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Ein Jahr 12 Geschichten

von

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Trau Dich, Sakura

Es war ein warmer Nachmittag in Konohagakure. Die Sonne stand hoch am blauen Himmel und schien auf das Dorf versteckt hinter den Blättern hinab. Ihre Strahlen fielen durch die große Fensterfront der Bibliothek und erwärmten den Raum mit den hohen Decken. An einem der Tische, die vor den vielen mit Schriftrollen und Büchern gefüllten Regalen an den Fenstern standen, saß in diesem Augenblick Sakura Haruno. Vor ihr waren gleich mehrere Bücher ausgebreitet, in welche sie kleine Notizzettel geklebt hatte, die bestimmte Abschnitte markierten. Während sie ohne hinzuschauen, einzelne Anmerkungen auf ein Blatt Papier schrieb, flog ihr Finger förmlich von einem Buch zum nächsten. Sie warf einen Blick auf ihre Notizen, verfolgte die gezogenen Linien, las ihre geschriebenen Worte noch einmal durch und dann entkam ihr ein freudiger Schrei. Eine Sekunde später presste sie verlegen beide Hände auf ihren Mund, als sie sich in Erinnerung rief, wo sie sich gerade befand. Grinsen musste sie versteckt hinter ihrer Hand trotzdem. Seit Wochen arbeitete die Kunoichi bereits an einem Jutsu, das eine Zellregeneration fördert, sodass tiefe Wunden schneller heilen konnten.
 

Eilig klappte sie die Bücher zusammen und schob sie in ihre Umhängetasche. Ihr erster Impuls war es, ihrer Meisterin von diesem Durchbruch zu erzählen. Deshalb eilte sie aus der Bibliothek und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus, wo man ihr allerdings mitteilte, dass die Sannin sich derzeit im Büro des Hokagen befand. Sakura bedankte sich für die Information und führte ihren Weg fort. Der Godaime interessierte sich vielleicht ebenfalls für ihre Erkenntnisse. Sie lief die Treppen in schnellem Tempo herauf und erreichte die obere Etage. Gemächlichen Schrittes ging sie durch den Flur, um in den wenigen Minuten wieder zu einer normalen Atmung zu kommen.

Bereits von Weitem entdeckte sie eine Person, die gegenüber der Bürotür des Dorfoberhauptes an der Wand lehnte. Das schwarze Haar und die Körperhaltung ließen sie ihn schnell erkennen: Sasuke Uchiha.
 

„Sasuke-kun? Was machst du hier?“, fragte sie neugierig, als sie ihrem Teamkollegen näher kam, der vor der Tür zu warten schien. Als sie ihn ansprach, blickte er auf und löste seine verschränkten Arme. „Ich warte auf meinen Bruder“, bekam sie als Antwort und spürte urplötzlich ein Flattern in ihrem Bauch. „I-itachi ist wieder da?“, murmelte sie leise und drehte sich zu der Tür in ihrem Rücken. Sie wusste, dass der ältere der beiden Uchiha-Brüder vor wenigen Wochen erst auf eine wichtige Mission geschickt worden war. Dann befand er sich bestimmt gerade im Büro des Hokagen und gab einen kurzen Bericht ab.

In dem Moment als sie diesen Gedanken beendet hatte, öffnete sich die Holztür und Itachi Uchiha stand tatsächlich vor ihr. Seine dunklen Augen strahlten Erschöpfung von einer langen Reise aus, trotzdem schenkte er ihr ein kleines Lächeln. „Hallo“, begrüßte er sie in gewohnt ruhiger Stimmlage. Sakura konnte spüren, wie ihre Wangen plötzlich wärmer wurden. Dieses Gefühl, das sie in seiner Nähe verspürte, hatte vor etwa einem Jahr angefangen.
 

Sie kannte den älteren Bruder ihres Teamkollegen schon eine Weile. Anfangs war es sein Ruf gewesen, der ihm vorausgeeilt war und den sie bewundert hatte. Itachi war klug und stark und er wurde von vielen Shinobi in Konohagakure geschätzt, so auch von ihr. Vor etwa einem Jahr kam er gemeinsam mit Sasuke von einer Mission zurück und sie beide waren in einem miserablen Zustand gewesen. Egal wie stark sie waren, bei einer großen Scharr von Gegnern kamen auch Itachi und Sasuke nicht ohne Verletzungen davon. Sakura hatte an diesem Abend Dienst im Krankenhaus gehabt und sich den beiden sofort angenommen. Obwohl auch der Ältere schwere Verwundungen davon getragen hatte, hatte er darauf bestanden, dass sie sich zuerst um Sasuke kümmerte. Im nächsten Moment wäre er jedoch beinahe zusammen gebrochen, weshalb sie ihn gestützt und in ein Behandlungszimmer gebracht hatte. Gemeinsam mit ihrem kleinen Krankenhausteam hatte Sakura die ganze Nacht damit verbracht, Itachi und Sasuke zu versorgen. Auch darüber hinaus, hatte sie an der Seite der beiden verweilt, bis sie sich sicher sein konnte, dass es ihnen wieder gut ging.

In diesen Stunden hatte sie einen vollkommen neuen Eindruck von dem legendären Shinobi bekommen. Er war gutherzig und liebevoll und das Wohlbefinden von seinem Bruder hatte für ihn die ganze Zeit an erster Stelle gestanden.
 

Immer, wenn sie Itachi erblickte, kam ein Kribbeln in ihrem Bauch auf. Sie erwischte sich häufiger dabei, wie sie einfach vor sich hin lächelte, wenn sie an ihn dachte oder sein Name erwähnt wurde. Früher hatte sie Sasuke bedingungslos angehimmelt, der sich auch heute noch großer Beliebtheit bei vielen Damen erfreute. Sie kannten sich mittlerweile schon so lange, dass sie gute Freunde geworden waren und ihre Schwärmerei sich immer mehr gelegt hatte. Sakura hatte sich insbesondere in den letzten drei Jahren dem Medizinstudium gewidmet, worin sie überaus große Erfolge erzielt, was aber auch sehr zeitintensiv war. Seitdem sie sich jedoch im Krankenhaus um Itachi gekümmert hatte, verspürte sie diese ganz bestimmte Anziehung ihm gegenüber.
 

Sakura erblickte einen provisorischen Verband um Itachis Oberarm, der sie aus ihren Erinnerungen riss. Ihr Gesicht nahm sorgenvolle Züge an und sie überbrückte den einen Schritt, welcher sie voneinander trennte. Auf einmal war die Verlegenheit von eben in Vergessenheit geraten, wich einem besorgten Gefühl.

„Du bist verletzt“, murmelte sie leise und berührte die besagte Stelle hauchzart mit ihren Fingerkuppen, „Soll ich mir das anschauen?“

Sie konnte beobachten, wie der Shinobi erst seinen Blick auf seinen Oberarm und dann zu seinem Bruder warf, um anschließend den ihren aufzufangen. Es reichte ein sachtes Nicken von ihm, das sowohl Sasuke als auch Sakura vermittelte, dass sie wenigstens ein Stück laufen sollten.
 

Zu dritt standen sie vor dem Hokagegebäude unter einem Baum als die Kunoichi den Verband lockerte und die Verletzung freigab. Ihre grünen Augen weiteten sich ein Stück, als sie die verbrannte Haut entdeckte. „Das sieht übel aus, Itachi“, murmelte sie, während sie um die dunklen, geröteten Ränder herum tastete „Wie alt ist die Verletzung?“ „Zwei Tage maximal“, antwortete der Shinnobi sachlich und erneut trafen sich ihre Blicke. „Ich muss mir das im Krankenhaus genauer ansehen. Dann kann ich vielleicht auch verhindern, dass du eine Narbe davon trägst“, sprach Sakura professionell und deutete auf den Weg, der in Richtung Krankenhaus führte.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, allerdings spaltete Sasuke sich auf Bitten seines Bruders nach der Hälfte ab, um seine Eltern darüber in Kenntnis zu setzen, dass Itachi erst später nach Hause kam.
 

Im Krankenhaus brachte Sakura ihren Patienten direkt in eins der Zimmer. „Kannst du deinen Oberkörper alleine freimachen?“, fragte sie noch im Türrahmen. Sie musste ein paar Instrumente besorgen. Er gab ihr ein bestätigendes Nicken, sodass sie kurz aus dem Raum verschwand und anschließend mit einem kleinen Metallwagen zurückkehrte. „Hier, nimm die. Nur zur Sicherheit, falls sich eine Infektion angebahnt hat, während du unterwegs war“, sagte sie und hielt ihm einen kleinen weißen Becher mit zwei Tabletten hin, den er an sich nahm und ohne Widerworte herunterschluckte. Währenddessen desinfizierte die Kunoichi gründlich ihre Hände und schob anschließend mit dem Fuß einen runden Hocker Richtung Behandlungsbett. „Leg dich hin und streck deinen Arm aus“, befahl sie ruhig und drückte seinen Oberkörper sanft auf die Liege. Mit einer Lampe beleuchtete sie die verbrannte Stelle, damit sie noch mal einen genauen Blick auf die Verletzung werfen konnte. „Das war bestimmt schmerzhaft“, sagte sie mehr zu sich als zu ihrem Patienten. „Ich werde die Stelle reinigen und die tote Haut entfernen“, erklärte sie ihren Vorgang. „Zu deinem Glück habe ich erst heute ein neues Jutsu entwickelt, mit dem ich die Regeneration der Hautzellen beschleunigen kann. Deine Haut wird nachwachsen, ohne dass irgendwelche Narben zurück bleiben.“ Sakura zog ihre Instrumente an sich heran und warf dann noch einen Blick auf den Shinobi. Er wäre zwar der erste, an dem sie diese neue Fähigkeit ausprobierte, doch sie war zuversichtlich und hatte Vertrauen in ihre Fähigkeiten. „Bereit?“ Auf den bestätigenden Laut von ihm begann die junge Ärztin mit ihrer Arbeit.
 

Stillschweigend ließ Itachi die Behandlung über sich ergehen. Während er seinen linken Arm ruhig halten musste, ballte er mit seiner rechten Hand immer wieder eine Faust. Es war nicht besonders angenehm, wie Sakura die verbrannte Haut ablöste und die empfindlichen Schichten darunter freigab.

Umso erlösender war es, als er ihr warmes Chakra an der empfindlichen Stelle spürte. Er sah aus dem Augenwinkel zu seinem Arm und dann zu ihr. Sakura war vollkommen konzentriert. Ihr Blick war starr auf seine Verletzung und ihre eigenen Händen gerichtet. Es dauerte zwar eine Weile, doch die Hautschichten begannen sich nach und nach neu zu bilden. Eine viertel Stunde später erlosch das grüne Leuchten unter Sakuras Händen und sie stieß flach ihren Atem aus. „Das war’s“, murmelte sie leise, während sie mit ihrem Handrücken über ihre leicht feuchte Stirn fuhr. „Ich mache noch eine Kompresse auf die Wunde und würde dich bitten, morgen noch mal herzukommen, damit ich mir das Ergebnis anschauen kann.“ Mit einem erleichterten Lächeln holte sie das Verbandzeug und klebte die Stelle in wenigen Handzügen ab. „Fertig.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihr Werk betrachtete.
 

Noch auf dem Stuhl sitzend rollte sie ein Stück von dem Behandlungsbett weg und beobachtete Itachi dabei, wie er sich aufsetzte. Sie kam nicht drum herum, den athletischen Oberkörper zu betrachten. Ihr Blick war auf seine Bauchmuskeln gerichtet, die bei seinen Bewegungen Kontur annahmen. Die aufkommende Röte in ihren Wangen versuchte sie zu verstecken, indem sie sich schnell abwandte und noch einmal ihre Hände wusch. All die Professionalität, die sie bis eben ausgestrahlt hatte, war auf einmal verschwunden.

Sie verlor sich in dem Geräusch des Wasserhahns, bis sie merkte, dass er fast unmittelbar hinter ihr stand – natürlich wieder angezogen. „Danke, Sakura.“ Sein Lächeln ließ ihr Herz einen Takt schneller schlagen, doch es fiel ihr in diesem Moment viel leichter, ihn ebenfalls anzugrinsen. „Ich begleite dich noch ein Stück“, teilte sie ihm mit und verließ anschließend hinter ihm das Krankenzimmer.
 

Schweigend ließen die beiden das Krankenhaus hinter sich und liefen die Straße entlang. Sakura war versunken in ihren Gedanken und angelenkt von ihrem Puls, der noch immer raste. Ihr lag schon seit einer Weile etwas auf dem Herzen. Mittlerweile war ihr klar, dass sie ihre Beziehung zu dem Bruder ihres Teamkollegen vertiefen, ihn besser kennenlernen und ihm näher kommen wollte, doch bisher hatte sie nicht die Gelegenheit gehabt, das anzusprechen.

An der nächsten Kreuzung sollten sich ihre Wege trennen und sie hatte noch immer nicht den Mut gefunden, Itachi diese eine, kleine Frage zu stellen, die ihr auf der Seele lastete. Was sollte sie nur tun? Wann würde sich die nächste Gelegenheit ergeben? Wann würde sie den Mut aufbringen können? ‚Komm schon, Sakura! Gib dir einen Ruck!’, sprach sie innerlich zu sich selbst.
 

„Itachi-san!“, rief die Kunoichi etwas lauter aus, als sie eigentlich wollte und spürte die Hitze in ihre Wangen zurückkehren. „Ich muss dich etwas fragen“, fügte sie hinzu und wandte ihren Blick verlegen zur Seite. ‚Jetzt oder nie’, sagte sie sich in Gedanken. „W-würdest du… würdest du mit mir ausgehen?!“
 

So! Es war raus, sie hatte es hinter sich gebracht. Doch noch im selben Moment keimten Zweifel in ihr auf. Möglichst unauffällig schielte sie zu ihm, um eine mögliche Reaktion aus seinem Gesicht abzulesen, doch dazu war sie gerade nicht in der Lage. Er sah sie einfach nur an. Innerlich rügte sie sich dafür, diesen Schritt getan zu haben. Wieso sollte er schon mit ihr ausgehen? Sie war eine kleine unbedeutende Kunoichi, die Teamkollegin von seinem kleinen Bruder und –
 

„Ja“, antwortete er und plötzlich herrschte vollkommene Stille in ihrem Kopf, „Das würde ich sehr gerne.“
 

Sakura konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Ihr Gesicht war heiß und bestimmt unheimlich rot, dass sie sich am liebsten hinter ihren Händen versteckt hätte. Er hatte tatsächlich zugestimmt. Innerlich führte die Kunoichi einen kleinen Freudentanz auf.

„Dann komme ich morgen ins Krankenhaus, damit du dir meinen Arm ansehen kannst und danach gehen wir zusammen was essen?“

Es dauerte einen Moment, bis diese Worte zu ihr durchdrangen. Sie starrte ihn noch immer an und als sie das merkte, nickte sie eilig. „J-ja! Gerne!“, antwortete sie leicht verzögert.
 

„Dann bis morgen, Sakura“, verabschiedete Itachi sich von ihr und hob seine Hand, ehe er sich abwandte. Sie betrachtete das Symbol auf seinem Rücken kurz und rief ihm anschließend ebenfalls eine Verabschiedung zu. Nachdem auch sie sich umgedreht hatte, musste Sakura grinsen und kicherte leise. Sie hatte es geschafft und sie war unbändiger Freude.
 

Was sie nicht sehen konnte war Itachi, der ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Heimweg antrat.
 

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SarahSunshine


Nachwort zu diesem Kapitel:
Für Swanlady, weil wir gerade auf Wolke Sieben schweben mit diesem Pairing <3 Aktuell bleibt es fluffig :) Ich hoffe, es gefällt dir, trotz relativ offenem Ende <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Anitasan
2017-06-28T19:48:11+00:00 28.06.2017 21:48
Ein wunderschöner OS.
Hab ich wirklich gerne gelesen.
Wenn du nochmal einen OS mit diesem Paaring machst würde ich mich freuen.
Ich liebe dieses Paaring.
LG Anitasan

Antwort von:  SarahSunshine
01.07.2017 09:25
Vielen lieben Dank für den Kommentar! :)
Ich schreibe dir gleich noch mal eine kurze ENS!
Von: Swanlady
2017-02-26T14:54:36+00:00 26.02.2017 15:54
Awww, du hast es geschrieben! *^* Wolke Sieben beschreibt es perfekt... pure Liebe! <3
Du Geschichte passt so schön zu den ganzen positiven Gefühlen, die ich mit dem Pairing gerade verbinde. Fluff ist toll! Ich musste beim Lesen die ganze Zeit an das Stichwort von gestern denken: Durchsetzungsvermögen! ;) Es war klasse, dass Sakura sich getraut hat, ihn um ein Date zu bitten und auch noch so erfolgreich war. Ich mochte auch die Behandlungszene sehr, weil auch bei uns damit alles angefangen hat. ♥ Ich fand das Ende sehr passend und schön, keine Sorge. :)
Vielen Dank für die Widmung!! <3


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