Sanji: Changes
Nur sehr langsam werde ich mir der Sonnenstrahlen bewusst, die hinter meine Augenlider dringen. Und dabei habe ich noch keine rechte Lust aufzustehen. Dafür ist es unter der weichen Bettdecke, die sanft und zart auf meiner nackten Haut liegt, einfach viel zu gemütlich. Aber da das helle Licht wirklich lästig ist, drehe ich mich deshalb auf die andere Seite und taste nach dem weichen, anschmiegsamen Körper, der in der Nacht noch in meinen Armen gelegen hatte. Doch die Seite neben mir ist kalt und leer. Sie ist also wieder vor mir aufgestanden, ohne dass ich es bemerkt habe.
Zwar wir mein Herz auf ewig für eine andere Frau schlagen, aber dennoch bin ich froh darüber, dass Robin bei mir ist. Nicht, weil ich sonst ohne sie alleine wäre, sondern weil sie für mich ein ganz besonderer Mensch geworden ist. Und das bereits zu einer Zeit, bevor es zu diesem ganz großen Streit gekommen ist, der unser beider Leben so unvorhergesehen verändert hat. Zwischen uns beiden existiert nämlich eine ganz eigentümliche Beziehung, die niemand zerstören kann. Auch wenn die Leute das glauben, so ist Robin nicht einfach nur meine Geliebte - sie ist weitaus mehr. Sie ist Freundin und Schwester zugleich für mich.
Dieser Gedanke ruft ein leises Lachen in mir hervor. Ein Bruder würde ja wohl kaum mit seiner Schwester ins Bett steigen! Und dennoch schleicht sich sofort wieder das Gefühl von Schuld in mein Herz, wodurch mir das Lachen schnell wieder vergeht. Nein ... nein! Eigentlich schleicht es sich nicht in mein Herz - denn dieses Gefühl ist immer da. Seit diesem einen schicksalhaften Tag lauert es in der tiefsten, dunkelsten Ecke meines Herzens ... jederzeit bereit sofort zuzuschlagen. Doch schnell unterdrücke ich die dunklen Gewissensbisse. Es war nicht meine Schuld! Und vielleicht, wenn ich es mir nur oft genug sage, werde ich es auch eines Tages dann selber glauben.
Einen bedauernden Seufzer jedoch kann ich nicht unterdrücken, als ich mich auf den Rücken drehe, wodurch ich erst jetzt bemerke, dass die Balkontür einen Spalt weit offen steht. Und auch das Lachen von Kindern dringt allmählich an meine Ohren, während ich Robin draußen sitzen sehe. An ihrem wehmütigen Lächeln auf ihren Lippen erkenne ich, dass auch sie wieder an die Vergangenheit zurückdenkt. Sie lässt einen einfach nicht los, denn dafür haben wir zuviel verloren!
Entschlossen steige ich schließlich aus dem Bett und tapse barfuss zum Kleiderschrank hinüber. Das Wetter heute ist viel zu schön, um den Tag mit trübsinnigen Gedanken zu verbringen. Wahllos greife ich daher nach einer schwarzen Hose und reiße ein weißes Hemd vom Bügel, die ich mir im angrenzenden Badezimmer schnell überziehe.
Als ich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht spritze, fällt mein Blick danach unweigerlich auf mein Spiegelbild. Nicht zum ersten Mal bemerke ich, wie kantig meine Züge mittlerweile geworden sind. Die Härte, die sich darin eingegraben hat, springt mir fast schon entgegen. Auch der strahlende Glanz in meinen Augen ist schon lange daraus verschwunden. Jetzt sehe ich darin nur eine kalte Ernsthaftigkeit. Das jetzige Leben hat mich doch sehr verändert. Aber wie sollte es auch anders sein? Die Frau, die ich liebe, habe ich vor mehr als einem Jahr das letzte Mal gesehen. Ich weiß nicht, was sie heute macht oder wo sie ist, während von meinen Freunden nur noch Robin geblieben ist. Und meinen Traum ... den habe ich aufgegeben! Er ist in zu weite Ferne gerückt, als dass ich ihn mir noch erfüllen könnte. Wie sollte ich das auch schon tun können bei dem Leben, dass wir führen? Die glücklichen und sorgenfreien Zeiten sind vorbei!
Auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett liegen meine Zigaretten, von denen ich mir eine nehme, bevor ich dann die Balkontür weiter öffne. Robin bemerkt davon nichts und blickt erst zu mir hinüber, als ich ein Streichholz anzünde. Ich sehe sofort, dass sie eins meiner Hemden trägt ... eines von den Alten, die mir selber nicht mehr passen. Noch so eine Sache, dass sich an mir verändert hat - die breiten Schultern. Doch darüber will ich mich gar nicht beklagen, da es mir ganz gut gefällt, denn dadurch wirke ich nicht mehr so schlaksig.
Tief atme ich neben dem Nikotinrauch auch die frische saubere Luft ein, während sich vor mir eine Stadt erstreckt, die eine friedvolle Atmosphäre ausstrahlt. Dadurch hat es fast den Anschein, als würden wir ein ganz normales Leben führen ... dass wir ein glückliches Pärchen sind, das in vertrauter Zweisamkeit ihr Frühstück in der warmen Morgensonne einnimmt. Für jeden muss es so aussehen, der uns sieht! Aber wir beide wissen, dass dem nicht so ist!
Glücklich ... als glücklich würde ich unser Leben nicht beschreiben. Wir sind zufrieden ... können eigentlich nur zufrieden sein! Sicher, wir haben oft schöne Momente miteinander - sehr schöne, in der wir vergessen können - aber es ist nicht das, was wir uns wünschen. Robin ist nicht die Frau, in deren Armen ich gerne liegen würde. Und ich? Ich bin nicht der Mann, an dessen Seite sie gerne jeden Abend einschlafen würde.
Der Anblick des Frühstücks lässt meinen Magen knurren. Kein Wunder! Seit gestern Mittag habe ich auch nichts weiter mehr gegessen. Als mein Blick auf die Zeitung fällt, die zusammengerollt neben ihr auf dem Stuhl liegt, kommt mir eine Idee, was wir mit dem heutigen Tag machen könnten. Sicher wäre es eine gute Abwechslung zu unserem sonstigen Alltag, um den quälenden Erinnerungen mal für wenige Stunden zu entfliehen.
"Was sagt eigentlich unser Geldbeutel?"
Kopfgeldjäger ... das hat das Leben aus uns beiden gemacht! Zwei Menschen, die jetzt im Schatten leben; zwei Menschen, die aus dem Schatten heraus angreifen. Wahrscheinlich hat man uns deshalb auch den Namen Shadow Devils gegeben. Ich kann mir etwas Besseres vorstellen, als ein solches Leben führen zu müssen. Aber mit unserer Vergangenheit ist es für uns unmöglich einer normalen Arbeit nachzugehen. Die Marine ist immer noch auf der Suche nach uns, und unsere Kopfgelder sind auch wieder gestiegen. Welch ahnungslose Narren! Wir liefern ihnen einen Gauner nach dem anderen aus - und sie wissen nicht einmal, dass wir es sind. Niemand weiß, wer die Shadow Devils sind!
"Das Geld sollte für zwei oder drei Monate reichen."
An ihrer entrückten Stimme erkenne ich, dass sie nur sehr langsam aus der Vergangenheit zurückkehrt. In diesem Punkt hat sich Robin nicht verändert. Noch immer versteht sie es meisterhaft ihre Gefühle vor anderen zu verbergen - aber nicht vor mir. Mit der Zeit habe ich gelernt auf jede Nuance von ihr zu achten. Ich brauche nur noch einen kurzen Blick auf sie werfen und schon weiß ich, was in ihr vorgeht - so wie in diesem Augenblick. Sie kann mit meiner Frage nichts anfangen und der leise, musternde Blick aus ihren blauen Augen verrät es mir.
"Dann können wir ja nach dem Frühstück ein wenig in der Stadt bummeln gehen."
Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass ihre Gedanken wieder abdriften, während ich mir ein Croissant schnappe, das noch ein wenig warm ist. Ich kann nicht sagen, ob sie meine Antwort gehört hat. Es gibt einfach Tage, da hat uns die Vergangenheit einfach zu fest im Griff, als dass wir uns allein wieder daraus lösen könnten. Vielleicht, wenn ein paar Jahre vergangen sind, können wir auf diese Zeit zurückblicken, ohne dass uns diese Trostlosigkeit erfasst. Das zumindest hoffe ich! Ich hoffe es so sehr, dass der Schmerz dann aus meinem Herzen verschwunden sein wird.
"Du denkst wieder zu viel nach."
Ich beuge mich ein wenig näher zu ihr hinüber, während sie ihre samtweiche Wange an meine Hand schmiegt. Sie ist wie ein junges Kätzchen, das sich nach Streicheleinheiten sehnt. Es versetzt mir immer noch einen Stich, wenn ich daran denken muss, was sie in ihrem Leben alles erdulden musste. Deswegen kann ich es auch gut nachvollziehen, dass sie diese sanften, zärtlichen Berührungen liebt, die ihr das Gefühl von Zuneigung vermitteln. Ich erinnere mich, dass sie früher schon keine Gelegenheit ausgelassen hatte, um ihn zu berühren.
Jetzt streicht sie mir wieder durch mein widerspenstiges Haar. Ich weiß nicht warum, aber sie scheint es zu mögen. Ihre Augen verdunkeln sich dabei, während sie wie gebannt der Bewegung ihrer zarten Fingern folgt. Bei diesem Anblick kann ich nicht anders als sie auf meinen Schoß zu ziehen. Ihre Hände legen sich dabei um mein Gesicht, und schon fühle ich das wohlige Kribbeln in meinem Inneren, das meinen Körper jedes Mal durchströmt, wenn wir uns berühren. Es ist ein erregender Kontrast ihre weiche, samtene Haut auf meiner rauen und trockenen Haut zu spüren. Ob er dasselbe gefühlt hat? Schwer zu sagen! Er war schon immer sehr verschlossen. Nur Robin scheint er sich anvertraut und sich ihr gegenüber ganz geöffnet zu haben.
Das Eindringen ihrer Zunge in meine Mundhöhle holt mich wieder in die Gegenwart zurück - und hungrig komme ich ihr entgegen. Während ich meinen Griff um ihren wohlgerundeten Po festige, ahne ich bereits, wohin das wilde Zungenspiel uns führen wird.
"Dann verschieben wir den Einkaufsbummel auf später."
Es wundert mich schon ein wenig, dass ich noch an unser Vorhaben denken kann, während ich mit ihr in meinen Armen vom Stuhl aufstehe. Ihre langen, schlanken Beine schlingt sie dabei um meinen Körper, wodurch ihr fester Busen noch enger an meine Brust gedrückt wird. Während ich sie ins Zimmer trage, atme ich tief den leichten Lavendelduft ihres Shampoos ein, der mir entgegenweht. Unverwandt sind ihre Augen dabei auf mich gerichtet, die mittlerweile so dunkel wie das Meer geworden sind. Ein faszinierender Anblick, bei dem ich scheinbar nie müde werde dem Schauspiel zuzuschauen, wenn das helle Blau ihrer Iris voller Erregung immer dunkler wird.
Nur ungern löse ich mich aus ihren verheißungsvollen Armen, nachdem ich sie vorsichtig auf das breite Bett absetze. Am Liebsten hätte ich mich sofort zu ihr gelegt und damit begonnen ihren Körper aufs Neue zu erforschen. Denn obwohl ich ihren Körper wie fast kein anderer kenne, so steckt er noch immer voller Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Dennoch wende ich mich zunächst der Fensterfront zu und ziehe die Vorhänge davor, wodurch sich ein angenehmes, sanftes Licht im Zimmer ausbreitet. Währenddessen spüre ich ihren verlangenden Blick in meinem Rücken. Doch wie verlangend er ist, stelle ich erst fest, als ich mich Robin wieder zuwende, deren Augen glutvoll über meinen Körper wandern.
Bei ihrem umwerfenden Anblick stockt mir der Atem. Ihre Wangen sind von einem zarten Rot überzogen und ihr Mund mit diesen weichen, verheißungsvollen Lippen ist leicht geöffnet, während sich ihre Brust in einem erwartungsvollen Rhythmus hebt und senkt. Die pure Erregung geht von ihr aus, und ich merke sofort, wie es um meinen Schritt herum enger wird. Doch anstatt mich auf sie zu stürzen und mich einer wilden Ekstase hinzugeben, ignoriere ich dieses Gefühl und gehe stattdessen langsam aufs Bett zu. Dabei bemerke ich, wie sich mein Herzschlag bei jedem Schritt immer weiter beschleunigt, bis es in einem wilden Galopp zu rasen scheint.
Ganz dicht vor ihr bleibe ich stehen und blicke auf sie hinab, während Robin sich langsam auf ihre Knie erhebt. Ihre Hände streichen dabei von meinem Bauch hinauf zu meiner Brust und ich schließe genießerisch die Augen. Im nächsten Augenblick spüre ich, wie sie die Knöpfe meines Hemdes öffnet, wobei ihre Fingernägel dabei sanft über meine nackte Haut kratzen, während ihre weichen Lippen den Weg ihrer Hände folgen. Für einen Moment lache ich kurz auf, als sie beinahe schon ungeduldig mein Hemd aus der Hose reißt - aber wirklich auch nur für einen Moment. Denn der geheimnisvolle Blick, den sie mir unter ihren langen Wimpern hervor wirft, lässt mich die Luft mit einem scharfen, zischenden Laut einatmen, verspricht er mir allerhöchsten Genuss.
Erneut wandern ihre Hände an meiner Brust hinauf und fahren anschließend von der Schulter entlang an meinen Armen hinab, während Robin sich mit ihrem Körper hoch aufrichtet, wodurch unsere Gesichter nunmehr auf gleicher Höhe sind. Nur allzu gerne komme ich ihren sich nähernden Lippen entgegen, während sie mir das Hemd über die Schultern streift. Doch zu spät merke, dass sie mich reingelegt hat, als Robin mit einem leisen freudigen Lachen ihr Gesicht im letzten Augenblick von mir abwendet, bevor sich unsere Lippen treffen können. Sofort bemerke ich, dass sie mir mit Hilfe des Hemdes meine Hände auf den Rücken gefesselt hat, während ich den Kopf nur amüsiert darüber schütteln kann.