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Happy Birthday, Joseph

...damit fing alles an, doch wie wird es enden?
von

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Understanding

Seufzend erhebe ich mich vom Fußboden meiner Küche, streich mir noch einmal durch die Haare und versuche an nichts zu denken. Ich brauch frische Luft. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es mich so hart treffen würde. Liebe ist wirklich das Letzte, womit ich, in Bezug auf Kaiba, gerechnet hätte. Enge Freundschaft, ja. Sexpartnerschaft auch, in Anbetracht der Tatsache, dass diese ganze Vertragssache ja darauf hinaus lief. Aber richtige Liebe?
 

Ich wisch mir ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, verlasse meine Küche, zieh mir im Flur die Schuhe an, schnapp mir meinen Wohnungsschlüssel und meine dünne Jacke, verlasse meine Wohnung, schließ hinter mir ab, schleiche langsam die Treppen hinunter, trete durch meine Haustür auf den Gehweg und lenke meine Schritte wie ferngesteuert nach links, ohne zu wissen, wohin ich will. Hauptsache raus aus meiner Wohnung.
 

Ich muss irgendwohin, weit weg von hier, bevor ich mich dazu hinreißen lassen, mein Bett zu zertrümmern, auf dem ich gestern Abend Sex mit Kaiba hatte, oder meine Duschkabine, in der ich mich heute Morgen selbstbefriedigt habe, während ich an ihn dachte, oder meinen Küchentisch, auf dem ich vor kurzem noch saß, während er mich mit dem Mund verwöhnt hat……
 

Ich muss hier weg.
 

In Gedanken versunken, die Hände in den Hosentaschen vergraben, mit gesenktem Kopf und ziellos streife ich durch die Stadt, vorbei an Schaufenstern, geparkten Autos, Straßenlaternen, Mülltonnen, stehenden und gehenden Menschen. Und ich frage mich, ob ich der Einzige bin, der sich mit dem Problem der einseitigen Liebe herumschlagen muss. Ob ich der Einzige bin, der sich ausgerechnet in das eigene Geschlecht verknallt hat.
 

Es ist nicht so, als hätten mich je andere Männer interessiert, ich bin also definitiv nicht schwul und auch nicht bisexuell, nicht mal annähernd. Und trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass ich Kaiba mit anderen Augen zu sehen begann. Und ihm jetzt hoffnungslos verfallen bin. Das hab ich nicht kommen sehen. Wie hätte ich auch? Ich war schon immer ein Spätzünder, der nie rechtzeitig erkannte, was Sache war. Und jetzt bin ich in eine Sache gerutscht, aus der ich nicht mehr rauskomme. Zumindest nicht allein.
 

Was soll ich tun? Jetzt wo ich es weiß. Soll ich es ihm sagen? Soll ich ihn bitten, mich wieder aus dem Vertrag zu entlassen? Soll ich so tun, als wäre nichts und trotzdem Sex mit ihm haben? Könnte ich das verkraften? Kann ich ihm überhaupt noch in die Augen schauen, ohne in Tränen auszubrechen oder ihm meine Faust ins Gesicht zu donnern?
 

Ich brauch einen Rat. Aber ich darf mit niemandem darüber reden, was ich mit Kaiba getan habe, also, was soll ich tun?
 

„Joey?“
 

Erschrocken bleibe ich stehen, schaue nach vorn und blinzle etwas verwirrt.
 

„Yugi? Was machst Du denn hier?“
 

Er steht direkt vor mir, mit ein paar Einkaufstüten in den Händen. Er deutet mit dem Kopf ein wenig nach links.
 

„Ich wohne hier, schon vergessen?“
 

Ich schau ebenfalls nach links und sehe Opa Mutous Spieleladen. Scheinbar haben mich meine Schritte wie von selbst zu meinem besten Freund gelenkt. Doch was soll ich hier? Ich kann nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Und auch nicht später. Ich schau ihn wieder an und zucke mit den Schultern.
 

„Bin nur rein zufällig hier. Wollt Dich nicht stören. Bin wieder weg.“
 

Ich weiß nicht, was er in meinen Augen oder an meinem Verhalten erkennen kann, aber sein Blick wird sorgenvoll und er kommt einen Schritt auf mich zu.
 

„Ist was passiert? Willst Du reden?“
 

Ich seufze leise, scharre unruhig mit den Füßen auf dem Asphalt, kicke einen kleinen Kieselstein beiseite und vergrab meine Hände noch tiefer in meine Hosentaschen.
 

„Ich kann nicht.“
 

„Aber Du brauchst dennoch einen Rat, oder?“
 

Nachdenklich zieh ich meine Stirn in Falten, Yugi ist erwachsen geworden, er ist nur noch knapp einen Kopf kleiner als ich, aber seine noch immer hochstehenden Haare gleichen den Größenunterschied locker aus. Yugi ist ein guter Ratschlag Geber und er fragt nie viel, versteht aber dennoch, was man sagen will. Vielleicht sollte ich mit ihm reden, ohne Kaibas Namen zu erwähnen? Ihm einfach nur sagen, dass ich neuerdings einen Mann liebe? Wie würde er reagieren, wenn er es wüsste? Würde er mich von sich stoßen? Mich verurteilen? Oder würde er es verstehen? Er ist mein bester Freund! Ich will ihn nicht wegen so einer Sache verlieren. Was soll ich tun?
 

„Nun komm schon rein. Trink wenigstens einen Kaffee mit mir, vielleicht kannst Du dann darüber reden, was Dich bedrückt. Opa ist nicht da, hat eine Verabredung mit Professor Hopkins im Museum. Und Mutti ist beim Frisör.“
 

Zögernd nicke ich ihm zu, er dreht sich um, geht auf den Spieleladen zu und ich folge ihm schweigend, fast ängstlich und unsicher. Soll ich wirklich mit ihm reden? Ich weiß die Antwort nicht. Schweigend folge ich Yugi in die Küche, er stellt die Einkaufstüten auf den Fußboden und kümmert sich um den Kaffee.
 

„Geh schon mal in mein Zimmer. Ich komm gleich nach.“
 

Ich nicke ihm stumm zu, verlass die Küche wieder und schleiche hinauf in Yugis Zimmer, in dem ich schon so oft gewesen bin. Und irgendwie habe ich Angst davor, dass es vielleicht das letzte Mal sein wird, wo ich sein Zimmer von innen sehe oder dieses Haus. Ich setz mich auf Yugis Bett und starre durch sein Dachfenster hinauf in den Himmel. Er ist dunkelblau, wie Kaibas Augen. Ein paar weiße Wolken ziehen vorbei und ich sehe seine drei weißen Drachen vor mir. Mürrisch wende ich den Blick ab. Yugi kommt mit einem Tablett durch die Tür.
 

„Zucker? Milch?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Weder noch. Ich nehm schwarz.“
 

Er stellt das Tablett auf seinen Schreibtisch und reicht mir eine Tasse.
 

„Danke.“
 

Er setzt sich verkehrt herum auf seinen Schreibtischstuhl und greift sich ebenfalls einen Kaffee.
 

„Also, fang an. Was ist los? Was hast Du für ein Problem? Erzähl.“
 

Ich halte mich seufzend an meiner Kaffeetasse fest und blinzle ein paar Tränen weg, die sich in meinen Augen sammeln wollen.
 

„Mein Problem nennt sich Liebe.“
 

Er strahlt mich an, mit seinem Strahlelächeln und ich wende den Blick von ihm ab.
 

„Aber das ist doch super! Es ist Mai, oder?“
 

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. Ich schüttle seufzend den Kopf.
 

„Oh. Aber ich dachte…ist es jemand den ich kenne?“
 

Ich nicke niedergeschlagen.
 

„Hm. Miho?“
 

Ich seufze, trinke einen Schluck vom heißen Kaffee und schüttle den Kopf.
 

„Mayumi?“
 

Erneut schüttle ich den Kopf.
 

„Es ist doch nicht etwa Tea!“
 

Ich schau ihn ernst an und schüttle den Kopf. Er seufzt erleichtert.
 

„Na, ein Glück.“
 

„Yugi?“
 

„Ja?“
 

Tief hole ich Luft und seufze.
 

„Es ist ein Mann. In meinem Alter. Und bevor Du fragst, ich kann Dir nicht sagen, wer es ist. Aber keine Sorge, Du bist es nicht. Also nicht, dass ich Dich nicht mag und so, aber halt nur als Freund, Du weißt schon…“
 

Ich zucke mit den Schultern, zeige ihm ein schiefes Grinsen und warte angespannt auf seine Reaktion. Seine Reaktion ist nicht das, was ich erwartet hätte. Ich sehe plötzlich Tränen in seinen Augen, er stellt seine Kaffeetasse etwas zu schnell auf dem Tablett ab, so dass der Kaffee etwas überschwappt und dann fällt er mir einfach um den Hals, so dass ich fast meine eigene Kaffeetasse fallen lasse.
 

„Hey, vorsichtig! Der Kaffee ist heiß!“
 

Ich drück ihn etwas von mir weg und stell meine Tasse auf dem Boden neben dem Bett ab.
 

„Ach Joey!“
 

Ich spüre, wie sein Körper anfängt zu zittern. Was hat er?
 

„Was hast Du? Bist Du so schockiert, dass Du gleich in Tränen ausbrichst?“
 

Er schüttelt an meiner Schulter den Kopf und schaut mich einem wehleidigen Blick an, den ich schon einmal bei ihm gesehen habe. Damals, als der Pharao von uns ging.
 

„Ich kenn das Gefühl, Joey, ich versteh Dich!“
 

„Was meinst Du? Welches Gefühl?“
 

„Hoffnungslose Liebe, Joey. Hoffnungslose Liebe.“
 

Erneut krampft sich mein Herz zusammen und ich beiße die Zähne so hart aufeinander, dass mein Kiefer knackt. Yugi zieht sich ein wenig von mir zurück, wischt sich ein paar Tränen aus den Augen, legt seine Hände in seinen Schoß und starrt mit leerem Blick an mir vorbei.
 

„Weißt Du, Atemu war immer da, seit ich das Puzzle zusammengebaut hatte, er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Ihr wart auch da, aber…bei ihm war das anders. Er war immer da. In jeder Sekunde. Ich musste nur in mich hineinhorchen und da war er. Er war einfach da. Jederzeit. Und dann…dann war er fort. Und ich war leer. Innerlich. Als er damals durch das Tor ging, hat es mir fast mein Herz zerrissen. Ich wollte ihn aufhalten, ihn anflehen, dass er bleiben soll. Für immer. Ich hab es nicht getan. Ich konnte nicht. Aber ich hab es damals gewusst. Ich hab ihn geliebt. Von ganzen Herzen. Er war ein Teil von mir. Ich war damals auch ein wenig in Tea verliebt, aber ich wusste, dass sie Atemu genauso liebte, wie ich es tat. In dieser Hinsicht waren wir gleich. Vielleicht mit ein Grund, warum wir jetzt zusammen sind. Um uns gegenseitig über den Verlust von ihm hinwegzutrösten. Also nicht, dass ich Tea nicht wirklich liebe, oder so. Und ich bin auch sicher, dass sie mich genauso liebt. Aber….“
 

Er wischt sich erneut ein paar Tränen aus den Augen und ich kann nicht anders, ich zieh ihn einfach in meine Arme, wuschle ihm durchs Haar.
 

„Ich weiß, Yugi. Ich weiß.“
 

Liebe ist unberechenbar.

Liebe tut weh.

Liebe macht einsam.

Liebe kommt unerwartet.

Liebe geht zu schnell vorbei.

Liebe ist grausam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2015-01-28T20:59:17+00:00 28.01.2015 21:59
Liebe ist aber auch schön, egal wie sehr sie auch schmerzt und weh tut, wenn man glaubt das es einem das Herz zerreißt wie es Joey und Yugi geht nur das einen Unterschied gibt. Atemu ist nicht mehr da, Aber Seto schon, und wer sagt denn das er Joey nicht liebt, nur weil er es nicht gleich raus Posaunt? Seto ist nun mal nicht die Sorte Mensch der seine Gefühle auf der Zunge trägt. Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Nightprincess
29.01.2015 02:56
das liebe auch schön sein kann, das erfährt joey erst viel später. und yugi ist ja jetzt mit tea verlobt, die er ja ebenfalls liebt, auch wenn er atemu vermutlich nie wirklich vergessen wird. er ist dennoch auf seine art glücklich mit tea. und tea ist glücklich mit ihm. bei joeys geständnis sind bei yugi nur wieder die erinnerungen hochgekommen, aber das gibt sich wieder ^^
Von:  larineini
2015-01-28T20:31:49+00:00 28.01.2015 21:31
Ich bin soooo ungelaublich überrascht, dass ich deine Fanfiction erst jetzt gefunden habe *-*
Ich liebe deinen Schreibstil und die Story soooo sehr :)
Ich hoffe auf baldige weitere Kapitel und eine weiterhin intensive Story :* ♥
Danke, dass du heute sogar 3 Kapitel freigeschalten hast o.o ♥
LG Lari
Von:  Lunata79
2015-01-28T19:52:17+00:00 28.01.2015 20:52
Das ist echt traurig.
Hoffentlich geht´s bald weiter.
Antwort von:  Nightprincess
28.01.2015 20:54
ein kapitel wartet bereits auf freischaltung ^^ zwei weitere werden vermutlich recht schnell folgen, eins davon ist bereits fertig, leider fehlt dazwischen noch ein kapitel, dass ich noch fertig schreiben muss


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