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Hello, Tokyo!

von

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Reunion

Zuggeben, er hatte kein Wort verstanden, von dem, was Mioko ihm da über „Snapchat“ und dazugehörigen „Storys“ erzählt hatte, doch wie dem auch war, ihr schien das tanzende Gespenst auf ihrem Handy etwas mit zu teilen und so hockten sie wenig später bereits wieder im Auto, auf dem Weg nach „Shinjuku“.
 

Mioko schien es lustig gefunden zu haben, dass es Sasori ausgerechnet dahin verschlagen hatte, das Viertel der Reichen und Schönen, hatte sie Deidara erklärt.
 

Lustlos spielte der Blonde der Weil am Saum seines T-Shirts herum, welches unter dem schwarzen Pulli hervorlugte, hatte er doch ehrlich gesagt wenig Lust, seinem Meister wieder gegen über zu treten.
 

Mit Mioko war es doch gerade so lustig gewesen.
 

Lieber wäre er weiter mit ihr einkaufen gegangen, hätte sich von ihr die Stadt und die hiesige Welt erklären lassen, fand er doch alles so spannend und wollte nur zu gern auf den rothaarigen Miesepeter verzichten, doch das Schicksal machte ihm augenscheinlich einen Strich durch die Richtung.
 

Sie hielten.
 

Deidara schaute auf, blickte fragend zu Mioko, welche ein letztes Mal, prüfend das Display des Handys betrachtete und ihm dann zu nickte.
 

„Du bleibst besser hier.“, murmelte sie, lächelte dann.
 

Misstrauisch hob er eine Braue, hatte sich extra schon den Mundschutz über gestreift.
 

„Tut mir leid, Deidara.“ , flüsterte sie entschuldigend, während sie ihm eine widerspenstige Strähne hinters Ohr strich, „Aber du siehst immer noch zu sehr aus wie du und daran lässt sich auch vorerst nichts ändern, denke ich. Ihr beide zusammen und dann auch noch Sasori in voller Montur, das wäre zu auffällig.“
 

Deidara seufzte genervt, zog sich leise mosernd den Mundschutz wieder vom Gesicht und blickte dann sehnsüchtig an ihr vorbei, durch die Glasscheiben, nach draußen.
 

Die vielen Menschen, die großen Gebäude und auch die vielen, mit Gold versetzten Lettern, die über den Eingängen der Hochhäuser thronten, reizten ihn ungemein.
 

„Ich will mich nur umsehen.“, entgegnete er ungeduldig, Mioko könnte Sasori alleine einsammeln, darum ging es ihm nicht.
 

Nicht im Geringsten.
 

Er wollte diese Welt sehen.
 

Jetzt, wo er ungefähr wusste, woran er war und auch, worauf er achten musste, nämlich seine wahre Identität nicht preis zu geben, bekam er mehr und mehr das Gefühl, wieder Herr über die Lage zu werden.
 

Mioko lachte leise, ihre dunklen Augen funkelten ihm freundlich entgegen.
 

„Was ist?“, wollte der Blonde wissen, ließ sich zurück auf seinen Sitz plumsen und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Nichts.“, sie schüttelte, nach wie vor lachend, den Kopf.
 

Misstrauisch kniff er die Augen zusammen.
 

„Ich dachte nur gerade, dass du genau so bist, wie man sich dich so vorstellt.“, erklärte sie ihm zwinkernd und griff schließlich nach ihrer Tasche.
 

„Ach ja?“, interessiert lehnte er sich nach vorn, „Und wie ist das?“
 

„Erzähl ich dir alles heute Abend, in Ordnung?“, versprach sie, streifte sich die Griffe über die Schulter und öffnete dann die Tür, „Wir beide schauen uns noch mal Shinjuku an, okay? Großes Ehrenwort!“
 

Er nickte, immerhin nun besänftigt, rutsche ihr dann nach und drückte seine Nase an der Autoscheibe platt, in der Hoffnung wenigstens etwas mit zu bekommen.
 

Interessiert beobachtete er, wie seine neueste Freundin zielstrebig auf einen aufregten Pulk von Menschen, nicht weit von ihnen, zusteuerte.
 

Im Inneren von Diesem schien ein Gewitter los gebrochen zu sein, bloß ohne Donner, hätte man denken können, doch Deidara wusste ja inzwischen, woher diese sonderbaren Blitze kamen.
 

Auch wenn er das alles immer noch nicht richtig verstand.
 

Er sah Mioko in der Masse verschwinden, immer wieder lösten sich kichernde Einzelpersonen von der Traube, zeigten sich gegenseitig was auf ihren Handys und schienen mehr als amüsiert.
 

Ein bisschen tat ihm Sasori schon leid, welchen er im Mittelpunkt dieses Trubels vermutete, immerhin konnte der Puppenspieler so schon nicht gut mit Menschen und selbst Deidara waren diese Massen bereits zu viel gewesen.
 

Und er war eigentlich gerne mitten drin.
 

Aber dann doch nicht so extrem.
 

Gedehnt seufzend ließ er sich seitlich gegen das weiche Polster der Autositze sinken, zog den einen Fuß hoch auf den Sitz und begann mit den Fingerspitzen verträumt den weißen Haken an der Innenseiten nach zu fahren.
 

Nike.
 

Mioko hatte ihm da so etwas erklärt, von einer Siegesgöttin und woher der Name stammte, dass man es trotz alle dem „englisch“ aussprach.
 

„Englisch“
 

Es verwirrte ihn, die Leute hier schienen alle samt unterschiedliche Sprachen zu sprechen, jedes Land hatte seine Eigene.
 

Deidara hatte einfachj keinen Sinn darin gesehen.
 

„Dann versteht ihr euch ja untereinander gar nicht!“, hatte er bemängelt, woraufhin Mioko nur laut gelacht hatte, ihm allerdings dann doch zu gestimmt.
 

Manchmal war sie wirklich etwas komisch.
 

Nett, auf jeden Fall und Deidara mochte sie, aber etwas sonderlich war sie alle mal.
 

Nach wie vor seinen Gedanken nach hängend, zog er die Schnürsenkel an seinen Sneakern schließlich fester, band sich die Schleife neu und ließ sie dann hinter der Zunge der Schuhe verschwinden.
 

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schaute er schließlich auf, zuckte im nächsten Moment instinktiv zusammen, als die Tür vorne, sowie die neben ihm, mit einem Mal aufgerissen wurde.
 

„Fahr!“, ordnete Mioko aufgebracht ihren Fahrer an, ließ sich neben ihn sinken und warf einen gehetzten Blick nach draußen.
 

Deidara tat es ihr nach, erkannte die Traube von Menschen, welche sich gemächlich auf sie zu bewegte und musste schlucken.
 

Im selben Moment heulte das Auto auf, es ruckelte einmal und er wurde von dem Aufschwung und den somit einstehenden Fliehkräften kurz nach hinten gedrückt.
 

Doch sie fuhren, ordenten sich in den bestehenden Verkehr ein und ließen die wild schimpfenden Menschen hinter sich.
 

Deidara schüttelte verwirrt den Kopf, schaute dann zu seiner Rechten und erkannte einen mehr, als mitgenommen, aussehenden Sasori.
 

Wahrscheinlich hätte er in jeder anderen Situation gelacht, seinem Meister womöglich einen entsprechenden Spruch rein gedrückt.
 

Ein bisschen war er schließlich auch stolz, dass er in dieser neuen Welt sich auf Anhieb, scheinbar besser zu Recht gefunden hatte, als der Holzkopf.
 

Wobei es sein Glück war, dass Mioko ihn gefunden hatte, sonst würde er womöglich ähnlich ausschauen.
 

Mioko drehte sich zu ihnen um, lächelte Deidara schief an und bedeutete ihm dann mit einem Kopfrucken, sich um seinen Partner zu kümmern.
 

Immer noch leicht verdutzt, rutschte der Blonde schließlich etwas näher zu seinem Meister und tippte ihn vorsichtig an.
 

„Danna?“, flüsterte er leise, doch keine Reaktion.
 

Sasori saß nur da, das Gesicht in den Händen vergraben, die roten, kurzen Haare zerzaust und in alle Richtungen abstehend und am ganzen Leibe schlotternd.
 

Seine Kleidung, der Mantel, die Schuhe, aber auch, bis dahin eigentlich, weiß gewesenen, Kniestrümpfe, waren alle samt verdreckt und mit Staub und Schmutzpartikeln übersät.
 

Die sonst so gepflegten und zart-weißen Hände, waren an den Fingerknöcheln aufgeschürft, teilweise verkrustete, oder aber braun-rot gefärbt, von getrocknetem Blut.
 

Deidara schätzte, dass Sasori eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte, wie er mit dem Händler in Akihabara.
 

„Danna.“, murmelte der Jüngere ein weiteres Mal, knuffte den Rothaarigen nun etwas fester und endlich reagierte dieser.
 

Mit verquollenen Augen unter welchen sich dunkle Schatten abzeichneten schaute er gequält zu ihm hinüber.
 

Deidara blinzelte verwirrt.
 

Hatte Sasori geweint?
 

Oder reagierte er genau so empfindlich auf die, sie umgebenen Abgase, wie Deidara?
 

Einen Moment lang starrten sie sich einfach nur an, keiner von ihnen sagte ein Wort.
 

Hilfesuchend schaute der Bomber schließlich zu Mioko, welche sich verlegend lächelnd wieder ihrem Handy zu wand und sich somit geschickt aus der Situation zog.
 

Leicht verärgert biss sich der Toner auf die Unterlippe, schaute wieder zu seinem Meister, welcher sich immerhin wieder ein bisschen gefangen zu haben schien, ihn musternd betrachtete.
 

„Geht es dir gut?“, wollte der Ältere schließlich wissen, seine Stimme klang heiser.
 

Deidara nickte stumm.
 

„Ja.“, murmelte er dann, fasste sich schließlich ein Herz: „Und dir?“
 

Sasori lachte trocken, blinzelte ihm aber dann vertraut entgegen.
 

„Es geht schon.“, murmelte er schließlich, setzte sich etwas aufrechter hin, was Deidara innerlich aufatmen ließ.
 

Für einen kurzen Moment, hatte er sich tatsächlich Sorgen gemacht.
 

Aber Sasori schien wohl auf zu sein.
 

Sie schwiegen die restliche Autofahrt, nur die leise Musik, welche von vorne, aus dem Gefährt zu kommen schien, durchbrach die drückende Stille.
 

Immer wieder warf der Blonde seinem Meister flüchtige Blicke zu, beschloss schließlich nicht weiter nach zu fragen.
 

Was auch immer Sasori erlebt hatte, er würde es ihm sowieso nicht erzählen.
 

Und ein bisschen schämte sich Deidara, ihn weggeschickt zu haben, wobei Sasori ja der gewesen war, der einfach gegangen war, so, oder so.
 

Es war einfach eskaliert.
 

Gedankenverloren ließ er den Blick schweifen, während an ihnen dutzende von Leuchttafeln, Hochhäusern und aber und abertausende von Menschen vorbei sausten.
 

Aber was hätten sie denn auch tun sollen?
 

Immerhin war dieser Ort eine einzige Eskalation.
 


 

„So.“ , Mioko stellte mehrere gefüllte Plastiktüten auf dem Tisch ab, sie schien ein wenig aufgeregt, allerdings konnte sich Deidara nicht erklären, was nun schon wieder los war.
 

Sie hatte ihn und Sasori, bei sich zu Hause abgesetzt, bis dahin war alles gut gewesen, sich lächelnd verabschiedet und erklärt, sie würde noch eben im SevenEleven unten an der Ecke, was für sie alle zu Essen holen, Sasori könne sich in der Zeit sauber machen.
 

Nachdem sie wieder gekommen war, schien sie mit einem Mal etwas zerzaust, schaute immer wieder auf ihr Handy, knabberte sich nervös an der Unterlippe herum und hatte ihnen nur gesagt, sie müsse noch einmal los.
 

Nur wohin, das hatte sie nicht gesagt.
 

Allerdings schien es kein schöner Ort zu sein, dem angespannten Ausdruck in ihrem Gesicht nach zu urteilen.
 

„Ich komm später wieder.“, versprach sie Deidara, welcher ihr wie ein treuherziger Hund bis zur Tür gefolgt war und aus seinen großen, blauen Augen verständnislos zu ihr aufschaute.
 

„Ist alles okay?“, wollte er besorgt wissen, während die junge Japanerin in ihren Mantel schlüpfte, erneut auf ihr wieder aufblinkendes Handy schaute, welches sie dann schnaubend in der Jackentasche verschwinden ließ.
 

Verwirrt blickte sie auf.
 

„Ja...“, murmelte sie dann beiläufig, was für den Toner alles andere als glaubhaft klang.
 

Sie schnappte nach ihrem Schlüssel, hatte die Tür bereits geöffnet, drehte sich dann allerdings auf dem Absatz noch einmal zu ihm um.
 

„Versprich mir, dass ihr hier bleibt.“, sie warf ihm einen mahnenden Blick zu, „Ich weiß, du würdest gerne auf Wanderschaft gehen, aber Tokio ist noch nichts für dich, vor allem nicht nachts.“
 

Er nickte, hatte zwar tatsächlich kurz darüber nach gedacht einen kleinen Ausflug zu machen, doch vermutlich hatte sie Recht.
 

Obwohl er es sich zutraute.
 

„Okay...“, sie seufzte leise, lächelte dann, was allerdings mehr als gezwungen aussah, nicht halb so freundlich und liebevoll, wie sonst.
 

„Ich werd nicht lange brauchen.“, sagte sie dann und strich ihm seine Ponysträhne hinters Ohr, „Im Wandschrank sind die Futons, falls ich doch etwas später kommen sollte, wo das Badezimmer ist weißt du ja, ansonsten, Essen ist im Kühlschrank noch genug, genau so wie Trinken.“
 

Sie überlegte kurz.
 

„Das wäre dann alles, schätze ich.“
 

Sie zwinkerte ihm schelmisch zu, trat dann nach draußen auf den Flur und schloss die Tür, bevor Deidara hätte noch irgendetwas zu erwidern gewusst.
 

„Mh.“
 

Er schlug verwirrt mit den Augen auf, blickte auf die Wohnungstür und fragte sich, was in aller Welt auf einmal in Mioko gefahren war.
 

Schulter zuckend und sich mit dem Gedanken anfreundend, sowieso keinen Einfluss drauf nehmen zu können, trabte er schließlich zurück ins Wohn-Ess- und Schlafzimmer und ließ sich gegenüber seines Meisters, an den Tisch, auf den Boden sinken.
 

Sasori hatte der Weilen die mitgebrachten Plastiktüten in Augenschein genommen und knabberte an einer panierten Riesengarnele.
 

Leise seufzend griff er nach der nächst besten Tüte, zog eine Packung Erdbeersticks heraus, öffnete diese und schob sich ein Handvoll in den Mund.
 

„Ist sie weg?“, brach Sasori schließlich das Schweigen und schaute auf.
 

Er trug einen von Deidara Kaputzenpullis, der ihm etwas zu klein war, da er ja inzwischen größer war, als der Blonde.
 

Deidara nickte, betrachtete sich seinen Meister, ehe er die Packung mit den Süßigkeiten sinken ließ.
 

„Tut mir leid, wegen gestern.“, gestand er schließlich.
 

Irritiert blickte Sasori ihn an.
 

„Ja, du hast dich ziemlich albern benommen.“, bestätigte er schließlich kühl, was den Jüngeren augenblicklich mit den Augen rollen ließ, ehe er genervt seufzte.
 

„Ich hab mich entschuldigt, jetzt wäre ein guter Zeit Punkt, dass du das Selbe tust!“, murrte er und blickte seinen Danna auffordernd an.
 

„Ich hab mich doch nicht wie ein Kleinkind aufgeführt.“, entgegnete dieser unbeeindruckt, langte mit der Hand in die Tüte und zog zwei Onigiri hervor.
 

„Ansichtssache.“, knurrte Deidara, ließ sich mit Kopf und Oberkörper auf die Tischplatte sinken und betrachtete sich die rosa Pandabärchen, auf der Rückseite der Verpackung mit den Knabberstangen.
 

Er sollte es gut sein lassen.
 

Wie so oft.
 

Es hatte keinen Sinn mit Sasori zu diskutieren, für ihn gab es nur sich und seine Meinung, alles Andere war für den Puppenspieler reine Zeitverschwendung.
 

Vor allem aber Deidara schien er grundsätzlich nie ernst zu nehmen, ob es nun an seinem Alter, oder aber an etwas Anderem lag, konnte der Blonde nicht sagen.
 

Es war halt so.
 

Und irgendwann hatte er sich einfach damit abgefunden, dass sein Partner ein herrischer Dickkopf war.
 

Ein narzisstischer, herrischer Dickkopf.
 

Mit Großmutter-Komplex.
 


 

„Können wir ihr vertrauen?“, riss Sasori ihn mit einem Mal aus den Gedanken.
 

Irritiert schaute Deidara auf.
 

„Mioko?“, fragte er.
 

Sasori nickte.
 

„Ich schätze schon...“, überlegte der Blonde schließlich, „So gesehen bleibt uns ja nichts anderes übrig.“, erkannte er dann.
 

Der Rothaarige nickte gedankenverloren.
 

„Es war Tobi, oder?“, wechselte er mit einem Mal das Thema.
 

Verwirrt legte Deidara den Kopf leicht schief, öffnete dann eine Packung mit von Schokolade ummantelten Bambussprossen.
 

Er nickte schließlich.
 

„Ja, soweit war ich auch schon.“, berichtete er, schob sich eines der Dinger zwischen die Zähne.
 

„Nur ob es ein Unfall war, ist fraglich.“, überlegte Sasori weiter, musterte ihn misstrauisch.
 

„Du solltest erst einmal was Richtiges essen, bevor du dir nur Süßigkeiten rein pfeifst.“, raunte er schließlich, was Deidara dazu veranlasste rein aus Protest, nach einer weiteren Sprosse zu greifen.
 

„Schuldige, Mama.“, knurrte er zurück, was Sasori genervt mit den Augen rollen ließ.
 

„Du bist doch unverbesserlich.“, murmelte er dann genervt, nahm einen Schluck Reistee aus der Flasche und blickte ihn kalt an, „Aber halt mich nachts nicht wieder wach, wenn du Bauchkrämpfe bekommst.“
 

„Das war ein Mal!“, verteidigte sich der Blonde prompt, „Außerdem hatte ich da Magendarm, hat Kakuzu selbst gesagt!“
 

„Ich hab's gesehen.“, murmelte Sasori unberührt, schüttelte sich leicht, bei dem Gedanken, ehe er fort fuhr: „Das ganze Hauptquartier hat's gesehen.“
 

„Was raus muss, muss raus.“, murrend ließ sich der Blonde nach hinten fallen, die Packung Schockosprossen auf der Brust und starrte beleidigt an die Decke.
 

Konnte er doch nichts dafür, wenn sein Magen mit einem Mal so ein Theater veranstaltete, dass er es nicht mal mehr bis zum Klo schaffte.
 

Sasori sollte sich nicht so einmachen.
 

Er war doch damals noch eine Puppe gewesen, hatte also weder riechen noch schmecken können, so schlimm konnte es also nicht gewesen sein, das Zeug weg zu machen.
 

Ein kalter Schauer lief dem Toner über den Rücken.
 

Vielleicht hätte er seinem Meister dankbar sein sollen, dass dieser ihn damals sofort ins Bett geschickt und sich selbst um die Beseitigung von Deidaras Mageninhalt, auf dem Fußboden, gekümmert hatte, außerdem Kakuzu beruhigt, nachdem dieser bei dessen Anblick einem Tobsuchtanfall erlegen war.
 

Das teure Parkett.
 

Um Jashins Willen, nein!
 

Und das er ihm eine Wärmflasche und Tee gebracht hatte, immer wieder Fieber gemessen und generell, eigentlich die ganze Nacht, an seinem Bett verbracht hatte.
 

Ja, er sollte ihm dankbar sein.
 

Das könnte er vielleicht auch, wenn Sasori ansonsten nicht so ein Arsch wäre und sich mal ein bisschen freundlich zeigen würde.
 

Zur Abwechslung.
 

Eine Weile schwiegen sie, bis Sasori das eigentliche Gesprächsthema wieder aufgriff: “Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass Tobi das Jutsu vermasselt haben soll.“
 

Deidara schaute auf.
 

„Bitte?“, murrte er, schwang sich nach vorne und kam so wieder in eine aufrechte Situation, „Tobi ist ein Idiot, natürlich hat er's vermasselt.“
 

Wie hatte der Kerl es eigentlich zu Akatsuki geschafft?
 

Konnte nichts und war oben drauf noch total banane und super nervig.
 

Auch wenn er ihn "Senpai" nannte und somit wahrscheinlich der Einzige war, der Deidara ansatzweise ernst nahm, innerhalb der Organisation.
 

Für den Rest war er doch eh nur das Küken.
 

Was bedeutete, dass keiner ihm großartigen Respekt zollte, er dafür aber auch nicht ganz so hart ran genommen wurde, was tatsächlich einmal daran lag, dass Sasori selbst wohl seine Fittiche über ihn gelegt hatte, auf der anderen Seite am generellen Welpenschutz.
 

Er sollte sich glücklich schätzen, hatte Kisame ihm einmal erklärt, hätte wer Anders so ein loses Mundwerk, wie der Blonde selbst, dann würde die Sache übel ausgehen, doch daraufhin hatte der Künstler nur die Augen verdreht.
 

Er brauchte keine Rücksichtnahme, immerhin wusste er sich zur Wehr zu setzten!
 

Sasori schüttelte den Kopf, lachte leise und blickte dann auf.
 

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Tobi so ist, wie er tut?“, raunte er ihm dann zu, packte die Styropor- Verpackungen, sowie die Tüten zusammen und trug sie zum Müll, hatte sein Mahl scheinbar beendet.
 

„N-Hä?!“, verwirrt folgte Deidara ihm mit seinem Blick.
 

Was meinte sein Meister da?
 

Wie Tobi tut?
 

Tobi war doch einfach nur Tobi, oder nicht?
 

Sasori zog genervt eine Braue hoch, musterte ihn einen Augenblick und schüttelte dann leicht den Kopf.
 

„Du bist zu naiv, Deidara, aber das lernst du auch noch.“, murmelte er, ging wieder an ihm vorbei und machte sich am Wandschrank zu schaffen.
 

„Kannst du's mir nicht einfach erklären?!“, stöhnte Deidara auf, krabbelte in die Mitte des Raumes und schaute zu, wie Sasori der Weilen die Futons ausbreitete.
 

„Tobi spielt uns allen doch nur den Dummen, warum sonst sollten wir so einen Schwachmaten bei Akatsuki auf nehmen?“
 

Sasori warf ihm einen flüchtigen Blick zu, schmiss dann die Kissen ans Ende der Betten, sowie die dicken Decken.
 

„Frag das Pein, nicht mich.“, murmelte der Blonde schulter zuckend, schnappte sich die eine Decke und machte es sich bereits unter dieser bequem.
 

„Überleg doch mal.“, Sasori hielt inne, „Findest du es nicht seltsam, das Tobi keinen über seine wahre Identität aufklärt, ja uns nicht einmal sein Gesicht zeigt, mit keinem ein Zweierteam bildet und sich benimmt, als wäre er gerade mal zehn?“
 

Nachdenklich kratze sich der blonde Attentäter am Kinn.
 

So hatte er das noch nie betrachtet um ehrlich zu sein, hatte er bis dato nicht wirklich groß Gedanken an den Maskenträger verschwendet.
 

Gut, ,manchmal wurde dieser mit Zetsu gemeinsam auf Mission geschickt, aber Letzterer war ja eher Spion als ein vollwertiges Mitglied... und irgendwie hatte er auch Tobi nie als Solches gesehen.
 

Immerhin konnte der ja auch nichts, außer sein komisches Teleportations-Jutsu.
 

Er schaute auf zu Sasori, welcher inzwischen vor ihm stand, den einen Arm in die Hüfte gestemmt und leicht belustigt zu ihm hinab schaute.
 

„Also?“, fragte er.
 

Deidara nickte, was sein Meister da sagte machte tatsächlich Sinn.
 

Immer noch überlegend, griff er nach seiner Bambussprossen- Packung, welche Sasori allerdings vor ihm zum Packen bekam und auf der Anrichte plazierte.
 

„Du hattest genug, iss was Richtiges, aber nicht nur Süßkram.“, mahnte er und warf ihm einen kühlen Blick zu.
 

„Ich bin kein kleines Kind!“, beschwerte sich der Blonde und zog beleidigt die Brauen zusammen.
 

Sasori schwieg und für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein warmes Lächeln über seine Lippen, welches allerdings sofort wieder seiner emotionslosen, undurchdringbaren Maske wich.
 

Kopfschüttelnd beugte er sich zu dem Blonden herab, leckte sich selbst einmal über die Innenseite seines Daumes und ging dem Jüngeren damit dann über die Mundwinkel.
 

„Alles klar.“, war die knappe Antwort.
 

Verärgert stieß Deidara die Hand seines Dannas weg und wischte sich selbst mit den Ärmeln seinen Schokobart aus dem Gesicht.
 

Leise lachend erhob sich der Rotschopf wieder und ging dann ins Bad.
 

Immer noch leicht angesäuert blickte Deidara ihm hinter her, rubbelte sich mit den Finger ein weiters Mal über die Lippen und gab dann schließlich auf.
 

Er würde vermutlich nie Essen lernen, ohne das nachher überall hing.
 

Irgendwann hatte er sich einfach damit abgefunden.
 


 

Er zuckte leicht zusammen, als unter einem leisem „Klick“-Geräusch mit einem Mal das Licht ausging, blinzelte ein paar Mal, schloss dann allerdings sofort die Augen wieder.
 

Seine Lider waren schwer, der Tag war doch recht anstrengend gewesen, so viele neue Eindrücke und Informationen.
 

Der Morgen, an dem Mioko ihm die Ausschnitte, des „Animes“ gezeigt hatte, wirkte bereits viel weiter zurück, als nur ein paar Stunden.
 

Ein leises Rascheln neben ihm, verriet ihm, dass Sasori sich wohl ebenfalls schlafen legte.
 

Leise seufzend rollte der Blonde sich schließlich auf den Bauch, schon halb eingeschlafen, als ihn plötzlich Sasoris Stimme aufhorchen ließ.
 

„Deidara?“, murmelte der Puppenspieler leise und Deidara konnte sich nicht erklären warum, doch irgendwie klang sein Meister anders als sonst.
 

Weniger wie ein emotionsloser Roboter.
 

Eher wie ein Mensch.
 

„Mh...?“, war alles was er hervor brachte, zwang sich wach zu bleiben, war jedoch zu erschöpft, die Augen zu öffnen.
 

Ein weiteres Mal raschelte der Futon neben ihm, Sasori rollte sich auf die Seite, der Blonde spürte wie der Blick des Älteren auf ihm ruhte.
 

„Schon gut...“, murmelte sein Danna schließlich nach einer Weile, „Wir können morgen drüber sprechen, schlaf jetzt.“
 

Deidara nickte schwach, merkte wie sein Körper sich langsam entspannte, dachte immer noch über Tobi und dessen vermeintliche Geheimnisse nach, wobei sich dies mit den Erinnerungen der heutigen Erlebnisse vermischte und so sah er den Maskenträger vor seinem inneren Auge durch Shinjuku tanzen, mit Zetsu in Begleitung und allerlei andere, seltsame Träume.
 

Er zuckte einmal, wurde kurz davon wach, murrte leise etwas, was er selbst nicht ganz verstand und kuschelte sich dann tiefer in sein Kissen.
 

Das Letzte was er noch mitbekam, bevor er endgültig einschlief, war wie Sasori ihm mit dem Handrücken sanft über die Wange fuhr, etwas beruhigendes murmelte und durch seine Haare strich.
 

Dann übermannte ihn der Schlaf.
 


 

Gähnend streckte sich der Blondschopf auf seinem Futon, setzte sich dann prompt auf, die langen Haare in alle Richtungen abstehend und schaute sich um.
 

Misstrauisch zog er eine Braue hoch, betrachtete sich die Wohnung genauer, irgendetwas passte nicht, nur konnte er nicht sagen, was das war.
 

Er lugte zur Seite, Sasori lag mit dem Rücken zu ihm, gleichmäßig atmend, schlief noch.
 

Der war noch da.
 

Er war noch da.
 

Also, alles in Ordnung.
 

Schulterzuckend schüttelte er die Bettdecke von sich ab, stand auf, schnappte sich eine Bürste von der kleinen Kommode an der Wand, ebenso seine Schokosprossen und begann in Seelenruhe seine Haare zu kämmen.
 

Gerade hatte er seinen Zopf neu gebunden, begutachtete sich eine Weile selber im Spiegel, schenkte sich ein breites Grinsen und schob sich eine weitere Sprosse in den Mund, bis ihm mit einem Mal auffiel, was nicht stimmte.
 

Irritiert schaute er zur Uhr, die ihm verriet, dass sie es bereits nach elf hatten, dann ließ er den Blick erneut schweifen.
 

Und mit einem Mal war ihm völlig klar, was so sonderbar war, an diesem Morgen.
 

Mioko war nicht zurück gekehrt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2017-12-15T10:47:10+00:00 15.12.2017 11:47
Schönes Kapitel.
Jetzt ist Sasori also auch endlich in Sicherheit. Ihn scheint das ganze aber auch mitgenommen zu haben. Er benimmt sich irgendwie menschlicher und gegenüber Deidara liebevoller.
Wo ist Mioko denn hin und warum ist sie noch nicht zurück? Oder ist sie vielleicht einfach schon wieder los, ohne dass Deidara und Sasori es bemerkt haben.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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