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Ernstilicious   [Zeichner-Galerie] Upload: 29.09.2016 00:33
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Habt ihr euch schon mal Gedanken zum Thema Selbst- bzw. Eigenverantwortung gemacht? Ich denke, dass man eigentlich kaum darum herum kommt. Denn sie stellt in unserer Gesellschaft ein hohes, erstrebenswertes Gut dar. Ich soll eigenverantwortlich mein Leben bewältigen, am besten ohne die Hilfe eines anderen und auf jeden Fall ohne die Hilfe des Staates. Bin ich doch darauf angewiesen, z.B. indem ich Unterstützung vom Staat beziehe, bin ich ein „Assi“. Naja, zumindest bin ich nicht so anerkannt, wie ich es mit einem Beruf wäre, der mich meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten lässt. Ich denke, jeder würde bestätigen, dass das eine anerkannte gesellschaftliche Norm ist. Und daraus entsteht der Druck alles „alleine schaffen zu müssen“. Scheitere ich, bin ich selbst Schuld und niemand sonst. Ich hätte mich mehr anstrengen müssen, um konkurrenzfähiger zu sein. Denn mit viel Anstrengung kann ja bekanntlich alles schaffen! Frei nach dem Motto: „Jeder ist seines Glückes Schmied“!

Jetzt stellt sich doch die Frage: Kann denn überhaupt jeder Arbeit bekommen? Und kann er von der Erwerbstätigkeit überhaupt leben?
Ich würde diese Fragen zumindest mit ganz dicken Fragezeichen versehen. Betrachtet man die gegebenen Wirkungsweisen des Kapitalismus, in dem wir leben, dann erkennt man, dass Vollbeschäftigung eine absolute Utopie in dem System ist. Es funktioniert genau andersherum. Wenn Unternehmen Gewinn machen wollen, müssen sie Arbeitsplätze (folglich: Löhne) einsparen. Denn das erhöht den Profit: Weniger Lohnkosten = höherer Gewinn. Klingt doch logisch, oder? Und gerade im Konkurrenzdruck des kapitalistischen Systems muss ich doch so viel einsparen, wie ich kann, damit ich der „Gewinner“ bin und den größtmöglichen Gewinn erwirtschafte, damit ich als Unternehmen bestehen kann. Bleibe ich nicht am Ball, werde ich womöglich von anderen überholt. Die Ausrichtung des Systems ist auf Gewinnmaximierung gerichtet, nicht auf die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Und ich würde sogar behaupten, dass sich diese Wirkungsweise weiter verstärkt. Man betrachte einfach die gesteigerte Tendenz zur Flexibilisierung der Arbeit (Zeit-, Leiharbeitsfirmen, befristete Anstellungen, Teilzeitmodelle).
Was dann oftmals auch zufolge haben kann, dass das Gehalt aus einer Erwerbstätigkeit nicht mehr zum Überleben reicht.

So, nun schauen wir nochmal auf die Selbstverantwortung. Ist es, unter den oben genannten Bedingungen, nicht äußerst widersprüchlich, in übersteigerter Form Selbstverantwortung von den Individuen zu fordern? Und diese auch noch zu erhöhen, indem man die Sanktionen in Bezug auf Arbeitslosengeld I und II noch verstärkt (Leistungskürzungen, Sperrzeiten)?
Es ist logisch, dass im Kapitalismus Eigenverantwortung gefordert wird. Denn im Endeffekt sind hier alle Konkurrenten, die sich um sich selbst kümmern sollen/müssen. Auf keinem Fall soll man zum Ballast des Staates werden. Dabei wird außer Acht gelassen, dass das Gewinner-Verlierer-Prinzip, auf dem der Kapitalismus basiert, automatisch für Verlierer sorgt. Sie sind keine „Naturnotwendigkeit“, die es geben muss, weil die Natur es so vorgesehen hat, sondern das kapitalistische System produziert sie. Denn wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. So funktioniert ein auf Konkurrenz und Gewinnmaximierung basierendes Wirtschaftssystem.

Ich denke, dass es schwierig ist, darüber zu urteilen, warum jemand keine Arbeit hat und ihm es einfach als individuelles Versagen anzulasten. Wir alle sind an Sachzwänge gebunden, die wir nicht unmittelbar beeinflussen können und die unser Dasein bestimmen. Man sollte nicht nur von der individuellen Ebene aus auf ein Problem schauen, sondern auch strukturelle Gegebenheiten in sein Denken mit einbeziehen.
Unbestritten bleibt jedem ein gewisser Spielraum, innerhalb dessen man agieren (oder eher reagieren) kann. Aber meines Erachtens ist dieser sehr stark durch äußere Zwänge eingeschränkt.
Themen:
Artist Trading Cards (ATC), Gefühle, Drama

Stile:
Bleistift, Tusche, Kugelschreiber

Format:
6,4cm x 8,9cm

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