Geschwisterfehde und der Kampf der Generationen
Hier kommt Kapi 9.
Viel Spaß.
Geschwisterfehde und der Kampf der Generationen
Der nächste Tag war angebrochen. Kintaro Shiro ging in der großen Halle des Turms auf und ab. Nach einer Weile kamen Jack Parker und Iwan Romanow herein.
„Habt ihr ihn gefunden?“ fragte der Vorsitzende sogleich.
„Nein. Keine Spur von Kumada.“ antwortete Parker.
„Da stimmt doch irgendetwas nicht. Wir müssen die Suche fortsetzen. Doch das Turnier geht erstmal vor. Der nächste Kampf wird in wenigen Stunden beginnen. Romanow, du bist Schiedsrichter. Parker. Du suchst weiter.
Garuda soll dich dabei unterstützen, wenn er wieder hier ist.“
Beide nickten und verließen den Saal.
°Mensch, Kumada. Was ist bloß mit dir passiert?° fragte sich Shiro in Gedanken und sah aus dem Fenster. Kurz darauf betrat Garuda Kanji den Saal.
„Tut mir Leid, Vorsitzender. Auch ich konnte ihn nirgends finden.“
„In Ordnung. Dann suche bitte weiter.“
„Selbstverständlich.“
Und schon war Garuda mit einem teuflischen Grinsen, das man dank der Maske nicht sehen konnte, wieder verschwunden. Kintaro sah zu der Stelle, an der eben noch Garuda stand. °Irgendwas ist seltsam. Seine Aura ist so negativ. Was hat das zu bedeuten?°
Es war Punkt 12 Uhr. Alle Kämpfer hatten sich um den Ring versammelt. Shina stand mit ihren Freunden am Rand der Menge.
„Mensch, ich bin ganz schön aufgeregt.“
„Mach dir keine Sorgen. Du wirst ihn schlagen, ganz sicher.“
Eiji lächelte und kam zu ihrem Ohr.
„Wenn du es schaffst, hast du die Chance gegen mich anzutreten. Dann wird dein Wunsch wahr. Viel Glück.“
Er entfernte sich wieder und lächelte. Shina war etwas rot geworden.
„Danke.“ Nun lächelte auch sie.
„Na ihr Turteltäubchen? Darf man auch noch Glück wünschen?“ meinte Sarah grinsend. Schlagartig waren die beiden Japaner rot und wandten sich schnell von einander ab. Immer noch grinsend umarmte Sarah nun Shina.
„Ich wünsch dir alles Gute. Jetzt kannst du ihm alle Gemeinheiten heimzahlen.“
Shina lächelte sie an.
„Danke, Sarah. Das werde ich.“
Die beiden waren wirklich sehr gute Freundinnen geworden. Sarah war es, der Shina ihr Herz ausgeschüttet hatte. Wie grausam ihr bisheriges Leben war. Und warum Eiji ihr so wichtig ist. Sie hatte ihr einfach alles erzählt. Auch von ihrer Liebe zu dem Einzelgänger. Zuerst dachte sie, Sarah könnte sie deswegen auslachen, da sie nie Freunde hatte, denen sie so etwas erzählen konnte, doch Sarah wünschte ihr einfach nur alles Gute.
„Du solltest es ihm aber bald sagen, bevor sich eure Wege wieder trennen.“ hatte sie gemeint. Shina hatte genickt und gemeint, dass sie ihm es erst sagen werde, wenn sie gegeneinander gekämpft hätten. Und dieser Kampf rückte in greifbare Nähe. Nur ein Hindernis lag noch auf ihrem Weg. Ihr eigener Bruder.
°Ich werde siegen. Für meinen Wunsch!° redete Shina sich in Gedanken immer wieder zu. Auch Relena und Zack wünschten ihr nochmals viel Glück. Kintaro Shiro trat nun in den Ring.
„Es ist soweit. Das dritte Viertelfinale wird nun beginnen. Akuma Raidou und Shina Raidou aus Japan! Bitte kommt in den Ring!“
Der rothaarige Kämpfer betrat grimmig den Ring. Auch Shina machte sich auf den Weg. „Hey Shina, zeigs ihm!“ rief Sarah hinterher und hielt den Daumen hoch. Shina lächelte und hielt ebenfalls den Daumen hoch.
„Wird gemacht!“
Dann betrat sie den Ring und sah sich ihrem brutalen Bruder gegenüber. Kintaro Shiro machte Platz für Romanow. Parker und Garuda waren wegen der Suche nach Kumada nicht anwesend. Jedenfalls Parker nicht. Garuda stand auf einer Baumkrone ganz in der Nähe des Rings. Er wusste ja, dass niemand Kumada finden würde. Romanow sah zu beiden Kämpfern. „Seid ihr bereit?“
Shina nickte und Akuma grummelte nur.
„Dann Ring frei!“
Shina und Akuma gingen beide in Kampfstellung.
„So Schwester. Heute wirst du für alle Frechheiten bezahlen. Auch dein elender Freund kann dir heute nicht helfen. Aber keine Angst. Auch ihn werde ich noch auseinander nehmen!“ „Nein, Akuma. Das werde ich verhindern. Das ist der letzte Kampf, den du in diesem Turnier bestreiten wirst. Das schwöre ich!“
Akuma hatte genug gehört und griff an. Er war sehr schnell und hatte seine Schwester auch schon erreicht. Mit riesiger Kraft ließ er seine Faust auf sie niedersausen. Im letzten Moment wich Shina aus und ging mit einem Salto auf Abstand. Akumas Faust bohrte sich in den Boden und ein Krater entstand, der nahezu den gesamten Ring spaltete. Er zog seine Hand wieder aus dem Loch und machte sich für den nächsten Angriff bereit.
Und dieser folgte sogleich. Er raste wieder auf Shina zu. Diese sprang ab, um sich in Sicherheit zu bringen. Doch Akuma sah dies voraus und packte sie am Fuß, um sie wieder runter zu ziehen. Gleichzeitig holte er mit der anderen Faust aus und schlug zu.
Shina war allerdings vorbereitet und wehrte seine Faust mit beiden Händen ab. Dann trat sie mit dem freien Fuß gegen seine Hand, damit er loslassen musste. Anschließend machte sie einen Flipkick in der Luft, der Akuma genau am Kinn traf. Er schrie vor Schmerz auf und flog einige Meter nach hinten. Shina landete wohlbehalten auf dem Boden und ging wieder in Kampfstellung.
Bevor er auf dem Boden aufschlug machte Akuma einen Rückwärtssalto und landete ebenfalls auf den Füßen. Wieder rasten die Geschwister aufeinander zu. Ihre Attacken krachten immer wieder aufeinander. Da traf Akumas Faust voll in Shinas Bauch. Kurz darauf bekam er ihr Knie gegen die Brust. Plötzlich tauchte Shina nach unten ab und zog Akuma mit einem Fußfeger die Beine weg. Ein folgender Kinnhaken beförderte den Rothaarigen in die Luft. Das junge Mädchen sprang hinterher und erwischte ihren Bruder mit einem gezielten Axtkick voll in der Magengegend. Akuma stürzte wieder nach unten. Shina streckte derweil beide Hände zum Boden.
„FIERCE LIGHTNING!“
Ein gleißender Blitzstrahl schoss aus ihren Handflächen und traf Akuma noch mitten in der Luft. Er wurde einem gewaltigen Elektroschock ausgesetzt und fiel dann wie ein nasser Sack zu Boden. Shina kam auch wieder langsam zur Ringoberfläche.
Doch bevor sie den Boden berührte sprang Akuma plötzlich auf und preschte auf sie zu. Mit diesem plötzlichen Angriff hatte die junge Japanerin nicht gerechnet und wurde voll erfasst. Akuma trat ihr voll in den Bauch und ein weiterer Kick schickte sie wieder nach oben. Akuma streckte seine rechte Hand in ihre Richtung.
„Gou Hadou!“
Der Feuerball verließ seine Hand und erwischte Shina voll. Sie schrie auf vor Schmerz. Doch Akuma war noch nicht fertig. Er sprang ab, packte seine Schwester in der Luft und begann sich zu drehen. Nach kurzer Zeit gingen sie in den Sturzflug über. Akuma machte mit ihr nun mehrere Saltos und sie kamen dem Boden wieder gefährlich nahe.
Nun wollte er sie mit voller Wucht zum Boden stoßen, doch Shina hatte wieder genug Kraft zur Gegenwehr. Sie rammte ihr Knie in Akumas Magengegend und stieß sich von ihm ab. Im gleichen Moment streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
„Flying Lightning!“
Ein kleiner Blitzstrahl verließ ihre Handfläche. Doch Akuma reagierte sehr schnell.
„Gou Hadou!“
Der Feuerball traf auf den Blitz und es kam zu einer Explosion aus nächster Nähe. Durch den entstehenden Druck wurden beide Kämpfer zurückgeschleudert und kamen hart auf der Ringoberfläche auf. Beide blieben kurz regungslos liegen, doch dann richteten sie sich langsam wieder auf. Beide atmeten schwer.
„So, du Missgeburt! Jetzt werde ich dich fertig machen!“
Er begann sich zu konzentrieren. Seine Kraft stieg immer weiter an und seine rote Aura wurde sichtbar. Kleine Steine um ihn begannen durch die Energie zu schweben. Akumas Augen begannen rot zu leuchten.
°Scheiße hat der viel Kraft. Da kann ich nur mit der Shin Lightning Rage mithalten.°
Auch Shina begann sich zu konzentrieren. Ihre weiße Aura nahm Gestalt an. Kleine Blitze durchzuckten diese. Auch ihre Augen wurden gänzlich weiß.
°Ich hab nur fünf Minuten.°
Akuma griff an und Shina tat es ihm gleich. Als ihre Fäuste aufeinander trafen, wurden gewaltige Schockwellen ausgesendet und lauter kleine Blitze zuckten wegen Shinas Technik durch die Luft. Auch Akumas Konzentration war eigentlich eine Technik. Es war die Brutal Force Wrath. Seine Fäuste waren dabei von Feuer umgeben.
Dieses Feuer vermischte sich mit Shinas Blitzen und die Luft um beide wurde stark aufgeheizt. Beide machten einen Spinkick, wobei ihre Füße mit viel Kraft aufeinander trafen. Durch den Druck wurden beide zurückgeworfen. Sie landeten auf den Füßen und standen sich nun mit 20 Meter Abstand zueinander gegenüber.
„Jetzt ist das Ende gekommen! Nun werde ich dich aus dem Ring fegen!“ Akuma ging in Stellung und führte eine Hand neben seinen Körper. Die andere blieb vorn. In beiden begann sich die feurige Energie zu sammeln. Shina führte indes ihre Hände vor dem Körper zusammen und konzentrierte sich noch mehr.
Langsam begannen die Hände zu leuchten und Shina zog sie auseinander. Zwischen den Fingerkuppen zuckten kleine Blitze. Anschließend streckte Shina die Hände nach vorn und hielt sie weiterhin parallel.
„Fahr zur Hölle! MESSATSU GOU HADOU!“
Akuma riss seine Hände vor sich zusammen und der gewaltige Feuerball verließ seine Handflächen. Shina öffnete ihre Augen.
„LIGHTNING OF…“
Blitzschnell zog sie die Hände an ihren Körper.
„…DRAGONS!“
Sofort stieß sie die Hände wieder von sich und der mächtige Blitzstrahl in Form des Drachens schoss hervor. Ihre Attacken näherten sich immer mehr und kollidierten schließlich miteinander. Keiner von beiden konnte die Oberhand gewinnen und beide Attacken verschwanden schließlich in einer gigantischen Explosion.
Akuma sprang nach oben aus dem Rauch heraus und bereitete schon eine weitere Attacke vor. Shina wollte sich auch wieder konzentrieren, doch plötzlich verlor sie all ihre Kraft und sackte auf die Knie.
°Oh nein. Die Zeit ist um.°
Ihre Aura war verschwunden und auch ihre Augen waren wieder normal.
°Shit. Und ich war so kurz davor.°
Akuma hielt beide Hände nach oben, zwischen denen sich Energie in Form einer gigantischen Kugel sammelte. Shinas Freunde sahen von Akuma zu Shina.
„Was ist los? Wieso kniet sie plötzlich kraftlos im Ring?“ fragte Sarah panisch.
„Es ist ihre Technik. Sie sagte, dass sie diese Energie nur fünf Minuten halten kann. Danach verliert sie jegliche Kraft.“ erklärte Eiji und ballte seine Fäuste.
°Los Shina. Das kann sich doch nicht aufhalten. Denk an dein Ziel. Das gibt dir Kraft.°
Alle anderen waren geschockt von Eijis Erklärung und blickten angstvoll zu Shina.
Die Kugel von Akuma wurde derweil immer größer. Shina kniete immer noch kraftlos auf dem Ringboden.
°Es tut mir leid, Eiji.°
Dann fiel ihr etwas ein.
°Eiji. Mein Wunsch. Er möchte auch, dass sich mein Wunsch erfüllt. Er sagte, ich solle daran glauben. Das gibt mir Kraft.°
Und es wirkte. Shina fühlte sich plötzlich wie neu geboren und unbändige Kraft floss durch sie. Schlagartig hatte sich ihre Aura wieder aufgebaut und ihre Augen glühten wieder weiß. Sie stand auf und blickte zu ihrem Bruder. Dieser war mit seinen Vorbereitungen fertig.
„Das war’s für dich! MESSATSU RAGING DEMON SHOKEN!“
Er holte aus und warf die Kugel in Richtung seiner Schwester. Diese hatte inzwischen wieder konzentriert und zog ihre Hände auseinander. Eiji sah genau hin.
„Aber das ist doch…“
Shina sah zu ihrem Bruder.
„Ich hoffe du erinnerst dich an diese Technik. Sie wird erneut zu deiner Niederlage führen!“ Zwischen ihren Händen hatte sich ein Drachenkopf aus elektrischer Energie gebildet. „LIGHTNING DRAGON BURST!“
Zehn elektrische Energiestrahlen mit Drachenköpfen schossen aus diesem einen Drachenkopf hervor und zerstreuten sich in alle Richtungen. Mitten in der Luft änderten sie die Flugrichtung und hielten alle auf Akumas Kugel zu. Bei der Kollision vereinigten sich die einzelnen Strahlen und wurden wieder zu einem gigantischen Strahl in Form eines Drachens. „NEIN! DAS KANN NICHT WAHR SEIN!“ brüllte Akuma.
Der Drachen durchdrang die Energiekugel, welche sich daraufhin auflöste, und erfasst kurz darauf Akuma. Der Rothaarige erlitt unzählige Elektroschocks. Er schrie auf vor Schmerz und fiel dann zurück in den Ring, wo er mit einem Krachen aufkam. Sein Bewusstsein hatte er längst verloren. Romanow sprang wieder in den Ring.
„Die Siegerin dieses furiosen Kampfes ist…SHINA RAIDOU!“
Die Menge begann zu jubeln. Shinas Aura verschwand und sie ging wieder kraftlos auf die Knie. Eiji und die anderen kamen zu ihr in den Ring geeilt, Sarah wegen ihrem Bein etwas langsamer.
„Gut gemacht, Kleines. Dieser Kampf war atemberaubend.“
Eiji lächelte sie an, während er sie sanft in den Armen hielt. Er hatte sie aufgefangen, nachdem sie fast zusammengeklappt wäre.
„Danke, Eiji. Wieder waren es deine Worte, die mir Kraft gegeben haben. Und sorry, dass ich deine Technik geklaut habe.“ Sie grinste leicht.
„Ach, kein Problem. Aber du hast sie wirklich super hinbekommen. Außerdem war es ja nicht meine Technik. Nur die Ausführung war gleich. Der Rest war eigentlich dein Lightning of Dragons. Aber nun solltest du etwas schlafen. Es hat dich doch ganz schön geschafft.“
Shina nickte.
„Ok. Aber wehe du weckst mich nicht, wenn dein Kampf beginnt. Den will ich sehen.“ „Versprochen.“
Shina schloss ihre Augen und war kurz darauf schon eingeschlafen. Eiji hob sie sanft hoch und ging mit den anderen zur Hütte. Dort legte er sie auf ihr Bett und deckte sie zu. Der Japaner sah das junge Mädchen noch einmal kurz an. Sie schlief friedlich und hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen. Ebenfalls lächelnd verließ er den Raum und ging wieder nach draußen. Dort hatten sich auch die anderen versammelt.
„Und Eiji, bereit für den großen Kampf? Wu Feng wird ein harter Gegner.“ meinte Zack. „Stimmt. Aber das kriege ich schon hin. Ich muss schließlich jemandem einen Wunsch erfüllen.“
„Hä? Was meinst du denn damit?“
„Wirst du später schon mitkriegen.“ Eiji streckte sich.
„Ich geh noch etwas trainieren. Bis später.“
Und schon war er auf dem Weg zu einer Waldlichtung, wo Zack vor zwei Tagen noch den armen Baumstamm bearbeitet hatte. Sarah grinste die ganze Zeit über.
°Bei ihm hat es also auch gefunkt. Dann dürfte Shina also glücklich werden, wenn sie es ihm sagt.°
Vergnügt ging sie in die Küche und machte sich etwas zu essen.
Zack und Relena blieben allein zurück. Der junge Mann betrachtete die Engländerin von der Seite.
°Sie sieht wirklich toll aus. Würde sie doch bloß nicht so weit weg leben.°
Relena bemerkte seinen Blick und sah zu ihm.
„Zack, ist was?“ Er schreckte hoch.
„Wie, was? Äh, nein. Alles klar. Ich…äh…geh dann auch etwas trainieren.“
Und schon hechtete er davon. Relena sah ihm grinsend hinterher.
°Ach Zack. Ich bin zwar blond, aber nicht dumm. Kannst du es mir nicht einfach sagen? Ich bin nämlich viel zu schüchtern dazu. Aber da haben wir wenigstens schon mal eine Gemeinsamkeit zwischen uns.°
Sie sah zum Himmel und dachte weiter über diesen Amerikaner nach, der nun schon seit über zwei Wochen ihre Gedanken beherrschte. Über diesen Amerikaner, an den sie ihr Herz verloren hatte.
Kintaro Shiro, Jack Parker, Iwan Romanow und Garuda Kanji hatten sich wieder im Turm eingefunden. Parker ergriff das Wort.
„Es tut uns Leid, Vorsitzender. Wir konnten Kumada nirgends auf der Insel finden. Wie vom Erdboden verschluckt.“
Shiro lief auf und ab.
„Da kann man wohl nichts machen. Aber wir werden die Suche trotzdem fortsetzen. Garuda, Iwan. Sucht ihr bitte weiter. Jack, du musst den nächsten Kampf leiten.“
„Ja, Vorsitzender Shiro!“ antworteten alle drei im Chor. Kurz darauf verließen sie den Saal und Kintaro Shiro blieb allein zurück.
°Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kumada einfach so verschwunden ist. Auf ihn konnte man sich immer verlassen.° Er sah zum Fenster. Plötzlich fühlte er etwas.
°Könnte es sein, das…°
Augenblicklich ging er zu einer Säule und drückte einen verborgenen Knopf. In der Wand daneben öffnete sich eine Geheimtür, die eine Treppe verbarg. Die Treppe führte unter das Dach des Turms, auf dem sich der Kampfring für das Finale befand.
°Es reagiert. Das ist nicht gut.°
Er stieg die Treppe empor und die Tür schloss sich wieder. Aus einem Schatten nahe der Eingangstür des großen Saals trat plötzlich Garuda.
°Aha, da hat er es also versteckt. Nicht mehr lange. Sobald die Kraft freigesetzt wurde und in es geflossen ist, wird die Macht mir gehören.°
Er wandte sich um und verschwand wieder im Schatten.
Es war nun 15.30 Uhr. Eijis Kampf sollte bald beginnen. Sarah, Relena und Zack hatten sich schon vor der Hütte versammelt und warteten nur noch auf die beiden Japaner.
Eiji kam leise in das Schlafzimmer. Shina hatte immer noch dieses Lächeln auf den Lippen und schlief tief und fest. Der junge Japaner näherte sich langsam dem Mädchen und stupste kurz gegen ihre Schulter.
„Hey, Shina. Du musst aufwachen. Mein Kampf wird bald beginnen.“
Doch das Mädchen mit den weiß-silbernen Haaren reagierte nicht mal ansatzweise.
°Wie bekomm ich sie nur wach?° dachte Eiji und rüttelte dieses Mal etwas an ihrer Schulter. Doch wieder keine Reaktion.
°Hm. Sollte ich das mal versuchen? Na hoffentlich knallt sie mir keine.°
Ganz langsam näherte er sich ihrem Gesicht und nach kurzem Zögern legte er seine Lippen auf ihre. Und es wirkte. Shina wachte auf, was Eiji aber nicht bemerkte, da er die Augen geschlossen hatte. Shina erschreckte sich etwas, ließ sich allerdings nichts anmerken und auf ihren Wangen bildete sich ein kleiner Rotschimmer.
Erst hatte sie Angst, doch dann begann sie vorsichtig den Kuss zu erwidern. Diesmal war es Eiji, der sich erschrak und sich schnell von ihr löste.
„I…ich…ich wollte…“ stotterte er, fand allerdings nicht die richtigen Worte und verstummte. Sein Gesicht war total rot und er sah zu Boden. Shina saß aufrecht im Bett, die Decke noch an sich gepresst, da sie sich auch sehr erschrocken hatte, als Eiji sich so ruckartig losriss, und war ebenfalls rot. Schließlich fand sie zuerst ihre Sprache wieder.
„I…ist schon in Ordnung.“
Sie setzte ihr sanftes Lächeln auf und schwang sich dann aus dem Bett.
„Komm schon. Sonst verpasst du noch deinen Kampf.“ meinte sie und ging an dem Japaner vorbei aus dem Zimmer. Dabei gab sie sich die größte Mühe, nicht noch röter zu werden. Auch Eiji beruhigte sich wieder und folgte ihr nach draußen zu den anderen.
„Da seid ihr ja endlich. Wir müssen los, sonst kommen wir wirklich noch zu spät.“ rief Zack und ging mit Relena los. Eiji schloss auf und Shina bildete zusammen mit Sarah das Schlusslicht, da Sarah ja nicht so schnell vorankam.
„Und? Wie hat dein Traumprinz dich geweckt?“ fragte Sarah grinsend. Shina wurde wieder total rot.
„G…ganz normal eben. W…was hast du denn gedacht?“ Sarahs Grinsen wurde immer breiter.
„W…was schaust du so?“
„Ach nix. Kommt halt immer nur darauf an, was man in solchen Situationen als normal versteht.“
Shinas Gesichtsfarbe nahm noch mehr zu und sie schwieg. Sarah wollte sie eigentlich noch etwas weiter ärgern, ließ es aber dann. Schließlich kamen die fünf am Kampfplatz an. Die anderen Teilnehmer waren auch schon alle da.
Plötzlich packte Shina Eiji an der Hand, weshalb er anhalten musste. Die anderen kämpften sich derweil durch die Menge.
„Warte mal kurz, Eiji.“
„Was ist denn?“ fragte er und sah sie an. Shina überlegte kurz und trat dann nahe an ihn ran. „Du musst gewinnen, ja? Denk an unser Versprechen.“ Eiji fing an zu lächeln.
„Das mach ich die ganze Z…“
Weiter konnte er nicht sprechen. Shina hatte plötzlich ihre Lippen auf seine gelegt und hoffte inständig, dass er reagieren würde. Umso fröhlicher war sie, als er den Kuss nach anfänglichem Zögern doch erwiderte. Nach kurzer Zeit lösten sie sich wieder von einander und sahen sich in die Augen.
„Viel Glück.“
Nach diesen Worten lief Shina schnell davon und suchte den Weg zu den anderen. Eiji blieb zurück und betastete seine Lippen. Er fing an zu lächeln.
°Mensch, Alter. Jetzt hat’s dich wirklich komplett erwischt.°
Auch er machte sich auf den Weg zum Ring. Kintaro Shiro betrat nun den Ring.
„Werte Kämpfer. Der letzte Kampf des Viertelfinales wird nun stattfinden. Dazu bitte ich in den Ring: Eiji Raizan aus Japan und Wu Feng aus China.“
Unter lautem Jubelgeschrei stieg der alte Fischer langsam in den Ring. Auch Eiji bahnte sich einen Weg zum Ring und stand schlussendlich seinem bisher wohl stärksten Gegner gegenüber, dem er bisher in diesem Turnier begegnet war.
Kintaro zog sich zurück und Jack Parker kam seiner Pflicht nach.
„Sind sie beide bereit?“
„Ja!“ kam es synchron zurück.
„Ring frei!“
Jack Parker brachte sich in Sicherheit und der Kampf war damit frei gegeben. Doch keiner der Kontrahenten bewegte sich. Plötzlich verbeugte Wu Feng sich.
„Auf einen fairen Kampf, Blazing Dragon.“ Eiji tat es ihm gleich.
„Ja, auf einen fairen Kampf, verehrter Wu Feng.“
°Das wird wohl der schwerste Kampf, den ich je hatte. Er ist schon fast eine lebende Legende. Ich sollte wohl besser auf Free Style verzichten und gleich den Blazing Dragon Style benutzen.°
Nach diesen Gedanken ging er in Kampfstellung. Der alte Wu tat dies ebenfalls. Und dann ging es endlich los. Wu ging gleich in die Vollen.
„REAPING SLICE!“
Er preschte auf Eiji zu und verschwand. Diese Attacke hatte bisher noch keiner überstanden, geschweige denn konnte ihr je jemand ausweichen. Eiji konzentrierte sich. Plötzlich riss er die Augen auf und packte mit beiden Händen vor sich. Und da tauchte Wu Feng plötzlich wieder auf. Eiji hatte ihn fest an den Handgelenken gepackt und somit aus der Attacke herausgerissen.
„Gar nicht mal so schlecht, mein Junge.“
Feng machte einen schnellen Rückwärtssalto, befreite so seine Arme und stieß anschließend mit beiden Füßen gegen Eijis Brustkorb. Doch dies hatte der junge Japaner geahnt und spannte seine Muskeln sehr stark an.
Der Alte erwischte ihn zwar mit voller Wucht und sprang davon, doch Eiji wankte nicht einen Millimeter. Schnell ging er wider in Kampfstellung und griff nun seinerseits Wu an. Und dieser Angriff kam blitzschnell. Eiji verschwand vor Wus Augen und griff im nächsten Moment von links an. Der Alte bemerkte dies und blockte den Schlag ab. Schnell ließ er sich fallen und zog Eiji mit einem Fußfeger die Beine Weg. Der Japaner reagierte wieder blitzschnell und verpasste Wu noch im Fallen einen harten Tritt in die Magengegend. Schnell fing er seinen Sturz noch mit einem Handstand ab und drückte sich wieder vom Boden weg. Er kam etwa zehn Meter entfernt von Wu wieder auf dem Ringboden auf.
Dieser hatte sich auch wieder von dem Tritt erholt und verschwand abermals vor den Augen der Zuschauer. Sein Angriff sollte Eiji von hinten treffen, doch der wich mit einem Schritt nach link aus und starte gleichzeitig einen Konter mit dem Ellenbogen. Wu hielt den Ellenbogen mit beiden Händen fest und schleuderte Eiji nach oben in die Luft. Dann sprang er hinterher und ließ seine Fäuste auf Eiji niederprasseln. Doch Eiji war genauso schnell und wehrte die Schläge ab. Die Schwerkraft holte sie ein und beide landeten wieder im Ring.
„So, Eiji. Wir sollten den Kampf auf die nächste Stufe verlegen.“
Nach diesen Worten konzentrierte sich Wu Feng und um ihn entstand eine blau schimmernde Aura, die viel mehr Energie ausstrahlte als die von Shina im letzten Kampf, als sie ihre Spezialtechnik benutzte. Auch Eiji konzentrierte sich und zum ersten Mal in diesem Turnier kam nun auch seine Aura zum Vorschein. Sie war gleißend weiß und strahlte in etwas genauso viel Energie aus, wie die seines Gegners.
„Oho. So jung und schon so eine starke Aura. Ich bin beeindruckt, Junge. Doch ich habe die größere Erfahrung. Deshalb wird auch diese Stärke dir nicht viel weiterhelfen.“
Wu Feng ging wieder in Kampfstellung und raste auf Eiji zu. Auch Eiji setzte sich in Bewegung und in der Mitte des Rings krachten ihre Kräfte aufeinander.
Dabei wurde eine so kräftige Schickwelle ausgelöst, dass es beide gleich einige Meter zurückschob. Dann kollidierten die Kräfte wieder miteinander. Immer mehr Schockwellen entstanden und der ohnehin schon angeschlagene Boden wurde immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Wu sprang ein Stück zurück.
„Bringen wir es zu Ende! REAPING SLICE!“
Wieder verschwand Wu. Doch Eiji war darauf vorbereitet. Im letzten Moment wich Eiji zur Seite aus und Wu war für einen Moment ungeschützt, als er an Eiji vorbei schoss. Blitzschnell drehte sich Eiji zu ihm.
„Hier kommt eine meiner verbesserten Technik hinsichtlich der Ausführungsgeschwindigkeit. RAGING DRAGON BURST!“
Der Drachenkopf zwischen seinen Händen erschien und sofort schossen zehn Drachenkopfstrahlen heraus, die sogleich auf Wu zuhielten. Diese Attacke hatte zwar nicht die Durchschlagskraft wie der normale Dragon Burst, doch war sie um vieles schneller.
Doch plötzlich konnte Wu sich noch umdrehen und hielt seine Hände den Strahlen entgegen. Sie explodierten, als sie gegen seine Hände trafen und wirbelten viel Rauch auf. Wu nahm seine Hände wieder runter und verspürte plötzlich einen stechenden Schmerz in der Magengegend.
Eiji war sofort nach der Attacke hinterher gesprintet und sprang durch den Rauch. Noch bevor Wu seine Abwehr wieder aufbauen konnte, hatte Eiji ihm den Ellenbogen mit voller Kraft in den Bauch gerammt.
„Das…war wirklich sehr geschickt…Junge.“
Wu wurde schwarz vor Augen und er brach bewusstlos zusammen.
„Der Sieger ist…EIJI RAIZAN!“ verkündete Jack Parker.
Die Menge begann zu jubeln. Viele hatten auf Wu gesetzt, doch Eiji hatte sich eindeutig als der Bessere herausgestellt. Er verließ den Ring und schon stand Shina vor ihm.
„Danke, Eiji. Jetzt kann sich endlich mein Wunsch erfüllen.“ Lächelnd umarmte sie ihn und hauchte ihm einen Kuss auf. Diesmal erwiderte er den Kuss ohne lange zu überlegen. Das die anderen sie sehen konnten war ihnen im Moment total egal. Erst als Kintaro Shiro anfing zu sprechen, wurden sie wieder in die Realität zurückgeholt. Schnell sprangen sie auseinander und wurden tomatenrot.
°Noch kann ich es ihm nicht sagen. Erst morgen, nach dem großen Kampf.°
Alle widmeten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Vorsitzenden des Komitees.
„Diese Runde des Turniers ist beendet. Bald ist das große Ziel erreicht. Und morgen wird der nächste Schritt dafür gemacht. Morgen finden die beiden Halbfinale statt.
Im ersten Kampf treffen Zack Chaser aus den USA und Relena Johnson aus England aufeinander.
Den zweiten Kampf bestreiten Shina Raidou und Eiji Raizan aus Japan. Zwei dieser Kämpfer werden übermorgen im großen Finale auf der Himmelssäule gegeneinander antreten. Deshalb ruht euch bis morgen gut aus. Ihr werdet eure Kraft brauchen. Ich wünsche noch einen schönen Abend.“
Er und die anderen Komitee-Mitglieder zogen sich zurück. Die fünf Bewohner von Hütte 18 zogen sich auch zurück. Unterwegs musste Sarah Shina unbedingt wieder ausquetschen.
„Na, was war denn das vorhin mit deinem Schatz?“
„N…nichts.“
Shina lief wieder rot an und sagte kein Wort mehr.
Innerlich lächelte sie allerdings und freute sich schon auf den nächsten Tag. Endlich würde sie gegen Eiji kämpfen können. Und egal wie es ausgehen wird, nach dem Kampf würde sie es ihm endlich gestehen.
Sie würde ihm endlich zeigen, welche Gefühle sie für ihn hatte. Auch Eiji konnte nur an sie denken. Seit dem letzten Kuss hatte nur noch Shina in seinem Kopf Platz.
Zack und Relena waren da nicht anders. Auch sie dachten immer nur an den jeweils anderen. Doch keiner traute sich, es dem anderen zu sagen.
So ging dieser Tag vorbei. Und der nächste sollte zwar hart, aber doch wunderschön werden.
Unterhalb der Klippe, wo in der letzten Nacht Garuda und Kumada gegeneinander gekämpft hatten, befand sich eine gut versteckte Höhle.
Dort lag der schwer verletzte Koji Kumada. Die Wunde an seiner Schulter, wo eigentlich sein rechter Arm war, hatte er notdürftig mit seinem Umhang verbunden. Er hatte viel Blut verloren und war daher sehr geschwächt.
°Na warte, Renmao. Du wirst dafür noch bezahlen.
Du wirst den Turm und die anderen nicht vernichten.°
Fortsetzung folgt…
