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The Petboy Contract

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Ein gut gemeinter Rat

Das Erste, was Simon am nächsten Morgen spürte, waren Kopfschmerzen. Er fühlte sich ausgelaugt und sein Schädel dröhnte heftig. So schlimm hatte er sich zuletzt gefühlt, als er sich seinen Sonnenstich eingefangen hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal nicht zu lange in der Sonne gelegen hatte, sondern weil er sich schlicht und einfach übernommen hatte. Gestern Abend hatte Leron ihn eingeladen, zusammen mit ihm in die Sauna zu gehen. Für ihn selbst war es das erste Mal gewesen und er wollte auch nicht vor dem Unternehmer als Weichei erscheinen und war bis zum Ende zusammen mit ihm drin gewesen. Aber wer hätte ahnen können, dass dieser die vorherrschende monströse Hitze so locker wegstecken konnte, als wäre es eine leichte Sommerbrise? Er selbst war sich eher vorgekommen wie ein Grillhähnchen, aber er wollte ja unbedingt drinbleiben und sich einen schönen Abend mit ihm machen. Aber es war natürlich nicht bloß alleine bei ein bisschen Chillen in der Sauna geblieben. Wie denn auch, wenn sie beide splitterfasernackt und schweißgebadet da saßen? Natürlich war es darauf hinausgelaufen, dass sie schließlich Sex dort hatten und das war wahrscheinlich eine sehr schlechte Idee gewesen. Die extreme Hitze war eh schon sehr anstrengend für ihn und dann der Sex noch obendrauf war wohl wirklich zu viel des Guten gewesen. Und danach war er so erschöpft gewesen, dass Leron ihn in sein Zimmer tragen musste. Das war ohnehin schon ziemlich peinlich für ihn gewesen, denn er hatte eigentlich zeigen wollen, dass er so etwas aushalten konnte und nicht so schwach war, wie er sonst wirkte. Tja und da hatte er sich ordentlich verzettelt und musste das jetzt wohl oder übel ausbaden. Nämlich indem er sich fühlte, als hätte er den größten Marathon seines Lebens hinter sich gebracht und sich danach komplett die Kante gegeben.

Stöhnend lag er im Bett und fühlte sich hundsmiserabel. Obwohl er knapp neun Stunden geschlafen hatte, fühlte er sich eher danach, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugekriegt. Netterweise kam Leron mit einem Glas Wasser und zwei aufgelösten Aspirin darin zu ihm, um ihm bezüglich seiner Kopfschmerzen zu helfen. Dabei streichelte der Unternehmer ihm zärtlich den Kopf und fragte „Warum bist du nicht rausgegangen, um dich abzukühlen? Wenn man noch nie in einer Sauna war, sollte man langsam und in kleinen Schritten anfangen.“

„Hab ich ja jetzt auch gemerkt“, grummelte Simon und nahm das Glas dankend entgegen. Er trank den Inhalt in einem Zug aus und legte danach wieder den Kopf auf das Kissen zurück. „War eben halt eine blöde Idee gewesen und ich dachte, ich kriege das schon hin. Aber dem war offenbar nicht so. Ich glaube, ich gehe es heute mal ein klein wenig langsamer an.“

„Lass dir ruhig Zeit. Beim nächsten Mal achtest du vielleicht drauf, nicht allzu lange in der Sauna zu bleiben, okay?“

Simon nickte und zog die Decke wieder über den Kopf, während Leron zusätzlich noch die Rollläden ein wenig herunterließ bevor er ihn dann alleine ließ, damit er sich noch ein klein wenig ausruhen konnte. Dann ging es ihm auch hoffentlich bald besser. Es waren Momente wie diese, wo er nur allzu deutlich merkte, dass er nicht dieselbe Erfahrung besaß wie Leron und sich dann selbst ziemlich überschätzte. Und da merkte man auch, dass zehn Jahre Unterschied zwischen ihnen waren. Zehn Jahre… Es war ihm erst so wirklich bewusst geworden, als Cypher sie gestern darauf aufmerksam gemacht hatte. Ehrlich gesagt hatte er sich nie großartig Gedanken oder Sorgen darum gemacht, immerhin hatte er schon mit Kerlen geschlafen, die sogar schon 60 Jahre und älter waren. Er bewunderte Lerons Erfahrungsschatz und dass dieser immer alles im Blick hatte und genau wusste, was er wollte. Vielleicht hatte er halt eine Schwäche für etwas ältere Partner, weil diese dann seinen Mangel an Erfahrung gut ausgleichen konnten. Außerdem fühlte er sich geborgen und sicher bei ihm und das war doch das Wichtigste. Dass dieser nach dem gestrigen kurzen Streit im Auto jetzt sogar den Gentest bezahlen wollte, war wirklich eine großherzige Geste, nachdem er sein Misstrauen gegenüber Cypher mehr als deutlich gemacht hatte. Aber Simon sah es nicht als persönliche Feindseligkeit an. Womöglich sprach da einfach die negative Erfahrung aus dem Unternehmer heraus, weil er selbst sehr unter seinen Brüdern zu leiden hatte. Und womöglich war es auch ein Symptom seiner Schizophrenie gewesen. Simon war nämlich nicht faul gewesen und hatte ein paar Hausaufgaben gemacht, um ein wenig mehr über die Symptome von Schizophrenie herauszufinden. Halluzinationen waren nur eine Begleiterscheinung. Es konnte zum Verlust des Realitätsbezuges kommen, erhöhte Wachsamkeit, Unruhe, Schlafstörungen, Misstrauen und sogar zu Paranoia. Auch wenn Leron sich eisern im Griff hatte und versuchte, sich an existierende, klare Fakten zu halten, so hatte Simon durchaus ein paar Symptome bei ihm wiedererkennen können. Insbesondere wenn er wieder einen Schub hatte und Stimmen hörte, war er sehr unruhig und äußerst schnell gereizt. Er sah seine Brüder dann als die schlimmste Bedrohung an, die je über ihn hereinbrechen könnte und er steigerte sich in den Gedanken rein, dass Michael ihm den Menschen wegnehmen wollte, den er liebte.

Und seine Abneigung gegen Cypher war sicherlich auch eine Begleiterscheinung seiner Schizophrenie. Menschen, die eventuell ein näheres Verhältnis zu seinem Liebsten haben könnten, waren in seinen Augen eine potentielle Bedrohung. Es galt deshalb, ihn auf dem Boden der Tatsachen zu halten und auch klare Worte zu sprechen, damit er sich nicht in diese Wahnidee hineinsteigerte. Aber zum Glück war der Therapietermin eh übernächste Woche und bis dahin dürfte es ja nicht allzu schwer sein, ein Auge auf ihn zu haben.
 

Leron hatte sich mit einer Tasse Kaffee und einem Buch auf die Terrasse gesetzt, um Simon die Ruhe zu gönnen, die er brauchte und hatte es sich gerade gemütlich machen wollen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Erschrocken fuhr er auf und sein erster Gedanke war, dass es vielleicht Michael sein könnte. In dem Fall musste er ihn irgendwie an der Tür abwimmeln und verhindern, dass er ins Haus kam. Wenn er Simon sah, könnte es sonst echt Probleme geben. Doch als er im Wohnzimmer auf den Monitor schaute, der die Kamerabilder auf dem Gelände und vor der Tür anzeigte, stellte er mit Erleichterung fest, dass es nicht Michael war. Aber der oder besser gesagt die Besucher waren auch nicht gerade das, was er als erfreulichen Besuch bezeichnen könnte. Es waren Cypher und Hunter. Während Hunter starr auf die Tür blickte und aussah, als wolle er gleich jemanden erschießen, widmete sich Cypher hingegen der Überwachungskamera und begann vor der Linse herumzufuchteln, als würde er irgendjemandem zuwinken wollen. Was zum Henker wollten die denn hier und woher wussten sie, wo er wohnte? Nun, das würde er definitiv noch herausfinden und so ging er zum Hauseingang und öffnete die Tür. Auch heute sahen die beiden genauso merkwürdig aus wie gestern. Cypher trug ein schwarzes T-Shirt mit Totenkopf, mehrere Ketten mit Kruzifixen und Nietenarmbänder. Hunter stand etwas hinter ihm und hatte ein T-Shirt an auf dem der Spruch „What Doesn’t Kill You… Disappoints Me!“ zu lesen war.

„Tagchen“, grüßte Cypher. „Ich hoffe, wir stören nicht.“

„Woher wisst ihr, wo ich wohne?“ wollte Leron sofort wissen und hielt sich auch nicht wirklich mit Höflichkeitsfloskeln auf. Aber Cypher verzog keine Miene und nur Hunter schien noch finsterer dreinzublicken als sonst.

„Wir hatten Dr. Dawson gefragt, weil es da noch etwas gibt, was Hunter auf dem Herzen liegt und worüber er mit dir sprechen wollte.“

„Mit mir?“ fragte Leron etwas verwundert, doch Hunter schwieg beharrlich und ließ nur ein leichtes Grummeln vernehmen, bevor er Lerons Blick auswich. Na den Kerl sollte mal einer verstehen. Schließlich ließ er sie dann rein und führte sie ins Wohnzimmer. Cypher ließ staunend den Blick umherschweifen und rief begeistert „Woah! Ist das eine Prachtbude. Hammerstark!“

Leron ignorierte dies, bot ihnen der Höflichkeit halber Getränke an, doch beide lehnten ab und so bat er sie, gleich zum Punkt zu kommen. Doch Hunter schwieg immer noch, weshalb Cypher für ihn das Reden übernahm, da er wohl merkte, dass sein Freund so schnell keinen Ton von sich geben würde. Aus welchen Gründen auch immer.

„Als er hörte, dass du zur Cohan-Familie gehörst, hat er sich ein paar Gedanken gemacht. Vor allem weil er beobachtet hat, dass du Probleme hast. Sorry, dass wir das so direkt fragen, aber kann es sein, dass du Halluzinationen hast?“

Ein eisiger Schauer durchfuhr Leron, als ihm diese Frage gestellt wurde. Woher wussten die beiden das und warum fragten sie danach? Bevor er diese Frage stellen konnte, kam plötzlich Hunter zuvor, der nun endlich seinen Mund aufmachte und die Sache erklärte: „Ich habe beobachtet, dass du manchmal völlig neben der Spur warst und nichts mitbekommen hast“, erklärte er. „Du hast dann ins Leere gestarrt, als wärst du völlig abgetaucht. Und ich kenne diesen Blick. Du bist schizophren… genau wie ich.“

„Hunter litt unter Halluzinationen“, erklärte Cypher und legte dabei eine Hand auf Hunters. „Er hat Dinge gesehen, die nicht real waren und mit Personen gesprochen, die nicht existierten. Er litt außerdem unter Verfolgungswahn und hatte dann eine besonders heftige Attacke, als er sogar glaubte, seine eigenen Großeltern wären gar nicht echt, sondern durch außerirdische Gestaltwandler ausgetauscht worden. Die haben ihn daraufhin eingewiesen, um ihn auch vor sich selbst zu schützen. Eine Weile war er deshalb in der geschlossenen Klinik und nimmt seitdem Medikamente.“

„Und weshalb erzählt ihr mir das?“ wollte Leron wissen und fühlte sich ein wenig unwohl bei diesem Gespräch.

„Ich bin bei einem Seelenklempner in Behandlung, der unsere Familie kennt“, erklärte Hunter und gab Leron eine etwas eingeknickte Visitenkarte. „Sein Vater war Psychotherapeut in Annatown und er kennt sich besser mit unserer Familiengeschichte aus. Ich würde dir raten, zu ihm zu gehen. Wenn du ihm sagst, du wärst einer von den Cohans, kriegst du meistens schon direkt am nächsten Tag einen Termin.“

„Das ist nett, aber ich habe schon…“

„Ich war auch schon bei mehreren gewesen“, unterbrach Hunter ihn. „Aber die konnten mir nicht weiterhelfen, weil sie mich nicht verstanden haben. Die kapieren nicht, dass wir das alles schon von Geburt an haben und die Medikamente, die sie verschreiben, wirken meistens auch nicht. Deswegen sag ich: geh zu Dr. Larson. Eigentlich macht er nur stationäre Behandlungen, aber er macht bei Ausnahmen auch einfache Sitzungen ohne stationären Aufenthalt.“

Leron nahm die Karte entgegen und betrachtete sie. Es war die Anschrift einer psychiatrischen Klinik, von der Leron schon mal gehört hatte. Sie war nicht sonderlich schwer zu erreichen und nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Der Name auf der Karte lautete „Dr. Yorick Larson, Neurologie und Psychiatrie“. Wieder sah er zu Hunter auf, der seinerseits zur Seite schaute und etwas unruhig an seinen Händen spielte. War der Kerl etwa nervös?

„Und die Behandlung hat dir geholfen?“

Hunter nickte, hüllte sich aber wieder in Schweigen. Dafür übernahm nun Cypher wieder für ihn.

„Ihm ist natürlich klar, dass es keine dauerhafte Heilung gibt. Er wird für den Rest seines Lebens auf Medikamente und Therapien und angewiesen sein, aber sein Wunsch ist es, ein normales Leben wie alle anderen zu führen. Dr. Larson hatte erkannt, dass Hunter sehr empfindlich auf Stress reagiert, vor allem weil er nicht mit spontanen Situationen umgehen kann. Er ist dann einfach überfordert und fühlt sich überfallen, was dann bei ihm zu Aggressionen führt. Deshalb hat er ihm angeraten, festen Strukturen zu folgen und somit eine eigene Ordnung zu haben, an der sich Hunter orientieren kann. Und ich unterstütze ihn dabei, indem wir immer feste Zeiten für Mahlzeiten haben oder nur an ganz bestimmten Tagen spezielle Aufgaben erledigen. Dr. Larsons Therapie besteht darin, eine Strategie zu entwickeln, wie ihr euer Leben so gestalten könnt, dass ihr besser mit gewissen Dingen umgehen könnt, die solche „Anfälle“ auslösen können. Da er weiß, wie die Cohans gestrickt sind, kann er auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen und weiß dementsprechend, wie er mit solchen Leuten zu handhaben hat.“

„Allerdings wird er auch deinen Freund mit einbeziehen“, ergänzte nun Hunter. „Da er mit dir zusammenlebt, wird er auch einen Teil dazu beitragen müssen.“

„Das ist besser für alle Beteiligten und hilft auch Simon, es besser zu verstehen“, bestätigte Cypher nickend. „Ich zum Beispiel helfe Hunter, auf sein Umfeld zuzugehen und passe auf, dass er nicht den Bezug zur Realität verliert, wenn er mal keine Medikamente dabei haben sollte und wieder halluziniert. Dass man mal vergisst, sein Rezept einzulösen, kann ja schon mal passieren, aber wenn dann gleich ein heftiger Schub kommt, dann kann es unschön werden. Vor allem wenn du dann nicht mehr unterscheiden kannst, was du dir einbildest und was nicht. Deshalb bin auch ich für Hunter da. Ich bringe ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn er sich in seinen Verfolgungswahn und seine Halluzinationen verlieren sollte. Der Fakt ist, dass du auf jeden Fall jemanden brauchen wirst, der für dich da ist, wenn es zu solch einem Fall kommen sollte. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du ehrlich zu Simon bist und ihn mit einbeziehst.“

„Ich möchte das lieber von ihm fernhalten“, erklärte der Unternehmer sofort und winkte ab. „Es ist mein Problem und ich muss damit alleine…“

„Das wird nicht funktionieren“, unterbrach Hunter ihn mit deutlicher Überzeugung. „Du wirst emotionalen Halt brauchen und das wird dir auch Dr. Larson sagen.“

„Du musst dir das vorstellen wie bei Sigmund Freuds Modell des Unterbewusstseins“, versuchte Cypher zu erklären, um es besser zu veranschaulichen. „Es gibt das Es, das Über-Ich und das Ich. Das Es verkörpert unsere Triebe und das Über-Ich unsere Moral, unsere Regeln und unsere Vernunft. Beide liegen im Dauerstreit und das Ich muss versuchen, einen Kompromiss für beide zu finden. Bei eurer Familie ist das irgendwie so, dass da keine vernünftige Balance herrscht und das Über-Ich sich kaum gegen das Es durchsetzen kann. Heißt also im Klartext: je stärker deine Gefühle für jemanden sind, desto größer ist das Risiko, dass du die Kontrolle verlierst. Hm, wie erkläre ich das am besten? Es ist so, als wären deine Emotionen wie Musik und dein Verstand wie ein Verstärker. Selbst die harmlosesten Gefühle werden unkontrollierbar. Und wenn du mit Simon zusammen bist, solltet du ihn unbedingt in deine Therapie mit einbeziehen, damit er dir auch emotionale Stabilität geben kann.“

„Und vor allem wird es ihn weniger belasten, wenn er weiß, was los ist“, schloss sich Hunter an. „Ich spreche aus Erfahrung.“
 

Schließlich erhoben sich die beiden, um sich zu verabschieden. Dabei fragte Cypher kurz nach Simon, erfuhr dann aber, dass es ihm nicht gut ging und drückte dem Unternehmer daraufhin einen Umschlag in die Hand. Verwundert schaute dieser hinein und bemerkte, dass sich darin zwei Plastikröhrchen befanden, wie man sie aus der Arztpraxis kannte.

„Das Set für den DNA-Test ist vorhin angekommen“, erklärte Cypher. „Ich hab meine Probe schon fertig. Die ist auch schon beschriftet und ich habe da einen Sticker draufgeklebt, damit sie nicht verwechselt werden. Und ich wollte mich noch bedanken, dass du den Test bezahlen willst. Simon hatte es mir gestern Abend geschrieben gehabt, dass du die Kosten übernehmen willst. Du bist echt schwer in Ordnung.“

„Schon gut.“

Leron begleitete die beiden zur Tür und verabschiedete sich von ihnen. Danach ging er nach Simon sehen, um Ihm den Umschlag zu geben. Vorsichtig klopfte er an und öffnete langsam die Tür. Inzwischen hatte sich der Brünette angezogen und sah nun ein klein wenig besser aus, auch wenn er augenscheinlich immer noch Kopfschmerzen hatte. Leron setzte sich zu ihm und streichelte zärtlich seinen Kopf. Dieser lächelte müde und murmelte „Ich glaube, heute bleibe ich lieber auf Sparflamme.“

Doch Leron hatte Verständnis für ihn und sah auch selbst ein, dass es eine ziemlich dumme Idee war, in einer Sauna Sex zu haben, vor allem weil Simon doch nie zuvor in solch einer war und dementsprechend an so heiße Temperaturen nicht gewöhnt war. Ein bisschen Mitschuld trug er ja auch, denn er hätte besser auf ihn Acht geben sollen.

„Cypher und Hunter waren gerade da gewesen. Das Set für den DNA-Test ist heute angekommen und deine DNA-Probe wird noch gebraucht. Cypher hat seine schon fertig und markiert, damit nichts verwechselt wird. Du musst einfach nur eine Speichelprobe abgeben.“

„Genau wie bei einem Vaterschaftstest“, stellte Simon schmunzelnd fest und nahm den Umschlag entgegen. Er holte die zwei Röhrchen heraus und bemerkte, dass eines davon einen Totenkopfaufkleber hatte. Wirklich passend für Cypher. Nun nahm er das andere Röhrchen, schraubte es auf und holte das Wattestäbchen heraus. Doch er zögerte noch, denn ihn überkam ein wenig Angst. Was war, wenn er sich in seine Idee vollkommen verrannt hatte und dann enttäuscht sein würde, wenn sich dann herausstellte, dass Cypher gar nicht sein Bruder passiert war? Er wünschte sich schon einen Bruder und die Enttäuschung wäre schon sehr groß, wenn sich herausstellte, dass sie nicht miteinander verwandt waren…

„Was hast du?“ fragte Leron als er bemerkte, dass Simon ein wenig bedrückt wirkte. „Hast du Angst vor dem Ergebnis?“

Ein Nicken kam zur Antwort und er erkannte, dass der Junge jetzt ein paar aufbauende Worte brauchte und nahm ihn in den Arm, um ihn wieder aufzubauen.

„Ich hätte so gerne eine Familie“, gestand Simon. „Als ich klein war, wollte ich schon immer adoptiert werden und habe die Kinder beneidet, die die Chance bekommen hatten. Aber irgendwann hatte ich es aufgegeben, weil es mir sonst nur weiterhin wehgetan hätte. Aber nun besteht eine Möglichkeit, dass ich eventuell einen Verwandten habe und wieder habe ich diesen starken Wunsch nach einer Familie. Doch was ist, wenn ich mich nur in irgendetwas hineinsteigere und dann am Ende wieder so enttäuscht werde? Davor habe ich am meisten Angst.“

„Du brauchst keine Angst zu haben. Selbst wenn er nicht dein Bruder sein sollte, bin ich doch für dich da und fange dich auf, wenn es mir schlecht geht. Du bist nicht mehr alleine wie damals.“

Damit hob er Simons Kinn und küsste ihn. Dankbar legte dieser seine Arme um ihn und erwiderte den Kuss, wobei er aber neckisch anmerkte: „Aber ohne Zunge. Nicht, dass sich deine DNA noch versehentlich noch mit meiner mischt und das Ergebnis verfälscht wird.“

„Na schön, dann muss der Kuss halt nach dem Test warten.“

Damit nahm Simon sein Stäbchen und nahm die Speichelprobe. Nachdem er fertig war und es zurück in das Röhrchen gelegt und es beschriftet hatte, schlang er seine Arme um Leron und küsste ihn. Dieses Mal wurde es ein wesentlich intensiverer Kuss als gerade eben und es fiel ihnen schwer, sich wieder voneinander zu lösen, aber Brünette merkte, dass ihm immer noch ziemlich viel an Energie fehlte. Warum nur musste er es auch so dermaßen übertreiben? Als ob es ihm nicht eh schon peinlich genug war, dass er vor Leron so eine schlechte Figur machen musste und sich so schlapp fühlte. Na hoffentlich hörte wenigstens sein Kopf nachher zu dröhnen auf, nachdem er das Aspirin hinuntergewürgt hatte. Schließlich packte Leron das Röhrchen wieder in den Umschlag und bot an, den Test nachher per Post zu verschicken, damit so schnell wie möglich das Ergebnis kam. Mit einer Umarmung bedankte sich Simon und versprach mit einem frechen Grinsen „Wenn ich morgen wieder fit bin, revanchiere ich mich dafür.“

Und da konnte der Unternehmer nicht anders, als zu schmunzeln, als er das hörte und erwiderte „Du hast dich schon gestern mehr als genug revanchiert. Mach dir heute einen ruhigen Tag, ich bin gleich zur Post und danach muss ich ohnehin noch ein paar Telefonate führen.“

„Telefonate?“ fragte Simon und schaute ihn irritiert an, denn eigentlich hatte er gedacht gehabt, dass Leron seinen Termin schon hatte und eine Weile Abstand zu seinem Job zu nehmen, um sich mal um sich selbst zu kümmern. Doch wie sich herausstellte, hatte Leron vor, sich eventuell einen anderen Psychologen zu suchen und erklärte, dass Hunter ihm angeraten hatte, sich an einen gewissen Dr. Larson zu wenden, der über das Cohan-Phänomen Bescheid wusste und offenbar eine spezielle Therapie entwickelt hatte.

„Dieser Kerl meinte, dass ich auch kurzfristig einen Termin bekommen könnte. Darum will ich nachher mal anrufen. Aber erst schicke ich euren Test zur Post. Brauchst du irgendetwas, was ich dir vielleicht mitbringen kann?“

„Hm… wie wäre es mit was zu knabbern für heute Abend? Wir könnten uns mal die besten schlechtesten Filme reinziehen und uns über den Schwachsinn beömmeln, die allen Ernstes auf die Kinoleinwand gekommen sind. Zum Beispiel Birdemic oder Angriff der Killertomaten. Oder Troll 2. Dann können wir uns einen lustigen Abend machen!“

Ja, das klang sehr verlockend und so konnten sie auch mal einen ganz normalen und ruhigen Tag als Pärchen verbringen. Also verabschiedete er sich fürs Erste von Simon und drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange bevor er ging. Da es draußen langsam deutlich bewölkter wurde, ging er noch einen Regenschirm und seine Jacke holen. Doch kaum, dass er gehen wollte, hörte er wieder diese fremde Stimme, die nicht zu Michael gehörte. Und sie klang nicht gerade erfreut. Nein, sie war wütend.

„Sag mal wie dämlich bist du eigentlich? Ist dir eigentlich klar, was passieren wird, wenn du diesen Test abschickst? Er wird positiv ausfallen und wenn das geschieht, wird dieser hässliche Freak Simon wegnehmen. Willst du das wirklich zulassen? Simon gehört allein dir und du darfst nicht zulassen, dass ihn irgendjemand wegnimmt, okay? Vernichte einfach den Test und bring diesen Mistkerl um, damit er nie wieder in seine Nähe kommt.“

Diese Stimme klang so durchdringend, dass Leron erst im letzten Moment realisierte, dass er tatsächlich kurz davor stand, den Test im nächsten Mülleimer zu entsorgen. Erschrocken wich er zurück und steckte den Umschlag in seine Tasche. Nein, er durfte nicht auf diese Stimme hören. Wenn er den Test vernichtete, würde Simon ihm das nicht so schnell verzeihen. Er durfte sich nicht von seiner Eifersucht beherrschen lassen und kopflos handeln. Das war es auch, was Cypher und Hunter gesagt hatten: starke Gefühle waren gefährlich für ihn. Seine Familie war dafür besonders anfällig. Liebe konnte zur Besessenheit werden, Hass zu Mordlust und Eifersucht zu Kontrollwahn. Wenn er auf diese Stimme in seinem Kopf hörte, würde er alles kaputt machen und es würde schlimmstenfalls darauf hinauslaufen, dass er Simon verlieren könnte.

Nein, sagte er sich und versuchte, den Gedanken abzuschütteln. Ich werde stark bleiben und nicht zulassen, dass ich mich von meiner Krankheit beherrschen lasse!
 

Mit diesem festen Entschluss wollte er sich nun auf den Weg machen, hörte dann aber ein Klingeln an der Haustür. In der Annahme, es könnten wieder diese beiden komischen Typen sein, die vielleicht versehentlich etwas vergessen hatten, ging er hin um zu öffnen. Doch da standen nicht Cypher und Hunter vor ihm, sondern Michael. In seinen goldgelben Augen spiegelten sich Hass und Wahnsinn wieder.

„Hallo Ronnie!“ grüßte ihn dieser mit einem breiten Grinsen. „Du hast etwas, das mir gehört. Deshalb werde ich ein kleines Bestrafungsspiel spielen!“

Und bevor Leron reagieren konnte, holte Michael einen Elektroschocker hervor und verpasste seinem jüngsten Bruder eine volle Ladung. Ein schmerzhafter Stromstoß jagte durch Lerons Körper und er schrie auf, als ihn der brennende Schmerz überkam, dann brach er unter heftigen Zuckungen zusammen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Yamasha
2016-04-28T05:12:24+00:00 28.04.2016 07:12
Ich find gut,dass leron versucht,sich nicht von seiner Krankheit beherrschen zu lassen.
Aber omg,Michael!ich bekomm grad voll Panik!!
Von:  kmolcki
2016-04-27T04:58:53+00:00 27.04.2016 06:58
Nein...oh Gott, ich befürchte sehr Schlimmes !

Tolles Kapitel mit sehr schlimmen Ende :(

LG Kmolcki
Antwort von:  Sky-
27.04.2016 08:54
Aber so bleibt es spannend und ich kann meine Leser ein klein wenig ärgern *muahahaha*
Antwort von:  Meowlody100
27.04.2016 10:21
Böse Temmie... Böse, böse Temmie!!!
Von:  Seranona
2016-04-27T04:47:39+00:00 27.04.2016 06:47
Oh shit.....
Ich meine den letzten Abschnitt....
O.O

Wie hunter und Cypher Leron von allem erzählen finde ich gut...
Leron sieht damit, dass er nicht der Einzige mit diesem Problem ist.
Und vielleicht nimmt er auch so die Hilfe besser an.
Dass Cypher für Hunter spricht kriegt jetzt somit auch eine Begründung ;3
Irgendwie kann man die beiden als eine Art Zukunft von Leron und Simon sehen.

Nur Michael macht jetzt alles kaputt. u.u'
Antwort von:  Sky-
27.04.2016 08:52
Ja ich liebe die beiden einfach und überlege, eventuell eine Art Spin-off mit Cypher und Hunter zu schreiben, wenn Petboy Contract vorbei ist. Die beiden harmonieren wirklich gut zusammen und tatsächlich haben sie sehr viele Ähnlichkeiten mit Leron und Simon, nur dass sie etwas spezieller in ihrer Art und Weise sind.

Klar macht Michael die Stimmung kaputt, aber irgendwann musste er doch mal auftauchen und zuschlagen. Bleibt nur zu hoffen, dass Leron es irgendwie schafft, Simon zu retten, oder dass Simon flüchten kann.
Antwort von:  Seranona
27.04.2016 12:28
Klingt interessant :)
Ich freu mich ja auch schon ein wenig darauf zu lesen, was michael anstellen wird *evil grin*
Auch wenn mir leron und simon schon leid tun...
Aber mein Leserherz mag sadistische Geschichten xD
Von:  Meowlody100
2016-04-27T04:44:48+00:00 27.04.2016 06:44
😰 den Schrei hat bestimmt Simon gehört und kommt runter 😱
Antwort von:  Sky-
27.04.2016 08:53
Und dann wird ihn der größte Schreck seines Lebens erwarten.
Antwort von:  Meowlody100
27.04.2016 09:28
Und ich befürchte dass das Bestrafungsspiel diesmal eher auf Simon abziehlt und Leron muss zusehen 😨

Böse Fantasie, raus aus meinem Kopf 😖
Von:  Mamesa
2016-04-26T20:53:49+00:00 26.04.2016 22:53
😨der mistkel


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