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Ein Schritt in die falsche Richtung

von

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Familie

Der Sommer neigte sich dem Herbst und Shikadai ging wieder zur Schule. Parallel erhielt er von Kakashi hin und wieder kleine Aufträge, die er alleine innerhalb von Konoha erfüllte. Shikadai genoss es und ein Stück weit machte es den Jungen arrogant, weil andere in seinem Alter noch keine kleinen Aufträge vom Hokage bekamen. Shikamaru konnte darüber nur den Kopf schütteln, denn er erkannte in der Arroganz seines Sohnes eindeutig Temaris überhebliches Verhalten. Doch übte der Junge auch viel alleine auf dem Übungsplatz mit dem Fächer. In diesen Momenten fühlte er sich seiner Mutter am nächsten.
 

Der Winter kam und mit ihm der erste Schnee, den Shikadai in seinem Leben sah. Fasziniert lief das Kind ohne Jacke raus und hielt die Hände den weißen Flocken entgegen. Shikamaru war ihm mit Mantel, Schal und Handschuhe gefolgt: „Du musst dich doch vorher anziehen, sonst wirst du krank.“

„Wie schön Schnee aussieht!“, der Junge hatte seinen Vater einfach überhört und betrachtete verzückt die Eiskristalle in seiner Hand. Lächelnd wickelte Shikamaru ihm den Schal um den Hals und verpackte ihn anschließend in seinen Mantel. Die Handschuhe stopfte er vorerst in die Kapuze des Mantels. Das Kind brauchte seine Hände zu sehr bei der erstmaligen Erkundung des Schnees.

Shikamaru fragte sich an dieser Stelle, wie es für Temari wohl war, als sie das erste Mal Schnee erlebt hatte. Er wusste von ihrer Faszination von Blumen, davon konnte sie nie genug kriegen, auch wenn sie das so niemandem offen zeigte.
 

Fast den ganzen Winter über verbrachten die beiden in ihrer Freizeit auf dem Übungsplatz. Der kleine Nara hatte großes Vergnügen daran, mit dem Fächer zu trainieren, wenn es schneite. Denn nur dann konnte er perfekt durch die Flocken sehen, wie er den Wind wo hin lenken konnte oder musste.
 

Mit dem neuen Jahr bekam Shikadai den ersten Brief von Temari. Viel stand zu seiner Enttäuschung nicht drin. Sie schrieb, das sie ihn sehr liebte, das sie hoffte, dass es ihm gut ginge und er fleißig mit dem Fächer übte. Und natürlich ein Tadel, das er sich in der Schule benehmen und nicht so faul sein sollte.

Das waren alles Dinge, denen er sich bewusst von ihr war.

„Sei nicht enttäuscht, Shikadai. So ist sie halt.“, tröstete sein Vater ihn, als sich der Junge während einer Runde Shogi darüber aufregte, „Sie hat dir geschrieben, dass ist alles, was zählt.“ Shikadai sah auf. Hörte er da eine Spur Leid aus der Stimme seines Vaters?

„Du hast keinen Brief bekommen?“, hakte der Junge nach. Sein Vater schüttelte wortlos den Kopf. Stumm spielten sie weiter.
 

Mit dem Frühling kam nicht nur die Wärme zurück nach Konoha, es passierten auch sonderbare Dinge. Shikamaru brachte das in höchster Alarmbereitschaft, denn sehr nahe an Konoha dran tauchten die schwarzen Gestalten auf. Noch immer waren sie keinen Schritt weiter und wussten nicht, was dahinter steckte. Lediglich seine These um die parasitären Insekten hatte sich durch die Untersuchung des Beweismittels bestätigt. Die Fälle hatten nach dem Zusammenstoß von den Gestalten, ihm und Temari auch abrupt geendet. Noch waren keine neuen Fälle aufgetaucht, doch das die Gestalten hier und da in den Wäldern von Konoha gesichtet wurden, sorgte für großes Unbehagen. Im Austausch mit Gaara erfuhren sie, dass nur Konoha davon betroffen war, in Suna wurde niemand gesehen.
 

„Was macht das ganze nur für einen Sinn...“, dachte Kakashi laut nach, während Shikamaru die Berichte der Sichtungen noch einmal durchblätterte.

„Keine Ahnung. Ich bezweifle mittlerweile auch, dass dieser Handel damit wirklich ernsthaft etwas zu tun hatte. Mag sein, dass es eventuell anfangs ein Versuch war, leichter in die Stadt zu kommen. Aber wirklich erforderlich war es wohl nicht. Aber wieso diese ganzen Angriffe mit den Insekten...“, der größere Nara zuckte mit den Schultern. Shikadai, der an einem kleinen Tisch am Rande seine Hausaufgaben machte, balancierte gerade seinen Stift auf der Nasenspitze und gab seinen Kommentar dazu ab: „Manchmal machen Dinge halt keinen Sinn?“ Shikamaru rollte mit den Augen: „Der Kommentar hätte auch eins zu eins von deiner Mutter kommen können.“ Kakashi lachte kurz: „Aber Unrecht hat er nicht. In dieser Angelegenheit haben von Anfang an viele Dinge einfach keinen Sinn gemacht. Mit Logik ist diesem Fall wohl nicht beizukommen.“

„Es gibt immer einen Sinn hinter solchen Sachen...“, grummelte Shikamaru genervt und rollte ein paar weitere Berichte aus, um sie quer zu lesen.

„Vielleicht sind es auch mehrere verschiedene Sachen, die sich überlagern?“, warf der Junge wieder ungefragt ein und verlor nebenbei das Gleichgewicht seines Stiftes auf der Nase, der abstürzte. Kurzerhand warf Kakashi ein Kunai und pinnte damit den Stift am Regal neben Shikadai fest, bevor dieser zu Boden fiel: „Guter Einwand. Aber solltest du nicht deine Hausaufgaben machen?“ Nun war es an Shikadai, genervt mit den Augen zu rollen. Lustlos zog er das Kunai mit seinem Stift ab und löste diesen von der Waffe, ehe er diese zurück zum Hokage warf, der sie auffing und wegsteckte. Shikamaru fuhr sich kurz von der Stirn aus in den Haaransatz. Dieses Kind trieb ihn in den Wahnsinn: „Hast du überhaupt schon irgendwas gemacht? Du sitzt seit zwei Stunden hier!“

„Nö.“, war die provokante Antwort seines Sohnes. Der Hokage lachte: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“

Shikamaru fand das nicht wirklich lustig. Die Motivation seines Sohnes war der Grund, wieso Yoshino sich seit kurzem weigerte, ihren Enkel bei den Hausaufgaben zu betreuen. Und so hatte Shikamaru in Absprache mit Kakashi vereinbart, das der Sprössling am Nachmittag in der Zeit, wo sie sich eh immer mit den Papieren beschäftigten, seine Hausaufgaben im Büro des Hokagen zu machen hatte. Jedoch beteiligte sich Shikadai mehr an den Unterhaltungen, als das er sich auf seine Aufgaben konzentrierte. Shikamaru konnte ihn ja verstehen... Die Hausaufgaben der Schule waren nicht gerade anspruchsvoll. Aber er als Vater musste dennoch darauf bestehen, dass sein Sohn diesen Mist abarbeitete. Wie oft hatte er sich Temari bereits herbei gewünscht... Ihre stoische Art fehlte ihm so sehr.

„Weißt du, Shikadai... Dein Vater hatte auch nie wirklich Lust, sich um seine Schulsachen zu kümmern.“, erzählte der Grauhaarige.

„Kakashi!“, kam es abrupt ohne Höflichkeitsfloskel von Shikamaru. Der Hokage lachte, während Shikadai neugierig aufblickte. Er spürte, hier gab es noch etwas zu hören, was er noch nicht wusste und so grinste er ebenso.

„Shikamaru hat ziemlich viel Mist gebaut, zusammen mit Naruto und Choji. Und ihm war die Meinung seiner Eltern auch recht egal.“ Der größere Nara klatschte sich kurz die Hand an die Stirn: „Extrem hilfreich, Hokage...“ Shikadai blickte ihn triumphierend an: „Wieso soll ich dann diesen scheiß machen, wenn du es auch nicht gemacht hast? Aus dir ist ja trotzdem was geworden!“ Shikamaru verdrehte erneut grummelnd die Augen. Kakashi lachte: „Tja, deine Mutter hat ihm irgendwie keine Wahl gelassen.“

„Aber Mama ist doch in Suna aufgewachsen, nicht hier.“, fragend schaute der Junge zum Älteren.

„Shikamaru und Temari waren Gegner bei der Chuninprüfung. Ein ziemlich beeindruckender Kampf. Wie du weißt, ist deine Mutter drei Jahre älter. Zudem war sie damals ziemlich brutal und erbarmungslos. Shikamaru hingegen wirkte auf die meisten faul und unstrebsam, auch wenn er schon da natürlich extrem schlau war.“ Shikamaru seufzte, verschränkte die Arme und lehnte sich sitzend an die Tischkante seines eigenen Tisches, um Kakashi zu lauschen. Gefühlt war der erste Kampf von Temari und ihm ein ganzes Leben lang her.

„Shikamaru hatte die Ansicht, das man nicht gegen Mädchen kämpfte. Das war Temari aber natürlich ziemlich egal. Sie griff ihn gnadenlos an. Jedoch ließ sich Shikamaru nicht erwischen. Er hatte sich direkt zu Beginn eine Strategie überlegt und überlistete sie damit.“

„Und er hat gewonnen?“, kam es gespannt von Shikadai.

„Nein!“, kam es lachend von Kakashi.

„Was? Wieso?!“, verwirrt blickte Shikadai zu seinem Vater. Shikamaru schloss die Augen: „Ich hatte deine Mutter zwar mit den Schatten im Griff, aber meine Energie war aufgebraucht. Also habe ich aufgegeben.“ Seinem Sohn klappte das Kinn runter: „Du hast sie gewinnen lassen!“

„Das würde ich auch sagen. Faktisch hat Shikamaru Temari geschlagen. Und das war Temari auch bewusst.“ Shikadai versuchte sich in Gedanken seine Mutter vorzustellen, wie sie eine Schlappe hinnahm. Das Bild war irgendwie grotesk: „Was passierte dann?“

„Ich würde sagen, von da an hatte Temari ein Auge auf Shikamaru geworfen. Sie hat ihn nämlich nicht mehr in Ruhe gelassen. Hätte sie ihm keinen Druck gemacht, hätte er wohl nicht mal die Chuninprüfung absolviert.“ Der Junge grinste. Das klang wirklich nach seiner Mutter.

„Und dann haben die beiden ja immer zusammen das Examen gemanagt, bis-“

„Das reicht an Erzählungen.“, unterbrach der größere Nara Kakashi, stand auf und klappte Shikadais Heft zu, „Pack deine Sachen ein, wir gehen nach hause.“

„Pah, es wurde gerade spannend!“, beleidigt packte Shikadai seine Sachen ein. Der Hokage zuckte mit den Schultern: „Da gibt’s eh nicht mehr viel zu erzählen. Deine Eltern hatten Sex, du bist entstanden, Temari war vier Jahre lang verschwunden und-“

„Kakashi, er ist sieben!“, kam es lauter von Shikamaru. Der Junge stand mit roten Ohren da und dreht sich von Kakashi weg. An diesem Punkt lernte er, dass es manchmal auch besser war, nicht alles erzählt zu bekommen. Klar wusste er, wie Kinder entstehen. Aber das ganz direkt gesagt zu bekommen und dann unweigerlich Bilder im Kopf zu haben, war für ihn definitiv viel zu viel.
 

Als sie das Gebäude verlassen hatten, atmete Shikadai einmal tief durch. Shikamaru hatte noch eine leichte Röte über der Nase. Das war auch zu viel für ihn gewesen. Ein ganzes Stück liefen sie schweigend nebeneinander, bis Shikadai das Wort ergriff: „Papa, war es dir immer egal, das Mama älter ist als du?“

„Ja.“, kam es ohne zu zögern vom Größeren, „Was sagt das Alter schon über einen Menschen aus. Es gibt Menschen, die werden ihr Leben lang nicht erwachsen. Und es gibt Menschen, die schon sehr früh erwachsen werden müssen und deswegen viel älter wirken vom Kopf, als sie es eigentlich sind. Schau dir Naruto an. Keine Ahnung, wie er seinen Traum, Hokage zu werden, wahr machen will, er ist ein totaler Kindskopf. Und dann gibt es Menschen, wie deine Mutter. Ich weiß nicht, wie viel du von der Familie seitens Temari weißt. Aber Temari musste früh sehr viel Verantwortung tragen. Das Leben war nicht leicht für sie und deine beiden Onkel. Naruto hatte auch einen harten Start ins Leben und bei weitem keine leichte Kindheit. Aber er ist ein anderer Charakter und ist anders damit umgegangen. Wir alle sind das Resultat aus unseren Erlebnissen und Erfahrungen, jeder reift anders. Dabei entstehen ganz individuelle Menschen. Und wenn sich dann zwei Menschen angezogen fühlen, gucken sie eigentlich nicht, ob ihr Alter zueinander passt, sondern ob ihre Charakter miteinander harmonieren.“ Shikamaru wurde bei den letzten Sätzen selbst immer nachdenklicher, bis er schließlich schwieg. Wo Temari wohl war? Jetzt konnte er nicht anders, als an sie zu denken und sie zu vermissen. Sie war einfach das passende Gegenstück zu ihm. Shikadai ergriff seine Hand und drückte sie leicht. Sein Sohn hatte bemerkt, wie er in Gedanken versunken war: „Ich verstehe, was du sagst.“
 

Shikamaru saß an diesem Abend noch lange wach auf der Veranda und schaute in den Himmel. Wo war sie bloß? Zu gerne wäre er direkt losgegangen und hätte sie gesucht, doch er wollte Shikadai nicht alleine zurücklassen. Mitnehmen kam für ihn ebenso wenig in Frage, denn falls Temari noch nicht bereit war, sie wiederzusehen, würde ihre Ablehnung den Jungen tief verletzen.
 

Der Frühling schritt voran und mit ihm stiegen auch die Sichtungen der Gestalten.
 

Der Schock überhaupt kam an einem Nachmittag im April. Beim routinemäßigen Ablegen von Akten im Archiv floh eine Gestalt durch ein eingeschlagenes Fenster. Im gesamten Hokageturm herrschte helle Aufregung und alle stürmten dem Unbekannten hinterher. Als Shikamaru ebenso davon hetzte, blieb auch Shikadai nicht auf seinem Stuhl sitzen und rannte hinterher.

„Shikadai, geh sofort zurück und mach deine Hausaufgaben!“, tadelte Shikamaru seinen Sohn, doch der hörte nicht auf ihn.

„Ich kann euch helfen, das weißt du!“, stur rannte er weiter und überholte seinen Vater auf Höhe des Haupttores.

„Shikadai, komm sofort zurück!“, brüllte Shikamaru seinem Sohn hinterher, doch der spurtete durch das Dickicht des Waldes davon. Wieso zum Teufel konnte dieses Kind nicht einfach mal auf das hören, was man ihm sagte? Kopfschüttelnd stellte der Nara mal wieder fest, dass sein Sohn viel vom Wesen seiner Mutter übernommen hatte, er war ebenso impulsiv wie Temari und seine Intelligenz konnte ihn nicht über seinen Sturkopf hinweg bringen. Ohne zu zögern setzte Shikamaru dem Jungen nach und hoffte, dass dieser sich nicht überstürzt in einen Kampf begab. Er hetzte durch den Wald, konnte Shikadai aber nicht sofort finden. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit für Shikamaru, Zeit, in der er sich grottenschlecht fühlte und zutiefst besorgt war.

Als er auf eine größere Lichtung kam, fand er endlich seinen Sohn, allerdings im Würgegriff dieser vermummten Gestalt, der ihm ein Kunai an den Hals hielt.

„Lass ihn sofort los!“, schrie Shikamaru ihm entgegen, doch blieb er stehen, aus Angst, ein weiterer Schritt könnte sein Kind gefährden. Innerlich war er zerrissen zwischen Wut und Sorge, dieses Gefühl war er nicht gewohnt, sodass er sich auch unsicher war, was er nun tun sollte.

Der Vermummte hingegen lachte nur und hielt die Klinge noch enger an den Hals von Shikadai: „Ich würde mal behaupten, dieses Kind ist deines, so wie es aussieht. Allerdings hätte ich erwartet, dass es wesentlich intelligenter ist, bei solch einem Vater.“

„Lass ihn gehen, sofort!“

„Wieso sollte ich? Vielleicht bekomme ich ja doch noch das, was ich will!“, entgegnete die Gestalt hämisch, „Los, hol mir die Dokumente mit der Kennzeichnung P87JN! Du weißt sicherlich ganz genau, was ich meine!“ Shikamaru biss sich auf die Unterlippe. Er konnte diesem Typen auf gar keinen Fall diese Dokumente geben, geschweige denn, dass er selber an diese kam, ohne das er Hochverrat an Konoha begann. Zwar wusste Shikamaru nicht, um was für Dokumente es sich handelte, doch die Kennung sagte ihm, das es streng geheime Papiere waren.

Er blickte seinem Sohn ins Gesicht und erkannte in dessen Gesichtszügen, das er unglaublich wütend war, aber auch immer panischer wurde, weil er der Gefahr nicht entkam.

„Du zögerst? Ist das doch nicht dein Sprössling?“, fragte der Vermummte nach und setzte die Spitze des Kunais in die oberste Hautschicht, das Shikadai einen erschrockenen Laut von sich gab.

Bevor Shikamaru überhaupt auf dessen Frage reagieren konnte, zog wie aus dem Nichts eine gewaltige Windrose auf und zwang ihn in die Knie. Als er wieder etwas sehen konnte, sah er Shikadai auf den Knien sitzen, aber alleine und somit wesentlich sicherer, als einen Augenblick zuvor.

„Du verdammter Mistkerl rührst mein Kind nicht an!“, schrie niemand geringeres als Temari, die mit brachialer Gewalt nun mit ihrem Fächer zuschlug und den Vermummten gegen den nächsten größeren Baum beförderte. Shikamarus Herz machte einen Sprung und er atmete auf. Schnell sprang er zu Shikadai, nahm ihn auf den Arm und ging auf den größtmöglichen Abstand, um Temari dennoch sehen zu können.

„Mama!“, rief der kleine Nara, als er von seinem Vater wieder auf die eigenen Beine gestellt wurde, „Wir müssen ihr helfen!“

„Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck!“, befahl Shikamaru, stellte sich aber weiter vor Shikadai hin und hielt sich bereit, für den Fall der Fälle sofort einzugreifen, sollte Temari nicht alleine zurecht kommen.

„Der Grünschnabel ist dein Kind? Hast ihm anscheinend nicht beigebracht, sein Temperament zu zügeln!“, lachte der Unbekannte und griff Temari mit einem schnellen Tempo frontal mit einem Kunai an. Die Blonde hatte mit der Außenkante ihres Fächers den Angriff abgeblockt und keifte zurück: „Du lernst unser Temperament gleich mal kennen!“

„Temari, wir brauchen ihn lebend!“, rief Shikamaru ihr zu. Ein kleiner Wutschrei entwich ihr: „Dein Ernst?! Dann beweg deinen Arsch hier her, sonst bringe ich ihn um!“ Noch ehe sich Shikamaru in Bewegung gesetzt hatte, griff der Vermummte nun Temari mit einer größeren Klinge an, Schlag auf Schlag drängte er sie mit seiner enormen Schnelligkeit nach hinten. Es schien so, als fürchtete er die Kombination aus seinen zwei Gegnern, sodass er die Blonde so schnell wie möglich eliminieren wollte.

„Ma!“, schrie Shikadai ängstlich, was sie wiederum dazu brachte, sich nach ihm umzusehen.

„Temari!“, Shikamaru hatte sie gerade so noch am Oberarm erwischt, um sie wegzuzerren und sich schützend vor sie zu stellen. Schmerz breitete sich in Shikamarus Schulter aus, dann spürte er die kalte Klinge des Schwertes. Temari wurde kreidebleich: „Shikamaru!“

„Stirb!“, lachte der Vermummte gehässig, doch bewegte er sich keinen Millimeter. Der Nara lachte leise: „Heute nicht.“

„Was?! Nein!“, all das Schreien brachte dem Angreifer nichts, Shikamaru hatte ihn, trotz Klinge in der Schulter, mit den Schatten gebändigt und grinste siegessicher zur schwarzen Gestalt.

„Tem, schlag ihn bewusstlos!“

„Gerne doch!“, antwortete die Blonde und holte schon mit ihrer Waffe aus. Keine Sekunde später lag der Attentäter auf dem Boden und rührte sich kein Stück mehr. Schwer seufzend zog Shikamaru die Klinge aus der Schulter.

„Shikamaru!“, besorgt wandte sich Temari an ihn und riss ihm das Shirt vom Kragen her auf, um sich die Wunde anzusehen. Etwas belustigt grinste Shikamaru: „Schon gut, du musst dir keine Sorgen machen.“

„Keine Sorgen?!“, blaffte die Blonde ihn an, „Du hast eine Klinge in der Schulter gehabt, das muss sofort versorgt werden!“ Er rollte mit den Augen: „Das weiß ich.“

„Ich weiß, dass du das weißt!“, grummelte sie zurück und zog ihn am gesunden Arm mit sich.

„Papa...“, etwas bleich blieb Shikadai wie eine Salzsäule stehen und schaute betreten zu Boden. Es bereitete ihm Bauchschmerzen, dass sein Vater wegen ihm verletzt war.

„Schon gut, Shikadai. Lass uns ins Krankenhaus gehen, bevor deine Mutter mich da hin prügelt.“, Shikamaru schenkte seinem Sohn ein beruhigendes Lächeln und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, „Du bist halt nicht nur mein Kind, du hast auch viel von Temari.“ Die Blonde gab einen seufzenden Ton von sich, sagte aber nichts weiter.
 

Im Krankenhaus angekommen, bekam Shikamaru direkt die nötige Behandlung und lag kurze Zeit später in einem steril weißem Zimmer. Shikadai saß neben ihm auf einem der Stühle und starrte unsicher auf seine Hände. Minutenlang sagten sie gar nichts, bis das Kind es nicht mehr aushalten konnte.

„Es tut mir so leid... Wenn ich jetzt nicht mehr bei dir sein darf, versteh ich das...“, sprach der kleine Nara geknickt, hielt aber eisern seine Tränen zurück. Shikamaru schüttelte leicht den Kopf: „Wieso sollte ich dich wegschicken?“

„Wegen mir bist du verletzt...“

„Ich war schon weitaus schlimmer verletzt, das ist kein Drama. Und bis morgen hat Sakura mich soweit fit, das ich wieder gehen kann.“

Die Tür des Zimmers öffnete sich und Temari betrat den Raum. Wesentlich ruhiger als zuvor im Wald schloss sie die Tür hinter sich und blieb dort stehen. Fragend blickte Shikamaru zu ihr, doch sie wich seinem Blick aus. Shikadai hatte sich nicht gerührt, doch die Anwesenheit seiner Mutter war ihm nicht entgangen: „Ma, es tut mir leid. Du musst sehr enttäuscht von mir sein.“ Für einen Moment herrschte absolute Stille, bis die Blonde sich in Bewegung setzte und sich auf die andere Bettseite von Shikamaru stellte, um mit dem Gesicht zum Fenster gewandt zu reden: „Nein, ich bin diejenige, die alle enttäuscht hat.“ Ihre Stimme klang leicht zittrig.

„Ich weiß jetzt, dass es falsch war, dir damals nichts zu sagen, Shikamaru. Ich kann dir nicht einmal mehr sagen, wieso ich mich nie getraut habe, dir von Shikadai zu erzählen. Die ersten Jahre hatte ich das so erfolgreich verdrängt, außerdem war ich gedanklich eh fast rund um die Uhr mit dem Kleinen beschäftigt.“, sie seufzte schwer und griff sich kurz an die Stirn, wobei sie halb das Gesicht verbarg aus Scham, „Und dann beim ersten Examen nach langer Zeit ist es direkt eskaliert, das hat mir fast den Boden unter den Füßen weggerissen.“ Shikamaru räusperte sich kurz bei ihrem letzten Satz, er hatte Bedenken, dass Shikadai zu viel verstand.

„Shikadai, würdest du uns alleine reden lassen?“ Der Junge hob eine Augenbraue und schien ein Gefühl dafür zu bekommen, dass seine Eltern keine simple Beziehung zueinander hatten, egal auf welche Art. Stumm erhob er sich und verließ den Raum.

„Temari, ich bin unglaublich wütend gewesen, ich war noch nie in meinem Leben so sauer, enttäuscht und verletzt. Wir haben doch immer über alles gesprochen und konnten uns immer aufeinander verlassen. Hast du dich jemals bei einem anderen Mann so fallen gelassen, wie bei mir? Egal ob es nun um die einfachsten Dinge geht oder um Intimeres.“ Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie näher zu sich, um ihr Gesicht zu sehen. Überrascht nahm er die Röte in ihrem Gesicht wahr und wie sie beschämt zur Seite blickte: „Du warst immer der Einzige. Ich habe auch nie mit einem anderen geschlafen.“

„Warum dann das alles?“

„Du warst noch so jung... Und vielleicht hatte ich auch Bedenken, dass es für dich zu viel wird. Oder ich dir zu viel bin...“ Er zog eine Augenbraue hoch: „Du zu viel?!“ Mit etwas gereiztem Blick schaute sie ihn nun an: „Du hast dich immer darüber beschwert, wie anstrengend das alles mit mir ist!“ Er lachte kurz: „Ja, du bist verdammt anstrengend. Aber mal im Ernst Temari, glaubst du wirklich, ich habe mich immer und immer wieder auf dich eingelassen, nur weil ich Sex wollte? Für platonischen Sex hätte ich vermutlich auch eine andere gefunden, ohne Wochen oder Monate auf Sex verzichten zu müssen.“ An diesem Punkt war die Röte bei ihren Ohren angekommen.

„Temari, es ging nie um Sex. Es ging um dich... und das seid dieser ersten Nacht.“, gestand ihr der Mann und griff auch nach ihrer zweiten Hand. Ein kurzes, ungläubiges Lachen kam von ihr: „Dafür hatten wir aber ziemlich viel Sex, wenn wir zusammen waren.“

„Ich musste ja auch für längere Zeit dann wieder auf dich verzichten.“, gab er amüsiert zurück, als er sie näher an sich zog, „Außerdem weiß ich ganz genau, das es kein besseres Mittel gibt, um dein Temperament zu besänftigen.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Die Blonde hatte das Gefühl, diese Nähe nicht verdient zu haben. Unsicher starrte sie auf ihre Hände, die Shikamaru noch immer hielt.

„Temari, ich verzeihe dir.“ Überrascht schaute die Frau in seine dunklen Augen auf. In ihnen lag eine unglaubliche Wärme, die alle Dämme bei ihr einriss. Als wären ihr mehrere Felsbrocken vom Herz gefallen, schluchzte Temari auf und drückte sich an ihn: „Shikamaru...“ Seufzend schlang er den Arm mit der gesunden Schulter um die Blonde und zog sie aufs Bett, zwischen seine angewinkelten Beine. Langsam hob Temari ihr Gesicht und suchte erleichtert wieder seinen Blick. Seine Hand strich die restlichen Tränen von der Wange und zog sie zu einem Kuss heran. Ein unglaubliches Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus.

„Tem...“, flüsterte der Nara ihr gegen die Lippen, „Ich liebe dich. Schon lange. Vielleicht sogar länger, als wir miteinander schlafen...“

„Shika...“, Temari drückte ihm direkt wieder die Lippen auf. In diesem Moment war sie so glücklich wie noch nie.

„Pa, Sakura kann dich heute schon-...“, Shikadai, der ohne zu klopfen eingetreten war, blieb in der Tür stehen. Seine Eltern eng beieinander zu sehen, wie sie sich küssten, war ein ganz neues Bild für ihn. Doch er grinste einfach nur glücklich und schaute zu, wie seine Mutter seinem Vater anschließend strahlend um den Hals fiel. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Shikadai das Gefühl, vollkommen zuhause zu sein und sich gänzlich wohl zu fühlen. Er hatte beide Elternteile bei sich und sie waren eindeutig glücklich miteinander.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars :)
Ich habe bewusst die Situation mit den schwarzen Gestalten nicht aufgelöst, da der Fokus hauptsächlich auf Shikamaru, Temari und Shikadai liegen sollte und sich jeder denken kann, wie es ja vermutlich für den Attentäter ausgegangen ist.

Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen, bis zur nächsten FF! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Carmion2
2024-04-21T19:21:35+00:00 21.04.2024 21:21
Hi, endlich hatte ich Zeit deine schöne Geschichte zu Ende zu lesen.
Ich finde den Spannungsbogen gut gespannt , und Temari tritt im Höhepunkt wieder auf.
Die Versöhnung ist toll beschrieben und bringt ein glückliches Ende.

Danke für die tolle Geschichte
Ich freu mich schon auf neuen Lesestoff von dir.
🤗


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