Nachholbedarf
"Wo bleibt sie nur...", wird Joey immer ungeduldiger und wippt mit seinem Fuss auf und ab.
"Komisch es ist schon bald 21.30 Uhr", ist auch Yugi über diese Verspätung überrascht. Er nahm an, dass Sara sie nicht versetzen würde.
"Aber du bist auch ein Idiot Joey. Nicht einmal einen Standpunkt ausmachen... sie könnte über all sein!", spricht Téa harte Worte aus. Aber anscheinend hat sie dies schon ein paar Mal erwähnt, denn Joey regt sich nicht mal darüber auf.
"Wie es aussieht hat sie mich versetzt... Ich gehe", verabschiedet er sich und geht von seinen Freunden weg. Man folgt ihm nicht, denn er will alleine sein.
"Verdammt!", flucht der Blonde Junge und tritt gegen eine Dose, die verwahrlost auf dem Boden liegt. Genau in diesem Moment, fallen Tropfen vom Himmel und durchnässen ihn.
"Perfekt."
Sara steht in einer Telefonzelle und wählt eine Nummer.
"Komm schon...", bittet sie. Denn sie will nicht, das ihre einzigen Münzen die sie hat, für den Telefonbeantworter drauf gehen. Sie blickt nach draussen in die Dunkelheit. Ein böses Gewitter kommt auf, das spürt sie.
"Verdammt noch Mal! Nimm doch das bescheuerte Telefon ab!", brüllt sie, doch ihr Blick bleibt plötzlich an einer dunklen Gestallt draussen haften.
"Hallo?", erklingt eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Doch Geistesabwesend hat sie den Hörer aufgelegt und läuft nach draussen durch den Regen zu der Gestalt.
"Joey!", der Regen durchnässt ihre Kleidung. Sie bleibt ausser Atem vor ihm stehen.
"Sara!", ist er im ersten Moment fassungslos.
"Es tut mir so Leid! Aber ich wurde reingelegt und darum tauchte ich nicht auf!", entschuldigt sie sich gleich bei ihm. Er ist immer noch nicht ganz bei sich.
"Aber..."
"Ich verspreche dir, wir holen es nach und du kannst deine Karte behalten!", steigert sich nur noch mehr rein. Er zieht seinen Blazer aus und legt ihn über ihren Kopf, damit sie nicht nass wird, was eigentlich schon zu spät ist.
"Hier um die Ecke ist ein Fastfood Restaurant, leider kann ich dir nichts besseres anbieten", er deutet mit seinem Daumen über die Schulter und deutet in die Richtung wo sich wahrscheinlich eines dieser Restaurants befindet. Sie lächelt ihn an, er kommt ihr gar nicht mehr so kindisch vor, vielleicht auch darum, weil er alleine ist ohne seine Freunde.
"Schon gut... danke", sie atmet erleichtert auf, da er ihr nicht böse zu sein scheint. Sie geht neben ihm her und dabei haben beide gegen das schlechte Wetter zu kämpfen. Sara zieht den Blazer enger an sich, da der Regen kühl ist und sie anfängt zu frieren. Er legt einen Arm um sie um ihr zu helfen, gegen das Gewitter anzukämpfen.
"Gott sei Dank sind wir angekommen", ist Joey erleichtert, als er ins geschützte Warme kommt. Sara muss lachen, wie er dabei eine Grimasse zog ist einfach einmalig.
"Entschuldige...", sie zieht den Blazer von ihrem Kopf und will sie ihm zurückgeben.
"Wenn es weiter so wie aus Kübeln giesst, brauchst du ihn vielleicht noch", meint Joey und schaut sich um. Nur wenige Gäste sind hier und sie haben noch eine grosse Auswahl an Plätzen.
"Danke...", sagt sie und legt seinen durchnässten Blazer auf einen Stuhl.
"Warte hier... ich...", er überlegt kurz, "was willst du Essen?"
"Bestell einfach zweimal das Gleiche. Ich passe mich dir an", ist ihre Meinung dazu.
"Gut... dann bis gleich", sie setzt sich hin und schaut nach draussen in den Regen.
"Mokuba Kaiba!", brüllt Kaiba durch das ganze Haus und sofort steht sein Bruder zur Stelle.
"Und wie war dein Date?", will Mokuba neugierig wissen und hat wohl den Tonfall seines Bruders verhört.
"Du hast das alles eingefädelt!", regt sich Kaiba auf, er würde anders sprechen, wenn die Verabredung anders verlaufen wäre.
"Ich dachte du freust dich! Immerhin waren wir an ihren Fechtduellen dabei und du hast sie ein paar Mal angesprochen...", erklärt Mokuba seine Tat.
"Damit sie mich im La Rose Rouge blamiert?", kontert der braunhaarige Junge und verkreuzt seine Arme.
"Ich dachte die Atmosphäre wäre romantisch und ihr würdet euch näher kommen...", rechtfertigt sich Mokuba.
"Stattdessen ist sie Hals über Kopf aus dem Restaurant gelaufen", erinnert sich Kaiba nur ungern daran.
"Mist...", Mokuba schnippt seine Finger, "und ich rechnete doch voraus, dass die Atmosphäre, die Kleidung alles Perfekt wäre... was hast du gemacht?", sucht Mokuba den Fehler bei seinem Bruder. Kaiba geht an Mokuba vorbei.
"Komm mit", befiehlt er und geht ins Büro. Mokuba verschliesst hinter sich die Tür des Büros.
"Erinnerst du dich an das Anwesen von Chaleau?", Kaiba haut in die Tasten seines Notebooks und aktiviert einen grossen Fernseher, worauf Mokuba das sieht, was Kaiba macht.
"Wir haben es doch mit eingeplant in der Erbauung von einem zweiten Kaibaland... Was hat das mit deinem verpatzten Date zu tun?", man merkt, dass Kaiba nichts zu diesem Thema sagt.
"Setsuna Medogawa ist der Besitzer, der den wir nicht finden", erinnert Kaiba ihn daran. Mokuba braucht eine Weile und dann fällt ihm der Verbindungspunkt auf.
"Medogawa! Sie sind mit einander verwandt!?", die Erbauung von Kaiba Land, vor allem die Juristischen Dinge nimmt Seto in die Hand. Darum hat er sich auch nicht da eingemischt.
"Sie ist seine Tochter", ergänzt der grosse Bruder, "das Sara Medogawa plötzlich verabredet ist, erwies sich als praktisch, denn ich hatte sowieso vor, mich nochmals mit Medogawa zu kontaktieren, zumindest wollte ich es versuchen."
"Schon klar...", jetzt kann sich Mokuba denken, warum das Date in die Hosen ging, "du hast ihr die Akte vor die Nase geknallt und sie hat sich überrumpelt gefühlt und gekränkt."
"Wieso gekränkt?"
"Bestimmt hast du ihre Situation erwähnt, sie ist die Tochter und könnte ihn darauf Aufmerksam machen etc."
"Was ist daran falsch?", was Rendezvous betrifft, scheint er ziemlich auf der Leitung zu stehen.
"La Rose Rouge ist ein romantisches Restaurant, kein Lokal in dem man über Geschäfte spricht!", schüttelt Mokuba nur den Kopf über seinen grossen Bruder. Der jüngere ist erst 13 Jahre alt und versteht schon mehr von der Liebe als der 19 Jährige Präsident der Kaiba Corporation.
"Wieso sollte ich eine Beziehung mit diesem Mädchen eingehen?", aber er ist überrascht, dass Mokuba so gut zwischen den Zeilen lesen kann.
"Weil du sie auf ihr verletztes Knie angesprochen hast, sogar ihrem Freund hast du gesagt, dass sie verletzt ist und du hast ihr sogar einen Tipp gegeben, wie sie ihr Duell gewinnt... also bitte..."
"Du hast es selbst erwähnt, sie hat einen Freund", versucht Kaiba sich überhaupt gar nicht rauszureden.
"Und? Sie ist nicht mit ihm verheiratet, ausserdem hat dieser sich gleich für einverstanden erklärt, mit Joey auszugehen und er hat sich da nicht eingemischt", erinnert sich der kleine schwarzhaarige Junge, Kaiba ist über diese Ansichten überrascht "ausserdem hattest du so weit ich denken kann noch nie eine Beziehung."
"Ich hatte schon einige Beziehungen!", wer ist hier der kleine Junge?
"Seto, diese Dates mit den Frauen, die viel zu viel Oberweite haben und glauben sie seien dir Überlegen, sind keine Beziehungen. Du hattest vielleicht zwei Dates mit Einer, aber das kannst du wirklich nicht als Beziehung bezeichnen", wenn Mokuba einmal gross ist...
"Mit dir muss ich über solche Dinge nicht reden", Kaiba steht auf, "ausserdem entscheide ich selbst, wen ich zu meiner Freundin mache und deine Einmischungen sind nicht nötig."
Was der alles zu wissen glaubt...
"Dann bist du gar nicht im Fechtklub deiner Schule?", ist Joey überrascht und greift nach ein paar Pommes. Sara nickt.
"Leider... ich habe fast keine Zeit und kann also dementsprechend kaum trainieren. Glaub mir ich würde sehr gerne in den Klub eintreten...", bestätigt sie.
"Aber trotzdem trittst du für deine Schule an."
"Diese Wettkämpfe zwischen unseren Schulen ist meine einzige Gelegenheit offiziell zu kämpfen... an Bezirks- oder Landesmeisterschaften darf ich nicht einmal denken. Ich muss Mitglied eines anerkannten Klubs sein und das bin ich ja nicht, es ist eher ein Hobby... vielleicht vergleichbar mit deinem Duell Monster."
"Nur das ich an Turnieren teilnehmen kann...", Sara nimmt ihre Cola und schlürft an dem Strohhalm. Er stützt sein Kinn auf seinem Handrücken ab und beobachtet sie.
"Was ist?", fragt sie ihn verwirrt.
"Warum bist du nicht gekommen?", erwidert er ernst. Zum ersten Mal, seit sie ihn kennt, kommt er ihr so wirklich vor. Sie kannte schon Verehrer aus ihrer Schule, die sie verliebt anhimmeln, doch bei Joey hat sich plötzlich etwas geändert. Vielleicht sieht er in ihr den Menschen und nicht die perfekte Freundin. Sie stellt ihre Cola wieder hin.
"Wie schon gesagt ich wurde reingelegt und habe erst zu spät gemerkt, in welcher Situation ich mich befinde."
"Mehr kannst du mir nicht sagen?", sie weicht seinen durch dringenden Augen aus.
"Mokuba hat mir gesagt, dass mein Date im La Rose Rouge wartet... doch da warst du nicht...", Joeys Augen weiten sich und zeigen einen erstaunten Gesichtszug.
"Ich?", er zeigt mit seinem Finger auf sich selbst, "warum sollte ich da warten? Ich müsste mich verschulden, und diese Schulden müsste ich zehn Jahre abbezahlen, wenn ich da Mal hingehen würde mit dir..."
Sie schaut ihn an und fängt an zu lachen. Natürlich, wie sie es sich gedacht hat, Joey steht auf dem Boden der Tatsachen und versucht sie nicht mit solchen Oberflächlichen Dinge zu beeindrucken.
"Entschuldige", vor lauter Lachen sind ihr die Tränen in gekommen, "zum Glück habe ich mich in dir nicht getäuscht."
"Der Regen lässt langsam nach", stellt Joey fest, da er das Geräusch des Regens, das an die Scheiben klopft nicht mehr so stark wahrnimmt.
"Ja...", gibt sie ihm Recht. Es ist auch schon dunkel und sie hat das noch gar nicht bemerkt, "bist du immer noch wütend?"
Joey schüttelt lächelnd den Kopf, er grinst sie förmlich an.
"Um Joey Wheeler wütend zu machen, muss man nur seine Freunde verletzten. Aber weil man mich versetzt...", er bricht ab... eigentlich war er schon ziemlich deprimiert deswegen. Aber sie hatte eine Erklärung dafür...
"Am besten wir fangen von neuem an. Hallo ich bin Joey Wheeler und ich habe dir, obwohl ich dich nicht kenne dein Essen bezahlt", er reicht ihr über den Tisch seine Hand. Sie ist im ersten Moment verwirrt, aber dann nimmt sie die ausgestreckt Hand in die ihre.
"Sara Medogawa."
"Ich wäre auch ziemlich Down, wenn meine Traumfrau mich versetzen würde...", erinnert Tristan seine Freunde daran, wie es Joey wohl geht. Sie sitzen bei Yugi Zuhause und trinken eine Warme Schokolade.
"So viel ich weiss, hat dich Serenity einmal versetzt", erinnert ihn Duke daran, "denn sie wusste nicht einmal, dass du es für ein Date hieltst."
"Schnauze Duke!", regt sich Tristan darüber auf und die anderen müssen anfangen zu lachen.
"Aber zurück zu Joey, mein Gott, das letzte Mal, als er so aus dem Häuschen war, da war er zum ersten Mal Mai begegnet", erinnert sich Yugi, an die Schifffahrt, wo sie zusammen ins Königreich der Duellanten gefahren sind.
"Von Sara hätte man doch erwarten können, dass sie erscheint", meint Téa dazu. Obwohl sie viel in der Wunde von ihm gebohrt hat, tut er ihr schon Leid.
"Sie machte einen Anständigen Eindruck, aber der Schein kann trügen", stellt Tristan fest.
"Das glaube ich nicht...", meint Yugi, "wenn ich richtig darauf geachtet habe, dann ist sie eine ehrliche, aufrichtige Person..."
"Auch du hast doch bemerkt, wie sie uns angefahren hat, bevor sie ihr Wettkampf hatte", denkt Duke zurück.
"Jeder Mensch fühlt sich anders vor Wettkämpfen und sie gehört zu den Leuten, die schnell auf 180 kommen", erklärt sich Yugi diese Reaktion.
"Dann hat sie Joey versetzt, weil sie wütend war?", macht sich Duke über diese Vorstellung lustig.
"Sie hatte bestimmt einen Grund und wird sich anständig bei Joey entschuldigen."
Die Sonne geht auf und Joey und Sara spazieren am Hafen des Piers entlang.
"Deine kleine Schwester schaut bestimmt zu dir hoch", meint Sara. Joey hat ihr gerade die Geschichte von Serenity erzählt.
"Ich beschütze sie, zumindest versuche ich das", erwidert Joey mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Du siehst ein, dass man einen Menschen nicht von allem beschützen kann."
"Nicht vor allem, natürlich nicht, aber vor dem schlimmsten, da möchte man die Menschen die man liebt bewahren", schöne Worte von Joey.
"Es wäre schön, wenn alle Menschen solche Ansichten wie du hätten", meint Sara.
"Heute sind die letzten Spiele..." wechselt Joey geschickt das Thema. Sie wirft einen kurzen Blick auf Sara. Man sieht ihr an, dass sie im Regen draussen war, aber sie ist nur noch schöner geworden in seinen Augen.
"Leider...", Sara seufzt. Joey schaut sie verwirrt an, "ich mag die Wettkämpfe."
Er ist überrascht über diese Aussage von ihr.
"Du magst die Wettkämpfe...", wiederholt er ihre Worte.
"Alle sprechen von Rivalität und Hass... doch eigentlich suchen die Mädchen, die dort zum Zuschauen kommen ihre grosse Liebe und Jungs suchen da auch ein Mädchen, ausserdem sind wir gar nicht so verfeindet... nur kurz vor den Wettkämpfen sind wir so aggressiv, aber danach hat man schon heimlich die Nummer seines Favoriten."
Sie hat Recht und das muss er zugeben.
"Willst du nicht lieber noch ein paar Stunden schlafen, bis die letzten Wettkämpfe beginnen?", sie schaut ihn an und er meint es nicht böse. Sie nickt, ja, er ist ehrlich ihr gegenüber.
"Stimmt... heute zeigt sich, wer gewinnt oder ob wir die drei Aufgaben lösen müssen", gibt sie ihm Recht. Sie zieht den Blazer von ihren Schultern, den er ihr übergelegt hat, "danke Joey...", sie gibt ihn ihm wieder.
"Wir sehen uns also noch?", fragt er nach.
"Ja, ganz bestimmt Joey Wheeler."
