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The Petboy Contract

von

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Lerons Stellungnahme

Es vergingen knapp zehn Tage, bis Simon endlich das Krankenhaus verlassen durfte. Zwar hatte er sich schon nach knapp fünf Tagen besser gefühlt, aber der Arzt wollte ihn noch ein paar Tage dabehalten und als er sich immer noch weigerte, sprach Leron noch mal ein ernstes Wort mit ihm und so blieb ihm nichts anderes übrig, als nachzugeben. Dafür nutzte er die Zeit, um Cypher zu besuchen, der leider etwas länger im Krankenhaus bleiben musste. Inzwischen war er auf die reguläre Station verlegt worden und auch Hunter kam ihn täglich besuchen. Was diesen betraf, so hatte die Polizei endlich ein Einsehen gehabt, dass er Michael Evans in Notwehr erschlagen hatte und damit konnten alle endlich aufatmen. Es hatte sich nur deshalb so lange hingezogen, weil er kein Wort mit den Polizisten gesprochen und hartnäckig geschwiegen hatte, weil diese ihn wie einen Schwerverbrecher behandelt hatten. Und weil er komplett dichtgemacht hatte, waren die Polizisten natürlich nicht weitergekommen und da der 24-jährige eh sehr zwielichtig auf sie gewirkt hatte, waren sie auch nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen, vor allem aufgrund der Tatsache, weil er vor Jahren im Wahn versucht hatte, seine Großeltern umzubringen. Als der Anwalt eingetroffen war, hatte dieser sein Bestes gegeben um Hunters Unschuld zu beweisen, doch selbst mit dem Anwalt hatte er kaum ein Wort gesprochen. Erst als Leron nach dem Krankenhausbesuch vorbeigekommen war und dem schweigsamen Bildhauer zugeredet hatte, erklärte dieser sich bereit, zu kooperieren. Danach war alles zum Glück sehr schnell gegangen und er konnte das Polizeirevier als freier Mann wieder verlassen. Vor allem Cypher war ein Stein vom Herzen gefallen.

Am Tag seiner Entlassung wurde Simon von Leron abgeholt und erleichtert schlossen sie sich in die Arme. Aufgrund dringender Geschäftsangelegenheiten hatte der Unternehmer in den letzten Tagen unter enormem Stress gestanden und viel um die Ohren gehabt. Immerhin ging es in der Firma derzeit drunter und drüber nachdem Michael und Jordan tot waren und da hatte er sich unmöglich vor seiner Aufgabe und vor allem seiner Verantwortung drücken können. Trotzdem hatte er es geschafft, den Jungen jeden Tag zu besuchen und zumindest ein oder zwei Stunden mit ihm zu verbringen. Obwohl er versucht hatte, sich nichts anmerken zu lassen, hatte Simon deutlich gesehen, wie groß der Stress momentan für ihn sein musste und hatte nicht selten ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt. Doch als dieser endlich das Krankenhaus verlassen durfte, war er einfach nur froh, dass er Leron wieder in die Arme schließen und mit ihm nach Hause zurückkehren konnte.

Gemeinsam stiegen sie in die Limousine und fuhren zur Villa zurück.

„Und? Wie geht es dir?“ fragte der Unternehmer und strich dabei ein paar von Simons dunkelbraunen Locken beiseite, um die Naht an seiner Schläfe zu sehen. Die Fäden waren inzwischen gezogen worden und die Wunde war gut verheilt. Dennoch sah „schön“ ganz anders aus.

„Alles in Ordnung“, versicherte der 21-jährige ihm. „Der Arzt sagte, dass alles sehr gut verheilt sei. Er hat mir allerdings abgeraten, es in den nächsten Tagen körperlich allzu sehr zu übertreiben. Hört sich also irgendwie danach an, als würden die Sessions leider noch warten müssen.“

Leron musste schmunzeln, als er die leichte Enttäuschung bei Simon sah. Er schien den Vorfall mit Michael ganz gut verkraftet zu haben und zeigte auch kein auffälliges Verhalten. Zumindest war ihm nie etwas aufgefallen und auch der Arzt hatte nichts dergleichen angemerkt. Dennoch war ihm aufgefallen, dass der Junge irgendwie geistesabwesend und bedrückt wirkte. Als er ihn gefragt hatte, bekam er nur die Antwort, dass es wegen dem Vorfall war und er hatte sich damit auch zufrieden gegeben. Allerdings beschlich ihn auch langsam das Gefühl, als würde der Junge ihm irgendetwas verschweigen. Dabei konnte er sich noch gut an die Bedingungen erinnern, die er ihm gestellt hatte: absolute Ehrlichkeit und Offenheit. Eigentlich hätte er unter normalen Umständen eine Erziehungsstunde verhängt und ihn auf diese Weise zu der Wahrheit genötigt, aber das kam jetzt nicht infrage. Der Arzt hatte deutlich gesagt, dass er sich nicht überanstrengen durfte und die Gesundheit hatte erst mal absoluten Vorrang. Also sah sein alternativer Plan aus, dass er ihn noch mal fragen würde und wenn Simon nicht mit der Sprache rausrückte, würde er es eben anders angehen. Aber Fakt war, dass er die Wahrheit schon noch herausfinden würde.

Als er spürte, wie sich Simons Kopf auf seine Schulter legte, lächelte er zufrieden und legte einen Arm um ihn. Es war ja nicht so, dass er böse auf ihn war, weil dieser ihm irgendetwas verschwieg. Er wusste, dass Simon es vielleicht aus Rücksicht auf ihn tat, aber das wollte er nicht. Der Junge sollte sich nicht mehr mit irgendwelchen Sorgen oder Problemen belasten und alles mit sich alleine ausmachen. Er wollte ihm all diese Dinge abnehmen und ihm helfen. „Bist du müde?“

„Ich habe nicht gut geschlafen“, gestand dieser. „Irgendwie macht es mir Angst, ganz alleine zu schlafen. Außerdem fühle ich mich in Krankenhäusern überhaupt nicht wohl.“

„Kann ich gut nachvollziehen. Aber jetzt ist es ja zum Glück überstanden und ich habe nichts dagegen, wenn du bei mir im Bett schläfst, wenn du dich dann sicherer fühlst.“

Mit einem leisen „Danke“ rückte Simon näher an ihn heran und wirkte wie ein hilfloses kleines Kätzchen, das nach Wärme und Geborgenheit suchte. Und dennoch hatte er gleichzeitig einen unglücklich und melancholisch anmutenden Gesichtsausdruck. Den Rest der Fahrt über schwieg er.

Als sie die Villa erreicht hatten, brachte der Chauffeur Simons Tasche hinauf zum Zimmer, während die beiden in die Küche ging, wo der Butler Anthony mit dem Mittagessen beschäftigt war. Ihm war die Freude über Simons Rückkehr anzusehen und auch Simons Miene hellte sich wieder etwas auf. Beim Mittagessen langte der Junge ordentlich zu und wirkte, als hätte er seit Tagen keine richtige Mahlzeit mehr zu sich genommen. Der Unternehmer aß eher weniger und nahm dabei auch gleich seine Medikamente ein, was er am Morgen leider vergessen hatte. Neugierig sah Simon sich die Verpackung an und las Risperdal Filmtabletten 4 mg, wobei er sich erkundigte „Sind die gegen deine Halluzinationen?“

Leron nickte und nahm die Tablette zusammen mit einem Glas Wasser ein. „Ja, sie helfen bei chronischer Schizophrenie und lindern zudem Aggressionen. Sie helfen wirklich gut.“

„Das freut mich. Und wie oft musst du die nehmen?“

„Einmal am Tag. Die Dosis ist momentan noch sehr hoch, aber Dr. Larson meinte, dass sie nach einer gewissen Zeit langsam herabgesetzt wird, wenn die Therapie anschlägt. Ehrlich gesagt bin ich selbst erstaunt wie gut sie wirken.“

„Man merkt auch, dass du ausgeglichener wirkst, trotz des Arbeitsstresses“, merkte Simon zustimmend an und fragte sogleich nach einer zweiten Portion. Trotzdem schien ihm irgendetwas schwer auf der Seele zu lasten. Deshalb entschloss er sich dazu, Anthony zu bitten, die Küche für einen Moment zu verlassen, damit sie ungestört waren. Der Brünette schien zu merken, dass jetzt gleich ein etwas ernsteres Gespräch folgen würde und skeptisch schaute er ihn an.

„Also Simon“, begann der Unternehmer langsam. „Ich habe schon in den letzten Tagen gemerkt, dass du sehr bedrückt bist und mir irgendetwas verschweigst. Ich möchte, dass du offen mit mir darüber redest.“

Der 21-jährige presste die Lippen zusammen und ließ die Gabel sinken. Es war allzu offensichtlich, dass er Geheimnisse hatte und nicht darüber reden wollte. Doch das war genau das, was Leron nicht wollte und anscheinend musste er ihn nochmals daran erinnern. „Simon, wir hatten doch bezüglich unseres Vertrages gesprochen und ich hatte dir auch die Regeln genannt. Du hast keine Geheimnisse vor mir und du wirst mir alles anvertrauen, was dich betrifft. Und wenn ich dir sage, du sollst mir sagen, was dich bedrückt, dann erwarte ich auch, dass du das tust. Ich mache das nicht, weil ich dich kontrollieren oder ärgern will. Ich möchte nur nicht, dass du irgendetwas mit dir herumschleppst und versuchst, deine Probleme alleine zu lösen.“

„Mir geht es gut“, versicherte Simon, klang aber nicht sehr überzeugend. „Es ist nur halt viel passiert in der letzten Zeit.“

„Na schön“, murmelte der 31-jährige und faltete die Hände. „Wenn du es mir nicht sagen willst, wird es entsprechende Konsequenzen geben.“

„Leron…“, kam es von dem Jungen und er wirkte erst erschrocken, da er sich wohl wer weiß was vorstellte.

„Da du körperlich noch nicht ganz fit bist, sind Erziehungsmaßnahmen fürs Erste nicht möglich. Stattdessen wirst du heute alleine schlafen müssen, wenn du weiterhin schweigen willst.“

„Aber…“

„Keine Widerworte“, ermahnte der Unternehmer ihn. „Ich hatte dich über die Regeln aufgeklärt und eines sollte dir klar sein: die Regeln und die Erziehungsstunden gibt es nicht, weil ich dich quälen will, sondern weil sie zu deinem Wohl dienen. Ich gebe dir die Möglichkeit, mir noch heute die Wahrheit zu sagen. Aber wenn du lieber schweigen willst, wirst du die Nacht alleine in deinem Zimmer verbringen müssen. Und Umarmungen und dergleichen wird es dann auch nicht mehr geben.“

Mit einem enttäuschten Blick sah der 21-jährige ihn an und erinnerte fast an einen bettelnden Hund. Auch Leron fiel es nicht gerade einfach, konsequent zu bleiben, denn auch er hätte die Nacht am liebsten mit ihm verbracht, aber Regeln waren nun mal Regeln und wenn er sich weichkochen ließ, würde der Junge seine Lektion nicht lernen. Er war sich sicher, dass dies das Beste für ihn war. Sein Petboy musste lernen, dass er von jetzt an die Verantwortung abgeben musste und sich auch unterordnen musste. Zwar hatte er nicht vor, sein ganzes Leben zu kontrollieren und zu bestimmen, aber er wollte, dass Simon begriff, dass er sich an die Regeln zu halten hatte. Und er selbst würde sie konsequent durchsetzen.

Nach dem Essen erhob sich der Unternehmer und verließ die Küche. Simon sah ihm noch mit einem Bettelblick nach, doch diesem schenkte er bewusst keine Beachtung. Stattdessen zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und erledigte ein paar Telefonate mit seinem Sekretär. Er wunderte sich, was den Jungen davon abhielt, ihm die Wahrheit zu erzählen. Entweder war es ihm zu peinlich oder aber…

Es klingelte an der Haustür und verwundert ging Leron nachsehen, denn es kam für gewöhnlich niemand hierher um ihn zu besuchen. Außerdem wusste außer seiner Familie sowieso niemand, dass er hier wohnte, weil er nicht gestört werden wollte. Auch Simon lugte um die Ecke und wirkte sehr beunruhigt. Anthony öffnete gerade die Tür und wie sich herausstellte, war es sein Vater Lionel. Er wirkte nicht gerade danach, als hätte er gute Laune und nachdem er dem Butler seinen Mantel gereicht hatte, drängte er sich auch schon an ihnen vorbei.

„Was machst du denn hier?“ fragte Leron verwundert und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Simon mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck schnell um die Ecke verschwand, so als wollte er nicht gesehen werden. Ein merkwürdiger Verdacht stieg in ihm auf, doch er kam nicht dazu, ihn weiterzuführen, denn da erwiderte Lionel auch schon „Dasselbe könnte ich eigentlich dich fragen. Du wusstest, dass heute ein Meeting war und du hältst es nicht einmal für notwendig, anwesend zu sein. Als zukünftiger Nachfolger des Konzerns hätte ich etwas mehr Engagement deinerseits erwartet. Oder ist es die Art und Weise, wie du dein eigenes Unternehmen leitest?“

„Wie ich mein Unternehmen leite, lass du mal meine Sorge sein“, erwiderte Leron etwas ungehalten, denn es passte ihn gar nicht, dass das Erste, was sein Vater von sich gab, nur die üblichen Zurechtweisungen waren, die ihm ohnehin schon gehörig auf den Senkel gingen. „Und außerdem habe ich dir gesagt gehabt, dass ich Simon vom Krankenhaus abhole, weil er heute entlassen wurde.“

„So, so. Dann ist dieser Junge also immer noch bei dir?“ stellte sein Vater in einem etwas merkwürdigen Ton fest und das gefiel ihm umso weniger. Um aber in Ruhe mit ihm zu reden, gingen sie ins Wohnzimmer und Leron wies Anthony an, ihnen einen Kaffee zu bringen. Nachdem sie auf den schwarzen Ledersofas Platz genommen und den Kaffee serviert bekommen hatten, gab Lionel etwas Zucker und Milch in seinen Kaffee und kam gleich zum Punkt: „Wie du ja weißt, hat unser Konzern Einbußen verzeichnen müssen, nachdem die Sache mit deinem ältesten Bruder an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Und die Presse sucht jetzt auch schon nach allen möglichen Schandflecken, um uns bloßzustellen. Deshalb dürfen wir uns keine Fehler erlauben, insbesondere du nicht, da du nach dem Tod deiner Brüder der einzige verbliebene Nachfolger bist. Als solcher ist es wichtig, dass du ein Image bewahrst und dir keine Blöße vor den Medien gibst.“

„Das Thema hatten wir schon“, gab Leron relativ unbeeindruckt zurück. „Entweder kommst du gleich zum Punkt oder wir beenden das Gespräch hier auf der Stelle.“

„Es geht um diesen Jungen, der bei dir wohnt“, erklärte Lionel und trank einen Schluck. „Als du sagtest, du seiest in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, hatte ich erst meine Zweifel, weil ich dachte, du wolltest dich nur herausreden. Aber als ich dieses Kind da sah, war ich gewissermaßen schockiert. Du kannst mir nicht allen Ernstes erzählen, dass du wegen ihm deine ganze Zukunft verbauen willst. Mit einem Knaben, der noch ein halbes Kind ist und… So wie er aussieht, kannst du ihn doch unmöglich der Öffentlichkeit präsentieren. Ich bitte dich!“

Ach darum ging es also. Nun begann Leron zu verstehen, was das alles zu bedeuten hatte. Doch das sorgte nicht gerade dafür, dass seine Verärgerung dadurch abkühlte. Nein, eher das Gegenteil war der Fall. Er atmete tief durch und normalerweise hätte er seinen Vater am Kragen gepackt und ihn angeschrien oder irgendetwas durchs Zimmer geworfen. Aber glücklicherweise hatte er seine Medikamente eingenommen, wodurch sich seine Wut noch in einem recht gesunden Maße hielt.

„Mit wem ich ein Verhältnis habe und mit wem nicht, das lass allein meine Sorge sein. Das sind meine privaten Angelegenheiten und sie gehen niemanden etwas an. Weder dich, noch die Öffentlichkeit oder irgendjemand anderes sonst. Und es interessiert mich einen feuchten Kehricht, wie er aussieht.“

„Dem würde ich eventuell zustimmen, wäre da nicht die Tatsache, dass wir momentan im Fokus der Öffentlichkeit stehen, weil Michael die Nerven verlor und Amok gelaufen ist. Und nun suchen sie natürlich nach weiteren Schandflecken, um uns endgültig bloßzustellen und in dieser Situation können wir uns keine Skandale leisten, Leron. Der Junge sieht aus, als wäre er nicht einmal volljährig und ich habe einige Nachforschungen angestellt.“

„Du hast was?“ platzte es aus dem 31-jährigen heraus und er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wer hat dir das Recht gegeben, herumzuschnüffeln?“

„Ich musste es ja wohl, weil du wegen diesem Bengel deine Pflichten vernachlässigst!“ antwortete Lionel und schien sich vollkommen im Recht zu sehen. „Und bei dem, was ich herausgefunden habe, war es das einzig Vernünftige gewesen. Ich hatte ja schon ein seltsames Gefühl gehabt und letzten Endes wurde mein Verdacht nur bestätigt: der Junge ist nichts anderes als ein Stricher, der für Geld seinen Körper verkauft. Komm zur Vernunft und wach endlich auf: der Junge passt nicht in diese Familie und ich glaube auch nicht wirklich, dass er nur mit dir zusammen ist, weil er dich liebt. Der ist doch nur auf das Geld unserer Familie aus!“

Leron atmete sehr tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Es brachte überhaupt nichts, die Beherrschung zu verlieren und sich noch weiter in seine Wut hineinzusteigern.

„Ich wusste von Anfang an, dass Simon auf dem Straßenstrich arbeitet“, erklärte er ruhig, aber mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. „Michael hatte ihn vor drei Jahren fast umgebracht und ich hatte ihn im Loft gefunden und reanimiert. Ich bin über seine Herkunft sehr wohl im Bilde und weiß auch, warum er das tut.“

„Und dann lässt du dich noch von ihm ausnutzen?“ fragte Lionel, der nun vollkommen aus allen Wolken gefallen war als er hörte, dass Leron schon längst darüber Bescheid wusste und den Jungen trotzdem noch bei sich im Hause tolerierte.

„Von Ausnutzen kann keine Rede sein, wenn es meine Idee war, ihn zu mir zu holen, damit er vom Straßenstrich wegkommt und nicht wieder an irgendwelche gemeingefährlichen Psychopathen gerät. Aber so langsam verstehe ich auch, warum er sich so merkwürdig verhält… Simon!“

Es dauerte ein paar Momente, bis Herbeigerufener das Wohnzimmer betrat und unschlüssig stehen blieb. Sein Blick huschte kurz zu Lionel und sein Gesichtsausdruck schien noch nervöser zu werden. Leron winkte ihn zu sich und als Simon neben ihm stand, sah der Unternehmer ihm tief in diese schneeweißen und leer wirkenden Augen und sagte „Ich hatte gerade ein Gespräch mit meinem Vater. Ich möchte dir hier die letzte Chance geben, mir zu sagen, was dich beschäftigt und worüber du nicht mit mir sprechen wolltest. Du brauchst dir keine Gedanken über irgendwelche Konsequenzen zu machen.“

Simon sah wieder zu Lionel und schien immer noch zu zögern. Dann aber nickte er und erklärte „Dein Vater hat mir gesagt, ich solle mich von dir fernhalten und er bot mir 100.00$ an. Er drohte mir außerdem damit, dass er mein Leben ruinieren wird, wenn ich es wage, die Familie zu ruinieren. Wenn der Ruf des Konzerns wegen mir zerstört wird, werden hunderte von Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und du wärst dir nicht über die Konsequenzen deines Handelns bewusst. Außerdem wollte er wissen, wie viel du mir geboten hättest, dass ich bei dir bin. Er sagte mir deutlich, dass ich gut daran täte, das Geld anzunehmen und die Beziehung zu beenden, ansonsten würde ich noch große Probleme kriegen.“

Da der Brünette sehr unsicher wirkte und dieses Erlebnis ihn wohl eingeschüchtert hatte, stand Leron auf und legte einen Arm um ihn. Dass der Junge ihm die Wahrheit in Anwesenheit seines Vaters gesagt hatte, wollte er auf jeden Fall belohnen und ihm vor allem deutlich machen, auf wessen Seite er stand.

„Du wagst es allen Ernstes, Simon einzuschüchtern und ihm Geld zu bieten, damit er die Beziehung beendet? Wer gibt dir das Recht dazu, hier über mein Leben oder über seines zu entscheiden? Was ich aus meinem Leben mache, das ist allein meine Angelegenheit und ich lasse mir nicht das, was ich aus eigener Kraft aufgebaut habe, von dir kaputt machen. Simon und ich sind zusammen und mir ist es egal, womit er vorher sein Geld verdient hat. Ich werde ihn nicht fallen lassen und solltest du es wagen, unsere Beziehung zu sabotieren, dann werde ich meine Drohung wahrmachen und den Medien erzählen, dass du alle Verbrechen von Michael vertuscht hast, indem du seine Opfer mit Geld mundtot gemacht hast, oder dass du nicht einmal etwas gegen seine Anfälle unternommen hast, als er jung war. Ich denke, das wird ein wesentlich größerer Skandal werden, als wenn der jüngste Sohn eines Konzerninhabers eine Beziehung zu einem jungen Mann hat, der schlichtweg einfach Pech in der Vergangenheit hatte.“

„Der Bengel hat dir allem Anschein nach völlig das Hirn vernebelt!“ entgegnete Lionel empört. „Ich habe große Opfer für diese Familie gebracht und…“

„Welche Opfer hast du denn bitteschön jemals gebracht?“ unterbrach Leron genervt. „Alles, was dich je interessiert hat, war nur deine Firma und mehr nicht. Und nur weil Michael und Jordan tot sind, heißt das noch lange nicht, dass ich jetzt brav nach deiner Pfeife tanze und den perfekten Vorzeigesohn spiele. Ich habe mein eigenes Leben und ich bin weder auf dich, noch auf dein Erbe angewiesen. Und wage es bloß nicht, Simon noch mal in irgendeiner Art und Weise noch mal zu belästigen oder ich werde dafür sorgen, dass all deine Schmutzwäsche zutage gefördert wird. Und da ist es mir vollkommen gleich, was für Konsequenzen das für deinen Konzern haben wird. Ich bin fein raus mit meinem Unternehmen und selbst wenn alles schlecht geht, kann immer noch verkauft werden. Und jetzt verschwinde und lass dich nicht mehr in meinem Haus blicken!“

Damit rief er den Butler Anthony herbei und wies ihn an, seinen Vater zur Tür zu bringen. Damit war die Diskussion beendet und Leron setzte sich mit einem leisen Seufzer hin und zog Simon zu sich, sodass sich dieser auf seinen Schoß setzte.

„So, so…“, begann der Unternehmer schließlich und wurde wieder deutlich ruhiger und entspannter. „Du hast mir also nichts sagen wollen, weil mein Vater dich bedroht hat?“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Simon ein wenig kleinlaut. „Ich wollte die Dinge halt nicht noch komplizierter machen. Nachdem deine Brüder tot sind, hast du jetzt so viel um die Ohren und ich wollte nicht, dass du dir auch noch wegen mir Stress machst.“

„Und genau das wollte ich nicht: dass du so schwer wiegende Probleme vor mir geheim hältst, nur weil du glaubst, ich hätte zu viel Stress. Was hättest du denn gemacht, wenn du mir nichts gesagt hättest, hm?“ Ein unsicheres Schulterzucken war die Antwort und genau das hatte Leron auch erwartet. „Siehst du? Du weißt es selber nicht. Du bist noch jung, Simon und das hier hättest du schwer alleine regeln können. Ich hoffe, du hast gelernt, dass du mir in Zukunft auch solche Dinge sagst. Selbst wenn sie meinen Vater oder irgendeinen anderen Menschen betreffen.“

Nachdem Simon ihm versichert hatte, dass er es verstanden hatte und so etwas in Zukunft nicht wieder vorkommen würde, küsste Leron ihn. „Sehr gut. Und da du wenn auch mit leichter Verspätung meiner Aufforderung nachgekommen bist, darfst du heute Abend bei mir im Bett schlafen.“

Und man sah Simon an, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel. Dafür, dass er zu Anfang ihres Zusammenlebens versucht hatte, Distanz zu wahren und Leron nur als Freier anzusehen und jegliche Sympathien zu vermeiden, war er erstaunlich anhänglich geworden. Fast so wie ein Haustier, dessen bedingungsloses Vertrauen man gewonnen hatte. Die Geduld und die Arbeit hatten sich definitiv ausgezahlt. Er hatte Simons Loyalität, seine Liebe und sein Vertrauen. Die gröbste Arbeit war getan, jetzt fehlte nur noch der letzte Feinschliff, um aus ihm den Petboy zu machen, den er sich wünschte. Das sollte eigentlich kein Problem darstellen, denn sie waren beide auf einem sehr guten Weg und jetzt, da er auch seinem Vater ein paar deutliche Worte gesagt hatte, sollte es auch keine weiteren Störenfriede mehr in ihrer Beziehung geben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, damit wäre auch das Problem mit seinem Vater vorläufig geklärt. Auf der einen Seite konnte ich selber erst nicht verstehen, warum Simon nicht gleich sofort auspackt, aber andererseits... Er wurde von Lerons Vater bedroht und unter Druck gesetzt. Da ist es irgendwie nachvollziehbar, wenn er dadurch erst mal etwas eingeschüchtert ist und nicht weiß, ob er Leron davon erzählen sollte. Und von Lerons Seite war es ein guter Schachzug gewesen, seinem Vater in Simons Anwesenheit seine Meinung zu geigen um zu beweisen, hinter wem er wirklich steht. Und für dieses Mal hat Simon glücklicherweise nicht mit Sanktionen zu rechnen.

Mir ist noch was aufgefallen: Ich bin jetzt schon beim 34. Kapitel angelangt. 34 Kapitel! Damit hätte selbst ich nicht gerechnet. Nun gut, ich hatte auf jeden Fall mit 22 bis 25 Kapiteln gerechnet, aber jetzt sind wir schon so weit angelangt und die Story ist immer noch nicht fertig. Denn das Ergebnis des DNA-Tests steht noch aus, Simon weiß immer noch nichts über seine Herkunft, wie es mit der Firma weitergehen soll steht auch noch nicht fest, die Augenbehandlung steht noch aus, Leron erinnert sich noch nicht ganz an die düstere Seite seiner Mutter und natürlich darf man die "Trainingsstunden" zwischendurch nicht vergessen. Das ist definitiv meine umfangreichste Geschichte, die ich bisher geschrieben habe. Last Desire habe ich bewusst nicht mitgezählt, weil sie "lediglich" eine Death Note Fanfiction ist, aber keine nichts aus der Kategorie "Eigene Geschichte". Und "Meine Creepypastas" zählen auch nicht, da es sich um One-Shot Sammlungen handelt.

Ich habe immer noch keinerlei Ahnung, wie lang sich die Story noch hinziehen wird, denn es ist noch so viel Potential da, dass es nicht langweilig werden kann. Selbst wenn ich all die oben genannten Punkte abgehakt habe, kann ich ja immer noch damit weitermachen, dass Simon anfängt in Lerons Firma zu arbeiten und dort mit allerhand Problemen konfrontiert wird. Solange noch genügend Stoff da ist, kann die FF sich noch sehr lange hinziehen XD

Das nächste Kapitel kann vielleicht etwas später kommen, da ich mal die Gelegenheit nutzen wollte, um mal wieder sämtliche Kapitel durchzulesen und nach gröberen Fehlern zu durchsuchen, die ich übersehen habe. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Drachenprinz
2016-08-16T17:42:12+00:00 16.08.2016 19:42
Uuund mal wieder zwei Kapitel geschafft, 33 und 34. :)
Beide haben mir wieder gut gefallen, nur im 33. Kapitel gab es ein paar ungünstig formulierte Stellen, bei denen du dich teilweise oft wiederholt und das wahrscheinlich selbst beim Schreiben nicht gemerkt hast. Zum Beispiel, als Leron Cypher an seinem Krankenbett besucht. Da steht vier Mal in kurzer Zeit nacheinander das Wort 'fit', davon zwei Mal in der Konstruktion 'alles andere als fit', was sich halt ein bisschen holprig lesen lässt. Oder bei diesem Satz: „Der Gedanke, dass Hunter vielleicht ins Gefängnis musste oder in einen Prozess verwickelt werden könnte, nur weil dieser ihn vor diesem Verrückten retten wollte, konnte er nicht ertragen“, da hätte es eigentlich heißen müssen „DEN Gedanken [...] konnte er nicht ertragen“. Aber das sind halt kleine Flüchtigkeitsfehler, die passieren können. ^^
Cypher tut mir ja auch ehrlich gesagt ziemlich leid. Er hat ja mit der ganzen Sache eigentlich überhaupt nichts zu tun, wurde aber trotzdem zwei Mal angeschossen... und einen Schuss in den Bauch zu bekommen, stelle ich mir sehr schmerzhaft vor. Ich hoffe, es geht ihm schnell wieder besser, ich mag ihn doch so. ;_;
Inwiefern sind Hunter und Michael eigentlich miteinander verwandt? Mir ist eingefallen, dass ja beide zur Cohan-Familie gehören, also müssten sie doch auch in irgendeiner Weise miteinander verwandt gewesen sein... und jetzt, wo der Eine den Anderen umgebracht hat, interessiert mich das irgendwie. Sind sie entfernte Cousins oder so? Falls das irgendwo schon mal stand, sorry, dann habe ich das grad nicht mehr auf dem Schirm. xD
Das mit Lionel war ja dann auch echt'n Ding. Ich kann seine Denkweise zwar insofern nachvollziehen, als dass er es ja in der Vergangenheit mit seiner Frau und dann mit seinen Söhnen echt nicht leicht hatte und seine Firma das Einzige war, in das er sich immer hineinflüchten konnte – da will er natürlich nicht, dass das alles zu Staub zerfällt, schon klar. Aber dass er jetzt ernsthaft bei Simon ankommt, der schwer verletzt im Krankenhaus liegt, und ihm droht, sein Leben zu zerstören, wenn er sich nicht von Leron trennt, geht trotzdem zu weit. Da hat der Typ sich nicht einzumischen, auch wenn er noch so sehr an seiner Firma hängt. Gut, dass Leron diese Sache im nächsten Kapitel dann unmissverständlich aus der Welt geräumt und Simon verteidigt hat. Etwas anderes habe ich von Leron aber auch nicht erwartet. :3
Ich finde es ja irgendwie schrecklich, dass wir in einer so oberflächlichen Welt leben, dass manchen Erwachsenen echt noch von ihren Eltern vorgeschrieben wird, was sie zu tun und mit wem sie zusammen zu sein haben, nur damit irgendein dämlicher Ruf gewahrt wird. Wofür ist so ein angeblich 'guter Ruf' schon gut, wenn man dafür sich selbst aufgibt und sich total verstellt? Das habe ich noch nie kapiert. Bin da ganz auf Lerons Seite. Wäre doch wirklich gemein, wenn die Firma jetzt am Ende echt noch zwischen den Beiden stehen würde, wo sie doch gerade im Grunde so glücklich miteinander sind. Ihnen kommt aber auch immer irgendwas in die Quere. >_>
Die Vorstellung von Simons Hunde-Bettel-Blick fand ich übrigens total niedlich. Awww. xD Ich kenne das selber von unseren Hunden und weiß, wie schwierig man da widerstehen kann. Schön, dass Leron und er jetzt aber doch noch zusammen im Bett schlafen und die Nacht nicht alleine verbringen müssen. x3
Ach ja, und wegen deinem Autoren-Nachwort beim 34. Kapitel: Mich stört es auf jeden Fall nicht, wenn die Geschichte noch deutlich länger wird und du all deine Ideen irgendwie noch einbaust. Ich werde definitiv dran bleiben, will ja unbedingt wissen, wie es mit Simon und Leron und auch mit Cypher und Hunter weitergeht, was aus Lionel wird und welche unerwarteten Dinge vielleicht noch so ans Licht kommen. xD Von mir aus kann die Story gerne noch eine Weile lang weitergehen, habe mich schon so an die ganzen Charaktere hier gewöhnt.~
Antwort von:  Sky-
16.08.2016 21:00
Ah, danke für den Hinweis bezüglich der Flüchtigkeitsfehler. Die werden definitiv noch ausgebessert.

Was die Verwandschaft zwischen Michael und Hunter angeht, die ist sehr weit verzweigt und eigentlich kaum nachvollziehbar, da der Clan einen gewaltigen Stammbaum hat. Ich kann dir gerne mal eine kurze bildliche Veranschaulichung mal aufmalen und dir dann zuschicken. Um aber deine Frage zu beantworten: Hunters Ururgroßmutter Susan war die jüngere Schwester von Howard und Clara, die in einer inzestuösen Beziehung waren. Und deren Ururenkel waren dann Michael, Jordan, Leron und Jackson. Jackson (den wir kurz kennen gelernt haben) ist der Cousin der drei. Katherines jüngerer Bruder Neil hatte seine andere Schwester mehrfach vergewaltigt und daraus ist Jackson entstanden. Fun Fact: Hunter ist der einzige, der aus einer Nebenlinie stammt, in der es keine Inzestgeschichten gab.

Ja, dass manchen Menschen der Ruf wichtiger ist als ein Leben ist wirklich erbärmlich, passiert aber leider sehr oft. Politiker, Prominente versuchen immer, irgendwelche Skandale unter dem Teppich zu kehren und da kümmert es sie herzlich wenig, wie andere dabei fühlen. Aber deshalb habe ich Lionel auch in dieser Geschichte so dargestellt: weil er die Art von Menschen verkörpert, die sich in erster Linie nur dafür interessieren, ihren guten Ruf zu wahren. Aber zumindest lässt sich Leron davon nicht beeinflussen und er hat ganz klar gezeigt, hinter wem er wirklich steht^^
Von:  Yamasha
2016-07-28T10:10:24+00:00 28.07.2016 12:10
Ein echt schönes Kapitel! Mich freut es richtig, dass Leron seinem Vater seinem Vater die Meinung gesagt hat. Ich mag den Typen ja sowieso nicht, auch wenn er mir leid tut. Und ich glaube, dass Lerons Drohung, alles öffentlich zu machen, ihm wirklich Angst macht. Denn DAS wäre das Ende des Konzerns, nicht Lerons Beziehung zu Simon.
Ich freu mich aber schon richtig auf die nächsten Kapitel und hab kein Problem damit, wenn die Geschichte noch ein bisschen länger wird :D
Von:  Meowlody100
2016-07-28T04:29:10+00:00 28.07.2016 06:29
Wie immer Ei sehr bewegendes Kapitel. Super geschrieben!
Antwort von:  Meowlody100
28.07.2016 06:29
*ein, ich bin noch nicht ganz wach 🙈
Von:  CharlieBlade1901
2016-07-27T21:40:56+00:00 27.07.2016 23:40
Hura damit sind wir alle Probleme los na endlich. Jetzt kann es nur noch besser werden
Antwort von:  Sky-
27.07.2016 23:43
Ja, eigentlich schon. Zumindest haben wir die schlimmsten Arschlöcher von der Backe^^
Antwort von:  CharlieBlade1901
27.07.2016 23:44
Ich ahne übles aus deine Worten. Ach komm schon es ist Zeit für Freiden
Antwort von:  Sky-
27.07.2016 23:51
War nur ein Scherz. Natürlich haben die ersr mal eine friedliche Zeit verdient. Das einzig "düstere" was noch kommen könnte ist, dass Leron hinter das Geheimnis kommt, wer seine Mutter wirklich war


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