ob der Sänger ihn überhaupt verstehen würde.

„ Aber ich habe dich beinahe vergessen, Kyo... wie konnte ich das nur tun?“

„Du hast mich nicht 'vergessen', hör auf, dir so etwas einzureden. Ich weiß nicht genau, was dich zwingt, so zu handeln, wie du es tust, aber nicht einmal hatte ich das Gefühl, du würdest mich deswegen schlechter behandeln, oder gar vergessen. Lass dich nicht von all diesen Vorwürfen zerreißen, hebe deinen Kopf mit dem Stolz, den ich von dir kenne. Geh voran und bleib stark.“

Wenn er das doch nur tun könnte...

Wenn er doch nicht nur schon zu tief gesunken wäre...

Wenn er doch nur nicht schon zerbrochen wäre...

„Ich werde es versuchen.“

„Das ist alles, was ich von dir verlangen kann.“

Tiefe Atemzüge, um die Tränen unter Kontrolle zu bringen und wären sie beieinander gewesen, hätte Shinya die Arme um den Hals seines engen Freundes gelegt, etwas, dass ihm im Umgang mit dem Blonden nur selten passiert war, Berührungen offenbarten stets die Anderen, nicht er.

„Ich danke dir so sehr...“

„Wofür? Ich sollte dir danken. Shinya, ich bitte dich... achte auf dich. Ich sorge mich.“
 

Die letzten eindringlichen Worte folgten dem Drummer, wisperten immer wieder in seinen Geist, brachten neue Wellen der Schuld und Reue, ließen ihn aufgewühlter zurück, als er erwacht war und während er im Bad vor dem Spiegel stand, starrte er einige Sekunden nur in diesen, eine Bürste in der Hand, ohne sie zu benutzen.

Seine Gedanken fanden einfach keine Ruhe, sie kreisten um Kyo, um Toshiya, um den der ihn verfolgte, doch ohne ein wirkliches Ziel, nur lose Fäden, die am Ende nur eine einzige Empfindung zuließen... davon rennen, so weit es ihm nur möglich war.

Toshiya an der Hand nehmen und einfach alles hinter sich lassen, doch sein harter Verstand schnitt in diese Wünsche, wollte er dies dem Anderen wirklich zumuten, hatte er nicht selbst Skrupel?

Er hätte schon längst fliehen können und hatte es doch nie getan.

Warum?

Weil es seine Seele nicht zuließ, sie konnte sich nicht von denen trennen, die sie liebte – erst würde Shinya sie eigenhändig töten müssen.

Braune Augen fielen von der reflektierenden Oberfläche, als sich der Drummer wusch, für den restlichen Tag richtete, das Haar in einem einfachen Zopf im Nacken gebunden, es war schwer, einen Schritt nach dem anderen zu tun und letzen Endes blieb sein Blick auf der Wanne hängen, kehrte eine andere Erinnerung zurück, weicher und süßer, ein starker Kontrast zu all dem Dunkel, das er in sich fühlte.
 

Wenn er sich nicht bewegte, nicht blinzelte, dann konnte er Toshiya sehen, die Art wie er vor der Wanne gekniet hatte, umgeben von dieser seltsamen Aura, die er mit der eines Vater, eines Bruder, einem Freund und einem Geliebten gleichzeitig beschreiben würde... von all diesen Persönlichkeiten flossen Stücke in jenes ein, was der Bassist für ihn war, selbst wenn sich diese Gefühle konstant veränderten.

In Shinyas Herzen gab es keine Zweifel mehr, er liebte den Älteren und er wollte ihm eine Zuneigung schenken, die in einem kleinen Teil an die heranreichte, die ihm all die letzen Tage gegeben wurde.

Sanft glitten die Spitzen seiner Finger über die kühle Oberfläche, wischten unsichtbare Tropfen von ihr.

Es erschien ihm so zerbrechlich... was er nun in seinen Händen hielt.

Die Welt um ihn herum veränderte sich zu schnell, längst hatte der Drummer aufgegeben zu versuchen mitzuhalten, das schaffte er nicht, aber selbst dies Gefühl der Zärtlichkeit löste einen Hauch der Angst in ihm aus, wann immer er alleine war.

Fragen drängten sich konstant in seinen Geist...

Stimmen, die immer wieder wisperten, Blitze von Erinnerungen, Unbestimmten...

Und mit einem Mal hielt er es nicht mehr aus, wurde von der plötzlichen Panik überrannt, riss in seiner Hektik eine der kleinen Schmuckvasen vom Absatz des Bades, doch machte er sich nicht die Mühe, sie aufzuheben.
 

~~~~~~~
 

Der Ältere war, wie er es seinem Freund gesagt hatte, nach unten gegangen, beseitigte im Wohnzimmer die Spuren des letzten Abends, schaltete die Stereoanlage aus, entfernte die Asche aus dem Kamin und legte die zerwühlte Decke auf dem Sofa zusammen.

Danach begab sich der Schwarzhaarige in die Küche, doch statt sich seinem eigentlichen Vorhaben zu widmen, ließ er sich auf einen der Stühle sinken, stütze sich mit den Ellenbogen auf seine Knie und vergrub die Hände in seinen Haaren.

Jetzt in diesem Moment, in welchem er alleine war, in dem Wissen, dass der Braunhaarige für eine Weile oben sein, nicht runter kommen würde, in jenen Sekunden, bröckelte die Maske, die der Bassist sich auferlegt hatte und immer in der Gegenwart des Anderen trug, ließ erkennen, wie sehr er von der derzeitigen Situation überfordert war.

Seit den letzten Stunden, nachdem er erfahren hatte, was den Zierlichen die ganze Zeit über belastete... nein eigentlich schon länger, seit er bemerkt hatte, dass diesen irgendetwas quälte, von diesem Moment an, war er versucht stark zu sein, für Shinya.

Er war gewillt gewesen, daran hatte sich auch bis jetzt nichts geändert, ihn in allem zu unterstützen, ihn abzulenken, von der inneren Pein, den schmerzvollen Gedanken oder was auch immer es war, das den Jüngeren verletzt hatte oder es immer noch tat.

Toshiya spürte jedoch, wie seine Kraftreserven immer mehr schwanden, besonders nach der letzten Nacht, und wegen diesem Brief, welchen der Jüngere von vielen, die er nicht gesehen, bekommen hatte, es wurde zuviel und hörte einfach nicht auf.

Auch die Alpträume, die seinen Freund heimsuchten, schienen immer schlimmer zu werden.
 

Der Zierlichere hatte diese ständig, wachte mitten in der Nacht zitternd und vollkommen fertig auf und der Schwarzhaarige, welcher seit geraumer Zeit bei ihm schlief, war es, der ihn dann wieder beruhigte, dazu brachte, abermals einzuschlafen.

Nie hatten sie über dieses Problem gesprochen, Shinya nicht, weil er keine Gedanken daran verlieren wollte, er selbst, um seinen Freund nicht zu bedrängen.

Der Ältere war gerade deswegen überrascht gewesen, dass sein Freund ihm heute erzählte, was ihn berührte, quälte und noch mehr, als er erfahren hatte, dass es um Kyo ging, der Zierlichere von diesem etwas schlimmes geträumt hatte.

Während der Musiker sich seine Gedanken darüber machte, wurde er sich erneut darüber bewusst, wie innig das Verhältnis zwischen seinem Engel und dem Sänger eigentlich war.

Warum war ihm dies vorher nie so intensiv bewusst geworden oder aufgefallen, sondern erst seit sie dieses neue Land besucht hatten?

Er sah die Antwort förmlich vor sich... woher hätte er wissen sollen, was die beiden miteinander verband, hatte er sich doch nie so sehr mit ihnen, mit Shinya, beschäftigt wie in der letzten Zeit.

Ein Gefühl der Eifersucht bohrte sich in das Herz des Bassisten, über diese so tiefe Freundschaft, welche Shinya mit dem Blonden teilte, doch so schnell diese Empfindungen gekommen waren, schob der Bezopfte sie von sich, er hatte kein Recht so zu fühlen, vor allem, wenn er darüber nachdachte, wie nah er seinem Freund jetzt war.

Außer ihm selbst, teilte niemand diese Seite mit dem Jüngeren und keiner wusste um dessen Schmerz und Geheimnis, welches dieser seit Monaten in sich trug.

Ein tiefes Seufzen löste sich von seinen Lippen, ob der Gedanken, die sein Innerstes zum zerbersten brachten.

Warum zerbrach er sich überhaupt den Kopf darüber?

Er wusste es nicht, schallt sich selbst deswegen, vor allem weil er eifersüchtig reagiert hatte, auf Kyo, den liebenswerten Sänger, der nach außen hin immer unnahbar und kalt wirkte, jedoch innerlich eine der reinsten Seelen in sich trug.
 

Genug davon, anstatt sich von dummen Emotionen übermannen zu lassen, sollte er lieber überlegen, was sie als nächstes tun sollten.

Toshiya war gewillt, all das, was er mit Shinya im Club, vor dem Geschehnis in der Toilette besprochen hatte, in die Tat umzusetzen und dies so schnell wie möglich.

Sie hatten einfach keine andere Wahl mehr, mussten die Polizei endlich komplett einweihen und auch der Gedanke eine neue Ferienwohnung oder was auch immer zu suchen, schob sich immer weiter in den Vordergrund.

Der Schwarzhaarige war sich natürlich darüber bewusst, das sie diesen Vorschlag zwar besprochen, aber dann wieder fallen gelassen hatten, eben weil es nichts bringen würde, sie vielleicht nur wenige Tage in der Illusion, das alles in Ordnung war, leben konnten.

Dennoch, wenigstens ein paar Minuten das Gefühl von Freiheit und ohne Angst, als noch länger hier zu bleiben.

Eine Nacht in welcher er nicht neben einem zitternden Bündel aufwachen musste, dass ihn nicht mehr an die Person erinnerte, die er eigentlich kannte.

Ein entschlossener Ausdruck, kehrte auf das zuvor verzweifelte Gesicht des jungen Mannes, er würde Shinya schon davon überzeugen, egal wie und hoffte sie würden eine neue Bleibe finden.

Mit neuem Elan, erhob sich der Bassist, kümmerte sich nun auch darum etwas zu Essen zu machen, versucht, sich nicht wieder fallen zu lassen, in diese alles verzehrende Melancholie.

Danach kümmerte er sich auch sogleich um den Abwasch, stand noch ein Teil ihres Geschirrs auf der Arbeitsfläche.

Aber kaum das er auch den letzten Teil der Messer abgetrocknet, nichts mehr zu tun hatte, was ihn von unerwünschten Gedanken ablenken würde, kehrten diese zurück, ließen ihn vor dem Fenster verhaaren, aus diesem blicken.

Hoffnung darauf, das alles so ablaufen würde, wie er es geplant hatte, war das einzige, was den Musiker aufrecht hielt, das eigene Versprechen, Shinya von seinen Vorhaben zu überzeugen und während er den fallenden Schneeflocken zuschaute, wie sie zu Boden segelten, verstärkte sich sein Entschluss.
 

~~~~~~~
 

Toshiya stand in der Küche, die Hände auf die weitläufigen Arbeitsflächen gestützt, ohne sich wirklich zu regen.

Zwischen den Fingern lag ein Handtuch, also nahm er an, das der Größere abgewaschen haben musste, im Augenblick aber sah dieser nur aus dem Fenster, drehte sich erst zu ihm herum, als die Dielen unter seinem Gewicht leise knarrten.

Das sanfte Lächeln auf den Zügen vermochte wohl kaum über die Sorge in den Augen seiner Liebe hinweg zu täuschen und er ließ sich fallen, schloss die Augen, als der Andere eine Hand auf seine Wange legte, lehnte sich gegen diese.

„Danke, dass du es verstanden hast.“

„Du musst mir nicht für so etwas einfaches wie dem Wunsch nach Privatsphäre danken, Shinya. Möchtest du mit mir darüber sprechen? Du hast geweint, wirkst vollkommen aufgelöst.“

Der Braunhaarige seufzte leise, nun wo er sich so plötzlich und vollständig geöffnet hatte, war es schwer in seine alten Gewohnheiten zurück zu fallen – nicht das er das wollte, aber dieses Gefühl der absoluten Verletzbarkeit behagte ihm ganz und gar nicht.

Wie sollte er aufrecht gehen, wenn jeder erkennen konnte, dass er zerstört war?

Er konnte so nicht leben.

Behutsam löste er sich von dem Größeren, welcher mit dem Daumen sanft über seine Seite gestrichen war, trat an einen der Schränke, um Tassen heraus zu holen, gab seinen Händen so eine Aufgabe, während er sprach.

„Es ist so viel, ich kann es kaum bestimmen. Ich fühle, mich wie in einer Trance, alles erscheint in einem dichten Nebel, irreal. Kyo... er hat sofort gewusst, dass ich nicht in Ordnung bin, zwei Worte und er konnte durch mich hindurch blicken, als wäre ich ein Spiegel. Es ist etwas, das mich ängstigt, was, wenn ich mich tatsächlich auflöse? Was, wenn ich einfach nicht mehr da sein werde?“

Der Jüngere pausierte, starrte in das Wasser, bevor er sich mit einem Ruck löste, denn Tee aufgoss und erst als er still verharrte, trat der Bezopfte an seinen Geliebten heran, legte einen Arm um die schmale Hüfte.

„Du wirst nicht verschwinden, alles was du brauchst, ist wirkliche Ruhe. Es prallt schlicht zuviel auf dich ein, auch ich... wir.“

„Es macht mich glücklich.“

Ein sanfter Kuss wurde gegen die Schläfe Shinyas gepresst und weil die Lippen ein wenig länger verweilten, konnte er das sanfte Lächeln spüren, dann wurde ihm der Raum geschenkt, weiter zu arbeiten.

Sie traten in das Wohnzimmer, wo sich der Zierlichere setzte, sein Freund hingegen blieb stehen, sodass er seinen Kopf fragend auf die Seite legte.
 

„Ich wollte noch etwas anderes mit dir besprechen.“

Keine Antwort, doch das hatte der Bassist nicht erwartet und dennoch schloss er kurz die Augen, auch für ihn war es mehr als schwer.

„Ich denke, dass wir uns nach einem anderen Haus umsehen sollten.“

Ein erneutes Seufzen entfloh dem Langhaarigen, als er kurz die Augen schloss.

„Was soll das für einen Sinn haben, Toshiya? Du hast dies gestern Abend schon einmal vorgeschlagen... wir können nicht weglaufen, er würde uns finden. Was bringen denn ein oder zwei Tage der Illusion?“

Hände legten sich seicht über die seinen und als er die Augen wieder öffnete, traf er die dunklen Tiefen des Größeren, welcher sich vor ihn gekniet hatte, den Kontakt hielt, stumm mit ihm kommunizierte und plötzlich begriff er... es ging gar nicht um das Haus.

„Besser diese ein oder zwei Tage, als deine konstante Überforderung... ich will, dass du eine Nacht schläfst.“

„Das tue ich bereits.“

Die leise Defensive war automatisch, obgleich Shinya wusste, dass es seine Liebe nicht böse meinte, die nun den Kopf schüttelte, eine Hand in seinen Nacken schob, um ihn zu dem Anderen herunter zu ziehen, damit sich ihrer beider Stirn berühren konnte.

„Nur weil du glaubst, jede Nacht sechs bis acht Stunden die Augen geschlossen zu halten, bedeutet das noch lange nicht, dass du dich dabei erholst... du träumst... bewegst dich, wimmerst. Es ist furchtbar, dass zu hören.“

Shinya schlug die Lider nieder, ohne zu antworten... was sollte er auch sagen, außer das es ihm leid tat, aber selbst das war Unsinn, denn er konnte nicht beeinflussen was er tat, während er schlief.

„Denkst du, dass es tatsächlich helfen würde?“

Toshiya nickte, signalisierte ihm, dass er die doppelte Bedeutung der Botschaft sehr wohl bemerkt hatte, ihm nun stumm dankte, indem er in sanften Kreisen über seinen Nacken massierte.

„Ja... es würde deine Gedanken auf etwas anderes lenken, dir und auch mir etwas geben, worauf wir uns konzentrieren können. Sieh es so, als ob du deine Drumms benutzen würdest, okay?“

Shinya nickte langsam, schloss seine Augen, um sich zu verbergen und um die Wärme des Ältern zu absorbieren.

An seine Trommeln denken... ob das wirklich eine gute Idee sein würde?
 

~~~~~~
 

Die Finger des Bezopften lagen sanft um die seinen, erwiderten den Druck zärtlich, wogegen er befürchtete, dass er seinem Freund ernsthaft weh tat und mehr als einmal hatte er seine Gedanken auf seine Bewegungen richten müssen, um zu verhindern, dass er seine Nägel in die Haut des Älteren trieb.

Er war hoffnungslos überfordert, sprang innerhalb von Minuten in seinem Stimmungen, seiner gesamten Präsenz, sodass er zu glauben begann, in seinem Körper würden verschiedene Seelen leben und eine jede von ihnen kämpfte nun um die Vorherrschaft.

Da gab es zum einen jene, die sich vollkommen in die Stärke des Bassisten sinken lassen wollte, das Kind, welches an der Hand genommen geführt und beschützt wurde.

Im starken Kontrast dazu stand der 'erwachsene' Shinya, der, der unabhängig war und es bleiben wollte, der jede Art von Sorge auf den eigenen Schultern trug, selbst wenn er bereits darunter zusammen gebrochen war.

Zwischen diesen beiden stand, verloren, eine unscheinbare Dritte, unbewegt und stumm, die Arme um sich herum geschlungen, zitternd in den dünnen, zerfetzen Kleidern, eine lange Kette auf dem Boden, deren Ende ihre blutigen Hände gefangen hielten.

Welche von ihnen war er eigentlich?

Wer war er?

Ein leichter Zug an seinem Arm holte ihn zurück, der Schwarzhaarige war stehen geblieben, wartete die Sekunden, die er brauchte um sich zu orientieren, sie waren bei dem Reisebüro am Bahnhof, die wohl einzige Möglichkeit, die sie hatten und nach einem kleinem Lächeln Toshiyas betraten sie das Geschäft.
 

Die junge Frau war sofort Feuer und Flamme für sie, viele Gäste gab es wohl nicht, in dieser verschlafenen Stadt und auch wenn Shinya immer wieder mit den Gedanken abdriftete, in seinem Kopf Schläge und Rhythmen durch arbeitete, bemerkte er doch, dass die Hoffnung seiner Liebe fiel, je länger sie mit der Blonden sprachen.

Am Ende umarmte der Drummer den Größeren, dessen Gesicht so gefallen und enttäuscht war... irgendwo in sich hatte der Bezopfte wohl daran geglaubt, dass sie eine neue Bleibe finden würden und nun, wo diese Hoffnung zerstört war, schienen die Schritte zurück auf dem hellen, freundlichen Sandweg viel schleppender zu sein.

Zurück zu gehen...

Für Shinya war das, wie in einen Kerker aus Glas gesperrt zu werden... nicht wissend, wann man sie beobachtete, welche Gefahr es barg, wenn er Toshiya küsste, oder dieser ihn.

Er wollte das alles nicht mehr!

Die verlorene Seele in ihm schrie, ungehört.

Sich einfach fallen lassen, nichts mehr sehen, nichts mehr hören... untergehen, im eiskalten Wasser seiner Alpträume versinken, dort unentdeckt treiben und das fahle Sonnenlicht durch die Decke an Eis betrachten, unter welcher er dahin trieb.
 

„Shinya.“

Er summte, hob den Kopf, wieder waren sie stehen geblieben, vor der gleichen Mauer, auf welcher Toshiya bereits entlang balanciert war.

„Willst du nicht doch nach Hause fliegen?“

Die Lippen des Drummers öffneten sich leicht, aber ihm entflohen keine Worte.

Toshiya klang so bittend, so am Ende eines Weges und es erschütterte den Zierlicheren, dass seine Festung und sein eiserner Fels diesen Moment der Schwäche zeigte, es offenbarte ihm, was er innerlich bereits wusste, es aber nicht wirklich hatte begreifen wollen.

Und in diesen Sekunden überlegte er... drei lange, qualvolle Herzschläge... bis er schließlich leicht nickte, der Bezopfte ihn in eine enge Umarmung schloss, gegen sein Haar wisperte.

„Danke. Ich danke dir so sehr.“

„Das musst du nicht... es ist gleich, wohin wir fliehen... ob hierher, Japan oder an einen anderen Ort...“

„Gib nicht auf, mein Herz... wir werden es schaffen.“

Ein erneutes Nicken seitens Shinya, schon fast automatisch.

Sprach Toshiya diese Worte, weil er sie wirklich glaubte oder weil er einfach etwas brauchte, an das er sich klammern konnte?

Gab ihm das Hoffnung?
 

~~~~~
 

Eine ganze Zeit lang waren sie umher gewandert, ohne ein wirkliches Ziel, einfach nur den Wegen folgend, als sie suchten, so lang wie möglich davonzulaufen, trotz dessen es schon langsam dämmerte.

Shinyas Finger begannen taub zu werden, seine Zehen konnte er bereits seit einer ganzen Weile nicht mehr spüren, aber es war ihm gleich, in einer gewissen Weise hieß er es sogar willkommen, selbst wenn ihn die sich damit entfachenden Gedanken ängstigten, denn sie führten zu sehr auf den einen finalen Weg.

Seine Liebe hatte ihn ein einziges Mal gefragt, ob er nicht etwas essen oder trinken wollte, doch der Langhaarige hatte nur mit dem Kopf geschüttelt, er wollte diese Illusion der Einsamkeit wahren, die hier auf dem schmalen Feldweg herrschte und erst als er merklich zu zittern begann, drängte ihn der Braunäugige zärtlich, den Rückweg anzutreten.

Weit kamen sie nicht, das Handy des Drummers begann zu klingeln, welcher im ersten Moment keuchend Luft holte – er hatte schlicht vergessen, dass er es überhaupt bei sich trug, wahrscheinlich war es in einer Handlung seines Unterbewusstseins in seine Jacke gewandert.

Toshiyas Finger glitten geschmeidig in seine Tasche, holten das kleine Gerät hervor, dann reichte es der Größere an ihn weiter.

„Es ist Kaoru.“

Leicht nur senkte der Zierlichere den Kopf, nahm dann den Anruf entgegen, zögernd und mit einem Herz, welches den ganzen Weg bis in seinen Hals hinauf gekrochen war.

„Ja?“

„Hallo, Shinya. Wie geht es dir?“

Der Pulsschlag explodierte in seinen Schläfen.

„... Ich bin in Ordnung.“

Ein leises Seufzen, doch Shinya wusste sofort, dass es schwerer war, tiefgreifender und ernster, selbst wenn er keine Ahnung hatte, warum... welchen Grund es für den Anderen gab, so auf seine Aussage zu reagieren.

„Ich würde mich wirklich freuen, wenn du aufhören könntest, mich zu belügen.“

„Kaoru?“

Der Name des Gitarristen war um den Kloß in dem Hals des Braunhaarigen herum heraus gewürgt worden, dieser hatte den Grund mit einem Schlag unter seinen Füßen verloren, war vollkommen verunsichert, was sich in seinem Gesicht mit Sicherheit wiederspiegelte, denn sein Partner strich ihm fragend über eine Schulter.

„Ich mag nicht vor dir stehen, aber allein deine Stimme sagt mir, dass etwas nicht stimmen kann... dazu hätte ich vorhin nicht einmal Kyo sehen müssen, nachdem er mit dir gesprochen hatte.“

Die Worte ihres Leaders waren scharfe Klingen und verletzten den jungen Mann auf mehr als nur einer Ebene, trieben ihm sofort die Tränen in die Augen, selbst wenn er diese mit aller Macht verdrängte... der Drummer fühlte sich verraten, beschuldigt und Vorwürfen ausgesetzt, die er beim besten Willen nicht begreifen konnte, er wusste nicht, was Kaoru von ihm verlangte.

„Was möchtest du denn hören?“

Defensive.

Selbstschutz.

„Was hältst du von der Wahrheit?“
 

Bitter gesprochene Worte, zu harsch, zu plötzlich und sofort tobte jene Seele in ihm, die ihn schützte, jede Verteidigung errichtete, die sie finden konnte, selbst wenn die Mauern voller Risse waren, kaum standhalten würden.

„Das kann ich nicht.“

„Verdammt, Shinya! Hör auf damit! Du verletzt uns, Kyo... dein Schweigen treibt ihn in den Wahnsinn. Weißt du eigentlich, wie er leidet?“

Arme legten sich behutsam um seine Mitte, zogen ihn leicht nach hinten, ohne das er darauf reagieren würde, nur entfernt bemerkte, wie seine Atmung immer heftiger wurde.

„Das ist unfair.“

„Nein Shinya, du bist es!“

Die Lider über den dunklen Augen senkten sich... es war so schmerzvoll, so hart.

Warum?

Warum tat Kaoru das jetzt?

„Bitte... bitte verzeihe mir... aber ich kann es einfach nicht... es ist zu gefährlich.“

„Wenn du in irgendetwas verwickelt bist, dann solltest du es endlich sagen! Ich werde nicht tolerieren, dass du die Band zerstörst!“

Setzen... Shinya musste sich setzen, sonst würden seine Beine sofort unter ihm einbrechen und so wankte er die wenigen Meter zu der Bank, gehalten von Toshiya, welcher auf das Höchste alarmiert war, nicht wusste, was vor sich ging, nur seine Reaktionen sah.

Seine Knie berührten das kalte Holz als erstes, der Rest seines Körpers folgte schwer, der Arm, welchen Shinya bisher behutsam bewegt hatte, wurde nun stützend gestreckt.

Schmerz jagte in einer feurigen Welle durch seinen Körper, raubte ihm die Luft, die Sicht, die Kontrolle über seine Bewegungen, denn als Shinya seine Umgebung wieder klar erkennen konnte, lag er gekrümmt auf seiner Seite, das Telefon im Schnee, wo es in diesem Augenblick von dem Bassisten aufgehoben und an das Ohr gehalten wurde.

„Wohl kaum!“
 

Die Stimme, die Haltung, das gesamte Gesicht des Älteren war versteinert, die Augen schwarz in dem Zorn, der in ihm wütetete und welcher Shinya durch die harte Linie des Kiefers ersichtlich wurde, die sich deutlichst abzeichnete.

Sacht streckte er den unverletzten Arm aus, flehte mit den Augen darum, dass ihm der Größere das Telefon wiedergeben würde, er wollte nicht, dass es zu einem Streit kam, nur weil man ihn beschützte, doch Toshiya reagierte nicht, presste stattdessen die Zähne aufeinander.

„Ich werde ihn dir nicht geben!“

„Toshiya... bitte.“

Zwei gewisperte Worte, leise und verloren über den kalten Wind und dennoch wurden sie verstanden, denn als sich die Tiefen des Bassisten auf den Kleineren legten, war die Wut des arktischen Sturmes gewichen, wurde das Braun innerhalb eines Wimpernschlags warm, liebevoll, besorgt.

„Bist du sicher, dass du das möchtest?“

Der Zierlichere nickte nur, schloss die Lider, als er das Handy zurück an sein Ohr legte, die Triade aus Drohungen unterbrach, welche ihm entgegen schlug und die einzig und allein an den Schwarzhaarigen gerichtet waren.

„Sei nicht zornig auf ihn Kaoru... er will mich nur beschützen.“

„Shinya?“

Eine simple Frage, die alles davon wischte, was an Wut in dem Gitaristen geherrscht haben musste, denn als dieser weitersprach war der Tonfall sehr viel sanfter.

„Was ist passiert? Warum hast du so gestöhnt, weswegen klingst du, als ob du Schmerzen hast?“

„Ich hatte einen Unfall.“

„Wann?“

„Gestern Nacht.“

Totale Resignation, unter dem Schmerz, die einzige Richtung, die es für Shinya noch zu geben schien... einfach auf eine jede Frage antworten, bis der Andere zufrieden war... er lag bereits geschlagen und blutig am Boden, noch viel tiefer konnte er nicht mehr fallen.
 

~~~~~~
 

Mit größten Widerwillen, hatte es der junge Mann geschafft, der Bitte des Braunhaarigen nach zukommen, denn eigentlich war es das Letzte was er selbst wollte, besonders wenn er die wütende Stimme Kaorus in seinen Ohren nachklingen hörte.

Aber scheinbar konnte der Größere seinem Engel nichts abschlagen, weswegen er nachgegeben hatte, selbst wenn er es auch jetzt noch für keine gute Idee hielt, während er den weiteren Verlauf des Gespräches verfolgte, immer darauf bedacht, ob sich etwas an der Haltung seines Freundes oder dessen Stimme ändern würde.

Bei dem geringsten Anzeichen für ein erneuten Zusammenbruch Shinyas, würde er sich das Telefon greifen, doch schien die Unterhaltung normal zu verlaufen.

Aber was ging in dem Älteren vor, das dieser so ausgerastet war, Toshiya verstand es einfach nicht.

Vor allen Dingen, war es doch immer der Gitarist, der besonnen und ruhig reagierte, wenn es mal zu ungewollten Situationen in ihrer Band gekommen war, im Gegensatz zu einem Die oder Kyo, die sich beinahe sofort der Wut hingaben.

Also was könnte geschehen sein, dass den Violetthaarigen so hatte reagieren lassen, dieser den Jüngeren angriff?
 

Toshiya hatte ja noch nicht einmal die Worte Kaorus hören müssen, damit er zu dieser Vermutung gekommen war.

Die Reaktionen des Braunhaarigen, hatten vollkommen gereicht oder warum hätte er dem zitternden Bündel, welches scheinbar alle Kraft verlassen hatte, sonst zu der Bank helfen und mit ansehen müssen, wie dieser sich selber weh tat, in dem er sich mit seinem verletzten Arm abstützte, etwas das Shinya sicher nicht getan hätte, wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre.

Die Bestätigung dafür, das der Leader daran Schuld trug, hatte der Bassist erst erhalten, nachdem er das Telefon seines Freundes, an sich genommen und die lauten wütend gescharrten Worte vernommen hatte.

Mit größter Mühe war es dem Schwarzhaarigen gelungen, nicht einfach die Verbindung zu trennen, das mobile Gerät gegen den nächstbesten Baum zu pfeffern oder einfach in seiner zitternden Hand zu zerdrücken, sondern hatte gewartet, bis der Ältere mit seinen Beschimpfungen verharrte, die laute Stimme verstummte.

Wahrscheinlich war der Gitarist verunsichert darüber gewesen, ob man ihm überhaupt noch zuhörte, waren schließlich keine Wiederworte erfolgt und ja, Toshiya hatte jede einzelne Beschimpfung vernommen, der Grund für das herausgepresste ‚wohl kaum’ welches er voller Wut aus seinem Rachen würgte, nachdem an der anderen Leitung gefragt wurde, ob denn der Jüngere noch am Apparat war.
 

Noch für einen Moment war es still gewesen, bis abermals Worte gesprochen wurden, dieses Mal an ihn selbst gerichtet und der Bassist hatte wirklich Mühe gehabt nicht einen sarkastischen Kommentar nach dem Anderen, an den Kopf seines Leaders zu werfen.

Die finale Glanzleistung jedoch, die Toshiya beinahe hätte auflachen lassen, brachte Kaoru, als er nach Shinya verlangte, richtig, er befehlte es regelrecht, ein Grund mehr den der Schwarzhaarige gehabt hätte, einfach aufzulegen, denn der Ältere hatte es in seinen Augen jetzt eindeutig zu weit getrieben.

Aber nein, noch immer war der Bassist äußerlich erstaunlich ruhig geblieben, es war in seinem Inneren, wo der Sturm getobt, einem Erdbeben gleich alles mit sich gerissen hatte, einzig die unterkühlt gesprochenen Worte, zeugten davon, wie zornig er wirklich gewesen war.

Natürlich war der Violetthaarige daraufhin erst Recht explodiert, war es nun der Bezopfte den er beschimpfte, regelrecht zusammenstauchte, vermutlich geboren davon, dass dieser sich ‚seinem Befehl’ widersetzte, dies aber hatte den Braunäugigen völlig kalt gelassen und herzlich wenig interessiert.

Manch einer wäre über diese Haltung des eigentlich netten Bassisten schockiert gewesen, denn so kannte ihn niemand, allerdings hatte Toshiya bis her kaum Gründe gehabt, diese Seite seines Wesens, vordringen zu lassen.

Auch jetzt noch, konnte er zwar keine negativen Veränderungen an dem Braunhaarigen erkennen, während dieser sich weiterhin mit Kaoru unterhielt, ließ ihn die Wut auf seinen Leader jedoch nicht los.

Der Bezopfte hatte sich vor kurzer Zeit selbst geschworen, dass er es nicht mehr zulassen würde, dass man seinen Freund verletzte, dass er alles tun würde, um den Jüngeren zu schützen, denn dieser musste nun schon lange genug leiden und da der Violetthaarige mit seinem Anruf, ebenfalls ein Grund war, das es seinem Engel schlecht ging, würde er dementsprechend reagieren, sollte es wieder geschehen.
 

~~~~~
 

„Was ist passiert?“

„Toshiya wurde... angegriffen... ich habe mich verletzt, als ich ihm geholfen habe.“

„Wie schlimm ist es?“

„Eine Stichwunde am Unterarm... sie musste genäht werden.“

„Wie viel?“

„Einundzwanzig Stiche.“

Lange Sekunden Schweigen, dann erneut die Stimme Kaorus, vollkommen frei von Wut, nur noch gezeichnet von Sorge und einer tiefen Erschütterung.

„Ich möchte, dass ihr nach Hause zurück kommt.“

Was blieb Shinya darauf zu antworten?

„Wir werden morgen fliegen.“
 

Toshiya hatte das Handy an sich genommen, kaum das er aufgelegt hatte, war anschließend neben ihn in den Schnee gesunken und fuhr nun mit den Fingern immer wieder über sein Gesicht, schien konstant vor sich hin fluchen zu wollen, doch was auch immer es für Worte sein mochten, der Ältere unterdrückte sie.

„Sei nicht böse auf ihn?“

Zwar legte sich der Blick der dunklen Opale auf Shinya, doch sagte der Bassist nicht einen Ton, weswegen der Liegende seinen Arm hob, seinen Partner auf diese Weise nahe an sich heran zog.

„Bitte, Toshiya. Ich weiß zwar nicht, warum er so wütend auf mich ist, aber es bringt doch nichts, wenn wir nun damit beginnen uns gegenseitig zu verletzen... ich bin sicher, dass Kaoru einen Grund hatte, so zu reagieren.“

Noch immer erhielt er keine Reaktion und als er ein weiteres Mal darum flehen wollte, dass sein Partner es fallen ließ, löste sich ein schweres Seufzen von dessen Lippen.

„Lass uns zu dem Haus gehen und packen.“

Den gesamten Weg zurück sprachen sie kein Wort miteinander, doch der Größere hielt seine Finger fest in den seinen, lief so nahe bei ihm, wie es möglich war, schob sich jedes Mal schützend vor ihn, wenn etwas unerwartetes passierte.

Shinya kannte den Anderen so nicht, es erschreckte ihn, irgendwo in sich, zwar hatte er gewusst, dass der Bassist gewisse Tendenzen in sich trug, diejenigen zu schützen die ihm nahe waren, aber das jetzige Verhalten war ihm gänzlich unbekannt und ängstigte ihn von soher, weil er vor allem Angst fühlte, die er nicht einordnen und kategorisieren konnte.

Die helle Fassade ihres Hauses schien ihm mit einem hämischen Lachen entgegen zu leuchten, glich einem aufs höchste amüsierten Dämonen, der nur darauf wartete, dass der Langhaarige näher kommen würde und so hielt er an, ruckartig und schon fast dabei einen Schritt rückwärts zu tun, hätte sich in diesem Moment nicht der Ältere zu ihm herum gedreht.

„Ein letztes Mal, Shinya. Du musst nur noch ein einziges Mal dort hinein.“

„Ich weiß... gib mir eine Minute.“

Der Handrücken des Größeren strich seicht über sein Gesicht, derweil er sich sammelte, dann kurz nickte, das Kinn hob, als würde er in einen Kampf ziehen und eigentlich tat er das auch, wenn auch der Gegner nicht das Haus war.

Die Schritte auf dem kleinen Kiesboden waren in den Ohren des Drummers übernatürlich laut, wie in einem sehr schlechten Film, von dem man das Ende eigentlich kannte und es sich dennoch ansah.

Ihre verbundenen Finger lösten sich nur langsam, die seinen fielen kraftlos an seiner Seite herunter, der Drummer versuchte schlicht an nichts zu denken, sich lediglich darauf zu konzentrieren, was er tun musste.

Toshiya schloss die Tür auf und obgleich sie nicht einmal vollständig geöffnet war, vermochte der Jüngere den Brief zu sehen, der auf dem Boden des Flures lag, der helle Umschlag und die weißen Lilien ein erschüttender Kontrast zu dem dunklen Rot der Auslegware.
 

Der Schrei schien an dem kleinen, gepflegten Gemäuer widerzuhallen und es brauchte einige schmerzvolle Momente, bis Shinya begriff, dass er von seinen eigenen Lippen kam, dass er soweit zurückgewichen war, dass er mit voller Wucht gegen ihren geliehenen Wagen prallte, dort niedersank.

Sein Partner war mit einem Satz neben ihm, hielt ihn sofort in einer engen Umarmung, wie um ihn abzuschotten und trotzdem konnte er über den Arm des Größeren hinweg in den Flur blicken... den Brief sehen... die großen, wunderschönen Blüten, die um ihn herum lagen, mit der größten Mühe arrangiert.

Lilien...

Blumen der Trauer... des Todes...

Nein... nein... nein...

Leises Wimmern brach sich aus seiner Kehle, ein Schluchzen, Keuchen, das sich immer weiter beschleunigte, bis ihm seine Liebe die Sicht nahm, die Finger über seine Augen legte, seinen Kopf gegen die Brust gedrückt, damit er den kraftvollen Schlag des Herzens hören konnte, der zwar beschleunigt war, aber nicht dem bebenden Stakkato glich, in welchem sich sein eigener befand.

„Atme, mein Herz. Langsam, tief. Folge der meinen.“

Er versuchte es, er bemühte sich wirklich, doch der Schwindel und die Schwärze waren zu nah... er konnte sich selbst fallen fühlen, sackte immer weiter, hing bereits nur noch in den Armen des Bassisten.

Dieser grollte in Sorge, in Rage, wuchtete ihn auf die Arme hinauf, brachte ihn in das Haus, derweil er mit dem Kopf schüttelte, sich an der Kleidung des Älteren festklammerte.

Shinya wollte dort nicht hinein!

Toshiya sollte ihn fortbringen, es war egal, was sie noch da hatten, man konnte es ersetzen, aber er wollte nicht näher an diesen verhassten Brief, der die Ketten um seinen Hals festigte, ihm die Kehle abdrückte, bis er ersticken würde.

In langen Schritten wurde er in das obere Stockwerk gebracht, der Schwarzhaarige stieß die Tür zu seinem Raum mit dem Fuß auf, schloss sie in der gleichen Weise, dann brachte sie dieser zu dem Bett, riss die Decke über sie beide, hüllte sie in eine Dunkelheit, die nur noch die Nähe zueinander zuließ.

Sein Partner hatte sich über ihn geschoben, schützte ihn mit dem gesamten Körper, ließ die Hände unaufhörlich über sein Gesicht wandern, um ihn in der Realität zu halten, die letzte Attacke in dieser Art hätte beinahe zu einer heillosen Flucht geführt.

„Komm, Shinya, bleib bei mir. Sprich mit mir, okay?“

Der Drummer konnte es nicht, es brachen sich nur qualvolle Laute, wann immer er den Mund öffnete, aber seine Finger krampften sich in der Jacke, zeigten dem Anderen, dass er noch hier war, dass dessen Handlung half, denn auf diese Art wurden all seine Sinne gedämpft, war die beruhigende Wärme seiner Liebe intensiver.

„Oh Gott...“

Gestöhnte Worte, die Minuten später fielen, als sie verschwitzt waren, die Haare an ihrer Stirn klebten, weil sie ihre Winterkleidung trugen, die Decke so dick war, dass man ohne Probleme nackt unter ihr schlafen konnte und einen Moment später hatte Toshiya sie davon gestreift, wurden sie in kühle Luft gehüllt, doch der Zierlichere hielt seine Lider weiter fest geschlossen, bebte, ohne das er weinen würde.

Winzige Küsse geisterten über seine Haut, bis er körperlich ein wenig ruhiger wurde, dann lehnte der Schwarzhaarige den Kopf gegen den seinen, wisperte zärtlich.

„Shinya... ich muss den Brief ansehen.“

„Nein!“

Heftiges Kopfschütteln, als der Herzschlag in seinem Brustkorb erneut eskalierte... Shinya wollte nicht, dass der Ältere dort hinunter ging, er wollte nicht, dass dieser den Brief in die Hand nahm.

„Ich muss ihn holen gehen.“

Wieder nur eine heftige Abweisung und Arme die sich fest um den Hals des Größeren schlangen, ihn auf den Leib des Kleineren herunter pressten.

„Nein! Bitte, Toshiya. Bitte, bitte, geh nicht.“

„Shinya, Engel... die Tür steht noch offen. Es kann jederzeit jemand herein kommen. Der Brief ist ein Beweisstück, du musst ihn mit zur Polizei nehmen... wir können ihn nicht einfach so da liegen lassen.“

„Es ist mir egal... ich will nicht mehr... ich will einfach nicht mehr...“

Seine Stimme brach sich und er fühlte das Toshiya bebte, ein Schluchzen seinerseits unterdrückte, stark für ihn bleiben wollte, eine Geste, die ihm so vieles zeigte, so viel gab und sie war der Grund für die nächsten Worte, selbst wenn er um sie herum würgen musste.

„Ich werde gehen.“

Ein Finger wanderte langsam über seinen Kiefer, bewegte ihn dazu endlich die Augen zu öffnen, seiner Liebe in die Tiefen zu blicken, die sorgenvoll auf ihn herabstarrten.

„Bist du dir da sicher?“

Der Langhaarige schüttelte den Kopf, löste sich aber gleichzeitig von dem Bassisten, schob sich langsam und reichlich wacklig zum Rand des Bettes.

„Nein, aber ich will nicht, dass du gehst... warte hier einfach auf mich, okay?“

Sein Freund setzte sich auf, als er nach seiner Balance suchte, geleitete ihn dann die wenigen Schritte zu der Tür, würde ihn nicht aufhalten, aber Shinya wusste, dass es für den Größeren eine schwere Überwindung war, weswegen er sich zu diesem herum drehte, mit zitternden Lippen einen Kuss auf die seiner Liebe presste, suchte in dieser kurzen Berührung auszudrücken, was durch ihn tobte.

Toshiya hatte seine Hand eingefangen, ließ nur zögernd los und erst als sich auch ihre Fingerspitzen nicht mehr berührten, drehte sich der Braunhaarige herum, zwang sich einen Schritt nach dem anderen zu tun.
 

Am Ende der Treppe sank der Musiker dann in sich zusammen, starrte schlicht geradeaus, in einer Apartheid gefangen, die den aufwirbelnden Schnee umso interessanter machte... wie man sich wohl fühlte, wenn man einer dieser kleinen Kristalle war?

Empfand man Freiheit, wenn man durch die Luft wirbelte, schwerelos auf die Erde nieder taumelte?

Kannten sie Verrat, wenn der Wind sie in die Hitze trieb, wo sie schmolzen, verloren gingen oder akzeptierten sie ihr Schicksal ohne einen jeden Wiederstand?

Eine der kleinen Flocken war bis zu ihm gelangt, blieb auf seiner Hand liegen und er beobachtete, wie sie sich in Wasser verwandelte, auf den Boden tropfte, dann erst blinzelte er langsam, richtete den Blick auf den Brief, richtete sich mühevoll auf.

Die letzen beiden Schritte waren unendlich schwer, mit nichts gleichzusetzen, was er in seinem bisherigen Leben erfahren hatte, wie er sie bewältigte wusste er nicht, auch nicht, wie er es hatte schaffen können, den Brief tatsächlich zu nehmen, zurück zu seinem Partner zu gehen.

Toshiya erwartete ihn am oberen Absatz der Treppen, hatte sofort wieder die Arme um ihn, stützte ihn, als er zittrig lief, den perlmutfarbenden Umschlag gegen seine Brust gedrückt, selbst als er saß, der Bassist vor ihm kniete, zärtlich daran arbeitete, ihm den Brief abzunehmen.

Bisher hatten sie beide nur die Rückseite gesehen, doch in dem Moment in welchem der Größere die andere Seite offenbarte, schnellten Shinyas Finger nach vorn, griffen nach dem hellen Papier, so heftig, dass es knickte, aber es war ihm gleich, er rollte sich auf seiner Seite zusammen, bebend, keuchend.

Es war nicht sein Name gewesen....

Der Brief war nicht für ihn bestimmt...

Es brauchte lange Minuten bis sich eine zitternde Hand sanft auf seine Wange legte, der Größere gebrochen mit ihm sprach, die einzelnen Worte unter einer großen Mühe gesprochen.
 

„Shinya... bitte, gib mir den Brief.“

Resigniert löste der Drummer seine Hände... er würde es sowieso nicht vor seinem Freund verbergen können... aber bei den Göttern, er wollte nicht, dass dieser den Umschlag öffnete und dennoch blieben seine Tiefen auf die Bewegungen des Anderen fixiert, als dieser den Bogen Papier hervor holte, die Fotographie daneben legte.

Er konnte nur darauf starren... konnte nicht einmal mehr sagen, was in ihm vorging, welche der Richtungen richtig war, in die er gerissen wurde.

Schreien?

Es erschien ihm sehr nahe an das heran zu kommen, was er sich in diesem Moment wünschte.

Weinen?

Das tat er bereits.

Sich fallen lassen, alles vergessen?

Er hatte Toshiya versprochen, hier zu bleiben.

Seine Finger umschlossen die seiner Liebe, drückten fest zu und er fühlte, dass der Schwarzhaarige mit der gleichen Kraft erwiderte, aber ebenso überfordert war, wie er selbst.

Die Worte waren simpel... richteten sich an den Größeren... eine Drohung, die effektiver nicht hätte sein können.
 

'Berühre ihn noch einmal und du wirst mit den Konsequenzen leben müssen.'
 

Und die Fotographie... sie zerstörte und zerfetzte, selbst wenn Shinya nicht einmal mehr sagen konnte, welcher Teil von ihm in diesen Sekunden verloren ging.

Sie zeigte ihn in der Wanne... vollkommen entblößt, die Haut bleich, so sehr weiß... Toshiya kniete an seiner Seite, eine Hand auf seinen Lippen, der Kopf auf dem Rand der kalten Emmalie, Worte wispernd, die auch nun zu ihm zurück kehrten... so sanft, so voller Liebe.

Dieser Augenblick, der nur ihnen beiden gehören sollte, war von jemand Fremden beobachtet worden... nie zuvor hatte sich Shinya dermaßen erniedrigt gefühlt... wie ein Tier, in einem Käfig, dass jeder betrachten konnte, wenn es ihm danach gelüstete.

Ihm war schlecht, alles drehte sich, als er sich nach oben stemmte, den Anderen damit ebenfalls aus seiner Starre zu reißen schien.

„Shinya?“

„Ich muss ins Bad...“

Toshiya hielt ihn, während er sich aufrichtete, brachte ihn auch bis zu dem anderen Raum hinüber, dort dann schüttelte der Drummer leicht seinen Kopf.

„Ich werde gleich wieder bei dir sein.“

Wie auch schon zuvor zögerte der Bassist, ließ ihn aber dennoch gehen und als sich die Tür zwischen ihnen schloss, fiel auch Shinyas Entscheidung... die einzige der letzen Monate, die wohl richtig sein würde... er konnte das nicht mit Bestimmtheit sagen, aber zumindest würde diese allem ein Ende setzen.

Schleppend trat der Langhaarige zu der Wanne hinüber, legte sich in diese, genauso wie auch in der Nacht zuvor, stützte seinen Kopf auf dem Rand und starrte lange Zeit nur an die Decke... betrachtete jeden einzelnen Punkt in den feinen Stuckarbeiten, den Kontrasten und Übergängen zwischen weiß, beige und grau.

Und letztenendes öffneten sich seine Lippen, brachen sich Worte von ihnen, nicht fest, nicht gebrochen, einfach nur sanft und leise.

„Du hast gewonnen.“
 

End Part XIV – Rage (B)
 

[3] (深い) fukai - tief, tiefgehend, gründlich, dicht, dick, dunkel, innig, intim, vertraut



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-05-09T08:08:49+00:00 09.05.2008 10:08
Nein!!! Gib nicht auf Shinya!!!
Oh Gott ich bin richtig nassgeschwitzt so hab ich mitgefiebert, erst dieser Wutanfall von Kaoru und dann wieder ein Brief, an Toshiya *heul*.
Das mit der Schneeflocke hat mir auch gefallen, ob sie Empfindungen hat, mmh gute Frage.
Shinya wird sich aber hoffentlich nicht umbringen, um seinen Freunden keine "Last" mehr zu sein und damit der Stalker sie in Ruhe läßt oder?
Was ist das nur für ein krankes ArschXXXX?
Ich hoffe wirklich das die beiden wieder nach Japan fliegen und sie es dann ihren Freunden sagen, um was es geht, zusammen sind sie bestimmt stärker den Druck zu überstehen bis der Typ gefasst wird.
Rowan ^^
Von:  Anci
2008-04-30T11:28:17+00:00 30.04.2008 13:28
Das wird ja wirklich immer schlimmer. Diesen bescheuerten Stalker muss man doch irgendwie loswerden können. Es kann doch nicht sein, dass er die Leben der beiden zerstört und ganz nebenbei anscheinend auch noch Spaß daran hat. So stelle ich mir einen Psychopaten vor. Desweiteren ist das Kapitel wieder super geschrieben. Ich hoffe, dass Shin sich selbst finden kann, Toshiya nicht anfängt, sich mit der Aufrechterhaltung seiner Maskerade noch mehr, als ohnehin schon, zu zerstören und dass sich alles zum Guten wenden wird. Bin also mal wieder auf das nächste Kapitel gespannt.^^
Von: abgemeldet
2008-04-29T22:46:41+00:00 30.04.2008 00:46
Träume als Vorboten, ob nun gut oder schlecht, ist nix Neues, aber es muss in Shin ein weiteres ungutes Gefühl ausgelöst haben.
Das dem dann doch nicht so war und es Kyo gut ging, war ja Mal was erfreuliches...
Irgend wie verständlich das bei Toshiya Eifersucht ins Spiel kam, aber er hat es richtig erkannt, dass es dazu keinen wirklichen Grund gibt.
Ich schließe mich Totos Meinung wegen dem Hauswechsel und der Polizei an...
Meine Güte das sich Kao um Shin Sorgen macht, ist ja gut und schön, aber grad wo Kao den armen Shin zusammenfaltet, frag ich mich ob Kao in Kyo verknallt ist?
So wie sich Kaoru grad aufführt könnte ich ja fast für wetten...
Kein Wunder wennn der Drummer erneut zusammen klappt...
Auch Toshiyas Reaktion darauf, mehr als nur verständlich....
Man gut das Kao ein Einsehen hatte, wer weis wie es sonst ausgegangen wäre...
Shinya hat wirklich Überredungskunst, wenn es um Toto geht...
Das Shin aber auch immer solche Vorahnungen haben muss...
Wie zum Henker kommt diese Person so einfach in das Haus?
Wer ist das, die unseren Diru Members das Leben zur Hölle macht?
Und dann auch noch weiße Lilien....
*der hat doch was an der Marmel*
Am liebsten würde ich Hausguard werden, dann müsste die Person erst einmal an mir vorbei...
*brodel*
Ähm...hat Shin die Tür offen gelassen?
Wenn dann ist das ja auch nicht gerade so sicher...
OK...OK...der andere war auch drin, während die fort waren, aber denn noch...
Es wird immer unheimlicher, wie konnte dieses Bild entstehen?
Aber was meint Shin jetzt damit das er gewonnen hat?
Er will doch Toto nicht den Laufpass geben.....oder?
Das wäre nicht fair, denn die einzige Chance ist wirklich sie fliegen zurück nach Japan und schalten die dortige Polizei ein, bekommen Personenschutz!

Du hast das wirklich sehr emotional und spannend geschrieben!
Wie wird es nun weitergehen?
Ich kann kaum das nächste Kappi abwarten....

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und einen schönen ersten Mai
Lieben Gruß
Aya-chan60 ^__^
Von:  UmbrellaXD
2008-04-29T21:01:53+00:00 29.04.2008 23:01
Das ist so n psycho terror, ich hab jedes mal bissl schiss das zu lesen XDD°

Er hat gewonnen? Ö.Ö ... was will der stalker eigentlich?? +mal-dumm-frag+
Das Shinya ihm gehört?? .____.°

War mal wieder toll XD Das warten hat sich gelohnt (also... auf das kapitel hatte man ja nicht lange warten müssen..meine eher das davor..rage a XD)


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