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The Petboy Contract

von

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Der Einbrecher

Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend war Leron mit dem Taxi zum Krankenhaus gefahren und ihn plagte das schlechte Gewissen. Warum nur hatte er sich dazu überreden lassen, zu seinem Vater zu fahren anstatt bei Simon zu bleiben? Und wie gerne wäre er wieder zurückgefahren um bei ihm zu sein. Aber konnte er seinen schwer kranken Vater links liegen lassen? Diese ganze Situation war schwierig für ihn und er wusste nicht, was die richtige Entscheidung gewesen wäre. Als er das Krankenhaus erreichte und den Taxifahrer bezahlt hatte, ging er direkt zum Krankenzimmer seines Vaters, wobei er erneut dieses flaue Gefühl in der Magengegend verspürte und ihm sogar schlecht wurde. Lionel saß aufrecht im Bett und sprach mit einem Mann um die vierzig, der aschblondes kurz geschnittenes Haar und kantige Gesichtszüge hatte. Er trug einen schwarzen Anzug und trug eine rahmenlose Brille. Lionel musterte seinen Sohn mit einem leicht strafenden Blick und sagte „Da bist du ja endlich. Darf ich vorstellen? Das ist Richard Kronenberg, mein Notar.“

Leron grüßte den Notar mit einem kräftigen Händedruck und wandte sich dann seinem Vater zu. „Hättest du mir nicht früher Bescheid sagen können, dass dein Notar heute kommt?“

Doch Lionel ließ sich nicht belehren und erklärte, dass er kurzfristig einen Termin bekommen hatte und Leron es sich als zukünftiger Konzernchef angewöhnen musste, angemessen auf solche kurzfristigen Termine zu reagieren und seine Prioritäten zu überdenken. „Ich habe zwar gesagt, dass ich akzeptiere, mit wem du auch immer dein Leben verbringst, aber wenn du den Konzern anständig führen willst, dann musst du dir im Klaren sein, was du willst und du musst auch Verantwortung übernehmen. Vor allem wenn es um notarielle Dinge geht!“

Leron seufzte geschlagen und sagte nichts mehr dazu. Er hatte ohnehin das Gefühl, dass es wohl nichts bringen würde, mit seinem Vater irgendwelche Diskussionen anzufangen. Also schluckte er seine Worte hinunter und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Je schneller er hier fertig wurde, desto schneller hatte er diese Formalitäten hinter sich gebracht und konnte wieder zu Simon. „Also du hast den Notar kommen lassen, um die Übertragung der Firma über die Bühne zu bringen. Sind die Unterlagen schon fertig? In dem Fall würde ich sie gerne sehen.“

Hieraufhin reichte Mr. Kronenberg ihm die Dokumente und er begann alles genau durchzulesen. Jeder Paragraph und jeden einzelnen Abschnitt las er sich genau durch, um auch nichts zu übersehen und nicht irgendwann noch unliebsamen Überraschungen zu begegnen. Im Großen und Ganzen klang alles vernünftig. Sein Vater übertrug ihm die Firma mit dem dazugehörigen Anlage- und Umlaufvermögen sowie allen Verbindlichkeiten. Auch Forderungen gegenüber Kunden und sämtliche Verantwortungen. Auch das Eigenkapital wurde ihm überschrieben abzüglich des eingesetzten Kapitals der Gesellschafter. Alles klang vernünftig und legitim, bis er schließlich an einem Punkt hängen blieb, der ihn mehr als stutzig machte. Es war ein Paragraf, der besagte, dass er auf das Recht verzichtete, die Firma an Dritte zu verkaufen. Dieser Paragraf verwirrte ihn und er ließ das Schriftstück sinken. „Wieso soll ich auf das Recht verzichten, die Firma zu verkaufen?“

„Ich will nur sicher gehen, dass du mein Lebenswerk nicht einfach so verkaufst. Du hast schon in der Vergangenheit des Öfteren solche Drohungen verlauten lassen, dass ich mich leider nicht darauf verlassen kann, dass du die Firma nicht bei der nächstbesten Gelegenheit auflöst und liquidierst, wenn ich sie dir überlasse.“

„Aber das ist doch lächerlich“, erwiderte Leron energisch. „Angenommen der unglückliche Fall trifft ein, dass die Firma Verluste macht und sie ist nicht mehr haltbar. Spätestens dann muss ich verkaufen, ganz gleich ob ich will oder nicht. Es macht doch keinen, eine Firma selbst dann zu behalten, wenn sie entweder finanziell nicht mehr tragbar ist oder ich eines Tages nicht mehr in der Lage bin, sie weiterzuführen.“

„Und welche Sicherheit habe ich, dass du meine Firma nicht einfach so verkaufst, weil dir danach ist und du damit zerstörst, was ich mir in jahrelanger harter Arbeit aufgebaut habe?“

Irgendwie hatte Leron das Gefühl, als wäre ein vernünftiges Gespräch mit seinem Vater nicht möglich und als würde er sich mit einem trotzigen Jungen unterhalten. Zwar wusste er, dass sein Vater sehr an seiner Firma hing, aber das hier grenzte schon fast an Verrücktheit. Wurde sein Vater etwa noch verschroben? So etwas konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Vor allem weil er genug andere Sorgen hatte. „Ich habe mein eigenes Unternehmen bis jetzt auch noch nicht verkauft. Und ich muss etwas klarstellen: ich habe nur mit dem Verkauf gedroht, weil du Michael nicht unter Kontrolle bekommen und stattdessen seine ganzen kriminellen Vergehen vertuscht hast. Nenne mir einen Grund, wieso ich die Firma verkaufen sollte, obwohl sie hervorragend läuft?“

Doch Lionel wirkte nicht sonderlich überzeugt und schien sich regelrecht in die Idee hineingesteigert zu haben, sein jüngster Sohn würde einfach die Firma verkaufen. Und allmählich verlor Leron die Geduld mit ihm. Auch wenn sein Vater todkrank war, sah er nicht ein, warum er diesen Zirkus mitmachen sollte. Also versuchte er ihn zur Vernunft zu bringen und erklärte ihm „Solch ein Paragraf ist auch nicht rechtens und das müsstest du selber wissen. Und wie gesagt: nenne mir einen Grund warum ich die Firma einfach so grundlos verkaufen sollte.“

Hieraufhin schwieg Lionel und obwohl er danach aussah, als ob er einen Grund nennen konnte, der Leron zum Verkauf bewegen könnte, schwieg er. Stattdessen beäugte er seinen Sohn misstrauisch und ließ nur ein missmutiges Grummeln vernehmen. „Dann versprichst du mir also, dass du die Firma nicht aus persönlichen Gefühlen oder aus Trotz heraus verkaufen wirst? Schwörst du es?“

„Ich verspreche es“, beschwichtigte Leron ihn. „Vertraust du mir etwa so wenig?“

Wieder schwieg Lionel und Leron versuchte das Ganze mit Gelassenheit zu sehen. Er wollte sich nicht noch mehr ärgern, wo seine Nerven ohnehin schon etwas angespannt waren. Also versuchte er ruhig zu bleiben und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn er diesen Zirkus hinter sich hatte, konnte er wieder nach Hause und sehen wie es Simon denn ging und ob die Behandlung gut verlaufen war.
 

Während Leron mit seinem Vater über die weiteren Details über die Firmenüberlassung sprach und dabei noch viele Diskussionen über sich ergehen lassen musste, war Simon inzwischen wieder zuhause und hatte sich ein wenig hingelegt, da sein Kreislauf sich erheblich verschlechtert hatte. Und da er aufgrund der Augentropfen ohnehin kaum etwas sehen konnte, war da auch nicht viel, was er tun konnte. Also hatte er sich hingelegt und Musik gehört. Zwischendurch war er in einen leichten Schlaf versunken, in welchem er einen seltsamen Traum gehabt hatte, der hauptsächlich aus wirren und unzusammenhängenden verrückten Erlebnissen bestand. Und als er wieder aufgewacht war, konnte er sich sowieso nicht mehr daran erinnern, was er denn eigentlich geträumt hatte, was meist ein Zeichen dafür war, dass er sowieso nicht so wichtig gewesen war. Als er knapp eine Stunde später wieder aufgewacht war, fühlte er sich noch erschöpfter als vorher, aber dann überkam ihn Langeweile und so beschloss er, seinen Bruder anzurufen. Dummerweise konnte er so gut wie gar nichts sehen, weil seine Sicht völlig verschwommen war. Er musste die Handynummer manuell eintragen und verwählte sich mindestens sechs Mal bis er es endlich geschafft hatte. Es dauerte eine Weile, bis er Cyphers Stimme hörte. „Hey Bruderherz, alles okay bei dir oder drückt dir irgendwo der Schuh?“

Wie immer klang Cypher ziemlich gut gelaunt. Das war schon fast beneidenswert. Aber die fröhliche Stimme seines Bruders zu hören, besserte auch seine eigene Stimmung ein wenig und er konnte nicht anders als zu schmunzeln. „Hallo Cypher. Ich komme gerade vom Augenarzt und bin jetzt so ziemlich blind wie ein Maulwurf.“

„Ja davon kann ich ein Lied singen“, seufzte der 25-jährige wehleidig. „Und das Dumme war, dass wir die ganze Zeit Fast Food essen mussten, weil ich nichts sehen konnte und Hunter nicht kochen kann. Inzwischen kann ich keine Pizza und keine gebratenen Nudeln mehr sehen. Und wie schaut es bei dir aus? Kümmert sich Leron liebevoll um dich?“

„Noch nicht“, gab Simon zu. „Er hatte einen Anruf von seinem Vater aus dem Krankenhaus bekommen und ist hingefahren. Es schien ziemlich wichtig zu sein.“

„Hm…“ Der Künstler schien nachzudenken und klang ein wenig skeptisch bezüglich Simons Aussage. Aber dann schlug er schließlich vor „Find ich schon ein bisschen doof, dass er dich versetzt hat. Aber du hast ja gesagt, dass sein Vater schwer krank ist, hätte ich vielleicht auch nicht anders entschieden. Naja, darüber nachdenken macht jetzt auch keinen Sinn. Soll ich nachher mit Hunter vorbeikommen, damit du nicht so einsam bist? Ist immer noch besser als alleine zuhause zu hocken und nichts tun zu können, weil man zu einer Teilzeit-Blindschleiche geworden ist.“

Dem konnte Simon nichts entgegensetzen und er freute sich immer, wenn Cypher und Hunter zu Besuch kamen. So brauchte er sich zumindest nicht langweilen. Aber jetzt sollte er wohl besser Anthony Bescheid sagen, dass Besuch kommen würde. So schlecht wie sein Sehvermögen momentan war, bezweifelte er sogar, dass er Cypher und Hunter erkennen würde, wenn sie vor ihm stehen würden. Also verließ er sein Zimmer wieder, um Anthony zu suchen. Langsam tastete er sich voran, um sich bloß nicht irgendwo zu stoßen. Die nächsten Tage würden definitiv noch schwierig für ihn werden und als er sich so langsam den Flur entlangtastete, überkam ihn eine nervöse Unruhe. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, so vollkommen hilflos zu sein. Und irgendwie überkam ihn gerade in dem Moment, als er langsam Stufe für Stufe hinunterstieg, ein ungutes Gefühl. Es war totenstill in der Villa. Obwohl das eigentlich nichts Ungewöhnliches an sich war, überkam ihn wieder Angst. Das alles erinnerte ihn zu sehr an jenen Tag, als Michael Leron überwältigt und ihn mit dem Taser attackiert hatte. Hastig schüttelte er den Kopf und versuchte den Gedanken schnell wieder zu verdrängen. Es gab keinen Grund, sich um so etwas Gedanken zu machen. Michael war tot und konnte ihm nichts mehr anhaben! Und es gab niemanden, der einen Grund hätte, ihn hier zu überfallen. Zumindest fiel ihm niemand ein, der einen Grund hätte, hier einzubrechen und ihn anzugreifen. Er steigerte sich mal wieder zu sehr in irgendwelche Dinge rein. Also atmete er tief durch und schaffte es unbeschadet die Treppen hinunter. „Anthony?“ rief er und ging zuerst in Richtung Küche. Vielleicht war der Butler gerade dort. „Anthony, wo sind Sie?“

Er hörte, wie der Kühlschrank in der Küche zugeknallt wurde. Hier blieb er stehen und begann sich zu wundern. Hatte der Butler ihn nicht gehört? „Anthony?“ rief er nun lauter und ging langsam weiter in Richtung Küche. Doch er erhielt keine Antwort. Wieso antwortete Anthony nicht? Plötzlich stieß Simon gegen etwas, das auf dem Boden lag. Abrupt blieb er stehen und spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Er schaute zu Boden, konnte aber kaum etwas sehen, weil alles so völlig verschwommen war. Für einen Moment war er wie erstarrt, doch dann überkam ihn ein grausiger Verdacht. Langsam beugte er sich hinunter und tastete nach dem Hindernis, was ihm im Weg lag. Sein Herz setzte einen Schlag aus als er den Stoff von Kleidung ertasten konnte, genauso wie einen Körper. Jemand lag auf dem Boden direkt vor ihm. Entweder bewusstlos oder sogar…

Simon konnte den Gedanken nicht zu Ende führen, als auch schon Schritte näher kamen. Er wich zurück und dachte daran, sich schnell ein Versteck zu suchen, doch in seiner Panik hatte er seinen Orientierungssinn völlig verloren und dass er nicht einmal sehen konnte, wer da gerade aus der Küche kam, machte es nicht besser. „Ah, da bist du ja!“ hörte er jemanden rufen. Die Stimme kam ihn ein wenig vertraut vor und sie wirkte gut gelaunt, aber das machte es nicht besser. „Das hat ja alles schneller geklappt als ich gedacht habe. Trifft sich ja super, ich habe mich eh gelangweilt. Und wo du schon mal hier bist, kannst du ja gleich mitkommen.“

„Wer… wer sind Sie?“ fragte Simon mit zitternder Stimme und wich weiter zurück. „Was haben Sie mit Anthony gemacht?“

„Bleib mal locker, ich habe ihm ja nicht gleich den Schädel eingeschlagen, okay? Und wenn ich du wäre, dann würde ich mich wieder beruhigen und schön brav mitkommen. Ansonsten machst du es nicht mehr sehr lange.“

Er will mich entführen, schoss es Simon durch den Kopf und Panik überkam ihn. Er hat Anthony niedergeschlagen, weil er hinter mir her ist. Aber wer ist der Kerl bloß und was will er von mir? Will er etwa Geld von Leron erpressen? Es hatte keinen Zweck, jetzt über so etwas nachzudenken. Er musste so schnell wie möglich von hier weg, vor allem weg von diesem Verrückten. Simon drehte sich um und rannte los. Wohin er genau rannte, konnte er nicht sehen. Aber Hauptsache war, er entkam diesem verrückten Einbrecher irgendwie. Um Hilfe rufen hatte eh keinen Zweck. Hier würde ihn sowieso niemand hören. Simon stolperte blindlings den Flur entlang in der Hoffnung, irgendwie zur Haustür zu gelangen. Vielleicht hatte er ja eine Chance, wenn er auf die Straße gelangte und dort versuchte, ein vorbeifahrendes Auto anzuhalten und um Hilfe zu bitten. Alles war besser als hier zu bleiben. Er hörte die Schritte seines Verfolgers und nackte Todesangst überkam ihn. „Hey, bleib stehen!“ rief der Einbrecher ihm zu, doch Simon lief weiter. Obwohl er alles nur völlig verschwommen sah, glaubte er schon fast an der Haustür zu sein, als plötzlich der Einbrecher hinter ihm „Sally, halt ihn auf!“ rief. Sally? War da etwa noch jemand?

Als Simon um die Ecke bog, wo sich die Haustür befand, tauchte plötzlich ein pechschwarzer Schatten auf und versperrte ihm den Weg. Obwohl er nichts Genaueres sehen konnte, spürte er eine eiskalte und unnatürliche Präsenz und wie er eine Gänsehaut bekam. Zwei kleine rote Lichter leuchteten auf und daraufhin setzte irgendetwas in dem 21-jährigen aus. Selten in seinem Leben hatte er je so eine schreckliche Angst verspürt. Er wollte schreien, doch ein eiskalter Hauch sog ihm regelrecht die Luft aus den Lungen, sodass von seinem Entsetzensschrei nur noch ein ersticktes Röcheln blieb. Ihm wurde augenblicklich schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
 

Mit einem skeptischen Blick sah Azarias auf den bewusstlosen und kreidebleichen Simon, der regungslos auf dem Boden lag. Na das war jetzt nicht so unbedingt gelaufen wie er sich vorgestellt hatte. Kurzerhand kniete er sich vor ihm hin und stupste ihn mit dem Baseballschläger an wie ein Kind, welches mit einem Ast ein totes Tier anstupste um zu schauen, ob es sich vielleicht noch bewegte. Aber da war nichts zu machen. Der arme Kerl war erst mal komplett weggetreten und würde auch so schnell nicht mehr aufwachen. Nicht nach dem Heidenschreck, dem seine Komplizin ihm eingejagt hatte. „Na das hätte wirklich besser laufen können“, murmelte er und seufzte. „Erst erschreckt mich dieser olle Pinguin und dann rennt dieser Blindfisch hier auch noch weg. Also echt mal, Sally. Musstest du gleich so grob zu ihm sein?“

Damit wandte er sich an das kleine Mädchen, vor welchem Simon bewusstlos zusammengebrochen war. Sie war nicht älter als zehn oder elf Jahre und hatte langes, lockiges schwarzes Haar und rubinrote Augen. Es war jenes Mädchen, welches Simon zusammen mit Elion Witherfield am Hause von Lerons Vater getroffen hatte. Als sie den Vorwurf hörte, der an sie gerichtet war, drehte sie sich sofort zu ihm um, verfinsterte den Blick und ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten, als wolle sie sagen „Das Ganze war ja wohl in erster Linie deine Idee! Wer ist denn auch so bescheuert und macht so etwas und glaubt dann auch tatsächlich, dass es funktioniert?“ doch sie sagte nichts. Aber dennoch schien Azarias genau zu wissen, was sie sagen wollte. Mit einem missmutigen Grummeln wischte er sich ein paar Strähnen seines rotbraunen Haares aus dem Gesicht und starrte seine kleine Komplizin mit seinen hellgrünen Augen an. „Ich bin ja auch verrückt, ansonsten hätte ich das ja wohl kaum gemacht, du Genie. So und was jetzt? Wenn Lotta Wind davon kriegt was wir hier angestellt haben, gibt das noch megamäßig Ärger. Aber liegen lassen können wir ihn ja wohl auch nicht. Also… wie wäre es, wenn wir einfach sagen, es war deine Idee?“

Doch hieraufhin verschränkte Sally die Arme und ihre Miene sagte ganz klar „Das kannst du vergessen!“ und sie wirkte alles andere als erfreut über diese Idee. Hier begann Azarias wieder zu überlegen, um einen anderen Weg zu finden, sich aus der Verantwortung zu ziehen. „Na schön. Dann sagen wir halt einfach, der olle Pinguin ist in meinen Baseballschläger gerannt und der Blindfisch hier ist von alleine umgekippt. Klingt doch ganz plausibel, oder? Was meinst du?“

Das Mädchen zeigte ihm lediglich den Vogel um zu verdeutlichen, wie schwachsinnig diese Idee war. Sie schien immer ungehaltener über diese Diskussion zu werden und ihre Augen funkelten gefährlich, doch das schien Azarias gar nicht zu registrieren und so entgegnete er beleidigt „Ich bin unzurechnungsfähig, was hast du denn erwartet was ich mir für tolle Wahnsinnspläne aus dem Hut zaubere?“ Sally sagte nichts dazu, wobei sie nur seufzend den Kopf schüttelte und sich die Handfläche gegen die Stirn schlug. Doch Azarias schien sich seiner Sache sicher zu sein und blieb optimistisch. „Das klappt schon. Und wenn nicht, dann sagen wir halt, dass es Aliens waren. Irgendwas wird schon funktionieren. Aber erst mal sollten wir das Dornröschen hier mal wegbringen. Eigentlich wollte ich ihn ja nach Annatown mitnehmen damit sie ihn dort behandeln können, aber ihn alleine den ganzen Weg nach Ohio zu schleppen ist auch ein bisschen anstrengend. Und zu Lotta gehen ist genauso bescheuert. Wenn die erfährt, dass die ganze Sache aus dem Ruder gelaufen ist, wird sie garantiert böse werden. Also wie wäre es, wenn du mir ein bisschen zur Hand gehst?“

Doch ein Kopfschütteln kam zur Antwort, woraufhin sich das schwarzhaarige Mädchen mit den roten Augen von ihm abwandte. Hieraufhin zog Azarias eine Schmollmiene. „Nur weil du ein Schatten bist, heißt das noch lange nicht, dass du mir nicht wenigstens ein bisschen helfen könntest! Das Ganze ist ja ein Stück weit auch deine Schuld! Erstens hast du ihn ausgeknockt und zweitens hast du es nicht mal für nötig gehalten, einen unzurechnungsfähigen Verrückten wie mich davon abzuhalten, in ein Haus einzubrechen und einem alten Mann den Schädel mit einem Baseballschläger einzuschlagen. Bin mal gespannt wie du Lotta das erklären willst.“

Aber es war nichts zu machen. Sally ließ sich nicht umstimmen und zeigte sich nicht gewillt, ihrem Begleiter auch nur ein Stück weit zu helfen, den Mist auszubaden, den er in erster Linie verzapft hatte. Also gab sich der 22-jährige geschlagen und versuchte den bewusstlosen Simon hochzuhieven, doch er musste schnell feststellen, dass dieser wesentlich schwerer war als erwartet. Und die ganze Strecke zurück nach Annatown mit ihm auf dem Rücken zurückzulegen, konnte er sich auch abschminken. Also irgendwie war sein schöner Plan ganz anders verlaufen als erwartet. Dabei hatte er doch alles richtig gemacht. Er war ins Haus eingestiegen und hatte Simon gesagt dass er mitkommen sollte, wenn er nicht sterben wollte. Der Plan war idiotensicher gewesen. Wieso zum Teufel war dieser Trottel auch vor ihm davongelaufen, anstatt auf ihn zu hören? Wenn er ihn nicht aufgehalten hätte, wäre dieser Blindfisch doch sowieso in das nächstbeste Auto gelaufen und wäre mit Knochenbrüchen im Krankenhaus gelandet. Dieses Mal konnte er ja wohl kaum dafür verantwortlich gemacht werden, dass alles schief gelaufen war. Warum nur hörten die Leute auch nie auf die Worte eines bewaffneten Verrückten? Das Ganze war ihm unverständlich. „Manche Leute sind einfach nur verdammt blöd, nicht wahr Sally?“

Doch die Angesprochene starrte ihn nur mit einem skeptischen Blick aus den Augenwinkeln an und schüttelte den Kopf. Schmollend entgegnete er daraufhin „Ich mag zwar verrückt sein, aber ich bin nicht bescheuert! Der Plan war idiotensicher!“

„…“

„Das mit dem nicht verrücktensicher nimmst du gefälligst zurück!“

Doch bevor sie ihre kleine Auseinandersetzung fortführen konnten, öffnete sich plötzlich die Tür und niemand anderes als Cypher und Hunter standen im Türrahmen. „Was zum…“ war alles, was Cypher hervorzubringen vermochte. Verdutzt starrte Azarias sie an, denn er hatte nicht gerechnet, dass die beiden so schnell hier aufkreuzen würden. Und jetzt war es auch zu spät. „Oh fuck…“ murmelte nur. „Lotta wird mich so was von umbringen…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Klingt es komisch wenn ich sage, dass ich megamäßig Spaß an der Szene mit Sally und Azarias hatte? Ich habe ja bereits eine Schwäche für verrückte Charaktere aber Azarias ist echt einer meiner absoluten Lieblinge.

Ich werde an dieser Stelle eine kleine Pause einlegen und dafür mit meiner Side Story "Katherine" weitermachen. Ich wollte diese Geschichte wenigstens bis zu diesem Punkt weiterschreiben bevor ich mit "Katherine" weitermache Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Drachenprinz
2018-01-17T20:03:52+00:00 17.01.2018 21:03
Upps, ich hatte irgendwie gar nicht bemerkt, dass du das Kapitel hier schon hochgeladen hast. :o Dann hol ich das wohl auch mal direkt nach!

'Richard Kronenberg'? Das klingt ja ziemlich deutsch. ^^ Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich die Namen mag, die du deinen Charakteren gibst?

Puh... Lionel ist aber auch wirklich ein schwieriger Mensch. Ein Paragraph, der besagt, dass Leron die Firma nicht verkaufen darf? Das ist ja echt ganz schön dreist. Nicht dass ich Lionels Komplexe und Schwierigkeiten in seinem Leben herunterspielen wollen würde, aber das ist schon krass, womit Leron sich da herumschlagen muss. Sein eigener Vater erscheint echt deutlich unreifer als er selbst, obwohl es ja andersrum sein müsste. xD
'
Mann, irgendwie mag ich Cypher voll gerne! Ich freu mich immer, wenn er auftaucht oder Simon mit ihm telefoniert. Diese Telefongespräche zwischen ihnen kommen auch so lebhaft rüber... und die Art, wie Cypher redet, find ich einfach knuffig irgendwie. :D

Jemand hat Anthony niedergeschlagen? D: Also, dieser Einbrecher, der ja auch schon im Titel erwähnt wird, nehm ich mal an? Ich vermute mal nicht, dass er tot ist, aber bewusstlos ist schlimm genug. :x Armer Anthony!

Heilige Scheiße, Azarias hat aber echt auch ein mittelgroßes Rad ab, ne? XD Ich merk schon - dass er verrückt ist, nimmt er wohl als Ausrede für alles! „Dann sagen wir halt einfach, der olle Pinguin ist in meinen Baseballschläger gerannt und der Blindfisch hier ist von alleine umgekippt“, jaaaaa, natürlich! Klingt sehr glaubwürdig! :'D

Ach so! Wenn es nicht klappt, dann waren es Aliens! Soso, Azarias. Diese Kreativität!

Dass Simon schwerer ist als er aussieht, kann ich mir denken. Das liegt an den dreißig Brötchen, die er gefrühstückt hat, vermute ich mal.

„Der Plan war idiotensicher gewesen“, also, der Kerl macht mich fertig hier! Na, gut, dass Cypher und Hunter jetzt da sind und (hoffentlich) wieder für ein bisschen Ordnung sorgen und sich um den armen Simon kümmern können. Und um Anthony, den ollen Pinguin. xD Echt jetzt, wenn Azarias und Sally immer so drauf sind, könnten die auch genauso gut als Duo in einer Slapstick-Show auftreten!

Tja, dann bin ich jetzt wohl fürs Erste hiermit durch, aber das macht ja nichts, da ich ja weiß, dass es noch weitergehen wird und ich mich jetzt im Anschluss direkt mal deiner Katherine-Story widmen werde. ^^
Antwort von:  Sky-
17.01.2018 21:26
Tja, man muss bedenken dass Lionel Besuch hatte und ihm gedroht wurde, dass Leron die Wahrheit erfährt. Und da er nichts sagen will, möchte er wenigstens sicher gehen, dass Leron nicht den Konzern verkauft, nur um Rache an seinen Vater zu nehmen. Und da das Ultimatum fast abgelaufen ist, versucht er jetzt natürlich mit aller Macht, sich irgendwie abzusichern.

Azarias hat in der Tat so ziemlich eine Schraube locker. Auf der einen Seite kann er sich total unberechenbar und kurzsichtig im Denken verhalten so wie hier aber er kann auch ganz anders wenn er will. Ich wollte ihn so schreiben, dass er wie jemand aus der verrückten Teerunde aus Alice's Wunderland wirkt aber trotzdem respektiert ist und einen großen Einfluss in Annatown hat, trotz seines jungen Alters und dem Knacks im Oberstübchen. Und er hat einen unglaublich großen Einfluss! Er kann jederzeit die Oberhäupter anderer Clans zur Unterstützung rufen und das gilt auch für die Mitglieder der Clans. Ich hatte dir ja mal meine Notizen für die Annatown Mysterien geschickt gehabt und da hatte ich erwähnt gehabt dass Sally nicht gerade harmlos ist. Immerhin ist sie für die Zerstörung einer ganzen Stadt verantwortlich und sie ist bekannt dafür, Leute ins Unglück zu stürzen oder sie in den Wahnsinn zu treiben. Tatsächlich ist Azarias der Einzige, der Sally rufen und so mit ihr reden kann, obwohl er nicht zu ihrem Clan gehört. Ansonsten wäre er schon längst tot. Aber du hast schon Recht: die beiden würden ein echt gutes Slapstick-Duo abgeben. Ich frage mich allerdings ernsthaft, ob ich es mit so einem Verrückten aushalten könnte XD
Antwort von:  Drachenprinz
17.01.2018 21:37
Stimmt, du hattest ja schon sowas bei Skype angedeutet, aber wenn du vorhattest, Azarias wie jemanden aus der Teegesellschaft wirken zu lassen, muss ich schon sagen, dass dir das gelungen ist. XD Bestimmt würde er da gut reinpassen, wenn er auch vielleicht ein wenig... gewalttätiger und gefährlicher rüberkommt als die zugedröhnten Tee-Junkies. :'D
Irgendwie muss ich bei Azarias auch so ein bisschen an Death Note denken. An Near oder so. Vielleicht deswegen, weil sowohl Azarias als auch Near für ihr Alter sowas 'kindliches' an sich haben, irgendwie wie Freaks wirken, aber trotzdem einen großen Einfluss haben und nicht unterschätzt werden sollten. Ich glaub, ich mag Azarias doch ganz gerne. xD War mir da ja vorher nicht so sicher, aber er war in der Szene hier einfach zu witzig, um ihn nicht zu mögen. :D
Antwort von:  Sky-
18.01.2018 06:53
Naja, mit Near hat er nur in der Hinsicht was gemeinsam, dass sie beide ihre kindische Seite haben und intelligenter sind als sie aussehen. Aber Near hat ziemlich wenig an Persönlichkeit wenn du mich fragst. Und es stimmt dass Azarias zu lustig ist um ihn zu hassen. Im Grunde ist er auch kein schlechter Mensch, er ist einfach nur ein unzurechnungsfähiger Verrückter.

Ach ja, ich hatte total vergessen, auf denen Kommentar mit dem Namen Richard Kronenberg zu antworten: ja, der Name klingt sehr deutsch und ich habe ihn von einer ganz bestimmten Spezies aus der Serie Rick und Morty her. XD


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