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Drachenjagd

Die Himmelsgöttin
von

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Izara

Sie öffnete den Mund, der Schrei erstickte zwischen Rauch- und Nebelschwaden.

Die Soldaten auf den Wachposten saßen zusammengesackt am Eingang, aus ihren Bäuchen trat unkontrolliert das Blut, als hätte jemand einen Korken gesprengt. Der eine röchelte leise, während der andere mit weit aufgerissenen Augen Richtung Himmel starrte.

"Prinzessin!", schrie Kyia. Izara sah sich um.

Kaia musste Verstärkung geordert haben. Fast einhundert Hyrakonden stellten sich den Drachen im Kampf. Bestie gegen Bestie, und auch wenn die Drachen im Vorteil waren, floss auf beiden Seiten jede Menge Blut.

"Prinzessin", schrie der Bergdrache erneut. In der Menge erblickte Izara ihre Leibwächterin. Kyia rammte dem Hyrakondo ihre verhärtete Hand in den Bauch. Das Tier schrie und sackte zusammen, dass Kyia den Moment nutzte, um zu Izara zu gelangen.

"Ihr müsst zurück ins Schloss, Prinzessin."

"Das bringt nichts", erwiderte Izara, "die Schutzmauern werden nicht länger halten."

"Verdammte Raubkatze!", schimpfte Kyia, drehte sich um und wehrte die Krallenhiebe einer weiteren Hyrakonda ab.

"Kyia, wenn die Paladine erst einmal hier sind-"

"Scheiße", brüllte Kyia, stieß die Hyrakonda von sich und rammte ihr Schwert in dessen Brust. Schwer atmend drehte sie sich zu ihrer Prinzessin um. Diese starrte entsetzt auf die Blutlache, die sich vor ihren Beinen bildete.

"Wir müssen fliehen", sagte Kyia und wischte das Blut des Schwertes an ihrer Hose ab.

"Das können wir nicht tun", rief Izara.

"Wenn die Schutzmauern durchbrochen wurden, könnt Ihr nicht länger hier bleiben."

"Ich werde nicht fliehen", Izaras Herzschlag hämmerte so heftig, dass sie kaum noch etwas anderes hörte. "Wie viele Drachen befinden sich auf dem Schloss…? Antworte mir, Kyia!"

"Knapp hundertachtzig Drachen, Prinzessin."

"Und die soll ich alle zurücklassen?!" Sie dachte an König Devon und seine Worte. Noch nie hatte sie sich ihm so verbunden gefühlt wie in diesem Augenblick, als ihr bewusst wurde, dass sie niemanden ihretwegen opfern würde.

"Ihr müsst", schleuderte ihr Kyia entgegen.

"Nein", beharrte Izara, "was ist mit den Bediensteten, den Weibchen? Was ist mit den Eiern?"

"Sila kümmert sich darum."

"Sila schafft das nicht alleine!" Izara riss die Augen auf. Der Bergdrache begriff und schüttelte den Kopf.

"Nein, Prinzessin!"

"Doch, Kyia. Wir haben keine andere Wahl-" Ein roter Blitz spaltete den Himmel. Lautes Gelächter ertönte, dann bewegten sich die Blitze wie Geschosse auf sie zu.

"In Deckung, Prinzessin", Kyia drückte Izara zu Boden, der Blitz sauste an ihnen vorbei, traf ein Stück der Schlossmauer, die ein lautes grummelndes Geräusch von sich gab.

"Paladine - Bodenlinie!", rief einer in die Menge hinein.

"Ich werde Euch nicht von der Seite weichen", knurrte Kyia, rappelte sich auf und streckte den rechten Arm aus. Es knackte und knirschte, dann wuchs der Arm mitsamt Hand zu einer großen steinernen Drachenklaue.

"Sie werden Euch nicht kriegen", sagte Kyia und holte aus. Drei Hyrakonden wurden gleichzeitig zur Seite geschleudert. Der nächste Angriff galt dem roten Blitz.

Der Bergdrache saugte Luft ein, schwoll zu einem Riesen mit Drachenschuppen heran, der sich wie eine Mauer vor Izara aufbaute.

"Elendes Drachenpack!", Gebrüll kam von vorne, die Palasttore wurden gesprengt. Zwei Paladine stiefelten einfach über die Überreste auf sie zu. Ihre Speere lagen locker in ihren Händen, das Lachen auf ihren Gesichtern war widerwärtig und falsch.

Zwei Schläge und die Krieger hatten den Angriff eines Wyvern abgeblockt, der mit einem Hyrakondo kämpfte. Überrascht torkelte der Wyvern zurück, es blieb keine Zeit auszuweichen, als die Spitze des Speeres seinen Rücken durchbohrte und den Wyvern japsend auf den Boden aufschlagen ließ.

"Nein!", kreischte Izara. Eine Klaue hielt sie am Ärmel, Izara strampelte, wollte sich befreien, zu dem Soldaten rennen, der seine letzten Atemzüge aushauchte. Ein sinnloser Tod. Wann würde es endlich aufhören?

Brüllend stürzten sich die Paladine auf ihre nächsten Opfer. Magie wirbelte durch die Luft, Drachen ließen ihre menschliche Hülle fallen und kämpften mit allem, was sie zu bieten hatten.

"Sie dürfen ihnen nicht in die Augen sehen!", rief Izara, doch bis auf Kyia hörte sie keiner. Sie ballte die Hände zur Faust. Wenn sie den Angriff in der Schlucht bloß überstanden hatte, um den anderen beim Sterben zuzusehen…

"Ich muss auch etwas tun."

"Nein, Prinzessin", knurrte Kyia und wehrte einen weiteren Blitz ab. Dabei bebte der Körper des Bergdrachen unheilvoll. "Wenn Ihr Euch verwandelt", ein weiterer Blitz brachte Kyia zum Wanken, "dann werdet Ihr sterben."

"Das werden wir sowieso, wenn das so weitergeht", rief Izara zornig zurück. Sie war es leid, dass alle ihr Leben hinter das von Izara stellten.

"Eure Kräfte", Kyias Worte wurden von einem Paladin rechts außen verschluckt.

Der Krieger hatte einen Teil des Bodens zum Reißen gebracht. Erde spaltete sich, Kyia geriet ins Wanken, sie sah nur noch, wie Izara ausrutschte und in die Tiefe gezerrt wurde. Den Arm ausgestreckt, fing sie die Prinzessin auf und schleuderte sie aus der Schusslinie. Izara stieß an einen Baum, der gefährlich zu Wanken begann.

"Du bist die Nächste, Drachenweib!"

Sie starrte nach oben, ein Paladin saß dort, breit grinsend zielte er mit dem Speer auf sie. Izara rappelte sich hoch, doch der Speer war schneller. Das ist also das Ende, dachte Izara, und es fühlte sich unbefriedigend an.

Ein greller Blitz und der Speer scherte aus und landete knapp neben Izara. Keuchend drehte sie sich zur Seite.

"Solar!?"

Der Blitzdrache streckte den rechten Arm aus, ein weiterer gelber Blitz schoss aus seinem Handteller. Daraufhin sprang der Paladin von der Baumkrone. Zu langsam für Solar, der bereits die Flügel ausgebreitet hatte. Golden funkelnd stellten sie sich der Finsternis. Solar zückte sein Schwert. Es gab kein Zögern, er stieß zu, bevor der Paladin seine Magie heraufbeschwören konnte, rammte das Schwert in dessen Brust, bis das Röcheln des Mannes versiegt war.

"Was machst du hier?", mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zu Solar hinauf, der direkt neben ihr landete und die Flügel zurück in sein Innerstes verstaute.

"Der König hat mich zu sich rufen.", antwortete Solar japsend, "aber irgendwie glaube ich nicht, dass er das mit »eine Audienz unter vier Augen« gemeint hat", er stemmte die Hände in die Hüften, drehte sich von links nach rechts, "wo, bei den Großen Drachen, kommen all diese Paladine her?"

"Bist du nicht deshalb hier?"

"Woher sollte ich wissen-"

"Keine Zeit für Erklärungen", entgegnete Izara, und schon schoss der nächste rote Blitz auf den Boden.

Izara wich nach links, Solar nach rechts aus, dann war er wieder an ihrer Seite, das Schwert dabei fest in der Hand. Er schwenkte es mit einer Eleganz, als hätte er Zeit seines Lebens nie etwas anderes getan. Er war bereit, sich dem nächsten Gegner entgegenzustellen - kompromisslos.

Derweil hatte sich Kyia in ihre ursprüngliche Menschengestalt zurückverwandelt, sie kam auf die beiden jungen Drachen zu, die sich kaum aus den Augen ließen. Dass sie wütend war, schien eine glatte Untertreibung.

"Seid Ihr wohlauf?"

"Mir geht es gut, Kyia", Izara zeigte auf Solar, der ihnen mit seinen Blitzen zwei Hyrakonden vom Leibe hielt. Dabei stellten sich Solars Haare spannungsgeladen auf.

"Aber ich mache mir Sorgen um Sila", Izara wollte nicht locker lassen. Die Dracheneier hatten genug durchgemacht.

"Aber Prinzessin-", Kyia umklammerte ihr Schwert. Von rechts kamen die zwei Paladine, welche die Tore gesprengt hatten.

"Sie kann sie nicht allein beschützen", sagte Izara eindringlich. Ihre Augen glühten, der Drache in ihr war wild und ungehalten. "Du bleibst an ihrer Seite, solange wie ich es sage."

"Und was ist mit Euch?", Kyia versuchte schon gar nicht mehr, dagegen zu protestieren. Auch wenn sie nicht glücklich über diesen Ausgang war, den Augen der Himmelsgöttin konnte Kyia nicht widerstehen.

"Solar wird auf mich aufpassen."

Auf Kommando stellte sich der Blitzdrache schützend neben sie.

Kyias Unmut wuchs, wenn sie auch nichts sagte.

"Pass auf sie auf, Bursche", knurrte der Bergdrache.

"Mit meinem Leben", versicherte Solar.



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