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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube, einigen von uns geht es wie Frank, oder? Komplett anzeigen

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19.1.2024: Hüftspeck

Am kommenden Montag ging sie also endlich los: Die neue Arbeitsstelle mit besserer Bezahlung und mehr Verantwortung! Frank stand vor dem Spiegel, schaute in sein haariges Gesicht und grinste zufrieden. So richtig konnte er immer noch nicht glauben, dass er unter allen Bewerbern ausgewählt worden war. Die Ausschreibung hatte innerhalb des Unternehmens stattgefunden und er kannte einige der anderen Kandidaten – sie waren gut! Aber offensichtlich war er besser.

Mit stolz geschwellter Brust griff er nach seinem Rasierer. Nun, in leitender Position, musste er ein wenig mehr auf sein Äußeres achten, den Bart mehr stutzen – oder vielleicht sogar ganz abrasieren? Seine Frau würde einen Schreck bekommen, aber Haare wuchsen schließlich nach. Und er hatte sich lange nicht mehr glatt rasiert gesehen.

Mit einem Schulterzucken warf er also die Rasiermaschine an und legte los. Was sollte schon passieren? Neuer Job, neues Gesicht! Vielleicht würde er sich ja selbst überraschen! Und das tat er tatsächlich. Nur leider nicht so, wie er gehofft hatte.

Als seine Wangen und das Kinn von allen Haaren befreit waren, trat er einen Schritt nach hinten und beäugte sich kritisch.

„Meine Güte, ohne Bart seh ich ganz schön pummelig aus“, murmelte er und der Eindruck verschwand auch nicht, als er wieder vortrat und danach gleich mehrere Schritte zurück.

„Na ja, ist vielleicht wie mit Fotos, auf denen sieht man auch immer zehn Kilo schwerer aus“, sammelte er die Überbleibsel seines Gesichtsvorhangs ein und warf sie in den Mülleimer. Eigentlich hatte er erst am Sonntag die Kleidung für Montag raussuchen wollen, aber ihn beschlich das Gefühl, dass jetzt, am Donnerstag, ein erster kurzer Blick in den Kleiderschrank nicht schaden könnte. In den vergangenen Monaten war er fast nur im Homeoffice gewesen, hatte bequeme Kleidung getragen und war sogar mit Jogginghose einkaufen gewesen. Was hatte er überhaupt noch an guten Klamotten vorzuweisen?

Mit Freude fiel sein Blick auf die vielen Anzüge, die er vor der Pandemie immer getragen hatte. Wie gut hatte er darin ausgesehen! Darauf freute er sich schon, auch wenn ihm das Homeoffice mit den gemütlichen Hosen ein wenig fehlen würde. Aber diesen Gedanken schob er schnell beiseite, griff den ersten Anzug und – war entsetzt! Er passte nicht mehr!

„Was zum…?“,

Nach und nach zwängte er sich in die Hosen und Jacketts, aber entweder gingen sie gar nicht zu oder sahen aus, als wäre eine Presswurst in sie hineingeschossen worden. Nun traute Frank sich endlich, auch mal nicht nur sein Gesicht im Spiegel zu betrachten, sondern ebenfalls seinen Körper. Was er so lange erfolgreich verdrängt hatte, war jetzt Wirklichkeit geworden: Der Hüftspeck war wirklich da und hatte nicht nur den Anschein aufgrund des ausgebeulten Pullovers erweckt. Er seufzte und ließ sich aufs Bett sinken. Nun verstand er auch, warum seine Frau ihn in letzter Zeit nicht mehr so oft „Schatz“, sondern „Bärchen“ genannt hatte. Auch, wenn sie es mit liebevoller Stimme getan hatte. So wie jetzt, als sie die Wohnung betrat und schon von weitem rief „Bärchen, ich bin wieder da!“

Er seufzte aus, stand auf und griff sich seine Jogginghose.

„Ja und lass die Schuhe gleich an. Wir müssen noch was einkaufen…“



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