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And the Kuro goes to...!

Autor:  kurotowa
BRÜSSEL!

Ich hatte mir fest vorgenommen, dass wenn ich meine Magisterarbeit hinter mich gebracht habe, ich nach Brüssel fahren würde - den Kopf frei von dem Unikram und endlich ohne schlechtes Gewissen im Nacken ("Du solltest jetzt eigentlich schreiben!").
Aber warum gerade die Hauptstadt von Belgien? Die Antwort ist einfach: Comics, Waffeln, Schokolade, Flandern!
Brüssel ist die Hauptstadt des Comics - in keiner anderen europäischen Stadt werden mehr davon herausgebracht und in keinem anderen Land so viele gelesen. Die Stadt scheint voll von Comicautoren zu sein, die auch noch Häuserfassaden und U-Bahnstationen mit ihren Werken verschönern, und wenn man einmal in einen Comicladen geht ist man erstaunt, wie viele Produktionen aus diesem kleinen Land stammen, und man Mangas oder amerikanische Comics wirklich suchen muss, weil sie in kleinen Regalen irgendwo in einer Ecke vor sich hinschmollen. Und nachdem Mangas für mich ihren Reiz mit der Zeit verloren haben und ich die europäischen Bildergeschichten nun viel interessanter finde, musste ich dorthin - auch, um nach einem Dauerkreatief endlich neue Anregungen zu finden und mich mit neuen Artbooks einzudecken!

Belgien ist zudem berühmt für seine Waffeln, die "Gaufres" und natürlich Pralinen. Als Fan der Waffel war es nur eine Frage der Zeit, es mich dorthin verschlagen würde - und belgische Pralinen sind halt lecker! Überall findet man Chocolaterien, die nicht nur ein feines Sortiment, sondern auch noch eine alte, holzvertäfelte Einrichtung besitzen, so dass man die gleich mitkaufen möchte.

Aber ganz besonders wollte ich schon immer einmal wieder anch Flandern! Ich liebe die flämische Kunst und Architektur, diese schmalen Backsteinhäuser mit ihren hohen, mit hellem Stein eingefassten Fenstern, aber auch gerade in Brüssel die Häuser im Jugendstil, von denen es wirklich jede Menge gibt. Wenn man sowas mag, ist ein Stadtspaziergang dort wirklich wie Geburtstag und Weihnachten zusammen!

Also, ab in den Zug und für einen Tag in Brüssel herumlaufen!
Die Zugfahrt war wie immer im ICE total angenehm. Man merkt direkt, wenn man die Grenze überschreitet und durch Belgien fährt: die Häuser werden anders (Backstein), die Zugansagen kommen zuerst in Französich, dann in Nederlands, dann in Deutsch und dann in Englisch - und man fährt ständig an den typisch belgischen, beleuchteten Autobahnen vorbei. Okay, die hohen weißen Lampen waren tagsüber nicht an, aber sie waren dennoch der ständige Begleiter entlang der Bahnstrecke.
Übrigens - der Bahnhof von Liége/Luik/Lüttich ist extrem cool!! Ein moderner Bau aus weißen Rohren, Lamellen (oder so) und Glas, der sich wie ein riesiges, leichtes Kissen über den Gleisen spannt. Es war so schade, dass ich im Zug sitzenbleiben musste, ich hätte das Gebäude gerne ganz gesehen.
Vom Fenster aus konnte man zumindest noch die Maas sehen, über die eine alte, sehr schöne Brücke mit vergoldeten Statuen führte; nur der Rest der sichtbaren Stadt war ziemlich häßlich, die Häuserreihen ranzig und dreckig.

Im Gare du Midi, dem "Südbahnhof" von Brüssel angekommen, fand man sich erstmal nicht zurecht. Der Bahnhof ist der verwirrendste, an dem ich jemals war, und die Pläne, die dort aushängen, helfen einem nur mäßig weiter, vor allem, da die Ausgänge nicht eingezeichnet waren und man einfach auf gut Glück losgehen und hoffen muss, irgendwann Tageslicht zu sehen.
Von hier aus muss man als Nichteinheimischer erstmal wieder raten, wie man in die Innenstadt kommt (Stadtpläne sind in Brüssel Mangelware), und dann einen anderthalb Kilometer langen, schnurgeraden Boulevard entlanggehen. Kaum ist man ein wenig weitergeschlendert, begrüßen einen die riesigen Köpfe von Tim und Struppi von einem Hausdach herab (vielleicht das Verlangsgebäude?), und man weiß spätestens jetzt, in welchem Land man sich befindet.
Der Boulevard selbst ist schon hübsch... oder sagen wir besser, er WAR einst sicher hübsch: Fast jedes Haus hat einen gusseisernen Balkon, eine Jugendstil- oder andere Stuckfassade und man kann sich sehr gut vorstellen, wie die Straße Ende des 19. Jh. gewirkt haben muss. Aber heute liegt über allem ein seltsamer, leicht grau-schwarzer Schleier, die Bürgersteige sind dreckig und neben wirklich schönen Buchläden tauchen ständig Ramsch- oder Handyläden auf, so dass man sich beim Umschauen gerne auf die oberen Stockwerke konzentriert.
Das ganze wirkt irgendwie "verbraucht" und melancholisch, und dieser Eindruck zieht sich komplett durch die ganze Stadt - als ob Schornsteine ein Jahrhundert lang eine Patina aus feinem Ruß auf die Stadt abgeladen hätte, und man nur mäßig interessiert ist, sie mal wegzuwischen. Sowas hat natürlich seinen Charme, aber es drückt sehr unterschwellig aufs Gemüt.

Nähert man sich nun der historischen Innenstadt, sieht man in Seitengassen immer wieder Hauswände, die von berühmten Comickünstlern bemalt wurden - und das ist großartig, weil sie sich perfekt in den Rest des Stadtbildes einfügen und manchmal erst auf den zweiten Blick erkannt werden! Ich hab mich jedesmal total gefreut, wenn ich eins gesehen habe, und ich beneide die Brüsseler so sehr, wie fein sie mit dem Ruf als Comichauptstadt umgehen. Ich hätte so gern noch einige von Comiczeichnern gestaltete U-Bahnstationen gesehen - die vom Francois Schuiten soll ziemlich steampunkmäßig sein, mit Zahnrädern in der Decke und so *__*
Jetzt tauchen auch viel mehr Häuser im flämischen Stil auf, und man fühlt sich wie im 17. Jh., mit diesen herrlichen Backsteinfassaden und den hohen Fenstern; alles sehr antik und heimelig~
Schließlich gelangt man dann auf das eigentliche Zentrum der Stadt, den "Grande Place", der gar nicht so "grande" ist, wie man es sich immer von den Fotos denkt. Aber die Gebäude sind schon ein Wahnsinn, das Rathaus ("Hôtel de Ville") mit seinem ur hohen Turm, dem Belfried, und gegenüber dem "Maison du Roi" - alle mit ewig vielen Details und Maßwerk versehen, dass man einfach nur baff ist!! Die übrigen Häuser drängen sich, mit Bauschmuck und Gold beladen, an den übrigen Seiten, jedes für sich mit eigenem Charakter, wobei das riesige "Maison des Ducs de Brabant" die Ostseite vollständig beherrscht.
Zum Glück war ich morgens um 10 Uhr dort, als noch relativ wenige Touristen dort waren; ich musste gegen 18 Uhr noch einmal über den Platz laufen, und mir den Weg dann vielmehr freikämpfen, so viele waren da! Und es war Mittwoch, nicht Freitagabend!

Jetzt ging es weiter zum "Centre Belge de la Bande Dessinée" bzw. "Belgie Centrum Victor Horta Beeldverhaal" - dem Comicmuseum! Die Straßen waren weiterhin so verwirrend wie gewohnt, und ich hatte nur eine ungefähre Ahnung, in welche Himmelsrichtung ich gerade ging, trotz Reiseführer.
Dabei kam ich auch durch die "Galeries St-Hubert", mit einem Glasdach geschütze, wunderschöne Ladenzeilen, in denen vermutlich die teuersten Geschäfte Brüssels versammelt sind, auch Chocolaterien, Läden für die berühmet Brüssler Spitze, Modegeschäfte, Cafés etc. Total schön, dort durchzugehen!

Das Comicmuseum ist in einem von Victor Horta (DEM Jugendstilarchitekten/Inneneinrichter von Brüssel) entworfenen Bau untergebracht, der einst als Kaufhaus diente. Die Fassade ist relativ unscheinbar, aber wenn man erstmal das Gebäude betritt, ist man erstmal einfach nur hingerissen, wie schön es ist!! Jugendstil galore - die Treppenaufgänge, Schaufenster, das Glasdach, die Zwischengeschosse... ich wollte da gar nicht mehr raus!
In der Eingangshalle begrüßen einen direkt die Mondrakete aus "Tim und Struppi", Figuren bzw. Büsten von Asterix oder Tim, ein Schlumpf (der war mir egal, ich hab die nie gemocht), und ein Renault CV, der vermutlich für zu einem Comic gehört, den ich nicht kenne. In der Mitte des Raumes steht eine wahnsinnig schöne, gusseiserne Laterne, die das ganze wie einen Mini-Marktplatz erscheinen lässt.
Im Museum selbst werden hauptsächlich einzelne Zeichner und ihre Werke präsentiert, wobei es sicher viel interessanter ist, wenn man sie - wie die meisten Belgier, nehm ich an- auch bereits kennt. Wenn man dann einen Raum betritt, der "Die Schatzkammer" heißt, in dem einzelne Comic-Originalseiten ausgestellt sind, von Serien, von denen ich noch nie was gehört bzw. gelesen habe, schaut man sich zwar die Zeichnungen genau an (und versucht, mit dem 2-Semester-Französischkurs-Wissen herauszufinden, was die Leute auf den Panels sagen ^^"), aber geht dann relativ neutral weiter, um das Gebäude anzuschmachten. Interessant ist das Museum auf jeden Fall, man erfährt auch genau, wie ein Comic entsteht (für den Druck werden z.B. die schwarzen Outlines extra auf eine Folie übertragen, das wusste ich gar nicht. Oder dass spezielle Coloristen nur für die Farbgebung des Comics verantwortlich sind, nicht unbedingt der Zeichner selbst), und die einzelnen Themenbereiche sind absolut liebevoll gestaltet, teilweise auch als "1:1-Diorama", in das man sich reinsetzen kann. Außerdem gibt es eine sehr große Comic-Bibliothek, in dem man sich einfach reinsetzen und schmökern kann, nur hatte ich dafür leider keine Zeit...
...Denn ich musste in DEN Comicladen! Prallgefüllte Regale voller franko-belgischer Comics, das ganze eingebettet neben dem Eingangsbereich, mit Jugendstilwänden, Jugendstilboden...Glaubt mir, es macht zehnmal so viel Spaß etwas zu kaufen, wenn das Ambiente drumherum so dermaßen stimmig ist!! Hier wollte ich endlich neue Zeichner und neue Inspiration finden (Haha, klingt das abgehoben! XD), die mir taugen~
Wie bereits erwähnt, findet man dort Mangas oder amerikanische Comics fast gar nicht, und so wühlte ich mich von einem europäischen Band zum nächsten. Nachher war ich sogar beinahe versucht, mir einen kleinen Plüsch-Struppi zu kaufen, der bellt, wenn man ihn drückt, beschloss dann aber, dass der Laden eine unheilbringende Wirkung auf meinen Geldbeutel zu haben scheint und ich solchen Nippes gar nicht bräuchte.
Am Ende spazierte ich zufrieden mit sechs Comics und einem Stapel Postkarten in den warmen Brüsseler Nachmittag hinaus. Die Entscheidung, zuerst den Laden und dann den Rest der Stadt zu erkunden, sollte sich später rächen, denn die Comics waren ur schwer und in einer Plastiktüte verstaut, so dass ich sie für den Rest des Tages herumschleppen musste - und sich der Griff dermaßen in die Finger einschnitt, dass ich noch zwei Tage später nur wusste, dass diese nicht abgestorben waren, weil die Fingerspitzen dauernd kribbelten und sich die Blutzufuhr erst wieder aufbauen musste.
(Leider waren die Comics entweder auf Fränzösisch oder auf Nederlands. Okay, Nederlands versteht man größtenteils, wenn man sich etwas Mühe gibt, aber bei Französisch stoß ich da schnell an meine Grenzen; zum Glück habe ich eine comicbegeisterte Kollegin, für die ich einen der sechs Bände mitbringen sollte, und die diese Sprache prima beherrscht, so dass ich nun in etwa eine Ahnung habe, worum es genau in meinen Neuerwerbungen geht ^^").
Ein weiteres Problem war, dass ich im Meseum, und besonders im Comicladen viel zu viel Zeit verbracht hatte (in letzterem fast 2 Stunden), so dass ich nur noch wenig Zeit für den Rest der Stadt übrig hatte! Den geplanten Besuch in den "Musées Royaux des Beaux-Arts" konnte ich nun vergessen (da war ich später nur im Museumsshop drin), also schnell weiter, um überhaupt noch was zu sehen!

Die gotische Kathedrale der Stadt zum Beispiel, "Sts Michel et Gudule", ist wirklich schön, fast so schön wie wie die Kirche "Nôtre-Dame du Sablon", die zwar kleiner ist, aber irgendwie mehr Charme besitzt. Das Auffalende an diesen Kirchen ist, dass sie extrem weiß sind und sich fast schon übernatürlich vom Rest der leicht grauen Stadt abheben, als ob sie geradeeben frisch gestrichen oder sandgestrahlt wurden. In einer habe ich auch die Postkarte für die Jenni bekommen, ebenso wie die passende Briefmarke - denn wo bekommt man Briefmarken, wenn nicht in einer gotischen Kathedrale?
Neben weiteren, schönen flämischen Häusern trifft man in Brüssel aber auch auf viele Beton-Bürogebäude, was durch den allgegenwärtigen Grauschleier aber nicht wirklich krass rüberkommt.
Den Königspalast konnte ich zumindest von außen bewundern, und in dem Stadtpark gegenüber meine erste, frische belgische Waffel, die "Gaufre", essen! Mein Gott, war die lecker!! Am Anfang leicht herb, dann aber extremst süß, leicht karamellig, und der Duft, der davon ausgeht ist reiner Zucker. Den Geruch hat man ständig in der Nase, wenn man durch die Stadt geht, weil sie überall verkauft werden; mich wundert es nur, wie sich die Leute da noch Schokolade, Eis, Früchte oder Karamel drauftun können, ohne dass ihre Zähne schmelzen O__O"...
Fritten habe ich natürlich auch gegessen, aber da hatte ich wohl das Pech, an einen Touristen-Frittenstand zu gelangen (kein Wunder, wenn man nur in der Innenstadt rumläuft);sie waren zwar gut, aber längst nicht so überwältigend, wie sie immer geschildert werden. Ich bin mir sicher, wenn man jemanden in Brüssel kennt, der dort wohnt, kommt man sicher an die richtigen Fritten-Adressen heran.
Tjaa, ansonsten gab es viele beschauliche Gäßchen zu sehen, kleine Parks mit Statuen und Springbrunnen, den Justizpalast - von weitem, da er von Gerüsten umgeben war und sich der Weg bis dorthin nicht gelohnt hätte. Dieses Gebäude ist so dermaßen riesig, mit seiner hohen Kuppel, und wie es sich düster gegen den Himmel abzeichnet, dass es nur gewaltig, bedrohlich und ehrfurchtgebietend ist. Müste ich mir das Tor zur Hölle vorstellen, wäre das ein geeigneter Kandidat.

Aber die Zeit drängte, und ich wollte noch Pralinen als Mitbringsel kaufen. Chocolaterien gibt es dort ja zuhauf - entweder extrem billige, wo man direkt sieht, dass die Schokoladen nachts in U-Bahnhöfen schlafen, um dann morgens total groggy in den Laden zu schlurfen, um sich dann auf der Theke zu platzieren - oder aber extrem teure, wo erst gar keine Preise zu finden sind, und man direkt merkt, dass Geld hier keine Rolle spielen sollte. In einer solchen Chocolaterie wurde mir nach höflichem Anfragen dann mitgeteilt, dass 350g Pralinen 20 Euro kosten, und ebenso höflich verließ ich den Laden wieder, denn die 6 kg Comics, die sich brav weiter ins Fingerfleisch schnitten, hatten doch etwas zu sehr ins Budget geschlagen.
Aber eines muss man sagen - die VerkäuferInnen waren alle extremst nett und zuvorkommend, egal ob in Geschäft, Kirche oder Museum! In der Chocolaterie, in der ich schließlich fündig wurde, stellte die Verkäuferin, weil mir etwas warm war und ich eine luftzuwedelnde Handbewegung gemacht hatte, sofort die Klimaanlage höher und strahlte mich an, als sei ich der erster Kunde seit Jahren, obwohl die chinesische Familie vor mir den halben Laden ausfüllte.
Da jene Familie dann auf der Suche nach einem Pappkarton war, in dem sie ihren (wirklich gewaltigen) Berg Schoki verstauen konnten, und dann mit dem einen, dann mit dem anderen irgendwie unzufrieden waren, ging Zeit flöten - und ich musste ja noch den langen Weg zurück zum Bahnhof!
Die Pralinen also eingepackt und durch die verwirrenden, nun mit Touristen vollgestopften Straßen gehetzt und den Boulevard zurück. Bei mittlerweile 28°C und schwerbeladen war das keine Freude, zumal ich echt Angst hatte, in dem bizarren Bahnhofsinneren überhaupt meinen Zug zu finden!

Am Ende fand ich das Gleis schneller als erwartet, der Zug fuhr los und ich versuchte, die niederländischen Texte in Schuitens "Het Scheve Kind" halbwegs zu entziffern. So kam ich dann rasch in Köln an schwebte dann erstmal 2 cm über dem Boden, nachdem ich die schweren Taschen abgeladen hatte.

Alles in allem hat sich Brüssel echt gelohnt, und ich muss nochmal dahin, um mir all das anzusehen, was mir diesesmal entgangen ist - das Kunstmuseum, den Jubelpark, das Atomium, das Europäische Parlament ...okay, und um wieder frische Gaufres zu essen.



Übrigens, "Langnese" heißt in Belgien "OLA".



(ich versuche später ein paar Fotos hochzuladen, nur hat mein Rechner damit grad irgendein Problem =__=)

Der Zirkus ist in der Stadt!

Autor:  kurotowa
- und keiner geht hin.
Warum?
Darum:



Die meisten Zirkusse benutzen auf ihren Werbeplakaten ein Clowngesicht, um der Stadt mitzuteilen, dass sie sich gerade auf einem Parkplatz oder ungenutztem Rasenstück breitgemacht haben. Diese Clowngesichtplakate kennt ihr sicher alle. Es ist auch irgendwie naheliegend, weil es schlichtweg DAS Symbol für den Zirkus ist - Löwen oder Elefanten sieht man ohnehin jeden Tag in Tierreportagen, Pferde mit albernen Federbüscheln auf dem Kopf wirken irgendwie tuntig - und alternde Trapezkünstler in engen Trikots sollte man ohnehin nicht sehen, ohne dass man sich beim Vorbeifahren kreischend die Augen bedecken muss und den Wagen im nächsten Baum versenkt.
Deshalb Clowns, weil es sie mittlerweile nur noch in den bunten Zelten zu sehen gibt.

Aber wenn man schon so eine eingeschränkte Wahl hat, muss man sie dann SO darstellen?! Ich bin jedesmal schockiert, wenn ich ein solches Plakat sehe, und WAS dann auf einen herabblickt - wie bei diesem:

Hinter einer roten Kugelnase grollt ein riesiges Gesicht hervor - von oben herabschauend, die Augen aufgerissen und genau auf den Betrachter fixiert, wie ein Raubtier auf seine Beute, die Augen rot und aktiv! Man weiß, im nächsten Augenblick passiert etwas - und es ist nichts Gutes!
Der Maul der Kratur ist nicht ganz aufgerissen, sondern hält sich in den Mundwinkeln zurück...da sind noch mehr Zähne, wo die anderen sind. Es ist auf jeden Fall kein offenes Lachen, sondern ein hinterlistiges.
Verstärkt wird das ganze durch die bunte Gesichtsbemalung. Ich muss zugeben, ich habe in diesem roten Farbfeld um den Mund niemals einen angedeuteten, größeren Mund gesehen, aber seitdem mir das mal jemand erzählt hat, habe ich ein wenig mehr Angst vor Clowns. Es ist sicher beabsichtigt, dass auch das Weiß über den Augen größere Augäpfel darstellen sollen, aber es hat etwas Wahnsinniges, diese ohnehin schon aufgerissenen Sehorgane nochmals zu verstärken und der Blick etwas Stierendes bekommt.
Der Clown hat eine Glatze, was unbewusst ein gewisses Alter (oder eine schwere Krankheit) angibt, und darauf thront ein kleines Hütchen; dieser lässt den Kopf noch größer undnoch bedrohlicher erscheinen - da fragt keiner, warum ist der Hut so klein, sondern, warum ist sein Schädel so gewaltig?!
Die einzigen Haare lodern wie Feuer aus den Seiten des Kopfes heraus, doch das Schlimmste sind die unendlich vielen Falten, die sich krampfhaft durch das verzerrte Gesicht ziehen. Es gibt Satelitenbilder, die so ähnlich aussehen. Viele runzlige Hautadern türmen sich auf dem Antlitz des Clowns zu Wellen auf, die von den Augen wegschwappen, als ob diese soeben aus den Tiefen des Ozeans aufgestiegen seien und nun beobachtend auf der Oberfläche treiben.
"Altes Leder" geht einem durch den Kopf, "Nacktkatzen" oder die runzlige Fettschicht, die sich beim Erwärmen von unbehandelter Milch bildet. Eben Dinge, die jedes Kinderherz höher schlagen lassen.

Nein, dieses Gesicht ist nichts worauf man sich freuen kann, sondern vielmehr eine Einladung zu einem Candlelightdinner mit seinen eigenen Urängsten. Und als ob das schon nicht schlimm genug wäre, muss der Clown mit einem bahandschuhten Finger noch einmal auf seine groteske Fratze hinweisen.

Ich muss mir gerade ein dickes Kind in kurzen Hosen und Unterhemd vorstellen, das vor einem solchen Plakat steht, in der Hand einen Lutscher und an einem Strick ein kleines Holzwägelchen mit Rollen drunter hinter sich herziehend. Es ist heiß und die Sonne lässt die Sommerferien auf stetiger Flamme köcheln, bis sie jeden Tag auf einen Klumpen trockener Langeweile reduziert hat.
Sagt das Kind jetzt zu den Eltern "Mutti, Vati, ich mag so gern in den Zirkus, dort gibt es feine Clowns!"? Nein, es versteckt sich ängstlich hinter dem nächsten Busch und beobachtet das Gesicht aus sicherer Entfernung, sucht Schutz hinter der Schürze der Mutter und bekommt nachts Alpträume. Worüber lacht das Clownsgesicht? Über mich?
Fest steht, dass es einem die Ferien gründlich versaut hat.

Ich dachte immer, Zirkusse haben es in der heutigen Mediengesellschaft ohnehin schwer über die Runden zu kommen, und was machen sie mit dem einzigen Medium, das ihnen für die Werbung zur Verfügung steht? Sie packen ein Monster auf ihre Plakate, das früher einmal für Spaß und Freude gestanden hat, aber mit der heutigen Auffassung der Begriffe überhaupt nichts mehr zu tun hat. Naja, früher waren es andere Zeiten, und die Menschen waren sehr viel abgehärmter - Kinder wurden geschlagen und die Pädagogen applaudierten zustimmend, alle paar Jahre gab es einen Krieg, und der Charakter eines Menschen wurde gefornmt, indem man beides miteinander kombinierte.
Okay, also früher mögen die Plakate ihre Wirkung gehabt zu haben, aber heute sind sie doch einfach nur unproduktiv - auch wenn sie eine leichte Melancholie in einem wecken, da es damals offenbar so einfach war über jemanden zu lachen, der ein buntbemaltes Gesicht hatte und sich dumm anstellte, anstatt sich heute das Geschwafel von Stand Up-Comedians erst durch den Kopf gehen zu lassen.

Ich meine, man kann Clowns sicher auch positiv darstellen, aber solche Plakate habe ich noch nie gesehen; denn immer haben sie dieses feiste, bedrohliche Grinsen, die hohe Stirn und unendlich viele Runzeln im Gesicht, die nichtmehr nur nach Lachfalten aussehen, sondern nach der harten Lehre des Lebens, Alkohol und rumänischem Straßenstrich. (Nichts gegen Rumänien, ihr habt eine tolle Küche!)

Warum also diese zum Himmel schreiende Kontraproduktivität? Das ist etwa so, als ob man auf dem Werbeplakat für eine Automarke einen schrecklichen Autounfall zeigt, wobei das Markenlogo am zerschrotteten Wagen deutlich zu sehen ist, der Notarzt sich mit Blaulicht vom Unfallort entfernt und darunter steht "2 von 3 haben überlebt!" - oder man einen Werbespot für Kochschinken mit melancholischer Klaviermusik unterlegt.

Ist es wirklich nur die Nostalgie und das Festhalten an Symbolen, wie etwa das der 1,44´-Diskette als Zeichen für "Speichern"? Oder ist es die Faszination am Gruseligen, Bizarren? Falls ja, dann ist der Zirkus heutzutage wohl nur mehr etwas für Erwachsene, und die Kinder werden mitgeschleppt, weil "das ja jedem Kind gefällt".
Ob sie dann nachts schreiend aufwachen, ist egal. "Das formt den Charakter." murmeln die Eltern und drehen sich im Bett auf die andere Seite.

Arrietty!

Autor:  kurotowa
Gestern konnte ich endlich das neueste Werk des Studio Ghibli sehen (in einem wirklich niedlichen Kölner Programmkino) - "Kari gurashi" heißt es, oder auf Deutsch "Arrietty - die wundersame Welt der Borger" (diese deutschen Titel...=__=").

Vielleicht sind einigen die Borger bereits aus Buch und anderen Verfilmungen bekannt: kleine Menschen, die unbemerkt neben den Menschen leben und sich von ihnen Dinge, Nahrung etc. "borgen", die sie zum leben brauchen, aber immer nur so viel, dass es den Menschen nicht auffällt.
Kurz gesagt geht es in dem Film darum, dass eine solche Borgerin, Arrietty, die mit ihren Elten unter einer Villa lebt, von einem Jungen, Sho, entdeckt wird, und dies bringt das Leben der kleinen Leute leider sehr durcheinander.

Keine weiteren Details - schaut euch den Film selber an, denn er ist wirklich gut!! Aber seid gewarnt, es ist kein actionreicher Streifen, wie Mononoke oder Howl´s Moving Castle, sondern ein relativ ruhiger, aber umso liebevoller erzählter Film, der einzig und allein in bzw. unter der Villa und in deren Garten spielt, und bei dem nur wenige Charaktere auftreten (aber sowas mag ich eh, solche Kammerspiele, da können sich die Charaktere meist mehr entfalten und die Atmosphäre umso dichter werden ^^)

Ich fand ihn jedenfalls wunderschön, und er rangiert schon jetzt im oberen Drittel meiner persönlichen Ghibli-Favoriten! Die Story ist recht einfach gestrickt, die Charaktere schön ausgearbeitet, und die Hintergründe wiedereinmal zum niederknien (ich muss jetzt unbedingt das Artbook haben, das darf in meiner Sammlung auf keinen Fall fehlen!)
Arriettys Vater ist sehr ensthaft und schweigsam, ihre Mutter aufgedreht und der comic relief-Teil des Films, und Arrietty selbst ist einfach nur bezaubernd! >///< Wiedereinmal haben wir bei einem Ghibli-Film einen selbstbewussten und toughen weiblichen Hauptcharakter, und wiedereinmal trifft sie einen Nerv in mir, dem ich einfach nicht wiederstehen kann! *lach* Sie hat mich sehr an Nausicaa erinnert, was nicht nur daran liegt, dass sie im Film häufig Insekten begegnet, die im Verhältnis zu ihr ziemlich groß sind XD
(Außerdem sieht Arrietty mit offenen Haaren einfach wahnsinnig gut aus *///* *hust* --> Fanart folgt definitiv!)

Ein Wort zu Sho: HÄH?! Seiji Amasawa aus "Whisper of the Heart" 2.0 ?! O__ô Tut mir leid, Ghiblies, aber da hättet ihr euch doch was neues ausdenken können, so gut der Junge auch in den Film reinpasst.

Sehr beeindruckend ist jedenfalls etwa die Darstellung der Küche in der Nacht, mit den lauten Geräuschen, dem Surren des Kühlschranks, das laute Ticken der Uhr im Kinderzimmer - oh, und die Wohnung der Borgerfamilie! So urgemütlich, verwinkelt, mit vieln Details, wie Briefmarken als Bilder, das aufgemalte Rolo, wo sie Tag und Nacht simulieren, Arriettys Zimmer voller Pflanzen...da möchte man selbst gerne wohnen! Ghibli versteht es wirklich, gemütliche Räume zu erschaffen~

Das Ende war ein typisches Ghibli-Ende, wie wir es auch aus anderen Filmen kennen, wenngleich auch sehr anrührend. Mann will unbedingt wissen, wie es letztendlich weitergeht, aber da kann man ja in seiner eigenen Phantasie weiterspinnen.

Also: Geht auf jeden Fall rein, solange er noch läuft und man wieder Jahre auf die DVD warten muss! Ein wirklich schöner, gelungener Film, und man bekommt einen furchtbaren Ohrwurm von "Arrietty´s Song". Ich hab ihn auf dem Nachhauseweg ständig vor mir hergesummt XD


Trailer gefällig?:

http://www.youtube.com/watch?v=yToFyFVL-kU&feature=related

*KREISCH!!* >///<

Autor:  kurotowa
Ich habe sehr lange und ernsthaft über den Titel dieses Weblogs nachgedacht, aber, verdammt - das trifft es am besten! Kreisch, kreisch, kreisch!! XDD

Ich habe nach langer Zeit endlich meine Magisterarbeit fertig! Nach einem einmonatigem Endspurt, ohne zur Arbeit zu gehen und Geld zu verdienen, Schlafmangel, einem dramatischem Ende und viel zu viel Kaffee (den ich nichteinmal mag =__=) liegt sie seit gestern im Prüfungsamt! *__*

Und ich bin so stolz auf diesen riesigen Batzen Papier, das aufgrund des Themas letztendlich zweieinhalb Magisterarbeiten umfasst ^^" Die Leute im Copyshop und beim Prüfungsamt haben mich auch komisch angeguckt, aber das ist verständlich, wenn man sich mal die Zahlen anschaut:

Seiten: 440
Wörter: 121.686
Zeichen (mit Leerzeichen): 862.109
und einzeln eingescannte, mit Photoshop gesäuberte und mit Maßstab versehene Abildungen: 270

Insgesamt sind die beiden Exemplare, die man drucken lassen muss (jeweils bestehend aus Text- und Katalogteil) 12 cm hoch, und richtig schwer.
Aber es war so toll sie in den Händen zu halten, mit den Farbseiten dazwischen und dem schicken Einband~ Ich wollte sie eigentlich gar nicht weggeben XD Doch jetzt sind sie fort, und ich kann endlich ein normales Leben führen, ohne schlechtem Gewissen, wenn man ein Bild malen möchte, das zur Abwechslung mal *nicht* zum Magisterthema gehört.
Jetzt heißt es zeichnen (ich habe SO eine lange Liste an Bildern, die ich zeichnen mag!), lesen, reisen, Filme gucken und all das! *___*

Tut mir leid wegen dem Rumprotz-Eintrag, aber das musste jetzt sein - ich bin WIRKLICH stolz auf das Teil, und gleichzeitig heilfroh, es nie mehr wieder sehen zu müssen XD
Das Leben hat mich wieder! >///<

Meine eigene TARDIS!

Autor:  kurotowa
Mein neuer Rechner ist NOCH fortschrittlicher, als ich dachte - er weiß offenbar schon jetzt, welche Bilder ich mir in Zukunft ansehen werde:



Er sagt mir, dass ich dieses Bild am 15.06.2020 um 19:07 Uhr herunterladen werde. Langsam bekomm ich Angst vor dem schwarzen Kasten O__O"...

Fuku...irgendwas

Autor:  kurotowa

Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich vor kurzem wegen irgendetwas im Fernsehen ziemlich aufgebracht war, es war dramatisch und spannend, und irgendwie war die ganze Welt aus dem Häuschen…nur kam ich nicht drauf, was das war. Und dann fiel es mir wieder ein – die Sache in Japan!
Nun ist es bald zwei Monate her seit dort diese große Welle war, und dann waren plötzlich viele Häuser kaputt und irgendwas war da noch mit Atomen…

Ist euch mal aufgefallen, dass in den Nachrichten nichts, wirklich GAR NICHTS mehr über die Katastrophe nach dem Tsunami berichtet wird? Stand die Welt nicht kurz vor dem Abgrund, weil mehrere Reaktoren eines Atomkraftwerkes kurz vor der Kernschmelze standen und ganz Japan samt Umgebung der Strahlentod drohte? Moment, warte…WAR da nicht sogar eine Kernschmelze? Sind da nicht die Brennstäbe in den Boden geblubbert, liegen jetzt als formloser Klumpen unter dem AKW und strahlen fröhlich vor sich hin? Und waren da nicht so unerschrockene Helden, die ihr Leben dafür opferten, die Lage wieder in den Griff zu bekommen? Was ist aus denen eigentlich geworden, man hört ja gar nichts mehr von denen.

Hmm, das kann ja nur eines bedeuten: No news are good news!

Mei, ich bin so erleichtert! Keine Katastrophenmeldungen mehr, kein „News-Ticker“ in den Nachrichten, in dem eine schlimme Nachricht der anderen folgte, nicht ständig dieselben Bilder im Fernsehen, wo ein Schiff gegen nen Brückenpfeiler stößt oder LKWs in Schlammlawinen durch die Straßen eines Ortes getragen werden! Oder immer diese Bilder von zerstörten Städten mit komplizierten Namen, und von Leuten, die in einer Turnhalle sitzen.
Das kann ja nur bedeuten, dass es ihnen wieder blendend geht!! Ich denke, das mit der Strahlung haben die Leute dort schon im Griff, die wissen ja, wie man mit Atomkraft umgeht; und diese Helden von damals haben jetzt sicher einen Orden und machen Urlaub in einem tropischen Paradies, damit sie mal wieder etwas mehr Farbe bekommen.
Und der Wiederaufbau der Städte muss prächtig vorangehen - so wenig, wie man davon hört!
Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet, aber zum Glück ist jetzt alles wieder gut, und Gemüse aus Fukushima kaufe ich jetzt erst recht, weil da nämlich mehr Atome drin sind als vorher!

Leider ist hier Zynismus wirklich angebracht, denn kaum verschwinden die schlechten Nachrichten aus dem Fernsehprogramm, sind selbst Sachen wie mehrere Kernschmelzen und der Tod von zigtausend Menschen schnell vergessen. Ich denke, das liegt auch in der Natur der Sache, denn leider ist „der Mensch an sich“ schnell gelangweilt, und ständig dieselben bedrohlichen Bilder sehen zu müssen nervt irgendwann.
Fukushima war da ein Dauerbrenner, der über einen Monat hinweg in jedem Medium präsent war – und schließlich sang und klanglos irgendwo versandet ist, weil der „erhoffte“ große Knall ausblieb.
(Denn seien wir mal ehrlich, haben wir uns nicht im hinterletztem Urtrieb/Neandertaler/Keule-auf-Schädel-von-Tier –Winkel unseres Gehirns gewünscht, dass die Sache mit einem großen Atompilz endet, wie im Kino? Aber nein, stattdessen sieht man nur so eine handvoll Klötze aus großer Entfernung, die vor sich hinkokeln. Selbst eine letzte Wasserstoffexplosion haben uns diese sogenannten Helden vergrault!)

Und so erscheint alles im Nachhinein gar nicht mehr so schlimm. Der Atompilz – ja, der hätte sich als Bild so stark in das Gedächtnis der Menschheit gebrannt, dass noch Generationen nach uns lieber kalte Hirsepampe auf einem Stück Rinde essen würden, statt den mit Atomstrom betriebenen Luxusherd anzuschmeißen. Das wäre ein *Symbol* gewesen, etwas das man auf Buttons drucken könnte und man mit etwas wirklich Bedrohlichem in Verbindung bringen würde - aber sechs Klötze mit ein bisschen Rauch? Also bitte!

Ich hoffe wirklich, dass es den betroffenen Japanern den Umständen entsprechend gut geht, sie ihre Städte und Häuser so schnell wie möglich wieder aufbauen können und die Verantwortlichen AKW-Betreiber aus ihren Fehlern gelernt haben. Und den Fernsehsendern, dass sie sich nicht nur auf Katastrophen stürzen, um dann die Betroffenen alleine zu lassen, wenn alles vorbei ist.

S-Bahn fahren mit ElitePartner

Autor:  kurotowa
Wenn man mit der S-Bahn Richtung Köln unterwegs ist, fallen einem beim Herausstarren aus dem Fenster notgedrungen Aufkleber auf, die sich im oberen Teil der Scheibe befinden: Längliche Anzeigen für die Internetseite „ElitePartner.de“ – einer Partnerbörse, die einem aus der Fernsehwerbung bereits bekannt ist und jedes Mal die Augen verdrehen lässt, wenn man allein den Namen schon hört.
Der Name der Seite steht in großen roten Lettern auf blauem Grund, mit dem Spruch: „für Akademiker und Singles mit Niveau“. Davor ist das Logo des Vereins gedruckt, ein stilisierter Doktoranden(?)-Hut, wie es sie in Deutschland glaub ich seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.
Darunter sind die Fotos von sechs Personen angegeben – natürlich markante Schwarzweißfotos, das wirkt künstlerischer und teurer – und dazu nicht ihre Namen, sondern ihr Beruf und ein Hobby, um quasi einen Querschnitt zu liefern, was für Leute sich auf dieser Partnerseite tummeln; vom Äußeren her scheinen sie zumindest aus einer Modellkartei zu stammen und strahlen einen mit makellosen Zähnen an.

Wer sind nun diese erlesenen Persönlichkeiten, die trotz blendendem Äußeren und mächtig viel Geld offenbar ein Problem haben, einen Partner auf normalem Weg zu finden und auf eine Internetseite zurückgreifen müssen?

Gehen wir sie einmal durch:

„Schauspielerin – sozial engagiert“
Die Frau schaut den Betrachter ernsthaft, aber nicht sehr überzeugend an und hat ein Gesicht, das man relativ schnell vergisst – perfekte Vorraussetzungen also, wenn man tagtäglich auf der Bühne steht. Zugegeben, dort steht ja auch nicht „gute“ Schauspielerin, was viel Platz für die Phantasie des Betrachters lässt; ich glaube, Ottfried Fischer hält sich auch für einen Schauspieler, aber was sein darstellerisches Talent angeht, so beschränkt sich das auf in-der-Gegend-stehen und die Unterlippe bewegen. Ehrlich, irgendjemand muss da auf dem Boden hocken und mit einem dünnen Faden dran ziehen -und der Kerl längst tot sein, anders kann ich mir nicht erklären. Das Geld, was er für seine Fernsehrollen bekommt geht vermutlich für Formaldehyd und schwarzen Nylonfaden drauf.
Aber ich schweife ab…Wir waren bei einer ernsthaften Dame um die Dreißig, richtig? Dass sie sich sozial engagiert klingt jedenfalls sympathisch, auch wenn man nicht genau weiß, wie dieses Engagement aussieht. Leider bekommt es durch diesen „Elite“-Kram einen recht herblassenden Ton, von wegen „Ich kümmere mich auch um die kleinen Leute da unten und gebe Benefizgalas, die ich von der Steuer absetzen kann.“ Sicher tue ich ihr grade Unrecht und sie macht in Wirklichkeit einen Streetworkshop für jugendliche Straftäter mit Theaterstücken über Gewalt, aber irgendwie liegt die erstere Variante durch den ganzen Kontext des Werbeaufklebers irgendwie näher.

Pilot – Golfhandycap 12
Da wird mir jedes Mal schlecht, wenn ich das lese. Dieses Foto schreit geradezu nach: „Seht her, ich habe Geld – VIEL GELD!“ Piloten verdienen unheimlich viel, sind nie zuhause und spielen als Ausgleich offenbar so oft Golf, dass sie darin richtig gut werden – was nur eine Sorte Damen anlocken dürfte: die, die einen sehr gehobenen Lebensstandart, ein großes Haus und unbegrenzt Kreditkarten zum Shoppen haben wollen, ihren Mann eigentlich nur zum Geldverdienen brauchen und froh sind, wenn er im Golfclub und sie auf einer Modenschau in Mailand ist, bei der sie interessiert über ihre große Sonnenbrille hinwegschaut, wenn es um große Klunker geht.
Wenn dieser Pilot als DIE markante Eigenschaft, die ihn auszeichnet sein Golfhandycap angibt, dann muss es wirklich schlecht um ihn bestellt sein, aber es passt wunderbar in diese Riege der ElitePartner, denn elitärer geht es ja wohl kaum.
Dieser Kandidat hat nichts mit Partnersuche, sondern eher mit „potentieller Geldquelle“ zu tun - Okay, er mag viel Geld haben, aber kann ja trotzdem ein Arschloch sein!

Dolmetscherin – Kosmopolitin
Okay, hier muss ich zugeben, musste ich erst nachschauen, was einen Kosmopolit eigentlich ausmacht, aber wenn man es hört klingt es sehr nach weltbewandert, international, teuren Drinks und Dachterrasse in New York.
Nichts gegen Dolmetscher! Ich kenne eine total liebe Dolmetscherin und weiß auch, dass es ein harter Job ist, mich stört nur dieses Wort „Kosmopolit“, es klingt so bewusst angehoben. Es ist ein Unterschied ob man „Hey, ich reise viel kenne total viele Leute!“ sagt, oder eben „Ich bin Kosmopolit“. Das eine klingt mehr nach Trampen oder Couchsurfing, das andere nach Taxi, Jetset und Hotelsuite.

Jurist – Golfer
Was denn, schon wieder ein Golfer? Das müssen sehr einsame Menschen sein, was in seinem Fall nicht verwunderlich ist: Die Juristerei ist ja wohl das Langweiligste, was es gibt. Ich glaube kaum, dass sich Menschen freiwillig in diesen Beruf begeben, weil sie anderen bei ihren rechtlichen Problemen helfen und Anteil nehmen möchten, und deshalb den ganzen Tag in dicken Schwarten mit kleiner Schrift herumsuchen, Paragraphen durchblättern und schlimmstes Beamtendeutsch ertragen müssen. Hier muss einfach die hervorragende Bezahlung ausschlaggebend sein, nicht die berufliche Erfüllung, und das ist sehr traurig…
Armer Golfer, ich hoffe, du findest jemanden, der dich tatsächlich abends fragt, wie dein Tag war.

Innenarchitektin – Feinschmecker
Ah! Innenarchitekten richten die Häuser anderer (reicher) Leute ein, weil diese zu dumm dafür sind oder keinen Geschmack haben – im Grunde ein sehr löblicher Beruf, sofern die Innenarchitekten selbst überhaupt Geschmack besitzen.
Dass sie diesen auf eine andere Weise hat, zeigt sie, indem sie sich als Feinschmecker bezeichnet – ein teures Hobby, denn nur betuchte Gourmets können sich Wildlachs aus den Ardennen oder diese seltsamen Kaffebohnen leisten, die zuerst den Darm einer Katze durchwandert haben müssen, bevor man sie trinkt.
Auch hier weht wiedereinmal über allem der Hauch des Geldes, denn selbst jeder Obdachlose unter einer Brücke würde sicherlich zum Feinschmecker werden, wenn er das nötige Kleingeld besitzen würde; denn Wildlachs aus den Ardennen schmeckt sicherlich JEDEM besser, als die abgepackte Ware aus dem Supermarkt. „Feinschmecker“ sagt also *gar nichts* über eine Person aus, außer, dass sie sich teures Essen leisten kann.

Kunsthändler – Oldtimerfan
Wie schön, das klingt nach altem englischen Landsitz mit polierten, edlen Möbeln und einem älteren Herren im gepflegtem Anzug – einem Gentlemen, der sonntags mit seinem Bugatti durch die Dörfer fährt, um aufzufallen und das „Aaah!“ und „Oooh“ der fasziniereten Landbevölkerung aufzusagen. Interessanterweise ist auch genau so ein Herr auf dem Foto zu erkennen.
Ob er tatsächlich auch Kunst verkauft oder nur eine Sammlung an kleinen Oldtimermodellen besitzt, sei dahingestellt; zumindest scheint er eine reiche Kenntnis über alte und teure Dinge zu besitzen – somit wird er sich auch nur das beste kaufen und entsprechende Preise zahlen.


Man sieht also (mit Ausnahme (von Ottfried Fischer) der Schauspielerin), dass alle Personen offenbar nicht am Hungertuch nagen müssen und die gesamte Anzeige nach dem Geld riecht, das bei den Partnersuchenden zu finden ist. Warum dann dort „für Akademiker und Singles mit Niveau“ steht, bleibt etwas schleierhaft.
Akademiker sind eigentlich nur Menschen, die eine Uni besucht haben (was mich einschließt) - das führt nicht zwangsläufig zu Niveau. Aber wie bereits erwähnt ist es ja ein Unterschied, ob man sich als „Akademiker“ oder etwa als Student bezeichnet, so dass alleine die Einstellung, etwas Besseres zu sein, auch automatisch den Besitz von Niveau mit sich zu bringen scheint – was absoluter Schwachsinn ist.

Es geht schlichtweg um einen gewissen hohen Lebensstandart, den die Leute dort besitzen und sich gerne in demselben Umfeld bewegen möchten - das ist verständlich, und auch der Grund, warum ich mich niemals bei „ElitePartner“ anmelden würde.
Allein davon, dass sich die Leute dort als „Elite“ ansehen, bekommt man –und hier müsste ich mich als „Akademiker“ für meine Wortwahl entschuldigen- das kalte Kotzen. Was zeichnet diese Menschen als bessere Menschen aus, außer dass sie vielleicht einen höheren Bildungsgrad und mehr Bargeld besitzen, dafür aber in der Wildnis keine zwei Tage überleben würden oder sich moralisch komplett daneben benehmen?

Es verwundert jedenfalls nicht, dass es eine Partnerbörse im Internet für genau diese Menschen gibt, denn es sollte einem zu denken geben, warum sie trotz all des Geldes und großartigem Aussehen immer noch alleine sind.
Die Personen auf dem Anzeigeaufkleber scheinen ohnehin eine Ausnahme zu bilden, denn seien wir mal ehrlich: Bei einer realistischen Anzeige eines heutigen Hochschulabsolventen stände nichts von einem angesagtem Job oder einem geldfressenden Hobby, sondern vielmehr etwas Einfaches, aber sehr Realistisches:


Atomphysiker/Taxifahrer – mag Kuscheln.

Im Jahre des Hasen

Autor:  kurotowa
Im Jahr des Hasen, sprich 2011, wird alles anders. So vieles wird sich für mich ändern, und ich hoffe wirklich im positiven Sinne:
Die erste Jahreshälfte wird nur bestimmt durch das Beenden meiner Magisterarbeit und dem darauffolgendem Prüfungsstress, der erst im Juni/Juli endet; kaum sind die Prüfungen geschafft bin ich kein Student mehr! Yay, nicht mehr in die Uni und den Kopf endlich frei für andere Dinge, also endlich wieder mehr zeichnen und eigene Projekte angehen, ohne ein dauerhaftes schlechtes Gewissen wegen der Magisterarbeit zu haben! XD
Das bedeutet allerdings auch, dass sämtliche Stundentenvergünstigungen wefallen, ich mehr Geld verdienen muss und aus meiner geliebten (und großen) Wohnung auf dem Lande zum Job in eine kleinere und dafür umso teurere Wohnung in der Großstadt ziehen muss. Ich weiß nicht, Großstädte machen mich auf Dauer nervös...all die Menschen, viel weniger Grün, keine Hügel, man kann die Sterne nachts nicht mehr sehen...das wird eine ziemliche Umstellung. Dazu noch weiter entfernt von meinen besten Freunden und der Familie...ich bezweifle, ob mir das gefallen wird. Zumindest kenne ich gerade durch den Job sehr viele total nette Menschen dort, so dass es nicht zu einsam und langweilig wird ^^.

Keine Ahnung wie der Rest des Jahres dann aussehen wird, aber ich möchte definitiv mehr reisen! Wie etwa zu der "Last Night of the Proms" in London (ja, ich weiß, teuer!! >__<), aber auch endlich mal nach Brüssel und Brügge, nach Prag, Budapest und neuerdings auch nach Istanbul! England und Irland sowieso, und nachdem ich einen bestimmten Film (*lach* KEINEN Bollywoodfilm! XD) gesehen habe will ich auch nach Indien~ Vielleicht sollte ich es einmal mit Couchsurfen versuchen, ich mag die Idee dahinter total gerne.
Weitere Vorsätze? Hm, mehr für mich zeichnen, insbesondere Menschen (mein Job besteht aus dem Zeichnen von unbelebten Dingen ^^") kreativer und egoistischer sein (das muss ich echt lernen *lach*)
Hoffen wir das beste!

Sie haben Post!

Autor:  kurotowa
Leute, es ist wichtig - Lest diesen Text bitte durch, um eventuelle peinliche Missverständnisse in Zukunft zu vermeiden!

Es handelt sich um eine amtliche Verlautbarung der Deutschen Bundespost - einem Merkblatt, das dem Paragraphen 49 der ADA (?) vorgeheftet werden muss:

"Der Wertsack ist ein Beutel, der auf Grund seiner besonderen Verwendung im Postbeförderungsdienst nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die zur Bezeichnung des Wertsackes verwendete Wertbeutelfahne auch bei einem Wertsack Wertbeutelfahne heißt und nicht Wertsackfahne, Wertsackbeutelfahne oder Wertbeutelsackfahne. Sollte es sich bei der Inhaltsfeststellung eines Wertsackes herausstellen, dass ein in einem Wertsack versackter Versackbeutel statt im Wertsack in einem der im Wertsack versackten Wertbeutel versackt werden muss, so ist die in Frage kommende Versackungsstelle unverzüglich zu benachrichtigen. Nach seiner Entleerung wird der Wertsack wieder zu einem Wertbeutel und er ist auch bei der Wertbeutelzählung nicht als Wertsack, sondern als Wertbeutel zu zählen."