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Seto Kaiba und der Geist der Weihnacht

Ein Yugioh-Weihnachstlied in Prosa
von

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Der zweite Geist

Nur wenige Augenblicke nach dem hellen Aufleuchten stellt Kaiba fest, dass er sich wieder in seinem Büro befindet. Er sitzt in seinem Sessel und ist über seinen Schreibtisch gebeugt. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Hat er das gerade eben vielleicht alles nur geträumt.

Gerade klopft es erneut an der Tür. Stimmt, hat es nicht auch gerade eben schon geklopft? Verwirrt fährt sich Kaiba mit der Hand über das Gesicht. Er muss tatsächlich eingeschlafen sein. Was für ein eigenartiger Traum! Er kam einem so unglaublich realistisch vor. Vielleicht sollte er doch nicht immer so lange arbeiten.

Noch einmal klopft es gegen die Tür. "Ja?", ruft Kaiba noch immer ein wenig durcheinander. Die Tür öffnet sich und herein kommt Kaibas rechte Hand, Roland. "Verzeihen sie die Störung, Kaiba-sama, aber hier ist jemand der sie sprechen möchte." Leicht irritiert schaut er seinen Untergebenen an. Wieder bleibt sein Blick an der roten Bommelmütze auf dessen Kopf hängen.

"Hatte ich nicht vorhin erst gesagt ich will diese dämlichen Mützen nicht mehr sehen?", fragt er nun scharf. Was ist denn nur heute mit seinen Angestellten los? Doch der Mann schaut ihn nun nur etwas verwirrt an. "Vorhin, Kaiba-sama...?", fragt er vorsichtig. "Ganz recht, vorhin!", wiederholt Kaiba mit wenig Geduld, "Kurz bevor Yugi Muto hier reinspaziert ist, sagte ich ihnen doch was passiert wenn ich diese Dinger heute noch einmal sehe, oder?"

Erstaunt schaut der große Mann ihn nun an: "Woher wissen sie denn, dass Yugi Muto zu ihnen möchte?" "Was...?", verdutzt schaut Kaiba auf, "Was will er denn schon wieder hier?" "Aber Kaiba-sama...", versucht der Mann seinem Vorgesetzten gedanklich zu folgen, "er ist doch heute erst zum ersten Mal hier!"

Kaiba fasst sich an die Stirn. Dieses blöde Weihnachten! Kein Mensch in seiner Umgebung ist noch zu irgendeiner halbwegs vernünftigen Handlung oder Aussage fähig! "Soll reinkommen!", meint er gereizt. Hastig macht sich der Mann davon und zieht die Tür hinter sich zu. "Ich bin von Idioten umgeben!", murmelt Kaiba.

Doch gleich darauf geht die Tür auch schon wieder auf und herein kommt, in einer dicken Winterjacke, Yugi. "Fröhliche Weihnachten, Kaiba!", begrüßt er den jungen Mann am Schreibtisch. Mit einem äußerst gereizten Blick schaut Kaiba ihm entgegen. "Hatten wir das vorhin nicht schon?", meint er unwirsch, "Was willst du hier schon wieder? Ich dachte ich hätte mich klar genug ausgedrückt."

Doch Yugi tritt nur dicht an Kaibas Schreibtisch heran, stützt sein Kinn auf den Händen auf und lächelt den jungen Mann leicht an. "Irrtum, Kaiba, wir hatten heute noch nicht das Vergnügen! Definitiv nicht! Ich bin der Geist der gegenwärtigen Weihnachten!" Für einen langen Augenblick hält Kaiba wie erstarrt inne, dann stöhnt er: "Ich fasse es nicht! Ist dieses Kaspertheater noch immer nicht vorbei?"

"Das weißt du doch besser, Kaiba!", meint Yugi leicht lächelnd, "Ich dachte, du kennst die Geschichte." "Zu meinem Leidwesen, ja", brummt Kaiba, "War Pflichtlektüre auf den Internat. Schon damals fand ich sie vollkommen überzeichnet und albern." "Aber du kannst doch nicht leugnen, dass sie einen gewissen Bezug zur Realität nicht entbehrt", entgegnet Yugi. "Und ob ich das kann!", stellt Kaiba klar.

"Typisch Kaiba!", meint Yugi etwas ernster, "Ein so kluger Kopf, aber blind für alles was direkt vor seiner Nase liegt!" "Erspar mir das altkluge Geschwafel!", patzt Kaiba und erhebt sich, "Ich vermute mal, auch du willst mir wieder ein paar nette Szenen zeigen damit ich reumütig anfange mir was aus Weihnachten zu machen. Das Problem ist nur, diesmal müsst ihr euch selber was aus den Rippen leiern. Dieses Weihnachten ist schließlich noch nicht passiert. Bin mal gespannt womit ihr meint, mich überzeugen zu können!"

Schweigend schaut Yugi ihn an. Dann schüttelt er leicht den Kopf: "Du glaubst noch immer, dass das hier eine Virtuelle Realität ist, oder?" "Hört auf, mir immer wieder diese Frage zu stellen!", regt Kaiba sich auf, "Damit verschwenden wir nur kostbare Zeit die ich eigentlich zum Arbeiten brauche. Macht endlich weiter mit dieser dummen Show!"

Zunächst sagt Yugi gar nichts, doch dann meint er: "Also schön, lass uns gehen!" Mit diesen Worten öffnet er die dicke Winterjacke und holt sein Millenniumspuzzle hervor. Spöttisch fragt Kaiba: "Und nun? Soll ich mich jetzt auch an deinem ,Gewand' festhalten, oder wie soll das laufen?" "Das wird nicht nötig sein, Kaiba", und in Yugis Augen blitzt auf einmal ein seltsames Funkeln auf und dann fasst er sein Puzzle fester. Im gleichen Moment leuchtet die kleine Pyramide hell in einem goldenen Licht auf und hüllt den Geist und den verblüfften Kaiba in einem warmen, goldenen Licht ein.

Als das Licht wieder verschwunden ist, traut Kaiba seinen Augen nicht. Sein Körper wirkt auf einmal seltsam durchsichtig und er kann sich noch nicht einmal selbst berühren. Er kann sich nicht helfen, aber das beunruhigt ihn doch. Selbst in einer computergenerierten Welt kann man sich selbst berühren, doch seine Hand dringt einfach durch ihn hindurch.

"Wie... wie hast du das gemacht?", fragt er verwirrt. Doch Yugi lächelt nur leicht und winkt ihm zu folgen. "Komm Kaiba, wir müssen los!" Und dann tritt er einfach durch die geschlossene Bürotür und ist augenblicklich aus Kaibas Sichtfeld verschwunden. "Hey, warte!", nun wird es Kaiba doch ein wenig unbehaglich. Zu seinem eigenen Erstaunen macht er sich rasch daran, der kleinen Gestalt zu folgen, doch als er die Tür öffnen will, dringt seine Hand einfach durch den Türgriff. "Verflixt!", schimpft er leise. Doch dann reißt er sich zusammen und tritt ebenfalls durch die Tür hindurch. Es gelingt ohne Probleme.

Auf der anderen Seite erwartet Yugi ihn schon. Wieder lächelt er ihn nur sanft an. Aber irgendwie liegt eine seltsame Spur von Traurigkeit oder auch Mitgefühl in diesen großen, violetten Kulleraugen. Kaiba beschließt sich seine Irritation nicht anmerken zu lassen und strafft sich wieder. "Und was nun?", fragt er betont gelangweilt. "Komm mit!", ist die simple Aufforderung.

Schweigend folgt Seto Kaiba ihm den Flur hinunter. Nun kommen sie am Tresen seiner Sekretärin vorbei. In dem eleganten Papierkorb aus Metall, der daneben steht, befindet sich eine große Anzahl der roten Weihnachtsmützen. Offenbar hat sich Roland meine Anweisung zu Herzen genommen, denkt Kaiba bei sich. Nun lässt die Stimme der jungen Frau ihn aufhorchen: "Ich kann es nicht ändern! Er braucht die Unterlagen noch heute Abend!"

Die schlanke Frau sitzt an ihrem Arbeitsplatz und ist offenbar in ein Telefongespräch vertieft. Ihre feinen, blonden Haare sind zu einer modernen Kurzhaarfrisur geschnitten und sie trägt einen seriösen, grauen Blazer mit passendem, kurzen Rock. Gerade hat sie mit der linken Hand ihre Stirn auf dem Tisch aufgestützt während sie weiter versucht, ihren Gesprächspartner von der Dringlichkeit des Auftrags zu überzeugen. Nun hebt sie energisch den Kopf, sodass Kaiba ihr Gesicht sehen kann. Sie wirkt irgendwie blass und um ihre Augen liegen dunkle Ringe die sie mit ausreichend Make-up geschickt zu übertönen versucht hat.

"Das ist mir auch klar!", ruft sie gerade energisch aus, "Du brauchst mich gar nicht so anzuschreien, Kawagiri-san! Ich hab mir das bestimmt nicht ausgedacht. ... Ich weiß! ... Ich weiß! ... Ich weiß!", die junge Frau fährt sich mit der Hand über die Augen, "Kawagiri-san, es nutzt aber gar nichts, wenn du das an mir auslässt! ... Nein, das erwarte ich doch gar nicht von dir. ... Warum sollte gerade ich ihm das sagen? Ich werde mich hüten! ... Sekretärin, na und? Als ob er jemals auf mich hören würde. ... Hey, sag so was nicht! Er ist immer noch unser Arbeitgeber! ... Lass ihn das bloß nicht hören!"

"Offenbar sollte ich wohl mal ein paar Veränderungen bei meinem Personal vornehmen!", murmelt Kaiba finster, "Ist ja unglaublich, was man hier so hört!" "Tja", meint Yugi ruhig, "Nicht jeder hier ist eben so begeistert davon, am Heiligabend bis spät in die Nacht hinein Überstunden zu machen, nur weil der Chef keinen Deut auf Weihnachten gibt." "Erspar's mir!", meint Kaiba abfällig.

"Hör auf damit!", lässt ihn plötzlich die Stimme seiner Sekretärin herumfahren. Die junge Frau hat die Hand zur Faust geballt. "Es steht dir in keinster Weise zu, so über ihn zu sprechen, verstanden? Es ist eben wie es ist, Punkt und Aus!", sie seufzt tief, "Tut mir leid Kawagiri-san! Ich bin... nur etwas übermüdet. Die letzten Wochen über hatten wir hier oben auch alle Hände voll zu tun. Und gleich muss ich noch runter in die Promotionsabteilung. Ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht.

"Pass auf... ich mach dir einen Vorschlag! Du schickst mir die Unterlagen so schnell wie möglich hoch und dann kannst du los, ok? Ich behalt's für mich, aber das ist ne große Ausnahme, ja?", die Frau lächelt kurz auf, "Keine Ursache! ... Ich? Ich werd hier wahrscheinlich noch bis Eins sitzen. ... Schon ok, ich bin daran gewöhnt. ... Meine Familie weiß bescheid. ... So schnell, ja? Prima! Da hab ich dann ja grad noch Zeit, schnell runter zu laufen. ... Danke! Und dir auch fröhliche Weihnachten! Grüß deine Frau und die Kinder!" Dann legt sie auf.

Schweigend beobachtet Kaiba wie seine Sekretärin ein paar Notizen zu Papier bringt und dann Anstalten, macht sich von ihrem Platz zu erheben. "Mir war nicht bewusst, dass unsere Firmenleitungen für private Gespräche missbraucht werden", bemerkt er jetzt brummig. "Private Gespräche?", fragt Yugi verwundert zurück, "Falls dir das nicht klar sein sollte, Kaiba, was diese Frau für dich leistet, ist unvergleichlich!" Kaiba sieht seiner Angestellten schweigend hinterher wie sie sich mit einem kaum wahrnehmbaren Seufzen erhebt und auf den Weg zum Aufzug macht.

Doch Yugi redet schon weiter: "Sie bleibt jeden Tag bis spät in die Nacht und kümmert sich um alles was du ihr aufträgst und dabei leistet sie immer hervorragende Arbeit. Dabei kommt ihre Familie meistens zu kurz. Sie hat eine kleine Tochter, wusstest du das übrigens?" Kaiba schweigt. "Und als wäre das nicht genug, bekommt sie auch noch von allen Seiten Feuer. Als deine persönliche Assistentin muss sie jede deiner Launen wortlos und gehorsam über sich ergehen lassen und gleichzeitig muss sie versuchen, mit äußerster Geduld alle Beschwerden über die Arbeitsbedingungen von Seiten der Belegschaft abzufangen und zu entschärfen. Dabei muss sie außerdem noch versuchen einen Kompromiss zu finden der allen Parteien gerecht wird. Und dabei hat sie sich bisher immer hundertprozentig loyal dir gegenüber verhalten.

"An dieser Frau brechen sich die Wellen die du mit deiner Rücksichtslosigkeit aufwirbelst. Du würdest staunen wie viele zusätzliche Sorgen dir deswegen erspart bleiben, weil sie immer wieder zwischen dir und den Anderen vermittelt. Niemand tut mehr für das gute Klima in dieser Firma als sie! Und hat sie dafür jemals von dir auch nur ein Dankeschön erhalten?"

Nachdenklich blickt Kaiba zu Boden. Schließlich meint er: "Ich geb ja zu, dass ich vorhin vielleicht ein wenig überreagiert habe." Kritisch schaut Yugi ihn an: "Nur ein wenig?" Doch dann hebt Kaiba den Kopf: "In Ordnung! Bei dieser Szene habt ihr vielleicht recht. Können wir jetzt weitermachen? Wenn ich mich nicht irre kommt als nächstes die kitschige Weihnachtsfeier bei den Bekannten. Lass es uns endlich hinter uns bringen!"

"Oh Kaiba!", seufzt der Geist leicht, "Du bist ein solcher Ignorant!" "Das hält mich schon eine ganze Weile bei Verstand!", gibt Kaiba ironisch zurück. "Also gut, wie du willst!", sagt Yugi, "Lass uns gehen und sehen was du gerade verpasst." Noch ehe Kaiba etwas darauf erwidern kann, greift er wieder nach dem Millenniumspuzzle. Nur Augenblicke später leuchtet es erneut hell auf und hüllt die beiden Personen in ein goldenes Licht ein. Ein eigenartiges Schwindelgefühl überkommt Kaiba und für einen kurzen Moment hat er das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Doch dann findet er sein Gleichgewicht wieder und schaut sich um. Er befindet sich nicht länger im Firmengebäude der Kaiba-Corporation sondern draußen auf der verschneiten Straße vor einem großen Haus mit einem übersichtlichen Schild auf dem "Schildkröten-Spiele" steht. Kaiba verzieht das Gesicht: "Ich dachte es mir!"

Ein paar Schritte neben ihm hat der kleine Geist, der Yugi wie aus dem Gesicht geschnitten ist, die Hände hinter dem Kopf gefaltet und wirft einen Blick in die Runde. Es ist dunkel und die Straße mit dem knöchelhohen Schnee wird nur von ein paar Straßenlaternen erleuchtet. Wo das Licht auf die weiße Fläche auftrifft, funkelt es wie kleine Kristalle. Autos sind kaum unterwegs und so gibt es nur wenige Spurrinnen die den Schnee auf der Straße zerteilen. Kaum ein Geräusch ist zu hören; die abendliche Stille und die weiße Dekoration auf Bäumen und Häusern scheint jeden Laut zu verschlucken.

Schließlich wendet sich Yugi an Kaiba: "Hast du eigentlich mitgekriegt, dass es geschneit hat?" "Wen interessiert das?", fragt Kaiba unwillig zurück. Nein, er hat es tatsächlich nicht bemerkt, dass sich die graue, geschäftige Stadt innerhalb weniger Stunden in eine weiße Schneelandschaft verwandelt hat. Aber mal ehrlich, will man ihm wirklich daraus einen Strick drehen? Was ist da denn groß dabei?

Auf einmal vernimmt Seto Kaiba Stimmen hinter sich. "Untersteh dich, Honda!" "Wiesooo denn?" "Lass das! Ich warne dich!" Er dreht sich um. Den verschneiten Weg entlang kommen gerade Anzu Mazaki und Hiroto Honda. Beide sind mit mehreren Taschen beladen und steuern direkt auf das Spielzeuggeschäft von Yugis Großvater zu. Gerade ist Honda damit beschäftigt mit beiden Händen einen prächtigen Schneeball zu formen, während er dabei versucht seine Taschen auf den Unterarmen weiterzubalancieren. Warnend funkelt ihn seine ebenfalls schwer bepackte Freundin an. "Wenn ich auch nur einen Schneeball abkriege, kannst du was erleben, klar?" Honda grinst genüsslich.

Nun scheint Anzu einzusehen, dass diese Drohung ihren Freund vermutlich nicht abschrecken wird und so versucht sie nun ihre Tasche zwischen sich und das kalte Wurfgeschoss zu bringen mit dem Honda gerade zum Wurf ausholt. "Nein, lass das!", quietscht sie noch, doch der Schneeball ist wohlgezielt und trifft exakt die Lücke zwischen Arm und Tüte wo er zu Hondas vollster Befriedigung in einer Schneewolke zerpufft und das kreischende Mädchen mit einem kalten Schneeregen überzieht.

Vergnügt kichernd sieht Honda zu, dass er Land gewinnt und sprintet eilig auf die Haustür zu Yugis Wohnung zu. "Na warte!", ertönt es aufgebracht hinter ihm, "Das kriegst du wieder!" Mühsam verteilt Anzu ihre Taschen auf den Unterarmen und greift sich eine Hand voll Schnee um gleich darauf ihrem flüchtenden Freund nachzusetzen. "War doch nur Spaß!", ertönt es von dem Jungen. "Was heißt hier Spaß!", keift Anzu, "Ich hab überall Schnee in den Klamotten, du Blödmann! Glaub nicht, dass du mir so davon kommst!"

Schon hat Honda die Tür erreicht und klingelt. Nur einen Augenblick später trifft ein Schneeball direkt neben seinem Kopf auf. Rasch schaut er sich um und bekommt gerade noch mit wie Anzu sich eine weitere Hand voll Schnee greift. "Komm schon, Anzu!", versucht er sie zu versöhnen, "Es ist Weihnachten! Schneeballschlachten gehören dazu." "Dann hast du ja sicher nichts hiergegen!", funkelt Anzu hämisch und schleudert ihm einen weiteren Schneeball entgegen. Honda kann sich gerade noch ducken.

Im selben Augenblick öffnet sich die Haustür und offenbar hat der Geist der Weihnacht heute seinen schelmischen Tag, denn der verfehlte Schneeball landet direkt in Yugis Gesicht er gerade nachschauen will wer da geklingelt hat. Verwirrt wischt er sich die Eisstückchen aus dem Gesicht.

"Oh Yugi! Entschuldigung!", ruft Anzu erschrocken und läuft rasch zu ihm hin, "Alles ok?" "Tolle Begrüßung, Anzu, super Timing!", meint Honda trocken. "Blödmann!", meckert Anzu und dann überzeugt sie sich auch gleich von Yugis Unversehrtheit. "Tut mir leid! Ich wollte eigentlich Honda treffen. Er ist wieder mal unmöglich!" Doch Yugi lächelt bereits wieder. "Schön, dass ihr da seid! Fröhliche Weihnachten!" "Fröhliche Weihnachten, Yugi!", erwidert Anzu und dann folgt sie ihrem Freund erleichtert ins Haus. Hinter Honda fällt die Tür ins Schloss.

Der Geist der gegenwärtigen Weihnachten wendet sich an Kaiba: "Was ist, kommst du mit?" und damit stapft er auf die Haustür zu. "Hab ich eine Wahl?", mosert Kaiba und folgt ihm. Ohne zu zögern durchschreitet der Geist wieder die Tür und Seto Kaiba bleibt nichts anderes übrig als ihm erneut zu folgen.

Im Inneren des Hauses ist zunächst ein Flur zu sehen von dem aus eine Treppe in das obere Stockwerk führt. Im Erdgeschoss gehen mehrere Türen davon ab, wobei die linke Tür offenbar in den Spielzeugladen führt. Auf der rechten Seite führt die Tür nun ins Wohnzimmer, von wo bereits munteres Geplapper zu hören ist. Schweigend folgt Kaiba der kleinen Gestalt vor ihm in das Zimmer.

Gerade sind Honda und Anzu damit beschäftigt ihre mitgebrachten Taschen auszupacken. "Das war doch gar nicht nötig!", meint Yugi verlegen. "Ach Quatsch!", zwinkert Anzu, "Ich sag dir was, wenn du erst mal die Plätzchen meiner Mutter probiert hast, isst du keine anderen mehr!" "Und das hier ist von meinem Vater für deinen Großvater!", meint Honda und packt eine Weinflasche aus, "Er meinte, wenn ich schon irgendwo eingeladen bin..., und ihm nicht wie jedes Jahr auf den Wecker falle, nur mal nebenbei bemerkt..., dann müsse ich auch ein Gastgeschenk mitbringen."

"Wieso feierst du eigentlich Weihnachten nicht zu hause?", will Anzu nun wissen. "Ach weißt du", wehrt Honda ab, "Wir sehen uns auch die Woche über so selten, da wissen wir gar nicht richtig was miteinander anzufangen, wenn wir mal Zeit haben. Also feiern wir seit ein paar Jahren halt getrennt Weihnachten. Meine Eltern gehen chic essen und ich mach's mir mit den Geschenken und den Weihnachtsplätzchen vorm Fernseher gemütlich. Aber ich komm doch viel lieber zu euch, hier ist doch viel mehr los und überhaupt wäre so ein Fest, nur der Form halber, doch n bisschen billig oder? So haben wir alle unseren Spaß!" "Auch wieder wahr!", gibt Anzu zu.

Mit verschränkten Armen hat Kaiba neben der Tür Stellung bezogen und beobachtet das Treiben mit ernster Mine. "Er hat recht, oder?", meint nun der Geist, der neben ihm steht, "Das solltest du am besten wissen!" Kaiba sagt kein Wort.

"Und warum feierst du nicht mit deinen Eltern?", fragt Honda nun Anzu, die eifrig dabei ist ihre Mitbringsel auf dem Tisch aufzustapeln und dabei bemüht ist, ihre mitgebrachten Geschenke nicht offen zu zeigen. "Mein Vater hat meine Mutter über die Feiertage auf einen Kurzurlaub eingeladen, nach Teneriffa, und ich gönne ihnen den Spaß, aber ich weiß nicht wie es euch geht, ich brauche Schnee zu Weihnachten! Wenn ich keinen Weihnachtsbaum habe, kann ich einfach nicht feiern!" Die anderen nicken zustimmend.

"Wo wir grad davon reden, ich hab noch mehr Lametta mitgebracht." Behutsam packt sie den Baumschmuck aus. "Und ich hab die Kerzen besorgt!", meint Honda und beginnt in der Tasche zu kramen, "Wo hab ich denn...?" Inzwischen sammelt Yugi die Keksschachteln und die Weinflasche ein um sie in die Küche zu bringen. "Prima!", meint er, "Dann fehlen jetzt nur noch die Lichterketten fürs Fenster, die Kugeln und die Tischdekoration." "Wollte Mai die nicht mitbringen?", fragt Anzu. Yugi nickt. "Und Bakura wollte noch irgendwas für den Baum mitbringen, keine Ahnung was."

"Ich dachte Mai wollte zusammen mit Otogi die Lichterketten besorgen", merkt Honda an, während er endlich die vermissten Kerzen aus den Tiefen seines Rucksackes hervorgekramt hat. "Das macht er bestimmt!", zwinkert Yugi, "Mai holt nämlich auch Shizuka ab. Da will er doch bestimmt dabei sein!" Augenblicklich fliegt Hondas Kopf herum: "Was, dieser Typ holt Shizuka ab? Dieser miese, kleine Casanova, der macht ihr doch ständig nur schöne Augen. Den würd ich keine Sekunde mit ihr allein lassen!"

"Reg dich ab!", meint Anzu und beginnt damit den Baum vor dem Fenster mit Lametta zu behängen, "Außerdem ist doch Mai dabei, die passt schon auf sie auf. Ich wusste gar nicht, dass du so eifersüchtig bist!", fügt sie dann noch mit einem neckischen Zwinkern hinzu. Ruckartig hält Honda inne und errötet: "Was eifersüchtig? Ich? Auf den? Pfff, träum weiter!" Grinsend wendet Anzu sich wieder dem Baum zu und Yugi wirft seinem Freund noch einen neckischen Blick zu.

"Ist es deiner Mutter eigentlich recht, wenn sie das Haus so voller fremder Leute hat an Weihnachten?", fragt Anzu noch mal, bevor Yugi aus der Tür verschwindet. Verlegen lächelt er. "Ach, das ist kein Problem. Sie meint, das sei die beste Gelegenheit mal die Leute kennen zu lernen mit denen ich mich ständig rumtreibe."

In diesem Moment klingelt es an der Tür. Da Yugi gerade die Hände voll hat, läuft Anzu rasch zur Tür. Davor stehen drei Personen in dicken Wintermänteln und mit vielen Taschen und Schachteln beladen. "Shizuka, Mai, Otogi!", fröhliche Weihnachten! Kommt rein!", ruft Anzu erfreut aus. Sofort drängen sich die drei durchgefrorenen Jugendlichen ins Wohnzimmer. "Macht mal Platz!", ruft Otogi, der einen ganzen Stapel Päckchen vor sich balanciert. Eifrig wird der Tisch freigeräumt. "Du liebe Zeit!", staunt Anzu, "Was habt ihr denn da alles besorgt?" Verschmitzt zwinkert Mai ihr zu: "Das ist ne Überraschung! Das wird noch nicht verraten!"

Mit diesen Worten schält sie sich aus ihrem eleganten Pelzmantel. Darunter trägt sie zum allgemeinen Erstaunen ein heißes Weihnachtsoutfit mit roten, pelzbesetzten Hotpants und einem ebenso knallroten Mieder und kurzem Jäckchen; auch diese mit weißem Plüsch umrandet. Ihre Füße stecken in hochhackigen, dunkelroten Lederstiefeln und um den Hals trägt sie eine schlichte Perlenkette.

"Wow!", entfährt es Honda und Otogi wie aus einem Munde. Mai zwinkert ihnen verführerisch zu. "Gefällt es euch? Na, aber glaubt nur nicht, ich hätte mich extra für euch so in Schale geworfen." "Sicher nicht!", meint Anzu leise mit einem schelmischen Lächeln, "Aber ich glaub, ich kann mir denken für wen!" Mai, die das gehört hat, errötet ein wenig. "Da fällt mir ein", lenkt sie ab, "Wo steckt eigentlich dieser Jonouchi? Ist er noch nicht da?" "Ja, wo steckt er denn?", fragt nun auch Shizuka, während ihr Otogi galant aus dem Mantel hilft und Honda es nur eifersüchtig beobachtet.

"Keine Ahnung!", antwortet Anzu, "Wir hatten doch sieben gesagt. Frag Yugi mal!" Gerade betritt dieser wieder das Wohnzimmer. "Mai! Shizuka! Hallo! Otogi, frohe Weihnachten! Prima, dass ihr schon da seid! Jetzt fehlt eigentlich nur noch Bakura." "Hey Yugi", fragt Shizuka, während sie ihren Mantel an der Garderobe aufhängt, "wo ist den Katsuya? Ist er noch nicht hier?" Yugis Mine wird etwas betrübt: "Tut mir leid, Shizuka! Er ist noch nicht da."

"Aber wo steckt die alte Nervensäge denn?", fragt nun auch Ryuji Otogi und windet sich aus seinem Schal. "Er hat vorhin angerufen", berichtet Yugi, "Er sagt es täte ihm leid aber wegen der Feiertage hat er Überstunden bei seinem Job als Pizzalieferservice aufgebrummt bekommen. So wie es aussieht haben sie sämtliche Fahrer herangepfiffen. Aus irgend einem Grund scheint alle Welt am Heiligabend Appetit auf Pizza zu haben." "Traurig genug!", bemerkt Otogi.

Shizuka macht ein sehr enttäuschtes Gesicht. "Er kommt also nicht?", fragt sie bekümmert. "Er sagt, er will versuchen später noch vorbei zu kommen!", versucht Yugi das Mädchen aufzumuntern, "Vielleicht kommt er ja nachher noch irgendwann!" "Überstunden?", fragt Honda nicht weniger enttäuscht, "Das ist ja echt blöd!" "Tja, da kann man wohl nichts machen!", meint Otogi bedauernd. Shizuka schaut traurig zu Boden: "Und ich hatte mich doch schon so darauf gefreut! Ich seh Katsuya doch so selten. Ich durfte Mama ja noch nicht mal sagen, dass er heute auch hier ist. Was mach ich denn jetzt mit seinem Geschenk?" Enttäuscht blickt sie auf ein liebevoll eingepacktes Päckchen in ihrer Hand hinab.

Ein wenig betreten stehen die anderen um sie herum. "Na komm schon, Shizuka-chan!", Mail legt dem betrübten Mädchen liebevoll den Arm um die Schulter, "Kopf hoch! Vielleicht kommt er ja doch noch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jonouchi auf ein Weihnachtsfest mit seiner kleinen Schwester verzichten würde. Leg dein Geschenk zu den anderen!" Ein schwaches Lächeln zieht über das Gesicht des Mädchens. Alle Umstehenden nicken ihr aufmunternd zu. Dann rafft sie sich auf und legt ihr Päckchen unter dem Tannenbaum unter dem sich bereits eine recht ansehnliche Menge an Päckchen, Tüten und Paketen angesammelt hat.

"Hast du gewusst, dass Jonouchi eine Schwester hat?", fragt der Geist nun wieder Seto Kaiba der noch immer mit verschränkten Armen dasteht und das Ganze schweigend beobachtet. "Klar wusste ich das!", antwortet er. "Und wusstest du auch, dass ihre Eltern getrennt leben?", bohrt der Geist weiter. "Warum hätte mich das je interessieren sollen?", fragt Kaiba zurück. "Ich weiß ja, dass du Jonouchi nie sonderlich leiden konntest, aber trotz allem hängt seine kleine Schwester mindestens so sehr an ihm wie dein Bruder an dir. Ob du willst oder nicht, ihr beide habt ne Menge gemeinsam."

Kaiba lacht auf: "Also wirklich! Es gibt niemanden mit dem ich weniger gemeinsam hätte! Ich bin Firmenchef, er arbeitet beim Pizzabringdienst! Ich habe mehrere Klassen übersprungen, er hat den IQ einer Reiswaffel! Ich bin ein Spitzenduellant und er fällt unter ,ferner liefen'! Ich bin der Herr, er ist der Hund! Ich bin der Mann, er die Maus! Ich hab es zu was gebracht und er wird ewig ein Versager bleiben, egal was er anstellt. Das Einzige was wir höchstens gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass uns die Arbeit am Heiligabend von unserer Familie fernhält."

"Wirklich charmant wie du dich ausdrückst, Kaiba!", meint der Geist und schaut ihn mit einem schiefen Seitenblick an, "Aber weißt du was? Hör bitte auf, solchen Unsinn zu reden! Es ist doch gar nicht die Arbeit die dich fernhält." Kaiba schweigt. Ohne eine Mine zu verziehen, beobachtet er wie die Gruppe junger Leute ihre restlichen Weihnachtsdekorationen anbringt, Plätzchen und andere Naschereinen auf Tellern verteilt und die Kerzen am Tannenbaum anzündet. Jeder hat irgendwas zu tun. Der ganze Trubel ist mit munterem Lachen, eifrigem Geplapper und kleinen, gegenseitigen Neckereinen verbunden. Alle scheinen guter Dinge zu sein. Nur hin und wieder wandert so mancher verstohlene Blick hinüber zur Wohnzimmeruhr. Doch das von allen still erhoffte Türklingeln bleibt aus.

Am meisten belastet das jedoch Shizuka. Immer wieder schaut sie zur Uhr und mit jeder weiteren Minute die verstreicht, sinken ihre Mundwinkel immer mehr herab. Doch immer wieder findet irgendjemand der Anwesenden ein liebes Wort um sie aufzumuntern, so zwingt sie sich ein Lächeln ab und hilft fleißig bei den letzten Vorbereitungen.

Aus einem für ihn unerfindlichen Grund ist aber gerade sie es, die Kaiba die meiste Zeit über beobachtet. Kann es sein, dass sie ihn trotz allem doch ein bisschen an Mokuba erinnert? Was mag er wohl gerade machen? Ob er zuhause alleine feiert? Eigentlich war es nicht in Ordnung von ihm, ihn vorhin so anzuschnauzen. Er nimmt sich vor, das bei Gelegenheit wieder gut zu machen.

Dann schließlich meint er: "Müssen wir uns das hier noch lange antun? Ich glaube wir hatten für heute Abend wirklich genug Kitsch." Der kleine Yugi neben ihm tritt ein paar Schritte in die Mitte des Raumes. Dann wendet er sich zu Kaiba um: "Ich kann hier keinen Kitsch entdecken, Kaiba! Alles was diese Menschen machen, geschieht aus Liebe und aus reiner Freude am Schönen. Sie sind Freunde und wollen einfach schön zusammen feiern. Jeder nimmt Rücksicht auf jeden und sogar die, die nicht da sind, werden nicht vergessen. Was mehr könnte den Geist von Weihnachten ausmachen?"

"Wo wir gerade davon sprechen", merkt Kaiba sarkastisch an, "Müsste jetzt nicht eigentlich die Stelle kommen, wo jemand etwas Abfälliges über mich sagt, damit Yugi oder irgendwer sonst mich leidenschaftlich verteidigen kann?"

Fast als wäre das das Stichwort gewesen, wendet sich nun Honda an Yugi der gerade die letzten Servietten faltet: "Wenn Bakura auch noch kommt, haben wir gerade mal so Platz für alle. Und du wolltest allen Ernstes auch noch Kaiba einladen." Er schüttelt nur den Kopf. Yugi errötet leicht. "Hat er gemacht!", antwortet Anzu an seiner statt, während sie gerade eine dampfende Schüssel hereinbringt. "Was echt? Das ist nicht dein Ernst!", reißt Honda die Augen auf, "Bist du noch zu retten, diesen reichen Schnösel?" Kaiba grinst hämisch: "Wie unglaublich berechenbar!"

Schweigend zündet Yugi die Kerzen an. "Ich versteh das nicht!", wendet sich Honda an seinen Freund, "Warum gerade den? Der ist doch der absolute Stimmungskiller!" "Wahrscheinlich hat der in seinem ganzen Leben noch nie Weihnachten gefeiert", mischt sich nun auch Otogi ein, "Mal ehrlich, könnt ihr euch diesen Eisschrank auf einer Weihnachtsfeier vorstellen?" Yugi schweigt weiter aber er sieht nicht sehr glücklich drein.

"Hehe, Kaiba mit Weihnachtsmütze und Rute!", lässt Honda seiner Fantasie freien Lauf. "Na, die Rute passt jedenfalls zu ihm!", spinnt Otogi die Idee weiter. "Ach, hört schon auf damit", ruft Anzu die beiden zur Ordnung, "Yugi wird sich schon was dabei gedacht haben. Oder Yugi?"

"Na ja", meint Yugi leise, "Ich hätte ihn einfach gern dabei gehabt." Seine Freunde heben erstaunt die Brauen. "Echt jetzt?", fragt Honda, "Aber wieso denn?" "Na ja...", zögert Yugi, "Weil ich dieses Jahr eben... mit all meinen Freunden feiern wollte." Unwillkürlich weiten Kaibas Augen sich. Hat er richtig gehört?

Honda seufzt: "Verstehe! Aber glaubst du wirklich du tust ihm einen Gefallen wenn du ihn mit hierher schleppst. Er kann dich doch nicht mal leiden, da will er doch bestimmt auch nicht mit dir Weihnachten feiern." "Er kommt sowieso nicht", meint Yugi betrübt, "Ich war vorhin bei ihm, "Er sagte, er hätte keine Zeit." "Na, dann ist es doch wohl klar!", meint Mai nun, "Bestimmt möchte er lieber mit seinem Bruder feiern. Das kann ich schon verstehen."

"Ich hab ihm gesagt, er kann Mokuba gerne mitbringen", erwidert Yugi, "Aber wisst ihr, ich mache mir einfach Sorgen, dass er überhaupt nicht zum Feiern kommt. Vielleicht kann ich mir Kaiba nur schwer auf einer Weihnachtsfeier vorstellen, aber einen Kaiba der am Heiligabend bis spät in die Nacht alleine in seinem Büro sitzt, ohne Freunde, ohne Familie, ohne das kleinste bisschen Festlichkeit..., das will ich mir einfach nicht vorstellen!" Betretenes Schweigen ist die Folge.

Der Geist wirft einen abschätzenden Blick auf den hochgewachsenen, jungen Mann der ein Stück entfernt schweigend dasteht und nachdenklich zu Boden schaut. Kaiba schluckt leicht. "Er kann dich wirklich leiden, Kaiba", sagt er nun, "Und er kann auch viel weiter sehen als du. Nun gib dir schon einen Ruck! Einmal mehr hat er dir die Hand ausgestreckt; nun nimm sie schon! Fahr zu dieser Weihnachtsfeier! Schluck deinen dummen Stolz doch mal herunter und gib zu, dass du auch ab und zu mal etwas Schönes gebrauchen kannst. Im Grunde würdest du doch einiges dafür geben, endlich mal wieder ein richtiges Weihnachtsfest zu feiern. Das ist deine Chance, nutze sie!"

Nun schaut Kaiba auf. "Das ich nicht lache! Das ist es doch eigentlich, was ihr von mir wollt, oder? Ich soll zu dieser blöden Feier fahren. Euch scheint ja echt viel daran gelegen zu sein, soviel Aufwand wie ihr deswegen betreibt. Aber ich sag euch was, manipulieren lass ich mich von niemandem! Nur weil ihr mir diese nette Idylle vorgaukelt, tu ich noch lange nicht, was ihr von mir wollt! Keine Chance!"

In diesem Moment erscheint Yugis Mutter mit einem riesigen Truthahn in der Wohnzimmertür. "So, das Essen ist fertig! Setzt euch und dann will ich endlich wissen wer das hier alles ist, der ständig durch meine Küche saust und mir meine Kroketten klaut!" Dabei wirft sie einen gespielt ernsten Blick auf Honda und Otogi. Die beiden Jungen erröten verlegen.

"Meine Güte!", staunt Frau Muto, "Ist ja wirklich ne große Runde geworden. Und ihr seid alles Freunde von meinem Sohn?" Verlegen lächeln nun auch die anderen. "Eigentlich fehlen jetzt nur noch Bakura, Jonouchi und Großvater und dann sind wir komplett", meint Yugi nun. Mai setzt sich auf: "Und wir sollten noch zwei Stühle in Reserve halten. Möglicherweise kommen noch zwei!" "Das glaub ich nicht", meint Yugi betrübt, "Er hat die Karte zerrissen!" "Och nee!", stößt Anzu aus, "Echt? Dabei hab ich mir solche Mühe gegeben sie auszusuchen."

"Wir sollten trotzdem nicht die Hoffnung aufgeben", stellt Mai klar, "Man weiß ja nie was in ihm vorgeht. Vielleicht kommt er doch noch." "Na, ob es dann auch für alle reicht?", gibt Yugis Mutter zu bedenken. "Also sicher nicht, so wie Honda gerade zu den Kroketten und den Klößen rüberschielt!", bemerkt Anzu spitz, aber man merkt, dass sie es nicht ernst meint.

Während sich Honda noch über diese Bemerkung empört, wendet sich der kleine Weihnachtsgeist wieder an Kaiba. "Was ist dein Problem, Kaiba? Erträgst du Freundlichkeit nicht? Normalerweise redet man hinter seinem Rücken nur schlecht über andere, aber dies sind aufrichtige Freunde. Wenn du dich zu einem Besuch herablassen würdest, kämst du sogar in den Genuss davon. Was kann dir denn schlimmstenfalls passieren? Dass sie deine menschliche Seite in dir entdecken? Glaub mir, sie kennen sie bereits, sonst würden sie nicht so über dich reden, oder sich wünschen, dass du mit ihnen feierst."

Ohne eine Mine zu verziehen erwidert Kaiba seinen Blick. "Für wie blöd hältst du mich eigentlich?", fragt er dann abfällig, "Das ist doch alles inszeniert. Keine Ahnung warum sie so scharf darauf sind, dass ich hinkomme, aber die haben doch genau das programmiert was ich hören sollte, um es mir anders zu überlegen. Und ich sag es noch mal: Niemand bringt es jemals fertig, mich etwas gegen meinen Willen tun zu lassen."

Nun tritt der Geist wieder einen Schritt auf Kaiba zu und schaut ihn fest an. Das seltsame violett seiner Augen scheint einen goldenen Schimmer bekommen zu haben. "Du glaubst es noch immer nicht!", stellt er ernst fest, "Wie lange willst du dich eigentlich noch weigern das Offensichtliche zu erkennen?" "Nicht, solange du mich nicht vom Gegenteil überzeigen kannst", meint Kaiba mit verschränkten Armen, "Solang du mir keine halbwegs brauchbaren Beweise lieferst, glaub ich dir kein einziges Wort."

Urplötzlich verliert das Gesicht des Geistes auch noch den letzten Rest des sanften Lächelns, das bisher immer um seine Lippen gespielt hat. Einen langen Augenblick schaut er Kaiba an, dann sagt er ernst: "Du hast es so gewollt, Kaiba. Wenn du es wirklich so haben willst?" Mit diesen Worten umschließt er einmal mehr sein Millenniumspuzzle mit der Hand und das goldene Licht hüllt alles ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Caro-kun
2008-12-20T10:11:00+00:00 20.12.2008 11:11
Die Sekretärin tut mir total Leid.

Pizza an Heiligabend … kann ich mir gar nicht vorstellen.
Wir essen immer Käsefondue.

~"Weil ich dieses Jahr eben... mit all meinen Freunden feiern wollte."~
Das war so schön … und gleichzeitig auch traurig.

Aber ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, was jetzt passiert ^^

Von:  moonlily
2008-11-03T13:19:14+00:00 03.11.2008 14:19
So, zurück in die Gegenwart und ihrem zugehörigen Geist Yugi. Jetzt kann Seto mal sehen, was er mit seiner miesen Stimmung angerichtet hat und was für ein Weihnachten die anderen ohne ihn haben.

Seiner Sekretärin gebührt neben einem großen Lob wirklich eine saftige Gehaltserhöhung! Was sie alles von ihm jeden Tag fernhält, da macht er sich gar keine Vorstellung von. Und obwohl er sie immer so schlecht behandelt, hält sie anstandslos und loyal zu ihm.

Dass Yugi alle seine Freunde zu sich eingeladen hat, ist eine schöne Idee. Ist doch viel besser, als allein zu feiern. Es ist nur sehr schade, dass Jonouchi nicht kommen kann, wegen der Arbeit, wie er gesagt hat.
Shizuka … ja, Seto und Jonouchi haben einiges mehr gemeinsam, als sie beide wahrhaben wollen. Beide lieben ihre Geschwister über alles und würden alles für sie tun. Aber die Gründe, warum die Geschwister nicht Weihnachten zusammen feiern, sind gänzlich unterschiedlich und bei Seto ließe sich das so leicht ändern! Schließlich macht er seine Arbeitspläne. So, sehen wir mal, wie es weitergeht.

Von:  _Akatsuki_Note_
2006-03-27T08:05:07+00:00 27.03.2006 10:05
*_______________*
Ich liebe dich ! XDD
Okay, deine FF, abba..Äh..Ja..X3
Schreib einfach weida ! XD

MfG
XSerberusX/~MoD~
Von:  Wo_Ai_Ni
2006-03-21T20:55:49+00:00 21.03.2006 21:55
huhu!!!
Das war mal wieder richtig gut! Du hast die Weihnachtsgeschichte wirklich perfekt in den Yu-Gi-Oh Stil gepackt! Ganz großes Lob!!!

Ich frag mich jetzt, wer wohl der dritte Geist sein wird. Hm...nach Jonou und Yugi würde jetzt am besten Kaiba selbst folgen! Bin echt gespannt, wie's weiter geht!

Bye
Wo_Ai_Ni ^^/

PS: Danke für die Ens!!!
Von: abgemeldet
2006-03-19T15:27:09+00:00 19.03.2006 16:27
schreib bitte schnell weiter, freu mich schon auf das nächste kapitel.
echt spannend gewesen, oh man typisch kaiba kalt wie ein eisblock. aber wieder tolles kapitel.
Von:  Feainn
2006-03-19T12:16:06+00:00 19.03.2006 13:16
wennn ich glück hab schreib ich dir den ersten kommi^__^
Is dir wie immer toll gelungen und ich bin schon ganz gespannt auf das nächste kappi.
hoffentlich feiert seto dann doch mit!!!
MfG San


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